SOLARENERGIE IN DEN VAE - 2014 PV im On- und Offgridbereich Zielmarktanalyse mit Profilen der Marktakteure Deutsch - Emiratische Industrie- und ...
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SOLARENERGIE IN DEN VAE 2014 PV im On- und Offgridbereich Zielmarktanalyse mit Profilen der Marktakteure Deutsch - Emiratische Industrie- und Handelskammer www.export-erneuerbare.de
Impressum Herausgeber Deutsch-Emiratische Industrie- und Handelskammer (AHK) German-Emirati Joint Council for Industry and Commerce (AHK) Abu Dhabi Abu Dhabi Mall, The Towers at Trade Center, West Tower, 1st fl., Office No.104 P.O.Box 54702, Abu Dhabi UAE Phone: (+971) 26455200 Fax: (+971) 26457100 E-Mail: info@ahkabudhabi.ae Website: www.ahkuae.com Stand 23. Juli 2014 Redaktion Marie Fenk Muzainah Hamarneh Simone Lisker-Goeldenbot Dalia Zayed Dr. Dalia Samra-Rohte Anna Christina Scheiter 1
Disclaimer: Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Herausgebers. Sämtliche Inhalte wurden mit größtmöglicher Sorgfalt und nach bestem Wissen erstellt. Der Herausgeber übernimmt keine Gewähr für die Aktualität, Richtigkeit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen. Für Schäden materieller oder immaterieller Art, die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der dargebotenen Informationen unmittelbar oder mittelbar verursacht werden, haftet der Herausgeber nicht, sofern ihm nicht nachweislich vorsätzliches oder grob fahrlässiges Verschulden zur Last gelegt werden kann. 2
Inhalt Executive Summary ............................................................................................................................................................... 6 Teil A. Solarenergie in den VAE .............................................................................................................................................. 7 1. Vereinigte Arabische Emirate (VAE) ................................................................................................................................... 7 1.1 Demografische & wirtschaftliche Kennziffern des Landes ...................................................................................................8 1.2 Historische Entwicklungen ...................................................................................................................................................9 1.3 Politische Hintergründe .......................................................................................................................................................9 1.4 Wirtschaftliche Entwicklungen ..........................................................................................................................................10 1.5 Rechtliche Grundlagen .......................................................................................................................................................12 1.6 Deutsch-Emiratische Beziehungen .....................................................................................................................................13 2. Der Energiemarkt ............................................................................................................................................................. 14 2.1 Öl- und Gassektor in den VAE ............................................................................................................................................14 2.1.1 Erdöl ...........................................................................................................................................................................14 2.1.2 Erdgas ........................................................................................................................................................................15 2.2 Diversifizierung der Energieversorgung .............................................................................................................................16 2.2.1 Prognosen zur Entwicklung der Energienachfrage ....................................................................................................17 2.2.2 Stromerzeugungs- und Meerwasserentsalzungsanlagen ..........................................................................................20 2.2.3 Atomkraft in Abu Dhabi .............................................................................................................................................23 2.2.4 Ein innovatives Müllheizkraftwerk („Waste-to-energy“) in Abu Dhabi .....................................................................23 2.3 Status Quo im Bereich Wasser und Abwasser ...................................................................................................................24 2.4 Endverbraucherpreise Wasser und Strom .........................................................................................................................28 2.4.1 In Abu Dhabi ..............................................................................................................................................................28 2.4.2 In Dubai ......................................................................................................................................................................28 3. Solartechnologie in den VAE ............................................................................................................................................ 31 3.1 Klimatische Rahmenbedingungen für die Anwendung von Solarenergie ..........................................................................31 3.2 Marktpotenzial für Solartechnologie in den VAE ...........................................................................................32 3.3 Solartechnologien der VAE im Überblick ...........................................................................................................................36 3.4 Aktuelle Projekte für Solartechnologie in Abu Dhabi .........................................................................................................39 3.4.1 Die Masdar Initiative ..................................................................................................................................................39 3.4.2 Internationale Projekte von Masdar ..........................................................................................................................44 3.5 Aktuelle Projekte für Solartechnologie in Dubai ................................................................................................................46 3.5.1 Mohammed bin Rashid Al Maktoum Solar Park ........................................................................................................47 3.6 Aktuelle Projekte für Solartechnologie in Fujairah ............................................................................................................47 3.7 Aktuelle Projekte für Solartechnologie in Ras Al-Khaimah ................................................................................................48 3.8 Profile der Marktakteure ...................................................................................................................................................49 3.8.1 Abu Dhabi ..................................................................................................................................................................49 3.8.2 Dubai und nördliche Emirate .....................................................................................................................................51 3
4. Das Ausschreibungswesen in den VAE ............................................................................................................................. 53 4.1 Ausschreibungen & Vergabeverfahren für den Sektor erneuerbare Energien ...................................................................53 4.2 Qualitätsstandards für den Sektor erneuerbare Energien .................................................................................................54 4.3 Ausschreibungsverfahren bei Masdar ...............................................................................................................................54 4.4 Ausschreibungsverfahren bei der DEWA ...........................................................................................................................56 4.5 Lokale Besonderheiten und Notwendigkeit einer lokalen Firmenvertretung ....................................................................57 5. Wichtige Behörden und Institutionen .............................................................................................................................. 58 5.1 In Abu Dhabi ......................................................................................................................................................................58 5.1.1 Mubadala Development: Masdar Initiative ...............................................................................................................58 5.1.2 International Renewable Energy Agency (IRENA) ......................................................................................................59 5.1.3 Abu Dhabi National Energy Company (TAQA) ...........................................................................................................59 5.1.4 Abu Dhabi Environmental Agency .............................................................................................................................60 5.1.5 Abu Dhabi Water and Electricity Authority (ADWEA) ................................................................................................61 5.1.6 Regulation and Supervision Bureau of Abu Dhabi .....................................................................................................63 5.2 In Dubai..............................................................................................................................................................................64 5.2.1 Dubai Electricity and Water Authority (DEWA) .........................................................................................................64 5.2.2 Dubai Municipality .....................................................................................................................................................65 5.2.3 TECOM Investments ..................................................................................................................................................65 5.2.4 Enpark ........................................................................................................................................................................66 5.2.5 Solar Technologies FZE und Dubai TechnoPark .........................................................................................................67 5.3 Die Föderale Ebene ............................................................................................................................................................68 5.3.1 Ministry of Energy ......................................................................................................................................................68 5.3.2 Ministry of Environment and Water ..........................................................................................................................69 5.3.3 Federal Electricity& Water Authority (FEWA)............................................................................................................69 5.3.4 Middle East Solar Industry Association (MESIA) ........................................................................................................69 6. Messen, Events und Auszeichnungen ............................................................................................................................... 71 6.1 In Abu Dhabi ......................................................................................................................................................................71 6.1.1 World Future Energy Summit ....................................................................................................................................71 6.1.2 Zayed Future Energy Prize .........................................................................................................................................71 6.2 In Dubai..............................................................................................................................................................................72 6.2.1 WETEX ........................................................................................................................................................................72 6.2.2 Solar Middle East Exhibition Dubai ............................................................................................................................72 7. Rechtliche Rahmenbedingungen für Geschäftstätigkeiten in den VAE ............................................................................. 73 7.1 Firmengründung und Lizensierung in den VAE ..................................................................................................................73 7.2 Rechtliche Niederlassungsformen in den VAE ...................................................................................................................74 7.2.1 Gründung einer Zweigniederlassung eines ausländischen Unternehmens ...............................................................74 7.2.2 Abgrenzung Repräsentationsbüro / Zweigniederlassung (Branch) ...........................................................................75 7.2.3 Service Agent .............................................................................................................................................................76 7.2.4 Joint Venture Gesellschaft .........................................................................................................................................76 7.2.5 Limited Liability Company (LLC) .................................................................................................................................76 7.2.6 Überblick über die Niederlassungsformen ................................................................................................................78 7.2.7 Gründung einer Zweigniederlassung bzw. Gesellschaft in einer Freihandelszone ....................................................79 7.2.8 Niederlassungsformen ...............................................................................................................................................80 7.2.9 Überblick über die Niederlassungsformen in den Freihandelszonen ........................................................................81 4
8. Evaluierung der Marktchancen ........................................................................................................................................ 82 8.1 SWOT-Analyse der Marktchancen im Solarenergiemarkt .................................................................................................82 Teil B. Wissenswertes zum Aufenthalt in den VAE ............................................................................................................... 84 1. Hinweise zur Gesprächsführung ..........................................................................................................................................84 2. Interkulturelle Aspekte.........................................................................................................................................................84 3. Umgang mit arabischen Geschäftspartnern ........................................................................................................................85 Teil C. Quellenverzeichnis .................................................................................................................................................... 86 1. Quellenverzeichnis für die VAE ............................................................................................................................................86 2. Weitere Quellen ...................................................................................................................................................................87 Teil D. Tabellen- und Abbildungsverzeichnis ........................................................................................................................ 88 Teil E. Abkürzungsverzeichnis .............................................................................................................................................. 89 5
Executive Summary Trotz der vorhandenen Öl- und Gasreserven spielt das Thema erneuerbare Energien eine zunehmend große Rolle in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) und Oman. Hintergrund ist der steigende Energiebedarf, der durch alternative Energiequellen gedeckt werden soll. Obwohl die Region mit 300 Sonnentagen pro Jahr ein ideales Umfeld für Solarenergie bietet, stehen niedrige Kosten für fossile Energie und hoch subventionierte Strom- und Wasserpreise der Einführung eines Einspeisegesetzes in beiden Ländern bislang noch im Weg. Die VAE haben in der Golfregion eine Vorreiterrolle eingenommen. Die Nachbarländer Saudi Arabien, Katar und Oman entwickeln ambitionierte Investitionspläne, die sich jedoch noch in früheren Entwicklungstadien befinden und teilweise von den emiratischen Erfahrungen profitieren. Angesichts zunehmender Knappheit an Erdöl- und Erdgasressourcen im Oman und der geplanten Diversifizierung der Wirtschaft steigen die Bereitschaft und das Bewusstsein für die Anwendung von alternativen Technologien. Die Nutzung der Solarenergie unter Anwendung von innovativen Photovoltaik- Technologien wurde dabei als bevorzugte und effektivste Möglichkeit bewertet. Da sich die Entwicklung im Oman noch in einem sehr frühen Stadium befindet und erheblicher Bedarf an innovativen Konzepten ausländischer Experten besteht, auf deren Basis die notwendigen gesetzlichen Grundlagen geschaffen werden sollen, ist momentan ein idealer Zeitpunkt zum Aufbau von persönlichen Kontakten vor Ort. In Abu Dhabi ist im Rahmen der Masdar Initiative der Bau einer „Öko-Stadt“, Masdar City, inzwischen in Teilen erfolgt. Der Energiebedarf von Masdar City soll vollständig mit erneuerbaren Energiequellen gedeckt werden. Auch das Emirat Dubai hat mit der Bekanntgabe des Baus eines 1.000 MW Solarparks Anfang 2013 ein Zeichen für den Ausbau der Solarenergie gesetzt. Der Park soll bis zum Jahr 2030 kontinuierlich ausgebaut werden, um ein Teil des Zieles, bis 2020 7% des Strombedarfs aus erneuerbaren Energien zu gewinnen, in den VAE zu realisieren. Persönliche Kontaktaufnahme zu Entscheidungsträgern sowie ein frühzeitiger Aufbau eines persönlichen Netzwerkes sind entscheidende Kriterien für den langfristigen Markterfolg in beiden Ländern. Das Geschäftsreiseprogramm bietet die Möglichkeit, sich frühzeitig zu positionieren, um bei Einführung eines Einspeisegesetzes bereits über gute persönliche Kontakte zu verfügen und einen Vertrauensvorsprung zu genießen. Zu beachten ist, dass statistisches Datenmaterial in der gesamten arabischen Welt nicht zeitnah veröfflicht wird bzw. die Daten nicht immer ganz zutreffen. Darüber hinaus lassen sich Interviewpartner nicht gerne namentlich mit Position und Unternehmenszugehörigkeit nennen. Daher wird im Rahmen der Studie lediglich allgemein auf „Experteninterviews“ hingewiesen. Hinweis: Das Executive Summary bezieht sich auf das Thema Erneuerbare Energien in VAE und Oman. Die Zielmarktanalyse der VAE ist ebenfalls im Internet zu finden. 6
Teil A. Solarenergie in den VAE Die Zielmarktanalyse ermöglicht einen Einblick in den emiratischen Energiemarkt der erneuerbaren Energien und konzentriert sich auf die Solartechnologien, insbesondere Photovoltaik. Diese Technologie wurde in der Golfregion sowohl im On- als auch im Offgridbereich als besonders vielversprechend identifiziert. 1. Vereinigte Arabische Emirate (VAE) Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) bestehen aus einer Föderation von sieben Emiraten: Abu Dhabi, Dubai, Sharjah, Ajman, Umm Al-Qaiwain, Ras Al-Khaimah und Fujairah. 1971 schlossen sich die damals eigenständigen Emirate zur Föderation der VAE zusammen. Ras Al-Khaimah trat 1972 bei. Das Emirat Abu Dhabi, als Landeshauptstadt das wichtigste politische Zentrum, sowie das Emirat Dubai bestimmen das Bild des Landes im Ausland. 56 % des Bruttoinlandsprodukts kommen aus dem Emirat Abu Dhabi1, welches über 94 % der Ölreserven verfügt.2 Allzu leicht werden wegen dieser Wahrnehmung die erheblichen wirtschaftlichen Unterschiede innerhalb der sieben Emirate nivelliert und das wirtschaftliche Potential beziehungsweise der Warenkorb und die Konsumgewohnheiten zu gleichmäßig auf alle Bewohner projiziert. Generell ist darauf hinzuweisen, dass aufgrund lokaler Gegebenheiten eine zuverlässige Erfassung von Daten in den VAE nicht immer möglich ist. Offiziell publizierte Statistiken entsprechen zum Teil nicht der gesamten Realität, weshalb zusätzliche Gespräche mit lokalen Experten für diese Studie von höchster Wichtigkeit waren. Aus diesen Gründen beruhen einige Angaben der Quellen auf Gesprächen mit Experten, die nicht immer genannt werden möchten. 1 Abu Dhabi Council for Economic Development: Abu Dhabi’s Economic Performance in the Last 10 Years. http://www.adced.ae/uploads/Chartbook.pdf (abgerufen am 14.11.2014) 2 United Arab Emirates Ministry of Economy: Oil & Gas. http://www.uaetrade-usa.org/index.php?page=economic-sectors-in-uae&cmsid=48 (abgerufen am 19.2.2014) 7
1.1 Demografische & wirtschaftliche Kennziffern des Landes Hauptstadt: Abu Dhabi Fläche: 83.600 km² (entspricht etwa der Fläche von Österreich) Bevölkerung: 9 Mio. (2013); davon rd. 88 % Ausländer Bevölkerungsdichte: 108 Einwohner/km² Bevölkerungswachstum: 2.87 % (2013) Wechselkurs: 1 USD = 3,67 AED (Arab Emirates Dirham) (gekoppelt an den USD) 1 EUR = 5,06 AED BIP je Einwohner: 2014: 43.434 USD (Prognose) 2013: 43.185 USD (Prognose) 2012: 43.774 USD Wirtschaftswachstum: 2014: +3,9 % (Prognose) 2013: +4,0 % 2012: +4,4 % Inflationsrate (geschätzt): 2014: 2.5 % (Prognose) 2013: 1,5 % 2012: 0,7 % Quellen: GTAI (Oktober 2013), Lexas (2012) (IMF 2013) (Oanda 2013) Grundsätzlich ist die Verlässlichkeit von statistischen Daten in den VAE nicht immer gegeben bzw. es ist ein gewisser Spielraum zu berücksichtigen. Bei der Erhebung der Bevölkerungszahlen kommt beispielweise erschwerend hinzu, dass der Großteil der Bevölkerung aus Gastarbeitern besteht, deren Zu- oder auch Abwanderung in direktem Zusammenhang mit der Wirtschaftssituation steht. 8
1.2 Historische Entwicklungen Mitte des 18. Jahrhunderts ließen sich die Beduinen der Qawasim und Bani Yas an der südlichen Golfküste nieder und begannen mit der Piraterie gegen die Handelsschifffahrt im Persischen Golf. So wurde dieser Landstrich auch als Piratenküste bekannt. Zentren waren die Häfen Sharjah und Ras Al-Khaimah, die auch zwei der heutigen Emirate ihre Namen gegeben haben. Zum Ende des Jahrhunderts waren die Qawasim so stark geworden, dass sie große Teile der persischen Südküste beherrschten und mit ihrer Flotte den Handel des Omans bedrohten. Erst als sich der Oman mit Großbritannien verbündete, wurden die Scheichtümer zwischen 1806 und 1820 unterworfen und die Piraterie eingedämmt. Die Scheichtümer kamen damit unter britisches Protektorat. In den folgenden Jahrzehnten entwickelten sich Abu Dhabi (gegründet 1761) und Dubai (gegründet 1833) zu wichtigen Handelsplätzen und Zentren der Perlenfischerei. Dieser Wirtschaftszweig brach allerdings um 1930 fast völlig zusammen, als Japan Zuchtperlen auf den Markt brachte. Erst mit den Erdölfunden 1958 und ihrer Nutzung ab 1962 begann wieder eine verstärkte wirtschaftliche Entwicklung. 1.3 Politische Hintergründe Das politische System der VAE basiert auf einer angemessenen Repräsentanz der einzelnen Herrscherfamilien in den sieben Emiraten auf Bundesebene. Die wichtigsten Politikfelder sind eine gemeinsame Außen-, Sicherheits-, Erziehungs- und Gesundheitspolitik. Die Herrscher der einzelnen Emirate (Sheikhs) sind absolute Monarchen. Zentrale Figur ist der Staatspräsident, der in der Hauptstadt Abu Dhabi seinen Sitz hat. Der Stellvertreter des Präsidenten und nominell zweiter Mann im Staat ist der jeweils amtierende Herrscher des Emirats Dubai, der gleichzeitig als Premierminister fungiert. Sheikh Khalifa bin Zayed Al Nahyan wurde am 3. November 2004 nach dem Tod seines Vaters Sheikh Zayed bin Sultan Al Nahyan zum Präsidenten ernannt. Sheikh Zayed hielt diesen Posten seit der Staatsgründung in 1971 bis zu seinem Tod am 2. November 2004. Politische Gremien sind zum einen der Supreme Council, Organ der Herrscher der sieben Emirate, welcher die Richtlinien der Politik festlegt, und zum anderen der Federal National Council, welcher mit seinen 40 Mitgliedern Beraterstatus hat. Im Dezember 2006 wurden erstmalig 20 Mitglieder des Federal National Council durch Wahlmänner und –frauen gewählt. Insgesamt waren nur 6.689 Einwohner zur Wahl berechtigt, darunter 1.189 Frauen. Die weiteren 20 Mitglieder werden weiterhin ernannt. Am 24. September 2011 fanden die letzten Wahlen zum Federal National Council (FNC) statt. Neuer Sprecher des FNC ist Mohammed Ahmed Al Mur, und stellvertretende Sprecherin ist Frau Dr. Amal Al Qubaissi. Angesichts der Protestwellen, die in der arabischen Welt ausgebrochen waren, zeigte die Regierung sich aufgeschlossen und vervielfachte die Anzahl der Wahlmänner und –frauen auf 129.274. Dabei achtete man darauf, den Anteil der jugendlichen Wählerschaft sowie den Beteiligungsgrad der Frauen beträchtlich zu steigern. Diese Maßnahmen kann man als Prävention auffassen, da die VAE vom „Arabischen Frühling“ kaum betroffen waren. Bis auf eine Petition für ein allgemeines Wahlrecht, unterschrieben von 160 Intellektuellen, und die Festnahme weniger Blogger gab es keine weiteren Zwischenfälle. Die 9
Proteste in den Nachbarländern Oman und Bahrain ließen aber die herrschende Elite aufhorchen und führten zu einer Beteiligung von 500 emiratischen Soldaten an der Niederschlagung der Proteste in Bahrain. Die exekutive Gewalt wird auf Emiratsebene von den Executive Councils ausgeübt. In März 2014 wurde der Abu Dhabi Executive Council durch Dekret von Sheikh Khalifa bin Zayed Al Nahyan neugestaltet. Ein möglicher Grund für diese Umbildung des Councils könnte der gesundheitliche Zustand des Präsidenten Sheikh Khalifa bin Zayed Al Nahyan sein. Sheikh Mohammed bin Zayed Al Nahyan, Kronprinz von Abu Dhabi und Bruder (und rechte Hand) des Präsidenten, ist dadurch Chairman des Abu Dhabi Executive Council geworden. 1.4 Wirtschaftliche Entwicklungen Die Vereinigten Arabischen Emirate erleben seit nunmehr zwei Generationen einen beispiellosen Übergang von einer beduinischen und vorindustriellen zu einer städtischen und technologisch hoch modernen Gesellschaft. Bilder von Abu Dhabi und Dubai aus den 60er Jahren rufen beim heutigen Betrachter Staunen hervor. Es liegt auf der Hand, dass sich Angebot und Nachfrage nach Gütern analog zu dieser Entwicklung verändert haben. Trotz anhaltender Industrialisierung bleiben die VAE bis heute bei vielen Produkten importabhängig. Daraus resultieren enorme Liefermöglichkeiten für ausländische Hersteller in nahezu allen Branchen. Des Weiteren spricht die Quote von Re-Exporten aus Dubai in die Nachbarländer für den Standort VAE als regionales Distributionszentrum. Dubai gilt nach Singapur und Hongkong als der drittwichtigste Re-Export Standort der Welt. Die internationale Öffentlichkeit beklagt oft die vollkommen unzulängliche Transparenz der Vereinigten Arabischen Emirate hinsichtlich makro- und mikroökonomischer Daten. Haushaltsdaten werden nur in Teilbereichen und zu unbestimmten Zeitpunkten herausgegeben. Meist lässt sich aus ihnen auch nicht die Finanzlage der Emirate ablesen. Mit dem schnellen wirtschaftlichen Aufschwung und der Internationalisierung des Handels ging die Notwendigkeit einher, auch das Rechtssystem neu zu schaffen und zu reformieren, um den radikal geänderten Rahmenbedingungen Rechnung zu tragen. Insbesondere das Wirtschaftsrecht müsste angesichts der mittlerweile bestehenden WTO-Mitgliedschaft der Vereinigten Arabischen Emirate den internationalen Standards angepasst werden, damit eine verlässliche Grundlage für ausländische Unternehmen und Investoren geschaffen werden könnte. Während in den VAE bislang wenig eigene Produktion vorhanden ist, gelten sie aufgrund der geostrategischen Lage vielmehr als Umschlagplatz, was die folgende Statistik darstellt. 10
Tabelle 1: Außenhandel VAE allgemein (Mrd. US $): Mrd. US $ 2010 % 2011 % 2012 % Einfuhr 164,6 9,9 195,4 18,8 221,9 13,5 Ausfuhr 213,5 11,3 302,0 41,4 350,1 15,9 Saldo 48,9 106,6 128,2 Quelle: GTAI (Oktober 2013) 2013 stieg das emiratische BIP im Vergleich zum Vorjahr um 3.1%. Dieses Wachstum ist jedoch nicht nur dem Ölsektor zu verdanken. Ziel der VAE ist die Diversifizierung der Industrie, um die weitgehende Abhängigkeit von Öl und Gas zu mindern. Erdöl und Erdgas trugen 2012 40,2 % zum BIP bei. Die Diversifizierung soll durch strategische Entwicklungspläne wie die UAE Vision 2021, Abu Dhabi 2030 oder den Dubai Strategic Plan 2020 unterstützt werden. Im Rahmen der Pläne werden zahlreiche Bemühungen zur Ansiedlung ausländischer Investoren unternommen. Dies gilt besonders für die Ansiedlung produzierender Industrien. Mit der Wahl Dubais als Austragungsort der Expo 2020 ist derzeit eine deutliche Erholung im dortigen Immobiliensektor spürbar. Nach Wertverlusten von bis zu 50% zwischen 2008 und 2010 und einem fast vollständigen Baustopp von neuen Projekten stiegen seit 2012/13 die Mietpreise bei Neuvermietungen in guten Lagen um bis zu 30%. Als weiteres Anzeichen einer Belebung der Wirtschaft ist auch die teilweise Wiederaufnahme von zuvor gestoppten Projekten wie Dubai World oder dem Dubai Eye zu betrachten, sowie die fortschreitende Umstrukturierung des größten Immobilienunternehmens in Dubai, Nakheel. 25 Mio. Touristen werden im Rahmen der Expo 2020 erwartet. Dadurch sollen 277 000 Arbeitsplätze geschaffen werden, insbesondere im Tourismus und in der Baubranche.3 Schon vor der Vorbereitung der Expo 2020 hielt sowohl in Dubai wie auch in Abu Dhabi der Ausbau des Tourismus kontinuierlich an. Der Expo 2020-Effekt hat diese Tendenz verstärkt. Neue Hotelkapazitäten werden in beiden Emiraten fertiggestellt, wobei weiterhin Dubai die stärkste Position hat. Darüber hinaus profitierte Dubai von den Unruhen des arabischen Frühlings und hatte 2013 eine durchschnittliche Zimmerbelegung von 86% zu einem durchschnittlichen Zimmerpreis i.H.v. 267 USD erreicht.4 Vergleichsweise liegen die durchschnittlichen Zimmerbelegungen in der Hauptstadt Abu Dhabi bei 80% zu einem durchschnittlichen Zimmerpreis i.H.v. 217 USD. Darüber hinaus wurde Ende 2012 ein Gesetz verabschiedet, demzufolge als Voraussetzung für den Erhalt der Mietzulage („Housing allowance“) die Mitarbeiter des öffentlichen Sektors in Abu Dhabi verpflichtet sind, ihren Hauptwohnsitz in der Hauptstadt anzumieten oder zu besitzen. Dies hatte einen positiven Effekt auf die Miet- und Immobilienpreise in Abu Dhabi. Aufgrund hoher Energiepreise in den vergangenen Jahren und seiner Erdölressourcen verfügte das Emirat Abu Dhabi über eine stabile, sichere Einnahmenquelle. 2012 betrug der durch das Öl generierte Anteil des Bruttoinlandsprodukts von Abu Dhabi über 500 Mrd. AED. Dubai hingegen ist bereits seit mehreren Jahren ein Netto Öl- und Gasimporteur und damit fast völlig von seinem Privatsektor abhängig. Abu Dhabi ist daher im Vergleich zu Dubai weniger von wirtschaftlichen Zyklen betroffen. Darüber hinaus implementiert Abu Dhabi eine konservativere Investitionspolitik. Das Emirat wird oft als Finanzier der VAE bezeichnet. 3 MEED Insight report, Dubai Expo 2020 Projects Report 4 MEED, Yearbook 2014, S. 132 11
Weiterhin positiv entwickeln sich die Kernindustrien wie der Infrastruktursektor (Ausbau des Abu Dhabi Midfield Flughafen Terminals, Bau einer Metro in Abu Dhabi, Weiterentwicklung des Straßenbahnnetzwerkes in Dubai und Bau einer Eisenbahnlinie, die die GCC Länder verbinden soll). Auch der Luftfahrt-Cluster in Al Ain entwickelt sich positiv. Insbesondere in der Petrochemie wurde auf der Grundlage neuer Pläne der International Petroleum Investment Company (IPIC) die Kapazitäten ausgebaut, wie zum Beispiel durch den Bau einer neuen Raffinerie in Fujairah für 3 Mrd. USD, den Plan des österreichisch-emiratischen Unternehmens Borouge, 4,5 Mrd. USD in eine neue Plastikfabrik in Abu Dhabi zu investieren, oder das Joint Venture zwischen Chemaweyaat und Indorama Ventures für die Produktion von Paraxylen und Benzol in Madinat Chemaweyaat. Das strategische Ziel dahinter ist, die Kapazitäten des Landes entlang der Produktionskette zu entwickeln, um die Abhängigkeit von den Schwankungen in Rohstoffpreisen zu verringern und Nutzen aus den lokal geringen Strompreise ziehen zu können. Die verarbeitende Industrie nimmt mit einem Anteil von 16,4% des BIP daher eine wachsende Bedeutung für das nationale Wirtschaftswachstum in den VAE ein (GTAI, 2013). Deren Hauptsegmente sind: • Bausektor • Aluminiumindustrie • (Petro-)chemische Industrie • Metall- und Schwermaschinenindustrie • Keramische Industrie • Textilindustrie • Lebensmittelindustrie 1.5 Rechtliche Grundlagen Die VAE verfügen über ein konstitutionelles Rechtssystem. Die Verfassung nennt zwar die islamischen Rechtsgrundsätze (Shari’ah) als Hauptrechtsquelle, die Shari’ah selbst spielt in der praktischen Anwendung des Zivilrechts direkt jedoch mit Ausnahme von familienrechtlichen Angelegenheiten keine Rolle. Es wird allerdings darauf geachtet, dass neue Gesetze und die Auslegung bestehender Gesetze mit der Shari’ah vereinbar sind. Die relevanten Rechtsquellen in der Reihenfolge ihrer Bedeutung sind daher 1. Verfassung, 2. Bundes- und Emiratsgesetzgebung, 3. Shari’ah, 4. Handelsbräuche und Praxis. Die Verfassung hat die Gesetzgebungskompetenz in Bezug auf das Zivil- und Handelsrecht in Art. 121 dem Bund zugeteilt. Nach Art. 149, 151 können die jeweiligen Regierungen der einzelnen Emirate jedoch die notwendigen Regelungen treffen, solange und soweit deren Gegenstand nicht von einem Bundesgesetz geregelt wird. Die jeweiligen Regierungen sind gemäß Art. 125 auch für die Umsetzung der Bundesgesetze im Zivil- und Handelsrecht zuständig. Dementsprechend können deutliche Unterschiede bei der Rechtspraxis in den einzelnen Emiraten auftreten. Die Geltendmachung ausländischer Forderungen hängt einzig von der Rechtslage in den VAE ab. Abweichungen gibt es in Freizonen, wie zum Beispiel in Dubai Financial Center (DIFC). 12
1.6 Deutsch-Emiratische Beziehungen Für Deutschland sind die VAE einer der wichtigsten arabischen Handelspartner. Im April 2004 begründeten Deutschland und die VAE eine Strategische Partnerschaft. Die Partnerschaft begann mit einer Reihe hochrangiger politischer Kontakte, darunter zwei Besuche des damaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder. Die beiden Regierungen haben damit ihren Willen bekundet, die wirtschaftliche Verflechtung über den umfangreichen Handel hinaus zu intensivieren und auch politisch in vielen Fragen gemeinsam aufzutreten. Im Frühjahr 2010 besuchte Angela Merkel zum zweiten Mal in ihrer Funktion als Bundeskanzlerin die VAE. Vor dem Hintergrund einer gewaltigen Herausforderung für die VAE, was die zukünftige Energieversorgung und wirtschaftliche Vorsorge für die Zeit nach dem Ölboom betrifft, standen die Themen Bildung und erneuerbare Energien im Mittelpunkt, in Verbindung mit der Frage, wie Deutschland hier Partner sein kann. Trotz eines deutschen Exporteinbruches in den VAE im Krisenjahr 2009 konnten die Exportzahlen 2010 wieder um 23,1% auf 7,58 Mrd. Euro ansteigen. 2011 sanken die Exporte minimal (7,51 Mrd. Euro), doch die Importe verdoppelten sich (1,00 Mrd. Euro). 2012 erfolgte der nächste große Sprung. Deutsche Exporte in die VAE stiegen erneut um mehr als 30% an, auf insgesamt 9.77 Mrd. Euro. Allerdings sanken deutsche Importe emiratischer Waren um knapp ein Viertel. Die VAE bleiben damit der wichtigste deutsche Exportmarkt in der arabischen Welt. Deutsche Fahrzeuge und Maschinen (29,3% der gesamten deutschen Ausfuhrgüter) bilden den Hauptanteil deutscher Exportgüter. Hauptimportgüter aus den VAE sind u.a. Aluminium(-Legierungen) und Geräte zur Elektrizitätserzeugung/-verteilung. Abbildung 1: Außenhandel Deutschlands mit den VAE Quelle: Eigene Daten, AHK 2013, Statistische Bundesamt 2013; GTAI 13
2. Der Energiemarkt Die Energie- und Wasserversorgung der sieben Emirate wird von vier regionalen und staatlich kontrollierten Energie- und Wasserunternehmen übernommen. Diese sind, geordnet nach MW-Kapazitäten: Die Abu Dhabi Water and Electricity Company (ADWEC) mit 13.899 MW5 (ADWEC 2013), die Dubai Electricity and Water Authority (DEWA) mit 9.700 MW6 (2013), die Sharjah Electricity and Water Authority (SEWA) mit 2.576 MW (2011) und die Federal Electricity and Water Authority FEWA mit 985 MW.(2011) 7 Der größte Anteil wird durch Gas-und-Dampfturbinen-Kraftwerke produziert (18.455 MW im Jahr 2011), während Gasturbinen-Kraftwerke ca. 20 % der Produktion (5.401 MW) darstellen.8 Die fünf kleineren Emirate im Norden von Abu Dhabi und Dubai, für welche die SEWA und FEWA zuständig sind, werden zumeist als Nördliche Emirate zusammengefasst und sind derzeit auf relativ kleine Diesel- und Ölkraftwerke, sowie Stromimporte aus Abu Dhabi und Dubai angewiesen. Die genauen Stromkosten der Transaktionen zwischen den verschiedenen emiratischen Energiebetrieben sind leider nicht öffentlich bekannt. Die Endverbraucherpreise, auf die später ausführlich eingegangen wird, liegen jedoch trotz relativ großer Unterschiede zwischen den Emiraten auf einem im Vergleich zu Weltmarktpreisen extrem niedrigen Niveau. Der Energiemarkt in den VAE ist daher nahezu völlig in staatlicher Hand und extrem hoch subventioniert. 2.1 Öl- und Gassektor in den VAE Der konventionelle Energiesektor stellt den momentan noch wichtigsten Wirtschaftszweig der VAE dar. Über 40% des Bruttoinlandproduktes wird durch Erdöl und Erdgas erwirtschaftet.9 Die VAE nutzen derzeit ihre riesigen Öl- und Gasvorkommen, um der Nachfrage an Strom und Trinkwasser nachzukommen. Investitionen für den Ausbau des Erdöl- und Erdgassektors werden intensiv getätigt und unterstützt. 2.1.1 Erdöl Mit 3,3 % der globalen Ölforderung, sind die VAE der achtgrößte Erdölproduzent der Welt. Die vorhandenen Reserven an Erdöl reichen bei heutiger Fördermenge noch für die nächsten 100 Jahre. Die Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) entwickelt einen fünfjährigen Investitionsplan i.H.v. 65 Mrd. USD. Ziel der Investitionen ist es, bis 2020 die 5 Abu Dhabi Water and Electricity Company: Statistical Leaflet 2012. http://www.adwec.ae/Documents/Leaflet/Statistical%20Leaflet%202012.pdf (abgerufen am 10.2.2014) 6 Parag Deulgaonkar: Dubai has spare capacity to meet demand: Dewa. http://www.emirates247.com/business/energy/dubai-has-spare-capacity-to- meet-demand-dewa-2014-03-26-1.543161 (abgerufen am 16.3.2014) 7 Saifur Rahman: A better mix could help sustain UAE’s energy landscape. http://m.gulfnews.com/business/a-better-mix-could-help-sustain-uae-s- energy-landscape-1.1170777 (abgerufen am 27.3.2014) 8 Saifur Rahman: A better mix could help sustain UAE’s energy landscape. http://m.gulfnews.com/business/a-better-mix-could-help-sustain-uae-s- energy-landscape-1.1170777 (abgerufen am 27.3.2014) 9 GTAI Wirtschaftsdatenkompakt 2013/2014, s.2, BIP Entstehung 14
gesamte Öl- und Gasproduktionskapazität zu erhöhen.10 Bis 2017 sollte die Ölproduktion auf 3.5 Mio. Barrels pro Tag (2013: 2,8) und die Gasproduktion 7,5 Mio. Kubikmeter (2013: 6 Mio.) ansteigen.11 Bislang erfolgt die Produktion auf über 30 Öl- und Gasfeldern, die sich überwiegend in der Western Region und Offshore befinden. Im Emirat Abu Dhabi werden die Förderrechte sowie die autorisierten Partnerschaften zur Förderung und Vermarktung der Öl- und Gasvorkommen durch die Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) und die entsprechenden Tochterunternehmen vergeben. ADNOC setzt die politischen Vorgaben des Supreme Petroleum Council des Emirates Abu Dhabi um. Das föderale Energieministerium verfügt über vergleichsweise wenige Befugnisse. Abbildung 2: Kohlenwasserstofffelder in Abu Dhabi Quelle: MEED, 201312 2.1.2 Erdgas Mit einem Gasvorkommen von geschätzten 6,1 Mrd. m 313 liegen die VAE an fünfter Stelle weltweit.14 Dies schließt nicht die noch unerschlossenen Reservoirs ein. Auch hier hat Abu Dhabi mit 92 %15 die größten Vorkommen, gefolgt von Dubai und Sharjah. Allerdings besteht hier hoher Investitionsbedarf, da die Inlandsnachfrage die laufende Produktion übersteigt. Grund hierfür sind zum einen die gewaltig gestiegene Nachfrage, etwa im Kraftwerksbereich, der Großprojekte in Abu Dhabi und Dubai zu versorgen hat, zum anderen eine steigende Anzahl von Sonderwirtschaftszonen, in denen z.B. 10 Florian Neuhof: Adnoc sets 2020 as opening for $10 billion Bab gas project. http://www.thenational.ae/business/industry-insights/energy/adnoc-sets- 2020-as-opening-target-for-10-billion-bab-gas-project (abgerufen am 2.4.2014) 11 Oil and Gas News: Adnoc Review. http://www.oilandgasnewsonline.com/pages/section.aspx?siid=6190 (abgerufen am 26.1.2014) 12 Mark Watts: Ruwais flourishes on energy schemes: http://www.meed.com/supplements/2013/abu-dhabis-western-region/ruwais-flourishes-on- energy-schemes/3178678.article (abgerufen am 16.2.2014) 13 VAE Wirtschaftsdaten kompakt 2013 14 Embassy of the United Arab Emirates in Washington D.C.: Energy in the UAE. http://www.uae-embassy.org/uae/energy (abgerufen am 16.2.2014) 15 Sarie Khalid: Abu Dhabi oil, gas and UAE economic miracle. http://www.khaleejtimes.com/kt-article-display- 1.asp?xfile=data/energy/2013/July/energy_July1.xml§ion=energy (abgerufen am 17.4.2014) 15
Schwerindustrien, wie Stahl und Aluminium angesiedelt werden, sowie ADNOC selbst, das Gas in wachsendem Umfang zum Betreiben und Ausbauen seiner Ölfelder benötigt. Inzwischen erleben die VAE eine ernstzunehmende Knappheit im Bereich der Gaszufuhr und suchen dringend nach Wegen zur effizienteren Energiegewinnung. Gas wird mittlerweile aufgrund der Knappheit aus anderen Staaten wie Katar (Dolphin Project) oder den USA (verflüssigtes Petroleumgas, LPG) importiert. Die Energieerzeugung wird sich in den kommenden 10 Jahren diversifizieren und neben gasbetriebenen Kraftwerken Atomenergie und erneuerbare Energien einsetzen. Ziel dieser Diversifizierung ist es, die Effizienz bei der Energieerzeugung zu steigern und die noch vorhandenen Gasreserven an anderer Stelle gewinnbringender zu nutzen. Um die Nachfrage zu decken, planen die Emirate, bis 2017 den ersten Atomreaktor ans Netz zu bringen. Außerdem sollen laut offizieller Aussage der Regierung von Abu Dhabi bis 2020 7 % des Energiebedarfes (1500 MW), laut offizieller Aussage der Regierung von Dubai bis 2030 5 % des Energiebedarfes (1000 MW) durch erneuerbare Energien gedeckt werden. 2.2 Diversifizierung der Energieversorgung Zwei zentrale Faktoren tragen entscheidend zu einer notwendigen Diversifizierung und dem Ausbau des Energiesektors bei: Da ist erstens der hohe Verbrauch von Energie durch Klimaanlagen, Bewässerungen (auf höchstem Niveau im internationalen Vergleich) und ein stetiges Wachstum der Bevölkerungszahlen; zweitens die Tatsache, dass 90 % des emiratischen Stromes durch Gaskraftwerke produziert werden. Weitere 10 % des Strombedarfes werden durch Dieselgeneratoren und Dampfturbinen abgedeckt, welche zum Teil ganze Gebäudekomplexe in neuen Stadtteilen autark vom Stromnetz versorgen und insgesamt eher wenig effizient sind. Nach Angaben des emiratischen Ministry of Foreign Affairs soll bis zum Jahre 2020, der Anteil von durch Gas produziertem Strom auf circa 75 % sinken, wobei die restlichen 25 % ausschließlich durch Atom- und erneuerbaren Strom gedeckt werden sollen, zwei Energiequellen, die in den VAE generell als Clean Energy bezeichnet werden. Sämtliche großen Energieversorger und Stromproduzenten des Landes sind staatlich kontrollierte Behörden, deren Kompetenzgebiete föderal aufgeteilt sind. Die Integration der verschiedenen Stromnetze der Emirate wurde erst Ende der 1990er Jahre beschlossen, und die Verbindung des Stromnetzes der Abu Dhabi Water & Electricity Company (ADWEC) mit dem Netz der Dubai Electricity & Water Authority (DEWA) erfolgte erst im Jahr 2006. Aus Gründen der Umweltfreundlichkeit, Nachhaltigkeit, und industriellen Diversifizierung, aber auchwegen der preislich attraktiven Entwicklung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen planen die Vereinigten Arabischen Emirate einen starken Ausbau der erneuerbaren Energien. Dies soll den steigenden Energiebedarf weiter decken und zusätzlich die starke Abhängigkeit von der Eigennutzung der Erdgasreserven vermindern. Bisher machen erneuerbare Energiequellen einen sehr geringen Anteil des in den gesamten Emiraten produzierten Stroms aus. Die gegenwärtig installierte Kapazität für netzgebundene elektrische Solarsysteme steht beispielweise für einen minimalen Anteil der Gesamtproduktion. Die installierte Leistung aus erneuerbare Energien lag 2013 bei insgesamt 125,5 MW. Davon wurden 22,5 MW durch Solar- PV-Anlagen, 100 MW durch eine Solar-CSP-Anlage und 3 MW durch Biomasse und Müllheizkraftwerkanlagen generiert. 16
Die Inbetriebnahme des 100-MW-Shams-1CSP Kraftwerkes (Masdar, Abengoa und Total) hatte zu dem Anstieg geführt. Die Solar-PV-Anlage in Dubai (Mohammed Bin Rashid Al MaktoumSolar Power Plant von DEWA, in Phase 1 mit 13 MW) und Abu Dhabi (Masdar City Solar Park, 10 MW) sind die beiden anderen großen laufenden Solarporjekte16, die im späteren Teil der Studie genauer erläutert werden. Außerdem produzieren in Dubai mehrere kleinere Solarprojekte, die überwiegend Solar-Dachanlage sind, etwa 4,5 MW. Bedingt durch das Fehlen eines Einspeisegesetztes, gibt es derzeit faktisch keine Möglichkeit für private Betreiber, Solarstrom in das Netz einzuspeisen. Auch für die Eigennutzung von Solarstrom benötigt der Betreiber eine Sondergenehmigung, die von der zuständigen Energiebehörde erteilt werden muß. 2.2.1 Prognosen zur Entwicklung der Energienachfrage Laut Schätzungen der Städtebaubehörde von Abu Dhabi soll allein die Bevölkerung der Stadt Abu Dhabi bis 2030 auf über 3 Mio. ansteigen (aktuell ca. 900.000). Diese Zahl erweist sich jedoch zunehmend als unrealistisch und es werden im kommenden Jahr neue, nach unten korrigierte Schätzungen erwartet. Die folgenden Prognosen der Abu Dhabi Water & Electricity Authority (ADWEC) für die Energienachfrage bis 2020 klammern die Anzahl der asiatischen Gastarbeiter aus und geht von ca. fünf bis sechs Mio. permanenten Bewohnern in den gesamten VAE aus. 16 Renewable Energy in the GCC – Vortrag GTAI (08.03.2014) 17
Abbildung 3: Allgemeine Prognosen der Abu Dhabi Stromexporte in die Nachbaremirate Quelle: ADWEC 2012, aktuellere Statistik momentan nicht verfügbar Anders als in Dubai ist die Stromnachfrage für Abu Dhabi durch die Finanzkrise nicht bzw. nur geringfügig beeinträchtigt worden. Die ADWEC rechnet mit einem Anstieg von 11, 3% p.a. bis zum Jahre 2015, gegenüber einem Anstieg von 7,4 % p.a. in den Jahren vor 2007 (ADWEC 2012). Bis 2020 soll die Nachfrage für ADWEC alleine auf über 15.000 MW steigen. Wie der Grafik zu entnehmen ist, resultiert der größte Anstieg des Energiebedarfs im Bereich der Exporte, gefolgt vom Bereich der Abu Dhabi Oil Company (ADNOC). Der prognostizierte Bedarf des Stromverbrauches für den lokalen, nicht ADNOC zugehörigen Markt, bleibt hingegen sehr konstant. Der starke Anstieg des Energiebedarfes für ADNOC lässt sich hauptsächlich durch den aggressiven Ausbau der landeseigenen Petrochemie erklären. Die Regierung von Abu Dhabi hat in den vergangenen Jahren weitere Milliardeninvestitionen in den Ausbau des petrochemischen Sektors und Aufbau einer petrochemischen Wertschöpfungskette investiert. Dieser Vorgang lässt sich relativ gut im Voraus planen, da sämtliche Investitionen von einer einzigen Firma, der ADNOC, durchgeführt werden. Auch ist relative Planungssicherheit gegeben, da die Ölindustrie in Abu Dhabi einen essentiellen Wirtschaftszweig ausmacht, und zum anderen genügen die liquiden finanziellen Mittel bei der ADNOC, damit ein konstanter Investitionsfluss vorhanden ist. Vor dem Jahre 2007 hat die ADNOC fast ihren gesamten Energiebedarf durch eigene Stromproduktion gedeckt. Seit 2007 steigt jedoch kontinuierlich der Anteil des von 18
ADWEC erzeugten Stromes für die ADNOC. In Zukunft soll dieser laut ADWEC sogar den Hauptteil des Strombedarfes von ADNOC decken. Die steigende Stromproduktion der ADWEC ist weniger mit einer privaten oder industriellen Nachfrage in Abu Dhabi zu begründen, als vielmehr mit einer zunehmenden Nachfrage aus den nördlichen Emiraten. Nach Angaben eines Experten bei ADWEC ist die Stromproduktion in den nördlichen Emiraten (FEWA und SEWA) zunehmend ineffizient und kostenintensiv. Im Rahmen der föderalen Struktur, in der das finanzstarke Abu Dhabi im Finanzausgleich die Führungsrolle übernimmt, ist es für beide Seiten kostengünstiger, den Strom direkt in den Norden zu exportieren, als die teure Stromproduktion in den nördlichen Emiraten per Finanzausgleich zu subventionieren. Seit 2006 schreitet der Netzausbau, welcher die verschiedenen Stromnetze der Emirate verbindet, progressiv voran. Daraus folgt, dass aufgrund jährlich größer werdender Transferkapazitäten der Netze die Stromexporte der ADWEC in die nördlichen Emirate kontinuierlich steigen. Zum Beispiel exportierte die ADWEC 2013 ca. 3 800 MW in die nördlichen Emirate, was 2002 noch der gesamten Energiekapazität des Emirates Abu Dhabi entsprach (Expertengespräch März 2014). Trotz des relativ konstant bleibenden Stromverbrauches der lokalen ADWEA-Kunden nahm die Abu Dhabi Distribution Company (ADCC), welche die Verteiler Firma der ADWEA ist, den hohen Pro-Kopf-Verbrauch der privaten Haushalte zum Anlass dazu, ein Programm zu initiieren, welches Kunden dazu anhalten sollte, effizienter mit Strom umzugehen. Auf Grund der extrem niedrigen Stromtarife der ADCC scheint die Umsetzung jedoch ein äußerst schwieriges Unterfangen zu sein. Da es weiterhin keine Anzeichen für einen Abbau der Stromsubventionen gibt, begann die ADCC, die Rechnungen ihrer Privatkunden je nach Verbrauch mit verschiedenen Farben zu markieren. So bekommen Haushalte, welche mehr als den von der ADCC großzügig kalkulierten durchschnittlichen Stromverbrauch haben, ihre Rechnung mit einer roten Markierung. Haushalte, welche weniger Strom verbrauchen, bekommen eine grüne Rechnung. Die Farbe auf der einzelnen Rechnung hat jedoch keinerlei Konsequenzen für den angewandten Tarif oder die Höhe des Rechnungsbetrags. Zusätzlich wird auch auf der Rechnung vermerkt, wie viel der Kunde insgesamt für seinen Strom ohne Subventionen hätte bezahlen müssen. Genauere Daten und Studien über den bisherigen Erfolg dieses neuen Projektes liegen derzeit noch nicht vor. Bedingt durch die Auswirkungen der Immobilienkrise von 2009 und der damit verbundenen Einstellung vieler Großprojekte, ist die prognostizierte Nachfrage in den vergangenen Jahren gesunken. Die DEWA gab beispielweise im April 2012 bekannt, dass sie bis auf weiteres ihr 1,5-Milliarden-USD-Projekt Hassyan vorläufig eingestellt habe. Dieses Projekt sollte das erste zu 49 % teilprivatisierte Kraftwerksprojekt im Emirat Dubai sein und sieht den Bau von sechs Gaskraftwerken mit einer kombinierten Kapazität von 9,000MW und 720 Millionen Gallonen Wasser pro Tag vor (Meed 2012). Mit der Perspektive der Expo 2020 wurde das Projekt wiederbelebt. 2013 veröffentlichte die DEWA ein Wachstum im Stromverbrauch i.H.v. 3,3 % im Vergleich zum Vorjahr, während die Anzahl der Kunden 652.200 erreichte (+ 4,4 %).17 Anfang Februar 2014 wurde eine internationale Beratungsgesellschaft von der DEWA mit den Beratungsdienstleistungen für die Phase 1 des IPP betraut.18 17 UAEinteract: Dubai power demand up 3.3% at 6,857 MW in 2013. http://www.uaeinteract.com/docs/Dubai_power_demand_up_3.3_at_6,857MW_in_2013/60582.htm (abgerufen am 20.3.2014) 18 Emirates 24/7 News: Dewa tender for Hassyan plant awarded. http://www.emirates247.com/news/emirates/dewa-tender-for-hassyan-plant-awarded- 2014-02-09-1.537753 (abgerufen am 6.3.2014) 19
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