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MONITOR Ausgabe 3 I September 2019 AGILE SOFTWARE-ENTWICKLUNG NAH DRAN AM KERNGESCHÄFT Materna ISSN: 1610-2134 IT-SERVICE-MANAGEMENT ITIL 4 APPLICATION DEVELOPMENT Globale IT-Services bei Daimler Wertschöpfung im Service-Management Do Less: Blitzschnell produktiv mit Agile GitOps
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EDITORIAL I 3 Digitalisierung am Arbeitsplatz Liebe Leserinnen, liebe Leser, insbesondere jüngere Menschen erleben es immer Für viele Marktbeobachter gilt zudem Künstliche Intel- wieder, dass sie an ihrem Arbeitsplatz mit Technologien ligenz (KI) als Schlüsseltechnologie des Digitalzeitalters arbeiten müssen, die für sie wie aus einem Museum und Treiber der digitalen Transformation. Für die Praxis entsprungen wirken. Veraltete Browser- und Windows- heißt das, dass KI-Funktionen zukünftig wesentlicher Versionen, Telefone ohne PC-Integration, langsame Bestandteil von Services, Produkten und Prozessen sein Desktop-Rechner und restriktive Internet-Filter führen werden. Eine Spielart davon ist Robotic Process Auto- schnell dazu, dass Berufseinsteiger frustriert vor ihrem mation. Hierbei übernehmen Software-Roboter bislang Computer sitzen. manuell ausgeführte Arbeitsschritte. Welche Use Cases in der Praxis sinnvoll einsetzbar sind, erfahren Sie in un- Eine Umfrage des Marktforschungsinstituts YouGov in sere After Work Reihe „Digital Hub“. Wir machen Station Deutschland hat ergeben, dass 40 Prozent der Arbeitneh- in Stuttgart, München, Hamburg, Dortmund und Düssel- mer unter 25 Jahren sowie 38 Prozent der Arbeitnehmer dorf. Wenn Sie dabei sein möchten, schauen Sie einfach unter 35 Jahren den Modernisierungsbedarf des digitalen unter www.materna.de/digitalhub nach den aktuellen Arbeitsplatzes in ihrem Unternehmen als hoch bis sehr Terminen. hoch bewerten. Häufig sind die Business-Anwendungen umständlich zu bedienen und präsentieren sich in einer Weitere Themen der Ausgabe sind Customer Journey veralteten Oberfläche. Die jungen Menschen sind aus Management, Content-Management, Change-Kommu- ihrer privaten Umgebung Apps gewohnt, die sich intuitiv nikation, IT-Service-Management und ITIL 4, sichere bedienen lassen. E-Akten sowie das Geschäftsgeheimnisgesetz. Wie Unternehmen im Rahmen der Anwendungsent- Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre der aktuel- wicklung darauf reagieren können und schneller mit len Ausgabe. modernen Applikationen aufwarten können, lesen Sie in unserer Titelgeschichte „Agile Software-Entwicklung“ ab Seite 18. Hier erfahren Sie auch, warum passende Soft- Herzliche Grüße ware-Applikationen heute oft den Unterschied machen, Christine Siepe sich vom Wettbewerb zu differenzieren. (Chefredaktion) Materna Monitor I 3 I 2019
INHALT I 4 TITELTHEMA MENSCHEN BEI MATERNA NACHGEFRAGT 8 10-13 MONITOR Ausgabe 3 I September 2019 AVIATION FESTIVAL AMERICAS Nur Fliegen ist schöner Seite 8 AGILE SOFTWARE-ENTWICKLUNG NAH DRAN AM KERNGESCHÄFT ZUKUNFTSKONGRESS CUSTOMER JOURNEY Digitalisierung der Verwaltung MANAGEMENT Seite 9 Die Kundenbeziehung 4.0 ist individualisiert AOK FIRMENLAUF und digital Premiere geglückt Seite 10-13 Seite 66 Materna ISSN: 1610-2134 AGILE SOFTWARE-ENTWICKLUNG Nah dran am Kerngeschäft Seite 18-23 IT-SERVICE-MANAGEMENT ITIL 4 APPLICATION DEVELOPMENT Globale IT-Services bei Daimler Wertschöpfung im Service-Management Do Less: Blitzschnell produktiv mit Agile GitOps TECHNOLOGIE UND WISSEN 24-27 CLOUD NA(T)IVE APPLICATION ITIL 4 DECISION MODEL AND DEVELOPMENT DEVELOPMENT Wertschöpfung im NOTATION (DMN) „Liften“ und „Shiften“ ohne Do Less Service-Management Die Qualität von Entschei- Server Seite 28-33 Seite 40-43 dungen verbessern Seite 24-27 Seite 46-49 MARKT UND BRANCHE PROJEKTE PRODUKTE UND LÖSUNGEN 6-7 62-63 34; 64-65 • DIE TOP 20 IT-BERATER IN • WISSENSCHAFTSRAT • DIGITALISIERUNG VON DEUTSCHLAND LOGISTIKPROZESSEN • SCHMIEDE ZOLLVEREIN • MULTI-CLOUD IST IM • AUGMENTED REALITY-APP • DEUTSCHE NATIONAL- RECHENZENTRUM ANGE- BIBLIOTHEK • PARTNERSCHAFT MIT KOMMEN CAMUNDA • DEUTSCHER WETTERDIENST Materna Monitor I 3 I 2019
INHALT I 5 MANAGEMENT UND STRATEGIE IMPRESSUM Materna Monitor 14-17 36-37 30-31 54-55 58-60 Herausgeber Materna Information & Communications SE Dortmund Redaktionsleitung Christine Siepe CONTENT- CHANGE- GESCHÄFTSGE- Lektorat MANAGEMENT KOMMUNIKATION HEIMNISGESETZ Jürgen Pünter Das Headless CMS Zukunft mit Hinder- Schützen Sie schon beschreitet neue nissen Ihre Geschäftsge- Weitere Autoren Wege heimnisse? Jan Bussek, Dirk Chauvel, Nadin Ebel, Dr. Alexander Fronk, Philipp Kleinmanns, Kerstin Krüger, Dr. Johannes Neubauer, PRAXIS UND ERFAHRUNG Frank Pientka, Marcus Rieks, Johannes Rosenboom, Maximilian Sparenberg, 35 38-39 44-45 Hans-Ulrich Striffler, Andreas Werner Art Direktion Cathrin Wiedenhöft Stefania Caravante DIGITALISIERUNG AGILE SOFTWARE- IT-SERVICE- Grafische Unterstützung Managed Cloud ENTWICKLUNG MANAGEMENT Leonie Nedden Service für Software-Anwen- Globale IT-Services Fotografie Bookwire dung für Daimler bei Daimler Julia Liebelt Financial Services Bildquellen Adobe Stock, Materna, secunet 50-53 54-57 Druck Scholz-Druck und Medienservice GmbH & Co. KG Redaktionsanschrift SOFTWARE- INTEGRATION VON Materna Information & Communications SE MIGRATION FÜR VERSCHLUSS- Voßkuhle 37, D-44141 Dortmund BEHÖRDEN SACHEN Tel. +49 231 5599-1 68 Personalwesen Was ist eigentlich Fax +49 231 5599-1 65 modernisieren eine sichere E-Akte? E-Mail: christine.siepe@materna.de www.materna.de KONTAKT FÜR LESERANFRAGEN MONITOR Ausgabe 3 I September 2019 Materna Information & Communications SE ISSN: 1610-2134 Tel. +49 231 5599-160 AGILE SOFTWARE-ENTWICKLUNG NAH DRAN AM KERNGESCHÄFT Das Magazin Materna Monitor erscheint sales@materna.de dreimal im Jahr. Alle Fragen, die sich auf www.materna.de/monitor den Inhalt beziehen, richten Sie bitte an die Materna ISSN: 1610-2134 Redaktion. IT-SERVICE-MANAGEMENT ITIL 4 APPLICATION DEVELOPMENT Globale IT-Services bei Daimler Wertschöpfung im Service-Management Do Less: Blitzschnell produktiv mit Agile GitOps Die verwendeten Produktnamen sind > Folgen Sie den Infokästen! Sie weisen Ihnen den Weg zu Warenzeichen der jeweiligen Hersteller. weiteren Materna-Infos im Internet. © 2019 bei Materna Sie wollen mehr wissen? www.materna.de/... Materna Monitor I 3 I 2019
MARKT UND BRANCHE I 6 WHAT´S UP Marktanalyse: Die Top 20 IT-Berater in Deutschland Das renommierte Marktforschungsunternehmen Lü- im Vorjahr Umsatzeinbußen zu verzeichnen, was für nendonk & Hossenfelder veröffentlichte im Juli seine einen enorm hohen Bedarf der Kunden bei der digitalen jährlichen Analysen zu IT-Beratungsunternehmen in Transformation spricht. Schwerpunkte der Projekte Deutschland. Ein Report beschäftigt sich speziell mit waren beispielsweise Software-Lösungen zur Digita- mittelständischen IT-Beratern und Systemintegra- lisierung der Kundenschnittstelle, die Integration von toren: Für die 20 führenden Unternehmen in diesem digitalen Produkten in die Backend-IT sowie Automa- Segment verlief das Jahr 2018 sehr erfolgreich, konn- tisierungsthemen und Cloud-Services. Wie im Vorjahr ten sie doch ein durchschnittliches Umsatzwachs- belegte Materna in dem Ranking der größten IT-Berater tum von 14 Prozent verzeichnen. Besonders gefragt in Deutschland den Platz 20. waren Projekte zur agilen Software-Entwicklung, zur Gestaltung von Benutzeroberflächen (UX-Design), zum Re-Engineering von Fachprozessen sowie zur Multi-Cloud ist im Rechen- Cloud-Migration und zur IT-Modernisierung. Aller- dings: die Berater mussten jedes fünfte Kundenpro- zentrum angekommen jekt aufgrund des Fachkräftemangels ablehnen. Für das Jahr 2019 erwarten die befragten Unternehmen Unternehmen nutzen verstärkt Cloud-Dienste unterschied- ein verringertes Umsatzplus von nur noch rund 11 licher Anbieter, um damit Prozesse rund um die digitale Prozent. Mit einem Gesamtumsatz von 288 Millionen Transformation voranzutreiben. Die Marktforscher von Euro in 2018 und aktuell mehr als 2.200 Mitarbeitern Gartner gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2020 rund rückte Materna in dem deutschen Mittelstandsranking 75 Prozent der Unternehmen ein Multi-Cloud- oder Hyb- von dem sechsten auf den fünften Platz vor. rid-Cloud-Modell für ihre IT-Anforderungen implementiert haben werden. Das hat verschiedene Gründe: Viele IT-Ma- In einem weiteren Report untersuchten die Analys- nager haben erkannt, dass sie ihre benötigten Lösungen ten den Markt der großen internationalen und deut- nicht vollständig von nur einem Provider beziehen können. schen Anbieter für IT-Consulting. Hier zeigt sich, dass Andere Unternehmen wiederum möchten sich nicht von nur Kunden verstärkt in die Digitalisierung von IT-Land- einem einzigen Anbieter abhängig machen. Die Gründe sind schaften investieren. Die 25 führenden Unternehmen nachvollziehbar – jedoch bringt eine Multi-Cloud-Architek- für IT-Beratung und Systemintegration verzeichneten tur auch neue Herausforderungen mit sich. Dem Bera- einen Anstieg ihrer Inlandsumsätze um 12,2 Prozent tungsunternehmen Teknowlogy zufolge sehen 80 Prozent auf 14,1 Milliarden Euro. Keiner der Befragten hatte der mittelständischen und großen Unternehmen, die eine Materna Monitor I 3 I 2019
MARKT UND BRANCHE I 7 Multi-Cloud-Architektur betreiben, in der technologischen eines Dienstes sowie den Wertbeitrag für die Organisation Komplexität die größte Herausforderung. Weitere Themen ermitteln. Eine Alternative dazu bildet die konkrete Analyse sind eine Datenintegration über Clouds hinweg sowie eine der benötigten Cloud-Leistung an den Arbeitsplätzen. Hier- End-to-End-Security für eine abhörsichere Datenübertra- zu können Cloud-Management-Lösungen den Workload gung. einer Anwendung bei verschiedenen Anbietern simulieren. Damit sind IT-Verantwortliche in der Lage, nachvollziehbare Aussagen zu den möglichen Kosten zu treffen und diese Transparente Kostenkontrolle implementieren verursachergerecht abzurechnen. Für den Einsatz einer Multi-Cloud-Architektur sprechen die hohe Flexibilität und die niedrigen Infrastrukturkos- Wie aber können CIOs den Cloud-Betrieb generell ten. Insbesondere die hochgradig standardisierten Public vereinfachen? Aus Sicht von Materna sollten Unterneh- Cloud-Angebote der großen Hyperscaler locken mit güns- men vor allem ihre Prozesse standardisieren, da sich tigen Betriebskosten. CIOs sollten jedoch bedenken, dass so Cloud- und Business-Dienste einfacher aufeinander häufig noch zusätzliche individuelle Anpassungen sowie abstimmen lassen. Wird beispielsweise in jeder Fachab- nachgelagerte Cloud Management-Aufgaben notwendig teilung ein individuelles Procurement für Standardar- werden. Dazu zählt beispielsweise die kaufmännische Kom- tikel verwendet, fällt es entsprechend schwer, hierfür plexität einer Multi-Vendor-Strategie. Unternehmen benö- einen zentralen und standardisierten Cloud-Service tigen eine präzise Kostenkontrolle, um die tatsächlichen zu implementieren. Darüber hinaus können Unterneh- Kosten der zahlreichen Cloud-Services zu ermitteln. Vor al- men auf externe Dienstleister zurückgreifen, die den lem das Controlling bereitet in der Praxis Kopfzerbrechen: Cloud-Betrieb als Managed Cloud Service übernehmen. So ist die Abrechnung der unterschiedlichen Anbieter nicht Damit lassen sich die Vorteile von Public-Cloud-Ser- trivial und Kostenvergleiche sind vor allem bei Applikatio- vices auch ohne eigenes Fachwissen nutzen. nen schwierig, insbesondere wenn neben Infrastruktur- auch Plattformdienste genutzt werden. Mit Cloud Cost Control hat zum Beispiel BMC Software eine Lösung im Angebot. Hier gibt es zwei Ansätze, um die Kosten transparent zu machen. Unternehmen können die Cloud-Services direkt einzelnen Geschäftsprozessen zuordnen und so den Nutzen Materna Monitor I 3 I 2019
MENSCHEN BEI MATERNA I 8 Gary McDonald (l.) leitet das Materna IPS-Team in den USA und unterstützte seine Mannschaft auf dem Aviation Festival Americas im Mai in Miami. NUR FLIEGEN IST SCHÖNER – MATERNA BEIM AVIATION FESTIVAL AMERICAS Beim Aviation Festival Americas standen Lösungen für Self Bag Drop im Fokus, abgerundet durch Neuerungen rund um Biometrie und Virtual Reality Services für Flughäfen und Fluggesellschaften. Flughäfen und Fluggesellschaften können ihre Immobilien durch den Einsatz von Technologie und Automatisierung weiter optimieren. Vorreiter in den USA ist beispielsweise Denver Airport, der den Flughafen komplett neu gestaltet, um die rasant steigenden Passagierzahlen bewältigen zu können. Künftig sind alle Agent Desks im Hybrid-Modus einsetzbar inklusive automatisierter Gepäckabfertigung, die Materna IPS liefert. Dies wird die weltweit größte Flughafeninstallation von Self-Service-Systemen sein. Ein weiteres Zukunftsthema für Flughäfen sind biometrische Verfahren, die künftig End-to-End durchgängig sein sollen: vom Selbstbedienungsautomaten für den Fluggast über automatisierte Gepäckaufgabe und Security-Check bis zu Self-Boarding Gates. EINSATZ VON VIRTUAL UND AUGMENTED REALITY Der Einsatz von Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) ist für Flughäfen weltweit interessant: Das Department of Homeland Security (DHS) in den USA hat Dr. Andreas Kohne, Business Development Manager bei Materna TMT, zur Konferenz „Future Airport Security“ nach Washington eingeladen, um über AR und VR für die Planung neuer Services, Schulungen und 3D Gepäck-Scanning zu berichten. Das Potenzial der Technologien für Infrastrukturvorhaben ist sehr groß. Viele Abläufe rund um Passagiere, Gepäck, Sicherheitsvorgänge und vieles mehr lassen sich mithilfe der Technologie vorab realitätsnah visualisieren und damit optimieren, wie zum Beispiel die sinnvolle Platzierung von Self Bag Drop-Automaten oder der Einsatz von biometrischen Eingangsszenarien. Interessant sind VR und AR auch für viele andere Unternehmen, die Bau- oder Infrastrukturprojekte damit vorab genauer planen lassen möchten. v. l. n. r.: Dr. Andreas Kohne, Heather Shaver und Larry Burkowsky mit dem Virtual Reality-Equipment am Flughafen Seattle. An Flughäfen lassen sich mit AR und VR die Bereiche automatisierte Gepäckabfertigung, Terminalumbau, Schulungen sowie Fluggastinformationen besser planen. Materna Monitor I 3 I 2019
MENSCHEN BEI MATERNA I 9 RÜCKBLICK AUF DEN ZUKUNFTSKONGRESS In Bund, Land und Kommunen schreitet die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung voran. Das war auf dem Zukunftskongress eindrucksvoll zu sehen. Unsere Themen waren u. a. elektronische Akten, das Onlinezugangsgesetz (OZG), Change-Kommunikation, Blockchain sowie Künstliche Intelligenz und Chatbots. Nina Moeller von Materna TMT hat über erfolgreiche Change- Kommunikation gesprochen – damit IT-Projekte auch wirklich erfolgreich sind. MIT CHANGE- UND AKZEPTANZ-MANAGEMENT ZU ERFOLGREICHEN IT-PROJEKTEN Im Zuge der digitalen Transformation herrscht in Unternehmen und Behörden eine regelrechte Digitalisierungswelle. Allerorts werden neue IT-Lösungen, beispielsweise SAP-Systeme oder elektronische Akten, eingeführt. Veränderungen gehören zum Arbeitsleben dazu. Doch sind sie nicht immer einfach. Die von den Änderungen betroffenen Mitarbeiter reagieren sehr unterschiedlich. Von überrascht über skeptisch bis ablehnend reichen die Reaktionen. Damit große IT-Projekte bei der digitalen Transformation nicht scheitern, schafft ein professionelles Change- und Akzeptanz-Management gute Voraussetzungen. Nina Möller, Mediendidaktikerin und Change-Expertin bei der Materna-Tochter TMT, erklärt, wie man komplexe IT- Projekte zum Erfolg führt: „Die Verantwortlichen sollten nicht nur auf die technologischen Aspekte schauen, sondern den Menschen in den Mittelpunkt stellen. Die Mitarbeiter möchten verstehen, was da passiert und warum und fragen sich, welchen Nutzen sie für ihre Tätigkeiten haben.“ Das komplette Video mit Nina Moeller finden Sie hier: https://youtu.be/AWqVs8UbGfE Materna Monitor I 3 I 2019
NACHGEFRAGT I 10 Customer Journey Management DIE KUNDENBEZIEHUNG 4.0 IST INDIVIDUALISIERT UND DIGITAL Der Kunde ist König und so erwartet dieser auch beim Online-Shopping eine einzigartige Einkaufserfahrung. Moderne Technologien wie Chatbots, Gamification oder Augmented Reality helfen Unternehmen dabei, eine emotionale und individualisierte Ansprache zu realisieren. Wie dies konkret funktioniert und warum eine durchgängige Customer Journey so wichtig ist, erläutert Dirk Chauvel, CRM- Experte bei Materna, im Interview. Was sind aus Ihrer Sicht die fünf größten Feh- Der vierte Punkt ist das fehlende Gespür für das richti- ler in der Kundenansprache und wie können ge Timing. Ein Unternehmen erzielt eine deutlich größe- re Wirkung, wenn Kunden ein personalisiertes Angebot Unternehmen diese vermeiden? zum richtigen Zeitpunkt erhalten. Ein Berufstätiger wird Ein häufiger Fehler ist so trivial wie schwer zu glauben, während der Arbeit nur selten Zeit haben, das Telefo- nämlich dass Unternehmen ihre Kunden gar nicht richtig nat eines Call Center Agents anzunehmen. Dafür sind kennen. Oftmals ist kein CRM-System für detaillierte jedoch persönliche Daten notwendig, wie zum Kaufver- Informationen über Kunden vorhanden. Aber selbst wenn halten oder der Lebenssituation. Kundendaten vorliegen, nutzen viele Unternehmen diese gar nicht. Auch werden theoretische Personas definiert, Der fünfte Fehler liegt darin, die Mitarbeiter an den um von diesen abzuleiten, wie sich Kunden in der Realität verschiedenen Touchpoints nicht zeitnah über geplante verhalten könnten. Das ist in der Praxis jedoch nur selten Sales-Kampagnen zu informieren und die Kunden unge- erfolgreich. Wir halten es daher für wichtig, dass sich schickt mit Sales-Aktionen zu überraschen. Schickt ein ein Unternehmen einmal die Kundenbrille aufsetzt und Anbieter also ein Mailing für eine Rabattaktion an die Dinge aus einem veränderten Blickwinkel betrachtet. Kunden, sollten zum Beispiel diejenigen Kunden geson- dert angesprochen werden, die das beworbene Produkt Ein weiterer Fehler besteht darin, einen Kunden an- kürzlich zu dem alten und damit höheren Preis gekauft zusprechen, obwohl eine Einwilligung zur Kontaktauf- haben. Darüber hinaus sind Mitarbeiter in Filialen oder nahme nach der Datenschutz-Grundverordnung DSGVO in Call Centern frühzeitig über geplante Kampagnen fehlt. Nur wer die Zustimmung eingeholt hat, darf auch zu informieren. Auch wenn dies vielleicht trivial klin- nach dem Kauf den Kunden weiterhin über seine Ange- gen mag, in der Praxis treten solche Fehler tatsächlich bote informieren. Wir empfehlen, dem Kunden gegen- immer wieder auf und tragen dazu bei, den Kunden zu über transparent zu kommunizieren, wie seine perso- verärgern. nenbezogenen Daten verarbeitet werden und welche Informationen er zukünftig erhält. Nur Transparenz schafft Vertrauen. Für Unternehmen ist also ein ganzheitliches Customer Journey Management wichtig. Wie Den dritten problematischen Aspekt nenne ich das Gieß- kann Materna dabei unterstützen? kannenprinzip. Basierend auf einer mangelnden Auswer- tung von Kundendaten informiert ein Unternehmen den Die von Materna angebotenen Leistungen beginnen gesamten Kundenstamm mit den gleichen Botschaften. ab der dritten Phase einer Customer Journey. Der So bekomme ich als Kunde ein Angebot, das vielleicht Kunde hat zu diesem Zeitpunkt bereits prinzipiell eine überhaupt nicht zu mir passt. Die Kommunikation sollte Kaufentscheidung getroffen und möchte nun in einem daher möglichst individuell erfolgen. Online-Shop oder in einem stationären Geschäft ein Materna Monitor I 3 I 2019
NACHGEFRAGT I 11 Dirk Chauvel ist CRM- Experte bei Materna. Materna Monitor I 3 I 2019
NACHGEFRAGT I 12 Customer Journey Management bei Materna Consideration Service Social Media, Blogs, Reklamation, K undenservice, Websites, direkter Kontakt Support, E-Mail-/Telefon- Kontakt, Newsletter 02 04 C S A A L 01 03 05 Awareness Acquisition Loyalty PR, klassische Werbung, Online-Shop, Laden/Filiale, Umfragen/Feedback, Verkäufer, App Kundenbindungsmaßnahmen, Mundpropaganda, Online- E-Mail-Kontakt Marketing, Empfehlungen Materna unterstützt das Customer Journey Management ab der dritten Phase. Produkt erwerben. Materna begleitet Unternehmen auch Um die eigenen Ziele mit Gamification zu erreichen, sind in den folgenden Schritten wie Service und Loyalty. drei Komponenten wichtig. Da ist zunächst die eigentliche Spielidee. Das Konzept sollte so simpel wie möglich ge- Die Expertise von Materna liegt insbesondere in der Be- halten sein, sodass der Anwender das Spielprinzip intuitiv ratung und Konzeption, der technischen Entwicklung und erkennt. Beispiele dafür sind Games wie Memory oder Implementierung und dem sicheren Umgang mit Kun- Glücksrad. Muss sich der Anwender erst eine Anleitung dendaten. Darüber hinaus haben wir ein Expertenteam durchlesen, würde dies eine zu hohe Hürde schaffen. Eine mit jahrelanger Erfahrung bei der Kundeninteraktion, weitere Komponente sind die Preise, die ein Kunde gewin- das unsere Kunden entlang der Customer Journey berät. nen kann. Diese sollten nicht zu abgehoben und unrealis- tisch sein, wie ein Einfamilienhaus oder eine Kreuzfahrt im Wert von mehreren Zehntausend Euro. Viele Nutzer Wie können Unternehmen die Customer bewerten bei einem Gewinnspiel, wie wahrscheinlich es Experience verbessern? für sie wäre, einen Preis zu gewinnen. Daher ist es sinn- Es sind vor allem neue Technologien, die dabei helfen, voller, viele kleinere Preise anzubieten. Die dritte Kom- die Customer Experience zu verbessern. Dazu zählen ponente ist ein zum Gewinnspiel passendes Kommunika- Lösungen wie Gamification, personalisierte Videos, Chat- tionskonzept, denn nur mit diesem lassen sich möglichst bots und Augmented Reality. Mit dem richtigen Einsatz viele potenzielle Teilnehmer ansprechen. Außerdem dieser Technologien gelingt es Unternehmen, viele der empfehlen wir, gleich zu Beginn klar zu kommunizieren, eingangs erwähnten Fehler in der Kundenkommunika- dass die Teilnahme am Gewinnspiel kostenlos ist. tion zu reduzieren oder ganz zu vermeiden. Eine klare und offene Kommunikation sowie ein attrakti- ves und ehrliches Gewinnspiel tragen dazu bei, Vertrauen Welche Vorteile bietet Unternehmen der zu schaffen. Damit fällt es dem Kunden deutlich leichter, Einsatz von Gamification? einer Beratungseinwilligung zuzustimmen, sodass ein Unternehmen erhalten mit diesem Konzept ein starkes aktiver Kontakt im CRM-System entsteht. Werkzeug, um Kunden enger an eine Marke zu binden. So kann Gamification dabei helfen, die Nutzerzahlen Eine spannende Technologie sind personali- einer Webseite oder App zu steigern, da sich der Unter- sierte Videos. Welche Erfahrungen hat haltungsfaktor für den Kunden erhöht. Weiterhin erge- ben sich Möglichkeiten, durch eine Personalisierung der Materna damit gemacht? Anwendung bzw. des Spiels neue Kontakte zu generieren Mit unpersonalisierten Massenmailings erreichen Marken und so das CRM-System mit neuen Leads und Bera- heute keine Kunden mehr. Daher wird eine personalisierte tungseinwilligungen zu füllen. Schließlich kann Gamifi- Ansprache immer wichtiger und das geht heute auch mit cation die Kundenzufriedenheit fördern und die Bindung Videos. Wir bieten dafür eine Plattform, mit der Unterneh- der Kunden an eine Marke verbessern. men Videoclips mit individuellen Informationen veredeln Materna Monitor I 3 I 2019
NACHGEFRAGT I 13 können. Dies können Videos mit Werbebotschaften sein, Wie aber erkennen Manager, ob ihre Organi- die Kunden emotionalisieren. Aber auch Erklärvideos, um sation in die Customer Journey investieren Produkte leicht verständlich zu erläutern. Dem Grad der Personalisierung sind dabei kaum Grenzen gesetzt und sollte? es lassen sich automatisiert personalisierte Texte, Bilder, Aus unserer Erfahrung heraus können wir nur empfeh- Szenen, Sprachelemente oder Call-to-Action Buttons zu len, die Kommunikation mit dem Kunden ganzheitlich zu Videos hinzufügen. betrachten. Das Ziel sollte sein, über alle Touchpoints hinweg eine abgestimmte Interaktion zu erreichen. Wie Ein anschauliches Beispiel liefern Rechnungen, wie bei- schon erwähnt, kann es dafür notwendig sein, einmal die spielsweise für Mobilfunkkunden, die durch personalisierte Kundenbrille aufzusetzen, um die Anforderungen und Videos weitere Details zu den einzelnen Posten erläutern. Wünsche der Kunden wirklich zu verstehen. So entsteht Teilweise können diese Abrechnungen etwas umfangrei- eine positive Customer Experience, die die Loyalität der cher sein und sind nicht auf den ersten Blick zu durch- Kunden gegenüber einer Marke steigert. Daher lohnt schauen. Häufig rufen Kunden dann in der Hotline an. Mit es sich für Unternehmen eigentlich immer, bestehende einem personalisierten Erklärvideo lassen sich viele der Prozesse zur Kundeninteraktion einmal zu analysieren, wiederkehrenden Fragen schon beim Rechnungsversand um ein ganzheitliches Customer Journey Management erläutern. Der folgende Link zeigt ein Beispiel hierfür: zu schaffen. Die Experten von Materna helfen bereits in https://www.youtube.com/watch?v=VdZvwynr9yQ dieser Analysephase und begleiten ein Unternehmen bei allen weiteren Schritten, um so eine erfolgreiche digita- le Transformation aller kundenbezogenen Prozesse zu Immer häufiger setzen Marken auf Chatbots. Inwiefern verbessern sie die Kundenkommuni- ermöglichen. • kation? Für Chatbots gibt es vielseitige Anwendungsfälle, wie zum Beispiel die Vorqualifizierung von Kundenanfragen. Ein erfolgreiches Projekt von uns ist ein Chatbot für eine An- Ziele des Customer waltskanzlei, die sich auf das Verkehrsrecht spezialisiert hat und ihre Leistungen auch online vermarktet. Die Kanz- Journey Managements lei hat einen Chatbot auf ihrer Webseite www.bussgeld- profi.de platziert, der direkt in den Dialog mit dem Kunden • CRM-Potenziale erhöhen tritt und immer wiederkehrende Fragen beantwortet. In der Vergangenheit sind wiederholt telefonische Fragen • Opt-In Generierung und Permission- von Verkehrsteilnehmern eingegangen, die zum Beispiel Steigerung wegen einer Geschwindigkeitsübertretung geblitzt wurden und nun wissen wollten, welches Bußgeld droht. Heute • Produktverkäufe steigern werden diese Anfragen über den Chatbot vorqualifiziert und beantwortet, ohne dabei Mitarbeiterkräfte zu binden. • Kundenzufriedenheit (NPS) erhöhen Auch für die Kunden ist dies ein sehr gutes Erlebnis, da sie nicht lange auf die benötigte Auskunft warten müssen. • Bindung an eine Marke steigern • Conversion Rate optimieren Auch Augmented Reality verspricht großes Po- tenzial für die Kundenkommunikation. Warum • Traffic bzw. Nutzung einer App oder sollten sich Unternehmen damit befassen? Webseite steigern Mit Augmented Reality können Unternehmen die reale • Reduzierung bzw. Vorqualifizierung Welt durch digitalen Content anreichern und somit ein von Kundenanfragen im Service- einmaliges Erlebnis für ihre Kundenschaffen. Der Nutzer Center bzw. der Hotline braucht nur ein Smartphone und schon kann er Möbel- stücke, Einrichtungsgegenstände oder sogar Autos in den eigenen vier Wänden platzieren. So könnten Sie sich ein neues Sofa ins Wohnzimmer stellen und ausprobieren, ob es gut zum Rest der Einrichtung passt. Im Bereich von Service und Support schafft Augmented Reality ebenfalls einen zusätzlichen Nutzen. Es können nämlich Objekte erkannt und im Display des Smartphones zusätzliche Informationen dazu angezeigt werden. Hier ein Telekom- munikationsbeispiel: Der Nutzer kann bei der Einrichtung seines neuen DSL-Routers unterstützt werden und muss nicht die Service-Hotline kontaktieren. Es gibt zahlreiche weitere Anwendungsfälle, das klassische Kundenerlebnis deutlich attraktiver und emotionaler zu gestalten. Materna Monitor I 3 I 2019
MANAGEMENT UND STRATEGIE I 14 Im Zeitalter der Digitalisierung muss das Content-Management-System (CMS) einen neuen Platz finden. Wichtige Entwicklungen sind Cloud-Lösungen, Omnichannel Management und Künstliche Intelligenz. Sie führen zu einem nie da gewesenen Ausmaß an Personalisierung. Daraus formiert sich künftig das Headless CMS. Das Headless CMS führt die Entkoppelung von Struktur Für den Fall einer bereits vorhandenen komplexen Infra- und Präsentation des Contents konsequent fort bis in die struktur zur Auslieferung der Inhalte, beispielsweise über Darstellung auf allen digitalen Touchpoints der Customer ein Shop-System, ist ein Headless CMS deutlich schlanker Journey. Der Vorteil dieser Trennung ist, dass – unabhängig in die bestehende Infrastruktur integrierbar. Es entsteht vom CMS – über beliebige digitale Touchpoints einsatz- eine Art Content-Hub, an den auch unzählige weitere Sys- spezifisch jeweils dediziert ausgewählte Technologien und teme andocken können, in den aber auch weitere Content- Frameworks eingesetzt werden können. liefernde Systeme eingebunden werden können. Diese Form der Entkoppelung ist wiederum Katalysator für eine Ein weiteres wichtiges Kennzeichen des Headless CMS effiziente und effektive Nutzung der quasi unbegrenzten, ist, dass zwar einheitliche Inhalte genutzt werden, diese flexiblen und bedarfsgerechten Skalierungsmöglichkeiten, aber auf den verschiedenen Touchpoints ganz unterschied- wie sie die heutige Cloud-Technologie bietet. lich ausgegeben werden. Die Bandbreite der Touchpoints umfasst beispielsweise unterschiedliche Internet of Things (IoT) Devices wie Werbe-Panels, digitale Selbsthilfe- und Digitale Touchpoints weit verbreitet Konfigurator-Panels oder schlichtweg Endnutzer-Geräte, Das IoT bietet unzählige Möglichkeiten für weitere die fernab vom bisher bekannten Dialogformat Desktop Touchpoints. Dem Orchestrieren dieser Möglichkeiten bzw. Mobile ausgeprägt sind. nimmt sich das Omnichannel Management an. Materna Monitor I 3 I 2019
MANAGEMENT UND NACHGEFRAGT STRATEGIE I 15 Content-Management NEUE WEGE BESCHREITEN MIT DEM HEADLESS CMS Daher gehören Omnichannel Management und die naht- Präsentation auf diversen digitalen Touchpoints. Ein lose Auslieferung des Contents zusammen: Das heißt, Headless CMS erhöht die Variationsvielfalt durch unter- eine potenziell unendliche Vielzahl unterschiedlicher schiedliche Devices und durch Variationsparameter, die Kunden muss auf relevanten Content am richtigen Ort, erst in Echtzeit entstehen. zur richtigen Zeit, der augenblicklich richtigen Plattform und Detailtiefe, in einer zur Stimmungslage des Nutzers Dabei darf die Präsentation der Inhalte nicht länger von passenden Form und Tonalität zugreifen können. einer möglicherweise raren Kombination an Implemen- tierungsfähigkeiten der Projektmitarbeiter für die ein- Der Content wird zum Chamäleon. Er wird stets an- gesetzten Software-Produkte, Ausgabetechnologien und gepasst an Umgebung und Stimmung der Kunden und Frameworks abhängig sein. Hierfür schafft das Headless erhält somit eine bessere Chance, organischer und au- CMS präzise Schnittstellen. Die sogenannte Seperation thentischer wahrgenommen zu werden. Content ist eben of Concerns trennt die technischen Realisierungsverant- nur dort König, wo der Nutzer ihn durch den passenden wortlichkeiten der Mitarbeiter für die unterschiedlichen Kontext auch stark situativ beeinflusst als Mehrwert Disziplinen von der Content-Erfassung bis zur finalen wahrnimmt. Content-Ausspielung. Geschickt orchestriert, zahlt Omnichannel Management Diese klaren Schnittstellen beantworten die Herausfor- auf eine verstärkte Kundenbindung ein, führt zu einem derung einer notwendigen Dynamisierung, Spezialisie- positiv verstärkten Marken-Image und mündet schließ- rung und Skalierung der Verfügbarkeit von Kompetenzen lich in höheren Conversion und Retention Rates, was der Mitarbeiter, die für die Entwicklung von Kommuni- Marketing-Kampagnen effektiver und effizienter macht. kationskanälen auf Basis eines CMS notwendig sind. Das macht die Projekte effektiver, effizienter und erhöht die Qualität. Projekte lassen sich leichter mit den passen- Technische Erfolgsfaktoren des Headless CMS den Mitarbeitern ausstatten, wenn ihr Aufgabenbereich Das künftige CMS ist keine zentrale Plattform mehr zur präzise definiert ist. Gleichzeitig lassen sich technische „harten Verdrahtung“ des Contents inklusive finaler Verantwortungsbereiche entsprechend dem Service- Materna Monitor I 3 I 2019
MANAGEMENT UND STRATEGIE I 16 Gedanken durch eine präzise Trennung der Verantwort- schaubaren Vielzahl an Einflussfaktoren komplex gewor- lichkeiten optimal zuschneiden. den. Das bedeutet, es muss aus einem großen Datentopf automatisiert und schnell gelernt werden. Die richtige Anwendung der Vorteile eines Headless CMS eröffnet zahlreiche Chancen, die nur das Headless CMS Der Einsatz Künstlicher Intelligenz kann bei der Optimie- in dieser Kombination bietet: Durch eine konsequente rung unter Zeitknappheit und unter Berücksichtigung Modularisierung lassen sich Teilschritte in CMS-Projek- vielfältiger Informationen ein entscheidender Vorteil ten stärker parallel umsetzen. Moderne Frameworks in sein. KI steuert die Anpassung des Contents und opti- der Präsentation sind leichter einsetzbar, da sie besser miert dabei selbstlernend die unterschiedlichen Kon- wartbar und austauschbar sind. Insgesamt sinkt die Time stellationen. Die geschieht bspw. durch automatisiertes to Value, also die Zeit, bis ein signifikanter Mehrwert für A/B Testing. Abhängig von den Ergebnissen werden der kurzfristige Umsetzungen entsteht. Dies gilt insbeson- Content und die Präsentation daraufhin automatisiert an- dere, wenn standardisierte CMS-Komponenten und eine gepasst. Darüber hinaus kann Content auch über Natural ausgeprägte Cloud-Fähigkeit die verkürzte Time to Value Language Generation aus Metadaten automatisch pas- zusätzlich unterstützen. send generiert werden, sodass er die optimale Tonalität für das jeweilige Segment trifft. Personalisierung wird zum Erfolgsfaktor im Omnichannel Management Von Mehrwerten zum Vertrauen Was sind die Erfolgsfaktoren, die in diesem Kontext ein Die massenhafte Verarbeitung von Daten und eine weit- gelungenes Omnichannel Management ausmachen? Die reichende Automatisierung schüren auch Ängste. Für Antwort lautet konsequente und weitreichende Persona- den Einsatz von KI im Umfeld Content-Management ist lisierung der Services rund um die Inhalte in Echtzeit, die daher einerseits das Vertrauen des Kunden zu gewinnen, durch den Einsatz Künstlicher Intelligenz weiter opti- der einem Unternehmen unter Umständen seine Daten miert wird. anvertrauen muss. Die Verunsicherung um die Daten- schutz-Grundverordnung (DSGVO) haben durchaus nega- Eine facettierte und personalisierte Ansprache nimmt tiven Einfluss auf das Erkennen der Vorteile einer daten- deutlich mehr Dimensionen ein, als mit diversen Perso- gesteuerten Personalisierung. Andererseits muss auch nas geeignet abbildbar ist. Oftmals entscheiden dynami- das Vertrauen der Content-Verantwortlichen gewonnen schere Parameter darüber, ob der Content erfolgreich werden, wenn es darum geht, nachzuweisen, dass sich KI ist und einen Kunden zum Kauf verleitet. Dies geht über zur Optimierung der Personalisierung wirklich lohnt. statische Eigenschaften wie Geschlecht, Beruf und den reinen Kaufwunsch hinaus. So können die Stimmung, der Im ersten Fall müssen die Verantwortlichen zunächst Ort, Rahmenbedingungen am Zielort wie in der Nähe des einmal formell korrekt und transparent mit den in ihren Kundenstandorts nutzbare IoT Devices und Präferenzen Systemen gesammelten Daten umgehen. Andererseits starken Einfluss auf die Wahrnehmung des Mehrwerts gilt es hierbei auch, den Kunden zu überzeugen, dass des Contents haben. Diese Parameter sollten den Inhalt dadurch für ihn ein Mehrwert generiert wird. und die Tonalität der Ansprache mitbestimmen können. Die Personalisierung der Inhalte muss also viel granula- Was das Vertrauen in den Einsatz der KI aus Sicht der rer sein und sich dynamisch in Echtzeit anpassen. Content-Verantwortlichen angeht, sind diese gut bera- ten, nicht blind in die Möglichkeiten der KI zu vertrauen. Eine graduelle oder auch hybride Vorgehensweise des Wie Künstliche Intelligenz optimiert und Einsatzes von KI erscheint der geeignete Weg. So können skaliert Unternehmen eine erste KI-Unterstützung etablieren, aber jederzeit manuell nach Bedarf eingreifen. Hier kommt Künstliche Intelligenz ins Spiel. Sie ermög- licht auf Basis einer Echtzeit-Segmentierung der Nutzer Auch eine Vorschlagsgenerierung von Content über anhand ihrer Handlungen an bespielten Systemen und Natural Language Generation als Entlastung für verant- situativen Parametern die bestmögliche Auswahl aus wortliche Redakteure kann ein sinnvoller erster Schritt zahlreichen Varianten der Ausspielung des Contents sein. Das System kann eine Begründung mitliefern, über alle Dimensionen der Personalisierung. Bestmög- warum eine bestimmte Tonalität gewählt wurde. Die lich bedeutet dann optimiert auf Ziele, die beispielsweise Vorgehensweise zu erläutern, schafft Vertrauen beim aus Marketing-Sicht der Künstlichen Intelligenz mitge- Anwender. Auch der umgekehrte Weg ist denkbar, um geben werden. mehr Sicherheit beim Einsatz dieser Mittel zu generie- ren. Hierbei analysiert Natural Language Understanding Dies geht weit darüber hinaus, nur Tracking-Daten ma- die von Redakteuren geschriebenen Texte und bildet die nuell auszuwerten und nach einer zeitverzögerten Aus- Tonalität ab, die bei der Zielgruppe bislang besonders wertung die Ansprache des Online-Auftritts zwar konti- erfolgreich war. nuierlich, aber eben erst nachträglich zu optimieren. Die Ausgestaltungsmöglichkeiten sind aufgrund der unüber- Materna Monitor I 32 I 2019
MANAGEMENT UND STRATEGIE I 17 Also alles neu? Noch wirft die zukünftige Ausrichtung von Content- Management-Systemen Fragen bei den Unternehmen auf. In jedem Fall treffen wir auf Kernkompetenzen des CMS, wie die Optimierung und Unterstützung redaktio- neller Prozesse und Workflows sowie Mechanismen zur Content-Integration. Ein Großteil der Entwicklungen wird maßgeblich von der Strategie und Organisation in den Unternehmen abhängen. Viele Aspekte rund um das CMS sollten künftig einen einfach konsumierbaren, ausgeprägten Service-Charakter annehmen. Dienstleister, die diese Leistungen im Portfolio als kombinierbare und modu- lare Services liefern können, werden sich leichter tun, eine tatsächliche Content Experience im Rahmen eines Experience-as-a-Service passgenau zu liefern. Dienst- leister sollten mit Leistungen von der Strategie über Konzeption, Design, Implementierung im CMS und auf diversen Touchpoints, Kompetenzen zu KI und Big Data sowie redaktioneller Optimierung aufwarten können. Unternehmen benötigen einen Partner, der sie bei allen Herausforderungen der Digitalisierung entlang des Content-Managements begleitet. Letztlich gilt auch hier: Die Mehrwerte müssen entlang der gesamten Reise stets • transparent sein. Über den Autor Jan Bussek ist Teamleiter in der Abteilung Collaboration & Content Management bei Materna in Dortmund und betreut die Umsetzung komplexer Content-Management-Projekte bei Kunden, beispielsweise auf Basis des CMS FirstSpirit. Materna Monitor I 32 I 2019
TITELTHEMA I 18 Agile Software-Entwicklung NAH DRAN AM KERNGESCHÄFT Im Zuge der Digitalisierung wandeln sich Unternehmen immer mehr zu Soft- ware-Unternehmen. Denn Services aus Bits und Bytes reichern heute Produkte an, ob im Auto, bei der Paketzustellung oder im smarten Home. Sie machen den Unterschied zum Wettbewerber. Was aber bedeutet diese Transformation für Unternehmen und Behörden? Materna Monitor I 3 I 2019
TITELTHEMA I 19 War es schlicht gut geraten oder Weitsicht, als Marc Andreessen 2011 verkündete: „Jedes Unternehmen wird in der Zukunft ein Software-Unternehmen sein.“? Rückblickend hat der Mitgrün- der von Netscape und Aufsichtsratsmitglied von Facebook mit seiner Vision voll ins Schwarze getroffen. Ob Automobilzulie- ferer, Landmaschinenhersteller oder Logistikkonzern – quer durch alle Branchen hinweg ist die Erkenntnis gereift, dass IT-Systeme und insbesondere smarte Anwendungen heute den Unterschied machen. „Alle Paketdienste liefern Pakete aus“, konstatiert Philipp Kleinmanns, Leiter Portfoliomanagement bei Materna. „Aber versendet man nicht viel lieber mit dem Logistiker, bei dem man live sehen kann, wo das Paket gerade ist, und die Route via Google Maps verfolgen kann?“ Den entscheidenden Wettbewerbsvorteil hätten heutzutage diejenigen, denen es gelänge, Systeme miteinander zu verbinden – im Falle von DHL die komplette Supply Chain – und smarte digitale Services anzubieten, die sich vom Mitbewerber abheben. „Me too reicht nicht“, sagt Kleinmanns. Auch Kameras, Lidar-Sensoren und weite- res Equipment, das für hochautomatisiertes Fahren (HAF) benötigt wird, könne jeder kaufen und im Auto verbauen. „Hat man damit gleich ein hochautonomes Fahrzeug?“, fragt der Materna-Mann weiter. Mitnichten. Intelligent verknüpfte Anwendungen sind der Schlüssel. „Lösungen, die den Unterschied machen, sind nah dran am Kerngeschäft und den Fachprozessen“, beschreibt das Kleinmanns. Und: „Man bekommt sie nicht von der Stange.“ Seit Beginn der 2010er-Jahre ist die Bedeutung von Hardware und mechanischen Komponenten in Produkten immer geringer geworden, schrieb die Neue Zürcher Zeitung (NZZ). Elektronik und Software dominierten. Die Untersuchung des VDMA „IT und Automa- tion“ von 2018 stützt diese These. Bezogen auf die Herstellkosten steigt der Anteil von Software und Automatisierungstechnik in den Produkten des Maschinenbaus von aktuell durchschnittlich rund 32 Prozent bis 2021 um drei Prozent pro Jahr an. Auch die Transformation des Automobils zu einem gemischten Hardware- und Software-Produkt hat an Fahrt aufgenommen. Laut Elmar Degenhart, Vorstandsvorsitzender der Continental AG, betrug der Verkaufs- wert der Software an einem Premiumfahrzeug im Jahr 2013 rund zehn Prozent. Im Jahr 2023 wird der Anteil bei etwa 40 Prozent liegen, prognostiziert der Konzernchef des weltweit zweitgrößten Zulieferers in einem Beitrag der Zeitung NZZ. Von den rund 45.000 Ingenieuren, die Continental beschäftigt, arbeitet momentan ein Drittel in den Bereichen IT und Software. Obwohl Hardware noch sehr lange wichtig bleiben wird, dürfte der Anteil der Ingenieure im Bereich IT und Software im Prognosezeitraum auf 50 Prozent steigen. Software schneller entwickeln „Industrie, Handel, Banken, Versicherungen und auch Behörden müssen längst selber Software entwickeln und nicht nur Standard zukaufen“, erklärt Marcus Rieks, Abteilungsleiter Anwendungs- entwicklung im Geschäftsbereich Digital Enterprise bei Materna. „Unternehmen brauchen moderne Software-Komponenten in ihren regulären Produkten, um sich vom Wettbewerb abzugrenzen“, führt Rieks aus. Das Business müsse schnell reagieren können, und die IT dazu fachliche Anforderungen sehr kurzfristig und sehr kontinuierlich entwickeln und liefern. Geschwindigkeit ist für die Entwick- lung von Software einer der entscheidenden Parameter dabei, denn die Release-Zyklen und Time- to-Market digitaler Lösungen sind um ein Vielfaches kürzer, als die der mechanischen Komponen- ten: „Binnen weniger Stunden lassen sich digitale Services aktualisieren – für die Steuerung einer Werkzeugmaschine, eines Bremsassistenten oder eines Webshops“, sagt Rieks. „Versuchen Sie das mal mit einem Getriebe oder den mechanischen Komponenten eines Logistiksystems.“ Materna Monitor I 3 I 2019
TITELTHEMA I 20 Der Schlüssel zu mehr Speed sind, laut Rieks, eine agile verschiedener Hersteller. Die AEF hat sich zum Ziel gesetzt, Vorgehensweise und Organisation sowie Microservices – herstellerübergreifende Kompatibilität von elektronischen Dienste oder Anwendungen, die weitgehend entkoppelt und elektrischen Komponenten sicherzustellen. Dazu hat sind, kleinere Aufgabe erledigen und einen modularen die AEF Materna beauftragt, eine neutrale Plattform zu Aufbau ermöglichen. Diesen Weg geht auch CLAAS. Seit schaffen, mit der sich externe Zertifizierungstests sowie mehreren Jahren entwickelt Materna für den Landmaschi- Herstellertreffen zum Testen von Steuergerät-Kompatibi- nenhersteller verschiedene zentral genutzte Applikationen, litäten planen und durchführen lassen. Entstanden ist ein z. B. für den After Sales. Portal für die Sicherstellung von Transparenz über Herstel- lergrenzen hinweg. Die Applikation Electric & Electronic Database (EEDB) ist eine Sammelstelle für Daten, die für die Auslieferung In einem weiteren Projekt haben Materna-Experten ein neuer Maschinen wichtig sind, wie zum Beispiel Fehler- sogenanntes Digital Planning Lab mit aufgebaut. Dort fließen codes, mehrsprachige Texte für Anzeigeterminals und das Wissen und die Erfahrung von Mitarbeitern zusammen, um neue Standorte und Werke planen zu können. Bis dato Diagnose-Software sowie Maschinenkonfigurationen bzw. wurde das Gros der Aktivitäten dazu manuell erledigt und -parametrisierungen. Das System unterstützt die Pflege die Informationen waren auf zahlreiche Systemen verteilt. In und Validierung technischer Maschinendaten und -informa- das neu geschaffene Tool gehen nun alle Eigenschaften und tionen, Prüf- und Freigabeprozesse und stellt sie anderen Parameter ein, die für die Planung eines neuen Standortes Applikationen zur Verfügung. „Es ist quasi das Herzstück benötigt werden: Flächen- und Leistungsdaten, Umgebungs- der Kommunikation zwischen den Bereichen Technische informationen, Traglasten, Temperaturen, Zuluft, Abwasser Entwicklung und Produktion. Wir begleiten CLAAS bei der etc. Anhand dieser Werte lassen sich benötigte Fertigungs- Konzeption und Weiterentwicklung der Software, aber auch komponenten ermitteln und diese dann zu Fertigungsstra- beim Requirements Engineering. Schnelle Auslieferungs- ßen bis hin zum kompletten Werk planen. „Als Ergebnis zyklen der Software sind hierbei ein Muss“, erklärt Marcus erhält der Nutzer eine vollständig dokumentierte Blaupause Rieks. für die Entwicklung von Produktionsstätten“, sagt Rieks. Landmaschinen sind komplexe Güter, die verteilt über den Zwölf Meilen vor die ostfriesische Küste und in rund 130 ganzen Globus im Einsatz sind. Dennoch müssen Service- Meter Höhe muss sich das technische Personal aufmachen, Maßnahmen auch in weit entfernten Regionen greifen. wenn es Störungen an einer Offshore-Windkraftanlage Dabei hilft die Applikation WebSI. Sie beschreibt und verteilt beheben möchte. „Gut, wenn dank Predictive Maintenance Service-Maßnahmen in über 10 Sprachen. „Steht eine War- dieser Weg nicht umsonst war“, nennt Marcus Rieks ein tung an, kann der After Sales Service ermitteln, wo auf dem weiteres Beispiel digitaler Lösungen. Für einen Hersteller Globus gerade Erntezeit ist, um die Geräte genau dort mit im Umfeld Windkraftanlagen hat Materna für die voraus- einer Umbaumaßnahme zu optimieren oder auszutauschen, schauende Wartung eine IoT-Lösung auf Basis von Big wo sie am dringendsten gebraucht werden“, sagt Rieks. Data-Analysen entwickelt. Per Überwachung und Erfassung der Leistungs- und Sensordaten des Übergabepunktes Ein weiteres Software-Projekt für den After Sales Service zwischen Stromerzeugung und Transport lassen sich durch des Landmaschinenherstellers ist das Licence Manage- unmittelbare Analyse und Bewertung der Messdaten Rück- ment System (LMT). Service-Applikationen müssen lizen- schlüsse auf den Gesamtzustand der Anlage ziehen. Eine ziert, Software-Pakete und -Updates auf die Service-Lap- defekte Komponente ist somit bereits im Vorfeld identifi- tops der Kundendiensttechniker verteilt und Daten und zierbar. Diese Informationen bieten wiederum die Grund- Dokumente wie z. B. Maschinenkonfigurationen aktualisiert lage zur Optimierung der Support- und Logistikkette für werden. Diese Aufgaben übernimmt das LMT. „Die mehr den Windparkbetreiber. als 10.000 Kundendiensttechniker weltweit arbeiten somit stets mit aktuellsten Tools und Informationen, was unmit- „Das Unternehmen baut durch die digitalen Dienste und telbar die Service-Qualität verbessert. Aktuell entwickeln erweiterten Fähigkeiten seine Marktstellung weiter aus“, wir agil die LMT Version 3. Eine Neuerung ist z. B. die sagt Kleinmanns. „Genau darum geht es heute: Mithilfe Sicherung gegen Reverse Engineering und Manipulation“, von digitalen Lösungen das Portfolio veredeln und sich erläutert Rieks. Alleinstellungsmerkmale verschaffen.“ Quer durch alle Branchen und Anwendungsfälle hinweg beobachtet er, Für die Agricultural Industry Electronics Foundation e.V. dass die neu entstandenen Funktionen alle nah am Kern- (AEF), eine unabhängige Branchenorganisation für Land- geschäft sind, genau die Unterstützung liefern, die das technik und -maschinen, entwickelt und betreibt Materna Business gerade benötigt, und: Sie sind agil entstanden eine Web-basierte Maschinen- und Gerätedatenbank. Land- und entsprechend umgesetzt. In einem Multikulti-Projekt maschinen – etwa Traktoren und Anbaugeräte, wie Stroh- hat Materna für die Daimler Financial Services die maßge- pressen, Sämaschinen oder Ladewagen – werden nach schneiderte Web-Applikation COMET entwickelt, mit der dem weltweiten Kommunikationsstandard ISOBUS (ISO alle weltweiten Planungsabteilungen aus Controlling und 11783) für landtechnische Anwendungen zertifiziert. „Das Accounting arbeiten. „Das Projekt haben wir mithilfe agiler Protokoll gewährleistet, dass Zugmaschinen und Anbauge- Entwicklungsmethoden auf Basis von Scrum durchgeführt“, räte über die in den Maschinen eingebauten Steuergeräte erklärt Kleinmanns. Materna stellte ein Entwicklungsteam, miteinander kommunizieren können – sollen“, schmun- ein sogenanntes Rocket Developer Team. So konnten die zelt Rieks. Die Realität sieht leider manchmal anders aus. Programmierer in kurzer Zeit die komplexe Applikation für Normen und immer komplexere Hard- und Software er- die verteilte Organisation erstellen (siehe Materna Monitor, schweren die Kombination von Maschinen und Anbauteilen Seite 38-39). Materna Monitor I 3 I 2019
TITELTHEMA I 21 Selbst agil entwickeln oder entwickeln lassen? Acht von zehn Unternehmen setzen laut der Studie „Status Quo Agile 2017“ der Hochschule Koblenz agile Methoden in der Entwicklung von Software ein oder sind dabei, diese umzusetzen – Tendenz steigend. Doch stellt sich die Frage für IT-Verantwortliche: Baue ich eigene agile Teams auf oder verstärke ich mich mit externem Know-how? „Es geht hier nicht um Entweder-oder, sondern vielmehr um ein Sowohl-als-auch“, bringt es Kleinmanns auf den Punkt. Agilität höre nicht an Abteilungs- und Unternehmensgrenzen auf, daher müssten Betriebe sich vorbereiten, ihre Strukturen verändern – ganz gleich, ob sie selbst entwickelten oder Externe hinzuzögen. Befug- nisse neu verteilen, funktionale Bereiche (Silos) aufbrechen und neue Schnittstellen schaffen, etwa für die Kommunikation zwischen Fach- bereich und IT, nennt er essentielle Vorarbeiten. „Die Service-Denke ist der Schlüssel. Konkret bedeutet das, bereichsübergreifend zu planen und zu agieren, denn die smarten Services speisen sich aus den unterschiedlichsten Datenquellen und Geschäftsprozessen.“ „Wir beobachten, dass Unternehmen diese Schritte gehen und beispielsweise die fachbereichsnahe IT und Betriebs-IT im Sinne von DevOps in einer Einheit zusammenlegen, um schneller agieren zu können, und die Konkurrenz dadurch auf Abstand halten“, erklärt Rieks. So hätten beim Autobauer Mercedes Benz sogenannte Schwär- me (Gruppen von Mitarbeitern) die Verantwortung für eine Applikation übernommen – von der Fachlichkeit bis zum Betrieb erbringt ein Schwarm den Service in Gänze. Bei der Post würden klassische Be- triebseinheiten aufgelöst und in kundenfokussierte Sparten mit mehr Verantwortung und Befugnissen neu sortiert. Für die eigentliche Entwicklung von Services sei es allerdings angeraten, auf eingespielte und agile externe Teams zu setzen, ist sich Kleinmanns sicher. Unternehmen sollten sich fragen, ob und inwieweit es sinnvoll ist, die eigene Entwicklung umzugestalten. Wie schnell lässt sich das bewerkstelli- gen? Wie oft und wie lange benötigt man dieses Expertenwissen und wie ist es dann um die Umsetzungsfähigkeit bestellt? Gehört es zum Kerngeschäft? „Für Unternehmen ist es in der Regel einfacher und schneller, diese Tätigkeiten aus- zulagern, als die komplette Organisation umzubauen“, sagt Kleinmanns. Materna Monitor I 3 I 2019
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