Erneuerbare energien - SSES
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erneuerbare 06 Geschichte Die SSES im Visier der energien Bundespolizei 38 enerGiewende Eine Gemeinde eilt der Energiezukunft voraus 43 enerGiewende Neuer Verband für dezentrale Produzenten (VESE) Nr. 3 Juni 2014 Eine Publikation der SSES in Zusammenarbeit mit Swissolar JubiläumSauSgabE ENErgiEViSioN 2054: WiE diE SchWEiZ iN 40 JahrEN auSSEhEN köNNtE SEitE 18
AURON DF Das umweltfreundliche Multitalent Der Vakuumröhrenkollektor AURON DF wurde speziell für mitteleuropäische Klimaverhältnisse konzipiert. Er arbeitet daher auch bei diffuser Strahlung und niedrigen Aussentemperaturen besonders effektiv. Dank seiner hohen Energieausbeute unterstützt AURON DF nicht nur die Warmwasserbereitung, sondern stellt zusätzlich Energie zur Entlastung der Raumheizung bereit. Mehr Informationen unter www.elco.solutions/solar Elcotherm AG, Sarganserstrasse 100, CH-7324 Vilters, www.elco.ch
Editorial iNhalt diE SSES Wird 40 – Grussbotschaft 05 uNd blickt iN diE ZukuNFt 40 Jahre sses 06 Geschichte: Die SSES stand zu Beginn der Ja, wir sind stolz, dass die SSES dieses Jahr ihren 40. ge- 1980er-Jahre im Visier der Bundespolizei burtstag feiern kann. die Schweizerische Vereinigung für Volksabstimmungen: Eine Auswahl Sonnenenergie ist teil der Entstehungs- und Etablierungs- energiepolitischer Abstimmungsplakate geschichte der Solarenergie in der Schweiz. in dieser Jubi- läumsausgabe der «Erneuerbaren Energien» dürfen Sie Vision 2054 18 nachlesen, was die SSES seit der gründung am 11. Juni Siedlung: Schoch und Schoch plädieren 1974 vorangetrieben, bewegt, bewirkt hat – und das mit für den Rückbau sanierungsbedürftiger ihrer treuen unterstützung, für die wir uns an dieser Stelle Quartiere herzlich bedanken möchten. Pioniere: Bertrand Piccard animiert uns, Wir blicken also mit Stolz auf 40 Jahre geschichte zurück – selber Pioniere zu sein Annuscha schmidt, aber auch mit klaren Visionen in die Zukunft. Wie Sie alle Präsidentin sses Mobilität: Was uns morgen bewegen wissen, steht die Solarenergie und damit auch die SSES wird, schreibt Caroline Beglinger heute an einem ganz anderen ort als vor 40 Jahren. die Plan B: Anton Gunzinger zeigt, wie Solarenergie soll zentrales Element der Energiewende werden. Es ist also Zeit geworden, die der Fussabdruck der Schweiz auf weniger rolle der SSES zu überdenken: Wir haben uns vorgenommen, die wichtigste konsumenten- als eine Erde reduziert werden kann organisation für erneuerbare Energien zu werden. Nebst unserer Präsenz an den verschiede- Architektur: Ob wir künftig in Iglus nen messen in der ganzen Schweiz, wo die SSES neutral und professionell Fragen zum Einsatz oder auf Bäumen wohnen, erläutert erneuerbarer Energien aller art beantwortet, bietet die SSES seit zwei Jahren schweizweit Beat Kämpfen einen check bestehender Solaranlagen (thermie und PV) an. diese beiden Projekte werden vom nationalen Förderprogramm Energie Schweiz unterstützt und auch die nächsten Jahre energiewende 38 weitergeführt. Neu dazu kommt, dass die SSES ab 2015 die organisation der «tage der Altbüron: Eine Gemeinde eilt der Energie- Sonne» von Swissolar übernimmt. die SSES setzt sich ferner für die genossenschaftliche Nut- zukunft voraus zung der erneuerbaren Energien ein. Sie unterstützt administrativ und politisch die bestehen- den und noch zu gründenden Energiegenossenschaften sowie deren dachverband, ein Pro- Verbandsnews 43 jekt, welches heute unter dem Namen VESE läuft: Verband Erneuerbare Schweizer Energie. VESE: Die SSES gründet den Fachverband Wir setzen uns auch weiter dafür ein, dass die Qualität der Solaranlagen noch besser wird, und für dezentrale Energieproduzenten noch mehr Solaranlagen installiert werden, sowie auf alle erneuerbaren Energien gesetzt wird, damit die Energiewende nicht nur aus frommen Wünschen besteht, sondern aktiv umgesetzt Flash 45 wird. die Verankerung erneuerbarer Energien in gesetz, Politik und Wirtschaft hat erste Priorität, und darum brauchen wir Sie, liebe leser und leserinnen, um auch dank unserer Agenda 48 Zeitschrift, die es übrigens auch schon seit 1974 gibt, mit Wissen, Überzeugung und tatkraft die Energiewende herbeizuführen und zu erleben. Branchenverzeichnis 49 mit unserer Zeitschrift «Erneuerbare Energien» wollen wir Sie auch weiterhin kompetent über alle wichtigen Entwicklungen in Wissenschaft, Wirtschaft und Politik auf dem laufenden hal- impressum 51 ten. diese Jubiläums-ausgabe widmen wir auch den vielen Schweizer gemeinden, die einen wichtigen beitrag bei der umsetzung der Energiewende leisten und mit grossen, mutigen Schritten voranschreiten. die gemeinde altbüron hat uns mit ihren energiepolitischen Vor- zeigeprojekten so begeistert, dass wir diese Sonnenkönigin mit ausstrahlung als beispiel für andere gemeinden vorstellen. altbüron bleibt mit Energiestadt-label und Solarpreis nicht stehen, sondern fährt fort, seinen Weg zur Energiewende zu gehen. und hier knüpfen wir mit unserem 40-Jahr-Jubiläum an: mit der Energie-Wende-Wanderung am Sonntag, 14. September 2014 im unesco biosphären reservat Entlebuch, feiern wir mit allen, die sich für die Nutzung erneuerbarer Energien inter- essieren und einsetzen, unser Jubiläum. Wir hoffen auf viel Sonne und freuen uns, Sie dort ebenfalls anzutreffen und darauf anzustossen. annuscha Schmidt, Präsidentin der SSES liebe mitglieder die elektronische Version der «Erneuerbaren Energien» finden Sie auf der Website der SSES: www.sses.ch. Sie erhalten an dieser Stelle jeweils das Passwort für die aktuelle ausgabe. benutzername: ee/er_abo Passwort: g!haN-3d titelbild: Swissolar JubiläumSauSgabE Erneuerbare Energien Nr. 3 Juni 2014 3
Ich bin an Ökostrom interessiert. Bitte stellen Sie mir die Unterlagen zu. Glaubwürdig und transparent – Name und Vorname Ohne Atomrisiken für die Energiewende mit Sonne, Wind- und Wasserkraft Strasse Nr. | PLZ, Ort Bestellen Sie Ihren Ökostrom unter Telefon www.adev.ch/de/authentic oder fordern Sie weitere Informationen an E-Mail ADEV Energiegenossenschaft Postfach 550 | 4410 Liestal ErneuerbareEnergien Telefon 061 927 20 30 | Fax 061 927 20 49 info@adev.ch Engagiert für die Energiewende | www.adev.ch Ausschneiden und Sonne bekennen! KRAFTWERKSBESITZER ! KRAFTWERKSBESITZERIN ! Mit unserem Partnersystem tragen wir – zusammen mit Ihnen – dazu bei, dass auch kleine, lokale Betriebe den Schritt in die Solarenergie schaffen. Und das ist gut so. Denn die Energiezukunft ist lokal! Lokale Energiegewinnung, lokale Wirtschaftsförderung, lokale Mobilität. Auch das ist ein Beitrag zur Energiewende. Dafür braucht es viele gute Dienstleister, die vor Ort Ihre Wünsche erfüllen können. Schweiz-Solar ermöglicht es diesen Betrieben, Ihr Solar- strom-Projekt qualitativ hochstehend und zu sehr guten Konditionen zu realisieren. Schweiz-Solar Vertriebs AG | Das Schweizer Photovoltaik-Netzwerk | 3027 Bern und 6300 Zug | Tel. +41 31 991 60 60 und Mobile +41 79 945 54 62 | www.schweiz-solar.ch
gruSSbotSchaFt «am aNFaNg War diE tat» bild: Flückiger-kusano Bundesrätin doris Leuthard, Vorsteherin des eidgenössischen departements für Umwelt, Verkehr, energie und Kommunikation UVeK Pioniere, Tüftler und unerschütterliche Kämpfer, Mit Blick auf die Energiezukunft der Schweiz eine Melange von Wissenschaftlern und pfiffi- sind wir alle aufgefordert, mit demselben Elan gen Handwerkern, manchmal fast so etwas wie der letzten 40 Jahre auch die kommenden 40 eine kleine Volksbewegung – sie alle haben vor Jahre in Angriff zu nehmen. Die Ziele und 40 Jahren nach dem Motto von Johann Wolf- Leitplanken für mehr Energieeffizienz und mehr gang von Goethe gehandelt. Mit einfachen, erneuerbare Energien hat der Bundesrat mit der selbst entwickelten ersten PV-Anlagen und Energiestrategie 2050 gesetzt. Seit September Solarwärmegeräten haben sie es der Welt ge- 2013 beugt sich das Parlament darüber. Wichtig zeigt: Energie aus Sonne ist möglich! ist, dass sich jeder einzelne Produktionszweig – Wasser, Wind, Holz, Biomasse, Geothermie, Seither hat sich in der Schweiz ein breites Know- Umgebungswärme und Sonne – weiterentwickelt how entwickelt. Zuerst im Technikum Biel, wo und wettbewerbsfähig wird. Investoren, Opera- Ingenieure mit einem Solarfahrzeug dreimal teure und Netzbetreiber sollten eng zusam- den World Solar Challenge in Australien gewon- menarbeiten. Wir haben viel Potenzial in der nen haben. Später mit der Farbstoff-Solarzelle Schweiz. Wir haben viel Wissen und wir können von EPFL-Professor Michael Grätzel, die aus dieses sinnvoll und ressourcenschonend nutzen der Grundlagenforschung heraus das grosse – Klimawandel und Atomausstieg erfordern von Potenzial sichtbar macht. Und schliesslich ein uns weitere Taten! Forscherteam der ETH Zürich, des PSI und des Caltech, das zeigt, dass aus Wasser, CO2 und Sonnenlicht sogenannter «Solar-Treibstoff» her- doriS lEuthard gestellt werden kann. buNdESrätiN JubiläumSauSgabE Erneuerbare Energien Nr. 3 Juni 2014 5
gESchichtE im ViSiEr dEr buNdESPoliZEi tExt: JEaN-marc SutEr versorgung mit kleinen Anlagen. Der Krieg im Nahen Osten zeigte 1973 die Abhängigkeit der modernen Zivili- Als Mitglied der SSES seit 1978 habe ich die ersten Jahre sation von den fossilen Energieträgern unwiderlegbar. der Vereinigung nicht persönlich erlebt. Dem Artikel ih- Parallel dazu bekämpfte die schweizerische Anti-Kern- res ersten Präsidenten und ETHZ-Professors, Pierre For- kraftwerk-Bewegung das Projekt Kaiseraugst. «Sonnen- nallaz, in der Sondernummer der damaligen SSES-Zeit- energie nutzen!» hiess ihr Gebot der Stunde. schrift «Sonnenenergie – Energie solaire» zum 20. Jubi- läum entnehme ich, dass das Thema «Wachstum und GeBUrtsstUnde der sses Umwelt» eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe aus For- Die Ergebnisse der erwähnten ETH-Arbeitsgruppe, insbe- schern der ETH Zürich, der Hochschule St. Gallen und sondere die Forderung «die Nutzung der Sonnenenergie der Privatwirtschaft beschäftigte. Zu dieser Zeit veröf- zu erforschen und zu lehren», verhallten ohne Wirkung. fentlichte der Club of Rome sein bekanntes Werk über Da entschloss man sich, eine Vereinigung zur Förderung die Grenzen des Wachstums, und Amory Lovins plädierte der Sonnenenergie zu gründen. Das war die Geburts- in seinem ersten energiebezogenen Buch «World Energy stunde der SSES. Sie sollte unter anderem durch Öffent- Strategies» für eine dezentrale, nicht-nukleare Energie- lichkeitsarbeit (Pressearbeit und Tagungen), Erfahrungs- 6 Erneuerbare Energien Nr. 3 Juni 2014 JubiläumSauSgabE
40 JahrE SSES diE SchWEiZEriSchE VErEiNiguNg FÜr SoNNEN- ENErgiE SSES Wird am 22. JuNi 40 JahrE alt. gEgrÜNdEt VoN Eth-ProFESSorEN, hat diE SSES uNd ihr ZENtralES aNliEgEN, diE FördEruNg dEr SolarENErgiE, gEgEN ENormE WidErStäNdE uNd iNtErESSEN Zu kämPFEN gEhabt. PErSöNlichE EriNNEruNgEN uNd FaktEN auS dEm archiV EiNES laNgJährigEN aktiVEN. bild: tour de sol 1985, SSES austausch unter Fachleuten, Aus- und Weiterbildung häme Und sPott von Fachkräften und Lobbyarbeit auf dem politischen Die Gründung der SSES fand in der Presse jedoch kein Parkett die Nutzung der Sonnenenergie vorantreiben. gutes Echo. Nach wie vor löste die Solartechnik vor Dabei war der Begriff «Sonnenenergie» breit interpre- allem Kopfschütteln und Häme aus. Die schweizerische tiert: Die indirekten Nutzungsarten Windenergie, Holz- Bevölkerung reagierte jedoch ganz anders. Innert fünf energie, Biogas, Umweltwärme und Wasserkraft sowie Jahren wurde jeder 1000. Schweizer, bzw. jede 1000. die Energieeffizienz gehörten unbedingt dazu. Die am Schweizerin Mitglied der SSES. Acht SSES-Symposien 22. Juni 1974 gegründete SSES war die erste schweizeri- wurden bis 1980 mit Teilnehmerzahlen zwischen 450 sche Umweltorganisation, die sich um die Energiewende und 1000 Personen durchgeführt. Schon 1976 präsen- bemühte. Ihre Gründer fassten sie als schweizerischen tierte die Mustermesse Basel auf Anregung der SSES eine Zweig der International Solar Energy Society (ISES) auf, Sonderschau Sonnenenergie. Die SSES nutzte jede Gele- die seit Jahrzehnten in mehreren Ländern, u.a. in den USA genheit, um die Aufmerksamkeit der Zeitungsleserschaft und Australien, tätig war, die Fachzeitschrift Solar Energy auf die Sonnenenergienutzung zu lenken. In der Presse veröffentlichte und bereits damals jedes zweite Jahr den entflammte eine Polemik über die Möglichkeiten und bekannten ISES World Congress organisierte. Grenzen der damals im Vordergrund stehenden Solar- JubiläumSauSgabE Erneuerbare Energien Nr. 3 Juni 2014 7
bild: sozialarchiv, 1975 40 JahrE SSES die Gründung der sses fand zur zeit der Antiatom-Bewegung statt, verstand sich jedoch nicht also Protestorganisation, sondern als Promotorin für neue und erneuerbare technologien. thermie im schweizerischen Klima. Der Wärmeertrag sich der SOFAS auf. Nach einer dreijährigen Übergangs- von Sonnenkollektoren wurde auf 700 kWh/m2 von Be- zeit unter dem Namen SOLAR wurden ihre Aufgaben fürwortern, auf 140 kWh/m2 von Gegnern der Solarther- Swissolar übertragen. mie geschätzt. Schlagzeilen machten die Nachrichten Das rasante Wachstum der Mitgliederzahlen in den von Eigentümern von Sonnenkollektoranlagen, die 1970er Jahren war erfreulich, brachte der SSES aber or- durch den Konkurs der Installationsfirma mit einer nicht ganisatorische Schwierigkeiten. Einige Jahre lang war funktionsfähigen Anlage und ohne jegliches Anlage- das Sekretariat überfordert. Niemand wusste mehr ge- schema im Stich gelassen wurden. Nach und nach veröf- nau: War die Mitgliederzahl 4000 oder 8000? Wie viele fentlichten die Sonnenenergie-Forscher am damaligen Exemplare der Zeitschrift sollten gedruckt werden? Wie Eidg. Institut für Reaktorforschung (EIR) in Würenlingen gross sind die Einnahmen aus den Mitgliederbeiträgen? (heute das Paul Scherrer Institut), dessen Projektleiter ich Eine Antwort auf diese Desorganisation war die Einfüh- war, gemessene Kollektorertragsdaten und die Gründe rung der noch heute geltenden föderalistischen Struktur für fehlerhafte Solaranlagen. Die Branche beseitigte in der Vereinigung. 13 Regionalgruppen mit eigener Ver- der Folge die Kinderkrankheiten ihrer Erzeugnisse und waltung und Budget wurden geschaffen. Die Desorgani- brachte leistungsfähige, betriebssichere Solaranlagen auf sation kostete zudem den Präsidenten sein Amt. Pierre den Markt. Danach hiess es bei den Gegnern nicht mehr: Fornallaz behielt jedoch noch die redaktionelle Verant- «Sonnenenergie bringt nichts», sondern «Sonnenenergie wortung für die Zeitschrift. Etwas später musste er auch ist zu teuer». diese Funktion abgeben. rAsAntes wAchstUm Führt zU im Visier der BUndesPoLizei FöderAListischer strUKtUr Es war die Zeit des kalten Krieges und der «Fichenaffäre», 1979 fand mit der Gründung des Sonnenergie-Fachver- welche das Schweizer Volk und das Bundesparlament bands Schweiz (SOFAS) eine Aufteilung der Tätigkeiten beschäftigte. Die SSES war verschiedenen, eher rechts dem Zielpublikum entsprechend statt. Der SOFAS wen- orientierten politischen Kreisen sehr suspekt. Selbst die dete sich an die Unternehmungen der Branche. Eines sei- Bundespolizei wurde auf sie aufmerksam; war die SSES ner Ziele war die Qualitätssicherung der gebauten Anla- eine subversive linke Organisation? Die Bundespolizei gen. Der SSES blieben die in Zusammenhang mit der schleuste einen hohen Offizier im Generalstab und engen breiten Öffentlichkeit stehenden Aufgaben. 2002 löste Mitarbeiter des Geheimdienstlers Bachmann als Ge- 8 Erneuerbare Energien Nr. 3 Juni 2014 JubiläumSauSgabE
Weniger Energie- schäftsleiter in die SSES ein. Der falsche Geschäftsführer sammelte nicht nur Informationen, er versuchte auch, verbrauch für mehr einen Keil zwischen die Deutsch- und die Westschweizer Mitglieder der SSES zu treiben. Der Vorstand merkte es erst nach einem Jahr. An der ausserordentlichen Dele- Lebensqualität giertenversammlung vom 23. April 1983 klärte sich die Lage. Unter der Leitung des Tagespräsidenten Thomas Nordmann, der eine enorme Kuhglocke zur Wiederher- stellung der Ruhe im Saal einsetzte, wurde die Entlas- Von kostenloser sung des Geschäftsführers bestätigt. Die SSES ging an Beratung profitieren! diesem «Anschlag» fast zugrunde und überlebte weitge- Werden auch Sie Klimaschützer. hend dank der Integrationskraft des damaligen Präsiden- Reduzieren Sie den Energieverbrauch ten Mario Camani und alt Bundesrat Moritz Leuenberger, über EgoKiefer Fenster um bis zu 75% – an 13 Vertriebsstandorten der als Rechtsanwalt die juristischen Folgen klärte. Meh- und über 350 Fachbetriebs- rere Regionalgruppen waren mit diesem Entscheid je- partnern in der Schweiz: egokiefer.ch doch überhaupt nicht einverstanden und verliessen die SSES. Einige Jahre lang bildeten sie die parallele Verei- nigung BIOSOL. Später kehrten sie zur SSES zurück. Die SSES konnte nach einiger Zeit in einem Gerichtsverfah- ren das vom entlassenen Geschäftsführer veruntreute Vermögen bis auf rund 10 Prozent zurückerhalten. GenUG der PoLemiK Light Art by Gerry Hofstetter © Um die Turbulenzen der Energiepolitik in diesen Jahren zu illustrieren, möchte ich vom «roten Büchlein» spre- chen, das 1979 mein damaliger Abteilungsleiter Walter Seifritz mit dem Titel «Sanfte Energietechnologie – Hoff- nung oder Utopie?» veröffentlichte. Unbarmherzig be- stritt er alle Vorteile der Sonnenenergie. Diese sei nicht erneuerbar, nicht sicher, teuer und nicht rentabel, nicht speicherbar und nicht unbegrenzt verfügbar, umwelt- schädlich, asozial, inhuman und sogar nicht christlich(!). «Die Förderer der Sonnenenergie stammen durchwegs aus dem Kreis unzufriedener, zivilisationsmüder Intel- lektueller der oberen Mittelschicht». Die SSES reagierte mit einem einmaligen, zwölfseitigen Sonderdruck «Ener- giepolitik für den Menschen» mit einer Auflage von 11´000 Exemplaren. «Genug der Polemik» war der Titel Klimaschutz inbegriffen. des Beitrags, welcher die drei für das Sonnenenergie- Eine kleine Robbe liegt auf einer Eisscholle. Das ist nur mit einem Projekt des EIR verantwortlichen Forscher schrieben. perfekt isolierten Fell möglich. Diese Wärmedämmung ist im Auch Thomas Nordmann widerlegte Seifritz´ Berech- hohen Norden überlebenswichtig, und in unseren Breiten sorgt nung des Erntefaktors: In ihrer Lebensdauer liefert eine sie für behagliches Wohnen. EgoKiefer Top-Wärmedämmfenster Solarthermie-Anlage deutlich mehr Energie, als für ihre schützen Ihre Räume wirksam vor Wärmeverlust und reduzieren Herstellung verbraucht wird. Leider gibt es heute immer den Energieverbrauch über das Fenster um bis zu 75%. noch Leserbrief-Autoren, welche am positiven Effekt der Substitution fossiler Energieträger durch Solarwärme zweifeln. Ego®Energy steht für Energieeinsparung und Wärmedämmung und ist Teil des EgoKiefer FUndis Und reALos Mehrwertsystems Ego®Power. Ausgehend von den Basisausführungen der EgoKiefer Die Haltung der SSES gegenüber der Kernenergie war Fenster in Kunststoff, Kunststoff/Aluminium, schon immer intern umstritten. Der langjährige Konsens Holz und Holz/Aluminium sind diese Optionen war, dass auch Befürworter der Kernenergie ihren Platz speziell auf Ihre Bedürfnisse ausgerichtet. bei der SSES haben. Die SSES setzt sich nämlich gemäss der Grundsatzerklärung ihrer Statuten für die Sonnen- energienutzung im breitesten Sinn und für Energieeffizi- enz ein. In einer anderen grundlegenden Fragestellung liessen sich seit der Gründung zwei unterschiedliche Grundmeinungen unter den Mitgliedern erkennen. Die einen («Fundis») argumentieren mit Prinzipien und for- dern staatliche Eingriffe (Gebote, Verbote, Subventio- nen), um die Einführung der neuen «sanften» Energie- JubiläumSauSgabE
40 JahrE SSES daS magaZiN Zur SoNNENENErgiE im rÜckblick 10 Erneuerbare Energien Nr. 3 Juni 2014 JubiläumSauSgabE
40 JahrE SSES JubiläumSauSgabE Erneuerbare Energien Nr. 3 Juni 2014 11
40 JahrE SSES technologien durchzusetzen. Die anderen («Realos») ver- lassen sich mehr auf den freien Markt und verlangen vom Staat nur die Einführung positiv wirkender Rah- menbedingungen. Schliesslich möchte ich auch die in- nerhalb der SSES lange umstrittene Frage erwähnen, ob sich die Umweltwärmenutzung mittels Elektro-Wärme- pumpen mit der SSES-Grundsatzerklärung vereinbaren lässt. Diese Fragestellung hat sich unterdessen durch den Zerfall der Gestehungskosten photovoltaischen Stroms entschärft. dUrststrecKe üBerwUnden Zurück zur SSES-Geschichte. Nach der internen Krise von 1983 unternahm der Vorstand eine systematische interne Reorganisation unter der Leitung seines Präsi- denten Mario Camani. Der Sekretär Markus Heimlicher bereinigte die Mitgliederliste. Es kam eine Mitgliederzahl von rund 5000 heraus, die sie bis heute mit einem Höchstwert von 8400 im Jahre 1993 zu halten ver- bild: hanspter Wyss mochte. Als das «Waldsterben» sowie die Reaktorkatast- rophe von Tschernobyl 1986 der Sonnenenergienutzung einen neuen Schub in der öffentlichen Meinung verlie- hen, war die Vereinigung bereit. Sie hatte die Durststre- cke des wieder billig gewordenen Erdöls und der inter- nen Probleme überstanden. Am 1. Juli 1987 nahm ihr heutiger Zentralsekretär Beat Gerber sein Amt auf. toUr de soL 1985 wurde die erste Tour de Sol organisiert. 65 photo- eigentümer. Von dieser Idee begeistert, ergriffen der voltaisch (und gegebenenfalls mit Muskelkraft) angetrie- Bündner Reto Schmid, SSES-Mitglied, und die Regional- bene, leichte Fahrzeuge durchquerten die Schweiz vom gruppe Aargau der SSES (Projektleiter: Walter Meier- Bodensee nach Genf. Die Tour war vom Marketing- Istvan) unabhängig voneinander die Initiative und führ- Standpunkt aus insbesondere in der Deutschschweiz ein ten den Selbstbau mit der Unterstützung des BFE in die Riesenerfolg. In Scharen versammelten sich die Zu- Schweiz ein. Daraus wurden die beiden Vereine Solar schauer, um diese neuartigen, merkwürdigen Mobile zu Schweiz und SEBASOL, die in der Ost- und Zentral- sehen. Die Tour de Sol wurde jedes Jahr bis 1993 durch- schweiz, bzw. in der Nordwest- und Westschweiz tätig geführt. waren. 1999 fusionierten sie unter dem Namen Solar In Österreich wirkte der Selbstbau von Solaranlagen in Support. Unter ihrer Leitung wurden Hunderte von ther- den 1980er Jahren sehr wirksam als «Katalysator» für mischen Solaranlagen gebaut. Während die Tätigkeiten den Entscheid, privat thermische Solaranlagen zu instal- in der Deutschschweiz nach und nach auf ein Minimum lieren. «Mein Nachbar hat es geschafft, eine funktions- reduziert wurden, florieren sie noch heute in der Roman- tüchtige Solaranlage selbst zu bauen. Wenn ich eine die, wo SEBASOL bis heute rund 1000 (teils selbst- schlüsselfertige Solaranlage bestelle, trage ich also kein gebaute, teils schlüsselfertige) Solaranlagen unter der grösseres Risiko», war die Überlegung zahlreicher Haus- Koordination von Pascal Cretton erstellte. bild: SSES bild: SSES das erste miet-solarboot betrieb die sses zürich von 2001–2010 auf dem zürisee. tour de sol, 1985 12 Erneuerbare Energien Nr. 3 Juni 2014 JubiläumSauSgabE
«Die ABS war unsere Partnerin der ersten Stunde. Sie hat auf Anhieb verstanden, worum es bei unserem Projekt wirklich ging: um nachhaltig und wirtschaftlich produzierte Energie und um die Zukunft unserer Gemeinde.» Emil Müller, Verwaltungsratspräsident der Ouvra Electrica Susasca Susch und Gemeindepräsident Susch artischock.net Die Alternative Bank Schweiz fördert seit ihrer Gründung vor über 20 Jahren schweizweit Innovationen im Bereich der Neuen Erneuerbaren Energien. www.abs.ch Ihr Partner für Solartechnik • Solarmodule • Solarbatterien • Laderegler • Brennstoffzellen • Solarteichpumpen • Solarviehhüter • Ventilatoren • Wechselrichter • DC/DC-Wandler • Solarmobil-Akkus • Sonnenkocher/Dörrer/Solargrill • Zeitschalter 12 Volt • Kompakte Sparlampen 12/24 V E27 • 12-V-Kühlschränke Flachkollektoren Logasol SKN 4.0, Logasol SKS 4.0 und Vakuumröhrenkollektor SKR • Praktische Hand- und Taschenlampen • Batterie-Pulser • Spez. Gleichstromstecker für Solaranlagen mit system energie gewinnen – tag für tag • 12-V-Aussenlampen mit Bewegungsmelder Solartechnik ist teamwork. um Solarenergie effizient zu nutzen, braucht man nicht nur leistungsfähige Sonnenkollektoren, sondern auch Warm- Neu Grosses Akku- und Batteriensortiment wasserspeicher, Pufferspeicher, komplettstationen mit regelungen und (Gel, NiMH, Vlies, Nass, Antriebsbatterien, Notstrom, usw.) Solar-montagesysteme und Zubehör. Nur wenn alle komponenten bestmöglich zusammenarbeiten, können maximale Einsparungen er- Realisierung von Insel- und Netzverbundanlagen, sowie Spezial- zielt werden. anfertigungen. Für uns als hersteller für Solartechnik bedeutet Qualität nicht nur Interessante Konditionen für Wiederverkäufer! Perfektion bis ins Produktdetail. Qualität bedeutet auch, dass alle Verlangen Sie den kostenlosen 56-seitigen Solarkatalog. Faktoren rund um die heiztechnik stimmen. deshalb bieten wir ihnen Neuheit: Solardusche für Camping, Swimmingpool, als einziger hersteller mit grosshandelsfunktion die komplette heiz- Schrebergarten und Ferienhaus. und installationstechnik mit beratung und kundendienst aus einer hand an. Import und Grosshandel: buderus heiztechnik ag Sumatrix AG Netzibodenstrasse 36 telefon 061 816 10 10 info@buderus.ch Abt. Solar- und Energietechnik 4133 Pratteln Fax 061 816 10 60 www.buderus.ch Industriestrasse, CH-5728 Gontenschwil Telefon: 062 767 00 52 E-mail: solar@sumatrix.ch Mehr Informationen unter www.buderus.ch Telefax: 062 767 00 66 Internet: http://www.sumatrix.ch
40 JahrE SSES bild: SSES Präsidenten/Präsidentinnen der sses ■ Annuscha Schmidt 2005 – der messestand der sses – informationen für Besucher zu erneuerbarer energie ■ Lucien Keller 1995 – 2005 nAmenswechseL Besucher/innen mit Plakaten und Anzeigetafeln auf die ■ Jean-Louis Scartezzini Die folgenden Jahre waren Möglichkeiten der Sonnenenergienutzung aufmerksam 1987 – 1995 durch radikale Veränderungen gemacht werden. des Umfelds geprägt. Der Be- ■ Mario Camani griff «erneuerbare Energien» es GiBt VieL zU tUn 1983 – 1987 ersetzte das bisherige Konzept Die von Bund, Kantonen und vielen Gemeinden einge- der breit interpretierten Son- schlagenen neuen Wege in der Energiepolitik sollen bis ■ Doris Morf nenenergienutzung. Heute ver- 2050 zu einer allein auf erneuerbaren Energiequellen be- 1980 – 1983 steht man unter Sonnenenergie ruhenden Energieversorgung führen. Kann die SSES nun nur die photovoltaische und also ihre Mission als erfüllt betrachten? Kaum. Noch ist ■ Pierre Fornallaz die thermische Nutzung sowie das Ziel nicht erreicht. Die Anerkennung der Solarener- 1974 – 1980 die Solararchitektur. Der Titel gie als eine der zentralen Energielieferantinnen der Zu- der Zeitschrift wurde 2002 kunft ist für die SSES ein Grund mehr, sich für das Ge- dementsprechend in «Erneuer- lingen der Energiewende und damit für ihre immer noch bare Energien» geändert. Da aktuellen Ziele der ersten Stunde mit allen ihr zur Verfü- sich aber auch die Vereinigung insgesamt immer noch gung stehenden Mittel zu engagieren. auch mit indirekten Nutzungsarten der Sonnenenergie Die nach der Reaktorkatastrophe in Fukushima 2011 befasst, steht heute auch wieder ein Namenwechsel der eingeleitete Energiewende in der Schweiz wird sicher in Vereinigung zur Diskussion. den kommenden Jahren die Zahl der dezentralen Ener- gieanlagen ansteigen lassen. Sie ist für die Erreichung Die SSES hat 2003 ein ambitiöses Projekt auf die Beine der gesetzten energiepolitischen Ziele nötig. Zentral ist gestellt und auf dem Dach der neuen Halle 6 der Palexpo dabei, dass die Qualitätsstandards der installierten Anla- eine 560 m2 grosse PV-Anlage erstellt. Lucien Keller, da- gen eingehalten werden. Mit der Unterstützung des Bun- mals Präsident der SSES, Roger Rhyner sowie Lucien desamts für Energie (BFE) führt die SSES seit 2013 Sol- Bringolf, beides Vorstandsmitglieder der SSES, haben archecks für Solaranlagenbesitzer durch. Die SSES sieht gemeinsam im Auftrag der SSES das administrativ und die Unterstützung der Eigentümer dezentral produzie- konstruktiv schwierige Projekt geleitet und ausgeführt. render Energieanlagen als eine ihrer Schwerpunkt- Die PV-Anlage wurde 2005 an Interplan Forcelec AG tätigkeiten für die Zukunft. Auch im Bereich der Photo- verkauft, da der Verkauf von Solarstrom nicht zum Kern- voltaik will sich die SSES für die Anlagenbesitzer und geschäft der SSES gehört. Die Anlage liefert 63 000 kWh die zahlreich gegründeten Solargenossenschaften enga- pro Jahr. Dieser Strom wird bei den SIG-Kunden als gieren und damit einen Beitrag zum Gelingen der Ökostrom vermarktet. Zusätzlich können rund 1,5 Mio. Energiewende leisten. 14 Erneuerbare Energien Nr. 3 Juni 2014 JubiläumSauSgabE
40 JahrE SSES ViEr dEkadEN ENErgiEPolitiSchEr abStimmuNgSkamPF daS SchWEiZEr StimmVolk koNNtE iN dEN lEtZtEN ViEr JahrZEhNtEN rEgElmäSSig ÜbEr ENErgiEPolitiSchE VorlagEN aN dEr urNE bEFiNdEN. diE FolgENdE auSWahl aN abStimmuNgSPlakatEN FÜhrt SiE auF EiNE ENErgiEPolitiSchE uNd graFiSchE ZEitrEiSE. rEdaktioN: Noëmi EmmENEggEr bilder: Schweizerische Nationalbibliothek / Nb, bern die Volksinitiative «stopp dem Atomkraftwerkbau (moratorium)» wurde am 23. september 1990 mit 54.5% Ja-stimmen angenommen. 17 Kantone sowie fünf halbkantone sprachen sich für die Vorlage aus. die Volksinitiative «Für den Ausstieg aus der Atomenergie» wurde hingegen mit 52.9% nein-stimmen abgelehnt. 14 Kantone sowie vier halbkantone sprachen sich gegen die Vorlage aus. der «Bundesbeschluss vom 06.10.1989 über den energieartikel in der Bundesverfassung» wurde schliesslich mit 71.1% Ja-stimmen angenommen. JubiläumSauSgabE Erneuerbare Energien Nr. 3 Juni 2014 15
40 JahrE SSES die Volksinitiative «zur wahrung der Volksrechte und der sicherheit beim Bau und Betrieb von Atomanlagen» wurde am 18. Februar 1979 mit 51.2% nein-stimmen abgelehnt. 12 Kantone sowie vier halbkantone sprachen sich gegen die Vorlage aus. bilder: Schweizerische Nationalbibliothek / Nb, bern der «Bundesbeschluss vom 08.10.1982 über den energieartikel in der Bundesverfassung» wurde am 27. Februar 1983 mit 50.9% Ja-stimmen angenommen. 16 Erneuerbare Energien Nr. 3 Juni 2014 JubiläumSauSgabE
40 JahrE SSES die Volksinitiative «Für eine sichere, sparsame und umwelt- gerechte energieversorgung» wurde am 23. september 1984 mit 54.2% nein-stimmen abgelehnt. 15 Kantone sowie vier halbkantone sprachen sich gegen die Vorlage aus. die Volksinitiative «Für eine zukunft ohne weitere Atomkraft- werke» wurde gleichentags mit 55% nein-stimmen abgelehnt. 15 Kantone sowie vier halbkantone sprachen sich gegen die Vorlage aus. bilder: bibliothèque de genève die Volksinitiative «Für einen solarrappen (solar-initiative)» wurde am 24. september 2000 mit 68% nein-stimmen abgelehnt. Alle Kantone sprachen sich gegen die Vorlage aus. der «Verfassungsartikel über eine Förderabgabe für erneuerbare energien» als Gegenent- wurf zur Volksinitiative «Für einen solarrappen (solar-initiative)» wurde mit 51.8% nein-stimmen abgelehnt. 16 Kantone sowie fünf halbkantone sprachen sich gegen die Vorlage aus. der «Verfassungsartikel über eine energielenkungsabgabe für die Umwelt» als Gegenentwurf zur zurückgezogenen «energie-Umwelt-initiative» wurde mit 55.5% nein-stimmen abgelehnt. 18 Kantone sowie fünf halbkantone sprachen sich gegen die Vorlage aus. JubiläumSauSgabE Erneuerbare Energien Nr. 3 Juni 2014 17
ViSioN 2054 SiEdluNg damit diE SchWEiZ Nicht WEitEr ZErZauSt uNd ZErSiEdElt Wird, habEN EliSabEth uNd rolF Schoch alS architEktENPaar EiNE ViSioN: autobahNÜbErdEckuNgEN FÜr NEuEN SiEdluNgSraum uNd SchliESSlich rÜckbau dES laNdSchaFtSFrESSENdEN SiEdluNgSbrEiS. ErStE ProJEktE im raum bErN SiNd iN PlaNuNg. «raumPlaNEr uNd architEktEN habEN total VErSagt» bild: Schoch und Schoch die Vision Energetisch schlecht gebaute, in der Erschliessung teuer zu unterhaltende und kulturlandfressende Einfamilienhaus- Wohngalerien über der autobahn beim teilprojekt Wittigkofen. siedlungen aus den 1960er sind in der Analyse von Schoch und Schoch das grosse Übel der zersiedelten Schweiz. Statt diese Siedlungen aufwändig zu sanieren, plädiert tExt: aNdrEaS hÜgli das Architektenpaar für deren Abbruch und verdichteten Neubau von Galerien. So würde auf dem Areal viel Trotz anderslautendem Verfassungsartikel Fläche für Familiengärten, Weiden, Grasland, Hochstamm- wird in der Schweiz wenig haushälterisch obstbäume, Spielflächen, Parks und Wald frei. Die zahl- mit dem Boden umgegangen. Pro Sekunde reichen überflüssig gewordenen Erschliessungsstrassen verschwindet in der Schweiz ein Quadrat- könnten zugunsten der neuen Nutzung zurückgebaut meter Grünfläche unter Strassen, Ein- werden. kaufszentren, Parkplätzen und Häusern. Das entspricht 10 Fussballfeldern pro Tag. Dorf- und Stadtränder fransen ins Land vergeblich, den unkontrollierten Boden- Die Energieeinsparung pro Jahr für nach- hinaus. Am sichtbarsten ist die Zersie- verbrauch einzudämmen. «Raumplaner folgendes Beispiel im Schweizer Mittel- delung im Mittelland, das schrittweise und Architekten haben seit 1960 total land (Karten S. 19) veranschlagen Schoch zu einem Siedlungsbrei zusammenwächst, versagt», sagt Architekt Rolf Schoch. Statt und Schoch mit 27 GWh, was 2,3 Mio. und in den Tourismuszentren der Alpen. verdichtet zu bauen, werde weiterhin der Liter Heizöl entspricht. Die jährlichen fi- Mehr überbaute Fläche bringt auch mehr Einfamilienhausteppich über dem Land nanziellen Einsparungen, die sich auf das Verkehr. Die Raumplanung versucht oft ausgerollt. Bauen, den Verkehr und die Energie bezie- 18 Erneuerbare Energien Nr. 3 Juni 2014 JubiläumSauSgabE
ViSioN 2054 die Vision Am BeisPieL einer einFAmiLienhAUssiedLUnG im schweizerischen mitteLLAnd zwischen Bern Und zürich Situation heute: Situation neu: Arealgrösse 622 000 m2 Arealgrösse ca. 622 000 m2 Häuser / Wohnungen ca. 630 Wohnungen ca. 730 Bewohner ca. 1 890 Bewohner ca. 2 200 Bruttogeschossfläche (BGF) ca. 95 000 m2 Arbeitsplätze ca. 475 Strassen inkl. Industrieanteil 13 km Bruttogeschossfläche: Wohnen, Gewerbe, Schulen ca. 127 500 m2 Strasse ca. 1 km karten: Schoch und Schoch hen, lägen demnach bei rund CHF 14 Mio. schon bald auf den überdeckten Auto- sammen mit dem Kanton den Bund er- Für die Bewohner einer 4-Zimmerwoh- bahnen Wohngalerien entstehen. Dabei sucht, zwischen Muri und Wankdorf eine nung bedeutet dies, beim Umzug in die soll das Wohnen günstiger werden als unterirdische Umfahrung (Bypass-Tunnel) Galerien jährlich CHF 25‘000 einsparen zu auf dem Land. Die einzelnen Projekte zu bauen, der Bund hat das Projekt können. Mit ihren Projekten zeigen Elisa- sollen durch Wohnbaugenossenschaften zwar gutgeheissen, aber eine finanzielle beth und Rolf Schoch Alternativen zur finanziert werden. Beteiligung abgelehnt. Schoch und Schoch Zersiedlung der Schweiz auf. Sie rechnen So verteilt sich das Investitionskapital in schlagen nun vor, die Autobahn am jetzi- vor, dass sich der Abbruch lohnt. Ihre Form von Anteilscheinen auf viele Ge- gen Standort zu belassen, die Ausfahrt Vorschläge sollen ökologische Vorteile nossenschaftsmitglieder; die Risiken sind Ostring aufzuheben, links und rechts bringen und zu einer neuen Urbanität auf viele Schultern verteilt. Wer sich für der Autobahn zwei ebenfalls überdeckte führen. Da die Widerstände gegen Rück- eine Wohnung interessiert, zeichnet einen Langsamspuren einzurichten. Das Ganze bauten ganzer Quartiere noch zu gross Anteilschein über CHF 2000. Die Kosten würde sich über die Wohnüberbauungen sind, arbeiten Schoch und Schoch gegen- von der Planung bis zum Bauprojekt be- über dem Autobahnabschnitt finanzieren, wärtig realisierbare Projekte mit Auto- laufen sich für ein Projekt auf zwischen der Lärmschutz wäre perfekt. Beim Freu- bahnüberdeckungen aus. Sie schlagen CHF 1,5 und 2 Mio. So könnten 750 bis denbergplatz würde eine Schrägseilkons- diese vor, weil der Widerstand dagegen 1000 Genossenschaftsmitglieder ein Pro- truktion die bestehende Autobahnaus- zurzeit noch kleiner ist als bei Rückbau- jekt bis zur Baureife voranbringen. Die fahrt überbrücken. Anstelle der heutigen konzepten. Überdeckung der Autobahn wird durch Ausfahrt werden zwei Kreisel für die die darüber liegenden Wohnungen finan- neuen Entlastungsfahrbahnen vorgese- AUtoBAhnüBerdecKUnGen ziert. Schutz vor Autobahnlärm ist auch hen. Wenn das Projekt Freudenbergplatz ALs erster schritt für die Bauten der Umgebung gewähr- realisiert werden soll, müssten etwa 400 Ihre Projekte für Autobahnüberdeckun- leistet. Wohnungen zurückgebaut werden. Neu gen existieren für die Stadt Bern im entstünden 1000 Wohnungen und 1300 Bremgartenwald, in Wittigkofen und am BeisPieL wittiGKoFen/ Arbeitsplätze. Der Ersatz alter Wohnun- Freudenbergplatz sowie in der Gemeinde FreUdenBerGPLAtz gen lohnt sich in den Augen von Schoch Köniz im Wangental. Wo sich heute Am weitesten fortgeschritten ist die Pla- und Schoch schon nur deshalb, weil eine die morgendliche Verkehrsflut mit tägli- nung bei den zusammenhängenden Pro- Sanierung gleich viel kosten würde wie chen Staus auf der Autobahn mitten jekten Wittigkofen und Freudenbergplatz ein Neubau, der dreimal weniger Energie durch Berner Quartiere wälzt, sollen im Osten Berns. Die Stadt Bern hatte zu- benötige als ein Altbau, selbst wenn die JubiläumSauSgabE Erneuerbare Energien Nr. 3 Juni 2014 19
bild: Elisabeth Schoch schoch & schoch innenarchitektin Elisabeth Schoch und dipl. architekt htl rolf Schoch führten während 25 Jahren das architekturbüro aarPlaN in bern, das in der region ver- schiedene visionäre Projekte für verdich- tetes und nachhaltiges Wohnen realisiert hat. Sie haben mit ihren arbeiten zahlrei- bild: Schoch und Schoch che Preise gewonnen: unter anderen den Schweizer Solarpreis (1995 und 2000), den atu-Prix bern (1997) sowie den berner minergiepreis (2002). wohnen, arbeiten, einkaufen – alles unter einem dach. der Verkehr verschwindet im Untergrund. graue Energie anteilsmässig berücksich- für Strassen (Astra) vorgestellt haben. Druck muss gross werden, bis sich hier tigt wird. Dem zu erwartenden Widerstand Gemäss Angaben der Initianten wird Mehrheiten finden.» Anreize bilden die im Bereich des Zentrums Paul Klee halten die Idee, Autobahnen zu überbauen, vom günstigen Wohnungen und die Arbeits- Schoch und Schoch entgegen, dass sich Astra unterstützt – insbesondere dort, plätze, die im urbanen Umfeld entstehen. die Besucherzahlen durch die neuen Ar- wo bereits eine gewisse Dichte vorhan- Als Nebeneffekt sinkt der Druck auf beitsplätze und die rund 3700 Bewohner den ist, also in den engeren Agglomera- die Agglomerationen, weitere Erschlie- positiv entwickeln werden. Die Initianten tionen. Damit ein Projekt funktioniert, ssungen vorzunehmen, was eine Reduk- schlagen deshalb der Stadt Bern vor, die muss die Überdeckung mit dem damit tion des Pendlerverkehrs bewirken kann. Beurteilung von Renzo Piano, dem Archi- verbundenen Lärmschutz über den Woh- Ein Mittel zur Beschleunigung sieht tekten des Zentrums Paul Klee, zu den nungsverkauf finanziert werden können. Rolf Schoch in der Einführung der Kos- Plänen ins Projekt einfliessen zu lassen. Die konkreten Projekte im Raum Bern tenwahrheit im Mobilitätsbereich. Mit haben noch etliche politische Hürden dem Bau der ressourcensparenden und LAnGe AnLAUFzeit zu überwinden. «Eines ist klar», sagt ökologischen Galerien erhalten Architek- Die Vision rückt näher an die Realität. Initiant Rolf Schoch, «solche Projekte ten, Ingenieure und Unternehmer kon- Dies zeigt auch, dass Schoch und Schoch haben eine lange Anlaufzeit, die Be- krete Projekte für zukunftsgerichtete ihre Projekte Ende April beim Bundesamt denkenträger werden zahlreich sein, der Aufgaben. «Saubere Energie optimal nutzen» Ein guter Grund, um beim Kauf einer neuen Heizungsanlage besonders sorgfältig auf den sparsamen Verbrauch der eingesetzten Energie zu achten. Vorteile der HPSU Luft/Wasser-Wärmepumpe: n Die 1-stufige Wärmepumpe für den n Keine teuren Bohr- und Aushubar- Neubau beiten notwendig n Die 2-stufige Wärmepumpe für die n Direkte Kombination mit Solar – lässt Modernisierung mit Heizkörpern sich auch nachträglich erweitern n Kostenlose Umweltenergie aus n Kompakt und leise Sonne und Luft n Optimale Wasserhygiene n Für Warmwasser und Heizung n Bis zu 80 % regenerativ Besuchen Sie die Ausstellungen der Domotec AG in Aarburg oder Villars-Ste-Croix. Domotec AG, 4663 Aarburg, T 062 787 87 87 — www. .ch
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ViSioN 2054 auch Wir SolltEN PioNiErE bild: Jean revillard seit Anfang April ist das Flugzeug solar impulse 2 mit seinen 17 000 solarzellen für die weltumrundung bereit. bErtraNd Piccard vom Klimawandel spricht, oder vom CO2, Arbeitsplätze schaffen und unseren au- dann spricht man nicht von der Quelle des sserordentlich hohen Lebensstandard be- Die internationalen Klimakonferenzen Problems, sondern nur vom Symptom ei- wahren. finde ich deprimierend. Alle Staatschefs nes Problems, das eine eindeutige Ursache sagen exakt dasselbe: Der Klimawandel ist hat. Diese Ursache ist unsere Abhängig- einsAtz ins extreme ein gravierendes Problem, das zu lösen keit von den fossilen Energien. Es ist eine Mit dem Projekt Solar Impulse beweisen sehr teuer wird, und wir wissen nicht, wo- Tatsache, dass wir viel zu viel nicht erneu- wir, welches Potenzial in diesen Techno- her das Geld nehmen. Wie will man die erbare Energie verbrennen, die teuer und logien steckt, indem wir ihren Einsatz ins Leute motivieren, wenn sie nur von Prob- umweltschädlich ist. Und dafür gibt es Extreme treiben und sie für schier unmög- lemen und Kosten hören? ein Heilmittel, nämlich Cleantech – das liche Aufgaben verwenden, wie zum Bei- Als Arzt habe ich gelernt, dass Probleme heisst saubere Technologien. Mit Hilfe spiel Tag und Nacht ohne Treibstoff Symptome genannt werden, dass Symp- von Cleantech können wir unseren Ener- zu fliegen. Alles, was wir in unserem tome Ursachen haben und es für die Ursa- gieverbrauch reduzieren, erneuerbare Flugzeug verwenden, können auch Sie chen eine Behandlung gibt. Wenn man Energien produzieren, dabei auch noch verwenden. Es steckt keine geheime Tech- 22 Erneuerbare Energien Nr. 3 Juni 2014 JubiläumSauSgabE
ViSioN 2054 noch mehr in Forschung und Innovation zent nicht erneuerbare Energie, was kurz- investiert wurde. Das ist total falsch. Die fristig akzeptabel wäre. Technologien existieren bereits, aber sie werden noch kaum genützt. Warum also tun wir das nicht? Meiner Meinung nach gibt es dafür drei zentrale technoLoGien sind dA Gründe: Wenn alle verfügbaren Technologien, 1. Der erste Grund ist, dass viele immer alle Cleantech-Technologien, die bei Solar noch die Begriffe Preis mit Kosten ver- Impulse zum Einsatz kommen, in grossem wechseln. Man sagt, dass die erneuer- Umfang auf der ganzen Welt verwendet baren Energien viel teurer sind als die würden, dann könnten wir den Konsum fossilen Energien. Das ist ein Missver- fossiler Energie schon heute um die Hälfte ständnis mit weitreichenden Konse- reduzieren und die Hälfte der verbleiben- quenzen. In den Kosten für die erneu- den Hälfte mit erneuerbaren Energie- erbaren Energien sind alle Kosten inbe- quellen decken. So blieben noch 25 Pro- griffen, während der Preis für Öl, Gas SEiN nologie dahinter. Wir verwenden nur Technologien, die für jeden im Alltag verfügbar und einsetzbar sind: dieselben Solarzellen, dieselben Batterien, dieselben ultraleichten Bau- und Isolationsmate- rialien, dieselben Lampen, dieselben Elek- tromotoren. Voraussetzung ist aber, dass diese in Startups und in den Forschungs- bild: Jean revillard labors entwickelten Dinge auf den Markt gelangen... Und genau hier liegt das Problem. Man hört zur Genüge, dass Leute sagen, dass es noch nicht möglich sei, den Ener- Bertrand Piccard (rechts) und André Borschberg wollen mit ihrem solarflugzeug solar impulse 2 gieverbrauch zu verringern, bevor nicht nächstes Jahr die welt umrunden. JubiläumSauSgabE Erneuerbare Energien Nr. 3 Juni 2014 23
ViSioN 2054 oder Kohle nicht alle Kosten enthält. dicht ist. Um die Badewanne zu füllen, schleunigung, Krise, Spekulation. Die So zahlen Sie nicht für die 200 Millio- dreht er den Wasserhahn weit auf, an- Immobilienkrise ist ein typisches Bei- nen Jahre, die es gebraucht hat, um die statt den Abfluss abzudichten. Das Pa- spiel des verrückt spielenden Markt- Öl-, Gas- und Kohlevorkommen entste- radoxe an unserem Fall ist, dass es viel gesetzes. hen zu lassen, Sie zahlen nicht für all rentabler ist, Strom zu sparen als Ener- die Ölpest-Katastrophen, für die Kriege, gie zu produzieren, und zwar sowohl weder LinKs noch rechts, die schon begonnen haben und die im für Investoren als auch für die Gesell- sondern Beides Kampf ums knapper werdende Öl noch schaft im Allgemeinen. Die Isolierung Die Folge ist, dass es unmöglich geworden zunehmen werden. Und Sie bezahlen eines Gebäudes oder die Renovation ist, einfach eine Doktrin der Rechten oder auch nicht für die katastrophalen Um- einer Fabrik bringt ein Plus von 10 eine Doktrin der Linken zu nehmen und weltschäden, die mit dem Abbau und Prozent pro Jahr, also eine Anlage, die sie anzuwenden. In jeder Doktrin, ob nun der Verwendung der fossilen Energie mehr Rendite abwirft als die Börse. der Linken oder der Rechten, sind Ele- einhergehen. Ganz nebenbei werden auf die Art im mente, die absolut notwendig sind, wenn Inland Arbeitsplätze geschaffen. man ein effizientes Ergebnis erzielen will. Da werden also Dinge verglichen, die Um die aktuellen Herausforderungen zu nicht vergleichbar sind. Der Preis für fos- 3. Der dritte Grund ist, dass die sakro- bestehen, braucht es die Unternehmer und sile Energie ist immer noch tiefer, als der sankten Gesetze des Marktes in der Staatsinterventionen, es braucht das Ren- für solare Energie. Aber die Kosten für Realität einer globalisierten und speku- tabilitätserfordernis und den Schutz der fossile Energie sind wesentlich höher als lativen Welt nicht funktionieren. Da- natürlichen Ressourcen – alles auf einmal. die Kosten für die erneuerbaren Energien. mals, in der Zeit der linearen Entwick- Doch die Parteien weigern sich auf diesem Sie leben in diesem Sinne auf Kredit, lungen, hätte man gut warten können, absolut zentralen Gebiet zusammenzu- wenn Sie fossile Energie verwenden. bis die Marktgesetze die Kostengleich- arbeiten, nur weil sie fürchten, Wähler- 2. Der zweite Grund liegt in unserem Irr- heit der verschiedenen Energieträger stimmen an die Konkurrenzparteien zu glauben, immer mehr Energie produ- erreicht hätten, um einen freiwilligen verlieren. zieren zu müssen, anstatt sparsam mit Übergang zu erreichen. Heute ist das Das Problem ist, ohne klare Gesetzgebung der Energie umzugehen, die wir einset- nicht mehr möglich. Unsere Welt funk- wartet jeder Unternehmer, dass der andere zen. Unsere Gesellschaft ist wie jemand tioniert nicht mehr auf diese Weise. den ersten Schritt macht, denn es birgt in einer Badewanne, deren Stöpsel un- Unsere Welt funktioniert über Be- ein gewisses Risiko, die Pionierrolle zu Quelle: renggli-haus.ch Die Baumesse. Wo man schaut, bevor man baut. 4.– 7.9.2014 Messe Zürich Do–So 10–18 bauen-modernisieren.ch 25% RABATT auf Tageskarte Gutschein-Nr. BM14PRANZ0037 online einlösen unter www.bauen-modernisieren.ch/ticket Patronat
bild: Jean revillard solar impulse als Beweis, was die erneuerbaren technologien alles können. übernehmen, in die erneuerbaren Ener- AUch wir soLLten gien zu investieren, in Energieeffizienz, Pioniere sein bild: Jean revillard wenn man der einzige ist, der das tut. Die Heute spricht man von einer Revolution kritische Masse ist noch nicht erreicht, durch die sauberen Technologien, man und man weiss nicht genau, welches die spricht von energetischen Sanierungen, Technologien sind, die am schnellsten von neuen Heizungstypen, von Hybrid- rentabel werden. Ebenso muss man mit motoren, von erneuerbaren Energiequel- der Unbekannten «Politik von morgen» le- len für unser Land. Und die Reaktion dar- ben. Also wartet man besser. Auf der an- auf? Es heisst, das sei zu teuer. Wir sind in deren Seite erwidern die Politiker, dass die der Vergangenheit gut gefahren, also wa- AUtor Industriellen den ersten Schritt machen rum irgendetwas daran ändern? Es ist bertrand Piccards grossvater flog mit ei- und Verantwortung übernehmen sollen. richtig sich zu fragen, warum man etwas nem ballon in die Stratosphäre, sein Vater Auf diese Weise bewegt sich nichts, oder ändern soll, was gut funktioniert. Das ist tauchte an die tiefste Stelle des meeres, eben so wenig... die Gefahr für ein Land, das reich, erfolg- er selber flog im ballon bereits 1999 um reich und sicher ist und einen hohen die Welt. 2015 will bertrand Piccard das Vor 150 Jahren, als die Schweiz ein armes Lebensstandard bietet. Ich denke, es ist mit einem Solarflugzeug wiederholen. Agrarland war, überquerte man die Alpen eben genau, weil unsere Vorfahren Pio- der 55-jährige ist eigentlich Psychiater. zu Fuss oder auf dem Rücken von Maul- niere waren, dass auch wir Pioniere sein 17 000 Photovoltaikzellen produzieren die eseln, und man beleuchtete die Räume mit sollten. Und gerade weil wir heute reich nötige Energie für Solar impulse 2, das Kerzen. Doch mit einem Mal haben sich sind, können oder müssen wir in die Zu- nur gerade 2,4 tonnen wiegt. das Solar- Pioniere, Industrielle und Politiker ver- kunft investieren. flugzeug wurde von 80 ingenieuren ge- schiedener Couleur zusammengetan, um Es ist heute glücklicherweise verboten im baut. der erfolgreiche Jungfernflug fand Tunnel zu graben, Brücken und Stau- Wald Abfall zu deponieren, aber es ist am 2. Juni in Payerne statt. dämme zu bauen. Niemand hat damals erlaubt, Energie zu verschwenden und gesagt, dass es zu riskant sei, das zu tun so viel CO2 in die Atmosphäre zu schleu- und viel teurer als der Maulesel oder die dern, wie wir wollen. Der Bundesrat hat Kerze! Glücklicherweise, denn das hat es den Mut aufgebracht, eine neue Energie- ben, unsere Abhängigkeit von den alten der Schweiz ermöglicht, innert einiger politik für die Schweiz zu lancieren. Jetzt Energiequellen zu reduzieren. Das ist es, Jahre ein reiches und industrialisiertes muss der gesetzgeberische Rahmen fol- was wir fördern müssen, wenn wir unsere Land zu werden, eine Drehscheibe für gen, und unsere Gesellschaft muss die Industrie stärken wollen, Arbeitsplätze das europäische Transportwesen und ein versammelte Industrie und Konsumenten- schaffen, unsere Kaufkraft erhöhen, die Land, das auf der ganzen Welt gebraucht schaft zwingen, diejenigen Energiequellen Handelsbilanz verbessern und gleichzeitig wurde. zu nutzen, die es uns schon heute erlau- die Umwelt schützen. JubiläumSauSgabE Erneuerbare Energien Nr. 3 Juni 2014 25
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