Erneuerbare energien - SSES

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Erneuerbare energien - SSES
erneuerbare                                    06 Geschichte
                                                                       Die SSES im Visier der

                        energien
                                                                       Bundespolizei

                                                                       38 enerGiewende
                                                                       Eine Gemeinde eilt der
                                                                       Energiezukunft voraus

                                                                       43 enerGiewende
                                                                       Neuer Verband für dezentrale
                                                                       Produzenten (VESE)

Nr. 3   Juni 2014

Eine Publikation der SSES in Zusammenarbeit mit Swissolar

                                                                       JubiläumSauSgabE

ENErgiEViSioN 2054:
WiE diE SchWEiZ iN
40 JahrEN auSSEhEN
köNNtE                                                      SEitE 18
Erneuerbare energien - SSES
AURON DF
Das umweltfreundliche
Multitalent

                                           Der Vakuumröhrenkollektor AURON DF wurde speziell
                                           für mitteleuropäische Klimaverhältnisse konzipiert.
                                           Er arbeitet daher auch bei diffuser Strahlung und niedrigen
                                           Aussentemperaturen besonders effektiv. Dank seiner
                                           hohen Energieausbeute unterstützt AURON DF nicht nur
                                           die Warmwasserbereitung, sondern stellt zusätzlich
                                           Energie zur Entlastung der Raumheizung bereit.

                                                          Mehr Informationen unter
                                                          www.elco.solutions/solar

Elcotherm AG, Sarganserstrasse 100, CH-7324 Vilters, www.elco.ch
Erneuerbare energien - SSES
Editorial                                                                                          iNhalt

diE SSES Wird 40 –                                                                                 Grussbotschaft                             05

uNd blickt iN diE ZukuNFt                                                                          40 Jahre sses                              06

                                                                                                   Geschichte: Die SSES stand zu Beginn der
                                    Ja, wir sind stolz, dass die SSES dieses Jahr ihren 40. ge-
                                                                                                   1980er-Jahre im Visier der Bundespolizei
                                    burtstag feiern kann. die Schweizerische Vereinigung für
                                                                                                   Volksabstimmungen: Eine Auswahl
                                    Sonnenenergie ist teil der Entstehungs- und Etablierungs-
                                                                                                   energiepolitischer Abstimmungsplakate
                                    geschichte der Solarenergie in der Schweiz. in dieser Jubi-
                                    läumsausgabe der «Erneuerbaren Energien» dürfen Sie            Vision 2054                                18
                                    nachlesen, was die SSES seit der gründung am 11. Juni
                                                                                                   Siedlung: Schoch und Schoch plädieren
                                    1974 vorangetrieben, bewegt, bewirkt hat – und das mit
                                                                                                   für den Rückbau sanierungsbedürftiger
                                    ihrer treuen unterstützung, für die wir uns an dieser Stelle
                                                                                                   Quartiere
                                    herzlich bedanken möchten.
                                                                                                   Pioniere: Bertrand Piccard animiert uns,
                                    Wir blicken also mit Stolz auf 40 Jahre geschichte zurück –
                                                                                                   selber Pioniere zu sein
              Annuscha schmidt,     aber auch mit klaren Visionen in die Zukunft. Wie Sie alle
                Präsidentin sses
                                                                                                   Mobilität: Was uns morgen bewegen
                                    wissen, steht die Solarenergie und damit auch die SSES
                                                                                                   wird, schreibt Caroline Beglinger
                                    heute an einem ganz anderen ort als vor 40 Jahren. die
                                                                                                   Plan B: Anton Gunzinger zeigt, wie
Solarenergie soll zentrales Element der Energiewende werden. Es ist also Zeit geworden, die
                                                                                                   der Fussabdruck der Schweiz auf weniger
rolle der SSES zu überdenken: Wir haben uns vorgenommen, die wichtigste konsumenten-
                                                                                                   als eine Erde reduziert werden kann
organisation für erneuerbare Energien zu werden. Nebst unserer Präsenz an den verschiede-
                                                                                                   Architektur: Ob wir künftig in Iglus
nen messen in der ganzen Schweiz, wo die SSES neutral und professionell Fragen zum Einsatz
                                                                                                   oder auf Bäumen wohnen, erläutert
erneuerbarer Energien aller art beantwortet, bietet die SSES seit zwei Jahren schweizweit
                                                                                                   Beat Kämpfen
einen check bestehender Solaranlagen (thermie und PV) an. diese beiden Projekte werden
vom nationalen Förderprogramm Energie Schweiz unterstützt und auch die nächsten Jahre              energiewende                               38
weitergeführt. Neu dazu kommt, dass die SSES ab 2015 die organisation der «tage der
                                                                                                   Altbüron: Eine Gemeinde eilt der Energie-
Sonne» von Swissolar übernimmt. die SSES setzt sich ferner für die genossenschaftliche Nut-
                                                                                                   zukunft voraus
zung der erneuerbaren Energien ein. Sie unterstützt administrativ und politisch die bestehen-
den und noch zu gründenden Energiegenossenschaften sowie deren dachverband, ein Pro-               Verbandsnews                               43
jekt, welches heute unter dem Namen VESE läuft: Verband Erneuerbare Schweizer Energie.
                                                                                                   VESE: Die SSES gründet den Fachverband
Wir setzen uns auch weiter dafür ein, dass die Qualität der Solaranlagen noch besser wird, und
                                                                                                   für dezentrale Energieproduzenten
noch mehr Solaranlagen installiert werden, sowie auf alle erneuerbaren Energien gesetzt wird,
damit die Energiewende nicht nur aus frommen Wünschen besteht, sondern aktiv umgesetzt             Flash                                      45
wird. die Verankerung erneuerbarer Energien in gesetz, Politik und Wirtschaft hat erste
Priorität, und darum brauchen wir Sie, liebe leser und leserinnen, um auch dank unserer            Agenda                                     48
Zeitschrift, die es übrigens auch schon seit 1974 gibt, mit Wissen, Überzeugung und tatkraft
die Energiewende herbeizuführen und zu erleben.                                                    Branchenverzeichnis                        49
mit unserer Zeitschrift «Erneuerbare Energien» wollen wir Sie auch weiterhin kompetent über
alle wichtigen Entwicklungen in Wissenschaft, Wirtschaft und Politik auf dem laufenden hal-        impressum                                  51
ten. diese Jubiläums-ausgabe widmen wir auch den vielen Schweizer gemeinden, die einen
wichtigen beitrag bei der umsetzung der Energiewende leisten und mit grossen, mutigen
Schritten voranschreiten. die gemeinde altbüron hat uns mit ihren energiepolitischen Vor-
zeigeprojekten so begeistert, dass wir diese Sonnenkönigin mit ausstrahlung als beispiel
für andere gemeinden vorstellen. altbüron bleibt mit Energiestadt-label und Solarpreis nicht
stehen, sondern fährt fort, seinen Weg zur Energiewende zu gehen. und hier knüpfen wir
mit unserem 40-Jahr-Jubiläum an:
mit der Energie-Wende-Wanderung am Sonntag, 14. September 2014 im unesco biosphären
reservat Entlebuch, feiern wir mit allen, die sich für die Nutzung erneuerbarer Energien inter-
essieren und einsetzen, unser Jubiläum. Wir hoffen auf viel Sonne und freuen uns, Sie dort
ebenfalls anzutreffen und darauf anzustossen.
                                                        annuscha Schmidt, Präsidentin der SSES

liebe mitglieder

die elektronische Version der «Erneuerbaren Energien» finden Sie auf der Website der SSES:
www.sses.ch. Sie erhalten an dieser Stelle jeweils das Passwort für die aktuelle ausgabe.
benutzername: ee/er_abo Passwort: g!haN-3d
                                                                                                   titelbild: Swissolar

JubiläumSauSgabE                                                                                   Erneuerbare Energien   Nr. 3   Juni 2014    3
Erneuerbare energien - SSES
Ich bin an Ökostrom interessiert.
                                                                                        Bitte stellen Sie mir die Unterlagen zu.

                      Glaubwürdig und transparent –                                     Name und Vorname
                      Ohne Atomrisiken für die Energiewende
                      mit Sonne, Wind- und Wasserkraft                                  Strasse Nr. | PLZ, Ort

                      Bestellen Sie Ihren Ökostrom unter
                                                                                        Telefon
                      www.adev.ch/de/authentic
                      oder fordern Sie weitere Informationen an
                                                                                        E-Mail
                      ADEV Energiegenossenschaft
                      Postfach 550 | 4410 Liestal
ErneuerbareEnergien

                      Telefon 061 927 20 30 | Fax 061 927 20 49
                      info@adev.ch                                                      Engagiert für die Energiewende | www.adev.ch

                      Ausschneiden und Sonne bekennen!

                              KRAFTWERKSBESITZER
                      !

                          KRAFTWERKSBESITZERIN
                      !

                      Mit unserem Partnersystem tragen wir – zusammen mit Ihnen – dazu bei, dass auch kleine,

                                                                                                                      lokale Betriebe den
                      Schritt in die Solarenergie schaffen. Und das ist gut so. Denn die Energiezukunft ist

                                                                                                          lokal! Lokale Energiegewinnung,
                      lokale Wirtschaftsförderung, lokale Mobilität. Auch das ist ein Beitrag zur Energiewende. Dafür braucht es viele gute
                      Dienstleister, die vor Ort Ihre Wünsche erfüllen können. Schweiz-Solar ermöglicht es diesen Betrieben, Ihr Solar-
                      strom-Projekt qualitativ hochstehend und zu sehr guten Konditionen zu realisieren.

                                                        Schweiz-Solar Vertriebs AG | Das Schweizer Photovoltaik-Netzwerk | 3027 Bern und
                                                        6300 Zug | Tel. +41 31 991 60 60 und Mobile +41 79 945 54 62 | www.schweiz-solar.ch
Erneuerbare energien - SSES
gruSSbotSchaFt

«am aNFaNg War diE tat»

                                                    bild: Flückiger-kusano

                                                                                                                                  Bundesrätin doris Leuthard,
                                                                                                                                  Vorsteherin des eidgenössischen
                                                                                                                                  departements für Umwelt, Verkehr,
                                                                                                                                  energie und Kommunikation UVeK

Pioniere, Tüftler und unerschütterliche Kämpfer,                             Mit Blick auf die Energiezukunft der Schweiz
eine Melange von Wissenschaftlern und pfiffi-                                sind wir alle aufgefordert, mit demselben Elan
gen Handwerkern, manchmal fast so etwas wie                                  der letzten 40 Jahre auch die kommenden 40
eine kleine Volksbewegung – sie alle haben vor                               Jahre in Angriff zu nehmen. Die Ziele und
40 Jahren nach dem Motto von Johann Wolf-                                    Leitplanken für mehr Energieeffizienz und mehr
gang von Goethe gehandelt. Mit einfachen,                                    erneuerbare Energien hat der Bundesrat mit der
selbst entwickelten ersten PV-Anlagen und                                    Energiestrategie 2050 gesetzt. Seit September
Solarwärmegeräten haben sie es der Welt ge-                                  2013 beugt sich das Parlament darüber. Wichtig
zeigt: Energie aus Sonne ist möglich!                                        ist, dass sich jeder einzelne Produktionszweig –
                                                                             Wasser, Wind, Holz, Biomasse, Geothermie,
Seither hat sich in der Schweiz ein breites Know-                            Umgebungswärme und Sonne – weiterentwickelt
how entwickelt. Zuerst im Technikum Biel, wo                                 und wettbewerbsfähig wird. Investoren, Opera-
Ingenieure mit einem Solarfahrzeug dreimal                                   teure und Netzbetreiber sollten eng zusam-
den World Solar Challenge in Australien gewon-                               menarbeiten. Wir haben viel Potenzial in der
nen haben. Später mit der Farbstoff-Solarzelle                               Schweiz. Wir haben viel Wissen und wir können
von EPFL-Professor Michael Grätzel, die aus                                  dieses sinnvoll und ressourcenschonend nutzen
der Grundlagenforschung heraus das grosse                                    – Klimawandel und Atomausstieg erfordern von
Potenzial sichtbar macht. Und schliesslich ein                               uns weitere Taten!
Forscherteam der ETH Zürich, des PSI und des
Caltech, das zeigt, dass aus Wasser, CO2 und
Sonnenlicht sogenannter «Solar-Treibstoff» her-                              doriS lEuthard
gestellt werden kann.                                                        buNdESrätiN

JubiläumSauSgabE                                                                                                     Erneuerbare Energien   Nr. 3   Juni 2014     5
Erneuerbare energien - SSES
gESchichtE

im ViSiEr dEr
buNdESPoliZEi
                  tExt: JEaN-marc SutEr                                 versorgung mit kleinen Anlagen. Der Krieg im Nahen
                                                                        Osten zeigte 1973 die Abhängigkeit der modernen Zivili-
            Als Mitglied der SSES seit 1978 habe ich die ersten Jahre   sation von den fossilen Energieträgern unwiderlegbar.
            der Vereinigung nicht persönlich erlebt. Dem Artikel ih-    Parallel dazu bekämpfte die schweizerische Anti-Kern-
            res ersten Präsidenten und ETHZ-Professors, Pierre For-     kraftwerk-Bewegung das Projekt Kaiseraugst. «Sonnen-
            nallaz, in der Sondernummer der damaligen SSES-Zeit-        energie nutzen!» hiess ihr Gebot der Stunde.
            schrift «Sonnenenergie – Energie solaire» zum 20. Jubi-
            läum entnehme ich, dass das Thema «Wachstum und             GeBUrtsstUnde der sses
            Umwelt» eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe aus For-       Die Ergebnisse der erwähnten ETH-Arbeitsgruppe, insbe-
            schern der ETH Zürich, der Hochschule St. Gallen und        sondere die Forderung «die Nutzung der Sonnenenergie
            der Privatwirtschaft beschäftigte. Zu dieser Zeit veröf-    zu erforschen und zu lehren», verhallten ohne Wirkung.
            fentlichte der Club of Rome sein bekanntes Werk über        Da entschloss man sich, eine Vereinigung zur Förderung
            die Grenzen des Wachstums, und Amory Lovins plädierte       der Sonnenenergie zu gründen. Das war die Geburts-
            in seinem ersten energiebezogenen Buch «World Energy        stunde der SSES. Sie sollte unter anderem durch Öffent-
            Strategies» für eine dezentrale, nicht-nukleare Energie-    lichkeitsarbeit (Pressearbeit und Tagungen), Erfahrungs-

6   Erneuerbare Energien   Nr. 3   Juni 2014                                                                JubiläumSauSgabE
Erneuerbare energien - SSES
40 JahrE SSES

                                                                                         diE SchWEiZEriSchE VErEiNiguNg FÜr SoNNEN-
                                                                                         ENErgiE SSES Wird am 22. JuNi 40 JahrE alt.
                                                                                         gEgrÜNdEt VoN Eth-ProFESSorEN, hat diE SSES
                                                                                         uNd ihr ZENtralES aNliEgEN, diE FördEruNg
                                                                                         dEr SolarENErgiE, gEgEN ENormE WidErStäNdE
                                                                                         uNd iNtErESSEN Zu kämPFEN gEhabt.
                                                                                         PErSöNlichE EriNNEruNgEN uNd FaktEN auS
                                                                                         dEm archiV EiNES laNgJährigEN aktiVEN.
                                                          bild: tour de sol 1985, SSES

austausch unter Fachleuten, Aus- und Weiterbildung                                       häme Und sPott
von Fachkräften und Lobbyarbeit auf dem politischen                                      Die Gründung der SSES fand in der Presse jedoch kein
Parkett die Nutzung der Sonnenenergie vorantreiben.                                      gutes Echo. Nach wie vor löste die Solartechnik vor
Dabei war der Begriff «Sonnenenergie» breit interpre-                                    allem Kopfschütteln und Häme aus. Die schweizerische
tiert: Die indirekten Nutzungsarten Windenergie, Holz-                                   Bevölkerung reagierte jedoch ganz anders. Innert fünf
energie, Biogas, Umweltwärme und Wasserkraft sowie                                       Jahren wurde jeder 1000. Schweizer, bzw. jede 1000.
die Energieeffizienz gehörten unbedingt dazu. Die am                                     Schweizerin Mitglied der SSES. Acht SSES-Symposien
22. Juni 1974 gegründete SSES war die erste schweizeri-                                  wurden bis 1980 mit Teilnehmerzahlen zwischen 450
sche Umweltorganisation, die sich um die Energiewende                                    und 1000 Personen durchgeführt. Schon 1976 präsen-
bemühte. Ihre Gründer fassten sie als schweizerischen                                    tierte die Mustermesse Basel auf Anregung der SSES eine
Zweig der International Solar Energy Society (ISES) auf,                                 Sonderschau Sonnenenergie. Die SSES nutzte jede Gele-
die seit Jahrzehnten in mehreren Ländern, u.a. in den USA                                genheit, um die Aufmerksamkeit der Zeitungsleserschaft
und Australien, tätig war, die Fachzeitschrift Solar Energy                              auf die Sonnenenergienutzung zu lenken. In der Presse
veröffentlichte und bereits damals jedes zweite Jahr den                                 entflammte eine Polemik über die Möglichkeiten und
bekannten ISES World Congress organisierte.                                              Grenzen der damals im Vordergrund stehenden Solar-

JubiläumSauSgabE                                                                                                       Erneuerbare Energien   Nr. 3   Juni 2014   7
Erneuerbare energien - SSES
bild: sozialarchiv, 1975
                           40 JahrE SSES

                           die Gründung der sses fand zur zeit der Antiatom-Bewegung statt, verstand sich jedoch nicht also Protestorganisation, sondern als
                           Promotorin für neue und erneuerbare technologien.

                                               thermie im schweizerischen Klima. Der Wärmeertrag                     sich der SOFAS auf. Nach einer dreijährigen Übergangs-
                                               von Sonnenkollektoren wurde auf 700 kWh/m2 von Be-                    zeit unter dem Namen SOLAR wurden ihre Aufgaben
                                               fürwortern, auf 140 kWh/m2 von Gegnern der Solarther-                 Swissolar übertragen.
                                               mie geschätzt. Schlagzeilen machten die Nachrichten                   Das rasante Wachstum der Mitgliederzahlen in den
                                               von Eigentümern von Sonnenkollektoranlagen, die                       1970er Jahren war erfreulich, brachte der SSES aber or-
                                               durch den Konkurs der Installationsfirma mit einer nicht              ganisatorische Schwierigkeiten. Einige Jahre lang war
                                               funktionsfähigen Anlage und ohne jegliches Anlage-                    das Sekretariat überfordert. Niemand wusste mehr ge-
                                               schema im Stich gelassen wurden. Nach und nach veröf-                 nau: War die Mitgliederzahl 4000 oder 8000? Wie viele
                                               fentlichten die Sonnenenergie-Forscher am damaligen                   Exemplare der Zeitschrift sollten gedruckt werden? Wie
                                               Eidg. Institut für Reaktorforschung (EIR) in Würenlingen              gross sind die Einnahmen aus den Mitgliederbeiträgen?
                                               (heute das Paul Scherrer Institut), dessen Projektleiter ich          Eine Antwort auf diese Desorganisation war die Einfüh-
                                               war, gemessene Kollektorertragsdaten und die Gründe                   rung der noch heute geltenden föderalistischen Struktur
                                               für fehlerhafte Solaranlagen. Die Branche beseitigte in               der Vereinigung. 13 Regionalgruppen mit eigener Ver-
                                               der Folge die Kinderkrankheiten ihrer Erzeugnisse und                 waltung und Budget wurden geschaffen. Die Desorgani-
                                               brachte leistungsfähige, betriebssichere Solaranlagen auf             sation kostete zudem den Präsidenten sein Amt. Pierre
                                               den Markt. Danach hiess es bei den Gegnern nicht mehr:                Fornallaz behielt jedoch noch die redaktionelle Verant-
                                               «Sonnenenergie bringt nichts», sondern «Sonnenenergie                 wortung für die Zeitschrift. Etwas später musste er auch
                                               ist zu teuer».                                                        diese Funktion abgeben.

                                               rAsAntes wAchstUm Führt zU                                            im Visier der BUndesPoLizei
                                               FöderAListischer strUKtUr                                             Es war die Zeit des kalten Krieges und der «Fichenaffäre»,
                                               1979 fand mit der Gründung des Sonnenergie-Fachver-                   welche das Schweizer Volk und das Bundesparlament
                                               bands Schweiz (SOFAS) eine Aufteilung der Tätigkeiten                 beschäftigte. Die SSES war verschiedenen, eher rechts
                                               dem Zielpublikum entsprechend statt. Der SOFAS wen-                   orientierten politischen Kreisen sehr suspekt. Selbst die
                                               dete sich an die Unternehmungen der Branche. Eines sei-               Bundespolizei wurde auf sie aufmerksam; war die SSES
                                               ner Ziele war die Qualitätssicherung der gebauten Anla-               eine subversive linke Organisation? Die Bundespolizei
                                               gen. Der SSES blieben die in Zusammenhang mit der                     schleuste einen hohen Offizier im Generalstab und engen
                                               breiten Öffentlichkeit stehenden Aufgaben. 2002 löste                 Mitarbeiter des Geheimdienstlers Bachmann als Ge-

                           8           Erneuerbare Energien   Nr. 3   Juni 2014                                                                                JubiläumSauSgabE
Erneuerbare energien - SSES
Weniger Energie-
schäftsleiter in die SSES ein. Der falsche Geschäftsführer
sammelte nicht nur Informationen, er versuchte auch,         verbrauch für mehr
einen Keil zwischen die Deutsch- und die Westschweizer
Mitglieder der SSES zu treiben. Der Vorstand merkte es
erst nach einem Jahr. An der ausserordentlichen Dele-
                                                             Lebensqualität
giertenversammlung vom 23. April 1983 klärte sich die
Lage. Unter der Leitung des Tagespräsidenten Thomas
Nordmann, der eine enorme Kuhglocke zur Wiederher-
stellung der Ruhe im Saal einsetzte, wurde die Entlas-                                                Von kostenloser
sung des Geschäftsführers bestätigt. Die SSES ging an                                               Beratung profitieren!
diesem «Anschlag» fast zugrunde und überlebte weitge-
                                                                                                   Werden auch Sie Klimaschützer.
hend dank der Integrationskraft des damaligen Präsiden-                                          Reduzieren Sie den Energieverbrauch
ten Mario Camani und alt Bundesrat Moritz Leuenberger,                                            über EgoKiefer Fenster um bis zu
                                                                                                   75% – an 13 Vertriebsstandorten
der als Rechtsanwalt die juristischen Folgen klärte. Meh-                                            und über 350 Fachbetriebs-
rere Regionalgruppen waren mit diesem Entscheid je-                                                   partnern in der Schweiz:
                                                                                                            egokiefer.ch
doch überhaupt nicht einverstanden und verliessen die
SSES. Einige Jahre lang bildeten sie die parallele Verei-
nigung BIOSOL. Später kehrten sie zur SSES zurück. Die
SSES konnte nach einiger Zeit in einem Gerichtsverfah-
ren das vom entlassenen Geschäftsführer veruntreute
Vermögen bis auf rund 10 Prozent zurückerhalten.

GenUG der PoLemiK

                                                                                                                                         Light Art by Gerry Hofstetter ©
Um die Turbulenzen der Energiepolitik in diesen Jahren
zu illustrieren, möchte ich vom «roten Büchlein» spre-
chen, das 1979 mein damaliger Abteilungsleiter Walter
Seifritz mit dem Titel «Sanfte Energietechnologie – Hoff-
nung oder Utopie?» veröffentlichte. Unbarmherzig be-
stritt er alle Vorteile der Sonnenenergie. Diese sei nicht
erneuerbar, nicht sicher, teuer und nicht rentabel, nicht
speicherbar und nicht unbegrenzt verfügbar, umwelt-
schädlich, asozial, inhuman und sogar nicht christlich(!).
«Die Förderer der Sonnenenergie stammen durchwegs
aus dem Kreis unzufriedener, zivilisationsmüder Intel-
lektueller der oberen Mittelschicht». Die SSES reagierte
mit einem einmaligen, zwölfseitigen Sonderdruck «Ener-
giepolitik für den Menschen» mit einer Auflage von
11´000 Exemplaren. «Genug der Polemik» war der Titel         Klimaschutz inbegriffen.
des Beitrags, welcher die drei für das Sonnenenergie-
                                                             Eine kleine Robbe liegt auf einer Eisscholle. Das ist nur mit einem
Projekt des EIR verantwortlichen Forscher schrieben.         perfekt isolierten Fell möglich. Diese Wärmedämmung ist im
Auch Thomas Nordmann widerlegte Seifritz´ Berech-            hohen Norden überlebenswichtig, und in unseren Breiten sorgt
nung des Erntefaktors: In ihrer Lebensdauer liefert eine     sie für behagliches Wohnen. EgoKiefer Top-Wärmedämmfenster
Solarthermie-Anlage deutlich mehr Energie, als für ihre      schützen Ihre Räume wirksam vor Wärmeverlust und reduzieren
Herstellung verbraucht wird. Leider gibt es heute immer      den Energieverbrauch über das Fenster um bis zu 75%.
noch Leserbrief-Autoren, welche am positiven Effekt der
Substitution fossiler Energieträger durch Solarwärme
zweifeln.                                                                                 Ego®Energy steht für Energieeinsparung und
                                                                                          Wärmedämmung und ist Teil des EgoKiefer
FUndis Und reALos                                                                         Mehrwertsystems Ego®Power. Ausgehend
                                                                                          von den Basisausführungen der EgoKiefer
Die Haltung der SSES gegenüber der Kernenergie war                                        Fenster in Kunststoff, Kunststoff/Aluminium,
schon immer intern umstritten. Der langjährige Konsens                                    Holz und Holz/Aluminium sind diese Optionen
war, dass auch Befürworter der Kernenergie ihren Platz                                    speziell auf Ihre Bedürfnisse ausgerichtet.

bei der SSES haben. Die SSES setzt sich nämlich gemäss
der Grundsatzerklärung ihrer Statuten für die Sonnen-
energienutzung im breitesten Sinn und für Energieeffizi-
enz ein. In einer anderen grundlegenden Fragestellung
liessen sich seit der Gründung zwei unterschiedliche
Grundmeinungen unter den Mitgliedern erkennen. Die
einen («Fundis») argumentieren mit Prinzipien und for-
dern staatliche Eingriffe (Gebote, Verbote, Subventio-
nen), um die Einführung der neuen «sanften» Energie-

JubiläumSauSgabE
Erneuerbare energien - SSES
40 JahrE SSES

daS magaZiN Zur SoNNENENErgiE im rÜckblick

10     Erneuerbare Energien   Nr. 3   Juni 2014   JubiläumSauSgabE
40 JahrE SSES

JubiläumSauSgabE   Erneuerbare Energien   Nr. 3   Juni 2014   11
40 JahrE SSES

                   technologien durchzusetzen. Die anderen («Realos») ver-
                   lassen sich mehr auf den freien Markt und verlangen
                   vom Staat nur die Einführung positiv wirkender Rah-
                   menbedingungen. Schliesslich möchte ich auch die in-
                   nerhalb der SSES lange umstrittene Frage erwähnen, ob
                   sich die Umweltwärmenutzung mittels Elektro-Wärme-
                   pumpen mit der SSES-Grundsatzerklärung vereinbaren
                   lässt. Diese Fragestellung hat sich unterdessen durch den
                   Zerfall der Gestehungskosten photovoltaischen Stroms
                   entschärft.

                   dUrststrecKe üBerwUnden
                   Zurück zur SSES-Geschichte. Nach der internen Krise
                   von 1983 unternahm der Vorstand eine systematische
                   interne Reorganisation unter der Leitung seines Präsi-
                   denten Mario Camani. Der Sekretär Markus Heimlicher
                   bereinigte die Mitgliederliste. Es kam eine Mitgliederzahl
                   von rund 5000 heraus, die sie bis heute mit einem
                   Höchstwert von 8400 im Jahre 1993 zu halten ver-

                                                                                                                                                bild: hanspter Wyss
                   mochte. Als das «Waldsterben» sowie die Reaktorkatast-
                   rophe von Tschernobyl 1986 der Sonnenenergienutzung
                   einen neuen Schub in der öffentlichen Meinung verlie-
                   hen, war die Vereinigung bereit. Sie hatte die Durststre-
                   cke des wieder billig gewordenen Erdöls und der inter-
                   nen Probleme überstanden. Am 1. Juli 1987 nahm ihr
                   heutiger Zentralsekretär Beat Gerber sein Amt auf.

                   toUr de soL
                   1985 wurde die erste Tour de Sol organisiert. 65 photo-        eigentümer. Von dieser Idee begeistert, ergriffen der
                   voltaisch (und gegebenenfalls mit Muskelkraft) angetrie-       Bündner Reto Schmid, SSES-Mitglied, und die Regional-
                   bene, leichte Fahrzeuge durchquerten die Schweiz vom           gruppe Aargau der SSES (Projektleiter: Walter Meier-
                   Bodensee nach Genf. Die Tour war vom Marketing-                Istvan) unabhängig voneinander die Initiative und führ-
                   Standpunkt aus insbesondere in der Deutschschweiz ein          ten den Selbstbau mit der Unterstützung des BFE in die
                   Riesenerfolg. In Scharen versammelten sich die Zu-             Schweiz ein. Daraus wurden die beiden Vereine Solar
                   schauer, um diese neuartigen, merkwürdigen Mobile zu           Schweiz und SEBASOL, die in der Ost- und Zentral-
                   sehen. Die Tour de Sol wurde jedes Jahr bis 1993 durch-        schweiz, bzw. in der Nordwest- und Westschweiz tätig
                   geführt.                                                       waren. 1999 fusionierten sie unter dem Namen Solar
                   In Österreich wirkte der Selbstbau von Solaranlagen in         Support. Unter ihrer Leitung wurden Hunderte von ther-
                   den 1980er Jahren sehr wirksam als «Katalysator» für           mischen Solaranlagen gebaut. Während die Tätigkeiten
                   den Entscheid, privat thermische Solaranlagen zu instal-       in der Deutschschweiz nach und nach auf ein Minimum
                   lieren. «Mein Nachbar hat es geschafft, eine funktions-        reduziert wurden, florieren sie noch heute in der Roman-
                   tüchtige Solaranlage selbst zu bauen. Wenn ich eine            die, wo SEBASOL bis heute rund 1000 (teils selbst-
                   schlüsselfertige Solaranlage bestelle, trage ich also kein     gebaute, teils schlüsselfertige) Solaranlagen unter der
                   grösseres Risiko», war die Überlegung zahlreicher Haus-        Koordination von Pascal Cretton erstellte.
                                                                                            bild: SSES

                                                                                                                                                bild: SSES

das erste miet-solarboot betrieb die sses zürich von 2001–2010 auf dem zürisee.                          tour de sol, 1985

12         Erneuerbare Energien   Nr. 3   Juni 2014                                                                          JubiläumSauSgabE
«Die ABS war unsere Partnerin der ersten Stunde. Sie hat
                    auf Anhieb verstanden, worum es bei unserem Projekt
                    wirklich ging: um nachhaltig und wirtschaftlich produzierte
                    Energie und um die Zukunft unserer Gemeinde.»
                     Emil Müller, Verwaltungsratspräsident der Ouvra Electrica Susasca Susch und Gemeindepräsident Susch

                                                                                                                                                           artischock.net
                     Die Alternative Bank Schweiz fördert seit ihrer Gründung vor
                     über 20 Jahren schweizweit Innovationen im Bereich der Neuen
                     Erneuerbaren Energien.                                                                                     www.abs.ch

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                                                                                   •   Solarmodule                            • Solarbatterien
                                                                                   •   Laderegler                             • Brennstoffzellen
                                                                                   •   Solarteichpumpen                       • Solarviehhüter
                                                                                   •   Ventilatoren                           • Wechselrichter
                                                                                   •   DC/DC-Wandler                          • Solarmobil-Akkus
                                                                                   •   Sonnenkocher/Dörrer/Solargrill         • Zeitschalter 12 Volt
                                                                                   •   Kompakte Sparlampen 12/24 V E27 • 12-V-Kühlschränke
Flachkollektoren Logasol SKN 4.0, Logasol SKS 4.0 und Vakuumröhrenkollektor SKR    •   Praktische Hand- und Taschenlampen • Batterie-Pulser
                                                                                   •   Spez. Gleichstromstecker für Solaranlagen
mit system energie gewinnen – tag für tag                                          •   12-V-Aussenlampen mit Bewegungsmelder
Solartechnik ist teamwork. um Solarenergie effizient zu nutzen, braucht
man nicht nur leistungsfähige Sonnenkollektoren, sondern auch Warm-                    Neu
                                                                                                   Grosses Akku- und Batteriensortiment
wasserspeicher, Pufferspeicher, komplettstationen mit regelungen und                               (Gel, NiMH, Vlies, Nass, Antriebsbatterien, Notstrom, usw.)
Solar-montagesysteme und Zubehör. Nur wenn alle komponenten
bestmöglich zusammenarbeiten, können maximale Einsparungen er-                     Realisierung von Insel- und Netzverbundanlagen, sowie Spezial-
zielt werden.                                                                      anfertigungen.
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40 JahrE SSES

                                                                                                                                                      bild: SSES
Präsidenten/Präsidentinnen
der sses

■   Annuscha Schmidt
    2005 –
                                                                       der messestand der sses – informationen für Besucher zu erneuerbarer energie
■   Lucien Keller
    1995 – 2005
                                                       nAmenswechseL               Besucher/innen mit Plakaten und Anzeigetafeln auf die
■   Jean-Louis Scartezzini                  Die folgenden Jahre waren              Möglichkeiten der Sonnenenergienutzung aufmerksam
    1987 – 1995                             durch radikale Veränderungen           gemacht werden.
                                            des Umfelds geprägt. Der Be-
■   Mario Camani                            griff «erneuerbare Energien»           es GiBt VieL zU tUn
    1983 – 1987                             ersetzte das bisherige Konzept         Die von Bund, Kantonen und vielen Gemeinden einge-
                                            der breit interpretierten Son-         schlagenen neuen Wege in der Energiepolitik sollen bis
■   Doris Morf                              nenenergienutzung. Heute ver-          2050 zu einer allein auf erneuerbaren Energiequellen be-
    1980 – 1983                             steht man unter Sonnenenergie          ruhenden Energieversorgung führen. Kann die SSES nun
                                            nur die photovoltaische und            also ihre Mission als erfüllt betrachten? Kaum. Noch ist
■   Pierre Fornallaz                        die thermische Nutzung sowie           das Ziel nicht erreicht. Die Anerkennung der Solarener-
    1974 – 1980                             die Solararchitektur. Der Titel        gie als eine der zentralen Energielieferantinnen der Zu-
                                            der Zeitschrift wurde 2002             kunft ist für die SSES ein Grund mehr, sich für das Ge-
                                            dementsprechend in «Erneuer-           lingen der Energiewende und damit für ihre immer noch
                                            bare Energien» geändert. Da            aktuellen Ziele der ersten Stunde mit allen ihr zur Verfü-
                   sich aber auch die Vereinigung insgesamt immer noch             gung stehenden Mittel zu engagieren.
                   auch mit indirekten Nutzungsarten der Sonnenenergie             Die nach der Reaktorkatastrophe in Fukushima 2011
                   befasst, steht heute auch wieder ein Namenwechsel der           eingeleitete Energiewende in der Schweiz wird sicher in
                   Vereinigung zur Diskussion.                                     den kommenden Jahren die Zahl der dezentralen Ener-
                                                                                   gieanlagen ansteigen lassen. Sie ist für die Erreichung
                    Die SSES hat 2003 ein ambitiöses Projekt auf die Beine         der gesetzten energiepolitischen Ziele nötig. Zentral ist
                    gestellt und auf dem Dach der neuen Halle 6 der Palexpo        dabei, dass die Qualitätsstandards der installierten Anla-
                    eine 560 m2 grosse PV-Anlage erstellt. Lucien Keller, da-      gen eingehalten werden. Mit der Unterstützung des Bun-
                    mals Präsident der SSES, Roger Rhyner sowie Lucien             desamts für Energie (BFE) führt die SSES seit 2013 Sol-
                    Bringolf, beides Vorstandsmitglieder der SSES, haben           archecks für Solaranlagenbesitzer durch. Die SSES sieht
                    gemeinsam im Auftrag der SSES das administrativ und            die Unterstützung der Eigentümer dezentral produzie-
                    konstruktiv schwierige Projekt geleitet und ausgeführt.        render Energieanlagen als eine ihrer Schwerpunkt-
                    Die PV-Anlage wurde 2005 an Interplan Forcelec AG              tätigkeiten für die Zukunft. Auch im Bereich der Photo-
                    verkauft, da der Verkauf von Solarstrom nicht zum Kern-        voltaik will sich die SSES für die Anlagenbesitzer und
                    geschäft der SSES gehört. Die Anlage liefert 63 000 kWh        die zahlreich gegründeten Solargenossenschaften enga-
                    pro Jahr. Dieser Strom wird bei den SIG-Kunden als             gieren und damit einen Beitrag zum Gelingen der
                    Ökostrom vermarktet. Zusätzlich können rund 1,5 Mio.           Energiewende leisten.

14          Erneuerbare Energien   Nr. 3   Juni 2014                                                                         JubiläumSauSgabE
40 JahrE SSES

ViEr dEkadEN ENErgiEPolitiSchEr abStimmuNgSkamPF
daS SchWEiZEr StimmVolk koNNtE iN dEN lEtZtEN ViEr JahrZEhNtEN rEgElmäSSig
ÜbEr ENErgiEPolitiSchE VorlagEN aN dEr urNE bEFiNdEN. diE FolgENdE auSWahl aN
abStimmuNgSPlakatEN FÜhrt SiE auF EiNE ENErgiEPolitiSchE uNd graFiSchE ZEitrEiSE.

     rEdaktioN: Noëmi EmmENEggEr

                                                                                                                                                       bilder: Schweizerische Nationalbibliothek / Nb, bern

die Volksinitiative «stopp dem Atomkraftwerkbau (moratorium)» wurde am 23. september 1990 mit 54.5% Ja-stimmen
angenommen. 17 Kantone sowie fünf halbkantone sprachen sich für die Vorlage aus. die Volksinitiative «Für den Ausstieg
aus der Atomenergie» wurde hingegen mit 52.9% nein-stimmen abgelehnt. 14 Kantone sowie vier halbkantone sprachen
sich gegen die Vorlage aus. der «Bundesbeschluss vom 06.10.1989 über den energieartikel in der Bundesverfassung» wurde
schliesslich mit 71.1% Ja-stimmen angenommen.

JubiläumSauSgabE                                                                                       Erneuerbare Energien   Nr. 3   Juni 2014   15
40 JahrE SSES

     die Volksinitiative «zur wahrung der Volksrechte und der sicherheit beim Bau und Betrieb von Atomanlagen» wurde am 18. Februar 1979 mit 51.2%
     nein-stimmen abgelehnt. 12 Kantone sowie vier halbkantone sprachen sich gegen die Vorlage aus.

                                                                                                                                                     bilder: Schweizerische Nationalbibliothek / Nb, bern

                    der «Bundesbeschluss vom 08.10.1982 über den energieartikel in der Bundesverfassung» wurde am 27. Februar 1983 mit 50.9%
                    Ja-stimmen angenommen.

16           Erneuerbare Energien   Nr. 3   Juni 2014                                                                            JubiläumSauSgabE
40 JahrE SSES

                                                                                          die Volksinitiative «Für eine sichere, sparsame und umwelt-
                                                                                          gerechte energieversorgung» wurde am 23. september 1984
                                                                                          mit 54.2% nein-stimmen abgelehnt. 15 Kantone sowie
                                                                                          vier halbkantone sprachen sich gegen die Vorlage aus. die
                                                                                          Volksinitiative «Für eine zukunft ohne weitere Atomkraft-
                                                                                          werke» wurde gleichentags mit 55% nein-stimmen abgelehnt.
                                                                                          15 Kantone sowie vier halbkantone sprachen sich gegen die
                                                                                          Vorlage aus.

                                                                                                                                                bilder: bibliothèque de genève

         die Volksinitiative «Für einen solarrappen (solar-initiative)» wurde am 24. september 2000 mit 68% nein-stimmen abgelehnt. Alle
         Kantone sprachen sich gegen die Vorlage aus. der «Verfassungsartikel über eine Förderabgabe für erneuerbare energien» als Gegenent-
         wurf zur Volksinitiative «Für einen solarrappen (solar-initiative)» wurde mit 51.8% nein-stimmen abgelehnt. 16 Kantone sowie fünf
         halbkantone sprachen sich gegen die Vorlage aus. der «Verfassungsartikel über eine energielenkungsabgabe für die Umwelt» als
         Gegenentwurf zur zurückgezogenen «energie-Umwelt-initiative» wurde mit 55.5% nein-stimmen abgelehnt. 18 Kantone sowie fünf
         halbkantone sprachen sich gegen die Vorlage aus.

JubiläumSauSgabE                                                                                     Erneuerbare Energien   Nr. 3   Juni 2014                            17
ViSioN 2054

SiEdluNg
damit diE SchWEiZ Nicht WEitEr ZErZauSt uNd ZErSiEdElt Wird, habEN EliSabEth
uNd rolF Schoch alS architEktENPaar EiNE ViSioN: autobahNÜbErdEckuNgEN
FÜr NEuEN SiEdluNgSraum uNd SchliESSlich rÜckbau dES laNdSchaFtSFrESSENdEN
SiEdluNgSbrEiS. ErStE ProJEktE im raum bErN SiNd iN PlaNuNg.

«raumPlaNEr
uNd architEktEN habEN
total VErSagt»

                                                                                                                                                  bild: Schoch und Schoch
                                                                               die Vision
                                                                               Energetisch schlecht gebaute, in der Erschliessung teuer zu
                                                                               unterhaltende und kulturlandfressende Einfamilienhaus-
Wohngalerien über der autobahn beim teilprojekt Wittigkofen.                   siedlungen aus den 1960er sind in der Analyse von Schoch
                                                                               und Schoch das grosse Übel der zersiedelten Schweiz.
                                                                               Statt diese Siedlungen aufwändig zu sanieren, plädiert
     tExt: aNdrEaS hÜgli                                                       das Architektenpaar für deren Abbruch und verdichteten
                                                                               Neubau von Galerien. So würde auf dem Areal viel
Trotz anderslautendem Verfassungsartikel                                       Fläche für Familiengärten, Weiden, Grasland, Hochstamm-
wird in der Schweiz wenig haushälterisch                                       obstbäume, Spielflächen, Parks und Wald frei. Die zahl-
mit dem Boden umgegangen. Pro Sekunde                                          reichen überflüssig gewordenen Erschliessungsstrassen
verschwindet in der Schweiz ein Quadrat-                                       könnten zugunsten der neuen Nutzung zurückgebaut
meter Grünfläche unter Strassen, Ein-                                          werden.
kaufszentren, Parkplätzen und Häusern.
Das entspricht 10 Fussballfeldern pro Tag.
Dorf- und Stadtränder fransen ins Land                vergeblich, den unkontrollierten Boden-       Die Energieeinsparung pro Jahr für nach-
hinaus. Am sichtbarsten ist die Zersie-               verbrauch einzudämmen. «Raumplaner            folgendes Beispiel im Schweizer Mittel-
delung im Mittelland, das schrittweise                und Architekten haben seit 1960 total         land (Karten S. 19) veranschlagen Schoch
zu einem Siedlungsbrei zusammenwächst,                versagt», sagt Architekt Rolf Schoch. Statt   und Schoch mit 27 GWh, was 2,3 Mio.
und in den Tourismuszentren der Alpen.                verdichtet zu bauen, werde weiterhin der      Liter Heizöl entspricht. Die jährlichen fi-
Mehr überbaute Fläche bringt auch mehr                Einfamilienhausteppich über dem Land          nanziellen Einsparungen, die sich auf das
Verkehr. Die Raumplanung versucht oft                 ausgerollt.                                   Bauen, den Verkehr und die Energie bezie-

18         Erneuerbare Energien   Nr. 3   Juni 2014                                                                        JubiläumSauSgabE
ViSioN 2054

                             die Vision Am BeisPieL einer einFAmiLienhAUssiedLUnG im schweizerischen mitteLLAnd
                             zwischen Bern Und zürich

                             Situation heute:                                                  Situation neu:
                             Arealgrösse                                        622 000 m2     Arealgrösse                                             ca. 622 000 m2
                             Häuser / Wohnungen                                     ca. 630    Wohnungen                                                      ca. 730
                             Bewohner                                              ca. 1 890   Bewohner                                                      ca. 2 200
                             Bruttogeschossfläche (BGF)                       ca. 95 000 m2    Arbeitsplätze                                                  ca. 475
                             Strassen inkl. Industrieanteil                           13 km    Bruttogeschossfläche:
                                                                                               Wohnen, Gewerbe, Schulen                                ca. 127 500 m2
                                                                                               Strasse                                                       ca. 1 km
karten: Schoch und Schoch

                            hen, lägen demnach bei rund CHF 14 Mio.     schon bald auf den überdeckten Auto-          sammen mit dem Kanton den Bund er-
                            Für die Bewohner einer 4-Zimmerwoh-         bahnen Wohngalerien entstehen. Dabei          sucht, zwischen Muri und Wankdorf eine
                            nung bedeutet dies, beim Umzug in die       soll das Wohnen günstiger werden als          unterirdische Umfahrung (Bypass-Tunnel)
                            Galerien jährlich CHF 25‘000 einsparen zu   auf dem Land. Die einzelnen Projekte          zu bauen, der Bund hat das Projekt
                            können. Mit ihren Projekten zeigen Elisa-   sollen durch Wohnbaugenossenschaften          zwar gutgeheissen, aber eine finanzielle
                            beth und Rolf Schoch Alternativen zur       finanziert werden.                            Beteiligung abgelehnt. Schoch und Schoch
                            Zersiedlung der Schweiz auf. Sie rechnen    So verteilt sich das Investitionskapital in   schlagen nun vor, die Autobahn am jetzi-
                            vor, dass sich der Abbruch lohnt. Ihre      Form von Anteilscheinen auf viele Ge-         gen Standort zu belassen, die Ausfahrt
                            Vorschläge sollen ökologische Vorteile      nossenschaftsmitglieder; die Risiken sind     Ostring aufzuheben, links und rechts
                            bringen und zu einer neuen Urbanität        auf viele Schultern verteilt. Wer sich für    der Autobahn zwei ebenfalls überdeckte
                            führen. Da die Widerstände gegen Rück-      eine Wohnung interessiert, zeichnet einen     Langsamspuren einzurichten. Das Ganze
                            bauten ganzer Quartiere noch zu gross       Anteilschein über CHF 2000. Die Kosten        würde sich über die Wohnüberbauungen
                            sind, arbeiten Schoch und Schoch gegen-     von der Planung bis zum Bauprojekt be-        über dem Autobahnabschnitt finanzieren,
                            wärtig realisierbare Projekte mit Auto-     laufen sich für ein Projekt auf zwischen      der Lärmschutz wäre perfekt. Beim Freu-
                            bahnüberdeckungen aus. Sie schlagen         CHF 1,5 und 2 Mio. So könnten 750 bis         denbergplatz würde eine Schrägseilkons-
                            diese vor, weil der Widerstand dagegen      1000 Genossenschaftsmitglieder ein Pro-       truktion die bestehende Autobahnaus-
                            zurzeit noch kleiner ist als bei Rückbau-   jekt bis zur Baureife voranbringen. Die       fahrt überbrücken. Anstelle der heutigen
                            konzepten.                                  Überdeckung der Autobahn wird durch           Ausfahrt werden zwei Kreisel für die
                                                                        die darüber liegenden Wohnungen finan-        neuen Entlastungsfahrbahnen vorgese-
                            AUtoBAhnüBerdecKUnGen                       ziert. Schutz vor Autobahnlärm ist auch       hen. Wenn das Projekt Freudenbergplatz
                            ALs erster schritt                          für die Bauten der Umgebung gewähr-           realisiert werden soll, müssten etwa 400
                            Ihre Projekte für Autobahnüberdeckun-       leistet.                                      Wohnungen zurückgebaut werden. Neu
                            gen existieren für die Stadt Bern im                                                      entstünden 1000 Wohnungen und 1300
                            Bremgartenwald, in Wittigkofen und am       BeisPieL wittiGKoFen/                         Arbeitsplätze. Der Ersatz alter Wohnun-
                            Freudenbergplatz sowie in der Gemeinde      FreUdenBerGPLAtz                              gen lohnt sich in den Augen von Schoch
                            Köniz im Wangental. Wo sich heute           Am weitesten fortgeschritten ist die Pla-     und Schoch schon nur deshalb, weil eine
                            die morgendliche Verkehrsflut mit tägli-    nung bei den zusammenhängenden Pro-           Sanierung gleich viel kosten würde wie
                            chen Staus auf der Autobahn mitten          jekten Wittigkofen und Freudenbergplatz       ein Neubau, der dreimal weniger Energie
                            durch Berner Quartiere wälzt, sollen        im Osten Berns. Die Stadt Bern hatte zu-      benötige als ein Altbau, selbst wenn die

                            JubiläumSauSgabE                                                                          Erneuerbare Energien   Nr. 3   Juni 2014      19
bild: Elisabeth Schoch
                                                                                                                       schoch & schoch
                                                                                                                       innenarchitektin Elisabeth Schoch und
                                                                                                                       dipl. architekt htl rolf Schoch führten
                                                                                                                       während 25 Jahren das architekturbüro
                                                                                                                       aarPlaN in bern, das in der region ver-
                                                                                                                       schiedene visionäre Projekte für verdich-
                                                                                                                       tetes und nachhaltiges Wohnen realisiert
                                                                                                                       hat. Sie haben mit ihren arbeiten zahlrei-

                                                                                            bild: Schoch und Schoch
                                                                                                                       che Preise gewonnen: unter anderen den
                                                                                                                       Schweizer Solarpreis (1995 und 2000),
                                                                                                                       den atu-Prix bern (1997) sowie den
                                                                                                                       berner minergiepreis (2002).

wohnen, arbeiten, einkaufen – alles unter einem dach. der Verkehr verschwindet im Untergrund.

graue Energie anteilsmässig berücksich-             für Strassen (Astra) vorgestellt haben.                           Druck muss gross werden, bis sich hier
tigt wird. Dem zu erwartenden Widerstand            Gemäss Angaben der Initianten wird                                Mehrheiten finden.» Anreize bilden die
im Bereich des Zentrums Paul Klee halten            die Idee, Autobahnen zu überbauen, vom                            günstigen Wohnungen und die Arbeits-
Schoch und Schoch entgegen, dass sich               Astra unterstützt – insbesondere dort,                            plätze, die im urbanen Umfeld entstehen.
die Besucherzahlen durch die neuen Ar-              wo bereits eine gewisse Dichte vorhan-                            Als Nebeneffekt sinkt der Druck auf
beitsplätze und die rund 3700 Bewohner              den ist, also in den engeren Agglomera-                           die Agglomerationen, weitere Erschlie-
positiv entwickeln werden. Die Initianten           tionen. Damit ein Projekt funktioniert,                           ssungen vorzunehmen, was eine Reduk-
schlagen deshalb der Stadt Bern vor, die            muss die Überdeckung mit dem damit                                tion des Pendlerverkehrs bewirken kann.
Beurteilung von Renzo Piano, dem Archi-             verbundenen Lärmschutz über den Woh-                              Ein Mittel zur Beschleunigung sieht
tekten des Zentrums Paul Klee, zu den               nungsverkauf finanziert werden können.                            Rolf Schoch in der Einführung der Kos-
Plänen ins Projekt einfliessen zu lassen.           Die konkreten Projekte im Raum Bern                               tenwahrheit im Mobilitätsbereich. Mit
                                                    haben noch etliche politische Hürden                              dem Bau der ressourcensparenden und
LAnGe AnLAUFzeit                                    zu überwinden. «Eines ist klar», sagt                             ökologischen Galerien erhalten Architek-
Die Vision rückt näher an die Realität.             Initiant Rolf Schoch, «solche Projekte                            ten, Ingenieure und Unternehmer kon-
Dies zeigt auch, dass Schoch und Schoch             haben eine lange Anlaufzeit, die Be-                              krete Projekte für zukunftsgerichtete
ihre Projekte Ende April beim Bundesamt             denkenträger werden zahlreich sein, der                           Aufgaben.

                                                «Saubere Energie optimal nutzen»
                                                Ein guter Grund, um beim Kauf einer neuen Heizungsanlage besonders sorgfältig
                                                auf den sparsamen Verbrauch der eingesetzten Energie zu achten.
                                                Vorteile der HPSU Luft/Wasser-Wärmepumpe:
                                                n Die 1-stufige Wärmepumpe für den n Keine teuren Bohr- und Aushubar-
                                                Neubau                                 beiten notwendig
                                                n Die 2-stufige Wärmepumpe für die n Direkte Kombination mit Solar – lässt
                                                Modernisierung mit Heizkörpern         sich auch nachträglich erweitern
                                                n Kostenlose Umweltenergie aus         n Kompakt und leise
                                                Sonne und Luft                         n Optimale Wasserhygiene
                                                n Für Warmwasser und Heizung           n Bis zu 80 % regenerativ
                                                Besuchen Sie die Ausstellungen der Domotec AG in Aarburg oder Villars-Ste-Croix.

                                                Domotec AG, 4663 Aarburg, T 062 787 87 87 — www.                                                            .ch
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Wärme und Strom hausgemacht auf dem eigenen Dach:
Das Kombi-Indach-System von Schweizer für Neubau und Sanierung.
Mit dem neuen Kombi-Indach-System von Schweizer nutzen Sie die Sonnenenergie gleich zweifach genau nach Ihrem Bedarf.
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Ernst Schweizer AG, Metallbau, CH-8908 Hedingen, Telefon +41 44 763 61 11, info@schweizer-metallbau.ch, www.schweizer-metallbau.ch

  sonne bewegt – seit 20 Jahren
  Die Sonne bewegt uns… Unsere Leidenschaft, unser Kerngeschäft ist die Kraft der
                                                                                                             BE Netz – Portfolio
  Sonne. Im BE Netz-Team kombiniert sich hohe fachliche Kompetenz mit langjähri-
  ger Erfahrung in der Realisation von Haustechnik- und Solarstrom-Lösungen. Auf                             Wir beraten, planen und installieren
  unserem 20-jährigen Weg rund um die Sonne durften wir bereits satte 18,8 Milliar-                          ■ Photovoltaik-Anlagen für Solar-
  den Kilometer zurücklegen und auf diesem Weg wertvolle Erfahrungen sammeln.                                  strom
  Und es steht uns auch noch eine lange Reise bevor! Seit Anfang 2014 sind wir nun                           ■ Thermische Solaranlagen für
  zusammen mit unseren beiden neuen Tochterfirmen BE Netz Energie AG und BE                                    Warmwasser und Heizung
  Netz Sicherheit AG mit ca. 30 000 km/s unterwegs.                                                          ■ Heizungsanlagen mit erneuerbaren
                                                                                                               Energien (Holz, Pellets, Wärme-
  Was vor rund 20 Jahren als Randgruppen-Ideologie begann, wird heute in den Tep-                              pumpen)
  pichetagen wirtschaftlich ausgefeilt und als hoch innovatives Invest-Portfolio ange-                       ■ Fachberatung und Konzepte für
  priesen. Die Solar-Branche ist im Wandel. Aus der Einzelfirma mit Homeoffice ist                             Firmen, Bauherren, Städte und
  inzwischen ein Unternehmen mit 50 Mitarbeitenden geworden. Der Beitrag der sola-                             Gemeinden
  ren Nutzung für unsern Energiehaushalt ist nahezu unerschöpflich und muss noch
  deutlich ausgebaut werden. Das BE Netz-Team arbeitet schon 20 Jahre daran und                              Welche Energieträger – einzeln oder in
  freut sich über die nutzbringende Entwicklung ganz nach dem Motto: «Für Wunder                             Kombination – für Sie in Frage kom-
  muss man beten, für Veränderungen aber arbeiten.»                                                          men, klärt unser Team von Fall zu Fall
                                                                                                             neu und stets systemunabhängig. Wir
  Wann bewegen Sie sich der Sonne entgegen und starten den Tag mit einer Dusche                              begleiten Sie von der Entscheidung bis
  aus sonnengewärmtem Wasser? Oder einem Lied aus dem solarstrombetriebenen                                  zur Inbetriebnahme der neuen Anlage.
  Radio? Eine Checkliste finden Sie im Internet oder rufen Sie uns einfach an.

                                             Auf unserem 20-jährigen Weg rund um die Sonne
                                             haben wir satte 18,8 Milliarden Kilometer gesammelt.          Industriestrasse 4, 6030 Ebikon LU
                                             Wir sind also stolze Kilometermilliardäre!                    Tel. 041 319 00 00, www.benetz.ch
ViSioN 2054

                                      auch Wir SolltEN PioNiErE
bild: Jean revillard

                       seit Anfang April ist das Flugzeug solar impulse 2 mit seinen 17 000 solarzellen für die weltumrundung bereit.

                             bErtraNd Piccard                                 vom Klimawandel spricht, oder vom CO2,               Arbeitsplätze schaffen und unseren au-
                                                                              dann spricht man nicht von der Quelle des            sserordentlich hohen Lebensstandard be-
                       Die internationalen Klimakonferenzen                   Problems, sondern nur vom Symptom ei-                wahren.
                       finde ich deprimierend. Alle Staatschefs               nes Problems, das eine eindeutige Ursache
                       sagen exakt dasselbe: Der Klimawandel ist              hat. Diese Ursache ist unsere Abhängig-              einsAtz ins extreme
                       ein gravierendes Problem, das zu lösen                 keit von den fossilen Energien. Es ist eine          Mit dem Projekt Solar Impulse beweisen
                       sehr teuer wird, und wir wissen nicht, wo-             Tatsache, dass wir viel zu viel nicht erneu-         wir, welches Potenzial in diesen Techno-
                       her das Geld nehmen. Wie will man die                  erbare Energie verbrennen, die teuer und             logien steckt, indem wir ihren Einsatz ins
                       Leute motivieren, wenn sie nur von Prob-               umweltschädlich ist. Und dafür gibt es               Extreme treiben und sie für schier unmög-
                       lemen und Kosten hören?                                ein Heilmittel, nämlich Cleantech – das              liche Aufgaben verwenden, wie zum Bei-
                       Als Arzt habe ich gelernt, dass Probleme               heisst saubere Technologien. Mit Hilfe               spiel Tag und Nacht ohne Treibstoff
                       Symptome genannt werden, dass Symp-                    von Cleantech können wir unseren Ener-               zu fliegen. Alles, was wir in unserem
                       tome Ursachen haben und es für die Ursa-               gieverbrauch reduzieren, erneuerbare                 Flugzeug verwenden, können auch Sie
                       chen eine Behandlung gibt. Wenn man                    Energien produzieren, dabei auch noch                verwenden. Es steckt keine geheime Tech-

                       22          Erneuerbare Energien   Nr. 3   Juni 2014                                                                              JubiläumSauSgabE
ViSioN 2054

                                               noch mehr in Forschung und Innovation                                    zent nicht erneuerbare Energie, was kurz-
                                               investiert wurde. Das ist total falsch. Die                              fristig akzeptabel wäre.
                                               Technologien existieren bereits, aber sie
                                               werden noch kaum genützt.                                                Warum also tun wir das nicht? Meiner
                                                                                                                        Meinung nach gibt es dafür drei zentrale
                                               technoLoGien sind dA                                                     Gründe:
                                               Wenn alle verfügbaren Technologien,                                      1. Der erste Grund ist, dass viele immer
                                               alle Cleantech-Technologien, die bei Solar                                  noch die Begriffe Preis mit Kosten ver-
                                               Impulse zum Einsatz kommen, in grossem                                      wechseln. Man sagt, dass die erneuer-
                                               Umfang auf der ganzen Welt verwendet                                        baren Energien viel teurer sind als die
                                               würden, dann könnten wir den Konsum                                         fossilen Energien. Das ist ein Missver-
                                               fossiler Energie schon heute um die Hälfte                                  ständnis mit weitreichenden Konse-
                                               reduzieren und die Hälfte der verbleiben-                                   quenzen. In den Kosten für die erneu-
                                               den Hälfte mit erneuerbaren Energie-                                        erbaren Energien sind alle Kosten inbe-
                                               quellen decken. So blieben noch 25 Pro-                                     griffen, während der Preis für Öl, Gas

SEiN

 nologie dahinter. Wir verwenden nur
 Technologien, die für jeden im Alltag
 verfügbar und einsetzbar sind: dieselben
 Solarzellen, dieselben Batterien, dieselben
 ultraleichten Bau- und Isolationsmate-
 rialien, dieselben Lampen, dieselben Elek-
 tromotoren. Voraussetzung ist aber, dass
 diese in Startups und in den Forschungs-
                                                     bild: Jean revillard

 labors entwickelten Dinge auf den Markt
 gelangen... Und genau hier liegt das
 Problem.
 Man hört zur Genüge, dass Leute sagen,
 dass es noch nicht möglich sei, den Ener-                                  Bertrand Piccard (rechts) und André Borschberg wollen mit ihrem solarflugzeug solar impulse 2
 gieverbrauch zu verringern, bevor nicht                                    nächstes Jahr die welt umrunden.

 JubiläumSauSgabE                                                                                                      Erneuerbare Energien   Nr. 3   Juni 2014       23
ViSioN 2054

   oder Kohle nicht alle Kosten enthält.              dicht ist. Um die Badewanne zu füllen,        schleunigung, Krise, Spekulation. Die
   So zahlen Sie nicht für die 200 Millio-            dreht er den Wasserhahn weit auf, an-         Immobilienkrise ist ein typisches Bei-
   nen Jahre, die es gebraucht hat, um die            statt den Abfluss abzudichten. Das Pa-        spiel des verrückt spielenden Markt-
   Öl-, Gas- und Kohlevorkommen entste-               radoxe an unserem Fall ist, dass es viel      gesetzes.
   hen zu lassen, Sie zahlen nicht für all            rentabler ist, Strom zu sparen als Ener-
   die Ölpest-Katastrophen, für die Kriege,           gie zu produzieren, und zwar sowohl        weder LinKs noch rechts,
   die schon begonnen haben und die im                für Investoren als auch für die Gesell-    sondern Beides
   Kampf ums knapper werdende Öl noch                 schaft im Allgemeinen. Die Isolierung      Die Folge ist, dass es unmöglich geworden
   zunehmen werden. Und Sie bezahlen                  eines Gebäudes oder die Renovation         ist, einfach eine Doktrin der Rechten oder
   auch nicht für die katastrophalen Um-              einer Fabrik bringt ein Plus von 10        eine Doktrin der Linken zu nehmen und
   weltschäden, die mit dem Abbau und                 Prozent pro Jahr, also eine Anlage, die    sie anzuwenden. In jeder Doktrin, ob nun
   der Verwendung der fossilen Energie                mehr Rendite abwirft als die Börse.        der Linken oder der Rechten, sind Ele-
   einhergehen.                                       Ganz nebenbei werden auf die Art im        mente, die absolut notwendig sind, wenn
                                                      Inland Arbeitsplätze geschaffen.           man ein effizientes Ergebnis erzielen will.
Da werden also Dinge verglichen, die                                                             Um die aktuellen Herausforderungen zu
nicht vergleichbar sind. Der Preis für fos-        3. Der dritte Grund ist, dass die sakro-      bestehen, braucht es die Unternehmer und
sile Energie ist immer noch tiefer, als der           sankten Gesetze des Marktes in der         Staatsinterventionen, es braucht das Ren-
für solare Energie. Aber die Kosten für               Realität einer globalisierten und speku-   tabilitätserfordernis und den Schutz der
fossile Energie sind wesentlich höher als             lativen Welt nicht funktionieren. Da-      natürlichen Ressourcen – alles auf einmal.
die Kosten für die erneuerbaren Energien.             mals, in der Zeit der linearen Entwick-    Doch die Parteien weigern sich auf diesem
Sie leben in diesem Sinne auf Kredit,                 lungen, hätte man gut warten können,       absolut zentralen Gebiet zusammenzu-
wenn Sie fossile Energie verwenden.                   bis die Marktgesetze die Kostengleich-     arbeiten, nur weil sie fürchten, Wähler-
2. Der zweite Grund liegt in unserem Irr-             heit der verschiedenen Energieträger       stimmen an die Konkurrenzparteien zu
    glauben, immer mehr Energie produ-                erreicht hätten, um einen freiwilligen     verlieren.
    zieren zu müssen, anstatt sparsam mit             Übergang zu erreichen. Heute ist das       Das Problem ist, ohne klare Gesetzgebung
    der Energie umzugehen, die wir einset-            nicht mehr möglich. Unsere Welt funk-      wartet jeder Unternehmer, dass der andere
    zen. Unsere Gesellschaft ist wie jemand           tioniert nicht mehr auf diese Weise.       den ersten Schritt macht, denn es birgt
    in einer Badewanne, deren Stöpsel un-             Unsere Welt funktioniert über Be-          ein gewisses Risiko, die Pionierrolle zu

                                                                                                                                    Quelle: renggli-haus.ch

                                                                     Die Baumesse.
                                                                     Wo man schaut, bevor man baut.

 4.– 7.9.2014
 Messe Zürich
  Do–So 10–18 bauen-modernisieren.ch

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bild: Jean revillard

                       solar impulse als Beweis, was die erneuerbaren technologien alles können.

                       übernehmen, in die erneuerbaren Ener-               AUch wir soLLten
                       gien zu investieren, in Energieeffizienz,           Pioniere sein

                                                                                                                                                                           bild: Jean revillard
                       wenn man der einzige ist, der das tut. Die          Heute spricht man von einer Revolution
                       kritische Masse ist noch nicht erreicht,            durch die sauberen Technologien, man
                       und man weiss nicht genau, welches die              spricht von energetischen Sanierungen,
                       Technologien sind, die am schnellsten               von neuen Heizungstypen, von Hybrid-
                       rentabel werden. Ebenso muss man mit                motoren, von erneuerbaren Energiequel-
                       der Unbekannten «Politik von morgen» le-            len für unser Land. Und die Reaktion dar-
                       ben. Also wartet man besser. Auf der an-            auf? Es heisst, das sei zu teuer. Wir sind in
                       deren Seite erwidern die Politiker, dass die        der Vergangenheit gut gefahren, also wa-         AUtor
                       Industriellen den ersten Schritt machen             rum irgendetwas daran ändern? Es ist             bertrand Piccards grossvater flog mit ei-
                       und Verantwortung übernehmen sollen.                richtig sich zu fragen, warum man etwas          nem ballon in die Stratosphäre, sein Vater
                       Auf diese Weise bewegt sich nichts, oder            ändern soll, was gut funktioniert. Das ist       tauchte an die tiefste Stelle des meeres,
                       eben so wenig...                                    die Gefahr für ein Land, das reich, erfolg-      er selber flog im ballon bereits 1999 um
                                                                           reich und sicher ist und einen hohen             die Welt. 2015 will bertrand Piccard das
                       Vor 150 Jahren, als die Schweiz ein armes           Lebensstandard bietet. Ich denke, es ist         mit einem Solarflugzeug wiederholen.
                       Agrarland war, überquerte man die Alpen             eben genau, weil unsere Vorfahren Pio-           der 55-jährige ist eigentlich Psychiater.
                       zu Fuss oder auf dem Rücken von Maul-               niere waren, dass auch wir Pioniere sein         17 000 Photovoltaikzellen produzieren die
                       eseln, und man beleuchtete die Räume mit            sollten. Und gerade weil wir heute reich         nötige Energie für Solar impulse 2, das
                       Kerzen. Doch mit einem Mal haben sich               sind, können oder müssen wir in die Zu-          nur gerade 2,4 tonnen wiegt. das Solar-
                       Pioniere, Industrielle und Politiker ver-           kunft investieren.                               flugzeug wurde von 80 ingenieuren ge-
                       schiedener Couleur zusammengetan, um                Es ist heute glücklicherweise verboten im        baut. der erfolgreiche Jungfernflug fand
                       Tunnel zu graben, Brücken und Stau-                 Wald Abfall zu deponieren, aber es ist           am 2. Juni in Payerne statt.
                       dämme zu bauen. Niemand hat damals                  erlaubt, Energie zu verschwenden und
                       gesagt, dass es zu riskant sei, das zu tun          so viel CO2 in die Atmosphäre zu schleu-
                       und viel teurer als der Maulesel oder die           dern, wie wir wollen. Der Bundesrat hat
                       Kerze! Glücklicherweise, denn das hat es            den Mut aufgebracht, eine neue Energie-         ben, unsere Abhängigkeit von den alten
                       der Schweiz ermöglicht, innert einiger              politik für die Schweiz zu lancieren. Jetzt     Energiequellen zu reduzieren. Das ist es,
                       Jahre ein reiches und industrialisiertes            muss der gesetzgeberische Rahmen fol-           was wir fördern müssen, wenn wir unsere
                       Land zu werden, eine Drehscheibe für                gen, und unsere Gesellschaft muss die           Industrie stärken wollen, Arbeitsplätze
                       das europäische Transportwesen und ein              versammelte Industrie und Konsumenten-          schaffen, unsere Kaufkraft erhöhen, die
                       Land, das auf der ganzen Welt gebraucht             schaft zwingen, diejenigen Energiequellen       Handelsbilanz verbessern und gleichzeitig
                       wurde.                                              zu nutzen, die es uns schon heute erlau-        die Umwelt schützen.

                       JubiläumSauSgabE                                                                                    Erneuerbare Energien   Nr. 3   Juni 2014   25
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