SONDERAUSGABE - KWF Online
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
3. SONDERAUSGABE 11 | 2017 | SONDERAUSGABE 4. KWF-THEMENTAGE 2017 IT-LÖSUNGEN IN DER FORSTWIRTSCHAFT BEITRÄGE AUS DEN FOREN UND DER T ZUKUNFTSWERKSTAT 27. & 28. September 2017 Paaren im Glien Land Brandenburg in Kooperation mit: BEITRÄGE AUS DEN FOREN 5 – 11| BEITRÄGE AUS DER ZUKUNFTSWERKSTATT 12 – 35|
INHALT EDITORIAL. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 KWF-THEMENTAGE – FOREN Zukunft der IT bei der Inventur - Bitterlich ade? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Datenschutz – Datenhoheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Zukunft der IT beim Waldschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 KWF-THEMENTAGE – ZUKUNFTSWERKSTATT Zukunftswerkstatt Forst 4.0 – Digitale Bildungsplattform in Brandenburg „Elektronische Lernplattformen – Chance oder Risiko?“ . . . . . . . . . . . . . 12 Lösungen für die Forstwirtschaft – Der Waldinfoplan 4.0 . . . . . . . . . . . . . 14 Intelligente Kransteuerung (IBC) Kennzeichen eines John-Deere-Harvesters . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Professionelles, geeichtes fotooptisches Polterwaldmaß mit sScale TM – als Vermessungsdienstleistung für den Kommunal- und Privatwald . . . . . . . 17 RePlan – Verbessertes Ressourcenmanagement in der Forstwirtschaft durch qualifizierte Planzeiten und Plankosten für standardisierte Arbeitsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Schnelle Rettung im Wald – gemeinsame Rettungspunktekarte der Länder . . . 21 BalanceGuard – Ein System zum individuellen Stressmonitoring . . . . . . . . 24 BEKLIFUH – Werkzeug für ein klimaschutzorientiertes Waldmanagement . . 26 Ideell – Individuell – Digital Der Wandel des Kleinprivatwaldeigentümers und notwendigen Anpassungsstrategien innerhalb der Forstpartie . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Steuerung der Holzvermarktung in einer Holzverkaufsstelle . . . . . . . . . . . 30 Nahbereichs-Photogrammetrie zur Bewertung der forsttechnischen Befahrbarkeit von Rückegassen Ein Vergleich unterschiedlicher Bereifungsvarianten bei der Holzrückung . . . 33 IMPRESSUM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 Die FTI ist PEFC- zertifiziert, d.h. die Zeitschrift stammt aus nachhaltig bewirtschaf teten Wäldern und kontrollierten Quellen. www.pefc.de Titelfotos: Ch. Mühlhausen 2 INHALTSVERZEICHNIS | IT-LÖSUNGEN IN DER FORSTWIRTSCHAFT | 2017
EDITORIAL 4. KWF-Thementage – die Nachlese einer erfolgreichen Fach- veranstaltung Es freut mich, Ihnen das zweite Sonderheft der FTI in diesem Jahr und das zweite auch zu unseren Thementagen „IT-Lösungen in der Forstwirtschaft“, die am 27 . und 28 . September diesen Jahres im brandenburgischen Paaren mit großem Er- folg stattfanden und insgesamt annähernd 2000 Besucherinnen und Besucher anlockten, vorstellen zu dürfen . Während das erste Sonderheft im Schwerpunkt die 23 sogenannten Neu- tral moderierten Praxisdemonstrationen NMP dokumentiert, geht es in diesem zweiten Sonderheft um die Foren und die Zukunftswerkstatt . Zwei Gründe haben uns zur Herausgabe des vorliegenden Sonderheftes be- wogen: IT ist ein Querschnittsthema, das sich wie ein roter Faden durch alle Bereiche unserer Branche zieht . Insofern weist es eine große Bandbreite unter- schiedlicher Fragestellungen und Anwendungen auf . Beim Thema IT schöpfen auch wir, die „Macher“ der Thementage, nicht aus dem Vollen – das heißt, auch für uns ist die Materie zum Teil sehr neu, und wir stecken nicht alle thematisch- inhaltlich so drin wie in unseren anderen Schwerpunktbereichen des KWF . Mit einem Wort: Auch wir sind zwar alle IT-Nutzer, zumeist aber keine IT-Spezialisten . Da wir uns vorstellen, dass es anderen Kolleginnen und Kollegen aus der Branche ähnlich gehen könnte, erschien es uns sinnvoll, die Ergebnisse dieser Themen- tage in zwei Sonderheften wiederzugeben und, auch wenn die IT-Halbwertszeiten kurz sind, festzuhalten . Der zweite Grund, der uns zur Herausgabe der Sonderhefte bewogen hat, ist eigentlich ganz banal . Es ist quasi unmög- lich, an zwei Tagen, geschweige denn an nur einem Tag, alle angebotenen Präsentationsformate komplett „ab- und aufzu- arbeiten“ . Dazu reichte die Zeit einfach nicht . Einige Besucherinnen und Besucher haben ihren Tagungsschwerpunkt auf die in den Hallen präsentierten Programmpunkte gelegt, andere wiederum suchten eher die Praxisdemonstrationen im Außen- gelände auf . Wie auch immer – um den Tagungsbesucherinnen und –besuchern im Nachhinein einen möglichst kompletten inhaltlichen Überblick auf die angebotenen Vorträge und Praxisdemonstrationen zu ermöglichen, und um das Gefühl zu vermeiden, womöglich etwas „verpasst“ zu haben, mögen neben dem Veranstaltungsführer AFZ/DerWald Nr . 18 2017 die nun vorliegenden zwei FTI-Sonderhefte die Dokumentation der Veranstaltung abrunden . Noch ein Hinweis: In zahlreichen Beiträgen dieses Sonderheftes geht es um Neues, um Innovatives und oft auch um An- wendungen oder Ergebnisse, die vom KWF selbst (noch) nicht verifiziert wurden . Daher und weil die Beiträge nicht vom KWF erstellt wurden, decken sich die hierin geäußerten Meinungen/Feststellungen nicht zwangsläufig mit denen des KWF . Wir wünschen Ihnen bei der Lektüre viel Spaß . Mit den besten Grüßen Ihre Ute Seeling Geschäftsführende Direktorin des KWF 3 EDITORIAL | IT-LÖSUNGEN IN DER FORSTWIRTSCHAFT | 2017
KWF-THEMENTAGE – FOREN ZUKUNFT DER IT BEI DER INVENTUR - BITTERLICH ADE? Moderation und Autor: Prof. Dr. Christian Rosset, Dozent für Waldbau und Forstliche Planung an der Berner Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, Zollikofen, Schweiz D ie Entwicklung der letzten wendigkeit noch in den Wald zu ge- Waldflächenerkennung und in der Jahre im IT-Bereich ist beein- hen; wobei hierzu von allen Vortra- Software „KlimaWIS.NRW - Modul druckend, sei es durch seine genden klar die Meinung vertreten Forsteinrichtung“, Dr. Stefan Franz, Vielfalt – es gibt kaum einen Bereich wurde, dass dies weiterhin notwendig Landesbetrieb Wald und Holz des Lebens, der nicht davon beein- sei. Der Blick des Försters bleibt weiter- NRW, Münster flusst ist, oder seine Geschwindigkeit. hin unerlässlich. Es gibt noch zahlrei- ▶▶ Großräumige Waldzustandserfas- Entwicklungen, die vor ein paar Jah- che Merkmale, die nicht automatisch sung in Sachsen und Mecklenburg- ren als Science-Fiction gegolten ha- erfasst werden können (z.B. Vitalität, Vorpommern mit Lidar und Luft- ben, gehören heutzutage zum Alltag. Qualität). Dazu liefern im Wald gemes- bilddaten der Landvermessung, Kai Welche Implikationen hat diese Ent- senen Daten klare Referenzen über den Jütte, Landesforst Mecklenburg- wicklung für die Waldinventur? Das Waldzustand. Vorpommern, Schwerin Forum mit dem Titel «Zukunft der IT bei der Inventur – Bitterlich ade?» zeigte mit 5 komplementären Vorträ- Die Vorträge Holzerntedaten für die Inventur gen auf vielfältige Art und Weise und anhand zahlreicher Beispiele mit Pra- ▶▶ Holzerntedaten für die Inventur, Waldinventuren erfolgen punktu- xisbezug, wie diese Frage beantwortet Christian Vonderach, FVA, Frei- ell mit langen Zeitspannen zwischen werden kann. burg zwei Aufnahmen. Die Einschlagbuch- ▶▶ Einsatzbereiche von Wachstumssi- führung erfolgt hingegen kontinuier- Im Allgemeinen wurde gezeigt, dass mulationsmodellen im Landesbe- lich. Christian Vonderach hat in sei- die neuen Technologien vieles ermög- trieb Forst Brandenburg, Dr. Annett nem Vortrag gezeigt, wie diese zwei lichen, von der Erschliessung und In- Degenhardt, Landesbetrieb Forst komplementären Datenquellen kom- wertsetzung schon bestehender Daten Brandenburg, Eberswalde biniert werden können, um den aus- am Beispiel der Holzerntedaten zum ▶▶ Möglichkeiten und Grenzen für geschiedenen Vorrat rekonstruieren Fortschreiten von Inventuren, über GNSS im Wald – Ergebnisse aktuel- zu können, insbesondere die BHD- die Bereitstellung grossflächiger und ler Gerätetests, Frank Schwitzgebel, Höhenverteilung des ausgeschiedenen stets aktueller Informationen dank Thünen-Institut für Waldökosys- Bestands (mittels Computersimulatio- der Fernerkundung und insbesondere teme, Eberswalde nen mit der Methodik ABC-Appro- dank neuer Satellitentechnologie, bis ▶▶ Nutzung aktueller Fernerkun- ximate Bayesian Computation), mit zum Aufwerten der Inventurdaten mit dungsdaten für die automatisierte dem Ziel, die Inventurdaten zu aktua- Simulationen der Weiterentwicklung mit Hilfe von Waldwachstumssimula- tionsmodellen. Insbesondere ermöglicht die IT, verschiedene und zahlreiche Daten- quellen zu vernetzen und zu integrie- ren, anspruchsvolle Datenanalyse dank leistungsfähiger Computer durchzu- führen sowie für den Praktiker ge- eignete Benutzeroberflächen für den interaktiven Umgang mit all diesen In- formationen bereitzustellen. Nicht überall sind aber große Fort- schritte zu melden. Die genaue Mes- sung von Koordinaten im Wald mittels globaler Navigations- und Satelliten- systeme (GNSS) stellt weiterhin eine Herausforderung dar. Fragen aus dem Publikum befass- ten sich mit der Definition von Be- griffen wie Oberhöhe und die Ver- gleichbarkeit der mit neuen Techniken ermittelten Werten, sowie mit der Not- Abb. 1: Inventurfortschreibung 5 KWF-THEMENTAGE | IT-LÖSUNGEN IN DER FORSTWIRTSCHAFT | 2017
KWF-THEMENTAGE – FOREN lisieren (Abb. 1), die Holzernteverluste verschiedene Ziele berücksichtigt wer- ▶▶ Abschätzung von Verlusten nach zu schätzen sowie den Biomasse- und den und unterschiedliche Behand- Störungen, Nährstoffentzug zu quantifizieren. lungen simuliert werden. Dr. Annett ▶▶ Bewertung von Waldumbaumass- Degenhardt hat in Ihrem Vortrag die nahmen (Abb. 2), vielfältigen Praxiseinsatzmöglichkei- ▶▶ Biomasseschätzung auf Land- Einsatzbereiche von Wachstums- ten der Waldwachstumssimulations- schaftsebene, simulationsmodellen im Landes- modelle am Beispiel von BWINPro ▶▶ Risikomodellierung unter Klima- betrieb Forst Brandenburg vorgestellt und gleichzeitig die Inwert- wandel. setzung der Inventurdaten hervorge- Waldwachstumssimulationsmodelle hoben, und zwar konkret über die bieten viel Flexibilität gegenüber Er- ▶▶ Fortschreibung von Forsteinrich- Möglichkeiten und Grenzen für tragstafeln und sind deutlich reich- tungsdaten, GNSS im Wald – Ergebnisse haltiger an Informationen für die Be- ▶▶ Ableitung optimaler Behandlungs- aktueller Gerätetests wirtschaftung. Insbesondere können strategien für die Kiefer, GNSS (Globales Navigations-Satelli- ten-System) stellt einen Sammelbe- griff für Satellitennavigationssysteme wie GPS (USA), GLONASS (Russ- land), Galileo (EU) oder COMPASS / BeiDou (China) dar. GNSS werden immer mehr genutzt und gehören mit ihrem Einbau in Smartphones schon zum Alltag. Was steckt aber hinten den Koordinaten, die man damit ermittelt kann? Wie genau sind sie tatsächlich im Wald? Worauf sollte man achten, wenn man sie ermittelt? Der Vortrag von Frank Schwitzgebel ging all diesen Fragen nach und lieferte dabei wert- volle Antworten. Für eine genaue Positionierung mittels GNSS ist es wichtig, verschie- dene Fehlerfaktoren zu berücksich- tigen. Zuerst handelt es sich um die atmosphärischen Effekte und die Mehrwegeffekte (z.B. die Reflexion über Gebäude). Diese Effekte können Abb. 2: Szenarien Analyse: Waldplaner 2035 mit der Verwendung eines differenziel- len GNSS (D-GNSS) und dem Einsatz von hochwertigen Empfängern kom- pensiert werden. Die zwei folgenden Effekte sind problematisch für die ge- naue Positionierung im Wald. Das Kro- nendach bewirkt eine Abschirmung und eine Signalausfilterung - insbeson- dere bei Regen. Das Kronendach und die Stämme führen dazu, dass nicht immer die gleichen Satelliten sichtbar sind, was beim Wechsel eines Satelliten zu einer sprunghaften Positionsände- rung führen kann (Parallelversatz). Messversuche haben gezeigt, dass auch mit sehr gutem Material die Ge- nauigkeit der Positionierung im Wald deutlich über einem Meter liegt, wobei mit dem gleichen Material im Freiland eine Genauigkeit deutlich unter einem Meter ermittelt werden konnte. Für eine genaue Positionierung im Wald sollte, wenn möglich, ausserhalb des Abb. 3: Teilautomatisierte Waldinventur Bestandes gemessen werden. 6 KWF-THEMENTAGE | IT-LÖSUNGEN IN DER FORSTWIRTSCHAFT | 2017
KWF-THEMENTAGE – FOREN Nutzung aktueller Fernerkun- dungsdaten (Luftbilder, LiDAR-Daten, verbessern sowie die Forsteinrichtung dungsdaten für die automati- Satellitendaten) sowie Referenzdaten im öffentlichen Wald zu unterstützen. sierte Waldflächenerkennung (ALKIS-FS und Forsteinrichtungs- Dabei wurde die Entwicklung, der Test daten) einsetzt und schließlich eine sowie die Generalisierung eines Ver- und in der Software „KlimaWIS. Nachkontrolle durch den Förster/die fahrens zur automatisierten Ableitung NRW - Modul Forsteinrichtung“ Försterin im Wald vorsieht (Abb. 3). forstlicher Parameter aus Fernerkun- Die Integration und die Inwertsetzung dungsdaten vorgestellt - insbesondere In den letzten Jahren sind zwei wichtige der erarbeiteten Daten erfolgen mit der Waldflächenzu- und -abgang, Bestan- Entwicklungen im Bereich der Fern- Software KlimaWIS.NRW-FE. deshöhen, Baumhöhen-/Wuchsklas- erkundung zu vermerken: Die zuneh- Die Sentinel-2-Daten dienten vor sen, Überschirmung, Überhälter und mende Bedeutung von Open Data (frei allem für die flächendeckende Bestim- sogar Baumartengruppen. zur Verfügung gestellten Geodaten) mung des Nadelholzanteils sowie für Es wurden anhand zahlreicher Bei- und die Inbetriebnahme der zwei Sa- die systematische Erkennung von Ver- spiele die gesammelten Erfahrungen telliten Sentinel-2, die eine regelmäs- änderungen im Wald. über Stärke und Schwäche des ein- sige (im besten Fall alle 5 Tage) und gesetzten Verfahrens hervorgehoben detaillierte (dank multispektraler Auf- (Abb. 4). lösung) Analyse der Vegetation über Großräumige Waldzustandser- sehr grosse Waldgebiete ermöglicht. fassung in Sachsen und Meck- In dem Vortrag wurde gezeigt, wie lenburg-Vorpommern mit Lidar diese Entwicklungen genutzt werden können, und zwar am Beispiel der Er- und Luftbilddaten der Landver- fassung sämtlicher Waldflächen für messung NRW für das Liegenschaftskataster (ALKIS) und der Differenzierung zwi- Der Vortrag von Kai Jütte widmete sich schen Laub-/Nadel-/Mischwald und ebenfalls der Fernerkundung inkl. Sen- Gehölz. Dabei wurde ein Verfahren ge- tinel-2, mit dem Ziel, die allgemeine zeigt, das frei verfügbare Fernerkun- Informationslage im Privatwald zu Abb. 4: Wuchs- und Baumhöhenklassen 7 KWF-THEMENTAGE | IT-LÖSUNGEN IN DER FORSTWIRTSCHAFT | 2017
KWF-THEMENTAGE – FOREN Foto: Ch. Mühlhausen DATENSCHUTZ – DATENHOHEIT Moderation und Autorin: FDir‘in Monika Runkel, Leiterin des Forstlichen Bildungszentrums FBZ Hachenburg D as gut besuchte Forum zeigte Die Vorträge tiger als die Frage nach der Menge und die vorhandene Sensibilität Art der erfassten Daten. Es gelte, die der Besucherinnen und Be- ▶▶ Digitalisierung in der Forstwirt- Vorteile der Digitalisierung zu nutzen sucher für das Thema.Neben den be- schaft ja – ohne Einschränkungen ohne die Datensouveränität als zentra- eindruckenden Chancen und Poten- der Datensouveränität – Jürgen les Persönlichkeitsrecht aus der Hand tialen, welche die Digitalisierung für Kumm, VLF, Kassel zu geben. Die Komplexität und Ge- die gesamte Wertschöpfungskette ▶▶ Neue Aufgaben für Forstunterneh- schwindigkeit der Digitalisierung er- Forst birgt, beleuchtete das Forum mer: Dienstleister für forstlichen fordere in jedem Fall die Kooperation „Datenschutz und Datenhoheit“ die Datentransfer?! – Vera Butterweck- der Akteure – Forstunternehmen, Ge- Risiken des Themenbereiches. Un- Kruse, Butterweck Rundholzlogistik werkschaften und Waldbesitz. zweifelhaft verändert die Digitalisie- GmbH & Co. KG, Lehe rung auch die tradierte Fortwirtschaft ▶▶ Und die Waldbesitzer? – Johannes drastisch, sprunghaft und in sehr ho- Röhl, Wittgenstein-Berleburg‘sche Neue Aufgaben für Forstunter- hem Tempo. Die Moderation stellte Rentkammer, Bad Berleburg nehmer: Dienstleister für forst- im Auftakt die Frage in den Raum, in- lichen Datentransfer?! wiefern hier eine „Technikfolgenab- schätzung“ als vorrangige Gemein- Digitalisierung in der Forstwirt- Vera Butterweck-Kruse, Vorsitzende schaftsaufgabe erforderlich wäre. Es schaft „ja” – allerdings ohne des DFUV und selbst Leiterin eines gelte Potenziale und Chancen zu nut- Einschränkung der persönlichen mittelständischen Forstunterneh- zen, ohne die Risiken aus den Augen mens beleuchtete die Perspektive der zu verlieren. Datenschutz soll das Datensouveränität Forstunternehmen. Der Begriff der Recht auf informelle Selbstbestim- Aus der Perspektive der Beschäftig- Dienstleistung impliziere laut BGB per mung‘ sicherstellen und unterliegt ten beleuchtete Jürgen Kumm von der Definition auch eine Entlohnung. Mit deshalb dem Grundsatz der Daten- IG BAU die Digitalisierung. Der „di- größter Selbstverständlichkeit würden vermeidung und Datensparsamkeit. gitale Zwilling“ von Allen und Allem, die Standards der ‚forstlichen Dienst- Personenbezogene Daten dürfen nur werde immer größer. Daten seien der leistung‘ in den vergangenen Jahren erfasst werden, wenn dies unbedingt Rohstoff des dritten Jahrtausends und schleichend immer höher geschraubt. notwendig ist. „Notwendigkeit“ ist je- bereits heute würden 75 % der Daten Obwohl diese Standarderhöhungen doch nicht gleichzusetzen mit „Nütz- gehandelt. Der zukünftige Verwen- teils mit erheblichen Finanzierungs- lichkeit“. Datenzugang muss auf be- dungszweck der bereits heute umfang- kosten verbunden seien, würde dafür stimmte Personen begrenzt werden, reich erfassten Daten ist ungeregelt. nicht gezahlt. Sie kritisierte deutlich, damit „kein gläserner Mitarbeiter“ Wer stellt sicher, dass ein Unterneh- dass damit die Kosten der technischen entsteht. Automatismus in der Daten- men heute als Maschinendienstleister Weiterentwicklung alleine von Forst- erfassung im Hintergrund impliziert nicht vielleicht zukünftig in anderen unternehmen getragen würden. Als immer einen Konflikt mit dem Daten- Branchen marktfähig wird? Wo wer- Beispiel nannte sie u. a. Farbmarkie- schutz. den die Daten gespeichert, und in wes- rungssysteme, Zertifizierungen (RAL sen Hände gelangen sie zu welchem etc.), Vermessungsanlagen, Boden- Zweck? Die Kernbotschaft des Refera- schutzbereifungen, Bordcomputer tes ist die Sicherung der Datensouverä- u.v.m. Bereits heute verlangten ver- nität. Dieses Ziel sei letztlich viel wich- schiedene Waldbesitzer die Zurver- 8 KWF-THEMENTAGE | IT-LÖSUNGEN IN DER FORSTWIRTSCHAFT | 2017
KWF-THEMENTAGE – FOREN fügungstellung der Harvesterdaten Die Datenerfassung wurde schließlich in der Führungsetage „verwaltet“ und gratis „on top“. Datensicherung und vom Waldbesitz finanziert. Genauso seien selten in den Händen derer, die Datentransfer seien eine eigenstän- selbstverständlich sei aus seiner Sicht, sie betreffen. Das Datenschutzproblem dige Dienstleistung der Forstunterneh- den Datentransfer durch Forstunter- würde dadurch größer als nötig. men, die es „in Wert zu setzen“ gelte. nehmen als Dienstleistung zu entgel- Viele weitere Fragen wurden aufge- Frau Butterweck-Kruse formulierte die ten, sofern der Waldbesitz dies beauf- worfen. So die Frage nach Auswirkun- klare Forderung, Datenmanagement tragt. gen auf die Unternehmenskultur durch der Forstunternehmen für Waldbesitz- „intelligente Maschinen“ und das damit ende als neues Dienstleitungssegment vermittelte Kontrollgefühl. Werden der Forstunternehmen anzubieten und Diskussion konstruktiv-kritisch mitdenkende Mit- adäquat zu entlohnen. arbeitende zukünftig durch „künstlich Beiträge aus dem Auditorium berei- intelligente Maschinen“ ersetzt? Wel- cherten die Diskussion. Ein teilneh- che Auswirkungen auf die forstlichen Und die Waldbesitzer? mender Forstunternehmer gab zu be- Berufsbilder sind zu erwarten? denken: Entscheidend sei nicht alleine, Die Auseinandersetzung mit dem Für den Waldbesitz sprach Johannes welche Daten erhoben werden, sondern Thema hat gerade begonnen und wird Röhl, stellvertretender Vorstandsvorsit- wer im Unternehmen den Zugang habe. mit der Einführung des Europäischen zender des KWF und Leiter der Witt- Er plädierte dafür, die Daten in den Datenschutz-Grundverordnung (EU- genstein Berleburg’schen Rentkammer. Teams zu belassen, welche operatio- DSGVO) im kommenden Jahr an Bri- Datenvolumina seien stark angewach- nale Entscheidungen treffen und dazu sanz gewinnen. Die Sicherung der sen. Reichte vor wenigen Jahren noch Detailkenntnis über Leistungsdaten – Datensouveränität ist keine selbstver- der Ordner im verschlossenen Schrank nämlich ihre eigenen – benötigen. In ständliche Beigabe der Digitalisierung, zur Datensicherung, habe die Digitali- flachen Hierarchien moderner Unter- sondern bedarf vielmehr gemeinsamer sierung sowohl die Volumina als auch nehmen mit teilautonomen Organisa- Anstrengungen aller Akteure. Es gilt, die Streukreise der Daten vervielfacht. tions- und Führungsstrukturen sei das gezielte Maßnahmen zur Umsetzung Das Interesse an Daten des Waldbesit- Datenschutzproblem deshalb geringer. des Datenschutzes zu ergreifen, ohne zes sei bereits heute vorhanden. Natur- Die wenigsten Daten gehören in die dabei Innovation zu blockieren. schutz und öffentliche Planungsträger Führungsebene. Dahingehend äußert Bei aller Begeisterung für die Poten- beispielsweise seien an den Forstein- der Teilnehmer große Bedenken hin- ziale und Chancen der Digitalisierung richtungsdaten interessiert, um Zeit sichtlich der Forstverwaltungen. Seiner sind wir als Verantwortungsgemein- und Kosten für eigene Planungs- und Beobachtung nach würden streng hie- schaft zu permanenter begleitender Inventurvorhaben zu sparen. Die Posi- rarchische Führungsstrukturen auch Technikfolgenabschätzung aufgefordert. tion des Waldbesitzes sei hier ein- in den neu entstehenden Organisa- deutig: „Gegen angemessenes Entgelt tionsformen 1:1 weitergeführt. Gewon- gerne. Unentgeltlich auf keinen Fall.“ nene Daten würden schlimmstenfalls ZUKUNFT DER IT BEIM WALDSCHUTZ Moderation und Autor: Prof. Rainer Wagelaar, Studiengangsleiter B.Sc. Forstwirtschaft an der FH Rottenburg D ie präsentierten Themen des Die Vorträge ▶▶ „Jede Minute zählt“ – 15 Jahre Ein- Forums "Zukunft der IT beim satzerfahrung mit sensorgestützter, Waldschutz"greifen die Her- ▶▶ RIMIS: Forstbetriebliche Risikoana- automatisierter Waldbrandfrüh- ausforderungen für den Wald im Kli- lyse mit integriertem Monitoring erkennung mit dem System Fire mawandel auf und demonstrieren von auf Basis der Ionenmobilitätsspek- Watch in Brandenburg, R. Engel, innovativen Entwicklungen bis zu be- troskopie – Dr. Michael Wehnert, Waldbrandschutzbeauftragter des währten Praxisverfahren die Bedeu- Ostdeutsche Gesellschaft für Forst- Landes Brandenburg, Potsdam tung der IT im Waldschutz. Inhaltlich planung, Dresden ▶▶ Sächsisches Wildtiermonitoring, geht es um Risikobeurteilung und An- ▶▶ Borkenkäfermanagement bei der Frank Marschner, Staatsbetrieb passungsstrategien auf Forstbetriebs- BaySF – ein gefundenes Fressen Sachsenforst, Pirna ebene, effizientes Borkenkäferma- für die IT, Bernhard Müller, BaySF, nagement, Waldbrandfrüherkennung München und zeitgemäße Wege im Wildtier- monitoring. 9 KWF-THEMENTAGE | IT-LÖSUNGEN IN DER FORSTWIRTSCHAFT | 2017
KWF-THEMENTAGE – FOREN Risikoklasse für eine bestimmte Risi- koart berechnet und kartenmäßig aus- gegeben. Im Gegensatz zu den bisher verfügbaren großräumigen Risikoein- schätzungen wird hiermit eine kon- krete bestandesorientierte Bewertung möglich, und forstbetriebliche Hand- lungsoptionen können abgeleitet wer- den. In Entwicklung ist u. a. noch die Integration eines rückblickenden Zeit- raffers und eines Zukunftsszenarios mit prognostizierter Risikoabschät- zung unter Berücksichtigung der Wir- kung waldbaulicher Entscheidungen. Borkenkäfermanagement bei der BaySF – ein gefundenes Fressen für die IT Die BaySF, mit einer Gesamtfläche von 808 Tsd. Hektar einer der größ- ten Forstbetriebe Europas, geben mit der vorgestellten Lösung einen inte- ressanten Einblick in die IT-Struk- tur und praxistaugliche Lösungen im Borkenkäfermanagement. Dabei wird der Prozessablauf von der Prognose der ZE-Nutzungsmengen über Su- che – Dokumentation – Arbeitspla- nung – Operativplanung – Aufarbei- tung – Dokumentation bis hin zur Abrechnung und die Einbindung der einzelnen Schritte in das SAP-System beschrieben. Diese erfolgt als Mobil- anwendung (BaySFMobil) in Form von Excel und integriertem GIS. Die Ent- wicklung hatte 2010 ihren Ursprung Beste Aussichten für die IT im Waldschutz- hier die sensorgestützte, automatisierte Wald- in einem Hochgebirgsbetrieb mit dem brandfrüherkennung (Foto: Landesbetrieb Forst Brandenburg LFB) Wunsch nach einer Hard- und Soft- ware zur lagegenauen Erfassung von Borkenkäfernestern auf mobilen Er- fassungsgeräten für den Außeneinsatz. RIMIS: Forstbetriebliche Risiko- fen sowie zur Drogendetektion erfolg- Zunächst kamen mit dem Tool "ZeIn- analyse mit integriertem Moni- reich angewendet wird und nun auch sekt" Anwendungen auf PDAs zum toring auf Basis der Ionenmobi- in zivilen Bereichen Anwendung fin- Einsatz. 2016 migrierte das System als det. Dabei geht es um schnelle und Fachanwendung ZeInsekt BaySFmo- litätsspektroskopie empfindliche Detektion von organi- bil wegen des größeren Displays und Das Projekt RIMIS-Wald verfolgt das schen Verbindungen direkt aus der höherer Leistung auf Toughpads, Lap- Ziel, ein neuartiges, innovatives An- Luft, quasi eine elektronische Schnüf- tops und PC. 2017 wurde eine App für wendertool mit Aussagekraft auf Forst- felnase mit extremer Leistung. Die Ri- Android Smartphones eingeführt. Der betriebsebene bereit zu stellen. Durch sikoanalyse erfolgt auf Bestandesebene wesentliche Funktionsumfang besteht Beurteilung der Eintrittswahrschein- und beschreibt die Möglichkeit des in der Offline-Bereitstellung aktueller lichkeit eines bestimmten Risikofak- Eintretens eines abiotischen oder bio- Geobasisdaten und Geofachdaten, der tors (Schadfaktors) sollen konkrete tischen Risikofaktors (z. B. Borken- Erfassung und Attributierung von Bor- Steuerungsmöglichkeiten und Hand- käfer, Schwammspinner, Waldbrand kenkäfernestern und sonstigen „Points lungsempfehlungen aufgezeigt werden. etc.). Eingangsgrößen sind Forstein- of Interest“ (POI), einfachen Naviga- Hinter dem sperrigen Begriff Io- richtungsdaten, Wetterdaten und IMS- tionslösungen (Kompass) zum Wie- nenmobilitätsspektroskopie (IMS) Daten. Durch Integration in ein Forst- derauffinden im Gelände sowie Such- steckt eine Technik, die bisher zur De- informationssystem (z. B. FIP² für den und Sachdaten-Abfrage-Werkzeugen. tektion von Kampf- und Sprengstof- Privatwald) wird bestandesweise die Entscheidend dabei ist die Synchroni- 10 KWF-THEMENTAGE | IT-LÖSUNGEN IN DER FORSTWIRTSCHAFT | 2017
KWF-THEMENTAGE – FOREN sation der mobil erfassten Daten und einer Reichweite bis 20 km (max. 40 Schutzgüter, zu denen auch dem Jagd- ihre Integration in den gesamten Ge- km). Bei Erkennung wird ein akusti- recht unterliegende Tierarten zählen. schäftsprozess (Maßnahmenplanung, sches und optisches Warnsignal erzeugt Von besonderer Bedeutung für die Jä- Aufarbeitung etc.). Die Anwendungs- und die Lage des Brandherds durch ger ist die Verpflichtung zur Führung schwerpunkte liegen in der Erfassung Kreuzpeilung ermittelt. Hierzu sind die einer Streckenliste, die schriftlich oder punktueller und zerstreuter Insekten- Sensoren in einem Netz positioniert, elektronisch zu führen ist. schäden und der organisatorisch da- welches im 10-km-Radius Mehrfach- Hier setzt die vorgestellte Portallö- von getrennten Suche und Aufarbei- überschneidungen sicherstellt. Nach sung an. Die seit 2013 eingeführte nut- tung der befallenen Bäume. Dieser einer Erstmeldung erfolgt eine zweite zerfreundliche, webbasierte Lösung Prozess wird durch einfach und zweck- Meldung nach 6 Minuten. Die Daten- ist für die Jagdausübungsberechtigten mäßig gestaltete Auswahl-, Darstel- übertragung vom Sensorturm zur je- (JAB) noch nicht verpflichtend, wird lungs- und Bearbeitungsmöglichkeiten weiligen Waldbrandzentrale Forst jedoch bereits von 54 % genutzt. Sie auf verschiedenen Plattformen sowie erfolgt über Funkanbindung. Vom unterstützt die unterschiedlichen Nut- Exportfunktionen für Arbeitsaufträge Zentralserver aus werden die Bilder zerkreise effektiv bei ihrer Arbeit, er- etc. unterstützt. und Daten an die Bildschirmarbeits- leichtert die Kommunikation zwischen In Entwicklung und weiteres Ziel plätze der Operatoren übertragen und JAB und Jagdbehörden und ermög- ist, durch IR-Befliegungen die zeitauf- durch diese bewertet. Über 90 % der licht umfassende Monitoringfunktio- wändige terrestrische Borkenkäfer- Waldbrände ereignen sich tagsüber. nen und Auswertungen. Dabei werden detektion zu reduzieren. Dabei sollen Das System funktioniert jedoch auch Datenschutzvorgaben streng einge- die Hotspots vor der Verfärbung der nachts. Hier werden die Rauchwolken halten und Datensätze und Arbeitsbe- Baumkronen identifiziert werden und vom Feuer angestrahlt und zeichnen reiche klar getrennt. Abschuss- und die Daten den Prozess des Borkenkä- sich deutlich von der dunklen Nacht- Gruppenabschussplanungen, deren fermanagements weiter verbessern. umgebung ab. Aus Größe, Form und Genehmigung und Planänderungen, Angestrebt wird eine Befliegungsleis- Richtung, in die die Rauchwolken zie- laufende Streckenmeldungen und die tung von 20.000 ha pro Woche und Be- hen, können die Operatoren wichtige Präsenzerfassung von Wildtieren kön- reitstellung der HotSpot-Daten inner- Informationen ableiten, die an die in- nen durch die jeweils zuständigen Ak- halb einer Woche bei einem Preisziel tegrierte Regionalleitstelle der Feuer- teure (JAB, UJB) gemanaged werden. von 1,- € pro ha inkl. Auswertung. Ak- wehr übermittelt werden. Zur Brand- Auch andere Institutionen (z. B. Insti- tuell befindet sich dieser Schritt in der meldung gehören ein Datenblatt, eine tut LUPUS für das Wolfsmanagement) Pilotphase. Karte mit genauer Lage des Brand- und wissenschaftliche Einrichtungen Das Projekt zeigt eindrücklich die herds und Bilder der Rauchwolke. Per partizipieren an dem System. Im Ver- Integration von mobilem GIS und SAP Mail und App (derzeit in Erprobung) gleich zu den bisher in Papierform ge- als Instrumente der Betriebssteuerung. erfolgt die Darstellung aller aus dem lieferten Dokumenten erleichtert das System heraus abgesetzten Meldungen Portal allen Beteiligten die Arbeit ganz an die Rettungsleitstelle und die vor wesentlich. Zugleich bietet es eine her- „Jede Minute zählt“ – 15 Jahre Ort Diensthabenden. Auf diese Weise vorragende Grundlage für Information, Einsatzerfahrung mit sensorge- wird sichergestellt, dass von der ers- Transparenz und Öffentlichkeitsarbeit. stützter, automatisierter Wald- ten Rauchentwicklung an alle relevan- Vor dem Hintergrund der realen ten Informationen ohne Zeitverzug an Gefahr eines Eintrags der Afrikani- brandfrüherkennung mit dem die Einsatzkräfte weitergeleitet werden schen Schweinepest (ASP) auch nach System Fire Watch in Branden- und die Entstehung eines Großbrandes Deutschland beobachten alle Bundes- burg möglichst verhindert wird. länder die extrem hohen Schwarzwild- Ein überzeugendes Best-Practi- bestände mit großer Sorge. Durch die Das Verbundsystem Fire Watch ce-Beispiel, nicht nur, wie IT hilft den Verpflichtung der JAB, bei bestimm- kommt mit insgesamt 177 Systemen Wald zu schützen, sondern auch für ten Wildarten die Streckenliste elektro- in den Ländern Brandenburg (108), länderübergreifende Kooperation. nisch zu führen und Abschüsse unver- Mecklenburg-Vorpommern (21), züglich in die Streckenliste einzutragen, Sachsen-Anhalt (14), Sachsen (17) kann durch das System ein regional dif- und Niedersachsen (17) zum Einsatz. Sächsisches Wildtiermonitoring ferenzierter Überblick über die monat- Die Systeme melden ihre Daten an liche Streckenentwicklung im Jahres- Zentralen, wovon es in Brandenburg Das sächsische Jagdrecht wie auch verlauf erreicht werden. Erforderliche 6 gibt, in den übrigen Bundesländern die EU-Vogelschutzrichtlinie und die Handlungsoptionen können zeitnah jeweils 1 bis 3. FFH-Richtlinie bilden die rechtli- abgeleitet werden. Die Portallösung ist Das auf Feuerwachtürmen instal- che Grundlage für ein systematisches damit nicht nur ein hervorragendes lierte optische Sensor-System (OSS) Wildtiermonitoring. Dieses umfasst Instrument zum Wildtiermonitoring liefert alle 4 – 6 Minuten Bilder in der die Erfassung, Beobachtung und Über- und zur Präsenzerfassung geschützter 360° Umsicht. Die Grauwertbilder de- wachung bestimmter Wildarten, die Arten, es kann auch einen Beitrag zum tektieren automatisiert Helligkeits- Anzeige von Totfunden der nach Na- jagdlichen Management in Krisensitu- unterschiede, die von Rauchwolken turschutzrecht streng geschützten Ar- ationen leisten. Eine Anpassung an die mit einer Minimalgröße von 10 x 10 ten sowie die EU-rechtliche Berichts- spezifischen Anforderungen eines je- Metern erzeugt werden, zuverlässig in pflicht über den Erhaltungszustand der den Bundeslandes ist möglich. 11 KWF-THEMENTAGE | IT-LÖSUNGEN IN DER FORSTWIRTSCHAFT | 2017
KWF-THEMENTAGE – ZUKUNFTSWERKSTATT Zukunftswerkstatt auf den 4. KWF-Thementagen In der Zukunftswerkstatt wurde während der gesamten Thementage über neue Entwicklungen im gesamten Bereich der IT in der Forstwirtschaft informiert. Dazu gehören auch Informationen über Forschungs- und Anwendungsprojekte, neue IT-Entwicklungen und Anwendungen in allen Bereichen der Forstwirtschaft. Die Innovationen/Projekte wurden in kurzen Impulsvorträgen und anschließenden Diskussionen vorgestellt. ZUKUNFTSWERKSTATT FORST 4.0 – DIGITALE BILDUNGSPLATTFORM IN BRANDENBURG „ELEKTRONISCHE LERNPLATTFORMEN – CHANCE ODER RISIKO?“ Christian Gohl, Kunsterspring U nsere Arbeitswelt ist im Wan- haben sich an der Waldarbeitsschule die Verbreitung in Brandenburg durch del. Digitalisierung, rasante Kunsterspring im Rahmen der 5-jähri- Verwaltungen, Hochschulen, Schulen, technische Fortschritte, stän- gen Nutzung ergeben? Ist die Nutzung Bildungseinrichtungen und Unterneh- dige Organisationsänderungen ver- eher Chance oder Risiko? men, Nähe zum Support (Fa. eLEDIA, langen viel von Führungskräften und Berlin), Systemstabilität, Barrierefrei- Mitarbeitern. Eine zunehmende Aufga- Seit 2011 nahmen die Anfragen Forst- heit und – entscheidend – der Server- benverdichtung, steigende Effizienzan- licher Lohnunternehmer nach Vorbe- standort Deutschland. Das Projekt forderungen und knappe Zeitressour- reitungslehrgängen zur Prüfung zum/ wurde zunächst auf 5 Jahre angelegt. cen machen auch vor Aus-, Fort- und zur „Forstwirtschaftsmeister/in“ kon- 2013/2014 startete der Vorberei- Weiterbildungsanbietern nicht halt. tinuierlich zu. Schnell wurde klar, dass tungskurs zur Prüfung „Forstwirt- Die Akzeptanz von Fort- und Weiter- die Teilnehmer jedoch nicht in der schaftsmeister/in“ mit 10 Teilneh- bildungen in Vollzeit, verbunden mit Lage waren, einen Vorbereitungskurs mern Forstlicher Lohnunternehmer hohen Reisekosten nimmt in den Ver- in Vollzeit an der Waldarbeitsschule aus Sachsen, Mecklenburg-Vorpom- waltungen und Unternehmen weiter Kunsterspring zu absolvieren. Auch mern und Brandenburg. Alle Lernin- ab. Um den Fachkräftebedarf auch in klassische Wochenendkurse über lange halte wurden jeweils im Vorfeld in die Zukunft decken zu können, sind neue Zeiträume erschienen nicht realistisch. Lernplattform eingestellt und durch die Wege gefragt. Hier stellen integrierte Blended Learning-Verfahren mit inte- Teilnehmer bearbeitet. An zwei Prä- Lernkonzepte (Blended Learning) eine grierten Lernplattformen versprachen senztagen je Monat wurden in Kunster- vielversprechende Alternative dar. Sie eine Lösung zu sein. Nach intensiven spring die Ergebnisse zusammengefasst sind inzwischen weit verbreitet. Wie Recherchen mit diversen Anbietern hat und erläutert. Im Anschluss wurden lassen sich Lernplattformen sinnvoll sich die Waldarbeitsschule Kunster- Aufgaben und Projekte erstellt, die in den Bereichen Aus-, Fort- und Wei- spring 2012 für die Moodle-Lernplatt- durch die Teilnehmer bearbeitet und terbildung einsetzen? Welche Effekte form entschieden. Gründe dafür waren durch sie auf die Lernplattform einge- 12 KWF-THEMENTAGE | IT-LÖSUNGEN IN DER FORSTWIRTSCHAFT | 2017
KWF-THEMENTAGE – ZUKUNFTSWERKSTATT stellt wurden. Korrektur und Auswer- Teilnehmer und Wertschätzung des ▶▶ Einführung elektronisches Lehr- tung erfolgten dann online. Eine Ände- persönlichen Kontaktes mit den Do- buch rung der persönlichen Arbeitsstruktur zenten. Die Teilnehmer bewerten die ▶▶ Arbeitsschutzunterweisungen der beteiligten Dozenten war dabei un- Möglichkeit einer individuelleren Zeit- ▶▶ Prüfungsvorbereitungen umgänglich. Der Befürchtung der stän- einteilung und der zentralen Sicherung ▶▶ Kontaktbasis mit Azubi´s bei Aus- digen Verfügbarkeit aller Beteiligten der Daten positiv. Nach Lehrgangsende landspraktika wurde durch klare Absprachen und Re- ist die Nutzung schnell nachlassend. ▶▶ Webinare geln begegnet. Alle Teilnehmer haben Neben der inhaltlichen Vorbe- ▶▶ Nutzung von Virtual- und Augmen- sich in den Kurs sehr gut integriert und reitung, Durchführung und Nach- ted Learning ( in Zusammenarbeit die Prüfung zum „Forstwirtschafts- bereitung der Lehrgänge wird die mit Herstellern von Maschinen und meister/in“ erfolgreich absolviert. Die elektronische Lernplattform für alle or- Geräten) Evaluierungen zeichneten ein durch- ganisatorischen Fragen zu Ablaufplan, Nach anfänglicher Euphorie und weg positives Bild bei Teilnehmer und Internatsbetrieb und Verpflegung ge- Unsicherheit stellt sich schnell der Dozenten zum gewählten Format. In nutzt. Die Evaluierungen erfolgen on- Blick für das Sinnvolle und Realisier- Folge wurde die Nutzung von Blended line und werden mit den Teilnehmern bare bei den Beteiligten ein. Blended Learning und Lernplattform auf die am Ende des Lehrgangs ausgewertet. Learning mit elektronischen Lern- Vorbereitungslehrgänge zum/zur „Ge- Da für die Nutzung der elektroni- plattformen bieten eine zielführende prüften Forstmaschinenführer/in“ und schen Lernplattform persönliche Daten Ergänzung, um den steigenden An- die Ausbildung zum/zur „Forstwirt/in“ (hier Name, Vorname und E-Maila- forderungen an Aus-, Fort- und Wei- ausgeweitet. Dazu wurde 2015 im Lehr- dresse) erhoben werden, sind im Vor- terbildungen zu entsprechen. Sie erset- gebäude, Internat und Außengelände feld ein/eine Datenschutzbeauftragte(r) zen keine Dozenten und Ausbilder. Die der Waldarbeitsschule W-Lan instal- und der Personalrat zu beteiligen. Waldarbeitsschule Kunsterspring ist liert. Dies steht allen Kursteilnehmern, Auf Grund der positiven Erfahrun- vor allem ein Ort für Menschen. Gästen und Mitarbeitern kostenfrei zur gen werden wir an der Nutzung fest- Verfügung. Bewusst wurden dabei W- halten. Technisch sollen alle Beamer, Lan-freie Bereiche eingeplant, um auch Whiteboards etc. mit W-Lan und alle Autor: strahlungssensiblen Gästen einen ange- Ausbilder mit Tablets ausgestattet wer- nehmen Aufenthalt zu ermöglichen. den. Zukünftig sind weitere Nutzun- Christian Gohl ist Arbeitslehrer und Der Zugang zur elektronischen gen der elektronischen Lernplattform Qualitätsmanagementbeauftragter an Lernplattform erfolgt weltweit barrie- denkbar: der Waldarbeitsschule Kunsterspring refrei mit Smartphone, Tablet, Laptop ▶▶ Einführung elektronisches Be- des Landesbetriebes Forst Branden- oder stationärem Rechner. Lehrgangs- richtsheft burg www.forst.brandenburg.de teilnehmer ohne Endgerät erhalten die Möglichkeit der Nutzung des PC-Kabi- netts der Waldarbeitsschule. Alle gän- gigen Dateiformate werden vom Sys- tem unterstützt. Fazit Elektronische Lernplattformen sind Teilnehmern bisher nur selten bekannt. In einigen Fällen haben sie im Vorfeld auch schlechte Erfahrungen mit der Systemstabilität und der Pflege der In- halte gemacht. Positiv wird von den Teilnehmern die Anlage der elektro- nischen Lernplattform in Kursräumen (analog Klassen) empfunden. Dies er- leichtert die anfängliche Orientierung enorm. Eine sorgfältige Vorbereitung und Begleitung der Mitarbeiter ist nö- tig, um deren Akzeptanz zur Verände- rung der persönlichen Arbeitsstruk- tur zu erlangen. Blended Learning mit einer elektronischen Lernplattform ist eben keine reine Dateiablage, sondern lebt von der Aktivität aller Teilnehmer und Dozenten. Positive Effekte sind vor allem Aktivität, Termintreue der 13 KWF-THEMENTAGE | IT-LÖSUNGEN IN DER FORSTWIRTSCHAFT | 2017
KWF-THEMENTAGE – ZUKUNFTSWERKSTATT LÖSUNGEN FÜR DIE FORSTWIRTSCHAFT – DER WALD- INFOPLAN 4.0 Anton Heidobler, Oberviehbach S eit den diversen Forstreformen Eine Reihe von FBG´en und WBV´en Die Holzerfassung mit GPS-Pol- in den vergangenen Jahren ist hatte sich danach zunächst zu einer lo- terverortung bildet alle gängigen Ver- der Aufgabenumfang für Forst- sen Interessensgruppe und später im messungsverfahren ab und lässt sich liche Zusammenschlüsse stetig ge- Jahr 2009 zu der Genossenschaft für optional durch eine fotooptische Ver- stiegen. Die Reform 2005 in Bayern Waldwirtschaft, kurz GenoWald e.G. messung erweitern. Über eine defi- war für viele WBV´s und FBG´s in zusammengeschlossen. Ziel sollte sein, nierte Schnittstelle lassen sich alle re- diesem Bundesland der Startschuss, ein IT-Kompetenzzentrum zu schaffen levanten Daten im ELDAT-Format an sich mit den neuen Aufgabenfeldern und aus dem von Praktikern erstellten die gängigen Sachdatensysteme über- intensiv auseinander zu setzen. Ins- Grobkonzept ein Feinkonzept zu er- geben und weiterverarbeiten. besondere der Übergang der treuhän- stellen. In Form eines Programmier- Über das Dispomodul lassen sich derischen Bewirtschaftung der Kir- auftrages sollte dieses dann durch einen in Abhängigkeit von Holzart, Sorte, chen- und Kirchstiftungswälder von IT-Dienstleister umgesetzt werden. Es Güte etc. die in der Holzaufnahme er- Staatlicher Seite aus auf Forstliche entstand daraus die Marke „Waldinfo- fassten Polter filtern und in Polterkar- Zusammenschlüsse stellte viele dieser plan“ (WIP). Mittlerweile ist man nach ten auslesen. So kann das Holz sicher meist in der Rechtsform des Ideellen mehr als sieben Jahren eigenständiger und ohne Datenverlust auf den Weg Vereins (e. V.) bzw. Wirtschaftlichen Entwicklung eine Kooperation mit der zum Sägewerk gebracht werden. Vereins (w. V.) tätigen Organisatio- Geoinformatikfirma INTEND einge- Die Waldwerkzeuge bieten die nen vor neue Herausforderungen. gangen. Das Produkt WIP 4.0 ist nun Möglichkeit der Editierung von Flä- Der Wunsch nach einem IT-gestütz- in die Kernentwicklungen von WebLine chen, Linien und Punkten. Die erfass- ten Informationssystem wurde im- Mobile eingebettet und setzt sich aus ten Geodaten können verschiedenen mer lauter. In mehreren Workshops den Modulen Holzerfassung, Disposi- Themen wie beispielsweise der Holz- wurde schließlich ein Grobkonzept tion, Waldwerkzeuge und Maßnahmen- ernte oder der Bestandsbegründung ausgearbeitet. Schnell musste man er- planung zusammen. Die Fa. INTEND zugeordnet werden. Als Alleinstel- kennen, dass die zu diesem Zeitpunkt kann auf jahrelange Programmiererfah- lungsmerkmal der Software kann der auf dem Markt agierenden Software- rung für diverse Landesforstverwaltun- direkte Import von Flurstücken über anbieter den gestellten Leistungsum- gen zurückgreifen und hat sich daher das Geoportal Bayern angesehen wer- fang nicht zufriedenstellend erfüllen als geeigneter Partner bei der Weiter- den. Über einen WFS-Dienst können konnten. entwicklung von WIP empfohlen. die Vektordaten kostenpflichtig vom 14 KWF-THEMENTAGE | IT-LÖSUNGEN IN DER FORSTWIRTSCHAFT | 2017
KWF-THEMENTAGE – ZUKUNFTSWERKSTATT Landesamt für Breitband, Digitalisie- Schutzgebiets-, Standorts- und Wald- toplösungen, die sich immer wieder im rung und Vermessung online ange- funktionskarten als Kartenlayer ver- Büro mit zentralen Datenbankservern kauft und im System dem Eigentümer wendet werden. synchronisieren, steht auch im Revier zugeordnet werden. Abschließend lässt sich feststellen, jederzeit der komplette Datenpool un- Im Bereich der Maßnahmenpla- dass sich Waldinfoplan mittlerweile eingeschränkt zur Verfügung. nung lassen sich Maßnahmen GIS-be- bei Forstlichen Zusammenschlüssen, Der fortschrittliche und innovative zogen planen und verschiedenen Teil- kommunalen und privaten Forstver- Geschäftsführer oder Betriebsleiter bereichen wie z. B. der Holzernte, der waltungen etabliert hat. Die Software wird alles in allem zukünftig in seiner Pflanzung oder der Pflege mit den ist zu einem unabdingbaren Werkzeug Arbeit nicht um die Anschaffung eines entsprechenden Mengen und Leis- für den Förster gereift und unterstützt umfangreichen forstlichen Informa- tungsparametern zuordnen. Die Pla- diesen bestens bei den Kernaufgaben tionssystems, wie es der Waldinfoplan nung erfolgt grundsätzlich entweder Betreuung und Beratung. Sie hilft ihm, darstellt, umhinkommen. auf Flurstücks- oder auf Bestands- die Vielzahl an Sach- und Geodaten ebene und kann über Excel-Listen u. a. mit den zugehörigen Waldbesitzern zu zur Weitergabe an Unternehmer und verschneiden und daraus die bestmög- Autor Dienstleister ausgegeben werden. lichen Schlüsse für die Kunden- und Die Kartengrundlagen bilden die Mitgliederbetreuung zu ziehen. Durch Anton Heidobler, Dipl.-Ing. Forst, Ge- Open Street Map, NavLog-Daten mit die Archivierung der Daten kann auch schäftsführer der FBG Aitrach-Isar- Orthofotos sowie die DPK im Maß- bei Folgeberatungen auf umfangrei- Vils w. V., http://www.fbg-aiv.de stab 1:5.000 und die DTK im Maß- ches Wissen aus der Vergangenheit zu- stab 1:25.000. Darüber hinaus können rückgegriffen werden. Mittels Desk- INTELLIGENTE KRANSTEUERUNG (IBC) KENNZEICHEN EINES JOHN-DEERE-HARVESTERS Günther Satzinger, Zissersdorf Funktionsprinzip Durch den Einsatz des neuartigen Steuerungskonzepts IBC steuert der Paralleleinzug Fahrer direkt die Spitze des Auslegers, statt die Segmente einzeln zu bedienen. Die Teile des Krans (Anheben, Pa- Ausfahren Anheben ralleleinzug, Ausfahren, Schwenken) werden entsprechend der jeweiligen Arbeitsphase automatisch gesteuert. Dies umfasst das Aufnehmen und Fäl- len des Baumes, den Wechsel in Ho- rizontallage und die Verarbeitung. Schwenken Durch die intelligente Steuerung lau- fen die Bewegungen des Krans logisch und geschmeidig ab. Durch diese ergonomische Ver- besserung kann den ganzen Arbeitstag über – oftmals bis zu 12 Stunden unter Die unterschiedlichen Kranfunktionen (Anheben, Paralleleinzug, Ausfahren, Schwenken) schwierigen Bedingungen – eine hohe Bei Harvester-Einsätzen entfallen 70 % der Arbeitszeit der Maschine auf die Arbeit mit dem Leistung erbracht werden. Der Fahrer Kran. IBC ermöglicht eine deutlich höhere Arbeitsgeschwindigkeit des Krans und steigert so kann mehr Augenmerk auf die Arbeits- die Produktivität. Durch Referenzmessungen und Rückmeldungen von Großkunden wurde planung, Verarbeitung sowie die Sorti- eine Produktivitätssteigerung von 10 bis 15 % ermittelt. mentsablage legen, so dass die Gesamt- produktivität der Maschine steigt und der Kraftstoffverbrauch je produzier- 15 KWF-THEMENTAGE | IT-LÖSUNGEN IN DER FORSTWIRTSCHAFT | 2017
KWF-THEMENTAGE – ZUKUNFTSWERKSTATT ten Kubikmeter Holz sinkt. Durch die Schwenken zu einer höheren Umfangs- Autor bessere Steuerung werden auch Vibra- geschwindigkeit bei längerer Reich- tionen, Ruckeln und Stöße am Ausle- weite des Auslegers. Bei IBC wird dies Günther Satzinger ist Marketing and Pro- ger und damit die Materialermüdung dadurch ausgeglichen, dass das Steuer- duct Support Manager bei John Deere verringert. signal beim Schwenk entsprechend der Forestry Oy / Lokomonkatu 21, PO Box An den folgenden vier Fallbeispie- Kranreichweite (Schwenkradius) gere- 474, FIN-33101 Tampere, Finland len werden die grundlegenden Vorteile gelt wird. Dadurch lässt sich der Kran www.deere.com/forestry von IBC im allgemeinen Einsatz illus- präziser steuern und wirksamer einset- triert: zen. Dieser Vorteil kommt vor allem Bei konventionellen Systemen beim Durchforsten zum Tragen, da führt eine ähnliche Bewegung des eine Beschädigung der verbleibenden Multifunktionshebels (Befehl) beim Bäume dadurch vermieden wird. Bei der Aufnahme wird das Aggregat automatisch entlang der Beim „Paralleleinzug“ wird das Aggregat automatisch auf die opti- gewünschten Bahn bewegt male Höhe zur Verarbeitung des Baums gebracht. Die Erweiterung wird so angetrieben, dass beim Entasten die Materialermüdung des Krans verringert wird (Einzug durch das Harvester-Aggregat). Die vertikale Bewegung der Kranspitze wird ebenfalls mit einer Die Umfangsgeschwindigkeit der Kranspitze wird entsprechend der einzigen Bewegung des Multifunktionshebels gesteuert. Reichweite des Auslegers geregelt. Die gestrichelte Linie zeigt die Bewegungen konventioneller Systeme, die durchgehende Linie die von IBC. 16 KWF-THEMENTAGE | IT-LÖSUNGEN IN DER FORSTWIRTSCHAFT | 2017
KWF-THEMENTAGE – ZUKUNFTSWERKSTATT PROFESSIONELLES, GEEICHTES FOTOOPTISCHES POLTERWALDMASS MIT sSCALE TM – ALS VERMES- SUNGSDIENSTLEISTUNG FÜR DEN KOMMUNAL- UND PRIVATWALD Christian Stuhlmann, Brück, und Ulrich Heindl, Unterschleißheim D as Polterwaldmaß entsteht zu in Deutschland bewährt. Betriebe, die für jeden Kundenbereich separat or- einem Schlüsselzeitpunkt – mit sScale™ ihre Logistikprozesse op- ganisiert werden. Diese Plattform steht am Ende der Rundholzbereit- timieren und kontrollieren, sind die dem Kunden über einen gesicherten stellung und zu Beginn nachgelagerter Bayerischen Staatsforsten, Thüringen Zugang für sein Polterdatenmanage- Geschäftsprozesse, wie der Vermark- Forst, Landeszentrum Wald Sachsen- ment zur Verfügung und ist sehr ein- tung, internen Abrechnung und Lo- Anhalt, Landesbetrieb Forst Branden- fach bedienbar. (Abb. 2+3) gistik. Alle Akteure der Rundholzbe- burg, Bundesforst und einzelne große Die eigentliche Vermessungsein- reitstellung und Logistik profitieren Privatwaldbetriebe. Insgesamt sind in heit von sScaleTM ist eine 3D-Stereoka- von einem rechtssicheren, exakten Deutschland derzeit 15 Messsysteme mera, die über einen Bildschirm vom und dokumentierten Waldmaß. Dem im Einsatz – alle geeicht. Da mit einer Fahrer im Auto bedient wird. Im Vor- Privat- und Körperschaftswald kann Vermessungseinheit pro Jahr zwischen beifahren wird eine Fotosequenz des jetzt auch für geringere und unregel- 200- und 400-Tausend Festmeter mit Polters mit den Stereokameras aufge- mäßige Polteraufkommen eine profes- einer standardisierten Prozessquali- nommen, die eine fotooptische Ver- sionelle, rechtssichere und dokumen- tät vermessen werden, war sScale™ als messung der Polterfrontfläche und bei tierte Vermessungsdienstleistung mit Instrument zur Prozessoptimierung Bedarf eine automatisierte Stückzahl- sScaleTM angeboten werden. bisher nur großen Forstbetrieben mit ermittlung mit Durchmesserverteilung entsprechendem Holzanfall vorbehal- der Stammstirnflächen ermöglicht. Das 3D-Stereokamerasystem sScaleTM ten. Mit dem Angebot einer unabhän- Alle Polterdaten stehen sofort zur Ver- ist seit Beginn 2016 als Flächenmessge- gigen externen Vermessungsdienstleis- fügung und können vor Ort vom Sys- rät nach deutschem Mess- und Eichge- tung kann nun auch dem Privat- und temnutzer verifiziert werden. Durch setz eichfähig. Der geeichte bzw. kon- Kommunalwald mit geringerem oder den Einsatz starker LED-Scheinwer- formitätsbewertete Messwert ist die unregelmäßigem Holzanfall ein pro- fer – platziert zwischen den Kameras – Polterfrontfläche, die als Basis für die fessionelles, rechtssicheres Waldmaß ist eine Vermessung rund um die Uhr Herleitung des Raummaßes und ande- angeboten werden. (Abb. 1) und unter allen Witterungsbedingun- rer verkaufsrelevanter Volumenpara- Grundsätzlich besteht das System gen möglich und garantiert standardi- meter benutzt wird. sScaleTM aus einer internetbasierten sierte Vermessungsergebnisse, die dem Mit über 25 Millionen vermessenen Serverplattform, mit der Vermessungs- Kunden zeitnah auf der Serverplatt- Festmetern hat sich sScale™ seit 2008 im aufträge angelegt und das Polterdaten- form online zur Verfügung stehen. forstlichen Alltag großer Forstbetriebe management sowie der Datenexport Abb. 1: Dokumentation der Polterfrontflächenvermessung mit sScale™ und eingeblendeten Kontrollhöhen Das Konzept sScaleTM 17 KWF-THEMENTAGE | IT-LÖSUNGEN IN DER FORSTWIRTSCHAFT | 2017
Sie können auch lesen