SONDERAUSGABE - KWF Online

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SONDERAUSGABE - KWF Online
3. SONDERAUSGABE

                                                            11 | 2017 |
SONDERAUSGABE
  4. KWF-THEMENTAGE 2017
  IT-LÖSUNGEN IN DER FORSTWIRTSCHAFT

BEITRÄGE AUS DEN
FOREN UND DER
                 T
ZUKUNFTSWERKSTAT

27. & 28. September 2017
Paaren im Glien
Land Brandenburg

in Kooperation mit:

BEITRÄGE AUS DEN FOREN 5 – 11|
BEITRÄGE AUS DER ZUKUNFTSWERKSTATT 12 – 35|
SONDERAUSGABE - KWF Online
INHALT

                           EDITORIAL. .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 3
                           KWF-THEMENTAGE – FOREN
                             Zukunft der IT bei der Inventur - Bitterlich ade?  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 5
                                Datenschutz – Datenhoheit  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 8
                                Zukunft der IT beim Waldschutz  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 9

                           KWF-THEMENTAGE – ZUKUNFTSWERKSTATT
                             Zukunftswerkstatt Forst 4.0 – Digitale Bildungsplattform in Brandenburg
                             „Elektronische Lernplattformen – Chance oder Risiko?“  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 12
                                Lösungen für die Forstwirtschaft – Der Waldinfoplan 4.0  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  14
                                Intelligente Kransteuerung (IBC) Kennzeichen eines
                                John-Deere-Harvesters  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 15
                                Professionelles, geeichtes fotooptisches Polterwaldmaß mit sScale TM –
                                als Vermessungsdienstleistung für den Kommunal- und Privatwald  .  .  .  .  .  .  .  17
                                RePlan – Verbessertes Ressourcenmanagement in der Forstwirtschaft
                                durch qualifizierte Planzeiten und Plankosten für standardisierte
                                Arbeitsverfahren  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  19
                                Schnelle Rettung im Wald – gemeinsame Rettungspunktekarte der Länder  .  .  .  21
                                BalanceGuard – Ein System zum individuellen Stressmonitoring  .  .  .  .  .  .  .  . 24
                                BEKLIFUH – Werkzeug für ein klimaschutz­orientiertes Waldmanagement  .  . 26
                                Ideell – Individuell – Digital
                                Der Wandel des Kleinprivatwaldeigentümers und notwendigen
                                Anpassungsstrategien innerhalb der Forstpartie  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 28
                                Steuerung der Holzvermarktung in einer Holzverkaufsstelle  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 30
                                Nahbereichs-Photogrammetrie zur Bewertung der forsttechnischen
                                Befahrbarkeit von Rücke­gassen
                                Ein Vergleich unterschiedlicher Bereifungsvarianten bei der Holzrückung  .  .  .  33
                           IMPRESSUM                .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 36

Die FTI ist PEFC-
zertifiziert, d.h. die
Zeitschrift stammt aus
nachhaltig bewirtschaf­
teten Wäldern und
kontrollierten Quellen.
www.pefc.de

Titelfotos:
Ch. Mühlhausen

       2
                                                                                                                       INHALTSVERZEICHNIS
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SONDERAUSGABE - KWF Online
EDITORIAL

4. KWF-Thementage – die Nachlese einer erfolgreichen Fach-
veranstaltung
Es freut mich, Ihnen das zweite Sonderheft der FTI in diesem Jahr und das zweite
auch zu unseren Thementagen „IT-Lösungen in der Forstwirtschaft“, die am 27 .
und 28 . September diesen Jahres im brandenburgischen Paaren mit großem Er-
folg stattfanden und insgesamt annähernd 2000 Besucherinnen und Besucher
anlockten, vorstellen zu dürfen .
    Während das erste Sonderheft im Schwerpunkt die 23 sogenannten Neu-
tral moderierten Praxisdemonstrationen NMP dokumentiert, geht es in diesem
zweiten Sonderheft um die Foren und die Zukunftswerkstatt .
    Zwei Gründe haben uns zur Herausgabe des vorliegenden Sonderheftes be-
wogen: IT ist ein Querschnittsthema, das sich wie ein roter Faden durch alle
Bereiche unserer Branche zieht . Insofern weist es eine große Bandbreite unter-
schiedlicher Fragestellungen und Anwendungen auf . Beim Thema IT schöpfen
auch wir, die „Macher“ der Thementage, nicht aus dem Vollen – das heißt, auch
für uns ist die Materie zum Teil sehr neu, und wir stecken nicht alle thematisch-
inhaltlich so drin wie in unseren anderen Schwerpunktbereichen des KWF . Mit
einem Wort: Auch wir sind zwar alle IT-Nutzer, zumeist aber keine IT-Spezialisten . Da wir uns vorstellen, dass es anderen
Kolleginnen und Kollegen aus der Branche ähnlich gehen könnte, erschien es uns sinnvoll, die Ergebnisse dieser Themen-
tage in zwei Sonderheften wiederzugeben und, auch wenn die IT-Halbwertszeiten kurz sind, festzuhalten .
    Der zweite Grund, der uns zur Herausgabe der Sonderhefte bewogen hat, ist eigentlich ganz banal . Es ist quasi unmög-
lich, an zwei Tagen, geschweige denn an nur einem Tag, alle angebotenen Präsentationsformate komplett „ab- und aufzu-
arbeiten“ . Dazu reichte die Zeit einfach nicht . Einige Besucherinnen und Besucher haben ihren Tagungsschwerpunkt auf die
in den Hallen präsentierten Programmpunkte gelegt, andere wiederum suchten eher die Praxisdemonstrationen im Außen-
gelände auf . Wie auch immer – um den Tagungsbesucherinnen und –besuchern im Nachhinein einen möglichst kompletten
inhaltlichen Überblick auf die angebotenen Vorträge und Praxisdemonstrationen zu ermöglichen, und um das Gefühl zu
vermeiden, womöglich etwas „verpasst“ zu haben, mögen neben dem Veranstaltungsführer AFZ/DerWald Nr . 18 2017 die
nun vorliegenden zwei FTI-Sonderhefte die Dokumentation der Veranstaltung abrunden .
    Noch ein Hinweis: In zahlreichen Beiträgen dieses Sonderheftes geht es um Neues, um Innovatives und oft auch um An-
wendungen oder Ergebnisse, die vom KWF selbst (noch) nicht verifiziert wurden . Daher und weil die Beiträge nicht vom
KWF erstellt wurden, decken sich die hierin geäußerten Meinungen/Feststellungen nicht zwangsläufig mit denen des KWF .

Wir wünschen Ihnen bei der Lektüre viel Spaß .

Mit den besten Grüßen
Ihre
Ute Seeling
Geschäftsführende Direktorin des KWF

                                                                                                                             3
EDITORIAL
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KWF-
                                THEMENTAGE

                                                       Fotos: Ch. Mühlhausen
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                                                  KWF-THEMENTAGE
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KWF-THEMENTAGE
                                               – FOREN

ZUKUNFT DER IT BEI DER INVENTUR - BITTERLICH ADE?
Moderation und Autor: Prof. Dr. Christian Rosset, Dozent für Waldbau und Forstliche Planung an der Berner
­Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, Zollikofen, Schweiz

D
          ie Entwicklung der letzten       wendigkeit noch in den Wald zu ge-              Waldflächenerkennung und in der
          Jahre im IT-Bereich ist beein-   hen; wobei hierzu von allen Vortra-             Software „KlimaWIS.NRW - Modul
          druckend, sei es durch seine     genden klar die Meinung vertreten               Forsteinrichtung“, Dr. Stefan Franz,
Vielfalt – es gibt kaum einen Bereich      wurde, dass dies weiterhin notwendig            Landesbetrieb Wald und Holz
des Lebens, der nicht davon beein-         sei. Der Blick des Försters bleibt weiter-      NRW, Münster
flusst ist, oder seine Geschwindigkeit.    hin unerlässlich. Es gibt noch zahlrei-      ▶▶ Großräumige Waldzustandserfas-
Entwicklungen, die vor ein paar Jah-       che Merkmale, die nicht automatisch             sung in Sachsen und Mecklenburg-
ren als Science-Fiction gegolten ha-       erfasst werden können (z.B. Vitalität,          Vorpommern mit Lidar und Luft-
ben, gehören heutzutage zum Alltag.        Qualität). Dazu liefern im Wald gemes-          bilddaten der Landvermessung, Kai
Welche Implikationen hat diese Ent-        senen Daten klare Referenzen über den           Jütte, Landesforst Mecklenburg-
wicklung für die Waldinventur? Das         Waldzustand.                                    Vorpommern, Schwerin
Forum mit dem Titel «Zukunft der
IT bei der Inventur – Bitterlich ade?»
zeigte mit 5 komplementären Vorträ-        Die Vorträge                                 Holzerntedaten für die Inventur
gen auf vielfältige Art und Weise und
anhand zahlreicher Beispiele mit Pra-      ▶▶ Holzerntedaten für die Inventur,          Waldinventuren erfolgen punktu-
xisbezug, wie diese Frage beantwortet         Christian Vonderach, FVA, Frei-           ell mit langen Zeitspannen zwischen
werden kann.                                  burg                                      zwei Aufnahmen. Die Einschlagbuch-
                                           ▶▶ Einsatzbereiche von Wachstumssi-          führung erfolgt hingegen kontinuier-
Im Allgemeinen wurde gezeigt, dass            mulationsmodellen im Landesbe-            lich. Christian Vonderach hat in sei-
die neuen Technologien vieles ermög-          trieb Forst Brandenburg, Dr. Annett       nem Vortrag gezeigt, wie diese zwei
lichen, von der Erschliessung und In-         Degenhardt, Landesbetrieb Forst           komplementären Datenquellen kom-
wertsetzung schon bestehender Daten           Brandenburg, Eberswalde                   biniert werden können, um den aus-
am Beispiel der Holzerntedaten zum         ▶▶ Möglichkeiten und Grenzen für             geschiedenen Vorrat rekonstruieren
Fortschreiten von Inventuren, über            GNSS im Wald – Ergebnisse aktuel-         zu können, insbesondere die BHD-
die Bereitstellung grossflächiger und         ler Gerätetests, Frank Schwitzgebel,      Höhenverteilung des ausgeschiedenen
stets aktueller Informationen dank            Thünen-Institut für Waldökosys-           Bestands (mittels Computersimulatio-
der Fernerkundung und insbesondere            teme, Eberswalde                          nen mit der Methodik ABC-Appro-
dank neuer Satellitentechnologie, bis      ▶▶ Nutzung aktueller Fernerkun-              ximate Bayesian Computation), mit
zum Aufwerten der Inventurdaten mit           dungsdaten für die automatisierte         dem Ziel, die Inventurdaten zu aktua-
Simulationen der Weiterentwicklung
mit Hilfe von Waldwachstumssimula-
tionsmodellen.
     Insbesondere ermöglicht die IT,
verschiedene und zahlreiche Daten-
quellen zu vernetzen und zu integrie-
ren, anspruchsvolle Datenanalyse dank
leistungsfähiger Computer durchzu-
führen sowie für den Praktiker ge-
eignete Benutzeroberflächen für den
interaktiven Umgang mit all diesen In-
formationen bereitzustellen.
     Nicht überall sind aber große Fort-
schritte zu melden. Die genaue Mes-
sung von Koordinaten im Wald mittels
globaler Navigations- und Satelliten-
systeme (GNSS) stellt weiterhin eine
Herausforderung dar.
     Fragen aus dem Publikum befass-
ten sich mit der Definition von Be-
griffen wie Oberhöhe und die Ver-
gleichbarkeit der mit neuen Techniken
ermittelten Werten, sowie mit der Not-     Abb. 1: Inventurfortschreibung

                                                                                                                                  5
KWF-THEMENTAGE
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                                                     – FOREN

    lisieren (Abb. 1), die Holzernteverluste     verschiedene Ziele berücksichtigt wer-     ▶▶ Abschätzung von Verlusten nach
    zu schätzen sowie den Biomasse- und          den und unterschiedliche Behand-              Störungen,
    Nährstoffentzug zu quantifizieren.           lungen simuliert werden. Dr. Annett        ▶▶ Bewertung von Waldumbaumass-
                                                 Degenhardt hat in Ihrem Vortrag die           nahmen (Abb. 2),
                                                 vielfältigen Praxiseinsatzmöglichkei-      ▶▶ Biomasseschätzung auf Land-
    Einsatzbereiche von Wachstums-               ten der Waldwachstumssimulations-             schaftsebene,
    simulationsmodellen im Landes-               modelle am Beispiel von BWINPro            ▶▶ Risikomodellierung unter Klima-
    betrieb Forst Brandenburg                    vorgestellt und gleichzeitig die Inwert-      wandel.
                                                 setzung der Inventurdaten hervorge-
    Waldwachstumssimulationsmodelle              hoben, und zwar konkret über die
    bieten viel Flexibilität gegenüber Er-       ▶▶ Fortschreibung von Forsteinrich-        Möglichkeiten und Grenzen für
    tragstafeln und sind deutlich reich-            tungsdaten,                             GNSS im Wald – Ergebnisse
    haltiger an Informationen für die Be-        ▶▶ Ableitung optimaler Behandlungs-        aktueller Gerätetests
    wirtschaftung. Insbesondere können              strategien für die Kiefer,
                                                                                            GNSS (Globales Navigations-Satelli-
                                                                                            ten-System) stellt einen Sammelbe-
                                                                                            griff für Satellitennavigationssysteme
                                                                                            wie GPS (USA), GLONASS (Russ-
                                                                                            land), Galileo (EU) oder COMPASS
                                                                                            / BeiDou (China) dar. GNSS werden
                                                                                            immer mehr genutzt und gehören mit
                                                                                            ihrem Einbau in Smartphones schon
                                                                                            zum Alltag. Was steckt aber hinten den
                                                                                            Koordinaten, die man damit ermittelt
                                                                                            kann? Wie genau sind sie tatsächlich
                                                                                            im Wald? Worauf sollte man achten,
                                                                                            wenn man sie ermittelt? Der Vortrag
                                                                                            von Frank Schwitzgebel ging all diesen
                                                                                            Fragen nach und lieferte dabei wert-
                                                                                            volle Antworten.
                                                                                                Für eine genaue Positionierung
                                                                                            mittels GNSS ist es wichtig, verschie-
                                                                                            dene Fehlerfaktoren zu berücksich-
                                                                                            tigen. Zuerst handelt es sich um die
                                                                                            atmosphärischen Effekte und die
                                                                                            Mehrwegeffekte (z.B. die Reflexion
                                                                                            über Gebäude). Diese Effekte können
    Abb. 2: Szenarien Analyse: Waldplaner 2035                                              mit der Verwendung eines differenziel-
                                                                                            len GNSS (D-GNSS) und dem Einsatz
                                                                                            von hochwertigen Empfängern kom-
                                                                                            pensiert werden. Die zwei folgenden
                                                                                            Effekte sind problematisch für die ge-
                                                                                            naue Positionierung im Wald. Das Kro-
                                                                                            nendach bewirkt eine Abschirmung
                                                                                            und eine Signalausfilterung - insbeson-
                                                                                            dere bei Regen. Das Kronendach und
                                                                                            die Stämme führen dazu, dass nicht
                                                                                            immer die gleichen Satelliten sichtbar
                                                                                            sind, was beim Wechsel eines Satelliten
                                                                                            zu einer sprunghaften Positionsände-
                                                                                            rung führen kann (Parallelversatz).
                                                                                                Messversuche haben gezeigt, dass
                                                                                            auch mit sehr gutem Material die Ge-
                                                                                            nauigkeit der Positionierung im Wald
                                                                                            deutlich über einem Meter liegt, wobei
                                                                                            mit dem gleichen Material im Freiland
                                                                                            eine Genauigkeit deutlich unter einem
                                                                                            Meter ermittelt werden konnte. Für
                                                                                            eine genaue Positionierung im Wald
                                                                                            sollte, wenn möglich, ausserhalb des
    Abb. 3: Teilautomatisierte Waldinventur                                                 Bestandes gemessen werden.

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                                                                                                   KWF-THEMENTAGE
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Nutzung aktueller Fernerkun-               dungsdaten (Luftbilder, LiDAR-Daten,      verbessern sowie die Forsteinrichtung
dungsdaten für die automati-               Satellitendaten) sowie Referenzdaten      im öffentlichen Wald zu unterstützen.
sierte Waldflächenerkennung                (ALKIS-FS und Forsteinrichtungs-          Dabei wurde die Entwicklung, der Test
                                           daten) einsetzt und schließlich eine      sowie die Generalisierung eines Ver-
und in der Software „KlimaWIS.             Nachkontrolle durch den Förster/die       fahrens zur automatisierten Ableitung
NRW - Modul Forsteinrichtung“              Försterin im Wald vorsieht (Abb. 3).      forstlicher Parameter aus Fernerkun-
                                           Die Integration und die Inwertsetzung     dungsdaten vorgestellt - insbesondere
In den letzten Jahren sind zwei wichtige   der erarbeiteten Daten erfolgen mit der   Waldflächenzu- und -abgang, Bestan-
Entwicklungen im Bereich der Fern-         Software KlimaWIS.NRW-FE.                 deshöhen, Baumhöhen-/Wuchsklas-
erkundung zu vermerken: Die zuneh-             Die Sentinel-2-Daten dienten vor      sen, Überschirmung, Überhälter und
mende Bedeutung von Open Data (frei        allem für die flächendeckende Bestim-     sogar Baumartengruppen.
zur Verfügung gestellten Geodaten)         mung des Nadelholzanteils sowie für           Es wurden anhand zahlreicher Bei-
und die Inbetriebnahme der zwei Sa-        die systematische Erkennung von Ver-      spiele die gesammelten Erfahrungen
telliten Sentinel-2, die eine regelmäs-    änderungen im Wald.                       über Stärke und Schwäche des ein-
sige (im besten Fall alle 5 Tage) und                                                gesetzten Verfahrens hervorgehoben
detaillierte (dank multispektraler Auf-                                              (Abb. 4).
lösung) Analyse der Vegetation über        Großräumige Waldzustandser-
sehr grosse Waldgebiete ermöglicht.        fassung in Sachsen und Meck-
     In dem Vortrag wurde gezeigt, wie     lenburg-Vorpommern mit Lidar
diese Entwicklungen genutzt werden
können, und zwar am Beispiel der Er-       und Luftbilddaten der Landver-
fassung sämtlicher Waldflächen für         messung
NRW für das Liegenschaftskataster
(ALKIS) und der Differenzierung zwi-       Der Vortrag von Kai Jütte widmete sich
schen Laub-/Nadel-/Mischwald und           ebenfalls der Fernerkundung inkl. Sen-
Gehölz. Dabei wurde ein Verfahren ge-      tinel-2, mit dem Ziel, die allgemeine
zeigt, das frei verfügbare Fernerkun-      Informationslage im Privatwald zu

Abb. 4: Wuchs- und Baumhöhenklassen

                                                                                                                             7
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    DATENSCHUTZ – DATENHOHEIT
    Moderation und Autorin: FDir‘in Monika Runkel, Leiterin des Forstlichen Bildungszentrums FBZ Hachenburg

    D
             as gut besuchte Forum zeigte    Die Vorträge                                  tiger als die Frage nach der Menge und
             die vorhandene Sensibilität                                                   Art der erfassten Daten. Es gelte, die
             der Besucherinnen und Be-       ▶▶ Digitalisierung in der Forstwirt-          Vorteile der Digitalisierung zu nutzen
    sucher für das Thema.Neben den be-          schaft ja – ohne Einschränkungen           ohne die Datensouveränität als zentra-
    eindruckenden Chancen und Poten-            der Datensouveränität – Jürgen             les Persönlichkeitsrecht aus der Hand
    tialen, welche die Digitalisierung für      Kumm, VLF, Kassel                          zu geben. Die Komplexität und Ge-
    die gesamte Wertschöpfungskette          ▶▶ Neue Aufgaben für Forstunterneh-           schwindigkeit der Digitalisierung er-
    Forst birgt, beleuchtete das Forum          mer: Dienstleister für forstlichen         fordere in jedem Fall die Kooperation
    „Datenschutz und Datenhoheit“ die           Datentransfer?! – Vera Butterweck-         der Akteure – Forstunternehmen, Ge-
    Risiken des Themenbereiches. Un-            Kruse, Butterweck Rundholzlogistik         werkschaften und Waldbesitz.
    zweifelhaft verändert die Digitalisie-      GmbH & Co. KG, Lehe
    rung auch die tradierte Fortwirtschaft   ▶▶ Und die Waldbesitzer? – Johannes
    drastisch, sprunghaft und in sehr ho-       Röhl, Wittgenstein-Berleburg‘sche Neue Aufgaben für Forstunter-
    hem Tempo. Die Moderation stellte           Rentkammer, Bad Berleburg          nehmer: Dienstleister für forst-
    im Auftakt die Frage in den Raum, in-                                                  lichen Datentransfer?!
    wiefern hier eine „Technikfolgenab-
    schätzung“ als vorrangige Gemein-        Digitalisierung in der Forstwirt- Vera Butterweck-Kruse, Vorsitzende
    schaftsaufgabe erforderlich wäre. Es     schaft „ja” – allerdings ohne     des DFUV und selbst Leiterin eines
    gelte Potenziale und Chancen zu nut-     Einschränkung der persönlichen    mittelständischen     Forstunterneh-
    zen, ohne die Risiken aus den Augen                                        mens beleuchtete die Perspektive der
    zu verlieren. Datenschutz soll das       Datensouveränität                 Forstunternehmen. Der Begriff der
    Recht auf informelle Selbstbestim-       Aus der Perspektive der Beschäftig-           Dienstleistung impliziere laut BGB per
    mung‘ sicherstellen und unterliegt       ten beleuchtete Jürgen Kumm von der           Definition auch eine Entlohnung. Mit
    deshalb dem Grundsatz der Daten-         IG BAU die Digitalisierung. Der „di-          größter Selbstverständlichkeit würden
    vermeidung und Datensparsamkeit.         gitale Zwilling“ von Allen und Allem,         die Standards der ‚forstlichen Dienst-
    Personenbezogene Daten dürfen nur        werde immer größer. Daten seien der           leistung‘ in den vergangenen Jahren
    erfasst werden, wenn dies unbedingt      Rohstoff des dritten Jahrtausends und         schleichend immer höher geschraubt.
    notwendig ist. „Notwendigkeit“ ist je-   bereits heute würden 75 % der Daten           Obwohl diese Standarderhöhungen
    doch nicht gleichzusetzen mit „Nütz-     gehandelt. Der zukünftige Verwen-             teils mit erheblichen Finanzierungs-
    lichkeit“. Datenzugang muss auf be-      dungszweck der bereits heute umfang-          kosten verbunden seien, würde dafür
    stimmte Personen begrenzt werden,        reich erfassten Daten ist ungeregelt.         nicht gezahlt. Sie kritisierte deutlich,
    damit „kein gläserner Mitarbeiter“       Wer stellt sicher, dass ein Unterneh-         dass damit die Kosten der technischen
    entsteht. Automatismus in der Daten-     men heute als Maschinendienstleister          Weiterentwicklung alleine von Forst-
    erfassung im Hintergrund impliziert      nicht vielleicht zukünftig in anderen         unternehmen getragen würden. Als
    immer einen Konflikt mit dem Daten-      Branchen marktfähig wird? Wo wer-             Beispiel nannte sie u. a. Farbmarkie-
    schutz.                                  den die Daten gespeichert, und in wes-        rungssysteme, Zertifizierungen (RAL
                                             sen Hände gelangen sie zu welchem             etc.), Vermessungsanlagen, Boden-
                                             Zweck? Die Kernbotschaft des Refera-          schutzbereifungen,       Bordcomputer
                                             tes ist die Sicherung der Datensouverä-       u.v.m. Bereits heute verlangten ver-
                                             nität. Dieses Ziel sei letztlich viel wich-   schiedene Waldbesitzer die Zurver-

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fügungstellung der Harvesterdaten          Die Datenerfassung wurde schließlich       in der Führungsetage „verwaltet“ und
gratis „on top“. Datensicherung und        vom Waldbesitz finanziert. Genauso          seien selten in den Händen derer, die
Datentransfer seien eine eigenstän-        selbstverständlich sei aus seiner Sicht,    sie betreffen. Das Datenschutzproblem
dige Dienstleistung der Forstunterneh-     den Datentransfer durch Forstunter-        würde dadurch größer als nötig.
men, die es „in Wert zu setzen“ gelte.     nehmen als Dienstleistung zu entgel-            Viele weitere Fragen wurden aufge-
Frau Butterweck-Kruse formulierte die      ten, sofern der Waldbesitz dies beauf-     worfen. So die Frage nach Auswirkun-
klare Forderung, Datenmanagement           tragt.                                     gen auf die Unternehmenskultur durch
der Forstunternehmen für Waldbesitz-                                                  „intelligente Maschinen“ und das damit
ende als neues Dienstleitungssegment                                                  vermittelte Kontrollgefühl. Werden
der Forstunternehmen anzubieten und        Diskussion                                 konstruktiv-kritisch mitdenkende Mit-
adäquat zu entlohnen.                                                                 arbeitende zukünftig durch „künstlich
                                           Beiträge aus dem Auditorium berei-         intelligente Maschinen“ ersetzt? Wel-
                                           cherten die Diskussion. Ein teilneh-        che Auswirkungen auf die forstlichen
Und die Waldbesitzer?                      mender Forstunternehmer gab zu be-         Berufsbilder sind zu erwarten?
                                           denken: Entscheidend sei nicht alleine,         Die Auseinandersetzung mit dem
Für den Waldbesitz sprach Johannes         welche Daten erhoben werden, sondern       Thema hat gerade begonnen und wird
Röhl, stellvertretender Vorstandsvorsit-   wer im Unternehmen den Zugang habe.        mit der Einführung des Europäischen
zender des KWF und Leiter der Witt-        Er plädierte dafür, die Daten in den       Datenschutz-Grundverordnung (EU-
genstein Berleburg’schen Rentkammer.       Teams zu belassen, welche operatio-        DSGVO) im kommenden Jahr an Bri-
Datenvolumina seien stark angewach-        nale Entscheidungen treffen und dazu        sanz gewinnen. Die Sicherung der
sen. Reichte vor wenigen Jahren noch       Detailkenntnis über Leistungsdaten –       Datensouveränität ist keine selbstver-
der Ordner im verschlossenen Schrank       nämlich ihre eigenen – benötigen. In        ständliche Beigabe der Digitalisierung,
zur Datensicherung, habe die Digitali-     flachen Hierarchien moderner Unter-         sondern bedarf vielmehr gemeinsamer
sierung sowohl die Volumina als auch       nehmen mit teilautonomen Organisa-         Anstrengungen aller Akteure. Es gilt,
die Streukreise der Daten vervielfacht.    tions- und Führungsstrukturen sei das      gezielte Maßnahmen zur Umsetzung
Das Interesse an Daten des Waldbesit-      Datenschutzproblem deshalb geringer.       des Datenschutzes zu ergreifen, ohne
zes sei bereits heute vorhanden. Natur-    Die wenigsten Daten gehören in die         dabei Innovation zu blockieren.
schutz und öffentliche Planungsträger      Führungsebene. Dahingehend äußert               Bei aller Begeisterung für die Poten-
beispielsweise seien an den Forstein-      der Teilnehmer große Bedenken hin-         ziale und Chancen der Digitalisierung
richtungsdaten interessiert, um Zeit       sichtlich der Forstverwaltungen. Seiner     sind wir als Verantwortungsgemein-
und Kosten für eigene Planungs- und        Beobachtung nach würden streng hie-         schaft zu permanenter begleitender
Inventurvorhaben zu sparen. Die Posi-      rarchische Führungsstrukturen auch         Technikfolgenabschätzung aufgefordert.
tion des Waldbesitzes sei hier ein-        in den neu entstehenden Organisa-
deutig: „Gegen angemessenes Entgelt        tionsformen 1:1 weitergeführt. Gewon-
gerne. Unentgeltlich auf keinen Fall.“     nene Daten würden schlimmstenfalls

ZUKUNFT DER IT BEIM WALDSCHUTZ
Moderation und Autor: Prof. Rainer Wagelaar, Studiengangsleiter B.Sc. Forstwirtschaft an der FH Rottenburg

D
         ie präsentierten Themen des       Die Vorträge                               ▶▶ „Jede Minute zählt“ – 15 Jahre Ein-
         Forums "Zukunft der IT beim                                                     satzerfahrung mit sensorgestützter,
         Waldschutz"greifen die Her-       ▶▶ RIMIS: Forstbetriebliche Risikoana-        automatisierter     Waldbrandfrüh-
ausforderungen für den Wald im Kli-           lyse mit integriertem Monitoring           erkennung mit dem System Fire
mawandel auf und demonstrieren von            auf Basis der Ionenmobilitätsspek-         Watch in Brandenburg, R. Engel,
innovativen Entwicklungen bis zu be-          troskopie – Dr. Michael Wehnert,           Waldbrandschutzbeauftragter des
währten Praxisverfahren die Bedeu-            Ostdeutsche Gesellschaft für Forst-        Landes Brandenburg, Potsdam
tung der IT im Waldschutz. Inhaltlich         planung, Dresden                        ▶▶ Sächsisches Wildtiermonitoring,
geht es um Risikobeurteilung und An-       ▶▶ Borkenkäfermanagement bei der              Frank Marschner, Staatsbetrieb
passungsstrategien auf Forstbetriebs-         BaySF – ein gefundenes Fressen             Sachsenforst, Pirna
ebene, effizientes Borkenkäferma-             für die IT, Bernhard Müller, BaySF,
nagement, Waldbrandfrüherkennung              München
und zeitgemäße Wege im Wildtier-
monitoring.

                                                                                                                                   9
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SONDERAUSGABE - KWF Online
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                                                          – FOREN

                                                                                                 Risikoklasse für eine bestimmte Risi-
                                                                                                 koart berechnet und kartenmäßig aus-
                                                                                                 gegeben. Im Gegensatz zu den bisher
                                                                                                 verfügbaren großräumigen Risikoein-
                                                                                                 schätzungen wird hiermit eine kon-
                                                                                                 krete bestandesorientierte Bewertung
                                                                                                 möglich, und forstbetriebliche Hand-
                                                                                                 lungsoptionen können abgeleitet wer-
                                                                                                 den. In Entwicklung ist u. a. noch die
                                                                                                 Integration eines rückblickenden Zeit-
                                                                                                 raffers und eines Zukunftsszenarios
                                                                                                 mit prognostizierter Risikoabschät-
                                                                                                 zung unter Berücksichtigung der Wir-
                                                                                                 kung waldbaulicher Entscheidungen.

                                                                                                 Borkenkäfermanagement bei
                                                                                                 der BaySF – ein gefundenes
                                                                                                 Fressen für die IT
                                                                                                 Die BaySF, mit einer Gesamtfläche
                                                                                                 von 808 Tsd. Hektar einer der größ-
                                                                                                 ten Forstbetriebe Europas, geben mit
                                                                                                 der vorgestellten Lösung einen inte-
                                                                                                 ressanten Einblick in die IT-Struk-
                                                                                                 tur und praxistaugliche Lösungen im
                                                                                                 Borkenkäfermanagement. Dabei wird
                                                                                                 der Prozessablauf von der Prognose
                                                                                                 der ZE-Nutzungsmengen über Su-
                                                                                                 che – Dokumentation – Arbeitspla-
                                                                                                 nung – Operativplanung – Aufarbei-
                                                                                                 tung – Dokumentation bis hin zur
                                                                                                 Abrechnung und die Einbindung der
                                                                                                 einzelnen Schritte in das SAP-System
                                                                                                 beschrieben. Diese erfolgt als Mobil-
                                                                                                 anwendung (BaySFMobil) in Form von
                                                                                                 Excel und integriertem GIS. Die Ent-
                                                                                                 wicklung hatte 2010 ihren Ursprung
     Beste Aussichten für die IT im Waldschutz- hier die sensorgestützte, automatisierte Wald-   in einem Hochgebirgsbetrieb mit dem
     brandfrüherkennung (Foto: Landesbetrieb Forst Brandenburg LFB)                              Wunsch nach einer Hard- und Soft-
                                                                                                 ware zur lagegenauen Erfassung von
                                                                                                 Borkenkäfernestern auf mobilen Er-
                                                                                                 fassungsgeräten für den Außeneinsatz.
     RIMIS: Forstbetriebliche Risiko-                fen sowie zur Drogendetektion erfolg-       Zunächst kamen mit dem Tool "ZeIn-
     analyse mit integriertem Moni-                  reich angewendet wird und nun auch          sekt" Anwendungen auf PDAs zum
     toring auf Basis der Ionenmobi-                 in zivilen Bereichen Anwendung fin-         Einsatz. 2016 migrierte das System als
                                                     det. Dabei geht es um schnelle und          Fachanwendung ZeInsekt BaySFmo-
     litätsspektroskopie                             empfindliche Detektion von organi-          bil wegen des größeren Displays und
     Das Projekt RIMIS-Wald verfolgt das             schen Verbindungen direkt aus der           höherer Leistung auf Toughpads, Lap-
     Ziel, ein neuartiges, innovatives An-           Luft, quasi eine elektronische Schnüf-      tops und PC. 2017 wurde eine App für
     wendertool mit Aussagekraft auf Forst-          felnase mit extremer Leistung. Die Ri-      Android Smartphones eingeführt. Der
     betriebsebene bereit zu stellen. Durch          sikoanalyse erfolgt auf Bestandesebene      wesentliche Funktionsumfang besteht
     Beurteilung der Eintrittswahrschein-            und beschreibt die Möglichkeit des          in der Offline-Bereitstellung aktueller
     lichkeit eines bestimmten Risikofak-            Eintretens eines abiotischen oder bio-      Geobasisdaten und Geofachdaten, der
     tors (Schadfaktors) sollen konkrete             tischen Risikofaktors (z.  B. Borken-       Erfassung und Attributierung von Bor-
     Steuerungsmöglichkeiten und Hand-               käfer, Schwammspinner, Waldbrand            kenkäfernestern und sonstigen „Points
     lungsempfehlungen aufgezeigt werden.            etc.). Eingangsgrößen sind Forstein-        of Interest“ (POI), einfachen Naviga-
         Hinter dem sperrigen Begriff Io-            richtungsdaten, Wetterdaten und IMS-        tionslösungen (Kompass) zum Wie-
     nenmobilitätsspektroskopie        (IMS)         Daten. Durch Integration in ein Forst-      derauffinden im Gelände sowie Such-
     steckt eine Technik, die bisher zur De-         informationssystem (z. B. FIP² für den      und Sachdaten-Abfrage-Werkzeugen.
     tektion von Kampf- und Sprengstof-              Privatwald) wird bestandesweise die         Entscheidend dabei ist die Synchroni-

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                                                                                                        KWF-THEMENTAGE
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                                                – FOREN

sation der mobil erfassten Daten und        einer Reichweite bis 20 km (max. 40        Schutzgüter, zu denen auch dem Jagd-
ihre Integration in den gesamten Ge-        km). Bei Erkennung wird ein akusti-        recht unterliegende Tierarten zählen.
schäftsprozess (Maßnahmenplanung,           sches und optisches Warnsignal erzeugt     Von besonderer Bedeutung für die Jä-
Aufarbeitung etc.). Die Anwendungs-         und die Lage des Brandherds durch          ger ist die Verpflichtung zur Führung
schwerpunkte liegen in der Erfassung        Kreuzpeilung ermittelt. Hierzu sind die    einer Streckenliste, die schriftlich oder
punktueller und zerstreuter Insekten-       Sensoren in einem Netz positioniert,       elektronisch zu führen ist.
schäden und der organisatorisch da-         welches im 10-km-Radius Mehrfach-               Hier setzt die vorgestellte Portallö-
von getrennten Suche und Aufarbei-          überschneidungen sicherstellt. Nach        sung an. Die seit 2013 eingeführte nut-
tung der befallenen Bäume. Dieser           einer Erstmeldung erfolgt eine zweite      zerfreundliche, webbasierte Lösung
Prozess wird durch einfach und zweck-       Meldung nach 6 Minuten. Die Daten-         ist für die Jagdausübungsberechtigten
mäßig gestaltete Auswahl-, Darstel-         übertragung vom Sensorturm zur je-         (JAB) noch nicht verpflichtend, wird
lungs- und Bearbeitungsmöglichkeiten        weiligen Waldbrandzentrale Forst           jedoch bereits von 54 % genutzt. Sie
auf verschiedenen Plattformen sowie         erfolgt über Funkanbindung. Vom            unterstützt die unterschiedlichen Nut-
Exportfunktionen für Arbeitsaufträge        Zentralserver aus werden die Bilder        zerkreise effektiv bei ihrer Arbeit, er-
etc. unterstützt.                           und Daten an die Bildschirmarbeits-        leichtert die Kommunikation zwischen
     In Entwicklung und weiteres Ziel       plätze der Operatoren übertragen und       JAB und Jagdbehörden und ermög-
ist, durch IR-Befliegungen die zeitauf-     durch diese bewertet. Über 90 % der        licht umfassende Monitoringfunktio-
wändige terrestrische Borkenkäfer-          Waldbrände ereignen sich tagsüber.         nen und Auswertungen. Dabei werden
detektion zu reduzieren. Dabei sollen       Das System funktioniert jedoch auch        Datenschutzvorgaben streng einge-
die Hotspots vor der Verfärbung der         nachts. Hier werden die Rauchwolken        halten und Datensätze und Arbeitsbe-
Baumkronen identifiziert werden und         vom Feuer angestrahlt und zeichnen         reiche klar getrennt. Abschuss- und
die Daten den Prozess des Borkenkä-         sich deutlich von der dunklen Nacht-       Gruppenabschussplanungen,           deren
fermanagements weiter verbessern.           umgebung ab. Aus Größe, Form und           Genehmigung und Planänderungen,
Angestrebt wird eine Befliegungsleis-       Richtung, in die die Rauchwolken zie-      laufende Streckenmeldungen und die
tung von 20.000 ha pro Woche und Be-        hen, können die Operatoren wichtige        Präsenzerfassung von Wildtieren kön-
reitstellung der HotSpot-Daten inner-       Informationen ableiten, die an die in-     nen durch die jeweils zuständigen Ak-
halb einer Woche bei einem Preisziel        tegrierte Regionalleitstelle der Feuer-    teure (JAB, UJB) gemanaged werden.
von 1,- € pro ha inkl. Auswertung. Ak-      wehr übermittelt werden. Zur Brand-        Auch andere Institutionen (z. B. Insti-
tuell befindet sich dieser Schritt in der   meldung gehören ein Datenblatt, eine       tut LUPUS für das Wolfsmanagement)
Pilotphase.                                 Karte mit genauer Lage des Brand-          und wissenschaftliche Einrichtungen
     Das Projekt zeigt eindrücklich die     herds und Bilder der Rauchwolke. Per       partizipieren an dem System. Im Ver-
Integration von mobilem GIS und SAP         Mail und App (derzeit in Erprobung)        gleich zu den bisher in Papierform ge-
als Instrumente der Betriebssteuerung.      erfolgt die Darstellung aller aus dem      lieferten Dokumenten erleichtert das
                                            System heraus abgesetzten Meldungen        Portal allen Beteiligten die Arbeit ganz
                                            an die Rettungsleitstelle und die vor      wesentlich. Zugleich bietet es eine her-
„Jede Minute zählt“ – 15 Jahre              Ort Diensthabenden. Auf diese Weise        vorragende Grundlage für Information,
Einsatzerfahrung mit sensorge-              wird sichergestellt, dass von der ers-     Transparenz und Öffentlichkeitsarbeit.
stützter, automatisierter Wald-             ten Rauchentwicklung an alle relevan-           Vor dem Hintergrund der realen
                                            ten Informationen ohne Zeitverzug an       Gefahr eines Eintrags der Afrikani-
brandfrüherkennung mit dem                  die Einsatzkräfte weitergeleitet werden    schen Schweinepest (ASP) auch nach
System Fire Watch in Branden-               und die Entstehung eines Großbrandes       Deutschland beobachten alle Bundes-
burg                                        möglichst verhindert wird.                 länder die extrem hohen Schwarzwild-
                                                Ein überzeugendes Best-Practi-         bestände mit großer Sorge. Durch die
Das Verbundsystem Fire Watch                ce-Beispiel, nicht nur, wie IT hilft den   Verpflichtung der JAB, bei bestimm-
kommt mit insgesamt 177 Systemen            Wald zu schützen, sondern auch für         ten Wildarten die Streckenliste elektro-
in den Ländern Brandenburg (108),           länderübergreifende Kooperation.           nisch zu führen und Abschüsse unver-
Mecklenburg-Vorpommern             (21),                                               züglich in die Streckenliste einzutragen,
Sachsen-Anhalt (14), Sachsen (17)                                                      kann durch das System ein regional dif-
und Niedersachsen (17) zum Einsatz.         Sächsisches Wildtiermonitoring             ferenzierter Überblick über die monat-
Die Systeme melden ihre Daten an                                                       liche Streckenentwicklung im Jahres-
Zentralen, wovon es in Brandenburg          Das sächsische Jagdrecht wie auch          verlauf erreicht werden. Erforderliche
6 gibt, in den übrigen Bundesländern        die EU-Vogelschutzrichtlinie und die       Handlungsoptionen können zeitnah
jeweils 1 bis 3.                            FFH-Richtlinie bilden die rechtli-         abgeleitet werden. Die Portallösung ist
     Das auf Feuerwachtürmen instal-        che Grundlage für ein systematisches       damit nicht nur ein hervorragendes
lierte optische Sensor-System (OSS)         Wildtiermonitoring. Dieses umfasst         Instrument zum Wildtiermonitoring
liefert alle 4 – 6 Minuten Bilder in der    die Erfassung, Beobachtung und Über-       und zur Präsenzerfassung geschützter
360° Umsicht. Die Grauwertbilder de-        wachung bestimmter Wildarten, die          Arten, es kann auch einen Beitrag zum
tektieren automatisiert Helligkeits-        Anzeige von Totfunden der nach Na-         jagdlichen Management in Krisensitu-
unterschiede, die von Rauchwolken           turschutzrecht streng geschützten Ar-      ationen leisten. Eine Anpassung an die
mit einer Minimalgröße von 10 x 10          ten sowie die EU-rechtliche Berichts-      spezifischen Anforderungen eines je-
Metern erzeugt werden, zuverlässig in       pflicht über den Erhaltungszustand der     den Bundeslandes ist möglich.

                                                                                                                                    11
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                                              – ZUKUNFTSWERKSTATT

     Zukunftswerkstatt auf den 4. KWF-Thementagen
     In der Zukunftswerkstatt wurde während der gesamten Thementage über neue Entwicklungen im gesamten Bereich der
     IT in der Forstwirtschaft informiert. Dazu gehören auch Informationen über Forschungs- und Anwendungsprojekte, neue
     IT-Entwicklungen und Anwendungen in allen Bereichen der Forstwirtschaft. Die Innovationen/Projekte wurden in kurzen
     Impulsvorträgen und anschließenden Diskussionen vorgestellt.

     ZUKUNFTSWERKSTATT FORST 4.0 – DIGITALE
     BILDUNGSPLATTFORM IN BRANDENBURG
     „ELEKTRONISCHE LERNPLATTFORMEN – CHANCE
     ODER RISIKO?“
     Christian Gohl, Kunsterspring

     U
             nsere Arbeitswelt ist im Wan-    haben sich an der Waldarbeitsschule        die Verbreitung in Brandenburg durch
             del. Digitalisierung, rasante    Kunsterspring im Rahmen der 5-jähri-       Verwaltungen, Hochschulen, Schulen,
             technische Fortschritte, stän-   gen Nutzung ergeben? Ist die Nutzung       Bildungseinrichtungen und Unterneh-
     dige Organisationsänderungen ver-        eher Chance oder Risiko?                   men, Nähe zum Support (Fa. eLEDIA,
     langen viel von Führungskräften und                                                 Berlin), Systemstabilität, Barrierefrei-
     Mitarbeitern. Eine zunehmende Aufga-     Seit 2011 nahmen die Anfragen Forst-       heit und – entscheidend – der Server-
     benverdichtung, steigende Effizienzan-   licher Lohnunternehmer nach Vorbe-         standort Deutschland. Das Projekt
     forderungen und knappe Zeitressour-      reitungslehrgängen zur Prüfung zum/        wurde zunächst auf 5 Jahre angelegt.
     cen machen auch vor Aus-, Fort- und      zur „Forstwirtschaftsmeister/in“ kon-          2013/2014 startete der Vorberei-
     Weiterbildungsanbietern nicht halt.      tinuierlich zu. Schnell wurde klar, dass   tungskurs zur Prüfung „Forstwirt-
     Die Akzeptanz von Fort- und Weiter-      die Teilnehmer jedoch nicht in der         schaftsmeister/in“ mit 10 Teilneh-
     bildungen in Vollzeit, verbunden mit     Lage waren, einen Vorbereitungskurs        mern Forstlicher Lohnunternehmer
     hohen Reisekosten nimmt in den Ver-      in Vollzeit an der Waldarbeitsschule       aus Sachsen, Mecklenburg-Vorpom-
     waltungen und Unternehmen weiter         Kunsterspring zu absolvieren. Auch         mern und Brandenburg. Alle Lernin-
     ab. Um den Fachkräftebedarf auch in      klassische Wochenendkurse über lange       halte wurden jeweils im Vorfeld in die
     Zukunft decken zu können, sind neue      Zeiträume erschienen nicht realistisch.    Lernplattform eingestellt und durch die
     Wege gefragt. Hier stellen integrierte   Blended Learning-Verfahren mit inte-       Teilnehmer bearbeitet. An zwei Prä-
     Lernkonzepte (Blended Learning) eine     grierten Lernplattformen versprachen       senztagen je Monat wurden in Kunster-
     vielversprechende Alternative dar. Sie   eine Lösung zu sein. Nach intensiven       spring die Ergebnisse zusammengefasst
     sind inzwischen weit verbreitet. Wie     Recherchen mit diversen Anbietern hat      und erläutert. Im Anschluss wurden
     lassen sich Lernplattformen sinnvoll     sich die Waldarbeitsschule Kunster-        Aufgaben und Projekte erstellt, die
     in den Bereichen Aus-, Fort- und Wei-    spring 2012 für die Moodle-Lernplatt-      durch die Teilnehmer bearbeitet und
     terbildung einsetzen? Welche Effekte     form entschieden. Gründe dafür waren       durch sie auf die Lernplattform einge-

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                                                                                                KWF-THEMENTAGE
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                                           – ZUKUNFTSWERKSTATT

stellt wurden. Korrektur und Auswer-       Teilnehmer und Wertschätzung des           ▶▶ Einführung elektronisches Lehr-
tung erfolgten dann online. Eine Ände-     persönlichen Kontaktes mit den Do-            buch
rung der persönlichen Arbeitsstruktur      zenten. Die Teilnehmer bewerten die        ▶▶ Arbeitsschutzunterweisungen
der beteiligten Dozenten war dabei un-     Möglichkeit einer individuelleren Zeit-    ▶▶ Prüfungsvorbereitungen
umgänglich. Der Befürchtung der stän-      einteilung und der zentralen Sicherung     ▶▶ Kontaktbasis mit Azubi´s bei Aus-
digen Verfügbarkeit aller Beteiligten      der Daten positiv. Nach Lehrgangsende         landspraktika
wurde durch klare Absprachen und Re-       ist die Nutzung schnell nachlassend.       ▶▶ Webinare
geln begegnet. Alle Teilnehmer haben            Neben der inhaltlichen Vorbe-         ▶▶ Nutzung von Virtual- und Augmen-
sich in den Kurs sehr gut integriert und   reitung, Durchführung und Nach-               ted Learning ( in Zusammenarbeit
die Prüfung zum „Forstwirtschafts-         bereitung der Lehrgänge wird die              mit Herstellern von Maschinen und
meister/in“ erfolgreich absolviert. Die    elektronische Lernplattform für alle or-      Geräten)
Evaluierungen zeichneten ein durch-        ganisatorischen Fragen zu Ablaufplan,          Nach anfänglicher Euphorie und
weg positives Bild bei Teilnehmer und      Internatsbetrieb und Verpflegung ge-       Unsicherheit stellt sich schnell der
Dozenten zum gewählten Format. In          nutzt. Die Evaluierungen erfolgen on-      Blick für das Sinnvolle und Realisier-
Folge wurde die Nutzung von Blended        line und werden mit den Teilnehmern        bare bei den Beteiligten ein. Blended
Learning und Lernplattform auf die         am Ende des Lehrgangs ausgewertet.         Learning mit elektronischen Lern-
Vorbereitungslehrgänge zum/zur „Ge-             Da für die Nutzung der elektroni-     plattformen bieten eine zielführende
prüften Forstmaschinenführer/in“ und       schen Lernplattform persönliche Daten      Ergänzung, um den steigenden An-
die Ausbildung zum/zur „Forstwirt/in“      (hier Name, Vorname und E-Maila-           forderungen an Aus-, Fort- und Wei-
ausgeweitet. Dazu wurde 2015 im Lehr-      dresse) erhoben werden, sind im Vor-       terbildungen zu entsprechen. Sie erset-
gebäude, Internat und Außengelände         feld ein/eine Datenschutzbeauftragte(r)    zen keine Dozenten und Ausbilder. Die
der Waldarbeitsschule W-Lan instal-        und der Personalrat zu beteiligen.         Waldarbeitsschule Kunsterspring ist
liert. Dies steht allen Kursteilnehmern,        Auf Grund der positiven Erfahrun-     vor allem ein Ort für Menschen.
Gästen und Mitarbeitern kostenfrei zur     gen werden wir an der Nutzung fest-
Verfügung. Bewusst wurden dabei W-         halten. Technisch sollen alle Beamer,
Lan-freie Bereiche eingeplant, um auch     Whiteboards etc. mit W-Lan und alle        Autor:
strahlungssensiblen Gästen einen ange-     Ausbilder mit Tablets ausgestattet wer-
nehmen Aufenthalt zu ermöglichen.          den. Zukünftig sind weitere Nutzun-        Christian Gohl ist Arbeitslehrer und
     Der Zugang zur elektronischen         gen der elektronischen Lernplattform       Qualitätsmanagementbeauftragter an
Lernplattform erfolgt weltweit barrie-     denkbar:                                   der Waldarbeitsschule Kunsterspring
refrei mit Smartphone, Tablet, Laptop      ▶▶ Einführung elektronisches Be-           des Landesbetriebes Forst Branden-
oder stationärem Rechner. Lehrgangs-           richtsheft                             burg www.forst.brandenburg.de
teilnehmer ohne Endgerät erhalten die
Möglichkeit der Nutzung des PC-Kabi-
netts der Waldarbeitsschule. Alle gän-
gigen Dateiformate werden vom Sys-
tem unterstützt.

Fazit
Elektronische Lernplattformen sind
Teilnehmern bisher nur selten bekannt.
In einigen Fällen haben sie im Vorfeld
auch schlechte Erfahrungen mit der
Systemstabilität und der Pflege der In-
halte gemacht. Positiv wird von den
Teilnehmern die Anlage der elektro-
nischen Lernplattform in Kursräumen
(analog Klassen) empfunden. Dies er-
leichtert die anfängliche Orientierung
enorm. Eine sorgfältige Vorbereitung
und Begleitung der Mitarbeiter ist nö-
tig, um deren Akzeptanz zur Verände-
rung der persönlichen Arbeitsstruk-
tur zu erlangen. Blended Learning mit
einer elektronischen Lernplattform ist
eben keine reine Dateiablage, sondern
lebt von der Aktivität aller Teilnehmer
und Dozenten. Positive Effekte sind
vor allem Aktivität, Termintreue der

                                                                                                                                13
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     LÖSUNGEN FÜR DIE FORSTWIRTSCHAFT – DER WALD-
     INFOPLAN 4.0
     Anton Heidobler, Oberviehbach

     S
           eit den diversen Forstreformen    Eine Reihe von FBG´en und WBV´en               Die Holzerfassung mit GPS-Pol-
           in den vergangenen Jahren ist     hatte sich danach zunächst zu einer lo-    terverortung bildet alle gängigen Ver-
           der Aufgabenumfang für Forst-     sen Interessensgruppe und später im        messungsverfahren ab und lässt sich
     liche Zusammenschlüsse stetig ge-       Jahr 2009 zu der Genossenschaft für        optional durch eine fotooptische Ver-
     stiegen. Die Reform 2005 in Bayern      Waldwirtschaft, kurz GenoWald e.G.         messung erweitern. Über eine defi-
     war für viele WBV´s und FBG´s in        zusammengeschlossen. Ziel sollte sein,     nierte Schnittstelle lassen sich alle re-
     diesem Bundesland der Startschuss,      ein IT-Kompetenzzentrum zu schaffen        levanten Daten im ELDAT-Format an
     sich mit den neuen Aufgabenfeldern      und aus dem von Praktikern erstellten      die gängigen Sachdatensysteme über-
     intensiv auseinander zu setzen. Ins-    Grobkonzept ein Feinkonzept zu er-         geben und weiterverarbeiten.
     besondere der Übergang der treuhän-     stellen. In Form eines Programmier-            Über das Dispomodul lassen sich
     derischen Bewirtschaftung der Kir-      auftrages sollte dieses dann durch einen   in Abhängigkeit von Holzart, Sorte,
     chen- und Kirchstiftungswälder von      IT-Dienstleister umgesetzt werden. Es      Güte etc. die in der Holzaufnahme er-
     Staatlicher Seite aus auf Forstliche    entstand daraus die Marke „Waldinfo-       fassten Polter filtern und in Polterkar-
     Zusammenschlüsse stellte viele dieser   plan“ (WIP). Mittlerweile ist man nach     ten auslesen. So kann das Holz sicher
     meist in der Rechtsform des Ideellen    mehr als sieben Jahren eigenständiger      und ohne Datenverlust auf den Weg
     Vereins (e. V.) bzw. Wirtschaftlichen   Entwicklung eine Kooperation mit der       zum Sägewerk gebracht werden.
     Vereins (w. V.) tätigen Organisatio-    Geoinformatikfirma INTEND einge-               Die Waldwerkzeuge bieten die
     nen vor neue Herausforderungen.         gangen. Das Produkt WIP 4.0 ist nun        Möglichkeit der Editierung von Flä-
     Der Wunsch nach einem IT-gestütz-       in die Kernentwicklungen von WebLine       chen, Linien und Punkten. Die erfass-
     ten Informationssystem wurde im-        Mobile eingebettet und setzt sich aus      ten Geodaten können verschiedenen
     mer lauter. In mehreren Workshops       den Modulen Holzerfassung, Disposi-        Themen wie beispielsweise der Holz-
     wurde schließlich ein Grobkonzept       tion, Waldwerkzeuge und Maßnahmen-         ernte oder der Bestandsbegründung
     ausgearbeitet. Schnell musste man er-   planung zusammen. Die Fa. INTEND           zugeordnet werden. Als Alleinstel-
     kennen, dass die zu diesem Zeitpunkt    kann auf jahrelange Programmiererfah-      lungsmerkmal der Software kann der
     auf dem Markt agierenden Software-      rung für diverse Landesforstverwaltun-     direkte Import von Flurstücken über
     anbieter den gestellten Leistungsum-    gen zurückgreifen und hat sich daher       das Geoportal Bayern angesehen wer-
     fang nicht zufriedenstellend erfüllen   als geeigneter Partner bei der Weiter-     den. Über einen WFS-Dienst können
     konnten.                                entwicklung von WIP empfohlen.             die Vektordaten kostenpflichtig vom

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Landesamt für Breitband, Digitalisie-     Schutzgebiets-, Standorts- und Wald-           toplösungen, die sich immer wieder im
rung und Vermessung online ange-          funktionskarten als Kartenlayer ver-           Büro mit zentralen Datenbankservern
kauft und im System dem Eigentümer        wendet werden.                                 synchronisieren, steht auch im Revier
zugeordnet werden.                             Abschließend lässt sich feststellen,      jederzeit der komplette Datenpool un-
    Im Bereich der Maßnahmenpla-          dass sich Waldinfoplan mittlerweile            eingeschränkt zur Verfügung.
nung lassen sich Maßnahmen GIS-be-        bei Forstlichen Zusammenschlüssen,                 Der fortschrittliche und innovative
zogen planen und verschiedenen Teil-      kommunalen und privaten Forstver-              Geschäftsführer oder Betriebsleiter
bereichen wie z. B. der Holzernte, der    waltungen etabliert hat. Die Software          wird alles in allem zukünftig in seiner
Pflanzung oder der Pflege mit den         ist zu einem unabdingbaren Werkzeug            Arbeit nicht um die Anschaffung eines
entsprechenden Mengen und Leis-           für den Förster gereift und unterstützt        umfangreichen forstlichen Informa-
tungsparametern zuordnen. Die Pla-        diesen bestens bei den Kernaufgaben            tionssystems, wie es der Waldinfoplan
nung erfolgt grundsätzlich entweder       Betreuung und Beratung. Sie hilft ihm,         darstellt, umhinkommen.
auf Flurstücks- oder auf Bestands-        die Vielzahl an Sach- und Geodaten
ebene und kann über Excel-Listen u. a.    mit den zugehörigen Waldbesitzern zu
zur Weitergabe an Unternehmer und         verschneiden und daraus die bestmög-           Autor
Dienstleister ausgegeben werden.          lichen Schlüsse für die Kunden- und
    Die Kartengrundlagen bilden die       Mitgliederbetreuung zu ziehen. Durch           Anton Heidobler, Dipl.-Ing. Forst, Ge-
Open Street Map, NavLog-Daten mit         die Archivierung der Daten kann auch           schäftsführer der FBG Aitrach-Isar-
Orthofotos sowie die DPK im Maß-          bei Folgeberatungen auf umfangrei-             Vils w. V., http://www.fbg-aiv.de
stab 1:5.000 und die DTK im Maß-          ches Wissen aus der Vergangenheit zu-
stab 1:25.000. Darüber hinaus können      rückgegriffen werden. Mittels Desk-

INTELLIGENTE KRANSTEUERUNG (IBC) KENNZEICHEN
EINES JOHN-DEERE-HARVESTERS
Günther Satzinger, Zissersdorf

Funktionsprinzip
Durch den Einsatz des neuartigen
Steuerungskonzepts IBC steuert der                                              Paralleleinzug
Fahrer direkt die Spitze des Auslegers,
statt die Segmente einzeln zu bedienen.
    Die Teile des Krans (Anheben, Pa-                          Ausfahren
                                                                                                   Anheben
ralleleinzug, Ausfahren, Schwenken)
werden entsprechend der jeweiligen
Arbeitsphase automatisch gesteuert.
Dies umfasst das Aufnehmen und Fäl-
len des Baumes, den Wechsel in Ho-
rizontallage und die Verarbeitung.                                                 Schwenken
Durch die intelligente Steuerung lau-
fen die Bewegungen des Krans logisch
und geschmeidig ab.
    Durch diese ergonomische Ver-
besserung kann den ganzen Arbeitstag
über – oftmals bis zu 12 Stunden unter    Die unterschiedlichen Kranfunktionen (Anheben, Paralleleinzug, Ausfahren, Schwenken)
schwierigen Bedingungen – eine hohe       Bei Harvester-Einsätzen entfallen 70 % der Arbeitszeit der Maschine auf die Arbeit mit dem
Leistung erbracht werden. Der Fahrer      Kran. IBC ermöglicht eine deutlich höhere Arbeitsgeschwindigkeit des Krans und steigert so
kann mehr Augenmerk auf die Arbeits-      die Produktivität. Durch Referenzmessungen und Rückmeldungen von Großkunden wurde
planung, Verarbeitung sowie die Sorti-    eine Produktivitätssteigerung von 10 bis 15 % ermittelt.
mentsablage legen, so dass die Gesamt-
produktivität der Maschine steigt und
der Kraftstoffverbrauch je produzier-

                                                                                                                                       15
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     ten Kubikmeter Holz sinkt. Durch die           Schwenken zu einer höheren Umfangs-        Autor
     bessere Steuerung werden auch Vibra-           geschwindigkeit bei längerer Reich-
     tionen, Ruckeln und Stöße am Ausle-            weite des Auslegers. Bei IBC wird dies     Günther Satzinger ist Marketing and Pro-
     ger und damit die Materialermüdung             dadurch ausgeglichen, dass das Steuer-     duct Support Manager bei John Deere
     verringert.                                    signal beim Schwenk entsprechend der       Forestry Oy / Lokomonkatu 21, PO Box
         An den folgenden vier Fallbeispie-         Kranreichweite (Schwenkradius) gere-       474, FIN-33101 Tampere, Finland
     len werden die grundlegenden Vorteile          gelt wird. Dadurch lässt sich der Kran     www.deere.com/forestry
     von IBC im allgemeinen Einsatz illus-          präziser steuern und wirksamer einset-
     triert:                                        zen. Dieser Vorteil kommt vor allem
         Bei konventionellen Systemen               beim Durchforsten zum Tragen, da
     führt eine ähnliche Bewegung des               eine Beschädigung der verbleibenden
     Multifunktionshebels (Befehl) beim             Bäume dadurch vermieden wird.

     Bei der Aufnahme wird das Aggregat automatisch entlang der         Beim „Paralleleinzug“ wird das Aggregat automatisch auf die opti-
     gewünschten Bahn bewegt                                            male Höhe zur Verarbeitung des Baums gebracht. Die Erweiterung
                                                                        wird so angetrieben, dass beim Entasten die Materialermüdung des
                                                                        Krans verringert wird (Einzug durch das Harvester-Aggregat).

     Die vertikale Bewegung der Kranspitze wird ebenfalls mit einer     Die Umfangsgeschwindigkeit der Kranspitze wird entsprechend der
     einzigen Bewegung des Multifunktionshebels gesteuert.              Reichweite des Auslegers geregelt. Die gestrichelte Linie zeigt die
                                                                        Bewegungen konventioneller Systeme, die durchgehende Linie die
                                                                        von IBC.

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PROFESSIONELLES, GEEICHTES FOTOOPTISCHES
POLTERWALDMASS MIT sSCALE TM – ALS VERMES-
SUNGSDIENSTLEISTUNG FÜR DEN KOMMUNAL-
UND PRIVATWALD
Christian Stuhlmann, Brück, und Ulrich Heindl, Unterschleißheim

D
          as Polterwaldmaß entsteht zu       in Deutschland bewährt. Betriebe, die        für jeden Kundenbereich separat or-
          einem Schlüsselzeitpunkt –         mit sScale™ ihre Logistikprozesse op-        ganisiert werden. Diese Plattform steht
          am Ende der Rundholzbereit-        timieren und kontrollieren, sind die         dem Kunden über einen gesicherten
stellung und zu Beginn nachgelagerter        Bayerischen Staatsforsten, Thüringen         Zugang für sein Polterdatenmanage-
Geschäftsprozesse, wie der Vermark-          Forst, Landeszentrum Wald Sachsen-           ment zur Verfügung und ist sehr ein-
tung, internen Abrechnung und Lo-            Anhalt, Landesbetrieb Forst Branden-         fach bedienbar. (Abb. 2+3)
gistik. Alle Akteure der Rundholzbe-         burg, Bundesforst und einzelne große              Die eigentliche Vermessungsein-
reitstellung und Logistik profitieren        Privatwaldbetriebe. Insgesamt sind in        heit von sScaleTM ist eine 3D-Stereoka-
von einem rechtssicheren, exakten            Deutschland derzeit 15 Messsysteme           mera, die über einen Bildschirm vom
und dokumentierten Waldmaß. Dem              im Einsatz – alle geeicht. Da mit einer      Fahrer im Auto bedient wird. Im Vor-
Privat- und Körperschaftswald kann           Vermessungseinheit pro Jahr zwischen         beifahren wird eine Fotosequenz des
jetzt auch für geringere und unregel-        200- und 400-Tausend Festmeter mit           Polters mit den Stereokameras aufge-
mäßige Polteraufkommen eine profes-          einer standardisierten Prozessquali-         nommen, die eine fotooptische Ver-
sionelle, rechtssichere und dokumen-         tät vermessen werden, war sScale™ als        messung der Polterfrontfläche und bei
tierte Vermessungsdienstleistung mit         Instrument zur Prozessoptimierung            Bedarf eine automatisierte Stückzahl-
sScaleTM angeboten werden.                   bisher nur großen Forstbetrieben mit         ermittlung mit Durchmesserverteilung
                                             entsprechendem Holzanfall vorbehal-          der Stammstirnflächen ermöglicht.
Das 3D-Stereokamerasystem sScaleTM           ten. Mit dem Angebot einer unabhän-          Alle Polterdaten stehen sofort zur Ver-
ist seit Beginn 2016 als Flächenmessge-      gigen externen Vermessungsdienstleis-        fügung und können vor Ort vom Sys-
rät nach deutschem Mess- und Eichge-         tung kann nun auch dem Privat- und           temnutzer verifiziert werden. Durch
setz eichfähig. Der geeichte bzw. kon-       Kommunalwald mit geringerem oder             den Einsatz starker LED-Scheinwer-
formitätsbewertete Messwert ist die          unregelmäßigem Holzanfall ein pro-           fer – platziert zwischen den Kameras –
Polterfrontfläche, die als Basis für die     fessionelles, rechtssicheres Waldmaß         ist eine Vermessung rund um die Uhr
Herleitung des Raummaßes und ande-           angeboten werden. (Abb. 1)                   und unter allen Witterungsbedingun-
rer verkaufsrelevanter Volumenpara-              Grundsätzlich besteht das System         gen möglich und garantiert standardi-
meter benutzt wird.                          sScaleTM aus einer internetbasierten         sierte Vermessungsergebnisse, die dem
     Mit über 25 Millionen vermessenen       Serverplattform, mit der Vermessungs-        Kunden zeitnah auf der Serverplatt-
Festmetern hat sich sScale™ seit 2008 im     aufträge angelegt und das Polterdaten-       form online zur Verfügung stehen.
forstlichen Alltag großer Forstbetriebe      management sowie der Datenexport

Abb. 1: Dokumentation der Polterfrontflächenvermessung mit sScale™ und eingeblendeten Kontrollhöhen
Das Konzept sScaleTM

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