TrendGuide 2021 Digitale Gesundheit - EHEALTHCOM - E-HEALTH-COM

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TrendGuide 2021 Digitale Gesundheit - EHEALTHCOM - E-HEALTH-COM
TrendGuide 2021
Digitale Gesundheit

               EHEALTHCOM
TrendGuide 2021 Digitale Gesundheit - EHEALTHCOM - E-HEALTH-COM
Digitalisierung und Vernetzung
im Gesundheitswesen
dedalusgroup.de
TrendGuide 2021 Digitale Gesundheit - EHEALTHCOM - E-HEALTH-COM
Editorial

                    Impulse zur
                    Digitalisierung
                    Auch gut ein Jahr nach Ausbruch der Pandemie bestimmt COVID-19 sowohl die
                    gesellschaftliche Diskussion als auch die Entwicklung digitaler Gesundheitslösun-
                    gen, wie nicht zuletzt die Entscheidung zur zeitnahen Entwicklung und Einfüh-
                    rung des elektronischen Impfnachweises auf EU-Ebene zeigt. Viele Digital-Health-
                    Anwendungen wie die Videosprechstunde oder elektronische Terminservices ha-
                    ben in der Corona-Krise einen regelrechten Boom erlebt und werden auch danach
                    einen festen Platz in der Gesundheitsversorgung einnehmen. Neue Gesetze wie
                    das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) und das Digitale-Versorgung-und-Pflege-
                    Modernisierungs-Gesetz (DVPMG) lösen Dynamiken im digitalen Gesundheits-
Anne Wolf           markt aus, die lange fällig waren. Denn eines hat die Pandemie nicht nur, aber
Projektleitung,
                    auch im Gesundheitswesen gezeigt: Die Digitalisierung hat in Deutschland gro-
Chefin vom Dienst
                    ßen Aufholbedarf und ist gerade in pandemischen Zeiten ein wichtiges Tool zum
bei E-HEALTH-COM
                    Schutz der Bevölkerung. Sie ist kein Allheilmittel im Kampf gegen COVID-19, aber
                    leistet einen wichtigen Beitrag zur Aufrechterhaltung unseres Gesundheitssystems.
                    Wie es weitergehen kann, auch nach der Pandemie, skizziert u.a. das Gutachten
                    des Sachverständigenrats Gesundheit (SVR) mit dem Titel „Digitalisierung für Ge-
                    sundheit – Ziele und Rahmenbedingungen eines dynamisch lernenden Gesund-
                    heitssystems“, dessen Lektüre ich ausdrücklich empfehlen kann. Wir dürfen ge-
                    spannt sein, ob und wie diese Ratschläge von der Politik aufgegriffen werden,
                    insbesondere da eine neue Legislatur vor der Tür steht.

                    In der inzwischen achten Auflage des TrendGuide bestimmt die Corona-Pandemie
                    auch den Blick auf die Digitalisierung im Gesundheitswesen: Dass „digital nichts
                    normal“ ist und der Lockdown digitale Gewinner:innen und Verlierer:innen her-
                    vorbringt, zeigt Dr. Schachinger auf. Er hat untersucht, wie die Pandemie die Nut-
                    zung und Marktstrukturen von Gesundheits-Apps in Deutschland verändert hat.
                    Was sich aus den Erfahrungen mit der Corona-Warn-App für die Einführung der
                    elektronischen Patientenakte (ePA) lernen lässt, haben Dr. Kostera und Dr. Etgeton
                    zusammengetragen. Eine zentrale Erkenntnis ist, die Perspektive der Nutzer:innen
                    – sowohl der Patient:innen als auch der Gesundheitsberufe – dabei einzubeziehen.
                    Und selbstverständlich geben wir – wie in den letzten Jahren auch – mit den
                    Markttrends eine Übersicht über die aktuelle Studienlage zu den Entwicklungen
                    im Gesundheits-IT-Bereich, die Bernhard Calmer, Viktoria Hasse und Andreas
                    Kassner kommentieren.

                    Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre und bleiben Sie gesund!

                    Anne Wolf

                                                                                                    3
TrendGuide 2021 Digitale Gesundheit - EHEALTHCOM - E-HEALTH-COM
0 Xxx Informationssysteme | Xxx Xxxxxx

        Inhalt

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TrendGuide 2021 Digitale Gesundheit - EHEALTHCOM - E-HEALTH-COM
Trends                             Unternehmen                           Service

 08	Gesundheits-Apps              40   Informationssysteme               71   Firmenverzeichnis
      Digital ist nichts normal         KIS, PDMS, KIS-Plattform
                                                                          74   Veranstaltungen
 14	ePA-Einführung                48   Archivierung, Dokumen-
      Lehren aus den Erfahrungen        ten- und Bildmanagement
      mit der Corona-Warn-App           Archivierung, Patientenportal,

 20   Markttrends im Überblick
                                        Vendor Neutral Archive
                                                                         Standards
                                   58   Vernetzung
 26	Trends der Verbände                Telematikinfrastruktur, ePA       03   Editorial

 34   Trends der Branche           64   Krankenhausmanagement             76	Schlagwortverzeichnis |
                                        Management, 			                        Firmenfindex / Impressum
                                        Datenmanagement

                                                                                                        5
TrendGuide 2021 Digitale Gesundheit - EHEALTHCOM - E-HEALTH-COM
0 Xxx Informationssysteme | Xxx Xxxxxx

        Trends

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08	Gesundheits-Apps              26	Verbände-Statements
     Digital ist nichts normal        Mit Statements von
                                      Verbändevertretern aus dem
14	ePA-Einführung                    E-Health-Bereich
     Lehren aus den Erfahrungen
     mit der Corona-Warn-App      34	Branchen-Statements
                                      Mit Statements von
20	Markttrends im Überblick          Unternehmensvertretern der
     Mit Kommentaren von              Gesundheits-IT-Branche
     Bernhard Calmer, Viktoria
     Hasse und Andreas Kassner

                                                               7
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Trends | Digitaler Gesundheitsmarkt

              Gesundheits-Apps
              Digital ist
              nichts normal

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Der Lockdown produziert digitale Gewinner:innen und Verlierer:innen.
Ist eine Neuausrichtung Ihrer Digital-Health-Strategie auf vulnerable
Zielgruppen und Patient:innen erforderlich?

Dr. Alexander Schachinger

C
                                                      Online-Sprechstunden exponentiell am
                orona verändert die Nutzung und       Wachsen – aber nicht bei jedem
                die Marktstrukturen von Gesund-       Seit Herbst 2020 hat sich die Zahl der Online-
                heits-Apps: Online-Sprechstunden      Sprechstunden mehr als verdoppelt. 4,6 Prozent der
                gewinnen stark an Reichweite, wäh-    Bürger:innen haben Ende 2020 eine Arzt- oder Psy-
                rend andere Anwendungen erstma-       chotherapeuten-Sprechstunde online in Anspruch
lig stagnieren oder zurückgehen. Der EPatient Sur-    genommen, sechs Monate später, hat sich diese
vey, mit 5 100 Befragten die umfangreichste und       Zahl auf 10,7 Prozent mehr als verdoppelt. Auch die
repräsentative Studie zum E-Health-Markt zeigt        chat- oder videobasierte Konsultation mit nichtärzt-
aber auch, dass digitale Angebote nicht bei denen     lichen Fachberufen, wie beispielsweise Hebammen,
ankommen, die sie am meisten benötigen. Der di-       Physiotherapeut:innen und ähnlichen nimmt zu
gitale Nachzügler Deutschland kann jetzt von den      (derzeit bei 5 %). Allerdings sind mehr als drei von
Erfahrungen anderer Länder lernen: Um vulnerab-       vier Nutzer:innen eher urbane Akademiker:innen
le Gruppen mit Digital Health zu erreichen, braucht   mit weniger chronischen Diagnosen.
es spezielle, oftmals hybride Begleitmaßnahmen.
Der repräsentative Aufbau des Datensatzes ermög-      Einmal digital, heißt immer wieder digital. Wer Kas-
licht produkt- und zielgruppengenaue Trend­       -   sen-Apps nutzt, das sind rund 18 Prozent der Bevölke-
analysen.                                             rung, nutzt auch die Online-Sprechstunde stärker.

                                                                                                              9
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Trends | Digitaler Gesundheitsmarkt

                            Einmal digital, heißt immer wieder
                       digital. Wer Kassen-Apps nutzt, das sind
                       rund 18 Prozent der Bevölkerung, nutzt
                       auch die Online-Sprechstunde stärker.

        Achtsamkeit und Prävention nimmt zu
        Der virtuelle Ersatz des Fitnessstudios erfreut sich   Temporärer Verlierer: Online-Terminbuchungen
        steigender Nachfrage: Digitale Sportkurse, aber        Als vorübergehendes Phänomen kann auch der
        auch Ernährungs- und Achtsamkeitsangebote stei-        Rückgang bei Online-Arztterminen betrachtet wer-
        gen in der Nutzung: Die Verbreitung von digitalen      den. Die Ärzt:innen haben vielfach ihre Sprechzei-
        Gesundheitskursen wuchs von 14 auf 18 Prozent.         ten reduziert, manche haben die Online-Buchung
                                                               gar ausgesetzt. Vor diesem Hintergrund betrachtet
        Medikamenten- und Diagnostik-Apps verlieren            der E-Health-Marktbeobachter die entsprechende
        Der leichte Marktrückgang von Apps für Medika-         Entwicklung als Übergangsphänomen. Innerhalb
        mente und Diagnostik (bspw. Medikamenten-Apps          von sechs Monaten ist die Nutzung von 33 Prozent
        von 11 % auf 9 % in den letzten sechs Monaten)         auf 25 Prozent eingebrochen – jedoch nicht in allen
        kommt unerwartet. Denn die im Survey insgesamt         Zielgruppen gleichermaßen.
        über 19 abgefragten E-Health-Anwendungen wei-
        sen in der Regel stets ein Wachstum auf. Erste Er-     Klinik-Apps
        klärung: Auch durch die Reduktion von Arztbesu-        Digitale Patientenanwendungen rund um Klinik-
        chen und somit verordneten Therapien kann der          oder Reha-Behandlungen entwickelten sich von
        leichte Rückgang dieses App-Segments erklärt wer-      2016 zu 2021 von 1 Prozent auf 5 Prozent leicht, aber
        den. Der Patient selbst, aber auch Ärzt:innen und      stabil steigend. Hier entstehen neue digitale Versor-
        Apotheker:innen spielen dabei eine Rolle als           gungsszenarien, welche auch durch unsere Markt-
        Empfehlungsgeber:innen für Apps.                       datenbank aller Anbieter:innen bestätigt wird.

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Marktentwicklung ausgewählter E-Health-Anwendungen

40%

                                                     33%             33%

30%                                    28%

                             24%                                                         25%

20%                                                                                      18%
                   17%                                                  17%
                                                      15%
                              14%       14%
                                                      12%                                               Online-Arzttermine
                   11%       11%                                        11%              11%
                                                                                                       Online-Kurse zu
                                                                                                       
10%
                                                                                          8%           Gesundheit/Prävention
        5%                                                             5%
                                                                                                       Online-Videosprech-
                                                                                                       
                                                      3%
                                                                                                       stunde (Ärzte, Psych.therap.)
         1%        1%         1%        1%
 0%                                                                                                    Medikamenten-Apps
        2016      2017      2018     2019            2020        2020 (Q4)           2021 (Q1)

                                      Quelle: EPatient Survey Data Q1 (n=5.112), epatient-survey.de

Lockdown ändert Markt- und
Empfehlungsstrukturen
Der Lockdown hat die Wege verändert, auf denen                       dem Arzt auf ihrem Smartphone wächst. Eine Lö-
die App zum Patienten kommt. Arztpraxen verlie-                      sung für dieses Dilemma: Hybridszenarien für
ren erstmals an Reichweite als E-Health-Empfeh-                      Digital Health, also die Integration der Gesund-
lungsgeber (von 14 % auf 10 % innerhalb der letzten                  heits-App am Point-of-Care vor Ort.
sechs Monate), die Kanäle der Kassen zum Versi-
cherten gewinnen deutlich (von 13 % auf 23 %). Und                   Rein ins Netz heißt raus aus dem Netz
auch andere Vor-Ort-Kanäle gewinnen leicht (bei-                     Damit digitale Anwendungen ihren Nutzen bei den
spielsweise Apotheken).                                              relevanten unterversorgten Zielgruppen entfalten
                                                                     können, müssen sie raus aus dem Netz. Ein nach-
Der Lockdown verschärft Unterversorgung und                          haltiger Ansatz ist die Integration von digitalen
den Digital Health Gap                                               Gesundheitshelfer:innen in der Versorgung vor Ort
Der Rückgang von Arztbesuchen vor Ort durch den                      in Form von „Hybridlösungen“ (Kombination von
Lockdown trifft chronische Patient:innen und bil-                    digital und analog), beispielsweise in Arztpraxen,
dungsferne Schichten besonders. Denn vor allem                       Apotheken, weiteren lokalen Leistungs­erbrin­ger:in­
bessergestellte Bevölkerungsgruppen mit meist nur                    nen oder gar dem Einzelhandel (Drogerien u. ä.).
akuten Beschwerden konsultieren während des                          Der repräsentative Datensatz des EPatient Survey
Lockdowns den Arzt online. Die Schere zwischen                       ist auf Anfrage für differenzierte Analysen App-
chronischen und weniger digital affinen                              spezifischer Kommunikations- und Versorgungs-
Patient:innen und den digital fitten Milieus mit                     pfade verfügbar.

                                                                                                                                       11
Trends | Digitaler Gesundheitsmarkt

             Veränderung der Vertriebskanäle von E-Health-Anwendungen zum Patient und Nutzer (Auswahl)

                                                                                       2020, Q4              2021, Q1

              25%

              20%                     23 %
                                                      22 %

              15%                                              18 %
                          +10%
              10%                                                                        14 %
                           13 %                                                                         -4%
              10%                                                                                      10 %

               5%

               0%

                        Über meine                  Familie, Freunde                 Über meine
                        Krankenkasse (Online,                                        Arztpraxis
                        App, Zeitschriften evt.)

                                                                   Quelle: EPatient Survey Data Q1 (n=5.112), epatient-survey.de

                                                                 Fazit für Sie als Player auf dem digitalen
                                                                 Gesundheitsmarkt
        Einzelne erfolgreiche Beispiele gibt es auch im          Als Leistungserbringer:in wird es Zeit, sich basie-
        deutschsprachigen Raum:                                  rend auf einem unabhängigen Markt- und Zielgrup-
        • Preventicus ist eine Screening-App für Herz-           penwissen strukturiert digitale Versorgungslösun-
           Kreislauf-Prävention, welche über die Kranken-        gen anzueignen. Gerade Leistungserbringer:innen
           kassen postalisch als Präventionsangebot an           haben einen deutlichen Vorteil, weil sie ihre Vor-
           Risikogruppen gestreut wird.                          Ort-Präsenz ideal mit digitalen Gesund­heits­hel­
        • Die Coaching-App Caspar Health wird Reha-              fer:innen erweitern können.
           Patient:innen während und nach einer Behand-
           lung in Rehazentren vorgestellt.                      Als Hersteller ist es im Wettbewerb umso relevan-
        • Und in der Schweiz erhalten die Patient:innen          ter, aufgrund der für Nutzer:innen und Patient:innen
           bei Abgabe eines Rezepts für Antibiotika den          schwierigeren Produkt- und Markensichtbarkeit ein
           Antibiotika-Coach direkt am Apothekentresen.          Alleinstellungsmerkmal entweder patientenseitig
        Für eine umfassende Übersicht aller digitalen Ver-       oder aufseiten der Verordner:innen und Kosten­
        sorgungslösungen siehe: epatient-analtics.com/           träger:innen zu etablieren. Kennen Sie Ihre digita-
        ehealthmarkt.                                            len Patient:innen.

12
Zum EPatient Survey

       Der Lockdown hat                              Der Datensatz bietet repräsentative
                                                     Zielgruppendaten zum digitalen Patienten und
  die Wege verändert, auf                            E-Health-Konsumenten in Deutschland. Zwei Mal

  denen die App zum                                  im Jahr werden 5 000 Bürger:innen und
                                                     Patient:innen zu ihrer Nutzung von digitalen
  Patienten kommt. (...)                             Gesundheits- und Medizinanwendungen quotiert
                                                     für die deutsche Bevölkerungsstruktur befragt.
  Die Schere zwischen                                Die Datenbasis erlaubt genaue Zielgruppen- und

  chronischen und                                    Bench-markanalysen sowie Markttrends auf
                                                     Anfrage: Apps vom Arzt, Online-Konsultationen,
  weniger digital affinen                            Werbekanäle, Krankheiten, Kassenzugehörigkeit,
                                                     Zahlungsbereitschaft, Verbreitungstrends,
  Patient:innen und den                              Regionalität, soziodemografische

  digital fitten Milieus mit                         Zusammensetzung und vieles mehr. Hersteller,
                                                     Kostenträger und weitere
  dem Arzt auf ihrem                                 Unternehmenssegmente nutzen dieses

  Smartphone wächst.
                                                     Zielgruppenwissen für eine faktenbasierte
                                                     E-Health-Strategie.
                                                     epatient-survey.de

                                                     Zu EPatient Analytics
                                                     Die EPatient Analytics GmbH analysiert seit 2010
Als Kostenträger hat man ebenfalls über die Kanäle   Zielgruppen und Angebote auf dem digitalen
zu seinen Versicherten ideale Voraussetzungen,       Gesundheitsmarkt. Unsere Marktdaten
stimmig digitale Anwendungen zu platzieren. Vor-     ermöglichen eine faktenbasierte digitale
aussetzung: Eignen Sie sich unabhängige Zielgrup-    Patienten- und Versorgungsstrategie. Wir reden

pen- wie auch Lösungsübersichten an, um fakten-      nicht, wir zeigen. Wir vermessen die Wirklichkeit
                                                     des digitalen Gesundheitsmarktes ohne Agenda
basiert planen zu können (mehr hierzu: siehe
                                                     oder Abhängigkeiten. Wir liefern keine „Berichte“ –
Faktenbox).
                                                     wir liefern Zahlen und Entwicklungen aus der
                                                     Wirklichkeit. Das ist unser Alleinstellungsmerkmal.
                                                     Wir verdichten den Markt für Entscheider.
              AUTOR
                                                     epatient-analytics.com
              Dr. Alexander Schachinger
              ist Gründer und Geschäftsführer der
              EPatient Analytics GmbH

                                                                                                           13
Trends | ePA-Einführung

             ePA-
             Einführung
             Lehren aus den
             Erfahrungen mit der
             Corona-Warn-App

14
2021 ist das Jahr, in dem die elektronische Patientenakte (ePA)
schrittweise eingeführt wird. Der Lackmustest für eine erste
bundesweit ausgerollte digitale Anwendung war die
Corona-Warn-App. Was lässt sich aus diesen Erfahrungen
lernen, um die ePA, vor allem hinsichtlich ihrer Akzeptanz,
zum Erfolg zu führen? Dazu haben wir eine repräsentative
Befragung und ein Expertengespräch durchgeführt.

Dr. Stefan Etgeton
Dr. Thomas Kostera

N
               icht die erste, aber die beste sollte
               sie sein – inzwischen verzeichnet       Seit Januar haben alle gesetzlich Versicherten in
               sie 26 Millionen Downloads: die         Deutschland Anspruch auf eine elektronische Pati-
               Corona-Warn-App (CWA). Um her-          entenakte ihrer Krankenkasse. Doch bisher findet
               auszufinden, unter welchen Voraus-      das Angebot kaum Beachtung. Eine Anfrage des
setzungen die Einführung einer digitalen Gesund-       Bayerischen Rundfunks bei den vier größten Kas-
heitslösung für die breite Bevölkerung gelingen        sen bestätigte: Jeweils weniger als ein Prozent der
kann und wie sich die Akzeptanz dafür steigern         Versicherten nutzen sie. Trotz einiger Kontroversen
lässt, haben wir das Meinungsforschungsinstitut        vor dem Start steht es um die Nutzung der Corona-
Kantar beauftragt, eine repräsentative Umfrage         Warn-App besser: Mitte Juni wurde sie veröffent-
von Smartphone-Nutzer:innen durchzuführen              licht. Nur eine Woche danach hatten bereits knapp
– und anschließend aus den Ergebnissen die wich-       zwölf Millionen Menschen sie auf ihrem Smartpho-
tigsten Lehren für die Einführung der elektroni-       ne installiert. Inzwischen sind es immerhin 26 Mil-
schen Patientenakte (ePA) destilliert.                 lionen Downloads.

                                                                                                             15
Trends | ePA-Einführung

                                 Die ePA kann dann einen hohen
                          individuellen Mehrwert für Anwendende
                          haben, wenn sie Schnittstellen in bereits
                                 genutzte spezielle digitale
                             Gesundheitsanwendungen bietet.

        Wir haben uns gefragt: Kann man aus der Einfüh-
        rung einer digitalen Anwendung wie der Corona-        • Die Bereitschaft, Daten zu teilen, lässt sich durch
        Warn-App etwas für die Implementierung der elek-         kluge Grundeinstellungen mit einer Wider-
        tronischen Patientenakte lernen? Um mehr über die        spruchsoption fördern, also wenn Nutzer:innen
        Voraussetzungen für die Akzeptanz der Corona-            die Datenhoheit behalten und das Teilen von Da-
        Warn-App zu erfahren, hat das Meinungsfor-               ten individuell deaktivieren können (Opt-out).
        schungsinstitut Kantar im Auftrag der Bertels-        • Der stufenweise Ausbau der ePA-Funktionalitä-
        mann Stiftung Anfang Dezember 2020 eine                  ten sollte transparent kommuniziert werden, um
        repräsentative Befragung von 1 017 Smartphone-           keine falschen Erwartungen zu wecken und
        Nutzer:innen durchgeführt. Die Ergebnisse dieser         Frustration zu vermeiden.
        Umfrage haben wir in einem Experten-Workshop          • Als Anbieterinnen der ePA sollten insbesondere
        mit Vertreter:innen aus Wissenschaft, Verbänden,         Krankenkassen die Phasen der Einführung pro-
        Krankenkassen, Ärzteschaft und Datenschutz dis-          aktiv kommunizieren.
        kutiert. Welche Schlussfolgerungen sich daraus ab-    Die Umfrage zeigt: Einerseits steigen Download-
        leiten lassen, haben wir hier zusammengefasst.        Zahlen der Corona-Warn-App mit zunehmender IT-
                                                              Kompetenz der Nutzer:innen sowie deren Grad an
        Die Kernergebnisse in Kürze:                          Erfahrungen mit anderen digitalen Gesundheits-
        • Der Schlüssel zur Akzeptanz von digitalen Ge-       anwendungen. Andererseits orientieren sie sich ins-
          sundheitslösungen ist eine rasche individuelle      besondere an den nützlichen Funktionalitäten: Der
          Nutzenerfahrung: Am besten lassen sich              wichtigste Grund, sich die App herunterzuladen,
          Anwender:innen gewinnen, wenn diese einen           war, damit eigene Kontakte warnen zu können
          konkreten Nutzen für sich erfahren.                 (91 %), aber auch einen Beitrag zur Pandemiebewäl-
        • Die Bevölkerung hat prinzipiell eine hohe Bereit-   tigung zu leisten (90 %). Bei denen, die die App
          schaft, Gesundheitsdaten zu teilen, sofern der      nicht heruntergeladen haben, war der fehlende in-
          Zweck als sinnvoll erachtet wird.                   dividuelle Nutzen der Hauptgrund (52 %).

16
Motive der Nicht-Nutzer – Fremd- und Eigennutz geht vor Datenschutz
               Die Nutzung der CWA folgt eigennützigen wie altruistischen Motiven – bei Vorbehalten
                                dominiert der persönliche Nutzen gegenüber Datenschutzbedenken

                Ich nutze CWA nicht ...

                                                                                       52 %
      App hat keinen persönlichen Nutzen                                                  56 %
                                                                                     49%

                                                                                 45 %
   keine tägliche Konfrontation mit Corona                                39 %
                                                                                     49 %

                                                                              41 %
                 wenig anonyme Kontakte                                 36%
                                                                                          52%

                                                                    32%
   App nützt nichts, um Ämter zu entlasten                            35%
                                                              26%

                                                                  31%                   Gesamt
       fürchte Überwachung der Konzerne                         28%                     Abitur
                                                                    33%                 Hauptschule

                                                                                     Basis: Repräsentative Bevölkerungsumfrage
                                                           24%
                                                                                     im Auftrag der Bertelsmann Stiftung, durch-
      fürchte Überwachung der Regierung                  20%                         geführt von KANTAR. Befragungszeitraum
                                                                    32%              04. – 10.12.2020. Anzahl der Befragten 1.017.

Auch bei der Einführung der ePA sollte die Alltags-          „Early Adopters“ zu setzen – also auf jene, die sol-
tauglichkeit ihrer Funktionen im Zentrum stehen.             chen digitalen Angeboten prinzipiell offen gegen-
Dafür sollten Nutzer:innen sowohl auf der Patien-            überstehen und als „Multiplikator:innen“ für eine
ten- als auch auf der Ärzteseite in die Entwicklung          Anwendung fungieren können.
und Priorisierung aktiv einbezogen werden, denn
nur so lassen sich die Funktionalitäten herauskris-          Konkret bedeutet das für die ePA, in der Startphase
tallisieren, die den Anwendenden einen echten                sich vor allem auf jene Funktionalitäten zu fokus-
Mehrwert bieten.                                             sieren, die in dieser Gruppe einen besonderen Nut-
                                                             zen und Alltagsvorteile versprechen. Beispielsweise
Unmittelbarer Alltagsnutzen entscheidet über                 die Integration des E-Rezepts in die ePA, was insbe-
Akzeptanz                                                    sondere Berufstätigen eine Erleichterung bieten
Zwar zeigt die Umfrage ebenso, dass insbesondere             dürfte. Nach und nach lassen sich dann auch jene
Menschen mit höherem Einkommen und Bildungs-                 Funktionen fokussiert weiterentwickeln, die für
abschluss die Corona-Warn-App nutzen und diese               Gruppen mit einem hohen Versorgungsbedarf be-
Gruppe demnach vermutlich generell digital affi-             sonders relevant sind: Etwa der elektronische Me-
ner ist. Aber anstatt erst nach möglichen Wegen zu           dikationsplan für chronisch Kranke oder der damit
suchen, diesen sozioökonomischen Effekt zu korri-            verknüpfte Arzneimittelcheck, der auch für Ältere,
gieren, erscheint es insbesondere zu Beginn der              die viele verschiedene Medikamente einnehmen
ePA-Einführung sinnvoller, auf diese Gruppe als              müssen, einen hohen Nutzwert haben kann.

                                                                                                                                     17
Trends | ePA-Einführung

                                Hohe Bereitschaft zur Übermittlung von positiven Corona-Testbefunden
                 Die Bereitschaft zur automatischen Testübermittlung steigt mit der CWA-Nutzung – bei Nichtnutzern
                              scheint das Bedürfnis nach Datensouveränität ausgeprägter zu sein als bei den Nutzern

             Datenübermittlung nach App-Nutzung

                                                                                                  40 %
                                         Ja, auf jeden Fall                                                                      62 %
                                                                                22%

                                   Ja, wenn deaktivierbar                            30 %
                                                (Opt-out)                         26 %
                                                                                       31 %

                             Ja, wenn eigens freischaltbar               17 %
                                                  (Opt-in)      10 %
                                                                                23 %

                                                                8%                               Gesamt
                                      Nein, auf keinen Fall 1                                    CWA-Download Ja
                                                                   15%                           CWA-Download Nein

                                                                                              Basis: Repräsentative Bevölkerungsumfrage
                                                              5%
                                          k- A. /weiß nicht 0                                 im Auftrag der Bertelsmann Stiftung, durch-
                                                                                              geführt von KANTAR. Befragungszeitraum
                                                                9%                            04. – 10.12.2020. Anzahl der Befragten 1.017.

        Außerdem kann die ePA dann einen hohen indivi-
        duellen Mehrwert für Anwendende haben, wenn
        sie Schnittstellen in bereits genutzte spezielle digi-
        tale Gesundheitsanwendungen bietet: So könnte
        beispielsweise ein Patient mit Diabetes sehr davon
        profitieren, wenn Daten aus seiner Diabetes-App
        automatisch mit seiner ePA synchronisiert würden.

        Große Bereitschaft zum Datenteilen, wenn die                      Dieser Befund lässt sich auch auf die ePA und ihre
        Letztkontrolle gewahrt bleibt                                     Möglichkeiten, Daten zu nutzen, übertragen: Versi-
        Die Umfrage zur Nutzung der Corona-Warn-App                       cherten sollte das Teilen von Daten leicht gemacht
        legt zudem nahe, dass die Bereitschaft, Gesund-                   werden. Dabei müssen sie schnell erfassen können,
        heitsdaten zu teilen, sehr hoch ist: 62 Prozent jener,            zu welchem Zweck sie dies tun und welchen Nutzen
        die die App installiert haben, wären grundsätzlich                sie selbst oder die Gesellschaft, also etwa die For-
        bereit, ein positives Testergebnis automatisch wei-               schung, davon haben. Zudem müssen sie die Kon­
        terzuleiten. Von denjenigen, die die App nicht in­                trolle darüber behalten, wer Zugriff auf ihre Daten
        stalliert haben, sagen das nur 22 Prozent – weitere               haben darf, und auf einfache Weise nachvollziehen
        31 Prozent würden es tun unter der Voraussetzung,                 können, wer Nutzungsrechte an ihren Daten haben
        dass sie diese Funktion deaktivieren (Opt-out) kön-               kann, wie etwa Forschungseinrichtungen oder
        nen. Datensouveränität scheint hier eine wichtige                 Krankenkassen. Voraussetzung: transparente ge-
        Voraussetzung für die Bereitschaft zu sein, Daten                 setzliche Rahmenbedingungen, die im Einklang
        zu teilen.                                                        mit Datenschutz und -sicherheit stehen.

18
Versicherten sollte das Teilen von Daten
                leicht gemacht werden. Dabei müssen sie
                schnell erfassen können, zu welchem Zweck
                sie dies tun und welchen Nutzen sie selbst
                oder die Gesellschaft, also etwa die
                Forschung, davon haben.

Nutzenerwartung kommunikativ nicht zu hoch              schaft oder Verbraucher- und Patientenverbänden.
schrauben                                               So sollten Kassen beispielsweise ePA-Nutzer:innen
Eine weitere wesentliche Erkenntnis aus den Erfah-      proaktiv über wesentliche Updates informieren
rungen der Corona-Warn-App: Die Frustration über        und darüber, welche Verbesserungen oder neuen
eine digitale Lösung kann groß sein, wenn die ge-       Funktionalitäten es mit sich bringt. Fest steht:
weckten Erwartungen an sie hoch sind und sich           Digitale Lösungen sind stets „Work in Progress“ –
nicht erfüllen oder erst viel später einlösen lassen.   man muss versuchen, die Nutzer:innen, soweit es
Probleme bei der digitalen Übermittlung von Corona-     irgend geht, auf diesem Weg mitzunehmen.
Testergebnissen oder zurückhaltende Einschätzun-
gen seitens der Gesundheitsämter über das Poten-        Der Beitrag wurde erstveröffentlicht im Blog
zial der CWA bei der Kontaktverfolgung sorgten          „ Der   digitale Patient“ der Bertelsmann Stiftung
angesichts der besonders hohen Entwicklungskos-         blog.der-digitale-patient.de/erfahrung-epa-cwa/
ten bei vielen für Enttäuschung.

Für die ePA bedeutet das: Nur wenn sie auch wirk-                      AUTOREN
lich funktioniert und das leistet, was von ihr erwar-                  Dr. Stefan Etgeton
tet wird, wird sie auf eine breitere Akzeptanz sto-                    Senior Expert Gesundheitspolitik
ßen. Dazu gehört auch, dass Krankenkassen als                          Bertelsmann Stiftung
Anbieterinnen der Anwendung ihre Versicherten
bei der Nutzung kommunikativ dauerhaft begleiten                       Dr. Thomas Kostera
und dazu motivieren – idealerweise in Abstim-                          Senior Expert Gesundheitssysteme
mung mit anderen relevanten Akteuren wie Ärzte-                        Bertelsmann Stiftun

                                                                                                             19
Trends | Markttrends

                       Markttrends
                                            im Überblick
Es gibt weltweit zahlreiche Studien, die interessante Hintergründe und Trends
im Bereich Health IT aufzeigen. Bernhard Calmer (CGM), Viktoria Hasse (bvitg)
     und Andreas Kassner (3M Deutschland) scannen solche Studien innerhalb
 der PG Trendreport des bvitg und ordnen sie ein. Hier präsentieren wir Ihnen
                                                einige Highlights daraus.

Gesundheitswirtschaft
Ergebnisse der gesundheitswirtschaftlichen
Gesamtrechnung des BMWi

Jeder 6. Erwerbstätige in Deutschland

                                                                      7,5
arbeitet in der Gesundheitswirtschaft.
Die Gesundheitswirtschaft trägt rund                                             Mio.
12 Prozent zum nationalen BIP bei.                                    Erwerbstätige

                                                                                                  Wir wussten ja

     16,6 %
                                                                                                  schon immer,
                          Anteil am                                                     dass das Gesundheits-
     Arbeitsmarkt der Gesamtwirtschaft
                                                                      372       Mrd.
                                                                      EUR Bruttowert-
                                                                                        wesen wirklich wichtig ist
                                                                                        und großes Potenzial hat.

     12 %           Anteil an der Brutto-
                                                                      schöpfung         Aber lesen Sie etwas über
                                                                                        die Digitalisierung im
     wertschöpfung der Gesamtwirtschaft                                                 Gesundheitswesen?
                                                                                        Vielleicht ändert das

     8,3 %             Anteil an den gesamten
                                                                                        KHZG das ja…

                                                                      131
     Exporten der Gesamtwirtschaft
                                                                             Mrd.
                                                                      EUR Exporte

Quelle: BMWI 2020

20
Digitalbranche Zahlen zur digitalen Gesundheitswirtschaft

                                                                                                                         Ein deutlicher Einbruch in
                                                                                                                         der gesamten ITK-Branche –
     Die digitale Gesundheitswirtschaft hat mit einer Bruttowertschöpfung von
                                                                                                                Ganz Gallien? Nein! Ein von
     5,8 Milliarden Euro einen Anteil von 6,8 Prozent an der gesamten
                                                                                                                unbeugsamen Galliern bevölkertes
     industriellen Gesundheitswirtschaft.
                                                                                                                Dorf hört nicht auf, dem Eindringling
                                                                                                                Widerstand zu leisten!

                                                                                                       Digitale Gesundheitswirtschaft:
                                                                                                       5,8 Mrd. Euro - Bruttowertschöpfung
                                                                                                       6,8 % Anteil an der BWS der gesamten
                                                                                                       industriellen Gesundheitswirtschaft
                               Gesamte industrielle
                               Gesundheitswirtschaft:
                               84,2 Mrd. Euro
                                                                             65,3 Tsd. Erwerbstätige
                               1,0 Mio. Erwerbstätige
                                                                             6,5 % Anteil am gesamten Arbeitsmarkt der
                                                                             industriellen Gesundheitswirtschaft

       Bitkom-ifo-Digitalindex Geschäftsklima, Geschäftslage und
       Geschäftserwartungen in der ITK-Branche

60

50

40

30

20                                                                                                                                       19,6

                                                                                                                                         12,4
10
                                                                                                                                         5,4
    Nov 14 Jan 15                Jan 16               Jan 17                  Jan 18                   Jan 19
0
                                                                                                                        Jan 20        Aug 20
-10

-20

-30

                           Geschäftslage         Bitkom-ifo-Digitalindex               Geschäftserwartungen

Quelle: oben: BVMed 25/20; unten: Bitkom 2020

                                                                                                                                                        21
Trends | Markttrends

Digitale Gesundheits-Start-ups & COVID-19 Wird die Corona-Pandemie
zur Initialzündung für die digitale Gesundheitsrevolution?

             COVID-19-bezogene Chancen                                            COVID-19-bezogene Herausforderungen
             für digitale Gesundheits-Start-ups                                   für digitale Gesundheits-Start-ups

             88 %                                                                 58 %
             ALLGEME IN                                                           INVESTOREN
             Größeres öffentliches Bewusstsein und Offenheit                      Zugang zu Liquidität und Wachstumskapital
             gegenüber digitaler Gesundheitsversorgung
                                                                                  50 %
             54 %                                                                 KOSTENTR ÄGER
             ALLLGEME IN                                                          Erhöhte Kostensensibilität
             Nachgewiesener medizinischer und/oder
             wirtschaftlicher Wert                                                46 %
                                                                                  REGULIERUNGSBEHÖRDEN
             35 %                                                                 Begrenzte Kapazität für administrative Prozesse
             KOSTENTR ÄGER
             Bevorzugen kosteneffiziente digitale                                 35 %
             Gesundheitslösungen                                                  DIEN STLE ISTER
                                                                                  Zugang zu Dienstleistern
             23 %
             INVESTOREN                                                           23 %
             Kapitalzufluss in den 'krisenfesten' digitalen                       ALLLGEME IN
             Gesundheitsbereich                                                   Begrenzte Kapazität für COVID-19-fremde Themen

             19 %                                                                 15 %
             REGULIERUNGSBEHÖRDEN                                                 PATIENTEN
             Weniger strenge Anforderungen und                                    Zugang zu Patient:innen
             administrative Prozesse
                                                                                  15 %
             19 %                                                                 PATIENTEN
             DIEN STLE ISTER                                                      Patientenbindung und Management
             Verbesserte technische Infrastruktur                                 ordnungsgemäßer Medikamenteneinnahme

             19 %                                                                 15 %
             INTERN                                                               INTERN
             Einführung neuer Arbeitsweisen                                       Fortführung und Skalierung von Geschäftsaktivitäten

             12 %                                                                 15 %
             INTERN                                                               INTERN
             COVID-19-spezifische Geschäftsmöglichkeiten                          Bindung und Rekrutierung von Mitarbeiter:innen

             8%                                                                   15 %
             INTERN                                                               SON STIGES
             Bessere Verfügbarkeit von Spitzenkräften

             23 %
             SON STIGES
                                                                        Es ist spannend zu sehen, dass Covid-19 als
                                                                        Chance für digitale Gesundheitslösungen
                                                               als fester Bestandteil der täglichen Gesundheits-
                                                               versorgung und des persönlichen Gesundheits-
                                                               managements gesehen wird.
Quelle: Strategy& 2020

22
COVID-19 & digitale Gesundheit Zu den Auswirkungen der
Corona-Pandemie auf die Digitalisierung im Gesundheitswesen

Anteil virtueller Patiententermine im Zuge der COVID-19-Pandemie

          8%                                          25 %                                                    15 %
             Vor Beginn                                     Seit Beginn                                       In 12-18 Monaten
           der Pandemie                                   der Pandemie

Mit dem Beginn der COVID-19-Pandemie in Deutschland
stieg nicht nur der Einsatz von Video­konferenzen an. Die           ↓ Hürden bei der Ausweitung der
                                                                    virtuellen Interaktion mit Patient:innen
befragten Mediziner:innen nutzen seitdem auch vermehrt
                                                                    sehen die Mediziner:innen vor allem im
E-Mails (61%) neben der bereits vor der Pandemie
                                                                    fehlenden menschlichen Kontakt bei
weitverbreiteten Telefonberatung (91%).
                                                                    der Diagnosestellung (84%).                                               Der Aspekt der Hürden
Für die kommenden 12 bis 18 Monate gaben die Befragten                                                                                        und Herausforderungen
an, die Patientenberatung auch künftig verstärkt per                ↓ Eine große Herausforderung sind                           ist aufschlussreich. Wäre das ein
                                                                    für 82% zudem die mangelnden
Video (35%), per E-Mail (59%) oder ­                                                                                            guter Ansatzpunkt für eine
                                                                    Fähigkeiten der Patient:innen im
per Telefon (94%) durchführen zu wollen.                                                                                        Telemedizin-Kampagne?
                                                                    Umgang mit den neuen digitalen Tools.

Dagegen haben Patienten-Monitoring-Apps mit aktuell
lediglich 7% bislang kaum Relevanz in der
Patientenkommunikation der Mediziner:innen und werden
nach deren Ansicht auch zukünftig nicht sehr viel
beliebter werden (8%).

                                                                                                                                    KI in der Pandemie
                                                                               Auswirkungen der Corona-Pandemie auf KI-Technologien

              Zunehmender Einsatz von KI-Technologie im Gesundheitssektor                          2 3                  52                           33

        Zunehmender Einsatz von KI-Technologie im beruflichen Kontext                      2       11                  47                    11

                Höherer Automatisierungsgrad in Industrie und Fertigung                   2        13              43                    15

              Verstärkte Forschung und Entwicklung von KI-Technologien                    2        13              39                   17

                           Entstehung neuer KI-basierter Geschäftsmodelle                  4       14            33                17

            Zunehmender Einsatz von KI-Technologie im Privaten                      4         27              27            5

               Verstärkte Investitionen in Quantencomputing                  13            29            14        9

                                                      Stimme überhaupt nicht zu         Stimme eher nicht zu            Stimme eher zu            Stimme zu

Quelle: oben: Strategy& 2020; unten: WN Deutschland

                                                                                                                                                                      23
Trends | Markttrends

Europa & E-Health Der STADA Health Report 2020 zeigt auf,
wie Europäer:innen die Zukunft im Gesundheitswesen angehen.

                     Nur   60 %
                     der Deutschen sind für
                                                     App auf Rezept? Deutschland
                                                     eher skeptisch. Europa kann sich
                     die App auf Rezept.             mit dem Gedanken einer App auf
                                                     Rezept anfreunden. Einige Länder                  Im europäischen Vergleich
                                                     sind noch etwas weniger offen:                    fällt die Akzeptanz der
                                                     UK (65 %), Belgien (68 %) und vor      Deutschen gegenüber E-Health-
                                                     allem Deutschland.                     Angeboten im Durchschnitt niedriger
                                                                                            aus … Können wir von den Ländern
                                                                                            mit hoher Akzeptanz (Serbien, Polen
                                                                                            oder Finnland) etwas lernen?

                                      
                                      8 6%         
                                                   8 4%             
                                                                    8 4%            
                                                                                    8 4%
                                      SRB           POL              ITA              ESP

                      
                      8 4%            
                                      82%           
                                                    7 0%            
                                                                    6 9%             
                                                                                     6 9%
                       FIN             RUS          FRA             AUT               CH

                     Bereitschaft zur Webcam-Behandlung enorm gestiegen.

                           54 %
                           der Befragten waren 2019 für eine Webcam-Behandlung.             Im Vergleich zu 2019 ist die
                                                                                            Offenheit der Europäer:innen für
                                                                                            die Behandlung via Webcam in
                           70 %                                                             diesem Jahr deutlich gestiegen.
                           der Befragten sind 2020 für eine Webcam-Behandlung.

Quelle: Stada 2020

24
Telemedizin in Deutschland Die Akzeptanz von E-Health- und
telemedizinischen Diensten in der Bevölkerung steigt.

                         Herausforderung des deutschen                  Potenziale von E-Health
                         Gesundheitssytems

                                                            30 Prozent weniger Klinikeinweisungen
              Fachkräftemangel: 13 von 16 Bundes-           durch Telemedizin – z. B. bei
              länder haben einen hohen Mangel an            Herzinsuffizienz-Patient:innen. Räumlich
              Gesundheitspersonal. Nur in Sachsen-          getrennte Ärzt:innen und Spezialist:innen
              Anhalt, Bremen und Hamburg ist die            können durch den schnelleren Datenaus-
              Versorgung gesichert.                         tausch eine Zweitmeinung einholen.

              2 von 3 Patient:innen sind unzufrieden        2020: hohe Zufriedenheit der Deutschen
              mit der ärztlichen Behandlung                 mit Videosprechstunden – 4 von 5 würden
              Hauptgründe: mangelnde Zeit des Arztes        sie gerne erneut nutzen. Flexiblere
              und Öffnungszeiten.                           Sprechzeiten und ortsunabhängige
                                                            Beratungen gehören zu den Vorteilen.
              Wartezeiten: 2019 müssen laut KBV
              zweimal mehr Patient:innen länger als 3       3 von 4 Vorsorgeterminen können durch
              Wochen auf einen Termin beim Arzt             Telemedizin wegfallen. Dadurch kommen
              warten als noch vor 10 Jahren.                Patient:innen schneller an einen Termin
                                                            uncl Ärzt:innen haben mehr Zeit pro
              steigende Kosten im Gesundheitssystem: In     Patient:in. Jede:r dritte Patient:in wartet
              den letzten 1O Jahren erhöhten sich die       zwischen 30 und 60 Minuten beim Arzt. Die
              Gesamtausgaben der Krankenkassen für          Zeit vor der Videosprechstunde lässt sich
              ärztliche Behandlungskosten um 50             produktiver gestalter als im
              Prozent.                                      Wartezimmer.

              Selbstzahlender Patient: In Deutschland       Erfahrungen aus der Schweiz zeigen, dass
              nutzt jeder zweite eine App für Gesundheit,   Krankenversicherungen mit Telemedizin bis
              Fitness oder Ernährung.                       zu 17 Prozent ambulanter Behandlungs­
                                                            kosten einsparen. Zusätzlich ließen sich
              Regionale Unterschiede in der                 durch die eAkte 6,4 Mrd. Euro im
              Ärzteversorgung: Es kommen z. B. in           Bundeshaushalt sparen.
              Coburg 80 Ärzt:innen auf 100 000
              Einwohner:innen; in Heidelberg sind es        Digitales Versorgungsgesetz: Ab 2020 gibt
              400 Ärzt:innen (alle Arztgruppen inkl.        es Apps auf Rezept. Künftig darf ein Arzt auf
              Psychotherapeut:innen).                       Kosten der Krankenkasse Gesundheitsapps
                                                            verschreiben.

                                                            Das Angebot an Online-Ärzt:innen gleicht
                            Die Herausforderungen sind
                                                            deutliche regionale Unterschiede wieder
                            da – das Potenzial von
                                                            aus.
                 E-Health auch – worauf warten wir?

Quelle: Zavamed 2020

                                                                                                            25
Trends | Verbände-Statements

                                        Trends
             der Verbände
        Gerade in einem so interdisziplinären Feld wie dem E-Health-Sektor
        spielen Fachverbände eine wichtige Rolle, um die unterschiedlichen
        Berufsgruppen und die damit verbundenen Interessen zu vertreten
        und einzubringen. Denn die Digitalisierung des Gesundheitswesens
          in Deutschland braucht das Zusammenspiel vieler verschiedener
        Akteure und Perspektiven. Wir haben Spitzenvertreter der Verbände
              darum gebeten, uns Aus­kunft darüber zu geben, wo sie die
          wichtigsten Trends im E-Health-Feld sehen, und sehr interessante
                               und vielfältige Antworten bekommen.

26
Daten zeitgemäß
  nutzen und sichern

Daten teilen heißt besser heilen – so fasste
Prof. Dr. Ferdinand Gerlach, Vorsitzender des
Sachverständigenrats Gesundheit dessen neu-
es Gutachten zusammen. Grundlage dafür ist
es, dass alle relevanten Akteure ideal und
gleichzeitig sicher miteinander vernetzt sind.
Gerade cloudbasierte Anwendungen sind da-
für geeignet, vereinen sie doch die Vorteile ei-
nes schnellen und flexiblen Datenzugriffs mit             Es ist an der Zeit,
einem hohen Sicherheitsniveau und können
                                                     Datensilos aufzu-
zudem als Grundlage für neue, dezentrale Ver-
sorgungsmodelle dienen. Hinzu kommt, dass            brechen und diese für
sie durch ihre Skalierbarkeit meist sogar fi-
                                                     die Entwicklung
nanziell von Vorteil sind. Insgesamt sind
Cloud-Computing-Angebote deshalb unab-               patientenzentrierter
dingbar für eine zukunftsgerechte digitalisier-
                                                     Lösungen zu nutzen
te Gesundheitsversorgung und sollten aktiv
gefördert werden.
                                                   Der Fortschritt digitaler innovativer Therapien
Sebastian Zilch                                    und Gesundheitsanwendungen steht und fällt
Geschäftsführer Bundesverband Gesundheits-IT       mit der Datenqualität, -nutzung und -verfüg-
bvitg e. V.                                        barkeit. Zu lange haben wir auf nationaler
                                                   Ebene über den bundesweiten Datenaustausch
                                                   diskutiert und durch verschiedene Daten-
                                                   schutzregelungen Forschungsvorhaben ausge-
                                                   bremst. Nun ist es an der Zeit, Datensilos auf-
                                                   zubrechen und diese für die Entwicklung
                                                   patientenzentrierter Lösungen zu nutzen. Mit-
                                                   hilfe eines europäischen Datenökosystems,
                                                   dem European Health Data Space und
                                                   GAIA-X, soll der grenzüberschreitende Aus-
                                                   tausch von Gesundheitsdaten bald Wirklich-
                                                   keit werden und unsere Gesundheitssysteme
                                                   in das digitale Zeitalter katapultieren.

                                                   Alina Nentwig
                                                   Referentin Health & Pharma Bitkom e. V.

                                                                                                     27
Trends | Verbände-Statements

                                                                Telemedizin und
                                                           die Nutzung digitaler
                                                           Ressourcen sind
                                                           zentrale Schlüssel zur
                                                           erforderlichen
                                                           Modernisierung unserer
                                                           Versorgungsstrukturen
                                                         Für eine zukunftsorientierte Gesundheitsver-
                                                         sorgung ist ein kooperatives Miteinander aller
                                                         Sektoren, Disziplinen und Professionen mit
                                                         gemeinsamen Qualitätsansprüchen und einer
                                                         fairen Vergütung unerlässlich: weg vom sekto-
                                                         ralen Einzelkämpfer hin zum interprofessio-
               Wir müssen in                             nellen Teamplayer. Unser Ziel muss daher
                                                         sein, die Sektorentrennung aufzuheben, Syn-
          Deutschland den                                ergien zu nutzen, verfügbare Ressourcen ef-
          „digitalen Schatz“                             fektiver einzusetzen und den Zugang zu hoch-
                                                         spezialisierter überregionaler Expertise zu
          besser heben                                   erleichtern – zum Wohle der Patient:innen.
                                                         Telemedizin und die Nutzung digitaler Res-
        In der Medizin können Daten Leben retten.        sourcen sind zentrale Schlüssel zur erforderli-
        Diesen „digitalen Schatz“ müssen wir in          chen Modernisierung unserer Versorgungs-
        Deutschland besser heben. Wir brauchen da-       strukturen. Alle Player des Gesundheits-
        für eine übergeordnete Daten- und Innovati-      wesens und die Politik müssen schnell und
        onsstrategie. Die Bundesregierung hat den        entschlossen die Weichen für Erneuerung
        Entwurf einer Datenstrategie vorgelegt. Das      stellen.
        Papier enthält gute Ansätze, weil es auch die
        Wirtschaft im Blick behält. Der Ansatz, dass     Günter van Aalst
        medizinischer Fortschritt nur gemeinsam mit      Stv. Vorstandsvorsitzender der Deutschen Gesell-
        den forschenden Medizintechnik-Unterneh-         schaft für Telemedizin e. V. DGTelemed
        men geht, muss aber konsequenter umgesetzt
        werden. So setzt sich der BVMed unter ande-
        rem dafür ein, den forschenden MedTech-
        Unternehmen ein Antragsrecht auf Zugang zu
        den Daten des Forschungsdatenzentrums zu
        geben. Denn: Mit Daten zur tatsächlichen Ver-
        sorgung in Deutschland kann die MedTech-
        Branche moderne Lösungen entwickeln und
        die Gesundheitsversorgung weiter verbessern.

        Dr. Marc-Pierre Möll
        Geschäftsführer des
        Bundesverbandes Medizintechnologie BVMed e. V.

28
Digital Health ist
  das zentrale                                         Jetzt kommt es
  Instrument, um                                  auf die optimale
  Versorgung patienten-                           Vernetzung an
  orientiert und vernetzt                       Die Digitalisierung des Gesundheitswesens
  zu gestalten                                  bekommt derzeit starken Rückenwind. Dies
                                                liegt auch an den Fördermitteln, die das Kran-
                                                kenhauszukunftsgesetz bereitstellt. Diese Mit-
Damit die Vorteile der Digitalisierung auch     tel müssen Kliniken und Praxen gleicherma-
bei den Patient:innen ankommen, muss vor        ßen klug einsetzen. Aus Sicht der
allem die Vernetzung der Leistungserbrin-       Teleradiologie kommt es dabei vor allem dar-
ger:innen vorangebracht werden. Die eAU und     auf an, die bestehenden teleradiologischen
der eArztbrief sind wichtige Meilensteine.      Strukturen bruchfrei noch enger mit anderen
Doch es gilt weiterzudenken: Zusätzliche An-    Bereichen zu vernetzen. Dies gilt für das Bild-
wendungen und Versorgungsbereiche müssen        archivierungssystem PACS, für das KIS und
zügig eingebunden werden. Nur wenn alle         für digitale Patientenakten gleichermaßen.
Versorgungsakteure entlang des Behandlungs-     Außerdem müssen die Daten zwischen Kran-
pfades miteinander verbunden sind, wird inte-   kenhäusern und Praxen schnell und am bes-
grierte Versorgung für Patient:innen erfahr-    ten grenzüberschreitend austauschbar sein,
bar. Digitalisierung darf nicht an den          damit diese optimal genutzt werden können.
klassischen Sektorengrenzen haltmachen.         Hier gilt es die technischen, aber auch rechtli-
Dafür muss die Politik in der nächsten Legis-   chen Rahmenbedingungen zu schaffen. Gera-
laturperiode entsprechende Rahmenbedin-         de die noch immer nicht vollständig bewältig-
gungen schaffen.                                te Corona-Pandemie zeigt, wie wichtig
                                                Schnelligkeit und Vernetzung im Gesund-
Johanna Nüsken                                  heitswesen ist. Auf Grundlage optimaler Da-
Geschäftsführerin BMC e.V.                      tenverbindungen und reibungslos verknüpfter
                                                Strukturen können dann erste praktische An-
                                                wendungen der Künstlichen Intelligenz aufge-
                                                setzt werden. Derzeit sind die Kosten hierfür
                                                allerdings noch zu hoch und die rechtlichen
                                                Rahmenbedingungen nicht klar genug.

                                                Dr. Torsten Möller
                                                Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für
                                                Teleradiologie (DGfTr)
                                                reif & möller – Netzwerk für Teleradiologie

                                                                                                   29
Trends | Verbände-Statements

                                                                         Digitalisierte
                                                                    Gesundheits-
                                                                    versorgung strategisch
                                                                    aufbauen

                                                                  Die Digitalisierung der deutschen Gesund-
                                                                  heitsversorgung macht Fortschritte. In
                                                                  Deutschland sind in den vergangenen Jahren
                Die Corona-Krise                                  zahlreiche neue digitale Dienste eingeführt
                                                                  worden. Aber immer noch sind es isolierte
          ist auch eine Krise der                                 digitale Anwendungen. Der Durchbruch zu
          Datenverfügbarkeit und                                  einer datenbasierten und individualisierten
                                                                  Gesundheitsversorgung, die strategisch auf-
          Datennutzung                                            und ausgebaut wird, ist bisher ausgeblieben.
                                                                  Die Europäische Union arbeitet jetzt daran,
        Die Nutzung medizinischer Daten für die                   einen European Health Data Space zu schaf-
        Forschung steht mehr denn je auf der politi-              fen. Dieser Datenraum kann zur Quelle für In-
        schen Agenda. Die aktuelle Corona-Pandemie                novation und Qualität in der Versorgung wer-
        zeigt wie unter einem Brennglas die großen                den. Dafür braucht es klare Regeln und verläss-
        Defizite, die hinsichtlich der Verfügbarkeit              liche Rahmenbedingungen, wie Gesundheits-
        und Verknüpfbarkeit medizinischer Daten in                daten in Europa genutzt werden dürfen. Die-
        Deutschland bestehen – die Corona-Krise ist               sen Rahmen muss Deutschland mitentwickeln
        auch eine Krise der Datenverfügbarkeit und                und auch für sich, im eigenen nationalen
        Datennutzung. Umso wichtiger ist es, dass                 Gesundheitssystem umsetzen.
        neben der Bewältigung der akuten Pandemie
        nunmehr sehr konsequent und nachhaltig die                Hans-Peter Bursig
        technischen und organisatorischen Grundla-                ZVEI-Fachverbandsgeschäftsführer
        gen für eine nachhaltige Dateninfrastruktur               Elektromedizinische Technik
        in der deutschen Medizinlandschaft gelegt
        werden, unter obligater enger Verzahnung
        von Forschung und Versorgung. Bündelung
        von Akteur:innen wie z.B. in der Medizin-
        informatik-Initiative und stärkere Einbezie-
        hung von Patientenorganisationen werden
        essenzielle Bausteine sein.

        Sebastian C. Semler
        Geschäftsführer TMF – Technologie- und Methoden-
        plattform für die vernetzte medizinische Forschung e.V.

30
Neue, schnellere
                                                           Kommunikationswege
                                                           und ein besserer
                                                           Datenaustausch sind
       KHZG, Telematik,                                    nur der Anfang.
  PDSG – die Krankenhaus-
  IT im Brennpunkt                                       Der Tatsache, dass an Digitalisierung kein
                                                         Weg vorbeigeht und das Thema im letzten
                                                         Jahr nochmals an Dynamik gewonnen hat,
Mit dem KHZG stehen nun endlich die seit Lan-            wird niemand mehr widersprechen. Was
gem geforderten Finanzmittel zur Verfügung, um           ­bisher jedoch noch fehlt, ist eine von allen
nachhaltig Digitalisierungstechnologien zur Ver-          Akteuren akzeptierte Struktur. Wir haben
besserung der klinischen Prozesse und somit der           eine Reihe von Fortschritten gemacht, aller-
medizinischen Versorgung umzusetzen. Der föde-            dings sind das häufig Insellösungen. Die Ini-
rale Flickenteppich führt dabei zu unterschiedli-         tiative gesundheitswirtschaft rhein-main e. v.
chen Interpretationen der Antragsfristen, Antrags-        mit ihren engagierten Mitgliedern bietet
bestandteile und Inhalte der Förderrichtlinien.           Foren und Formate, um die dazu notwendige
Gut beraten sind die Kliniken, die Möglichkeiten          Vernetzung voranzutreiben – über alle Sekto-
des KHZG für ihre jeweiligen Unternehmensziele            ren und Entscheidungsebenen hinweg. Neue,
zu bewerten und darauf basierend Förderanträge            schnellere Kommunikationswege und ein bes-
zu stellen. Die Umsetzung der Projekte fristge-           serer Datenaustausch sind nur der Anfang.
recht bis 31.12.2024 wird eine weitere Herausfor-         Die Möglichkeiten, die uns „Machine Lear-
derung werden. Zusätzlich auf der Agenda stehen           ning“ und Künstliche Intelligenz bieten, soll-
die Themen Telematikinfrastruktur-Implementie-            ten wir zum Wohl der Patient:innen weiter
rung sowie die mit dem Patientendaten-Schutz-             ausbauen. Gestalten wir gemeinsam die digi-
Gesetz verabschiedete Erfordernis, für jedes Kran-        tale Zukunft der Gesundheitswirtschaft!
kenhaus ab dem kommenden Jahr im Bereich
IT-Sicherheit den Stand der Technik vergleichbar         Dr. Anna Eichhorn und Stefan Grüttner
zu den kritischen Infrastrukturen zu erfüllen. All       Vorstand der Initiative
diese Themen bieten den Krankenhäusern einma-            gesundheitswirtschaft rhein-main e. v. (gwrm)
lige Chancen, sich durch Digitalisierung nachweis-
lich in der Versorgung zu verbessern, was gleich-
zeitig ein hohes Maß an Herausforderungen mit
einem großen Anteil an Veränderungen in den
Prozessorganisationen mit sich bringen wird. Aus
der vorgesehenen Messung des Digitalisierungs-
grads im Rahmen des KHZG ergibt sich zudem
die Chance, ein praxisorientiertes Modell zur wei-
teren Optimierung von Prozessen zu entwickeln.

Reimar Engelhardt
Stellvertretender Vorsitzender des Bundesverbandes der
Krankenhaus-IT-Leiterinnen und -Leiter e. V.

                                                                                                           31
Trends | Verbände-Statements

                                      Telemedizin –
                                 Die COVID-Pandemie
                                 hat uns
                                 nach vorne katapultiert!

                               Die folgenden drei Trends sind gekommen,
                               um zu bleiben:

                               Telemedizinische Visiten
                               Durch die Pandemie sind digitale Lösungen
                               aus der medizinischen Versorgung nicht mehr
                               wegzudenken. Wie können Gesundheits-
                               dienstleistungsanbieter Telekonsultationen
                               rechtlich sicher und praktikabel durchführen
                               und Risiken im Umgang mit Patientendaten
                               erkennen?

                               e-Learning im Bereich der Medizin
                               Die Telemed Austria bietet für Mitglieder spe-
                               zielle e-Ausbildungen an, die viele dieser Fra-
                               gen klären können!

                               Zertifizierung der Telemedizinprozesse
                               für EPUs und KMUs, mit uns als professionel-
                               lem Partner, um Fehler und Risiken für An-
                               bieter zu minimieren und Patienten Sicherheit
                               zu geben.

                               Ein Wettbewerbsvorteil? Auf jeden Fall!

                               Priv.-Doz. Dr. Christof Pabinger
                               Präsident Telemed Austria

32
Mehr
  Geschwindigkeit und
  Wachstum in der
  digitalen Gesundheits-
  branche

Nach vier Jahren der ehrgeizigen Digitalpoli-
tik im Gesundheitswesen werden die Stim-
men lauter, die nun wieder mehr Entschleuni-
gung verlangen. Doch in Anbetracht der
globalen Entwicklungen wäre dies eine Rich-
tungsentscheidung mit fatalen Konsequenzen.
Mit dem Digitale-Versorgung-Gesetz wurde
mit einem neuen Zugangsweg für digitale Ge-
schäftsmodelle innerhalb der Regelversor-
gung eine Zeitenwende eingeläutet. Die neu
geschaffenen Möglichkeiten sollten großzügig
genutzt werden, um mehr Geschwindigkeit
und Wachstum in die lokale digitale Gesund-
heitsbranche zu bringen. Das heißt: Weniger
Spezifikationen – mehr kreative und lösungs-
offene Ansätze; weniger Eingriffe – mehr of-
fene Innovationsräume; weniger Festhalten
an bekannten Strukturen – mehr Bereitschaft,
neue Wege zu gehen bzw. gehen zu lassen.

Manuel Grahammer
Mitglied der Arbeitsgruppe Innovation
im Verband digitale Gesundheit (VdigG) e. V.

                                                33
Trends | Branchen-Statements

                                    Trends
                 der Branche
                 Gesundheits-IT-Unternehmen stehen meist im engen
                   Austausch mit ihren Kund:innen und wissen daher,
         welche IT-Lösungen im Klinik- und Praxisalltag gefragt sind, welche
                        Herausforderungen noch bewältigt werden
         müssen und wo die Entwicklung hinsteuert. Deshalb haben wir bei
                  Führungskräften der Health-IT-Branche nach­gefragt,
              wo sie die wichtigsten Trends sehen, und haben spannende
                     Antworten und eine Vielfalt an Themen erhalten.

        34
Entwicklung
  neuer Lösungen nah an
  den Bedürfnissen der
  Anwender:innen
Wir konzentrieren uns ausschließlich auf
Health IT, also Software, IT-Lösungen und
Hightech für das Gesundheitswesen. Diese
Position hilft uns bei der Entwicklung neuer
Lösungen, weil wir sie ganz nah an den
Bedürfnissen der Anwender:innen ausrichten
können.

Michael Strüter
Vertriebsleiter und Geschäftsführer                  Der Austausch von
Dedalus HealthCare DACH
                                                 Medizinischen Bildern
                                               Das Krankenhauszukunftsgesetz bringt
                                               frischen Wind in den Ausbau der Kommuni-
                                               kation zwischen Leistungserbringenden und
                                               fördert das Patient Empowerment. Es unter-
                                               stützt auch den Austausch von medizinischen
                                               Bildern. Lag der Schwerpunkt in der Bild-
                                               kommunikation bisher auf der Teleradiologie,
                                               rücken nun auch der intersektorale und der in-
                                               terdisziplinäre Austausch in den Fokus.
                                               Erfreulich sind die starke Verankerung in den
                                               Primärsystemen und die Forderung nach der
                                               Nutzung internationaler Standards.

                                               Dr. Uwe Engelmann
                                               Geschäftsführender Gesellschafter
                                               der NEXUS / CHILI GmbH

                                                                                                35
Trends | Branchen-Statements

               Jede Klinik
          braucht eine
          KI-Strategie
        Die meisten Kliniken wissen nicht, wie sie
        medizinische Daten optimal nutzen und so
        Gesundheitsversorgung auf höchstem Niveau
        auch in Zukunft anbieten können. Dabei
        hilft Künstliche Intelligenz. Aber nur wenn sie
        effizient und datenschutzkonform eingesetzt
        wird. Deshalb unterstützen wir Kliniken
        dabei, ihre eigene KI-Strategie zu entwickeln
        und diese erfolgreich umzusetzen.

                                                                 Krankenhaus-
        Thomas Pettinger
        Head of Business Development                        strukturen im Wandel
        Telepaxx Medical Data GmbH
                                                          Die Zukunft des Gesundheitswesens liegt in
                                                          der Bildung von Versorgungsregionen. Das
                                                          heißt, nicht jeder macht alles ein bisschen, son-
                                                          dern viele machen weniger, das aber konzen­
                                                          triert und professionell. Daher ist ein Paradig-
                                                          menwechsel erforderlich. Sektorengrenzen
                                                          werden überwunden, Kooperationen geschaf-
                                                          fen und mehr ambulante Leistungen erbracht
                                                          – das Ende monolithischer Software-Systeme.
                                                          IT-Lösungen unterschiedlichster Hersteller
                                                          müssen vernetzt werden, um alle an der Pati-
                                                          entenversorgung Beteiligten miteinander zu
                                                          verbinden.

                                                          Dr. Wolrad Rube
                                                          Vorsitzender Geschäftsführer
                                                          i-SOLUTIONS Health GmbH

36
Das KIS als
  Plattform
Klinische Informationssysteme dürfen heute
keine Silos mehr sein, in denen Dokumente
zum Patienten einfach nur verwaltet werden.
Wichtig ist die Integration von Fachanwen-
dungen im Sinne einer modernen Plattform-
strategie. Dafür braucht es einerseits eine
­zen­trale Datenhaltungsebene, über die ver-
 schiedene Anwendungen mit den erforderli-
 chen Informationen versorgt werden, und an-
 dererseits eine einheitliche und intuitiv
 benutzbare Oberfläche. Auf dieser Basis lässt
 sich auch aktive Patienteneinbindung und
 smarte Befundung optimal umsetzen.
                                                        Wir machen
Daniel Heine
                                                   die GKV stark. Für
Vertriebsleitung NEXUS Deutschland                 Menschen und ihre
                                                   Gesundheit.
                                                 Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig die
                                                 GKV für das Gesundheitswesen ist. Wir
                                                 unterstützen sie mit unserer vollintegrierten,
                                                 gesetzlich aktuellen und standardisierten
                                                 GKV-Branchenlösung. Kassen profitieren au-
                                                 ßerdem von starken Gemeinschaftslösungen
                                                 und individuellen Anwendungen für Online-
                                                 Prozesse zur Verwirklichung ihrer Digitali-
                                                 sierungsstrategien. Mit uns kann die GKV
                                                 auf einen sicheren digitalen Hafen bei der
                                                 Vernetzung im Gesundheitsmarkt bauen.

                                                 Holger Witzemann
                                                 Geschäftsführer AOK Systems GmbH

                                                                                                  37
Trends | Branchen-Statements

                                      Digitalisierung
                                 erfordert Change-
                                 Kultur im Klinikalltag
                               Der Digitalisierungsschub, den die Corona-
                               Pandemie, das Krankenhauszukunftsgesetz
                               und die Pflicht zur Anbindung an die Tele-
                               matikinfrastruktur mit sich bringen, wird den
                               Arbeitsalltag in Krankenhäusern massiv ver-
                               ändern. Digitalisierung hinterfragt bestehende
                               Prozesse und stellt Hierarchien auf den Prüf-
                               stand. Diese Change-Projekte müssen aktiv
                               begleitet und von der Klinikleitung eingefor-
                               dert werden, um alle Anwender:innen mit-
                               zunehmen, damit das Digitalisierungsprojekt
                               zum Erfolg wird. In Sachen Prozessverände-
                               rung haben wir als KIS-Anbieter eine ganze
                               Reihe an Best-Practice-Beispielen aus Häusern
                               aufbereitet, die wir in den vergangenen Jahren
                               umgestellt haben. Praxiserprobte Prozesse in
                               Kombination mit einem nutzerfreundlichen,
                               zukunftsfähigen KIS sind wesentliche Faktoren
                               für eine erfolgreiche Digitalisierung.

                               Matthias Meierhofer
                               Gründer und Vorstandsvorsitzender
                               der Meierhofer AG

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