TrendGuide 2021 Digitale Gesundheit - EHEALTHCOM - E-HEALTH-COM
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Editorial Impulse zur Digitalisierung Auch gut ein Jahr nach Ausbruch der Pandemie bestimmt COVID-19 sowohl die gesellschaftliche Diskussion als auch die Entwicklung digitaler Gesundheitslösun- gen, wie nicht zuletzt die Entscheidung zur zeitnahen Entwicklung und Einfüh- rung des elektronischen Impfnachweises auf EU-Ebene zeigt. Viele Digital-Health- Anwendungen wie die Videosprechstunde oder elektronische Terminservices ha- ben in der Corona-Krise einen regelrechten Boom erlebt und werden auch danach einen festen Platz in der Gesundheitsversorgung einnehmen. Neue Gesetze wie das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) und das Digitale-Versorgung-und-Pflege- Modernisierungs-Gesetz (DVPMG) lösen Dynamiken im digitalen Gesundheits- Anne Wolf markt aus, die lange fällig waren. Denn eines hat die Pandemie nicht nur, aber Projektleitung, auch im Gesundheitswesen gezeigt: Die Digitalisierung hat in Deutschland gro- Chefin vom Dienst ßen Aufholbedarf und ist gerade in pandemischen Zeiten ein wichtiges Tool zum bei E-HEALTH-COM Schutz der Bevölkerung. Sie ist kein Allheilmittel im Kampf gegen COVID-19, aber leistet einen wichtigen Beitrag zur Aufrechterhaltung unseres Gesundheitssystems. Wie es weitergehen kann, auch nach der Pandemie, skizziert u.a. das Gutachten des Sachverständigenrats Gesundheit (SVR) mit dem Titel „Digitalisierung für Ge- sundheit – Ziele und Rahmenbedingungen eines dynamisch lernenden Gesund- heitssystems“, dessen Lektüre ich ausdrücklich empfehlen kann. Wir dürfen ge- spannt sein, ob und wie diese Ratschläge von der Politik aufgegriffen werden, insbesondere da eine neue Legislatur vor der Tür steht. In der inzwischen achten Auflage des TrendGuide bestimmt die Corona-Pandemie auch den Blick auf die Digitalisierung im Gesundheitswesen: Dass „digital nichts normal“ ist und der Lockdown digitale Gewinner:innen und Verlierer:innen her- vorbringt, zeigt Dr. Schachinger auf. Er hat untersucht, wie die Pandemie die Nut- zung und Marktstrukturen von Gesundheits-Apps in Deutschland verändert hat. Was sich aus den Erfahrungen mit der Corona-Warn-App für die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) lernen lässt, haben Dr. Kostera und Dr. Etgeton zusammengetragen. Eine zentrale Erkenntnis ist, die Perspektive der Nutzer:innen – sowohl der Patient:innen als auch der Gesundheitsberufe – dabei einzubeziehen. Und selbstverständlich geben wir – wie in den letzten Jahren auch – mit den Markttrends eine Übersicht über die aktuelle Studienlage zu den Entwicklungen im Gesundheits-IT-Bereich, die Bernhard Calmer, Viktoria Hasse und Andreas Kassner kommentieren. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre und bleiben Sie gesund! Anne Wolf 3
Trends Unternehmen Service 08 Gesundheits-Apps 40 Informationssysteme 71 Firmenverzeichnis Digital ist nichts normal KIS, PDMS, KIS-Plattform 74 Veranstaltungen 14 ePA-Einführung 48 Archivierung, Dokumen- Lehren aus den Erfahrungen ten- und Bildmanagement mit der Corona-Warn-App Archivierung, Patientenportal, 20 Markttrends im Überblick Vendor Neutral Archive Standards 58 Vernetzung 26 Trends der Verbände Telematikinfrastruktur, ePA 03 Editorial 34 Trends der Branche 64 Krankenhausmanagement 76 Schlagwortverzeichnis | Management, Firmenfindex / Impressum Datenmanagement 5
08 Gesundheits-Apps 26 Verbände-Statements Digital ist nichts normal Mit Statements von Verbändevertretern aus dem 14 ePA-Einführung E-Health-Bereich Lehren aus den Erfahrungen mit der Corona-Warn-App 34 Branchen-Statements Mit Statements von 20 Markttrends im Überblick Unternehmensvertretern der Mit Kommentaren von Gesundheits-IT-Branche Bernhard Calmer, Viktoria Hasse und Andreas Kassner 7
Der Lockdown produziert digitale Gewinner:innen und Verlierer:innen. Ist eine Neuausrichtung Ihrer Digital-Health-Strategie auf vulnerable Zielgruppen und Patient:innen erforderlich? Dr. Alexander Schachinger C Online-Sprechstunden exponentiell am orona verändert die Nutzung und Wachsen – aber nicht bei jedem die Marktstrukturen von Gesund- Seit Herbst 2020 hat sich die Zahl der Online- heits-Apps: Online-Sprechstunden Sprechstunden mehr als verdoppelt. 4,6 Prozent der gewinnen stark an Reichweite, wäh- Bürger:innen haben Ende 2020 eine Arzt- oder Psy- rend andere Anwendungen erstma- chotherapeuten-Sprechstunde online in Anspruch lig stagnieren oder zurückgehen. Der EPatient Sur- genommen, sechs Monate später, hat sich diese vey, mit 5 100 Befragten die umfangreichste und Zahl auf 10,7 Prozent mehr als verdoppelt. Auch die repräsentative Studie zum E-Health-Markt zeigt chat- oder videobasierte Konsultation mit nichtärzt- aber auch, dass digitale Angebote nicht bei denen lichen Fachberufen, wie beispielsweise Hebammen, ankommen, die sie am meisten benötigen. Der di- Physiotherapeut:innen und ähnlichen nimmt zu gitale Nachzügler Deutschland kann jetzt von den (derzeit bei 5 %). Allerdings sind mehr als drei von Erfahrungen anderer Länder lernen: Um vulnerab- vier Nutzer:innen eher urbane Akademiker:innen le Gruppen mit Digital Health zu erreichen, braucht mit weniger chronischen Diagnosen. es spezielle, oftmals hybride Begleitmaßnahmen. Der repräsentative Aufbau des Datensatzes ermög- Einmal digital, heißt immer wieder digital. Wer Kas- licht produkt- und zielgruppengenaue Trend - sen-Apps nutzt, das sind rund 18 Prozent der Bevölke- analysen. rung, nutzt auch die Online-Sprechstunde stärker. 9
Trends | Digitaler Gesundheitsmarkt Einmal digital, heißt immer wieder digital. Wer Kassen-Apps nutzt, das sind rund 18 Prozent der Bevölkerung, nutzt auch die Online-Sprechstunde stärker. Achtsamkeit und Prävention nimmt zu Der virtuelle Ersatz des Fitnessstudios erfreut sich Temporärer Verlierer: Online-Terminbuchungen steigender Nachfrage: Digitale Sportkurse, aber Als vorübergehendes Phänomen kann auch der auch Ernährungs- und Achtsamkeitsangebote stei- Rückgang bei Online-Arztterminen betrachtet wer- gen in der Nutzung: Die Verbreitung von digitalen den. Die Ärzt:innen haben vielfach ihre Sprechzei- Gesundheitskursen wuchs von 14 auf 18 Prozent. ten reduziert, manche haben die Online-Buchung gar ausgesetzt. Vor diesem Hintergrund betrachtet Medikamenten- und Diagnostik-Apps verlieren der E-Health-Marktbeobachter die entsprechende Der leichte Marktrückgang von Apps für Medika- Entwicklung als Übergangsphänomen. Innerhalb mente und Diagnostik (bspw. Medikamenten-Apps von sechs Monaten ist die Nutzung von 33 Prozent von 11 % auf 9 % in den letzten sechs Monaten) auf 25 Prozent eingebrochen – jedoch nicht in allen kommt unerwartet. Denn die im Survey insgesamt Zielgruppen gleichermaßen. über 19 abgefragten E-Health-Anwendungen wei- sen in der Regel stets ein Wachstum auf. Erste Er- Klinik-Apps klärung: Auch durch die Reduktion von Arztbesu- Digitale Patientenanwendungen rund um Klinik- chen und somit verordneten Therapien kann der oder Reha-Behandlungen entwickelten sich von leichte Rückgang dieses App-Segments erklärt wer- 2016 zu 2021 von 1 Prozent auf 5 Prozent leicht, aber den. Der Patient selbst, aber auch Ärzt:innen und stabil steigend. Hier entstehen neue digitale Versor- Apotheker:innen spielen dabei eine Rolle als gungsszenarien, welche auch durch unsere Markt- Empfehlungsgeber:innen für Apps. datenbank aller Anbieter:innen bestätigt wird. 10
Marktentwicklung ausgewählter E-Health-Anwendungen 40% 33% 33% 30% 28% 24% 25% 20% 18% 17% 17% 15% 14% 14% 12% Online-Arzttermine 11% 11% 11% 11% Online-Kurse zu 10% 8% Gesundheit/Prävention 5% 5% Online-Videosprech- 3% stunde (Ärzte, Psych.therap.) 1% 1% 1% 1% 0% Medikamenten-Apps 2016 2017 2018 2019 2020 2020 (Q4) 2021 (Q1) Quelle: EPatient Survey Data Q1 (n=5.112), epatient-survey.de Lockdown ändert Markt- und Empfehlungsstrukturen Der Lockdown hat die Wege verändert, auf denen dem Arzt auf ihrem Smartphone wächst. Eine Lö- die App zum Patienten kommt. Arztpraxen verlie- sung für dieses Dilemma: Hybridszenarien für ren erstmals an Reichweite als E-Health-Empfeh- Digital Health, also die Integration der Gesund- lungsgeber (von 14 % auf 10 % innerhalb der letzten heits-App am Point-of-Care vor Ort. sechs Monate), die Kanäle der Kassen zum Versi- cherten gewinnen deutlich (von 13 % auf 23 %). Und Rein ins Netz heißt raus aus dem Netz auch andere Vor-Ort-Kanäle gewinnen leicht (bei- Damit digitale Anwendungen ihren Nutzen bei den spielsweise Apotheken). relevanten unterversorgten Zielgruppen entfalten können, müssen sie raus aus dem Netz. Ein nach- Der Lockdown verschärft Unterversorgung und haltiger Ansatz ist die Integration von digitalen den Digital Health Gap Gesundheitshelfer:innen in der Versorgung vor Ort Der Rückgang von Arztbesuchen vor Ort durch den in Form von „Hybridlösungen“ (Kombination von Lockdown trifft chronische Patient:innen und bil- digital und analog), beispielsweise in Arztpraxen, dungsferne Schichten besonders. Denn vor allem Apotheken, weiteren lokalen Leistungserbringer:in bessergestellte Bevölkerungsgruppen mit meist nur nen oder gar dem Einzelhandel (Drogerien u. ä.). akuten Beschwerden konsultieren während des Der repräsentative Datensatz des EPatient Survey Lockdowns den Arzt online. Die Schere zwischen ist auf Anfrage für differenzierte Analysen App- chronischen und weniger digital affinen spezifischer Kommunikations- und Versorgungs- Patient:innen und den digital fitten Milieus mit pfade verfügbar. 11
Trends | Digitaler Gesundheitsmarkt Veränderung der Vertriebskanäle von E-Health-Anwendungen zum Patient und Nutzer (Auswahl) 2020, Q4 2021, Q1 25% 20% 23 % 22 % 15% 18 % +10% 10% 14 % 13 % -4% 10% 10 % 5% 0% Über meine Familie, Freunde Über meine Krankenkasse (Online, Arztpraxis App, Zeitschriften evt.) Quelle: EPatient Survey Data Q1 (n=5.112), epatient-survey.de Fazit für Sie als Player auf dem digitalen Gesundheitsmarkt Einzelne erfolgreiche Beispiele gibt es auch im Als Leistungserbringer:in wird es Zeit, sich basie- deutschsprachigen Raum: rend auf einem unabhängigen Markt- und Zielgrup- • Preventicus ist eine Screening-App für Herz- penwissen strukturiert digitale Versorgungslösun- Kreislauf-Prävention, welche über die Kranken- gen anzueignen. Gerade Leistungserbringer:innen kassen postalisch als Präventionsangebot an haben einen deutlichen Vorteil, weil sie ihre Vor- Risikogruppen gestreut wird. Ort-Präsenz ideal mit digitalen Gesundheitshel • Die Coaching-App Caspar Health wird Reha- fer:innen erweitern können. Patient:innen während und nach einer Behand- lung in Rehazentren vorgestellt. Als Hersteller ist es im Wettbewerb umso relevan- • Und in der Schweiz erhalten die Patient:innen ter, aufgrund der für Nutzer:innen und Patient:innen bei Abgabe eines Rezepts für Antibiotika den schwierigeren Produkt- und Markensichtbarkeit ein Antibiotika-Coach direkt am Apothekentresen. Alleinstellungsmerkmal entweder patientenseitig Für eine umfassende Übersicht aller digitalen Ver- oder aufseiten der Verordner:innen und Kosten sorgungslösungen siehe: epatient-analtics.com/ träger:innen zu etablieren. Kennen Sie Ihre digita- ehealthmarkt. len Patient:innen. 12
Zum EPatient Survey Der Lockdown hat Der Datensatz bietet repräsentative Zielgruppendaten zum digitalen Patienten und die Wege verändert, auf E-Health-Konsumenten in Deutschland. Zwei Mal denen die App zum im Jahr werden 5 000 Bürger:innen und Patient:innen zu ihrer Nutzung von digitalen Patienten kommt. (...) Gesundheits- und Medizinanwendungen quotiert für die deutsche Bevölkerungsstruktur befragt. Die Schere zwischen Die Datenbasis erlaubt genaue Zielgruppen- und chronischen und Bench-markanalysen sowie Markttrends auf Anfrage: Apps vom Arzt, Online-Konsultationen, weniger digital affinen Werbekanäle, Krankheiten, Kassenzugehörigkeit, Zahlungsbereitschaft, Verbreitungstrends, Patient:innen und den Regionalität, soziodemografische digital fitten Milieus mit Zusammensetzung und vieles mehr. Hersteller, Kostenträger und weitere dem Arzt auf ihrem Unternehmenssegmente nutzen dieses Smartphone wächst. Zielgruppenwissen für eine faktenbasierte E-Health-Strategie. epatient-survey.de Zu EPatient Analytics Die EPatient Analytics GmbH analysiert seit 2010 Als Kostenträger hat man ebenfalls über die Kanäle Zielgruppen und Angebote auf dem digitalen zu seinen Versicherten ideale Voraussetzungen, Gesundheitsmarkt. Unsere Marktdaten stimmig digitale Anwendungen zu platzieren. Vor- ermöglichen eine faktenbasierte digitale aussetzung: Eignen Sie sich unabhängige Zielgrup- Patienten- und Versorgungsstrategie. Wir reden pen- wie auch Lösungsübersichten an, um fakten- nicht, wir zeigen. Wir vermessen die Wirklichkeit des digitalen Gesundheitsmarktes ohne Agenda basiert planen zu können (mehr hierzu: siehe oder Abhängigkeiten. Wir liefern keine „Berichte“ – Faktenbox). wir liefern Zahlen und Entwicklungen aus der Wirklichkeit. Das ist unser Alleinstellungsmerkmal. Wir verdichten den Markt für Entscheider. AUTOR epatient-analytics.com Dr. Alexander Schachinger ist Gründer und Geschäftsführer der EPatient Analytics GmbH 13
Trends | ePA-Einführung ePA- Einführung Lehren aus den Erfahrungen mit der Corona-Warn-App 14
2021 ist das Jahr, in dem die elektronische Patientenakte (ePA) schrittweise eingeführt wird. Der Lackmustest für eine erste bundesweit ausgerollte digitale Anwendung war die Corona-Warn-App. Was lässt sich aus diesen Erfahrungen lernen, um die ePA, vor allem hinsichtlich ihrer Akzeptanz, zum Erfolg zu führen? Dazu haben wir eine repräsentative Befragung und ein Expertengespräch durchgeführt. Dr. Stefan Etgeton Dr. Thomas Kostera N icht die erste, aber die beste sollte sie sein – inzwischen verzeichnet Seit Januar haben alle gesetzlich Versicherten in sie 26 Millionen Downloads: die Deutschland Anspruch auf eine elektronische Pati- Corona-Warn-App (CWA). Um her- entenakte ihrer Krankenkasse. Doch bisher findet auszufinden, unter welchen Voraus- das Angebot kaum Beachtung. Eine Anfrage des setzungen die Einführung einer digitalen Gesund- Bayerischen Rundfunks bei den vier größten Kas- heitslösung für die breite Bevölkerung gelingen sen bestätigte: Jeweils weniger als ein Prozent der kann und wie sich die Akzeptanz dafür steigern Versicherten nutzen sie. Trotz einiger Kontroversen lässt, haben wir das Meinungsforschungsinstitut vor dem Start steht es um die Nutzung der Corona- Kantar beauftragt, eine repräsentative Umfrage Warn-App besser: Mitte Juni wurde sie veröffent- von Smartphone-Nutzer:innen durchzuführen licht. Nur eine Woche danach hatten bereits knapp – und anschließend aus den Ergebnissen die wich- zwölf Millionen Menschen sie auf ihrem Smartpho- tigsten Lehren für die Einführung der elektroni- ne installiert. Inzwischen sind es immerhin 26 Mil- schen Patientenakte (ePA) destilliert. lionen Downloads. 15
Trends | ePA-Einführung Die ePA kann dann einen hohen individuellen Mehrwert für Anwendende haben, wenn sie Schnittstellen in bereits genutzte spezielle digitale Gesundheitsanwendungen bietet. Wir haben uns gefragt: Kann man aus der Einfüh- rung einer digitalen Anwendung wie der Corona- • Die Bereitschaft, Daten zu teilen, lässt sich durch Warn-App etwas für die Implementierung der elek- kluge Grundeinstellungen mit einer Wider- tronischen Patientenakte lernen? Um mehr über die spruchsoption fördern, also wenn Nutzer:innen Voraussetzungen für die Akzeptanz der Corona- die Datenhoheit behalten und das Teilen von Da- Warn-App zu erfahren, hat das Meinungsfor- ten individuell deaktivieren können (Opt-out). schungsinstitut Kantar im Auftrag der Bertels- • Der stufenweise Ausbau der ePA-Funktionalitä- mann Stiftung Anfang Dezember 2020 eine ten sollte transparent kommuniziert werden, um repräsentative Befragung von 1 017 Smartphone- keine falschen Erwartungen zu wecken und Nutzer:innen durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Frustration zu vermeiden. Umfrage haben wir in einem Experten-Workshop • Als Anbieterinnen der ePA sollten insbesondere mit Vertreter:innen aus Wissenschaft, Verbänden, Krankenkassen die Phasen der Einführung pro- Krankenkassen, Ärzteschaft und Datenschutz dis- aktiv kommunizieren. kutiert. Welche Schlussfolgerungen sich daraus ab- Die Umfrage zeigt: Einerseits steigen Download- leiten lassen, haben wir hier zusammengefasst. Zahlen der Corona-Warn-App mit zunehmender IT- Kompetenz der Nutzer:innen sowie deren Grad an Die Kernergebnisse in Kürze: Erfahrungen mit anderen digitalen Gesundheits- • Der Schlüssel zur Akzeptanz von digitalen Ge- anwendungen. Andererseits orientieren sie sich ins- sundheitslösungen ist eine rasche individuelle besondere an den nützlichen Funktionalitäten: Der Nutzenerfahrung: Am besten lassen sich wichtigste Grund, sich die App herunterzuladen, Anwender:innen gewinnen, wenn diese einen war, damit eigene Kontakte warnen zu können konkreten Nutzen für sich erfahren. (91 %), aber auch einen Beitrag zur Pandemiebewäl- • Die Bevölkerung hat prinzipiell eine hohe Bereit- tigung zu leisten (90 %). Bei denen, die die App schaft, Gesundheitsdaten zu teilen, sofern der nicht heruntergeladen haben, war der fehlende in- Zweck als sinnvoll erachtet wird. dividuelle Nutzen der Hauptgrund (52 %). 16
Motive der Nicht-Nutzer – Fremd- und Eigennutz geht vor Datenschutz Die Nutzung der CWA folgt eigennützigen wie altruistischen Motiven – bei Vorbehalten dominiert der persönliche Nutzen gegenüber Datenschutzbedenken Ich nutze CWA nicht ... 52 % App hat keinen persönlichen Nutzen 56 % 49% 45 % keine tägliche Konfrontation mit Corona 39 % 49 % 41 % wenig anonyme Kontakte 36% 52% 32% App nützt nichts, um Ämter zu entlasten 35% 26% 31% Gesamt fürchte Überwachung der Konzerne 28% Abitur 33% Hauptschule Basis: Repräsentative Bevölkerungsumfrage 24% im Auftrag der Bertelsmann Stiftung, durch- fürchte Überwachung der Regierung 20% geführt von KANTAR. Befragungszeitraum 32% 04. – 10.12.2020. Anzahl der Befragten 1.017. Auch bei der Einführung der ePA sollte die Alltags- „Early Adopters“ zu setzen – also auf jene, die sol- tauglichkeit ihrer Funktionen im Zentrum stehen. chen digitalen Angeboten prinzipiell offen gegen- Dafür sollten Nutzer:innen sowohl auf der Patien- überstehen und als „Multiplikator:innen“ für eine ten- als auch auf der Ärzteseite in die Entwicklung Anwendung fungieren können. und Priorisierung aktiv einbezogen werden, denn nur so lassen sich die Funktionalitäten herauskris- Konkret bedeutet das für die ePA, in der Startphase tallisieren, die den Anwendenden einen echten sich vor allem auf jene Funktionalitäten zu fokus- Mehrwert bieten. sieren, die in dieser Gruppe einen besonderen Nut- zen und Alltagsvorteile versprechen. Beispielsweise Unmittelbarer Alltagsnutzen entscheidet über die Integration des E-Rezepts in die ePA, was insbe- Akzeptanz sondere Berufstätigen eine Erleichterung bieten Zwar zeigt die Umfrage ebenso, dass insbesondere dürfte. Nach und nach lassen sich dann auch jene Menschen mit höherem Einkommen und Bildungs- Funktionen fokussiert weiterentwickeln, die für abschluss die Corona-Warn-App nutzen und diese Gruppen mit einem hohen Versorgungsbedarf be- Gruppe demnach vermutlich generell digital affi- sonders relevant sind: Etwa der elektronische Me- ner ist. Aber anstatt erst nach möglichen Wegen zu dikationsplan für chronisch Kranke oder der damit suchen, diesen sozioökonomischen Effekt zu korri- verknüpfte Arzneimittelcheck, der auch für Ältere, gieren, erscheint es insbesondere zu Beginn der die viele verschiedene Medikamente einnehmen ePA-Einführung sinnvoller, auf diese Gruppe als müssen, einen hohen Nutzwert haben kann. 17
Trends | ePA-Einführung Hohe Bereitschaft zur Übermittlung von positiven Corona-Testbefunden Die Bereitschaft zur automatischen Testübermittlung steigt mit der CWA-Nutzung – bei Nichtnutzern scheint das Bedürfnis nach Datensouveränität ausgeprägter zu sein als bei den Nutzern Datenübermittlung nach App-Nutzung 40 % Ja, auf jeden Fall 62 % 22% Ja, wenn deaktivierbar 30 % (Opt-out) 26 % 31 % Ja, wenn eigens freischaltbar 17 % (Opt-in) 10 % 23 % 8% Gesamt Nein, auf keinen Fall 1 CWA-Download Ja 15% CWA-Download Nein Basis: Repräsentative Bevölkerungsumfrage 5% k- A. /weiß nicht 0 im Auftrag der Bertelsmann Stiftung, durch- geführt von KANTAR. Befragungszeitraum 9% 04. – 10.12.2020. Anzahl der Befragten 1.017. Außerdem kann die ePA dann einen hohen indivi- duellen Mehrwert für Anwendende haben, wenn sie Schnittstellen in bereits genutzte spezielle digi- tale Gesundheitsanwendungen bietet: So könnte beispielsweise ein Patient mit Diabetes sehr davon profitieren, wenn Daten aus seiner Diabetes-App automatisch mit seiner ePA synchronisiert würden. Große Bereitschaft zum Datenteilen, wenn die Dieser Befund lässt sich auch auf die ePA und ihre Letztkontrolle gewahrt bleibt Möglichkeiten, Daten zu nutzen, übertragen: Versi- Die Umfrage zur Nutzung der Corona-Warn-App cherten sollte das Teilen von Daten leicht gemacht legt zudem nahe, dass die Bereitschaft, Gesund- werden. Dabei müssen sie schnell erfassen können, heitsdaten zu teilen, sehr hoch ist: 62 Prozent jener, zu welchem Zweck sie dies tun und welchen Nutzen die die App installiert haben, wären grundsätzlich sie selbst oder die Gesellschaft, also etwa die For- bereit, ein positives Testergebnis automatisch wei- schung, davon haben. Zudem müssen sie die Kon terzuleiten. Von denjenigen, die die App nicht in trolle darüber behalten, wer Zugriff auf ihre Daten stalliert haben, sagen das nur 22 Prozent – weitere haben darf, und auf einfache Weise nachvollziehen 31 Prozent würden es tun unter der Voraussetzung, können, wer Nutzungsrechte an ihren Daten haben dass sie diese Funktion deaktivieren (Opt-out) kön- kann, wie etwa Forschungseinrichtungen oder nen. Datensouveränität scheint hier eine wichtige Krankenkassen. Voraussetzung: transparente ge- Voraussetzung für die Bereitschaft zu sein, Daten setzliche Rahmenbedingungen, die im Einklang zu teilen. mit Datenschutz und -sicherheit stehen. 18
Versicherten sollte das Teilen von Daten leicht gemacht werden. Dabei müssen sie schnell erfassen können, zu welchem Zweck sie dies tun und welchen Nutzen sie selbst oder die Gesellschaft, also etwa die Forschung, davon haben. Nutzenerwartung kommunikativ nicht zu hoch schaft oder Verbraucher- und Patientenverbänden. schrauben So sollten Kassen beispielsweise ePA-Nutzer:innen Eine weitere wesentliche Erkenntnis aus den Erfah- proaktiv über wesentliche Updates informieren rungen der Corona-Warn-App: Die Frustration über und darüber, welche Verbesserungen oder neuen eine digitale Lösung kann groß sein, wenn die ge- Funktionalitäten es mit sich bringt. Fest steht: weckten Erwartungen an sie hoch sind und sich Digitale Lösungen sind stets „Work in Progress“ – nicht erfüllen oder erst viel später einlösen lassen. man muss versuchen, die Nutzer:innen, soweit es Probleme bei der digitalen Übermittlung von Corona- irgend geht, auf diesem Weg mitzunehmen. Testergebnissen oder zurückhaltende Einschätzun- gen seitens der Gesundheitsämter über das Poten- Der Beitrag wurde erstveröffentlicht im Blog zial der CWA bei der Kontaktverfolgung sorgten „ Der digitale Patient“ der Bertelsmann Stiftung angesichts der besonders hohen Entwicklungskos- blog.der-digitale-patient.de/erfahrung-epa-cwa/ ten bei vielen für Enttäuschung. Für die ePA bedeutet das: Nur wenn sie auch wirk- AUTOREN lich funktioniert und das leistet, was von ihr erwar- Dr. Stefan Etgeton tet wird, wird sie auf eine breitere Akzeptanz sto- Senior Expert Gesundheitspolitik ßen. Dazu gehört auch, dass Krankenkassen als Bertelsmann Stiftung Anbieterinnen der Anwendung ihre Versicherten bei der Nutzung kommunikativ dauerhaft begleiten Dr. Thomas Kostera und dazu motivieren – idealerweise in Abstim- Senior Expert Gesundheitssysteme mung mit anderen relevanten Akteuren wie Ärzte- Bertelsmann Stiftun 19
Trends | Markttrends Markttrends im Überblick Es gibt weltweit zahlreiche Studien, die interessante Hintergründe und Trends im Bereich Health IT aufzeigen. Bernhard Calmer (CGM), Viktoria Hasse (bvitg) und Andreas Kassner (3M Deutschland) scannen solche Studien innerhalb der PG Trendreport des bvitg und ordnen sie ein. Hier präsentieren wir Ihnen einige Highlights daraus. Gesundheitswirtschaft Ergebnisse der gesundheitswirtschaftlichen Gesamtrechnung des BMWi Jeder 6. Erwerbstätige in Deutschland 7,5 arbeitet in der Gesundheitswirtschaft. Die Gesundheitswirtschaft trägt rund Mio. 12 Prozent zum nationalen BIP bei. Erwerbstätige Wir wussten ja 16,6 % schon immer, Anteil am dass das Gesundheits- Arbeitsmarkt der Gesamtwirtschaft 372 Mrd. EUR Bruttowert- wesen wirklich wichtig ist und großes Potenzial hat. 12 % Anteil an der Brutto- schöpfung Aber lesen Sie etwas über die Digitalisierung im wertschöpfung der Gesamtwirtschaft Gesundheitswesen? Vielleicht ändert das 8,3 % Anteil an den gesamten KHZG das ja… 131 Exporten der Gesamtwirtschaft Mrd. EUR Exporte Quelle: BMWI 2020 20
Digitalbranche Zahlen zur digitalen Gesundheitswirtschaft Ein deutlicher Einbruch in der gesamten ITK-Branche – Die digitale Gesundheitswirtschaft hat mit einer Bruttowertschöpfung von Ganz Gallien? Nein! Ein von 5,8 Milliarden Euro einen Anteil von 6,8 Prozent an der gesamten unbeugsamen Galliern bevölkertes industriellen Gesundheitswirtschaft. Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten! Digitale Gesundheitswirtschaft: 5,8 Mrd. Euro - Bruttowertschöpfung 6,8 % Anteil an der BWS der gesamten industriellen Gesundheitswirtschaft Gesamte industrielle Gesundheitswirtschaft: 84,2 Mrd. Euro 65,3 Tsd. Erwerbstätige 1,0 Mio. Erwerbstätige 6,5 % Anteil am gesamten Arbeitsmarkt der industriellen Gesundheitswirtschaft Bitkom-ifo-Digitalindex Geschäftsklima, Geschäftslage und Geschäftserwartungen in der ITK-Branche 60 50 40 30 20 19,6 12,4 10 5,4 Nov 14 Jan 15 Jan 16 Jan 17 Jan 18 Jan 19 0 Jan 20 Aug 20 -10 -20 -30 Geschäftslage Bitkom-ifo-Digitalindex Geschäftserwartungen Quelle: oben: BVMed 25/20; unten: Bitkom 2020 21
Trends | Markttrends Digitale Gesundheits-Start-ups & COVID-19 Wird die Corona-Pandemie zur Initialzündung für die digitale Gesundheitsrevolution? COVID-19-bezogene Chancen COVID-19-bezogene Herausforderungen für digitale Gesundheits-Start-ups für digitale Gesundheits-Start-ups 88 % 58 % ALLGEME IN INVESTOREN Größeres öffentliches Bewusstsein und Offenheit Zugang zu Liquidität und Wachstumskapital gegenüber digitaler Gesundheitsversorgung 50 % 54 % KOSTENTR ÄGER ALLLGEME IN Erhöhte Kostensensibilität Nachgewiesener medizinischer und/oder wirtschaftlicher Wert 46 % REGULIERUNGSBEHÖRDEN 35 % Begrenzte Kapazität für administrative Prozesse KOSTENTR ÄGER Bevorzugen kosteneffiziente digitale 35 % Gesundheitslösungen DIEN STLE ISTER Zugang zu Dienstleistern 23 % INVESTOREN 23 % Kapitalzufluss in den 'krisenfesten' digitalen ALLLGEME IN Gesundheitsbereich Begrenzte Kapazität für COVID-19-fremde Themen 19 % 15 % REGULIERUNGSBEHÖRDEN PATIENTEN Weniger strenge Anforderungen und Zugang zu Patient:innen administrative Prozesse 15 % 19 % PATIENTEN DIEN STLE ISTER Patientenbindung und Management Verbesserte technische Infrastruktur ordnungsgemäßer Medikamenteneinnahme 19 % 15 % INTERN INTERN Einführung neuer Arbeitsweisen Fortführung und Skalierung von Geschäftsaktivitäten 12 % 15 % INTERN INTERN COVID-19-spezifische Geschäftsmöglichkeiten Bindung und Rekrutierung von Mitarbeiter:innen 8% 15 % INTERN SON STIGES Bessere Verfügbarkeit von Spitzenkräften 23 % SON STIGES Es ist spannend zu sehen, dass Covid-19 als Chance für digitale Gesundheitslösungen als fester Bestandteil der täglichen Gesundheits- versorgung und des persönlichen Gesundheits- managements gesehen wird. Quelle: Strategy& 2020 22
COVID-19 & digitale Gesundheit Zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Digitalisierung im Gesundheitswesen Anteil virtueller Patiententermine im Zuge der COVID-19-Pandemie 8% 25 % 15 % Vor Beginn Seit Beginn In 12-18 Monaten der Pandemie der Pandemie Mit dem Beginn der COVID-19-Pandemie in Deutschland stieg nicht nur der Einsatz von Videokonferenzen an. Die ↓ Hürden bei der Ausweitung der virtuellen Interaktion mit Patient:innen befragten Mediziner:innen nutzen seitdem auch vermehrt sehen die Mediziner:innen vor allem im E-Mails (61%) neben der bereits vor der Pandemie fehlenden menschlichen Kontakt bei weitverbreiteten Telefonberatung (91%). der Diagnosestellung (84%). Der Aspekt der Hürden Für die kommenden 12 bis 18 Monate gaben die Befragten und Herausforderungen an, die Patientenberatung auch künftig verstärkt per ↓ Eine große Herausforderung sind ist aufschlussreich. Wäre das ein für 82% zudem die mangelnden Video (35%), per E-Mail (59%) oder guter Ansatzpunkt für eine Fähigkeiten der Patient:innen im per Telefon (94%) durchführen zu wollen. Telemedizin-Kampagne? Umgang mit den neuen digitalen Tools. Dagegen haben Patienten-Monitoring-Apps mit aktuell lediglich 7% bislang kaum Relevanz in der Patientenkommunikation der Mediziner:innen und werden nach deren Ansicht auch zukünftig nicht sehr viel beliebter werden (8%). KI in der Pandemie Auswirkungen der Corona-Pandemie auf KI-Technologien Zunehmender Einsatz von KI-Technologie im Gesundheitssektor 2 3 52 33 Zunehmender Einsatz von KI-Technologie im beruflichen Kontext 2 11 47 11 Höherer Automatisierungsgrad in Industrie und Fertigung 2 13 43 15 Verstärkte Forschung und Entwicklung von KI-Technologien 2 13 39 17 Entstehung neuer KI-basierter Geschäftsmodelle 4 14 33 17 Zunehmender Einsatz von KI-Technologie im Privaten 4 27 27 5 Verstärkte Investitionen in Quantencomputing 13 29 14 9 Stimme überhaupt nicht zu Stimme eher nicht zu Stimme eher zu Stimme zu Quelle: oben: Strategy& 2020; unten: WN Deutschland 23
Trends | Markttrends Europa & E-Health Der STADA Health Report 2020 zeigt auf, wie Europäer:innen die Zukunft im Gesundheitswesen angehen. Nur 60 % der Deutschen sind für App auf Rezept? Deutschland eher skeptisch. Europa kann sich die App auf Rezept. mit dem Gedanken einer App auf Rezept anfreunden. Einige Länder Im europäischen Vergleich sind noch etwas weniger offen: fällt die Akzeptanz der UK (65 %), Belgien (68 %) und vor Deutschen gegenüber E-Health- allem Deutschland. Angeboten im Durchschnitt niedriger aus … Können wir von den Ländern mit hoher Akzeptanz (Serbien, Polen oder Finnland) etwas lernen? 8 6% 8 4% 8 4% 8 4% SRB POL ITA ESP 8 4% 82% 7 0% 6 9% 6 9% FIN RUS FRA AUT CH Bereitschaft zur Webcam-Behandlung enorm gestiegen. 54 % der Befragten waren 2019 für eine Webcam-Behandlung. Im Vergleich zu 2019 ist die Offenheit der Europäer:innen für die Behandlung via Webcam in 70 % diesem Jahr deutlich gestiegen. der Befragten sind 2020 für eine Webcam-Behandlung. Quelle: Stada 2020 24
Telemedizin in Deutschland Die Akzeptanz von E-Health- und telemedizinischen Diensten in der Bevölkerung steigt. Herausforderung des deutschen Potenziale von E-Health Gesundheitssytems 30 Prozent weniger Klinikeinweisungen Fachkräftemangel: 13 von 16 Bundes- durch Telemedizin – z. B. bei länder haben einen hohen Mangel an Herzinsuffizienz-Patient:innen. Räumlich Gesundheitspersonal. Nur in Sachsen- getrennte Ärzt:innen und Spezialist:innen Anhalt, Bremen und Hamburg ist die können durch den schnelleren Datenaus- Versorgung gesichert. tausch eine Zweitmeinung einholen. 2 von 3 Patient:innen sind unzufrieden 2020: hohe Zufriedenheit der Deutschen mit der ärztlichen Behandlung mit Videosprechstunden – 4 von 5 würden Hauptgründe: mangelnde Zeit des Arztes sie gerne erneut nutzen. Flexiblere und Öffnungszeiten. Sprechzeiten und ortsunabhängige Beratungen gehören zu den Vorteilen. Wartezeiten: 2019 müssen laut KBV zweimal mehr Patient:innen länger als 3 3 von 4 Vorsorgeterminen können durch Wochen auf einen Termin beim Arzt Telemedizin wegfallen. Dadurch kommen warten als noch vor 10 Jahren. Patient:innen schneller an einen Termin uncl Ärzt:innen haben mehr Zeit pro steigende Kosten im Gesundheitssystem: In Patient:in. Jede:r dritte Patient:in wartet den letzten 1O Jahren erhöhten sich die zwischen 30 und 60 Minuten beim Arzt. Die Gesamtausgaben der Krankenkassen für Zeit vor der Videosprechstunde lässt sich ärztliche Behandlungskosten um 50 produktiver gestalter als im Prozent. Wartezimmer. Selbstzahlender Patient: In Deutschland Erfahrungen aus der Schweiz zeigen, dass nutzt jeder zweite eine App für Gesundheit, Krankenversicherungen mit Telemedizin bis Fitness oder Ernährung. zu 17 Prozent ambulanter Behandlungs kosten einsparen. Zusätzlich ließen sich Regionale Unterschiede in der durch die eAkte 6,4 Mrd. Euro im Ärzteversorgung: Es kommen z. B. in Bundeshaushalt sparen. Coburg 80 Ärzt:innen auf 100 000 Einwohner:innen; in Heidelberg sind es Digitales Versorgungsgesetz: Ab 2020 gibt 400 Ärzt:innen (alle Arztgruppen inkl. es Apps auf Rezept. Künftig darf ein Arzt auf Psychotherapeut:innen). Kosten der Krankenkasse Gesundheitsapps verschreiben. Das Angebot an Online-Ärzt:innen gleicht Die Herausforderungen sind deutliche regionale Unterschiede wieder da – das Potenzial von aus. E-Health auch – worauf warten wir? Quelle: Zavamed 2020 25
Trends | Verbände-Statements Trends der Verbände Gerade in einem so interdisziplinären Feld wie dem E-Health-Sektor spielen Fachverbände eine wichtige Rolle, um die unterschiedlichen Berufsgruppen und die damit verbundenen Interessen zu vertreten und einzubringen. Denn die Digitalisierung des Gesundheitswesens in Deutschland braucht das Zusammenspiel vieler verschiedener Akteure und Perspektiven. Wir haben Spitzenvertreter der Verbände darum gebeten, uns Auskunft darüber zu geben, wo sie die wichtigsten Trends im E-Health-Feld sehen, und sehr interessante und vielfältige Antworten bekommen. 26
Daten zeitgemäß nutzen und sichern Daten teilen heißt besser heilen – so fasste Prof. Dr. Ferdinand Gerlach, Vorsitzender des Sachverständigenrats Gesundheit dessen neu- es Gutachten zusammen. Grundlage dafür ist es, dass alle relevanten Akteure ideal und gleichzeitig sicher miteinander vernetzt sind. Gerade cloudbasierte Anwendungen sind da- für geeignet, vereinen sie doch die Vorteile ei- nes schnellen und flexiblen Datenzugriffs mit Es ist an der Zeit, einem hohen Sicherheitsniveau und können Datensilos aufzu- zudem als Grundlage für neue, dezentrale Ver- sorgungsmodelle dienen. Hinzu kommt, dass brechen und diese für sie durch ihre Skalierbarkeit meist sogar fi- die Entwicklung nanziell von Vorteil sind. Insgesamt sind Cloud-Computing-Angebote deshalb unab- patientenzentrierter dingbar für eine zukunftsgerechte digitalisier- Lösungen zu nutzen te Gesundheitsversorgung und sollten aktiv gefördert werden. Der Fortschritt digitaler innovativer Therapien Sebastian Zilch und Gesundheitsanwendungen steht und fällt Geschäftsführer Bundesverband Gesundheits-IT mit der Datenqualität, -nutzung und -verfüg- bvitg e. V. barkeit. Zu lange haben wir auf nationaler Ebene über den bundesweiten Datenaustausch diskutiert und durch verschiedene Daten- schutzregelungen Forschungsvorhaben ausge- bremst. Nun ist es an der Zeit, Datensilos auf- zubrechen und diese für die Entwicklung patientenzentrierter Lösungen zu nutzen. Mit- hilfe eines europäischen Datenökosystems, dem European Health Data Space und GAIA-X, soll der grenzüberschreitende Aus- tausch von Gesundheitsdaten bald Wirklich- keit werden und unsere Gesundheitssysteme in das digitale Zeitalter katapultieren. Alina Nentwig Referentin Health & Pharma Bitkom e. V. 27
Trends | Verbände-Statements Telemedizin und die Nutzung digitaler Ressourcen sind zentrale Schlüssel zur erforderlichen Modernisierung unserer Versorgungsstrukturen Für eine zukunftsorientierte Gesundheitsver- sorgung ist ein kooperatives Miteinander aller Sektoren, Disziplinen und Professionen mit gemeinsamen Qualitätsansprüchen und einer fairen Vergütung unerlässlich: weg vom sekto- ralen Einzelkämpfer hin zum interprofessio- Wir müssen in nellen Teamplayer. Unser Ziel muss daher sein, die Sektorentrennung aufzuheben, Syn- Deutschland den ergien zu nutzen, verfügbare Ressourcen ef- „digitalen Schatz“ fektiver einzusetzen und den Zugang zu hoch- spezialisierter überregionaler Expertise zu besser heben erleichtern – zum Wohle der Patient:innen. Telemedizin und die Nutzung digitaler Res- In der Medizin können Daten Leben retten. sourcen sind zentrale Schlüssel zur erforderli- Diesen „digitalen Schatz“ müssen wir in chen Modernisierung unserer Versorgungs- Deutschland besser heben. Wir brauchen da- strukturen. Alle Player des Gesundheits- für eine übergeordnete Daten- und Innovati- wesens und die Politik müssen schnell und onsstrategie. Die Bundesregierung hat den entschlossen die Weichen für Erneuerung Entwurf einer Datenstrategie vorgelegt. Das stellen. Papier enthält gute Ansätze, weil es auch die Wirtschaft im Blick behält. Der Ansatz, dass Günter van Aalst medizinischer Fortschritt nur gemeinsam mit Stv. Vorstandsvorsitzender der Deutschen Gesell- den forschenden Medizintechnik-Unterneh- schaft für Telemedizin e. V. DGTelemed men geht, muss aber konsequenter umgesetzt werden. So setzt sich der BVMed unter ande- rem dafür ein, den forschenden MedTech- Unternehmen ein Antragsrecht auf Zugang zu den Daten des Forschungsdatenzentrums zu geben. Denn: Mit Daten zur tatsächlichen Ver- sorgung in Deutschland kann die MedTech- Branche moderne Lösungen entwickeln und die Gesundheitsversorgung weiter verbessern. Dr. Marc-Pierre Möll Geschäftsführer des Bundesverbandes Medizintechnologie BVMed e. V. 28
Digital Health ist das zentrale Jetzt kommt es Instrument, um auf die optimale Versorgung patienten- Vernetzung an orientiert und vernetzt Die Digitalisierung des Gesundheitswesens zu gestalten bekommt derzeit starken Rückenwind. Dies liegt auch an den Fördermitteln, die das Kran- kenhauszukunftsgesetz bereitstellt. Diese Mit- Damit die Vorteile der Digitalisierung auch tel müssen Kliniken und Praxen gleicherma- bei den Patient:innen ankommen, muss vor ßen klug einsetzen. Aus Sicht der allem die Vernetzung der Leistungserbrin- Teleradiologie kommt es dabei vor allem dar- ger:innen vorangebracht werden. Die eAU und auf an, die bestehenden teleradiologischen der eArztbrief sind wichtige Meilensteine. Strukturen bruchfrei noch enger mit anderen Doch es gilt weiterzudenken: Zusätzliche An- Bereichen zu vernetzen. Dies gilt für das Bild- wendungen und Versorgungsbereiche müssen archivierungssystem PACS, für das KIS und zügig eingebunden werden. Nur wenn alle für digitale Patientenakten gleichermaßen. Versorgungsakteure entlang des Behandlungs- Außerdem müssen die Daten zwischen Kran- pfades miteinander verbunden sind, wird inte- kenhäusern und Praxen schnell und am bes- grierte Versorgung für Patient:innen erfahr- ten grenzüberschreitend austauschbar sein, bar. Digitalisierung darf nicht an den damit diese optimal genutzt werden können. klassischen Sektorengrenzen haltmachen. Hier gilt es die technischen, aber auch rechtli- Dafür muss die Politik in der nächsten Legis- chen Rahmenbedingungen zu schaffen. Gera- laturperiode entsprechende Rahmenbedin- de die noch immer nicht vollständig bewältig- gungen schaffen. te Corona-Pandemie zeigt, wie wichtig Schnelligkeit und Vernetzung im Gesund- Johanna Nüsken heitswesen ist. Auf Grundlage optimaler Da- Geschäftsführerin BMC e.V. tenverbindungen und reibungslos verknüpfter Strukturen können dann erste praktische An- wendungen der Künstlichen Intelligenz aufge- setzt werden. Derzeit sind die Kosten hierfür allerdings noch zu hoch und die rechtlichen Rahmenbedingungen nicht klar genug. Dr. Torsten Möller Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Teleradiologie (DGfTr) reif & möller – Netzwerk für Teleradiologie 29
Trends | Verbände-Statements Digitalisierte Gesundheits- versorgung strategisch aufbauen Die Digitalisierung der deutschen Gesund- heitsversorgung macht Fortschritte. In Deutschland sind in den vergangenen Jahren Die Corona-Krise zahlreiche neue digitale Dienste eingeführt worden. Aber immer noch sind es isolierte ist auch eine Krise der digitale Anwendungen. Der Durchbruch zu Datenverfügbarkeit und einer datenbasierten und individualisierten Gesundheitsversorgung, die strategisch auf- Datennutzung und ausgebaut wird, ist bisher ausgeblieben. Die Europäische Union arbeitet jetzt daran, Die Nutzung medizinischer Daten für die einen European Health Data Space zu schaf- Forschung steht mehr denn je auf der politi- fen. Dieser Datenraum kann zur Quelle für In- schen Agenda. Die aktuelle Corona-Pandemie novation und Qualität in der Versorgung wer- zeigt wie unter einem Brennglas die großen den. Dafür braucht es klare Regeln und verläss- Defizite, die hinsichtlich der Verfügbarkeit liche Rahmenbedingungen, wie Gesundheits- und Verknüpfbarkeit medizinischer Daten in daten in Europa genutzt werden dürfen. Die- Deutschland bestehen – die Corona-Krise ist sen Rahmen muss Deutschland mitentwickeln auch eine Krise der Datenverfügbarkeit und und auch für sich, im eigenen nationalen Datennutzung. Umso wichtiger ist es, dass Gesundheitssystem umsetzen. neben der Bewältigung der akuten Pandemie nunmehr sehr konsequent und nachhaltig die Hans-Peter Bursig technischen und organisatorischen Grundla- ZVEI-Fachverbandsgeschäftsführer gen für eine nachhaltige Dateninfrastruktur Elektromedizinische Technik in der deutschen Medizinlandschaft gelegt werden, unter obligater enger Verzahnung von Forschung und Versorgung. Bündelung von Akteur:innen wie z.B. in der Medizin- informatik-Initiative und stärkere Einbezie- hung von Patientenorganisationen werden essenzielle Bausteine sein. Sebastian C. Semler Geschäftsführer TMF – Technologie- und Methoden- plattform für die vernetzte medizinische Forschung e.V. 30
Neue, schnellere Kommunikationswege und ein besserer Datenaustausch sind KHZG, Telematik, nur der Anfang. PDSG – die Krankenhaus- IT im Brennpunkt Der Tatsache, dass an Digitalisierung kein Weg vorbeigeht und das Thema im letzten Jahr nochmals an Dynamik gewonnen hat, Mit dem KHZG stehen nun endlich die seit Lan- wird niemand mehr widersprechen. Was gem geforderten Finanzmittel zur Verfügung, um bisher jedoch noch fehlt, ist eine von allen nachhaltig Digitalisierungstechnologien zur Ver- Akteuren akzeptierte Struktur. Wir haben besserung der klinischen Prozesse und somit der eine Reihe von Fortschritten gemacht, aller- medizinischen Versorgung umzusetzen. Der föde- dings sind das häufig Insellösungen. Die Ini- rale Flickenteppich führt dabei zu unterschiedli- tiative gesundheitswirtschaft rhein-main e. v. chen Interpretationen der Antragsfristen, Antrags- mit ihren engagierten Mitgliedern bietet bestandteile und Inhalte der Förderrichtlinien. Foren und Formate, um die dazu notwendige Gut beraten sind die Kliniken, die Möglichkeiten Vernetzung voranzutreiben – über alle Sekto- des KHZG für ihre jeweiligen Unternehmensziele ren und Entscheidungsebenen hinweg. Neue, zu bewerten und darauf basierend Förderanträge schnellere Kommunikationswege und ein bes- zu stellen. Die Umsetzung der Projekte fristge- serer Datenaustausch sind nur der Anfang. recht bis 31.12.2024 wird eine weitere Herausfor- Die Möglichkeiten, die uns „Machine Lear- derung werden. Zusätzlich auf der Agenda stehen ning“ und Künstliche Intelligenz bieten, soll- die Themen Telematikinfrastruktur-Implementie- ten wir zum Wohl der Patient:innen weiter rung sowie die mit dem Patientendaten-Schutz- ausbauen. Gestalten wir gemeinsam die digi- Gesetz verabschiedete Erfordernis, für jedes Kran- tale Zukunft der Gesundheitswirtschaft! kenhaus ab dem kommenden Jahr im Bereich IT-Sicherheit den Stand der Technik vergleichbar Dr. Anna Eichhorn und Stefan Grüttner zu den kritischen Infrastrukturen zu erfüllen. All Vorstand der Initiative diese Themen bieten den Krankenhäusern einma- gesundheitswirtschaft rhein-main e. v. (gwrm) lige Chancen, sich durch Digitalisierung nachweis- lich in der Versorgung zu verbessern, was gleich- zeitig ein hohes Maß an Herausforderungen mit einem großen Anteil an Veränderungen in den Prozessorganisationen mit sich bringen wird. Aus der vorgesehenen Messung des Digitalisierungs- grads im Rahmen des KHZG ergibt sich zudem die Chance, ein praxisorientiertes Modell zur wei- teren Optimierung von Prozessen zu entwickeln. Reimar Engelhardt Stellvertretender Vorsitzender des Bundesverbandes der Krankenhaus-IT-Leiterinnen und -Leiter e. V. 31
Trends | Verbände-Statements Telemedizin – Die COVID-Pandemie hat uns nach vorne katapultiert! Die folgenden drei Trends sind gekommen, um zu bleiben: Telemedizinische Visiten Durch die Pandemie sind digitale Lösungen aus der medizinischen Versorgung nicht mehr wegzudenken. Wie können Gesundheits- dienstleistungsanbieter Telekonsultationen rechtlich sicher und praktikabel durchführen und Risiken im Umgang mit Patientendaten erkennen? e-Learning im Bereich der Medizin Die Telemed Austria bietet für Mitglieder spe- zielle e-Ausbildungen an, die viele dieser Fra- gen klären können! Zertifizierung der Telemedizinprozesse für EPUs und KMUs, mit uns als professionel- lem Partner, um Fehler und Risiken für An- bieter zu minimieren und Patienten Sicherheit zu geben. Ein Wettbewerbsvorteil? Auf jeden Fall! Priv.-Doz. Dr. Christof Pabinger Präsident Telemed Austria 32
Mehr Geschwindigkeit und Wachstum in der digitalen Gesundheits- branche Nach vier Jahren der ehrgeizigen Digitalpoli- tik im Gesundheitswesen werden die Stim- men lauter, die nun wieder mehr Entschleuni- gung verlangen. Doch in Anbetracht der globalen Entwicklungen wäre dies eine Rich- tungsentscheidung mit fatalen Konsequenzen. Mit dem Digitale-Versorgung-Gesetz wurde mit einem neuen Zugangsweg für digitale Ge- schäftsmodelle innerhalb der Regelversor- gung eine Zeitenwende eingeläutet. Die neu geschaffenen Möglichkeiten sollten großzügig genutzt werden, um mehr Geschwindigkeit und Wachstum in die lokale digitale Gesund- heitsbranche zu bringen. Das heißt: Weniger Spezifikationen – mehr kreative und lösungs- offene Ansätze; weniger Eingriffe – mehr of- fene Innovationsräume; weniger Festhalten an bekannten Strukturen – mehr Bereitschaft, neue Wege zu gehen bzw. gehen zu lassen. Manuel Grahammer Mitglied der Arbeitsgruppe Innovation im Verband digitale Gesundheit (VdigG) e. V. 33
Trends | Branchen-Statements Trends der Branche Gesundheits-IT-Unternehmen stehen meist im engen Austausch mit ihren Kund:innen und wissen daher, welche IT-Lösungen im Klinik- und Praxisalltag gefragt sind, welche Herausforderungen noch bewältigt werden müssen und wo die Entwicklung hinsteuert. Deshalb haben wir bei Führungskräften der Health-IT-Branche nachgefragt, wo sie die wichtigsten Trends sehen, und haben spannende Antworten und eine Vielfalt an Themen erhalten. 34
Entwicklung neuer Lösungen nah an den Bedürfnissen der Anwender:innen Wir konzentrieren uns ausschließlich auf Health IT, also Software, IT-Lösungen und Hightech für das Gesundheitswesen. Diese Position hilft uns bei der Entwicklung neuer Lösungen, weil wir sie ganz nah an den Bedürfnissen der Anwender:innen ausrichten können. Michael Strüter Vertriebsleiter und Geschäftsführer Der Austausch von Dedalus HealthCare DACH Medizinischen Bildern Das Krankenhauszukunftsgesetz bringt frischen Wind in den Ausbau der Kommuni- kation zwischen Leistungserbringenden und fördert das Patient Empowerment. Es unter- stützt auch den Austausch von medizinischen Bildern. Lag der Schwerpunkt in der Bild- kommunikation bisher auf der Teleradiologie, rücken nun auch der intersektorale und der in- terdisziplinäre Austausch in den Fokus. Erfreulich sind die starke Verankerung in den Primärsystemen und die Forderung nach der Nutzung internationaler Standards. Dr. Uwe Engelmann Geschäftsführender Gesellschafter der NEXUS / CHILI GmbH 35
Trends | Branchen-Statements Jede Klinik braucht eine KI-Strategie Die meisten Kliniken wissen nicht, wie sie medizinische Daten optimal nutzen und so Gesundheitsversorgung auf höchstem Niveau auch in Zukunft anbieten können. Dabei hilft Künstliche Intelligenz. Aber nur wenn sie effizient und datenschutzkonform eingesetzt wird. Deshalb unterstützen wir Kliniken dabei, ihre eigene KI-Strategie zu entwickeln und diese erfolgreich umzusetzen. Krankenhaus- Thomas Pettinger Head of Business Development strukturen im Wandel Telepaxx Medical Data GmbH Die Zukunft des Gesundheitswesens liegt in der Bildung von Versorgungsregionen. Das heißt, nicht jeder macht alles ein bisschen, son- dern viele machen weniger, das aber konzen triert und professionell. Daher ist ein Paradig- menwechsel erforderlich. Sektorengrenzen werden überwunden, Kooperationen geschaf- fen und mehr ambulante Leistungen erbracht – das Ende monolithischer Software-Systeme. IT-Lösungen unterschiedlichster Hersteller müssen vernetzt werden, um alle an der Pati- entenversorgung Beteiligten miteinander zu verbinden. Dr. Wolrad Rube Vorsitzender Geschäftsführer i-SOLUTIONS Health GmbH 36
Das KIS als Plattform Klinische Informationssysteme dürfen heute keine Silos mehr sein, in denen Dokumente zum Patienten einfach nur verwaltet werden. Wichtig ist die Integration von Fachanwen- dungen im Sinne einer modernen Plattform- strategie. Dafür braucht es einerseits eine zentrale Datenhaltungsebene, über die ver- schiedene Anwendungen mit den erforderli- chen Informationen versorgt werden, und an- dererseits eine einheitliche und intuitiv benutzbare Oberfläche. Auf dieser Basis lässt sich auch aktive Patienteneinbindung und smarte Befundung optimal umsetzen. Wir machen Daniel Heine die GKV stark. Für Vertriebsleitung NEXUS Deutschland Menschen und ihre Gesundheit. Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig die GKV für das Gesundheitswesen ist. Wir unterstützen sie mit unserer vollintegrierten, gesetzlich aktuellen und standardisierten GKV-Branchenlösung. Kassen profitieren au- ßerdem von starken Gemeinschaftslösungen und individuellen Anwendungen für Online- Prozesse zur Verwirklichung ihrer Digitali- sierungsstrategien. Mit uns kann die GKV auf einen sicheren digitalen Hafen bei der Vernetzung im Gesundheitsmarkt bauen. Holger Witzemann Geschäftsführer AOK Systems GmbH 37
Trends | Branchen-Statements Digitalisierung erfordert Change- Kultur im Klinikalltag Der Digitalisierungsschub, den die Corona- Pandemie, das Krankenhauszukunftsgesetz und die Pflicht zur Anbindung an die Tele- matikinfrastruktur mit sich bringen, wird den Arbeitsalltag in Krankenhäusern massiv ver- ändern. Digitalisierung hinterfragt bestehende Prozesse und stellt Hierarchien auf den Prüf- stand. Diese Change-Projekte müssen aktiv begleitet und von der Klinikleitung eingefor- dert werden, um alle Anwender:innen mit- zunehmen, damit das Digitalisierungsprojekt zum Erfolg wird. In Sachen Prozessverände- rung haben wir als KIS-Anbieter eine ganze Reihe an Best-Practice-Beispielen aus Häusern aufbereitet, die wir in den vergangenen Jahren umgestellt haben. Praxiserprobte Prozesse in Kombination mit einem nutzerfreundlichen, zukunftsfähigen KIS sind wesentliche Faktoren für eine erfolgreiche Digitalisierung. Matthias Meierhofer Gründer und Vorstandsvorsitzender der Meierhofer AG 38
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