JOURNAL DER AUTOSTADT - Burgdorff Media
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JOURNAL DAS AUTO UND DER VERKEHR VON MORGEN NO. 03 ⁄ 2018 MAI — JUNI DER AUTOSTADT Ihr Ge- In China färbt schäfts- die traditionel- le Mythologie modell des Drachens muss sich sogar auf die wandeln. Fahrzeuge ab. — S. 10 — S. 18 Schon um „Na die Jahres- logisch, wende sollen hätte hier die ers- ten MOIA- ich doch Busse durch wissen die Straßen müssen.“ rollen. — S. 38 — S. 6 Hat man früher noch Wenn ein halbes Jahr ich High analysiert, soll Heels heute eine trage, App mög- streife lichst in einem Monat stehen. ich sie ab — S. 12 und fahre barfuß. Zu den Lieb- — S. 16 habern seiner Schöpfungen Versucht zählte die der Fahrer damalige auszusche- deutsche ren, lenkt Prominenz. — S. 28 das System kurz gegen, gibt bei Beim Sommerfestival wird aus Der Biohof genügend Akrobatik, Musik, Tanz und Komik Die vielleicht berühm- Wöhler und sein Spargel, Druck aber nach. ein Gesamtkunstwerk geschaffen. teste Olive der Welt. sie passen gut zusammen. — S. 20 — S. 22 — S. 40 — S. 30
DAS AUTO UND DER VERKEHR VON MORGEN V E R N E T Z T E M O B I L I T Ä T Die Städte wachsen unaufhaltsam, immer mehr Menschen ziehen in die Metropolen oder pendeln vom Umland zur Arbeit in die City, meistens allein im eigenen Pkw. Staus, Lärm, Luftverschmutzung und Stress sind die Folgen. Der Lösungsansatz lautet „vernetzte Mobilität“: Wir fahren nicht mehr jeden Morgen mit dem eigenen Wagen zur Arbeit und abends wieder nach Hause, sondern nutzen das Smartphone, um auf intelligente Weise verschiedene Verkehrsmittel zu verknüpfen, die uns zum gewünsch- ten Ziel bringen – Fahrräder, öffentlichen Bahn- und Busverkehr, Carsharing, Mobility- on-Demand-Dienstleistungen wie Ridepooling oder autonome Robo-Taxis wie das Volkswagen-Modell Sedric. Ein Algorithmus übernimmt die Rolle eines persönlichen Reisebüros, das die Route von Tür zu Tür in einer persönlichen Suchanfrage plant und bucht. Tickets und Bezahlung werden in einer zentralen App gebündelt, unabhängig von den jeweiligen Anbietern. T I T E L B I L D F O R E A L W W W . W E A R E F O R E A L . C O M
die Mobilität der Zukunft wird auch die Nutzung des Autos verändern. Das eigene Fahrzeug bleibt zwar für viele Menschen Inbegriff von Freiheit und Seite Beweglichkeit. Sie werden sich, so wie unsere Autorin Wäis Kiani, auch morgen noch begeistern lassen von ausgefeilter Technik, hoher Motorleistung und kom- fortabler Ausstattung. Aber was bedeutet das in Zeiten digitaler Vernetzung? Legen wir dann immer noch so viel Wert auf ein eigenes Fahrzeug? Oder wird 16 es zunehmend ein Transportmittel, das wir mit anderen teilen? Lesen Sie dazu den Bericht von Stephan Burgdorff über das Unternehmen Seite MOIA, mit dem der Volkswagen Konzern das Zeitalter der Smart Mobility gestal- ten will. Elektrisch angetriebene Kleinbusse sollen Fahrgäste nach Bedarf zu ihren gewünschten Zielen transportieren und so eine Alternative zum privaten Auto bieten. Dieses System würde in staugeplagten Metropolen für weniger Fahr- 6 zeuge, schnelleres Fortkommen und bessere Luft sorgen. Schon ab Ende dieses Jahres werden die futuristischen MOIA-Busse weltexklusiv auf den Straßen Ham- burgs unterwegs sein. Wie in den vergangenen Jahren veranstalten wir auch in diesem Jahr wie- Seite der unser Sommerfestival. Vom 18. Juli bis zum 26. August verwandelt sich die Lagunenlandschaft der Autostadt in einen Erlebnispark für Spiel und Spaß. Und 22 in den ersten vier Wochen zusätzlich in eine Open-Air-Bühne für den Cirque Nouveau. Sie sind herzlich eingeladen, sich in faszinierenden Shows von Akro- baten, Schauspielern, Musikern und Trapezkünstlern aus aller Welt bezaubern zu lassen. In Zukunft wollen wir Sie in der Autostadt aber auch mit Denksportauf- gaben unterhalten. Als Auftakt starten wir in diesem Journal mit einem Seite Bilderrätsel. Im Sommer gilt es für interessierte Besucher, ein mehrmonatiges Denkspiel zu lösen. Zusätzlich werden wir zwei Räume einrichten, die an die 36 Spielmechanik sogenannter „Escape-Rooms“ angepasst sind. Lassen Sie sich von unseren neuen Angeboten überraschen und genießen Sie den Frühling in der Autostadt! ROLAND CLEMENT CLAUDIUS COLSMAN Vorsitzender der Geschäftsführung, Mitglied der Geschäftsführung, Autostadt GmbH Autostadt GmbH
6 16 20 EIN STÜCK WEIT DIE WELT VERBESSERN Wie MOIA die Mobilität in den Städten revolutionieren will ELEKTRONISCHE VERLIEBT INS ENGEL Was das Autofahren sicherer macht AUTO 10 Wäis Kiani über das Glück hinterm Steuer 22 18 ÜBERALL UMSONST PARKEN Interview mit dem Carsharing- Experten Stefan Müller 12 BAUMEISTER PLATZ FÜR DAS SOMMER- IN DER GLÜCKSBRINGER FESTIVAL DER DATENWOLKE Die Anforderungen ans Auto AUTOSTADT Beruf: Cloud-Architektin unterscheiden sich von Land zu Land Spiel, Sport und Cirque Nouveau
27 34 39 STADTFÜHRER CONCERT & KITCHEN Pop-Musik in der Lagune 28 PANORAMA Neues aus der Autostadt 36 40 S ECH S STERN E ÜB ER WOLFS B URG RUNDE Koch-Event mit Sven Elverfeld ANGELEGEN- 44 DIE AUTOSTADT- HEITEN RESTAURAN TS Die Designer Beeskow und Boano DIE AUTOSTADT- 48 TH E RITZ -CARLTON, WOLFS B URG SCHNITZELJAGD 30 Bilderrätsel 51 52 DIE S H OPS FAH RERLEB N ISS E 38 54 FÜH RUN GEN 56 H OTEL AN G EB OTE 58 B ILDUN G S AN G EB OTE DER AUTOSTADT 60 KIDSTOUREN IN DER AUTOSTADT 62 KIN DERG EB URTSTAGE 63 VERAN STALTUN G S- ÜB ERB LICK 64 ON LIN EB UCH UN G 65 PREIS E FEINES AROMA AUF DER SUCHE 66 ÖFFN UN G S Z EITEN ⁄ AUS KARGEM NACH EINEM IMPRESS UM ERDREICH PHANTOM 68 AUTOSTADT Woher der Spargel der Autostadt kommt Der Rätselautor CUS ÜB ERS ICH TS PL AN
6 D as A uto und der verkehr von morgen EIN STÜCK WEIT D I E W E L T VERBESSERN Die Volkswagen-Tochter MOIA plant ein Verkehrskonzept, das die Zukunft in den Städten lebenswerter machen soll. Ein Pilotprojekt in Hannover verläuft erfolgreich. N BURGD : STEPHA OR TEXT FF RTIN D N: MA AV RA TIO ID I LLUST Die Stadt Han- Jeden Mor- nover ist das erste Testgebiet gen um 5 Uhr verlas- für dieses Geschäftsmodell. Seit dem Start im Oktober sen 35 VW-Transporter 2017 bis zu diesem Frühjahr haben rund 2.000 von MOIA die Großgarage an der Podbielskistraße in Hannover. ausgesuchte Servicetester mehr als 100.000 Fahrten Die Fahrer der Kleinbusse mit der Aufschrift MOIA wis- gebucht – und oft haben sie sich die Fahrt in einem MOIA- sen zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht, wohin sie in den Fahrzeug geteilt. Sie fuhren zum Beispiel morgens zur nächsten Stunden fahren werden. Sie nehmen – ähnlich Arbeit, nachmittags zum Cello-Unterricht oder nutzten wie Sammeltaxis – Fahrgäste auf, die ein vergleichbares den MOIA-Bus, um abends spontan Freunde zu besuchen. Ziel haben. Die Lehrerin Dana etwa fährt mit MOIA vor allem dort- Die Kunden bestellen den Bus über eine Smart- hin, wo sie mit ihrem eigenen Pkw kaum einen Parkplatz phone-App. Eine eigens entwickelte Software fasst dann findet. Die Berufsschullehrerin Helge nutzt das MOIA- Fahrgäste mit ähnlichen Zielen zusammen, sammelt sie Angebot, wenn sie sich abends mit Bekannten zu einem an in der App angegebenen Haltepunkten ein und lässt Drink verabredet hat. Die Bankangestellte Jette bringt sie dort aussteigen, wo sie ihrem Endziel möglichst nahe mit MOIA ihre Tochter regelmäßig in die Kita. sind. Der Fahrer kommt dorthin, wo der Kunde es Hannover ist erst der Anfang. Denn MOIA hat hoch- wünscht, und setzt ihn so ab, dass er maximal 250 Meter gesteckte Ziele. „Wir möchten ein Stück weit die Welt ver- zu seinem Zielort gehen muss. On-Demand-Verkehr oder bessern“, sagt Ole Harms, der Chef von MOIA. Das Unter- auch „Ridepooling“ nennt sich diese Mobilitätsdienst- nehmen, das vor zwei Jahren von Volkswagen gegründet leistung. wurde, will viel mehr sein als ein weiteres Verkehrsmittel.
7 RIDEPOOLING Ridepooling ergänzt bestehende öffentliche Bahn- und Buslinien auf kostengünstige Weise und bietet eine attraktive Alternative zum privaten Pkw. Der MOIA-Shuttle bedient Fahrtanfragen verschiedener Personen, die in eine ähnliche Richtung unterwegs sind. Über einen Algorithmus werden diese miteinan- der kombiniert, die Routen geplant sowie Fahr- und Ankunftszeiten individuell berechnet. Durch die Bündelung von Einzelfahrten wird der Straßen- raum effizienter genutzt: Das spart Emis- sionen und entlastet die Straßen. „Wir entwerfen Mobilitäts- Berufsverkehrs zu konzepte, die unsere Städte zu niedrig. Dazu kommt, dass der lebenswerteren, sichereren und schöneren Orten städtische Nahverkehr oft unpünktlich, machen – nicht nur für wohlhabende Menschen, sondern die Transportmittel überfüllt und die Fahrpreise – für alle“, verspricht MOIA auf seiner Website. besonders für kinderreiche Familien – zu hoch sind. Tatsächlich ist das in den meisten Städten auch bitter Genau hier setzt MOIA an. Mit seinem Ridepoo- nötig. Laut einer Studie der Porsche-Tochter Inrix, die ling-Service will das Unternehmen öffentliche Bahn- 1.360 Städte in 38 Ländern verglich, verbrachte ein deut- und Buslinien auf kostengünstige Weise ergänzen und scher Autofahrer im Jahr 2017 durchschnittlich 30 Stunden gleichzeitig eine attraktive Alternative zum privaten im Stau. In München waren es im Schnitt 51 Stunden, in Los Pkw bieten. „Wir werden die bestehende Infrastruktur Angeles sogar 102. In Großstädten wie London und Shang- nutzen und sie mit neuen Dienstleistungen und Tools hai liegt das Durchschnittstempo eines Autos bei etwa kombinieren“, kündigt MOIA an. Die OECD hat in einer 16 Stundenkilometern, während der Hauptverkehrszeiten Mobilitätsstudie festgestellt, dass drei Ridepooling- oft sogar nur bei 8 km/h. Und jedes Jahr wird es schlimmer. Fahrzeuge bis zu 100 Pkws ersetzen können. „Wir haben Der jüngste ADAC-Bericht registrierte 2017 in Deutschland uns zum Ziel gesetzt, bis 2025 in Europa und den USA täglich einen Stau von 4.000 Kilometern Länge – fünf Pro- die Straßen um mehr als eine Million Autos zu entlas- zent mehr als im Jahr davor. Die Zeit, während der Autos ten“, sagt Ole Harms. im Stau steckten, nahm sogar um neun Prozent zu. Die nächste Metropole, in der MOIA nach der Test- Vom öffentlichen Nahverkehr ist eine Entlastung in phase in Hannover den öffentlichen Nahverkehr „revo- naher Zukunft kaum zu erwarten. In vielen Städten ist das lutionieren“ will, wird Hamburg sein. Die Stadt, die mit Streckennetz viel zu weitmaschig und die Abfolge von dem Slogan „City of Solutions“ den 2021 mit mehr als Bahnen und Bussen besonders in den Zeiten des erhöhten 10.000 Teilnehmern stattfindenden Weltkongress für
8 SHARING-DIENSTE Seit seiner Erfindung war das Auto nicht nur ein Fortbewegungsmittel, sondern immer auch Statussymbol – der Beweis persönlichen und beruf- lichen Erfolgs. Studien zufolge wird die Quote von im persönlichen Besitz befindlichen Autos in den kommenden Jahrzehnten allerdings immer weiter sinken. Im Jahr 2050 könnten die verschiedenen Formen von Sharing-Diensten bereits 80 Prozent des Mobilitätsmarkts ausmachen.
D as A uto und der verkehr von morgen 9 MOIA-FAHRZEUG Der von Volkswagen Osnabrück gebaute Bus bietet Platz für sechs Personen und den Fahrer. Es gibt Ein- stiegshilfen und genügend Stauraum für Gepäck. An jedem der mit Leder bezogenen Sessel befinden sich ein USB-Port und eine Leselampe. Seitliche Kopfstützen und LED-Ambientebeleuchtung schaffen ein Gefühl von Intimität. Im hinteren Teil gibt es, wie im Kino, sogar einen Loveseat. WIR HABEN UNS ZUM ZIEL GESETZT, BIS 2025 IN EUROPA UND DEN USA DIE STRASSEN UM MEHR ALS EINE MILLION AUTOS ZU ENTLASTEN. intelligente Transportsysteme (ITS) an die Elbe geholt hat Namen Ajelo in Helsinki betriebene Ridepooling-Konzept und in Deutschland an die Spitze der smarten Städte Kutsuplus entwickelte. Zur Hauptaufgabe des Teams um strebt. Kooperationspartner von MOIA ist die Hamburger den Gründer Teemu Sihvola zählt nun die Entwicklung Hochbahn AG. der Algorithmen, die für die Steuerung des Ridepooling- Schon um die Jahreswende sollen hier die ersten in Konzepts von MOIA eingesetzt werden. Goldbronze lackierten MOIA-Busse durch die Straßen rol- Keine Frage: Die Zukunft des Verkehrs liegt in ver- len. Die Flotte soll sukzessive zunächst auf bis zu 200 Busse, netzten Systemen. Wir werden künftig nicht nur das Auto, später sogar bis auf 1.000 Fahrzeuge wachsen. Anders als den Nahverkehr oder das Fahrrad benutzen, sondern mit in Hannover werden es keine benzingetriebenen VW-Trans- Hilfe des Smartphones die verschiedenen Möglichkeiten porter sein, sondern elektrisch angetriebene Shuttle-Busse, intelligent verknüpfen. Beispiel Helsinki: Geht es nach der die gemeinsam mit Volkswagen eigens für diesen Zweck Stadtverwaltung, soll dort bis 2025 niemand mehr auf ein entwickelt und gebaut werden. Sie haben eine Reichweite eigenes Auto angewiesen sein. Über eine App kann man von 300 Kilometern und lassen sich innerhalb einer halben wählen, ob man sein Ziel mit Bus, Bahn, Taxi, Leihfahrrad Stunde zu 80 Prozent aufladen. Jeder der sechs beque- oder Mietwagen erreichen oder unterschiedliche Trans- men Einzelsitze hat einen USB-Port. Ein großer Bildschirm portmittel wählen möchte. Bezahlt wird alles mit einem zeigt die Route der temporären Fahrgemeinschaft an. Der Ticket über dieselbe App. pro Kilometer berechnete Fahrpreis wird über die App Für die Mitarbeiter von MOIA hat die Zukunft der abgebucht. Mobilität bereits begonnen: Statt eines Dienstwagens erhal- Im vergangenen Sommer übernahm MOIA das fin- ten sie ein sogenanntes Mobilitätsbudget, das sie für sämt- nische Start-up Split Finland, das bis 2015 das unter dem liche Verkehrsmittel verwenden können.
Stefan Müller ist Chef der Consulting- Firma Mobility Power House GmbH mit Hauptsitz in München, die auf disruptive Mobilitätsprojekte speziali- siert ist. Von 2011 bis 2014 war Müller Vorsitzender der Geschäftsführung des Daimler-Untern ehmens Car2Go Europe. Und bis Ende 2015 Direktor für neue Mobilität bei der Volkswagen New Mobility Services in Peking. UMSONST PA R K E N
D as A uto und der verkehr von morgen 11 Stefan Müller über das Auto als Statussymbol, disruptive Mobilität INTERVIEW: und die Bedeutung von FOTO: STEPHAN BURGDORFF Kundendaten im vernetzten Verkehr. LÊMRICH Herr Müller, Sie bezeichnen sich als Carsharing lässt sich in großen Städten gut zu entwickeln, die nicht nur den öffentli- Experte für „disruptive Mobilität“. Was organisieren, wo viele Menschen dicht chen Nahverkehr attraktiver machen, son- versteht man unter diesem Begriff? beieinander wohnen. Aber wie sieht es damit dern von denen sie auch selber profitieren. auf dem dünn besiedelten Land aus? Mein Unternehmen versteht darunter alles, Inwiefern profitieren die Automobil was nicht das traditionelle Feld der Auto- Sowohl Carsharing als auch andere „On hersteller von dieser Kooperation? mobilhersteller betrifft. Deren Geschäfts- Demand“-Mobilitätsdienstleistungen, wie modell beruhte bisher auf dem Prinzip: ein Fahrdienste, können derzeit nur in urbanen Zum einen lässt sich mit dem zusätzlichen Kunde – ein Auto. Diese Gleichung geht Ballungsräumen wirtschaftlich betrieben wer- Service die Wertschöpfung vertiefen. Zum heute aber nicht mehr auf. Vielen Menschen den. In ländlichen Gebieten oder kleinen Städ- anderen zeigt man dem Kunden, dass man reicht es, mobil zu sein, wenn sie Mobilität ten ist das nicht möglich. Jedenfalls dann nicht, innovativ ist und ihn nicht alleinlässt. Egal auch wirklich brauchen. Das steht im Gegen- wenn das Carsharing-Unternehmen eigene wo er ist, er kann sich darauf verlassen, dass satz zu dem klassischen Modell: Man hat Autos zur Verfügung stellt. Selbst in Deutsch- immer ein Produkt zum Beispiel von Volks- ein Auto, aber benutzt es maximal eine land kommen dann nur drei Städte in Frage: wagen zur Verfügung steht. Und noch etwas Stunde am Tag. Berlin, Hamburg und München. Wenn aller- kommt hinzu: An diesem Geschäft sind auch dings ein Vermittler antritt, der keine eigenen viele andere Unternehmen interessiert, die Was bedeutet es für die Automobil- Autos besitzt und nur eine Vermittlungsge- eigentlich mit Autos gar nichts zu tun haben. hersteller, wenn dieses klassische bühr für Taxidienste kassiert, kann eine sol- Nämlich Google, Apple, Baidu, Alibaba und Modell aufgebrochen wird? che Dienstleistung unter Umständen auch in andere große Technologiekonzerne. kleineren Städten profitabel sein. Ihr Geschäftsmodell muss sich wandeln. Was ist deren Interesse? Am deutlichsten zeigt sich das bei der Gehört zur neuen Mobilität nur die Elektromobilität. Wer hätte gedacht, dass Nutzung des Autos von mehreren Personen Die riesige Menge an Daten, die bei diesem die Unternehmen sich so schnell darauf ein- oder auch eine Vernetzung mit anderen Service anfällt. Denn deren Besitz könnte stellen müssen? Genau das Gleiche passiert Verkehrsträgern? dazu führen, dass ein Automobilhersteller beim Thema „neue Mobilität“. Gerade nur noch Zulieferer für den Technologiekon- jüngere Menschen wenden sich vom Auto Je größer der Markt wird, desto mehr Vari- zern ist, der den Zugang zu den Kunden hat. ab. Sie teilen sich lieber ein Auto mit ande- anten bilden sich heraus. Das zeigt sich zum Das ist für Automobilunternehmen ein Hor- ren, als Wert auf ein eigenes Fahrzeug Beispiel daran, dass der Volkswagen Konzern rorszenario, weil sie ja von der Kundenbin- zu legen. zusammen mit der Stadt Hamburg überlegt, dung leben. Sie sind also gut beraten, bei wie man den Kunden auf der sogenannten der Gestaltung der neuen Mobilität eine Das heißt, die Nutzung eines „letzten Meile“ zu seinem Ziel bringen kann. zentrale Rolle einzunehmen. Autos muss nicht mehr mit seinem Das wird nur möglich sein durch Partnerschaf- Besitz verbunden sein? ten verschiedener Verkehrsträger, die das Was müssen die Städte tun, eigene Angebot ergänzen. damit die Nutzerzahlen des Carsharing Genauso ist es. Nutzung und Besitz werden weiter steigen? entkoppelt. Man hat jetzt die Möglichkeit, Sie plädieren also für Zusammenarbeit zum Beispiel durch Carsharing, ein Auto zu von privaten Unternehmen Ein gutes Beispiel ist Madrid. Dort ist das nutzen und es irgendwo abzustellen, wenn und dem öffentlichen Nahverkehr? Carsharing so populär, dass inzwischen drei man es nicht mehr braucht. Das eigene Auto Anbieter mit jeweils mehr als 500 Elektro- wird überflüssig, der Nutzer spart Anschaf- Der öffentliche Nahverkehr hat leider das autos im Markt sind. Der Grund ist, dass alle fungskosten, Reparaturen, Versicherung und Problem jedes Monopolisten. Er hat sich zu Elektroautos oder auch Hybridfahrzeuge Steuern. So ein Geschäftsmodell ist aber lange ausgeruht auf dem, was er hat – sicher überall in der Stadt umsonst geparkt wer- auch für die Autohersteller attraktiv, weil auch, weil die Kommunen ihn nicht mit genü- den dürfen – unabhängig davon, ob man sie zum einen auf diese Weise junge Kun- gend Geld ausgestattet haben, um sein Anwohner ist oder nicht. Es kommt also dar- den für ihre Marke interessieren und zum Angebot auszubauen. Unternehmen wie auf an, dass die Kommunen das Thema aktiv anderen Geld als Carsharing-Anbieter ver- Volkswagen oder Daimler sind nun dabei, angehen. Und das ist auch ganz leicht mög- dienen können. gemeinsam mit den Kommunen Konzepte lich. Denn es kostet sie ja nichts.
D as A uto und der verkehr von morgen 13 B A U- Fragt man Susan Dübner, wie sie einem Laien ihren Job beschrei- ben würde, lächelt sie sehr breit und sagt: „Das ist gar nicht so ein- MEISTER fach.“ Bekommt man eine E-Mail von Susan Dübner, steht unter ihrem Namen „GITC PaaS“ Was zum Teufel macht diese Frau? Susan Dübner, 37, ist Cloud- IN DER Architektin. Das GITC unter ihrem Namen steht für „Group IT Cloud“. In einem Team von bis zu 50 wei- D A T E N- teren IT-Experten arbeitet die diplomierte Informatikerin bei Volkswagen an cloudbasierten Pro- jekten. PaaS ist die Abkürzung für „Platform as a Service“. Heißt? „Ich WOL K E stelle eine Plattform für meine Kunden bereit, auf der sie ihre Anwendungen aufbauen können.“ Susan Dübner entwirft Strukturen, die es wiederum anderen Informa- tikern ermöglichen, Applikationen zu entwickeln, die schnell, unkom- TEXT: INGA OLFEN pliziert und sicher funktionieren. FOTO: FELIX BRÜGGEMANN Kurz gesagt sorgt sie dafür, dass ihre Kollegen das Auto ins Internet und das Internet ins Auto holen können. Ihre Kunden, das sind Anwendungsentwickler aller Mar- ken des Volkswagen Konzerns, die an den unterschiedlichsten Stand- orten an derzeit mehreren hundert verschiedenen Projekten in der Cloud arbeiten. Eine virtuelle Welt. In der Informationstechnik sprach man schon immer von Architektur, wenn es um die statischen und dynamischen Aspekte der IT in einer Organisation ging. Aber anders als vor noch etwa 30 Jah- ren, als das vor allem Stabilität und Langfristigkeit bedeutete – sichere Server, stabile Leitungen, Pro- gramme, die nicht abstürzen – sind heute zusätzlich Schnelligkeit, Flexibilität und kurzfristiges Reagieren gefragt. „Wir gehen immer mehr weg vom Reparieren Die Zukunft der Mobilität bringt neue Herausforderungen mit sich. hin zum Neubauen.“ Um im Bild Wegen der zunehmenden Digitalisierung und der Vernetzung der der Architektur zu bleiben: Verkehrsmittel wird der Beruf des „Cloud-Architekten“ immer wichtiger. Wurden früher möglichst massive
14 D as A uto und der verkehr von morgen Mauern mit doppelverglasten Fens- Fluren und an den offenen Schreib- tern errichtet, sind es heute Rigips- tischinseln: überall Postkarten, Auf- Wände, und die am besten noch kleber und Post-its mit lustigen auf Rollen. Sprüchen „Ich weiß, woher der „Die Time-to-Market wird Hase weht“ oder „Make Gulasch immer kürzer“, sagt Susan Dübner, great again“. An der Wand hinter „hat man früher noch ein halbes Susan Dübners Tisch ein „Stress- Jahr analysiert, soll heute eine App Reduction-Kit“: „Bang head here“ möglichst in einem Monat stehen. steht dort in einem großen Kreis Niemand will mehr lange warten. auf einem DIN-A4-Papier – bei Das kennen wir doch alle auch aus Stress Kopf hier gegen die Wand dem privaten Bereich. Wir haben schlagen. „Das ist das Gute an uns ständig mindestens ein bis zwei ITlern – wir sind einfach alle Spiel- Handys in der Tasche, mit denen kinder.“ Susan Dübner lächelt wie- wir praktisch unser gesamtes Leben der sehr breit. managen. Wir erwarten einfach, Und wie sieht er aus, ein typi- dass alles jederzeit und überall scher Arbeitstag eines Spielkindes? funktioniert; und das möglichst Den gibt es eigentlich kaum, sagt schnell.“ Auch Automatisierung die Frau mit der komplizierten bedeutet in der Regel Zeitgewinn. Jobbeschreibung. „Ich komme früh- Deshalb lautet das Ziel: „Alles, was morgens hierher und lasse mich automatisch laufen kann, soll auch überraschen, weil spätestens um automatisch laufen.“ neun Uhr eh jeder Plan über Gut, dass Susan Dübner so den Haufen geworfen ist.“ Denn eine energiegeladene Person ist. Es fällt ihr sichtlich schwer, länger Cloud-Architekten programmieren nicht still vor sich hin. Von wegen S U S A N ruhig auf ihrem Stuhl zu sitzen, und ihren Besuchern, mit ihr auf dem Nerds und Eigenbrötler. Überall in der IT:City in Wolfsburg sieht man D Ü B N E R Flur Schritt zu halten. Schon für die Gruppen zusammensitzen, die Achtklässlerin Susan stand fest: Ich vielen Besprechungsräume – die Susan Dübner ist eine der mache was mit IT. „Das war gesetzt.“ hier wie die VW-Modelle zum Bei- Zu Beginn einer Prüfung an der Uni- spiel Tiguan oder Scirocco heißen (noch) wenigen Frauen in der versität in Ilmenau fragte sie dann – sind gut besetzt. „Ich bin im stän- Männerdomäne Informations- später ein Professor: „Was hat Sie digen Dialog mit meinen Kunden: denn in diese Männerdomäne ver- Was habt ihr für Wünsche, wo lie- technik. Nach ihrem Studium schlagen?“ Unter den 200 Studen- gen eure Probleme? Entsprechend an der Universität Ilmenau kam ten waren gerade mal 15 Frauen. „Ich entwickle ich mein Produkt weiter. hatte mir bis dahin eigentlich nie Ich arbeite dabei eng mit anderen sie als Praktikantin zu VW. Seit Gedanken darüber gemacht. Män- Produktentwicklern zusammen, um 2009 arbeitet sie für den Auto- ner oder Frauen – denken kann das vom Vorstand des Unterneh- doch jeder!“ mens definierte Ziel ‚Volkswagen hersteller, seit 2017 gehört sie Aber auch in ihrem Team bei will vom Autobauer zum Mobili- zum Team „Group IT Cloud“ in Volkswagen ist sie bislang fast die tätsdienstleister werden‘ zu errei- einzige weibliche IT-Kraft. Zunächst chen.“ der IT:City der Volkswagen AG kam sie als Praktikantin nach Wolfs- Nur am Wochenende, da in Wolfsburg. Die diplomierte burg, schrieb dann später ihre Dip- zieht Susan Dübner ihren Kopf her- lomarbeit bei Volkswagen. Über aus aus der Wolke. Joggt, fährt Fahr- Informatikerin liebt an ihrem den Umweg eines Konzern-Dienst- rad und trifft Freunde. Oder fährt Job, dass er viel Kommunikati- leisters landete sie dann schließlich zu ihren Eltern nach Thüringen. 2009 fest dort. Was dem Besucher Aufs Dorf. Ohne Handyempfang. on erfordert – und jeden Tag in der IT:City auffällt in den langen Und mit ganz schlechtem Internet. Überraschungen bereithält.
VERLIEBT I N S AU T O Was für die einen ein simples Fortbewegungsmittel ist, lässt anderen das Herz höherschlagen. Unsere Autorin Wäis Kiani über das Glück hinterm Steuer. E s gibt Emotionen, die lassen sich weder vom Kopf noch vom Herzen steuern. Sie scheinen in unserer DNA verankert zu Von den wenigen Freuden, die ich in mein Leben als Erwachsene mitnehmen konnte, steht Autofahren auf Platz zwei – selbst beigebracht. Meine Mutter, die, seit ich sie kenne, über die Strapazen des Auto- fahrens klagt, war erstaunlicherweise bereit, sein, wir sind machtlos dagegen. Tierliebe ist nach Essen. Das ist seit meiner frühesten Kind- mich trotz meiner anfänglich miesen Fahr- so ein Gefühl oder die Liebe zur Natur. Man heit so. Niemand hat mir das eingeredet, nie- künste bei jeder Gelegenheit ans Steuer ihres hat es in sich oder nicht, man kann es weder mand meine Autobegeisterung manipuliert. Wagens zu lassen. erlernen noch abschalten. Die Liebe zum Ich habe keine Brüder. Ich bin die einzige Ich muss allerdings erwähnen, dass wir Auto gehört definitiv dazu. Wir Deutschen Tochter eines Vaters, der zwar Auto-Fan, aber damals in Teheran lebten und Verkehrsregeln spüren diese Liebe etwas öfter und stärker kein Autonarr war, und einer autohassenden nicht so streng gesehen wurden. Fast alle in uns als vergleichsweise die Schweizer, was Mutter. Dennoch habe ich meinen Vater, der Jungs saßen mit 14 schon hinter dem Steuer vielleicht nicht nur an der DNA liegt, son- nie eine Autozeitschrift gekauft oder gele- der Autos ihrer Eltern. Die Mädchen nicht – dern auch daran, dass wir bessere Autos sen hat, dafür begeistern können, mir im Alter außer mir. Die Mädchen wollten es gar nicht. bauen als unsere Nachbarn und flott befahr- von 14 Jahren das Fahren beizubringen. Len- Sie schienen verschont worden zu sein von bare Straßen im Gebirgsland Schweiz auch ken, Kuppeln, Gasgeben hatte ich mir, zusam- dem, was ich als „Liebe“ bezeichne, von dem eher selten zu finden sind. men mit einer Freundin, auf einem Trecker Rausch des Auto-Fans, wenn er Gas gibt. Die
D A S A U T O U N D D E R V E R K E H R V O N M O R G E N 17 Macht über die Geschwindigkeit, dieses digkeit und Benzingeruch vergessen Sie alle entlädt sich alles Negative, ich fühle mich unbeschreibliche Gefühl, wird mir für immer Sorgen des Lebens. Kann denn so viel Glück frei und leicht. unvergesslich sein. Aufregender als der erste Lüge sein? Lustfeindliche Automuffel mögen Sex, verbotener als der erste Joint, berei- Ich kann jedes Auto fahren, und wenn zetern, so viel sie wollen, wir werden im chernder als das erste selbstverdiente Geld ich High Heels trage, streife ich sie ab und Gegensatz zu ihnen immer Spaß am Auto- und erfüllender als der erste berufliche Erfolg. fahre barfuß. Mit nackter Fußsohle Gas zu fahren haben. Meine männlichen Freunde Stellen Sie sich vor, Sie sind ein gelang- geben – was für ein intimes Gefühl. Ich liebe sammeln weiterhin Vintage-Cars und weilter Teenager, der die Schule und alle Schaltknüppel, im Gegensatz zu den meis- reden von der Schönheit eines Porsche 356 Lehrer hasst – und ausgerechnet ein lärmen- ten Frauen verachte ich Automatik. Zum von 1948 so, wie Kunstfreunde über ein der Gebrauchsgegenstand vertreibt die Fahrvergnügen gehört selbstbestimmtes Gemälde von Monet schwärmen. Ihre und Leere in Ihnen, verbannt die Langweile und Schalten, das leise Klack-Klack einer Roads- meine Liebe gehört dem Auto. Ja, wir hegen macht Sie glücklich. Und stellen Sie sich vor, ter-Schaltung, wenn man im Sommer durch große Gefühle für lebloses Blech, dagegen viele Jahre später sind Sie ein missvergnüg- stille Häuserschluchten fährt. Egal, wie hoch sind wir machtlos. Sorry, es gibt halt ein paar ter und übersättigter Erwachsener, aber mein Stresspegel ist, wenn ich mich hinters Dinge im ohnehin an Freuden raren Leben, Autofahren lässt ihr Herz immer noch höher- Steuer setze, löst sich der Druck und im auf die man nicht verzichten kann, und dazu schlagen. Und bei Motorgeräusch, Geschwin- Zusammenspiel von Fahren und Musikhören gehört für mich auf jeden Fall das Auto. WÄ I S KIANI Wäis Kiani lebt in Zürich und schreibt als Kolum- nistin für verschiede- ne Publikationen in Deutschland und in der Schweiz. Sie fährt einen Mini Cooper in British Green. TEXT: WÄIS KIANI FOTO: NORMAN KONRAD
18 D as A uto und der verkehr von morgen P L A T Z F Ü R GLÜCKSBRINGER T E X T : A D R I A N G E I G E S / I L L U ST R AT I O N : L E A N D RO A L Z AT E Die Globalisierung macht alles gleich. Ist das wirklich so? In den meisten Ländern der Erde findet man dieselben Ketten für Kaffee und Fast Food. Doch bei ihren Fahrzeugen wünschen sich die Menschen weltweit eine individuelle Note. Wenn es um die Wahl des weiten Online-Umfrage empfin- In den USA sind es die für Kaffeebecher und Flaschen Autos geht, ist die Mobilität von den 53 Prozent der Deutschen unendlichen Weiten mit tausen- sind ein Muss – die Rede ist uns Europäern begrenzt. Ob beim Fahren ihres Autos ein den Kilometern Fahrstrecke, die natürlich von 1,5-Liter-Flaschen. Deutsche, Italiener, Franzosen besonderes Vergnügen. Bei den das Gefühl der Fahrer prägen. Auch gehört es zu den Wünschen oder Briten: Alle kaufen am liebs- Franzosen und Briten steht das „Für die Amerikaner ist das Auto der Amerikaner an den Komfort, ten die Marken ihres Heimatlan- Gefühl von Freiheit an erster ihr zweites Zuhause", sagt Paolo die Heckklappe berührungslos des. Sie sind ihnen bekannt, ver- Stelle, doch, überraschend, nur Tumminelli, Designprofessor an öffnen zu können. Ein Trend zur traut und damit emotional am knapp jeder dritte Italiener gibt der Technischen Hochschule Bequemlichkeit, dem andere nächsten. Denn bei aller Liebe an, Spaß hinterm Steuer zu Köln. Deshalb haben sie andere Länder folgen. zur Technik zählt hier auch der haben. Anforderungen an die Ausstat- Doch an manchen Unter- Gefühlsfaktor. Nach einer welt- tung ihrer Autos: Große Ablagen schieden wird sich so bald nichts
D as A uto und der verkehr von morgen 19 ändern. Deutsche lieben nun mal brauchen Platz für einen Glücks- Je nach Land können Autos Noch sehr häufig ist in den Kitzel des Beschleunigens bringer und Ladebuchsen für also länger sein als in Deutsch- Brasilien der T2 oder Kombi zu und des Überholens – und schal- mindestens zwei Handys. Profes- land – oder auch kürzer. Ein Bei- sehen, in Deutschland auch ten die Gänge deshalb weiter sor Stefan Bratzel, Leiter des spiel ist der VW Gol, über viele als VW Bulli bekannt. Brasilien ist gern von Hand. Nur etwa 20 Pro- Center of Automotive Manage- Jahre das meistverkaufte Auto das Land des Bullis schlechthin. zent der in Deutschland zuge- ment an der Fachhochschule der in Brasilien. Er wurde für das Fuß- Volkswagen baute ihn hier seit lassenen Neuwagen haben Auto- Wirtschaft in Bergisch Gladbach, ballland Brasilien erfunden – 1957, zunächst als T1, auf den dann matikgetriebe. Zum Vergleich: In meint: „Die chinesischen Kun- „Gol“ bedeutet im brasiliani- das T2-Fahrerhaus gesetzt wurde. den USA und in Japan sind es um denwünsche sind sehr speziell, schen Portugiesisch und im In Deutschland wurde die Pro- die 90 Prozent. darauf müssen die Hersteller Spanischen „Tor“. Vom Golf duktion 1979 eingestellt (da er Auch die Schönheitsideale reagieren.“ So haben die meisten unterscheidet sich der Gol nicht hier durch den T3 ersetzt wurde), für Autos unterscheiden sich von Autos in China auf den Rücksit- nur durch das fehlende f, er ist während er in Brasilien bis 2013 Land zu Land. Europäer lieben zen mehr Beinfreiheit als die ent- auch um etwa 30 Zentimeter kür- vom Band lief. Viele Brasilianer sportlich aussehende Fahrzeuge. sprechenden Modelle in Europa zer. Dazu ist er widerstandsfähig, sind quasi aufgewachsen in die- In China dagegen färbt die tra- oder den USA. Der Audi A4 zum geht bei der Fahrt über Schlag- sem Kleinbus. Er befördert Groß- ditionelle Mythologie des Dra- Beispiel ist in China als A4L um löcher nicht so leicht kaputt, familien, bringt Kinder zur Schule chens sogar auf die Fahrzeuge neun Zentimeter verlängert wor- zeichnet sich durch hohe Qua- und ist das öffentliche Verkehrs- ab, sagt Tumminelli: „Deshalb den. Grund: Wer sich in China lität aus und ist trotzdem preis- mittel in den Randgebieten der erinnern auch die Autos entfernt ein Auto leisten kann, hat oft günstig. Von Brasilianern hört Metropolen. Da die Sitze heraus- an ihn: große Frontpartie, großer auch einen Chauffeur – und der man oft: „Wir brauchen nicht so genommen werden können, Kühlergrill und nach hinten abfal- Chef auf der Rückbank soll kom- viel Schnickschnack und Tech- transportiert er hier auch Waren, lende Linien, sodass das Auto mod sitzen. Auf lange Sicht mag nologie wie ihr Europäer, etwa von Obst für den Markt über schmaler wirkt.“ sich das aber ändern, da immer all diese Sensoren – Hauptsache, Möbel beim Umzug bis zu Bau- Auch für die Innenausstat- mehr Chinesen Autos kaufen und das Auto schützt uns vor dem material. Andere Länder haben tung ihrer Karossen haben die damit der Anteil derer steigt, die Regen.“ andere Sitten – und entspre- Chinesen eigene Wünsche: Sie ihren Wagen selbst steuern. chend andere Autos.
20 D as A uto und der verkehr von morgen E L E K T R O N I S C H E ENGEL TEXT: Johannes Giesler ILLUSTRATION: Leonhard Rothmoser Knautschzonen, Dreipunktgurt, Airbag, ABS und ESP sind Erfindungen, die das Autofahren schon 2. seit Jahrzehnten sicherer machen. Darüber hinaus hat VW smarte Assistenzsysteme entwickelt, die Unfälle verhindern und das Lenken erleichtern. Wenn sie eingreifen, fühlt sich das schon fast wie autonomes Fahren an. DER CHAUFFEUR Kilometerlange Staus prägen das Straßen- bild in der Rushhour oder zu Reisezeiten: Ein unkonzentrierter Augenblick reicht aus – und es kracht. Diese typischen Auffahr- unfälle im stockenden Verkehr kann der Stau-Assistent vermeiden. Einmal aktiviert, fungiert er als Chauffeur und scannt den Verkehrsfluss mit einem Radarsensor. Eine kleine Kamera im Innenspiegel erfasst zusätzlich die Fahrbahnmarkierungen. So fährt der Stau-Assistent das Auto bis zu 60 Kilometer pro Stunde selbstständig. Er DER BODYGUARD hält Abstand, bremst, stoppt und fährt auch wieder an. Entweder lenkt er das Auto dabei auf der Spurmitte oder nutzt die Die Fahrbahn ist nass und rutschig, plötzlich schlingert der Wagen bevorzugte Linie des Fahrers – die kennt in einer Kurve und droht auszubrechen. Das elektronische Sta- er bereits von früheren Fahrten. bilitätsprogramm greift ein und aktiviert gleichzeitig den pro- aktiven Insassenschutz. Es strafft die Sicherheitsgurte, schließt alle Fenster und das Schiebedach, so schützen die Kopf- und Seitenairbags bei einem Unfall optimal. Dazu schaltet er alle Blinker ein und warnt andere Verkehrsteilnehmer. Der proaktive Insassenschutz ist immer aufmerksam, er sammelt permanent Sensordaten rund um das Auto. Rast beispielsweise ein Fahrzeug ungebremst heran, erkennt das der Bodyguard und schützt sofort. 1.
D as A uto und der verkehr von morgen 21 3. DER HELLSEHER Es sind oft nur Sekundenbruchteile, die in der Dunkelheit zählen: Versteckt sich ein Hindernis im Kurvenverlauf oder an der schlecht ausgeleuchteten Straßenecke? Das Active Lighting System sieht voraus und kann so ent- scheidende Zeit schenken, um rechtzeitig zu reagieren. Dank Frontkamera und Navigationssystem strahlen die Scheinwerfer nicht mehr nur analog zum Lenkwinkel. Denn sie wissen aufgrund der Streckendaten bereits, wo die Fahrt hingeht, und leuchten so bis zu zwei Sekunden früher den Kur- venverlauf aus. Zusätzlich blendet das System auch automatisch das Fern- licht ab und auf, wenn Verkehr entgegenkommt oder die Strecke frei ist. 4. DER WACHMANN Er befindet sich neben dem Fahrzeug, ungefähr auf Höhe des Tankstutzens: der tote Winkel. Der Blind Spot Sensor hat diesen Bereich für den Fahrer stets im Blick und schützt so vor Unfällen. Radarsensoren im Heck erkennen jederzeit andere Verkehrsteil- nehmer und signalisieren, wenn ein Spurwechsel zu riskant wäre. Versucht der Fahrer trotzdem auszuscheren, lenkt das System kurz gegen, gibt bei genügend Druck aber nach. 5. DER RETTER IN 6. DER DIRIGENT DER NOT Mit dem Park Assist verschwindet ein wenig Alltags- Lenkt der Fahrer ruckartig, bremst abrupt oder rast stress aus dem Leben eines jeden Großstädters. Auf durch eine Kurve, sind das Anzeichen für Müdigkeit. Parkplatzsuche schaltet der Fahrer einfach die Ult- Dann greift der Müdigkeitssensor ein, der permanent raschallsensoren ein. Sie vermessen jede Lücke und das Fahrverhalten analysiert. Ist das auffällig, leuch- melden sich, wenn ausreichend Platz ist – 40 Zenti- tet eine kleine Kaffeetasse im Cockpit auf mit dem meter vor und hinter dem Auto benötigt der Park Hinweis: „Müdigkeit erkannt. Bitte Pause.“ Schläft der Assist. Wie ein Dirigent sucht er sich die Startposi- Fahrer hingegen ein, erkennt das der Emergency Assist, tion, lenkt dann selbstständig, auch mit mehreren weil weder Pedale noch Lenkrad betätigt werden. Das Zügen, bis der Wagen optimal parkt. Als erster Auto- Notfall-System versucht zunächst, den Fahrer mit mobilhersteller der Welt präsentierte Volkswagen einem Bremsruck und akustischen Signalen wachzu- den Park Assist bereits 2006. Heute kann er nicht rütteln. Reagiert der Fahrer immer noch nicht, über- nur Längsparken. Sondern auch Querparken, vor- nimmt das System die Regie und aktiviert den Nothalt wärts und rückwärts. auf der Spur ganz rechts.
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D as A uto und der verkehr von morgen 23 DAS S O M M E R- F E S T I VA L DER AUTOSTADT Routine erleichtert uns Menschen das Leben. Aber es ist das Neue, das Außergewöhnliche, das uns anregt, uns unvergesslich bleibt, uns froh macht. Dieses Erlebnis bietet auch in diesem Jahr wieder das Sommerfestival der Autostadt mit seinen vielfältigen Angeboten an Spaß, Bewegung, Kultur und Erweiterung des Horizonts auf allen Ebenen. Für insgesamt sechs Wochen, vom 18. Juli bis 26. August, nacheifern oder auf Sliplines und Trampolinen im Park ihre Fitness verwandelt sich die Lagunenlandschaft der Autostadt in eine Welt erproben. An Food-Buden und -Trucks gibt es Kulinarisches zur voller Abenteuer, Lebenslust und Bewegungsfreude. Und in den Stärkung zwischendurch, auf der schwimmenden Insel „Cool ersten vier Wochen davon verwandeln Akrobaten, Schauspieler, Summer Island“ erwartet die Besucher ein entspannender Cocktail Musiker und Trapezkünstler aus aller Welt den Themenpark am bei DJ-Musik zum Chillen. Der weitläufige Themenpark wird zum Mittellandkanal in eine riesige Open-Air-Bühne: ein Kosmos mit monumentalen Outdoor-Action-Zentrum für Spiel und Spaß. eigener Atmosphäre und unvergesslichen Bildern, der jeden Gast, Die mit Abstand größte Attraktion des Sommerfestivals ob groß oder klein, in seinen Bann zieht. 340.000 Gäste reisten sind die Vorstellungen des Cirque Nouveau in den ersten vier im vergangenen Jahr an, um an diesem unvergleichlichen Event Wochen des Festivals. An verschiedenen Spielorten – der Hafen- teilzuhaben, einem Sommer voller fantastischer Shows bühne, der Gartenbühne und auf den Street-Circus- und atemberaubender Akrobatik. An keinem Bühnen im Park – werden dem Publikum wöchent- anderen Ort entfaltet sich der Mythos lich wechselnde poetische, komische, Zirkus in all seinen Facetten so pracht- atemberaubende und fantasievolle voll wie hier. Eine Traumwelt mit eige- Showprogramme geboten – und sogar nen Gesetzen und Regeln. philosophische Fragen artistisch Der Park wird zur Erlebnis- erörtert. Cirque Nouveau ist eine zone. Junge Gäste können sich auf lebendige Kunstform, bei der aus das weichgepolsterte „Riesenair- Akrobatik, Musik, Tanz und tramp“ wagen, die neue Freifall- Komik ein Gesamtkunstwerk rutsche testen oder bei den Mit- gestaltet wird. Die einzelnen mach-Angeboten selbst zum Disziplinen sind perfekt aufein- Artisten werden. Kinder und ander abgestimmt, sodass ein- Jugendliche dürfen in Artistik- zigartige Darbietungen auf höchst Workshops den „großen“ Akrobaten professionellem Niveau entstehen.
24 D as A uto und der verkehr von morgen H A F E N BÜ H N E Auf der Hafenbühne mit ihren 3.000 Sitzplätzen treten vom 18. Juli bis zum 12. August jeweils von Mittwoch bis Sonntag um 15.30 und um 21.30 Uhr vier verschiedene Zirkustruppen auf: WOCHE 2 (25. — 29. JULI): L E S 7 D OIG T S Foto: Christian Glatthor Rocketchris DE L A M A I N (RÉVERSIBLE) Kanada Die kanadischen Künstler von „Les 7 doigts de la main“ widmen ihre neue Show „Réversible“ den großen Menschheitsfragen „Wo kommen wir her?“, „Was macht mich aus?“ und „Wer bin ich wirk- lich?“. In einer virtuosen Mischung aus Theater, Musik, Humor und Akrobatik tauchen die Darsteller in das Leben unserer Eltern und Urgroßeltern ein. Ein spannendes Kunststück, unterwegs zwischen WOCHE 1 ( 18. — 22 . JULI): Raum und Zeit, das sein Publikum mit auf die Reise nimmt. U R BA NAT I X (GROOF TOP) Deutschland Über 50 Streetartisten und internationale Akrobaten schwingen sich in luftige Höhe – auf ein Dach, das den Rahmen der neuen Show darstellt. Für die Streetartisten, insbesondere für Parkour- läufer, üben Dächer eine besondere Faszination aus. Sie sind die perfekte Szenerie für die halsbrecherischen Stunts, um die eigenen Grenzen zu finden und zu überwinden. In dem sich fort- während verändernden Setting und der außergewöhnlichen Atmosphäre zaubern die Künstler und Freaks spektakuläre Per- formances und waghalsige Stunts auf das „Grooftop“. Foto: Künstler WOCHE 3 ( 1. — 5. AUGUST): WOCHE 4 (8. — 12 . AUGUST): GR AV I T Y & OTHER MYTHS DI E AU T O S TA D T - (BACKBONE) S HOW Australien (CLOUDS) Wolfsburg Gravity & Other Myths verblüffen das Publikum mit einer nie gese- henen Form von meditativ-akrobatischer Kunst. Denn die physi- Mit dem Autostadt-Show-Unikat „Clouds“ taucht der Besucher kalischen Gesetze scheinen außer Kraft gesetzt, wenn sich, wie in ein in die Welt der Cloud-Universen, die über einen exklusiv für „Backbone“, die Individuen wie einzelne Wirbel zu einer atembe- diese Show zusammengestellten Cast aus Live-Musikern, Tänzern, raubend hohen Säule auftürmen, um plötzlich halsbrecherisch Artisten und Performance-Künstlern materialisiert und miteinan- zusammenzustürzen. Jeder Einzelne hier ist ein großartiger Artist, der verbunden werden. Mit überbordender Spielfreude, skurriler aber erst die Philosophie hinter ihrer Arbeit macht die Künstler zu Komik, innovativer Bewegungskunst, mitreißenden Sounds und diesem einzigartigen Ensemble. „Backbone“ handelt vom Men- faszinierenden Bildwelten wird der Zuschauer mitgenommen auf schen als Individuum und als Kollektiv. Als physische Aktion, als eine überraschende Reise durch moderne Lebenswelten, wo die sinnliches Schauspiel kann man hier die potenzierte Energie des „Siris“ und „Alexas“ der virtuellen Welt auf visionäre Grenzgänger Menschen in einem sozialen Organismus erleben. der ganz anderen Art treffen.
D as A uto und der verkehr von morgen 25 GA RT E N BÜ H N E Auf der Gartenbühne, dem Zirkuszelt hinter dem Nutzfahrzeuge Pavillon, präsentieren vom 18. Juli bis zum 12. August mittwochs bis sonntags jeweils um 14 und 19 Uhr fünf verschiedene Kompanien faszinierende Shows. WOCHE 1 ( 18. — 22 . JULI): F L I PFA B R IQU E (TRANSIT) Kanada In der neuen Show „Transit“ geht es um die hypothetischen Fra- gen „Was wäre, wenn dies unsere letzte gemeinsame Show wäre? Was würde jeder Einzelne danach machen?“. Eine interessante – und vielleicht auch provokative – Prämisse für eine Gruppe, die so lange und so gut zusammengearbeitet hat. „Transit“ ist voll von beeindruckenden körperlichen Fähigkeiten – Hand-auf-Hand- Nummern, bei denen das Publikum den Atem anhält. Verspielt- heit, Vertrauen und Risiko zu gleichen Anteilen – „Transit“ scheint mehr daran interessiert, in einer kabarettartigen Abfolge sportli- ches Können zu betonen, als eine einheitliche Idee oder Geschichte Foto: Künstler zum Ausdruck zu bringen. WOCHE 3 ( 1. — 5. AUGUST), 14 UHR: C OM PAGN I A BAC CA L À (PSS PSS) Schweiz/Italien Poetisch, surreal, lustig und einzigartig: Das Stück „Pss Pss“ der Compagnia Baccalà stellt eine neue Generation von Clowns vor, die mit ihrem träumerischen Schweigen und ihrer witzigen Toll- patschigkeit um die ganze Welt gereist sind. Diese Vorstellung ging mehr als 600 Mal über die Bühne und wurde in mehr als 50 Ländern gezeigt. Foto: Künstler WOCHE 3 ( 1. — 5. AUGUST), 19 UHR : WOCHE 2 (25. — 29. JULI): JA N B E C K E R C OM PA N Y 2 (ONE MAN SHOW UM (SCOTCH & SODA) GEDANKENLESEN UND HYPNOSE) Australien Deutschland „Scotch & Soda“ ist Zirkus und Jazz in einem. Eine Show wie ein Spätestens mit dem Titelgewinn der Pro-Sieben-Show „The Next Cocktail aus spannenden künstlerischen Persönlichkeiten, Welt- Uri Geller“ im März 2009 ist Jan Becker zu Deutschlands bekann- klasse-Zirkus, einer Schankstube als Herzstück und Junkyard Jazz. testem Gedankenleser aufgestiegen. Wer Beckers faszinierende Die letzte Zutat – ist das Publikum. Mit einer herzerwärmenden Fähigkeiten im TV verpasst hat oder selbst Teil einer wahrhaft Mischung aus Blasmusik und Streichern bringt die „Uncanny unglaublichen Show werden möchte, kann Jan Becker jetzt live in Carnival Band“ jeden zum Springen, Schunkeln und Klatschen. Wolfsburg bewundern.
26 D as A uto und der verkehr von morgen Autostadt-Eintritt: 9 Uhr — 16 Uhr: 15 €, ermäßigt 12 €, Kinder/Jugendliche (6 — 17 Jahre), Schüler: 6 €, Familien: 35€, 16 Uhr – 21.30 Uhr: 10 Euro (7 Euro Gastronomieguthaben, 3 Euro Eintritt), ab 21.30 Uhr: Eintritt frei Preis pro Showticket für Tagesgäste/Jahreskarteninhaber: Erwachsene 3 €, Kinder 3 € zuzüglich AS-Eintrittskarte (Tagesgäste siehe oben; Jahreskarteninhaber Eintritt frei) Sitzplätze: freie Platzwahl bei allen Shows Vorverkaufsstart: 01. Mai 2018 Die KonzernWelt, die Pavillons sowie das ZeitHaus sind in der Zeit von 09 Uhr — 20 Uhr geöffnet. Den Street Circus erleben Sie Foto: Frantise Kortmann zwischen 12 und 21.30 Uhr. Infos und Tickets unter WOCHE 4 (8. — 12 . AUGUST): www.autostadt.de/sommer, an allen bekannten Vorverkaufsstellen L O S E R(S) C I RQU E und telefonisch unter der ServiceLine C OM PA N Y der Autostadt 0800 288 678 238. (KOL APS) Tschechien Ein Kollaps kann Teil unseres Lebens sein, eine alltägliche Erfah- rung, die uns umwerfen kann. Doch nach einem Zusammenbruch können wir auch wieder neu aufstehen – er kann uns stärken und abhärten. So ist es uns möglich, unsere Grenzen zu überschreiten, voranzukommen und über den eigenen Schatten zu springen. Der Kollaps ist das zentrale Thema im neuen Programm der Loser(s) Cirque Company. Sie setzt sich mit seinen Eigenschaften und der Wirkung auf jeden Einzelnen auseinander. Welche Auswirkung hat eine kollabierende Person auf andere? Würden die anderen diesen Zustand ausnutzen? Fazit des Gesamtangebots: 2018 wird wieder ein faszinierender, bewegender und begeisternder Sommer in der Autostadt.
D as A uto und der verkehr von morgen 27 CONCERT & KITCHEN Genießen Sie ein besonderes Konzerterlebnis für alle Sinne in der Lagune – eine einzigartige Komposition aus mitreißender Pop-Musik und kulinarischen Spezialitäten. Junge, frische Pop-Bands mit internationalen Erfolgen präsentieren auf der Bühne im Restaurant ihre Hits von morgen. An sechs Abenden erleben Sie Live-Auftritte bekannter Künstler wie der deutschen Gruppe FATCAT, der Französin Nina Attal mit ihrer wilden Mischung aus Pop, Funk, Soul und R&B oder des wahnsinnig sympathischen Onk Lou. Zu den musikalischen Acts servieren wir vom Buffet Fisch & Chips mit Minzsauce und Malzessig, Ofenkartoffeln mit Pulled Beef und Guacamole, Chicken Sticks mit scharfer Paprikacreme oder – für Freunde von Süßem – Cake Pops am Stiel und vieles mehr. 35 € exklusive Getränke Tickets und Informationen auf www.autostadt.de In der Lagune oder www.eventim.de von 19 — 23 Uhr Pop-Konzert von 20 — 22 Uhr (2 Sets) Im Mai und Juni jeweils an diesen Freitagen: 18.05.2018 – FATCAT 25.05.2018 – Nina Attal 01.06.2018 – Klischée 15.06.2018 – Onk Lou 22.06.2018 – AVEC 29.06.2018 – Veronica Fusaro
28 D as A uto und der verkehr von morgen R U N D E ANGELEGENHEITEN Wer war einst für die Gestaltung der Automobile verantwortlich? Wer entwickelte ihre äußere Form? Im ZeitHaus der Autostadt werden exemplarisch 23 herausragende Auto-Designer gewürdigt – künstlerische Genies, aber auch Konstrukteure und Pragmatiker. Folge 9: die „organischen Gestalter“. KARMANN-GHIA Daten: Vierzylinder-Boxer / 1.285 cm³ 29 kW/40 PS bei 4.000/min Höchstgeschwindigkeit: 128 km/h Ehemaliger Neupreis: 6.990 DM FELICE MARIO B O A N O * 1 9 0 3 , †1 9 8 9 Weitere Designs: Alfa Romeo 1900 C Granluce Primavera (1955), Abarth 209A (1955), Ferrari 250 GT „Boano“ (1956) Sie zählen zu den eher unbekannten Mitarbeiter. Sein neuer Arbeitgeber ernannte Jannings, die Flieger-Legenden Ernst Udet Größen ihres Metiers – und doch zu den ein- den erst 22-jährigen Beeskow umgehend zum und Ernst Heinkel. Aber auch führende Nazis flussreichsten ihrer Epoche: Felice Mario Konstruktionschef. Während Beeskow zeit wie Hermann Göring und Rudolf Heß, die Boano, geboren 1903, und Johannes Beeskow, seines Berufslebens Angestellter blieb, sich auch noch kurz vor dem Untergang Jahrgang 1911. Mit ihren Entwürfen initiierten strebte Boano schon bald nach Selbststän- Traumwagen maßschneidern ließen. sie Design-Trends und begeisterten promi- digkeit. Anfang der 1930er Jahre startete er Für Boano sollten die 1940er Jahre eine nente Automobil-Enthusiasten. Die deutsche als Freelancer durch, arbeitete im Auftrag entscheidende Wendung bringen. Sein wich- Karosseriebau-Legende Karmann in Osnabrück diverser Karosseriebauer, darunter Viotti, tigster Auftraggeber, Giacinto Ghia, war von verdankt den beiden begabten Formgestal- Castagna, Farina, Ghia. Allerdings: Auf den dem jungen Designer derart angetan, dass tern Meilensteine der Firmengeschichte. von ihm gezeichneten Karosserien prangten er kurz vor seinem Tod seine Frau Santina Die Werdegänge der beiden großen stets die Plaketten seiner Kunden. anwies, ihn mit seinem Erbe zu betrauen. Designer begannen in den 1920er Jahren. Beeskow erging es bei Erdmann & Rossi Noch in Ghias Todesjahr 1944 übernahm Boano startete seine Karriere bei der Turi- nicht besser. Obwohl er für viele hochkarä- Boano die Carrozzeria Ghia. Mit dem Ende ner Carrozzeria Stabilimenti Farina, Beeskows tige Kreationen – vor allem Luxus-Automo- des Krieges stieß jedoch Luigi Segre als Ghia- beruflicher Werdegang begann etwa zur sel- bile – verantwortlich war, blieb er stets im Geschäftsführer hinzu. Segre, die Unterneh- ben Zeit, 1925 als Lehrling bei der Wagen- Hintergrund. Zu den Liebhabern seiner mernatur, und Boano, der Künstler, harmo- Fabrik Neuss in Berlin-Halensee. Neuss wurde Schöpfungen zählte die damalige deutsche nierten nicht. 1953 schied Boano bei Ghia 1933 von der Berliner Edel-Schmiede Erdmann Prominenz: die Rennfahrer Bernd Rosemeyer entnervt aus und gründete 1954 in Grugli- & Rossi übernommen – einschließlich der und Rudolf Caracciola, der Schauspieler Emil asco seine Carrozzeria Boano.
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