SPORT IN BERLIN - Landessportbund Berlin
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ZEITSCH R I F T DES L AN DESSPORTB U N DES B ER LI N N o v. - D e z . 2 018 SPORT IN BERLIN Sport als Sport bildet 25 Jahre Kooperationsprogramm Motor der und begeistert Integration von kleinauf „Schule und Sportverein” Seite 10/11: Flüchtlinge Seite 14: Tagung über werden Übungsleiter frühkindliche Erziehung Inlinehockey-AG der Drake-Schule profitiert von LSB-Förderung
SPORT IN BERLIN Titelfoto 10 Sport als Motor der Integration Übungsleiterlizenz für Flüchtlinge, Hilfs- Seit 25 Jahren gibt es das Kooperations- bereitschaft der Billard Freunde Berlin programm „Schule und Sportverein”. Rund 700 Partnerschaften werden aktuell 14 Sport begeistert. Sport bildet. vom LSB gefördert. Eine davon ist die Inli- Tagung „Bedeutung von Bewegung, Spiel ne-Skaterhockey-AG der Red Devils Berlin und Sport für die frühkindliche Bildung” an der Friedrich-Drake-Grundschule in Berlin-Lichterfelde. Einmal in der Woche 26 Mit 23 viel Erfahrung gesammelt treffen sich 20 Kinder mit ihrem Coach Frauen im Sport: Lara Lüdecke von der SG Julian van Lijden zum Training. (siehe Sei- Neukölln te 12/13) 33 Zwei in Einem Foto: Max Weise Neues Bachelor-Studium „Soziale Arbeit und Sport” Seite 30/31 LSB gratuliert Horst Milde feiert 80. Geburtstag, 125 Jahre Zehlendor- fer Schützengilde 4 Verein, eine großartige Einrichtung Seite 32 Bildung LSB-Bildungsprogramm SPORT IN BERLIN Offizielles Verbandsorgan des LANDESSPORTBUNDES BERLIN Abschiedsgespräch mit Klaus Böger und 2019 erschienen Herausgeber: Landessportbund Berlin e. V. Dr. Heiner Brandi Dr. Heiner Brandi (verantwortlich) www.lsb-berlin.de 8 Sportliche Vielfalt pflegen www.facebook.com/LandessportbundBerlin Interview mit dem neuen LSB-Direktor 17 Sport Jugend Berlin Twitter: @LSBBerlin Friedhard Teuffel Redaktion: Angela Baufeld (verantwortlich) Sportjugend-Vollversammlung Jürgen Stein (verantwortlich: Sportjugend) Franziska Staupendahl 9 Ja zu Sportstätten-Resolution Politischer Abend beim Landesjugendring LSB-Präsidentenversammlung: „Schul- LSB-Prüfer im Jugendferienpark Ahlbeck Redaktionsadresse: Sport in Berlin, Jesse-Owens-Allee 2 bau-Offensive ist Sportstätten-Offensive” Lehrgänge der Bildungsstätte 14053 Berlin (Postanschrift: Brieffach 1680, 14006 Berlin) Fon (030) 30 002 109 Fax (030) 30 002 119 E-Mail: sib@lsb-berlin.de Druck: LASERLINE Druckzentrum Berlin KG Stuttmann. Scheringstr. 1, 13355 Berlin, www.laser-line.de Anzeigen: Top Sportmarketing Berlin GmbH, Hanns-Braun-Str./Friesenhaus, 14053 Berlin, Fon. (030) 30 11 186 -0, Fax 30 11 186 - 20 SPORT IN BERLIN erscheint sechs Mal pro Jahr. Der Bezugspreis ist im LSB-Mitgliederbeitrag ent- halten. Mit Namen gekennzeichnete Beiträge drücken nicht unbedingt auch die Meinung des Herausgebers aus. Die Redaktion lädt zur Einsen- dung von Fremdbeiträgen ein. Es wird jedoch keine Gewähr für eine Veröffentlichung über- nommen. Nächster Redaktionsschluss: 10. 12. 2018 Mit einem Klick zum LSB Berlin: mit Smartphone QR-Code ein- scannen und ver- binden lassen. Karikatur: Klaus Stuttmann (siehe Seite 3 und 14) SPORT IN BERLIN November/Dezember 2018
3 editorial Von Professor Dr. Renate Zimmer Professorin für Sportwissenschaft an der Universität Osnabrück Bedeutung von Bewegung, Sport und Spiel für die frühkindliche Entwicklung B ewegung ist für Kinder Ausdruck ihrer gung eine so große Bedeutung wie in den er- schenkt werden sollte – in der Familie, aber Lebenslust, ihrer Freude am Dasein, sten Lebensjahren. Die frühe Kindheit ist ge- auch in Kindertageseinrichtungen und in In- Zeichen ihrer Vitalität. Keine Mauer ist kennzeichnet durch Neugier, Entdeckerlust stitutionen, die sich für die Verbesserung der zu hoch, keine Bordsteinkante zu schmal und und einen großen Betätigungs- und Bewe- Lebensräume für Kinder einsetzen. Hier hat keine Pfütze zu tief um nicht in Bewegung er- gungsdrang. In der körperlich-sinnlichen Aus- der Landessportbund Berlin eine große Auf- obert zu werden. einandersetzung mit seiner materialen und gabe und auch Verantwortung übernommen, Sich-bewegen heißt für Kinder aber auch, Er- räumlichen Umwelt, in der Interaktion mit mit den spezifischen Angeboten, die sich an fahrungen zu sammeln: Über sich selbst, Personen und Objekten erwirbt das Kind Er- Kinder richten, aber auch mit der in Deutsch- über die Dinge, mit denen sie sich bewegen kenntnisse über sich selbst und seine Um- land einzigartigen Initiative, sich als Träger von und die sie in Bewegung versetzen, über die welt. 21 Kindertageeinrichtungen zur Verfügung zu Räume, in denen sie sich bewegen und über Auch der Spracherwerb kann im Rahmen von stellen und sie darin zu unterstützen, ihrer die Mitmenschen, mit denen sie gemeinsam Bewegungsaktivitäten unterstützt werden. Einrichtung ein Bewegungsprofil zu geben. aktiv sind. Nur durch Bewegung können sie Die sprachfördernde Wirkung von Bewegung In allen Bundesländern sind Bildung- und Ori- sich zum Beispiel ein Bild darüber machen, beruht insbesondere auf der Schaffung sozia- entierungspläne für die Elementarerziehung wann, warum und wie ein Ball springt, rollt ler Situationen, die das gemeinsame Handeln herausgegeben worden. Die Bedeutung von oder fliegt und wie man dies durch die eige- herausfordern und die Kommunikation der Bewegung als wesentlichem Bestandteil früh- ne Handlung beeinflussen kann. Kinder untereinander ebenso wie zwischen kindlicher Bildungsprozesse wird hier immer Bewegung ist für Kinder die Grundlage des Kindern und Pädagogen unterstützen. Sie wieder betont. In allen Bildungsplänen ist Be- Lernens und Motor der Entwicklung. liegt auch in den vielfältigen Sprechanlässen, wegung als eigenständiger Bildungsbereich Mit Hilfe von körperlichen Erfahrungen und die sich beim gemeinsamen Spiel bieten, die aufgeführt, z. T. nimmt sie sogar eine deutlich Sinneserfahrungen bilden sie Begriffe, im den Wortschatz erweitern und die grammati- herausragende Stellung ein. Handeln lernen sie Ursachen und Wirkungs- kalische Regelbildung unterstützen. Sie liegt Nicht so in Berlin. Hier wurde das „Bildungs- zusammenhänge kennen und können diese vor allem in der Schaffung eines motivieren- programm für Kitas und Kindertagespflege“ aufeinander beziehen. den, lustbetonten Kontextes, in dem Bewe- aktualisiert und der bisher eigens ausgewie- Kinder erleben durch ihre körperlichen Aktivi- gungshandeln sich zwanglos mit sprachli- sene Bereich „Bewegung, Körper, Gesund- täten, dass sie selbst imstande sind etwas zu chem Handeln verbinden lässt. heit“ in einem Bildungsbereich Gesundheit leisten, ein Werk zu vollbringen. Sie erleben in Bewegung ist jedoch nicht nur ein Mittel der zusammengefasst. Da steht er nun zwischen Bewegungshandlungen, dass sie Verursacher Erfahrung, bei allen Aktivitäten entwickeln Kin- Ernährung, Hygiene, Wohlbefinden und Se- bestimmter Effekte sind, dass sie eine Wir- der auch ihre eigene Motorik weiter. Motori- xualität als ein kleines Kapitel - entsprechend kung hervorrufen und diese auf sich selbst, sche Grundfähigkeiten wie Ausdauer, Kraft, knapp sind auch die inhaltlichen Empfehlun- auf die eigene Anstrengung zurückführen Koordination und Gleichgewicht sind die Vor- gen hinsichtlich der Berücksichtigung von Be- können. Dies ist die Grundlage für den Auf- aussetzung für jede motorische Leistung. Sie wegung in der alltäglichen pädagogischen bau von Selbstvertrauen und Selbstwertge- reifen nicht von alleine und ohne Zutun her- Praxis. fühl. an, sie entwickeln sich vor allem durch ihre Hier ist dringend Revisionsbedarf angesagt. Wer sich bewegt kommt voran - im wörtli- Beanspruchung, indem sie bereits im Kindes- Bewegung ist genau wie die Sprache ein chen wie im übertragenen Sinne. Vom Rob- alter durch vielfältige Bewegungsangebote ge- wichtiger Querschnittbereich frühkindlicher ben und Krabbeln zum Aufrichten, Stehen übt, herausgefordert und im Spiel „trainiert“ Bildung und Erziehung, dies sollte auch in und Gehen - Schritt für Schritt erweitert sich werden. dem Bildungsprogramm als Grundlage für die der Bewegungsradius des Kindes und damit Bewegung besitzt also ein entwicklungsför- frühpädagogische Arbeit in Berliner Kinderta- auch sein Erfahrungsraum. derndes Potenzial, dem gerade in den ersten geseinrichtungen erkennbar sein. In keiner anderen Lebensphase hat Bewe- Lebensjahren besondere Beachtung ge- (siehe auch S. 14 und Karikatur auf S. 2) SPORT IN BERLIN November/Dezember 2018
4 sportpolitik „Wundergebilde Verein ist eine großartige Einrichtung.” Abschiedsgespräch mit Klaus Böger und Dr. Heiner Brandi. Sie werden bei der LSB-Mitgliederversammlung am 23. November 2018 zum letzten Mal in ihren Funktionen als Präsident bzw. Direktor dabei sein. Ein erfolgreiches Tandem tritt ab: Klaus rungsfragen sehr lax und unverständlich Senat. Das heißt: Eine finanzielle Grundla- Böger war fast zehn Jahre lang der Chef umgehen – ist das noch Ihr Sport? Und er- ge und mehr Planungssicherheit für den des Berliner Sports. Dr. Heiner Brandi leichtert das den Abschied? Berliner Sport. Woran lag es, dass das so stand 34 Jahre lang in Diensten des LSB, Böger: Es ist doch vielmehr so: Sport mit sei- lange dauerte? Weiß der Innensenator An- zunächst im Jugendbereich, die letzten sie- ner großen Integrationskraft national und in- dreas Geisel besser als seine Vorgänger, ben Jahre als Direktor. Beide stehen für ein ternational war noch nie so wichtig wie in die- was er am Sport hat? erfolgreiches Miteinander zwischen Spit- sen Zeiten. Große und kleine Sportereignisse Böger: Das ist ein Ergebnis nachhaltiger und zen- und Breitensport. Ihre Arbeit ist be- bringen Menschen zusammen und stärken intensiver Bemühungen von uns. Und natür- sonders davon geprägt, dass Bildung und den sozialen Zusammenhalt. lich der Teamarbeit der gesamten Organisati- Sozialarbeit im Sport zwei unverzichtbare Handeln denn die Verantwortlichen ent- on. Das ist für den Berliner Sport ein Meilen- Komponenten sind, was sie in einem Ab- sprechend? stein. Wir sind froh, dass wir das geschafft ha- schiedsgespräch auch begründen. Böger: Ich habe Zweifel. Beispiel Doping: Fakt ben. Aber es gibt in vielen Bereichen noch Herr Böger, Herr Brandi, fällt Ihnen der Ab- ist – wir haben Regeln, stehen für Fairness, Bedarf, der nicht gedeckt ist. Die Sportstätten schied schwer? haben die gleichen Ausgangsbedingungen etwa sind trotz der Fördervereinbarung nicht Böger: Es ist meine freie Entscheidung auf- und Dopingkontrollen. Aber wie mit den Re- gesichert. Insgesamt muss die Sportinfra- zuhören. Ich gehe mit dem Gefühl: Es war geln und Werten umgegangen wird, finde ich struktur verbessert werden. Das Entgelt für erschütternd. Und natürlich schlägt das von ÜbungsleiterInnen ist überhaupt nicht mehr der Spitze durch bis zu den Landessportbün- angemessen. Auch da muss etwas in Bewe- den, ihren Verbänden und Vereinen. Hier an gung kommen. der Basis sollen Kinder und Jugendliche auf Brandi: Für den organisierten Sport, für die diesem nicht immer einfachen Weg zum Verbände und Vereine ist diese Förderverein- Leistungssport gebracht werden. Da braucht barung ein Glücksfall, weil wir Fördersummen es Vertrauen. Die ungeklärte und lax verfolgte garantieren können. Unabhängig davon ist es Dopingproblematik signalisiert aber doch: Der richtig, dass es Bereiche gibt, die unterfinan- Ehrliche ist der Dumme. ziert sind, dazu gehören die Übungsleiter- Sind SportfunktionärInnen zu selbstherr- und auch die Trainerfinanzierung. Dazu haben lich? wir aus den sportpolitischen Kreisen aller drei Böger: Sehr viele internationale Großverbän- Regierungsparteien aber nun das deutliche 20. Dezember 2017: Klaus Böger, Andreas de wie Fifa, Uefa, und eben auch das IOC ha- Signal bekommen, dass dafür mit dem näch- Geisel und Dr. Heiner Brandi unterzeichnen ben nicht den Ruf, eine treuhänderische ar- sten Doppelhaushalt noch einmal etwas ge- die Fördervereinbarung „Zukunftssicherung beitende Organisation im Weltsport zu sein. tan werden soll. Sport“. Foto: Engler Ich finde es bedeutend, wenn Dr. Bach vor Ist das denn nun die Erkenntnis im Senat, der UNO über Werte des Sports spricht. Aber dass Sport ein wichtiger gesellschaftspoli- eine gute Zeit, und man hat einiges bewegt. dann muss er – in diesem Kontext – zum tischer Faktor in dieser Stadt ist, dass man Und ich gehe auch beruhigt, weil ich weiß, wir Beispiel auch anders in Sachen Doping rea- mehr Mittel gibt? überlassen das Feld nun auch guten Nachfol- gieren, als er reagiert und reagiert hat. Böger: Es gab ja mehrere Koalitionen, die im- gern. Brandi: Sport hat viele Facetten. Beunruhi- mer wieder gesagt haben, man brauche eine Brandi: Wenn man nach 34 Jahren im LSB gend ist natürlich schon, dass Kommerziali- verbindliche Finanzierung, um die geringer sein Berufsleben beendet, ist das schon mit sierungsprozesse inzwischen in manchen werdenden Lottomittel aufzufangen, und ambivalenten Gefühlen verbunden. Aber ich Sportarten ein Ausmaß angenommen haben, nicht einen Mechanismus mit extra Beschlüs- bin 66 Jahre alt, und man muss auch loslas- das teilweise zur Entfremdung von der Basis sen auf minimalen Niveau. Diese Erkenntnis sen können. Der Landessportbund ist im Mo- führt. Da muss man sehr aufpassen, dass hat sich durchgesetzt. Und der zuständige Se- ment in einem Verjüngungsprozess hier in man den Bogen nicht überspannt. nator hat das nun zusammen mit den Koaliti- der Geschäftsstelle – und das ist auch gut so. Ohne Geld geht es ja im Sport nun gar onsfraktionen umgesetzt. Wenn Sie die internationalen und nationa- nicht mehr – auch bei Landessportbünden Brandi: Eine Fördervereinbarung stand in len negativen Schlagzeilen zum Sport se- nicht. Am 20. Dezember 2017 ist Ihnen mehreren Koalitionspapieren. Das war es hen, ausgelöst vor allem durch die han- beiden etwas gelungen, wofür Sie einen dann aber auch schon. Der jetzige Senator delnden FunktonärInnen, weil sie etwa mit langen Atem brauchten: Die Förderverein- Andreas Geisel hat mit der Umsetzung auch Themen wie Doping, Korruption oder Füh- barung „Zukunftssicherung Sport“ mit dem ein Stück Glaubwürdigkeit und die Koalitions- SPORT IN BERLIN November/Dezember 2018
sportpolitik 5 Brandi: Sport geht ja über die körperliche Be- wegung hinaus. Sport trägt ganz wesentlich zum gesellschaftlichen Zusammenhalt bei, er trägt zur Persönlichkeitsbildung bei. Und das ist gerade in solchen Stadtvierteln, in denen andere Organisationen Schwierigkeiten ha- ben, enorm wichtig. Der Sport ist attraktiv für Kinder und Jugendliche, er erreicht viele, oft besonders diejenigen, die sich anderen An- geboten der Jugendhilfe entziehen. Da kann man wirklich einen enorm großen Einfluss ausüben. Böger: Dahinter steht ja die Erkenntnis, dass Sport neben der körperlichen Bewegung un- glaublich viel auch im Kopf bewegt. Das wird noch von vielen in der Bildung – von der Kita bis zur Schule – unterschätzt. Es ist ja noch längst nicht so, als wäre die große Bedeutung Klaus Böger vor Ort bei der Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern mit bewegungs- und des Sports in der institutionalisierten Kindheit, sportpädagogischem Profil. also vorschulischen Bildung oder in der Schu- le voll erkannt. Mitnichten. Wir sind ja froh, vereinbarung eingelöst, in dem er dieses The- Diskussion stand, hat Brandi die Chance er- drei Sportstunden in der Schule zumindest ma gleich in das 100-Tage-Programm des kannt und die Initiative ergriffen den LSB ins festgeschrieben zu haben. Wenn die dann neuen Senats mit aufgenommen hat. Spiel zu bringen. Kinder in Bewegung brin- auch noch von ausgebildeten Fachkräften Der LSB Berlin hat es geschafft, Spitzen- gen… von klein auf. und tatsächlich gegeben würden, wäre das und Breitensport zusammenzuhalten. Pro- Es gibt mittlerweile 21 Kitas in der Träger- noch besser. Und die Idee, jeden Tag - etwa jekte wie „Berlin hat Talent“, „Kleine kom- schaft des LSB, und die Plätze sind heiß in Ganztagsschulen – Bewegungsangebote men ganz groß raus“ oder „Kooperation begehrt…Und diese Trägerschaft hatte ja zu machen, soll ja keine Idee bleiben. Schule und Verein“ und und und... bele- auch weitere Folgen und zeigt, wie ernst Was müsste dafür geschehen? gen, dass das Miteinander funktioniert es der LSB mit seinem Bildungsauftrag Ohne pädagogische Konzeption geht es und dass der eine Bereich den anderen nimmt. nicht. Deshalb haben wir hier eine weitere bedingt. Und dass man Menschen zum le- Böger: Die Kita-Idee war nicht nur toll, son- Schiene Sport und Sozialarbeit gelegt, wo wir benslangen Sport treiben animieren dern auch zukunftsorientiert. Es gibt keinen uns zusammen mit einer privaten Hochschu- möchte. Wie haben Sie das hingekriegt? anderen Landessportbund, der das macht. le weiter professionalisieren und den neuen Sie müssen doch mit Ihrem Team im LSB, Wir waren Vorbild mit unserer neuen Ausbil- Studiengang „Soziale Arbeit und Sport“ einge- den 60 000 Ehrenamtlichen in Verbänden dung zu Erzieherinnen und Erziehern mit be- richtet haben, der im nächsten Jahr beginnen und Vereinen, sehr zufrieden sein. wegungs- und sportpädagogischem Profil. soll. Wir hoffen, dass zum Beispiel auch Lei- Böger: Sind wir auch. Natürlich funktioniert so Natürlich geht das über die klassische Ver- stungssportler in dem Berufsfeld Sport und etwas immer nur im Team. Heiner Brandi ist bandsarbeit hinaus. Aber – Sport in der Kita Sozialarbeit vermehrt einsteigen. Um gleich Gestalter einer aktiven Jugendpolitik in die- und in der Schule weiter nach vorne zu brin- noch einem möglichen Missverständnis vor- sem LSB. Er war ja hier zunächst Jugend-Ab- gen, das ist doch die Grundvoraussetzung, zubeugen: Natürlich wollen wir das große Ge- teilungsleiter. Er hat mich damals, als ich um Kindern Freude am Sport zu vermitteln schenk des deutschen Sports – die Ehren- sportpolitischer Sprecher im Parlament war, und sie dadurch als Vereins- und Verbands- amtlichkeit – nicht mit solchen Aktionen ka- von der Bedeutung von Sport und Sozialar- mitglieder und für ein lebenslanges Sporttrei- putt machen, sondern ergänzen. beit überzeugt. Dass es zum Beispiel eine ben zu gewinnen. Neben dem sportlichen Brandi: Wir sind übrigens einer der größten GSJ, die „Gesellschaft für Sport und Jugend- Angebot muss man auch strategisch Linien Träger von Sozialarbeit in Schulen und über- sozialarbeit“ gibt, dafür musste die Politik – besetzen. Leider muss das aber noch vielen haupt auch einer der größten Kooperations- auch meine SPD – erst mal gewonnen wer- in und außerhalb des Sports erklärt werden. partner von Schulen. Und zwar sowohl mit den. Denn dass Sport auch Sozialarbeit sein Gäbe es in manchen Bezirken den Sport Übungsleitern als auch mit Trainern. Mit der kann, das war damals eine kühne These. und sportliche Sozialarbeit nicht, dann GSJ haben wir über 50 hauptamtliche Mitar- Brandi hat aber alle überzeugt. Der Erfolg gab würde es noch heftiger zugehen. Das sa- beiter, die Sozialarbeit in Schulen machen. und gibt ihm Recht. gen auch besonders BezirkspolitikerInnen. Soziales Engagement allerorten: Beson- Lebenslanges Sporttreiben ist ein weiterer Sehen Sie das auch so? Wie wichtig ist ders vorbildhaft eingesetzt haben sich die Punkt. Als die freie Trägerschaft für Kitas zur Sport in Problem-Kiezen? (Fortsetzung auf Seite 6) SPORT IN BERLIN November/Dezember 2018
6 sportpolitik (Fortsetzung von Seite 5) Berliner Vereine und Verbände bei der Flüchtlingsbetreuung. Trotz schwerer Bela- stungsproben zeigten sie Herz und Enga- gement, boten Hilfe und Sportprojekte. Dr. Heiner Brandi zu Bei der Räumung der Hallen gab es dann Besuch in der Kita Ma- etwas Verdruss. Aber: Was haben Sie zu- reyzeile. Das ist eine von rückbekommen? Sind Flüchtlinge im Berli- 21 Kitas der LSB-Träger- ner Sport heimisch geworden? Sie bilden gesellschaft „Kinder in auch Flüchtlinge zu Übungsleitern aus? Bewegung” gGmbH, Böger: Im September 2015 kam es darauf zu deren an, gemeinsam zu handeln. Wir aus dem Gründungsvätern Sport haben Verständnis gezeigt auch für die Brandi gehört. Sporthallenbelegung. Nicht alle waren begei- Foto: Engler stert, aber wir haben beruhigt und geholfen. Doch wir haben dann auch klare Kante ge- zeigt, als sich der Eindruck verfestigte, dass es Olympiapark starten zu sehen. punkte der Präsidentschaft. Das Wundergebil- für die Politik und Verwaltung das einfachste Herr Brandi, was war für Sie der Höhe- de Verein ist eine großartige Einrichtung. Und zu sein schien, einfach nur Sporthallen zu be- punkt Ihrer 34-jährigen Tätigkeit? sich dafür einzusetzen, ist eine lohnende Auf- legen und nicht nach Alternativen zu suchen. Brandi: Es gab wirklich viele Höhepunkte. gabe. Im Zug der Hallen-Räumung haben wir dann Aber was wirklich ein Erfolg für mich war, ist Können Sie da auch die nicht organisier- auch darauf geachtet, dass Renovierung und das Kita-Projekt. Dass alle Kitas da freiwillig zu ten Sporttreibenden überzeugen? Sanierung nicht zu kleinteilig angelegt wird. uns kamen, und es bisher nicht bereut ha- Böger: Selbst wenn nicht, können sie von un- Im Großen und Ganzen ist das gelungen. Es ben. serem Knowhow etwa bei Angeboten wie hat halt – wie immer in Berlin – alles etwas Berlin wächst. Der LSB Berlin ist im Ge- „Sport im Park“ profitieren. Und wenn der or- länger gedauert als im Terminkalender einge- gensatz zu anderen ein Landesverband, ganisierte Sport sich für etwas einsetzt, dann tragen. der noch Mitgliederzuwachs hat. Liegt das tut er das ja für alle Sporttreibenden. Wir hal- Und der Senat war ja auch noch großzü- allein am Zuzug? Oder am guten Angebot? ten dieses große Schiff Sport mit unterschied- gig, oder? Wird das so weitergehen? Haben Sie eine lichen Kabinen zusammen. Böger: Ja: Manche Sportvereine haben Ein- spezielle Strategie? Sie übergeben nun das Ruder des Schiffes. bußen erlitten. Der Senat stellte fast eine Mil- Brandi: Der Zuwachs speist sich aus zwei Was ist ihr Wunsch für den LSB und was lion Euro zur Verfügung, um die Verluste ab- Quellen. Das eine ist der Zuzug. Das andere macht der Pensionär Böger? zufedern. ist, dass es unseren Vereinen gelingt, mit viel- Böger: Wie ich schon eingangs sagte: Ich Brandi: Wenn Sie fragen, was haben wir zu- fältigen und qualitativ guten Angeboten Mit- gehe mit Zufriedenheit und bin froh, dass wir rückgekriegt: Ich werde immer wieder von glieder zu gewinnen. Das belegt ja auch der den Sport in vernünftige Hände geben. Ich Flüchtlingen angesprochen und erlebe, wie wachsende Organisationsgrad. Ob das so selbst werde weniger über Sport reden und stark die Integrationskraft des Sports ist. Vor weitergeht, das kann natürlich keiner sagen. selbst mehr Sport treiben. kurzem hat ein Flüchtling, der an der Übungs- Und das hängt von der Sportinfrastruktur ab. Herr Brandi: Sie haben doch im Ruhestand leiter-Ausbildung teilgenommen hat, angebo- Marode und fehlende Sportstätten sind hoffentlich keine Langeweile? Was wün- ten, bei Veranstaltungen des LSB als Dank auch in der Hauptstadt ein Dauerbrenner. schen Sie dem LSB? freiwillig mitzuhelfen. Das große Engagement Böger: Ja, leider! Hier muss entschieden ge- Brandi: Nein, bestimmt nicht. Ich bleibe dem sehen wir hier auch an einem Auszubilden- handelt werden. Es gibt viele kleine Proble- LSB ja noch bei einigen Projekten verbunden. den im LSB: Der junge Mann mit einer be- me, die aber schwerwiegende Folgen haben Ich werde endlich selbst mehr Sport treiben – rührenden Lebensgeschichte kommt aus Sy- können, wenn man kleinkariert oder gar nicht Ski fahren sicher nicht mehr, weil ich da einen rien und ist voller Tatendrang und Ideen. reagiert. Und das Leben von Ehrenamtlichen bösen Unfall hatte. Aber viel Radfahren und Was war in Ihrer neunjährigen Präsident- damit auch erschwert und sie vergrault. das Angebot des Sportgesundheitsparks nut- schaft für Sie das herausragende Ereignis? Zumal Ehrenamtliche ja nicht unbedingt zen, der bei mir um die Ecke ist. Ich wünsche Böger: Da gab es viele beeindruckende von den Bäumen fallen. dem LSB, dass sich der Verjüngungsprozess Sportveranstaltungen und großartiges Enga- Böger: Die zunehmende Bürokratie macht kontinuierlich fortsetzt und er weiterhin seine gement in Vereinen und Verbänden. Das be- den Ehrenamtlichen zu schaffen. Wir tun al- wichtige sozial- und gesellschaftspolitische rührendste Ereignis waren die European Mac- les, um Ehrenamtliche zu gewinnen und ih- Rolle verantwortungsvoll wahrnimmt sowie cabi Games 2015. Es war für mich persönlich nen Wertschätzung entgegenzubringen. Un- bedeutsame Anliegen des Sports gegenüber ergreifend, mit Überlebenden des Holocaust sere Ehrungsveranstaltungen für langjähriges der Politik erfolgreich vertritt und durchsetzt. die besten jüdischen Sportler hier in Berlin im Engagement waren für mich immer Höhe- Das Gespräch führte Bianka Schreiber-Rietig SPORT IN BERLIN November/Dezember 2018
Dabei sein ist einfach. Wenn man als Sportler auf das Engagement der Berliner Sparkasse vertrauen kann. berliner-sparkasse.de/gut BSK_Sport_AZ_210x297_2016.indd 1 15.03.16 13:58
8 sport in berlin „Die sportliche Vielfalt müssen wir immer pflegen.” Interview mit dem neuen LSB-Direktor Friedhard Teuffel Der amtierende LSB-Direktor Dr. Heiner ist für mich die größte Stärke des LSB. Der Der Senat stellt dem LSB mit der Förder- Brandi geht zum Jahresende 2018 in den LSB kann daher auch bestens vertreten und vereinbarung „Zukunftssicherung Sport” Ruhestand. Das LSB-Präsidium hatte im vermitteln, welchen Wert der Sport für Berlin mehr Geld zur Verfügung. Senator Geisel Frühjahr die Nachfolge beschlossen. Am 1. hat und zwar gerade auch in Bereichen wie sagte bei der Unterzeichnung: „Das Geld Oktober begann für den ehemaligen Leiter Gesundheit, Stadtentwicklung, Soziales und sichert dem Sport finanzielle Verlässlich- der Sportredaktion und verantwortlichen Bildung. Hier im Haus liegt so viel Wissen und keit zu, um sich auf die gesellschaftlichen Redakteur im Ressort Meinung/Causa der Sachverstand. Davon können Vereine und Umbrüche in der wachsenden Stadt Berlin Tageszeitung Der Tagesspiegel, Friedhard Verbände unglaublich profitieren. Der LSB ist einzustellen und seiner gesellschaftlichen Teuffel, die Einarbeitung. Nach der LSB- keine kalte Expertendatenbank, sondern ein Funktion weiter gerecht werden zu kön- Mitgliederversammlung am 23. November zugewandter, unterstützender Partner. nen.“ Wie wird der LSB diesen Erwartun- 2018 wird er die Amtsgeschäfte als Direk- Die Mitgliederversammlung des LSB wird gen gerecht? tor und Mitglied im geschäftsführenden am 23. November einen neuen Präsiden- Indem er eben genau in diesen Zeiten des LSB-Präsidium voll übernehmen. „Sport in ten und das Präsidium neu wählen. Woran Umbruchs und der wachsenden Stadt etwas Berlin” fragte Friedhard Teuffel: bietet: die Verlässlichkeit und Verbindlichkeit Sie arbeiten seit dem 1. Oktober beim LSB. des organisierten Sports. Es kommen neue Wie ist Ihr erster Eindruck? Menschen zu uns - der Sport bindet sie ein. Der Rundgang am ersten Tag hier durchs Ich glaube, das Geld ist wirklich ausgezeichnet Haus war wie eine Reise durch die ganze angelegt: in den gesellschaftlichen Zusam- Welt des Sports. Zum Glück habe ich wunder- menhalt. bare Reiseführer an meiner Seite: die Kolle- Ein Journalist hat immer eine kritische ginnen und Kollegen hier. Über ihre freundli- Sicht und ist bestrebt, alle Seiten zu hören. che und offene Aufnahme habe ich mich Inwiefern können Ihnen diese journalisti- sehr gefreut. schen Tugenden bei Ihrer neuen Arbeit zu Sie haben den LSB viele Jahre aus der Per- Gute kommen? spektive als Journalist beim Tagesspiegel Vielleicht kann mir eine journalistische Ur-Me- erlebt. Nehmen Sie den LSB inzwischen thode helfen: Erst einmal Fragen zu stellen anders wahr als früher? und zuzuhören und sich erst nach vielen Ge- Einiges kannte ich schon vorher, gerade die sprächen ein eigenes Bild zu machen. großen Projekte, die auch in der Öffentlichkeit Sie haben ein Buch über Timo Boll ge- präsent sind, aber ich habe auch viele „kleine schrieben und begeistern sich für Tisch- Kostbarkeiten“ kennen gelernt. Fast aus dem tennis. In Berlin sind die Frauen des ttc Stand mit den Vereinen zu organisieren, dass eastside mehrfache Deutsche Meister, Po- Hunderte von Schülerinnen und Schülern aus Friedhard Teuffel im Foyer des LSB-Hauses kalsieger und Champions League Sieger. der dritten Klasse in den Herbstferien vor dem Triptychon mit dem Foto von Jesse Sie müssen trotz ihrer Erfolge in den Me- schwimmen lernen, ist einfach großartig. Owens. Foto: Suffner dien um Beachtung kämpfen und teilen Überhaupt: Wie tief und komplex die Arbeit dieses Schicksal mit vielen anderen Verei- des LSB ist, erlebe ich jeden Tag aufs Neue. kann die neue Mannschaft anknüpfen und nen. Welche Möglichkeiten gibt es, die Si- Im Sport ist der Zehnkampf ja das Maximum was muss weiterentwickelt werden? tuation zu verbessern? an gebündelten Disziplinen. Wenn man zu- Die neue Mannschaft kann hier vor allem auf Der Wettkampf um Aufmerksamkeit war noch sammenzählt, auf wie vielen Feldern sich der ein fittes Team bauen, denn so habe ich die nie so hart. Erhellend fand ich, was der Sozio- LSB engagiert, reichen zehn Disziplinen gar Kolleginnen und Kollegen erlebt. Es wird nun loge Andreas Reckwitz in seinem Buch „Die nicht aus. darum gehen, den Landessportbund als Gesellschaft der Singularitäten“ analysiert hat: Was ist die größte Stärke des LSB – einer- Dienstleister für Vereine und Verbände immer Früher gab es einen festen Kanon an Werten seits für die Stadt Berlin und andererseits weiterzuentwickeln. Gerade bei Herausforde- und Ereignissen. Was gesellschaftliche Rele- für die Vereine? rungen wie Digitalisierung, Ehrenamt, Sport- vanz hatte, war geradezu genormt. Heute Der LSB sieht den Sport wirklich als Ganzes. stätten und Kooperationen. Denn der Sport wird es immer wieder neu bestimmt – vom Vom Gesundheitssport, in dem es zuerst um muss sich noch besser vernetzen. Vor allem Publikum. Und da geht es vor allem um das Lebensqualität geht, bis zur Vorbereitung auf mit Kitas und Schulen, aber auch neuen Part- Unvorhersehbare, das Besondere – eben das eine Olympiateilnahme. Das alles zusam- nern aus dem sozialen und gesundheitlichen Singuläre. Eine logische Folge daraus ist, dass menzudenken und danach zu handeln, das Bereich. vieles Wertvolle im Sport leider nicht ausrei- SPORT IN BERLIN November/Dezember 2018
9 sport in berlin chend gewertschätzt wird, etwa die tägliche, unauffällige Arbeit. Daraus ergeben sich für Ja zu Sportstätten-Resolution mich zwei Konsequenzen: Sich zum einen LSB-Präsidentversammlung tagte im Haus des Sports unabhängiger zu machen. Wer seine Arbeit im Sport zum Beispiel von der Anerkennung Von Oliver Weiß Kathrin Brachwitz vom Ber- alter würden ebenfalls unterstützt. der Medien abhängig macht, kann nur ent- liner Karate Verband ist die alte und neue Vor- Das Sportstättensanierungsprogram ist schon täuscht werden. Zum anderen können heute sitzende der LSB-Präsidentenversammlung. mit dem Doppelhaushalt 2016/17 auf 18 Vereine und Verbände selbst zum Medium Sie wurde am 16. Oktober 2018 von den Prä- Millionen erhöht worden. Reinhard von Richt- werden durch die Möglichkeiten, die ihnen sidenten und Vorsitzenden der Mitgliedsorga- hofen wies auf den Instandsetzungsstau bei Kanäle wie Facebook, Twitter, Instagram oder nisationen im Haus des Sports einstimmig als Sportstätten hin und forderte den Bau zusätz- Youtube bieten. Vorsitzende bestätigt. Auch ihre Stellvertreter licher Sportstätten. Viele große und kleinere Sportveranstal- Axel Bender vom Berliner Schwimm-Verband Der zukünftige LSB-Direktor, Friedhard tungen finden jedes Jahr in Berlin statt. In und Detlev Krause vom Berliner Ju-Jutsu Ver- Teuffel, nutzte die Gelegenheit, sich den der Öffentlichkeit werden nur wenige band wurden einstimmig wiedergewählt. Präsidenten und Vorsitzenden vorzustel- wahrgenommen. Wer weiß zum Beispiel, Stellvertretend für den Präsidenten Klaus len. „Vor Ihnen steht ein glücklicher Mensch”, dass Berlin in diesem Jahr zum zehnten Böger berichtete Reinhard von Richthofen sagte Teuffel gleich zu Beginn seiner Vorstel- Mal Gastgeber für die Deutsche Tischten- über die sportpolitischen Höhepunkte und lung und beschrieb damit den Wechsel vom nis-Meisterschaft war. Ist die große und Themen des LSB Berlin – an erster Stelle ehemaligen Leiter der Sportredaktion und breite Vielfalt des Sports in Berlin Fluch über die Unterzeichnung der Förderverein- Chef der Meinungsseite beim Berliner Tages- und Segen zugleich? barung „Zukunftssicherung Sport”. „Durch spiegel zum LSB Berlin. Als ehemaliger Be- So könnte man es sagen. Hier finden einer- die Fördervereinbarung”, so von Richthofen in gleiter und Kommentator des Sports verstehe seits fast alle etwas, das sie begeistert. Ande- seinem Bericht, „konnten wir Finanzierungs- er sich in seiner neuen Rolle als „Ermöglicher rerseits verteilt sich das Publikum dadurch so und Planungssicherheit für den Berliner Sport des Sports”. „Ich will dazu beitragen, den sehr, dass die große Aufmerksamkeit nur auf für die nächsten sechs Jahre erreichen.” Der Sport an den Platz zu bringen, den er verdient wenige fällt. Ich finde es wichtig, dass es LSB erhalte vom Land Berlin ab den Haus- in der Stadt”, so Teuffel und meint damit nicht Großereignisse gibt, denn sie haben etwas haltsjahren 2018/19 jeweils bis zu 4,36 Mil- nur den Sport selbst, sondern auch Bereiche „Lagerfeuerartiges“, sie bieten Stoff für das lionen Euro mehr Geld. Das Geld fließe in die wie die Stadtentwicklung, die Gesundheit, die verbindende Tagesgespräch. Doch die sport- Zuwendungen an die Sportfachverbände, die Bildung sowie den sozialen Bereich. liche Vielfalt müssen wir immer wieder pfle- Leistungssportförderung, die Vereinsentwick- Neben der Vorstellung des kommenden gen. Denn auch vermeintlich kleinere Sport- lung, die Förderung von Kindern, Jugendli- Haushalts wurde auch die Resolution des arten bringen alles mit, was den Sport aus- chen und Frauen in Vereinen. LSB „Schulbauoffensive heißt Sportstät- macht. Erhöht worden sei auch das Vereinsentwick- tenoffensive” verabschiedet. LSB-Vizeprä- Sie sind auch Familienvater. Welche Rolle lungsprogramm. Es stünden zusätzlich Mittel sident Thomas Härtel wies darauf hin, dass spielt Sport in Ihrer Familie? für die Kooperation von Vereinen mit Kitas im Zuge der geplanten 60 Schulneubau- Bei so vielen Bällen, die oft bei uns zu Hause bereit. Aktivitäten zur Verbesserung der ten ungedeckte Sportanlagen „an der ei- durch die Wohnung fliegen, bin ich manch- Schwimmfähigkeit von Kindern im Vorschul- nen oder anderen Stelle” gefährdet seien. mal froh, dass noch alle Fensterscheiben heil sind. Aber Familie und Sport ist auch eine Resolution der Präsidentenversammlung am 16. Oktober 2018 wichtige Aufgabe für den LSB. Das Familien- Schulbauoffensive heißt Sportstättenoffensive sportfest ist ein tolles Ereignis mit großer Der Landessportbund Berlin setzt sich gemeinsam mit seinen Mitgliedsorganisationen Strahlkraft. Es wäre großartig, wenn es uns ge- dafür ein, die Berliner Schulbauoffensive auch für die Entwicklung des Vereins- und Schul- lingen würde, noch mehr Familien an die Ver- sports bestmöglich zu nutzen. eine zu binden. In den Mitgliederstatistiken Jeder um- oder neuzubauende Schulstandort muss deswegen auch als Sportstandort be- schauen wir bei fast allen Sportarten in der griffen werden. Sporthallen sollen bedarfsgerecht für Sportvereine konzipiert werden und Mitte in ein Loch. In der berühmten „Rush auch Anforderungen an Inklusion und Barrierefreiheit in angemessener Weise berück- Hour des Lebens“, also zwischen Mitte 20 bis sichtigen. Ungedeckte Sportflächen an Schulstandorten brauchen dauerhaften, ununter- in die Vierziger verlangen Familie und berufli- brochenen Bestandsschutz und dürfen aufgrund der neu zu bauenden Sporthallen nicht che Absicherung eben sehr viel Zeit und aus dem gesamtstädtischen Blick geraten. Energie. Aber vielleicht entstehen daraus ja Zudem ist die Nutzung schulischer Räume stärker in den Blick zu nehmen und für die auch neue Angebote von Vereinen, die sich Nut-zung durch Sportvereine prinzipiell zu ermöglichen. Der LSB ruft seine Sportfachver- an Eltern und Kinder zusammen richten, so- bände und die Bezirkssportbünde auf, regionsspezifische Bedarfe für den Vereinssport dass sie selbst zu einem Ort werden, an dem zu artikulie-ren und in Abstimmung mit dem LSB deren Berücksichtigung bei Planung Familienleben stattfindet. und Bau einzufordern. Die Fragen stellte Angela Baufeld SPORT IN BERLIN November/Dezember 2018
10 sport in berlin Sport als Motor Übungsleiterlizenz für 32 Geflüchtete Feierstunde an der Gerhard-Schlegel-Sportschule Für Salam Awaida Alabbas (27) aus Syrien nem Verein und vor allem auf gute Deutsch- geht ein großer Wunsch in Erfüllung: „Ich Kenntnisse an, denn der Unterricht fand auf freue mich sehr, wenn ich jeden Donnerstag- Deutsch statt. Dennoch gab es je einen Dol- nachmittag drei Stunden in einem Schwimm- metscher für Arabisch und Farsi. Die Sprach- verein Kinder trainieren kann.” Das Rüstzeug kenntnisse der Kursteilnehmer sind inzwi- dafür erhielt sie an der Gerhard-Schlegel- schen so gut, dass sie die Sportschule bei der Sportschule, wo der LSB in den Sommerferi- Erarbeitung einer Arbeitshilfe unterstützen en 32 geflüchtete Menschen zu Übungslei- konnten, die in leicht verständlicher Sprache tern ausbildete. Sie wissen jetzt, wie sie Grup- bei der Ausbildung von Trainerinnen und Trai- Spiel, Sport, Spaß ohne Leistungs- pen leiten, eine Trainingsstunde unter metho- nern hilft (siehe Foto). druck: So lautete das Motto des SCL dischen und trainingswissenschaftlichen Ge- „Sie haben meinen großen Respekt, weil Sie Sportclub Lebenshilfe, der im Fried- sichtspunkten aufbauen und Sportler gesund Großes geleistet haben in einem fremden rich-Ludwig-Jahn-Sportpark zum 38. und verletzungsfrei trainieren. Neben Theorie- Land”, sagte Klaus Böger zu den Absolventen, Internationalen Sportfest einlud. Mehr und Praxis-Stunden haben sie einen Erste-Hil- die zwischen 16 und 56 Jahre alt sind und im als 1000 behinderte und nicht behinder- fe-Kurs sowie zahlreiche Sportkurse absolviert Irak, Iran, in Syrien, Afghanistan, Somalia, te Sportler nahmen teil. Die Disziplinen Gambia und Senegal als Sportwissenschaft- reichten vom Staffellauf über Kugelsto- ler, Lehrer, Zahntechniker, Agrarwissen- ßen und Weitsprung, bis hin zu Korbwurf schaftler oder Elektromechaniker gearbeitet und Torschießen. Foto: Petra Lang haben. „Wir brauchen Sie auch”, so Klaus Böger. „Berlin ist eine internationale Stadt, in der Sie sich wohlfühlen sollen und der Sie mit die- ser Ausbildung auch etwas geben können.” Die Trainer-Ausbildung ist eine Initiative des LSB-Projekts „SPORTBUNT - Vereine leben Vielfalt” und wurde vom Senat im Rahmen des Masterplans „Integration und Sicherheit” finanziert. Schon 2017 hatte der LSB 40 Ge- Gruppenfoto mit allen Beteiligten flüchtete zu Übungsleitern ausgebildet. Erfolgreicher Abschluss des DOSB-In- „Mit dem Projekt SPORTBUNT unterstützt der novationsfondsprojekts „Sprachbarrie- und in ihren Vereinen hospitiert. „Alle Teilneh- LSB die Integration. Die Übungsleiterausbil- ren überwinden –gemeinsam Sport menden haben die Prüfung mit Bravour be- dung ist ein Beispiel dafür. Wir helfen den ge- treiben“: Joana Seydel von der Gerhard- standen. Viele mit voller Punktzahl”, sagte Joa- flüchteten Menschen und unseren Vereinen”, Schlegel-Sportschule und Dr. na Seydel von der Gerhard-Schlegel-Sport- sagt LSB-Vizepräsidentin Claudia Zinke. Abdal Timo Schädler, Leiter der Aka- schule bei der Übergabe der Lizenzen in ei- Rahan Al Musa (21) aus Syrien ist dankbar demie von Special Olympics ner Feierstunde. Sie erinnerte daran, dass es dafür. Er kam 2015 nach Deutschland und Deutschland, stellen das neue „Wörter- für diese Ausbildung rund 60 Bewerberinnen legt gerade sein Abitur ab. Zugleich hat er die buch in leicht verständlicher Sprache - und Bewerber gab, die Anfang Juni zu einem Übungsleiter-Ausbildung abgeschlossen. Für Eine Arbeitshilfe für die Ausbildung von Kennenlern-Tag in die Sportschule kamen. ihn ist „die Ausbildung ist ein gute Möglich- Trainerinnen und Trainern” vor. Es steht Nicht alle von ihnen konnten angenommen keit, Zugang in die deutsche Gesellschaft zu auf www.lsb-berlin.de und kostenfrei als werden. Es kam auf die Mitgliedschaft in ei- finden”. A. B. Printausgabe zur Verfügung. SPORT IN BERLIN November/Dezember 2018
11 sport in berlin der Integration Reinkommen, wohlfühlen, dazugehören Vereinsprojekt des Monats: Billard Freunde Berlin ermöglichen jungen Migranten Einstieg in Mannschaftssport. Von Petra Lang Manchmal bedarf es nicht onsbeschleuniger. Er hat ihm nicht nur beim BSV, hatte sich beim Snookern bis nach oben viel, um etwas zu erreichen. Manchmal ge- Deutschlernen geholfen. Der Vereinssport durchgekämpft“, erzählt der Geschäftskun- nügt einfach eine offene Tür, durch die je- half ihm auch, sich in Berlin wohl zu fühlen. denberater eines großen Energieanbieters. mand geht und ein wenig Hilfestellung. So „In bin völlig integriert“, sagt der Iraner, der Seit fünf Jahren bietet er Gästen des PView geschehen in Lankwitz. Eine Gruppe junger mittlerweile eine Ausbildung zum Fachinfor- nicht nur die Möglichkeiten, an zwei Tischen Geflüchteter aus Afghanistan möchte Snooker matiker absolviert. Er habe sogar eine Frau ge- Snooker zu spielen, die Halle hat auch 13 spielen und landet zufällig bei PView, einer funden, berichtet er zufrieden. Poolbillard-Tische, sechs Dart-Geräte, einen Billardhalle an der Kaiser-Wilhelm-Straße. Die Vorsitzender mit viel Spielerfahrung und Kicker- und zwei Flipper-Automaten. Schu- jungen Männer kommen mit dem Gastrono- Hilfsbereitschaft chert: „Ich mache quasi mein Hobby zum Ne- men und anderen Spielern ins Gespräch. Die Malte Schuchert, Inhaber des PView - selbst Geflüchteten sind bereits ein Jahr in Deutsch- seit 28 Jahren leidenschaftlicher Billardspieler land und sprechen gut deutsch. Man lernt und Vorsitzender der Billard Freunde Berlin sich kennen und aus den Zufallsbekannt- e.V. - hat entscheidend zu dieser Entwicklung schaften werden schnell Mitglieder des hier beigetragen. Schuchert kann sich noch gut an ansässigen Vereins „Billard Freunde Berlin“. die Zeit erinnern, als die drei jungen Männer Integration durch Offenheit noch ganz neu im Verein waren. „Wir haben Einige Zeit später sieht der Iraner Ali Salami, ihren Beitritt in den Verein mit einem Stipen- auch ein Flüchtling, Fotos der Afghanen und dium gefördert. Das heißt, sie konnten bei- Vereinsmitgliedern auf der Internetseite des tragsfrei spielen und bekamen von uns Spiel- Vereines. Er ist auf der Suche nach einer material und finanzielle Unterstützung bei Spielmöglichkeit. „Die sahen alle nett aus. Ich den Meldegebühren für die Landesmeister- bin dann zur Halle. Als ich reinkam, hatte ich schaften“, erzählt der 51-Jährige. Billard half nicht nur beim Deutschlernen. gleich das Gefühl, das sind positive Leute - so Besonders einer der Spieler, der heute 18jäh- Vereinssport hilft auch, sich in Berlin wohl zu wie ich“, berichtet der 29-Jährige. Auch der rige Hussain, erwies sich als großes Talent. fühlen. Foto: Lang junge Iraner wird schnell Vereinsmitglied und „Leider spielt er mittlerweile in einem ande- ist bis heute begeistert bei der Sache. ren Verein. Aber er kommt fast täglich bei uns benberuf.“ Der hier ansässige Verein verfolgt Für Ali Salami wurde der Sport zum Integrati- vorbei“, erzählt Schuchert. Das normale Trai- jedoch durchaus ehrgeizige Ziele. Ohne den ning findet jeden Mittwoch ab 18.30 Uhr Spaß zu vernachlässigen, möchten die 2007 statt. „Wir freuen uns über Nachwuchs und gegründeten Billard Freunde einer der erfolg- Billard Freunde Berlin e.V. Viele Mitglie- werben auch auf unserer Facebookseite.“ Die reichsten Vereine Berlins werden. der und Mannschaften haben Berliner Kombination mit der für jedes Publikum offe- Spannung bis zum letzten Stoß Meistertitel, Deutsche Meisterschaftsme- nen Billardhalle erleichtert den Schritt zum Was ist für Malte Schuchert das Besondere am daillen und Platzierungen in der 1. sowie Vereinseintritt. Ganz nach dem Motto: Rein- Billardspiel? „Es ist ein anspruchsvoller Sport. 2. Bundesliga und der Berliner Oberliga kommen, wohlfühlen, dazugehören. Es bleibt bis zum Ende spannend und man erspielt. „Im Vordergrund steht bei uns Schuchert macht Hobby zum Nebenberuf kann es sich nicht leicht machen. Volle Kon- der Spaß am Billard- und Snookerspiel Dabei können jungen Sportler viel lernen. zentration ist gefragt.“ Wie sehr die Spieler bei und das Vereins- und Mannschaftsleben.“, Denn Schuchert und seine Vereinskollegen der Sache sind, ist an der Stille abzulesen, die heißt es auf Homepage. Nachwuchsta- haben schon sportlichen Erfolg zu verbuchen. während der Poolbillard- oder Snookerspiele in lente werden gefördert. Auch Kinder sind „Mein bisher größter Erfolg war in der Saison der Halle herrscht. Nur das Klacken der Kugeln willkommen. 2006/2007 der Mannschaftssieg in der 1. und das leise Reibegeräusch beim Einkreiden vorstand@billardfreundeberlin.de Bundesliga. Mein Verein, damals noch der 1. der Queuespitze vor jedem Stoß ist zu hören. SPORT IN BERLIN November/Dezember 2018
12 25 jahre kooperation schule - verein men etwa drei bis vier Kinder aus der AG in unseren Verein.“ Und auch Frauke Landmann, Schulleiterin der Friedrich-Drake-Grundschu- le, ist überzeugt von der Kooperation: „Ich fin- de es wichtig, dass die Kinder die Möglichkeit haben, sich zu orientieren. Sie können schließlich noch nicht alle Sportarten kennen. Wir versuchen ihnen zu zeigen, was es gibt, damit sie dann das Richtige für sich finden und vielleicht in einen Verein gehen.“ Und das kommt gut an – für die AG gibt es sogar eine Warteliste. Tim Greifzu: „Dieses Jahr haben sich 25 Kinder angemeldet. Wir können aber nur 20 zulassen, um eine vernünftige Betreu- In der Inline-Skaterhockey-AG herrscht eine freundschaftliche Atmosphäre. ung zu gewährleisten.“ Der LSB unterstützt die Partnerschaft der Red Devils skaten mit Kids Grundschule mit dem Inlinehockey-Verein mit Mitteln aus dem Programm „Schule und Wie der Verein die Drake-Grundschüler begeistert Sportverein“. Davon habe der Verein Helme, Schützer und Inlineskates gekauft. „Außerdem Von Franziska Staupendahl Die drei Brüder „Ich mache von Anfang an bei der AG mit. Es können wir dem Trainer wenigstens einen Elia (7 Jahre), Niklas (9) und Noah (10) ge- ist super. Nun überlege ich auch, in den Ver- kleinen finanziellen Anreiz geben. Wir sind ein hen nicht nur zusammen an die Friedrich- ein zu gehen.“ kleiner Verein. Ohne die Förderung des LSB Drake-Grundschule in Lichterfelde, sondern Für die Red Devils ist das Engagement an der wäre das gar nicht möglich“, berichtet Tim haben auch ein gemeinsames Hobby ent- Schule ein toller Weg, neue Mitglieder zu ge- Greifzu. Die Red Devils haben übrigens auch deckt: Inline-Skaterhockey. Seit drei Jahren winnen. Tim Greifzu, Sportlicher Leiter bei an der Giesensdorfer Grundschule eine AG, gibt es an der Schule die Arbeitsgemeinschaft dem Verein, erklärt: „Jedes Schuljahr kom- die Trainer Julian immer donnerstags betreut. (AG), die von den Red Devils Berlin durchge- führt wird. Die Kooperation ist eine von rund 700 Partnerschaften, die es derzeit im Rah- men des LSB-Programms „Schule und Sport- verein“ gibt. Etwa 20 Kinder treffen sich jeden Montag- nachmittag, um mit ihrem Trainer Julian van Lijden das Skaten zu üben. Julian ist, wie alle Übungsleiter im Kooperationsprogramm, her- vorragend ausgebildet: Er spielt selbst Eis- hockey, hat eine B-Lizenz und ist selbständi- ger Personal-Coach. Bei den Kindern kommt Die Brüder Elia, Nikki und Noah (v.l.) sind im er super an. „Sie warten schon auf dem Inlinehockey-Fieber. Schulhof auf mich, bevor das Training losgeht. Dann nehmen sie mich an die Hand und wir Die achtjährige gehen gemeinsam zur Halle. Das freut mich, Liv besucht seit denn ich will kein Fremder für die Kinder sein zwei Jahren die – wir sind eine Gemeinschaft.“ AG an der Genauso sehen es auch die Jungs und Mäd- Drake-Grund- chen in Julians Gruppe. Das Brüder-Gespann schule: „Mir Elia, Niklas (alias Nikki) und Noah hat das In- macht das riesi- linehockey-Fieber gepackt. Elia ist erst sieben gen Spaß, vor und schon seit zwei Jahren bei der AG dabei. allem mit den „Außerdem bin ich jetzt im Verein bei den anderen Kin- Red Devils, weil es mir so viel Spaß macht“, Trainer Julian van Lijden: „Ich kommuniziere dern zusammen berichtet er. Das trifft auch auf seinen großen viel mit den Kindern. Vertrauen ist mir wich- zu sein.” Bruder Noah zu. Und Nikki will nachziehen: tig.” Fotos: Max Weise SPORT IN BERLIN November/Dezember 2018
13 25 jahre kooperation schule - verein 25 JAHRE KOOPERATIONSP TIO ONSPROGRAM MM „SCHULE UND SPO ORTVEREIN“ „Schule h l und d Sportverein“ t ein“ i “ – ein i Prog P ramm für fü alle ll Spor S tvereine, t i alle ll Spor S tarten, t alle ll Schulformen, f formen, alle ll Schüler S hüler/ r/-innen, /i /-innen, alle ll Be Bezirke ik Zahlen und Fakte en n Das Prog g gramm Sttartt für das Kooperatio onsprogramm: Mit dem Prrogramm „Schule und Sportverein“ werden Kooperationen zwischen Ber B - 1993 liner Schulen en und Sportvereinen bzw. - verbän nden gefördert. Ziel ist es, Kinder und Jugendliche e für Sport und Bewegung zu begeistern. stern. Dafür unterstützt die Sportjugend Statistik: Berlin die Spor portvereine mit Zuschüssen für Übu ungsleiter/-innen und Sportmaterialien. 1993 - 500 Kooperation nssmaßnahm ßn men 2018 - ca. 700 Ko ooperatio p onnsmaßnah aß hmen men Finanzieru nzierung: Wie profitiieren Kinder Wie profitieren Ve ereine Wie profitieren Schu ulen Lotto-Mittel – Zuwendung über Senats- verwaltung für Bildung, Jugend und Faa- kostenfreiee Sportangebote Schüler/-innen en für ür Ve Vereins- Erweiterung des milie offen für aalle sport begeissternn Schul(sport)angebotss Sportarten nvielfalt Präsentationn dees Ve ereins keine Kosten Finanzielle Ausstattung: Gesundheitsförderung eitsförderung und der Spor ortarrten Unterstützung durch 786.310 Euro pro Jahr besserer LLernerfolg durch Erweiterung dess Ve Vereins- lizenzierte Übungslei-- mehr Bewe egung im Ganztag angebots ter/-innen Qualifizierung der Übun ngsleite er/-innen: er/ innen: FFö örderung der P Pe ersönlich- ersönlich Bekanntheit im Kiiez iez steigern Sportt-A AG finden in der er 2018 waren rund 450 Übungsleiter/ keitsentwiccklung Imagegewinn Schule statt. -innen im Programm „Scchule und Sport-- neue Koooperatio onen und verein“ tätig: Alle haben n eine sportfach- Partnerschaften aufbauen liche Ausbildung und mindestens die Übungsleiter-C-Lizenz. Das Jahr 2018: Einfache Umsetzung Service und Leistungen ca. 700 Maßnahmen an über 280 Schulen von 160 Spo ortvereinen und Schulen/V Vereine in der Nähe Übungsleiter/-innen Honorare -verbänden, verbänden sechs Sond derprojekte kontaktierren von 20 Euro/90 Minuten nuten en Antragstellung und Abrechnung Möglichkeit glichkeit, Zuschüsse für Kinderschutz im Ve ere ein: erfolgt du urch den Sportverein. Spor tmaterialien zu beantragenn Alle Übungsleiter/-innen n haben ein er- Übungsleiter/-innen eiter/-innen n kommen an Versicherungsschutz für Schüler// weitertes polizeiliches Führungszeugnis die Schule. e -innen und Übungsleiter/-innenen vorgelegt. Abwicklunng des Programms durch Beratung und Unterstützung die Sportjjugend Berlin durch Spor tjugend Berlin Fragen/ Informationen n Sportjugend Berlin Jesse-Owens-Allee 2 Tel. e 030 – 30002 160 14053 Berlin Mail: schuleundverein@sportjugend-berlin.de rlin.de LA N DES SPOR T BUND BE RL IN https://spor p // p ttjugend-berlin.de/angebote/schule-und-spor j g e/angebote/schule-und-spor / g / p tverein-verband/ rband// SPORT IN BERLIN November/Dezember 2018
14 sport bewegt und bildet Sport begeistert, Sport bildet Wir bilden keine Fußballer aus, davon sind wir weit weg. Wir arbeiten selten mit Bällen. Wir LSB-Tagung über die „Bedeutung von Bewegung, Spiel und Sport für lassen die Kinder viel mit Klammern, Papier- die frühkindliche Bildung“ an der Gerhard-Schlegel-Sportschule rollen, Luftballons oder Tüchern spielen.“ Für Carina Balcerowski (21) war der Vortrag Von Angela Baufeld Das Video zeigt ein sie- Praxis belegte sie, dass „Sport und Bewegung wie eine Weiterbildung. Die Leichtathletik-Trai- ben Wochen altes Baby. Es liegt auf dem Rük- schon von früher Kindheit an die Netzwerkbil- nerin mit C-Lizenz trainiert bei der LG Nord ken. Über ihm hängt ein Mobile, an dem Fi- dung im Gehirn fördern“. Sie ist oft in Turn- die U16, Vier- bis Fünfjährige und eine Eltern- guren baumeln. Das Baby versucht, die klei- hallen unterwegs gewesen und hat Kleinkin- Kind-Gruppe. Außerdem studiert sie Grund- nen Männchen zu berühren. Es fixiert eines der zu Bewegung animiert. Dabei fing sie mit schulpädagogik an der Humboldt-Universität mit den Augen und will es greifen. Einige der Kamera die Reaktionen ein. Die Videos und beginnt dort jetzt ihr Masterstudium. Fehlversuche. Dann klappt es. Das Baby lä- zeigen, wie sich Kinder ausprobieren und „Aber bei Erziehungswissenschaften wird kein chelt. „Es zeigt Zufriedenheit“, sagt Professo- Spaß dabei haben. Sogar Kinder mit Down- Fokus auf Sport in der ersten und zweiten rin Renate Zimmer. Das Video sei ein Beispiel syndrom gehen bei spielerischer Bewegung Klasse gelegt.“ Deshalb nehme sie von der Ta- dafür, dass „die Kinder Aktivität und Neugier aus sich heraus und freuen sich ausgelassen. gung viele Anregungen mit nach Hause. quasi mit auf die Welt bringen.“ Es reiche aus, Die Videos zeigen, wie Kinder Bewegungsab- Daniel Thinius (42) absolviert gerade die Aus- dem Kind Erfahrungsmöglichkeiten anzubie- läufe voneinander abgucken und wie sie sich bildung zum Erzieher mit sportpädagogi- ten. „Wenn dann diese Aktivitäten auch noch in Selbstgesprächen motivieren: „Ob ich das schem Profil. Er trainiert Kinder der fünften Spaß machen, dann lernen Kinder am be- schaffe? Kein Problem!“ Zu sehen ist, wie Kin- und sechsten Klasse beim Bogen- und sten,“ so die Erziehungswissenschaftlerin und der lernen, sich realistisch einzuschätzen, Schießsport Club Olympia Berlin: „Viele Kin- der haben Schwierigkeiten, sich zu koordinie- ren. Sie können nicht sagen, ob sie gerade stehen oder nach vorn gebeugt sind.“ Für ihn sei es nachvollziehbar, dass sich im frühen Kindesalter mit Spiel und Sport Strukturen herausbilden, die später gebraucht werden. Bewegung verlagert sich ins Virtuelle Aber Kinder bewegen sich heute zu wenig. Das belegte Anja Voss, Professorin für Bewe- gungsförderung/Bewegungstherapie und Ge- Professor Dr. Anja Voss bestärkte die Sport- Professor Dr. Renate Zimmer fesselte die Teil- sundheitsförderung an der Alice-Salomon- vereine, Kooperationen mit Kitas und Schu- nehmer mit ihrem praxisnahen Vortrag. Hochschule Berlin, anhand von Fakten: „Na- len weiter auszubauen. Fotos: Max Weise tionale Empfehlungen für Bewegung und Be- wegungsförderung, die vom Bundesgesund- Professorin für Sportwissenschaft an der Uni wenn sie sich trauen, vom Kasten über eine heitsministerium herausgegeben wurden, Osnabrück. „Frühkindliche Bildung und Ent- Schnur auf die Matte zu hopsen, oder wie er- sprechen von 180 Minuten pro Tag für Vier- wicklung“ ist ihr Spezialgebiet. Sie leitete das finderisch sie sind, wenn das Trampolinsprin- bis Sechsjährige.” Dieses Ziel zu erreichen, gleichnamige Institut in Niedersachsen. gen nicht klappt: Sie holen sich zum Festhal- werde immer schwieriger, so Anja Voss. Im- Schon Ende 2017 sprach sie bei der LSB-Ta- ten als Stütze ihren Buggy. mer mehr Eltern würden ihre Kinder mit dem gung „Sport bewegt und bildet“. Am 4. Okto- Ihr ganzer Vortrag ist ein Beweis dafür, dass Auto zur Kita oder zur Schule fahren. In Leip- ber hatte der LSB zu einer weiteren Tagung „Sport schon in früher Kindheit begeistert und zig gebe es deshalb schon das Projekt „Be- eingeladen. Diesmal ging es um die „Bedeu- bildet“. Deshalb hat sie kein Verständnis dafür, wegter Schulweg“. Außerdem führe der tung von Bewegung, Spiel und Sport für die dass im Berliner Bildungsprogramm der Sport Wunsch, „die Kinder immer im Blick“ zu ha- frühkindliche Bildung“. Dieser Bereich sei ele- kein Extra-Punkt ist. „Der Bildungsaspekt des ben, zu einem Verlust „geheimer Orte“, an mentar für die Entwicklung von Kindern und Sports hat dadurch nicht die Rolle, die ihm denen sich Kinder nach Herzenslust auch mal für das dauerhafte Sporttreiben im Leben, zukommt. Das ist in keinem anderen Bun- unbeobachtet austoben können. Sport und sagte LSB-Präsident Klaus Böger. „Ich wün- desland der Fall.“ Bewegung verlagere sich zudem immer mehr sche mir, dass noch mehr Sportvereine auf Viele Anregungen für Tagungsteilnehmer in die virtuelle Welt: 40 Prozent der Sechs- bis diesem wichtigen Gebiet tätig werden.“ Zu der Christian Liedtke arbeitet beim 1. FC Union Neunjährigen hätten ein Handy oder Smart- Tagung begrüßte er 90 Erzieher/-innen, Trai- im Kita-Bereich. In seinem Verein setzen zehn phone. ner und Übungsleiter. Mitarbeiter in 17 Kitas Bewegungsangebote Sie sieht dennoch nicht apokalyptisch. Sie ver- Praxisbeispiele belegen Wirkung von Sport um. „Der Vortrag von Professor Renate Zim- weist auf Fortbewegungsmittel wie Skate- Renate Zimmer fesselte wieder ihre Zuhörer mer hat mich darin bestärkt, dass wir den boards, Inliner, Mountainbikes, die im Trend mit einem wissenschaftlichen Vortrag voller richtigen Weg gehen“, sagt er. „Die Kinder sol- sind, und auf die steigenden Zahlen von Kin- anschaulicher Beispiele. Mit Videos aus der len sich frei ausleben. Sie sollen Spaß haben. der und Jugendlichen in Sportvereinen. (siehe Editorial S. 3 und Karikatur S. 2) SPORT IN BERLIN November/Dezember 2018
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