WASG Rheinland-Pfalz Programm Landtagswahl 2006 - zur Beschlossen am 29.01.2006 auf dem Parteitag in Oberhambach

 
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WASG Rheinland-Pfalz

                Programm
                          zur

      Landtagswahl 2006

Beschlossen am 29.01.2006 auf dem Parteitag in Oberhambach
WASG Rheinland-Pfalz
                                     Landtagswahlprogramm 2006

Präambel ................................................................................................................................................. 3
   Für ein soziales Rheinland-Pfalz fordern wir: ..................................................................................... 4
   Und wir wollen einen Politikwechsel in der ganzen Republik! ............................................................ 4
1. Für Arbeit, Bildung und Menschenwürde ............................................................................................ 4
   Arbeit durch Arbeitszeitverkürzung verteilen ...................................................................................... 5
   Von Arbeit muss man leben können ................................................................................................... 5
   Wachstum durch öffentlich geförderte Beschäftigung ........................................................................ 6
   Kommunale Investitionen fördern und Arbeitsplätze schaffen............................................................ 7
   Bildungspolitische Offensive in Rheinland-Pfalz................................................................................. 7
      Alle Bildungseinrichtungen müssen Chancengleichheit bieten ...................................................... 7
      Beginn der Bildung ......................................................................................................................... 8
      Lebensbegleitendes Lernen ........................................................................................................... 8
      Qualität und Quantität sichern ........................................................................................................ 8
      Betreuungsangebote sind Grundlage für positives Lernen ............................................................ 9
      Zukunftsfähige Ausbildungsplätze entwickeln ................................................................................ 9
      Forschung und Wissenschaft garantieren Innovation .................................................................. 10
2. Soziales Wirtschaften im Dienst der Menschen ................................................................................ 11
   Regionale Wirtschaftskreisläufe sind der Schlüssel zum Erfolg ....................................................... 11
   Finanzielle Infrastruktur verbessern: Eigenkapital stärken und Genossenschaften fördern............. 11
   Neue Investitions- und Beteiligungsformen organisieren ................................................................. 12
   Rheinland-Pfalz aus der Schuldenfalle führen.................................................................................. 12
   Vermögensteuer wieder erheben...................................................................................................... 13
   Erbschaftsteuer zeitgemäß gestalten................................................................................................ 13
   Mit Bundesratsinitiativen Druck machen........................................................................................... 13
   Das Land drängt – der Bund muss mithelfen!................................................................................... 14
3. Für eine neue soziale Idee in Rheinland-Pfalz.................................................................................. 14
   Gesundheit ist keine Ware ................................................................................................................ 14
   In den Menschen liegt die Zukunft eines Landes.............................................................................. 15
   Senioren einbeziehen ....................................................................................................................... 15
   Soziale Grundsicherung einführen.................................................................................................... 16
   Renteneinkünfte sichern ................................................................................................................... 16
   Menschen mit Behinderungen ohne Vorbehalte gleichstellen.......................................................... 16
4. Energie, Umwelt und Verkehr aus einem Guss ................................................................................ 17
   Energie und Arbeitsplätze für morgen .............................................................................................. 17
      Restbiomasse und Holz sind die Zukunft ..................................................................................... 17
      Natürliche Energiequellen nutzen................................................................................................. 18
      Energie muss bezahlbar bleiben .................................................................................................. 18
      Kernkraft nein Danke! ................................................................................................................... 19
      Müllverbrennungsanlagen lehnen wir ab!..................................................................................... 19
   Umweltschutz als Kernaufgabe der Politik........................................................................................ 19
      Es gibt viel zu tun.......................................................................................................................... 19
   Intelligente Verkehrsplanung spart Energie, schützt Umwelt und schafft Arbeitsplätze................... 20
      Ohne ÖPNV keine Mobilität.......................................................................................................... 20
      Mehr Schiene braucht das Land!.................................................................................................. 20
      Flughafenausbau erfordert ehrliche Abschätzung der Risiken..................................................... 21
5. Stärken und Integrieren: Tourismus, Landwirtschaft, Weinbau und Verbraucherschutz.................. 21
   Tourismus als Integrationsmodell der Zukunft .................................................................................. 21
   Qualität statt Quantität in der rheinland-pfälzischen Landwirtschaft................................................. 22
   Im Wein liegt Wahrheit ...................................................................................................................... 22
   Verbraucherschutz wird großgeschrieben ........................................................................................ 23
6. Innenpolitik: ”Für ein lebendiges und menschenwürdiges Rheinland-Pfalz!” ................................... 23
   Diese Polizei hilft ............................................................................................................................... 23

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Grundrechte bewahren und verwirklichen..... ................................................................................... 24
   ....und Justiz danach ausrichten........................................................................................................ 24
   Humaner Strafvollzug schafft mehr................................................................................................... 24
   Datenschutz ist Bürgerschutz ........................................................................................................... 25
   Kontrolle und Aufklärung statt Tabu!................................................................................................. 25
   Kultur fördern!.................................................................................................................................... 25
   Freie Meinungsbildung und demokratische Beteiligung an den Medien .......................................... 26
   Sport ist wichtig ................................................................................................................................. 27
   Rheinland Pfalz für Menschen in Not: Situation von Asylbewerbern, Flüchtlingen, MigrantInnen ... 27
   ....und gegen Rechts ......................................................................................................................... 28
   Konversion für Frieden und Arbeitsplätze......................................................................................... 29
       Konversionsprojekte sind Struktur- und Friedenspolitik. .............................................................. 29
   Zivilisiert statt bewaffnet.................................................................................................................... 30
   Ein Land ist so wie seine Kommunen ............................................................................................... 30
       Kommunale Selbstverwaltung verwirklichen ................................................................................ 30
       Anerkennung für Ehrenämter ....................................................................................................... 30
       Finanzkraft der Kommunen stärken ............................................................................................. 30
       Kommunale Daseinsvorsorge ausbauen und erhalten ................................................................ 31
       Unser Dorf muss leben können .................................................................................................... 32
       Verwaltung als Dienstleister ......................................................................................................... 32
       Gerechte Kommunalabgaben....................................................................................................... 32
       Wohnen ist Menschenrecht .......................................................................................................... 33
7. Demokratie im Land und Europa im Sinn.......................................................................................... 33
   Rheinland-Pfalz aus der Zuschauerdemokratie führen..................................................................... 33
       Quorum für Volksbegehren deutlich senken ................................................................................ 34
       Mehr direkte Bürgerbeteiligung in unseren Kommunen ............................................................... 34
       Jugend an die Macht .................................................................................................................... 34
   Die Vollendung der Demokratie: Gleichstellung der Geschlechter und Lebensweisen.................... 35
   Rheinland-Pfalz fit machen für Europa ............................................................................................. 35
   Sozial mit aller Kraft .......................................................................................................................... 35
   Fit für Europa..................................................................................................................................... 36
   Erneuerung beginnt im Parlament .................................................................................................... 36

Präambel
Wir wollen die Menschen hier in Rheinland-Pfalz ermutigen, mit uns gemeinsam ein Zeichen zu set-
zen: Wir wollen, dass Freiheit, soziale Gerechtigkeit und Solidarität zu bestimmenden Werten, dass
Ehrlichkeit, Durchschaubarkeit und Verlässlichkeit zu Leitgedanken einer neuen Politik werden. Sozia-
le Sicherheit, Perspektiven für die junge Generation und die Erweiterung der demokratischen Mitbe-
stimmung sind grundlegende Ziele der Politik, die wir realisieren wollen.
Wir wollen eine Gesellschaft, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt; eine Gesellschaft des
Miteinanders statt des Gegeneinanders, in der ein würdiges Leben aller ermöglicht wird. Ein Leben, zu
dem ein Recht auf Arbeit gehört, ein Recht auf Wohnen, ein Recht auf Bildung, ein Recht auf soziale
Sicherung, ein Recht auf Teilhabe am kulturellen und gesellschaftlichen Leben und ein Recht auf
Gleichstellung. Unsere Politik ist eine zukunftsfähige Politik, weil sie auf nachhaltige Entwicklung zielt.
Sie stärkt die Möglichkeiten der Bürgerinnen und Bürger, ihre Lebensbedingungen selbst zu gestalten.
Die Partei ”Arbeit und Soziale Gerechtigkeit – Die Wahlalternative” (WASG) ist Teil der neuen Linken
in Rheinland-Pfalz. Sie vereint alle politisch engagierten Menschen, die sich für einen Politikwechsel in
Rheinland-Pfalz einsetzen wollen. Neben den Mitgliedern der WASG kandidieren auf unserer offenen
Landesliste auch Mitglieder der Linkspartei, Parteilose, Gewerkschafter, Mitglieder außerparlamenta-
rischer sozialer Bewegungen und vieler anderer gesellschaftlichen Gruppen, die gemeinsame politi-
sche Ziele haben.
Damit setzen wir ein Zeichen des Aufbruchs für eine neue, gesamtdeutsche linke Kraft und nehmen
die Aufforderung der mehr als 130.000 Wählerinnen und Wähler in Rheinland-Pfalz ernst, die bei den
Bundestagswahlen mit ihrer Stimme für ”Die Linke” den Grundstein für ein starkes Linksbündnis in
Deutschland gelegt haben.

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Wir eröffnen den Menschen in Rheinland-Pfalz mit unserem Wahlantritt die demokratische Entschei-
dungsmöglichkeit für eine soziale und solidarische Politik in unserem Land und für eine neue bundes-
weite Partei, die in absehbarer Zukunft alle reformorientierten linken politischen Kräfte in sich vereint.
Denn nur gemeinsam sind wir stark genug, den längst überfälligen Politikwechsel in unserem Land
herbeizuführen und uns für die Interessen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer genauso wie für
die Zukunft unserer mittelständischen Wirtschaft, für Rentnerinnen und Rentner ebenso wie für eine
lebenswerte Perspektive unserer Jugend, für Beschäftigungslose, sozial Schwache und andere be-
nachteiligte Gruppen mit der gleichen Kraft, wie für die Chancengleichheit leistungsstärkerer Men-
schen bei Bildung, Ausbildung, Beruf und Lebensplanung einzusetzen.
Ihre Stimme für soziale Gerechtigkeit – Das machen wir mit Links. Die WASG.

Für ein soziales Rheinland-Pfalz fordern wir:

1. Für Arbeit, Bildung und Menschenwürde! Wir wollen Arbeitsplätze statt Arbeitslosigkeit finanzieren
   und Arbeit gerechter verteilen. Wir wollen längeres gemeinsames Lernen, Lernmittelfreiheit und
   keine Studiengebühren. Aber eine Umlagefinanzierung für mehr Ausbildungsplätze!
2. Soziales Wirtschaften im Dienst der Menschen! Wir wollen regionale Wirtschaftskreisläufe und ei-
   ne Entlastung von kleinen und mittleren Unternehmen. Wir setzen uns für eine Vermögensteuer
   und für mehr soziale Gerechtigkeit ein.
3. Für eine neue soziale Idee in Rheinland-Pfalz! Wir wollen eine soziale Grundsicherung für alle
   Menschen und eine umfassende Förderung für Familien und Kinder. Wir sind für eine solidarische
   Bürgerversicherung im Gesundheitswesen.
4. Wir wollen unsere Umwelt schützen, eine Energiewende in Rheinland-Pfalz und mehr Verkehr auf
   der Schiene statt auf der Straße. Dies schafft Arbeitsplätze und Wachstum!
5. Wir wollen Landwirtschaft, Weinbau und Tourismus stärken und integrieren und den Verbraucher-
   schutz ausbauen. Für ein lebenswertes und zukunftsfähiges Rheinland-Pfalz!
6. Für ein sicheres, offenes und kulturvolles Rheinland-Pfalz! In der Innenpolitik des Landes setzen
   wir neue Maßstäbe für Bürgernähe, Solidarität und Transparenz.
7. Wir wollen mehr direkte Bürgerbeteiligung und ein soziales Europa! Wir wollen Rheinland-Pfalz
   aus der Zuschauerdemokratie führen und fit machen für ein Europa der Regionen.

Und wir wollen einen Politikwechsel in der ganzen Republik!

Die große Koalition aus CDU und SPD in Berlin hat schon zu Anfang deutlich gemacht, wohin die Rei-
se gehen soll: Die neoliberale Politik des Sozialabbaus und der Abschaffung von Arbeitnehmerrechten
wird verschärft fortgesetzt. Die Betroffenen von Hartz IV müssen eine erneute Verschlechterung ihrer
persönlichen Situation in Kauf nehmen und erhalten dennoch nicht mehr Eingliederungschancen auf
dem ersten Arbeitsmarkt. Mit der Einführung einer Probezeit von zwei Jahren wurde der Kündigungs-
schutz faktisch abgeschafft und durch das System ”hire and fire” ersetzt. Das Problem Massenarbeits-
losigkeit wird weiterhin von der falschen Seite angegangen. Anstatt die Binnenkonjunktur anzukurbeln,
wird mit der Erhöhung der Mehrwertsteuer weitere dringend benötigte Kaufkraft abgeschöpft, was wei-
tere Arbeitsplätze vernichtet. Die Abwärtsspirale dreht sich weiter. Eine angemessene Berücksichti-
gung hoher Einkommen und großer Vermögen zur Finanzierung des Gemeinwesens ist ausgeblieben
und die Staatsverschuldung steigt kontinuierlich weiter.
Der dringend notwendige Politikwechsel in Deutschland ist ausgeblieben. Wir werden auch zukünftig
alles daran setzen, ihn endlich herbeizuführen.
Dazu können wir in Rheinland-Pfalz ein Zeichen setzen, wenn die politische Linke zum ersten Mal in
einem westlichen Bundesland in Fraktionsstärke in den Landtag einzieht.
Auch dafür werben wir um Ihre Zustimmung und Ihr Vertrauen bei der Wahlentscheidung am 26. März
in Rheinland-Pfalz.

1. Für Arbeit, Bildung und Menschenwürde
Das größte gesellschaftliche Problem in Rheinland-Pfalz ist die anhaltend hohe Massenarbeitslosig-
keit. Die Lösung dieses Problems steht im Mittelpunkt aller unserer politischen Bemühungen. Wir wol-
len Arbeitslosigkeit, nicht die Arbeitslosen bekämpfen. Deshalb ist für uns die Schaffung neuer Ar-

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beitsplätze eng mit der Forderung nach einem Leben in Freiheit und Würde für alle Menschen ver-
knüpft. Wir wollen keine Gesellschaft, die Arbeitslose ausgrenzt, als Drückeberger denunziert und ih-
nen den Schwarzen Peter für die wirtschaftliche Misere des Landes zuspielt. Wird der ”aktivierende
Sozialstaat” zum Synonym für den Abbau von sozialen Leistungen und Arbeitnehmerrechten, setzen
wir Konzepte für die Schaffung von existenzsichernden Arbeitsplätzen und sozialer Grundsicherung
entgegen. Denn wir betrachten Menschen nicht als betriebswirtschaftlichen Faktor, sondern aus der
Perspektive unseres humanistischen Menschenbildes und als Schöpfer aller Werte. Dies setzt vor-
aus, dass wir die Ursachen von Arbeitslosigkeit aufdecken und Wege für alle Menschen eröffnen, sich
in einem selbstbestimmten und erfüllten Berufsleben zu verwirklichen. Von zentraler Bedeutung sind
dabei unsere Forderungen nach Benachteiligungsausgleich, Chancengleichheit und Effizienz bei Bil-
dung und Ausbildung, nach einer menschengerechten Arbeitswelt und nach der Vereinbarkeit von
Familie, Beruf und den sich wandelnden Anforderungen einer modernen Informationsgesellschaft.

Arbeit durch Arbeitszeitverkürzung verteilen

In Zeiten steigender Produktivität kommen wir nicht umhin, die Arbeit durch Arbeitszeitverkürzung auf
alle zu verteilen, wenn wir die Arbeitslosigkeit wirksam bekämpfen wollen.
Wir setzen uns deshalb politisch dafür ein, die Lebens- und Wochenarbeitszeit zu verkürzen, Über-
stunden abzubauen. In diesem Zusammenhang fordern wir eine Bundesratsinitiative des Landes
Rheinland-Pfalz zur Einführung einer gesetzlich verankerten, regelmäßigen wöchentlichen Höchstar-
beitszeit von 40 Stunden. Abweichungen nach oben sind nur in Notfällen zulässig und durch Freizeit-
ausgleich abzugelten. Das Land Rheinland-Pfalz soll für alle seine Mitarbeiter die 35-Stunden-Woche
als Regelarbeitszeit einführen.
Alle Arbeitszeitverlängerungen für Landesbedienstete lehnen wir ab, wir fordern die Zurücknahme der
Arbeitszeitverlängerungen für alle Landesbedienstete.
Es ist von entscheidender Bedeutung, Flächentarifverträge zu erhalten und die Tarifautonomie zu
stärken. Die Beschäftigten sind auf eine starke gewerkschaftliche Vertretung bei der Verhandlung ih-
rer Tarife und Arbeitsbedingungen angewiesen. Für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist der Er-
halt der Flächentarifverträge von existenzieller Bedeutung.
Wir fordern die Rechtsverbindlichkeit von Tarifverträgen für alle Beschäftigten einer Branche.
Wir fordern für die Beschäftigten des Öffentlichen Dienstes ein am Betriebsverfassungsgesetz orien-
tiertes Personalvertretungsrecht und die Erweiterung des Geltungsbereiches des BetrVG auf alle Be-
reiche, in denen kirchliche Einrichtungen als freie Träger Aufgaben der staatlichen Daseinsvorsorge
übernehmen und dabei großteils aus öffentlichen Mitteln finanziert werden.
Alle freien Träger werden nur dann dauerhaft staatlich finanziert, wenn sie Tarifverträgen unterliegen
oder diese zumindest anwenden.

Von Arbeit muss man leben können

Wir widersetzen uns allen politischen Bestrebungen, weitere Niedrig- und Niedrigstlohnsektoren oder
Kombilohnmodelle einzuführen. Reguläre Arbeitsplätze müssen eine existenzsichernde Entlohnung
garantieren. Dies bestreitet nicht die Möglichkeit, sich im Rahmen eines Nebenverdienstes etwas hin-
zu zu verdienen. Viele Branchen brauchen Beschäftigungsverhältnisse in Teilzeit oder mit zeitlicher
Befristung, um am Markt bestehen zu können. Doch dürfen diese verkürzten Arbeitsverhältnisse nicht
zum Instrument der aktiven Arbeitsmarktpolitik gemacht und steuerlich gefördert werden. Dies führt
unweigerlich zum weiteren Abbau von sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen mit
regulärem Einkommen. Den gleichen Effekt haben Kombilohnmodelle, denn steuerliche Lohnsubven-
tionen für Arbeitgeber fördern betriebliche Rationalisierung auf Kosten regulärer Arbeitsverhältnisse.
Wir fordern die Sozialversicherungspflicht für jede geleistete Arbeitsstunde und die Einführung eines
gesetzlichen Mindestlohnes, um Lohndumping und Arbeitsplatzsplitting zu verhindern.
Die negativen Erfahrungen mit Hartz, Mainzer Modell und Job-Aktiv haben gezeigt, dass an einer akti-
ven Arbeitsmarktpolitik kein Weg vorbei führt. Wir vertreten deshalb den Grundsatz, Arbeit statt Ar-
beitslosigkeit finanzieren und wollen konkrete Beschäftigungsmaßnahmen der Agentur für Arbeit
durchsetzen.
Dabei ist es eine politische Notwendigkeit, dass neue Arbeitsplätze existenzsichernd sind und einen
volkswirtschaftlichen Nutzen erbringen. Mini-Jobs oder Arbeitsgelegenheiten nach SGB II hingegen
erbringen keine Wertschöpfung, keine Stärkung der Kaufkraft, keine Steuerrückflüsse und keine Ein-

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nahmen für die sozialen Sicherungssysteme. Sie sind volkswirtschaftlich nutzlos und erzeugen einen
finanziellen und bürokratischen Aufwand, der durch nichts zu rechtfertigen ist. Von Arbeit müssen so-
wohl die Beschäftigen menschwürdig leben können, als auch die Allgemeinheit profitieren.
Leiharbeit lehnen wir entschieden ab. Mit Leiharbeitnehmern darf nicht länger eine Konkurrenz zu den
Stammbelegschaften aufgebaut werden, die diese unter Druck setzt bzw. deren Abbau vorantreibt.
Der Einsatz von Leiharbeitnehmern muss zwingend in Betriebsvereinbarungen über eine Quotierung
gemessen an der Stammbelegschaft geregelt werden. Auch mit dem Ziel, Leiharbeitnehmer in ein fes-
tes Arbeitsverhältnis im Entleiherbetrieb zu übernehmen. Die unbegrenzte Überlassungsdauer ist zu-
rückzunehmen. Leiharbeit muss in einem ersten Schritt und schließlich ganz von arbeits- und sozial-
rechtlich geschützten Verhältnissen der Erwerbsarbeit abgelöst werden.

Wachstum durch öffentlich geförderte Beschäftigung

Der öffentlich geförderte Beschäftigungssektor (ÖBS) ist ein neues Segment zwischen Staat und
Markt, das durch öffentliche Nachfrage und private Initiative geschaffen wird. Der öffentlich geförderte
Beschäftigungssektor ist kein zweiter oder dritter Arbeitsmarkt, denn im Gegensatz zu deren instabi-
lem, befristetem und diskriminierendem Charakter sollen dort Beschäftigungsverhältnisse entstehen,
die auf Dauer angelegt sind und nach Tarif bezahlt werden. Mit dem ÖBS wird ein neuer ziviler Sektor
zwischen Produktion und Dienstleistung installiert, der sich an gemeinwirtschaftlichen Zielen und am
Gemeinwohl der Menschen orientiert. Er soll sich vor allem der Arbeit annehmen, die ungetan bleibt,
weil sie keine betriebliche Wertschöpfung abwirft und die zum so genannten ”Non-Profit-Sektor” ge-
hört. Unzählige Aufgaben im sozialen Bereich, in der Kinder- und Jugendarbeit, im Kultur- und Frei-
zeitbereich, sowie bei der ökologischen Sanierung können so erledigt werden, womit der ÖBS das
Spektrum der öffentlichen Dienstleistungen erweitern und damit der Verschlechterung des ökologi-
schen, sozialen und kulturellen Standards der Gesellschaft entgegenwirken kann. Die öffentliche Inf-
rastruktur ist ebenso erneuerungsbedürftig wie das Netz der sozialen und kulturellen Dienstleistungen.
Träger des ÖBS können alle gemeinnützigen Körperschaften und nichtstaatlichen Einrichtungen ohne
Erwerbscharakter sein, sofern sie tarifvertraglich abgesicherte und in den Geltungsbereich des Be-
triebsverfassungsgesetzes fallende Arbeitsplätze anbieten. Ziel des ÖBS ist die Wahrnehmung von
Aufgaben im sozialen, kulturellen und ökologischen Bereich, die weder marktgängig sind, noch zu den
originären Pflichten von Bund, Ländern und Gemeinden gehören.
Im Rahmen des ÖBS können auch neue Produktionen entstehen, denen es nach einer Zeit öffentli-
cher Förderung gelingt, sich auf dem Markt zu behaupten. Die Möglichkeit, dass sich gemeinnützige
Projekte in erwerbsfähige Unternehmen verwandeln, ist zuzulassen, wenn gewährleistet ist, dass das
bis dahin geschaffene Betriebsvermögen im Unternehmen verbleibt und für weitere Investitionen in
neue Arbeitsplätze eingesetzt wird.
Wir fordern ein Modellprojekt ”Öffentlich geförderter Beschäftigungssektor in Rheinland-Pfalz” nach
dem Beispiel der bereits existierenden Modellprojekte in Berlin, Mecklenburg-Vorpommern und Sach-
sen-Anhalt.
Das Projekt soll sozialversicherungspflichtige und tariflich bezahlte Arbeitsplätze im Non-Profit-Bereich
einrichten und bietet soziale, ökologische und kulturelle Dienstleistungen an. Mit der Ausarbeitung des
Projektes unter Beteiligung der Gewerkschaften und Arbeitsloseninitiativen wird das Landesministeri-
um für Arbeit und Soziales beauftragt.
Dazu werden bisherige Arbeitsgelegenheiten nach SGB II in strukturschwachen Gebieten in das Mo-
dell ÖBS-Rheinland-Pfalz integriert und in entsprechende Arbeitsverhältnisse umgewandelt. Die Um-
setzung des Modellprojekts erfolgt in enger Zusammenarbeit mit den zuständigen Kommunen und
den örtlichen Trägern.
Zur Finanzierung des Modellprojektes ÖBS-Rheinland-Pfalz wird ein Landesfonds für soziale, ökologi-
sche und kulturelle Gemeinschaftsaufgaben eingerichtet. In den Landesfonds fließen die bisherigen
Aufwendungen nach SGB II des Bundes und des Landes Rheinland-Pfalz und werden in Arbeitsent-
gelte innerhalb regulärer Arbeitsverträge umgewandelt. Weitere Finanzierungsmöglichkeiten ergeben
sich aus dem europäischen Sozialfonds (ESF).
Führt das Projekt zum Erfolg bei der dauerhaften Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und sind die Krite-
rien der Wirtschaftlichkeit und des Konkurrenzausschlusses zur privaten Wirtschaft erfüllt, ist das Mo-
dell in ein reguläres Instrument der aktiven Arbeitsmarktpolitik des Landes Rheinland-Pfalz zu über-
führen.

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Kommunale Investitionen fördern und Arbeitsplätze schaffen

Viele bestehende Arbeitsplätze und Investitionen in neue Arbeitsplätze im Handwerk, bei Dienstleis-
tungen und Gewerbe hängen von der Investitionskraft der Kommunen ab, die in diesen Bereichen
oftmals die größten oder gar einzigen Auftraggeber für kleine und mittlere Unternehmen sind. Leider
haben die Investitionen der Kommunen einen historischen Tiefststand erreicht und tendieren gegen
Null.
Deshalb fordern wir eine kommunale Investitionspauschale des Bundes und geeignete Förderpro-
gramme auf Landesebene. Dabei sollen Fördermittel nicht mit der Gießkanne verteilt, sondern an den
Erhalt und die Entstehung von Arbeitsplätzen gekoppelt werden. Bei der Vergabe öffentlicher Aufträge
müssen künftig die tarifliche Entlohnung und die Förderung von Frauen und jungen Menschen in exis-
tenzsichernder Beschäftigung als Kriterien berücksichtigt werden.
Wir sind deshalb für ein rheinland-pfälzisches Vergabe-, sowie für ein Gleichstellungsgesetz, das auch
für die Privatwirtschaft gilt. Dabei ist zu sichern, dass die Auftragspolitik die Entstehung von regionalen
Wirtschaftskreisläufen fördert. Wir treten für eine Infrastrukturoffensive ein, die den Bestand ansässi-
ger Unternehmen sichert, sowie Unternehmenserweiterungen und -neugründungen ermöglicht. Infra-
struktur umfasst dabei einerseits die Verbesserung der Verkehrs -und Entsorgungsbedingungen sowie
die Flächenvorhaltungen für Neuansiedlungen. Andererseits geht es um den Erhalt und Ausbau der
Bildungs- und Wissenschaftseinrichtungen, sowie um die soziokulturellen Standortfaktoren wie Thea-
ter, Museen und andere Kultureinrichtungen und die bedarfsgerechte Bereitstellung von Kindertages-
stätten und Gesundheitseinrichtungen. Stadtumbau und Wohnumfeldgestaltung sind Schwerpunkte
bei der Entwicklung der Infrastruktur. Die Grundzüge und Verfahren hierfür sind im Landesentwick-
lungsplan festzuschreiben.
Unabhängig von unserer Forderung nach Abschaffung der Ein-Euro-Jobs, fordern wir deutlich schär-
fere Kontrollen beim aktuellen Einsatz von so genannten Ein-Euro-Jobbern im kommunalen Bereich
durch unabhängige Kommissionen. Viele Kommunen und Arbeitsgemeinschaften begreifen Arbeitsge-
legenheiten nach dem SGB II als Billiglohnvariante zur Erledigung von Pflichtaufgaben und niederen
Behördendiensten. Dies führt neben der Ausbeutung der betroffenen Menschen zur Verdrängung von
regulären Beschäftigungsverhältnissen im öffentlichen Dienst und vernichtet Arbeitsplätze bei ortsan-
sässigen Handwerkern und Betrieben. Sollten einzelne bekannt gewordene Beispiele Schule machen,
führt dies langfristig zu einer weiteren Insolvenzwelle bei kleinen und mittleren Unternehmen.
Wir fordern deshalb ein rheinland-pfälzisches Gesetz zur Kontrolle von Arbeitsgelegenheiten nach
SGB II zum Schutz von kleinen und mittleren Unternehmen vor unerlaubter Konkurrenz durch Arbeits-
gemeinschaften und kommunale Arbeitsvermittlung.
Wir setzten uns für den Aufbau einer Arbeitnehmerkammer in Rheinland-Pfalz nach dem Vorbild von
Bremen und des Saarlandes ein. Diese hat die Aufgabe, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu be-
raten und zu qualifizieren und ihre Interessen gegenüber der Politik und den Betrieben zu vertreten.
Darüber hinaus ist es Aufgabe der Arbeitnehmerkammer, arbeitnehmernahe Forschung und Wissen-
schaft zu fördern.

Bildungspolitische Offensive in Rheinland-Pfalz

Nicht zuletzt der PISA-Schock hat offenbart: Auch in Rheinland-Pfalz herrscht ein bildungspolitischer
Notstand und die Möglichkeiten für ein erfülltes Berufsleben für alle Menschen werden schon bei Bil-
dung und Ausbildung beschnitten. Wollen wir junge Menschen für die Anforderungen der modernen
Informationsgesellschaft qualifizieren und berufliche Einstiegsmöglichkeiten eröffnen, brauchen wir ei-
ne umfassende Reform des Schulsystems, des Fach- und Hochschulbereiches und der betrieblichen
und überbetrieblichen Ausbildungsangebote.
Alle Bildungseinrichtungen müssen Chancengleichheit bieten

Es ist ein politischer Skandal, dass immer weniger junge Menschen aus sozial schwachen Familien
zur allgemeinen Hochschulreife gelangen und danach ein Studium beginnen können. Stattdessen fin-
den sich Kinder von Eltern mit schmalem Geldbeutel überdurchschnittlich oft in Hauptschulen wieder,
die somit den Charakter eines sozialen Gettos annehmen und dieser Lage selbst oft hilflos gegenü-
berstehen. Dies schmälert in nicht hinzunehmender Weise die Bildungschancen der betroffenen Ju-
gendlichen und ihre Startchancen für Ausbildung und Beruf.
Wir fordern deshalb, alle mitnehmen und keinen zurücklassen: Durch individuelle Förderung, statt
frühzeitiger Auslese. Wir wollen das dreigliedrige Schulsystem abschaffen und dafür längeres ge-

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meinsames Lernen in einer Schule für alle garantieren. Dazu sollen in Rheinland-Pfalz integrative
Gemeinschaftsschulen von Klasse 1 bis Klasse 10 eingerichtet und ein ausgewogenes Netz von
Ganztagsangeboten und Ganztagsschulen gefördert werden. Die Schule muss zu einem Ort des Ler-
nens und Lebens von Kindern und Jugendlichen werden. Dies sieht u.a. vor, dass Schülerinnen und
Schüler aus Familien mit geringem Einkommen kostenfreie Verpflegungsmöglichkeiten bekommen.
Dies bedeutet aber ebenfalls , dass außergewöhnlich begabte Schülerinnen und Schüler entspre-
chend ihrer Begabung gefördert werden.
Für uns ist es eine Selbstverständlichkeit, dass behinderte Schülerinnen und Schüler in dieses Schul-
system integriert werden.
Nach der 10. Klasse sollen sich die Schülerinnen und Schüler frei und ohne Rücksicht auf ihre finan-
ziellen Verhältnisse für eine gymnasiale Oberstufe, eine Berufsausbildung oder in andere Ausbil-
dungszweige entscheiden können.
Wir wollen die bedarfsgerechte Versorgung aller Schülerinnen und Schüler mit Lernmitteln. Deshalb
fordern wir die uneingeschränkte Lernmittelfreiheit in Rheinland-Pfalz.
Wir erteilen allen Bestrebungen, die allgemeine Versorgung mit Bildungseinrichtungen und –
angeboten in privatwirtschaftliche Verantwortung zu übergeben, eine klare politische Absage. Wir wol-
len den sozial gleichen Zugang zu allen Bildungseinrichtungen gewährleisten und sichern. Dies
schließt allgemeine Studiengebühren und ähnliche Formen der Eigenfinanzierung kategorisch aus.
Beginn der Bildung

Schon in der Frühphase der Entwicklung von Kindern muss die Grundlage für ein lebensbegleitendes
Lernen gelegt werden. Eine ganzheitliche Frühförderung beginnt bei der Unterstützung der Familien
und wird in den Tagesstätten altersgerecht ergänzt. Dort sollten auch schon die individuellen Bega-
bungen z.B. musische, künstlerische, sportliche und andere besondere Eigenschaften erkannt und ge-
fördert werden.
Wie setzen uns dafür ein, dass jedes Kind einen Rechtsanspruch auf einen beitragsfreien Kindergar-
tenplatz hat, um eine tatsächliche Chancengleichheit zu gewährleisten.
Kleinere Gruppen und mehr Erzieherinnen und Erzieher sind unerlässlich, damit jedes Kind die indivi-
duelle Förderung bekommt, die es für seine Entwicklung braucht. Verbindliche Regelungen zur früh-
kindlichen Bildung erleichtern den Übergang vom Kindergarten in die Schule.
Lebensbegleitendes Lernen

Grundsätzlich muss sich bei der Gestaltung von Unterrichtsinhalten ein Wandel vollziehen in Richtung
einer Stärkung der Alltagskompetenzen. Dafür sollen Bereiche wie Recht, Ökologie, Ökonomie, Tech-
nologie, Gesundheit, Medien und politische Bildung fächerübergreifend als Lernfelder in den Unter-
richt Einzug halten.
Hohe Priorität setzen wir auch im Bereich der Berufsorientierung und –beratung durch die Zusam-
menarbeit von Schulen, Arbeitsagenturen und Kammern. Hier ist ein Augenmerk auf die
Zukunftsberufe, im Besonderen für Mädchen, zu legen.
Es müssen genügend Angebote bereitgestellt werden, damit jeder Heranwachsende sein Recht auf
freie Berufswahl auch verwirklichen kann. Eine kostenlose berufliche Erstausbildung und gleichzeitig
eine tariflich gezahlte Ausbildungsvergütung ist zu garantieren.
Qualität und Quantität sichern

Zu den dringendsten Problemen der rheinland-pfälzischen Schulen gehören Unterrichtsausfall, zu we-
nige und zudem schlecht qualifizierte Pädagogen und Lehrkräfte, eine mangelhafte Ausstattung der
Schulen mit modernen Lernmitteln, sowie eine veraltete und renovierungsbedürftige schulische Infra-
struktur. Jahrelang wurden die Hausaufgaben im zuständigen Landesministerium vernachlässigt und
die Kommunen in ihren Bemühungen, eine brauchbare schulische Infrastruktur anzubieten, knapp
gehalten.
Wir fordern deshalb eine Unterrichtsgarantie des Ministeriums für Bildung, Frauen und Jugend für alle
rheinland-pfälzischen Schulen und die Durchführung der entsprechenden Maßnahmen mit den dafür
erforderlichen finanziellen Mitteln.
Wir wollen eine Bundesratsinitiative des Landes für die Erarbeitung bundesweit gültiger Qualitätsstan-
dards, die den Ansprüchen der OECD genügen und sich an den besten Ergebnissen der PISA-Studie

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und nicht an deutscher Mittelmäßigkeit orientieren. Diese Qualitätsstandards sollen in Rheinland-Pfalz
mit Verfassungsrang gesetzlich verankert und schnellstmöglich umgesetzt werden.
Es gibt keinen zwingenden Grund, warum Lehrer beamtet sein müssen. Allerdings darf die Auflösung
des Beamtenstatus von Lehrern nicht dazu führen, dass in der Schule prekäre und ungeschützte Ar-
beitsverhältnisse Einzug halten. Wir fordern deshalb tariflich geregelte Angestelltenverhältnisse für
Lehrerinnen und Lehrer als Ersatz für den Beamtenstatus.
Die Kommunen müssen finanziell und personell in die Lage versetzt werden, ihren Pflichtaufgaben im
Bereich Schule gerecht werden zu können. Dabei ist auf eine strikte Einhaltung des Konnexitätsprin-
zips (wer bestellt, bezahlt) zu achten, damit die kommunalen Haushalte nicht weiter belastet werden.
Das Schulnetz darf nicht ausgedünnt, sondern muss bedarfsorientiert erweitert und ausgebaut wer-
den. Schulgebäude und Lernmittel müssen modernsten baulichen und pädagogischen Maßstäben
genügen und Schule zu einem Ort machen, den Kinder und Jugendliche gerne besuchen.
Jeder Euro für Schule und Ausbildung ist eine Investition in die Zukunft unseres Landes und Finanzie-
rungsvorbehalte sind eine Frage von politischen Prioritäten. Deshalb fordern wir die Landesregierung
auf, den Haushaltsentscheidungen für Bildung, Forschung und Wissenschaft einen absoluten Vorrang
gegenüber anderen Haushalten einzuräumen.
Betreuungsangebote sind Grundlage für positives Lernen

Bildung und Ausbildung sind nicht nur eine Frage von Unterricht und schulischen Voraussetzungen,
sondern insbesondere auch eine Herausforderung für das persönliche Umfeld der Schülerinnen und
Schüler. Nicht selten versagen junge Menschen, weil ihnen die notwendige Betreuung und Fürsorge
versagt bleiben. Familienbindungen geraten zunehmend in den Hintergrund, weil beide Elternteile be-
rufstätig sind und die Hektik des modernen Alltages keine Zeit für Gemeinsamkeit übrig lässt. Neben
vielen weiteren sozialen Aspekten ist dies ein Grund dafür, warum schulische Leistungen nachlassen
und junge Menschen in Identitätskrisen oder Schlimmeres geraten.
Wir fordern das Recht auf ein ganzheitliches und institutionalisiertes Betreuungsangebot für alle Kin-
der von 0 bis 14 Jahren. Dazu gehören sozialpädagogische Einrichtungen in kommunaler Träger-
schaft mit einem fein abgestimmten Ganztagsangebot an Bildung, Freizeit und präventiver Lebensbe-
ratung sowie ein Netzwerk von sozialpsychologischen Beratungsstellen für Eltern und Kinder, die Hilfe
zur Selbsthilfe in allen Lebensbereichen anbieten und Problemfälle an geeignete Ansprechpartner
weiter vermitteln. Die Kommunen müssen in die Lage versetzt werden, deutlich mehr Sozialarbeiter
und Streetworker in sozialen Brennpunkten einsetzen zu können, z.B. im Rahmen der Gewalt- und
Suchtprävention an Schulen.
Zukunftsfähige Ausbildungsplätze entwickeln

Die Situation auf dem rheinland-pfälzischen Ausbildungsmarkt hat sich trotz anders lautender Ver-
sprechungen und Ankündigungen nicht wesentlich verbessert. Nicht nur die herrschende Politik, son-
dern insbesondere auch Unternehmen und Wirtschaftsverbände in Rheinland-Pfalz und die öffentliche
Arbeitsvermittlung stehen nun in der Pflicht. Sie haben bisher nur freiwillige Selbstverpflichtungen,
großmundig angekündigte Ausbildungspakte und Bündnisse für Arbeit und Ausbildung geschaffen,
aber nichts Konkretes. Im Interesse der Betroffenen werden wir uns politisch dafür einsetzen, dass
aus Absichtserklärungen Realität wird.
Wir orientieren uns auf die Schaffung von betrieblichen Ausbildungsplätzen, vorrangig in zukunfts-
trächtigen Bereichen zur Erhöhung der Chance, nach Ausbildungsabschluss eine Beschäftigung zu
erhalten. Dabei sind junge Frauen besonders zu berücksichtigen. Eine direkt an die Ausbildung ange-
schlossene Weiterbeschäftigung würde es den jungen Menschen ermöglichen, weitere Fähigkeiten
und Fertigkeiten zu sammeln. Gleichzeitig gilt es, die Zahl der Betriebe mit Ausbildungsberechtigung
zu erhöhen, ohne die Qualitätsstandards der Ausbildung zu senken.
Zur Finanzierung der betrieblichen Berufsausbildung fordern wir das Modell einer Umlagefinanzierung,
für die es in einzelnen Branchen bereits Vorbilder gibt. Betriebe, die auf Grund ihrer wirtschaftlichen
Lage ausbilden könnten, aber es nicht tun, sollen auf diese Weise wenigstens finanziell dazu beitra-
gen, dass die Ausbildungsmisere in Rheinland-Pfalz beendet werden kann.
Darüber hinaus sind die Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Abstimmung zwischen den Ar-
beitsverwaltungen und Wirtschaft so zu fördern, dass sie den Ansprüchen der Arbeitsinhalte und -
anforderungen gewachsen sind.

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Durch abgestimmte Maßnahmen zwischen Schulen und Unternehmen, wie Betriebspraktika, ist der
wissenschaftlich-technische Nachwuchs für betriebliche Aufgaben zu interessieren und in der weiteren
Ausbildung, insbesondere über die Berufsakademien, an die Unternehmen zu binden. Betriebe sollen
verstärkt für Frauenförderung sensibilisiert werden. Für die Durchführung von Praktika von Studieren-
den in Unternehmen sehen wir dringenden Handlungsbedarf bei der Arbeitsplatzausstattung und der
Gewährleistung des Betreuungsaufwandes.
Forschung und Wissenschaft garantieren Innovation

Unbestritten hängt die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen davon ab, inwieweit es uns gelingt, die
Lücken bei der Entwicklung innovativer Produkte und Dienstleistungen, neuen Vertriebs- und Absatz-
formen und neuer Technologien und deren Anwendungsbreichen zu schließen. In der Informationsge-
sellschaft ist es unabdingbar, auf dem neusten Stand von Wissenschaft und Forschung zu sein.
Rheinland-Pfalz ist mit seinen Chemie und Automobilstandorten, im Maschinen- und Anlagenbau, a-
ber auch im Energiebereich oder der Landwirtschaft auf Innovation und Fortschritt angewiesen.
Wir wollen die Freiheit der Wissenschaft und Forschung in den Grenzen ethisch-moralischer Vertret-
barkeit ebenso wie die angemessene personelle, finanzielle und materielle Ausstattung der Hochschu-
len. Deshalb treten wir für die Stärkung der Autonomie der Hochschulen und den Abbau der bürokrati-
schen Steuerung durch das zuständige Ministerium ein. Die innere Demokratie der Hochschulen ist
als unverzichtbare Voraussetzung für die Entwicklung ihrer Leistungsfähigkeit zu stärken.
Die Forschungsgegenstände sollen auf nachhaltige Zukunftssicherung gerichtet sein. Forschung stößt
in Neuland vor und hat daher zwangsläufig mit Chancen und Risiken umzugehen. Dazu bedarf es der
öffentlichen Diskussion und Vermittlung, um Verletzungen der Würde des Menschen auszuschließen.
In Deutschland ist eine Liberalisierung der ausländerrechtlichen Rahmenbedingungen für einen Auf-
enthalt ausländischer Studierender erforderlich. Bachelor-Absolventen sollten einen grundsätzlichen
Anspruch auf direkten Zugang zu einem Master-Studium haben.
Den Hochschulen als Ausbildungsstätten künftiger hoch qualifizierter Fachkräfte und eines qualifizier-
ten wissenschaftlichen Nachwuchses kommt eine individuell und gesellschaftlich zukunftssichernde
Funktion zu.
Wir wollen keine finanziellen Zugangsbegrenzungen über Studiengebühren zum Hochschulstudium.
Wir lehnen Studiengebühren ab. Wir setzen uns dafür ein, dass Bedingungen geschaffen werden, die
es Studierenden ermöglicht, ihr Studium in der Regelstudienzeit abzuschließen. Länder, die bereits
Studiengebühren eingeführt haben, sollen in einem Länderfinanzausgleich dafür Sorge tragen, dass
Ländern ohne Studiengebühren durch den zu erwartenden Andrang in kostenfreie Studiengänge kei-
ne finanziellen Nachteile entstehen. Hochschulreife soll auch künftig vorrangig durch das Abitur nach-
gewiesen werden. Da Abiturnoten gewichtige Berechtigungsnachweise beim Zugang zu Hochschulen
und anderen Ausbildungsgängen sind, werden zentrale Abschlussprüfungen propagiert, ohne dass
erwiesen ist, ob sie tatsächlich mehr Vergleichbarkeit und Einhaltung von Standards bewirken. Der
statische Begabungsbegriff samt Forderungen nach verstärkter Selektion werden wieder salonfähig.
Unversehens wird Bildung aber auch immer mehr auf den leicht messbaren Output aus einer angeb-
lich nach betriebswirtschaftlichen Prinzipien organisierten Wissensfabrik reduziert. Wir lehnen die Ein-
führung eines Zentralabiturs ohne exakte Datenerhebung über die zu erwartenden Konsequenzen da-
her ab. Hinter aller Rhetorik um Qualitätssteigerung steht Bildungsabbau im Rahmen der Sparpolitik.
Eignungsfeststellungsverfahren und Aufnahmeprüfungen sollen nur in begründeten Fällen erfolgen.
Studentinnen und Studenten haben das Recht, sich ihre Hochschule und den Studiengang selbst
auszuwählen und nicht umgekehrt.
 Wir fordern die verbindliche Realisierung der im Landeshochschulplan vorgesehenen Projekte im
Hochschulbau. Rheinland-Pfalz braucht eine Personalausstattung, vor allem im Mittelbau, die den
gewachsenen Studierendenzahlen entspricht. Wir wollen mehr attraktive Stellen für Wissenschaftle-
rinnen und Wissenschaftler einrichten und damit einen Beitrag leisten, um Rückstände aufzuholen und
die bestehenden Unzulänglichkeiten des Forschungsbetriebes zu beenden.
Menschenwürde ist die Klammer unserer Arbeitsmarkt- und Bildungspolitik. Gelingt es uns, Massen-
arbeitslosigkeit zu bekämpfen und dafür die notwendigen bildungspolitischen Voraussetzungen zu
schaffen, haben wir vielen Menschen damit ein Stück ihrer menschlichen Existenz und Identität zu-
rückgegeben.
Der Menschenwürde wurden durch Hartz IV, die leichtfertig herbeigeführten Aufgabe des renommier-
ten Bildungsstandortes Deutschland und viele andere politische Katastrophen tiefe Wunden geschla-
gen. Wir treten dafür an, diese Ungerechtigkeiten auszugleichen.

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2. Soziales Wirtschaften im Dienst der Menschen
Unser Grundsatz lautet, die Wirtschaft hat für die Menschen da zu sein und nicht umgekehrt. Die Fle-
xibilisierung und Deregulierung des Sozialstaates und der Abbau der Arbeitnehmerrechte seit über 20
Jahren führten zu Massenarbeitslosigkeit und Staatsverschuldung.
Die Ideologie des Neoliberalismus ist nicht nur in ihrem Kernbereich Wirtschaft gescheitert, sondern
sie hat den allgemeinen politischen Konsens der sozialen Marktwirtschaft außer Kraft gesetzt.
Die Würde des Menschen gilt plötzlich nicht mehr als Wert an sich, sondern Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer werden zu austauschbaren betriebswirtschaftlichen Faktoren erklärt.
Alternativen und Konzepte sehen wir in der Entwicklung einer menschengerechten und menschen-
würdigen sozialen Marktwirtschaft.
Dabei dürfen Bereiche der öffentlichen Daseinsfürsorge, wie der Zugang zu sauberem Wasser und
Energieversorgung nicht dem Gesetz der Gewinnmaximierung unterworfen werden. Wasserver- und -
entsorgung, umweltverträgliche Müllentsorgung, Versorgung mit Heizenergie und Gesundheitsver-
sorgung sind originäre Aufgaben des Staates. Einen Zugang zu den lebensnotwendigen Ressourcen
zu gewährleisten, ist eine notwendige Voraussetzung für den sozialen Frieden im Land.

Regionale Wirtschaftskreisläufe sind der Schlüssel zum Erfolg

Rheinland-Pfalz ist in besonderem Maße von einer mittelständischen Wirtschaft geprägt. Wenigen
Großkonzernen steht eine Vielzahl kleiner und mittlerer Unternehmen gegenüber. Wir wollen die Situ-
ation dieser Unternehmen stärken, ohne die Konzerne zu schwächen. Der Mittelstand ist das Rück-
grat der rheinland-pfälzischen Wirtschaft, sie stellen die meisten Arbeitsplätze zur Verfügung und er-
wirtschaften den größten Teil der betrieblichen Wertschöpfung. Kleine und mittlere Unternehmen
nehmen nur bedingt am internationalen Wettbewerb teil und ihre wirtschaftliche Existenz hängt ent-
scheidend von der Kaufkraft ihrer Kunden vor Ort ab.
Regionale Wirtschaftskreisläufe sind die Voraussetzung für eine passgenaue regionale Wirtschafts-
förderung des Landes. Um Synergieeffekte nutzen zu können, Logistik- und Produktionskosten zu
senken und neue Absatzwege und Kooperationsformen zu erschließen, müssen kleine und mittlere
Betriebe sich an regionalen Netzwerken für innovative Wirtschaftsentwicklung beteiligen können. Wir
wollen den Aufbau von Wirtschafts- und technologischen Kompetenzzentren unterstützen. Dazu kön-
nen lokale Bündnisse beitragen, die der Vernetzung von regionalen Wirtschaftsbeziehungen, der Un-
terstützung von Unternehmensgründungen, dem Technologietransfer und der kooperativen Ausbil-
dungs- oder Absatzförderung dienen. Als Träger und Akteure solcher Bündnisse sollten die Industrie-
und Handelskammern, die Handwerkskammern, Gewerkschaften, sowie Wirtschafts- und Technolo-
gieunternehmen gewonnen werden.
Es kommt darauf an, die regionale Wirtschaft und ihre Verflechtung zu fördern und zu stabilisieren.
Für die regionale Wirtschaftsförderung heißt das, Mittel zu bündeln und dort einzusetzen, wo die
höchsten Effekte zur Schaffung und zum Erhalt von Arbeitsplätzen erzielt werden können. Wirtschafts-
und Arbeitsmarktpolitik, Sozial- und Regionalpolitik sind eng miteinander zu verzahnen, um vorhande-
ne Potenziale besser zu nutzen.
Wir fordern ein Landesvergabegesetz, in dem geregelt wird, dass bei der Vergabe von Aufträgen des
Landes und der Kommunen nur Unternehmen berücksichtigt werden, die relevante geltende Gesetze
und Regelungen, insbesondere des Arbeitsschutzes, der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung
und der Tarifverträge, einhalten.

Finanzielle Infrastruktur verbessern: Eigenkapital stärken und Genossenschaften fördern

Ein immer größer werdendes Problem stellen die Eigenkapitaldecke kleiner und mittlerer Unterneh-
men und die Verfügbarkeit zinsgünstiger Kredite dar. Die Großbanken ziehen sich nach Basel II noch
stärker aus der Finanzierung kleiner und mittlerer Betriebe zurück. Dabei bleiben innovative Ge-
schäftsideen und Arbeitsplätze auf der Strecke.
Das Netz der Sparkassen muss unter öffentlich-rechtlicher Aufsicht erhalten und ausgebaut werden.
Wir wollen die Bildung von Genossenschaften, insbesondere zur Arbeitsbeschaffung, fördern und da-
zu verbesserte Rahmenbedingungen schaffen. Sie sind ein effektives Instrument, um ein demokrati-

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sches und partizipatives Unternehmertum zu unterstützen und Beschäftigung und lokale wirtschaftli-
che Entwicklung voranzutreiben.

Neue Investitions- und Beteiligungsformen organisieren

Neue Formen des partnerschaftlichen Zusammenwirkens von öffentlicher Hand und Privatwirtschaft
sollen bei der Förderpolitik des Landes stärker als bisher berücksichtigt werden. Stets ist die öffentli-
che Kontrolle und Steuerung der Mittelvergabe, die Schaffung und Erhaltung von Arbeitsplätzen sowie
die tarifliche und arbeitsrechtliche Absicherung der Beschäftigten zu garantieren. Förderleistungen
sollen zusätzlich durch die Gewährung zinsloser Darlehen unterstützt und die Möglichkeit eingeräumt
werden, Darlehen bei Bedarf in Zuschüsse umzuwandeln. Daneben sollen steuerliche Nachlässe bzw.
Freistellungen in Abhängigkeit von der Eigenkapitalausstattung dazu führen, dass insbesondere Exis-
tenzgründerinnen und Existenzgründer eine echte Chance am Markt erhalten. Fördermittel sollen über
eine Zeit von 10 Jahren an eine Arbeitsplatzsicherung- und Schaffung gebunden sein. Sollten diese
Firmen in Billiglohnländer abwandern, sind diese Gelder nebst Zinsen i.H. von 2% über dem jeweils
gültigen Diskontsatz zurückzuzahlen.
Die steigende Anzahl von Insolvenzen verursacht nicht nur wirtschaftlichen Schaden, sondern ist eine
Existenzbedrohung für die betroffenen Unternehmerinnen und Unternehmer und ihre Beschäftigten.
Jede Unternehmung soll sich gegen Insolvenz versichern und hierfür einen entsprechenden Betrag in
eine gemeinsame Kasse einzahlen. Dazu schlagen wir die Einführung eines Insolvenzfonds als ein
Modellprojekt in Rheinland-Pfalz vor.
Die einzuzahlenden Beträge müssen den jährlich entstehenden Schaden decken, zumindest aber die
Beträge, die den Arbeitnehmern und den Sozialversicherungen geschuldet werden. Auch eine ent-
sprechende Absicherung des Unternehmers selbst, zumindest was die Grundsicherung angeht, sollte
unpfändbar und unkündbar vorgesehen werden. Hinzu kommt der durch Steuerausfall entstehende
Schaden, der letztlich die Allgemeinheit, und damit uns alle, trifft. Darüber hinaus soll eine Gesetzge-
bungsinitiative auf Bundesebene gestartet werden, um einen derartigen Fond bundesweit zu etablie-
ren.

Rheinland-Pfalz aus der Schuldenfalle führen

Während die heute regierenden Koalitionäre bei den Landtagswahlen 2001 den Wählerinnen und
Wählern ein schuldenfreies Land bis 2006 versprachen, steht Rheinland-Pfalz heute vor dem höchs-
ten Schuldenberg seiner Geschichte. Die Finanznot des Landes schlägt sich seit Jahren in der rigoro-
sen Kürzung von sozialen Leistungen, in der Streichung von kulturellen und infrastrukturellen Maß-
nahmen, sowie bei Kürzungen im Forschungshaushalt nieder. Hauptgrund für die Finanzmisere sind
die beständigen Steuersenkungen auf Bundesebene. Die Landesregierung hat die entsprechenden
Gesetze im Bundesrat alle bejaht. Sie ist also mitverantwortlich!
Die Finanzmisere wurde in den letzten Jahren beständig als Vorwand genutzt, um Kürzungen, insbe-
sondere im sozialen Bereich, durchzusetzen. Damit wurde eine Politik gegen die Menschen in unse-
rem Land betrieben. Wer kennt das nicht: Ministerpräsident Beck gibt weitere Einschnitte bekannt. Mit
der Attitüde des Bedauerns. Mit der Attitüde, als wenn er das eigentliche Opfer sei. Er könne halt nicht
anders. Falsch! Die Landesregierung und ihr Spitzenmann Beck sind nicht Opfer, sondern Täter. Sie
hätten der Bundesregierung im Bundesrat in den Arm fallen müssen.
Ohne die Steuergeschenke von Rot-Grün vor allem an Reiche und Vermögende hätte der Staat heute
60 Milliarden Euro mehr Steuereinnahmen!
Im Herbst 2002 bemühte sich eine Reihe von SPD-Landesregierungen um die Wiedereinführung der
Vermögensteuer. Lobenswert! Ministerpräsident Beck war auch dabei. Kurz vor Weihnachten 2002
stoppte der damalige Kanzler Schröder das Projekt. Ohne jeglichen Widerstand ließen sich die Minis-
terpräsidenten zurückpfeifen. Vorneweg Beck. Im Fernsehen gab er zuerst ein Plädoyer für die Ver-
mögensteuer, 24 Stunden später wurde er zum Gegner seines eigenen Vorschlags.
Ausschlaggebend für eine Verbesserung unser aller Lebenssituation ist die Stärkung der öffentlichen
Finanzen. Wir brauchen wieder mehr Geld in der Staatskasse, die Einnahmesituation muss deutlich
verbessert werden. Dies hängt maßgeblich von der Bundespolitik ab.

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