Standpunkt - Das liebe Geld - Magazin zur Gesundheitspolitik von Helsana
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Inhalte Mit Zielvorgaben will der Bundesrat das Kostenwachstum in der Grundversicherung deckeln. Verkommen die Kostenziele nicht zu Editorial einer Alibiübung, wird ein fragwürdiger poli- tischer Bazar entstehen. Die Folge: Notwen- KURZ & KNAPP → Seite 10 dige Leistungen werden vorenthalten, da sie nicht mehr finanzierbar sind. → Seite 4 Die Kosten der Grundversicherung – ein Um das enorme Sparpotenzial bei den Medika- heisses Thema, das manches Gemüt erhitzt. mentenkosten zu nutzen, braucht es Reformen Wichtige Grossreformen wie die einheitliche wie die Einführung preisunabhängiger Margen Den Hebel bei den ambulanten Kosten der Finanzierung von ambulanten und stationären und die Gleichstellung der Biosimilars mit den Spitäler anzusetzen ist richtig, denn sie Leistungen (EFAS), der neue Arzttarif TARDOC Generika (Seite 12). haben sich seit 1998 fast verfünffacht. Die oder die Kostendämpfungspakete des Bundes sind am Laufen. Und weitere Massnahmen zur Bei älteren Patientinnen und Patienten mit Bagatellgebühr von 50 Franken für das Die konsequente Nutzung von Kostensenkung sind geplant – doch gehen sie höherer Krankheitslast und Betreuungsbedarf Aufsuchen einer Spitalnotfallpforte ist aber Generika und Biosimilars führt in die richtige Richtung? besteht eine stärkere Nachfrage nach häuslicher eine fragliche Massnahme. Sie setzt am fal- zu grossen Einsparungen – und wirkt medizinischer Versorgung. Da wir immer älter schen Ort an und erhöht die Bürokratie. Lieferengpässen entgegen. Denn Der Bundesrat möchte in der Grundversicherung werden, wird die Nachfrage weiter steigen. In Zielvorgaben für das Kostenwachstum einfüh- Anbetracht des rückläufigen Trends der Haus- → Seite 6 werden die erforderlichen Reformen ren. Dieser Plan ist brandgefährlich, denn die besuche scheint das Schweizer Gesundheits- umgesetzt, wird der Schweizer Markt Zielvorgabe ist unspezifisch und richtet sich system mit einer potenziellen Versorgungslücke für Hersteller entsprechender Medika- gegen alle medizinischen Leistungen – auch konfrontiert zu sein (Seite 14). mente attraktiver. → Seite 12 notwendige (Seite 4). Eins ist klar: Geld und Versorgung hängen zu- 50 Franken sollen fällig werden, wenn man sammen. Setzt man zu wenig Geld ein, leidet die Sandro Mannino die Notfallpforte eines Spitals aufsucht. Eine Versorgung, nimmt man zu viel Geld in die Hand, Mitglied der Geschäftsleitung, Eine potenzielle fragliche Massnahme mit viel Aufwand für verschwendet man es. Die Versorgung wird so Leiter Kunde & Markt Leistungserbringer. Denn das Hauptproblem nicht besser, zu viel Geld kann sogar schaden. Versorgungslücke liegt nicht bei den klassischen Notfallpforten Wo liegt nun aber das richtige Verhältnis von Ein Jahr Erfahrung mit der droht dem Schweizer Gesundheits- der Spitäler (Seite 6). beidem? Die Frage ist nicht leicht zu beantwor- Branchenvereinbarung Vermittler system: Wegen der demografischen ten, denn es ist immerzu eine Suche nach der zeigt: Es klappt mit der Selbstregulierung. Entwicklung wird die Nachfrage älterer Seit einem Jahr ist die Branchenvereinbarung richtigen Lösung für die Zukunft. Und die ist Regulierungen beim Gesetz zur Allgemein- Patientinnen und Patienten nach Haus- über die Qualität der Beratung und die Ent- bekanntlich unsicher. Was wir aber wissen: Die schädigung an externe Vermittler in Kraft. Diese Tarifpartner sind weit näher am Versorgungs- verbindlichkeitserklärung sind also nicht arztbesuchen zunehmen. Demgegen- Selbstregulierung funktioniert. Es besteht also geschehen dran als die Behörden. Also sind sie nur unnötig, sondern auch schädlich. über steht der Trend abnehmender kein Anlass, bei dem Gesetz zur Allgemeinver- am Zug. → Seite 8 Hausbesuche. → Seite 14 bindlichkeitserklärung unnötige, gar schädliche Regulierungen zu beschliessen (Seite 8). Ich wünsche eine anregende Lektüre. Hätte man zwischen 2015 und 2020 Biologika Wolfram Strüwe konsequent durch Biosimilars ersetzt, hätte Leiter Gesundheitspolitik & man rund 275 Millionen Franken eingespart. Unternehmenskommunikation Herausgeber Redaktion Can Arikan, Diana Knecht, Wolfram Strüwe Helsana-Gruppe, Gesundheitspolitik Gestaltung eigelb – Atelier für Gestaltung, Basel Postfach, 8081 Zürich Übersetzung Supertext AG Telefon +41 58 340 12 12 Bildnachweis Cover: photocase.de (Helior), public.relations@helsana.ch Seiten 2-4, 6, 8, 12, 14: Gian Marco Castelberg helsana.ch/standpunkt Redaktionsschluss Januar 2022
Zielvorgaben für das Kostenwachstum in der Grundversicherung Anteil von zweiten bildgebenden Verfahren innert Wochenfrist 9% 8% 7% Kostenziele sind weltfremd 6% 5% und schädlich 4% 3% 2% Kostenziele kommen einem politisch ausgehandelten 1% Budget gleich und sind in ihrer Höhe immer falsch, weil 0% sie auf Prognosen beruhen. Die geforderte Zielvorgabe 2012 2013 2014 2015 2016 2017 richtet sich potenziell gegen alle medizinischen Ultraschall Röntgen PET MRI CT Leistungen – auch notwendige. von Mathias Früh, Leiter Gesundheitspolitik & Public Affairs Quelle: Mengenreport Helsana (2019) Der 2017 veröffentlichte Expertenbericht Die medizinische Versorgung muss Verfahren innert Wochenfrist dargestellt. lichkeit» des Bundesgesetzes über die längerfristig einen Wert von 2,7 Prozent des Eidgenössischen Departement des unter Beachtung der WZW-Vorgaben Im Jahr 2017 wurden beispielsweise in Krankenversicherung (KVG) verabschie- für angemessen. Diese Expertise erstaunt, Inneren (EDI) sieht für die wichtigsten – Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und diesem Zeitraum bei gut 8 Prozent aller det. Seit der Teilrevision ist der Bundesrat haben die Nettoversicherungsleistungen Kostenblöcke der obligatorischen Kran- Wirtschaftlichkeit – ausschliesslich Ultraschalluntersuchungen zwei Ultra- verpflichtet, jeweils für vier Jahre Ziele der letzten Dekade pro Kopf und Jahr doch kenpflegeversicherung (OKP) Globalziel- medizinisch begründet bleiben und darf schalls beim gleichen Patienten durch- zur Sicherung und Förderung der Leis- durchschnittlich nur um 2,5 Prozent zu- vorgaben vor. Zudem hat «die Mitte» nicht durch politische Vorgaben über- geführt. Niemand wird leugnen können, tungsqualität festzulegen. Der Grund- genommen. Die Zukunft ist also längst die Kostenbremse-Initiative eingereicht. steuert werden. Bund und Kantone sollen dass in diesem Prozentsatz auch nicht satz, dass Leistungen in der notwendigen Realität, die Kostenziele sogar bereits Trotz heftiger Kritik hat der Bundesrat nun aber genau dies tun: das jährliche notwendige Zweitaufnahmen enthalten Qualität effizient und günstig erbracht übererfüllt. die Zielvorgabe als indirekten Gegen- Kostenwachstum in den einzelnen Be- sind, die also lediglich Kosten generieren werden müssen, steht seit 1996 im Gesetz. vorschlag zur Kostenbremse-Initiative reichen der Grundversicherung festlegen. ohne einen nachweislichen Nutzen ab- Die neuen Bestimmungen sind erst seit So fragt man sich denn auch, woher der vorgeschlagen. Wenn die Kostenziele wirken und nicht zuwerfen. Man kann aber ebenso nicht wenigen Monaten in Kraft. Erfahrungen gesetzgeberische Aktivismus in der Kran- zu einer Alibiübung verkommen sollen, leugnen, dass man der Eliminierung im medizinischen Alltag konnten folglich kenversicherung kommt. Auch wenn im Leidtragende sind Patienten und Ver- wird ein fragwürdiger politischer Bazar dieser unnötigen Leistungen mit einem noch nicht gesammelt werden. Es macht kommenden Jahr Wahlen sind und man sicherte entstehen. Er führt dazu, dass notwendige Kostenziel nicht beikommen kann. daher wenig Sinn für dasselbe politische politische Handlungsfähigkeit zeigen Die Pläne des Bundesrates, in der OKP Leistungen vorenthalten werden, da sie Ziel neue Gesetzesrevisionen in Angriff zu will, drängt sich der Verdacht auf, dass eine Zielvorgabe für das Kostenwachs- nicht mehr finanzierbar sind. Es wäre Au- Erfolge der KVG-Teilrevision abwarten nehmen, wenn noch keine Erfahrungen mit diesem Regulierungsvorschlag nur tum einzuführen, sind brandgefährlich. genwischerei, der Schweizer Bevölkerung Das Ziel, Ineffizienzen in der Leistungser- mit den hoffentlich klug umgesetzten die Verantwortlichkeiten im Gesund- Mit Zielvorgaben sollen medizinisch zu versprechen, ihr Leistungsanspruch in bringung möglichst rasch zu beseitigen, neuen gesetzlichen Bestimmungen der heitswesen verschoben werden sollen. nicht notwendige Leistungen reduziert der Krankenversicherung würde in jedem ist nachvollziehbar und erwünscht. Die Qualitätsvorlage vorliegen. Weg von den Tarifpartnern, hin zu den werden, ohne medizinisch notwendige Fall bestehen bleiben, wenn die Kosten Ineffizienzen müssen aber erst identi- Behörden. Ob unser Gesundheitswesen Leistungen einzuschränken. Die Ziel- gedeckelt werden. fiziert werden, ehe dagegen angegangen Kostenziel bereits erfüllt dadurch besser und effizienter wird, darf vorgabe ist aber unspezifisch und richtet werden kann. Mit dem gleichen Ziel hat Der EDI-Expertenbericht enthält auch mit Recht bezweifelt werden. sich potenziell gleichermassen gegen alle Die Abbildung verdeutlicht dies. Es sind das Parlament bereits 2019 die Teilrevision eine Empfehlung zum jährlichen medizinischen Leistungen. die Anteile von zweiten bildgebenden «Stärkung von Qualität und Wirtschaft- Kostenwachstum. Die Experten halten 4 5
Bagatellgebühr für ambulante Leistungen im Spital Hausärztin – für die gleiche medizinische Einschätzung über die Notfallwürdig- Personals verringert werden, bleibt mehr Kann das gut gehen? Fragestellung in der Regel deutlich teurer. keit durch eine Fachperson erfolgen. als fraglich. Der Zugang zu spitalambulan- Und für Patienten besteht nicht automa- Besteht die Sorge, dass ein Patient oder ten Angeboten sollte auch aus ethischen tisch ein Mehrnutzen. eine Patientin die Gebühr nicht bezahlt, Überlegungen nicht beschränkt werden. entsteht der Anreiz, dass ein Normalfall Die aktuelle Problematik objektiv nicht- Keine Definition für «Bagatellen» auf dem Papier als Notfall eingestuft wird. dringlicher medizinischer Anliegen darf Die Kosten im ambulanten Spitalbereich stiegen in den Bagatellfälle sind weder medizinisch Ausserdem ziehen Ausnahmeregelungen nicht auch noch mit einer bürokratischen vergangenen Jahren überproportional stark an. Das eid- noch tariflich definiert. Die konservative administrative Mehraufwände für die Gebühr verkompliziert werden. Viel Schätzung aus dem Helsana-Report Leistungserbringer mit sich, weil zusätz- zielführender als eine «Strafgebühr» ist genössische Parlament beabsichtigt eine Regelung zu «Mengenentwicklungen in der Grund- liche Instrumente für die Rechtfertigung folgendes: Informationen an die Patientin- erlassen, dass beim Aufsuchen eines Spitalambulato- versicherung» mit einer sehr groben notwendig sind. Beispielsweise Check- nen und Patienten sowie die Förderung der Bagatell-Definition zeigt: Im Jahr 2017 listen, die Erfassung über zusätzliche integrierten Versorgung und alternativer riums eine Gebühr von 50 Franken fällig werden soll. Der handelte es sich in 12 bis 24 Prozent der Tarifziffern oder Beschwerdestellen. Versicherungsmodelle mit Erstzugang Nutzen dieser Massnahme ist fraglich und bedeutet für Fälle um Bagatellen. Warum sich diese über Telemedizin oder Hausarzt. Zudem Leistungserbringer viel Papierarbeit. hypothetische Quote je nach Kanton Ob mit der Einführung einer Bagatellge- haben es auch die Kantone als Spitalbe- stark unterscheidet, wurde nicht unter- bühr die Überlastung der Infrastruktur, sitzer in der Hand, das Leistungsangebot von Manuel Elmiger, Gesundheitspolitik & Public Affairs sucht. Es könnte beispielsweise mit den die Wartezeiten oder die Belastung des entsprechend auszugestalten. Angebotsstrukturen der Spitäler, dem Verstädterungsgrad oder der Einstellung Die Kosten der Grundversicherung er- suchen, vor Ort eine Gebühr von beispiels- gesamten spitalambulanten Bereich ein- der Bevölkerung gegenüber der Grund- hitzen regelmässig die Gemüter. Neben weise 50 Franken bezahlen müssen. Diese geführt werden. versorgung zu tun haben. wichtigen Grossreformen, wie etwa die ist nicht an die Franchise oder Kostenbe- einheitliche Finanzierung von ambulan- teiligung anrechenbar. Ausgenommen Die Herausforderung beginnt da, wo Sind Bagatellen objektiv nicht definierbar ten und stationären Leistungen (EFAS), werden von dieser Gebühr Kinder und Spitäler für die breite Öffentlichkeit und soll neben Franchise und Selbstbehalt Die Position von Helsana dem neuen Arzttarif TARDOC und den Jugendliche unter 16 Jahren sowie alle zugängliche ambulante Walk-in-An- eine zusätzliche Extraabgabe verlangt Kostendämpfungspaketen des Bundes, Patienten mit ärztlicher Zuweisung oder gebote bereitstellen. Entweder direkt werden, müsste diese Regelung konse- – Unnötige Behandlungen sollten vermieden und jede sollen auch weitere Massnahmen wie eine einer nachfolgenden stationären Behand- angegliedert ans Spital oder auch als quenterweise für alle Behandlungen im Leistung vom richtigen Leistungserbringer erbracht Bagatellgebühr in Spitalambulatorien das lung.» Die Kommission für Gesundheit örtlich unabhängige respektive eigen- spitalambulanten Bereich gelten. Als zu- werden. Kostenwachstum und die Belastung der und Soziales des Nationalrats (SKG-N) ständige Einrichtung. Bagatellen landen sätzliche und nicht versicherbare Gebühr – Die Sinnhaftigkeit einer Bagatellgebühr in Spitalam- Kapazitäten bremsen. Meist sind dafür muss nun einen Umsetzungsvorschlag so im Normalfall eher in einer Art für die Patienten; sozusagen als Strafe bulatorien muss reevaluiert werden (im Sinne «nicht weitreichende regulatorische Eingriffe erarbeiten. Gemeinschaftspraxis im Spital oder in oder Sanktion dafür, dass die Leistung eintreten»). nötig und teilweise besteht die Gefahr, einer Notfallaufnahme «light». Je nach potenziell im falschen Setting nachge- – Sollte das Parlament die Einführung einer Bagatellge- dass das heute gut funktionierende Sys- Die klassische «Notfallpforte» ist nicht Dringlichkeit sind die Wartezeiten ent- fragt wurde. Aber wohin würde dies die bühr für spitalambulante Leistungen weiterverfolgen, tem unnötigerweise auf den Kopf gestellt das Hauptproblem sprechend lang. Die Kosten für die Grund- solidarisch getragene Grundversicherung dann müssen folgende Grundsätze beachtet werden: wird. Wieso also nicht den Hebel bei den Die Herausforderung dieses Vorhabens: versicherung sind aber aufgrund des di- führen? – A nwendung für gesamten spitalambulanten Bereich ambulanten Kosten der Spitäler ansetzen, Die klassischen Notfallpforten der Spitäler rekten und unkomplizierten Zugangs zur (anstelle von «Notfallpforte») welche sich seit 1998 fast verfünffacht sind nicht das eigentliche Problem. Denn teuren Spitalinfrastruktur hoch – unter Ausnahmen öffnen Tür und Tor für – N ur wenige und eng definierte Ausnahmen (das haben? dort wird seit jeher zwischen leichten anderem wegen dem grösseren Angebot Bürokratie und Missbrauch heisst ärztliche Zuweisung, nachfolgender und schweren Fällen triagiert. Bagatellen an bildgebender Diagnostik und Labor so- Ohne klare Erkennbarkeit von Bagatellen stationärer Aufenthalt, Kinder und Jugendliche und Die vom Parlament angenommene Ini- haben in diesem Setting keinen Platz und wie spezialisierten Ärzten für zusätzliche braucht es Regelungen, um den Zugang Schwangerschaft) tiative 17.480 sieht vor: «Die gesetzlichen führen nicht zu einer Überlastung der Abklärungen. Die Leistungserbringung für alle Bevölkerungsgruppen weiterhin Regelungen sind so anzupassen, dass alle Kapazitäten für «echte» Notfälle. Darum ist damit im Vergleich zu klassischen zu gewährleisten. Somit muss zwingend – U nbürokratische Abwicklung vor Ort und direkt Patienten, die eine Spitalnotfallpforte auf- müsste eine allfällige Regelung für den Grundversorgern – wie beispielsweise die eine nicht zuverlässig objektivierbare zwischen Leistungserbringer und Patient – Als zusätzliche Gebühr für die Versicherten («out-of- pocket» und unabhängig von der Kostenbeteiligung der Grundversicherung resp. des KVG/UVG) 6 7
Branchenvereinbarung Vermittler Der Bundesrat möchte nun aber Augenmass bewahren Selbstregulierung: Klappt doch! Verstösse gegen die Branchenverein- Der Auftrag an den Bundesrat, ein Gesetz barung mit neuen aufsichtsrecht- über die Regulierung der Versicherungs- lichen und sogar strafrechtlichen vermittlertätigkeit auszuarbeiten, kommt Bestimmungen massiv verschärfen. aus dem Parlament. Es wollte eine mass- Dafür sollen die Kompetenzen der volle Regulierung. Wenn der Bundesrat Aufsichtsbehörden erweitert wer- nun nicht auftragsgemäss gehandelt hat, Seit einem Jahr ist die Branchenvereinbarung über die den. Der FINMA soll beispielsweise ist es am Parlament, die Vorlage in der Qualität der Beratung und die Entschädigung an externe erlaubt werden, unter anderem die Weise anzupassen, dass sie wieder dem Vermittler in Kraft. Diese Selbstregulierung der Kran- Genehmigung von Tarifen zu ver- Auftrag entspricht. weigern. Das ist rechtsstaatlich nicht kenversicherer funktioniert. Es besteht also kein Anlass, gerechtfertigt, zumal kein sachlicher bei dem Gesetz zur Allgemeinverbindlichkeitserklärung Zusammenhang zwischen Tatbe- unnötige, gar schädliche Regulierungen zu beschliessen. stand und Massnahme besteht. von Sandro Mannino, Mitglied der Geschäftsleitung, Leiter Kunde & Markt Der Jurist Lucius Dürr präsidiert die Auf- Taten folgen lassen, also die Beratungsqualität ver- Es ist in allen Lebensbereichen das Glei- In der Branchenvereinbarung haben sich Parlament. Die bundesrätliche Botschaft sichtskommission, wie sie in der Sankti- bessern und exzessiven Vermittlerentschädigungen den che: Tauchen Probleme auf, sollte man die Krankenversicherer zudem verpflich- folgt aber nicht diesem Gebot; sie schiesst ons- und Verfahrensordnung vorgesehen Garaus machen. Die bisherigen Branchenvereinbarungen sie lösen, denn sonst kriegt man Ärger. tet, nur noch mit externen Vermittlern weit über das regulatorisch Notwendige ist. Er war von 2002 bis 2016 Direktor des waren da zahnlos. Die neunköpfige Aufsichtskommission Da gibt es dann zwei Lösungswege. Ent- zusammenzuarbeiten, welche dies ge- hinaus: Schweizerischen Versicherungsverban- prüft auf Antrag von Betroffenen, ob eine Verletzung der weder man ruft nach anderen, die das währleisten. Nach einem Jahr zeigt sich, des (SVV) und kennt die Versicherungs- Vereinbarung vorliegt. Sie führt eine Untersuchung durch für einen erledigen oder man nimmt es dass die Selbstregulierung funktioniert – Umfassende Vermittlerdefinition: branche aus dem Effeff. Lucius Dürr im und spricht bei erhärtetem Verdacht respektive bei Vor- selbst an die Hand. Bei der Frage, wie in (vgl. Box). Mit fehlbaren Vermittlern wird Neben den externen Vermittlern sol- Interview zu seiner neuen Aufgabe: liegen eines Verstosses Sanktionen aus. Die Sanktionen der Krankenversicherung unerwünschte die Zusammenarbeit eingestellt. len auch die versicherungsinternen sind alles andere als zahnlos. Telefonanrufe eingedämmt und die Quali- Mitarbeitenden dem neuen Gesetz Herr Dürr: Wieso tun Sie sich das an und geniessen nicht tät der Beratung durch externe Vermittler Selbstregulierung braucht Allgemein- unterstellt werden. Die sind aber Ihren wohlverdienten Ruhestand? Ihr Zwischenfazit nach einem Jahr? erhöht werden können, hat die Branche verbindlichkeit gar nicht das Problem. Zudem unter- Das Pensionsalter erreicht zu haben, heisst ja nun nicht Die Zahl von 110 Verstossmeldungen liegt unter den in den zweiten Weg gewählt. Seit 2021 ist Der Beitritt zur Branchenvereinbarung liegen sie ganz anderen Regulatorien Stillstand. Jetzt kann ich mir die Themen sogar aus- den Vorjahren bei den Verbänden curafutura und santé- eine Branchenvereinbarung in Kraft, die erfolgt freiwillig. Um einen fairen Wett- und Kontrollen. Es würden auch suchen! Das ist das Schöne an dieser Lebensphase. Ich suisse eingereichten Anträgen. Diese erhielten 2020 rund insbesondere mit den folgenden Mass- bewerb unter den Krankenversicherern zahlreiche Abgrenzungsprobleme habe mich gefreut, als man mich bat, das Präsidium der 300 Verstossmeldungen, was einer Abnahme im Jahre nahmen die Probleme angeht: zu gewährleisten, muss sie für alle gelten. entstehen. Die Regelung bietet also Aufsichtskommission zu übernehmen. Die Versicherungs- 2021 von rund 60 Prozent entspricht. Dieser Rückgang ist Dies ist nur über ein entsprechendes Ge- keinerlei Mehrwert, um das eigent- wirtschaft liegt mir immer noch am Herzen und wenn ich für mich ein Indiz, dass die Branchenvereinbarung erste 1. Verbot der Kaltakquise, sodass setz möglich, durch welches der Bundesrat liche Problem zu lösen. helfen kann, helfe ich gerne. Und in der Krankenversiche- Früchte trägt und die Selbstregulierung funktioniert. Wir unerwünschte Telefonanrufe ver- die Branchenvereinbarung für allgemein- rung besteht bei der Beratungsqualität und den Vergü- haben bereits Sanktionen ausgesprochen. Zudem helfen mieden werden. Zudem sind die verbindlich erklären kann, sofern gewisse – Sanktionen: Die Krankenversicherer tungen externer Vermittler definitiv Handlungsbedarf. wir den Krankenversicherern bei der Interpretation der Provisionen in der Grund- und Zu- Bedingungen erfüllt sind. haben in ihrer freiwilligen Verein- Vereinbarung. satzversicherung begrenzt. barung bereits ein Sanktionssystem Welcher Art? 2. Einhaltung umfassender Quali- Ziel einer solchen neuen Regulierung soll vereinbart, welches fehlbaren Ver- Die Beratungsqualität ist häufig nicht so, wie man sie Was wünschen Sie sich hier für die Zukunft? tätsstandards, um die Beratung der aus der Sicht der Krankenversicherer nur sicherern in der Grundversicherung erwarten darf. Grundlegende Verhaltensregeln werden Dass die Branchenvereinbarung und damit die Selbst- Kundinnen und Kunden transparen- sein, dass eine funktionierende Selbst- Bussen bis zu 100‘000 Franken und da manchmal missachtet. Und dann sind da natürlich die regulierung weiter von Erfolg gekrönt sein wird. Dank des ter und besser zu machen. regulierung durch den Bundesrat für all- in der Zusatzversicherung bis zu Telefonanrufe oder die Missachtung des Sternchenein- Willens der Krankenversicherer und der Qualität und des 3. Verhängung von Sanktionen, falls gemeinverbindlich erklärt werden kann. 500‘000 Franken auferlegt. Zudem trags im Telefonbuch, welche die Leute nerven. Dagegen grossen Engagements der Aufsichtskommission wird dies die Vorgaben der Branchenverein- Es darf nur so viel geregelt werden, wie kann ein fehlbarer Versicherer sind die Krankenversicherer nun gemeinsam vorgegangen. zweifellos der Fall sein. Es ist deshalb wichtig, dass sich barung nicht eingehalten werden. es zu regeln gilt. Die Vorlage ist nun im öffentlich bekannt gemacht werden. Für mich ein Novum, das zeigt, dass sie es ernst meinen. all jene Versicherten an uns wenden, die einen Verstoss gegen die Vereinbarung vermuten. Nur so können wir ak- Was genau macht die Aufsichtskommission? tiv werden. Uns erreicht man über die üblichen Wege, also Die Krankenversicherer wollen eben ihren Worten auch Telefon, Brief oder Internet. 8 9
News Infografik Arzneimittel 7 700 000 000 KURZ & KNAPP FRANKEN MEDIKAMENTENKOSTEN ZU LASTEN DER EcoVadis – Auszeichnungen für Helsana-Gruppe GRUNDVERSICHERUNG Helsana und ihre Tochtergesellschaft Health Medical Services AG (HMS) Die zwei umsatzstärksten wurden beim diesjährigen Nachhaltigkeitsrating von EcoVadis mit Silber und Arzneimittelgruppen sind 2020 für Gold ausgezeichnet. Mit den Auszeichnungen wird insbesondere das Enga- 26,7 Prozent der gesamten Arzneimittel- gement in den Bereichen Ethik und Soziales gewürdigt. EcoVadis ist der welt- Kosten 2021 Anteil an den Medikamentenkosten 2020 in % kosten verantwortlich – aber nur für weit grösste Anbieter von Nachhaltigkeitsratings für Unternehmen. Bewertet Bezüge 1,4 Prozent der abgegebenen werden die Rahmenbedingungen und Massnahmen der Unternehmen in Anteil an Totalbezügen 2020 in % Menge. folgenden Dimensionen: Umwelt, Arbeits- und Menschenrechte, Ethik sowie nachhaltige Beschaffung. Immun- suppressiva Revision des Versicherungsaufsichtsgesetzes Der Ständerat hat in der Wintersession die satzversicherung nicht ausser Kraft setzen. 15.1 % Krebs- medikamente Revision des Versicherungsaufsichtsgeset- Gut so, denn ein solch gewichtiger Eingriff in zes behandelt. Er ist dem Nationalrat in vielen die Wettbewerbsordnung würde kein einziges Punkten gefolgt, bei Artikel 31b hat er aller- Problem lösen, nur neue schaffen. Es bleibt 11.6 % dings mit dem Stichentscheid des Präsiden- zu hoffen, dass der Erstrat nun seine Meinung 0.8 % ten eine Differenz geschaffen. Der Rat will ändert. das Kartellgesetz im Bereich der Krankenzu- 0.6 % 4.4 % 4.3 % TARDOC Nachreichung 4.2 % Die Tarifpartner curafutura einschliesslich SWICA sowie der Ärzteverband FMH haben die 2.8% substanziell überarbeitete ambulante Arzttarifstruktur TARDOC beim Bundesrat zur Genehmi- gung nachgereicht. Im Sommer hatte der Bundesrat den Tarifpartnern verschiedene Auflagen 4.3 % Diabetes- 3.4% zur materiellen Überarbeitung gemacht. Diese Auflagen haben sie fristgerecht umgesetzt. In medikamente der überarbeiteten TARDOC-Version ist die Kostenneutralität verlängert, der Tarif vereinfacht Mittel zur Hemmung und die Transparenz erhöht worden. Damit kann der Bundesrat den längst veralteten TARMED Augen- der Blutgerinnung endlich ersetzen. medikamente 10 11
Helsana-Arzneimittelreport 2021 Biosimilar-Quote nach Kanton SH 20.0% SG ZG LU SZ NE GL Kosten sparen NW BE OW UR FR GR VD 2020 beliefen sich die Medikamentenkosten zu Lasten TI der Grundversicherung auf über 7,7 Milliarden Fran- GE VS ken. Grosses Einsparpotenzial bleibt ungenutzt und der Schweizer Markt für Hersteller von Generika und Biosimilars weiterhin unattraktiv. von Mathias Früh, Leiter Gesundheitspolitik & Public Affairs Quelle: Helsana, Hochrechnung für die gesamte Schweiz (2020) Die Medikamentenkosten zu Lasten der Franken. Deshalb führen bereits kleine SL enthaltenen Wirkstoffe dieser Abgabe- und Biosimilars führt zu grossen Ein- ximab im Jahr 2020 satte 70,4 Prozent, wo- Gleichstellung der Biosimilars mit den Grundversicherung haben einen neuen Mengenänderungen, beispielsweise durch kategorien. sparungen. Deshalb besteht dringender hingegen die Biosimilars von Infliximab Generika. Die Reformen würden wichtige Höchststand erreicht: Allein Immunsup- Indikationserweiterungen, zu einer sehr Handlungsbedarf – vor allem bei den in der Schweiz nur gerade einen Anteil Anreize setzen, damit sie verschrieben pressiva verursachten 2020 absolute Kos- grossen finanziellen Belastung des Ge- Da der Schweizer Markt relativ klein ist, Biologika. Diese sind mittels biotechno- von 27,9 Prozent aller Bezüge ausmachten. werden und dieser Missstand endlich ten von 1’167 Millionen Franken. Auch sundheitssystems. Diesen Effekt sollten ist dieser oft einer der ersten, der unter logischer Verfahren hergestellte Arznei- behoben wird. hinsichtlich Pro-Kopf-Kosten liegen die die Behörden berücksichtigen, wenn sie Lieferengpässen leidet. Die heute gelten- mittel. Nach Ablauf ihres Patentschutzes Durch den konsequenten Ersatz von Bio- Immunsuppressiva mit 10’250 Franken die Preise festsetzen. den preisabhängigen Vertriebsmargen können andere Hersteller entsprechende logika durch Biosimilars hätten zwischen Beides, also die Regeln für die Margenver- an erster Stelle. An zweiter Stelle stehen verstärken dieses Problem zusätzlich. Nachahmerprodukte auf den Markt brin- 2015 und 2020 rund 275 Millionen Fran- ordnung wie auch jene für die Festsetzung die Krebsmedikamente mit 898 Millionen Die geltende Margenverordnung Wenn die Marge von der Preishöhe eines gen, sogenannte Biosimilars. ken eingespart werden können. Allein für der Medikamentenpreise, können auf Franken und einer Kostensteigerung begünstigt Versorgungsengpässe Medikaments abhängig ist, heisst das de Infliximab ist so ein Einsparpotenzial von Verordnungsstufe geregelt werden. Ergo von +10.5 Prozent gegenüber Vorjahr. Wer hörte nicht schon einmal in der facto, dass vermehrt teurere Original- Bis Ende 2020 waren in der Schweiz 31 fast 150 Millionen Franken nicht realisiert könnten sehr rasch hohe Einsparungen Sie verzeichneten mit einem Plus von Apotheke ein «Das ist momentan leider medikamente abgegeben werden. Dieser Biosimilars zugelassen. Der Marktumsatz worden. realisiert werden, ohne ein langwieriges 93 Millionen Franken auch das grösste nicht lieferbar»? Oftmals wird rasch Fehlanreiz ist die Hauptursache, weshalb aller Biologika, für welche Biosimilars und ungewisses Gesetzgebungsverfahren absolute Kostenwachstum aller Arznei- eine alternative Lösung gefunden, doch sich günstige Generika und Biosimilars verfügbar waren, betrug im Jahr 2020 ins- Margenordnung muss Originale und zu durchlaufen. Es liegt in der Hand des mittelgruppen zwischen 2019 und 2020. in einigen Fällen führt das fehlende in der Schweiz kaum durchsetzen. Dies gesamt 474 Millionen Franken. Lediglich Nachahmerpräparate gleichsetzen Bundesrates, die Verordnung entspre- Dieser markante Zuwachs ist vor allem Präparat zu schwierigen Situationen bis macht den ohnehin schon kleinen Schwei- 70 Millionen Franken oder 14,8 Prozent Um dieses enorme Einsparpotenzial chend anzupassen. auf den monoklonalen Antikörper «Pem- hin zu gesundheitlichen Problemen. zer Markt für Hersteller von Generika davon entfielen auf die Biosimilars. Das realisieren zu können, muss endlich der brolizumab» zurückzuführen, welcher Bereits im Jahr 2019, also vor der Covid- und Biosimilars noch unattraktiver und Sparpotenzial wurde auch nach über zehn entscheidende Fehlanreiz bei der Medi- allein über die letzten beiden Jahre ein 19-Pandemie, herrschten Lieferengpässe: erhöht damit das Risiko eines kritischen Jahren seit der Einführung des ersten Bio- kamentenabgabe beseitigt werden: Die Kostenwachstum von rund 80 Millionen Betroffen waren insgesamt 673 Produkte Versorgungsengpasses. similars bei weitem nicht ausgeschöpft. Leistungserbringer dürfen nicht mehr Franken verursacht hat. von 371 Wirkstoffen der Kategorie der Deutlich wird dies insbesondere im verdienen, wenn sie teurere Medikamente verschreibungspflichtigen Medikamente Enormes Einsparpotenzial bleibt Vergleich mit dem Biosimilar-Markt in abgeben. Zu den zwingenden Reformen Die durchschnittlichen Kosten pro Kopf aus der Spezialitätenliste (SL). Dies ent- ungenutzt Deutschland. Dort betrug beispielsweise gehören die Einführung preisunabhän- und Jahr liegen hier bei über 36'000 spricht knapp einem Drittel aller in der Die konsequente Nutzung von Generika der Biosimilar-Anteil des Wirkstoffs Infli- giger Margen, also Fixmargen, und die helsana.ch/ arzneimittelreport2021 12 13
Studie zu Hausbesuchen von Hausärzten in der Schweiz «Die demografische Entwicklung zeigt, dass die Gesellschaft immer älter wird. Deshalb wird die Nachfrage nach Hausbesuchen ansteigen.» Immer weniger Hausbesuche trotz zunehmendem Bedarf Anteil der Patienten mit mindestens einem Hausbesuch im Verhältnis zur Gesamtzahl der Patienten pro Jahr Für Patienten >= 65, >= 80 und Patienten mit Aufenthalt im Pflegeheim Besonders betagte Patientinnen und Patienten haben Patienten ≥ 65 Patienten ≥ 80 Patienten Pflegeheim grossen Bedarf an Hausbesuchen von Hausärzten. Da 70% die Gesellschaft immer älter wird, steigt die Nachfrage. mindestens einem Hausbesuch 60% Hausbesuche sind aber rückläufig – dies kann zu einer % der Patienten mit 50% Versorgungslücke führen. 40% 30% von PD Dr. Carola A. Huber und Dr. Sereina Graber, Gesundheitswissenschaften 20% 10% 0% Hausbesuche von der Hausärztin oder ärztinnen und Hausärzten in den letzten 2014 2015 2016 2017 2018 2014 2015 2016 2017 2018 2014 2015 2016 2017 2018 dem Hausarzt sind in der Schweiz nach Jahrzehnten in vielen westlichen Ländern wie vor ein wichtiger Bestandteil der rückläufig. Quelle: 1Neuner-Jehle S, Graber SM, Keizer E, Huber CA, Blozik E, Rosemann T, Senn O (2021): Time trends in general practitioners’ medizinischen Versorgung. Gemäss home visits for older patients: a retrospective cross-sectional study from Switzerland. Swiss Medical Weekly 151: w20539 internationalen Studien haben besonders Bis anhin fehlte in der Schweiz ein Über- ältere und gebrechliche Patientinnen und blick über die Entwicklung der letzten Patienten – häufig mit Wohnsitz in länd- Jahre als auch zur aktuellen Situation bei licheren Gegenden – einen grossen Bedarf den Hausbesuchen. Helsana-Gesundheits- Vergütung, fehlender Ausstattung oder medizinischer Versorgung besteht. In An- an solchen Besuchen. Hausärztinnen und wissenschaften hat in Zusammenarbeit auch Sicherheitsbedenken zusammen. betracht des rückläufigen Trends der Haus- Hausärzte erachten Hausbesuche hierzu- mit dem Institut für Hausarztmedizin Neuste organisatorische Entwicklungen besuche scheint somit auch das Schweizer lande als sehr wichtig und in vielen Fällen der Universität Zürich eine entsprechende in der medizinischen Versorgung, wie Gesundheitssystem mit einer potenziellen sogar als unersetzlich: sowohl bei der Ver- Studie anhand von aktuellen Daten für verbesserte Transportmöglichkeiten oder Versorgungslücke konfrontiert zu sein. sorgung von Akutereignissen als auch bei die Schweiz durchgeführt . Untersucht 1 telemedizinische Beratung, sind weitere der Betreuung von chronisch Erkrankten. wurden die Daten von Patientinnen mögliche Gründe für den beobachteten Häufig hört man die Meinung, dass Die demografische Entwicklung zeigt, und Patienten über 65 Jahre, über 80 Rückgang. zusätzliches Gesundheitspersonal – dass die Gesellschaft immer älter wird. Jahre sowie Personen mit Aufenthalt im beispielsweise Pflegefachkräfte mit Damit verbunden sind eine zunehmende Pflegeheim. In allen Gruppen zeigte sich Die Ergebnisse der Studie deuten erweiterten Kompetenzen – oder eine Gebrechlichkeit und eingeschränkte eine leichte, aber stetige Abnahme der darauf hin, dass besonders bei älteren bessere Vergütung dieser Leistungen die Mobilität. Deshalb wird die Nachfrage Hausbesuche über die Jahre 2014 bis 2018. Patientinnen und Patienten mit höherer Versorgungslücke schliessen könnten. nach Hausbesuchen ansteigen. Jedoch Vermutlich hängt dieser Rückgang mit Krankheitslast und Betreuungsbedarf Dies muss nun genauer untersucht und ist die Anzahl Hausbesuche von Haus- Gründen wie Zeitmangel, unzureichender eine stärkere Nachfrage nach häuslicher abgeklärt werden. 14 15
«Die Investitionen in die Digitalisierung unserer Leistungsabwicklung zahlen sich aus. 2021 sind rund 24 Millionen Forderungsbelege bei uns eingetroffen. Fast 90 Prozent davon haben wir vollautomatisch geprüft, verarbeitet und abgerechnet. 19 Millionen dieser Belege haben uns elektronisch erreicht. Das Volumen der elektronischen Rechnungen hat sich in den letzten 10 Jahren verdreifacht. Die manuelle Bearbeitung hat sich trotz einer massiven Belegzunahme um fast 40 Prozent reduziert.» Urs Zellweger Leiter Engineering & Performance Helsana-Gruppe Postfach 8081 Zürich Zur Helsana-Gruppe gehören Helsana Versicherungen AG, helsana.ch Helsana Zusatzversicherungen AG und Helsana Unfall AG.
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