STEIERMARK Ungebrochene Nachfrage nach Fachkräften - IV Steiermark
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DAS MAGAZIN DER INDUSTRIE Mai 2022 Smart gegen die Krise(n) Corona, Krieg und Rekord-Inflation belasten den Standort massiv. Welche wirtschaftspolitische Strategie nötig ist, um gegenzusteuern. Vereinigung der österreichischen Industrie, Schwarzenbergplatz 4, 1030 Wien Österreichische Post AG, MZ 03Z034897 M STANDORT FACHKRÄFTE STEIERMARK „Tag der Steuerleistung“ zeigt, Welche Verbesserungen bei der Ungebrochene Nachfrage warum Entlastung nötig ist Seite 4 RWR-Karte geplant sind Seite 5 nach Fachkräften Seite 10
international corner/Gastkommentar Totgesagte leben länger oder: Wie geht es weiter mit der Globalisierung? Der Welthandel steht so stark wie schon lange nicht mehr auf dem Prüfstand. Dabei wären Handelserleichterungen die Lösung für zentrale ökonomische Herausforderungen. I n den vergangenen Jahren gab es auf ihn bereits zahlreiche Nachrufe. Die Finanz- Gut gemachter Freihandel wirkt und Wirtschaftskrise 2008, verhängte Strafzölle zwischen USA, China und EU, der Ausbruch der Corona-Pandemie oder die russische Invasion der Ukraine ha- ben dem Welthandel massiv zugesetzt. Für + 53,6 % + 4,5 % + 39,3 % manche Wirtschaftsforscher ist die Globali- mehr Handel mehr Handel mehr Handel sierung durch die Pandemie ins Stolpern ge- raten, andere prognostizieren nun ihr Ende nach 30 glorreichen Jahren. Erleben wir den Start einer Ära des Protektionismus? CETA (2016-2021) EU-Japan-Abkommen EU-Singapur-Abkommen Zukunft liegt in internationaler (2018-2021) (2018-2021) Zusammenarbeit Quelle: IV Für die Experten der Industriellenvereini- Faire Handelsabkommen sind der Schlüssel für mehr nachhaltiges Wachstum und Arbeitsplätze – wie die zuletzt abgeschlossenen EU-Verträge belegen. gung kann von einer beginnenden De- Globalisierung keine Rede sein. „Anfang Alternative zum Welthandel. 56 Prozent senkt Preise, wodurch die Kaufkraft der europäischen Unternehmen den Zugang des Jahres lag der Welthandel wieder auf unseres Wohlstands erwirtschaften wir Konsumenten gestärkt wird. zu internationalen Märkten zu erleichtern Prä-Covid-Niveau. Auch wenn der Krieg mit Ausfuhren, jeder zweite Arbeitsplatz und Wettbewerbsbedingungen sicherzu- in der Ukraine die Abhängigkeit Europas hängt am Export. Bereits eine weitere moderate Liberali- stellen, an die sich alle halten. Löwy: „Gut von Russlands Energie und Rohstoffen sierung des Außenhandels könnte gegen gemachte Handelsabkommen, die Märkte zeigt und ein Schock in jeder Hinsicht ist, Dass die Menschen vom wirtschaftlichen die steigende Inflation wirken und private öffnen und Handelshemmnisse abbauen, müssen schlussendlich Energie und Roh- Zusammenwachsen der Welt profitieren, Haushalte entlasten. Zu diesem Schluss gewinnen gerade in Zeiten der Krise an stoffe vor allem international substituiert belegen Berechnungen der Vereinten Na- kommt eine jüngst im deutschen Wirt- Bedeutung für nachhaltiges Wachstum werden. Klar ist zudem, dass viele Länder, tionen. So hat die Globalisierung eine In- schaftsmagazin „WirtschaftsWoche“ vorge- und Arbeitsplätze. Ein Transatlantikab- allen voran China und Indien, die Chancen tensivierung und Liberalisierung der welt- stellte Studie der US-Denkfabrik Peterson kommen mit den USA oder die Umsetzung globaler Märkte weiter nutzen werden. weiten Handelsströme bewirkt, was zu Institute of International Politics. Demnach des bereits verhandelten EU-Mercosur- Trotz aller Herausforderungen wird daher einer massiven Reduktion der weltweiten würde der preisdämpfende Effekt des Vertrages wären ebenso wichtig wie eine die Zukunft der österreichischen Indus- Armut geführt hat. Schätzungen belegen, Freihandels oftmals unterschätzt. Auch in Modernisierung der Welthandelsorga- trie in internationaler Zusammenarbeit dass der Anteil der Menschen, die in ex- Europa schieben Zölle und andere Handels- nisation WTO als Hüterin verbindlicher liegen“, erklärt Michael Löwy, der in der tremer Armut leben, zwischen 1990 und hemmnisse die Verbraucherpreise an. Regeln bei ihrer kommenden Juni-Konfe- IV den Bereich Internationale Beziehun- 2015 weltweit von 36 auf 12 Prozent ge- renz, damit die Vorteile der Globalisierung gen und Märkte leitet. Gerade für eine sunken ist. Fairer internationaler Handel Statt den Inflationstreiber Protektionis- und des Welthandels verfestigt und aus- Exportnation wie Österreich gibt es keine erhöht zudem die Produktauswahl und mus zu fördern, plädiert die IV dafür, gebaut werden.“ GASTKOMMENTAR Und die Moral bleibt dem Steuerzahler? Für Unternehmer gehört Compliance zur Imagepflege. Die Politik soll der Leuchtturm der Rechtsstaatlichkeit sein, droht aber im Sumpf von Korruptionsaffären unterzugehen. Sie braucht neue Regeln. W enn es in der österreichischen Bein. Dort und von Staatsanwälten werden den Leim gehen, die der ÖVP das Monopol Politik wurde nur gebremst, weil die Kor- Politik der jüngeren Vergangen- teils hochnotpeinliche Mauscheleien über auf Korruptionsanfälligkeit umhängen will. ruption im Alltag deutlich zurückgegangen heit eine Kontinuität gibt, dann Umfragen im Sinne von Ex-Kanzler Sebas- Was die Betroffenen nicht vom Vorwurf ist. Damit ist der Punkt erreicht, an dem die: Seit dem Aufschlagen der Ibiza-Affäre tian Kurz, deren Kosten mutmaßlich dem der mangelnden Selbstreflexion befreit. In die Parteien zur Absicherung der eigenen vor drei Jahren verging kaum ein Monat, in Steuerzahler untergejubelt worden sein der Koalition eine Gesetzesänderung anzu- Existenz weiter gehen müssen als Spen- dem nicht neue Korruptionsvorwürfe auf- sollen, ausgebreitet. Nicht zu reden von stoßen, die anno 2022 dem Rechnungshof denregeln nachzujustieren und sich unter getaucht wären. Angesichts eines brutalen schnödem Postenschacher oder von kleinen unter gewissen Umständen den Einblick Umständen in eine Bilanz schauen zu las- Ukraine-Kriegs, einer Energiekrise samt Gefallen für große Gönner, für die ebenfalls in Parteibilanzen erlaubt, ist zwar ein Fort- sen. Die Politik muss sich einen Complian- Teuerungswelle, des Klimawandels und ei- die Unschuldsvermutung strapaziert werden schritt. Es mag aber auch Unternehmer, die ce-Katalog für regelkonformes Handeln ge- ner chronischen Pandemie ist man versucht, muss. Zuletzt hat just im auf seine aleman- jederzeit mit einer Betriebsprüfung rechnen ben – verbunden mit Sanktionen, an deren diese Chat-Affären als Teil eines kleinlichen nischen Tugenden so stolzen Vorarlberg die müssen, daran erinnern, wie privilegiert die Strenge die Glaubwürdigkeit zu messen ist. Parteien-Hickhacks abzutun. Was ein großer Inseratenpraxis im Wirtschaftsbund den Welt jener, die für sie die Regeln bestim- Aus aktuellem Anlass ist es an der Kanzler- Fehler wäre. Für die Bewältigung der Her- Landeshauptmann ins Wanken gebracht. men, bis heute ist. partei, den Anstoß dafür zu geben. kulesaufgaben braucht es integre Entschei- dungsträger aus glaubwürdigen Parteien. Die Fatal ist, wenn die hohe Subvention von Grundlagen dafür sind ernsthaft bedroht. „Die Politik soll Österreichs Parteien seitens Funktionären mit dem Anspruch auf Gewinnmaximie- Dabei gibt es kaum eine Gesellschaft, die der Leuchtturm für rung als Sockelfinanzierung missverstanden sich ihre demokratischen Strukturen mehr wird. Es geht um Immunisierung gegen kosten lässt, als jene in Österreich. Quer Rechtsstaatlichkeit verdeckte Einflussnahme, um weitgehen- übers Land werden heuer 224 Millionen de Unabhängigkeit und letztlich um die Euro an Steuergeld auf die in Parlamenten sein. Wer das igno- Wahrung des Leistungsprinzips. Die Politik riert, gefährdet den Fotos: Oberösterreichische Nachrichten / Volker Weihbold vertretenen Parteien aufgeteilt. Das meiste soll der Leuchtturm für Rechtsstaatlichkeit davon übrigens in den Bundesländern (157 sein. Wer das ignoriert, gefährdet den Wirt- Millionen). Mit 35 Euro pro Wahlberechtig- tem liegen wir europaweit an der Spitze. Wirtschaftsstandort.“ schaftsstandort. Das meint auch Transpa- rency International, in deren Korruptions- index Österreich heuer auf Platz 13 weit Der Löwenanteil davon entfällt mit 78 Mil- hinter den skandinavischen Ländern und lionen Euro auf die ÖVP. Gleichzeitig hängt Um dem Vorwurf der einseitigen Betrach- auch hinter den Nachbarn Schweiz und Lucian Mayringer beschreibt und kommentiert ausgerechnet der Kanzlerpartei ein eigener tung vorzubeugen: Niemand mit politi- Deutschland liegt. Ein weiterer Absturz für die OÖNachrichten von Wien aus die öster- Untersuchungsausschuss wie ein Klotz am schem Gedächtnis wird der Opposition auf angesichts der gehäuften Verfehlungen der reichische Innenpolitik. Die Gastkommentare in den iv-positionen stellen die Meinung der Autorin bzw. des Autors dar und spiegeln nicht grundsätzlich die Position der Industriellenvereinigung wider. 2 Mai 2022 | iv-positionen
Leitartikel/Aktuelles Was jetzt entscheidet „Wir müssen für die Energiewende Leute ins Boot holen, die verstehen, was es auslöst, wenn man in ein Die schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bestehendes System eingreift. brauchen smarte und vernünftige Antworten durch die Politik. Damit Energie auch morgen und D übermorgen noch sicher ist.“ as aktuelle IV-Konjunkturbaro- unsere Energieversorgungssicherheit meter spricht eine klare Spra- weiterhin aufrecht halten. Dazu gibt es Gerhard Christiner, che: Der Mittelwert aus den keine Alternative. Technischer Vorstand Beurteilungen der gegenwärti- Austrian Power Grid AG gen Geschäftslage und der Ge- Nachdem ein wirtschaftliches Szenario der IV-MEINUNG schäftslage in sechs Monaten halbiert sich Stagnation nicht auszuschließen ist, brau- vor dem Hintergrund der erheblich verdüs- chen wir insgesamt einen smarten wirt- terten Konjunkturaussichten von 40,1 auf schaftspolitischen Kurs, um eine Rezession 19,4 Punkte. Nur noch jedes neunte Indus- zu verhindern. Dieser Kurs verzichtet auf trieunternehmen erwartet im kommenden willkürliche Eingriffe in die Marktwirtschaft. Halbjahr einen günstigen Geschäftsverlauf, Die Ankündigung, Gewinne der Energie- jedes Dritte hingegen eine zum Teil erheb- unternehmen abzuschöpfen, hat dem „Das wäre der Todesstoß für die liche Verschlechterung. österreichischen Kapitalmarkt geschadet, öffentliches Eigentum vernichtet und ge- österreichische Wirtschaft. Konjunkturell liegt somit ein schwieriges fährdet den raschen Ausbau der Erneuer- 80 Prozent unserer Erdgas-Importe Jahr vor der österreichischen Produktions- baren Energien und hemmt damit das Sin- kommen aus Russland. Fallen sie wirtschaft. Darauf muss – neben vielen ken der Strompreise. aus, gäbe es kein Papier, kein Glas, anderen Maßnahmen – vor allem mit zwei keinen Karton, keinen Stahl, aber strategischen Ansätzen reagiert werden: Umso mehr gilt es bei sensiblen wirtschafts- auch keinen Zucker, keine Marga- politischen Entscheidungen, kühlen Kopf zu rine oder andere Lebensmittel aus • Statt neue – oft krude – Belastungsideen bewahren, mit Augenmaß vorzugehen und („Abschöpfungssteuer“ etc.) zu entwi- die umfassende Expertise aus der Industrie energieintensiver Produktion mehr.“ ckeln, brauchen wir effektive Entlastung. und Wirtschaft als Grundlage heranzuzie- Georg Feith, Das Aus für die kalte Progression wäre hen. Genau das macht in fordernden Zeiten Geschäftsführer der dafür ebenso sinnvoll wie die weitere den entscheidenden Unterschied. Stoelzle Oberglas GmbH Senkung der Lohnnebenkosten. Das wären auch richtige und wirkungsvolle Maßnahmen gegen die Teuerung. Ihr • Die Industrie hat bisher die Sanktionen gegen Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine voll mitgetragen. Klar muss aber auch sein: Wenn wir uns mit Maßnah- men – etwa ein Gas-Embargo – selbst massiven Schaden zufügen, können wir Christoph Neumayer, „Was ich mir von der Politik erwarte, der Ukraine nicht helfen. Wir müssen IV-Generalsekretär ist eine Rückkehr zu einer Rechts- sicherheit und zu einer Berechen- barkeit in Österreich. Auch das Eindämmen der überbordenden Bürokratie finde ich auf der politischen Agenda nicht.“ Die Redaktion weist darauf hin, dass Redaktionsschluss der vorliegenden Ausgabe der iv-positionen der 9. Mai war. Aktuelle Informationen über spätere Entwicklungen im Zusammenhang mit der russischen Invasion in der Ukraine finden Sie unter: www.iv.at Georg Pölzl, CEO Österreichische Post AG AKTUELLES IN KÜRZE POSTING DES MONATS GRAFIK DES MONATS ZAHL DES MONATS Forschungsturbo Industrie Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung in Österreich werden 2022 voraussichtlich 14,1 Mrd. Euro betragen – um 9,3 Prozent Betrieben, die voraussichtlich 7,16 Mrd. Euro für Forschung aufwenden. Aus dem Ausland kommen 2,2 Mrd. Euro bzw. 16 29.679 mehr als im Vorjahr. Die F&E-Aufwendungen Prozent der gesamten F&E-Aufwendungen Die Zahl der Lehranfänger hat nach Corona werden damit 3,26 Prozent des nominellen in Österreich (plus 4,9 Prozent gegenüber wieder zugenommen. Ende März ging die BIP erreichen (2021: 3,21 Prozent), geht aus 2021). Dieser Anteil stammt hauptsächlich Zahl der Beschäftigten im ersten Lehrjahr um Daten der Statistik Austria hervor. von Firmen, deren Töchter in Österreich 7,8 Prozent auf 29.679 kräftig nach oben. Ins- Forschung betreiben. Unternehmen tragen gesamt blieb die Zahl der Lehrlinge in Öster- Mehr als die Hälfte (51 Prozent) der F&E- somit mehr als zwei Drittel der F&E-Auf- reich mit 94.357 (Vorjahresstichtag: 94.219) Ausgaben kommen 2022 von heimischen wendungen in Österreich. stabil. Indes hat sich die Lehrstellenlücke in den vergangenen zwölf Monaten ausgewei- tet. Der sogenannte rechnerische Lehrstel- Investitionen in F&E kräftig gestiegen lenüberhang hat gegenüber März 2021 um 56 Prozent auf 15.185 zugenommen. In allen 15.000 Bundesländern – außer Wien – gab es im April einen Überschuss an of- Bruttoinlandsausgaben für F&E fenen Stellen gegenüber der 12.000 Zahl an Bewerbern. Auch in der Industrie ging die Zahl der Lehrlinge der Indus- in Mio. EUR 9.000 trie im ersten Quelle: Statistik Austria Lehrjahr um 2,7 Prozent 6.000 auf 4.032 Fotos: AdobeStock, IV/Michalski nach oben. 3.000 Der produzieren- 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 de Bereich ist dritt- größter Lehrlingsaus- bildner im Land. Mai 2022 | iv-positionen 3
Wirtschaftspolitik Warum die Industrie den 2022 „Tag der Steuerleistung“ ausgerufen hat Aktuelle IV-Berechnung zeigen, wie stark umverteilend das heimische Steuersystem wirkt. Statt alter und neuer Belastungsideen plädiert die IV für eine Entlastung des Faktors Arbeit. O bwohl in Österreich zuletzt Ohne dem einkommensstärksten Fünftel der mehr als ein Drittel der Wirt- Bevölkerung würden dem Staat bereits ab Das einkommenstärkste Fünftel* der Bevölkerung schaftsleistung oder rund April de facto die Einnahmen aus der Einkom- bezahlt den Großteil der Einkommensteuer. 130 Milliarden Euro in den mensteuer ausgehen. Dabei geht es um Men- Sozialbereich flossen, ertönt schen mit einem Bruttomonatsgehalt von regelmäßig der Ruf nach noch mehr Umver- mehr als 3.400 Euro. Die Rede ist also etwa teilung und zusätzlichen Abgaben. Auch soll von einer Fachkraft in der Industrie, einem 20 % das Steuersystem ungerecht sein, heißt es. AHS-Lehrer oder einer Allgemeinmedizine- Doch stimmt das überhaupt? rin. Zudem belegt die Statistik eindrucksvoll, ZAHLEN wie stark umverteilend das Steuersystem in IV-Experten haben die aktuelle Steuersta- Österreich funktioniert: Betrachtet man die 77 % tistik unter die Lupe genommen. Dabei wird Einkommen inklusive Transferzahlungen des schnell ersichtlich, wie stark in Österreich tat- Staates, beziehen die „unteren“ 55 Prozent sächlich umverteilt wird: Bei der Einkommen- der Steuerzahler rund viermal so viel aus dem Einkommensbezieher Gesamtaufkommen der steuer trägt das einkommensstärkste Fünftel Steuertopf wie sie einzahlen. in Österreich Einkommenssteuer in Österreich mehr als drei Viertel des Steueraufkommens (32,7 Mrd. EUR pro Jahr) und leistet damit einen überproportionalen Sorgsamer Umgang mit Steuergeldern *Einkommen ab rd. 3.400 € brutto/Monat oder rd. 48.000 € brutto/Jahr Beitrag zur Finanzierung des Gemeinwohls. Für die Industrie geht es mit dem „Tag der Steuerleistung“ keinesfalls darum, verschie- Eine relativ kleine Gruppe von Menschen schultert den Großteil der Steuerlast und trägt entschei- Bewusstsein für Leistung dene Einkommensgruppen gegeneinander dend zur Finanzierung des Staates bei. Um diese Leistungen zu würdigen, hat die IV auszuspielen. „Vielmehr muss uns allen die am 6. April den „Tag der Steuerleistung“ aus- Realität unseres progressiven Einkommen- Industrie auf den Punkt: „Gerade in der ak- gerufen. Bis zu diesem Tag haben die ein- steuersystems bewusst sein“, so Neumayer. tuellen Situation sollten Mittel – die durch FACTBOX kommensstärkeren 20 Prozent von Jahres- Daher seien ständig wiederkehrende Neid- Menschen und Unternehmen hart erwirt- beginn weg genauso viel Einkommensteuer debatten oder der Ruf nach weiterer Um- schaftet werden – nicht mit der Gießkanne Unternehmen leisten einen gewaltigen bezahlt wie der Durchschnitt im gesamten verteilung „eine klare Themenverfehlung“. verteilt werden.“ Statt über neue Belastun- Beitrag zur Finanzierung des Gemein- Jahr. „Wir möchten Bewusstsein dafür gen für das Höchststeuerland Österreich zu wohls: 62,57 Milliarden Euro an Abgaben schaffen, dass eine relativ kleine Gruppe Wichtiger wäre eine sachliche Diskussion sinnieren, braucht es eine Entlastung des haben Arbeitgeber des privaten und öf- von Menschen den Großteil der Steuerlast darüber, wie der Staat seine immensen Faktors Arbeit. Nur so kann Beschäftigung fentlichen Sektors vor der Corona-Krise schultert“, erklärt IV-Generalsekretär Chris- Steuereinnahmen möglichst treffsicher und weiter aufgebaut werden, damit die Ein- 2019 geleistet. Das entspricht 36,9 Pro- toph Neumayer, der auf eine weitere IV-Be- wirkungsorientiert einsetzen kann. Der kommensteuerlast nicht nur auf den Schul- zent des Gesamtabgabenaufkommens. rechnung verweist. IV-Generalsekretär bringt die Position der tern einiger weniger ruht. Gas-Lieferstopp wäre Katastrophe für Österreich Die Industrie hat intensiv auf die verheerenden Folgen hingewiesen. Wie das Worst-Case-Szenario aussehen könnte, haben die iv-positionen bei den IV-Energieexperten nachgefragt. Was passiert, wenn kein russisches Störung der Erdgasversorgung. Dann muss Krankenhäuser und Stromversorgung im Lieferketten mit zum Teil höchst systemrele- Gas mehr fließt? die Energieministerin tätig werden, denn sie Rahmen des Energielenkungsfalles zuerst vanten Gütern. Das Damoklesschwert des Gasembargos regelt mittels Verordnung, wie das Gas an versorgt werden müssen. Priorisiert wird schwebt seit Beginn des Überfalls Russlands wen verteilt wird. Über geplante Lenkungs- nach dem Grad der Dringlichkeit, der Sub- Die IV setzt sich auf nationaler wie europäi- auf die Ukraine über uns. Die Eskalationsspi- maßnahmen hat sie den Energielenkungsbei- stituierbarkeit und den volkswirtschaftlichen scher Ebene dafür ein, ein Gas-Embargo zu rale dreht sich wöchentlich weiter. Sollten die rat zu informieren sowie den Hauptausschuss Auswirkungen. Verfassungsrechtlich gilt bei verhindern und hat bereits mehrmals auf die schlimmsten Befürchtungen eintreten und es des Nationalrats damit zu befassen. Beides Eingriffen in Grundrechte das Verhältnismä- dramatischen Folgen für die heimischen Indus- zu einem Gaslieferstopp kommen, verschärft kann bei Gefahr im Verzug unterbleiben bzw. ßigkeitsprinzip, gelindere Mittel müssen aus- triebetriebe aufmerksam gemacht. Das wird sie das die bereits volatile Lage enorm. nachträglich erfolgen. Der E-Control kommt geschöpft werden. Abgesehen davon hat die auch weiterhin mit vollstem Einsatz tun. wiederum in der Datenerhebung und in der Energieministerin einen weiten Spielraum. Was passiert, wenn der Gashahn Vorbereitung von möglichen Maßnahmen zugedreht wird? eine wesentliche Rolle zu. Was passiert danach? WEBTIPP Nun kommt es darauf an, ob die Gaslieferun- Neben Aufrufen an die Bevölkerung, Energie gen gedrosselt oder gar vollständig gestoppt Wie wird im Energielenkungsfall zu sparen, würden vermutlich nach wenigen Die Standpunkte und Informationen der werden. Im Worst-Case-Szenario werden die priorisiert? Wochen bereits erste Abschaltungen in Tei- IV zu aktuellen Entwicklungen rund um die Lieferungen vollständig gestoppt, somit tritt Klar ist: Haushalte (=geschützte Kunden) len der Industrie erfolgen müssen. Kurzarbeit russische Invasion in der Ukraine finden Fotos: AdobeStock der Energielenkungsfall ein – also eine un- und kritische Infrastruktur haben Vor- und eine höhere Arbeitslosigkeit wären die Sie unter: www.iv.at mittelbar drohende oder bereits eingetretene rang. Das bedeutet, dass Privathaushalte, Folge. Es käme zu zahlreichen Engpässen in 4 Mai 2022 | iv-positionen
Wirtschaftspolitik Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte: Erleichterungen für Fachkräfte-Zuzug geplant Der Begutachtungsentwurf berücksichtigt zentrale Empfehlungen der Industrie wie die Beschleunigung des Verfahrens und die Flexibilisierung beim Nachweis der Berufserfahrung. Wichtig ist nun die rasche Umsetzung. D er Krieg in der Ukraine sowie die In- für Österreich zu gewinnen. Der Blick auf Drittstaaten. Vergangenes Jahr wurden et- eine bestimmte Punktezahl erreichen. In flations- und Energiepreiskrise haben die demografische Entwicklung verdeutlicht was mehr als 3.500 RWR-Karten ausgestellt. Zukunft werden bei Mangelberufen Lehrab- aktuelle Konjunkturprognosen nach das: Die Statistik Austria prognostiziert einen schlüsse mit Universitätsabschlüssen punk- unten einbrechen lassen. Dennoch bleibt die Rückgang der Bevölkerung im Erwerbsalter Schnellere und einfachere Verfahren temäßig gleichgestellt. Es gibt gleiche Punkte Nachfrage nach Fachkräften in Österreich – zwischen 15 und 65 Jahren in den nächsten Geht es nach den Plänen der Regierung, sol- für Englisch- wie für Deutschkenntnisse, insbesondere in industriestarken Regionen 30 Jahren um 4,8 Prozent. len Fachkräfte aus Drittstaaten in Österreich wenn die Unternehmenssprache Englisch – ungebrochen hoch: Im April waren beim künftig einen deutlich einfacheren Zugang ist. Zudem wird die Berufserfahrung stärker AMS fast 129.000 offene Stellen gemeldet, Ein wichtiges Instrument ist die Rot-Weiß- zum Arbeitsmarkt bekommen. Ende April angerechnet. Für Familienangehörige soll es davon mehr als 46.000 im produzierenden Rot-Karte (RWR-Karte), die seit 2011 Fach- wurde ein entsprechender Gesetzestext zur künftig gemeinsame Verfahren geben. Sektor. Die AMS-Jobplattform „alle jobs“ kräften aus sogenannten Drittstaaten, etwa Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte in Begut- weist sogar über 250.000 Jobangebote aus. Länder außerhalb der EU, den Zugang zum achtung geschickt. Darin finden sich zentrale Aus Sicht der IV ist der Gesetzesentwurf Arbeitsmarkt ermöglicht. Allerdings kriti- Empfehlungen der Industrie, die sich dafür ein längst überfälliger Schritt in die richtige Für die Industrie ist klar: Einerseits gilt es, sierten Unternehmen in der Vergangenheit eingesetzt hat, dass Verfahren vereinfacht Richtung, um den Fachkräftemangel zu lin- sämtliche Potenziale im Inland zu heben, bürokratische Hürden und unpraktikable und schneller als bisher abgewickelt werden. dern, und stellt eine Chance für den Standort etwa durch gezielte Aus- und Weiterbildung, Regeln, weshalb sich die IV intensiv für da- Verbesserungen soll es etwa beim Punktesys- Österreich dar. Nun geht es darum, dass die Anreize, Arbeit statt Arbeitslosigkeit zu för- für eingesetzt hat, die RWR-Karte weiter- tem geben. Um die Rot-Weiß-Rot-Karte zu neue RWR-Karte möglichst rasch in Kraft dern, sowie die Ausweitung der Kinderbe- zuentwickeln und attraktiver zu gestalten. erhalten, müssen Antragsteller unterschied- treten kann. Arbeitsminister Martin Kocher treuungsangebote. Anderseits bleibt es ein Das Ziel: die Erleichterung der Anwerbung licher Berufs- und Qualifikationsgruppen sprach bei der Präsentation vom 1. Jänner Gebot der Stunde, internationale Fachkräfte qualifizierter Fach- und Schlüsselkräfte aus derzeit laut einer Liste von Voraussetzungen 2023 oder „vielleicht sogar im Herbst“. Top 10-Nationen der RWR-Karten-Besitzer 2011-2021 EINIGE GEPLANTE VERBESSERUNGEN AUF EINEN BLICK • Die Gehaltsgrenzen bei sonstigen Schlüsselkräften (einheitlich 50 Prozent der ASVG-Höchstbeitragsgrundlage) und bei Studienabsolventen (gänzlicher Entfall) Bosnien Ukraine werden überarbeitet. Serbien China • Der Antrag auf Rot-Weiß-Rot-Karte kann vom künftigen Arbeitgeber im Inland Indien Türkei gemeinsam für die Fachkraft aus dem Ausland und deren Familie gestellt werden. Russland Iran • Das Ersatzkraftverfahren bzw. die Arbeitsmarktprüfung soll zügig und bedarfsgerecht USA Kanada durchgeführt werden. • Englischkenntnisse werden aufgewertet, wenn die Unternehmenssprache Englisch ist. • Punktevergabe für Berufserfahrung erfolgt künftig pro Halbjahr (anstatt wie bisher pro Jahr). Quelle: Statistik Austria Wie die UPV-Novelle zur Chance IV-AKTION für die Umwelt werden muss Wer das Klima schützen will, Die Industrie ist für die Energiewende startklar, doch nach wie muss beim Erneuerbaren- vor blockieren Endlosverfahren den Erneuerbaren-Ausbau. Ausbau in die Gänge kommen W ährend es bei Beschlüssen für um einen Genehmigungsturbo zu zünden. W neue Klimaschutz- oder Energie- Zwar herrscht Einigkeit darüber, die Ver- er A sagt, muss auch B sagen: ziele in der Regel nicht schnell fahren künftig besser zu strukturieren, auch Für die erfolgreiche Klimawende genug gehen kann, ist die Eile beim dafür sollen technische Erleichterungen zugelassen braucht Österreich jetzt einen ra- notwendigen Ausbau erneuerbarer Ener- werden, etwa durch Online- oder Hybrid- schen Ausbau von Wasser- und Windkraft- gien oder Infrastruktur leider deutlich gerin- Verhandlungen. Doch nach wie vor gibt es werken über Photovoltaikanlagen bis Strom- ger. Das liegt keinesfalls an Industrie oder auch Vorschläge, die als Bremsklotz wirken leitungen. Denn Ökostrom wächst nicht auf Energieerzeugern. Oft bremsen nicht enden würden. So fehlen weiterhin Präzisierungen Bäumen, sondern muss hergestellt werden. wollende Genehmigungsverfahren wichtige bei den Einspruchsmöglichkeiten für NGOs Ohne die notwendige Energieinfrastruktur Projekte. So wartete das Speicherkraftwerk oder Bürgerinitiativen. Beispielsweise hat bleiben die grundsätzlich richtigen Klima- Kühtai elf Jahre auf den Startschuss. Aus der sich die Industrie dafür ausgesprochen, dass schutzziele politisches Wunschdenken. Mit Liste an Negativbeispielen sticht auch die NGOs nicht nur auf ihren örtlichen Geltungs- dieser klaren Botschaft wendete sich die In- Salzburgleitung hervor, bei der die Instanzen- bereich, sondern auch auf ihren sachlichen dustriellenvereinigung vor dem Zusammen- züge mehr als acht Jahre dauerten. Wirkungsbereich eingeschränkt werden soll- treffen des Klimarates von Bundesministerin ten. Konkret: Eine Radlobby sollte nur jene Leonore Gewessler im April in Salzburg an Abhilfe schaffen soll die Novelle der Umwelt- Projekte beanstanden dürfen, die tatsächlich die heimische Politik. Untermauert wurde verträglichkeitsprüfung (UVP), die Klimami- in Verbindung mit dem Fahrradfahren stehen. dies durch eine Verteilaktion: Umweltbe- nisterin Eleonore Gewessler bis zum Sommer wusste Fahrradfahrer erhielten einen Re- präsentieren möchte. Industrie, Wirtschaft Wie geht es weiter? Anfang Mai war unklar, genüberzug aus recycelten PET-Material für und Energiewirtschaft haben bereits zu Jah- wann ein Begutachtungsentwurf für eine ihre Sattel mit der Aufschrift „Wer das Kli- resbeginn konkrete Vorschläge auf den Tisch „UVP neu“ vorgelegt wird. Dabei drängt die ma schützen will, muss beim Erneuerbaren- gelegt, wie die Verfahren „klimafit“ gemacht Zeit: Bis 2030 soll Strom in Österreich rein Ausbau in die Gänge kommen.“ werden könnten. Dabei geht es darum, Ver- rechnerisch zu 100 Prozent aus erneuerbaren fahren effektiv zu straffen und effizienter zu Energien hergestellt werden. Um das zu errei- gestalten – und nicht darum, das Umwelt- chen, müsste die Produktion von erneuerba- schutzniveau abzusenken. rem Strom von derzeit rund 55 TWh um rund 50 Prozent gesteigert werden. Ebenso gibt es Fehlender Reformwille mit dem bestehenden Standortentwicklungs- Doch die Verhandlungen erweisen sich bis- gesetz bereits seit 2019 ein Instrument, um Fotos: Robbie Shone, AdobeStock her als zäh: Die im Frühjahr präsentierten Infrastrukturprojekte in besonderem öffentli- Ergebnisse einer Arbeitsgruppe im Klima- chem Interesse voranzutreiben. Je schneller ministerium ließen echten Reformwillen der Ausbau voran geht, desto rascher ist die vermissen. Auch die im April diskutierten Energiewende, aber auch ein Ausstieg aus Öl Maßnahmen reichen bei weitem nicht aus, und Gas aus Russland möglich. Mai 2022 | iv-positionen 5
Aktuelles Coverstory Krise(n) richtig bekämpfen Corona-Krise, Ukraine-Krieg, Lieferkettenprobleme, Inflations-Welle: Drei Groß-Krisen bedrohen Wohlstand und Zukunft. Die Industriellenvereinigung sagt, welcher wirtschaftspolitische Kurs jetzt notwendig ist, um gegenzusteuern. N ach der Corona-Krise und der strebt laut aktuellem IV-Konjunkturbaro- kalten Progression. „Gerade in der aktu- russischen Invasion in der Uk- meter die Anstellung neuer Mitarbeiter an, ellen Krisensituation wäre das nicht nur raine hat uns nun die nächste während nur jedes zwölfte Unternehmen eine Frage der Fairness für die arbeitenden Krise getroffen: Die höchste den Beschäftigtenstand nicht mehr zu halten Menschen, sondern die richtige Maßnah- Inflation seit 40 Jahren ist eine vermag (siehe Kasten). me zur richtigen Zeit, um die Kaufkraft der massive Herausforderung für Unterneh- Menschen nachhaltig zu stärken“, so IV-Ge- men. „Wir gehen aber nicht von einer Re- Richtig gegensteuern neralsekretär Neumayer. Zur Entlastung zession aus, sondern von einer stagnativen Nichtsdestotrotz liegt konjunkturell ein sehr des Faktors Arbeit müssen auch alle Poten- Entwicklung in der Industrie. Das heißt, der schwieriges Jahr vor der österreichischen ziale zur Senkung der Lohnnebenkosten industrie- und investitionsgetragene Auf- Industrie. Die Preisentwicklung bei der Ener- genutzt werden. schwung geht zu Ende“, sagt IV-Präsident gie sowie bei Rohstoffen belastet die Wett- Georg Knill. Die heimische Industrie kann bewerbsfähigkeit der Unternehmen massiv. Stopp für neue Belastungen somit heuer nicht mehr jener Konjunktur- „Wir müssen dringend gegensteuern und den Generell, so Neumayer auch mit Blick auf motor sein, wie sie es in Österreich vor allem Unternehmen Luft zum Atmen verschaffen. jüngste Steuervorschläge, brauche es ein auch in der Corona-Krise war. Im April hatte Das in Europa bestens bewährte und punkt- Stoppschild für alle Maßnahmen auf na- die IV für heuer für die Gesamtwirtschaft genaue Instrument der Strompreiskompen- tionaler und europäischer Ebene, die Un- mit 3,25 Prozent ein geringeres Wachstum sation muss nun rasch umgesetzt werden“, ternehmen in diesen schwierigen Zeiten als andere Wirtschaftsforschungsinstitute fordert IV-Präsident Knill kurzfristig treffsi- zusätzlich belasten würden. So warnt die In- und die Notenbank erwartet. Aber: Wei- chere Maßnahmen. Und zwar ohne politische dustriellenvereinigung vor Belastungen, die tere EU-Sanktionen – Stichwort Öl- oder Tauschgeschäfte, die für die Industrie neue durch neue Gesetze drohen. In Vorbereitung gar Gas-Embargo – würden die Prognose Belastungen bringen würden. ist bekanntlich das Klimaschutzgesetz, das deutlich verdüstern. Das von der EU-Kom- sogar Verfassungsrang bekommen könnte. mission Anfang Mai angestrebte Öl-Em- Neumayer konkretisiert: „Wenn eine CO2- bargo würde einen weiteren Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,25 Prozentpunkte „Die Unternehmen Reduktion um einen Prozentsatz in einem Verfassungsgesetz stünde, würden alle da- verursachen und die Inflation weiter anhei- sind schon jetzt mit gegen verstoßen, die das nicht erreichen.“ zen. Der Grund, warum die IV-Ökonomen Was in etwa damit vergleichbar wäre, wenn schon bisher vorsichtiger prognostizierten: einem massiven Ge- man eine bestimmte Höhe für das Wirt- Die angespannte Situation bei den Liefer- schaftswachstum im Gesetz festlegt und ketten wird in der IV-Berechnung stärker genwind konfrontiert. dann jeder Strafe zahlen muss, der das nicht gewichtet, und das sogenannte Recycling erreicht. Beim geplanten Energieeffizienz- der Petro-Dollars und Gas-Euros funktio- Neue Hürden oder gesetz warnt die Industrie vor möglichen niert nur eingeschränkt, denn höhere Ener- gieeinnahmen Russlands gehen nicht mehr Belastungen im Ener- Strafzahlungen von bis zu 275 Mio. Euro im Jahr für Landesenergieversorger, wenn mit höheren Lieferungen von Investitions- gütern dorthin einher. Knill: „Damit wir das giebereich würden sie ihre Kunden nicht zu mehr Energieein- sparungen bringen. „Die Unternehmen sind prognostizierte Wachstum erreichen kön- nen, darf sich die Ukraine-Krise nicht ver- Wohlstand untergra- schon jetzt mit einem massiven Gegenwind konfrontiert. Neue Hürden oder Belastungen schlimmern und schon gar kein Embargo auf ben und Arbeitsplätze im Energiebereich würden Wohlstand unter- russisches Gas kommen.“ (siehe Interview graben und Arbeitsplätze gefährden. Jetzt auf Seite 7) gefährden.“ braucht es Entlastung“, resümiert der IV- Generalsekretär. Nachfrage nach Fachkräften Christoph Neumayer bleibt hoch IV-Generalsekretär Erneuerbare ausbauen Die Industrie selbst wird nur mehr wenig Wichtig ist für die Industrie hingegen die Be- zum prognostizierten Wachstum beitragen schleunigung der Genehmigungsverfahren, können, unterstreicht IV-Generalsekretär um den Ausbau der erneuerbaren Energien Christoph Neumayer mit Blick auf die Pro- Notwendig sind im Kampf gegen die Krise voranzutreiben. IV-Präsident Georg Knill: bleme bei Lieferketten, Rohstoffmangel, zu aus Sicht der Industrie sowohl kostendämp- „Ökostrom wächst nicht auf Bäumen. Wer hohe Energiepreise und Teuerung. Die Infla- fende Entlastungspakete als auch Maßnah- das Klima schützen will, muss beim Erneuer- tion wird auch nächstes Jahr deutlich höher men zur Stärkung der Wettbewerbsfähig- baren-Ausbau in die Gänge kommen.“ ausfallen als prognostiziert, so die IV-Ex- keit der Industrie. Um die Preisstabilität zu perten. Allerdings: In Sachen Beschäftigung erhöhen, ist richtige Entlastung angesagt. Klar ist für die Industrie, dass die Krisenbe- bleibt die Industrie ein verlässlicher Stand- Die Industriellenvereinigung unterstützt kämpfung auf sicheren Grundlagen erfolgen ortpartner. Knapp jedes dritte Unternehmen daher den Vorschlag zur Abschaffung der und wirksam sein muss. „Ideologie können wir uns jetzt nicht leisten. Wir haben eine völ- lig neue Situation bei der Energieversorgung aufgrund fundamentaler geopolitischer Ent- wicklungen. Bevor wir Gesetze wie Klima- schutz- und Energieeffizienzgesetz vor- antreiben, müssen diese Auswirkungen vollständig geklärt sein. Sonst machen wir die Krise für alle nur noch größer. Und das kann sich der Standort Ös- terreich nicht leisten.“ Fotos: AdobeStock 6 Mai 2022 | iv-positionen
Coverstory Aktuelles IV-KONJUNKTURUPDATE Exorbitanter Anstieg bei Rohstoff- und Energiekosten erzwingt neue Strategie der Preisgestaltung F ür IV-Chefökonom Christian Helmen- Die Großhandelspreise sind im Durchschnitt riebetriebe, für die eine „grundlegend neue so Helmenstein, der auf einen „historischen stein markiert das Jahr 2022 eine öko- enorm stark gestiegen, die Mietpreisdynamik Strategie der Preisgestaltung“ notwendig Superlativ“ in der aktuellen IV-Konjunktur- nomische Zeitenwende, die das Resultat schlägt sich im Warenkorb angeblich sogar wird. „Über Jahrzehnte hinweg haben die umfrage hinweist: Bei der Teilkomponente von drei Groß-Krisen ist: Eine Gesundheits- deflationär nieder, die nächste Ernte in der Unternehmen übliche Kostensteigerungen der Verkaufspreise auf Sicht von drei Mona- krise im Zuge der Pandemie, eine Sicher- Ukraine bringt eine absehbare Verknappung mit Produktivitätssteigerungen weitgehend ten erwarten knapp drei Viertel der Betrie- heitskrise durch die russische Invasion in der von Getreide und Ölsaaten, und einzelne In- erfolgreich wettzumachen versucht und be, dass sie die Verkaufspreise zeitnah an- Ukraine sowie eine Inflationskrise mit Ener- dustriegüter sind nicht lieferbar, sodass für auf diese Weise ihre Preise konstant hal- heben müssen. „Der außergewöhnlich hohe giepreisen auf Rekordniveau. Vor allem letz- sie auch kein aktueller Preis erhoben werden ten können. Industriegüter wirkten als In- Wert dieses Indikators weist darauf hin, tere bereitet der Industrie große Sorge, zumal kann. Noch schlimmer käme es bei einem Lie- flationsbremse und Kaufkrafterhalter zum dass der zuletzt beobachtete Preisauftrieb die prognostizierte Teuerung von 6,8 Prozent ferstopp für russisches Erdgas. Vorteil der Konsumenten. Nun aber sind die weder ein auf wenige Warenkategorien be- für 2022 laut Helmenstein „nicht das Ende zusätzlichen Kostenbelastungen so enorm, schränktes noch ein kurzfristig vorüberge- der Fahnenstange“ sein werde. Eine weitere Dabei hat der starke Preisauftrieb schon dass die Betriebe gezwungen sind, diese in hendes Phänomen bleiben wird“, analysiert Beschleunigung erscheint wahrscheinlich: jetzt erhebliche Auswirkungen auf Indust- Form von höheren Preisen weiterzugeben“, IV-Chefökonom Helmenstein. Das IV-Konjunkturbarometer verzeichnet vor dem Hintergrund der erheblich verdüsterten Konjunk- Kostensteigerungen sind zu hoch, um sie über Produktivitätssteigerungen abzufedern. Knapp drei turaussichten eine Halbierung von 40,1 auf 19,4 Punkte. Viertel der Unternehmen rechnet mit steigenden und nur noch rund ein Viertel mit gleichbleibenden Verkaufspreisen in den nächsten drei Monaten. „WIR WARTEN AUF DEN STARTSCHUSS“ IV-Präsident Georg Knill fordert in der Energiepolitik mehr Plan und Hausverstand. INTERVIEW Welche Alternativen haben wir zu russischem Gas? „Für diese Energie- die lange Bank zu schieben. Die Industrie steht an der Startlinie und wartet auf den Die unbequeme Wahrheit ist, dass rus- krise brauchen wir Startschuss zum Erneuerbaren-Ausbau. sisches Gas derzeit alternativlos ist. Mit Sonntagsreden und Demos beheizen wir einen Masterplan.“ Was erwarten Sie sich von leider keine Schulen, beleuchten wir kei- der Klima- und Energiepolitik? ne Geschäfte und laufen keine Maschi- Einen klaren Plan und mehr Hausver- nen in Unternehmen. Ohne Gas gibt es stand. Wenn wir unabhängiger von rus- keinen Stahl und keine Autoproduktion gleichzeitig den Bau wichtiger Kraftwer- sischem Gas werden wollen, brauchen mehr. Keine Papierindustrie bedeutet ke blockiert und verzögert, macht sich wir einen Masterplan für strategische keine Verpackung für Lebensmittel und unglaubwürdig. Fakt ist: Strom kommt Energieautonomie mit konkreten und für Medikamente. Ohne Gas geht´s nicht. nicht einfach nur aus der Steckdose. Ohne realitätsnahen Maßnahmen, die in einer einen massiven Ausbau der Energieinfra- angemessenen Zeit praxisnah umsetzbar Hätte mehr Unabhängigkeit von russi- struktur in Österreich, mit Wasser-, Wind- sind. Klimaschutz, Wettbewerbsfähigkeit schem Gas nicht einen Turboeffekt für und Sonnenkraftwerken sowie Leitungen und Versorgungssicherheit müssen glei- den Klimaschutz in Österreich? bleiben die politischen Klimaziele nur ein chermaßen berücksichtigt werden. Am Das ist kein Automatismus, wie das man- Wunschdenken. Die Industrie steht zur Klimaziel des Green Deal halten wir als che suggerieren. Wer das Klima schützen Umsetzung bereit. Den angesprochenen Industrie fest – aber wir brauchen aus- will, muss beim Erneuerbaren-Ausbau Turboeffekt brauchen wir bei den Geneh- geglichene Rahmenbedingungen. Was wir in die Gänge kommen. Konkret: Wer migungsverfahren, um die notwendigen nicht brauchen, sind ideologiegetriebene von russischem Gas wegkommt und Infrastrukturprojekte nicht weiter auf Schnellschüsse. Fotos: Mai 2022 | iv-positionen 7
Innovation & Gesellschaft Ausbildungspartnerschaften als Lösung gegen den Fachkräftemangel der Zukunft Wie können gut vorbereitete Fachkräfte für den österreichischen Arbeitsmarkt gewonnen werden? Welche Hürden zu bewältigen sind, zeigte sich bei einer IV-Kooperationsveranstaltung mit IV-Mitgliedsunternehmen. D ie Industriellenvereinigung tritt seit Klar ist, dass die Umsetzung von Ausbil- Langem und unabhängig von aktuel- dungspartnerschaften kein Sprint, sondern len Migrationswellen für eine voraus- ein Marathon ist. Denn in der Praxis sind schauende und strategische Migrationspoli- zahlreiche Fragen zu klären, wie die Praxis- tik ein. Gemeinsam mit dem International erfahrungen zeigen, die zuletzt bei einer Centre for Migration Policy Development IV-Kooperationsveranstaltung und einem wurde bereits 2018 ein Vorschlag erarbei- IV-Webinar für Mitgliedsunternehmen tet, wie eine umfassende Migrationsstrate- präsentiert wurden. gie aussehen könnte. Ein darin enthaltener Vorschlag beschreibt den „Aufbau von Aus- Welches Modell von Ausbildungspartner- bildungspartnerschaften mit neuen Partner- on Migration and Asylum oder das öster- die Möglichkeit, den Mangel an qualifi- schaften soll umgesetzt werden – eines, ländern“. Diese Idee entwickelte die IV ver- reichische Büro des European Migration zierten Arbeitskräften sowohl in den Ent- das auf langfristige Zuwanderung abzielt gangenes Jahr in einer Projektpartnerschaft Networks (EMN) mit einer internationalen sende- als auch in den Zielländern von oder ein „zirkuläres“? Wie kann man der mit einzelnen IV-Mitgliedsunternehmen, der Vergleichsstudie. Aktuell gibt es mehrere Migranten zu beheben. Die Idee ist einfach: generellen Zuwanderungsskepsis begeg- WU Wien und der Wirtschaftskammer zu europäische Pilotprojekte und Initiativen. Noch bevor es zur Migration kommt, kann nen? Welchen Beitrag können Unterneh- einem Konzeptpapier weiter. das Zielland – unter starker Einbeziehung men leisten und welche Unterstützung Win-win-Situation für Herkunfts- des Privatsektors – die für den eigenen brauchen sie dabei? Eine gut geplante Dabei agiert die Industrie keinesfalls im und Zielland Arbeitsmarkt benötigten Kompetenzen der und gestaltete Migration in den österrei- luftleeren Raum. Weitere Organisationen Worum geht es? Ausbildungspartnerschaf- Zuwandernden wesentlich beeinflussen. Im chischen Arbeitsmarkt fördert Wohlstand, oder Institutionen verfolgen ähnliche Kon- ten oder ähnliche Konzepte (Globale Qualifi- Gegenzug erhält das Herkunftsland Aus- Innovationskraft und Zukunftsfähigkeit zepte, beispielsweise die EU-Kommission kationspartnerschaften, Talentpartnerschaf- landsinvestitionen, Technologietransfer und unseres Landes. Dies wird auch weiterhin mit den „Talent Partnerships“ im New Pact ten, Mobilitätspartnerschaften etc.) bieten auch qualifizierte Arbeitskräfte. die klare Botschaft der IV sein. Gaia-X-Hub Austria stärkt Anbindung an europäische Dateninitiative IV-AKTUELL Neben dem Erfahrungs- und Kompetenzaustausch geht es nun um die Stärkung der Anschlussfähigkeit österreichischer Unternehmen an Gaia-X. O b personalisierte Werbung, in- Die im Jahr 2020 ins Leben gerufene Initia- Industriellenvereinigung und weiterer telligente Prozess- und Produkt- tive zielt darauf ab, ein offenes, dezentrales Stakeholder – gelungen ist, den Gaia-X optimierung oder servicebasierte Datenökosystem zu etablieren, das auf ge- Hub Austria zu etablieren. Als dessen Ko- Geschäftsmodelle – die Nutzung großer meinsamen europäischen Standards und ordinierungsstelle wurde das AIT Austri- Datenmengen ist für all diese Zwecke ent- Werten basiert. Datenräume in verschie- an Institute of Technology festgelegt. Die scheidend. Daten sind schon heute eine denen Domänen sollen Unternehmen und Ziele des Hubs sind der Erfahrungs- und Schlüsselressource unserer digitalisierten Personen ermöglichen, Daten sicher und Kompetenzaustausch sowie die Stärkung Welt und bieten erhebliche Wertschöp- vertrauensvoll auszutauschen. Beteiligte der Anschlussfähigkeit österreichischer fungspotenziale. Dieser Trend wird sich entscheiden dabei, was mit ihren Daten Unternehmen an Gaia-X. Damit soll der noch verstärken. Das globale Datenvolumen passiert sowie wo sie gespeichert werden Einstieg in Datenräume erleichtert wer- soll laut EU-Datenstrategie von 33 Zettaby- und behalten stets die Datenhoheit. den, mit ersten Clustern rund um die tes (Milliarden Terabytes) im Jahr 2018 auf Themenfelder Energie, Mobilität und 175 Zettabytes im Jahr 2025 anwachsen. KONTAKT Aus Sicht der IV ist es erfreulich, dass es Produktion. Besonderes Augenmerk liegt Für weitere Informationen und eine mög- Einen großen Anteil an diesen Daten halten im März 2022 auf Initiative des Digitali- darauf, die Beteiligung von möglichst vie- liche Beteiligung kontaktieren Sie bitte: aktuell amerikanische und asiatische Tech- sierungsministeriums und des Energie- len Stakeholdern aus Wirtschaft, Wissen- info@gaia-x.at Giganten – und genau hier setzt Gaia-X an. ministeriums – unter Beteiligung der schaft und Verwaltung sicherzustellen. Immer mehr MINT-Schulen in Österreich Österreichischer Gründerpreis Bereits 449 Schulen und Kindergärten führen die Auszeichnung MINT-Gütesiegel. Am 8. Juni werden „neue“ MINT-Bildungseinrichtungen bei der MINT-Gala prämiert. PHÖNIX 2021 verliehen Im April wurden die besten Start-ups, Spin-offs, Prototypes und Female Entrepreneurs ausgezeichnet. 74 Prozent der Unternehmen in Informatik, Naturwissenschaften und Tech- Österreich haben Personalpro- nik. An der bereits 6. Ausschreibungsrunde bleme bei IT-Spezialisten, wäh- für das MINT-Qualitätszertifikat haben sich rend der EU-Schnitt bei 55 Prozent liegt. österreichweit mehr als 170 Kindergärten Um den Mangel an Innovationsnachwuchs und Schulen beteiligt. Darunter befinden sich zu bekämpfen und der Wissenschaftsfeind- mehr als 100 Bildungseinrichtungen, die sich D lichkeit entgegenzutreten, hat die Indus- unter gehobenen Anforderungen einer Re- er Wissens- und Technologietrans- außeruniversitären Forschungseinrichtun- triellenvereinigung gemeinsam mit dem zertifizierung stellen. fer zwischen Wissenschaft und gen zur österreichischen Innovationsland- Bildungsministerium, der Wissensfabrik Wirtschaft bildet die Basis für Inno- schaft. Mit der FTI-Strategie 2030 möchte Österreich und der PH Wien die Initiative Nach Prüfung durch eine Fachjury wird die vationen und stärkt damit nachhaltig den Österreich einer der Innovation Leader der „MINT-Gütesiegel“ ins Leben gerufen. Dies Auszeichnung am 8. Juni bei der „MINT-Gala“ Wirtschaftsstandort Österreich. Der Grün- EU werden. Zwei wichtige Maßnahmen zur ist ein bundesweit gültiges Qualifikationszer- im Haus der Industrie durch Bildungsminister derpreis PHÖNIX holt innovative Start-ups Erreichung dieses Ziels sind die Förderung tifikat für innovatives Lernen in Mathematik, Martin Polaschek und IV-Präsident Georg und Forschungseinrichtungen vor den Vor- von Entrepreneurship und die Forcierung des Knill an erstmalig ausgezeichnete MINT-Kin- hang. Im April wurden die besten Start-ups, strategischen Dialogs zwischen Wissenschaft dergärten und MINT-Schulen vergeben. Re- Spin-offs, Prototypes und Female Entre- und Wirtschaft. Dabei ist es essenziell, dass zertifizierte Bildungseinrichtungen erhalten preneurs von Wirtschaftsministerin Marga- Forschungseinrichtungen in der Zusammen- ihre MINT-Gütesiegel bei den Festveranstal- rete Schramböck und Wissenschaftsminister arbeit mit Start-ups und etablierten Unter- tungen der IV-Landesgruppen und Bildungs- Martin Polaschek ausgezeichnet. Der Preis nehmen rascher Innovationen in marktfähige Fotos: AdobeStock, Anna Rauchenberger, MINTschule.at direktionen. Derzeit sind 449 Bildungsein- wird von Austria Wirtschaftsservice GmbH und skalierbare Produkte und Dienstleistun- richtungen in ganz Österreich berechtigt, die (aws) im Auftrag des Wirtschaftsministeriums gen umwandeln und somit zur technologi- begehrte Auszeichnung zu führen. sowie des Bildungsministeriums organisiert schen Souveränität beitragen. und in Kooperation mit der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) und WEBTIPP WEBTIPP der Industriellenvereinigung umgesetzt. Prä- Weitere Informationen finden Sie unter: Weitere Informationen finden Sie unter: sident Georg Knill betonte den Beitrag von www.mintschule.at www.gruenderpreis-phoenix.at Start-ups und Spin-offs aus Universitäten und 8 Mai 2022 | iv-positionen
Junge Industrie/gruppe 1031 Digitale Fähigkeiten als Schlüssel zum erfolgreichen Business Digitalisierung kann nur durch digitale Kompetenz der breiten Bevölkerung aktiv und positiv gestaltet und als Wettbewerbsvorteil in Österreich genützt werden, meint gruppe1031-Vizepräsidentin Sophie Ryba. Verwaltung benötigt. Ziel muss es sein, das digitale Know-how dadurch anzuheben, GRUPPE 1031 Digitalisierungsprozesse zu beschleunigen Netzwerk junger Unternehmer und Führungskräfte und die Attraktivität unseres Landes für Talente zu steigern. Den baltischen und skandinavischen Staaten ist dies eindrucks- Empfehlungen der Auf der Suche voll gelungen. gruppe1031 für nach Agilität Die Förderung digitaler Weiterbildung im Unternehmen soll dazu führen, „Entre- digitale Bildung Politik kann keine Krisen verhindern, in den nächsten preneurship“ der Mitarbeiter zu steigern, sie kann sie jedoch abfedern – mit um neue Strukturen und Veränderung Schnelligkeit. besser anzunehmen, sowie Transformati- ons- und Innovationsaktivitäten von innen drei Jahren Seit Beginn der Coronakrise hatten wir voranzutreiben. Der entsprechende Zeit- stets ein Ziel vor Augen: „zurück zur aufwand von Weiterbildungsmaßnahmen • Die Industrie muss ihre Vorreiterrolle im Normalität“. Rückblickend eine Normali- ist gerechtfertigt, da die neu erworbenen Spitzenfeld der digitalen Aus- und Wei- tät, in der wir damals schon auf wichtige Kompetenzen bereits mittelfristig zur terbildung behaupten. Reformschritte gewartet haben. Zum Bei- unternehmerischen Weiterentwicklung • Digitale Fähigkeiten müssen ein we- spiel in den Bereichen Pensionen, Steuern und Effizienz beitragen. sentlicher Bestandteil der unternehme- oder Kapitalmarkt. E s geht nicht um die Fähigkeit zu pro- rischen Tätigkeit und Förderung aller grammieren, sondern um ein me- Der Staat muss im Zusammenhang mit Mitarbeiter sein – nicht nur jener, die Zweieinhalb Jahre später sind wir zusätzlich thodisches und basistechnisches digitalen Projekten eine Vorreiterrolle IT-Services entwickeln. mit Herausforderungen konfrontiert, die da- Verständnis der wesentlichen digitalen übernehmen, um Experten und Innovato- • Förderungen für Unternehmen, die in mals undenkbar waren. Lieferketten stehen Plattformen z.B. in den Bereichen Connec- ren anzuziehen. Hierzu zählt der Aufbau digitales Know-how investieren, müssen teilweise nur noch auf fragilen Beinen, Euro- tivity, Kommunikation, Automatisierung, zentraler Plattformen – z.B. im Bereich ausgebaut werden. pas Vulnerabilität wurde in vielen Bereichen Künstliche Intelligenz oder Robotik. Diese Authentifizierung oder Vernetzung mit • Die Kapazitäten für digitale Innovation in – von Energie bis Produktion – schmerz- Plattformen und die dafür notwendigen öffentlichen Stellen – sowie digitaler In- Staat und Verwaltung (z.B. Bundesrechen- haft offenbart und die Preisentwicklung von Skills stellen den Schlüssel zu jedem erfolg- frastruktur, wie z.B. 5G, GAIA-X und im zentrum) müssen aufgestockt werden. Rohstoffen und Energie belastet gleicher- reichen Business dar. Bereich Cybersecurity. Entsprechende maßen Industrie und Bevölkerung. Experten sollen die Herausforderungen Um im internationalen digitalen Wett- der Unternehmen sowie der Bevölkerung WEBTIPP Ein einzelner Staat bzw. dessen Politik bewerb mitzuspielen, wird ein stärkerer in konkrete Lösungen und Services über- Weitere Informationen finden Sie unter: kann solche Strukturwandel nicht verhin- Schulterschluss zwischen Bildungsein- leiten und die Realisierung steuern. Nur so www.gruppe1031.at dern. Was Politik jedoch kann, vielmehr tun richtungen ab der Primarstufe, Unterneh- können Veränderungen in den Strukturen muss, ist rasch auf sich ändernde Verhält- men aller Branchen und der öffentlichen aktiv und positiv gestaltet werden. nisse reagieren und diese abfedern bzw. mit den richtigen Reformen gegensteuern. Das Schlüsselwort ist vor allem Schnelligkeit. Technik Kinderleicht: JI-Familien stellten Während das fehlende Tempo bei großen Reformen bereits vor Corona unsere Wett- technische Fähigkeiten unter Beweis bewerbsfähigkeit belastet hat, lassen die aktuellen Entwicklungen keinen Spielraum mehr für langsames Handeln. Dabei gibt es „Quick wins“, die rasche Entlastung bringen T echnik Kinderleicht ist eine der erfolg- miteinbezogen. Um einige dieser Experi- und leicht umgesetzt werden können. reichsten Initiativen der Jungen Indus- mente aus nächster Nähe zu bestaunen und trie. Gemeinsam mit dem Technischen selbst auszuprobieren, besuchten Mitglieder Der Finanzminister hat dankenswerterwei- Museum Wien bietet dieses Programm Kin- der JI-Wien gemeinsam mit ihren Kindern se jüngst durch solche Ideen aufhorchen dergarten- sowie Volksschulpädagoginnen das Technische Museum Wien. Nachdem die lassen, besonders mit der Abschaffung der und -pädagogen Weiterbildungsmöglichkei- „JI-Familien“ im Zuge einer Führung histori- kalten Progression. Ein richtiger Schritt in ten in den Bereichen Naturwissenschaft und sche Objekte gepaart mit modernen Tech- die richtige Richtung, um die arbeitende Technik. Mit diesem neu erlangten Wissen nologien bestaunen konnten, gab es danach Bevölkerung zu entlasten und die Kauf- können Experimente leicht im Kindergar- für den „JI-Nachwuchs“ die Möglichkeit, sei- kraft wieder zu stärken. Gerade jetzt wäre ten und in der Volksschule durchgeführt ne technischen Fähigkeiten unter Beweis zu aber auch die überfällige Senkung der werden, um so Kindern ab dem dritten Le- stellen. So wurden unter anderem Ballons Lohnnebenkosten als Entlastung des Fak- bensjahr MINT-Themen näher zu bringen. und Teebeutel steigen gelassen, Schiffe und tor Arbeit entscheidend. Darüber hinaus werden auch Aspekte wie Bürstenroboter gebaut sowie eigens zusam- Problemlösungskompetenz, Erkennen von mengestellte Miniatur-Hubschrauber und Man soll bekanntlich nicht zu oft in die Ver- Zusammenhängen und Sprachförderung -Flugzeuge durch das Museum geflogen. gangenheit blicken. Aber hätten wir unse- re Hausaufgaben vor zweieinhalb Jahren IMPRESSUM schneller umgesetzt, würden wir uns jetzt leichter tun. Zumindest lernen könnten wir daraus. Für eine neue – und hoffentlich et- Herausgeber, Medieninhaber und Redaktion: Vereinigung der Österreichischen Industrie (Industriellenvereinigung), Schwarzenbergplatz 4, 1031 Wien, Tel.: 01/711 35-2308, E-Mail: positionen@iv.at, was agilere – „Normalität“. Homepage: www.iv.at, ZVR: 806801248, LIVR-N.: 00160, EU-Transparenzregister Nr.: 89093924456-06, Vereinszweck gemäß § 2 Statuten: Die Industriellenvereinigung (IV) bezweckt, in Österreich tätige industrielle und im Zusammenhang mit der Industrie stehende Unternehmen sowie deren Eigentümer, Organmitglieder und Führungskräfte in freier und demokratischer Form zusammenzufassen; ihre Interessen besonders in beruflicher, betrieblicher und wirtschaftlicher Hinsicht auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene zu vertreten und wahrzunehmen, industrielle Entwicklungen zu fördern, Rahmenbedingungen für Bestand und Entscheidungsfreiheit des Unternehmertums zu sichern und Verständnis für Fragen der Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung zu verbreiten. Chefredaktion: Stefan Tilsner, Marlena Mayer. Lektorat: Barbara Oberrauter-Zabransky. Verantwortlich für den Inhalt: Christian Zoll, Joachim Haindl-Grutsch, Johannes Höhrhan, Eugen Stark, Claudia Mischensky, Gernot Pagger, Ingrid Puschautz-Meidl, Michaela Roither, Irene Schulte. Für den Inhalt der letzten drei Seiten zeichnet die jeweilige Landesgruppe verantwortlich. Herzlichst Euer Grafikdesign: des21 | Matthias Penz Druck: BULU - Buchdruckerei Lustenau GmbH, 6890 Lustenau. Erscheinungsort: Wien. Offenlegung nach § 25 des Mediengesetzes: iv-positionen erscheint 10x jährlich in einer Auflage von 8.300. Unternehmensgegenstand: Information zu industrie- und gesellschaftspolitischen Themen für Mitglieder der Industriellenvereinigung und Meinungsträger in Österreich. Siehe auch unter www.iv.at Fotos (Cover bzw. Coverstory): AdobeStock Fotos: JI/Prant Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird auf geschlechtsspezifische Endungen verzichtet. Matthias Unger, Die verwendeten Bezeichnungen beziehen sich auf alle Geschlechter gleichermaßen. Bundesvorsitzender der Jungen Industrie Mai 2022 | iv-positionen 9
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