Österreichisches Forschungszentrum Seibersdorf GesmbH - OEFZS BER. No. 4216

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OEFZS BER. No. 4216                    AV-11/83                     APRIL 1983

         Österreichisches
         Forschungszentrum Seibersdorf
         GesmbH

                      Die Meeresversenkung radioaktiver Abfälle
                      Teil 3: Versenkungspraxis und Radioökologie

                      Peter Krejsa
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                                             P. 0. Box 100
                                             A-1400, Vienna, Austria
ÖFZS Ber. No. 4216              AV- 1|/83                April 1983

             DIE MEERESVERSENKUNG RADIOAKTIVER ABFÄLLE
                              Teil 3
               Versenkungspraxis und Radioökologie

                             Peter KREJSA

                            Österreichisches
                      Forschungszentrum Seibersdorf
                                Ges.m.b.H.
                      Lenaugasse lo     A-lo82 Wien
                     HAUPTABTEILUNG ABFALLVERARBEITUNG
                      Forschungszentrum Seibersdorf
ZUSAMMENFASSUNG

Die Festlegung der zulässigen Versenkungsraten von radioaktiven Abfällen
in die Tiefsee erfordert die Erstellung und Verifizierung entsprechender
Modelle, um sicherzustellen, daß die daraus resultierende Dosisbelastung
keine unzulässigen Werte annimmt. Die zur Verfügung stehenden Untersuchungs-
ergebnisse zeigen, daß die derzeitige Versenkungspraxis zu derartigen Be-
fürchtungen keinen Anlaß geben kann. Die Versuche und Modellentwicklungen
zeigen aber auch, daß es unwahrscheinlich ist, daß die in die Verteilungs-
prozesse involvierten Vorgänge jeweils durch einfache Modelle dargestellt
und vorausberechnet werden können. Die Vorgänge sind überaus komplexer
Natur, beträchtliche Variationsbreiten für die einzelnen Parameter liegen
vor und es ist bereits aus einfachen horizontalen Geschwindigkeitsprofilen
zu erkennen, daß eine exakte mathematische Beschreibung des Vorganges nicht
leicht möglich ist. Diesen Geschwindigkeitsverteilungen sind aber noch eine
Reihe anderer überlagert, die eine mikroskopische Betrachtungsweise für den
Zweck einer Synthese unhandhabbar gestalten.

Alle Versuche aber, die bisher durchgeführt wurden, zeigen eindeutig, daß das
Auslangen mit begrenzenden makroskopischen Betrachtungen gefunden werden kann.
Trotz aller Variationen, die etwa bei den Geschwindigkeits- und Richtungsver-
teilungen im mikroskopischen Bereich auftreten, sind keine großen Variationen
im makroskopischen Bereich zu finden.

Die Methode der Meeresversenkung beruht auf der Verteilung der Radionuklide
im großen Verdünnungsvolumen der Weltmeere. Es ist dabei nicht so sehr von
Belang, wie diese Verdünnung im einzelnen zustande kommt und ob dieser Vor-
gang mit allen jahreszeitlichen Schwankungen exakt beschrieben werden kann.
Die unterschiedlichen Resultate verschiedener Modelle, die in der Darstellung
einer Bandbreite resultieren, können durch entsprechend pessimistische An-
nahmen soweit reguliert werden, daß die Auslegungen stets auf der sicheren
Seite liegen. Dasselbe gilt auch für andere Effekte wie z.B. die Löslichkeit
von Radionukliden gemäß ihren unterschiedlichen Wertigkeitsstufen und dem
Milieu in dem sie sich befinden. Auch hier kann durch entsprechende Grenz-
wertbetrachtungen einmal die Gesamtmenge adsorbiert an Sedimente und ein-
mal vollständig in Lösung betrachtet werden. Die Realität muß irgendwo
II

dazwischen liegen. Es ist aber nicht notwendig den tatsächlichen Zustand,
der von sehr vielen Faktoren abhängt, zu kennen, wenn sichergestellt ist,
daß die Grenzwerte zu keinen unzulässigen Belastungen führen.

Vom Standpunkt der Toxizität ist die Zuführung von radioaktiven Abfällen
in dem Ausmaß, in dem dies im Rahmen der NEA Versenkungsoperation erfolgt,
zweifellos ohne Bedeutung, da die jährlich zugeführte Menge etwa dieselbe
Toxizität aufweist, wie die von in der Natur vorkommenden Radionukliden,
die pro Jahr von einem Fluß ins Meer transportiert werden.

Im Anhang werden die Argumente und Unterlagen diskutiert, die von Green-
peace für die Studie zur Verfügung gestellt wurden. Es zeigt sich, daß
alle Argumente bei den bisherigen Auslegungsrechnungen von vornherein be-
rücksichtigt wurden.
Ill

ABSTRACT

Sea dumping of low level radioactive waste is a disposal method practised
by a number of states, controlled by OECD/NEA. It makes use of the capa-
city of the oceans to dilute the radionuclides to levels acceptable con-
cerning resulting doseburdens. For the determination of release rates some
oceanographic model have been developed, describing the physical behaviour
of the released radionuclides. It is not to be assumed that a complete
mathematical description of the involved processes can be made. Too many
parameters are dependend and varying as there is the chemical behaviour
of different valence states, complexing agents, distribution patterns etc.
But it can be seen that the existing description methods allow the adäquate
modelling of the short and the long term behaviour of the radionuclides.
The use of pessimistic assumptions for distribution and reconcentration
is sufficient to consider uncertainties of the model.

Therefore the arguments of Greenpeace, kindly submitted by this organisation
for this study, show no open question, which has not been considered on the
sea dumping procedures under surveillance of the OECD/NEA.
IV

INHALTSVERZEICHNIS
                                                               Teil 1
I.           Einführung                                            X
1.           Die Ozeane                                            X
1.1.         Wasserbewegungen                                      X
1.1.1.       Oberflächenströmungen                                 X
1.1.2.       Wasserbewegungen unter der Oberfläche                 X

2.           Physikalische und chemische Parameter des
             marinen Milieus
2.1.         Temperatur                                            X
2.2.         Spezifisches Gewicht und hydrostatischer Druck        X
2.3.         Beleuchtung                                           X
2.4.         Zusammensetzung des Meerwassers                       X
2.4.1.       Salzgehalt                                            X
2.4.2.       Gelöste Gase                                          X
2.4.2.1.     Sauerstoff                                            X
2.4.2.2.     Kohlendioxid                                          X
2.4.2.3.     Stickstoff                                            X
2.4.3.       Spurenelemente                                        X
2.4.3.1.     Nitrat und Phosphat                                   X
2.4.3.2.     Silikat                                               X
2.4.3.3.     Eisen und Mangan                                      X
2.4.4.       Gelöstes organisches Material                         X

3.           Biologische Aspekte des marinen Milieus               X

3.1.         Klassifikationsschema der marinen Umwelt              X
                                                                   X
3.2.         Die organische Produktion
3.2.1.       Der organische Stoffkreislauf                         X
3.2.2.       Die Größe der organischen Produktion                  X
3.2.3.       Produktionsbeeinflussende Faktoren                    X
3.2.3.1.     Licht                                                 X

3.2.3.2.     Temperatur                                            x-
3.2.3.3.     Nährstoffe                                            X
3.2.3.4.     Die Aufzehrungsrate                                   X
3.2.3.5.     Der Jahreszeitenwechsel im Meer                       X
V

                                                                   Teil 1. i

                                                                           x
3.2.4.        Tägliche Schwankungen der Lebenszonen
                                                                           x
3.2.5.        Anpassungen an das Leben in der Tiefsee
                                                                           x
3.2.6.        Einfluß von Strömungen

                                                                           x
4.            Der Meeresboden
                                                                           x
4.1.          Das Substrat
                                                                           x
4.1.1.        Terrigene Sedimente
                                                                           x
4.1.2.        Pelagische Sedimente                                     _
                                                                           x
4.1.2.1.      Kalkschlämme
                                                                           x
4.1.2.2.      Kieselschlämme
                                                                           x
4.2.          Benthische Populationen
                                                                           x
4.2.1.        Nahrungszufuhr benthischer Organismen

                                                                               x
5.            Das Verhalten von Radionukliden im Meerwasser und
              marinen Organismen
5.1.          Verteilungsmodelle von Radionukliden im Meerwasser               x

5.1.1.        Physikalischer Transport innerhalb der Wassersäule               x

5.1.1.1.      Das Modell von Webb und Morley          '                        x

5.1.1.2.      Das Sheperd Modell                                               x

5..1.1.2.1.   Ein einfaches Modell eines endlichen, zirkulierenden             x
              Ozeans
                                                                               x
5.1.1.2.2.    Anwendungen des Modells und Beschreibung der Ergebnisse
                                                                               x
5.1.1.2.3.    Vertikale Isolierung
                                                                               x
5.1.1.2.4.    Tiefe konvektive Mischung
                                                                               x
5.1.1.2.5.    Die Grenzen der Anwendbarkeit
                                                                               x
5.1.1.3.      Weitere Modelle
                                                                               x
5.2.          Chemische Einflüsse auf das Verhalten der Radionuklide
                                                                               x
5.2.1.        Organisch gebundene Spurenelemente
                                                                               x
5.2.2.        Einzelne Radionuklidgruppen
                                                                               x
5.2.2.1.      Spaltprodukte
                                                                               x
5.2.2.2.      Transurane
                                                                               x
5.3.          Das Verhalten von Radionukliden in marinen Organismen
5.3.1.        Tritium                                                          x
                                                                               x
5.3.2.        Aktivierungs- und Spaltprodukte             "
5.3.3.        Transurane                                                       x
VI

                                                          Teil   1 2       3
6.      Das Verhalten von Behältern bei den Versenkungs-               x
        Operationen
6.1.    Auslegung und Verhalten von Behältern                      x
6.2.    Allgemeine Anforderungen an die Behälter für die               x
        Meeresversenkung;
6.3.    Abgabe von Aktivität aus den Behältern                         x
6.4.    Erfahrungen früherer Versenkungen                              x
6.5.    Verhalten der Behälter während des Absinkens                   x
6.6.    Verhalten der Behälter am Meeresboden                          x
6.7.    Versuch mit Behältern                                          x

7.      Charakterisierung des Abfalls                                  x
7.1.    Art des Abfalls                                                x
7.2.    Radionuklide im Abfall                                         x

8.      Charakterisierung des Versenkungsgabietes                      x
8.1.    Wahl des Versenkungsgebietes                                   x
8.2.    Das Versenkungsgebiet                                          x
8.3.    Vorhandene Wasserschichten                                     x
8.4.    Physikalischer Wassertransport                                 x
8.5.    Biologie                                                       x
8.6.    Tektonische Aktivität                                          x
8.7.    Unterseekabel                                "                 x
8.8.    Mögliche Meeresboden Ressourcen                                x
8.9.    Verkehrsdichte                                                 x

9.      Die Wirkung von Sedimenten                        .            x
9.1.    Die Sedimentationsgeschwindigkeiten                            x
9.2.    Transportmechanismen die zu weitreichender                     x
        Kontamination führen können
9.3.    Kontamination mit TRU-Elementen                                x

10.     Versenkungspraxis                                                  x
lo.l.   Die gegenwärtige Praxis                                            x
VII

                                                          Teil 1. 2_ 3_

11.       Künstliche und natürliche Radioaktivität in der            x
          marinen Umwelt
11. 1.    Das Inventar an Fallout Radionukliden                      x

11. 2.    Das Aktivitätsinventar von Meeren                          x

12.       Radioökologie, Nahrungsketten                              x
12. 1.    Langsames Wachstum und geringe Reproduktionsraten          x
12. 2.    Bioturbation                                               x
12. 3.    Vertikale Wanderung in der Tiefsee                         x
12. 4.    Mögliche Kurzschlüsse zur menschlichen Versorgungs-         x
          kette
12. 5.    Biologie der Tiefsee                                        x
12. 6.    Fischerei                           .                       x
12. 7.    Nahrungsketten in existierenden Fischereien                 x
12. 8.    Ermittlung der Nahrungskette                               x-
12. 8.1   Nahmngsketten, die die Aufnahme von Nahrung aus dem         x
          Meer beinhalten
12.8.2.   Nahrungsketten, die die Exposition von Menschen berück-     x
          sichtigen, die an Küsten leben
12.8.3.   Gemischte Nahrungsketten                                    x
12.9.     Abgaberatengrenzen                                          x
10.lo.    Lokale Konzentrationen in Sedimenten                        x
12.11.    Dosisbelastung mariner Organismen                           x

ANHANG     Unterlagen und Diskussion der Argumente von                x
           Greenpeace gegen die Meeresversenkung
- Ill -

lo. VERSENKUNGSPRAXIS

1946 begannen die USA mit LLW Versenkungsoperationen unter der AEC als
Genehmigungsbehörde. Die US-Versenkungsstellen waren im Atlantik (2.800 m)
(gegenüber Maryland-Delaware Küste) und im Pazifik (9oo und 1.7oo in),
(San Franzisko, nahe Farallon Inseln)•gelegen. Der Großteil der Versenkun-
gen wurde zwischen 1946 und 1962 durchgeführt, danach erfolgte die Land-
vergrabung (Shallow-ground-burial). Die genannten drei Stellen wurden mit
dem Großteil an Aktivität beaufschlagt. Mehr als 9o % der Fässer und 95 Z
der Aktivität wurden dort abgesenkt (55 Gallonen Fässer mit Beton und ande-
ren Matrixmaterialien).

Die Versenkungstelle im Pazifik wurde 1957 und 196o, die im Atlantik 1961
untersucht. Es wurden über 11.000 Unterwasseraufnahmen gemacht. Von 1961 -
1974 wurden weitere Untersuchungen durchgeführt. Mit den U-Booten konnten
Abfallbehälter lokalisiert und identifiziert werden. Durchgeführte radio-
logische Untersuchungen zeigen niedrige Dosen von Pu'238, Pu 239, Pu 24o
und Cs-137. /~11 7

Tab. 1     VerSenkungspraxi s US   LllJ
Stelle •   Tiefe   Entf.v.    Betriebs-         Anzahl v,        Geschätzte
                                 zeit        55 Gall.Fässern   Aktivität (Ci)
Atlantik   2.8oo        19o    1951 - 1956       14.3oo        41.4oo (ohne Druck-
                                                               behälter des Sea-
                                                               woolf mit 33.0OO Ci)
Atlantik   3.8oo        32o    1957 - 1959       14.5oo             2.loo
Pazifik
Stelle A     9oo          60   1951 - 1953        3.5oo             l.loo
Stelle B   1.7oo          77   1946 - 195o       44.000             13.4oo
                               1954 - 1965
- 112 -

Tab.2             B e r i c h t e t e Meeresversenkungen
Table 2-1
Summary of Reported Sea Dumping of Radioactive Waste                                         /~26 7
                                                                                               Activity
Cauntryi                                     Number of Containers                              Dumped
Organization                  Period          or Tonnes Dumped*                                [Curies)
                                                  Containers
United States          -_   1946-1960                 76.201                                    93,690
                               1961                    4,087                                       275
                               1962                    6,120°                                      473
                               1963                      129                                         9
                               1964                      114                                        20
                               1965                       24                                         5
                               1966                       43                                       105
                               1967                       12                                        62
                               1963                        0                                       . 0
                               1969                       26°                                       26
                               1970                        2                                         3
Total                       1946-1970                 86.758                                    94,673

United Kingdom              1951-1966                                                           45,000
NEA                         1967-1976                 113,870                                  293,380
                                                                             Alpha              Beta-
                                                                        .   Actinides          Gamma
                                                       Tonnes               (Curies)           (Curies)
                               1967                    10,340                 250                7,600
                               1969                     9,130                 500               22.000
                               1971                     3,970                 630               11,200
                               1972                     4,130                 680               21.600
                               1973                     4,350                 740               12.600
                               1974                     2,270                 420              100.000
                               1975                     4,460                 780               60,500
                               1976                     6,670                 880               53.500
Total                                                  45.370               4,380              239,000
Source: IAEA, 1977,
J
    A reference container is a 200-liter drum.
 Between 1950 and 1962. 52,011 containers were dumped in the Pacific 114,550 curies)
and 33,923 in the Atlantic 179,443 curies).
C
 8c[ween 1963 and 1969. 276 containers were ciumpcd in ihe Pacific 1185 curies) and 185
in the Atlantic (40 curies).

Tab.3           Teilnehmende NEA Staaten
Table 2-2
                                                                                         / 26 /
 Participating NEA Countries

    Country                   1967      1969     1971     1972   1973       /97-f       1975     1976
    3oleium                    X         X        X        X      X                     X         X
    France                     X         X
    Federal Republic
       of Germany              X
    Italy                                X
    Netherlands                X                  X         X       X         X          X         X
    Sweden                               X
    Switzerland                          X        X         X                 X          X         X
    United Kingdom             X         X        X         X       X         X          X         X

    sourres:   Working Paper IAEA. Advisory Group Meeting, Vienna. March 19"
- 113 -

lo.l. Die gegenwärtige Praxis

Aufgrund der provisorischen Definicion und Empfehlung der IAEA von 1974,
basierend auf der Londoner Konvention wurde festgelegt, daß HLW für die
Versenkung ungeeignet ist, wenn die folgenden Werte überschritten werden.

   - lo Ci/t für a aktive Abfälle bei T 1j0 > 5o a
                   226                                 -1
     (im Falle von    Ra dürfen nicht mehr als loo Ci a   an einer Stelle
     versenkt werden)
       1                                                               2
   - lo Ci/t für S/y (ohne H- 3), die Grenze für Sr 9o zu Cs 137 ist lo Ci/t
   - lo6 Ci/t für H-3

Die Definition beruht auf der Annahme einer oberen Grenze für die Versen-
kung von loo.ooo t a       und ist über ein Gewicht von nicht mehr als loo t
zu mittein. Bisher wurden die zulässigen Versenkungsraten in folgendem Aus-
maß ausgeschöpft:

                           o,l Z für a aktiv
                           o,l Z für S/Y aktiv
                           lo"4 für H 3

Zweimal wurden bisher lo % der oberen Grenze für das Gesamtgewicht an Ver-
senkungsmenge erreicht. / 14 /

Tab.4                                      _
Versenkte Abfälle zwischen 1967 - 1979 / 2 /

Jahr            Gesamtgewicht        A k t i v i t ä t in Ci    H3
                       t             et                S/Y
1967                lo.9oo            25o           7.6oo*       —
1969                 9.180            5oo          22.0O0*
1971                 3.97o            63o          L1.2oo*       —
                                                                 —          *incl.H 3
1972                 4.13o            68o          21.6OO*
1973                 4.35o            74o          12.600*       —
1974                 2.27o            42o             —        loo .000
1975                 4.46o             78o         3o,5oo       3o.ooo
1976                 6.77o            88o          32.5oo       21.000
1977                 5.6oo            95o          36.3oo       31.9oo
1978                 8.o4o         1 . loo         43.000       36.600
1979                 5.415         1 .415          4o.925       42.25o
                    65.o85         8 .345        258.225       261.75o
 198o                8.391         1 .855          83.o92       98.135       NE(8oH8
- 114 -

Geschätzte Zusammensetzung der versenkten Abfälle _/_ 2_/

      Radionuklid               Ausmaß in dem das Radionuklide in der
                                jeweiligen Kategorie vorhanden ist in %
          H- 3                                   IOQ

          a
          Pu 238
          Pu 239                                 9o - loo
          Pu 23o
          Ra- 226                                o - 1,3

          B/Y
          c •].4                                 o - 2,5
          Mn 54                                  o,6 - 7,4
          Co 58                                  o,4 - 16
          Co 6o                                  5 - 6o
          Sr 9o                                  13 - 4o
          Rn •Io6                                o-5
          Cs 134                                 3 - 3o
          Cs 137                                 22 - 4o
          Cs 144                                 2,2 - 6,6
          Ir 192                                 o - 2,7
          Pu 241                                 o-76

Tab.5                                                _ _
Vergleich der versenkten Abfälle mit den IAEA-Werten  111
             Gesamtmenge  max.Versenkungs- mittlere Ver- IAEA 'Abga- % der IAEA
 Gruppe      ohne Zerfall menge pro Jahr   senkungsrate  begrenze    Abgabegrenze
                 Ci          Ci a" 1          Ci a" 1     Ci a" 1

                 8,3 . lo 3       1,4 . lo 3                75o        lo5       o,8
                                                                         4
Ra-Gruppe           loo              lo                     lo         lo        0,1
                            5
                 2,5 . lo         4,3 . lo 4           3,2 . l o 4     lo7       o,3
                            5                5                     4        11
H 3              2,6 . lo           1 . lo             4,3 . l o       lo        0,1

Die berechneten Dosen für die meisten exponierten kritischen Gruppen basieren
auf den gegenwärtigen mittleren Versenkungsraten, betragen nicht mehr als 0,1 %
der ICRP Dosisgrenzen (weniger als o,5 mrem a ) und weniger als 1 % der mittle-
ren Dosis, die auf natürliche Radionuklide zurückzuführen ist. Sie bewegt sich
innerhalb der Änderung des natürlichen Untergrundes.
- 115 -

Die tatsächliche Dosis wird wahrscheinlich niedriger sein als die berech-
nete. Allerdings gibt es derzeit keine Möglichkeit die involvierten ozea-
nischen Prozesse so zu quantifizieren, daß eine genauere Rechnung möglich
wäre.
- 116 -

11. KÜNSTLICHE UND NATÜRLICHE RADIOAKTIVITÄT IN DER MARINEN UMWELT

Die Versuchspraxis und -auslegung muß zweifellos im Zusammenhang mit dem
bereits vorhandenen Radionuklidinventar der Meere gesehen werden. Unabhän-
gig von den resultierenden Dosisbelastungen aus den Versenkungsoperationen,
die Gegenstand einer Nahrungskettenanalyse und generell der Pathwayanalyse
sind, kann durch einen Vergleich über vorhandenes Radionuklidinventar und
den durch die Versenkung zugeführen Aktivitäten ein Gefühl für die relative
Signifikanz dieser Operationen gewonnen werden. Nicht unwesentlich dabei,
wenn auch nicht als Argument dienend, ist ein Überblick bezüglich der Ver-
wendung von Tritium in der Uhrenindustrie. So werden in den USA durch einen
einzigen Hersteller 600.000 Ci H 3 in 3 Millionen Uhren umgesetzt. In der
BRD wird mit 45o.ooo Ci H 3 pro Jahr im Abfall gerechnet. In der Schweiz
werden pro Jahr 39o.ooo Ci H 3 zur Herstellung von Uhren eingesetzt (im
Vergleich dazu: 6.000 Ci H 3 wurden aus den KKWn der BRD freigesetzt)./_ 29^_

In den Tabellen 6, 7, 8 sind die Konzentrationen natürlich vorkommender
Radionuklide im Oberflächenwasser der Meere, Strandsanden, Sedimenten und
marinen Organismen dargestellt.

Tabelle 9 zeigt die Konzentration der haupsächlichen Radionuklide aus dem
Fallout und Tabelle lo die der Radionuklide aus dem Fallout in marinen Orga-
nismen und Sedimenten.
- 1L7 -

              Tabelle 6:                 TABLE I. CONCENTRATIONS OF NATURAL RADIO-
                                         NUCLIDES IN SURFACE SEA WATER

                                         Radionuclide-          Concentration, pCM           Reference

                                         3
                                         H                      0.6-3                        1
                                         w
                                              c                 0.2                          3

                                                                320                          -
                                         37
                                              Rb                2.9                          -
                                         233
                                               u                1.2                          4. a
                                         23
                                              *u                 l."3                        4, 5
                                         230
                                               -m                (0. 6-14) x 10*4 "          6. 7
                                         228                                             4
                                                                 ( 4 - 4 . 5 ) X 10~"        3,        9, 10
                                            Ra
                                         222
                                               Rn               =» 2 X 1 0 " 2               5
                                         a0
                                              Ph                 (1-6.3) xlO* 4              11.        12. 13. 14

                                                                 (0.6-4.2) xio""             13,        14. 15. 16, IT
                                         232
                                               Th                (0.1-7.3) x i o " 4         6. 7, 13

                                         ^Ra                     (0.1-10) x 10"2              19

                                         -9Th             -      (0.2-3.1) x lo" 3            6. T
                                         23S
                                                  u              5 x 10""

 Tabelle 7:.                                      •
TABLE II. TYPICAL CONCENTRATION OF URANIUMv THORIUM AND POTASSTVM IN nF-\Ci! SANDS.
COMMON ROCK TYPES .AaND DEEP OCEAN SEDIMENTS'.-•''. ::n - ::1!

                                               23Sy ^
Material                U, ppm                                                     Th. ppm         "Th     .    K. "r
                                               pCI-g"1        pCI-g" 1                       PC

Beach sands             .1.0                   1.0"           0.0.5                5.4       0. fin             0.:,:/    2.7

Granite                 .5.0                   1.7            0.03                 13              »                      32

Shale                   3.7                    1.2            o.or,                12        I.                 1.7       14

Limestone               1.3                    0.43           0.02                 1.1       1).   12           it. ^     1.7

Sandstone               0.4.5                  0 . I."»       O.Hl                 1.7             1,           ,..,!     .:. 0

Basalt                  i"). . 5 0   .         0. IT          rj. t i l            :.o       ".    --           11   •;   "f. —

D     N'DA      NOA
- 118         -
      Tabelle           8:
         TABLE III.          TYPICAL CONCENTRATIONS OF NATURAL RADIONUCLIDF.S IM MARINE ORGANISMS.
         pCl-g" 1 wet

                                                                                Part 1

         Isotope        Phytoplankton           Ref.         Zooplankton                 Ref.                     Molluaca                         Ref.

                                          -.1                                      -3                                                   -3
             H          (0.5-2.7) x 10                       (0.3-2.7) x 10                                       (0.Ö-2. 71 x 10

                        0. .1                                0.3                                                  0. .I

                                                                                                                  2.'.)
         37
              Rb        NDA                     -            NDA                         -                        5 x in                           W
         238[J
                        (4-5) x 10*"            .->          (1-2) x l o " '             5                        NDA

         234
                 Ü      (4-3) x io""            3            (1-2) x i o " 2             3                        NDA

         228
                 Ra     2xio"2                  D            2 x 10" 2                   9                         NDA
         210
                 Pb     (1-7) x i o " 1         14           (1.0-23) x 10 ""            14 .    in. 37            (5-10, x in"'1                  13
         210
                 Po     (4-17) x IO"            14, 35       (3-110) x lu""              14 , 1.", 3Ö. 37          (4-U) x io"                     13
         2n2
                 Th     NDA                     -            NDA                         -                         NDA

         223
                 Th     (7-54) X It)""1         36           (2-22) x in"' 1             .in                       NDA
         2
             "V       • 2 x 10                  -            SX10"4                      -                         N'DA ,-

                                                                             Part 2
Isotope               Cmstacea                                                 Lief.            Flsh                                         Ref.

                                                                         3
3
    II                                                (0.5-2. 7) x io"         -                            (0. 5-2.7) x ID
14
                                                      0.6                                                   0.4
4
    °K
iT
      Rb                                              4X10 *                                                   ) X   10                      40
233
         U                                            NDA                                                   (0 . 0 7 -30) X 10               41. 42
234
         U                                            NDA                                                   10 .OS -:.ö) X 10 - • • '        41. 42
228                                                                                                                           4
         Ra                                           NDA                                       Sott tissue (2-51) x 10 "
210                                                                                                                           4
             Pb                                       (4-7) x lu"              13, 13           Flesii      (2-23) x 10 "                    13. 1.'.. 37
                                                                                                Stomach     (17-H5I), x 10" :!               13
                                                                                                Liver       ( l i - 2 4 ) x U)" :i           13. 15
                                                                                                                                   :!
                                                                                                Bone        I!)-..™ X 1D"                    13.    tr»
210                                                                 -1
             Po       Whole animal                    (4-18) x lo              13. 15           Flesh       (4-1400, x In                    13. 1-". 17. 3
                                                                                                                               1
                      Lobster hepatüpancreaa 12                                                 Stomach     (2-2«) X 111"                    1.5
                                                                                                Liver       (2-Ü. x It)" 1                   13. 15. 3!l
                                                                                                Bone        (2-22) K l o " -                 13. I."
    •"»'JO
             Tli                                      NDA                                                   NDA                              -
    22b                                                                                                                                      _
             TV)                                      NDA                                                   NDA
- L19 -

Tabelle 9:
TABLE,VI.          CONCENTRATIONS OF THE MAJOR FALLOUT RADIONUCLIDES fN SURFACE SEA

                                                                                           -1
Location                     Average concentration and/or range. pCI-l

                             90,                                                                           w                            233_
                                   Sr                                             .3H                          c                            Pu

N Atlantic Ocean             0.13 (0. 02-O. 30)      0.    21 (0.03-0.30)            4ä (31-74)            0.02 (0.01-0.04)             ( 0 . 3 - 1 . 2 ) X lO" 3

S Atlantic Ocean             0.07 (0.02-0.20)        0. 11 (0.03-0.32)               19 (1G-22)            0.03 (i). 02-0. 04)          0 . 2 x ID"'5
Indian Ocean                 0.10 (0.02-0.13)        0. 16 (0.0.1-0.24)              NDA                   NDA                          N-DA
NW Pacific Ocean             0.54 (0.07-3.1)         0. 36 (0.11-5.0)                29 (6-70)             0.03 (0.02-O.D 3)            ( 0 . 1 - 1 . iy x 10"' 1
SW Pacific Ocean             0.03 (0.01-0.20)        0. 13 (0.02-0.32)               3 (0.7-22)            NOA                          NDA
NE Pacific Ocean             0.27 (0.05-0.53)        0.    43(0.08-0.93)             44(10-240)            0.03 (0. 00-0.04)            ( 0 . 1 - 1 . 3 ) x 10"•1

SE Pacific Ocean             0.09 (0. 03-0. 33)      1).   14 (0. 05-0. 53)          3 (0. 3-34)           0.01 fi). oo-rt. o:n         NDA
North Sea                    0.50 (0.31-0.07)        0. 30 (0.50-1.55)               NDA                   NDA                          NDA
3altic Sea                   0.71 (0.36-1.0)         1. 1 (0. iiS-l.G)               NDA                   NDA                          NDA
Black Sea                    0.47 (0.07-0.78)        0. T3 (0.11-1.23)               NDA                   NDA                          NDA
Mediterranean Sea            0.23 (0.09-0.33)        0. 37 (0.14-0. 51)              NDA                   NDA                          NDA

  Calculated from the            Sr values on the assumption that the activity ratia                       ' ' Cs/       Sr = I. r.--> '.

   Tabelle Xo:                          '
   TAI1LS VII.     CO.NCSMTHA-nONS OF FALLOUT RAOIONUCLJDES IN MARINK ORGANISMS AND SEDtMrNTS. p C I - * ' 1 wet

                                                                   Part 1

   [jatop*           Püytoolankton      Rel.      Zooplankton     He(.      Total          Rei.                Molluaea                              Ref.
                                                                            plankton

         Mn          0. 1-0. 4                    o. o2-o.:                 j . .1         SK                                     o . .•>-
- 12o -

11.1. Das Inventar an Fallout Radionukliden beträgt nach                  111

H 3:         2900 MCi von denen etwa 80% in den Meeren der nördlichen
           Hemisphäre sind
C 14:        5,8 - 6,2 MCi
Sr 90:       Globale Dposition ", 16 MCi davon 75% in der nördlichen
         Hemisphäre
Cs 137: 12,7 MCi
Pu 238,239,240,241:          Pu 239,230:    35OkCi
                             Pu 241:        45OkCi
                             Pu 238:       21,6kCi
                             80% in der nördlichen Hemisphäre
Am 241: 272kCi

Nordatlantik:          660 MCi H- 3      (66   kg T = 640 MCi)
                     2.257 kCi            Sr   90
                     3.272 kCi            Cs   137
                        63 kCi            Pu   239,240
                       390 kCi            Pu   241 (1979)
                      14,4 kCi            Am   241 (1979)

Von den Wiederaufarbeitungsanlagen in UK und F wurden folgende
Aktivitäten an die Meere abgegeben (2)
Tab. 11:
Jährliche Abgabe von a - Aktivität in fl.'Effluenten aus WA
Anlage   •     Wasserkörper                      Akt. C L
                               1972     1973      1974        1975       1976
Dounreay       Atlantik           35      19        12          23         11
Windscale      Irische See     376o     4896      4572       23o9        1614
La Hague       Kanal             3,1     3,6        27       13,3         9,51

Tab. 12:
JährlicheAbgabe von 3 - y Aktivität
Anlage     Wasserkörper               Akt. Ci
                         1972    1973    1974                 1975       1976
 Dounreay      Atlantik     18ooo       1 7ooo  554o          552o       137o
 Windscale     Irische See 14oooo      127ooo 2o7ooo        245ooo     183ooo
 La Hague      Kanal        1 I600      137oo  253oo         319oo      193oo
- 121 -
           Tab. 13:
           Jährliche Abgabe von H-3
           Anlage     Wasserkörper                                                                  Ak t . Ci
                                                                             1972               1973       1974                         1975                        1976
           Dounreay                Atlantik                                  000                9oo               6oo                      6oo                        Io4
           Windscale               Irische See                            33569                2ol23           32396                  37952                      3256o
                                                                                 9                9                    9                      9                            9
           La Hague                Kanal

           Eine Aufschlüsselung in verschiedene Radionuklide der jährlichen
           Abgaben             aus Windscale ist in Tabelle 14 dargestellt:

           Tabelle 14:

TAIW.E      XL       ANNUAL           TISCÜARGES 0 1 " RADIOACTIVITY                              i C h T O T H KS K A F I K ' M                        «'INI » V A Ll*l:!l

                                            !                                                                    Mi                                      I:::                        l
War                            ' 3r             '"sr                'Ar                si;                             'ill!
                                                                                                                                       1: 4
                                                                                                                                        '' (-.»-                   Cs                    '•'.'

                                                                                                                                                                                                   rar"

I'.lfiO      NPA                                  :>2o          2 400                1) .100     11 i;oo         :-.-, li(Jd           NDA                        Ulli                   -I,.)       1 und

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                                                                                                                                                                  UIIM         I.-! .•|iu          S',\\
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l'.)71       .11 "OH            .100        12 .100            1.» 000           17 .100              ».10       .n;       too         (i .17'i          ''.I     »Oil         17 •ji H I

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    T h u s e v a l u e s . i r e loast-d on flata s u p p l i e d t o '.lie F i s h e r i e s [
- 122 -

11.2. Das Aktivitätsinventar von Meeren

Stellt man die wichtigsten Radionuklide zusammen,so erhält
man für die spez. Aktivität von Meerwasser in pCi 1   (30)

Tabelle 16:
Radionuklid           pCi       r1
Ra 226              o,o4 -    16
ü 2>38                   l
Th   230              5.10 -3
Th   232            io"5 - 10-2
Ra 228              i o " 4 - o» o45
Th 228             2.10~5 - 7 .lO"3
K 40                   330
Rb 87                       3
Pb 210              o,o45 - o ,o54

Der Gehalt an Natururan . 'ist im Mittel für die Ozeane:
2,7 - 3,4 pg l"1 (1 pb U         » o,33 pCi   U 238 o,ol53 pCi,
o,33 pCi    U 234)

Das Volumen einiger Meere ist gegeben durch:
Karibik:         4,3.10 km ' mittlere Tiefe:        2,2 km           9,46.106 km 3
Atlantik:         82.!06 km 2                :      3,3 km            2,7.108 km 3
                       6    2
Mittelmeer +       3.1O km                   :      1.4 km            4,2.IO6 km 3
Schwarzes Meer:
Pazifik:         180.106 km 2                :         4 km           7,2.108 km 3
                       6    2
ind. Ozean:       75.10 km                   :      3,9 km            2,9.IO8 km 3

                                                                     1 ,29.109 km 3
                                                                  (1,29.10      cm )
Das Gesamtmeervolumen wird mit 1,4.1024 cm       ( *-' 1,4.10   1) angegeben
Das Gesamtaktivitätsinventar beträgt damit für einige Radionuklide:
- 123 -

Tabelle 17:
Radionuklid            Aktivität Ci

Ra 226                  1.4.108
U 238                   1.4.1O9
K 40                    4.6.1011
Rb 87                   4,2.IQ9
U
 nat                    4,2.1015 g
H 3                       3.1O9

Radionuklidtransport durch 'Flüsse (3o)
Tabelle 18 zeigt den durchschnittlichen Gehalt von Flußwasser für
verschiedene Radionuklide.

Tabelle 13:
Radionuklid            pCi l"1

Ra 226                 o,ol - 2
U 238                 o,.ol5 - 1
Th 230                   7.10~3
Th 232                 10~3 - 10" 2
Ra 228                5.10~ - o,2
Th- 228               6.1O"3 - o,ol3

In Tabelle 19 (30) ist der K 40 Gehalt in verschiedenen Flüssen
dargestellt.

Tabelle 19:
Fluß                  pCi    r1
Rhein                  4.3 - 13
Weser                    17 - 85
Main                      4 - 15
Rhone                  1,4 - 1,9
Loire                       2,9
Seine                  3,8 - 5,1
- 124 -

Der Gehalt von U      beträgt im Rhein zwischen o,5 - 1,28 pg 1     und
in der Donau 1,3 - 4,7 pg 1       ./_ 3o_/

Ein Fluß mit 2oo m Breite, 3 m Tiefe und einer Strömungsgeschwindigkeit
von 6 km/h    transportiert pro Jahr 3,15.lo     1 Wasser und damit 6o Ci
Ra 226, 31 Ci ü 238, 3oo Ci K 4o etc.

Ein direkter Vergleich der in der Umwelt vorkommenden Radionuklide aus
natürlichen und künstlichen Quellen ist wegen der verschiedenen Radio-
nuklide naturgemäß nicht möglich. Doch können die Radionuklide über
ihren Risikoindex (Wasservolumen das zur Verdünnung auf die höchstzu-
lässige Konzentration erforderlich ist) verglichen werden.

Tabelle 2o:
Radionuklid             Ri (m3/Ci)

ü 238                  1.7.1O5
Ra 226                   1.107
Rb 87                       103
Sr 90                    2,5.105
I 131                    5.IO4
Cs 137                   5.1O3
Co 60                    2.1O3
Zr 95                   1.7.1O3
Rn 106                      io4

Für H- 3 ist ein direkter Vergleich möglich. Die jährlichen Abgabemengen
von WA.- Anlagen und Meeresversenkung liegen in der Größenordnung von
 100 000 Ci a-1    das entspricht dem 3.10   fachen der Menge an natürlichem
H-3*.

In Tabelle 21 ist eine Gegenüberstellung der Radionuklide des Gesamt-
aktivitätsinventars der Meera zur zusätzlichen Abgabe aus WA-Anlagen
und dem KKW Gundremmingen, sowie dem durch den Fluß zugeführte Aktivität
dargestellt. (K -4o und weitere Elemente wurden nicht berücksichtigt) .
- 125 -

Tabelle 21:

R.-Meer               R.-Windscale        Gmuiremmingen        Fluß a"1
                      (h72)              (1969)
ü-238: 2,38.10   14
                      Sr 90:   3,8.1O9   Sr 90: 21,25.10       Ra 226:      6.1O8
Ra 226: 1,4.IO15      Zr-95:   4,3.10    Co 60:    1,8.10"     U 238:     5,3.IO4
Rb 87:    4,2.1012    Ru 106:3,05.IO8    I 131: • 3,5.IO4
                      Cs 137:1,74.IO8    Cs-137:   1,1.IO3

          1,64.IO10            4,3.IO9             5,9.IO4                  6.1O8

Im Fall von Windscale müssen noch die abgegebenen Aktivitäten(a }•
zugerechnet werden, die in Tabelle 14nichc enthalten sind, gemäß (2)
aber für 1972 3760 Ci betragen (Im selben Zeitraum wurden von Dounreay
35 Ci a-Aktivität und von La Hague 3,1 Ci ex-Aktivität abgegeben)
Auf 3asis Pu-239 entspricht von einem R. von 7,5 10          m , was also
                                      9 L
den Gesamtrisikoindex nur auf 4,37.10- erhöht.

Aufgrund dieser Darstellung ist zu erkennen, daß die von Windscale ein-
gebrachte     Aktivität etwa 1 Millionstel des Risikoindex der Gesamtmeeres-
aktivität beträgt. Da insbesonders für die Verbreitung von Radionukliden
im Meer Langzeitbetrachtungen zumeist der kritische Auslegungspunkt sind,
ist die Beziehung auf das Gesamtaktivitätsinventar der Weltmeere wohl an-
gebracht. Der jährliche Risikoindex aus Windscale beträgt weniger als
das lo-fache der Radionuklidlast eines Flusses. Der Betrag eines Kern-
kraftwerkes ist überhaupt zu vernachlässigen.
- 126 -

12. RADIOÖKOLOGIE, NAHRUNGSKETTEN

Vor etwa hundert Jahren konnte erstmals Leben in der Tiefsee nachgewiesen
werden (3.ooo m) bis dahin hatte man angenommen, daß sie ohne Lebewesen sei.
Heute kennt man Lebewesen bis in Tiefen von ll.ooo m.

Die Tiefsee repräsentiert eine Fläche von etwa 80 Z der Gesamtmerresfläche
und ist am wenigsten erforscht. Derzeit gibt es noch keine Methode zur Er-
haltung von Daten für tiefe benthische Organismen. Mathematische Modelle
müssen aber auch den dort möglichen biologischen Transport beinhalten.

Allerdings zeigen viele der bisher vorliegenden Daten, daß die alte Vorstel-
lung einer Umwelt, in der Vorgänge langsam verlaufen und die relativ dünn
besiedelt ist, richtig ist. Es gibt aber auch einige Anzeichen, daß es nicht
gerechtfertigt ist, die Tiefsee völlig anders geartet und ohne Beziehung
zum seichteren Küstenwasser zu sehen.

Mit zunehmender Tiefe und zunehmender Entfernung vom Land wird die benthi-
sche Fauna dürftiger, sowohl was die Zahl ihrer Individuen als auch die
Zahl der Arten betrifft. Dies wird auch bei Untersuchungen bestätigt. Doch
konnte durch verbesserte Sammlungstechniken gezeigt werden, daß keineswegs
eine Artenarmut vorliegt, daß sogar manche Gruppen durch mehr Arten reprä-
sentiert werden als dies im Seichtwasser der Fall ist. Allerdings ist die
Zahl der Individuen sicherlich geringer. Zusätzlich besteht die allgemeine
Tendenz, daß auch die mittlere Größe der Organismen abnimmt. Somit liegt
eine beachtliche Verringerung der Biomasse vor. l_ 8, 11_/

                                                                      -2
Das Gesamtgewicht von bodenlebenden Organismen nimmt von lo - loo g m
                                      _2
am kontinentalen Schelf auf 1 - lo g m   am kontinentalen Abhang bis auf
           _2
o,l - 1 g m   in der Tiefsee ab. Diese Änderungen in der benthischen Bio-
masse folgen allgemein Trendbewegungen in den Mittelwassergemeinschaften
darüber, da die Pflanzenphotosynthese auf gut beleuchtete Meeereschichten
 (einige lo m) beschränkt ist. Wegen der Verfügbarkeit von Nahrungssalzen
 ist die Pflanzenproduktion im allgemeinen auf die kontinentalen Schelf-
Regionen beschränkt, doch kann infolge hydrographischer Bedingungen durch
Vorhandensein von nahrungsmitcelreichen Wasserschichten auch in tieferen
- 127 -

Schichten ein reicheres Benthos resultieren. Allerdings kann in Mitt-Ozean
Gebieten die benthische Population auch geringer sein als üblich. So ist
im zentralen Nord-Pazifik und in Teilen des Mittelmeeres die benthische
Biomasse bei o,ol - o,o5 g m   . l_ 8_/

Zusätzlich zum Wissen um die geringe Biomasse in den betrachteten Gebieten
ist es auch erforderlich die Geschwindigkeit zu kennen, v\t der Energie
durch das System geht. Die direkte Messung des Metabolismus des Wachstums
und der Reproduzierungsfaktoren im Tiefseewasser ist außerordentlich schwie-
rig. Die Technologie, um benthischen Tieren das Leben unter ihren Normal-
bedingungen zu ermöglichen, wird entwickelt. Für mikrobiologische Organis-
men besteht sie bereits.

12.1. Langsames Wachstum und geringe Reproduktionsraten

Jede tierische Gemeinschaft, die aus irgendwelchen Ursachen eine hohe
Mortalitätsrate aufweist, besteht hauptsächlich aus jungen Individuen.
Zusätzlich tendieren die Tiere dazu, früh zu reifen und eine- große An-
zahl von Jungen zu produzieren. In der Tiefsee liegt eine völlig anders
geartete Situation vor. Die benthische Population wird von der Gruppe
größerer Tiere dominiert und produziert eine geringere Nachkommenschaft
als ihre seichter lebenden Verwandten. l_ 8_/

Diese Populationscharakteristik wird interpretiert als geringe Mortali-
tät und geringe Wachstumsraten. Tiefseeorganismen leben länger als die
aus seichten Bereichen.

Ist in seichten Gebieten das Vorhandensein von Saisonunterschieden in
Lichtintensität, Temperatur und Futterangebot gegeben und hat das seine
Auswirkungen auf das Wachstum und den Skelettaufbau, der zu Altersbestim-
mungen herangezogen werden kann, so ist in der Tiefsee die Saisonvariabi-
lität reduziert oder gar nicht vorhanden. Über radiometrische Altersbe-
stimmungen kann gezeigt werden, daß für manche Tiere die Reife erst mit
 5o - 6o Jahren einsetzt und eine Lebenserwartung von loo Jahren vorliegt.
- 128 -

Ein weiteres Anzeichen für die geringe biologische Aktivität in der Tief-
see ergibt sich aus Rekolonisationsexperimenten, bei denen Sedimente aus
denen die Fauna entfernt wurde, eingesetzt wurden (1.76o m Tiefe). Nach
2 und 26 Monaten enthielten diese Proben nur einen geringen. Bruchteil der
umgebenden Fauna, sowohl was die Zahl der Individuen als auch die Arten
betrifft. Im Gegensatz dazu wurde bei einem Versuch, der in seichtem Was-
ser ausgeführt wurde, bereits nach 2 Monaten fast ebensoviele Individuen
und Arten wie in der Umgebung gefunden. Zusätzlich waren in der 2 Monat-
Probe des Seichtwassers alle Altersstufen vertreten, während die Tiefsee-
probe selbst nach mehr als 2 Jahren nur von Jungtieren bevölkert war. l_ 8__/

Tabelle 22: Population

                             lo m Tiefe                1.76o m Tiefe
                   Kontrollprobe 2 Monate   Kontrollprobe 2 Monate 26 Monate

 Individuen m        48.375       35.714       5.189          16o    536 - 546
 Anzahl d. Arten         61           47         Io3           14     lo - 31

12.2. Bioturbation

Bioturbation ist die Störung der Sedimente durch darin, darauf oder nahebei
lebende   Organismen. Diese Störung beschränkt sich normalerweise auf einige
zehn Zentimeter nach der Wasser-Sediment-Grenzschicht, kann aber Bedeutung
erlangen bei Resuspension von Abfall. In seichten Gebieten ist die Bioturba-
tion weit verbreitet und betrifft viele Tiergruppen.

Auch für die Tiefsee liegen die Anzeichen für derartige Mechanismen vor
(allerdings weit weniger, da die Faunadichte geringer ist). Derartige
Mechanismen können sowohl einen vertikalen als auch horizontalen Transport
von Radionukliden bedingen.

Aufgrund neuerer Untersuchungen konnte die Existenz einer Reihe von größeren
Tieren in der Tiefsee festgestellt werden. Viele dieser Tiere beziehen ihre
Nahrung aus1den-benthischen Organismen, doch sind sie besonders darauf ein-
 gestellt die Nahrung zu sich zu nehmen, die ihnen aus den höheren Meeres-
 schichten durch Absterben von Tieren zukommt. Da eine derartige Verpflegung
 nicht regelmäßig erfolgt wird angenommen, daß z.B. die Fortpflanzung in An-
 schluß an derartige Nahrungszufuhren erfolgt. Auf der Suche nach Nahrungs-
- 129 -

mittel können die Tiere auch über relativ weite Strecken herankommen.
(Im Versuch wurde nachgewiesen, daß sie oft erst einige Stunden nach dem
auftreffenden Objekt am Meeresboden auftauchen.) Auch durch deratige Mecha-
nismen kann eine horizontale und eventuell auch vertikale Verschleppung
von Radionukliden erfolgen. l_ 8_/

12.3. Vertikale Wanderung in der Tiefsee

Viele Mittelwasser-Organismen unternehmen vertikale Wanderungen.' Einige da-
von haben eine relativ lange Zeitkonstante, in dem verschiedene tiefe Hori-
zonte zu verschiedenen Jahreszeiten eingenommen wurden. Bei anderen gibt es
eine Bewegung während der Nacht zur Oberfläche und untertags hinab. Diese
Wanderungen hängen vom Lichtzyklus ab. Wanderungen können sich über l.ooo m
erstrecken. Allerdings fehlt unterhalb von 2.ooo - 2.5oo m Tiefe der Hin-
weis auf derartige dem Tagesrythmus angepaßten Bewegungen. Für Vertikal-
wanderungen, die aus anderen Ursachen bedingt sind, häufen sich aber die Er-
fahrungswerte. /_ 8_/

Die Ernährungsgrundlage der Meeresfauna bilden die ausschließlich in dem
Bereich zwischen Meeresoberfläche und einer Tiefe von etwa 4oo m lebenden
pflanzlichen Organismen.

Bei den Tieren ist zu unterscheiden zwischen der Lebensgemeinschaft des
Pelagiol (im freien Wasser lebend) und der des Benthos (am Boden lebend).

Die Tiere der tieferen Meeresschichten müssen, sofern sie nicht Räuber sind,
ihre Ernährung aus dem stetigen Regen herabsinkender toter Pflanzen und Tiere
bestreiten. Die Arten- und Individuenzahl nimmt mit der Tiefe, ab. In 4.ooo -
5.000 m Tiefe liegt nur noch etwa l/lo des in 2oo m Tiefe vorhandenen Bestan-
des vor.

Wie weit ein vertikaler biolagischer Transport nach oben möglich ist, ist
heute noch nicht genau bekannt.

Die Aufnahme und der Transport von Nährstoffen und damit auch von Radionu-
kliden erfolge nicht nur durch "Fressen und gefressen werden", sondern auch
durch die Aufnahme von StoffWechselprodukten direkt a\i& dem Wasser.
- 13o -

Der Umfang des biologischen Vertikaltransportes ist abhängig von den
jeweiligen Bedingungen des Lebensraumes. Die Primärproduktion ist
in einzelnen Meeresgebieten sehr unterschiedlich. Im Versenkungs-
                                              _2
gebiet der NEA wurden sie zu 380 - 150 mgC/dm    gefunden. Die Benthos-
                                                                    2 _    _
biomasse beträgt im selben Gebiet zwischen 1 - 10 g Feuchtgewicht/m . l_ 23_/

Tabelle 23:
Radionuklidkonzentration in pCi/kg Trockengewicht(aus dem derzeitigen
Versenkungsgebiet) l_ 23_/

Radionuklid       Plankton t Nekton       Benthos           Sediment

   Be 7                      320            —
   K 40                   8000            9600               3
                                                            12
   Mn 54                      19            10
   Co 60                      10            28                   14
   Sr 90                      —             29                    3
   Ru 106                     70           220
   Sb 125                     28           120                   29
   Cs 137                     15            30                   22
   Ce 144                    240           120
   Th 227                     —             —                    190
   Th- 234                6200            8600
   Pa 234m                7500            6500
   Ac 228                   —              480                   190
   Ra 223                     —             — .                 150
   Ra 226                                 1320                1
                                                              1500
                                                              1900

Die Herkunft der Aktivität ist zweifellos im wesentlichen auf Fallout
zurückzuführen. Lediglich Mn 54 (T.,_ = 314 d) könnte auf eine Aus-
laugung zurückzuführen sein, was aber unwahrscheinlich    ist, da nur
im Gebiet III gefunden (die Versenkungen wurden     1967 durchgeführt).

In/.17_/ zeigen die benthischen Organismen die höchsten Pu-Werte,
wobei auch hier eine Abnahme mit dem Abstand vorliegen dürfte.
- 131 -

Die Akkumulation war mit einem Faktor 10 höher als in anderen
Arten. Die Pu-Konzentration in den Organismen waren um einen
Faktor 30 -150 höher als in ähnliche Organismen, die nur vom Fallout
akkumuliert haben. (Es wurde keine Korrelation mit dem Alter durchge-
führt)- £\ 7 _7

                                                      90   239
Nur bei area Fleisch konnte erkannt werden, daß das     Sr/    Pu-
Verhältnis niedriger war als das des Seewassers, bei den anderen Organismen
etwa gleich, (zeigt an, daß keine Diskriminierung von Pu relativ zu
Sr stattfindet), das könnte auf eine Nahrungskette Sediment - area hin-
weisen. _/_ 17__/

Zwei Aspekte der biologischen Prozesse sind hinsichtlich der Lagerung
radioaktiver Abfälle von Bedeutung. Erstens kann das Ökosystem durch
radioaktive Kontamination Schaden erleiden. Zweitens besteht die
.Möglichkeit, daß Nahrungsketten zum Menschen existieren, die einen Kurz-
schluß der erwarteten Kette über den Transport zum Oberflächenwasser
und Konsumation über die Nahe-Oberflächenfischerei ermöglichen. _/, 3 _/

12.4. Mögliche Kurzschlüsse zur menschlichen Versorgungskette

Die Wahrscheinlichkeit dafür wird als klein angenommen. Dies aus der
Begründung, daß der Nahrungsstrom im Meer hauptsächlich nach unten
gerichtet ist. Es wird jedoch empfohlen, für den Fall, daß die Aktivi-
tätszufuhr fortgeführt wird, jene Arten zu überwachen, die von der Tiefsee
in fischbare Regionen dringen können.

Insbesonders muß darauf hingewiesen werden, daß eine sorgfältige
Überlegung bezügliche möglicher Wege angestellt werden muß. Als
Beispiel möge das Sargassum-Kraut der Sargasso-See dienen. Dieses konzen-
triert Pu aus dem Oberflächenwasser, große Mengen werden jährliche in
Bermuda an Land geschwemmt. Ein Anteil davon wird gesammelt und als
Düngemittel verwendet, der andere Teil verrottet am Strand und hinter-
läßt dort Pu. Auf diese Weise könnten also unerwartet Radionuklide
nahe zum Menschen gebracht werden.
- 132 -

12.5. Biologie der Tiefsee
Zwei Aspekte scheinen hier von. Bedeutung
-unmittelbare Effekte bei Ankunft der Behälter am Meeresboden
-ab die Tiefseefauna eine höhere Radiosensitivität aufweist als
 die des Flachwassers.

Die Ankunft von jedem Material am Meeresboden stallt eine Diskontinui-
tät dar. Es ist bekannt, daß sich Fische im seichten Wasser bei Dis-
kontinuitäten ansammeln, ähnliches kann man auch für die mobilen
Tiefseespezies erwarten. Die Behälter können die Oberfläche für die
Kolonisation, durch vessile Tiere bilden, die ihrerseits die Basis für
die Nahrungsketten mobiler Arten darstellen. Es kann jedoch ange-
nommen werden, daß eine derartige Ereigniskette für den Transfer
von Radionukliden zum Menschen durch Fische direkt über der Versen-
kungsstelle unwahrscheinlich, ist. Befindet sich außerdem die Lager-
stelle tiefer als die Fischereitiefe beträgt, so wird die Wahr-
scheinlichkeit einer direkten Nahrungskette zum Menschen noch
weiter verringert. Die Wahrscheinlichkeit, daß Tiefseespezies
empfindlicher gegenüber radioaktiver Strahlung sind   als solche
im seichten Wasser, ist nicht gegeben, da Arten mit niedrigen meta-
bolischen Umsätzen weniger strahlenempfindlich sind als solche mit
hohen. Tiefseearten haben aber niedrige metabolische Umsätzer Der
natürliche Strahlenuntergrund ist ähnlich dem im seichten Gewässer.
Dennoch muß darauf hingewiesen werden, daß, sollten große Teile der
Gemeinschaft zerstört werden, es lange dauern würde, bis sich das
Ökosystem wieder regenerieren könnte./. 3_/

12.6. Fischerei
Verteilungsmechanismus
.- Langzeit^physikalische-Dispersion
- Transfer mit den Nahrungsketten
- Tiefwasser - Aufquellprozesse
Erfolgt die physikalische Mischung, so sind davon auf lange Zeit alle
 tatsächlichen-und potentiellen Fischereien betroffen. Die. Beschränkungen,
die auf die Abgaberaten zu legen sind, hängen von den kritischen Pfaden
- 133 -

und Konzentrationsfaktoren ab und können aus entsprechenden Versenkungs-
modellen errechnet werden. (z.B. Sheperd-Modell)    £~3 ~f

Der Transfer entlang einer biologischen Nahrungskette ist von Bedeutung,
wenn das radioaktive Material in einem bestimmten Bereich im Sediment
angereichert ist oder wenn es in einer bestimmten Wasserschicht vor-
kommt und damit die Möglichkeit des Kurzschlusses der oben genannten
Prozesse durch direkten biologischen Transport von relativ hohen
Konzentrationen an radioaktivem Material erlaubt.

Da über die vertikale Wanderung von Äxten wenig bekannt ist, können
derzeit die Transferraten nicht angegeben werde,     können auch die
Konzentrationsfaktoren für diese Arten unterschiedlich zu denen im
seichten Wasser sein. _/_3_/

Tiefsee-Aufquellprozesse können die Gelegenheit bieten, damit ein
kurzgeschlossener Transfer erfolgt. Relativ hohe Radionuklidkonzentrationen
können   dabei in die eigentliche Fischereiumgebung des Menschen
gebracht werden.

12.7. Nahrungsketten in existierenden Fischereien

- Fischerei in Gewässern bis 500 m Tiefe
- Fischerei in Gewässern von 500 - 2000 m Tiefe
- Fischereien für Offenwasser pelagische Arten

Fischerei bis 500 m Tiefe ist die traditionelle. Für diese Art der
Fischerei wäre der hauptsächliche Anteil von radioaktivem Material
aus der Verteilung stammend.

Nahrungskette: Phytoplankton - Zooplankton - pelagische Fische -
                demersale Fische oder Sedimente - benthischen
                Organismen - demersale Fische
                Diese Nahrungsketten wurden untersucht bei der Ver-
                teilung von Radionukliden in Küstengewässern.
- 134 -

Die Fischerei zwischen 500 - 2000 m Tiefe ist noch nicht alt und resultiert
aus der überfischung in seichterem Gewässer. Für diese Arten sind die
Nahrungsketten schlecht bekannt.

Offenwasser-pelagische Fischerei (Thun, Wal): Da sich diese Arten von
Cephaolopoden nähren, können sie einen Pfad zum Transfer von Radio-
nukliden zum Menschen darstellen.

Bezügliche der weiteren Entwicklung der Fischerei wird eine besondere
Bedeutung den Cephalopoden zugeordnet. Diese können auch große
Vertikalwanderungen durchführen.^ 3_/

Basierend auf IAEA-210, den dort dargestellten ozeanographischen
Fakten und Empfehlungen, wurde in einer weiteren Gruppe die Frage der
Dosisbelastung und möglicher Schäden des Ökosystems behandelt. Die
Überlegungen gehen davon aus, daß es außerordentlich schwierig     ist,
vorherzusehen, wie lange die Versenkung von radioaktiven Abfällen er-
folgen wird. Außerdem könnten die versenkten Abfälle über lange
Perioden Aktivität abgeben (einige tausend Jahre nach der Versenkung)

Es wird daher die Empfehlung aufgegriffen, daß angenommen wird, daß
die Abgabe über einen so langen Zeitraum erfolgt, der vergleichbar
mit der Halbwertszeit von Pu 239 ist. Ohne eigentliche Begründung
wird dabei ein Zeitraum von 40000 Jahren für die kontinuierliche
Abgabe angesetzt. Das bedeutet, daß die Konzentrationen im Meer für
die langlebigen Radionuklide einen Gleichgewichtszustand erreichen,
der auch bei unendlich langer Zugabe erreicht würde. Würde die
Abgabezeit kürzer angesetzt werden, z.B. 1000 Jahre, so wären für die
langlebigen Radionuklide die berechneten Grenzen um eine Faktor
40000/1000 größer.

Die abgeleiteten Abgabegrenzen     sind daher so, daß die Konzentrationen
langlebiger Radionuklide in der marinen Umgebung nur langsam über
mehrere Jahrtausende bis zu ihren Grenzwerten zunehmen. Dies stellt
eine sehr konservafe.» ve Prozedur dar.
-. 135 -

Es ist nicht möglich verschiedene Schätzungen für verschiedene identifi-
zierbare Ozeabassins durchzuführen, da weder die ozeanographischen Daten
noch die Informationen über marine Nahrung ausreichen, um dies durchzu-
führen.

Die Schätzung wurde daher so konservativ wie möglich gemacht, indem Kon-
sumations- und Aufenthaltsdaten für Gegenden herangezogen wurden, in denen
die Belastung der Nahrung aus dem Meer hoch ist. Das Meeresvolumen wurde
mit lo    m   angesetzt (kleiner als das des Norc
                                             Nord-Atlantiks). Die 3erech~
nungen wurden für 80 Radionuklide durchgeführt.

Zur Berechnung der Langzeitmittel der Bodenwasserkonzentration wurde das
eindimensionale Modell herangezogen, für Kurzzeitmittelungen der Faktor
  —6 3          —1
lo   m pro Ci s .In beiden Fällen waren dies Bodenwasserkonzentrationen,
da nicht garantiert werden konnte, daß Bodenwasser vom Menschen und zur
Nahrungskette isoliert bleiben kann. l_ lo_/

Daher wird die B.odenwasserkonzentration begrenzt auf Werte, die auch für
Oberflächenwasser akzeptabel, sind.   Außerdem vereinfacht es die Handhabung,
da es nicht notwendig ist, zwischen einer hypothetischen Konsumation von
Tiefseetieren und der tatsächlichen Konsumation von Oberflächenwassertieren
zu unterscheiden.

Die Sorption von Sedimenten wurde vernachlässigt, damit wurden die Konzen-
trationen im Wasser überschätzt.

Abgabegrenzen für Pfade   die keine Sedimente beinhalten wurden damit konser-
vativ behandelt.

Im Falle von Thorium, von dem bekannt ist, daß es rasch aus dem Meereswas-
ser entfernt wird, wird diese Annahme korrigiert.

Zur Bestimmung der Aktivität im Sediment wurde davon ausgegangen, daß sich
.eich Gleichgewicht zwischen Sediment und Wasser einstellt (für alle diese
 Fälle, bei denen die Aktivität im Sediment niedriger ist als im Wasser).
- 136 -

Da manche Radionuklide mit sehr kurzen Halbwertzeiten, wie Br 82, F 32,
unrealistische Abgabegrenzen hätten, wurde ihr Zerfall vom Übergang Ab-
gabeort - Konsumationspunkt nicht beachtet. Da selbst für Kurzzeitmecha-
nismen Übergangszeiten von einigen Jahren angegeben wurden, wurde zur Er-
stellung der Konzentration im Wasser ein Zerfall über 3 Jahre eingeführt.

12.8. Ermittlung der Nahrungskette /.~~4_7

Die gewählten Nahrungsketten enthalten einige von denen bekannt ist, daß sie
existieren und andere, die in Zukunft bedeutend werden könnten. Die Ent-
deckung weiterer Nahrungsketten wird nicht notwendig zu einer Revision des
jetzt abgeleiteten Bildes führen, es ist vielmehr zu erwarten, daß durch
generelle Nahrungsketten derartige Neuentdeckungen abgedeckt sind. Von den
gewählten Parametern wird angenommen, daß sie hinreichend allgemein sind, um
für alle kritischen Gruppen in der Welt Anwendung zu finden. Für die Fälle,
in denen es unwahrscheinlich scheint, daß ein Individuum mehreren kritischen
Gruppen angehört, wurden die kritischen Pfade unabhängig voneinander be-
stimmt. Für die Fälle, für die dies nicht angenommen werden konnte, erfolgt
eine Reduzierung der Gruppen.

Fünf individuelle Nahrungsketten, die die Aufnahme von Nahrung aus dem Meer
inkludieren, wurden berücksichtigt. Vier Nahrungsketten für Küstenbewohner,
weiters wurden drei gemischte Nahrungsketten analysiert.

Die Abgabegrenze für eine Korrelation von verschiedenen Nahrungsketten für
eine einzige kritische Gruppe ist

              L
              const   "
- 137 -

oder kleiner sein als die Konzentration im umgebenden Wasser. Das
Verhältnis dieser Konzentration wird als "Konzentrationsfaktor" be-
zeichnet. Obwohl die Aufnahme von Aktivität durch einen Organismus
einen dynamischen Prozeß darstellt, der von weiteren Variablen ab-
hängig ist, wie z.B. physikalisch-chemischer Zustand der Radionuklide,
Temperatur,Salzgehalt, aber auch von verschiedenen biologischen Para-
metern, wie Wachstumsrate, physiologischer Zustand des Organismus, ist
das Konzept des Konzentrationsfaktors nützlich in einem Gleichgewichts-
zustand oder in einem Zustand, in dem die Konzentrationen sich nur
langsam ändern, verglichen mit den Übertragungsraten von Radionukliden
in den Organismen, aus denen die Nahrungskette besteht.

Bei der Ermittlung der Abgaberatengrenzen müssen auch die Wirkungen der
Zerfallsketten berücksichtigt werden. Dies wurde hier im Detail nicht
durchgeführt, sollte aber in einer zukünftigen Arbeit erfolgen.

Bei einem Überblick zu dieser Situation konnte aber festgestellt
werden, daß die Wirkung von Tochterprodukten mit Ausnahme eines
Falles die gezogenen Schlüsse nicht verändern wird.

Die Ausnahme besteht in Pu-241, dag zu Am 241 zurfällt. In diesem
Fall wurde das tochterelement in Rechnung gezogen. Eine weitere
Verfeinerung, die hier nicht angewendet wurde, wäre die Modifi-
zierung des Konzentrationsfaktors des Tochterelementes in Abhänig-
keit von der Halbwertszeit und den biologischen Übertragungsraten.

12.8.1.Nahrungsketten, die die Aufnahme von Nahrung aus dem Meer beinhalten

Die Abgaberatengrenze für alle derartigen Radionuklide ist gegeben
                                                                      /~4—7"
                                                                      —
durch
                          A.    . 109
                 T   _     3
                          K. . Ci.. Q.
- 138 -

     i       : Nahrungskette
     j       : Radionuklid
   K. .      ; Radionuklidkonzentration im Meereswasser korrespon-
              dierend mit der Einheitsabgaberate des Radionuklids
              (pCi l"1     pro Ci d"1)
    Q.       : Konsumationsrate (g d" )
  Ci..       : Konzentrationsfaktor für die entsprechende Nahrung
              ml/g
    A.       : MPAI für das Radionuklid (uCi y~ )

Da es derzeit noch       keine detaillierte Information über die Konzentrations-
faktoren für Cephalopode und TiefSeefische gibt, wird in Rechnung ge-
stellt, daß sie sich in dieser Hinsicht ähnliche den Oberflächenfischen
verhalten.

12.8.2. Nahrungsketten, die die Exposition von Menschen berücksichtigen,
          die an Küsten leben l_ 4_/

Zwei dieser Nahrungsketten berühren extreme Exposition, zwei die Inhala-
tion von Radionukliden in verschiedener Form.

                               D. . 3,4 x 10 11
                     L.. = —i                     "- y"l
                                                  Ci
                               K.• . E.«T..F•

   Q. : Dosislimit (rem y       )
   E. : mittlere Energie pro Zerfall        " (MeV)
   T^ : Aufenthaltszeit        (hy"1)
   F. : Modifizierfaktor

Die Dosis beruht auf einer 2 ff Geometrie. F trägt anderen Möglich-
keiten Rechnung.

Für die Inhalationspfade kann dieselbe Formel verwendet werden, wo-
bei die entsprechenden A. und Q^ berücksichtigt werden. Für die Inhala-
tion von aufgewirbelten Sedimenten wird eine Aufnahme von 2 ug d"1 an-
genommen, wobei auf eine Staublast, von 10 ug tn der Atmosphäre 3ezug
genommen wird. (Daraus besteht. 1 Z der HeeresSedimente. ) Für den
Verdampfungspfad wird die Aufnahme von Radionukliden, die die Atmosphäre
durch Verdunstung erreichen, angenommen. Die Aufnahme wird mit
- 139 -

200 g d"1 angesetzt, (für Tritium = 1.) für andere Radionuklide wird
auf die Aufnahme von Salz aus dem Meer in der Atmosphäre Bezug genom-
men. Eine typische Konzentration in Luft ist 3 ug m" , woraus eine In-
halation von 60 ug cfl resultiert. Der Salzgehalt von Meerwasser be-
trägt 3 %. Für die meisten Radionukl.Ue ist der Konzentrationsfaktor
IO"5 pCi g"1 pro pCiml" 1 . Für dünne Schichten auf der Meeresoberfläche
kann eine Anreicherung bis zu einem Faktor von 10 erfolgea. Es wird
                                               -2
daher ein nominaler Konzentrationsfaktor von 10   genommen.

Messungen des Gehalts der Atmosphäre an Radionukliden, die aus den Ab-
gaben der Wiederaufarbeitungsanlage von Windscale stammen, wurden in
6 SammelStationen in Cumbria durchgeführt. £"^9_J Die Ergebnisse zeigten
höhere Aktivitäten, als dies aus dem Fallout der Atombombenversuche zu
erwarten wäre. Im Fall der Pu-Isotope kamen diese Mengen aus der meeres-
 seitigen Richtung. Der höchste gemessene Wert betrug o,2 % des vom ICRP
 empfohlenen Limits für beruflich strahlenexponiertes Personal. Aller-
dings handelt es sich dabei nicht um die Effekte der Tiefseeversenkung
 sondern der Abgabe über Pipelines an die Irische See.

 12.8.3.   Gemischte Nahrungskecten f_ 4_/

 Diese sind Modifikationen von Nahrungsketten, die Aufnahme oder extreme
 Exposition inkludieren, sie können daher formal nach den vorigen Gleichun-
 gen bestimmt werden. Sie bestehen in der Aufnahme von Salz, das durch Ver-
 dampfung erhalten wird, Aufnahme von entsalztem Wasser, Sport im Wasser.

 12.9. Abgaberatengrenzen _/_ 4_/

 Insgesamt wurden 80 Radionuklide in Betracht gezogen, einige davon
 sind nicht in. Reaktorabfällen enthai tan, können aber    aus   anderen
 Quellen stammen.

 In die Betrachtungen wurde nicht dis Frage der kollektiven Dosis
 aufgenommen, da diese eine Koscen-Nutzea-Analyse von verschiedenen
 Endlagiraiögiichkeiten mit einbeziehen würde.
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