KAKTEEN und andere Sukkulenten - G 4035 E - Deutsche Kakteen-Gesellschaft e. V.

Die Seite wird erstellt Xanthippe Stephan
 
WEITER LESEN
KAKTEEN und andere Sukkulenten - G 4035 E - Deutsche Kakteen-Gesellschaft e. V.
G 4035 E

 KAKTEEN
 und andere
 Sukkulenten
21. Jahrgang Heft 6
Juni 1970
KAKTEEN
                           Monatlich erscheinendes Organ der
                           Deutschen Kakteen-Gesellschaft e.V., gegr. 1892
                           Kommissar.
                           1. Vorsitzender:       Manfred Fiedler, 6079 Buchschlag, Pirschweg 10, T e l . : 0 61 03/6 87 59
                           Kommissar.

 und andere                2. Vorsitzender:
                           Schriftführer:
                                                  Wolfgang Schiel, 78 Freiburg, Almendweg 10, T e l . : 07 61/8 23 26
                                                  Raimund Czorny, 466 Gelsenkirchen-Buer, Droste-Hülshoff-Str. 6,

 Sukkulenten               Kassierer:
                           K o m m . Beisitzer:
                                                  T e l . : 3 64 53
                                                  Eberhard Schölten, 753 Pforzheim, Pflügerstr. 44
                                                  Horst Berk, 44 Münster, Marientalstr. 70/72, T e l . : 2 84 80
Titelbild:                 Bücherei:              DKG-Bibliothek, Palmengarten, z. H d n . F r l . Murmann, 6 Frank-
Hamatocactus setispinus
                                                  furt/M., Siesmayerstr. 61
Foto Eberhard Rail
                           Diathek:               Franz W. Strnad, 6 Frankfurt/M., Humboldtstr. 1, T e l . 55 42 58
Redakteur:                 Pflanzennach-          DKG-Landesgruppe Hamburg, p. Adr. Peter Urban, 2 Hamburg-
Dr. Jürgen Bosch           weisstelle:            Wandsbek, Walldörferstr. 53
7 Stuttgart-Rohr
                           Samenver-              Gerhard Deibel, 7121 Ottmarsheim, Finkenweg 6
Junoweg 11
                           teilungssteile:
                           Ringbriefgemein-     Wolf Kinzel, 535 Euskirchen, Reinaldstr. 55
Redaktionelle Berater:     Schäften:
Dr. Hans-Joachim Hilgert   telefonische Aus-    Dieter H o n i g , 7828 Neustadt/Schwarzwald, Ahornweg 9, Telefon
Dr. Albert Simo            kunft- und           0 76 51/4 80 (werktags 18-20 Uhr)
Wilhelm Simon              Beratungsstelle:
                           Bankkonto:           DKG, Deutsche Bank A G , Frankfurt/M., Nr. 92/1387
                           Postscheckkonto:     DKG, PschA Nürnberg Nr. 34550
                           Beitritts- und Austrittserklärungen sind zu richten a n :
                                                Frau E. Kinzel, 535 Euskirchen, Reinaldstr. 55, T e l . 0 22 51/5 34 48
                           Jahresbeitrag:       DM 2 4 , -

                           Gesellschaft österreichischer Kakteenfreunde
                           Präsident:             Dir. Alfred Bayr, 4020 Linz/Donau, Brunnenfeldstraße 5a, Tel. 439523
                           Vizepräsident:         Dr. m e d . Hans Steif, 2700 Wr. Neustadt, Grazer Straße 81, T e l . 3470
                           Schriftführer:         Cand. p h i l . Gerhard Haslinger, 1090 Wien, Rotenlöwengasse
                                                  7/1/3/23, T e l . 3 409 425
                           Kassier:               Hans Havel, 7052 Müllendorf, Feldgasse 6, Psk 194 790
                           Beisitzer:             Oskar Schmid, 1224 Wien-Aspern, Aspernstraße 119, T e l . 2218425

                           Schweizerische Kakteen-Gesellschaft, gegr. 1930
                           Präsident:             Alfred Fröhlich, Hünenbergstr. 44, 6000 Luzern, T e l . 0 41/36 42 50
                           Vize-Präsident:        noch vakant
                           Sekretärin:            Frau Ida Fröhlich, Hünenbergstr. 44, 6000 Luzern
                           Kassier:               Peter Purtscher, Wasgenring 105, 4000 Basel, Postsch.-Konto 40-3883
                                                  Basel
                           Bibliothekar:          Paul Grossenbacher, Saurenbachstr. 56, 8708 Männedorf
                           Protokollführer:       Gottfried Zimmerhäckel, Grüneggstr. 11, 6000 Luzern
                           Die Gesellschaften sind bestrebt, d i e Kenntnisse und Pflege der Kakteen und anderer
                           sukkulenter Gewächse sowohl in wissenschaftlicher als in liebhaberischer Hinsicht zu
                           fördern: Erfahrungsaustausch in den monatlichen Versammlungen der Ortsgruppen,
                           Lichtbildervorträge, Besuch von Sammlungen, Ausstellungen, Tauschorganisation,
                           kostenlose Samenverteilung, Bücherei. Die Mitglieder erhalten monatlich kostenfrei
Jahrgang 21                das Gesellschaftsorgan „Kakteen und andere Sukkulenten". Unverbindliche Auskunft
Juni 1970                  erteilen die Schriftführer der einzelnen Gesellschaften, für d i e DKG Frau Edith
Heft 6                     Kinzel, 535 Euskirchen, Reinaldstraße 55, T e l . 0 22 51/5 34 48.

Raimund Czorny             Steckbrief: Mammillaria yaquensis                                 101
Walter Rausch              Erstbeschreibung: Neue Arten der Gattung Sulcorebutia . . . . 102
Robert Gräser              Die Natur überlistet: Sprossende Astrophytum                      106
Eberhard Jahn              Nicht schön, aber interessant — Strombocactus disciformis . . . 108
Heinz R. Mindt             Die Kanarischen Inseln - Ein Sukkulenten-Paradies im Atlantik . . 109
Gerhardt Schönfeld         Reich blühende Kakteen durch richtige Behandlung                  116
                           Literatur, von uns für Sie gelesen                                118
                           Personalia                                                        120
Stechbrief

Mammillaria yaquensis Craig

Raimund Czorny

Die Blüte der Mammillaria yaquensis Craig ge-    intensiver rostrot, je sonniger die Pflanze ge-
hört in ihrer Farbkomposition mit zu den         halten wird.
zartesten Blüten im großen Kakteenreich. Das     Die Pflege ist nicht besonders schwierig. Die
Cremeweiß der Blütenblätter mit ihren rosa       Pflanze verlangt einen sonnigen Platz. Mit
Mittelstreifen steht in feinem Kontrast zu dem   Wassergaben darf man nicht allzu freigiebig
eigenartigen Rot der gespreizten großen Narbe    umgehen; die Erde soll wasserdurchlässig und
und der dichtstehenden Staubfäden. Dieses aus    wegen der sauren Reaktion mit Torf durch-
der Blütentiefe aufstrebende Rot wird unter-     setzt sein. Beachtet man diese Pflegebedingun-
brochen von den goldgelben Staubgefäßen. —       gen, ist Pfropfen nicht nötig.
Im Verhältnis zum Pflanzenkörper ist die         Mam. yaquensis wurde im Jahre 1937 vom
glockenförmige Blüte als groß zu bezeichnen      Ehepaar H I L T O N und H . KRAINZ gefunden und
(2 bis 2,5 cm lang und 2 cm im Durchmesser).     vor einigen Jahren von F. SCHWARZ wieder
Die einzelnen Triebe der als Gruppe wachsen-     gesammelt und nach Europa gesandt. Benannt
den Pflanze haben einen Durchmesser von          wurde sie nach dem Fundort am Fluß Yaqui
höchstens 1,5 cm und erreichen eine Länge von    in Mexiko.
ca. 8 bis 10 cm.                                 (Siehe auch „KuaS" 14. Jahrg. (4), 71, 1963)
Mam. yaquensis liebt sehr viel Sonne und         Foto vom Verfasser
bringt nur unter dieser Voraussetzung ihre       Anschrift des Verfassers: Raimund Czorny,
schönen Blüten. Die Körperfarbe wird umso        466 Gelsenkirchen-Buer, Droste-Hülshoff-Str. 6
Erstbeschreibung

Neue Arten der Gattung Sulcorebutia Backeb.

Walter Rausch

Sulcorebutia vasqueziana Rausch spec. nov.
Simplex, ca. 15 mm alta et ad 20 mm diametiens, atrovirens ad violaceo-nigra, radice rapiformi; costis ad 13,
spiraliter in gibberes 4 mm longos dissolutis; areolis 3 mm longis, albo- ad luteo-tomentosis; aculeis marginalibus
12—16, ad 15 mm longis, divaricatis, arcuatis, incondite-contextis, mollibus, aureis basi rubente incrassata; aculeo
centrali nullo. Floribus ca. 25 mm longis et diametientibus, magentis vel rubris intus luteis.
Patria: Bolivia, Sucre, secundum viam ad Los Alamos (Warankha), 2950 m alt.
Typus Rausch 284 in Herbario (Naturhistorisches Museum Wien)

                                                            Einzeln, ca. 15 mm hoch und bis 20 mm ∅ ;
                                                            Epidermis schwarzgrün bis violettschwarz, mit
                                                            Rübenwurzel; Rippen bis 13, spiralig in 4 mm
                                                            lange Höcker verschränkt; Areolen 3 mm lang,
                                                            weiß- bis gelbfilzig; Randstacheln 12—16, bis
                                                            15 mm lang, spreizend, gebogen, wirr ver-
                                                            flochten, weich, goldgelb mit rötlichem, ver-
                                                            dicktem Fuß; Mittelstachel 0. Blüte ca. 25 mm;
                                                            magenta oder rot und innen gelb.
                                                            Heimat: Bolivien, Sucre, an der Straße nach
                                                            Los Alamos (Warankha), auf 2950 m Höhe.
                                                            Dieser Formenkreis gehört zur Gruppe von
                                                            Sulcorebutia verticillacantha Ritt., unterschei-
                                                            det sich aber durch den kleineren Körper, so-
Fotos vom Verfasser                                         wie durch die lange, wirre, goldgelbe Bestache-
                                                            lung. Ich benenne diese schöne Art nach mei-
                                                            nem Freund, dem bolivianischen Kakteen-
Bild 1. S. vasqueziana                                      sammler ROBERTO VASQUEZ.

Sulcorebutia mizquensis Rausch spec. nov.
Simplex ad proliferans, ca. 25 mm alta et 30 mm diametiens, radice rapiformi; costis ad 17, spiraliter in gibberes
4—5 mm longos, in inferiore parte rubro-violaceo-coloratos dissolutis; areolis 4 mm longis et 1 mm latis, albo-
tomentosis; aculeis marginalibus ad 20, ad 4 mm longis, dense corpori appositis, albo-acuminatis, media parte
roseis, basi nigra incrassata; aculeo centrali nullo. Floribus ca. 30 mm longis et 25 mm diametientibus, albo- ad
atro-magentis, saepe fauce alba.
Patria: Bolivia, apud Mizque, 2600 m alt.
Typus Rausch 194 in Herbario (Naturhistorisches Museum Wien)

Einzeln     bis sprossend, ca. 25 mm hoch und              sind; Areolen 4 mm lang und 1 mm breit,
30 mm       ∅ . Mit Rübenwurzel; Rippen bis 17,            weißfilzig; Randstacheln bis 20, bis 4 mm lang,
spiralig   in 4—5 mm lange Höcker verschränkt,             eng an den Körper gelegt; Spitze weiß, in der
die an     der unteren Hälfte rot-violett gefärbt          Mitte rosa und mit schwarzem, verdicktem

102
Fuß; Mittelstachel 0; Blüte ca. 30 mm lang und
25 mm ∅ ; hell- bis dunkelmagenta, oft auch
mit weißem Schlund.
Heimat: Bolivien, bei Mizque auf 2600 m.
Dieser Formenkreis gehört zur Gruppe von
Sulcorebutia verticillacantha Ritt., unterschei-
det sich aber durch die dichtere Bestachelung,
welche an eine Sulcorebutia kruegeri (Card.)
Ritt, erinnert, aber violettrosa Blüten hat.

Bild 2. S. mizquensis

Sulcorebutia crispata Rausch spec. nov.

Simplex ad proliferans, 25 mm alta et ad 35 mm dia-
metiens, viridigrisea, radice rapiformi; costis ad 13,
spiraliter in gibberes 5 mm longos dissolutis; areolis
4 mm longis; aculeis marginalibus ad 24, ad 8 mm longis,
circa corpus arachnoideo-contextis, valde arcuatis,
tenuibus, vitreo-albis ad roseo-brunneis basi flavida
incrassata; aculeo centrali nullo. Floribus ca. 30 mm
longis et diametientibus, albo- ad atro-magentis.
Patria: Bolivia, Tomina, ca. 10 km ante Padilla, 2400 m
alt.
Typus Rausch 288 in Herbario (Naturhistorisches Museum
Wien)
Einzeln bis sprossend, 25 mm hoch und bis
35 mm ∅ ; Epidermis grüngrau. Mit Rüben-
wurzel; Rippen bis 13, spiralig in 5 mm lange
Höcker verschränkt; Areolen 4 mm lang;
Randstacheln bis 24, bis 8 mm lang, spinnen-
artig um den Körper verflochten, stark gebo-
gen, fein, glasig-weiß bis rosa-braun mit gelb-             Bild 3. S. crispata
lichem, verdicktem Fuß; Mittelstachel 0. Blüte
ca. 30 mm lang und ∅ , hell- bis dunkel-                    Dieser Formenkreis gehört zur Gruppe von
magenta.                                                    Sulcorebutia verticillacantha Ritt., unterschei-
Heimat: Bolivien, Tomina, ca. 10 km vor                     det sich aber durch die feinborstige, krause Be-
Padilla auf 2400 m Höhe.                                    stachelung.

Sulcorebutia markusii Rausch spec. nov.
Simplex, 30 mm alta et ad 60 mm diametiens, acriter viridis ad fusco-violacea, radice napiformi et plerumque
superiore parte angustata; costis 10—17, in gibberes 5—8 mm altos dissolutis spiraliter tortis; areolis 3—4 mm longis
et 1 mm latis, albo-tomentosis; aculeis marginalibus 12, ad 3 mm longis unguiformibus corpori appositis, fuscis,
albo-acuminatis et basi atratis; aculeo centrali raro, 1, ad 8 mm longo, paulum subulato, atro. Floribus ca. 35 mm
longis et diametientibus; ovario et receptaculo roseo, squamis fusco-viridibus tecto; phyllis perigonii lanceolatis ad
spathulatis, atro-magentis vel purpureis; fauce et filamentis albidis; stylo et stigmatibus (6) viridi-flavis.
Patria: Bolivia, Mizque, apud Vila Vila, 3000 m alt.
Typus Rausch 195 in Herbario (Naturhistorisches Museum Wien)

Einzeln, 30 mm hoch und bis 60 mm ∅ , dun-                  Areolen 3—4 mm lang und 1 mm breit, weiß-
kelgrün bis braunviolett, mit Rübenwurzel und               filzig; Randstacheln 12, bis 3 mm lang, krallen-
meist verengtem Wurzelhals; Rippen 10—17,                   artig um den Körper gelegt, braun mit weißer
spiralig in 5—8 mm große Höcker gedreht;                    Spitze und schwarzem Fuß; Mittelstachel selten,

                                                                                                                 103
1, bis 8 mm lang, etwas pfriemlich, schwarz;
                                                             Länge und ∅ der Blüte ca. 35 mm; Frucht-
                                                             knoten und Röhre rosa mit bräunlich-grünen
                                                             Schuppen; Blütenblätter lanzettlich bis spatelig,
                                                             Farbe dunkelmagenta oder purpurn; Schlund
                                                             und Staubfäden weißlich; Griffel und Narben
                                                             (6) grünlichgelb.
                                                             Heimat: Bolivien, Mizque, bei Vila Vila auf
                                                             3000 m Höhe.
                                                             Ich benenne diesen Formenkreis nach meinem
                                                             damaligen Begleiter ERNST MARKUS.

                                                             Bild 4. S. markusii

Sulcorebutia krahnii Rausch spec. nov.
Simplex, 30 mm alta et ad 80 mm diametiens; costis ad 32, spiraliter in gibberes 6-8 mm longos dissolutis; areolis
4 mm longis et 3 mm latis, flavo-brunneis vel albo-tomentosis; aculeis marginalibus ca. 24, 10 mm longis, circa
corpus contextis, setose-tenuibus, albis ad brunneis; aculeis centralibus difficulter distinguendis 3-7, 12 mm longis,
setosis, subpungentibus, brunneis ad nigris. Floribus 25—30 mm longis et 25 mm diametientibus; ovario et receptaculo
viridi-flavo squamis rubro-acuminatis tecto; phyllis perigonii luteis, interioribus clarioribus; fauce alba; filamentis
luteis; stylo et stigmatibus (5) albidis; (floribus secundum Krahn valde jasminiodoris).
Patria: Bolivia, a Comarapa (Cerro Tukiphalla) ad septemtriones versus, 1900—2300 m alt.
Typus Rausch 269 in Herbario (Naturhistorisches Museum Wien)

Einzeln, 30 mm hoch und bis 80 mm ∅ ; Rip-                   verflochten, borstigfein, weiß bis braun; Mittel-
pen bis 32, spiralig, in 6—8 mm lange Höcker                 stacheln schwer zu unterscheiden, 3—7, bis
verschränkt; Areolen 4 mm lang und 3 mm                      12 mm lang, borstig, etwas stechend, braun bis
breit, gelblich-bräunlich oder weißfilzig; Rand-             schwarz; Blüte 25—30 mm lang und 25 mm ∅ ;
stacheln ca. 24, 10 mm lang, um den Körper                   Fruchtknoten und Röhre grünlichgelb mit röt-
                                                             lich gespitzten Schuppen; Blütenblätter gelb,
                                                             innen heller; Schlund weiß; Staubfäden gelb;
                                                             Griffel und Narben (5) weißlich (nach KRAHN
                                                             stark nach Jasmin duftend).
                                                             Heimat: Bolivien, nördlich Comarapa (Cerro
                                                             Tukiphalla) auf 1900—2300 m Höhe.
                                                             Ich benenne diesen Formenkreis nach WOLF-
                                                             GANG KRAHN, der die ersten Exemplare nach
                                                             Europa brachte, wo sie unter dem Namen
                                                             Sulcorebutia weingartioides n. n. in den Han-
                                                             del gebracht wurden.

                                                             Bild 5. S. krahnii

Sulcorebutia frankiana Rausch spec. nov.
Simplex ad proliferans, 35 mm alta et ad 40 mm diametiens, laeteviridis, radice rapiformi; costis ad 14, in gibberes
8 mm longos et latos dissolutis spiraliter tortis; areolis 3—4 mm longis et 1—2 mm latis, albo-tomentosis; aculeis
marginalibus 9—15, ad 10 mm longis, circa corpus inflexis, fuscis ad rubiginosis; aculeo centrali nullo. Floribus ca.
40 mm longis et diametientibus; ovario et receptaculo magento-roseo, squamis olivaceis tecto; phyllis perigonii
lanceolatis ad spathulatis, saepe serratis, albo- ad atro-magentis, raro purpureis et intus flavis; fauce rubra ad
magenta; filamentis albidis basi rosea; stylo et stigmatibus (4) viridi-flavis.
Patria: Bolivia, Sucre, secundum viam ad Los Alamos, 2700 m alt.
Typus Rausch 290 in Herbario (Naturhistorisches Museum Wien)

Einzeln bis sprossend,       35 mm hoch und bis              und 1—2 mm breit, weißfilzig; Randstacheln
40 mm ∅ , frischgrün.        Mit Rübenwurzel; Rip-           9—15, bis 10 mm lang, um den Körper ge-
pen bis 14, spiralig, in     8 mm lange und breite           bogen, braun bis braunrot; Mittelstachel 0;
flache Höcker gedreht;       Areolen 3—4 mm lang             ∅ und Länge der Blüte ca. 40 mm; Frucht-

104
knoten und Röhre magentarosa mit olivgrünen
Schuppen; Blütenblätter lanzettlich bis spatelig,
oft zersägt, hell- bis dunkelmagenta, selten
purpurn und innen gelb; Schlund rot bis
magenta; Staubfäden weißlich mit rosa Fuß;
Griffel und Narben (4) grünlichgelb.
Heimat: Bolivien, Sucre, an der Straße nach
Los Alamos auf 2700 m Höhe.
Ich benenne diesen Formenkreis nach dem öster-
reichischen Kakteensammler GERHART FRANK.

Bild 6. S. frankiana

Sulcorebutia flavissima Rausch spec. nov.
Simplex, ad 25 mm alta et ad 60 mm diametiens,
laeteviridis; costis ad 18, in gibberes 10 mm longos,
5 mm latos, 7 mm altos dissolutis, spiraliter tortis; areolis
ca. 8 mm longis, albo- ad luteo-tomentosis; aculeis
marginalibus ad 24, ad 20 mm longis, radiantibus, paulum
circa corpus arcuatis; aculeis centralibus difficulter
distinguendis 2—5, ad 20 mm longis, erectis, circa
verticem contextis; aculeis omnibus elastice-pungentibus,
lucideluteis. Floribus ca. 35 mm longis et 40—50 mm
diametientibus; ovario et receptaculo roseo squamis
obscurioribus tect; phyllis perigonii spathulatis vel
lanceolatis, saepe acutiusculis, dilute- ad obscure-
magentis, medio-albostriatis; fauce filamentis, stylo,
stigmatibus albis.
Patria: Bolivia, inter Aiquile et Mizque, 2500 m alt. (Orkho
Abuelo).
Typus Rausch 277 in Herbario (Naturhistorisches Museum
Wien)

Einzeln, bis 25 mm hoch und bis 60 mm ∅ ,
frischgrün; Rippen bis 18, spiralig in 10 mm
lange, 5 mm breite und 7 mm hohe Höcker
verschränkt; Areolen ca. 8 mm lang, weiß- bis
gelbfilzig; Randstacheln bis 24, bis 20 mm lang,
strahlend, etwas um den Körper gebogen;
Mittelstacheln schwer zu unterscheiden, 2—5,
bis 20 mm lang, aufstehend, um den Scheitel
verflochten, alle Stacheln elastisch-stechend,
leuchtend gelb; Blüte ca. 35 mm lang und
40—50 mm ∅ ; Fruchtknoten und Röhre rosa
mit dunkleren Schuppen; Blütenblätter spatelig
oder lanzettlich, oft mit feiner Spitze, hell- bis
                                                                Bild 7 und 8. S. flavissima
dunkelmagenta mit helleren weißlichen Mittel-
streifen; Schlund, Staubfäden, Griffel und Nar-
ben weiß.                                                       magenta Farbtöne. Die var. electracantba
Heimat: Bolivien, zwischen Aiquile und Mizque                   wächst zusammen mit braunen und schwarzen
auf 2500 m Höhe (Orkho Abuelo).                                 Exemplaren und hat orange bis orangerote
Dieser Formenkreis gehört zur Gruppe von                        Blütenfarben; auch die Nachzucht weist nur
S. steinbachii (Werd.) Backeb. und sieht einer                  orangefarbene Blüten auf.
S. tiraquensis (Card.) Backeb. var. electracantba
Backeb. ähnlich, weist aber folgende Unter-
schiede auf: Am Standort findet man nur ein-
heitlich gelbe Formen, das Gelb der Stacheln                    Anschrift des Verfassers: Walter Rausch,
ist leuchtend gelb, und die Blüten haben nur                    A 1224 Wien-Aspern, Enzianweg 35

                                                                                                           105
Die Natur überlistet: Sprossende Astrophytum

Robert Gräser

Das erste, bei flüchtigem Betrachten unansehn-    flachkugelförmigen Sämlingen mit einem waage-
liche und nichtssagende Bildchen wird inter-      rechten Schnitt durch die Mitte die obere Hälfte
essant, wenn man weiß, welche Bewandtnis          als Pfropfstück weg und ließ den unteren Teil
es mit den abgebildeten Sämlingen hat.            des Sämlings im Saatbeet stehen. Um ein zu
Im Januar säte ich Samen von        Astrophytum   schnelles starkes Austrocknen oder gar ein Ver-
asterias und von Asterias-Hybriden in kleine      trocknen des Sämlingsrestes zu verhüten, wur-
Schalen aus, brachte die Schälchen in ein aus-    den die Pflänzchen einige Zeit vor Sonnenstrah-
gedientes Aquarium, eingebettet in feuchten       len geschützt und das Substrat auch weiterhin
Torfmull, mit einem Heizkabel unter den           feucht erhalten.
Schälchen und einer Leuchtröhre über den          Vier Monate später, im September, entstand
Samen.                                            das Foto. Die Sämlingsstümpfe sind als prall-
Anfang Mai konnte ich mit dem Sämlings-           gefüllte, kleine Halbkugeln deutlich zu erken-
pfropfen beginnen. Dabei schnitt ich von den      nen. Zum Teil treiben sie aus der kreisrunden

                                                                        Fotos vom Verfasser

106
Schnittfläche eben einen oder mehrere neue          durch e i n Genpaar, sondern durch mehrere
Köpfe. Diese Sprosse kommen offensichtlich aus      Genpaare bestimmt wird. Keines der Gene für
Regenerationsgewebe, das sich in dem verblie-       eine bestimmte Rippenzahl ist dominant. Beim
benen unteren Teil des Hypocotyls gebildet hat.     Vorhandensein verschiedener Gene hängt die
Die Beobachtung ist an sich schon interessant,      Rippenzahl vom Zufall ab. Die Pflanze auf
kann aber auch einigen praktischen Wert haben,      Bild 2 ist homozygot, gleicherbig; sie hat nur
besonders wenn der Liebhaber nur wenige             Gene für vierrippig. Die Pflanze auf Abb. 3
Sämlinge erzielte. Befindet sich unter den Säm-     dagegen ist heterozygot, ungleicherbig; sie hat
lingen eine schöne Variante, so besitzt der Lieb-   Gene für fünf-, vier- und dreirippig und kann,
haber damit neben seiner Sämlingspfropfung          dem Zufall folgend, dreierlei Sprosse bilden.
auch noch eine Mutterpflanze, die ihm Material      Es besteht aber auch die Möglichkeit, daß sie
zu weiterer ungeschlechtlicher Vermehrung           nur Gene für zwei Rippenzahlen besitzt, etwa
bietet.                                             fünf- und vierrippig, und daß es sich bei dem
Daß auch geköpfte       Astrophytum-myriostigma-    dreirippigen Sproß um eine somatische Muta-
Sämlinge aus dem Hypocotyl neue Sprosse trei-       tion handelt.
ben, erwähnte ich schon früher einmal (KuaS         Dabei muß man sich darüber bewußt bleiben,
1967, S. 86). Man darf wohl annehmen, daß           daß die Rippenzahl eine sekundäre Erscheinung
sich die übrigen Astrophytum-Arten       genauso    ist und bestimmt wird durch die Divergenz,
verhalten.                                          den gegenseitigen Zentralwinkelabstand auf-
Die folgenden Bilder zeigen sprossende Astro-       einanderfolgend gebildeter Areolen. Für den
phytum myriostigma f. nuda.                         Liebhaber ist es einfacher, statt von Genen für
Vierrippige Sämlinge dieser Form waren auf          eine bestimmte Divergenz, von Genen für eine
Eriocereus jusbertii gepfropft worden. Nach-        bestimmte Rippenzahl zu sprechen. Werden die
dem sie etwa 2 cm Durchmesser erreicht hatten,      Sprosse der zweiten Pflanze abgenommen und
wurden sie geköpft und zum Sprossen veran-          durch Bewurzelung oder Pfropfung selbständig
laßt.                                               gemacht, so erhält man als „Klon" drei Myrio-
Warum trieb eine Pflanze nur vierrippige            stigmen mit verschiedenen Rippenzahlen. So
Sprosse, eine andere je einen fünf-, einen vier-    auffallende Unterschiede in der Nachkommen-
und einen dreirippigen Sproß? Vielleicht sagt       schaft bei vegetativer Vermehrung — das ist
uns dazu der eine oder andere Myriostigmen-         wohl ein Kuriosum in der Pflanzenzüchtung.
freund seine Meinung.
Ich selbst versuche mir das so zu erklären : Nach
vielen Züchtungsversuchen mit Myriostigmen          Anschrift des Verfassers: Robert Gräser,
bin ich überzeugt, daß die Rippenzahl nicht         D 85 Nürnberg, Kolerstr. 22

                                                                                               107
Nicht schön, aber interessant:
Strombocactus disciformis

Eberhard Jahn

Strombocactus disciformis (De Candolle) Br. &      Aztekium ritteri. Die 4 bis 5 borstigen und sehr
R. eignet sich nur für Liebhaber, die viel Zeit    brüchigen Randstacheln stehen fast nur um den
und Geduld aufzubringen bereit sind. Dieser        Scheitel herum und sind etwa 15 mm lang.
Kaktus gehört in die Gruppe der „Mimikry-          Mittelstacheln fehlen.
Pflanzen", die sich ihrer natürlichen Umgebung     Von Mai bis September erscheinen zwischen der
so kunstvoll anpassen können, daß sie, vor         Scheitelwolle die trichterförmigen Blüten. Sie
allem im blütenlosen Zustand, kaum auffallen.      sind bis zu 3,5 cm lang und ebenso breit.
Der oberirdische Teil des Körpers wächst ein-      Fruchtknoten und Röhre sind spärlich beschuppt.
fach und scheibenförmig (Name!) besitzt aber       Die spatelförmigen äußeren Hüllblätter sind bis
im Boden eine rübenförmige Partie mit dicker       auf einen rotbraunen Mittelstreifen leicht rosa-
Pfahlwurzel. Bei einem mittleren Durchmesser       farben. Die inneren Hüllblätter sind reinweiß
von 8 bis 10 cm wird er meist nur 3 bis 4,         bis gelblich getönt und schlagen bei voller
manchmal aber auch bis über 10 cm hoch. Die        Anthese um. Staubfäden und Griffel samt Nar-
Epidermis hat eine blau- bis graugrüne Fär-        ben weisen eine gelbliche Färbung auf. Die
bung. Der eingesenkte Scheitel ist reichlich mit   Frucht ist etwa 7 mm lang und enthält zahl-
weißer Wolle bedeckt und wird von anfangs          reiche, winzige Samenkörner.
weißen, später vergrauenden Stacheln über-         Mexiko ist die Heimat dieser Pflanze; man
ragt. Die Rippen sind völlig in rhombische,        findet sie auf den Tonschieferfelsen der Staaten
niedrig gewölbte Warzen aufgelöst, die wäh-        Hidalgo und Queretaro.
rend der Trockenruhe runzelig und faltig aus-      In der Kultur ist dieser Kaktus etwas empfind-
sehen und von der Spitze her absterben, ein        lich. Er verlangt einen mineralisch-lehmigen,
Hinweis auf die nahe Verwandtschaft zu             mit Kalksteinschrot versetzten Boden. Im
                                                   Sommer will er sonnig, heiß und feucht ge-
                                                   halten werden, wobei für guten Wasserabzug
                                                   gesorgt sein muß. Im Winter sollte man ihn
                                                   trocken und kühl bei etwa 4—8 Grad aufbe-
                                                   wahren. Eine Sämlingsaufzucht ist langwierig;
                                                   sie gelingt am besten, wenn die Sämlinge zu-
                                                   nächst gepfropft und bei einer Größe von ca.
                                                   2 cm wurzelecht weitergezogen werden. Bei
                                                   länger anhaltender Pfropfung bleiben sie nicht
                                                   mehr „disciformis", sondern werden „cylindri-
                                                   f ormis" y d. h., sie verlieren ihren natürlichen
                                                   Charakter. Bei der Aufzucht dieser Art kann
                                                   man schon graue Haare bekommen! Import-
                                                   pflanzen dagegen werden häufig zu annehm-
                                                   baren Preisen angeboten und man sollte zu-
                                                   greifen, wenn die Voraussetzungen für eine an-
                                                   gemessene Pflege erfüllt sind.
                                                   Anschrift des Verfassers : Eberhard Jahn,
                                                   D 1 Berlin 44, Karl-Marx-Str. 221

108
Die Kanarischen Inseln —
Ein Sukkulenten-Paradies im Atlantik

Heinz R. Mindt

..Nachdem ich die Ufer des Orinoco, die Cordilleren von Peru und die schönen Täler von Mexiko durchwandert,
muß ich gestehen, nirgends ein so mannigfaches, so anziehendes, durch die Verteilung von Grün und Felsen-
massen so harmonisches Gemälde vor mir gehabt zu haben         "
                                                     Alexander von Humboldt, Juni 1799 im Orotavatal auf Teneriffa

Die Kanarischen Inseln, die Eilande des ewigen            freudige Reiseprospekte sie nicht ganz zu Un-
Frühlings und der ewigen Sonne, wie werbe-                recht nennen, stellten seit eh und je für Globe-

                                                                                                              109
trotter aller Zeiten eine Verwirklichung des ur-              sericeum, das blaßblaue Teyde-Veilchen, Viola
alten Menschheitstraumes vom Märchenland in                   cheiranthifolia, das noch in Höhen von 3000 m
den Weiten des Ozeans dar. Schon vor Jahr-                    zu finden ist und auf Teneriffa eine ähnliche
tausenden waren sie als die „Glücklichen Inseln"              Rolle spielt wie in den Alpen das Edelweiß,
bekannt. Für HERODOT sind sie die „Gärten                     sowie eine große Vielzahl anderer Pflanzen,
der Hesperiden", PLATON sieht in ihnen Über-                  die alle hier zu nennen, zu weit führen würde.
bleibsel des sagenumwobenen untergegangenen                   Zu den nichtsukkulenten einheimischen Arten
Kontinents Atlantis, und der große Reisende                   gesellt sich eine Fülle von „Einwanderern" aus
des Altertums, HOMER, spricht von ihnen als                   aller Herren Länder, die hier das ideale Klima
den „Elysäischen (paradiesischen) Gefilden".                  für ihr Gedeihen vorfinden: diverse Palmen-
Der Archipel ist in der Tat in mancher Hinsicht               arten, Araukarien, Bananen, Eukalyptus- und
als paradiesisch zu bezeichnen, so daß eigent-                Tulpenbäume, Papayas, Zitronen, Rizinusstau-
lich jeder Gast dieses „anderen Spaniens" in                  den, Hibiskus, Bougainvilleen, Gummibäume,
irgendeiner Weise auf seine Rechnung kommt:                   Jasmin, wilder Tabak, Weihnachtssterne, die
Der „DIN-Tourist" 1 ) (er bevorzugt hauptsäch-                Strelitzien mit ihren        Paradiesvogelblüten,
lich Teneriffa und Gran Canaria) ist beglückt                 Pampasgras, die bei uns als Zimmerpflanze ge-
über das konstant milde ausgesprochene Ferien-                pflegte Calla; sie und viele andere begegnen
klima, der stille Genießer freut sich über zoll-              dem Pflanzenfreund teils kultiviert, teils ver-
freien Alkohol, billige Zigaretten und die                    wildert auf den Inseln.
schmackhaften Weine des Landes, der Geologe
sieht sich einer Fülle vulkanischer Kuriosa ge-               Nicht endemische Sukkulenten
genüber, die er zum Teil sonst nirgends auf der               Aber lassen Sie mich nach der etwas lang ge-
Welt antrifft, dem Anthropologen geben die                    ratenen Einleitung zu der sukkulenten Flora
blondhaarigen Bewohner mancher Inseln Rätsel                  der Kanaren kommen. Hier verhält es sich
auf, der Etymologe probiert sich im Verstehen                 nicht anders als bei den anderen Gewächsen der
des Silbo, einer eigentümlichen vollständig ge-               Insel: neben einer Vielzahl endemischer Arten,
pfiffenen Sprache, mit der sich die Bewohner                  die sich oft sogar von Insel zu Insel unter-
der Insel Gomera auch heute noch über Ent-                    scheiden, stehen eine Reihe eingeschleppter
fernungen von einigen Kilometern unterhalten
                                                              Spezies, die ebenso als Kulturexemplare (z. T.
können, den Zoologen fesseln die nur hier hei-
                                                              Nutzpflanzen) wie auch verwildert den
mischen Tiere, und der reisende Sukkulenten-
                                                              Archipel bevölkern. Ich will die nicht endemi-
freund, sei es ein berufener Botaniker, oder,
                                                              schen Arten hier nur flüchtig streifen, lediglich
wie der Autor, einer jener Pflanzenliebhaber,
                                                              um zu zeigen, was den Sukkulentenfreund auf
wie Spitzweg sie zu sehen pflegte, führt hier
ganztags freudig erregt die Worte „endemische                 den Inseln überhaupt erwartet, und mich dann
sukkulente Art" im Munde.                                     den einheimischen Sukkulenten zuwenden.
In der Tat gibt es auf den Inseln eine solche                 „Zugereist" sind zunächst einige Opuntien-
Fülle von Pflanzen (nicht nur Sukkulenten),                   arten. Von diesen ist Opuntia ficus-indica am
die nur hier und sonst nirgends auf der Welt                  weitesten verbreitet. Sie wurde wegen der
wild wachsend zu finden sind, daß die Bezeich-                Cochenille2)-Zucht in großem Rahmen kulti-
nung Paradiesische Gefilde zumindest für den                  viert. Heute haben sich die Pflanzen weitge-
Botaniker volle Gültigkeit besitzt. Zu den                    hend selbständig gemacht, und nur auf Lanza-
nichtsukkulenten endemischen Arten gehören                    rote fand ich noch einige bewirtschaftete Opun-
die bis über 30 m hohe kanarische Dattelpalme,                tienfelder. — Neben Opuntia ficus-indica ist
Phoenix canariensis, die kanarische Kiefer,                   auf Gran Canaria, Teneriffa und Fuerteventura
Pinus canariensis, mit bis zu 30 cm langen Na-                die langstachlige Opuntia tuna häufig anzu-
deln, der herrlich gelbblühende, dem Ginster                  treffen, meist verwildert, wegen der Undurch-
verwandte Retama-Strauch, Cytisus conges tus,                 dringlichkeit ihrer Büsche oft aber auch als
die kanarische Glockenblume, Canarina cana-                   Hecken angepflanzt. — Opuntia          cylindrica
riensis, die neuerdings zunehmend als Zier-                   sieht man auf den Inseln häufig in größeren
pflanze gepflegte Bergaster      Odontospermum                Exemplaren als Zierpflanzen in Gärten und
                                                              2
J
                                                              ) Die Cochenille-Schildlaus, Dactylopius coccus, nährt
) Bezeichnung des Autors für jenen Reisenden, der stets         sich ausschließlich von Opuntien und liefert, getrock-
  in von Ferienorganisationen gebündelten Gruppen auf-          net, den weltbekannten karminroten Farbstoff, aus dem
  tritt und nicht eigentlich selbst reist, sondern „gereist     bis Ende des vergangenen Jahrhunderts u. a. das „kuß-
  wird".                                                        echte" Lippenstiftrot hergestellt wurde.

110
Bild 1. Opuntia ficus-indica   -
Felder auf Lanzarote

Fotos vom Verfasser

Parkanlagen, zuweilen auch an Straßenrändern.     sonders auf Fuerteventura und Lanzarote zur
Außer den Opuntien ist die Familie Cactaceae      Gewinnung der Sisalfaser kultiviert. — Schließ-
gelegentlich durch Cereus peruvianus vertreten,   lich ist ein Angehöriger der Agavenfamilie, der
der sich auf den Kanaren in Zier- und Garten-     Drachenbaum, Dracaena draco, auf dem Archi-
anlagen findet.                                   pel heimisch. Der bis 20 m hohe, dickstämmige
Eine zweite auf den Kanaren nicht heimische,      Baum gilt als Wahrzeichen der Insel, kann aber
aber weitverbreitete Sukkulentenfamilie bilden    kaum als sukkulente Pflanze bezeichnet werden.
die Agaven. Vertreten sind hier besonders die     Als dritte eingeschleppte Sukkulenten-Familie
auch im Mittelmeerraum stark verwilderte          sind die Aloegewächse zu nennen, von denen
Agave americana (Heimat Mexiko), Agave            hier hauptsächlich die südafrikanische Aloe
salmiana (die mexikanische „Pulque"-Agave),       arborescens und die im südlichen Mittelmeer-
Agave ferox und Agave sisalana. Wie in Mexi-      gebiet heimische Aloe vera zu finden sind.
ko und auf Kuba wird die Agave sisalana be-       Meist wachsen sie in Anlagen und Gärten, oft

Bild 2. Sisalagaven Kultur auf
Lanzarote (Agave sisalana)

                                                                                             111
Bild 3 (links). Sansevierien —
                                                                            Pflanzung im Süden Teneriffas;
                                                                            im Hintergrund der allgegen-
                                                                            wärtige „Cardon", Euphorbia
                                                                            canariensis

                                                                            Bild 4, Seite 113 (oben innen).
                                                                            Der doppelmannshohe „Car-
                                                                            don" (Euphorbia canariensis),
                                                                            eine der Charakterpflanzen der
                                                                            Kanaren, kommt in Küstennä-
                                                                            he, wie hier im Norden Tene-
                                                                            riffas ebenso vor. . .

                                                                            Bild 5 (oben außen). . . . wie
                                                                            in Berglagen bis etwa 1000 m
                                                                            Höhe, z. B. in diesem heißen
                                                                            Hochtal (ca. 750 m) am Pico
                                                                            de Zarza im Süden Fuerteven-
                                                                            turas

sind sie aber auch, besonders an Straßenrän-       Auftreten ausgesprochene Charakterpflanzen
dern, verwildert.                                  ganzer Landstriche sind.
Als sukkulente Kulturpflanze stößt man im          Wohl die bekannteste kanarische Euphorbie,
Süden Teneriffas auf die hier felderweise an-      der im ganzen Archipel verbreitete und be-
gebaute Sansevieria trifasciata var. laurentii.    sonders an Südhängen oft steppenbildende
Diese bekannte, aus dem Kongogebiet stam-          „Cardon", trägt ihren lateinischen Namen,
mende Zimmerpflanze mit den markanten gel-         Euphorbia canariensis, sehr zu Recht. Mit ihren
ben Längsstreifen an den Blatträndern wird         vorwiegend basitonisch verzweigten, stark an
für den Export angebaut und gelangt in grö-        Cereen erinnernden Kandelaber-Trieben prä-
ßerem Umfang auf dem Luftweg in den euro-          gen die über doppelmannshoch werdenden Bü-
päischen Blumenhandel.                             sche die ariden Zonen der Inseln zwischen
Nicht hier heimische, aber verbreitete Sukkulen-   Meeresniveau und etwa 1000 m Höhe. Die
ten stammen schließlich aus den Familien der       Rippen der Art tragen etwa 15 mm vonein-
Mesembryanthemaceae und der Euphorbiaceae.         ander entfernte paarweise stehende kurze Dor-
Erstere stellt in reichlichen Ausmaßen die in      nen. Die Art gehört daher zur Sektion Dia-
tieferen Lagen und besonders in Meeresnähe         canthium Boiss. (Diacanthium heißt „zwei-
stellenweise rasenförmig wuchernden Mittags-       dornig"). Die Blüten erscheinen im Juli und
blumen-Gewächse Carpobrotus edulis und Car-        August; sie sind rot und recht unscheinbar.
pobrotus acinaciformis, die, aus Südafrika         Der Euphorbia canariensis nahe steht eine weit-
stammend, auch große Teile des Mittelmeer-         aus kleiner bleibende Kandelaber-Euphorbie
raumes erobert haben. — Von den nicht ende-        derselben Sektion, die im Gegensatz zu dem
mischen Euphorbien sind besonders die in Cey-      meist fünfkantigen Cardon acht bis zwölf
lon heimische Euphorbia lactea mit ihrer reiz-     Rippen bildet und auch in ihrer Heimat recht
vollen weißlichen Zeichnung und die im Habitus     selten ist. Das Gesamtvorkommen dieser Art
ähnliche Euphorbia grandidens aus Südafrika        beschränkt sich auf zwei dicht benachbarte
zu erwähnen. Beide sieht man auf den Inseln
häufig in Gärten und Anlagen.

Euphorbiaceae
                                                   Bild 6 (unten innen). Die kleine steinige Euphorbia
Nun aber endlich zu den sukkulenten Urein-         handiensis — Wüste im Jandia-Gebirge auf Fuerteventura
wohnern. Wir können gleich bei der Euphor-         ist das einzige Vorkommen dieser Art überhaupt
bien-Familie bleiben. Sie hat eine große Fülle
von Arten zu bieten, die nur auf dem Archipel      Bild 7 (unten außen). Die Nahaufnahme der 6-8 cm star-
                                                   ken Euphorbia handiensis zeigt schön den cereoiden
vorkommen und zum Teil durch ihr häufiges          Habitus

112
113
Gebiete von jeweils einem knappen Quadrat-        phorbie, Euphorbia obtusifolia var. regis jubae.
kilometer im und in der Nähe des Gran Valle       Es ist ein kleines, bis etwa 150 cm hohes Bäum-
Jandia im Süden der Insel Fuerteventura. Die-     chen mit endständigen Blattrosetten, das auf
sem Standort (im Spanischen „Chandia" ge-         allen kanarischen Inseln in den verschieden-
sprochen) verdankt die Pflanze auch ihren Na-     sten Höhenlagen sehr häufig vorkommt. Die
men, Euphorbia        handiensis Burch. (Syn.     Art selbst, Euphorbia obtusifolia, wächst nur
Euphorbia tribuloides Lam.) Das Vorkommen         auf Teneriffa, ist im Habitus der Varietät sehr
erstreckt sich im leicht ansteigenden Küsten-     ähnlich, wird aber etwas größer als diese.
gelände von Meereshöhe bis knapp 100 m. In        Sehr nahe steht der Euphorbia obtusifolia eine
dem sehr ariden Gelände des Gran Valle Jandia     andere strauchförmige Art, Euphorbia balsami-
bilden die max. etwa 80 cm hohen Büschchen        fera, die noch stärker verzweigt ist und eine
neben dem harten und verworrenen Gestrüpp         etwas kompaktere Wuchsform aufweist. Auch
des Kameldorns (Zollikoferia       spinosa) den   sie ist auf allen großen Inseln des Archipels
größten Anteil der kargen Vegetation. Die         (außerdem auch in Saudiarabien) heimisch.
Pflanzen nähren sich hier buchstäblich vom        Während des Sommers sind die balsamifera-
nachts herniedergehenden „Tau des Himmels";       Bäumchen fast völlig unbelaubt. Zur selben
denn mit Regen ist oft jahrelang nicht zu rech-   Gruppe (Sektion Tithymalus Boiss.) gehö-
nen. Die in dichten Polstern stehenden, bis       ren noch die auf Teneriffa heimische Euphorbia
ca. 8 cm dicken Stämmchen tragen 2 bis 3 cm       atripurpurea, ferner Euphorbia bravoana und
lange Dornenpaare und erinnern noch weit          Euphorbia dendroides, die auch im Mittel-
stärker an Cereen-Triebe, als das bei Euphorbia   meergebiet zu finden ist.
canariensis der Fall ist. Der Milchsaft der Art   Die dieser Gruppe nahestehende Sektion Ar-
ist, wie auch der des Cardon, sehr giftig.        throthamnus Boiss. ist auf Gran Canada,
Ebenfalls auf Fuerteventura, allerdings auch      Teneriffa und möglicherweise auch auf Gomera
auf den anderen kanarischen Inseln, findet        durch Euphorbia aphylla vertreten, einen stets
sich eine strauchförmige, je nach Jahreszeit      blattlosen Busch, der nur in unmittelbarer
mehr oder weniger belaubte sukkulente Eu-         Meeresnähe, allerdings bis in etwa 300 m Höhe

114
Bild 8 (S. 114). Euphorbia obtusifolia - Bäumchen an      Im Frühherbst bilden sich neue Blätter, und
einer Straße durch das Anaga-Gebirge auf Teneriffa. Im
Hintergrund am Hang Euphorbia canariensis — Kolonien      zur selben Zeit entwickeln sich auch die bis
                                                          20 cm hohen gelben Blütenstände, die die
Bild 9 (oben). Euphorbia artripurpurea im trockenen Sü-
den der Insel Teneriffa                                   Pflanze dann deutlich von ähnlich aussehen-
                                                          den Euphorbien unterscheiden. Ein weiteres
Bild 10 (oben außen). Schwach belaubte Pflanzen von
Senecio kleinia (Syn. Kleinia neriifolia) im Valle de     sicheres Erkennungsmerkmal ist das Fehlen des
Vinamar auf Fuerteventura                                 Milchsaftes.

vorkommt. Auf der „Isleta" in der Nähe von                Asclepiadaceae
Las Palmas und an anderen Stellen wächst sie              Euphorbia aphylla hat Nachahmer unter den
steppenbildend. Ihre Ästchen werden nicht viel            Asclepiadaceae gefunden: Ceropegia dichotoma
stärker als 5 mm, sind reich verzweigt und                (sie kommt vorwiegend auf Teneriffa vor) und
5—10 cm lang. Die ganze Pflanze bildet bis                Ceropegia fusca auf Teneriffa und Gran Ca-
zu 50 cm hohe Büsche.                                     naria. Es sind sukkulente Halbsträucher von
                                                          durchschnittlich 50 bis 100 cm Höhe mit bis zu
Compositae                                                2 cm starken drehrunden grauen Gliedern, die
Wie die zuerst erwähnten Kandelaber-Euphor-               stark in Internodien unterteilt sind. Die Blüte
bien stark mit Cereen konvergieren, gibt es               zeigt wie bei allen Ceropegien die bekannte
auch für die strauchigen Euphorbien äquivalen-            Laternenform. Bestäubende Insekten werden
te Formen in anderen Familien.                            von den Pflanzen auf raffinierte Weise einge-
Habituell sehr ähnlich wie die Euphorbia-                 fangen: In dem sehr glatten Blütenschlund rut-
Sektion Tithymalus ist Senecio kleinia (Syn.              schen sie bis auf den Boden, und der Rückweg
Kleinia neriifolia) aus der Familie der Compo-            wird ihnen durch sogenannte Reusenhaare so
sitae. Es kommt auf Gran Canaria, Teneriffa,              lange versperrt, bis die Bestäubung erfolgt ist,
Fuerteventura und Lanzarote vor, wird bis                 die Haare erschlaffen und sich zurücklegen.
zu 2 m hoch und ist im Sommer unbelaubt.                  Fortsetzung in Heft 7

                                                                                                      115
Reich blühende Kakteen
durch richtige Behandlung

Gerhardt Schönfeld

Bekanntlich sind Kakteen außerordentlich an-      sprechend den „heimatlichen Bedingungen" —
passungsfähig an Standort und Klima. Selbst       tags heiß, nachts kühl — müssen wir entspre-
in Räumen, in denen Blattpflanzen kümmerlich      chende Voraussetzungen schaffen.
ihr Dasein fristen, gedeihen Kakteen, wenn es     Ein kühler Winterstand bei + 5 bis 8 ° C ist für
ihnen nicht an Licht mangelt. Aber mit dem        die meisten meiner Pfleglinge im mäßig hellen
Blühenwollen haben doch viele Liebhaber, vor      Keller gerade das Richtige, obwohl mehr Licht
allem die Anfänger ihre Sorgen.                   wesentlich günstiger wäre. Wilcoxia und Mar-
                                                  ginatocereus, auch Myrtillocactus u. a. über-
„Nicht einmal stattlich aussehende Echinopsien    wintert man am besten bei + 1 0 bis 12° C. Von
setzten Knospen an, obwohl ihnen die Kindel       Ende November bis Anfang März wird nicht
entfernt wurden." Solche Feststellungen traf      gegossen, dafür aber bei Außentemperaturen
ich allzu oft bei noch unerfahrenen Kakteen-      über 0° tagsüber gelüftet. Die letzte und die
freunden an, die sich diesem schönen, wenn auch   ersten Wassergaben werden durch Tauchen der
stachligen Hobby verschrieben haben.              Töpfe verabreicht, ohne den Pflanzenkörper
Dabei sind doch die meisten bei uns in Kultur     zu befeuchten. Bei warmer Märzsonne wird der
befindlichen Kakteenarten zum Erblühen zu         Winterstaub an meinen Pflanzen im Freien ab-
bringen; manche brauchen zwar bis zur Blüh-       gesprüht, der Pflanzenkörper trocknet an der
fähigkeit mehrere Jahre, andere, wie Rebutien,    Luft schneller wieder ab. Bald sehen auch die
blühen sogar schon als einjährige Sämlinge.       Pflanzen wieder frisch grün aus.
Vielmals wurde ich schon gefragt, wie ich die     Die Frühlingsblüher halte ich bis zum Blüten-
                                                                        Bild 1 (links). Dieser fünfjäh-
Blütenfülle in meinen Frühbeeten erreiche. Ent-                         rige Chamaecereus silvestrii,
                                                                        vegetativ vermehrt (= Senker-
                                                                        aufzucht), brachte im vergan-
                                                                        genem Sommer 172 Blüten.
                                                                        Sein diesjähriger Knospenan-
                                                                        satz verspricht vielleicht einen
                                                                        noch reicheren Blütenflor.

                                                                        Fotos vom Verfasser

                                                                        Bild 2 (S. 117 innen). Der
                                                                        beliebte    Notocactus   ottonis,
                                                                        zweijährig,   gibt   mit  seiner
                                                                        Riesenblüte ganz schön         an
                                                                        und imponierte nach kurzer
                                                                        Zeit sogar     noch mit     einer
                                                                        zweiten.

116
ansatz (bis Mitte April) noch trocken, die Som-      Bild 3 (oben). Wo steckt der Pflanzenkörper dieser zwei-
                                                     jährigen Rebutia minuscula?
merblüher von Anfang bis Ende Mai, soweit
nötig, bis sie Knospen ansetzen. Ich zwinge          Bild 4 (unten). Hamatocactus setispinus, dreijährig, blüht
                                                     von Mai bis Anfang Oktober ununterbrochen und be-
nahezu meine Kakteen zum Blühen, und das             deckt seinen Scheitel oft mit mehreren gleichzeitig ge-
mit ziemlichen Erfolg. An warmen Maitagen            öffneten Blüten.
lasse ich die Deckfenster auch nur einen Spalt
offen, so daß sich bis ca. 40° C die feuchte Luft    Wollen dennoch große Exemplare nicht blühen,
erwärmen kann, (prallsonneempfindliche Arten         läßt man sie abermals bei Wärme dürsten. In
werden beschattet.) Ab Mitte Mai bleiben die         den meisten Fällen tritt bald der Erfolg ein.
Frühbeetfenster außer bei Jungpflanzen und           Zeigen sich dann Knospenansätze, wird ge-
Sämlingen auch nachts offen, damit die Pflan-        wässert, am besten mit handwarmem Wasser
zen die nötige Nachtkühle abbekommen; nicht          gesprüht. Wärme, Licht und Feuchtigkeit sind
selten sinkt die Lufttemperatur bis auf + 6 bis      jetzt unerläßlich, Nässe ist jedoch zu vermei-
8° C im Kasten ab. Gerade diese enormen              den. Schon nach wenigen Tagen entfalten sich
Temperaturschwankungen bewirken die Wider-           die ersten Blüten zur Freude ihres Pflegers.
standsfähigkeit und aber auch die Blühwillig-        In der Natur, am heimatlichen Standort, ge-
keit ganz besonders der andinen Gebirgskak-          schieht das nicht viel anders.
teen wie Rebutia, Aylostera,         Mediolobivia,
Lobivia, Acanthocalycium,       Parodia u. a.,       Anschrift des Verfasser: Gerhardt Schönfeld,
Cleistocactus und Neochilenia inbegriffen.           X 6503 Gera-Langenberg, Schulstr. 25

                                                                                                          117
Literatur, von uns für Sie gelesen

                                                                                Heft 4. Herr Kessler über die FR-Parodien: FR 923, FR
Deutschland                                                                     924, FR 925, FR 926, FR 927, FR 928, FR 929, FR 930.
B r o m e l i e n für Zimmer und Gewächshaus. Von Professor                     Herr Krasucka über Parodien-Aussaat: empfiehlt Aussaat
Dr. W. Rauh, H e i d e l b e r g , unter Mitarbeit von Garten-                  im Januar und Versuch mit „ K a p r o m i n " .
oberinspektor H. Lehmann, H e i d e l b e r g , und Dr. R. Oeser,               Heft 5. Herr Kessler beendet seine Artikel über die FR-
Stegen. Band 1 : Die T i l l a n d s i o i d e e n . 359 Seiten mit 174         Parodien mit FR 931, FR 932, FR 952, FR 1096, FR 1125,
Schwarzweißfotos, 63 Farbbildern und 48 Z e i c h n u n g e n ;                 FR 1125a, FR 1134, FR 1135, FR 1152, FR 1153. Damit
Ln. DM 5 8 , - . Verlag Eugen Ulmer, 7 Stuttgart 1, Post-                       endet eine sorgfältig verfaßte Folge, die keineswegs
fach 1032.                                                                      nomenklatorisch verstanden sein w o l l t e , dem Parodien-
Dieser erste Band eines zweibändigen Bromelienwerkes                            Liebhaber aber bis zum Erscheinen der endgültigen Be-
behandelt im a l l g e m e i n e n Teil die B i o l o g i e der Brome-          schreibungen eine wertvolle Orientierungshilfe sein w i r d .
lien, ihre Herkunft, die natürlichen Standorte, ihre Mor-                       Heft 6. Herr Krasucka beschließt, nach der Fortsetzung in
p h o l o g i e und Lebensweise sowie die Grundlagen der                        Heft 5, seinen umfassenden Bericht über die Parodien-
B r o m e l i e n k u l t u r ; im speziellen Teil werden die T i l l a n d -   Aussaat. Herr Hohenstein zieht das Fazit im Bericht über
sien — die artenreichste Gattung — und die ihnen ver-                           GFK-Gewächshäuser: der Wartungsfreiheit, der bequemen
wandten Gattungen Catopsis, Guzmania und Vriesea aus-                           Handhabung (Umzug!) und den etwas geringeren Hei-
führlich beschrieben. Der abschließende zweite Band ist                         zungskosten dürfte auf die Dauer doch das Vergilben
in Vorbereitung und w i r d die übrigen Bromeliengattun-                        des Materials im Wege stehen. (Zu unserem Bedauern
gen w i e Cryptanthus, Aechmea, B i l l b e r g i a usw. behan-                 müssen wir erfahren, daß die VKW-Mitteilungen 1970
d e l n . Professor Rauh ist einer der besten Kenner der                        nicht erscheinen.)                                 Wippich
m i t t e l - und südamerikanischen Vegetation. Ausgedehnte
Reisen haben ihn mit den wesentlichen V o r k o m m e n der
Bromelien vor allem in Mexiko und Peru vertraut ge-
macht; dabei hat er eine Reihe neuer Arten entdeckt.
Lehmann und Oeser verfügen über jahrzehntelange Er-
fahrungen bei der Kultur von B r o m e l i e n . Sie verstehen
es ausgezeichnet, dem Liebhaber eine Vorstellung von                            Tschechoslowakei
der Vielfalt und dem großen Reiz dieser Pflanzengruppe
zu g e b e n , die mit ihren schön gezeichneten Blättern,                       Kaktusy 5 (1), 1969
 ihren bizarren Formen und der Farbenpracht der Blüten-                         Eine selbständige Gesellschaft wurde an der Hauptver-
stände einen Hauch tropischer Atmosphäre in unsere                              sammlung der Delegierten in Brno (Brunn) am 8. 2. 1969
W o h n u n g e n b r i n g e n ; ihre großen Erfahrungen geben die             konstituiert. Gleichzeitig wurde der Zentralausschuß mit
drei Autoren so lebendig und einprägsam an den Leser                            Dr. B. Schütz als Vorsitzenden gewählt.
weiter, daß dieser nichts falsch machen kann. Über ihren                        Vor 25 Jahren, am 4. 12. 1944, starb A. V. Fric, eine der
 praktischen Wert hinaus w i r d diese nicht alltägliche Neu-                   bedeutendsten Persönlichkeiten der modernen Kakteenge-
erscheinung aber allein schon um ihrer prachtvollen B i l -                     schichte. Während seiner Mexiko-Reise (1923) und seiner
der w i l l e n jeden Freund kostbarer Bücher und den L i e b -                 Südamerika-Reisen (1926-1929) hat er eine Menge neuer
 haber interessanter Pflanzen gleichermaßen begeistern.                         Kakteen gefunden und nach Europa gebracht. Seine
                                                                                Rückkehr aus Mexiko hat ein großes Kakteen-Sammel-
                                                                                fieber ausgelöst, während die Erfolge der Südamerika-
V K W - M i t t e i l u n g e n . 1. und 2. Halbjahr 1969, Hefte 1 bis 6.       Expeditionen die Aufmerksamkeit von mexikanischen auf
Heft 1 . Herr Dr. Gröner über den planmäßigen Aufbau                            südamerikanische Kakteen lenkte. Der Reisebericht des
einer K a k t e e n s a m m l u n g : er kommt unter anderem zu dem             jungen Kakteenjägers Karel Knize von seinem Besuch
Schluß, daß die Zahl der erstaunlich großen Sammlungen                          der Inseln Curaçao, Margerita, Bonaire, St. Martin und
gegenüber den Jahren 1900 bis 1950 zugenommen hat,                              Saba folgt auf Seite 6. Beobachtungen von Melocacteen
                                                                                und anderen noch wenig bekannten Arten beinhaltet
die Zahl der niedergelegten Beobachtungen in den Kak-
                                                                                dieser Bericht.
teenzeitschriften jedoch eher weniger geworden ist. Herr
Kessler über die FR-Parodien: FR 746, FR 746A, FR 746B,                         Den Einfluß des direkten Sonnenlichts auf Kakteen und
FR 747, FR 912, FR 913, FR 914.                                                 die Kultur ohne Glas beschreibt Ing. Neumann, der
                                                                                seine Sammlung statt mit Glas mit einem Drahtgeflecht
Heft 2. Herr Dr. Gröner weiter über Kakteensammlungen:                          bedeckt. Die Erfahrungen hierin s i n d sehr gut, da auch
mögliche O r d n u n g s p r i n z i p i e n , w i e geographisches Vor-         keine    Sonnenbeschädigungen    aufgetreten  sind.  Die
k o m m e n , Gattungszugehörigkeit, Kammformen, Stachel-                       Pflanzen wuchsen kräftiger und gesünder, die Stacheln
f a r b e n ! Herr Haas in der fünften Folge über Notocacteen.                  wurden länger und farbiger. Besonders auffallend sind
Herr Kessler über FR 915, FR 916 mit FR 916c und                                die zahlreicheren Blüten im Gegensatz zu früheren J a h -
FR 916d.                                                                         ren, als die Pflanzen noch unter Glas mit einem Schutz-
Heft 3. Herr Kessler über FR 916 a und FR 916b, FR 917,                         anstrich gezogen w u r d e n .
FR 918, FR 919, FR 920, FR 921, FR 922. Herr Hohenstein                          M. Voldan beschäftigt sich dann mit dem Ursprung von
beginnt eine Aufsatzfolge über die Erfahrungen beim Bau                         Cephalien, und zwar auf der Basis anatomisch-morpho-
und Betrieb eines Gewächshauses, insbesondere eines                              logischer Betrachtungen, die sich auf ältere und neuere
solchen aus Kunststoffschalen (GFK).                                             Literatur stützen.

 118
Wie keimt Rebutia Violaciflora? J. Vecera machte viele        USA
Versuche und stellt fest, daß sofort nach der Ernte 98,3%
der Samen keimten. 6 Wochen nach der Ernte keimten            D. Cowper: Mammillaria santaclarensis, A New Species
nur noch 94,5% und 90% keimten bei 3 Monate alten             from Chihuahua, Mexico (Cactus a. Succ. Journ. of
Samen. Hierbei zeigte sich auch eine feststellbare            Americ. XLI /6/, 248-250, 1969)
schwächere Keimenergie sowie eine sichtbare Keimun-           Hier wird eine weitere Pflanze aus der Mam. wrightii-
regelmäßigkeit mit längeren Keimzeiträumen. Im März           wilcoxii-viridiflora Gruppe neu beschrieben. Sie unter-
des nächsten Jahres keimten nur noch 58,4% mit zuneh-         scheidet sich von den anderen Arten dieser Gruppe durch
mend schwächer werdender Keimenergie.                         lange (2 cm) und enge (1,5 cm ’) Blüten sowie durch
                                                              einen nackten, holzigen Stamm bei alten Pflanzen. Be-
                                                              nannt wurde sie nach ihrem Typstandort im Santa Clara
Kaktusy 5 (2), 1969                                           Canon, 15-17,5 Meilen westlich von Ciudad Juarez. Sie
Dr. Schütz bringt den zweiten Bericht von A. V. Fric          wächst meist an schattigen Stellen in Moos auf großen
und stellt fest, daß über seine Theorien bisher wenig         Felsblöcken und wurde erstmals 1967 von D. Morrical
geschrieben wurde, obwohl seine Ansichten die neu-            gesammelt.
zeitliche Kakteenforschung in verschiedener Hinsicht so
entscheidend beeinflußt haben. Als erster benutzte er         R. Moran: Stalking Pachyphytum ovifferum (Cactus a.
das System von Britton und Rose, er hat dasselbe als          Succ. Journ. of Americ. XLI /67, 253-256, 1969)
erster kritisiert, er war auch der erste, der die Forde-      Dr. Carl A. Purpus sammelte P. oviferum erstmals 1910
rung eines phylogenetischen Systems aussprach und             in der Schlucht von Bagre bei den Schwefelminen von
auch ein solches im Jahre 1930 veröffentlichte. Er wurde      San Rafael im Staat San Luis Potosi, Mexico. Da die
von seinen Gegnern heftig angegriffen und doch haben          Minen nicht mehr existieren und der Ort Bagre in
sich seine Gedanken zum größten Teil durchgesetzt. Dies       Ocampo umbenannt wurde, war es nicht einfach, diesen
gilt insbesondere für die Samendaktyloskopie (Abdruck-        einzigen bis heute bekannten Standort wieder zu finden.
verfahren), die bei den modernen Systematikern heute          Es wird eine genaue Beschreibung der neu gesammelten
noch häufig weiterentwickelt worden ist.                      Pflanzen gegeben. Sie sehen P. bracteosum sehr ähn-
K. Knitze's zweite Reise. Dieser Bericht behandelt eine       lich, dessen Standort ca. 130 Meilen entfernt liegt.
Kakteenjagd durch das aus 6 Klima-Zonen bestehende
Ecuador, wobei die Galapagos-Inseln die siebente Zone         P. Schmidt: Hybridization of Lophophora williamsii with
bilden. Die dort gefundenen Pflanzen werden in einem          Turbinicarpus and Mammillaria (Cactus a. Succ. Journ.
Verzeichnis aufgezählt, von denen er die mit einer Feld-      of Americ. XLI /6/, 265, 1969)
nummer versehenen Arten mitbrachte und die mit einem          Bei diesen Kreuzungen brachte mit einer Ausnahme nur
X bezeichneten nur beobachtete und fotografierte.             die Lophophora Früchte. Alle Hybriden zeigen als er-
Etwas über Samen. Von Dr. Schütz. Kakteen sind größ-          wachsene Pflanzen ein lophophora-ähnliches Aussehen
tenteils selbststeril. Auch wenn mehrere blühfähige Pflan-    mit Filzbüscheln statt Stacheln. Die beobachteten Unter-
zen vorhanden sind, ist die Befruchtung nicht immer           schiede waren etwas längere Stacheln bei den Sämlingen
einfach, da die Blüten sich nur selten gleichzeitig öffnen.   (x Mam. bocasana) sowie größere (x Turbinic. schwarzii)
In der Regel keimen Kultursamen besser als Wildsamen,         und farbigere Blüten (x Mam. zeilmanniana, x Turbinic.
da diese oft von unreifen Früchten gesammelt werden.          pseudo-macrochele). Kein Unterschied zu Lophophora
Auch spielt die Lagerung nach dem Sammeln für die             war bei der Kreuzung mit Strombocactus feststellbar.
Keimung eine entscheidende Rolle. Die oft vertretene          Im gleichen Heft (250—252) wird die Technik des Hybridi-
Ansicht, daß die Samen so lange wie nur möglich an            sierens von sukkulenten Pflanzen beschrieben. Ob die
der Pflanze bleiben sollen, hat sich in der Praxis nicht      dabei gegebenen Anweisungen zum Vermeiden von un-
als richtig erwiesen. Wenn aus Wildsamen verschieden-         gewollter Selbstbestäubung bei den Lophophora-Kreu-
artige Pflanzen entstehen, so ist das kein Beweis dafür,      zungen beachtet wurden, ist nicht ersichtlich.
daß es sich in solchen Fällen um Variationsbreiten han-
delt. Gewöhnlich handelt es sich hierbei um Mischungen        E. Wagner: Cactus and Succulent Nurseries „Quinta Fdo.
verschiedener Arten. Für die Samengewinnung sollte man        Schmoll" (Cactus a. Succ. Journ. of Americ. XLI /6/,
nur die schönsten und gesundesten Pflanzen auswählen.         271-273, 1969)
                                                              Gegründet von Ferdinand und Carolina Schmoll zu Be-
                                                              ginn dieses Jahrhunderts wurde diese Sukkulentengärt-
Kaktusy 5 (3), 1969                                           nerei bald in den USA und in Europa bestens bekannt.
Dr. Schütz' dritter Bericht von A. V. Frič und dessen         Während früher hauptsächlich Kakteen gesammelt wur-
Reise nach Mexiko im Jahre 1923. Diese Sammelreise            den, werden heute in 7 großen Gewächshäusern von W.
dauerte 9 Monate und er sammelte in Texas, in Mexiko,         Wagner — einem Neffen von Carolina Schmoll — Kakteen
von wo er etwa 50 000 Pflanzen nach Europa sandte. Die        aus Samen gezogen und in alle Welt verschickt. Die An-
wichtigsten Funde waren u. a. Astrophytum asterias und        schrift findet sich auch im Anzeigenteil dieser Zeitschrift.
senile, Obregonia denegrii, Porfiria schwarzii.                                                                     Hartl

Kaktusy 5 (4), 1969                                           Kakteenneubeschreibungen im Jahre 1968
Der vierte Bericht von Dr. Schütz über A. V. Fric: und        In dem jetzt erschienenen REPERTORIUM PLANTARUM
seine Reisen von 1900 bis 1912 nach verschiedenen             SUCCULENTARUM XIX/1968 (s. auch Literaturteil in KuaS
Staaten Südamerikas, sowie denen von 1926—1929, bei           21 (3) 1970), einem jährlich von G. D. Rowley und E. L.
denen er sich hauptsächlich mit Kakteen beschäftigte.         Newton zusammengestellten Index neuer Namen sukku-
Kein anderer Kakteensammler, mit Ausnahme von Fr.             lenter Pflanzen, werden folgende 1968 neu beschriebene
Ritter, hat ein so ausgedehntes Reiseprogramm abge-           Kakteen erwähnt:
wickelt. Auf diesen Reisen sammelte er die schönsten
Pflanzen und brachte diese mit nach Europa.                   Acanthocalycium aurantiacum Rausch sp. n. (in KuaS 19:
Jan Pechanek bringt dann einen Bericht über Lopho-              92, Mai 1968)
phora mit gelben und rotvioletten Blüten sowie mit gelb-
licher oder grasgrüner Epidermis. Er beschreibt ausführ-      Coleocephalocereus aureus Ritter sp. n. (in KuaS 19:
lich alle Arten und Varietäten. Dieser Bericht wird fort-       158-160, Aug. 1968)
gesetzt.                                                      Coleocephalocereus decumbens Ritter sp. n. (in KuaS 19:
K. Knize bringt dann einen weiteren Reisebericht vom            160-161, Aug. 1968)
Rimactal und seiner Flora. Es werden verschiedene             Coleocephalocereus paulensis Ritter sp. n. (in KuaS 19:
Funde mit Angabe der KZ-Nummer aufgezählt.                      161-162, Aug. 1968)
Es folgt eine Abhandlung von J. Sklenka über Züchtung,        Echinocereus pectinatus Eng. var. wenigeri Benson var.
aufgeteilt in mehrere Teiltätigkeiten. Die Summe dieser         n. (in Cact. & Succ. Journ. Americ. 40: 119-127, Mai
Teiltätigkeiten spiegelt sich dann im züchterischen Er-         bis Juni 1968)
folg wider. Dazu bedient er sich einer mathematischen         Echinopsis ayopayana Ritter & Rausch sp. n. (in Succ.
Grundlage.                                  Berk u. Dufek       47: 85-86, Juni 1968)

                                                                                                                     119
Sie können auch lesen