Dbb journal - Stets zu Diensten? Der Staat im 21. Jahrhundert dbb Jahrestagung 2014 - dbb ...

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dbb journal             5. bis 7. Januar 2014

dbb Jahrestagung 2014

Stets zu Diensten?
Der Staat im
21. Jahrhundert
Dbb journal - Stets zu Diensten? Der Staat im 21. Jahrhundert dbb Jahrestagung 2014 - dbb ...
dbb Jahrestagung 2014
Köln, 5. bis 7. Januar 2014

Stets zu Diensten?
Der Staat im 21. Jahrhundert
Sonntag, 5. Januar 2013
19.00 Uhr 	Begrüßungsabend
            im Tanzbrunnen
                                           Grußwort
	Jürgen Roters
  Oberbürgermeister der Stadt Köln

Montag, 6. Januar 2013
10.00 Uhr                                  Gewerkschaftspolitischer Auftakt
                                           Begrüßung und Ansprache
	Klaus Dauderstädt
  dbb Bundesvorsitzender
                                           Dr. Thomas de Maizière
                                           Bundesminister des Innern
	Dr. Norbert Walter-Borjans
  Finanzminister des Landes Nordrhein-Westfalen
12.00 Uhr                                  Mittagessen
13.30 Uhr 	Podiumsdiskussion
            mit Vertretern der Bundestagsfraktionen zur Lage des öffentlichen Dienstes
	Armin Schuster, MdB
  CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag
	Michael Hartmann, MdB
  SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag
	Frank Tempel, MdB
  Fraktion Die Linke im Deutschen Bundestag
	Irene Mihalic
  Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Deutschen Bundestag
                                           Moderation: Dunja Hayali
14.30 Uhr                                  Fachvortrag
                                           „Reformation und Politik – Herausforderungen im 21. Jahrhundert“
	Prof. Dr. Margot Käßmann
  Botschafterin des Rates der EKD für das Reformationsjubiläum 2017
15.15 Uhr                                  Get together

Dienstag, 7. Januar 2013
10.00 Uhr                                  „Soziale Marktwirtschaft oder vermarkteter Sozialstaat“
                                           Kurzstatements der Teilnehmer des anschließenden Podiums
10.30 Uhr                                  Streitgespräch
	Annegret Kramp-Karrenbauer, MdL
  Ministerpräsidentin des Saarlandes
	Wolfgang Kubicki, MdL
  Vorsitzender der FDP-Landtagsfraktion Schleswig-Holstein
                                           Moderation: Birgit Wentzien
11.30 Uhr                                  Schlusswort
	Klaus Dauderstädt
  dbb Bundesvorsitzender
11.45 Uhr                                  Mittagessen                                                               Stand: 23. Dezember 2013

 Impressum
 Herausgeber: Bundesleitung des dbb beamtenbund und tarifunion, Friedrichstraße 169/170, 10117 Berlin, Telefon 030.4081-40,
 Fax 030.4081-5599, E-Mail: magazin@dbb.de, Internet: www.dbb.de
 Redaktion: Dr. Walter Schmitz (verantwortlich), Christine Bonath, Jan Brenner
 Layout: Benjamin Pohlmann. Fotos: Jan Brenner, Marco Urban, dbb, MEV, Rolf Vennenbernd, fotolia
 Anzeigen: dbb verlag gmbh, Mediacenter, Dechenstraße 15 a, 40878 Ratingen, E-Mail: mediacenter@dbbverlag.de, Internet: www.dbbverlag.de
 Druck: L.N. Schaffrath GmbH & Co. KG DruckMedien, E-Mail: info@schaffrath.de, Internet: www.schaffrath.de
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Jahrestagung Köln 2014   dbb journal

Vorwort
Zu Beginn des Jahres 2014 stehen
wir auch am Beginn einer neuen Le-
gislaturperiode: Vor wenigen Mona-
ten wurde in Deutschland ein neuer
Bundestag gewählt, dessen Abgeord-
nete in den kommenden vier Jahren
weitreichende Entscheidungen für
unser Land zu treffen haben. Seit
­einigen Tagen haben wir eine neue
 Bundesregierung, die sich mit dem
 von CDU/CSU und SPD vereinbarten
 Koalitionsvertrag ehrgeizige politi-
 sche Ziele gesetzt hat. Der dbb wird
 die Politik der großen Koalition – wie
 in den vergangenen Jahren auch –
 kritisch begleiten, kommentieren
 und mit eigenen Forderungen und            nutzen und die Modernisierung           Wir freuen uns, dass die Botschafte-
 Überlegungen zur Attraktivität des         von Staat und Verwaltung weiter         rin des Rates der EKD für das Refor-
 öffentlichen Dienstes ergänzen.            voranzutreiben. Denn Staat und          mationsjubiläum 2017, Margot Käß-
                                            Verwaltung werden das Angebot           mann, unser Gast ist und uns sicher
Einen ersten Akzent setzen wir              ­öffentlicher Leistungen an die sich    einen anderen Blick auf die Heraus-      3
mit unserer Jahrestagung 2014,               verändernden Rahmenbedingungen         forderungen unseres gesellschaftli-
bei der wir gespannt von den Ver-            anpassen müssen. Wir werden uns        chen Zusammenlebens in Deutsch-
tretern der Politik aus Bund und             mit Fragen der Digitalisierung der     land geben wird.
den Ländern ihre Position zur künf-          Verwaltung ebenso befassen müs-
tigen Regierungspolitik erfahren             sen wie mit einer nachhaltigen Nach-   Mit der Diskussion zur „Sozialen
möchten. Der demografische Wan-              wuchsgewinnung und attraktiven,        Marktwirtschaft oder vermarktetem
del, eine Neuregelung für die Bund-          familienfreundlichen Gestaltung        Sozialstaat“ wollen wir die besonde-
Länder-­Finanzbeziehungen, haus-             von Arbeitsbedingungen im öffent­      ren Herausforderungen, die der Koa-
haltspolitische Vorgaben, aber auch          lichen Dienst.                         litionsvertrag für die Länder bedeu-
europäische und internationale Her-                                                 tet, erörtern. Die Ministerpräsidentin
ausforderungen und Verantwortung            Mit großem Interesse erwarten wir       des Saarlandes, Annegret Kramp-
­werden unter anderem die Politik           zu diesen vielfältigen Fragestellun-    Karrenbauer, und der Vorsitzende der
 ­unseres Landes in den kommenden           gen die Ausführungen des Bundes­        FDP-Landtagsfraktiom Schleswig-
  Jahren bestimmen.                         innenministers Thomas de Maizière       Holstein und stellvertretende FDP-
                                            sowie des Finanzministers von Nord-     Bundesvorsitzende Wolfgang Kubicki
   Angesichts dieser vielfältigen He­r­     rhein-Westfalen, Norbert Walter-        werden ihre politische Erfahrung in
ausforderungen haben wir die dbb            Borjans. Die Antworten, die die Poli-   die Diskussion einbringen.
Jahrestagung 2014 unter das Motto           tik geben wird, spiegeln auch den
„Stets zu Diensten? Der Staat im            Zustand unserer Gesellschaft und        Ich wünsche Ihnen eine vielseitige
21. Jahrhundert“ gestellt. Dem öf-          die sie betreffenden sozialen Fragen    und interessante dbb Jahrestagung
fentlichen Dienst kommt ­dabei              wider. Wie soll unser Zusammenle-       2014, mit der wir Ihnen nicht zuletzt
­tagtäglich die besondere Verant­           ben künftig gestaltet sein? Welche      durch unser „Get together“ am Mon-
 wortung zu, dass die freiheitlich          Werte prägen eine sich verändernde      tag die Gelegenheit zu zahlreichen
 ­demokratische Grundordnung in             Gesellschaft in Deutschland? Was        persönlichen Gesprächen und Be­
  ­unserem Land mit Leben erfüllt wird      ermuntert Menschen, sich zu enga-       gegnungen geben möchten.
   – und damit Rechts- und Planungs­        gieren und für Gerechtigkeit und
   sicherheit sowie eine verlässliche       Frieden im Land und in der Welt ein-
   Daseinsvorsorge bietet. Auch im          zutreten? Was können wir für die
   21. Jahrhundert gilt es, die Errungen-   ­alltäglichen Fragen in der häufig
   schaften auch zu wahren, den öffent-      kleinteiligen Politik des 21. Jahr­
   lichen Dienst als entscheidenden          hunderts von dem Reformator                              Klaus Dauderstädt,
   Standortvorteil für unser Land zu         ­Martin Luther lernen?                               dbb Bundesvorsitzender
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Nachwuchskampagne für den öffentlichen Dienst:

    „Die Unverzichtbaren“ starten durch
    Mit mehr als 4,6 Millionen Beschäftig-    öffentlichen Dienst fit für künftige       Zu allen Berufen gibt es darüber hin-
    ten ist der öffentliche Dienst Deutsch-   Herausforderungen zu machen und            aus weiterführende Links, etwas zum
    lands größter Arbeitgeber. Trotz über     dafür zu sorgen, dass sich unser Land,     „Berufenet“ der Arbeitsagentur und
    100 interessanten Berufen und guten       unser Gemeinwesen und die Wirt-            zu aktuellen Stellenausschreibungen,
    Zukunftsperspektiven droht der öf-        schaft weiterhin auf diesen stabilen       damit Interessentinnen und Interes-
    fentlichen Hand ein gewaltiges Perso-     und modernen öffentlichen Dienst-          senten sofort handeln können.
    nalproblem, denn in den kommenden         leister verlassen können.“ Mit dieser
    15 Jahren werden rund 700 000 Mit-        Aktion löst die dbb Bundesleitung
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Jahrestagung Köln 2014   dbb journal

man hier nix.“ So arbeitet er beispiels-
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Gewerkschaftspolitischer Auftakt:

    Stets zu Diensten?
    Der Staat im 21. Jahrhundert
    Noch ist die öffentliche Verwaltung in der Lage, ihren Aufgaben nachzukommen.
    Doch wie lange kann sie „stets zu Diensten sein“? Die Gäste der dbb Jahrestagung 2014
    dürfen gespannt sein, welche Antworten die Akteure des gewerkschaftspolitischen
    Auftaktes zu den Herausforderungen staatlichen Handelns im 21. Jahrhundert anzubieten

    ?
    haben.

       Grundsatzfrage ...
       Das Motto der 55. dbb Jahrestagung 2014 hat der dbb mit einem
       ­Fragezeichen versehen. Es lautet: „Stets zu Diensten? Der Staat im
6
        21. Jahrhundert.“ Wie schätzen Sie die weitere­­Entwicklung ein?
        Wird der Staat auch künftig flächendeckend, effektiv und
        professionell den Bürgern dienen können?

      ... an Bundesinnenminister Dr. Thomas de Maizière
     Ja! Ich kann die Sorge vieler Bürgerinnen und Bürger, dass der Staat sich aus
     der Fläche zurückziehen könnte, gut nachvollziehen. Ländliche Gebiete sind
     seit jeher für Dienstleister und Versorgungsunternehmen eine besondere
     Herausforderung. Aber der verfassungsrechtliche Auftrag zur staatlichen
     Daseinsvorsorge wird auch in Zukunft nicht im Umland der Ballungsräume
     unserer großen Städte enden. Im Gegenteil: Die Bundesregierung zeigt im
     Koalitionsvertrag an vielen Stellen auf, wie wir den Herausforderungen der
     Zukunft für unsere Gesellschaft begegnen wollen. Erstmals ist ein eigenes
     Kapitel in einem Koalitionsvertrag der „Digitalisierung“ gewidmet. Die Digi-
     tale Agenda begreifen wir als Querschnittsaufgabe, die auf die Arbeitsplätze
     im öffentlichen Dienst ebenso ausstrahlt wie auf die gesamte Arbeitswelt.
     Moderne IT bietet uns die Möglichkeit, direkter und vernetzter zu kommunizieren. Sie unterstützt nicht nur den
     mobileren Lebensstil vieler Menschen, sondern auch die Versorgung ländlicher Räume in Zeiten sinkender Bevöl-
     kerungsdichte. Es geht bei Ihrer Frage aber auch um die Menschen im öffentlichen Dienst. Auch in der Verwaltung
     müssen weniger und ältere Mitarbeiter in der Lage sein, immer komplexere Aufgaben zu bewältigen. Deshalb
     werden Wissenstransfer und Gesundheitsmanagement künftig eine große Rolle spielen. Außerdem muss sich der
     öffentliche Dienst im Wettbewerb um die besten Köpfe als attraktiver Arbeitgeber präsentieren. Die Vereinbar-
     keit von Familie und Beruf durch mobiles Arbeiten und flexible Arbeitszeitmodelle sind hier Bereiche, die wir för-
     dern müssen. Wir alle, Bund, Länder und Gemeinden, sind dringend aufgerufen, die Funktionsfähigkeit der öffent-
     lichen Verwaltung auch in Zeiten des demografischen Wandels und neuer Techniken zu erhalten. Dabei setze ich
     auch aus guter Erfahrung auf den dbb als bewährten Gesprächs- und Gestaltungspartner.
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Jahrestagung Köln 2014   dbb journal
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Gewerkschaftspolitischer Auftakt
    Dr. Norbert Walter-Borjans

    … wurde 1952 in Krefeld-Uerdingen       die nordrhein-westfälische Staats-
    geboren und beendete seine Schul-       kanzlei. 1996 bis 1998 wirkte er
    zeit 1971 mit dem Abitur. Nach ein-     als Regierungssprecher unter Minis-
    jährigem Informatik-Studium in Bonn     terpräsident ­Johannes Rau. 2004
    wechselte er 1972 zur Volkswirt-        wurde er unter Minis­ter­präsident
    schaftslehre und graduierte 1978        Peer Steinbrück Staatsekretär im
    zum Diplom-Volkswirt. 1980 kehrte       nordrhein-west­fälischen Wirt-
    Walter-Borjans in den Universitäts-     schafts-und ­Arbeitsministerium.
    Betrieb zurück und promovierte          Im Juni 2010 wurde Walter-Borjans
    1982 an der wirtschafts-und sozial-     in der rot-­grünen Landesregierung
    wissenschaftlichen Fakultät der         unter ­Ministerpräsidentin Hanne-
    ­Universität Köln. Bis 1984 war der     lore Kraft nordrhein-westfälischer       das Finanzministerium auch nach
     Ökonom dort wissenschaftlicher         Finanzminister. Als Angehöriger          den vorgezogenen Neuwahlen im
     ­Assistent und wechselte dann in       des „Kabinett Kraft II“ führt er         Juni 2012.

8   Armin Schuster

    … wurde 1961 in Andernach/Rhein         fähigung für den höheren Dienst.
    geboren und besuchte von 1980 bis       Nach verschiedenen ­beruflichen Sta-
    1983 die Fachhochschule des Bundes      tionen, darunter ­in leitenden Funkti-
    für öffentliche Verwaltung in Köln      onen bei der Bundespolizei, war er
    und Lübeck.                             1999 bis 2002 Dozent an der Fach-
                                            hochschule des Bundes. Von 2004
    Von 1986 bis 1992 studierte er Wirt-    bis 2009 leitete Schuster als Polizei­
    schaftswissenschaften an der Fern-      direktor die Bundespolizeiinspektion
    universität Hagen und arbeitete in      in Weil am Rhein.
    den Jahren 1986 bis 1989 zugleich
    im Bundesinnenministerium. 1995         1987 wurde er Mitglied der CDU.          Im September 2013 wurde Armin
    erwarb Schuster an der Hochschule       2009 zog er als Abgeordneter in den      Schuster erneut in den Deutschen
    der Polizei Münster die Laufbahnbe-     Deutschen Bundestag ein.                 Bundestag gewählt.

    Michael Hartmann

    … wurde 1963 im pfälzischen             wo er 1994 bis 1999 auch als Erster
    ­Pirmasens geboren und nahm             Beigeordneter der Gemeinde fun-
     nach dem Abitur das Studium der        gierte. 1999 wurde er Vorsitzender
     ­Politikwissenschaft, Soziologie und   des SPD-Unterbezirks Mainz-Bingen
      der deutschen Volkskunde an der       und arbeitete in den drei folgenden
      ­Johannes-Gutenberg Universität       Jahren im rheinland-pfälzischen
       in Mainz auf.                        ­Innenministerium als Presse-
                                             sprecher.
    1983 wurde er Mitglied der SPD
    und engagierte sich bereits als Stu-    2002 zog er in den Deutschen Bun-
    dent aktiv bei den Jungsozialisten.     destag ein, dem er in vierter Wahl­
    1988 bis 1993 war Hartmann Vor­         periode angehört. Hartmann vertrat       ausschüssen. Seit Oktober 2011 ist
    sitzender des SPD-Ortsvereins in        die SPD-Bundestagsfraktion bisher        er innenpolitischer Sprecher der
    ­seinem Wohnort Wackernheim,            in mehreren großen Untersuchungs-        SPD-Bundestagsfraktion.
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Jahrestagung Köln 2014     dbb journal

und Podiumsdiskussion
                                                                                                          Frank Tempel

                                         Oberschule eine dreijährige Berufs-        deren Abschluss im ­Dezember 1996
                                         ausbildung mit Abitur zum Land­            an die Polizeischule Meiningen,
                                         maschinenschlosser.                        die er zwei Jahre später als Diplom-
                                                                                    verwaltungswirt (FH) ­verließ.
                                         1988 schlug er die Berufsoffiziers-        1999 wurde er zum Krimi­nal­
                                         laufbahn bei der Na­tionalen Volks-       beamten im gehobenen Dienst
                                         armee der DDR ein, konnte sein Stu-       ­ernannt. Seit 2009 gehört er der
                                         dium an der Offiziershochschule in         Fraktion der Linken im Deutschen
                                         Suhl infolge der politische Wende          Bundestag an.
                                         jedoch nicht beenden.
                                                                                   Bei der Bundestagswahl 2013 kandi-
  … kam 1969 im brandenburgischen        Ab 1993 begann Tempel eine Ausbil-        dierte Frank Tempel erneut und blieb
  Belzig zur Welt und absolvierte nach   dung zum mittleren Polizeivollzugs-       Abgeordneter des Deutschen Bun-
  dem Besuch einer Polytechnischen       dienst in Thüringen, wechselte nach       destages.

                                                                                                                             9
                                                                                                             Irene Mihalic

                                         öffent­liche Verwaltung, das sie als      tende Vorsitzende der Grünen-Rats-
                                         Diplom-Verwaltungswirtin (FH) ab-         fraktion.
                                         schloss, ­arbeitete sie in verschiede-
                                                                                   Seit 2010 gehört sie dem Landesvor-
                                         nen Bereichen der Polizei NRW, seit
                                                                                   stand von Bündnis 90/Die Grünen
                                         2007 beim Polizeipräsidium Köln.
                                                                                   NRW an. 2013 wurde sie erstmals in
                                         2006 trat sie in die Partei Bündnis 90/   den Deutschen Bundestag gewählt.
                                         Die Grünen ein und gehörte von 2007       In den kommenden vier Jahren wird
                                         bis 2009 dem Kreisvorstand der Gel-       sie als Mitglied der Grünen-Bundes-
  … wurde 1976 in Waldbröl/Ober­         senkirchener Grünen an. Seit 2009         tagsfraktion sich vorwiegend mit
  bergischer Kreis geboren. Nach dem     ist Irene Mihalic Mitglied im Rat der     ­Themen der Innen- und Sicherheits­
  Studium an der Fachhochschule für      Stadt Gelsenkirchen und stellvertre-       politik befassen.

                                                                                                             Dunja Hayali

                                         Ihre Eltern stammen aus dem Irak.         unter anderem als Sportmoderatorin
                                         Als Jugendliche zeigte Dunja Hayali,      beim Radio der Deutschen Welle
                                         die mit zwei älteren Geschwistern         (Köln/Bonn).
                                         aufwuchs, großes Interesse am Sport.
                                         1995 schrieb sie sich an der Deut-        Von April 2007 bis September 2010
                                         schen Sporthochschule in Köln ein         war Dunja Hayali Moderatorin der
                                         und absolvierte bis 1999 ein Studium      ZDF heute-Nachrichten und Co-
                                         mit dem Schwerpunkt Medien- und           Moderatorin beim heute journal.
                                         Kommunikationswissenschaften. Be-         Seit Oktober 2007 gehört sie zum
                                         reits während ihres ­Studiums lernte      Team des ZDF-Morgenmagazins,
                                         sie im Rahmen von Praktika den Be-        das sie seit Oktober 2010 neben
  … kam am 6. Juni 1974 im westfäli-     trieb bei einigen deutschen Radio-        Wulf Schmiese oder Mitri Sirin in
  schen Datteln als Tochter eines Arz-   und Fernsehsendern kennen und ar-         der ­Spätschiene von 7 bis 9 Uhr als
  tes und einer Pharmazeutin zur Welt.   beitete nach ­ihrem Studienabschluss      Haupt­moderatorin präsentiert.
Dbb journal - Stets zu Diensten? Der Staat im 21. Jahrhundert dbb Jahrestagung 2014 - dbb ...
Einkommensrunde 2014:

          Erfolge fallen
          nicht vom Himmel

10
     Die Einkommensrunde für die Beschäftigten bei Bund und Kommunen ­beginnt im März
     2014. Die Tarifforderungen wird der dbb am 11. Februar 2014 beschließen. Trotz des spä-
     ten Verhandlungsbeginns muss der Grundstein dafür bereits jetzt gelegt werden, denn
     die Verhandlungen werden alles andere als einfach.

     Die Eurokrise ist nicht ausgestanden,    kommen. Der prognostizierte Be-          Daneben werden auch höhere Steu-
     und die im Grundgesetz neu veranker-     schäftigungsstand wird weiterhin         ereinnahmen erwartet. Insgesamt
     te Schuldenbremse, die für den Bund      auf einem hohen Niveau liegen,           steigen die Steuereinnahmen nach
     ab 2016 und für die Länder ab 2020       ­zudem wird der Staat voraussicht-       der jüngsten Schätzung für Bund,
     wirken wird, könnte zum Arbeitgeber-      lich einen positiven Finanzierungs­     Länder, Gemeinden und Europäische
     argument für fehlende Spielräume          saldo aufweisen.                        Union (EU) in 2014 von 620,5 Milliar-
     werden. Aber davon sollten sich Be-                                               den auf 640,3 Milliarden Euro, dies
     schäftigte nicht blenden lassen, denn
Jahrestagung Köln 2014     dbb journal

lich sind. Zur weiteren Stabilisierung   ­ inkommensrunde 2014 zu Recht
                                         E
der Wirtschaft in Deutschland durch      eine deutliche Verbesserung der Be-
                                                                                     Drei Fragen an …
Steigerung der Nachfrage sind sie so-    zahlungs- und Beschäftigungsbedin-
                                                                                     … Willi Russ, Zweiter Vorsitzen-
gar von entscheidender Bedeutung.        gungen, die Anerkennung der er-
                                                                                     der des dbb und Fachvorstand
Und auch auf die wirtschaftliche         brachten Leistungen und die Teilhabe        Tarif­politik
­Entwicklung in Europa kann eine         an der finanziellen und wirtschaftli-
 Nachfragesteigerung in Deutsch-         chen Entwicklung. Wichtig ist aber          dbb journal: Haben Sie schon
 land positive Auswirkungen haben,       auch eine Steigerung der Attrakti­          konkrete Vorstellungen zur
 wenn die Rahmenbedingungen stim-        vität des öffentlichen Dienstes im          ­Forderung für die Einkommens-
                                                                                      runde?
 men. Hier hat Deutschland Nachhol-      Vergleich zur freien Wirtschaft, vor
 bedarf!                                 allem unter Berücksichtigung des            Russ: Wir sind hier mitten in der
                                         ­demografischen Wandels und der             ­Diskussion. Das ist bei der Viel-
Klaus Dauderstädt, Bundesvorsitzen-       ­damit einhergehenden Probleme der          zahl unserer Fachgewerkschaf-
der des dbb, sagte hierzu in einem         Nachwuchsgewinnung. Deshalb ist            ten eine komplexe Angelegen-
Interview vom 20. November 2013:           eine angemessene Einkommensan-             heit. Und wir haben ja auch noch
„Seit den 1990er-Jahren sind wir in        passung unter Berücksichtigung des         etwas Zeit. Aber seien Sie sicher:
                                                                                      Wir diskutieren da nicht nur über
Deutschland, vor allem auch im öf-         vorhandenen und prognostizierten
                                                                                      Zahlen vor und hinter dem Kom-
fentlichen Dienst, allzu oft unterhalb     Wirtschaftswachstums sowie der
                                                                                      ma, sondern auch darüber, ob
wirtschaftlich nachhaltiger Lohnstei-      tatsächlichen und zu erwartenden           wir einen Sockelbetrag für zwin-
gerungen geblieben.“                       Preissteigerungen im Hinblick auf          gend halten. Die Diskussion läuft
                                           die tatsächlich erbrachte Arbeitszeit      und sie ist spannend.
Der dbb organisiert Arbeitnehmer           dringend erforderlich. Gleiches gilt
und Beamte im öffentlichen Dienst.         für eine deutliche und nachhaltige        dbb journal: Rechnen Sie mit
Er kämpft dafür, dass beide Gruppen        Verbesserung der Einkommenssitua-         Streiks, insbesondere dann,            11
                                                                                     wenn Sie einen bei den Arbeit­
an der positiven wirtschaftlichen          tion der Anwärter zuzüglich der Ab-
                                                                                     gebern so unbeliebten Sockel
Entwicklung in unserem Land teilha-        gabe von Übernahmegarantien bei
                                                                                     fordern?
ben. Deshalb ist die Einkommensrun-        erfolgreicher Laufbahnprüfung. Alle
de für den dbb nicht schon zu Ende,        Besoldungselemente sind an die tat-       Russ: Ob mit oder ohne Sockel
wenn am Verhandlungsort Potsdam            sächlichen Verhältnisse anzupassen,       – für derartige Spekulationen ist
ein Tarifkompromiss ausgehandelt           um den seit Jahren eingetretenen          es noch viel zu früh. Wir bereiten
ist, sondern erst, wenn dieser Ab-         Entwertungen ein Ende zu bereiten.        uns auf die Einkommensrunde
                                                                                     vor, zunächst und vor allem mit
schluss zeit- und inhaltsgleich auf        Schließlich wird der systematische
                                                                                     Argumenten, aber wir ziehen in
die verbeamteten Kolleginnen und           Ausbau einer transparent gestalte-
                                                                                     Betracht, dass wir eventuell deut-
Kollegen übertragen wird.                  ten, langfristig angelegten Personal-     lich werden müssen, damit unse-
                                           entwicklung immer drängender.             re ­Argumente gehört werden.
Soziale Marktwirtschaft:

     Wohlstand für Alle
      Ludwig Erhard, Bundeswirtschaftsminister von
      1949 bis 1963 und Nachfolger Konrad Adenau-
      ers als Bundeskanzler bis 1966, gilt als Vater der
      so­zialen Marktwirtschaft. Er vertrat die Auffas-
     sung: „Je freier die Wirtschaft, umso sozialer ist
     sie auch.“ Für ihn war die Sicherstellung des frei-
     en Wettbewerbs eine der Hauptaufgaben des
     Staates, der auf einer freiheitlichen Gesell-
     schaftsordnung beruhen sollte. Doch „Vater“
     oder Erfinder dieses Wirtschaftssystems war
     ­Erhard keineswegs, vielmehr setzte er theo­
      retische Grundüber­legungen Alfred Müller-­
      Armacks in der Praxis um und entwickelte das
12    neue Wirtschaftssystem pragmatisch weiter.
      Müller-Armack war ab 1952 Leiter der Grund-
      satzabteilung des Bundeswirtschaftsministe­
      riums und seit 1958 Erhards Staatssekretär.

     Müller-Armack benutzte die Wort-   Darin skizziert er das Wirtschafts­     ordnung des zerstörten Nachkriegs-
     verbindung „soziale Marktwirt-     prinzip als „dritte Form“ neben einer   deutschlands sollte den Markt als
     schaft“ erstmals in seinem 1947    rein ­liberalen Marktwirtschaft und     „tragendes Gerüst“ in eine sozial
     ­erschienenen Buch „Wirtschafts­   einer Lenkung der Wirtschaft durch      ­gesteuerte Marktwirtschaft einbet-
      lenkung und Marktwirtschaft“ ­    den Staat. Die künftige Wirtschafts-     ten und das Prinzip der Freiheit auf
Jahrestagung Köln 2014     dbb journal

dem Markt mit dem des sozialen           schaft mit Vollbeschäftigung und               gesetz wurde am 11. Oktober 1952
Ausgleichs verbinden. Er bezeich­        ­sozialem Fortschritt an.                      beschlossen, das die Mitbestimmung
nete die soziale Marktwirtschaft                                                        der Arbeitnehmervertreter in per-
als ire­nische (friedenstiftende)        Die soziale Marktwirtschaft wur-               sönlichen, wirtschaftlichen und
­Formel, die versuche, „die Ideale       de seit 1957 von der Auslegung                 ­so­zialen Angelegenheiten regelte.
 der Gerechtigkeit, der Freiheit und     ­Erhards als Volkskapitalismus zur               In den 70er-Jahren wurden von der
 des wirtschaftlichen Wachstums in        Marktwirtschaft mit eigenständi-                sozial­liberalen Regierung zur Huma-
 ein vernünftiges Gleichgewicht zu        ger Sozialstaatlichkeit umgedeutet.             nisierung der Arbeitsprozesse mit
 bringen.“                                Erst dadurch wurde der Begriff „so­             der ­Novellierung des Betriebsverfas-
                                          ziale Marktwirtschaft“ zur zentralen           sungsgesetzes von 1972 und dem
Zwei Jahre später fand dieser Begriff     ­Konsens- und Friedensformel des               Mitbestimmungsgesetz von 1976
Eingang in das CDU-Programm für            „mittleren Weges“. Nach Erhards               noch weitergehende Regelungen
den Bundestagswahlkampf 1949               Vorstellung sollte eine richtig geord-        ­getroffen.
(Düsseldorfer Leitsätze) und wurde         nete Marktwirtschaft „Wohlstand
Ludwig Erhard zugeschrieben. Die           für Alle“ verheißen. Mit dem soge-           Die Gewerkschaften standen der
SPD setzte dem „Schlagwort“ die            nannten Volkskapitalismus sollte             ­sozialen Marktwirtschaft zunächst
Theorie des demokratischen Sozialis-       eine breite Vermögensbildung ge­              ­ablehnend gegenüber. In der politi-
mus entgegen. Doch seit dem Godes-         fördert werden.                                schen Praxis gelang es indes, sie durch
berger Programm (1959) ­übernahm                                                          die geschaffenen Mitbestimmungs-
sie zunehmend Elemente der sozia-        Als wesentliches Gestaltungsele-                 möglichkeiten in die Wirtschaftspro-
len Marktwirtschaft. Seit den 90er-      ment der sozialen Marktwirtschaft                zesse einzubinden. Umgekehrt haben
Jahren verwendet die SPD den Be-         in den 1950er-Jahren setzte sich die             die Gewerkschaften als Sozialpartner
griff in ihren programmatischen          Idee der Sozialpartnerschaft durch,              an der weiteren Aus­gestaltung der
Schriften, und auch der DGB folgte       die später in verschiedenen Geset-               sozialen Marktwirtschaft mitgearbei-      13
1996 in seinem Dresdner Grund­           zeswerken verwirklicht wurde. Be-                tet. Lohnfortzahlung im Krankheits-
satzprogramm ihrem Beispiel.             reits in seiner Regierungserklärung              fall, Sozialpläne, erweiterte Mitbe-
                                         vom 20. September 1949 stellte Bun-              stimmungsrechte und Mindestlöhne
Die allgemeine Bezugnahme auf den        deskanzler Konrad Adenauer klar,                 gehören zu den sozialen Errungen-
Begriff „soziale Marktwirtschaft“ be-    dass bei der Verwirklichung der                  schaften, die zur allgemeinen Popu­
deutet jedoch nicht, dass Konsens        ­sozialen Marktwirtschaft eine zeit­             larität der sozialen Marktwirtschaft
darüber besteht, was soziale Markt-       gemäße Neu­ordnung der Rechtsbe­                bis heute beitragen, die künftig unter
wirtschaft ist: Sie wird als geschlos-    ziehungen ­zwischen Arbeitgebern                Berücksichtigung der Erfordernisse
senes ordnungspolitisches Konzept         und Arbeitnehmern erreicht werden               des demografischen Wandels weiter-
ebenso interpretiert wie als offene,      ­müsse. Das Betriebsverfassungs­                entwickelt werden muss.             sm
dynamische Kompromissformel, un-
ter der sich unterschiedliche Akzen-
tuierungen zusammenfassen lassen,            Das Besoldungsrecht hat durch viele Änderungen
oder gar als Leerformel ohne eigene          ­Schaden gelitten …
Bedeutung.
                                             Ludwig Erhard (1897 bis 1977) ging als „Vater der Sozialen Marktwirtschaft“ in
Der Begriff „soziale Marktwirtschaft“        die Geschichte ein. Doch auch seine Aussagen zum öffentlichen Dienst und zur
hat sich seit den 50er-Jahren auch           Besoldungspolitik künden von Weitsicht:
als Bezeichnung für die reale Wirt-          „Die Bundesregierung weiß um die große Bedeutung des Öffentlichen Dienstes
schaftsordnung etabliert. In der             für die innere und äußere Ordnung unseres Staates. Sie wird sich in Anerken-
­Bundesrepublik wurde die soziale            nung der auch in diesem Bereich erbrachten großen Leistungen den weiteren
 Marktwirtschaft zwischen 1949 und           Ausbau des Rechts der im Öffentlichen Dienst Tätigen angelegen sein lassen.
 1966 sowie 1982 und 1998 zur Richt-         Bei der Ausgestaltung unseres Besoldungsrechts geht es darum, die innere
                                             ­Gerechtigkeit in unserem Besoldungssystem, die durch viele Änderungen der
 größe der Regierungspolitik erklärt.
                                              letzten Jahre Schaden gelitten hat, wiederherzustellen. Darüber hinaus wird
 Im Staatsvertrag von 1990 zwischen
                                              sich die Bundesregierung bemühen, den Verbund der Besoldung in Bund, Län-
 der Bundesrepublik und der DDR
                                              dern und Gemeinden als Voraussetzung für eine große Besoldungsreform recht-
 wurde sie als gemeinsame Wirt-               lich zu fundieren. Eine gute, in sich abgewogene Ordnung im Besoldungssystem
 schaftsordnung für die Währungs-,            aller Bereiche des Öffentlichen Dienstes ist und wird ein stabilisierender Faktor
 Wirtschafts- und Sozialunion verein-         im Gesamtgefüge der Lohn-, Gehalts- und Arbeitszeitvereinbarungen.“
 bart. Die Europäische Union strebt          (Aus: Regierungserklärung Ludwig Erhards vom 18. Oktober 1963 vor dem
 laut Vertrag von Lissabon eine wett-        4. Deutschen Bundestag.)
 bewerbsfähige soziale Marktwirt-
Zum Selbstverständnis des öffentlichen Dienstes:

     Stets zu Diensten
     Wer in Deutschland in ein Beamtenverhältnis beru-
     fen wird, leistet gleich zu Beginn den Amtseid und
     das Versprechen, seine Amtspflichten gewissenhaft
     zu erfüllen: „Stets zu Diensten“ meint keinen Satz
     aus der Feudalzeit, sondern beschreibt Grundhal-
     tung, ­Arbeitsethos und Erfüllungsanspruch des
     deutschen öffentlichen Dienstes im 21. Jahrhundert.

     Neben der Treuepflicht umfasst das       leure im Außendienst,
     Selbstverständnis eines Staatsdie-       Aufsichtsbeamte in einer
     ners insbesondere, sich mit vollem       höheren Verwaltungs­
     persönlichen Einsatz dem Beruf zu        behörde oder Gesetzge-
     widmen. Das ist heutzutage alles an-     bungsreferenten in einem
     dere als eine Leerformel, denn nach      Ministerium. Alle streben
14   zwanzig Jahren ununterbrochener          danach, ihrer Vorbildfunk-
     Haushaltskonsolidierung müssen           tion nach innen und nach
     ­immer weniger Menschen immer            außen gerecht zu werden.
      mehr Aufgaben für unser Gemein­         Und alle verfolgen das
      wesen erledigen, häufig auch außer-     gleiche Ziel: Die notwen-
      halb der regulären Dienstzeiten, an     digen Tätigkeiten im Gesetzesvollzug    tivation und Arbeitsweisen, die der
      Feiertagen und an Wochenenden.          rechtssicher, bürgerfreundlich und      besonderen demografischen Ent-
      Das geht gerade bei den Beamtinnen      transparent zu gewährleisten, Ent-      wicklung im öffentlichen Dienst
      und ­Beamten mit erhöhten Arbeits-      wicklungen für zukünftige Struktu-      Rechnung tragen. Und sie brauchen
      zeitanforderungen zunehmend an          ren positiv zu begleiten und umzu-      die Wertschätzung für ihre Arbeit.
      die persönliche Substanz. Typische      setzen, damit unser Gemeinwesen         Jeder, dem Deutschland am Herzen
      Stressreaktionen, Überforderung         hochprofessionell funktioniert.         liegt, sollte sich für eine gute Zukunft
      und psychosomatische Erkrankungen                                               des öffentlichen Dienstes und seiner
      sowie Burn-out sind häufige Indika-     Auf diese Weise leistet der gesamte     Beschäftigten engagieren.
      toren der Schattenseiten des öffent-    öffentliche Dienst in Deutschland die
      lichen Dienstes.                        Voraussetzungen für ein funktionie-     Die im Vergleich zur allgemeinen
                                              rendes Staatswesen, eine öffentliche    deutschen Erwerbsbevölkerung
     Wie alle Beschäftigten des öffentli-     Infrastruktur mit Rahmenbedingun-       deutlich älteren Beschäftigten im
     chen Dienstes in Deutschland, treten     gen, ohne die keine wirtschaftliche     ­öffentlichen Dienst leisten täglich
     auch Beamtinnen und Beamte zu-           Betätigung der Unternehmen mög-          ­einen unverzichtbaren Dienst. Sie
     meist mit dem Idealbild des funktio-     lich wäre, und sichert auf diese Wei-     dürfen dabei nicht immer nur an
     nierenden Staates in den Dienst ein,     se die Grundlagen für Produktivität       ihre selbstverständlichen Pflichten
     sie wollen dieses Ideal im Berufs-       und Wertschöpfung unserer Volks-          erinnert werden. Der Ausdruck um-
     alltag leben. Das gilt sowohl für die    wirtschaft.                               fassender Wertschätzung erfordert
     Polizistin im Wechsel- und Schicht-                                                heutzutage vermehrt Fürsorge,
     dienst mit der besonderen Heraus-        Die Beschäftigten des öffentlichen        Treue, aber auch Partizipation an
     forderung, Familie und Beruf vor         Dienstes investieren viel, um erfolg-     wichtigen Entscheidungen und
     ­allem in der Elternphase mit betreu-    reich zu sein. Sie sind Vorbilder und     ­positiven Zuspruch durch die poli-
      ungsbedürftigen Kindern zu bewälti-     geben wichtige Anstöße für gesell-         tisch Verantwortlichen.
      gen, wie auch für die Führungskraft     schaftliche Entwicklungen, vor allem
      in einer Verwaltungsbehörde, für        auch gegenüber den politisch Han-            Hans-Ulrich Benra, Fachvorstand
      steuerliche Betriebsprüfer, Vollstre-   delnden in unserem Land. Dazu brau-      ­Beamtenpolitik und stellvertretender
      ckungsbeamte, Lebensmittelkontrol-      chen sie moderne Technologien, Mo-                   dbb Bundesvorsitzender
Jahrestagung Köln 2014   dbb journal

Fachvortrag:

Politik und Reformation
Der Blick über den Tellerrand gewerkschaftspolitischer Inhalte ist gern gepflegte
Tradition jeder dbb Jahrestagung. 2014 wird dieser Thementeil am Nachmittag
des 6. Januar mit dem Fachvortrag der Theologin und Botschafterin des Rates der
Evangelischen Kirche Deutschlands für das Reformationsjubiläum 2017, Margot

?
Käßmann, eröffnet.

       Grundsatzfrage ...
       Das Motto der 55. dbb Jahrestagung 2014 hat der dbb mit einem
       ­Fragezeichen versehen. Es lautet: „Stets zu Diensten? Der Staat im
        21. Jahrhundert.“ Wie schätzen Sie die weitere­­Entwicklung ein?
        Wird der Staat auch künftig flächendeckend, effektiv und
        professionell den Bürgern dienen können?                                                                                15

     ... an Prof. Dr. Dr. h.c. Margot Käßmann
     Ich hoffe, dass unser Staat weiterhin das Prinzip der Subsidiarität pflegt, denn
     es ist ein Segen. Nehmen wir nur unser vielfältiges Sozialwesen: Gottlob ist
     es nicht Aufgabe des Staates, sich selbst zum Beispiel zum „Krankenhaus-
     manager“ zu machen, sondern er kann freie Träger finden, die sich nicht ge-
     gen die Interessen derer stellen, denen sie Hilfe anbieten sollen. Und wie gut,
     dass es bei uns Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften gibt, deren
     Handlungsraum vertraglich geregelt ist und denen gegenüber sich der Staat
     mit „fördernder Neutralität“ verhält. Dies macht den Staat frei davon, seiner-
     seits Weltanschauungen produzieren zu müssen, denn da haben wir in unse-
     rem Land ja wirklich nicht die besten Erfahrungen gemacht …
Streitgespräch:

     Marktwirtschaft und Sozialstaat
     Am Morgen des 7. Januar werden die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-­
     Karrenbauer und der stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende Wolfgang Kubicki dem Thema

     ?
     „Soziale Marktwirtschaft oder vermarkteter Sozialstaat“ auf den Grund gehen. Das Streit-
     gespräch wird ­moderiert von der Deutschlandfunk-Chefredakteurin Birgit Wentzien.

            Grundsatzfrage ...
            Das Motto der 55. dbb Jahrestagung 2014 hat der dbb mit einem
            ­Fragezeichen versehen. Es lautet: „Stets zu Diensten? Der Staat im
             21. Jahrhundert.“ Wie schätzen Sie die weitere­­Entwicklung ein?
             Wird der Staat auch künftig flächendeckend, effektiv und
             professionell den Bürgern dienen können?

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          ... an Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer
          Dass der Staat für die Bürger da ist, gilt als eine Errungenschaft der moder-
          nen Demokratie. Dies konkretisiert sich etwa im Bereich der öffentlichen
          Daseinsfürsorge oder der sozialen Sicherungssysteme. Daran wird sich auch
          künftig im Kern nichts ändern, denn dies sind klassische Aufgaben des mo-
          dernen Staates. Dennoch wird der Staat in Zukunft ebenso wenig ein umfas-
          sender Dienstleister sein können, wie er es bisher war. Gesellschaftlicher Zu-
          sammenhalt, solidarisches Miteinander, individuelle Eigenverantwortung:
          All das kennzeichnet die innere Substanz einer demokratischen Zivilgesell-
          schaft. Hier muss der Staat den Rahmen setzen, innerhalb dessen sich diese
          Werte bestmöglich selbst entfalten können.
Jahrestagung Köln 2014    dbb journal
Stets zu Diensten …
Jahrestagung Köln 2014   dbb journal

… satirisch betrachtet
                                           aber Kosten? Nie gehört, bisher je-       selbstverständlich genießen, ob
                                           denfalls nicht. Aber es wird etwas        im Finanzamt, bei der Polizei oder
                                           dahinterstecken, soviel ist sicher.       im Schulwesen. Na ja, Utopia eben.
                                                                                     Wunschträume. Doch weit gefehlt.
                                           So sei die Kardinalfrage erlaubt, wenn    Das Schlaraffenland gibt es wirklich.
                                           es denn tatsächlich geht: Was passiert    Im arabischen Musterländle Dubai
                                           mit den gesparten Kosten? Werden sie      drehen die Menschen nicht jeden
                                           auf die hohe Kante gelegt, mit satten     Euro zweimal um, bevor sie ihn aus-
                                           0,5 Prozent Zinsen vermehrt? Werden       geben, denn es geht ihnen gut, sehr
                                           sie gebunkert, die Kosten, in den Safe    gut. Die Wirtschaft floriert, Banken-
                                           gesperrt wie die berühmten Goldre-        krisen sind nahezu unbekannt, der
                                           serven in Fort Knox und schlummern        Spritpreis ist unverschämt niedrig,
                                           sie dahin für bessere Zeiten? Oder        die Steuerquote auch, und kein Groß-
                                           wird gar riskant, aber ertragsträchtig    kopfeter käme auf die Idee, sein eher
                                           mit ihnen an der Börse spekuliert,        leicht als sauer verdientes Geld am
                                           ­sodass bei möglichem Anlage-Erfolg       Fiskus vorbei nach Liechtenstein oder
                                            mit einer wahren Kostenexplosion         anderswohin zu schaffen.
                                            zu rechnen ist? Wer weiß? Vielleicht
                                            stellt sich am Ende gar die bange Fra-   Und das Kuriose: Der Reichtum
                                            ge: Wohin bloß mit den eingesparten      der Landeskinder nährt sich in der       19
                                            Kosten? Fragen über Fragen ...           Hauptsache aus zwei Erwerbsquel-
                                                                                     len, der Ölproduktion und dem öf-
                                           Kleingeister sehen das Kostensparen       fentlichen Dienst. Wer keine Ölquelle
                                           wieder einmal anders. Sie haben           besitzt, ist Staatsdiener, und beides
                                           trotz aller offenen Fragen dabei wie-     ernährt seinen Mann (Frau und Kin-
                                           der einmal den öffentlichen Dienst        der eingeschlossen) auf das Beste.
                                           im Visier, der als Kosten-Einspar-        Eingedenk der Wichtigkeit und Be-
kann als wahrscheinlich vorausge-          Währungseinheit herhalten soll.           deutung seiner Beamten für das
setzt werden. Im Zusammenhang mit          Doch daraus wird nichts, mit Ver-         Wohl seines Landes hat der Landes-
der Gesundheitsreform ist schließlich      laub. Im und am öffentlichen Dienst       vater die Gehälter seiner Staatsdie-
­alles möglich – sogar eine Flatrate für   ist längst genug gespart worden,          ner um 70 Prozent angehoben, denn
 die Kariesprophylaxe der dritten Zäh-     ­sodass inzwischen so viel Sand im        niemand könne in Dubai leben, wenn
 ne. Die sind ja nicht blöd.                Getriebe steckt, dass die Staatsma-      er nicht mindestens 2 000 Euro mo-
                                            schine ruckelt, statt rund zu laufen     natlich in der Tasche habe. Wenn
Modernisieren?
Günstig gemacht.

                                                           klu s iv fü  r dbb-
                                                         Ex
                                                               lie de r : Nur halbe
                                                         Mitg
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