AIDS-Arbeit in der Praxis schaftvorO rt - ded forum
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Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis Vorwort................................................................................................................................................3 Dr. Jürgen Wilhelm, Dr. Winfried Zacher Einführung: Schritt für Schritt: Der Aufbau der HIV/AIDS-Arbeit des DED..............................4 Walter Spellmeyer Prävention und Aufklärung ..............................................................................................................8 Erster Schritt ans Licht ......................................................................................................................8 Klaus van Briel Das Tabu brechen ............................................................................................................................10 Andrea Pfeiffer HIV/AIDS-Arbeit vor Ort ..................................................................................................................12 Andrea Pfeiffer „Ich hätte auch einer der Infizierten sein können“....................................................................14 Interview mit Wellington Chavura Kasperle in Südafrika ......................................................................................................................16 Jennifer Goldenstede AIDS als Querschnittsaufgabe beim DED....................................................................................18 Winfried Zacher Mainstreaming HIV/AIDS................................................................................................................21 AIDS Workplace Initiative ................................................................................................................21 Judith Elhardt Sozialmarketing ..............................................................................................................................24 Kondomverkauf in einem der ärmsten Länder Afrikas ............................................................24 Heike Schlickum Public Private Partnership ..............................................................................................................26 Bekämpfung von HIV/AIDS in Tansania ......................................................................................26 Natalie Groos AIDS-Beratung..................................................................................................................................28 Schritte über tausend Hügel ..........................................................................................................28 Reinhild Schumacher AIDS-Aufklärung und Beratung über reproduktive Gesundheit ..............................................31 Gudrun Gätschenberger Multisektoraler Ansatz ....................................................................................................................33 „Workplace Policies“ bei Partnerorganisationen..........................................................................33 Barbara Stehl Berufsbildung: Einführung von HIV/AIDS-Programmen..............................................................35 Ulla Tschoetschel Was hat ein Flusspferd mit HIV/AIDS zu tun?..............................................................................37 Barbara Schmidt-Eule AIDS-Awareness.............................................................................................................................. 39 Bewusstseinsbildung bei Kindern und Jugendlichen................................................................39 Melanie Radtke Peer Education..................................................................................................................................42 Aufklärungsarbeit an Schulen ........................................................................................................42 Judith Bögelsack Vorbereitung ....................................................................................................................................45 HIV/AIDS-Kurs in Heidelberg..........................................................................................................45 Walter Spellmeyer HIV/AIDS-Onlinekurs von InWEnt..................................................................................................47 Sandra Albers 2
Vorwort Vorwort D erzeit sind in Tansania wanas gehen und von den Län- Therapie? Ist präventive Arbeit acht Prozent, in Süd- dern lernen, denen es gelungen mit Jugendlichen nicht die ein- afrika 21 Prozent und ist, den Trend umzukehren zige Chance? Oder liegt die in Botswana 37 Prozent aller (Uganda, Thailand, Brasilien). Lösung des Problems im Social Erwachsenen HIV-positiv. Anders Wir müssen daran mitarbeiten, Marketing von Kondomen? ausgedrückt: In sieben Jahren in allen Ländern das Problem Kein Ansatz macht die anderen wird ein Drittel der heutigen unter Kontrolle zu bekommen. überflüssig, aber der DED muss Bevölkerung Botswanas nicht Nach einigen Jahren zielstrebigen sich fragen: Was kann er am bes- mehr leben – wenn dieses Drittel Aufbaus verfügt der DED über ten? Wo ist unser Beitrag am nicht noch Zugang zu immer eine Summe erster Erfahrungen effizientesten? Wo sind unsere noch sehr teuren Therapien er- in der HIV/AIDS-Arbeit unter „Instrumente“ – Entwicklungs- hält, was zu diesem Zeitpunkt unterschiedlichen Rahmenbe- helfer, Koordinatoren, Finanz- sehr unwahrscheinlich ist. dingungen, auf verschiedenen mittel, Einheimische Fachkräfte – Interventionsebenen, in einer am wirksamsten eingesetzt? Was wird mit einem Land ge- Vielzahl heterogener Aktivitäten. schehen, in dem jeder dritte Am Ende der Aufbauphase ist Seit dem Jahr 2000 widmet sich Polizist und jeder dritte Lehrer, es an der Zeit zu fragen, wie die der DED verstärkt dem Thema jeder dritte Bauer und jede dritte ersten Ergebnisse aussehen, welche HIV/AIDS. So sind heute fünf Krankenschwester, jeder dritte Ansätze Erfolg versprechen, wie Prozent aller Entwicklungshelfer Lastwagenfahrer und jede dritte die Arbeit verbessert werden kann. des DED in der HIV/AIDS- Verwaltungsangestellte immer Es ist Zeit, eine erste Bilanz zu Arbeit tätig, vor allem in der häufiger krank ist, Angst davor ziehen und das Resultat den Beratung einheimischer Organi- hat, von allen fallengelassen zu Beteiligten und der interessier- sationen, die sich an gefährdete werden, einen Großteil des Ein- ten Öffentlichkeit bekannt zu Jugendliche wenden oder die kommens für Behandlung aus- machen. Damit wird nun eine Benutzung von Kondomen pro- geben muss, weder Zeit noch Phase der Konsolidierung ein- pagieren, in Arbeitsplatzprogram- Energie hat, sich um die Kinder geleitet. Regionale Fachseminare men und als Querschnittsberater. zu kümmern, und schließlich in Pretoria und Nairobi haben doch stirbt? Was wird es für die die Querschnittsarbeit im öst- Unsere Arbeit in diesem Bereich innere Sicherheit eines Landes lichen und südlichen Afrika bekannt zu machen, aber auch bedeuten, wenn auch nur 20 Pro- ausgewertet. Eine Aufarbeitung die Erfahrungen zu bündeln, ein zent aller Waisen – von denen der westafrikanischen Erfah- erstes Resümee aus der Arbeit zu es viel mehr gibt, als die Gesell- rungen steht an. Auch in der ziehen, um sie weiter zu qualifi- schaft auffangen kann – nichts ‚spezifischen’ HIV/AIDS-Arbeit zieren, das ist die Aufgabe des gelernt haben, als sich um jeden müssen alle Ansätze kritisch vorliegenden Heftes. Es soll die Preis zu nehmen, was sie zum überprüft werden: Arbeit mit längst geführte Diskussion auf Überleben brauchen? Was werden Waisen oder mit Selbsthilfe- die Grundlage besserer Informa- die Folgen für die Bildung sein, gruppen von Betroffenen? Radio- tion und reflektierter Erfahrung wenn – weil weniger Lehrer programme oder Theatergruppen stellen und weiter anregen. Die nachwachsen als durch AIDS unterstützen? Nützt es wirklich, Schlüsse daraus werden in unsere wegsterben – die Klassen von das Thema in die Ausbildung Arbeit einfließen und sie weiter 40 Schülern auf 100 anwachsen? von Lehrern zu integrieren? verbessern. Lassen sich die bewährten Wir werden täglich mit Schre- Arbeitsplatzprogramme von ckensmeldungen überschüttet und Weltmarktfirmen auch in Klein- haben uns leider ein sehr „dickes betrieben realisieren? Trägt die Dr. Jürgen Wilhelm Fell“ zugelegt. Doch müssen wir Einführung häuslicher Kranken- Geschäftsführer die Realität zur Kenntnis nehmen, pflege wirklich zur Entlastung mögliche Zukunftsszenarien der Krankenhäuser oder wenigs- daraus ableiten und uns fragen, tens zum menschenwürdigen was uns das angeht. Wir müssen Sterben bei? Oder gibt es nur Dr. Winfried Zacher versuchen zu verhindern, dass eines: die Mitarbeit bei der Leiter des Fachreferats Gesund- weitere Länder den Weg Bots- Einführung der antiretroviralen heit und Soziale Grunddienste 3
Einführung Schritt für Schritt: Der Aufbau der HIV/AIDS-Arbeit des DED Walter Spellmeyer Vor 20 Jahren wurde über die ersten Fälle eines neuen Syndroms der erworbenen Immunschwäche berichtet. Es dauerte kaum zwei Jahre, bis der Erreger identifiziert und die Übertragungsme- chanismen sowie die epidemiologische Dynamik geklärt waren. Damit wären, nach dem üblichen Verlaufsmuster kleinerer oder größerer Krankheitsepidemien, die Voraussetzungen für eine wirk- same Bekämpfung der Seuche gegeben gewesen. I n den westlichen Industrie- ländern konnte ein relativer Erfolg erzielt werden. Es gelang, eine Krankheit gekümmert und noch nie wurden weltweit so massive Mittel für ihre Bekämp- Sache der ganzen Gesellschaft werden. die Epidemie einzudämmen und fung zur Verfügung gestellt. Die ersten Aktivitäten kamen im Wesentlichen auf die Hoch- „von unten“, auch im DED. risikogruppen der homosexuell Die Gesundheitsfachleute standen Schon Anfang der 90iger Jahre, aktiven Männer und der von im Kampf gegen AIDS allein auf lange bevor es eine „policy“ gab, injizierten Drogen Abhängigen zu verlorenen Posten. Die lange Jahre begannen Entwicklungshelferin- begrenzen. Im Süden, vor allem dauernde therapeutische Hilf- nen und Entwicklungshelfer sich in Afrika, haben sich die Voraus- losigkeit gegenüber dem sicher Gedanken zu machen, über das sagen einer explosionsartigen tödlichen Krankheitsverlauf Thema zu sprechen und mit ein- Ausbreitung leider weitestgehend festigte die Tabuisierung des heimischen Initiativen, die sich erfüllt, mit allen Folgen für die Themas. Die Stigmatisierung der bildeten, zusammenzuarbeiten. Entwicklung dieser Länder. Kranken und Infizierten, die auch Vor vier Jahren wurde die AIDS- Dementsprechend ist die AIDS- in den ‚aufgeklärten’ westlichen Bekämpfung im DED geschäfts- Bekämpfung zu einer der drin- Gesellschaften noch nicht ganz politisch zu einem Schwerpunkt gendsten Aufgaben der Entwick- überwunden ist, behindert in erklärt: Drei Prozent der Arbeits- lungspolitik geworden. Noch allen Kulturen den angemessenen plätze und drei Prozent der Mittel nie hat sich die Politik auf Umgang mit der Bedrohung. Die sollten für diese Aufgabe bereit- höchster Ebene so intensiv um AIDS-Bekämpfung musste eine gestellt werden. Anzahl der Entwicklungshelfer (EH) in der HIV/AIDS-Arbeit 60 50 40 30 20 10 0 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 4
‚Die’ Strategie der AIDS-Bekämp- Es ist dem DED gelungen, das der DED-Strategie ist demgemäß fung, die überall anzuwenden drei Prozent-Ziel zu erreichen die AIDS-Querschnittsberatung wäre, gibt es noch nicht. Für den und sogar zu übertreffen. 49 in den Hochprävalenzländern. Aufbau primärer Gesundheits- Entwicklungshelfer arbeiten bis- Alle Entwicklungshelfer und dienste, für die Prävention von her nur in Afrika in verschiedens- Entwicklungshelferinnen sollen Infektionskrankheiten sowie für ten Bereichen der AIDS-Bekämp- an ihrem jeweiligen Platz moti- reproduktive Gesundheit hatte fung. In diesem Heft berichten viert und unterstützt werden, die Weltgesundheitsorganisation einige von ihnen über ihre Alltags- das Thema, das jeden angeht, seit ihrer Konferenz in Alma und Arbeitserfahrung. Die An- möglichst vielen Menschen per- Ata 1978 mit dem Modell des sätze sind vielfältig, noch vielfälti- sönlich näher zu bringen. Das Primären Gesundheitsdienstes ein ger, als in den Berichten zum geschieht am besten nicht mit Förderkonzept erarbeitet, das für Ausdruck kommt. Es geht nicht Informationen, sondern mit Empfänger- und Geberländer nur um Information und Auf- Aktionen. Dazu ist fast jedes weltweit verbindlich wurde und klärung, die auch in den weniger Mittel recht: Theater, Kondom- große Erfolge vorzuweisen hat. betroffenen und in den struktur- demonstration und -verteilung, Die internationale AIDS-Bekämp- schwächeren Ländern inzwischen AIDS-Tage, Wettbewerbe unter- fung besteht immer noch – und verhältnismäßig weit fortgeschrit- schiedlichster Art und vieles mehr. vielleicht auf Dauer – aus „best ten sind, sondern mehr und mehr Mit hunderten von Fachkräften, practices“ für erfolgreiche und um aktivierende „face to face“- die nah an der Zielgruppe leben „lessons learnt“ für fehlgeschlagene Kommunikation, damit das und arbeiten, und nicht wenigen Versuche, die als Beispiele zur Wissen zu Verhaltensänderungen begleitenden Partnerinnen und Nachahmung empfohlen werden führt. Alle Ebenen, auf denen Partnern, die bereit sind, sich oder eben nicht. Auch dieses Menschen zu erreichen sind – mit einzusetzen, verfügt der DED Herangehen hat zu ersten hoff- Schulen, Ausbildungsstätten über ein großes Potenzial für nungsvollen Ergebnissen geführt. und vor allem die Arbeitsplätze – diese viel versprechende Kontakt- werden genutzt. Ein Kernelement arbeit. Die zweite Säule ist der ➔ November 1999 ➔ seit 2000 ➔ Juli 2003 Umfrage bei den EH über In allen Hochprävalenz- Kooperationsprojekt mit Stellenwert von HIV/AIDS ländern wurde das Thema InWEnt: AIDS Workplace- ➔ Dezember 1999 auf den Vollversammlungen programs in Southern Africa Studie über Mitarbeitsbedarf des DED eingeführt AWiSA und -möglichkeiten ➔ seit 2000 ➔ Dezember 2003 ➔ März 2000 In vielen Fachgruppen- Regionale Fachseminare in HIV/AIDS als Querschnitts- sitzungen der EH und Südafrika und Kenia über aufgabe für alle EH in Hoch- Partner in Hochprävalenz- HIV/AIDS als Querschnitts- prävalenzländern definiert ländern wird das Thema aufgabe ➔ April 2000 regelmäßig besprochen ➔ März 2004 HIV/AIDS-Arbeitskonzept ➔ Juni 2001 Vernetzung aller EH in der des DED an alle Auslands- Kommentierte Literaturliste HIV/AIDS-Arbeit büros verteilt erstellt und verteilt ➔ August 2004 ➔ Mai 2000 ➔ September 2001 Fachheft: Erfahrungen des Die Geschäftsführung Im Rahmen der Vorberei- DED in der HIV/AIDS- beschließt, mindestens drei tung werden alle EH in die Arbeit Prozent der DED-Aktivitäten Problematik eingeführt ➔ geplant Januar 2005 diesem Problem zu widmen ➔ März 2003 Regionale Fachkonferenz ➔ Mai 2000 Zweiwöchentlicher Togo DED-Brief über HIV/AIDS Trainingskurs in Heidelberg ➔ geplant 2006 ➔ 2000 zweimal pro Jahr für alle, Externe Evaluierung der Sondierungsmissionen in die in die HIV/AIDS-Arbeit Querschnittsarbeit Malawi, Sudan, Sambia, gehen, eingerichtet Burkina Faso, Niger, Togo 5
Einführung spezifische Ansatz: Die Beratung und Gefahren, die uns aus der blick in einige der Möglichkeiten einheimischer Organisationen Entwicklungszusammenarbeit der AIDS-Arbeit. Hier ist Raum und Selbsthilfeinitiativen, die sich vertraut sind, vor allem auf der für und Bedarf an Kreativität der gesundheitlichen und sozialen Ebene der Institutionen. Wir des Einzelnen wie in keinem Probleme der Betroffenen anneh- sehen aber auch ermutigende anderen Arbeitsfeld, und wie in men sowie Test und Beratung vor Erfolge. „Die positiven Reaktio- den frühen Zeiten des Entwick- allem in Risikomilieus anbieten; nen haben meine Erwartungen lungsdienstes. Noch ist die Phase die Unterstützung von meist ex- weit übertroffen“, ist ein Zitat, des „Experimentierens“ nicht tern finanzierten Institutionen zur das für die basisnahe Arbeit nicht abgeschlossen. Die nächsten Jahre sozialen Vermarktung von Kon- untypisch ist. Auf diesem schwie- werden zeigen, welche Ansätze domen; und die Mitarbeit in rigen Arbeitsfeld erweist sich, gezielt ausgebaut werden können. Gesundheitsdiensten in der Be- nicht überraschend, der Wert Die bisherigen Erfahrungen handlung und Betreuung der unseres alten Prinzips des part- machen aber hoffentlich deutlich, Erkrankten. nerschaftlichen Herangehens: dass es sich lohnt, mit aller Kraft „Die bestdurchdachten, in Büros auf diesem Felde weiter zu arbei- Die verschiedenen Beiträge des entwickelten Konzepte und Stra- ten. Die Erkenntnisse und Ergeb- Fachheftes stellen eine erste tegien gehen nicht auf, wenn die nisse aus der AIDS-Bekämpfung Zwischenbilanz der unternom- Menschen vor Ort mit ihren werden für die gesamte Entwick- menen Aktivitäten dar. Erfolge Hintergründen, Erfahrungen und lungsarbeit fruchtbar sein. und Enttäuschungen sind, wie Gefühlen nicht mit einbezogen sollte es anders sein, gemischt. werden“. Walter Spellmeyer In der AIDS-Arbeit begegnen Referat für Gesundheit und wir den gleichen Hindernissen Dieses Heft gibt nur einen Ein- Soziale Grunddienste 6 6
Prävention und Aufklärung Erster Schritt ans Licht Klaus van Briel Über HIV/AIDS zu sprechen, fällt den Menschen in Benin schwer. Klaus van Briel beschreibt, wie zwei Menschen den Mut aufbringen und öffentlich über ihre Infektion berichten. Dabei gehen sie ein hohes Risiko ein. HIV-infizierten Menschen droht in Benin die soziale Isolation. Doch immer mehr Menschen bringen den Mut auf, treten mit ihrem Schicksal aus der Anonymität heraus und stellen sich der Öffentlichkeit. L ässig und die Beine von sich gestreckt, sitzt Esteban Houessou auf einem Stuhl und in Benin möglich ist. In einem Land, wo sich jeder zu kennen scheint und wo sich kaum jemand heute nicht verändert, obwohl die Zahl derjenigen, die sich nicht mehr verstecken wollen, erzählt von seinem Leben, sagt, der sozialen Kontrolle entziehen zunimmt. wie es ihm geht, was er macht kann, geht es den Beiden um und wie er sich seine Zukunft einen offenen und ehrlichen Um- Die Spots erreichten jedoch ein vorstellt. Er wirkt cool, doch der gang mit der Immunschwäche- wichtiges Ziel: Sie dokumentier- Eindruck täuscht. An seiner leisen, krankheit, um ein Ende der ten, dass es die Epidemie gibt, manchmal zittrigen Stimme Lügen und Mythen, der Geheim- dass die Immunschwächekrank- merkt man, dass ihm das, was niskrämerei und der Diskriminie- heit wirklich existiert, auch wenn er gerade tut, schwer fällt. Vor rung von HIV-Infizierten und die Infizierten anonym bleiben. ihm sitzen – im Halbkreis – 45 AIDS-Kranken. Offenheit – dies Doch die Aufklärungsarbeit der Mädchen und Jungen aus allen ist nicht nur für Esteban und zahlreichen Nichtregierungsorga- Teilen Benins. Sie sind für drei Mireille eine der wichtigsten nisationen (NRO) und staat- Tage nach Porto-Novo gereist – Voraussetzungen für die wirksame licher Aufklärungsprogramme, in die Hauptstadt des westafrika- Bekämpfung der Epidemie, die die in dem sieben Millionen nischen Landes. Keiner sagt ein in Benin laut offiziellen Angaben Einwohner zählenden Land seit Wort; alle wollen hören, was 4,1 Prozent der evaluierten Jahren geleistet wird, trägt mitt- Esteban ihnen zu sagen hat. Ne- Bevölkerung erfasst hat (2001). lerweile erste Früchte: Die Men- ben ihm sitzt Mireille Alihonou. Und täglich stecken sich durch- schen treten aus der Anonymität Gleich wird auch die junge Frau schnittlich etwa 45 Beniner neu heraus und zeigen ihr Gesicht. ihre Geschichte erzählen. Denn mit HIV an. So sehen die meisten Jugend- Mireille ist wie Esteban mit HIV lichen, die an diesem Wochen- infiziert und will sich nicht länger TV-Spots als Mittel der ende am Projekt „Panter“ in verstecken wie eine Aussätzige. Aufklärung Porto-Novo teilnehmen, zum Sie steht zu ihrer Infektion und ersten Mal HIV-Infizierte. Doch Esteban Houessou und Mireille Alihonou möchte, dass dies eines Tages Die „Témoignage“, die Zeugnis- es gibt auch Misstrauen gegenüber berichten offen über ihre HIV-Infektion auch allen anderen Infizierten ablegung, gehört in Benin heute soviel Mut. Ein Teilnehmer fragt zu einer der effektivsten Sensibi- nach einem Beweis. Das geht lisierungsmethoden, mit der die anderen wiederum zu weit, Un- Öffentlichkeit über die reale mut regt sich gegen den zweifeln- Gefahr und die wahre Dimen- den Seminarteilnehmer. Doch sion der Immunschwächekrank- Mireille zückt – als hätte sie mit heit in ihrem Land aufgeklärt solchem Misstrauen gerechnet – werden soll. Das war nicht immer einen Ausweis, der attestiert, dass so: Die ersten HIV-Infizierten, sie als HIV-Infizierte für die be- die noch vor einigen Jahren in ninische NRO „La vie nouvelle“ TV-Spots in Benin auftraten, Sensibilisierungsarbeit leistet. wurden noch unkenntlich ge- „Würde ich mich wirklich hier macht, sprachen im abgedunkel- hinsetzen und euch erzählen, ten Studio über ihre AIDS-Krank- dass ich HIV-infiziert bin, wenn heit. Das war der erste Schritt. ich es nicht tatsächlich wäre?“, Weiter konnte man damals nicht fragt Mireille die Jugendlichen. gehen, weil für diejenigen, die Mit ablehnenden Reaktionen Quelle: van Briel in den Spots auftraten, das Risiko und Angst vor Ansteckung der sozialen Isolierung zu groß müssen diejenigen, die sich offen war. Das hat sich im Prinzip bis zu ihrer Krankheit bekennen, 8
nämlich immer noch rechnen. Esteban bekennt vor den Jugend- lichen, dass bis heute seine Eltern nichts von seiner Infektion wissen. Den passenden Moment, es ihnen mitzuteilen, hat er bislang noch nicht gefunden. Viel Zeit bleibt ihm sicher nicht mehr, denn in Benin fließen die Informationen manchmal schneller als einem Quelle: van Briel lieb ist. Sensibilisierung über HIV/AIDS Prävalenz bei den Jugendlichen Dabei ist es die Hauptaufgabe Mitglieder des Peer-Group-Projekts „Panter“ Das vom amerikanischen Peace ist in Benin regional sehr unter- des Entwicklungshelfers, die be- Corps aufgebaute Peer-Group- schiedlich. In den nördlichen stehenden Kommunikationswege Projekt „Panter“ wurde in diesem Departements Borgou und Ali- effektiv zu nutzen und neue Jahr von der NRO Population bori sind 8,4 Prozent der Jugend- Möglichkeiten zu finden, um Services International (PSI) lichen im Alter von 15 - 24 Jugendliche auf die Gefahr einer übernommen und soll in den Jahren infiziert, in den weiter HIV/AIDS-Infektion aufmerk- kommenden Jahren weiter aus- südlichen Departements Zou sam zu machen. gebaut werden. 2003 haben und Collines sind es 4,6 Prozent sich 45 Jugendliche, vorwiegend und in den Departements Atlan- Ein besonderes aus ländlichen Regionen Benins, tique und Littoral 4,1 Prozent. Jugendmagazin bereit erklärt, für ein Jahr in ihrem sozialen Umfeld Sensibilisierungs- Beitrag des DED Das Engagement von PSI zeigt aktionen zu organisieren. Unter- erste Erfolge. Die drei wichtigsten stützt werden sie dabei von den Mit der Strategie des sozialen Methoden zur Verhinderung einer in ihren Dörfern tätigen jungen Marketings wurden die u.a. von HIV-Infektion („Abstinenz, Treue, Amerikanern und Amerikane- der Kreditanstalt für Wiederauf- Kondom“) sind in Benin vielen rinnen des Freiwilligenkorps. bau (KfW) subventionierten Jugendlichen vor allem durch PSI stellt Videokassetten, Infor- Präservative im vergangenen Jahr die seit 1996 von PSI herausge- mationsmaterial und eine kleine über acht Millionen Mal verkauft gebenen Jugendbroschüre be- finanzielle Unterstützung zur (begleitet von Sensibilisierungs- kannt: „Amour & Vie“ (Liebe Verfügung. Zudem werden die aktionen, die eine Änderung & Leben). Das Magazin erscheint Jugendlichen in mehrtägigen des Verhaltens innerhalb der fünf Mal im Jahr in einer Auf- Seminaren auf ihre Arbeit vor- unterschiedlichen Zielgruppen lage von 30.000 - 50.000 Exem- bereitet. Das Peer-Group-Projekt fördern). Der DED unterstützt plaren und ist bei den Jugend- ist eine von vielen Sensibilisie- den Aufbau des Sensibilisierungs- lichen sehr beliebt. Ein farbiger rungsaktivitäten, die von Popu- programms für Jugendliche. Comic-Strip, ein Forum für lation Services International seit Von Januar 2001 bis Dezember Fragen, Rätsel und Preisausschrei- Aufnahme des sozialen Marke- 2002 war eine Entwicklungs- ben – alles rund um die repro- tingprogramms in Benin im helferin des DED maßgeblich duktive Gesundheit Jugend- Jahre 1990 auf dem HIV/AIDS- am Auf- und Ausbau eines Fami- licher – sind feste Bestandteile Sektor unternommen wurden. lienplanungsprogramms bei PSI jeder Ausgabe. Begehrt ist Sie richten sich vor allem an beteiligt. Der aktuelle Beitrag „Amour & Vie“ nicht zuletzt auch Jugendliche, weil die Altersgruppe des DED zielt vor allem auf die wegen des farbigen Posters in der 15 - 24-Jährigen mehr als Beratung der Nichtregierungs- der Heftmitte: In jeder Ausgabe 20 Prozent der Bevölkerung Be- organisation (NRO) bei der Ent- kommt ein in Benin bekannter nins ausmacht. Dementsprechend wicklung und Anwendung von Star oder eine Band groß heraus werden auch die Methoden der neuen Kommunikationsstrategien – Exklusivinterview inbegriffen. Sensibilisierungen gewählt. Die im Umgang mit Jugendlichen. So ist es für die meisten Jugend- 9
Prävention und Aufklärung sierung der Live-Sendung ist der DED mit einem Entwick- lungshelfer maßgeblich beteiligt. Radio „Amour & Vie“ kann dann landesweit von fast zwei Millionen Mädchen und Jungen im Alter zwischen 10 und 24 Jahren ge- hört werden und gibt ihnen die Möglichkeit, per Telefon oder Brief Fragen zu stellen, die so- wohl von Fachleuten als auch von ihren Altersgenossen in der Redaktion beantwortet werden. Das kann im Studio und an den Plätzen, wo die Sendung gehört Quelle: van Briel Quelle: van Briel wird, zu heißen Diskussionen führen. Denn heikle Themen gibt es genug: Sex zwischen den Generationen oder zwischen Das Magazin „Amour & Vie“ trifft den lichen kein Problem, 50 CFA hundert Briefe von Mädchen Schülern und Lehrern (zur Auf- Geschmack vieler Jugendlicher (circa 7 Cent) pro Heft zu be- und Jungen, die darin offen ihre besserung der Zeugnisnote), zahlen. Noch vor zwei Jahren Fragen stellen, am Preisausschrei- jugendliche Prostitution, sexuelle wurden die Ausgaben gratis ver- ben teilnehmen oder einfach nur Belästigung und Vergewaltigung, teilt. Absatzprobleme gab es da- ihre Freude darüber ausdrücken, Frauenbeschneidung, etc. Ob mals natürlich erst recht nicht. dass es „Amour & Vie“ gibt. Tabu oder nicht, Ziel des Radio- PSI entschied sich dennoch, Denn in Benin fehlt den projektes ist es, einen Freiraum einen kleinen, wenn auch nur Jugendlichen ein Forum, das für Jugendliche zu schaffen, wo symbolischen Preis für das Heft ihnen die Möglichkeit gibt, die sie ungezwungen und offen ihre einzuführen, um bei den Jugend- Fragen zu stellen, die ihnen unter Probleme loswerden, Informatio- lichen ein Gefühl für den Wert den Nägeln brennen. nen austauschen und Antworten des Magazins und der darin be- auf ihre Fragen bekommen handelten Themen zu wecken. Noch in diesem Jahr soll aus können. Das Interesse an „Amour & Vie“ diesem Grund die erste 45- hat darunter nicht gelitten – im minütige Radiosendung starten, Klaus van Briel ist Entwick- Gegenteil. Die Redaktion von die von und für Jugendliche ein- lungshelfer des DED in Benin „Amour & Vie“ erhält nach Er- mal pro Woche produziert wird. scheinen jeder Ausgabe mehrere An der Konzeption und Reali- Das Tabu brechen Andrea Pfeiffer HIV/AIDS ist in Ghana ein Tabu und das Wissen über das Thema ist gering. Andrea Pfeiffer gibt Beispiele dafür, wie Beratung und HIV/AIDS-Test miteinander verbunden werden können. Solange die Krankheit nicht sichtbar ist, kann sie nicht bekämpft werden. Aufklärung und Prävention sind zwei Seiten derselben Medaille. „P romote Tourism, not HIV/ AIDS“, lautet der Slogan auf einem Sticker des ghanaischen Prozent (andere Schätzungen ge- hen von sechs Prozent aus) zu den Ländern, in denen HIV/AIDS 500.000 infizierte Personen im Land, aber sie werden schlicht verschwiegen. Soll es gelingen, Ministeriums für Tourismus. nahezu unsichtbar geblieben ist. die ghanaische Bevölkerung vor Noch gehört Ghana mit einer Zwar leben nach Angaben der einer weiteren Ausbreitung von Prävalenzrate von offiziell 3,8 Ghana Aids Commission circa HIV/AIDS zu schützen bzw. die 10
Krankheit auf westeuropäisches sollen den Teufelskreis von In- haben, sie könnten HIV-infiziert Niveau zu reduzieren, müssen fektion, Verbergen und neuer sein, zu CENCOSAD kommen die Menschen, die heute mit Infektion unterbrechen. Zaghaft und sich freiwillig beraten und HIV/AIDS leben, medizinisch, bilden sich Selbsthilfegruppen, testen lassen. Dies geschieht wirtschaftlich und sozial unter- in denen sich die Betroffenen anonym und nur die Berater stützt und ermutigt werden. austauschen und unterstützen. kennen die Ergebnisse. Vor und Diese Gruppen kann man jedoch nach der Blutentnahme werden Stigmatisierung erkrank- noch an zwei Händen abzählen. die Klienten beraten und Fragen ter Personen Große Hoffnungen verbinden wie die folgenden beantwortet: sich deswegen mit freiwilligen Was sagt der Bluttest aus? Warum Trotz einiger Kampagnen mit HIV/AIDS-Tests. Denn mit habe ich Angst, infiziert zu sein? verschiedensten Aufklärungsar- Unterstützung der beratenden Was würde ich machen, wenn tikeln, Appellen und Seminaren Organisation wird es erkrankten ich HIV-positiv bin und wer unter dem Motto „Love Life – Personen leichter fallen, unbelas- könnte mich wie unterstützen? Stop AIDS“ ist es noch nicht teter und vor allem länger mit Wie gehe ich mit dem Testergeb- zu einer Änderung im sexuellen ihrer Krankheit zu leben. Letz- nis um? Wie kann ich und wie Verhalten gekommen. Erkrankte teres ist besonders für jene Per- können andere HIV-negativ Personen werden weiterhin stig- sonen (und die Gesellschaft) von bleiben? Da beide Stadtteile zu matisiert. Dafür sind mehrere unschätzbarem Wert, die Kinder den ärmeren in Accra gehören, Gründe verantwortlich: die haben oder mitten im beruflichen sollen im Lauf der Zeit einkom- Unheilbarkeit von HIV/AIDS, Leben stehen. So kann erkrank- mensschaffende Maßnahmen für die sexuellen Übertragungswege ten und schwangeren Frauen erkrankte Personen dazu kom- (verbunden mit der Schwierigkeit geholfen werden, ein gesundes men. darüber zu sprechen), die Ansicht, Kind zu gebären – unter der dass Krankheiten mit übernatür- Voraussetzung allerdings, dass Werbung für freiwillige lichen Mächten im Zusammen- die medizinische Versorgung HIV/AIDS-Tests hang stehen, zahlreiche kulturelle gewährleistet wird, was in einem Vorbehalte gegenüber dem Ge- Entwicklungsland wie Ghana Mit diesen HIV/AIDS-Tests brauch des Kondoms sowie – eben nicht selbstverständlich ist. hoffen wir, zum einen Personen, last but not least – die große die HIV-negativ geblieben sind, Armut. Das tägliche Überleben Care and support in ihrem präventiven Verhalten kostet die Menschen Kraft genug, für die Zukunft zu bestärken. woher dann noch das Geld für Ein Versuch wurde im Herzen Zum anderen können wir Per- Medikamente nehmen? Ein nied- von Accra, Ghanas Hauptstadt, sonen, die HIV-positiv sind, riges Bildungsniveau vereitelt gestartet. Zusammen mit CEN- möglichst rasch durch weiterge- grundlegendes Wissen, so dass COSAD, einer ghanaischen hende Beratung oder eine Über- viele unsicher sind, ob sie nicht Partnerorganisation des DED, weisung an andere Hilfseinrich- doch durch Händeschütteln an- wird seit Ende 2002 in zwei tungen helfen. Darüber hinaus gesteckt werden könnten. Erkrank- Stadtteilen ein Unterstützungs- unterstützen wir sie manchmal te Personen fühlen sich schuldig programm für an HIV/AIDS auch materiell. Ein Hindernis- und würden sich aus Angst vor erkrankte Personen aufgebaut. lauf ist die Beschaffung von Geld- sozialer Isolation in ihrer Umge- Erster Schritt ist der Aufbau eines mitteln für die kostenlosen Tests bung nie als HIV-positiv „outen“. so genannten „Voluntary Coun- und weitergehende Maßnahmen Meistens sind nur einige wenige selling and Testing“-Programmes. für erkrankte Personen (ganz ab- Verwandte eingeweiht. Hier können Personen, die Angst gesehen von den Gehältern für Breaking the silence „Das Schweigen brechen“ und „Show Compassion to People Living with HIV/AIDS today“ Quelle: DED (Zeige heute Mitgefühl gegenüber an AIDS erkrankten Personen) 11
Prävention und Aufklärung die Mitarbeiter und Mitarbeite- aufgeführt. Die ehrenamtlichen die Grundlage für den Erfolg rinnen). Das vom DED bereit- Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Programms. Wir hoffen, dass gestellte Budget ist bescheiden, von CENCOSAD werden über immer mehr Menschen unserer ermöglicht aber einiges an Im- Voluntary Counselling and Aufforderung „Get HIV-tested pulsen für das Programm. Testing aufgeklärt und verbreiten now” folgen, so dass der Gang die Informationen. Ende des zum HIV/AIDS-Test normaler Um unser Angebot publik und Jahres werden wir direkt in einen wird und die Krankheit in ihrem verständlich zu machen, wurden Stadtteil gehen und dort unter bedrohlichen Umfang sichtbar erste Faltblätter und Artikel pro- freiem Himmel HIV/AIDS-Tests – und damit in Zukunft zuneh- duziert. Ein Theaterstück mit anbieten. mend vermeidbar sein wird. den Schwerpunkten „Angebot des freiwilligen HIV/AIDS-Tests“ Da es Befürchtungen gibt, dass Andrea Pfeiffer ist Entwick- und „Umgang mit erkrankten der Test nicht anonym durchge- lungshelferin des DED in Ghana Personen“ wurde an verschiede- führt wird oder dass er die Le- nen Plätzen unter freiem Himmel benszeit verkürzt, ist Aufklärung HIV/AIDS-Arbeit vor Ort Andrea Pfeiffer Andrea Pfeiffer stellt Maßnahmen vor, die im Rahmen der Bewusstseinsbildung über HIV/AIDS in Ghana durchgeführt werden. Die Beispiele zeigen, wie vielfältig die Ansätze sind, um die Menschen an das schwierige Thema heranzuführen, um langfristig eine Änderung des Verhaltens zu bewirken. I n einem Entwicklungsland wie Ghana, wo ca. 30 Prozent der Bevölkerung keine Schulaus- abzielt. Hierbei wird, in Anleh- nung an die ABC Strategie (A steht für Abstinenz, B für treu beschlossen, wobei es oft sehr lebhaft zugeht. bildung haben und viele nur eine sein und C für den Gebrauch Geteiltes Wissen Basisausbildung im Rahmen von Kondomen), eine Geschichte des dürftigen Bildungssystems erzählt, die zur Veranschaulichung Ebenso lebhaft kann es werden, erhalten, ist der Gebrauch von auf einem Tuch dargestellt ist wenn Wissensspiele angewandt partizipativen und anschaulichen (siehe Abb.). Eine Flut kommt, werden wie auf einem „Gender Methoden besonders wichtig. und die Leute müssen sich in und HIV/AIDS“-Seminar, das in Die wohl bekannteste Methode eines von drei Booten retten. Die Ghana stattfand. In Form eines in Ghana ist die „Journey of Boote symbolisieren die drei einfachen Würfelspiels, das die Hope“, die auf eine Verhaltens- Alternativen: Abstinenz, Treue „HIV/AIDS-Frauen“ mit der Wer entscheidet sich für welches Boot? änderung im sexuellen Bereich und Kondomgebrauch. Zusätz- Genderbeauftragten (Beraterin lich lauern Krokodile im Wasser, für geschlechtsspezifische Fragen) so dass man sich möglichst rasch selbst entwickelt haben, kommen für eine „Insel der Zukunft“ Wissenskarten, Diskussionskarten entscheiden sollte. Für ausge- und Meinungskarten zum Ein- wählte Personen, die auf Karten satz. Manchmal wird eine Gruppe aufgezeichnet sind, muss die auch zum HIV/AIDS-Test ge- Gruppe entscheiden, wer sich schickt oder es kann eine Frage für welches Boot entscheiden gestellt werden. Um die breit wird, z.B. die schwangere Mutter, gefächerte Diskussion zu struk- der Soldat, der Geschäftsmann, turieren und nicht bei den ersten die schicke Studentin etc. Die Karten stecken zu bleiben, wird Antwort auf dieses Rätsel wird ein Zeitnehmer bestimmt, der Quelle: DED in gemeinsamer Diskussion er- darauf achtet, dass die Diskussion örtert und dann von der Gruppe nicht ausufert. 12
HIV/AIDS praktisch jeweiligen Gemeinde den Aus- gangspunkt für das Theaterstück Eine beeindruckende Herange- bilden. Um diese Einbindung hensweise, welche die Folgen einer zu gewährleisten, werden Ge- HIV-Infektion für den familiären spräche mit Meinungsführern Kontext aufzeigt, ist „Familien- und „normalen Bürgern“ jeden dynamik“. Den Arbeitsgruppen Alters und Herkommens geführt werden verschiedene Familien- und das Programm angekündigt. konstellationen in Form von Je nach Situation finden die Papierfiguren vorgelegt. Zunächst Aufführungen entweder auf der sollen diese Familien mit Leben Straße oder an einem Versamm- gefüllt werden: Was machen die lungsort statt. Das Publikum verschiedenen Personen? Wie kann (und soll) sich während des Quelle: Pfeiffer sehen die Beziehungen zwischen Theaterstückes einmischen und den Familienmitgliedern aus? mit Fragen oder (Unmuts-) Äu- Wie verdient die Familie ihren ßerungen reagieren. Die Diskus- Lebensunterhalt? Was will die sion geht nach der Aufführung Familie erreichen, welche Träume weiter, deren Abschluss eine zu- ihren HIV-Status zu verbergen. Einfache Würfelspiele regen zu lebhaften Diskussionen über HIV/AIDS an gibt es? Nun werden die Figuren vor abgesprochene Einführung Das hat zur Folge, dass kaum umgedreht und man sieht, dass in den Gebrauch des Kondoms jemand erkrankte Personen kennt. ein Familienmitglied mit einem für Männer und des Kondoms roten Punkt gekennzeichnet ist, für Frauen bildet. Nach einiger Um an diese Probleme heranzu- das heißt er oder sie hat HIV/ Zeit hört man sich in der Ge- führen und die Gefühle der Men- AIDS. Nun werden Fragen meinde um, was von dem schen zu berühren, kann ein erörtert wie: Was ändert sich Theater in Erinnerung geblieben kurzer Reflektionsbogen helfen, dadurch in der Familie? Wie wird ist und was die Zuhörer und der individuell ausgefüllt wird die Familie damit umgehen, Zuhörerinnen besonders ange- und folgende Fragen stellt: Kenne wenn es der erkrankten Person sprochen oder abgestoßen hat. ich eine erkrankte Person? Wie schlechter geht? Was wird sein, Idealerweise wird es nicht bei werden erkrankte Personen in wenn die Person stirbt? Kann einer Aufführung bleiben, sondern der Gemeinde behandelt? Was die erkrankte Person andere Fa- es werden mehrere Variationen würde ich tun, wenn ein Fami- milienmitglieder anstecken und der Aufführungen stattfinden. lienmitglied erkrankt? Wer soll wenn ja, was hat das für Folgen? für die erkrankten Personen Wie haben sich die Ziele und HIV/AIDS ein Gesicht geben sorgen? Wie könnte ich eine Träume der Familie verändert? erkrankte Person unterstützen? Menschen können für die Be- Möchte ich mich beraten und Nachdem alle Arbeitsgruppen im lange von an HIV/AIDS erkrank- testen lassen? Plenum berichtet haben, kann ten Personen sensibilisiert werden, man das Spiel für die Ebene der wenn die Möglichkeit geschaffen Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt Gemeinde fortsetzen. Alle Fami- wird, erkrankte Personen im ge- aus der Vielfalt der Methoden, lien bilden zusammen eine Ge- schützten Rahmen eines Seminars die bei der Bewusstseinsbildung meinde und man stellt sich vor, zu treffen. Mittlerweile gibt es für HIV/AIDS angewandt wer- wie diese Gemeinde in drei Jah- Selbsthilfegruppen in Ghana, den. Sinnvoll wäre für die ren, in fünf Jahren usw. aussieht. deren Mitglieder bereit sind, von Zukunft eine Sammlung von ihrem Leben mit HIV/AIDS zu Methoden, auf die man immer Theater for Development berichten – nie jedoch in dem wieder zurückgreifen könnte. Stadtteil, in dem sie wohnen. Theateraufführungen werden oft Die Stigmatisierung der Men- Andrea Pfeiffer und gerne in Ghana gesehen. schen, die mit HIV/AIDS leben Werden sie nach den Prinzipien müssen, ist aus verschiedenen des „Theater for Development“ Gründen nach wie vor sehr weit durchgeführt, bedeutet dies, dass verbreitet. Erkrankte Personen Probleme und Sichtweisen der versuchen so lange wie möglich 13
Prävention und Aufklärung „Ich hätte auch einer der Infizierten sein können“ Maria Staiger Quelle: Staiger Maria Staiger spricht mit Wellington Chavura, dem Initiator und Vorsitzenden des Kazando AIDS-Clubs in Malawi. Staiger: mehr als zehn Menschen an AIDS gegründet. Seither seid Ihr einer Aus welchen Gründen habt Ihr erkrankt. Aber das wurde uns erst der aktivsten Clubs in der ganzen Farmer aus Kazando an unserem damals klar. Auch mein Bruder Region. Erzähle uns bitte von ersten HIV/AIDS-Informations- starb an den Folgen von AIDS. dieser Entwicklung. tag teilgenommen? Es wurde allerdings nicht darüber gesprochen. Weil wir es aber ge- Chavura: Chavura: nau wissen wollten, ging ich mit Seit der ersten Veranstaltung gab Es gab zwei Gründe: Erstens ihm ins Hospital und sagte, dass es drei Meilensteine: Zunächst hatten wir über AIDS bisher nur wir zum Test kämen, und dass hatten wir uns gesagt, dass mehr im Radio gehört. Aber das be- wir das Ergebnis erfahren möch- Menschen aus unseren Dörfern deutet nicht viel, denn das Radio ten. Seine Frau hatte zu der Zeit von AIDS erfahren sollten und beantwortet nicht unsere Fragen übrigens noch abgelehnt, mitzu- nicht nur die Farmer aus dem und hat für unser Handeln keine kommen. Ich dachte dann, dass DED/GTZ-Projekt (‚Horticul- Konsequenzen. Es ist doch ein es für mich besser ist, im AIDS- ture Project’). Daher hatten wir großer Unterschied, wenn man Bereich aktiv zu werden. Denn einige wichtige Leute aus den einen Ansprechpartner hat. so wie ich gelebt habe, hätte auch umliegenden Orten eingeladen Zweitens waren Leute aus unse- ich einer der Infizierten sein und Euch gebeten, zu uns zu rem Dorf krank, aber niemand können. Inzwischen sind vier kommen. Was wir nicht erwartet redete offen darüber. Sie hatten Menschen an den Folgen von hatten war, dass anstatt der 40 Durchfall, magerten ab und be- AIDS gestorben. Unter den Toten eingeladenen Personen über 200 kamen ganz dünne und spröde ist auch eine Frau, die zuerst zu kamen. Es hatte sich wie ein Haare. Im Krankenhaus wurde uns gekommen war, dann aber Lauffeuer herumgesprochen, dass uns gesagt, sie hätten Tuberkulose. doch wieder in ihre alten und Ihr kommt. Die GTZ ist in der Aber um sie zu pflegen, sollten risikoreichen Gewohnheiten zu- Region für ihre Arbeit im land- wir Handschuhe tragen. Dadurch rückfiel und vor kurzer Zeit starb. wirtschaftlichen Sektor bekannt wurden wir stutzig und merkten, Inzwischen haben sich mehrere und viele Teilnehmer erhofften dass irgendetwas nicht stimmt. Dörfer unserem AIDS-Komitee deshalb von einem ‚Malawian- angeschlossen – insgesamt leben GERMAN Project’ Farminput Staiger: dort ca. 5.000 Menschen, wovon und HIV/AIDS-Informationen. Wie war die Situation bei Euch 26 HIV-infiziert sind. Es war das erste Mal, dass in der im Dorf? Region offen über HIV/AIDS Staiger: geredet wurde. Das war der Chavura: Bald nach der ersten Veranstal- Anfang. Daraufhin wurden wir Von 2.000 Einwohnern waren tung habt Ihr das AIDS-Komitee aktiv und gründeten das Komitee 14
mit sieben Mitgliedern. Unser Seither besuchen wir alle Kranken nimmt sich die Jugend ein Bei- Ziel war, alle Menschen aus un- in der Region. Wir wollen mit spiel an uns. Neue Anti-AIDS- serer Region über HIV/AIDS Eurer Hilfe ein kleines Pflegebüro Clubs entstehen und wir haben zu informieren. Wir besuchten einrichten, damit die Leute, die für die Zukunft noch viel vor. die sieben „village-headmen“ dazu in Lage sind, zu uns kom- aus der Region und übergaben men können und immer wissen, Das Interview führte Maria ihnen eine schriftliche Einladung, wo sie Hilfe bekommen. Aller- Staiger, Entwicklungshelferin des damit sie die Menschen aus ihren dings haben wir weder Medika- DED in Malawi Dörfern zu einer Veranstaltung mente noch Pflegematerialien. einladen. Wir hatten unsere Bot- Aber wir geben jedem Kranken schaften in ein kleines Theater- etwas Maismehl und Gemüse stück eingearbeitet, AIDS-Lieder und 45 Malawi Kwacha (ca. 40 Informationen über das getextet und geplant, eine Frage- Cent) aus unserer Komiteekasse. HIV/AIDS-Projekt in Malawi Antwort-Runde zum Thema zu gestalten. Leider erschienen aber Staiger: Das Malawisch-Deutsche HIV/ Was hat sich seit dem Anfang AIDS-Projekt wird von DED Eurer Arbeit für die Mitglieder und GTZ in Kooperation durch- Eures Komitees verändert? geführt. Wir arbeiten landesweit mit zwei DED-Mitarbeiterinnen Chavura: in Sektoren wie Grundbildung, Wir sind aktiv geworden. Wir Gesundheit, Demokratie/Dezen- können etwas tun, um uns vor tralisierung und Landwirtschaft. Quelle: Staiger HIV/AIDS zu schützen. Eine unverheiratete Frau mit Kind Zielgruppen sind die Mitarbeiter „Wir haben für die Zukunt noch viel vor“ aus unserem Komitee, von der der Programme und Projekte, in viele Männer etwas wollen, sagte die von deutscher Seite der DED, nur wenige Leute. Die „village- neulich: „Niemand kann mich die GTZ, die Kreditanstalt für headmen“ hatten zum Teil „ver- mehr für dumm verkaufen, ich Wiederaufbau (KfW) und das gessen“, die Briefe weiterzuleiten weiß jetzt, wie ich mich verhalten Centrum für Internationale oder sie sind selbst nicht zu un- muss“. Wir können zudem unse- Migration (CIM) involviert sind. serer Veranstaltung gekommen, ren Familien helfen. Allerdings was einen schlechten Einfluss brauchen wir noch Unterstüt- Außerdem arbeiten wir mit den auf die Motivation der anderen zung, um besser beraten zu kön- Menschen, für die diese Projekte Menschen hatte. Aber es war ein nen. AIDS ist nach wie vor ein gedacht sind: Farmer, Fischer, Anfang und wir waren entschlos- heikles Thema. Lehrer, Gemeindearbeiter, Ge- sen weiterzumachen. Der zweite sundheitsposten u.a.m. Wir Meilenstein war der Welt-AIDS- Staiger: führen unter anderem HIV/ Tag, an dem hier rund 600 Was hat sich für Dich persön- AIDS-Informationsveranstaltun- Menschen zusammen feierten. lich geändert? gen am Arbeitsplatz und in der Es war die erste große Veranstal- Gemeinde durch und entwickeln tung, die jemals in unserer Region Chavura: zusammen mit anderen Organisa- stattgefunden hat. Alle „village- Ich wusste lange nichts über die tionen Präventionsprogramme. headmen“ und der Bürgermeister Gefahr der Ansteckung. Ich än- aus Mzuzu waren gekommen derte mein Verhalten und meine und unsere Arbeit wurde in der Frau schätzt das. Außerdem werde ganzen Region bekannt. Danach ich nicht mehr betrogen. Nach- kamen die „Chiefs“ zu uns, um dem mein Bruder gestorben war, sich über HIV/AIDS zu infor- sollte ich eigentlich seine Frau mieren und um Hilfe zu bitten. heiraten (Witwenvererbung – Quelle: Staiger Der dritte entscheidende Schritt ein kultureller Brauch in Malawi), waren die zwei Wochen Pflege- aber die Leute sagten, der ist im training (Home-based Care), an AIDS-Komitee, dem können wir „Eine Frau sagte: Niemand kann mich dem wir teilnehmen konnten. das nicht vorschlagen! Übrigens mehr für dumm verkaufen“ 15
Prävention und Aufklärung Kasperle in Südafrika Jennifer Goldenstede Mit der Aufklärung über die Gefahren von HIV/AIDS kann gar nicht früh genug begonnen wer- den. Um Grundschülern in Südafrika das schwierige Thema zu vermitteln, ließ sich Jennifer Goldenstede etwas ganz besonderes einfallen und gewann mehrere Schulen für einen Puppen- theater-Wettbewerb: So lernen die Schüler nicht nur etwas über HIV/AIDS, sondern stärken auch ihr Selbstbewusstsein. S eit Juni 2003 arbeite ich im Rahmen des DED-Nach- wuchsförderungsprogramms sind landesweit 15,2 Prozent der 15- bis 49-Jährigen HIV-positiv. unseren Krankenschwestern medizinisch versorgt und durch Home-based Care unterstützt. (NFP) im Hillcrest AIDS Centre, Wettbewerb im Damit sich die Menschen über das in der südafrikanischen Puppenspiel ihren HIV-Status informieren Provinz KwaZulu Natal nahe können, werden zudem kosten- der Stadt Durban am indischen Das Hillcrest AIDS Centre ver- lose HIV-Tests angeboten. Um Ozean liegt. Dieses eigentlich sucht den Menschen, die von die künftige Generation schon wunderschöne Land kämpft je- HIV/AIDS betroffen sind, eine sehr früh über HIV/AIDS auf- doch mit einem schwerwiegenden Perspektive zu bieten. So wird zuklären – und sie damit in die Problem: HIV/AIDS. Tagtäglich zum Beispiel Essen an bedürftige Lage zu versetzen, in Zukunft sterben Menschen an AIDS und Menschen verteilt, um eine ge- anders zu handeln und eine HIV- die Infektionsrate innerhalb der sunde Ernährung sicherzustellen. Infektion zu vermeiden – legte ich Altersgruppe der 15- bis 49- Außerdem wird den Betroffenen, den Schwerpunkt meiner Arbeit Jährigen beträgt in der Provinz die gesund genug sind, die Mög- auf Aktivitäten in den Grund- KwaZulu Natal 11,7 Prozent lichkeit geboten, mit kunsthand- schulen. Ein Wettbewerb im (Nelson Mandela/HSRC Study werklicher Produktion Geld zu Puppenspiel sollte die Schüler on HIV/AIDS: Executive verdienen. Diejenigen, die an motivieren und zum Nachden- Summary 2002). Insgesamt AIDS erkrankt sind, werden von ken anregen. Das Pilotprojekt Jennifer Goldenstede hilft den Schülern beim Basteln der Theaterpuppen Quelle: Goldenstede 16
startete im September 2003 an Bereich Kunsthandwerk verant- gegeneinander antreten. Als erster drei Grundschulen, die auch wortlich ist, zeigte mir, wie man Preis ist ein „Fun Day“ für die eine Sekundarstufe hatten. Ein- Puppen aus Pappmaché bastelt, Gewinner-Schule geplant, wobei bezogen sind die Klassenstufen eine Fertigkeit, die ich dann das Hillcrest AIDS Centre mit vier bis sieben, wobei jeweils wiederum an die Kinder weiter- Unterstützung des DED verschie- eine Klassenstufe für die Kon- geben konnte. Außerdem hat dene Aktivitäten wie Spiele, zeption eines Theaterstücks mir ein ehrenamtlicher Mitar- Hüpfburg, Grillen und vieles verantwortlich ist. beiter für die Schulaufführungen mehr organisieren wird. So profi- ein bezauberndes Puppentheater tieren alle Schüler von dem Pro- Die Grundidee ist, dass die Kin- gezimmert. So bekamen die Kin- jekt, und auch diejenigen, die der nicht als bloße Zuschauer der die notwendigen Instrumente nicht direkt am Wettbewerb teil- eines Theaterstücks mit Informa- und Materialien, um ihre eigenen nahmen, werden neugierig darauf. tionen berieselt werden, sondern Geschichten über HIV/AIDS dass sie die zur Verfügung gestell- zu erzählen. Die positiven Reaktionen der ten Informationen über HIV/ Schulen haben meine Erwar- AIDS bewusst verarbeiten, indem Bevor jedoch die praktische Ar- tungen weit übertroffen. Es gab sie selbst ein Stück schreiben. beit begann, wurden die Kinder auch von anderen Seiten viel Zudem lernen die Kinder, wie an die HIV/AIDS-Thematik versprechende Anfragen: So hat Konflikte kreativ gelöst werden herangeführt. Tsidi Mapela, sich beispielsweise World Vision können. So wird das Selbstbe- eine junge HIV-positive Südafri- bereits sehr für das Projekt in- wusstsein der Kinder gestärkt, da kanerin, berichtete den Schülern teressiert. Wenn das Puppen- sie aus eigener Kraft etwas gestal- von ihrer Erfahrung in einem so theater weiterhin erfolgreich ist ten, das einen Wert besitzt und genannten „HIV/AIDS-Talk“. und sich herausstellt, dass dieser mit Anerkennung belohnt wird. Sie erzählte zum Beispiel, wie Weg der partizipativen und ak- sie sich infizierte, wie die Infek- tiven Vermittlung von Wissen Analyse und Auswahl tion ihr Leben veränderte, wie eine nachhaltige Wirkung bei den andere Menschen auf sie reagier- Schülern erzielt, besteht eine Gemeinsam mit einem unserer ten und auch, welche Möglich- große Chance, dass das Projekt einheimischen Berater, der mir keiten es gibt, weiterhin ein ge- unter Einbeziehung mehrerer sowohl mit seinem Wissen über sundes Leben als HIV-positiver Schulen wiederholt wird. Außer- HIV/AIDS als auch mit der Mensch zu führen. Im Anschluss dem möchte ich die Theater- Sprache Zulu hilft, besuchte ich an diesen Talk besuchten Berater stücke von Kindern für Kinder bisher neun Schulen. Diese Schu- des Hillcrest AIDS Centre die für die weitere HIV/AIDS-Auf- len füllten einen Fragebogen aus, Schulen, gaben den Kindern klärung einsetzen. Geplant ist in dem sie Auskunft über ihre zusätzliche Informationen über zum Beispiel, diese Theaterstücke Schulsituation und ihre Motiva- HIV/AIDS und halfen ihnen, bei den Sportprojekten des Hill- tion für die Teilnahme am Projekt die Geschichten für das Puppen- crest AIDS Centres zur Präven- gaben. Die Fragebögen bildeten theater zu erarbeiten. Ziel ist tion zu verwenden, denn so wie dann die Grundlage für eine dabei, dass die Kinder vor allem fast überall auf der Welt, so ver- Auswahl von drei Schulen, die ihre persönlichen Erfahrungen folgen auch in Südafrika die Kin- am Projekt teilnehmen können, und Gefühle bezüglich HIV/ der die Abenteuer von Kasperle da aus finanziellen und zeitlichen AIDS in den Vordergrund stellen. mit großen und aufmerksamen Gründen die Beteiligung von Augen. mehr Schulen nicht möglich war. Start des Wettbewerbs Die Auswahl fiel uns am Centre Jennifer Goldenstede war von jedoch sehr schwer, da alle Schu- Dieser Teil des Projektes endete 2003 bis 2004 Entwicklungssti- len dringend Aufklärung benöti- 2003. Im Februar 2004 startete pendiatin des DED in Südafrika gen und sie von staatlicher Seite dann der erste Wettbewerb. Die nur selten unterstützt werden. Klassenstufen der Schulen kon- kurrieren um das beste Stück der Große Unterstützung bekam ich Schule. Im April werden dann von den Mitarbeitern des Centre. die jeweils besten Stücke der drei Unsere Designerin, die für den Schulen in einem Wettbewerb 17
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