STILL UND LEISE - Stadt Rheinfelden

Die Seite wird erstellt Liliana Diehl
 
WEITER LESEN
STILL UND LEISE - Stadt Rheinfelden
Das Kultur- und Stadtmagazin beider Rheinfelden

                              73 | November / Dezember 2020 | gratis erhältlich

SCHWERPUNKT
STILL UND LEISE
WIR BERICHTEN ÜBER
DIE HEILKRAFT DES WALDES
MEDITATION UND YOGA
BOGENSCHIESSEN
U.V.M
MIT DEN VERANSTALTUNGSTIPPS
IM NOVEMBER UND DEZEMBER
STILL UND LEISE - Stadt Rheinfelden
Anzeige

                 Winterzeit
                  im Restaurant Schützen

                          Silvester «Avec Plaisir»
                  Lassen Sie das Jahr stilvoll mit der Familie oder Freunden bei
                  einem 4-Gang-Silvestermenü «Avec Plaisir» ausklingen.

                  CHF 74.-
                             Wir freuen u ns a u f Sie!

                       Bahnhofstrasse 19 | 4310 Rheinfelden | T +41 (0)61 836 25 25 | hotelschuetzen.ch

Vorankündigung

                                                                                                 Einladung
                                                                                              Bruno Bachmann
                                                                                                 Iwan Barbazza
                                                                                                 Yannina Döbeli
                                                                                                    Helene Dürr
                                                                                                   Iben Folsach
                                                                                              Adam Hernandez
                                                                                                  Doris Horvath
    4. Untitled                                                                                     Heidi König
                                                                                         Antonie Josefa Latscha
    7. bis 22.11.2020                                                                                 Nick Meier
                                                                                                  Markus Saxer
                                                                                                   Silvia Seifert
    Theodorshofweg 22                                                                           Sara Sepulveda
    Rheinfelden (CH)                                                                                  Kim Vergil
                                                                                               Rosmarie Zuber

                                                                               Die Ausstellung
                                                                                   unterstützt

2
STILL UND LEISE - Stadt Rheinfelden
Liebe Leserin, lieber Leser

                                                           Nach dem goldenen Herbst beginnt im November eine stillere, leisere Zeit,
                                                           mit kurzen Tagen und grauer Nebeldecke, die im Dezember in die besinn-
                                                           liche Weihnachtszeit mündet, die wieder mehr glitzert und funkelt. Pas-
                                                           send zu dieser Jahreszeit ist das Thema dieser Ausgabe „Still und leise“. Auf
                    Rheinfelden                            Schweizer Seite haben wir uns dem Thema auf ganz verschiedenen Wegen
                    Lebenswert. Liebenswert.               angenähert. Wir haben eine Meditationsgruppe in ihrem „Raum der Stille“
                                                           besucht und waren beim Suchen und Finden der Stille in der Meditation
                                                                                               dabei. Wir haben uns aber auch dem
                                                                                               Thema des Waldbadens, der Waldtherapie
IMPRESSUM                                                                                      gewidmet, wo der Stille im Wald nachge-
                                                                                               spürt wird und man durch Achtsamkeit
Herausgeber                                                                                    wieder mehr zu sich selber finden kann
Stadt Rheinfelden (Baden), Stadt Rheinfelden (Schweiz)                                         und gleichzeitig positive Impulse für
                                                                                               sein Immunsystem erhält. Gar nicht so
Redaktion Heft 73                                                                              still und leise, wie man vielleicht denken
Henrike Fuder, Martina Schilling, Brigitte Brügger,                                            würde, geht es auf der Demenzstation im
Michelle Geser, Peter Löwe                                                                     Altersheim zu und her. Dennoch ist auch
                                                                                               dort Ruhe und behutsame Begleitung
Fotos Inhalt Autoren, wenn nicht anders vermerkt                                               ganz zentral für das Wohlbefinden der
Titelfoto freetousesounds auf Unsplash
                                                                                               Gäste.
                                                                                               Auf deutscher Seite wird über das Medi-
                                                                                               tieren an der VHS berichtet, über Yoga und
Realisation Peter Löwe, www.Loewe-Werbeagentur.com
                                                                                               Achtsamkeit sowie die Bedeutung einer
Druck Poppen & Ortmann Druckerei und Verlag KG Freiburg
                                                           ruhigen Hand und inneren Stille beim Bogenschiessen. Ausserdem begleiten
                                                           die deutschen Kolleg*innen eine Konzertorganistin und Psychotherapeutin auf
Auflage 4.500 Exemplare
                                                           der Suche nach Ruhe und stellen den Verein „Helfende Hände“ vor.
ISSN 1664-4778
Verteilung
                                                           Zum Glück geht es im kulturellen Leben der beiden Städte nicht mehr nur
Auslage in Gemeindeverwaltungen, Geschäften,
                                                           still und leise zu und her, denn es warten doch einige Highlights auf uns,
Bibliotheken, Schulen und Kultureinrichtungen              die in der jetzigen Situation wieder stattfinden können. Das kunst lokal,
Bezug im Abo möglich: Infos auf der vorletzten Seite       die grosse, regionale Kunst-Biennale öffnet vom 6. bis 22. November seine
Rheinfelden (Schweiz): Verteilung an Abonnenten            Türen und zeigt zeitgenössisches, regionales Kunstschaffen, das allen Krisen
der Neuen Fricktaler Zeitung                               getrotzt hat und brandaktuell wichtige gesellschaftliche Themen aufnimmt.
                                                           Das Ganze mit viel Platz in der Kurbrunnenanlage und mit vielen, kleinen
Kontakt für Redaktion und Inserate in Rheinfelden/D        Begleitveranstaltungen, um der Kunst ganz nahe zu kommen. Mehr dazu
Kulturamt der Stadt, Henrike Fuder,                        erfahren Sie in diesem Heft. Ein zweiter Höhepunkt wird sicherlich das „Ad-
Rathaus, Kirchplatz 2, D-79618 Rheinfelden                 ventsfunkeln“ werden, ein auf den ganzen Monat Dezember verlängertes
H.Fuder@rheinfelden-baden.de, Tel.: +49 7623 95-374        Weihnachtsfunkeln mit Lichterzauber im Stadtpark, im Städtli und auf Inseli
Kontakt Kalender Rheinfelden/D:                            und Brücke zum stillen Geniessen. Auch die beliebte Weihnachtsführung
kulturamt@rheinfelden-baden.de                             und die Adventsfenster gibt es 2020. Daneben finden auch wieder Jazzkon-
                                                           zerte der Jazzclubs Q4 und Ja-ZZ statt sowie das erste Klassiksterne-Konzert
Kontakt für Redaktion, Kalender in Rheinfelden/CH          der Saison mit dem Gershwin Piano Quartet sowie verschiedene kleinere
Stadtbüro/Kulturbüro, Brigitte Brügger                     und grössere Ausstellungen. Besonders zu empfehlen ist die Sonderausstel-
Rathaus, Marktgasse 16, CH-4310 Rheinfelden                lung zum Thema Strom des Fricktaler Museums, welche noch bis zum 14.
2xrheinfelden@rheinfelden.ch, Tel.: +41 61 835 51 11
                                                           Dezember geöffnet ist.
                                                           Wir freuen uns also auf ein zwar noch kleines, dafür aber feines Kulturange-
                                                           bot im November und Dezember und auf eine spannende Lektüre unseres
Kontakt für Inserate in Rheinfelden/CH
                                                           neusten Kultur- und Stadtmagazins.
Fricktaler Medien AG, Frau Karin Stocker,
Baslerstrasse 10, 4310 Rheinfelden
                                                           Das Redaktionsteam wünscht Ihnen allen eine besinnliche Adventszeit,
karin.stocker@fricktalermedien.ch, Tel. +41 61 835 00 52
                                                           frohe Weihnachten und viel Glück und Gesundheit fürs neue Jahr.

Inserate- und Redaktionsschluss für die Ausgabe
November/Dezember: 30. November 2020                       Michelle Geser
                                                           Projektleiterin Kultur Rheinfelden CH

                                      ID-Nr. 2095393

Schwerpunkt: Still und leise                                                                                             EDITORIAL 3
STILL UND LEISE - Stadt Rheinfelden
Die HEILENDE
              KRAFT des Waldes
                Prof. Dr. Katharina Meyer widmet sich nach ihrer
                Emeritierung und Pensionierung an der Uni Bern
              zusammen mit Forstwissenschaftlern und Akteuren
              der öffentlichen Gesundheit der Frage, wie der Wald
             für die Bevölkerungsgesundheit genutzt werden kann.
              Hier schreibt sie über die heilende Kraft des Waldes.

S
          chon von alters her schätzt der     wahrnehmen, entschlüsseln. Und sie ent-         gen stimuliert unser vegetatives Nerven-
          Mensch die Umgebung des Wal-        scheiden, ob es sich bei einer Umgebung         system in einer Weise, die den Herzschlag
          des wegen seiner friedlichen        oder Situation um eine “friedliche“ oder        und einen erhöhten Blutdruck zur „Besänf-
          Atmosphäre, seiner landschaftli-    um eine „bedrohliche“ handelt. Aus dieser       tigung“ bringt. Die Abstände, mit denen
          chen Schönheit, seiner frischen,    Entscheidung geht blitzschnell und ohne         die Herzschläge aufeinander folgen, wer-
sauberen Luft und seiner angenehmen           unser Zutun die nächste Entscheidung her-       den variabler. Dies bedeutet, dass sich die
Gerüche. Bereits im 11. Jh. hat Hildegard     vor, nämlich, welcher Teil des vegetativen      Balance im vegetativen Nervensystem zwi-
von Bingen erkannt: „Es gibt eine Kraft aus   Nervensystems aktiviert wird: der Sympa-        schen „Antrieb“ und „Beruhigung“ verbes-
der Ewigkeit, und die ist grün.“ Sie nann-    thikus oder der Parasympathikus. Nehmen         sert hat. Je besser diese Balance ist, umso
te sie „Grünkraft“, was übersetzt „Lebens-    wir Umgebungen oder Situationen als be-         günstiger ist dies für unsere Herz- und Ge-
kraft“ heisst. Fast 1000 Jahre später kann    lastend, bedrohlich oder negativ wahr,          fässgesundheit sowie Stoffwechselgesund-
mit modernen Methoden der Biologie und        wird der Sympathikus verstärkt aktiviert.       heit. Auch die Psyche profitiert. Befragt
Medizin belegt werden, dass Hildegard von     Er sorgt dafür, dass infolge vermehrter Frei-   man die Schweizerische Bevölkerung nach
Bingen recht hatte. Folglich hat sich vor     setzung von Stresshormonen und anderer          den Beweggründen für ihre Waldbesuche,
wenigen Jahren eine neue medizinische         Botenstoffe der Körper und die Psyche           so geben die meisten „raus aus dem Alltag“
Wissenschaft etabliert, in der Alternativ-    in Bereitschaft für „Kampf“ und „Flucht“        und „um mich zu entspannen“ an. Tatsäch-
und Präventivmedizin sowie Umwelt- und        versetzt werden – „Kampf“ oder „Flucht“         lich belegen Untersuchungen, dass sich das
Ökosystemforschung zusammenarbeiten.          betreffen im übertragenen Sinne auch            Gefühl von Müdigkeit und Anspannung
Sie befasst sich mit den Auswirkungen von     unseren heutigen Alltag. Sind wir zu oft        sowie auch Reizbarkeit und Niedergeschla-
Waldumgebungen auf die menschliche            und zu lange in solchen Stresssituationen,      genheit nachweislich schon durch einen
Gesundheit, und eine Vielzahl von Studien     können wir krank werden. Hingegen: Neh-         30-minütigen achtsamen Waldspaziergang
hierzu konnte bereits positive Ergebnisse     men wir Umgebungen und Situationen als          verbessern kann. Auch wirken Waldauf-
zeigen. Wie können wir das verstehen?         sicher, ruhig und wohltuend wahr, ist der       enthalte positiv bei geistiger Erschöpfung
                                              Parasympathikus dominant aktiv. Er sorgt        und depressiven Verstimmungen.
Evolution und gesundheitsfördernde Wir-       dafür, dass Körper und Psyche in Entspan-
kung des Waldes heute                         nung gehen und Regeneration stattfinden         Der Duft des Waldes
Ein Erklärungsansatz für die gesundheits-     kann. Über die uralten Hirnsysteme und          Holzig, moderig, zitrusfrisch… Ätherische
fördernde Wirkung von grünen Umge-            das vegetative Nervensystem arbeitet die        Öle kommen in der Luft von Nadelwäl-
bungen bzw. Wäldern ist die evolutions-       Evolution auch heute noch in uns und für        dern in grösserer Konzentration vor als in
biologische Entwicklung unseres Gehirns       uns. Genau dies machen wir uns im Wald          Laub- oder Mischwäldern. Diese flüchtigen
und vegetativen Nervensystems. Unsere         für unsere Gesundheit zunutze.                  Stoffe dienen Bäumen und Pflanzen u.a.
uralten Gehirne, die vor bis zu 500 Milli-                                                    dazu, untereinander zu kommunizieren.
onen Jahren entwickelt wurden, können         Den Wald mit allen Sinnen wahrnehmen            Sie kommunizieren aber auch mit dem
blitzschnell und ohne unser Zutun Eindrü-     Das Lauschen, Sehen, Riechen oder auch          Immunsystem des Menschen, der sich im
cke von aussen, die wir mit unseren Sinnen    Fühlen von wohltuenden Waldumgebun-             Wald aufhält, indem sie sein Immunsys-

4    STILL UND LEISE
STILL UND LEISE - Stadt Rheinfelden
Foto: Johannes Plenio, Unsplash
                                                                                                                           Suchen Sie mehr Nähe zu Wald und
                                                                                                                           Natur? Das Gesundheitsforum Rhein-
                                                                                                                           felden bietet Ihnen tolle Angebote:
                                                                                                                           www.gesundheitsforum-rhf.ch

tem stimulieren. Hier profitieren insbe-       lungsmassnahmen einzubinden. So nut-                                      Welcher Wald ist gut für Gesundheit und
sondere die natürlichen Killerzellen; diese    zen zum Beispiel Kliniken für psychische                                  Wohlbefinden?
gehören zu den weissen Blutzellen, die         und psychosomatische Erkrankungen den                                     Recht neu ist die wissenschaftliche Er-
abnormale Zellen wie Tumorzellen und           Wald, um durch die Ressourcen, die das                                    kenntnis, dass unterschiedliche Wald-
virusinfizierte Zellen im Körper erkennen      Naturerleben in den Patienten freisetzt,                                  typen, zum Beispiel Nadel-, Misch- oder
und abtöten können. Erstaunlicherweise         die Genesung zu unterstützen. Dabei zeigt                                 Laubwald, verwilderter oder gepflegter
nimmt die Anzahl und Abwehraktivität           sich immer wieder, dass die Rückführung                                   Wald, vielfältiger Wald mit Lichtungen
dieser natürlichen Killerzellen bereits nach   der Patienten zu schönen Kindheitserinne-                                 oder dunkler Wald mit Tot- und Unterholz
einem Tag Aufenthalt im Nadelwald um           rungen im Wald heilsam und verhaltens-                                    tatsächlich unterschiedliche Effekte auf
fast 40 Prozent über den Ausgangswert zu.      ändernd sein kann. Deshalb...                                             Psyche und Körper haben. Was aber alle
Bei drei und mehr Tagen Waldaufenthalt                                                                                   eint: Wälder haben grundsätzlich eine po-
bleibt die erhöhte Immunabwehr sogar           …auch Kinder und Jugendliche raus in Wald                                 sitive Wirkung auf die Gesundheit, wenn
bis zu 30 Tagen bestehen. Ob und wie die-      und Natur                                                                 der Mensch sich darin sicher fühlt, eintau-
se Veränderungen bei der Verhütung von         Früher nahm im Leben von Kindern und Ju-                                  chen, loslassen und entspannen kann.
Krankheiten oder bei der Genesung von          gendlichen das Eintauchen in den Wald und                                                   Prof. Dr. Katharina Meyer
Erkrankungen mitwirken, wird aktuell in        Natur und damit das direkte Erleben von
Studien untersucht.                            Wald und Natur einen Grossteil ihres Tages
                                               ein. Gingen 1971 noch ca. 80% der 7–8-jäh-
„Waldbaden“ – Alter Wein in neuen Schläu-      rigen Kinder zu Fuss zur Schule, waren es
chen                                           30 Jahre später nur noch 10%. Früher zeich-
In den Medien schiesst der Begriff „Wald-      neten sich viele Kinder zum Beispiel durch
baden“ gleichsam wie Pilze aus dem Bo-         Normalgewicht, Geschicklichkeit und Angst-
den. Waldbaden wurde in den 80-er Jahre        freiheit bei körperlichen Herausforderungen
unter dem Begriff „Shinrin Yoku“ in Japan      aus – heute ist dies oft nicht mehr der Fall.
ins Leben gerufen als Teil eines nationalen    Auch die Anzahl der Jahre, die Jugendliche
Gesundheitsprogramms gegen stressbe-           als Pfadi verbrachten, hat noch 30 Jahre
dingte Störungen. „Waldbaden“ ist aber         später (!) messbare positive Auswirkungen
nichts anderes als das, was Menschen tun,      auf ihr Leben als Erwachsene: Das körperli-
wenn sie in ihrer Freizeit den Wald aufsu-     che, emotionale und soziale Wohlbefinden
chen, um mit allen Sinnen Ruhe und Ent-        der früheren Pfadis war besser als das von
spannung zu finden. Neu ist allerdings,        vergleichbaren Nicht-Pfadis. Dazu kam eine
dass immer mehr Patienten in ambulan-          gelungenere Entwicklung von Eigenschaf-
ter und stationärer Behandlung von chro-       ten wie Zielorientierung und gesundem So-
nischen Krankheiten wünschen, den Wald         zial- und Gesundheitsverhalten. Dies zeigen                               Prof. Dr. Katharina Meyer widmet sich der
oder Naturumgebungen in ihre Behand-           Studien aus Europa und den USA.                                           heilenden Kraft des Waldes

                                                                                                                                             STILL UND LEISE         5
STILL UND LEISE - Stadt Rheinfelden
Bereits ein Aufenthalt von zehn Minuten im Wald hat einen positiven Ein-                                                            wiesen ist, dass die sogenannten flüchtigen
fluss auf Körper und Geist. Grund genug für Bea Bieber, Grossrätin und Prä-                                                         Botenstoffe, welche Bäume von sich geben,
sidentin des Stiftungsrates des Gesundheitsforums Rheinfelden, dem Wald                                                             das Immunsystem in erwünschter Weise
                                                                                                                                    stimulieren. In experimentellen Studien
bei den verschiedenen Aktivitäten des Forums einen ganz besonderen Stel-
                                                                                                                                    vermehrten sich natürliche Killerzellen be-
lenwert zu verleihen.                                                                                                               reits nach dem ersten Tag Waldaufenthalt
                                                                                                                                    und die Abwehrkraft stieg um fast vierzig
                                                                                                                                    Prozent. Hielt man sich drei oder mehr Tage
                                                                                                                                    im Wald auf, erhöhte sich die Anzahl und
                                                                                                                                    Aktivität der Killerzellen weiter.

                                                                                                                                    Angebote und Wanderungen im Rheinfelder
                                                                                                                                    Forst sind sehr beliebt
                                                                                                                                    Auf diese positiven Effekte des Waldes setzt

                                                                                           Foto: zVg Gesundheitsforum Rheinfelden
                                                                                                                                    auch das Gesundheitsforum. Die Angebote
                                                                                                                                    sind sehr breit gefächert und reichen von
                                                                                                                                    Jogging, Nordic Walking-Kursen, Lauftreff,
                                                                                                                                    Turn dich fit, Fachvorträgen etc. hin zu Wan-
                                                                                                                                    derungen im Rheinfelder Forst mit beson-
                                                                                                                                    deren Schwerpunktthemen unter Beizug
                                                                                                                                    entsprechender Fachpersonen. Diese sind
Grosses Interesse besteht an den verschiedenen Themenwanderungen im Rheinfelder Forst.                                              bei einem breiten Publikum sehr beliebt,
                                                                                                                                    so Bea Bieber. So zum Beispiel, wenn es um

B
                                                                                                                                    Wildkräuter oder Themen wie proaktive
       äume haben eine entspannende              faltige Tier- und Pflanzenwelt, sowie für die                                      Burnout-Prävention in der Natur oder auch
       Wirkung auf unsere Psyche, so wer-        Gewinnung von einheimischem Holz dar.                                              Yoga im Wald geht. Seit mittlerweile drei
       den zum Beispiel Stresshormone ab-        Seine Wichtigkeit als Naherholungsgebiet                                           Jahren beschäftigt sich das Gesundheits-
gebaut und Entspannung macht sich breit.         und Gesundheitsquelle für die Bevölkerung,                                         forum Rheinfelden mit dem Thema Wald
Oder, der Wald ist eine ideale Umgebung,         praktisch gleich vor der Haustüre und zu al-                                       und dessen präventiver Kraft. Dazu ver-
um Gedanken freien Lauf zu lassen, so wird       len Jahreszeiten, wird zunehmend steigen.                                          netzt es sich mit weiteren Fachpersonen,
wieder Platz geschaffen für neue Ideen und                                                                                          wie z.B. Förster und TherapeutInnen. Bea
positive Gedanken. Und, der Waldboden ist        Bewegung ist für ein gesundes Immunsystem                                          Bieber sagt, dass das Gesundheitsforum
gesund und stärkt unser Immunsystem.             enorm wichtig                                                                      hier eine wichtige Drehscheibenfunktion
Terpene, sekundäre Pflanzenstoffe sowie          Der Wald (und die Natur allgemein) hat                                             übernimmt. Erst im vergangenen Jahr fand
ätherische Öle aus Nadeln oder Rinde wir-        eine sehr positive Auswirkung auf Körper                                           zur Thematik «Der Wald als Arzt» eine Fach-
ken sich positiv auf unsere Abwehrkräfte         und Geist. Dies ist, gerade in Zeiten, in wel-                                     tagung mit mehr als sechzig Teilnehmerin-
aus. Dies sind nur gerade drei von einer         chen ein starkes Immunsystem wichtig                                               nen und Teilnehmern in Rheinfelden statt.
Vielzahl von Argumenten, warum man               ist, von grosser Bedeutung. Vor allem kann                                         Weiter sind im Stiftungsrat des Forums
wieder öfters, bei jedem Wetter und zu je-       man ihn präventiv nutzen, um erst gar nicht                                        zurzeit Überlegungen im Gange, dass ein-
der Jahreszeit in den Wald gehen sollte. In      krank zu werden. Es ist noch nicht sehr lan-                                       zelne Stiftungsratsmitglieder den Lehrgang
Zeiten von Corona und Grippe erst recht.         ge her, als Fitnesscenter und Schwimmbä-                                           «Waldtherapie» absolvieren. Dies alles un-
                                                 der aufgrund der Corona-Pandemie schlies-                                          terstreicht die Wichtigkeit des Waldes als
Waldstadt Rheinfelden                            sen mussten und auch das gemeinsame                                                Quelle für Energie und Kraft.
Mit einer Waldfläche von ungefähr 800            Bewegen und Sporttreiben mit Freunden
Hektaren ist rund die Hälfte des Gemein-         plötzlich nicht mehr stattfinden konnte.                                           Der Wald im Winter
degebiets der Stadt bewaldet. Rheinfelden        Umso mehr stellte sich die Frage, wie man                                          Momentan verlieren die Bäume ihre letzten
gehört damit zu den waldreichsten Ge-            in diesen Zeiten sein Wohlbefinden und                                             Blätter, der Wald bereitet sich auf den Win-
meinden des Kantons Aargau. Drei Viertel         vor allem das Immunsystem stärken und                                              ter vor. Dies ändert aber nichts an der Tatsa-
des Stadtwaldes besteht aus Laubbäumen.          fit halten konnte. Mittlerweile steht der                                          che, dass sich der Wald auch in den nächsten
Der Rheinfelder Wald ist damit deutlich na-      Winter vor der Haustüre und damit auch                                             Monaten bestens eignet, wenn es um die
turnäher bestückt als der durchschnittliche      die Zeit, in welcher wir uns mehr drinnen                                          eigene körperliche Fitness, die Stärkung des
Aargauer Wald. Von Natur aus dominiert die       aufhalten und unser Immunsystem zusätz-                                            Immunsystems oder einfach um das Eintau-
Buche mit einem Anteil von 23% gefolgt von       lich mit den verschiedensten Bakterien und                                         chen und das Geniessen mit allen Sinnen
der Esche 19%, der Fichte mit 14% sowie Eiche    Viren konfrontiert wird. Forschungsergeb-                                          der besonderen Atmosphäre in unseren ver-
und Bergahorn mit je 10 Prozent. Diese Zu-       nisse an gesunden und kranken Frauen und                                           schiedenen Wäldern rund um Rheinfelden
sammensetzung wird sich in Zukunft durch         Männern zeigen, das moderate und regel-                                            geht. Auch das Gesundheitsforum bietet in
das anhaltend trockene und deutlich wär-         mässige körperliche Aktivität (besonders in                                        diesem Zusammenhang in den nächsten
mere Klima verändern. Der Wald stellt auch       der Natur) zur Stärkung des Immunsystems                                           Monaten verschiedene Angebote an.
eine bedeutende Heimat für eine mannig-          führt. Ebenfalls wissenschaftlich nachge-                                                                       Stephan Schöttli

6    STILL UND LEISE
STILL UND LEISE - Stadt Rheinfelden
Ein Spaziergang im Wald ist die beste
Therapie – und dies in vielerlei Hinsicht.

 Der ARZT vor
 der Haustüre
Informationen über die verschiedenen Angebote
   des Gesundheitsforum Rheinfelden unter:
        www.gesundheitsforum-rhf.ch

                                                                  Foto: Illiya Vjestica, Unsplash

                                                STILL UND LEISE   7
STILL UND LEISE - Stadt Rheinfelden
AUFTANKEN UND ACHTSAMKEIT
                             für Körper und Seele
                                       Regina Leitner gibt Kurse und Seminare in Meditation,
                                         Yoga, Waldbaden und bietet Auszeiten in der Natur

                            Innehalten in der Natur: Regina Leitner bei ihrer „Achtsamen Auszeit in den Bergen“.

8   STILL UND LEISE
STILL UND LEISE - Stadt Rheinfelden
Jeden Morgen startet Regina Leitner              Sie meditiert jeden Morgen noch vor dem       Doch nicht nur der Wald ist für sie eine
mit einer Meditation in den Tag. „Ich            Frühstück. Dafür hat sie sich ein ruhiges     Tankstelle zum Aufatmen und zur-Ruhe-
meditiere seit ich 17 bin“, erzählt die          Plätzchen in der Wohnung reserviert. Ein      finden. „Meine Kraftorte sind auch die Ber-
                                                 kleines Kissen oder eine gefaltete Decke      ge“. Die Österreicherin ist mit den Bergen
Schauspielerin und Sängerin, die als
                                                 genüge, es müsse gar keine Matte sein. Re-    groß geworden. Ihre Leidenschaft gilt dem
weiteres berufliches Standbein Kur-              gelmäßig macht sie auch Dehnübungen           Wandern in den Bergen. Mitte September
se und Seminare in Yoga, Qi Gong,                und Qi Gong, um die Körperhaltung zu trai-    hat sie ein Wochenende lang mit Teilneh-
Meditation und Achtsamkeit gibt.                 nieren. „Das geht auch auf dem Teppich.“      mern eine „Achtsame Auszeit in den Ber-
Aufzutanken, durch Atem- und Ent-                Nach anstrengenden Bühnenauftritten           gen“ in den Lechtaler Alpen auf 2000 Me-
spannungsübungen zur Ruhe zu                     helfen ihr diese entspannenden Achtsam-       tern Höhe verbracht. Durch das achtsame
                                                 keits-Übungen, runter zu kommen vom           Sein in der Natur könne man „den Becher
kommen, die Hektik und Angst ab-
                                                 Stresspegel.                                  wieder auffüllen“, wie es Regina Leitner
zulegen, sei in diesen Zeiten wich-
                                                                                               nennt. Nicht um das Gipfelstürmen geht
tiger denn je, sagt die in Herten le-            Wenn es darum geht, Kraft zu schöpfen         es, sondern darum, durch bewusstes lang-
bende vielseitige Bühnenkünstlerin,              und Stille zu suchen gerade in diesen         sames Gehen die Umgebung mit allen Sin-
ganzheitliche Bewegungstrainerin                 schwierigen Corona-Zeiten, empfiehlt Re-      nen wahrzunehmen, die Bäume, die Berge,
und Erlebnispädagogin.                           gina Leitner das Auftanken in der Natur.      die Tiere. So eine Wochenend-Auszeit, ver-
                                                 „Raus aus dem Alltag, raus in die Natur,
                                                                                               »Nicht um das Gipfelstürmen
                                                 an die Sonne, in den Wald. Es gibt nichts
                                                                                               geht es, sondern darum, durch
Schon in ihrer Schauspielausbildung hat          Besseres, um aus dem Zustand der Angst
                                                                                               bewusstes langsames Gehen die
Regina Leitner auf bewusste Atmung, kon-         herauszukommen.“
                                                                                               Umgebung mit allen Sinnen
trollierte Stimme und Bewegung geachtet,             Als Naturcoach hat Regina Leitner sehr
                                                                                               wahrzunehmen.«
was der inneren und äußeren Haltung gut          positive Erfahrungen mit Waldbaden
tut. „Ich habe immer viel Yoga gemacht“,         gemacht, jener bewährten Methode aus          bunden mit Yoga, Meditation und autoge-
erzählt die gebürtige Österreicherin. „Yoga      Japan, die längst auch hierzulande im-        nem Training, könne wohltuend sein und
ist für mich kein Sport“, betont sie, „ich ha-   mer mehr Anhänger findet. „In die Natur       das Wohlbefinden stärken. Solche Auszei-
be meine eigene Form des Yoga gefunden.“         zu gehen, ist ein heilsamer Prozess“, sagt    ten im Wald oder in den Bergen können
Es geht ihr darum, „wieder richtig in den        Leitner, „bei einem Waldspaziergang kann      bei Regina Leitner gebucht werden. Es
Körper hinein zu spüren“. Durch einfache         man Kraft tanken, sich gesund tanken. Der     müssen aber nicht der Wald oder die Berge
Atem-, Entspannungs- und Bewegungs-              Wald als Kraftort hilft einem ganz gratis.“   sein. Es nütze auch schon, auf die nächst-
übungen, die jeder zu Hause nachmachen           Die Stille wahrzunehmen, dem Gesang der       gelegene Wiese vor der Haustür zu gehen,
kann, leitet sie die Menschen an, den Stress     Vögel zu lauschen, ins Grüne zu schauen,      ins Grüne zu schauen, um zu sich zu finden
abzulegen, die eigene Mitte und Ruhe zu          unter einem Baum zu sitzen, an die Rinde      und abzuschalten vom Hamsterrad des All-
finden. „Der Weg geht über die Achtsam-          gelehnt, die klare Waldluft einzuatmen,       tags und den sorgenvollen Gedanken.
keit“, erklärt Regina Leitner, die im Herbst     deren heilende Wirkung längst erforscht          Regina Leitner lässt in ihre Yoga- und
und Winter in den Volkshochschulen in            ist, das bringe die Menschen zur Ruhe. „Ein   Entspannungsübungen auch gerne Ele-
Rheinfelden und Grenzach-Wyhlen spe-             Tag im Wald hält sehr lange vor.“ Mit Teil-   mente der Eurythmie einfließen. Die Eu-
zielle Kurstage für Yoga und Meditation          nehmern der Volkshochschule Grenzach-         rythmie als Bewegungssprache sei für
anbietet, jeweils komprimiert auf einen          Wyhlen hat sie einmal das „Waldbaden“         sie Basis der Achtsamkeit und helfe, die
Sonntag. Diese Sonntags-Angebote rich-           durchgeführt, verbunden mit Atem- und         Lebensflüsse im Körper in Harmonie zu
ten sich an Menschen, die nicht längerfris-      Bewegungsübungen. Dabei konnte die            bringen. Auch in ihrem Künstlerleben als
tig Kurse belegen, sondern einen Tag lang        Gruppe die wunderbare Erfahrung ma-           Schauspielerin schätzt Regina Leitner die
Yoga- und Meditationsübungen kennen              chen, wie es ist, „die Natur zu spüren, von   Kraft der Stille. Um in aller Ruhe Texte für
lernen wollen, die sie zu Hause problemlos       den Händen bis zu den Füßen ganz zu be-       eine Rolle zu lernen, „verzieht“ sie sich am
in den Alltag einbauen können. „Fünf oder        greifen.“ Im Frühsommer hat sie im Rah-       liebsten in den Wald, nimmt das Textbuch
zehn Minuten am Tag tun schon gut, um            men ihres Seminars „Auszeit und Auftan-       mit und setzt sich damit unter einen Baum.
gelassener zu werden und die Dinge mit           ken“ mit Teilnehmern ein Wochenende im                                       Roswitha Frey
mehr Abstand zu betrachten“, weiß Regi-          Schwarzwald in einer Hütte bei Hinterzar-
na Leitner.                                      ten verbracht. Auch dort hat sie den Wald       Kurstage in Yoga und Meditation mit
                                                 als „Dankstelle“ empfunden. „Wir sind           Regina Leitner gibt es am 7. November,
Für sie selbst ist die Atmung extrem wich-       jeden Tag in den Wald gegangen, haben           Volkshochschule Grenzach-Wyhlen,
tig. „Über die Atmung kann man den               Yoga und Qi Gong in der Natur gemacht“,         sowie am 8. November und 24. Januar,
Herzschlag regulieren.“ Yoga- und Atem-          erzählt Regina Leitner, die dieses Seminar      Volkshochschule Rheinfelden
übungen und Meditieren in den Tagesab-           zur Achtsamkeit in der Natur zusammen           Infos unter: www.reginaleitner.net
lauf zu integrieren, sei gar nicht schwer.       mit einer Kollegin veranstaltet hat.

                                                                                                                 STILL UND LEISE          9
STILL UND LEISE - Stadt Rheinfelden
Z  e  i t i s t n  i c ht
                                                          Unsere
                                                                S T I L L E fi  x i e r t
                                                           AU F
Meditieren hilft Stress im
Alltag besser zu bewältigen –
Volkshochschule Rheinfelden
startet neuen Kurs

                                               SCHNELLER, HÖHER, WEITER. . .                    Selbst das Einkaufen wird von lauter Mu-
                                               Annette Lämmle ist überzeugt, dass Medi-         sik begleitet. Schneller, höher weiter, besser
                                               tation hilft, hektische Phasen des Alltags       ist zum Lebensstil geworden. Schwächeln
                                               besser zu bewältigen. Ihre langjährigen          wird als Scheitern ausgelegt.
                                               Erfahrungen und umfassenden Kennt-                   In den ersten Wochen der Corona-Epide-
                                               nisse stützen sich auf eine mehrjährige          mie sind Menschen nachdenklich gewor-
                                               Ausbildung und auf eine kontinuierliche          den. Viele empfanden es als wohltuend,
                                               Fortbildung. Meditieren, oft belächelt, sei      nicht von Terminen, Veranstaltungen und
                                               längst in der Medizin und Psychotherapie         Sitzungen gehetzt zu werden. Dauerstress
„Still“ ist eines der Themen des aktuellen     angekommen.                                      im Beruf, in der Familie und selbst in der
Stadtmagazins. Viele Menschen suchen              „Unsere Zeit ist nicht auf Stille fixiert“,   Freizeit überfordert Menschen. Sie wer-
den Weg zur Stille und zur Achtsamkeit         spricht sie Beobachtungen im Arbeitsalltag       den krank, landen im Burn-out. Manche
über das Meditieren. Wer zu „Stille und Me-    und im Freizeitverhalten an. Überall ver-        Firmen zogen daraus Konsequenzen. Sie
ditation“ googelt, dem werden in wenigen       breiten sich Quellen des Lärms: auf Stra-        gönnen ihren Mitarbeitern Minuten der
Sekunden mehr als vier Millionen Ergeb-        ßen, Baustellen, bei Partys und Events.          Ruhe. Nach dem Motto „In der Ruhe liegt
nisse angezeigt. Unerschöpflich, was hier-
zu auf dem Schirm erscheint – Tipps und
Ratschläge, wie Stille in einer von Lärm,
Stress und Ablenkung bestimmten Umwelt
erreichbar ist. Zu Badisch-Rheinfelden fällt
Google wenig ein. Die Suche nach einer
Gruppe, die sich im Meditieren übt, endete
ergebnislos. Die örtlichen Kirchen helfen
nicht weiter.
In einem weiteren Anlauf landen wir bei
der Rheinfelder Volkshochschule (VHS). Sie
kündigt in ihrem neuen Programm einen
am 5. November beginnenden Meditati-
onskurs im Campus an der Jahnstraße an.
Als eine der ersten Erwachsenenbildungs-
stätten am Hochrhein bietet sie „Medi-
tation“ als gesundheitsfördernde Grup-
pentherapie an. An Zuspruch mangelt es
nicht. Die Heilpraktikerin und Kinesiolo-
gin Annette Lämmle leitet seit fünf Jahren
Kurse. Wir besuchten sie in ihrer Praxis im
Schopfheimer Ortsteil Langenau. Auf dem
Weg durch ihren wunderschön angelegten
Garten strahlen viel Grün, Blumen und
Stauden eine wohlfühlende Atmosphäre
aus. Sie weiß, dass Natur pur den Men-
schen gut tut. Im Gespräch sind wir schnell
beim Thema.
                                                     Kursleiterin Annette Lämmle startet an der Volkshochschule Rheinfelden im November mit
                                                     einem neuen Meditationskurs

10    STILL UND LEISE
die Kraft“ animieren sie die Belegschaft          sieht das aber positiv. Annette Lämmle          jahren bei der Post für eine Ausbildung zur
in den Pausen zu Meditationsübungen.              kennt die Stolpersteine und weiß, wie man       Heilpraktikerin entschied. Sie liebt ihren
Manager entdeckten die Klöster, um bei            sie aus dem Weg räumt. Es gibt auch Situa-      Beruf und fühlt eine innere Berufung.
Mönchen zur Ruhe zu kommen und sich               tionen, wo Gefühle aufsteigen und einzelne         „Die Menschen sollten sich mehr Zeit
im Meditieren zu üben.                            Teilnehmer persönliche Zuwendung brau-          für sich nehmen“, rät sie. Kursteilneh-
                                                  chen. „Dies zu erkennen, ist wichtig und        mer berichteten ihr, dass sich körperliche
MEDITIEREN FÄLLT NICHT VOM HIMMEL                 zeichnet eine erfahrene Mentorin aus.“          Schmerzen und Migränebeschwerden re-
Im Kurs der Rheinfelder Volkshochschu-                                                            duzierten. Manche erlebten in einer von
le lernen die Teilnehmenden bei Annette           Fürs Meditieren sollte ein gemütlicher          Sorgen geprägten Lebensphase einen Be-
Lämmle unter Beachtung der bestehenden            Rückzugsort in stressfreier Umgebung
Hygiene- und Schutzregeln verschiedene            vorhanden sein, der nicht ablenkt, der es       »Die Menschen sollten sich mehr
Meditationsformen kennen. Sie können er-          zulässt, bei sich selbst anzukommen. Leise      Zeit für sich nehmen.«
fahren, welche am besten zu ihnen passen          Musik kann inspirierend wirken. Im Rhein-
und wie sich Meditation in ihren Alltag inte-     felder Campus an der Jahnstraße steht der       freiungsschlag. Und noch eine These lässt
grieren lässt. Sowohl Einsteiger als auch Teil-   Gruppe ein meditationsfreundlicher Raum         aufhorchen: Altern verlangsamt sich.
nehmer früherer Kurse sind willkommen.            zur Verfügung. Zuhause reicht auch ein
    „Meditieren fällt nicht vom Himmel“,          kleines Eckchen. „Ich beginne den Tag auf       FÜNF KURSABENDE
sagt die Dozentin und rät zu Geduld. Denn         einer ausgerollten Matte im Schlafzimmer        Jeder der fünf Kursabende beginnt mit
nach anstrengender Arbeit fällt es nicht          und entspanne mich bei Kerzenlicht“, er-        einer kleinen Einführung. Nach einer ab-
leicht, plötzlich abzuschalten und sich kon-      zählt die 46 Jahre alte glücklich verheirate-   soluten Stille von fünf bis acht Minuten
zentrieren zu können. Bei dem einen ist der       te Mutter von zwei Söhnen.                      leitet der Gong zur „großen Meditation“
Weg dazu kürzer, bei dem anderen dauert                                                           über. Die Abende sind thematisch struk-
es länger, bis das Gedankenkarussell zum          MEHR LEBENSQUALITÄT                             turiert. Beispielsweise lernen die Teilneh-
Stillstand kommt.                                 Stress, Schlafstörungen oder Migräne            mer tibetische Meditationsformen ebenso
                                                  werden häufig als Gründe für die Kursteil-      kennen wie verschiedene Atemtechniken.
»Am Kursende ist man dann auch                    nahme genannt. Kann die Meditation die          Am Ende des Kursabends gibt es für die
in turbulenten Zeiten in der Lage,                hohen Erwartungen der Kursteilnehmer            Teilnehmer Hausaufgaben. Anfangs sollen
Ruhe zu bewahren und den immer                    erfüllen? Körperliche Erkrankungen ließen       die Teilnehmenden zu Hause täglich fünf
hektischer werdenden Alltag                       sich nicht behandeln, sagt Annette Lämm-        bis acht Minuten meditieren. Denn Übung
besser zu bewältigen.«                            le. Das Meditieren sei aber ein gutes Mittel,   erleichtert den Einstieg.
                                                  um eine Therapie zu begleiten. Viele wis-          Annette Lämmle weiß aus Erfahrung:
   Für die Kursleiterin sind das „Stolperstei-    senschaftliche Studien hätten bewiesen,         „Am Kursende ist man dann auch in turbu-
ne“, denen man vor allem beim Einstieg            dass die körperlichen Widerstandskräfte         lenten Zeiten in der Lage, Ruhe zu bewah-
begegnet. Gedanken wandern und krei-              und das Immunsystem gestärkt werden,            ren und den immer hektischer werdenden
sen. „Am besten man legt sie auf die Wolke        die geistige Flexibilität und die emotio-       Alltag besser zu bewältigen.“
und lässt sie unbewertet ziehen.“ Es kostet       nale Stabilität wachsen und sich Konzen-                                      Horst Donner
Überwindung, im Hier und Jetzt zu sein.           tration und Kreativität positiv entwickeln.
Gefühle steigen auf, Langeweile und Frust         Man spüre mehr Achtsamkeit für sich und
                                                                                                    VHS Rheinfelden, Meditation
treten auf, körperliche Schmerzen lenken          andere. Ein gesteigertes Glücksempfinden
                                                                                                    Kursbeginn 5. November, 19 – 20.15 Uhr
ab, auch Schläfrigkeit kann sich einstellen.      werde wahrgenommen. Meditieren wirke
                                                                                                    Dauer fünf Abende. Teilnehmer bringen
Letzteres findet sie super, denn dann sprin-      auch blutdrucksenkend. „Das alles sind            eine Isomatte, Decke, warme Strümpfe,
gen Gedanken nicht mehr im Kopf hin und           Dinge, die unsere Lebensqualität verbes-          Kissen und – wenn vorhanden – Medita-
her. Dass plötzlich jemand in der Gruppe          sern“, sagt die einstige kaufmännische            tionskissen oder Meditationshocker mit.
schnarcht, erlebt sie immer mal wieder,           Angestellte, die sich nach einigen Berufs-

                                                                                                                   STILL UND LEISE            11
Still und ruhig über eine fröhliche Kinderschar wachend

                       Madonna mit Kind

                                                                                 Foto: Eleni Kougionis

12   STILL UND LEISE
E
                        twas versteckt –        sende Madonna zu erstehen und diese              Die Arbeit dieser Herren bestand aus der
                        um nicht zu sagen       in der Nische zu platzieren. Es ist leider       Pflege des ehemaligen Stiftgartens (heu-
                        etwas verschämt         nicht mehr eruierbar, ob dies eine Auf-          tiger Pfarrgarten), der an der Kirchgasse
                        – ruht mitten in        tragsarbeit der Hausbesitzerfamilie war,         gegenüber des Gustav-Kalenbach-Platzes
                        einer Hausfassade       oder ob diese Figur bereits im Atelier des       gelegen ist und diesen gegen Süden hin
                        auf dem Gustav-         Künstler-Ehepaares Frey fertig ausgeführt        begrenzt. Er ist mit einer eindrücklichen,
                        Kalenbach-Platz         vorgefunden wurde. Der heutige Besitzer          massiven und hohen Mauer umgeben. Ein
                        eine Madonna mit        hat leider keine Unterlagen darüber. Die         altes Holztor, ebenso schief wie der Rest
                        ihrem Kind, gera-       sanfte und ruhige Ausstrahlung der Sta-          der Mauer, zeigt uns heute noch gegenüber
                        de so, als müsse        tue muss aber ein paar Mal pro Tag einiges       dem Platz, wo sich der Eingang zu diesem
                        sie sich verstecken.    über sich ergehen lassen und dabei trotz-        Stiftsgarten befand, der seiner Zeitepoche
                        Diese Statue sen-       dem möglichst «cool» bleiben – denn sie          entsprechend bestimmt ein Kräutergarten
det die Ruhe einer Mutter aus, die fühlt,       scheint über die spielende und lachende          war – vielleicht sogar im Sinne der Hilde-
dass ihrem Kind ein gutes Leben beschert        Kinderschar zu wachen, die in den jeweili-       gard von Bingen, wer weiss. Die weiteren
sein würde. Dass dieses Leben dann nicht        gen Kindergarten-Pausen vor ihr auf dem          Aufgaben der Chorherren waren vor allem
ganz so ruhig verlaufen sollte, dies wusste     Platz herumtobt.                                 seelsorgerischer Art. Alles Arbeiten, die still
die Mutter Maria damals noch nicht. Der                                                          und in aller Ruhe verrichtet wurden und
Gustav-Kalenbach-Platz liegt eingebet-          Die den Gustav-Kalenbach-Platz umgeben-          kaum irgendwelchen Lärm verursachten.
tet hinter dem Pfarrhaus des Rheinfelder        den Gebäude strahlen mit ihren massiven          Wir dürfen also davon ausgehen, dass der
Stadtpfarrers und ist nur von Süden her         Mauern und zusammen mit dem unglaub-             heutige Gustav-Kalenbach-Platz damals
offen. Von dort wird er vor allem über die      lich sanftem Blick der Madonna eine be-          ein Ort der Ruhe und Besinnung war. Das
Mittagsstunden von der Sonne beschienen         sondere Art der Ruhe aus – eine Stille, die      Gebäude des heutigen Kindergartens,
und erwärmt. Im Westen steht das bereits        den Anwohnern Sicherheit und Geborgen-           dessen Bau aufgrund der Kalkbruchstein-
erwähnte, mächtige Pfarrhaus der heu-           heit vermittelt. Die Ausstrahlung der Sta-       Mauer des östlichen und älteren Teils dem
tigen Christkatholischen Stadtkirche St.        tue nimmt einen gefangen und verbreitet          13. Jahrhunderts zugeordnet werden kann
Martin – im Norden wird der kleine Platz        dabei in der Seele der betrachtenden Per-        (1), wurde damals 1349 von der Besitzerfa-
von einem Kindergarten und im Osten von         son eine grosse innere Ruhe. Die Statue          milie Spyser den «Beginen» (2) (alleinste-
einem historischen, privaten Gebäude be-        selber, obwohl erst ca. 45 Jahre alt, erinnert   henden Damen) überlassen. Diese meist
grenzt – in dessen Fassade die Madonna in       an die Zeiten, als der ganze Platz mit den       älteren Damen wurden den Erzählungen
einer Nische eingebettet steht und mit ih-      Vertretern der Stadtkirche zu St. Martin         nach von den Chorherren betreut – die
rer ausstrahlenden Ruhe über den ganzen         verbunden war. Die St. Martins-Kirche war        darin eine Aufgabe in der Nächstenliebe
Platz wacht.                                    ab dem Jahr 1228 ein Chorherrenstift und         sahen.
                                                so verwundert es nicht, wenn man über
Aber wie kam die Madonna überhaupt in           die Gebäude am Gustav-Kalenbach-Platz            Wer weiss, was in dieser Nische mit der
diese Nische? Die Eltern des heutigen Be-       von den ehemaligen «Chorherrenhäusern»           heutigen Madonna ursprünglich stand,
sitzers haben die Liegenschaft 1975 erwor-      spricht. Es kann mit grosser Sicherheit da-      wem diese Mauer Schutz bot – es könnte,
ben. Bei der daraufhin erfolgten Sanierung      von ausgegangen werden, dass die Chor-           wenn man die Geschichte dieses wunder-
der Fassade war es plötzlich mit der Stille     herren in diesen Gebäuden wohnten.               schönen Ortes nun kennt, durchaus sein,
vorbei – als die Handwerker nämlich die                                                          dass früher schon eine Madonna-Statue in
Fassade nach Schäden untersuchten, tönte        Die Chorherren waren Kirchenfürsten, die         der Nische platziert war und dem Platz ihre
es plötzlich an einer Stelle verdächtig hohl.   meist aus adeligen Familien stammten.            behütende Ruhe verlieh.
Vorsichtig wurde in der Mauer dieses ehe-       Es gehörte damals zum «Guten Ton», dass                                          Robi Conrad
maligen Chorherrenhauses eine Öffnung           jeweils mindestens ein männlicher Nach-                               Rheinfelder Stadtführer
freigelegt, die offensichtlich ursprünglich     komme einer Adelsfamilie die Kirchenlauf-
beim Hausbau in die Fassade eingelassen         bahn einschlug. Um diese jungen Männer
wurde – sie war allerdings leer; einfach        gegenüber ihren Geschwistern in puncto
eine typisch gotisch geformte Nische,           Erbschaft nicht zu benachteiligen, durften
wunderschön umrandet mit erzhaltigem            sie ihren Vermögensanteil behalten. Des-
                                                                                                 (1) Quelle: Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau,
und darum rötlichem Sandstein, vermut-          halb mussten sie auch kein Armutsgelüb-          Band IX – Edith Hunziker, Peter Högger
lich aus dem Schwarzwald stammend. Da           de ablegen und waren so in den Kirchen           (2) Begriff seit dem 12. Jahrhundert für alleinstehende
beschlossen die Besitzer, ganz im Sinne         vermutlich hochwillkommen.                       Frauen, die ein Leben in Wohn- und Arbeitsgemeinschaft
                                                                                                 mit gleichgesinnten Frauen – jenseits von Ehe und Klos-
der offensichtlich religiösen, historischen     «ora et labora!» - bete und arbeite! war das     ter – wählten. Ab dem 13. Jahrhundert breitete sich die-
                                                                                                 ses Phänomen rasch über ganz Europa aus. Erstaunlich
Vergangenheit des Gebäudes, beim loka-          Motto des mittelalterlichen Christentums         viele Frauen (bis zu 10 % in den Städten) entschieden
len Bildhauer Otto Frey-Thilo eine pas-         und ganz speziell von dessen Vertretern.         sich für ein Leben als Begine.

                                                                                                                       STILL UND LEISE               13
Longbowteam Minseln

Man braucht STILLE UND RUHE dazu

D
              ie Bogenschützen legen an,      Die 70 Schützen des Vereins trainieren auf   wuchs und 2015 wurde das Longbowteam
              konzentrieren sich und las-     einem Privatgelände außerhalb von Ober-      Minseln mit 38 Mitgliedern als eigener
              sen die Pfeile von den Seh-     minseln. Das Gewann heißt "Im Stainler".     Verein gegründet.
              nen surren. Die Schüsse sind    Auch Nichtmitglieder können sich im Bo-
              kaum mit den Augen verfolg-     genladen "Die Pfeilerei" eine Tageskarte     Die Vereinsmitglieder nehmen auch an
bar. Manche Pfeile treffen ins Ziel, andere   holen und dort mit Bögen schießen, sagt      Turnieren teil. „Wir haben sehr gute Schüt-
sausen darüber hinweg und landen im           Kümmerle. Die Gründung des Longbow-          zen im Verein, die immer wieder vordere
Gras am Hang dahinter auf dem Vereins-        team geht auf ihn zurück, als er vor eini-   Plätze belegen“, sagt Kümmerle, dessen
gelände des Longbowteams Minseln. Ru-         gen Jahren zusammen mit einem Freund         Bruder Stefan Kümmerle im Jahr 2019 Vize-
he und Konzentration sind unerlässlich        einen Bogenbaukurs besuchte und sie          weltmeister mit dem Compoundbogen bei
für einen guten Schuss. Im Sommer trai-       dann keine Möglichkeit fanden, mit ihren     der IFAA World Bowhunter Championship
nieren die Bogenschützen unter freiem                                                      in den USA geworden ist. Vereinsmitglie-
Himmel und schießen auf Tierattrappen         »Wir haben sehr gute Schützen im             der nehmen oft in der Region, aber auch
aus Plastik. Bären, Biber, Rehe und Wild-      Verein, die bei Turnieren immer             in der Schweiz und Österreich an Turnie-
schweine stehen auf der Wiese einzeln          wieder vordere Plätze belegen.«             ren teil, bei denen sowohl auf Tierattrap-
oder in Gruppen. In einem Baum hängt                                                       pen als auch auf Zielscheiben geschossen
eine fliegende Ente. Die Tiere sind realis-   Bögen zu schießen. „Ich habe gedacht: Bei    wird. Die Vereinsmitglieder schießen mit
tisch gestaltet und bestehen aus einem        mir ist Platz, gehen wir dahin“, erinnert    selbstgebauten Holzbögen, sogenannten
speziellen Kunststoff, der sich wieder zu-    sich Kümmerle. „Gesagt, getan. Das haben     Primitivbögen, traditionellen Langbögen
sammenzieht, nachdem der Pfeil heraus-        dann noch andere mitgekriegt und ruck-       und Recurvebögen sowie modernen Com-
gezogen wurde, erklärt Berthold Kümmer-       zuck waren wir ein Dutzend.“ 2002 ha-        poundbögen. „Es braucht einen Hand-
le, Erster Vorsitzender des Longbowteams.     ben sich dann 15 Schützen dem Sportver-      schuh, einen Unterarmschutz, einen Köcher
Im Winter trainieren die Schützen in der      ein Minseln angeschlossen und auf dem        mit Pfeilen und einen Bogen, um den Sport
Alban-Spitz-Halle, wo sie auf Zielscheiben    Hartplatz und der Alban-Spitz-Halle mit      zu betreiben“, sagt Kümmerle. Für ein An-
schießen.                                     dem Schießen angefangen. Die Abteilung       fängerset reichen geschätzte 250 Euro.

14    STILL UND LEISE
Berthold Kümmerle (Bild links) und Stefan Kümmerle am Schießstand im Bogenladen „Die Pfeilerei“.

Einmal im Jahr veranstaltet das Longbow-          wäre auch dem Tourismus förderlich,              genau. Die Konzentration setzt schon beim
team auch ein eigenes Turnier, an dem             meint Kümmerle, und könnte auch von              Hinstehen ein, und beim Zielen muss man
200 Schützen teilnehmen. Bei dem Tur-             Schulen genutzt werden.                          sich Zeit lassen. „Sei der Pfeil, heißt es im-
nier wurde bisher in allen Bogenklassen                                                            mer. Man soll sich als der Pfeil fühlen.“, er-
außer Compoundbogen geschossen. Die-              „Es ist eine meditative Sportart. Man            klärt Kümmerle. „Das nennt man instink-
ses Jahr sollte erstmals auch diese Klasse        braucht Stille und Ruhe dazu“, meint Küm-        tives Bogenschießen.“ Das Ziel wird ins
angeboten und das Turnier an zwei Tagen           merle. „Wenn man die Zeit beim Bogen-            Auge genommen und intuitiv darauf ge-
anstelle nur eines Tages ausgetragen wer-         schießen richtig nutzt, kommt man in so          schossen. Der Stand, die Körperspannung
den, doch die Corona-Pandemie kam da-             einen Flow rein.“ Die Konzentration fängt        und die Augen-Kopf-Arm-Orientierung
zwischen. „Wir hätten mit 400 Schützen            schon vorher an. Bogenschießen kann              sind wichtig, damit der Pfeil dann auch
gerechnet“, sagt Kümmerle. Die Turniere           auch einen spirituellen Moment haben,            im Ziel landet.
finden nicht auf dem Trainingsgelände,                                                                                             Horatio Gollin
sondern im Hollwanger Tal zwischen                    »Bogenschützen sind Natur­
Riedmatt und Schwörstadt statt, wo ein              liebhaber und Umweltschützer,
3D-Parcour aufgebaut wird. Zuvor hatte               die den Wald sauber halten.«
der Verein die Turniere am Mättlekrüz
bei Minseln ausgerichtet. „Unsere Trai-           meint Kümmerle und verweist auf das ja-
ningsstätte ist eigentlich zu klein“, sagt        panischen Kyudo, wo die Schützen schon
Kümmerle. Der Verein ist auf der Suche            eine halbe Stunde nur zum Anziehen der
                                                                                                     Info: Interessierte am Bogenschießen
nach einem Stück Wald, wo er einen 3D-            traditionellen Kleidung und Ausrüstung
                                                                                                     können sich für Schnupperstunden
Parcours dauerhaft aufstellen kann. „Das          brauchen. „Bogenschießen ist nicht krie-
                                                                                                     beim Longbowteam Minseln melden.
wäre unser Traum“, sagt Kümmerle. „Bo-            gerisch zu betrachten“, sagt Kümmerle. Bei
                                                                                                     Kontakt per Email an berthold@kuem-
genschützen sind Naturliebhaber und Um-           Turnieren wird nicht wie im Stadion ge-            merle.com. Weitere Informationen on-
weltschützer, die den Wald sauber halten.“        grölt, sondern auch die anderen zuschau-           line unter www.longbowteam.com
Ein öffentlich zugänglicher 3D-Parcours           enden Schützen beobachten einen Schuss

                                                                                                                     STILL UND LEISE          15
D
Die Teilnehmer der Meditations-
gruppe im Schweizer Rheinfelden
kommen aus der Umgebung bei-
derseits des Rheins: Jeden Mittwoch
meditieren sie schweigend eine
Stun­de zusammen. Ihre Erfahrun-
gen sind vielfältig, nicht immer ein-
                                              Rund 15 Personen besuchen die Medita-
                                              tionsgruppe in Rheinfelden/Schweiz in
                                              unterschiedlicher Regelmässigkeit; sie
                                              treffen sich jeden Mittwochabend im
                                              „Raum der Stille“ im Keller der römisch-
                                              katholischen Pfarrei als Anbau an die
                                              Sankt-Josefs-Kirche. Das Leitungsteam
                                              der Mediationsgruppe besteht neben
                                              Ernst aus Barbara Alzinger aus Rheinfel-
                                              den/Schweiz, Monika Ebener aus Möhlin
                                              und Ruth Albiez aus Inzlingen. Es sei sehr
                                              wichtig, dass sich mehrere Personen die
                                              Leitung der Gruppe teilten, sagt Ernst:
                                              „Jeder von uns bringt andere Farben, an-
                                              dere Ideen mit.“ Meditation brauche aus-
                                                                                           Ernst meditiert seit 1989, als er mit 34 Jah-
                                                                                           ren erstmals im Dürckheim-Zentrum in
                                                                                           Todtmoos die Meditation kennenlernte.
                                                                                           1994 begann er die Zen-Meditation im
                                                                                           Lassalle-Haus bei Zug, das er noch immer
                                                                                           drei bis viermal im Jahr besucht. Er lebt
                                                                                           mit seiner Frau Susanne in Magden; zur
                                                                                           Rheinfelder Meditationsgruppe kamen
                                                                                           die beiden vor fünf Jahren. Gegründet
                                                                                           wurde die Gruppe jedoch bereits 2005 von
                                                                                           Bernhard Stappel, damals katholischer
                                                                                           Spitalseelsorger in Rheinfelden/Schweiz,
                                                                                           der heute mit seiner Frau Gabriele Geiger-
                                                                                           Stappel als Meditations- und Zendo-Leh-
                                                                                           rer in Freiburg im Breisgau Kurse leitet.
                                              serdem Räume und Gemeinschaft: „Auch         Manche der heutigen Teilnehmer sind
fach zu beschreiben, teilweise kör-           alleine zu Hause kann man meditieren;        laut Ernst schon seit damals dabei.
perlich, teilweise religiös. Aber sie         aber in der Gruppe spürt man ein ganz an-
                                              deres Energiefeld, je mehr, je länger man    Rosmarie Hürner ist erst das dritte Mal zu
sind sich einig, dass das Meditieren
                                              zusammen meditiert.“                         Gast in der Rheinfelder Gruppe, hat aber
in der Gruppe ein ungleich grösserer
                                                                                           insgesamt schon rund zehn Jahre Erfah-
Gewinn ist als alleine zu Hause.              Der „Raum der Stille“ ist nicht besonders    rung im Meditieren. Dennoch kann sie
                                              gross. Er bietet Platz zum Meditieren für    laut eigener Aussage schwer in Worte
Man sagt, es gibt nichts Schwierigeres,       maximal fünfzehn Personen, in Corona-        fassen, was die Meditation in ihr bewirkt.
als nichts zu denken, wenn einem gera-        zeiten noch weniger. Kleine quadratische     „‚Gelassenheit‘ ist ein abgedroschenes

                                  Wie die WOLKEN am Himmel,
de gesagt wurde, man dürfe
an nichts denken. „Gedanken
kann man nicht einfach ab-

                                  die man VORBEIZIEHEN lässt
stellen; das ist richtig“, sagt
Peter Ernst und räumt mit
einer falschen Vorstellung
von Meditation auf: „Aber die
Idee ist schon, die Gedanken in den Hin-      blaugraue Matten für die Knie liegen auf     Wort“, findet sie zum Beispiel. Sie ist skep-
tergrund treten zu lassen. Wie Wolken am      dem Boden, darauf kleine Kissen für un-      tisch, einen Artikel über Meditation zu
Himmel, die man vorbeiziehen lässt, ohne      ter das Gesäss. Die Teilnehmer sitzen wäh-   schreiben: „Meditation muss man selbst
sie zu beachten.“ Der Fokus liege während     rend der Meditation mit Blick Richtung       erfahren.“ Martina Grenacher will aus
der Meditation nicht auf den Gedanken,        Wand. Die Wand gegenüber der kleinen         der Erfahrung dieser „Gelassenheit“ auch
sondern etwa auf der Atmung und der           Tür hat grosse Fenster, von denen wäh-       im Alltag schöpfen: „Wenn ich Stress emp-
Körperhaltung. Meditation habe auch           rend der Meditation stets eines geöffnet     finde, erinnere ich mich an die Übungen:
nichts mit Trance zu tun, im Gegenteil: „Es   ist. Neben den Fenstern stehen rechts        Das Wirrwarr in meinem Kopf löst sich;
ist ein sehr spezieller Zustand eines Über-   und links japanische Wandschirme, in         und die Gedanken legen sich.“ Grenacher
bewusstseins, in dem man wacher und           der Mitte darunter ein Altartischchen        besucht die Rheinfelder Gruppe seit acht
konzentrierter ist als normal.“ Angelehnt     mit einer Kerze, einer Blume und jeweils     Jahren, ebenso wie Brigitte Thoma. Die-
an den Zen-Buddhismus ist die Meditati-       einem kleinen Gemälde mit christlicher       se beschreibt die Meditation ähnlich wie
on, wie sie Ernst versteht, „gegenstandslo-   und buddhistischer Symbolik.                 Ernst als ein Zur-Ruhe-Kommen: „Man
ses, absichtsloses, reines Da-Sein“.

16    STILL UND LEISE
kann die Gedan-                                                       ich am nächsten      Umfelds konfessionell unabhängig, folgt
ken ohne Wer-                                                        Tag Kopfschmer-       allerdings der Meditationsschule der Via
tung kommen und                                                    zen.“ Der Körper        Integralis, des umfassenden Wegs, der
wieder ziehen lassen.“                                          müsse sich erst an die     Zen-Buddhismus mit christlicher Mystik
Sie fühle sich in der Grup-                                  Haltung gewöhnen: „Es         verbindet. Mediation sei für ihn durchaus
pe sehr getragen.                                       braucht viel Geduld.“ Ernst be-    eine spirituelle Erfahrung, sagt Ernst. Von
                                             stätigt: „Das Sitzen bleibt eine Anstren-     „religiöser Erfahrung“ will er zwar nicht
Auch Ernst schätzt den vor allem nonver-     gung; aber mit der Zeit bekommt man           sprechen: „Man muss sehr achtgeben; vie-
balen Erfahrungsaustausch in der Grup-       eine gewisse Leichtigkeit.“ Wie er sagt,      le Wörter in diesem Zusammenhang sind
pe. Denn die Stille ist kein Klischee; sie   geben viele Anfänger die Meditation des-      semantisch belastet und führen zu Miss-
ist indertat essentiell für die Meditation.  wegen wieder auf: „Es ist aber wichtig        verständnissen.“ Er selbst sei schon als
Dreimal im Jahr lädt die Rheinfelder Medi-   zu betonen, dass jede sitzende Position       junger Mensch aus der Reformierten Kir-
tationsgruppe sogar zu einem ganzen Tag      gleichwertig ist, ob im Schneidersitz, im     che ausgetreten: „Aber die Meditation ver-
der Stille von 10 bis 16 Uhr ein. Zwischen   Fersensitz oder eben auf einem Stuhl.“        half mit zu einem besseren Verständnis
den Meditationseinheiten gibt es Pausen,                                                   des Christentums. Ich habe zum Beispiel
Impulse aus Schriften von Mystikern aus      Als Kompensation für das lange Sitzen me-     die Weisheit der Bibel in einer plötzlichen
mehreren Kulturkreisen und das Mittages-     ditiert die Gruppe einmal im Monat in         Lebendigkeit gespürt.“
sen in Form einer Teilete. Ausserdem sind    der Bewegung: Shibashi lautet der Name
Einzelgespräche mit den vier Leitungsper-    einer Variante des chinesischen Bewe-         Die Katholikin Thoma spricht hingegen von
sonen möglich, die sich aber nur um Fragen   gungs-, Konzentrations- und Meditations-      einer „tiefen religiösen Erfahrung“. Das
zur Meditation selbst, etwa Atmungstech-     systems Qigong. Es wird auch „Qigong der      Gebet, das in der Gruppe zu Beginn als
niken oder Körperhaltung drehen. Abgese-     18 Bewegungen“ genannt und hat nach           Impuls rezitiert wird, stammt vom Mysti-
hen von diesen Gesprächen und den vor-       der Lehre der Traditionellen Chinesischen     ker, Eremiten und Schweizer „Nationalhei-
gelesenen Impulsen herrscht den ganzen       Medizin präventive und kurative Auswir-       ligen“ Niklaus von der Flüe: „Es begleitet
Tag über aber Schweigen. Als Kompensati-     kungen auf die körperliche und geistige       mich die ganze Woche über.“ Laut Ernst ist
on dazu gibt es wiederum zwei Hocks im       Gesundheit. Die Shibashi-Meditation wird      es aber nicht entscheidend, mit welchem
Jahr, bei denen sich die Gruppenteilnehmer   von Susanne Ernst geleitet. Viele Teilneh-    religiösen Hintergrund oder keinem die
ohne Meditation, aber vielleicht bei einem   mer kommen besonders wegen des Shiba-         Teilnehmer in die Meditation gehen. Die
Glas guten Weins austauschen können.         shi; Jannette van Haeringen (73) wünscht      Erfahrungen der Mystiker aus vielen Kul-
Weiter bietet die Rheinfelder Meditations-   sich zum Beispiel, sie hätte diese Medi-      turkreisen führten in ein „anderes Ver-
gruppe gelegentlich                                                 tationsform schon      ständnis von Religion“, das Ernst eher als
Vorträge zu spiritu-       «Das Sitzen bleibt eine Anstren­ früher kennenge-               pantheistisch beschreibt: „Wer meditiert,
ellen Themen und gung; aber mit der Zeit bekommt lernt: „Ich hätte sie                     gelangt zur Erkenntnis, dass die Natur
eine Sommer-Medi-         man eine gewisse Leichtigkeit..» in meinem Beruf als             und alle Lebewesen durch das Leben mit-
tationswoche an.                                                    Pflegefachfrau gut     einander verbunden sind.“ „Echte Erfah-
                                             gebrauchen können.“ Bei entsprechen-          rung“ führe in die „Verantwortung für die
Auch zwei schlichte braune Stühle stehen     dem Wetter kann man die Gruppe auch           Welt: Kontemplation und Aktion gehören
im „Raum der Stille“. Nicht zu unterschät-   im Garten der Sankt-Josefs-Kirche sehen.      zusammen.“ Es sei kein Zufall, dass vie-
zen ist die Anstrengung, zwanzig Minuten     Auch das Shibashi erfolgt in Stille, ohne     len Meditationsteilnehmern die Aspekte
in derselben sitzenden Position zu verhar-   Musik.                                        Ökologie und Nachhaltigkeit sehr wichtig
ren. Susann Dillier (52), zum dritten Mal                                                  seien, sagt er lachend.
bei der Rheinfelder Gruppe, traut sich das   Der christlich-buddhistische Altar im „Raum                               Boris Burkhardt
volle Programm eines Abends auch noch        der Stille“ hat laut Gruppenleiterin Ebe-
nicht zu: „Zwanzig Minuten sind sehr         ner keine tiefere Bedeutung. Die Rhein-
lang; mache ich alle drei Einheiten, habe    felder Gruppe ist trotz ihres katholischen

                                                                                                            STILL UND LEISE        17
Sie können auch lesen