Strategie 2022-2025 Grundsätze über die Entwicklung von Angebot und Tarif im öffentlichen Personenverkehr - Kanton Zürich
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2022–2025 Strategie Grundsätze über die Entwicklung von Angebot und Tarif im öffentlichen Personenverkehr Erläuternder Bericht Zürich, Juli 2019
Inhaltsverzeichnis 1 Strategie 2022–2025 in Kürze Seite 3 2 Einleitung 6 2.1 Aufgabe, Funktion und Aufbau des Berichts zur Strategie 2022–2025 6 2.2 Controlling-Konzept für den öffentlichen Verkehr 8 3 Umfeld 10 3.1 Entwicklungen in Technologie, Verhalten und Umfeld 10 3.2 Entwicklungen in der öV-Branche 12 3.3 Marktentwicklung 14 3.4 Wettbewerbsposition 16 4 Wirkungsebene 18 4.1 Nachfrage 18 4.2 Kundenzufriedenheit 20 4.3 Fahrgastinformation 22 4.4 Vertrieb 24 4.5 Hindernisfreier öffentlicher Verkehr 26 4.6 Umwelt 28 5 Leistungsebene 30 5.1 Wechselwirkung Siedlung und Verkehr 30 5.2 S-Bahn 32 5.3 Tram- und Stadtbahnen 34 5.4 Busnetz 36 5.5 Nachtnetz 38 5.6 Neue Mobilitätsangebote 40 5.7 Marktbearbeitung 42 6 Finanzierungsebene 44 6.1 Tarif 44 6.2 Finanzierungsziele 46 7 Ersteller- und Prozessebene 48 Impressum 50 ZVV-Strategiebericht 2022–2025 2
1 Strategie 2022–2025 in Kürze Gemäss § 28 des Personenverkehrsgesetzes vom 6. März 2. Stossrichtungen 1988 (PVG) beschliesst der Kantonsrat mit dem Rahmenkre- Verkehrsangebot und -infrastruktur dit auch die Grundsätze über die Tarifordnung sowie die mittel- und langfristige Entwicklung des Angebots. Der Strate- a) S-Bahn giebericht ist ein diese Grundsätze erläuterndes Papier und Die Planungen für den weiteren Angebotsausbau der Zürcher dient als Grundlage und Ergänzung der Weisung des Regie- S-Bahn werden fortgesetzt. Ein erster Umsetzungsschritt rungsrates an den Kantonsrat. Der vorliegende Strategie- der S-Bahn 2. Generation (S-Bahn 2G) ist mit dem Bau des bericht knüpft an den Strategiebericht 2020–2023 an und Brüttener Tunnels und dem Ausbau des Bahnhofs Stadel- liefert zusätzliche Informationen für die Strategie der Fahrplan- hofen vorgesehen. Die Planungen werden zeitlich auf den jahre 2022–2025. Nachfolgend sind die Ziele und Stossrich- Ausbauschritt 2035 des Strategischen Entwicklungspro- tungen gemäss Ziffer I des Antrags des Regierungsrates an gramms des Bundes für den Bahnausbau (STEP) abgestimmt. den Kantonsrat abgebildet. Bis zum Horizont 2027 zeichnen sich weitere Kapazitätseng- pässe ab. Es wird geprüft, ob einzelne Engpässe durch I. Öffentlicher Orts- und Regionalverkehr Perronverlängerungen im Furttal und im Zürcher Oberland Fahrplanjahre 2022–2025 sowie durch gezieltes Vorziehen von Ausbauten des STEP- Ausbauschritts 2035 vorzeitig behoben werden können. Bei der Sihltal Zürich Uetliberg Bahn SZU sind mit gezielten 1. Ziele Massnahmen der Betrieb zu stabilisieren und die Kapazität a) Die aufgrund der Bevölkerungs-, der Arbeitsplatz- und der auszubauen. Mobilitätsentwicklung erwartete zusätzliche Nachfrage von 20 Prozent bis 2025 (Grundlage 2017) im öffentlichen b) Tram- und Stadtbahnen Orts- und Regionalverkehr soll abgestimmt auf die Die zweite Etappe der Limmattalbahn wird Ende 2022 in angestrebte räumliche Entwicklung und unter Berück- Betrieb genommen. Für das Tram Affoltern in der Stadt Zürich sichtigung der Finanzierbarkeit abgedeckt werden. und die Verlängerung der Glattalbahn von Zürich Flughafen b) Das Angebot wird schrittweise ausgebaut, wo Kapazitäts- bis Kloten Industrie werden die Projektierungsarbeiten fort- engpässe auftreten und Handlungsspielraum besteht, geführt und dem Kantonsrat die entsprechenden Kredit- sowie dort, wo der öffentliche Verkehr Marktpotenzial anträge unterbreitet. Die Projektierungsarbeiten für das aufweist. Gesamtprojekt Rosengartentram und Rosengartentunnel werden gestartet. c) Die Kundenzufriedenheit soll in der Messung Service- qualität des ZVV auf dem Niveau von mindestens c) Bus 76 Punkten gehalten werden. Im Busnetz werden eine sehr gute Zuverlässigkeit, ausrei- d) Die Kostenunterdeckung soll sich im Rahmen des chende Kapazitäten und ein attraktives Angebot angestrebt. erwarteten Wirtschaftswachstums im Kanton Zürich, Die Aufwertung nachfragestarker Buslinien in Stadtland- gemessen am Bruttoinlandprodukt, entwickeln. schaften und urbanen Wohnlandschaften wird vorangetrie- e) Die Verkehrsleistungen werden energieeffizienter als ben (Eigentrassierung, dichter Takt). Wo es die Nachfrage heute erbracht unter Berücksichtigung eines angemesse- erlaubt oder erfordert, werden auf den übrigen Buslinien nen Kosten-Nutzen-Verhältnisses. schrittweise Taktlücken geschlossen oder die Betriebszeiten angepasst. ZVV-Strategiebericht 2022–2025 3
Strategie 2022–2025 in Kürze Das Anliegen der behinderungsfreien Fahrt der Busse ist unter Berücksichtigung einer angemessenen Leistungs- fähigkeit für die übrigen Verkehrsteilnehmenden mit Nachdruck zu verfolgen. Wo notwendig, werden entspre- chende Massnahmen zur Busbevorzugung ergriffen. d) Nachtnetz Das Nachtnetz soll nachfragegerecht punktuell weiterentwi- ckelt werden. Es ist weiterhin kostendeckend zu betreiben. Es ist zu prüfen, inwiefern das Angebot neu konzipiert und dem Tagesangebot angeglichen werden kann und ob eine Ausdehnung auf weitere Tage sinnvoll ist. In diesem Zusam- menhang sind auch weitere Rahmenbedingungen wie die Finanzierung des Nachtangebots neu zu beurteilen. e) Neue Mobilitätsangebote Die dynamischen und innovativen Entwicklungen im Bereich der neuen Mobilität werden aktiv bezüglich Kundennutzen, Auswirkungen auf die Umwelt und Wirtschaftlichkeit bewertet. Erfolgversprechende Ansätze im Bereich der neuen Mobili- tät werden zusammen mit den Verkehrsunternehmen gefördert. Qualitätssteuerung Die Schwerpunkte Zuverlässigkeit, Störungsmanagement, Sicherheit, Sauberkeit und Personalverhalten erreichen im ZVV-Gebiet eine homogene Qualität auf dem angestrebten Niveau. Dazu wird die Zufriedenheit der Kundinnen und Kunden laufend gemessen, und es werden, sofern nötig, Massnahmen für Verbesserungen eingeleitet. Fahrgastinformation Die Fahrgastinformationssysteme werden unter Ausnutzung der technischen Neuerungen weiterentwickelt. Die Qualität der Informationen im Regelbetrieb soll dadurch auf dem bestehenden Niveau gehalten werden, und im Fall von Ereig- nissen sollen Verbesserungen erreicht werden. Die Infor- ZVV-Strategiebericht 2022–2025 4
Strategie 2022–2025 in Kürze Umwelt Tarif Der Energieverbrauch und der Schadstoffausstoss pro Teuerungsbedingte Mehrkosten sowie Anpassungen der Personenkilometer werden gesenkt. Leistungen sollen in Abhängigkeit von den finanziellen Entwicklungen, der Marktsituation und den Angebotsaus- Im ZVV werden serienreife, umweltfreundliche und energie- bauten durch Preisanpassungen finanziert werden. Der effiziente Fahrzeuge beschafft, die dem neuesten Stand der ZVV bringt sich auch künftig auf nationaler Ebene im Rahmen Technik, dem Einsatzzweck und den betrieblichen Anforde- der Alliance SwissPass bei der Weiterentwicklung der Tarif- rungen entsprechen sowie ein angemessenes Kosten- systeme ein. Dabei hat die Wahrung seiner Tarifautonomie Nutzen-Verhältnis aufweisen. höchste Priorität. Unter Berücksichtigung der Entwicklungen Die Umstellung der Dieselbuslinien 69, 80 und 83 der Verkehrs- im Umfeld prüft der ZVV die entsprechende Weiterentwicklung betriebe Zürich auf Trolleybusbetrieb ist in den Jahren 2020 des eigenen Tarifs. (Linie 83), 2024 (Linie 69) und 2025 (Linie 80) vorgesehen. In der Stadt Zürich wird zudem die Umstellung der Dieselbus- Wirtschaftlichkeit linie 89 geprüft. In der Stadt Winterthur ist eine Erweiterung des heutigen Trolleybusnetzes (Linie 7) vorgesehen. Zudem Die Wirtschaftlichkeit und die Finanzierbarkeit des Gesamt- wird die Elektrifizierung der Linie 5 geprüft. systems durch die öffentliche Hand haben hohe Priorität. Im Bereich der Batteriebusse soll ein erster Teilersatz von Die Effizienz der Verkehrsunternehmen wird weiter verbes- Quartier- und Standarddieselbussen in der Stadt Zürich sert. Bei unbefriedigendem Preis-Leistungs-Verhältnis sollen umgesetzt werden. Damit sollen Erfahrungen gesammelt Zielvereinbarungen konsequent eingesetzt werden. Leistun- werden, um weitere Schritte beurteilen zu können. gen werden insbesondere dann ausgeschrieben, wenn keine Zudem sollen weitere erfolgversprechende Pilotversuche Zielvereinbarungen abgeschlossen werden können oder die gefördert werden. Vorgaben nicht erfüllt werden. Für Fahrleistungen gilt eine sozial- und umweltverträgliche Marktbearbeitung Wettbewerbsordnung. Der Nutzen des ZVV-Netzes und die Vorteile des öffentlichen Verkehrs werden durch geeignete Kampagnen hervorge- II. Langfristige Angebotsplanung hoben. Der öffentliche Verkehr wird in jenen Fällen als effizienter und Die Planungen zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit der zuverlässiger Zubringer für Freizeiterlebnisse positioniert, in Stammstrecken der S-Bahn und zur Entflechtung der S-Bahn denen er diese Dienstleistung wirtschaftlich erbringen kann. vom Fern- und Güterverkehr sind voranzutreiben. Die Marke ZVV soll vor, während und nach der Reise möglichst Die Stadtbahnstrategie und die Netzentwicklungsstrategie durchgängig zur Geltung kommen, um den Fahrgästen den VBZ 2030 sowie die Agglomerationsprogramme stellen die Zugang zum öffentlichen Verkehr zu erleichtern und gleich- Grundlage für die Weiterentwicklung des Stadtbahn- bzw. zeitig das Profil des ZVV als kompetente und vertrauenswür- Tramnetzes dar. dige Marke im Grossraum Zürich zu stärken. ZVV-Strategiebericht 2022–2025 5
2 Einleitung 2.1 Aufgabe, Funktion und Aufbau des Berichts zur Strategie 2022–2025 Der ZVV erfüllt seine Aufgaben innerhalb eines Rahmen- Weiterführung der Strategie kredits, der vom Kantonsrat für eine Fahrplanperiode von Der vorliegende Strategiebericht umfasst die Fahrplanperio- mindestens zwei Jahren festgelegt wird (§ 26 Personen- den 2022–2023 und 2024–2025. Er ersetzt den Strategiebe- verkehrsgesetz vom 6. März 1988, PVG). Mit dem Rahmen- richt 2020–2023, baut aber auf den bisherigen Zielen und kredit beschliesst der Kantonsrat auch die Grundsätze über Stossrichtungen auf. Änderungen erfolgen, wenn Anpassun- die Tarifordnung sowie über die mittel- und langfristige gen nötig oder Konkretisierungen möglich sind. In der Regel Entwicklung des Angebots (§ 28 PVG). entspricht der Aufbau der Seiten folgendem Grundsatz: Seit dem Jahr 1999 fügt der ZVV dem Beschluss des Kantons- – Ein erster Teil fasst die noch relevanten Elemente der rates jeweils einen Strategiebericht bei, der den mittelfris- Strategie 2020–2023 zusammen. tigen Planungshorizont abdeckt. Der periodische Strategie- bericht konzentriert sich auf die beiden zweijährigen Fahr- – Der zweite Teil beschreibt die im Hinblick auf die planperioden, die dem Rahmenkredit folgen. Die langfristige Strategie 2022–2025 auf den ZVV zukommenden Planung schliesst an den Strategiebericht an und ist zeitlich Veränderungen oder neuen Anforderungen. nicht begrenzt. Dieser Aufbau entspricht im Wesentlichen den – Der dritte Teil zieht Folgerungen aus der Synthese Instrumenten der gesamtpolitischen Steuerung des Regie- der beiden ersten Teile und bildet die Basis für die neuen rungsrates, wonach die jeweiligen Legislaturziele des Regie- strategischen Stossrichtungen für die Strategie rungsrates aus den Langfristzielen des Kantons abgeleitet 2022–2025. werden. Die vom Kantonsrat beschlossenen Grundsätze bilden einerseits die Grundlage für das Fahrplanverfahren, das während der zweijährigen Rahmenkreditperiode durch- geführt und mit dem das Angebot für den nachfolgenden Rahmenkredit festgelegt wird. Andererseits definiert der Kantonsrat mit den Grundsätzen die Zielsetzungen für den Tarif und die Entwicklung der Kostenunterdeckung und formuliert Stossrichtungen für weitere strategisch wichtige Handlungsfelder wie den Vertrieb oder die Fahrgastinforma- tion. Das Zusammenspiel zwischen den Grundsätzen und dem Rahmenkredit sorgt damit für eine hohe Planungs- und Finanzierungssicherheit (Abb. 1). Dies ist notwendig, weil sowohl die Angebotsausbauten im öffentlichen Ver- kehr als auch die übrigen strategischen Aufgaben des ZVV und insbesondere deren Finanzierung ein hohes Mass an Voraussicht und Verbindlichkeit erfordern. ZVV-Strategiebericht 2022–2025 6
Einleitung PolitischeSteuerung 01 || Politische 01 Steuerungdes desZVV ZVVdurch durchRahmenkredit Rahmenkreditund undGrundsätze Grundsätze (Strategie) Rahmenkredit 20/21 Strategie 22–25 PVG § 26 PVG § 28 Kantonsratsbeschluss 19 Fahrplanverfahren Fahrplan 22/23 Rahmenkredit 22/23 Strategie 24–27 PVG § 26 PVG § 28 Kantonsratsbeschluss 21 Fahrplanverfahren Fahrplan 24/25 Rahmenkredit 24/25 Strategie 26–29 PVG § 26 PVG § 28 Quelle/Grafik: ZVV Kantonsratsbeschluss 23 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 ZVV-Strategiebericht 2022–2025 7
Einleitung 2.2 Controlling-Konzept für den öffentlichen Verkehr Das Controlling-Konzept des öffentlichen Personenverkehrs – Die Finanzierungsebene beantwortet die Frage, wie das (Abb. 2) basiert auf dem im Strategiebericht 2001–2005 aus der Bedarfsplanung und dem Leistungsplan abzulei- vorgestellten Fünf-Ebenen-Konzept. Dieses unterscheidet tende Angebot finanziert werden soll (Finanzplan). Die zwischen der Wirkungsebene (Wozu werden Leistungen massgebende Zielgrösse wird unter « Kostenunterde- erbracht?), der Leistungsebene (Welche Leistungen sind ckung » definiert. nötig?), der Finanzierungsebene (Wie werden die Leistun- – Die strategische Angebotsgestaltung wird vom ZVV über- gen finanziert?), der Erstellerebene (Wer erbringt die Leistun- nommen, die Leistungserstellung wird mittels Transport- gen?) und der Prozessebene (Wie werden die Aufgaben verträgen an die Verkehrsunternehmen vergeben (Ersteller- erfüllt?). ebene). Das Verkehrsangebot hat sich auf wirtschaftliche Aufgabe des ZVV-Controllings ist es, die Ziele aus dem Grundsätze auszurichten (Prozessebene). Beide Ebenen Personenverkehrsgesetz und der Unternehmensstrategie hängen eng zusammen und umfassen finanzielle wie auch zu konkretisieren und den Erreichungsgrad anhand von qualitative Aspekte. regelmässigen Soll-Ist-Vergleichen zu überprüfen. Damit Die Zielerreichung wird über die Abrechnung des Rahmen- dient es dem Management als Werkzeug zur fortlaufen- kredits, die erbrachten Leistungen und die dadurch erreich- den Steuerung. ten Ergebnisse überprüft. Eine systematisch strukturierte Datenbasis ermöglicht die rationelle Überwachung und Ana- Abstimmung des Controlling-Konzepts auf die lyse der Unternehmensziele sowie der Einflussfaktoren, Bedürfnisse des ZVV die auf diese Zielgrössen einwirken (lenkbare Grössen, Abb. 3). Abbildung 3 stellt die fünf Unternehmensziele des ZVV und die für die Zielerreichung zentralen Einflussgrössen dar. Zwischen den fünf Unternehmenszielen (Umwelt, Angebot, Kostenunterdeckung, Nachfrage und Kundenzufriedenheit) und dem Controlling-Konzept (Abb. 2) bestehen direkte Verbindungen: – Auf der Wirkungsebene wird beurteilt, welche Verkehrs- bedürfnisse bestehen und inwieweit das Verkehrsange- bot diesen gerecht zu werden vermag. Daraus entsteht die Bedarfsplanung. Die entsprechenden Zielgrössen werden unter « Nachfrage », « Kundenzufriedenheit » und « Umwelt » entwickelt. – Auf der Leistungsebene wird basierend auf der Bedarfs- planung die Entwicklung der im ZVV angebotenen Leistun- gen ausgewiesen (Leistungsplan). Das wird durch die Zielgrössen im « Angebot » erreicht. ZVV-Strategiebericht 2022–2025 8
Einleitung 02 | Controlling-Konzept öffentlicher Personenverkehr Wirkungsebene Bedarfsplanung Ergebnisse Wozu werden Nachfrage (Personenkilometer, Einsteiger), Leistungen erbracht? Kundenzufriedenheit, Umwelt (Energieeffizienz) Leistungsebene Leistungsplan (Angebot) Leistungen Welche Leistungen Verkehrsleistungen (Fahrzeug-/Sitzplatz- sind nötig? kilometer), Servicequalität (Index) Finanzierungsebene Finanzplan Abrechnung Wie werden die Kostenunterdeckung (in CHF) Rahmenkredit Leistungen finanziert? Erstellerebene Rahmenordnung Regulierungswirkungen Wer erbringt die Wettbewerbsfähigkeit der Verkehrsunternehmen Leistungen? Prozessebene Ressourcenplan Ressourcenverbrauch Wie werden die Kosten/Qualität Aufgaben erfüllt? Leistungserstellung 03 | Unternehmensziele ZVV und ihre Einflussgrössen 03 | Unternehmensziele ZVV und ihre Einflussgrössen Umwelt Angebot Kostenunterdeckung Nachfrage Kundenzufriedenheit Kosten Ertrag Fahrten/Kunde Schadstoffausstoss Energieverbrauch CO2-Ausstoss Anzahl Kunden Zeitliche Verfügbarkeit Örtliche Verfügbarkeit Produktionskosten Lärm Angebotsqualität Angebotsmenge Ertrag/Kunde gewinnen Fahrzeit Kunden Kunden binden Tarif Ersatzplanung Fahrzeuge Technische Entwicklung Fahrzeugbeschaffung Angebotsqualität Wettbewerbsstärke (öV MIV/LV) Preisrelation Zeitrelation Convenience Image Bekanntheit Produktentwicklung Quelle/Grafiken: ZVV Angebotsqualität Angebotsmenge Kommunikation Kommunikation Unterrnehmen Verfügbarkeit Verfügbarkeit Unternehmensziele Zeitliche Örtliche Fahrzeit Produkt Einflussgrössen Tarif Lenkbare Grössen ZVV-Strategiebericht 2022–2025 9
3 Umfeld 3.1 Entwicklungen in Technologie, Verhalten und Umfeld Im Strategiebericht 2020–2023 werden die Entwicklungen Preisfindung (Check-in-Ticket) im ZVV bereits seit Frühling in Technologie, Gesellschaft und Politik beleuchtet. Die 2018 von den Fahrgästen getestet. Dank der automatischen Geschwindigkeit, mit der die Digitalisierung und die techni- nachgelagerten Abrechnung braucht es kein Vorwissen mehr schen Entwicklungen voranschreiten, erfordert ein hohes über Tarife, Strecken oder Ticketautomaten. Auch im Bereich Mass an Sensitivität für Veränderungen und deren mögliche der Fahrgastinformation ermöglichen digitale Kanäle Auswirkungen auf den öffentlichen Verkehr. In einem personen- und situationsgerechte Auskünfte (s. Kapitel 4.3 komplexen Umfeld muss der öffentliche Verkehr flexibel und 4.4). reagieren und auf Neuerungen eingehen können. All diese Entwicklungen erfordern auch Anpassungen in organisatorischer Hinsicht. Zahlreiche Themen werden nicht Entwicklungen mehr nur unternehmens- oder verbundweit, sondern in der ganzen Schweizer öV-Branche vorangetrieben. Die entspre- Megatrends entwickeln sich in der Regel langsam und chenden organisatorischen Änderungen wurden bereits konstant. Sie wirken sowohl auf das Individuum als auch auf aufgegleist (s. Kapitel 3.2). die Gesellschaft in Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Kultur. Megatrends wie Digitalisierung, Individualisierung Daneben haben auch technologische Innovationen direkten und Urbanisierung haben sich jedoch ein wenig aus dieser Einfluss auf den öffentlichen Verkehr, insbesondere im Langsamkeit gelöst. Zusammen mit Ansätzen wie Blockchain Bereich von energieeffizienten und umweltfreundlichen oder künstliche Intelligenz eröffnen sie neue Spielfelder für Antriebstechnologien oder bei teilautomatisierten Fahr- Innovationen etwa im Bereich der Zahlungsabwicklung oder zeugen auf Schiene und Strasse (s. Kapitel 4.6 und 5.6). des automatisierten Fahrens. Vor allem Städte versuchen in letzter Zeit vermehrt, neue Ansätze zu nutzen, um zu soge- Folgerungen nannten Smart Citys zu werden. Innovationen sind Chance und Herausforderung zugleich, Im Geflecht von Digitalisierung, Individualisierung und wenn es darum geht, den öffentlichen Verkehr im ZVV Urbanisierung entstehen auch Ideen für eine neue Mobilität: weiterzuentwickeln. Künftige Mobilitätsformen und -ange- Sie ist digital, vernetzt, oftmals geteilt und nicht mehr fossil bote müssen die gesellschaftliche, technische und kultu- angetrieben. Sie zeigt sich schon heute ansatzweise in ersten relle Entwicklung berücksichtigen. Umgekehrt aber müssen neuen Mobilitätsangeboten (s. Kapitel 5.6). Das zentrale Lösungen in Verkehrsfragen unter Umständen auch ausser- Anliegen ist dabei, möglichst effizient, komfortabel und umwelt- halb des eigentlichen Mobilitätsbereichs gesucht werden. verträglich von A nach B zu kommen – unabhängig vom Der ZVV beobachtet die Entwicklungen innerhalb und Fortbewegungsmittel. Der öffentliche Verkehr verfügt über ausserhalb der Branche mit hoher Aufmerksamkeit, damit grosse Erfahrung in der Vernetzung von Reiseketten, und es erfolgversprechende Ansätze und wesentliche Strömun- kann eine Chance sein, sich als Dreh- und Angelpunkt von gen rechtzeitig erkannt und ihr Sinn, Nutzen und auch die multimodalen Mobilitätsdienstleistungen zu etablieren. Wirtschaftlichkeit beurteilt werden können. Bei einem Hierfür braucht es aber auch die richtigen Rahmenbedingun- positiven Ergebnis können Massnahmen eingeleitet werden. gen und Regeln. Entscheidend ist es zudem, den Bedürfnis- sen der Reisenden gerecht zu werden und eine hohe Ange- botsqualität sicherzustellen (s. Kapitel 4.2). Digitale Entwicklungen vereinfachen auch den Zugang zum System des öffentlichen Verkehrs und stärken somit seine Wettbewerbsposition. In diesem Bereich ist die Branche des öffentlichen Verkehrs seit längerem sehr aktiv. So wird beispielsweise die digitale Reiseerfassung mit automatischer ZVV-Strategiebericht 2022–2025 10
Umfeld 04 | Multimodale Reiseketten Quelle/Grafik: Linkgroup AG ZVV-Strategiebericht 2022–2025 11
Umfeld 3.2 Entwicklungen in der öV-Branche Die im Zusammenhang mit der Digitalisierung entstehenden Vertretung der Konferenz der kantonalen Direktoren bzw. Möglichkeiten in Tarif und Vertrieb erfordern eine engere Delegierten des öffentlichen Verkehrs (KöV/KKDöV). Integration der Systeme und der Zusammenarbeit in der öV- Gemeinsame Projekte der Branche in den Bereichen Tarif und Branche. Die Grundlagen für diese Zusammenarbeit wurden Vertrieb werden im Rahmen von Programmen geführt. Bis im Juni 2018 im Übereinkommen 500 (Ue500) zwischen den Ende 2019 läuft das Programm « öV-Ticket 2020 ». In dessen einzelnen Schweizer Tarif- und Verkehrsverbünden und der Rahmen wird das Reorganisationsprojekt zur Einführung der Organisation des sogenannten Direkten Verkehrs (DV) gelegt. Alliance SwissPass vorangetrieben. Zusätzlich arbeitet die Letztere ist insbesondere zuständig für Halbtax- und General- Branche an der Einführung der gemeinsamen Tarif-Neben- abonnement sowie für den Streckentarif ausserhalb der Ver- bestimmungen und am Markttest für das Automatische Ticke- bünde. ting. Weitere Projekte befassen sich mit einem Standard für Ziel des Ue500 ist es, dass die öV-Branche für die Herausfor- einfachere Ticketautomaten, mit der Regelung des Ticketver- derungen der Digitalisierung und die daraus resultierenden, triebs durch branchenfremde Dritte (z. B. TCS, Local.ch, Apple neuen Angebote auf dem Mobilitätsmarkt gewappnet und u.a.) sowie mit einer gemeinsamen Datenschutzerklärung sinnvoll organisiert ist. Im Ue500 wurde festgehalten, dass der Branche. der DV und die Verbünde – und somit auch der ZVV – in Bezug auf die preislich relevanten Tarifaspekte autonom Folgerungen bleiben. Dadurch wird der durch die Bundesverfassung garantierte Grundsatz der fiskalischen Äquivalenz eingehal- Die Alliance SwissPass wird der Motor sein für die Entwick- ten. Das ist für den Kanton Zürich relevant, weil er den lung einer landesweit besser integrierten Tariflandschaft weitaus grössten Teil des öV-Angebots im Verbundgebiet sowie standardisierter, auch für Branchenfremde zugängli- bestellt und zusammen mit den Gemeinden dessen Defi- cher Vertriebssysteme. Der ZVV wird sich in dieser neuen zit trägt. Anders verhält es sich hinsichtlich von Tarif-Neben- Organisation mit den dafür erforderlichen Ressourcen aktiv bestimmungen wie beispielsweise Vorschriften betreffend einsetzen, damit die Interessen des Kantons Zürich und der Altersgruppen, Mitnahme von Gepäck oder Tieren usw. Diese Fahrgäste des ZVV angemessen berücksichtigt werden. werden zwecks Vereinfachung für die Fahrgäste landesweit vereinheitlicht. Gleiches gilt für tarifliche Standards, insbeson- dere betreffend Vertrieb und Fahrausweiskontrolle. Hierfür haben der ZVV, die übrigen Verbünde und der DV entsprechen- de Zuständigkeiten einer übergeordneten Instanz abgetre- ten. Ab 2020 soll diese temporäre Instanz durch eine gemein- same Organisation von DV und Verbünden unter dem Namen Alliance SwissPass abgelöst werden (Abb. 5). Dank der neuen Organisation vereinfacht und beschleunigt sich die Zusammenarbeit in der Branche. Der ZVV verfügt über gesicherte Einflussmöglichkeiten. Als systemrelevante Organisation hat er wie die Schweizerischen Bundesbahnen SBB und PostAuto AG feste Sitze im obersten Leitungsgremi- um, dem Strategierat (SR), sowie in allen Kommissionen der Alliance SwissPass (Abb. 6). Die Bestimmungen des Ue500 sorgen für eine ausgewogene Zusammensetzung von SR und Kommissionen innerhalb der Branche. Auch die Kantone werden an den Sitzungen des SR teilnehmen, dies mit einer ZVV-Strategiebericht 2022–2025 12
Umfeld 05 | Organisation Alliance SwissPass Bund Kantone 250 Transport unternehmen Preis Verband öffent- Alliance SwissPass überwacher licher Verkehr Nationaler DV 18 Verbünde Weitere 06 | Der ZVV ist in allen Gremien vertreten 06 | Vertretung des ZVV in allen wichtigen Gremien Teilnehmer nationaler Versammlung der Direkter Verkehr Verbünde Strategierat (StAD + StAV) KoM KoV KKV (KMP + KTB) (KVP+ KVS) KIT Geschäftsstelle Leitung StAD = Strategieausschuss Direkter Verkehr KTB = Kommission Tarifbestimmungen der Verbünde StAV = Strategieausschuss der Verbünde KoV = Kommission Vertrieb Fachunterstützung, KIT = Kommission IT-Systeme KVP = Kommission Vertrieb Personenverkehr des DV Quelle/Grafiken: ZVV Koordination, Controlling KoM = Kommission Markt KVS = Kommission Vertriebssysteme der Verbünde KMP = Kommission Markt Personenverkehr des DV KKV = Kommission Kundeninformation Verkehr Fachunterstützung Vertretung ZVV ZVV-Strategiebericht 2022–2025 13
Umfeld 3.3 Marktentwicklung Der Strategiebericht 2020–2023 zeigt auf, dass die Verkehrs- machen aktuell rund 60 Prozent der täglich zurückgelegten ströme im Generellen und insbesondere zwischen den Stadt- Distanz aus. In den ländlichen Regionen werden die Verkehrs- und den urbanen Wohnlandschaften stark anwachsen werden. ströme weniger stark zunehmen. Das Wachstum zeigt sich sowohl im Berufs- als auch im Frei- Im Rahmen des Bevölkerungswachstums wird der Anteil der zeitverkehr. Die Bedeutung der Altersgruppe der über über 60-jährigen Personen verhältnismässig stark zuneh- 60-Jährigen als Kunden des öffentlichen Verkehrs nimmt zu. men: Er wird von 23 Prozent im Jahr 2018 auf voraussichtlich 27 Prozent im Jahr 2030 steigen (Abb. 8). Diese Altersgruppe Entwicklungen wird ab Pensionierung immer mobiler und legt weitere Tages- distanzen zurück. Aufgrund dieser veränderten Altersstruktur Die wichtigsten Einflussfaktoren im Personenverkehr sind der Bevölkerung wird insbesondere die Bedeutung des Freizeit- die Bevölkerungs- und Beschäftigungsentwicklung (für die verkehrs und der Service- und Begleitwege zunehmen. Verkehrsmenge) sowie die Raumentwicklung (für die Verkehrsmenge und die räumliche Verteilung des Verkehrs). Folgerungen Die Bevölkerung im Kanton Zürich ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Im Zeitraum von 2000 bis 2018 stieg die Die Verkehrsströme im Kanton Zürich werden aufgrund des Zahl der Einwohner um über 310 000 Personen auf 1.52 Bevölkerungswachstums und der wachsenden Anzahl Millionen. Gemäss der Prognose des Statistischen Amtes Beschäftigter weiter zunehmen. Entsprechend dem kantona- (Stand Juli 2018) wird diese Zahl bis 2030 in ähnlichem len Richtplan erfolgt das Verkehrswachstum primär in den Umfang zunehmen. Erwartet wird eine Zunahme von knapp Stadtlandschaften. Zudem schafft auch das Freizeitangebot 190 000 Personen auf über 1.7 Millionen Einwohner. im Kanton bedeutenden Mehrverkehr. Vor allem die Ströme zwischen den Stadt- und den urbanen Wohnlandschaften Der kantonale Richtplan sieht vor, dass mindestens 80 Pro- werden anwachsen. Aber auch innerhalb dieser Handlungs- zent des Bevölkerungswachstums auf die Stadtlandschaften räume wird die prognostizierte Entwicklung zu mehr Binnen- und die urbanen Wohnlandschaften fallen sollen (Abb. 7; verkehr führen. Dies betrifft sowohl den Berufs- als auch den s. auch Kapitel 5.1, Raumordnungskonzept). Wird diese Vor- Freizeitverkehr. Die Bedeutung der Altersgruppe der über gabe erreicht, leben in den Stadtlandschaften knapp 60-jährigen als Kunden des öffentlichen Verkehrs wird steigen. 50 Prozent, in den urbanen Wohnlandschaften 30 Prozent und in den übrigen Regionen etwas mehr als 20 Prozent der Bevölkerung. Schon heute arbeitet der grösste Teil der Beschäftigten in den Stadtlandschaften (Abb. 7). Bis ins Jahr 2030 steigt die Zahl der Beschäftigten im Kanton insgesamt um über 90 000. Davon werden mehr als zwei Drittel in den Stadtlandschaften arbeiten. Damit werden die Verkehrsströme in den Stadtland- schaften weiter wachsen. In den Stadtlandschaften befinden sich darüber hinaus viele Einrichtungen, die sowohl Freizeitverkehr als auch Einkaufs-, Service- und Begleitwege generieren. Diese Mobilitätszwecke ZVV-Strategiebericht 2022–2025 14
Umfeld 07 | Bevölkerungs- und Beschäftigungsentwicklung im Kanton Zürich 07 | Bevölkerungs- und Beschäftigungsentwicklung im Kanton Zürich in Tausend Quellen: Statistisches Amt des Kantons Zürich (STAT), Amt für Verkehr (AFV) Stadtlandschaften Urbane Wohnlandschaften Übriger Kanton 1000 800 802 761 708 701 600 508 443 400 396 365 194 217 200 119 128 0 2018 2030 2016 2030 2018 2030 2016 2030 2018 2030 2016 2030 Bevölkerung (2018 und Prognose 2030, Stand 2018) Beschäftigte (2016 und Prognose 2030, Stand 2014), Auswertung AFV 1000 1000 1000 800 800 800 600 600 600 08 | 400Bevölkerungsentwicklung im Kanton400 Zürich nach Altersgruppen 400 Anteil der Altersgruppe in der Gesamtbevölkerung in Prozent 200 200 200 Bevölkerung in Tausend nach Altersgruppen 0 0 0 15–15 10–10 53–49 18–20 5–7 1000 1000 801 833 1000 1000 Im Jahr 2030 wird 800 Quelle: Statistisches Amt des Kantons Zürich (STAT) jeder vierte Zürcher älter 800 800 800 als 60 Jahre sein. 600 600 600 600 400 335 265 400 231 259 400 400 200 146 168 111 200 200 74 200 0 0 < 15 15−24 25−59 0 60–79 > 80 0 Altersgruppen Bevölkerung 2018 Prognose Bevölkerung 2030 (Stand 2018) ZVV-Strategiebericht 2022–2025 15 1000 1000 1000 1000
Umfeld 3.4 Wettbewerbsposition Der Strategiebericht 2020–2023 hält fest, dass zur Stärkung einem einzigen Auto bisweilen attraktiver. Der öffentliche der Wettbewerbsposition des öffentlichen Verkehrs bedarfs- Verkehr wird demgegenüber als teurer wahrgenommen. gerechte Ausbauten der Kapazitäten in den Hauptverkehrs- Wenn die Preise bei gleichbleibendem Angebot stärker als zeiten notwendig sind. Die Auswirkungen der steigenden die allgemeine Teuerung und insbesondere stärker als die Fahrgastzahlen auf die Qualität und vor allem die Betriebs- Kosten für den Individualverkehr steigen, dann gerät das stabilität müssen im Auge behalten werden. Die Entwicklung Preis-Leistungs-Verhältnis weiter unter Druck, was die der Digitalisierung ist genau zu beobachten und die sich Wettbewerbsposition schwächen kann. Die sich bietenden bietenden Chancen sind rasch zu nutzen. Chancen der Digitalisierung können die Wettbewerbs- position durch vereinfachten Zugang zum öffentlichen Verkehr hingegen positiv beeinflussen (s. Kapitel 3.1). Die im Zuge Entwicklungen der Digitalisierung entstehenden neuen Mobilitätsformen Im Kanton Zürich ist der öffentliche Verkehr sehr gut positio- werden die Wettbewerbsposition des öffentlichen niert: Mit Bus, Tram oder Bahn werden 32 Prozent der täglich Verkehrs in naher Zukunft nicht schwächen (s. Kapitel 5.6). von der Bevölkerung zurückgelegten Distanz absolviert (schweizerischer Durchschnitt: 24 Prozent). Der motorisierte Folgerungen Individualverkehr kommt auf einen Wert von 57 Prozent, Fuss- und Velowege auf neun Prozent und übrige Verkehrs- Der öffentliche Verkehr wird seine gute Wettbewerbsposition mittel auf zwei Prozent. mindestens halten oder verbessern können, wobei sich die steigenden Fahrgastzahlen bei gleichbleibendem Angebot Die Stadt- und die urbanen Wohnlandschaften (s. Kapitel 5.1) womöglich auf die Qualität und die Betriebsstabilität aus- sind gut mit dem öffentlichen Verkehr erschlossen. Dement- wirken. Die demografische Entwicklung, die Siedlungs- sprechend nutzt heute die Hälfte der Pendler für die Fahrt zur entwicklung und die Situation auf dem Strassennetz werden Arbeits- oder Ausbildungsstätte den öffentlichen Verkehr, voraussichtlich zu einer weiteren Verschiebung des Modals- wobei die Tendenz steigend ist (Abb. 9). Wie in Kapitel 3.3 plits hin zum öffentlichen Verkehr führen. Ziel bleibt weiterhin, ausgeführt, werden die Verkehrsströme zwischen diesen dass der öffentliche Verkehr mindestens die Hälfte des Handlungsräumen sowie der Binnenverkehr weiter zuneh- Verkehrszuwachses übernimmt. Digitale Entwicklungen, die men. Die Ausgangslage für den schienengebundenen sich aufgrund des technischen Fortschritts ergeben, sind zu öffentlichen Verkehr ist dabei grundsätzlich vorteilhaft, denn beobachten und erfolgversprechende Chancen sind zu nutzen. an vielen Orten hat das Strassennetz seine Kapazitätsgrenze erreicht (Abb. 10) und grössere Ausbauten sind in der Strategie- periode keine vorgesehen. Die Stausituationen werden sich deshalb weiter verschärfen, zunehmend auch ausserhalb der Hauptverkehrszeiten. Die mit den 4. Teilergänzungen der Zürcher S-Bahn zusätzlich geschaffenen Kapazitäten verbes- sern hingegen die Position des öffentlichen Verkehrs. Da in der Strategieperiode aber auch auf dem S-Bahn-Netz keine weiteren Ausbauten vorgesehen sind, beeinflussen die stei- genden Fahrgastzahlen zunehmend den Reisekomfort der Kunden und die Pünktlichkeit des öffentlichen Verkehrs. Im Freizeitverkehr ist die Wettbewerbsposition des öffentli- chen Verkehrs schwächer als im Pendlerverkehr. Die Strassen sind in den Nebenverkehrszeiten weniger belastet, und die Fahrkosten für mehrere Personen gestalten sich mit ZVV-Strategiebericht 2022–2025 16
Umfeld 08 | Pendler im Kanton Zürich gemäss VZ 2010-2016 09 | Primäre Verkehrsmittelwahl der Pendler im Kanton Zürich Anzahl Pendler in Tausend (Arbeit und Ausbildung ab 15 Jahren, Einwohner Kanton Zürich inkl. Zupendler) 550 500 Quelle: Strukturerhebung 2010–2017 (BfS, Sonderauswertung) / Grafik: ZVV 450 400 350 300 250 200 150 100 50 0 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Öffentliche Verkehrsmittel Motorisierter Individualverkehr Zu Fuss/Velo 10 | Verkehr an der Stadtgrenze Zürich: S-Bahn übernimmt Verkehrswachstum 10 | Verkehr an der Stadtgrenze Zürich: S-Bahn übernimmt Verkehrswachstum Vergleich Strasse/S-Bahn, Index Basisjahr: 1990 = 100 % Quellen: Dienstabteilung Verkehr der Stadt Zürich (Messstellen)/SBB (Frequenzen S-Bahn) / Grafik: ZVV 320 * Interpretation: Wegen +216 % Kapazitätsengpässen, 280 grossen Baustellen in der Stadt und Navigationsgeräten, die ein einfaches Umfahren 240 von Staus erlauben, wird zunehmend auf Quartierstras 200 sen ausgewichen. Bevölkerungswachstum im Kanton Zürich zwischen 1990 160 und 2018: 31 % * 120 80 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 S-Bahn (Frequenzen an der Stadtgrenze Zürich, Tagesdurchschnitt werktags, September) Motorisierter Individualverkehr auf den wichtigsten 24 Einfallstrassen nach Zürich (Messstellen, Tagesdurchschnitt werktags, September) Motorisierter Individualverkehr auf allen Einfallstrassen nach Zürich (Schätzung, da vollständige Erhebung durch fehlende Messstellen auf Nebenachsen nicht möglich) ZVV-Strategiebericht 2022–2025 17
4 Wirkungsebene 4.1 Nachfrage Der Strategiebericht 2020–2023 stellt in Aussicht, dass Folgerungen die Nachfrage dank der guten Wettbewerbsposition des Dank den genannten Ausbauten und der guten Wettbewerbs- öffentlichen Verkehrs und den geplanten Angebotsausbau- position des öffentlichen Verkehrs wird für den Zeitraum ten weiter steigen wird. Im Freizeitverkehr besteht weiter- 2017–2025 insgesamt mit einem Nachfragewachstum von hin ein überdurchschnittliches Wachstumspotenzial. 20 Prozent gerechnet. Das grösste Wachstum wird weiter- hin auf den Netzen der S-Bahn und der Regionalbusse Entwicklungen erwartet. Gründe dafür sind das Bevölkerungs- und Arbeits- platzwachstum, die vollständige Umsetzung der 4. Teiler- Mit den ersten beiden Etappen der 4. Teilergänzungen der gänzungen der Zürcher S-Bahn mit den dazu erforderlichen Zürcher S-Bahn (2014 und 2015) konnte das Angebot und Anpassungen und Ausbauten auf dem Netz der Regional- somit auch die Kapazität im ZVV-Gebiet erheblich ausgebaut busse. Weitere bedeutende Kapazitätsausbauten auf dem werden. Dies führte kurzfristig zu einer überdurchschnittli- Netz der Zürcher S-Bahn sind erst mit zusätzlichen Infrastruk- chen Nachfrageentwicklung. 2016 betrug das Wachstum gegen- turausbauten möglich, die im Ausbauschritt 2035 des Strate- über dem Vorjahr auf der S-Bahn rund acht, auf den Regio- gischen Entwicklungsprogramms des Bundes (STEP) vor- nalbuslinien sechs Prozent (Abb. 11). Der Abschluss der gesehen sind. Die Nachfrage in den Stadtlandschaften wird dritten und letzten Etappe der 4. Teilergänzungen im Dezem- voraussichtlich etwas stärker wachsen als bisher angenom- ber 2018 ermöglichte einen weiteren wegweisenden men, und die Inbetriebnahme der Limmattalbahn bis im Angebots- und Kapazitätsausbau im öffentlichen Verkehr. Dezember 2022 wird ebenfalls zu einem verstärkten Wachs- Analog den ersten beiden Etappen wird aufgrund dieser tum führen. umfangreichen Ausbauten in den ersten beiden Jahren ein überdurchschnittliches Wachstum auf dem S-Bahn-Netz sowie bei den Regionalbussen erwartet. Weitere grössere Angebotsanpassungen beim Bahnangebot können bis Ende der Strategieperiode nicht umgesetzt werden. Mit der Verlängerung der Tramlinie 2 von Zürich Farbhof bis Schlieren Geissweid Mitte 2019 wird die erste Etappe der Limmattalbahn realisiert. Die vollständige Inbetriebnahme der Limmattalbahn von Zürich Altstetten bis Killwan- gen-Spreitenbach AG erfolgt im Dezember 2022. ZVV-Strategiebericht 2022–2025 18
Wirkungsebene Nachfrage in Personenkilometern, Basisjahr 2017 = 100% 11 | Nachfrageentwicklung 2009–2025 S-Bahn 140 % 120 % 100 % 80 % 60 % 2009 2013 2017 2021 2025 Regionalbusse 140 % 120 % 100 % 80 % 60 % 2009 2013 2017 2021 2025 Bus- und Tramnetze Stadtlandschaften 140 % 120 % 100 % Quelle/Grafik: ZVV 80 % 60 % 2009 2013 2017 2021 2025 ZVV-Strategiebericht 2022–2025 19
Wirkungsebene 4.2 Kundenzufriedenheit Der Strategiebericht 2020–2023 sieht vor, die Kundenzu- Da ein steter Anstieg der Fahrgastzahlen erwartet wird, friedenheit mindestens auf dem Niveau von 76 Punkten steigen auch die Auslastung und Belastung von Fahrzeugen (maximal 100 Punkte) zu halten. Die Qualität der Leistungen und Infrastrukturen. Die notwendige Instandhaltung der in den Bereichen Zuverlässigkeit, Störungsmanagement, Infrastruktur führt auf dem Netz der Bahnen vermehrt zu Bau- Sauberkeit, Personalverhalten und Sicherheit soll auch bei stellen und Streckenunterbrüchen. stärkerer Auslastung des öffentlichen Verkehrssystems Die Zufriedenheit hinsichtlich Preis-Leistung wird im Verlauf auf hohem Niveau gehalten werden. der Strategieperiode einem erheblichen Druck ausgesetzt sein, da im S-Bahn-Netz keine signifikanten Angebotsaus- Entwicklungen bauten möglich sind, die Fahrgastzahlen aber gleichzeitig zunehmen. Eine hohe Kundenzufriedenheit ist wichtig, damit bestehende Kunden in ihrer Entscheidung für den öffentlichen Verkehr Auf nationaler Ebene existiert seit 2017 ein Qualitätsmess- bestätigt werden oder auch neue Kunden gewonnen werden system (QMS RPV), das im Gegensatz zur Methode des ZVV können. Die Kundenzufriedenheit im ZVV lag im Jahr 2018 auf Messungen durch Testkunden basiert. Für den ZVV bleibt bei 77 Punkten (Abb. 12) und somit über dem angestrebten jedoch die in seinen Umfragen erhobene Meinung der Fahr- Mindestwert von 76 Punkten. Gleichzeitig können durch gäste (Kundenzufriedenheit) die massgebende Grösse zur die Resultate der Kundenumfragen verbundweite Bench- Qualitätssteuerung. Die Entwicklungen des nationalen Mess- marks gesetzt und gute Leistungen der Verkehrsunter- systems werden aufmerksam beobachtet. Dabei ist entschei- nehmen belohnt werden. Die Kundenumfrage wird seit dem dend, dass der ZVV die Hoheit über die Messung und Steue- Jahr 2000 wo sinnvoll verfeinert, und es konnten damit rung der Qualität behält. stetige Verbesserungen erzielt werden. Das Angebot des ZVV setzt sich zusammen aus den Kern- Folgerungen leistungen (Netz, Takt und Reisezeit), den erweiterten Das Niveau der Kundenzufriedenheit soll auch künftig bei Leistungen (Zuverlässigkeit, Sicherheit usw.) und den Preisen mindestens 76 Punkten gehalten werden. Da die Kernleistun- für dieses Angebot (Abb. 13). gen nur im Bus- und Trambereich weiter ausgebaut werden Bei den Kernleistungen wurde die Leistungsfähigkeit des und Preiserhöhungen die Kundenzufriedenheit negativ beein- öffentlichen Verkehrssystems mit der Inbetriebnahme flussen könnten, wird eine hohe Qualität bei den erweiterten der dritten und letzten Etappe der 4. Teilergänzungen im Dezem- Leistungen immer wichtiger. Mit der steigenden Nachfrage ber 2018 mit Ausbauten im Raum Winterthur noch einmal werden Fahrzeuge und Infrastruktur immer stärker belastet, markant gesteigert. Weitere grössere Ausbauten auf dem wodurch die Zuverlässigkeit weiter unter Druck gerät. Der ZVV Netz der Zürcher S-Bahn sind erst nach 2030 möglich misst und bewertet die verbundweite Qualität laufend und (s. Kapitel 5.2). leitet, wo nötig, Massnahmen für Qualitätsverbesserungen ein. Schwerpunkte der erweiterten Leistungen bleiben die Bereiche Zuverlässigkeit (s. Beispiel Zürcher S-Bahn, Abb. 14), Störungsmanagement, Sauberkeit, Personalverhal- ten und Sicherheit. Ziel ist es, im ZVV eine möglichst homogene Qualität auf hohem Niveau zu gewährleisten. ZVV-Strategiebericht 2022–2025 20
Wirkungsebene 12 | Die Kundenzufriedenheit ist auf hohem Niveau stabil Kundenzufriedenheit in Punkten (maximal 100) 78 76 Mindestwert: 76 Punkte 74 72 70 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 13 | Entstehung der Kundenzufriedenheit 13 | Entstehung der Kundenzufriedenheit Angebot Kunde Kernleistungen: Netz, Takt und Reisezeit Kernleistungen: (Netz, Takt und Reisezeit) Erwartete Erwartete Qualität Qualität Erweiterte Leistungen: Erweiterte Zuverlässigkeit, Leistungen: Störungs (Zuverlässigkeit, Störungs- Kunden- management, Sicherheit, Sauberkeit, Personal management, Sicherheit, Sauberkeit, Personal usw. etc.) zufriedenheit Preise Preise Wahrgenommene Wahrgenommene Qualität Qualität 14 || Die DieZürcher ZürcherS-Bahn S-Bahnist istsehr sehrzuverlässig zuverlässig Kundenzufriedenheit mit der Zuverlässigkeit der Zürcher S-Bahn (SBB) in Punkten (maximal 100) Systempünktlichkeit der Zürcher S-Bahn (SBB) in Punkten (maximal 156), automatische Messung Kundenzufriedenheit in Anzahl Punkten von 100 80 160 Systempünktlichkeit: Pro Linie, bei der innerhalb eines 70 140 Monats mindestens 95 % der Züge in den Stosszeiten in Lastrichtung nicht mehr als 60 120 6 Minuten Verspätung haben, gibt es einen Punkt. Quelle/Grafiken: ZVV 50 100 2012 2014 2015 2016 2017 2018 Pünktlichkeit Anschlusssicherheit Systempünktlichkeit ZVV-Strategiebericht 2022–2025 21
Wirkungsebene 4.3 Fahrgastinformation Der Strategiebericht 2020–2023 sieht vor, die Nutzung des Die steigende Anzahl Verbindungsabfragen unterstreicht öffentlichen Verkehrs durch verbesserte Informationen die wachsende Bedeutung der digitalen Kanäle der Fahrgast- weiter zu vereinfachen. Die digitalen Kanäle sollen entspre- information (Abb. 16). Auf der Open-Data-Plattform öV chend der Kundenbedürfnisse und unter Berücksichtigung Schweiz stehen bereits heute Soll- und Echtzeitinforma- der Wirtschaftlichkeit weiterentwickelt werden. Dabei stehen tionen der Transportunternehmen des öffentlichen Verkehrs die Verbesserung der Störungsinformation und die bessere zur Verfügung. Das Datenangebot wird in den kommenden Verknüpfung von Fahrplanauskunft und Ticketkauf im Zen- Jahren erweitert. Dies ermöglicht insbesondere auch inter- trum. Durch die direkte Verknüpfung mit den Daten aus dem national ausgerichteten Unternehmen, weitere Anwendun- Leitstellensystem erhalten die Reisenden ihre Informationen gen für die Fahrgastinformation zu entwickeln. Der ZVV wird schneller und in besserer Qualität als bei anderen Anbietern sich im verstärkten Wettbewerb durch die Verknüpfung von von Fahrplanauskünften. Informationen zum öffentlichen Fahrgastinformation und Ticketing, seine betriebliche Nähe Verkehr sollen bei der Entstehung des Reisebedürfnisses un- und durch die innovative Benutzerführung in digitalen kompliziert zur Verfügung stehen und einem einheitlichen Kanälen differenzieren. Dabei stehen die Bedürfnisse der Erscheinungsbild entsprechen. Fahrgäste im Zentrum. Entwicklungen Folgerungen Mit der zunehmend digitalen Kommunikation verändern sich Der ZVV bietet seinen Fahrgästen alle reiserelevanten Informa- die Kundenansprüche an die Fahrgastinformation. Vor allem tionen aus einer Hand an. Seine Fahrgastinformationskanäle bei Ereignissen mit Auswirkungen auf den Betrieb des öffent- vereinfachen den Zugang zum öffentlichen Verkehr und sind lichen Verkehrs (z. B. Baustellen, Grossveranstaltungen und über die gesamte Reisekette hinweg präsent. Dafür soll das Streckenblockierungen) wird möglichst unmittelbar eine Potenzial von digitalen Kanälen gezielt genutzt werden, um aktuelle und für die spezifische Situation relevante Informa- zunehmend personalisiert und situationsgerecht zu infor- tion über alle Kanäle hinweg erwartet. Störungsinformatio- mieren. In diesem Zusammenhang ist die Verknüpfung von nen sind heute bereits über die digitalen Kanäle (Website, Fahrplan und Ticketverkauf weiter voranzutreiben. Informa- Fahrplan-App und Twitter) sowie über Bildschirme und Laut- tionen im Ereignisfall sollen künftig direkt aus den öV- sprecher in den Fahrzeugen und an einem Teil der Halte- Leitstellen in die digitalen Kanäle gelangen. An den Halte- stellen verfügbar. Dennoch fallen die Kundenbewertungen stellen, die sich durch ein hohes Fahrgastaufkommen der Echtzeit- und Störungsinformationen zurzeit noch eher auszeichnen, soll das Angebot an dynamischer Fahrgast- tief aus (Abb. 15). information ausgebaut werden. Der ZVV positioniert sich in der Vermittlung von Mobilität als verlässlicher Partner, Mit der Inbetriebnahme der nationalen Datendrehscheibe indem Informationen schnell und spezifisch für die Bedürf- tauschen die meisten Transportunternehmen des öffentli- nisse im Grossraum Zürich an die Fahrgäste gelangen. chen Verkehrs Echtzeitinformationen aus (Verspätungen, Ausfälle, Umleitungen). Oft sind im Ereignisfall aber zusätz- liche Informationen zu den Auswirkungen und zur Fahrgast- lenkung notwendig. Mit aktuellen Ereignismeldungen von hoher Qualität über alle Kanäle hinweg, wird der ZVV seinen Fahrgästen weiterhin mit kantonsspezifischen Informatio- nen direkt aus den Leitstellen einen Mehrwert bieten. Darüber hinaus können technische Entwicklungen neue Lösungs- ansätze bringen, um an weiteren Haltestellen preiswert Echtzeit- und Störungsinformationen verfügbar zu machen. ZVV-Strategiebericht 2022–2025 22
Wirkungsebene 15 | Bedeutung der Fahrgastinformationskanäle Fahrgstinformationskanäle Kundenzufriedenheit in Punkten (maximal 100) 84 Regelbetrieb 82 FGI über digitale Regelbetrieb Kanäle 80 Gedruckte FGI Regelbetrieb FGI im Fahrzeug Regelbetrieb 78 FGI an Haltestelle 76 Ziel: 76 Punkte Handlungsfeld 74 Regelbetrieb Telefonische FGI Ereignisfall 72 Ereignisfall FGI über FGI im digitale 70 Kanäle Fahrzeug 68 Quelle: ZVV-Qualitätsumfrage 2017 Ereignisfall FGI an 66 Haltestelle FGI = Fahrgastinformation 64 Tief Mittel Hoch Prognose zukünftige Bedeutung der Fahrgastinformationskanäle 16 | 175 000 Fahrplanabfragen pro Tag Fahrplanabfragen pro Jahr in Millionen 80 71.82 Mio. 70 60 54.62 Mio. 50 40 30 20 17.20 Mio. 10 Quelle: Hacon-Statistik 0 2013 2014 2015 2016 2017* 2018 ZVV-App für Smartphones Online-Fahrplan (Browser) Total * geänderte Zählmethode ab 2017 ZVV-Strategiebericht 2022–2025 23
Wirkungsebene 4.4 Vertrieb Der Strategiebericht 2020–2023 sieht vor, die Digitalisierung Folgerungen des Vertriebs weiterzuführen, um den Zugang zum öffentli- Die digitalen Vertriebsmöglichkeiten decken ein wachsendes chen Verkehr zu vereinfachen. Der ZVV unterstützt entsprechen- Kundenbedürfnis ab. Die Digitalisierung des Vertriebs wird de nationale Vorhaben. Dabei sind auch die Bedürfnisse von deshalb konsequent weitergeführt, um den Zugang zum öffent- Personen zu beachten, welche die digitalen Vertriebskanäle lichen Verkehr weiter zu vereinfachen und dessen Wirtschaft- nicht nutzen können oder wollen. Entwicklungen in der lichkeit mittel- bis langfristig zu verbessern. Bei der Entwick- Marktpräsenz vor Ort sind aufgrund der abnehmenden Wirt- lung der digitalen Kanäle stehen die spezifischen Bedürf- schaftlichkeit aufmerksam zu beobachten. An einer Grund- nisse der Fahrgäste im ZVV im Zentrum. Dabei werden auch versorgung mit bedienter Marktpräsenz wird unter Berücksich- die Bedürfnisse von Personen berücksichtigt, die digitale tigung betriebswirtschaftlicher Aspekte festgehalten. Der Vertriebskanäle nicht nutzen können oder wollen. Für sie ZVV setzt sich national für eine angemessene Präsenz der wird eine sinnvolle und finanziell tragbare Weiterentwicklung regionalen Marken ein. der heutigen Ticketautomaten sowie des Fahrerverkaufs gesucht. Die Fahrausweiskontrolle wird im Gleichschritt mit Entwicklungen den Vertriebskanälen weiterentwickelt. Der rasante Fortschritt der Digitalisierung bleibt massgebend Infolge der weiteren Verlagerung von Verkauf und Service in für den Vertrieb im öffentlichen Verkehr. Neben dem her- die digitalen Kanäle wird die Wirtschaftlichkeit der Schalter kömmlichen E-Ticketing scheint auch das automatische sowie auch der Ticketautomaten weiter unter Druck geraten. Ticketing (s. Abb. 17) einem wachsenden Kundenbedürf- Trotz weiterer Redimensionierung des Verkaufsstellennetzes nis zu entsprechen und hat das Potenzial, sich zu einem soll an einer Grundversorgung mit bedienter Marktpräsenz etablierten Vertriebskanal zu entwickeln. Die Kontrolle vor Ort festgehalten werden. Diese orientiert sich wie bis anhin der digitalen Fahrausweise bleibt dabei anspruchsvoll. an den Grundsätzen einer ausgewogenen räumlichen Verteilung. Dazu gehört, dass durchschnittlich mindestens Für Personen, die keine digitalen Vertriebskanäle nutzen 90 Prozent der Zürcher Bevölkerung innert maximal 20 Minu- können oder wollen, ist weiterhin ein klassischer Vertriebs- ten zu Fuss oder mit dem öffentlichen Verkehr eine bediente kanal vorgesehen. Angesichts der weiter abnehmenden Service- und Beratungsstelle erreichen können. Zusätzlich Wirtschaftlichkeit der Schalter und der Ticketautomaten werden betriebswirtschaftliche Aspekte berücksichtigt. arbeitet die Branche auf nationaler Ebene im Rahmen eines gemeinsamen Programms der Alliance SwissPass Auf nationaler Ebene setzt sich der ZVV weiterhin für die (s. Kapitel 3.2) am Konzept von kostengünstigen Ticket- Förderung der Digitalisierung und für eine angemessene automaten. Präsenz der regionalen Marken ein. Mit der vom Bund angestossenen Öffnung des Vertriebs im öffentlichen Verkehr für branchenfremde Akteure wird die Präsenz der Marke ZVV im Vertrieb noch wichtiger. Denn nur bei einer starken Markenpräsenz können die Kunden erken- nen, wer im Raum Zürich für das Verkehrsangebot und die damit zusammenhängenden Dienstleistungen zuständig ist. ZVV-Strategiebericht 2022–2025 24
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