Strategie der Bundesregierung zur globalen Gesundheit - Verantwortung - Innovation - Partnerschaft: Globale Gesundheit gemeinsam gestalten
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Strategie der –Bundesregierung Verantwortung – Innovation Partnerschaft: zur globalen Gesundheit Globale Gesundheit gemeinsam gestalten Verantwortung – Innovation – Partnerschaft: Globale Gesundheit gemeinsam gestalten
Inhaltsverzeichnis VORWORT: DEUTSCHLANDS ROLLE IN DER GLOBALEN GESUNDHEIT 3 HANDLUNGSRAHMEN DES DEUTSCHEN ENGAGEMENTS 8 I. STRATEGISCHE PRIORITÄTEN SETZEN 11 1. Gesundheit fördern, Krankheiten verhindern und adäquat begegnen 11 2. Umwelt, Klimawandel und Gesundheit ganzheitlich angehen 15 3. Gesundheitssysteme stärken 17 4. Gesundheit schützen – grenzüberschreitenden Gesundheitsgefahren begegnen 20 5. Forschung und Innovation für globale Gesundheit vorantreiben 26 II. HERAUSFORDERUNGEN GEMEINSAM ANGEHEN, NEUE WEGE AUFZEIGEN 31 1. Politisches Engagement zugunsten globaler Gesundheit verstärken 31 2. Multilateralismus stärken – globale Gesundheitsarchitektur weiterentwickeln 32 3. Regionale Partnerschaften ausbauen 35 III. KOHÄRENTES HANDELN SICHERSTELLEN 36 Abkürzungsverzeichnis 38 Boxen Box 1: Agenda 2030. Das Gesundheitsziel und seine Verbindung zu anderen Nachhaltigkeitszielen 8 Box 2: Antibiotikaresistenzen 14 Box 3: Die gegenseitigen Wechselwirkungen zwischen Gesundheit, Klima und Umwelt erfordern interdisziplinäre und sektorübergreifende Ansätze 15 Box 4: Europäisches Zentrum für Umwelt und Gesundheit (ECEH) 17 Box 5: Die „Internationalen Gesundheitsvorschriften“ (IGV) 21 Box 6: Deutsche Fachinstitute und -einrichtungen bringen ihre Expertise in die internationale Pandemievorsorge und -bekämpfung ein 25 Box 7: Humanitäre Gesundheitshilfe 26 Box 8: Die Vernetzungsplattform Forschung für Globale Gesundheit „German Alliance for Global Health Research“ 28 Box 9: „Coalition for Epidemic Preparedness Innovations” (CEPI) 30 Box 10: Der „Globale Aktionsplan für ein gesundes Leben und das Wohlergehen aller Menschen“ 33 Box 11: „Global Health Hub Germany” (GHHG) 37
Das Recht eines jeden Menschen auf das individuell erreichbare Höchst- maß an körperlicher und geistiger Gesundheit ist ein zentrales Menschenrecht. Gesundheit ist eines der höchsten Güter aller Menschen und wesentliche Voraussetzung für individuelle, soziale, wirtschaftliche und politische Entwicklung und Stabilität. In einer global vernetzten Welt werden die Auswirkungen von Gesundheit – im Positiven wie im Negativen – nochmals verstärkt. Gesundheit muss daher global gedacht werden und kann nur durch gemeinsames globales Handeln sichergestellt und verbessert werden. 2 Strategie der Bundesregierung zur globalen Gesundheit
Vorwort: Deutschlands Rolle in der globalen Gesundheit Das Thema globale Gesundheit hat sowohl in Die Bundesregierung hat diese Strategie für einen Deutschland als auch international in den letzten Zeitrahmen von 2020 bis 2030 erarbeitet, um der Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Globale internationalen Verantwortung Deutschlands Gesundheit und ihre Sicherung sind Teil der noch stärker gerecht zu werden. globalen Ordnung. Die COVID-19-Pandemie hat die vielen Wirkungen erneut verdeutlicht, die Ziel der deutschen Strategie zur globalen mit einer globalen Gesundheitskrise verbunden esundheit ist es, die Wirksamkeit und die G sind. Die gesundheitlichen und daraus folgenden Dauerhaftigkeit des deutschen Engagements im humanitären und sozioökonomischen Folgen Bereich der globalen Gesundheit sicherzustellen, betreffen alle Lebensbereiche. um einen wesentlichen Beitrag zur Gesundheit aller Menschen weltweit bis 2030 zu leisten. Ent- Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung sprechend werden internationale Kooperationen setzt den Rahmen des politischen Engagements und strategische Partnerschaften weiter auf- und der Bundesregierung in der globalen Gesund ausgebaut und insbesondere die Weltgesundheits- heit und ist handlungsleitend für die Strategie: organisation (WHO) gestärkt. Mit der Strategie richtet die Bundesregierung ihr Handeln auf Gesundheit ist nicht nur eine Voraussetzung für neue Herausforderungen aus, entwickelt ihre Wohlstand, sozialen Zusammenhalt und gesell- Ziele weiter und leistet einen Beitrag zur Koor schaftliche Teilhabe, sondern auch Ergebnis und dination und Zusammenarbeit aller Akteure. Indikator für die soziale, wirtschaftliche und ökologische Dimension nachhaltiger Entwick- Die Strategie ist ein Bekenntnis der Bundes lung. Fast alle der vereinbarten Nachhaltigkeits- regierung zur globalen Gesundheitspolitik und ziele der Agenda 2030 haben einen wichtigen zur Erreichung der gesundheitsrelevanten Bezug zu Gesundheit. Globale Gesundheit ist ein Nachhaltigkeitsziele und insbesondere des Beispiel für die Notwendigkeit von akteurs- Nachhaltigkeitsziels 3: „Ein gesundes Leben für und sektorübergreifenden Ansätzen sowie inter alle Menschen jeden Alters zu gewährleisten und nationaler und multilateraler Zusammenarbeit. ihr Wohlergehen zu fördern“. Die Umsetzung dieser Strategie wird sich in die haushalts- und Die Förderung und der Schutz der Gesund- finanzpolitischen Vorgaben der Bundesregierung heit der Bevölkerung sind zentrale Aufgaben einfügen. für Regierungen, im eigenen Land und im R ahmen ihres internationalen Engagements. In der Agenda 2030 drückt sich die Überzeu- gung der Staatengemeinschaft aus, dass sich globale Herausforderungen nur gemeinsam lösen lassen. Multilateralismus und starke i nternationale Organisationen verhelfen diesem Ansatz zur Durchsetzung. Strategie der Bundesregierung zur globalen Gesundheit 3
Mit dem Engagement im Rahmen der globalen Gesundheitspolitik verfolgt die Bundesregierung die folgenden strategischen Ziele: Priorisierung von Bereichen, in denen Partnerschaftliches Handeln und Deutschland sein politisches Engagement, Stärken von Allianzen und Foren auf seine Expertise und Kompetenzen der nationalen, internationalen und bestmöglich einsetzen kann multilateralen Ebene Deutschland legt seinen Fokus auf systemorien- Die Herausforderungen der globalen Gesund- tiertes Handeln und auf Schnittstellen, bei denen heit können nur vernetzt, koordiniert und im Sinne des „One Health“-Ansatzes durch gemeinsam bewältigt werden. Die globale gemeinsames und sektorübergreifendes Vorgehen Gesundheitsarchitektur befindet sich in einem ein größtmöglicher Erfolg erzielt werden kann. Erneuerungsprozess, der von allen Akteuren Dabei wollen wir die Möglichkeiten der Digita Anpassungen und bessere Koordination lisierung bestmöglich nutzen und einsetzen. verlangt. Für eine wirksame internationale Die Prioritäten der Bundesregierung umfassen: Antwort Deutschlands auf Gesundheitsrisiken bedarf es intensiver Abstimmung und partner- Gesundheit und Prävention fördern schaftlicher Zusammenarbeit aller Akteure. Die COVID-19-Pandemie bestätigt die Notwen- die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels digkeit eines funktionierenden multilateralen mildern Systems und funktionierender Organisationen der Vereinten Nationen (VN). Dazu beabsichtigt Gesundheitssysteme stärken und eine die Bundesregierung: a llgemeine Gesundheitsversorgung mit einem diskriminierungsfreien Zugang politisches Engagement zugunsten globaler für alle ermöglichen Gesundheit in relevanten internationalen Gremien zu verstärken Gesundheitsschutz sicherstellen, einschließlich des Schutzes vor Epidemien und Pandemien Multilateralismus zu stärken und die globale sowie des fortgesetzten Engagements in der Gesundheitsarchitektur mit einer zentralen humanitären Gesundheitshilfe leitenden und koordinierenden Rolle der WHO weiterzuentwickeln • Forschung und Innovation für globale Gesundheit vorantreiben regionale Partnerschaften auszubauen 4 Strategie der Bundesregierung zur globalen Gesundheit
Sicherstellung eines kohärenten Handelns auf verschiedenen Ebenen und in verschiedenen Foren Um die Lösung globaler gesundheitspolitischer Die Strategie wurde in einem konsultativen Herausforderungen mitzugestalten, ist ein klares Prozess entwickelt, bei dem die Erfahrung und internationales Profil Deutschlands gefragt. Es Expertise deutscher nichtstaatlicher Akteure aus bedarf eines gezielten und abgestimmten Vor- den Bereichen Zivilgesellschaft, Wirtschaft, gehens, um auf verschiedenen Ebenen bilaterale Wissenschaft, Jugend und Think Tanks genutzt und multilaterale Zusammenarbeit wirksam im wurden. Darüber hinaus wurde gezielt der Rat Sinne der Verbesserung der globalen Gesundheit internationaler Expertinnen und Experten zu nutzen. Die Bundesregierung beabsichtigt: über das internationale Beratergremium zu globaler Gesundheit gesucht. Deutschland wird Mechanismen zur Abstimmung innerhalb der auf Erreichtem aufbauen und als verlässlicher Bundesregierung weiter auszubauen Partner Kontinuität und Nachhaltigkeit ge- währleisten. Die Strategie baut auf dem im Jahr den Dialog und Austausch zu globaler 2013 verabschiedeten Konzept zur globalen Gesundheit unter Miteinbeziehung der nicht- Gesundheitspolitik „Globale Gesundheitspolitik staatlichen Akteure zu fördern und Deutsch- gestalten – gemeinsam handeln – Verantwortung land als Standort für globale Gesundheit wahrnehmen“ auf, mit dem die Bundesregierung weiter zu stärken erstmals den deutschen Beitrag in diesem Politikfeld definierte. die Internationalisierung der relevanten Einrichtungen weiter voranzutreiben gezielt deutsches Personal und Nachwuchs in internationalen Organisationen und Gremien der globalen Gesundheit zu fördern Finanzmittel einzusetzen, um globale gesundheitspolitische Herausforderungen mitzugestalten die Umsetzung der Strategie zur Halbzeit der vorgesehenen Gesamtdauer zu überprüfen Strategie der Bundesregierung zur globalen Gesundheit 5
In einer global vernetzten Welt werden die Auswirkungen von Gesundheit – im Positiven wie im Negativen – nochmals verstärkt. Gesundheit muss daher global gedacht werden und kann nur durch gemeinsames globales Handeln sicher- gestellt und verbessert werden. 6 Strategie der Bundesregierung zur globalen Gesundheit
Handlungsrahmen des deutschen Engagements Deutschland tritt für ein werte- und regel Bundesregierung in der globalen Gesundheit und basiertes Handeln ein. Die Würde des M enschen, sind handlungsleitend für die Strategie. Dabei gilt Rechtsstaatlichkeit und Stabilität, Freiheit, Nachhaltigkeit als Leitbild, das unter Berücksich- Vielfalt und Solidarität und die Achtung der tigung der drei Dimensionen Soziales, Umwelt Menschenrechte sind gemeinsam mit den und Wirtschaft in allen politischen Belangen Prinzipien Demokratie und Partnerschaft die mitgedacht werden soll. Die handlungsleitenden Basis für das Engagement Deutschlands in der Prinzipien Mensch, Planet, Wohlstand, Frieden globalen Gesundheitspolitik. Die Agenda 2030 und Partnerschaft (People, Planet, Prosperity, für nachhaltige Entwicklung und insbeson- Peace, Partnership – „5 Ps“) sowie die Prämisse dere deren gesundheitsrelevante Ziele setzen „Niemanden zurücklassen“ sind den Zielen der den Rahmen des politischen Engagements der Agenda 2030 vorangestellt. Box 1: Agenda 2030. Das Gesundheitsziel und seine Verbindung zu a nderen Nachhaltigkeitszielen Mit der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung hat sich die Weltgemeinschaft die Aufgabe gestellt, bis 2030 weltweiten wirtschaftlichen Fortschritt im Einklang mit sozialer Gerechtigkeit und im Rahmen der ökologi- schen Grenzen der Erde zu gestalten. Gesundheit ist eines der 17 globalen Nachhaltigkeitsziele, der „Sustainable Development Goals“ (SDGs). SDG3 „Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern“ umfasst 13 spezifische Unterziele. Die wichtigsten Unterziele von SDG3 reichen von der Gesundheitsversorgung für alle, der Reduzierung übertragbarer und nichtübertragbarer Krankheiten, der Dienstleistungen im Bereich psychische Gesundheit sowie der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und Rechte (SRGR), der Prävention und Behandlung von Drogenmissbrauch und des übermäßigen Alkohol konsums, bis hin zum Management von globalen Gesundheitsrisiken sowie der Verringerung der Zahl der Erkrankungen durch Umweltbelastungen. Zusätzlich zu dem Gesundheitsziel verbessern Fortschritte bei 13 weiteren Nachhaltigkeitszielen die Gesundheitsergebnisse maßgeblich. Daher wird oftmals von „gesundheitsbezogenen Nachhaltigkeitszielen“ gesprochen. So tragen beispielsweise Bildung (SDG4), Ernährungssicherheit (SDG2), Wasser- und Sanitärversorgung (SDG6), die Gleichstellung der Geschlechter (SDG5) und d amit einhergehende Verbesserungen im Hinblick auf sexuelle und reproduktive Gesundheit sowie Klimaschutz (SDG13) zur Verbesserung der Gesundheit bei. Die angestrebte Verbesserung der Gesundheitsergebnisse weltweit steht dabei im engen Zusammenhang mit den anderen Nachhaltigkeitszielen. Alle 17 einzelnen Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 stehen in v ielfält iger Wechselwirkung zueinander und können nur erreicht werden, wenn auch bei den anderen Zielen Fortschritte erreicht werden. Die Agenda 2030 fordert zu einer ganzheitlichen und sektorübergreifenden Herangehensweise bei ihrer Umsetzung auf. Fachbereichsübergreifende Zusammenarbeit und Forschung sind notwendig, um eine robuste Grundlage für die Prioritätensetzung zu schaffen und negative Wechselwirkungen zu verhindern. So können Hindernisse für globale Gesundheit in anderen Politikbereichen angegangen, Zielkonflikte austariert, Synergieeffekte genutzt, Wirkungen erhöht und Kosten reduziert werden. 8 Strategie der Bundesregierung zur globalen Gesundheit
Der Zugang zu Gesundheitseinrichtungen, Die Bundesregierung: ärztlicher Behandlung oder zu Arzneimitteln und Impfstoffen steht längst nicht allen Menschen gleichermaßen offen, sondern wird setzt sich für den weltweiten Schutz und die oft von ökonomischen Faktoren, nationaler oder Förderung der Menschenrechte ein. sozialer Herkunft, Hautfarbe, Geschlecht oder anderen Faktoren bestimmt. Deutschland setzt Die Rechte auf Leben und das höchstmögliche sich international für Nichtdiskriminierung und erreichbare Maß an Gesundheit müssen geschützt Gleichbehandlung im Gesundheitssektor ein werden. Ziel der Arbeit der Bundesregierung mit dem Ziel, gesundheitliche Ungleichheit im Bereich globale Gesundheit ist es, dass das abzubauen und die Gesundheit aller insbesondere Menschrecht auf das höchstmögliche Maß an der marginalisierten und vulnerablen Bevölke- Gesundheit immer besser verwirklicht werden rungsgruppen zu schützen und zu fördern. kann. Staaten sind hier wie bei allen anderen wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechten dazu verpflichtet, die volle Verwirklichung setzt sich für gute Regierungsführung als des Rechts voranzutreiben (Progressionsgebot). Voraussetzung für die Verwirklichung des Dies soll auch durch internationale Hilfe und Schutzes und der Förderung des Menschen Zusammenarbeit geschehen. Besondere Auf- rechts auf das höchstmögliche erreichbare merksamkeit gilt der Förderung der Gleichbe- Maß an Gesundheit ein. rechtigung der Geschlechter, der Unterstützung von Frauen und Mädchen, dem Schutz sexueller Das beinhaltet die Förderung transparenter, und reproduktiver Gesundheit und Rechte und evidenzbasierter, effizienter und partizipativer der Bekämpfung von körperlicher, psychischer Entscheidungsprozesse, Verantwortlichkeit und sexualisierter Gewalt sowie dem Abbau von und Rechtsstaatlichkeit. Die Bundesregierung Stigmatisierungen, moralischen Verurteilungen bekämpft Korruption und fördert ein rechen- oder sogar Kriminalisierung, die den sicheren schaftspflichtiges, öffentliches Finanzwesen. Schutz vor Krankheiten für besonders vulnerable Gruppen erschweren. Auch beim globalen Gesundheitsschutz setzt sich die Bundesregierung setzt sich für Partizipation, Empowerment für einen menschenrechtsbasierten Ansatz ein. und Bedarfsorientierung ein. Partnerschaften finden auf Augenhöhe statt. setzt sich für die Einhaltung des humanitären Partner setzen dabei eigene Schwerpunkte und Völkerrechts und die Achtung der humani bauen unter Berücksichtigung und Einbeziehung tären Prinzipien ein. bestehender Strukturen nachhaltig Kapazitäten auf. Die aktive Teilhabe der Zivilgesellschaft Dies beinhaltet auch das Engagement für den und starke gemeindebasierte Strukturen unter Schutz humanitärer Helferinnen und Helfer und angemessener Berücksichtigung verschiedener des Personals im Gesundheitswesen. Bevölkerungsgruppen werden gefördert. Für eine bedarfsorientierte Versorgung spielt die Evidenz orientierung eine wesentliche Rolle, um einen setzt sich für diskriminierungsfreie, effektiven Mitteleinsatz sicherzustellen und den gendergerechte, inklusive und barrierefreie größtmöglichen Nutzen bei Vermeidung schäd Gesundheitsstrukturen und -dienste ein. licher Auswirkungen zu erreichen. Strategie der Bundesregierung zur globalen Gesundheit 9
Der „One Health“-Ansatz ist hier der geeignete nimmt das Gesamtsystem in den Blick. Ansatz, da er ein sektorübergreifendes, integra tives Management von Gesundheitsrisiken verfolgt. Im Fokus stehen hierbei die komplexen Aufgrund der Unteilbarkeit und Interdependenz Zusammenhänge der Gesundheit von Menschen der Menschenrechte muss ein ganzheitlicher und Tieren und der Schutz der Umwelt, die Ansatz verfolgt werden. So sind Gesundheit, interdisziplinär betrachtet werden. Die Berück- soziale und wirtschaftliche Entwicklung sowie sichtigung der Schnittstelle Mensch–Tier–Umwelt Sicherheit und Stabilität untrennbar miteinander ist insbesondere wichtig, um die Ursachen von verknüpft. Die Wechselwirkungen zwischen Gesundheitsrisiken und die gesundheitlichen verschiedenen Politikbereichen und Sektoren Auswirkungen des Klimawandels zu verstehen müssen aktiv angegangen und mit einem „Health und effektive Maßnahmen zur Pandemiepräven in All Policies“-Ansatz übergreifend bearbeitet tion, Verhinderung antimikrobieller Resistenzen werden. Dabei wird darauf geachtet, dass keine (AMR), Eindämmung vernachlässigter und unerwünschten Nebenwirkungen entstehen armutsassoziierter Tropenkrankheiten und für („do no harm“) und dass Strukturen geschaffen eine verbesserte Lebensmittelsicherheit zu und erhalten werden, die widerstandsfähig sind entwickeln. und den Anforderungen der Zukunft standhalten. 10 Strategie der Bundesregierung zur globalen Gesundheit
I. Strategische Prioritäten setzen Deutschland legt seinen Fokus auf systemorien Forschung und Innovation für globale tiertes Handeln und Schnittstellen, bei denen Gesundheit vorantreiben. durch gemeinsames und sektorübergreifendes Vorgehen ein größtmöglicher Erfolg erzielt werden kann. Dabei stehen Bereiche im Vorder- grund, in denen Deutschland sein politisches 1. Gesundheit fördern, Krankheiten Engagement, seine Expertise und Kompetenzen verhindern und adäquat begegnen bestmöglich einsetzen kann. Die Realisierung globaler Gesundheit erfordert ebenso wie die Gesundheitsförderung, Prävention und Erreichung der Ziele der Agenda 2030 eine deut- Gesundheitskompetenz haben entscheidenden liche Steigerung der Ambition und des Tempos Einfluss auf das Auftreten und den Verlauf von der Umsetzung. Als verlässlicher Partner wird nichtübertragbaren (NCD) und übertragbaren Deutschland Kontinuität gewährleisten und auf Krankheiten. In Anbetracht des demografischen Erreichtem aufbauen. Wandels setzt sich Deutschland gezielt für einen integrierten, gesundheitsorientierten und ganz- Da Gesundheitskrisen gravierende Auswirkungen heitlichen Präventionsansatz über die gesamte auf die Stabilität von Staaten und ganzen Regionen Lebensspanne ein, der den Einfluss der Lebens- haben können, gehört globale Gesundheitspolitik umwelt berücksichtigt und durch krankheits auch zum Engagement Deutschlands für eine spezifische Maßnahmen ergänzt wird. Dieser vorausschauende internationale Politik. Darunter Ansatz umfasst beispielsweise Gesundheits fallen auch eine Verbesserung der Gesundheits- förderung in den Lebenswelten der Menschen systeme und eine Stärkung der Pandemie und den Abbau von Zugangsbarrieren über die resilienz, um Krisenfolgen zu mindern. Dies Förderung von Geschlechtergerechtigkeit. entspricht dem erweiterten Sicherheitsbegriff der Bundesregierung, den sie auch im Sicherheits- Darüber hinaus gehören soziale Determinanten rat der VN verfolgt. wie Armut, Herkunft, Wohnverhältnisse und Bildung sowie Verhaltensweisen wie Tabak- und Alkoholkonsum, Bewegungsmangel, ungesunde Deutschland wird: Ernährung und Umweltfaktoren zu den Aspekten, die eng mit nichtübertragbaren Krankheiten und anderen gesundheitlichen Folgen verbunden Gesundheit und Prävention fördern, und durch innovative Ansätze anzugehen sind. sich für eine Minderung der gesundheit Außerdem verfolgt die Bundesregierung als lichen Folgen des Klimawandels einsetzen, weitere Ziele die Förderung von Bildung, die Prävention von körperlicher, psychischer und Gesundheitssysteme stärken und eine all sexualisierter Gewalt sowie die soziale, politische gemeine Gesundheitsversorgung mit einem und wirtschaftliche Teilhabe von Mädchen und diskriminierungsfreien Zugang für alle Frauen, einschließlich des Schutzes vor Kinder- ermöglichen, heirat, sexualisierter Gewalt und Genitalver- stümmelung. sich langfristig und umfassend für den Schutz der Gesundheit, einschließlich des Schutzes Vor dem Hintergrund, dass weltweit jährlich vor Epidemien und Pandemien, einsetzen Millionen von Menschen Unfälle am Arbeitsplatz und sein Engagement in der humanitären erleiden, an Berufskrankheiten und arbeitsbe- Gesundheitshilfe fortsetzen, dingten Erkrankungen leiden oder sogar sterben, Strategie der Bundesregierung zur globalen Gesundheit 11
braucht es zur Verbesserung der Sicherheit und Die Behandlung vieler Infektionskrankheiten des Gesundheitsschutzes bei der Arbeit einen wird durch die Zunahme von antimikrobiellen effektiven Arbeitsschutz, insbesondere auch Resistenzen erschwert. Verstärkte gemeinsame auf globaler Ebene. Hier ist die Internationale und koordinierte Bemühungen nach dem „One Arbeitsorganisation (ILO) eine wichtige norm Health“-Ansatz u. a. im Rahmen des globalen gebende Unterstützung. Aktionsplans „Global Action Plan for Healthy Lives and Well-being for All“ sind hier dringend erfor- Maßgebliche Risikofaktoren sollen, soweit wie derlich. Impfungen zählen zu den wirksamsten möglich, gemeinsam adressiert werden. Dadurch Maßnahmen, um Infektionskrankheiten vor- können Synergien genutzt und Doppelstrukturen zubeugen. Daher setzt sich die Bundesregierung vermieden werden. Im Mittelpunkt steht dabei für eine Ausdehnung von Impfprogrammen zur der Mensch, der zu einem gesunden Lebensstil Förderung eines gerechten Zugangs zu Impfstoffen befähigt werden soll. Das Finden, Verstehen ein. Durch wirksame Impfprogramme liegt und der Umgang mit gesundheitsrelevanten beispielsweise die endgültige Ausrottung von Informationen sind entscheidend für die Gesund Polio heute in greifbarer Nähe. Deutschland unter erhaltung und die Bewältigung von Krankheiten. stützt über sein Engagement bei der „Coalition Individuelle und Umgebungsfaktoren haben for Epidemic Preparedness Innovations“ (CEPI) auch einen maßgeblichen Einfluss auf den zudem die Entwicklung von Impfstoffen gegen Umgang mit digitalen Gesundheitsinforma besonders gefährliche oder neuartige Erreger. tionen. Die Bundesregierung fördert deshalb die Gesundheitskompetenz aller Altersgruppen und Geschlechter und insbesondere der vulnerablen Deutschland wird: Bevölkerungsgruppen. Im digitalen Zeitalter werden dabei vor allem soziale Medien und digitale Innovationen genutzt. die Wissensbasis und den internationalen Austausch zu Gesundheitsförderung, Bei der Eindämmung von Infektionskrankheiten P rävention und Gesundheitskompetenz setzt Deutschland auf die bereits sehr erfolg- international stärken und sich für ein reichen globalen Organisationen, Initiativen, politikübergreifendes gesundheitsförderndes Allianzen und Fonds, insbesondere den Globalen Engagement einsetzen. Fonds zur Bekämpfung von AIDS, Tuberkulose und Malaria (GFATM), die Impfallianz Gavi, Die Schaffung von Rahmenbedingungen, die die „Stop TB Partnership“, die Globale Initiative ein gesundes Aufwachsen und Leben sowie ein zur Ausrottung von Polio (GPEI), die „Global Altern in Würde und Selbstbestimmung fördern, Financing Facility for Women, Children and und insbesondere Konzepte zur Stärkung der Adolescents“ (GFF), die „Global Antibiotic Ernährungskompetenz sowie zur Bewegung und Research and Development Partnership“ (GARDP), Bewegungsförderung werden von Deutschland den „Combatting Antibiotic Resistant Bacteria international unterstützt. Um wirksame Präven- Accelerator“ (CARB-X) und den „Global Antimi- tion und Gesundheitsförderung zu ermöglichen, crobial Resistance Research and Development setzt sich die Bundesregierung für die notwen Hub“ sowie VN-Programme und Organisationen dige Zusammenarbeit der verschiedenen Politik wie das Gemeinsame Programm der Vereinten bereiche und Politikebenen ein. Deutschland Nationen für HIV/AIDS (UNAIDS), den Bevöl- wird die Wissensbasis dafür stärken, wie Menschen kerungsfonds der VN (UNFPA) und das Kinder- zu mehr körperlicher Aktivität motiviert werden hilfswerk der VN (UNICEF). Der GFATM, Gavi können. Auch unterstützt Deutschland in den und GPEI beispielsweise sind in ihren Arbeits- VN die Zusammenarbeit ihrer Organisationen bereichen zentrale Finanzierungspartner für und Fonds zu ausgewogener Ernährung, was ins- Programme vor Ort. UNAIDS hat bei der HIV- besondere mit Blick auf schwangere und stillende Eindämmung die zentrale Koordinierungsrolle Frauen relevant ist. Gesundheitsfördernde globale inne und integriert in ihrer multisektoralen Leitlinien und Prozesse für nachhaltige Ernäh- Zusammensetzung die weiteren verantwortlichen rungssysteme werden unterstützt. Flankiert VN-Organisationen und die Zivilgesellschaft. wird dieses Engagement durch Programme in 12 Strategie der Bundesregierung zur globalen Gesundheit
Partnerländern zu Ernährungssicherung, sicherem Deutschland beteiligt sich gezielt an internatio- Trinkwasser und verbesserter Sanitärversorgung nalen Programmen zur Erforschung antimikro- und durch interdisziplinäre Forschung vor Ort bieller Resistenzen und zur Entwicklung wirk- und in Deutschland zu der Frage, wie gesunde samer neuer Antibiotika. Die Bunderegierung Ernährung bereits bei Lebensmittelherstellung fördert die Umsetzung neuer multisektoraler und -vertrieb und durch das Zusammenwirken Präventionsansätze, stärkt weltweit entsprechende der Politikbereiche gefördert werden kann. Expertise und Strukturen und unterstützt Ein wichtiges Ziel ist die Unterstützung der Multi-Akteurs-Partnerschaften zur Bekämpfung Umsetzung der Tabakrahmenkonvention antimikrobieller Resistenzen. Partnerländern („Framework Convention on Tobacco Control“, wird multilaterale und bilaterale Unterstützung FCTC) als erstes weltweites Abkommen im bei der Entwicklung und Umsetzung nationaler Bereich Gesundheit. Ebenso werden die verschie- Aktionspläne angeboten, insbesondere in den denen Umweltfaktoren wie z. B. die Auswirkungen Bereichen Hygiene, Diagnostik, Regulierung und der Luftqualität auf die Gesundheit in den Surveillance sowie dem sachgerechten Antibio Blick genommen. Zudem wird Deutschland die tikaeinsatz. Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung auf der individuellen und strukturellen Ebene z. B. durch nationale und internationale Forschungs- die Forschung zu Impfstoffen, das Vorhalten initiativen fördern. von Impfstoffplattformen und die Aus dehnung von Impfprogrammen im eigenen Land und weltweit fördern. die normativ-leitende Rolle der WHO bei übertragbaren und nichtübertragbaren Mit der Weiterentwicklung von Impfstoffplatt- Krankheiten stärken und für eine Bünde formen, beispielsweise über die internationale lung der Kompetenzen zur Eindämmung Initiative CEPI in interepidemischen Phasen von nichtübertragbaren Krankheiten bei stärkt die Bundesregierung auch die Reaktions- der WHO eintreten. fähigkeit in neuen Gesundheitskrisen. Durch Impfprogramme wird die Ausbreitung von Der WHO kommt bei der Eindämmung von Infektionen eingedämmt. Deutschland setzt sich übertragbaren und nichtübertragbaren Krank- außerdem dafür ein, dass der gerechte Zugang heiten eine wichtige Rolle zu. Sie entwickelt und zu Impfstoffen (wie auch zu essenziellen Arznei vereinheitlicht Leitlinien, Standards und Me- mitteln) ermöglicht wird, um Infektionskrank- thoden für alle Akteure im Gesundheitsbereich. heiten einzudämmen, insbesondere in Ländern Deutschland spricht sich für einen integrativen mit einem schwachen Gesundheitssystem. Ansatz und eine Reduzierung paralleler, krank- Die Impfallianzen Gavi und GPEI sind hierfür heitsspezifischer Strukturen aus. zentrale Partner der Bundesregierung und nutzen auch gesundheitssystemstärkende Ansätze unter Maßgabe der WHO als koordinierender Instanz. sich für die Stärkung des Arbeitsschutzes im Rahmen der ILO einsetzen. erfolgreiche und aufeinander abgestimmte Deutschland unterstützt das Vorhaben, dass globale Partnerschaften und Fonds zur sichere und gesunde Arbeitsbedingungen in das Reduzierung von Infektionskrankheiten ILO-Rahmenwerk grundlegender Prinzipien und unterstützen. Rechte bei der Arbeit aufgenommen werden. Diese sind entscheidend, um die von übertrag baren Krankheiten verursachte Krankheitslast sein internationales Engagement zur bis zum Jahr 2030 wesentlich zu reduzieren. Die Reduzierung antimikrobieller Resistenzen Bundesregierung setzt sich hierbei für die Entwick- und zum Ausbau der Antibiotikaforschung lung und Verwirklichung eines Ansatzes ein, der verstärken. zugleich das Gesundheitssystem allgemein stärkt. Strategie der Bundesregierung zur globalen Gesundheit 13
sich gezielt für eine Berücksichtigung der engagiert mit Partnern die endgültige vernachlässigten und a rmutsassoziierten Ausrottung von Polio zügig umsetzen. Tropenkrankheiten in multilateralen Strategien und internationalen Foren Deutschland bleibt ein zentraler Unterstützer einsetzen sowie Forschung vorantreiben der Polio-Ausrottungsinitiative und nutzt die und Versorgung verbessern. Mitarbeit in den relevanten Gremien, um die Nachhaltigkeit der geschaffenen Kapazitäten Deutschland fördert eine leitende Rolle der WHO sicherzustellen. bei der Steuerung und Koordinierung der Ant- wort auf vernachlässigte und armutsassoziierte Tropenkrankheiten. Box 2: Antibiotikaresistenzen Antibiotikaresistenzen sind eine zunehmende Bedrohung für die globale Gesundheit. Sie bergen das Potenzial, weitreichende negative Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit sowie auf das Wachstum und die globale wirtschaftliche Stabilität zu haben. Deutschland hat das Thema Antibiotikaresistenzen während seiner G7- und G20-Präsidentschaft hoch auf die internationale Agenda gesetzt und wird sein Engagement hierzu weiter fortsetzen. Die Eindämmung der Entstehung und Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen kann nur sektorübergreifend wie im Rahmen der Tripartite Initiative von WHO, Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) sowie der Weltorgani sation für Tiergesundheit (OIE) erfolgen. Eine gute, weltweit geeignete Orientierung für das gemeinsame Handeln gibt der Globale Aktionsplan der WHO zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen. Darin enthalten sind Elemente wie der Aufbau von Surveillance-Systemen, die Stärkung der Infektionsprävention und des sachgerechten Antibiotikaeinsatzes, die Förderung der Kompetenzen des medizinischen Personals sowie die Unterstützung von Forschung und Entwicklung. Die Bundesregierung unterstützt mit Nachdruck die Umset- zung des Globalen Aktionsplans zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen der WHO basierend auf dem „One Health“-Ansatz. Die Bundesregierung unterstützt durch multi- und bilaterale Ansätze wie beispielsweise dem „Global Health Protection Programme“ (GHPP) andere Länder bei der Entwicklung und Umsetzung von nationalen Aktionsplänen und dem Auf- bzw. Ausbau von Surveillancesystemen, um die Überwachungs kapazitäten für Antibiotikaresistenzen auf- bzw. auszubauen. Die Bundesregierung ist ein zentraler Unterstützer der WHO im Bereich AMR. Sie hat u. a. die von der WHO erstellte „Priority Pathogens List“ für besonders bedrohliche bakterielle Erreger gefördert, die heute Orientierung für die Arbeit vieler Forschender ist. Als wichtige Grundlage für die Forschungspolitik im Bereich Antibiotika hat die Bundesregierung die Erstel- lung der WHO-Berichte über Antibiotika in der Entwicklung (sogenannte „Pipeline Reports“) unterstützt. Zur Belebung von Forschung und Entwicklung fördert sie bestehende globale Produktentwicklungspartnerschaften wie die „Global Antibiotic Research and Development Partnership“ (GARDP), den „Global Antimicrobial Resis- tance Research and Development Hub“ (Global AMR R&D Hub), die Gemeinsame Programminitiative zu Anti- biotikaresistenzen (JPIAMR), die Partnerschaft zur Beschleunigung der Bekämpfung von antibiotikaresistenten Bakterien durch biopharmazeutische Produkte (CARB-X), die Initiative Innovative Arzneimittel (IMI) sowie die Tuberkuloseallianz für neue Arzneimittel (TB Alliance) gegen Tuberkulose. Die Bundesregierung wird Forschung und Entwicklung im Bereich Antibiotika über diese und andere Initiativen auch zukünftig fördern. 14 Strategie der Bundesregierung zur globalen Gesundheit
2. Umwelt, Klimawandel Krankheiten auftreten – mit entsprechenden und Gesundheit ganzheitlich Konsequenzen für das Gesundheitswesen. Die Folgen des Klimawandels wirken sich auch angehen auf das Gesundheitssystem aus, z. B. wenn Gesundheit und Wohlbefinden sind auch abhängig Gesundheitseinrichtungen nicht ausreichend von Umweltbedingungen. Klimaveränderungen vor Sonneneinstrahlung, Hitze, Starkregen, haben vielfältige und teilweise unkalkulierbare Überschwemmungen geschützt sind. Auswirkungen auf die Gesundheit. Höhere Temperaturen, aber auch die verstärkte Nutzung Ziel der Bundesregierung ist es deswegen, Klima- bislang ungestörter Lebensräume und die damit und Umweltschutz im Sinne von Gesundheits- verbundene Nähe zu wildlebenden Tieren, können schutz voranzutreiben, d. h., für die Gesundheit das Risiko erhöhen, dass vom Tier auf den nachteilige Umwelt- und Klimaeinflüsse Menschen übertragbare Infektionskrankheiten zu erkennen, zu reduzieren und zugleich zur (Zoonosen) zunehmen oder in neuen Regionen Anpassung des Gesundheitsversorgungssystems auftreten. Auch Extremwetterereignisse wie an den Klimawandel und zur Minderung der z. B. Überflutungen können zur Zunahme von Klimawandelfolgen beizutragen. Diese Heraus- vektorenübertragbaren Krankheiten führen. forderungen müssen interdisziplinär und sektor- Der Klimawandel wirkt sich ebenso auf nicht- übergreifend bewältigt werden. übertragbare Krankheiten aus: So können z. B. Hitzewellen zu Gesundheitsbelastungen bis hin Gleichzeitig trägt der Gesundheitssektor derzeit zu (mehr) Todesfällen führen; die Anzahl an noch zur CO2-Emission bei. Der Gesundheits- zu versorgenden Menschen steigt; bestehende sektor sollte eine Vorreiterrolle einnehmen und Krankheiten können verstärkt werden; neue klimaneutral gestaltet werden. Box 3: Die gegenseitigen Wechselwirkungen zwischen Gesundheit, Klima und Umwelt erfordern interdisziplinäre und sektorübergreifende Ansätze Die negativen Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit wurden auch in der Präambel des Pariser Klimaschutzabkommens 2015 in Beziehung zu einem „Recht auf Gesundheit“ gesetzt. Die Verbesserung der globalen Gesundheit ist ein schlagkräftiges Argument für ambitionierte Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels. Der transdisziplinäre Ansatz, der gleichzeitig die menschliche Gesundheit und die politischen, ökonomischen und sozialen Systeme sowie den Zustand der natürlichen Systeme der Erde in den Blick nimmt, von denen die Zivilisation abhängt, wird als „Planetary Health“-Ansatz bezeichnet. Der „One Health“-Ansatz hingegen konzentriert sich stärker auf die Interaktion von Mensch, Tier und Umwelt, um die Entstehung globaler Gesundheitsrisiken zu verstehen und ihnen adäquat zu begegnen. Auch dieser interdisziplinäre und sektorübergreifende Ansatz betont, dass die gegenwärtige und zukünftige Gesundheit und das Wohlbefinden von Mensch und Tier abhängig davon sind, dass die Weltgemeinschaft Verantwortung für den Schutz der Umwelt übernimmt. Strategie der Bundesregierung zur globalen Gesundheit 15
als Vermittlerinnen und Vermittler zukommt Deutschland wird: und sie einen wichtigen Beitrag dazu leisten können, die gesundheitlichen, wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen von vulnerablen sich international und gemeinsam mit Bevölkerungsgruppen durch veränderte Umwelt- Partnerländern dafür engagieren, Gesund bedingungen zu thematisieren und Bewusstsein heitsrisiken durch Umweltfaktoren, die in einer breiteren Öffentlichkeit zu schaffen. Folgen des Klimawandels und des globalen Biodiversitätsverlustes zu erkennen und zu reduzieren und eine sektorübergreifende die Forschung zum Nexus Umwelt, Zusammenarbeit für Gesundheit zu fördern. K limawandel, Biodiversität, Gesundheit und Gesundheitssystem gezielt fördern Die Bundesregierung steht zu den Zielen für und ausweiten. nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030, den Verpflichtungen aus dem Pariser Klimaschutz Deutschland verstärkt die interdisziplinäre abkommen und zum Schutz der Artenvielfalt Forschung im Sinne eines „One Health“-Ansatzes und setzt sich international für deren sektor zu den Zusammenhängen von Umwelt- und übergreifende Umsetzung ein. Die Bundes- Klimaänderungen auf die Gesundheit sowie die regierung unterstützt durch Partnerschaften Forschung zu effizienten Präventions-, Anpas- andere Länder bei der Forschung zu Gesundheit, sungs- und Schutzmaßnahmen. Dabei sollen Klima und Umwelt, bei der Realisierung ihrer insbesondere Synergiepotenziale realisiert werden, Klima- und Nachhaltigkeitsziele und bei der die neben der Förderung von Gesundheit auch Absicherung vulnerabler Bevölkerungsgruppen positive Effekte auf Umwelt- und Klimaschutz gegen Folgen des Klimawandels. Deutschland haben, wie z. B. Änderungen im Mobilitäts- und wird Partnerländer in den Bereichen sicheres Ernährungsverhalten. Stärker in den Blick Trinkwasser, Sanitärversorgung, Abwasser genommen werden in dem Zusammenhang management, Verbesserung der Luftqualität, auch die Auswirkungen des Klimawandels auf Ernährungssicherung, Verbraucherschutz und die Ernährungs- und Trinkwassersicherheit. Da beim kommunalen Umwelt- und Klimaschutz Umwelttechnologien wie erneuerbare Energien unterstützen. Deutschland wird sich dafür die Gesundheit von Mensch und Umwelt maß- engagieren, dass mögliche gesundheitliche Aus- geblich verbessern können, wird Deutschland wirkungen durch den Verlust der Artenvielfalt verstärkt in deren Entwicklung investieren. und entsprechender Habitate frühzeitig erkannt Die Umsetzung des Pariser Klimavertrages ver- und vermindert werden. ringert das Risiko des Auftretens invasiver Arten, die zunehmend in Gebiete außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes einwandern. sich dafür einsetzen, dass insbesondere Die Forschungsinitiative zum Erhalt der Arten- den gesundheitlichen Auswirkungen des vielfalt setzt auf die Bewahrung, Wiederherstellung Klimawandels stärker international ent und nachhaltige Nutzung intakter Ökosysteme, gegengewirkt wird, und sein Engagement so dass direkte Kontakte zwischen Mensch und in diesem Bereich gezielt ausbauen. Wildtier minimiert werden. Deutschland unterstützt hierbei einen inter- nationalen Austausch von Forschungs- und ein sicheres Chemikalienmanagement „Best Practice“-Ansätzen, z. B. zu Regulierungen weltweit fördern. für sauberere Luft, zur Energieversorgung von Gesundheitseinrichtungen mithilfe erneuerbarer Die Bundesregierung wird ihr bestehendes Energien und zur Erstellung von Hitzeaktions- Engagement für Chemikaliensicherheit weiter plänen. Außerdem gilt es, Gesundheitsfachkräfte, ausbauen und sich für eine effektive und schnelle Katastrophenschutzpersonal, Lehrkräfte und Umsetzung des internationalen Chemikalien Angehörige anderer Berufe entsprechend zu managements nach dem Jahr 2020 und des sensibilisieren, da diesen eine wichtige Rolle WHO-Chemikalienfahrplans einsetzen. Auch 16 Strategie der Bundesregierung zur globalen Gesundheit
wird sich Deutschland für die Umsetzung Chemikalien im Körper, um Wissen und nach weiterer internationaler Abkommen im Bereich Geschlechtern disaggregierte Daten für zielgrup- gefährlicher Substanzen (u. a. Pestizide) ein- penspezifische Risikominderungsstrategien zu setzen. Zudem wird Deutschland sich für ein generieren. Deutschland unterstützt auch das besseres Management von Abfällen aus Gesund- Monitoring und Forschungsprojekte zum globalen heitseinrichtungen einsetzen. Vorkommen von Arzneimitteln in der Umwelt. Deutschland fördert zudem das Europäische Zentrum für Umwelt und Gesundheit (ECEH) der die Generierung von Wissen und Daten für WHO für die Identifizierung und Bewältigung Risikominderungsstrategien unterstützen. umweltbedingter Gesundheitsrisiken und setzt sich für eine breitere Ausstrahlungswirkung der Gemeinsam mit Europa und in Zusammenarbeit Arbeit des Zentrums ein. Grundsätzlich sollten mit der chemischen Industrie erprobt Deutsch- Vorsorge- und Verursacherprinzip weltweit land neue Methoden. Das sogenannte „Human handlungsleitend werden, um Umwelt und Biomonitoring“ misst die Konzentration von Gesundheit besser zu schützen. Box 4: Europäisches Zentrum für Umwelt und Gesundheit (ECEH) Das im Jahr 1991 eingerichtete ECEH der WHO in Bonn fungiert als wissenschaftliches Kompetenzzentrum des WHO-Regionalbüros für Europa. Es versorgt die Mitgliedstaaten mit Evidenz zu bestehenden und neuen umweltbedingten Gesundheitsrisiken, entwickelt entsprechende Leitlinien (z. B. zu Luftgüte und Lärmbelastung) und unterstützt die Mitgliedstaaten bei der Erstellung und Umsetzung von Konzepten zur Risikobewältigung. Die Bundesregierung unterstützt das Mandat der WHO im Bereich Umwelt und Gesundheit und unterstreicht mit ihrem Engagement für das ECEH die Bedeutung des Umweltschutzes für Gesundheit. 3. Gesundheitssysteme stärken ist dabei der Schlüssel für die Erreichung einer allgemeinen Gesundheitsversorgung. Deutsch- Allgemeine Gesundheitsversorgung („Universal land setzt sich hier für einen systemorientierten Health Coverage“, UHC) bedeutet: Alle Bevölke- Ansatz ein. Eine verbesserte Leistung und höhere rungsgruppen haben Zugang zu allen notwendigen, Widerstandsfähigkeit von Gesundheitssystemen angemessenen und qualitativ hochwertigen erfordern nationale, regionale und globale Gesundheitsdiensten, und zwar ohne Barrieren Maßnahmen in den drei miteinander verbundenen und Diskriminierung sowie unabhängig von Politikbereichen: Leistungserbringung, Gesund- ihren finanziellen Mitteln. Gesundheitsdienste heitsfinanzierung und Steuerung. Dabei unter- decken dabei nicht nur die Behandlung von stützt Deutschland die Ausrichtung auf inklusive Krankheit, sondern auch Gesundheitsförderung Gesundheitsstrukturen, bei denen der Mensch („Health Promotion“), Prävention, Rehabilitation im Mittelpunkt steht. Spezialisierte Gesundheits- und Palliativversorgung ab. dienste werden so in das System integriert, dass sie das gesamte Gesundheitssystem stärken. Das Ziel der Staatengemeinschaft ist es, eine Gesundheitsdienste zum Schutz und zur allgemeine Gesundheitsversorgung inklusive Förderung der reproduktiven und sexuellen Schutz vor finanziellen Härten für alle Menschen Gesundheit werden als zentrale Bausteine bis zum Jahr 2030 zu erreichen. Mit der politischen solcher essenziellen Dienste betrachtet. Gerade Erklärung der VN über allgemeine Gesundheits- diese Dienste haben weitreichende Wirkungen versorgung aus dem Jahr 2019 verpflichteten sich über den Gesundheitsbereich hinaus: So haben Regierungen weltweit, ihre Anstrengungen zur beispielsweise durch den Zugang zu modernen Verwirklichung von Gesundheit für alle zu inten- Methoden der Familienplanung Mädchen sivieren. Die Stärkung von Gesundheitssystemen und Frauen mehr Kontrolle über ihr eigenes Strategie der Bundesregierung zur globalen Gesundheit 17
Leben, bessere Chancen auf eine längere und Grundversorgung für die Bevölkerung bereitstellen ununterbrochene Schulausbildung und somit zu können und sie vor finanziellen Risiken durch mehr Möglichkeiten der beruflichen Ausbildung, hohe Gesundheitsausgaben zu schützen, wird bessere wirtschaftliche Perspektiven und es immer wichtiger, vorhandene Ressourcen eine verbesserte Chance auf gesellschaftliche bestwirksam einzusetzen und eine nachhaltige, Teilhabe. zielgruppenspezifische und solidarische Gesund- heitsfinanzierung auszubauen. Dabei ist eine Unter anderem durch Bevölkerungswachstum, klare Priorisierung von Diensten zur Prävention Alterung und neue Gesundheitsrisiken verän- und Früherkennung von Krankheiten wie auch dern sich die Anforderungen an Gesundheits- zur Vorbeugung und Kontrolle von Epidemien systeme. Um eine ausreichende gesundheitliche unabdingbar. 18 Strategie der Bundesregierung zur globalen Gesundheit
und Unterstützung der Einrichtung nationaler Deutschland wird: und regionaler Zulassungs- und Überwachungs- behörden, die Stärkung von Verwaltung und Infrastruktur oder die Unterstützung der Aus- sein internationales Engagement zur und Fortbildung von Gesundheitsfachkräften Stärkung von Gesundheitssystemen inten und bei der Schaffung von Arbeitsplätzen im sivieren. Gesundheitssektor beinhalten. Die Förderung nachhaltiger digitaler Transformationsprozesse Auch von den multilateralen und internationalen zur Verbesserung der allgemeinen Gesundheits- Akteuren aller Politikfelder wird Deutschland versorgung wird dabei als integraler Bestandteil weiterhin eine systemstärkende Arbeitsweise für unterstützt (im Sinne von „digital by default“). die globale Gesundheit einfordern. Weiter wird Deutschland Wissenstransfer und Netzwerke zu Patientensicherheit in Wissen- schaft, Politik und Praxis fördern. Die von sich international und mit Partnerländern Deutschland ins Leben gerufenen globalen für diskriminierungsfreie Gesundheits Gesundheitsministergipfel zu Patientensicher- dienste und die Verwirklichung der sexu heit sind dafür ein wichtiger Ankerpunkt. Die ellen und reproduktiven Gesundheit und Anerkennung von Patientensicherheit als einem Rechte einsetzen. prioritären Gesundheitsziel durch die WHO und ihre Aufnahme in den Themenkanon der G20 Ziel ist es, gesundheitliche Ungleichheit abzu verstärken die deutschen Initiativen zur Verbes- bauen und die Gesundheit von Frauen, Jugend- serung der Patientensicherheit. Außerdem wird lichen und Kindern, Menschen mit Behinde Deutschland die Zivilgesellschaft stärken, etwa rungen und anderen marginalisierten und indem sie in Entscheidungsgremien aufgenommen v ulnerablen Bevölkerungsgruppen zu schützen wird, sowie Regulierungsmechanismen auf und zu fördern. Gemeinsam mit anderen Ländern bauen und unterstützen, damit Patientinnen und wird sich Deutschland auch weiterhin in inter- Patienten ihre Rechte einfordern können. nationalen Prozessen und vor Ort für den universellen Zugang zu Diensten der sexuellen und reproduktiven Gesundheit, den hiermit sich für kontinuierlichen, gerechten Zugang verbundenen Rechten und den Schutz vor körper zu sicheren Impfstoffen, Arzneimitteln, licher, psychischer und sexualisierter Gewalt Medizinprodukten und Medizintechnik einsetzen. Die Unterstützung von Partnerländern engagieren. in anderen relevanten Bereichen, wie beispiels- weise im Bildungsbereich bei der Realisierung Dabei wird ein systemorientierter Ansatz ver- umfassender Sexualaufklärung an Schulen, folgt, der Forschung und Entwicklung, Sicher- ergänzt das Engagement Deutschlands. stellung von Wirksamkeit und Unbedenklichkeit der Impfstoffe, Arzneimittel, Medizinprodukte, Hilfsmittel und Medizintechnik, die Qualität Partnerländern Unterstützung beim Ausbau der Produktion und Aufbewahrung und die flächendeckender, sicherer, nichtkrank lokale Verfügbarkeit, den gerechten Zugang und heitsspezifischer, qualitativ hochwertiger die Bezahlbarkeit sowie die Sicherung geistiger und akzeptabler Gesundheitsdienste für alle Eigentumsrechte unter Beachtung der entspre- Menschen vor Ort anbieten. chenden internationalen Abkommen umfasst. Die geistigen Eigentumsrechte betreffend, nimmt Deutschland wird hierbei die Verbesserung von die Weltorganisation für geistiges Eigentum Versorgungsqualität und Patientensicherheit in (WIPO) als Sonderorganisation der VN eine zen- den Blick nehmen. Diese Unterstützung kann trale Rolle ein. In diesem Zusammenhang setzt je nach Bedarf des Partnerlandes b eispielsweise sich Deutschland für eine enge Zusammenarbeit Prozessunterstützung bei der Entwicklung von WHO, WIPO und der Welthandelsorganisa- nationaler Strategien, die Stärkung von Systemen tion (WTO) ein. Deutschland wird sich verstärkt zur gesundheitlichen Aufklärung, die Beratung gegen Arzneimittelfälschungen und Arzneimittel Strategie der Bundesregierung zur globalen Gesundheit 19
von minderer Qualität und für mehr Aufklärung 4. Gesundheit schützen – grenz von Patientinnen und Patienten einsetzen. überschreitenden Gesundheits Deutschland wird auch intensiver mit den zu- gefahren begegnen ständigen Behörden in der Europäischen Union (EU) und weltweit zusammenarbeiten und sich Deutschland wird sein starkes Engagement für dafür einsetzen, dass weltweit ein gerechter den globalen Gesundheitsschutz weiter in- Zugang zu Impfstoffen, Arzneimitteln und tensivieren und die humanitären Folgen von Medizinprodukten ermöglicht wird. Gesundheitskrisen noch besser und effektiver bekämpfen. Die Cholera-Epidemie im Jemen seit dem Jahr 2017, der Ebola-Ausbruch in Westafrika sich national und international für die (in den Jahren 2014 bis 2016) und im Osten wissensbasierte Information für Patientin der Demokratischen Republik Kongo (in den nen und Patienten engagieren. Jahren 2018 bis 2020), die Zikavirus-Epidemie in Lateinamerika (in den Jahren 2015 bis 2016), das Dabei wird im gemeinsamen Einsatz mit Partnern erstmalige Auftreten von MERS (seit dem Jahr aus Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft 2012), zahlreiche andere Ausbrüche in anderen darauf hingearbeitet, Patientinnen und Patienten Ländern und die COVID-19-Pandemie bedeuten auf der Grundlage von wissenschaftlichen eine einschneidende Zäsur für die internationale Erkenntnissen über Gesundheitsfragen aufzu Gemeinschaft. Die COVID-19-Pandemie hat die klären und Gesundheitsschäden, die durch vielen Auswirkungen verdeutlicht, die mit einer gefährliche Falschmeldungen entstehen können, globalen Gesundheitskrise verbunden sind. Die zu verhindern. gesundheitlichen und sozioökonomischen Folgen betreffen alle Lebensbereiche. In humanitären Krisenkontexten sind die Auswirkungen von Partnerländer entsprechend ihrem Bedarf Krankheitsausbrüchen auf die betroffene Be- beim Aufbau nachhaltiger, solidarischer völkerung besonders dramatisch. Entsprechend Gesundheitsfinanzierung und beim wirk müssen sich alle Politikbereiche mit der Bewäl- samen Ressourceneinsatz unterstützen. tigung der Krise und der Linderung ihrer Folgen beschäftigen und gemeinsam an übergreifenden Deutschland bietet Partnerländern U nterstützung Lösungen arbeiten. Insbesondere aus der Ebola- beim Aufbau sozialer Absicherungssysteme gegen Epidemie in Westafrika wurden Lehren für künf- Krankheitskosten an, die einen Zugang a ller tige Krankheitsausbrüche gezogen, die bereits Menschen zum Gesundheitssystem unabhängig positiven Einfluss auf das Handeln hinsichtlich von ihren finanziellen Mitteln gewährleisten. der COVID-19-Pandemie hatten. Deutschland Weitere Schwerpunkte Deutschlands liegen auf hat sein Engagement zur Verbesserung der inter- der Unterstützung der Mobilisierung von Eigen- nationalen Reaktionsbereitschaft und -fähigkeit einnahmen für Gesundheit, auf einer Stärkung wesentlich gesteigert und ist einer der zentralen der interministeriellen Zusammenarbeit in der Geber unter den finanziellen Unterstützern des Gesundheitsfinanzierung für einen strategischen „Global Humanitarian Response Plan“ der VN. Mitteleinsatz, auf dem Aufbau rechtmäßiger, Die Bundesregierung wird die in den Ressorts transparenter, gendersensibler sowie entwick- bestehende Expertise und vorhandenen Instru- lungsorientierter öffentlicher Finanzwesen und mente nutzen, um ein noch besser aufeinander auf dem Kampf gegen Korruption im Gesund- abgestimmtes Vorgehen mit ganzheitlichem heitssektor. A nsatz sicherzustellen und den Schutz von Gesundheit weltweit weiter zu stärken. Deutschland setzt sich international für die Stärkung der WHO, insbesondere für deren Führungsrolle und Unabhängigkeit, sowie für die Weiterentwicklung der „Internationalen 20 Strategie der Bundesregierung zur globalen Gesundheit
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