Humanité - Lebensfreude erhalten - 2| 2018 - Schweizerisches Rotes Kreuz
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Humanité 2 | 2018 Entlastung für pflegende Angehörige Lebensfreude erhalten Nepal Ein Brunnen allein hilft noch nicht Kindertherapie am Ambulatorium SRK Das Schlimmste mit Kinderaugen sehen Menstruationshygiene Würde für Frauen
4 14 20 24 17 26 4 REPORT – Entlastung für pflegende Angehörige Lebensfreude erhalten Impressum 8 Das Leben ist Veränderung Humanité 2/2018 Juni 2018 ISSN 1664-1159 12 ÜBERZEUGT – Nachhaltigkeitsziele der Foto Titel und Rückseite: Remo Nägeli UNO-Agenda 2030 Herausgeber: Schweizerisches Rotes Kreuz, Für die Zukunft sorgen Rainmattstrasse 10, Postfach, 3001 Bern Telefon 058 400 41 11, info@redcross.ch, www.redcross.ch 14 FÜR SIE DA – Kindertherapie am Ambulatorium Spenden: Postkonto 30-9700-0 IBAN CH97 0900 0000 3000 9700 0 für Folter- und Kriegsopfer SRK Beratung für Legate: Telefon 058 400 42 83 Das Schlimmste mit Kinderaugen sehen Adressänderungen: E-Mail an pf.service@redcross.ch oder Telefon 058 400 44 64 Redaktionsadresse: Schweizerisches 17 VOR ORT – Nepal Rotes Kreuz, Redaktion Humanité, Postfach, 3001 Bern, Ein Brunnen allein hilft noch nicht humanite@redcross.ch, www.magazin-humanite.ch Redaktion: Tanja Reusser (Redaktionsleitung), Célia Francillon (Gesundheit und Integration), Daniela Mathis (Internationale 20 ERLEBT – Gönnerreise nach Laos Zusammenarbeit), Joëlle Scacchi (Kommunikation), Katharina Schindler (Internationale Zusammenarbeit), Katrin Schöni Mit herzlicher Empfehlung (Gesundheit und Integration), Carmen Steimann (Internatio- nale Zusammenarbeit), Dagmar Wurzbacher (Marketing) Mitarbeitende dieser Ausgabe: Patrick Bondallaz, 24 ENGAGIERT – Ueli Bärtschi, Freiwilliger der SLRG Markus Mader, Marco Ratschiller, Franziska Ruloff, Rita Röösli, Bettina Ugolini Engagiert wie ein Vater Abo-Kosten: Das Abonnement kostet CHF 6.– pro Jahr und ist für SRK-Gönnerinnen und SRK-Gönner im Beitrag enthalten. 26 ZUR SACHE – Menstruationshygiene Erscheinungsweise: vier Mal jährlich Sprachen: deutsch, französisch und italienisch Würde für Frauen Gesamtauflage: 145 233 Bildrechte aller Fotos ohne Hinweis: Schweizerisches Rotes Kreuz 29 KREUZ & QUER Übersetzungen: Übersetzungsdienst SRK Layout, Lektorat und Druck: Vogt-Schild Druck AG, Kin khau läo boo? Derendingen Rätsel/Cartoon Nächste Ausgabe: August 2018 PERFORM ANCE neutral Drucksache No. 01-18-274921 – www.myclimate.org © myclimate – The Climate Protection Partnership Für Humanité wird ausschliesslich Recyclingpapier verwendet, das aus 100 % Altpapier hergestellt wur- de. Dies schont Ressourcen und somit die Umwelt. 2 Humanité 2/2018
© Roland Blattner EDITORIAL Der Kreis des Lebens Liebe Leserin, lieber Leser Mit persönlichem Interesse habe ich auf Seite 8 gelesen, wie sich die Eltern-Kind- Beziehung verändert. Während meine Tochter Anfang Jahr ihren eigenen Haushalt gegründet hat, erfordert meine 80-jährige Mutter aus gesundheitlichen Gründen seit Kurzem immer mehr Betreuung. Mir wird bewusst, dass wir als Eltern besser darauf vorbereitet sind, unseren Kindern Eigenverantwortung zu übertragen, als den Eltern ihre Autonomie immer noch zu lassen, wenn sie unsere Hilfe brauchen. Die Empfeh- lungen für ein gutes Gelingen der Eltern-Kind-Beziehung von Frau Dr. Ugolini nehme ich mir deshalb gerne zu Herzen. Das SRK bietet durch seine Kantonalverbände für jeden Lebensabschnitt eine Form von Entlastung. Übersichtlich dargestellt auf der Internetplattform des SRK dienstleistungen.redcross.ch Der Lebensabschnitt zwischen Pubertät und Menopause ist für Frauen in den ärmsten Regionen der Welt während mehreren Tagen im Monat eine riesige Herausforderung. Was tut das Rote Kreuz, um Frauen Würde und gleiche Chancen zu ermöglichen, wenn es keine Hygieneartikel gibt? Lesen Sie unseren Beitrag auf Seite 26 über ein Tabuthe- ma, das keines sein sollte. Ich danke Ihnen bestens für Ihr Interesse und Ihre Unterstützung. Herzliche Grüsse Markus Mader Direktor des Schweizerischen Roten Kreuzes Humanité 2/2018 3
REPORT Entlastung für pflegende Angehörige Lebensfreude erhalten Heute trinkt Marlyse Vonlanthen den Nachmittagskaffee mit Yvette Dousse vom Entlas- tungsdienst für Angehörige des Freiburgischen Roten Kreuzes. Die 86-Jährige ist schwer an Parkinson erkrankt und fast rund um die Uhr auf Hilfe angewiesen. Die beiden Töchter tun alles dafür, dass ihre Mutter weiterhin zu Hause leben kann. Der Entlastungsdienst des Roten Kreuzes verschafft den pflegenden Angehörigen die einzigen Verschnaufpau- sen. Damit auch nach jahrelanger Doppelbelastung die Lebensfreude nicht verloren geht. TEXT: JOËLLE SCACCHI BILDER: REMO NÄGELI 4 Humanité 2/2018
REPORT D ie 47-jährige Isabelle Pratillo macht sich Sorgen um ihre Mutter. Sie würde ihr so sehr wünschen, dass es ihr besser ginge und sie wieder allei- ne laufen könnte. Doch sie muss den Tatsachen ins Auge sehen: Ihre Mutter ist 86 Jahre alt und wird auch mit der besten Pflege nie mehr ganz gesund werden. Denn sie leidet an der heimtü- ckischen Parkinson-Krankheit, die das Nervensystem angreift und manchmal sogar ihre Atmung behindert. Isabelle Pratillo und ihre 52-jährige Schwester Anne-Claude Vonlanthen haben sich entschieden, ihre Mutter so lange als möglich zu Hause zu betreuen. Das liegt für sie auf der Hand und entspricht auch dem Wunsch ihrer Mutter. Denn Marly- se Vonlanthen hat zwar Schwierigkeiten beim Sprechen und braucht etwas Zeit, um sich zu äussern. Doch sie ist geis- te. Die beiden stehen rund um die Uhr auf Abruf bereit. «Falls nötig stehe ich auch nachts um zwei auf, um Mama zur Toilette zu begleiten», erklärt Anne- Claude Vonlanthen. Zum Glück wohnt sie im gleichen Quartier. Sicherheitshal- ber hat sie dennoch dafür gesorgt, dass ihre Mutter den Rotkreuz-Notruf am Handgelenk trägt. Bei der gemeinsamen Arbeit in der win- zigen Wohnung lachen die Töchter viel und ziehen auch ihre Mutter auf. Diese scheint ihnen nicht nur ihre Charakter- stärke, sondern auch ihren Sinn für Hu- mor und ihre Offenheit vererbt zu ha- ben. Ihre gute Laune wirkt ansteckend, obwohl die Töchter zugeben, dass es Marlyse Vonlanthen schätzt das Mittagessen zu Hause in Gesellschaft von Tochter Isabelle auch Tage gibt, die nicht so einfach sind. Pratillo umso mehr, da sie weiss, dass es nicht selbstverständlich ist «Seit neun Jahren war ich nicht mehr in den Ferien. Da trifft es sich gut, dass tig völlig präsent und immer noch sehr zusammen. Es ist wichtig für sie, dass ich mir nichts aus Ferien mache», witzelt schlagfertig. Sie liest jeden Tag die Zei- er da ist, obwohl er selbst gesundheit- Anne-Claude Vonlanthen, die 80 Pro- tung und gönnt sich ab und zu einen lich schwer angeschlagen ist. Vor etwa zent als Pflegehelferin arbeitet. Blick in die Regenbogenpresse. acht Jahren hatte Marlyse Vonlanthen erstmals Schwierigkeiten beim Kochen Zwischen Sorgen und Humor Der einzige Wunsch und Haushalten. Seither greifen ihr die Als Yvette Dousse vom Entlastungs- Zusammen mit ihrem Sohn lebt Marlyse Töchter ganz selbstverständlich unter dienst für Angehörige des Freiburgi- Vonlanthen in einer kleinen Wohnung die Arme. Unterdessen wurde der Alltag schen Roten Kreuzes eintrifft, steigt die im fünften Stock eines Mehrfamilien- für die Mutter immer beschwerlicher. Stimmung weiter. Zwischen den Frauen hauses im Juraquartier in Freiburg. Sie Ihre Töchter, die beide berufstätig sind, fliegen die Frotzeleien hin und her. Die hat nur einen Wunsch: weiterhin hier helfen ihr nun abwechselnd beim Auf- Pflegehelferin löst die beiden Schwes- wohnen können, umgeben von ihrer stehen, bei der Fortbewegung, bei der tern an zwei Nachmittagen pro Woche Familie und den vertrauten Sachen. Ihr Körperpflege, beim Gang zur Toilette bei der Betreuung von Marlyse Von- Sohn lebt schon seit Langem mit ihr und beim Einnehmen der Medikamen- lanthen ab. Sie gehen zusammen spa- 6 Humanité 2/2018
REPORT Auch Tochter Anne- Claude Vonlanthen KURZ BEFRAGT ist Pflegehelferin und weiss, wie sie VALÉRIE UGOLINI ihrer Mutter helfen Die 50-Jährige leitet kann, wenn sie an den Entlastungs- Atembeschwerden dienst für Familien leidet des Freiburgischen Roten Kreuzes. KÖNNEN PFLEGEHELFERINNEN SRK AUCH PFLEGELEISTUNGEN ÜBERNEHMEN? Im Lehrgang wurden sie dafür aus- gebildet. Doch für die Grundpflege, – dazu gehören beispielsweise Verbän- Marlyse Vonlanthen de, Hilfe beim Duschen, Essen usw. braucht Unterstüt- – die von der Krankenversicherung zung beim Aufste- übernommen wird, sind die Spitex- hen und Gehen – sie organisationen im Kanton zuständig. braucht daher fast Aber Pflegehelferinnen SRK wissen, rund um die Uhr wie sie bei einem Problem reagieren Betreuung müssen. Sie betreuen die ältere oder kranke Person während mehreren Stunden und helfen ihr bei der Fort- zieren, lesen die Zeitung und machen auf uns angewiesen ist», erklärt Anne- bewegung und beim Essen. Entspre- Einkäufe im Supermarkt um die Ecke. Claude Vonlanthen. chend dem Gesundheitszustand der Frau Vonlanthen ist im ganzen Quar- Den Töchtern ist es wichtig, ihre Mutter betreuten Person unternehmen sie tier bekannt und wird liebevoll «Mémé» selbst zu betreuen. Die einzige externe verschiedene Aktivitäten mit ihr. (Oma) genannt. Sie hat so viele Kinder Person, der sie vertrauen, ist die Pfle- WELCHER TARIF WIRD FÜR DIESE heranwachsen sehen. Ihre eigenen gehelferin des Roten Kreuzes. Sie wis- LEISTUNGEN VERLANGT? sen nur zu gut, dass ihre Mutter nicht In Freiburg hängt der Preis vom Ein- Die einzige externe Person, ins Pflegeheim möchte. Vor drei Jah- kommen und Vermögen der betreuten der sie vertrauen, ist die Pflege- ren wurde ihnen das drastisch vor Au- Person ab. Er bewegt sich zwischen helferin des Roten Kreuzes. gen geführt. Damals hatte sich Marlyse 25 und 42 Franken pro Stunde. Bei sehr schweren Fällen wie bei einer Vonlanthens Gesundheit plötzlich stark Demenz wenden wir momentan einen musste sie weitgehend alleine gross- verschlechtert. Sie musste in ein Spital Spezialtarif von 15 Franken an. Jeder ziehen, denn ihr Mann starb, als Isa- eingewiesen werden, wo die Diagnose Kantonalverband legt die Tarife selbst belle, die Jüngste, erst neun Jahre alt Parkinson gestellt wurde. Danach wur- fest. Pflegenden Angehörigen mit be- scheidenem Einkommen gewährt der war. Marlyse Vonlanthen und ihre drei de sie in ein Pflegeheim verlegt. Über- Kanton Freiburg eine Pauschalentschä- Kinder stehen sich sehr nahe. «Meine zeugt, sie würde in diesem Heim bleiben digung von höchstens 25 Franken pro Mama hat immer alles für uns getan. Sie und dort sterben, weigerte sich Marlyse Tag. Denn letztlich bedeutet es für den hat Enormes geleistet. Nun ist sie es, die Vonlanthen, zu essen. Innerhalb von drei Kanton eine erhebliche Einsparung, wenn die pflegebedürftige Person zu Monaten nahm sie 17 Kilo ab. Ihre Fa- Hause betreut wird. milie musste machtlos mitansehen, wie APROPOS sie immer schwächer wurde. Schliesslich WAS RATEN SIE PFLEGENDEN Letztes Jahr haben die Rotkreuz-Kan- setzte Anne-Claude Vonlanthen alles auf ANGEHÖRIGEN? tonalverbände während insgesamt eine Karte und stellte ihre Mutter vor ein Zögern Sie nicht, Hilfe zu suchen beim 243550 Stunden pflegende Ange- SRK Ihres Wohnkantons. Entlastungs- hörige entlastet: 190730 Stunden Ultimatum: «Du hast die Wahl: Entwe- angebote für pflegende Angehörige wurden durch Pflegehelferinnen SRK der du isst wieder, damit wir dich nach bietet jeder SRK-Kantonalverband an. geleistet, der Rest durch Freiwillige. Hause nehmen können. Oder du machst Sie sind aber von Kanton zu Kanton 25 Prozent dieser Stunden wurden so weiter. Dann kann ich nichts mehr für verschieden, auch die Tarife variieren. zur Entlastung von Familien einge- Man findet aber immer eine bezahl- setzt, die eine an Demenz erkrankte dich tun.» Einige Wochen darauf konnte bare Lösung. Die Angaben zu Ihrem Person betreuen. Dank einem gross- sie sie nach Hause nehmen. Anne-Claude Kantonalverband und eine Übersicht zügigen Unterstützungsbeitrag von Vonlanthen fiel es sehr schwer, so mit der Angebote in Ihrem Kanton finden Johnson & Johnson und Spendengel- ihrer geschwächten Mutter zu sprechen. Sie im Internet auf der links unten auf- dern kann das SRK Entlastungdiens- geführten Webseite. Die SRK-Kantonal- Beim Gedanken an dieses Gespräch hat te zu Stundenansätzen anbieten, die verbände sind kompetent und beraten in jedes Budget passen. sie noch heute Tränen in den Augen. pflegende Angehörige individuell. ➔ dienstleistungen.redcross.ch Humanité 2/2018 7
REPORT Respekt vor der Biografie der Eltern – das trägt dazu bei, dass die künftige Rollenverteilung gelingt Eltern-Kind-Beziehung über die Lebensspanne Das Leben ist Veränderung Die Eltern-Kind-Beziehung durchläuft im Laufe des Lebens immer wieder neue Phasen. Fast alle Söhne oder Töchter befassen sich ab dem vierzigsten Lebensjahr irgendwann mit der Frage der Betreuung und Pflege ihrer betagten Eltern. Was sollten wir darüber wissen, da- mit wir mit den Veränderungen umgehen können? TEXT: BETTINA UGOLINI BILDER: RUBEN UNG I n der Kindheit ist das Hauptmerkmal der Eltern-Kind-Beziehung eine starke Ver- bundenheit zwischen den Generationen. die Generationen in Unabhängigkeit von- einander. Das heisst, es ist ein Nebenein- ander der Generationen mit bestimmten Wenn Eltern hilfsbedürftig werden, rückt eine Familie meist wieder enger zusammen. Dabei kommen auch die Die Kinder sind von ihren Eltern abhängig alten Familienmuster zum Vorschein. bis ins Teenageralter. In der Pubertät ist Es muss ausgelotet werden, Aber ein Zurück zur früheren engen das Thema nicht mehr Verbundenheit, wie viel Verbundenheit in Verbundenheit der Kindheit würde der sondern Abgrenzung. Alles möchte der der neuen Lebenssituation mit neuen Situation wohl nicht gerecht. Heranwachsende sein, nur bitte nicht so betagten Eltern möglich ist. Alle haben viel erlebt. Das beeinflusst «uncool» wie die Mutter oder der Vater. und verändert die Beziehung. Verbun- Um sich selbst zu finden, müssen Puber- Berührungspunkten. Die Eltern und die denheit ja – aber es muss ausgelotet tierende sich von den Eltern lösen und erwachsenen Kinder leben in dieser Phase werden, wie viel davon in der jeweili- abgrenzen. Im Erwachsenenalter leben weitgehend selbstständig und autonom. gen Familie jetzt möglich ist. Eine gute 8 Humanité 2/2018
REPORT Balance für alle Beteiligten sollte das nen, ist ein grosser Schritt gelungen. Ziel sein. Denn erst dadurch ist es möglich, zu- APROPOS mindest zum Teil, die Verantwortung Zusammenfassende Tipps Filiale Reife für die Pflege und Betreuung mit zu Was können wir für ein Gelingen der Beziehung zu den Eltern tun im Die Beziehung im Erwachsenenalter übernehmen. Betreuungsfall? Ein Patentrezept birgt besondere Herausforderungen. Das Was nicht geschehen sollte, ist ein Rol- gibt es sicher nicht, aber Folgendes Konzept der filialen Reife nimmt diese Si- lentausch. Die Tochter darf nicht zur kann hilfreich sein: tuation in den Fokus. Filial bedeutet kind- Mutter ihrer eigenen Mutter werden. • Sprechen Sie offen über Erwar- tungen und Wünsche. Unausge- liche Reife. Diese geht davon aus, dass die Das ist eine Problematik, die sehr häu- sprochene Erwartungen sind der Eltern-Kind-Beziehung eine neue Phase fig auftritt. Sie führt aber dazu, dass die Kern allen Übels. durchläuft, wenn die Eltern hilfsbedürftig Kinder überfordert werden und den al- • Halten Sie Grenzen ein. Gerade werden. Die meisten Töchter und Söhne in der Eltern-Kind-Beziehung ist erleben zwischen 40 und 50, dass die El- dies wichtig, weil oft eine enge Söhne und Töchter mit filialer Verbundenheit vorhanden ist. tern nicht mehr Halt für sie selber sind. Es Reife haben das nötige Einfüh- • Haben Sie Respekt und Wert- verändert sich etwas wesentlich. lungsvermögen für das Schwä- schätzung vor dem, was möglich Wenn es dem erwachsenen Kind nun cherwerden der Eltern. ist. Denken Sie daran, dass in gelingt, die Eltern als Individuen mit ei- dieser Situation eine lange Le- bens- und Beziehungsgeschichte genen Interessen und einer eigenen Le- ten Menschen nicht ernst nehmen oder wirksam wird. bensgeschichte zu sehen, ist dies eine gar bevormunden. Das Verhältnis von • Finden Sie einen für Sie eigenen neue Form der Liebe und Zuneigung. Geben und Nehmen kann sich bei Hilfs- Weg im Umgang mit der Pflege- Die Eltern sind eben nicht nur Vater und bedürftigkeit neu regulieren. Aber das bedürftigkeit der Eltern. Gehen Sie diesen Weg, wenn er für Sie Mutter, sondern Menschen mit eigenen Kind bleibt Kind bis zum letzten Atem- stimmt, ungeachtet dessen, wie Zielen, Wünschen und Träumen, die sie zug der Eltern. andere ein ähnliches Problem verwirklicht oder auch nicht verwirk- Menschen, die diese filiale Krise gut lösen. licht haben. Es geht darum, Respekt durchlaufen haben, geben ihren Eltern zu entwickeln vor ihrer Biografie und freiwillig und autonom Zuwendung. Weil sie es wollen und nicht, weil die Parentale Reife Eltern so viel getan haben oder weil die Auch alternde Eltern haben eine ähnlich Geschwister dies fordern. Menschen mit wichtige Aufgabe zu lösen. Sie sollten einer filial reifen Haltung haben ein Ver- eine parentale (= elterliche) Reife entwi- ständnis für die wesentlichen positiven ckeln. Sie müssen lernen, den körperli- und negativen Prägungen, die sie durch chen und geistigen Abbau zu akzeptie- ihre Eltern erfahren haben. Ausserdem ren und die Verantwortung der Kinder haben sie das nötige Einfühlungsvermö- anzunehmen und zu tolerieren. gen für das Schwächerwerden des al- Dieses ungleich gewordene Verhältnis ternden Menschen. Sie haben sich damit zu akzeptieren fällt alten Menschen ver- auseinandergesetzt, was es heisst, mit ständlicherweise extrem schwer. Um- den vielen Verlusten auf körperlicher, fragen zeigen, dass alte Menschen sich psychischer, geistiger und auf sozialer am häufigsten wünschen, von der Le- Ebene umzugehen. benspartnerin oder dem Lebenspartner Das vorletzte Kennzeichen der filialen gepflegt zu werden, aber bereits an zwei- Reife ist eine gefühlsmässig autonome ter Stelle durch die eigenen Kinder. Was Haltung, die so stark ist, dass es auch er- dies bedeutet, weiss man jedoch erst, laubt ist, Grenzen zu setzen. Die pflegen- wenn man wirklich in dieser Situation ist den Angehörigen fühlen sich unabhän- und die Verantwortung an einen Sohn gig, weil die Beziehung zur Person der oder an eine Tochter abtreten muss. Früher war es umgekehrt – trotzdem sollte älteren Generation sicher und stabil ist. ➔ pflege-entlastung.ch die Tochter ihre Mutter nie bevormunden Der letzte wichtige Punkt ist die Fähig- keit, unangemessene Schuldgefühle zu dadurch die filiale Reife zu entwickeln. kontrollieren, damit keine Selbstauf- DR. PHIL. BETTINA UGOLINI Meist ist das an eine Krise gekoppelt. opferung geschieht. Schuldgefühle sind Die 55-jährige dipl. Pfle- Oft stellt sich nämlich ein Gefühl der schlechte Ratgeber und Menschen mit gefachfrau und Diplom- Unsicherheit ein, wenn die Eltern be- einer filial reifen Haltung sind in der psychologin leitet am dürftig werden. Wenn es gelungen ist, Lage, genau hinzusehen, und zu erken- Zentrum für Gerontologie der Universität Zürich die durch diese Krise zu reifen und den El- nen, ob sie sich «nur» schuldig fühlen psychologische Beratungs- tern als erwachsene Person zu begeg- oder ob sie tatsächlich schuldig sind. stelle Leben im Alter. Humanité 2/2018 9
Helfen Sie Menschen in der Schweiz. Werden Sie SRK-Patin oder SRK Pate. Mit Fran ken 1 pro Tag p s als alleinerziehde Mut ter knap Die 24-jährige Alina Blaser* mus an den gew ährt ihr eine n Beitr ag budgetieren. Die Einzelhilfe SRK den. *Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes haben wir persönliche Angaben geän- Damit muss sie sich nicht verschul Selbstbehalt einer Arztrechnung. dert und ein Symbolbild verwendet. Was wir oft vergessen – auch heute leben in ❏ Ja, ich werde für 30 Franken im Monat SRK-Pate für Bedürftige in der Schweiz. der Schweiz Menschen, die unverschuldet in Not ❏ Bitte senden Sie mir mehr Informationen zu den geraten sind und dringend Hilfe benötigen. SRK-Patenschaften. Die SRK-Patenschaft für Bedürftige in der Schweiz unterstützt diese Menschen. Vorname/Name: Strasse/Nr.: Die meisten Hilfsgesuche verzweifelter und ratloser Menschen betreffen die Gesundheit. PLZ/Ort: Geburtsdatum: Krankheit, Arbeitslosigkeit und familiäre Probleme Tel.: E-Mail: haben einschneidende Auswirkungen – auch auf die Kinder. Viele betroffene Familien schämen Unterschrift: sich für ihre Situation. Beim SRK finden sie Hilfe. Bitte einsenden an: Schweizerisches Rotes Kreuz Patenschaften, Rainmattstrasse 10, Postfach, 3001 Bern Weitere Informationen: Oder obenstehende Angaben per E-Mail an: APR 18 patenschaften@redcross.ch www.redcross.ch/patenschaften
KU RZ & BÜNDIG Ältester Film über SRK-Engagement ■ Kürzlich wurde das älteste Filmdo- kument gefunden, in dem das Schwei- zerische Rote Kreuz dargestellt ist! Der im Juli 1918 gedrehte Kurzfilm zeigt, wie französische Flüchtlinge während des Ersten Weltkriegs im Basler Bahn- hof von Rotkreuz-Krankenschwestern in Empfang genommen werden. Auf © IFRC/Victor Lacken der Flucht vor der deutschen Besat- zung reisten insgesamt eine halbe Mil- lion Frauen, Kinder und alte Menschen quer durch die Schweiz, um über Evian und Annemasse nach Südfrankreich zu gelangen. Eine zentrale Drehschei- Flüchtlinge in Bangladesch vor dem Monsun be dieses humanitären Grosseinsatzes ■ Mit dem Monsun spitzt sich die Situati- leistet. Sieben Logistik-Fachleute des SRK war die Stadt Basel, die auf die Unter- on in den Flüchtlingslagern in Bangladesch haben zudem die Verteilung von Hilfsgü- stützung von 750 Freiwilligen zählen weiter zu. Eine Million Menschen, die aus tern unterstützt. In den letzten Monaten konnte. Myanmar geflohen sind, leben unter äus- hat das SRK zudem zusammen mit dem Unbedingt sehenswert: serst prekären Bedingungen. Durch den Roten Halbmond von Bangladesch drei ➔ geschichte.redcross.ch/film1918 anhaltenden Regen drohen nun Über- Gesundheitszentren aufgebaut. Eines schwemmungen und Erdrutsche. Zudem wurde Anfang April eröffnet. «Viele der verschlechtert sich die hygienische Situa- Patienten haben Fieber, leiden an aku- tion, was dem Ausbruch von Epidemien tem Durchfall oder an Hautkrankheiten», Vorschub leistet. Das Schweizerische Rote berichtet Amitabh Sharma, der Länder- Kreuz (SRK) leistet seit letztem September verantwortliche des SRK in Bangladesch, umfangreich Nothilfe. 17 Hebammen, aus dem Gesundheitszentrum. Durch Hy- Ärzte und Pflegefachpersonen aus dem gieneaufklärung, Verstärkung der Notun- Nothilfe-Pool des SRK haben im Feldspital terkünfte und Abgabe von Reparaturkits der internationalen Rotkreuzföderation an die Betroffenen hilft das SRK, die Men- mehrwöchige, anspruchsvolle Einsätze ge- schen für den Monsun zu wappnen. Weltrotkreuztag 2018 – Henry Dunant und die 7 Rotkreuzgrundsätze ■ Am 8. Mai 2018 wäre Henry Dunant mit Ständen präsent. Wie der SRK-Kan- te Besucherinnen und Besucher wählen 190 Jahre alt geworden. An seinem Ge- tonalverband Bern, der zusammen mit für ein Foto mit Henry Dunant einen der burtstag, dem Weltrotkreuztag, sind den SRK-Rettungsorganisationen an der 7 Rotkreuzgrundsätze aus und stellen schweizweit die SRK-Kantonalverbände Frühlingsmesse BEA auftritt. Interessier- dem Rotkreuzgründer ihre Fragen. Bilder: © Ruben Ung Humanité 2/2018 11
Ü BE RZEUGT Nachhaltigkeitsziele der UNO-Agenda 2030 Für die Zukunft sorgen Das SRK berücksichtigt bei seinen Programmen und Angeboten die Ziele der Nachhaltigkeit. Wir müssen und wollen aber noch mehr tun. TEXT: MARKUS MADER, DIREKTOR DES SRK W ir sollen so leben, dass auch künf- tige Generationen menschenwür- dig leben können. Das ist der Kern der Nachhaltigkeit ist nicht nur eine Not- wendigkeit für die Zukunft unserer Welt. Sie ist glücklicherweise schon Problem des Klimawandels markant verschärft, Ungleichheiten haben stark zugenommen. Nachhaltigkeit. Seit bald 30 Jahren ist sie ein gutes Stück weit Realität. In den ein zentrales Kriterium für das Handeln letzten Jahren konnten Armut, Hunger Eine Pflicht für alle von Staaten, Unternehmen, weiteren sowie Mütter- und Kindersterblichkeit Die bisherigen Fortschritte genügen also Organisationen, ja für alle von uns: Men- deutlich gesenkt werden, mehr Men- bei Weitem nicht. Deshalb hat die Staa- schen müssen Verantwortung für die Zu- schen haben Zugang zu Wasser und tenwelt vor drei Jahren die UNO-Agenda kunft übernehmen. Entwicklung und Um- Gesundheitsversorgung erhalten, auch 2030 beschlossen. Ihr Kern sind die 17 welt sollen in Einklang gebracht werden. dank dem SRK. Gleichzeitig hat sich das Nachhaltigkeitsziele und 169 Unterzie- 12 Humanité 2/2018
Ü BE R Z EU GT le. Diese sind für alle Staaten verbindlich. tonalverbänden und Rettungsorganisa- Auch Firmen und Organisationen sind tionen mit ihren vielen Freiwilligen sind gefordert. Zusammen mit seinen 190 nati- wir nahe an der Bevölkerung, wir spüren onalen Schwestergesellschaften trägt das ihren Puls und können sie einbeziehen. Schweizerische Rote Kreuz zur Umsetzung Denn es ist klar: Ohne sie kann Nach- der Nachhaltigkeitsziele bei. Diese decken haltigkeit nicht erlangt werden. Dabei sich ja zum Teil mit den Rotkreuzgrundsät- müssen immer die Bedürfnisse der ver- zen und der Mission des SRK. Und auch letzlichsten Menschen im Vordergrund © Roland Blattner gemäss unserer Bundesverfassung trägt stehen, denn sie leiden am stärksten, die Schweiz bei zur Linderung von Not wenn Nachhaltigkeit fehlt. und Armut in der Welt und zur Erhaltung ➔ eda.admin.ch/agenda2030 der natürlichen Lebensgrundlagen. Armut und Hunger zu beenden und ein gesundes Leben zu gewährleisten sind «In 12 Nachhaltigkeits- APROPOS die drei ersten der 17 Nachhaltigkeits- zielen ist das SRK aktiv. Lösungen verlangen Gut unterwegs ziele. Sie gehören zu den Kernaufga- Das SRK orientiert sich seit Langem tiefgreifende Anpassun- ben des SRK im In- und im Ausland. Das an den Zielen der Nachhaltigkeit. gen und sie kosten.» SRK ist in insgesamt 12 der Ziele aktiv: Das gilt für seine Angebote im Markus Mader, Inland und seine Programme im Bildung, Gleichstellung, Wasser und Direktor des SRK Ausland wie auch für seinen Be- Sanitärversorgung, Klimawandel, Be- trieb. Hier einige Beispiele: schäftigung, Gleichheit in und zwischen • Armut: Einzelhilfe, 2 x Weih- Ländern, sichere Städte und Siedlungen, friedliche Gesellschaft, Partnerschaft ge- nachten im Inland, Projekte für hören ebenfalls dazu. Gesundheit und Ernährung bei lokalen Gemeinschaften im Aus- Die ganze UNO-Agenda 2030 mit ihren land Zielen und Unterzielen ist ein überaus • Hunger: Projekte für Ernährung anspruchsvolles Unterfangen. Gegen- in der Entwicklungszusammen- sätzliche Interessen und Bedürfnisse arbeit und Nothilfe im Ausland • Gesundheit: Schwerpunkt der prallen aufeinander. Sie müssen in ein Arbeit des SRK im In- und Ausland Gleichgewicht gebracht werden. Dafür • Bildung: Zahlreiche Angebote gibt es kein Patentrezept. Eines aber ist wie z. B. Pflegehelfer/in SRK im sicher: Lösungen verlangen tiefgreifen- Inland, Anerkennung von Ausbil- dungsabschlüssen de Anpassungen und kosten. Armut • Gleichstellung: Querschnitts- beispielsweise kann nicht einfach durch thema in verschiedenen Program- Wirtschaftswachstum im bisherigen Stil men im In- und Ausland bekämpft werden, ohne dass die Um- • Wasser: Programme für Wasser- versorgung, Toiletten, Hygiene im welt weiter belastet wird. Ausland • Klimawandel: Betriebliche Am Puls der Bevölkerung Massnahmen wie Minergie im Wir prüfen beim SRK, was wir weiter un- Inland, Katastrophenvorsorge im ternehmen können, um noch mehr zu den Ausland • Beschäftigung: Arbeitsmarkt- Nachhaltigkeitszielen beizutragen. Es trifft integration für Migrantinnen sich gut: Wir stehen vor der Erarbeitung und Migranten im Inland unserer nächsten Strategie. Diese soll wie • Gleichheit zwischen Ländern: die UNO-Agenda den Horizont von 2030 Integration, Angebote im Flücht- lingsbereich im In- und Ausland, anpeilen. Wir müssen jetzt unsere Prioritä- Bekämpfung der Armut im Aus- ten definieren und uns auf einige wesent- land liche Ziele konzentrieren. Unser Kernge- • Sichere Städte: Projekte in Städ- schäft wird nicht ändern, aber wir werden ten im Ausland • Friedliche Gesellschaft: Angebo- die Nachhaltigkeitsziele stärker berücksich- te für Konfliktbewältigung im tigen. Gesundheit, Armut, Klima und Was- In- und Ausland, Förderung des ser gehören sicher dazu. Das gilt auch für humanitären Völkerrechts die reiche, sichere Schweiz – wie wichtig • Partnerschaft: Zusammenarbeit mit Staat und Wirtschaft im beispielsweise die Katastrophenvorsorge Inland, Stärkung der weltweiten ist, haben wir ja letztes Jahr wieder erlebt. Rotkreuz- und Rothalbmond- Als Rotes Kreuz sind wir für diese Aufga- bewegung be gut positioniert. Dank unseren Kan- Humanité 2/2018 13
F ÜR SIE DA © iStock Lindita wird Zeugin eines schrecklichen Angriffs auf ihr kleines Schwesterchen. Wie kann sie ihre traumatischen Erlebnisse verarbeiten? Kindertherapie am Ambulatorium für Folter- und Kriegsopfer SRK Das Schlimmste mit Kinderaugen sehen Die erst vierjährige Lindita wird im Nahen Osten Zeugin eines schrecklichen Angriffs auf ihr Schwesterchen. Als sie später mit ihrer Familie in ein kantonales Durchgangszentrum in der Schweiz kommt, kann Silvan Holzer vom Ambulatorium SRK endlich eine Diagnose stellen und mit der wichtigen Therapie beginnen. TEXT: URS FRIEDEN W as die kleine Lindita* und ihre Fa- milie schon alles durchgemacht haben, ist erschütternd. Die vierköpfige tern des Vaters zusehen, wie ein Mann auf ihre kleine Schwester einsticht, die damals erst wenige Monate alt ist. Das Baby wird dete Schwester erleidet ein lebensbedroh- liches Schädel-Hirn-Trauma. Die Mutter ist so verzweifelt, dass sie sich das Leben neh- Familie aus Ostafrika flüchtet in den Na- lebensgefährlich am Kopf verletzt. men will. Es ist zwar möglich, für das ange- hen Osten. Dort sind sie nicht willkom- Später erzählt der Vater, wie er Lindi- griffene kleine Mädchen die notwendige men und heftigen rassistischen Beschimp- ta nach der Attacke von den Schultern ärztliche Behandlung zu organisieren. fungen ausgesetzt. Die Bedrohungen nimmt und sie mit grossen Augen wie er- Doch weil die Eltern und ihre zwei Kinder nehmen ein unvorstellbares Ausmass an. starrt dasteht. Sie beginnt zu schluchzen keine anerkannten Flüchtlinge sind, bleibt Lindita muss als Vierjährige auf den Schul- und zittert am ganzen Körper. Die verwun- der schwer traumatisierten Lindita eine 14 Humanité 2/2018
FÜ R S IE DA etwas fällt auf in ihrem Bild: Die Men- Posttraumatische Belastungsstörung Eine Posttraumatische Belastungs- schen sind alle im Haus drin. Draussen störung (PTBS) ist eine verzögerte dürfe man nicht spielen. Das Gesicht des psychische Reaktion auf ein extrem kleinen Mädchens zeigt zwei grosse, lee- belastendes Ereignis, in diesem Fall das re Kreise, sinnbildlich für die Augen und Miterleben eines Verbrechens. Typisch für die PTBS sind die Symptome des einen kurzen waagrechten Strich für Wiedererlebens, die sich den Betroffe- den Mund. Lindita beantwortet Fragen nen tagsüber in Form von Erinnerun- zu diesem Mädchen mit «weiss nicht». gen an das Trauma, Tagträumen oder Der Therapeut erklärt dazu: «Generell Flashbacks, nachts in Angstträumen aufdrängen. Es ist wichtig, die PTBS so antwortete Lindita einsilbig und ver- schnell wie möglich zu entdecken und mied Blickkontakt. Gleichzeitig war sie zu therapieren. sehr schreckhaft.» Die Eltern berichten auch von körperlichen Beschwerden ebenfalls dringende Betreuung versagt. wie Bettnässen, Schlafstörungen und Wie kann sich das Kind von diesem drama- Bauchschmerzen. Abklärungen ergeben tischen Vorfall erholen? Durch ein Visum einen eindeutigen Befund: Das traurige der Schweizer Botschaft kann die Familie Mädchen leidet unter einer posttrauma- schliesslich in die Schweiz ausreisen. tischen Belastungsstörung. Der Kindertherapeut im Ambulatorium SRK, Silvan Holzer, lernt die Familie im Fe- Die Therapie bruar 2016 kennen: «Sie erlebte damals Jetzt kann der Therapeut mit einer ge- Orientierungslosigkeit und Ungewiss- zielten Spieltherapie beginnen: «Der heit: Im Durchganszentrum wohnte sie in Aufbau von Vertrauen braucht viel Zeit beengten Verhältnissen ohne Rückzugs- und Geduld. Da Lindita in den ersten möglichkeit. Es fehlten Spiel- und Bewe- vier Lebensjahren mit vier Sprachen kon- © iStock gungsmöglichkeiten für die Kinder. Und frontiert war, musste eine Dolmetscherin es entstanden Konflikte mit Mitbewoh- beigezogen werden.» Eine ganz wichtige nern und Personal.» Das angegriffene Rolle spielt auch ein sympathischer, ver- Im Ambulatorium SRK erhält Lindita die dringend erforderliche Traumatherapie Mädchen wird voraussichtlich im Muskel- trauenserweckender Teddybär, der indi- und Knochenwachstum beeinträchtigt rekte Dialoge ermöglicht und ein ausge- Wird Lindita ihre schrecklichen Erlebnisse bleiben, während Lindita mit einschnei- sprochen guter Zuhörer ist. Welches Kind verarbeiten? Silvan Holzer ist zuversicht- denden psychischen Problemen kämpft. möchte nicht gerne mit ihm kuscheln? lich: «Es besteht Hoffnung, dass aufgrund Silvan Holzer gewährt uns einen Einblick des starken Willens der kleinen Patientin Die Diagnose in den Therapieverlauf. Lindita spielt das und der liebevollen Umsorgung der Eltern Die Zeichnung, die Lindita bei der ersten traumatische Erlebnis mit Puppen und mit eine günstige Entwicklung möglich ist – Begegnung im Ambulatorium SRK malt, Playmobil-Figuren nach. In der Mutterrol- und nicht zuletzt dank unserer zielgerich- zeigt ein Häuschen mit Blumen, lachen- le lässt sie sich eine Babypuppe mit einem teten Therapie im Ambulatorium SRK.» der Sonne und blauem Himmel. Doch Tragtuch umbinden. Bald passieren un- vorhergesehene Zwischenfälle. Entweder *Der Name des Kindes wurde geändert fällt das Baby aus dem Tragetuch oder der Kinderwagen fällt um. Dabei verletzt sich APROPOS das Baby. Was dann wichtig ist: Schmer- zen und Verletzungen werden versorgt Helfen Sie traumatisierten und es wird Trost gespendet. Menschen Mit einer SRK-Patenschaft für Folter- und Kriegsopfer ermöglichen Sie «Safe Place» für Lindita traumatisierten Menschen, wieder Wie kann Lindita lernen, mit Ängsten um- den Weg zu einem selbstbestimm- zugehen? In der Therapie kreiert man für ten Leben zu finden. Das Ambulato- rium SRK ist auf Spenden angewie- das Kind einen «Safe Place» – ein kleines sen, weil nicht alle Kosten über die Häuschen, in dem Lindita mit der Familie Krankenkasse abgerechnet werden © Roland Blattner wohnt. Im Dachstock gibt es ein Zimmer, können. Lindern Sie das Leiden der von dem niemand weiss. Sie alleine hat Opfer von Folter und Krieg. Bestellen Sie unverbindlich Unterlagen oder den Schlüssel. Das Zimmer sei gross und erfahren Sie mehr: hell. Es habe da viele Spielsachen. Dort ➔ patenschaft.redcross.ch/folter- Vertrauensaufbau braucht Geduld: Kinderpsychologe Silvan Holzer vom gehe es ihr gut. Mama und Papa und die opfer oder Telefon 058 400 44 64 Ambulatorium SRK Schwester dürfen zu Besuch kommen. Humanité 2/2018 15
10 Jahre Partnerschaft zugunsten bedürftiger Mitmenschen Seit 2008 lindern die Credit Suisse und das Schweizerische Rote Kreuz gemeinsam die Folgen von Armut und fördern Bildung und Integration. credit-suisse.com/verantwortung/schweiz
VO R ORT Nepal Ein Brunnen allein hilft noch nicht Etwa ein Viertel der Bevölkerung Nepals lebt unter der Armutsgrenze. In vielen Regi- onen ist sauberes Trinkwasser knapp. Zusammen mit der Bevölkerung baut das SRK Wasserleitungen und Brunnen. Sie sind noch sichtbar, wenn das SRK seine Arbeit abge- schlossen hat – aber längst nicht die einzige Veränderung. TEXT: GIANNA BLUM BILDER: REMO NÄGELI Humanité 2/2018 17
VO R ORT G elächter schallt über den Pausen- platz, irgendwo schreit ein Klein- kind aus vollem Hals. Im Innenhof der serstellen wie diese hier bleiben sichtba- re Zeichen. Gerade sitzt ein Mädchen vor dem tig Händewaschen ist, sei ihr aber nur indirekt über die Schule vermittelt wor- den, erklärt sie später. «Das waren Leu- muslimischen Schule nahe des Zen- Brunnen und wäscht sich die Hände. te vom Jugendrotkreuz, mit denen ich trums der Stadt Nepalgunj klingt es Zoya sei ihr Name, sagt sie auf Nach- zur Schule gehe.» Die Helferinnen und wie auf jedem anderen Pausenplatz Helfer vermitteln, was auch an grossen der Welt. Auch aus einem der Klas- Die Wasserstellen wurden Plakaten an den Wänden der Schule er- senzimmer schallt Lärm, es klingt da- bei Familien zu Hause und an klärt wird: Wie wichtig simple Hygiene nach, als ob hier Vokabeln gebüffelt 27 weiteren Schulen gebaut. wie Händewaschen ist, weshalb Abfall werden. Hier im Westen Nepals, nur zentral entsorgt werden muss, und wie einen Katzensprung von der indischen frage, und lächelt schüchtern. Erinnert Wasser mittels Abkochen trinkbar ge- Grenze entfernt, wird auch Urdu ge- sie sich an den Bau des Brunnens? Zoya macht werden kann. lehrt – eine der offiziellen Sprachen im schüttelt den Kopf. Der Brunnen steht angrenzenden indischen Staat Uttar seit zwei Jahren. Sie war damals noch Eltern lernen dank den Kindern Pradesh. nicht an dieser Schule. Was weiss sie Wenn das SRK mit Schulen zusammen- Doch wie jeder andere Pausenplatz in denn darüber? Sie lacht laut auf und arbeitet, sei das Jugendrotkreuz unver- Nepalgunj ist dieser hier doch nicht. mimt die Handlung, die sie gerade be- zichtbar, erklärt Anju Gautam. Damit Quer über den Platz zieht sich ein Gra- endet hat: Hände waschen. Wie wich- kennt sich die 28-Jährige aus: Sie arbei- Zoya weiss aus der Schule, wie wichtig sauberes Wasser und Hygiene sind, und erklärt das auch ihren Eltern zu Hause ben mit Wasserhahnen. Rechts und links davon dienen Betonklötze als Sitzgele- genheiten. Es ist der sichtbare Teil eines Wasserprojekts, welches das Schwei- zerische Rote Kreuz (SRK) realisiert hat. Zusammen mit der Bevölkerung wurden Wasserleitungen und Wasserstellen ge- baut bei Familien zu Hause und an 27 weiteren Schulen. Gleichzeitig wurden die Menschen darüber informiert, wie Sitzend auf den Be- wichtig Hygiene für die Gesundheit ist. tonblöcken lassen sich auch Arme, Im Sommer 2017 hat das SRK sein Enga- Gesicht und Füsse gement in dieser Region beendet. Was- einfacher waschen 18 Humanité 2/2018
VO R ORT tet beim Nepalesischen Roten Kreuz als sogenannte Senior Health Advisor. In ihrer täglichen Arbeit ist sie zuständig für Gesundheits- und Wasserprojekte wie jenes in Nepalgunj. «Die Jugend- gruppen sind einerseits wichtig, weil sie innerhalb der Schulen Wissen weiter- geben, nachdem das Rote Kreuz schon längst weg ist», sagt Anju Gautam. «An- dererseits sind die Kinder Vorbilder für die Hygiene innerhalb der Familie – und damit ihrer Gemeinschaft.» So haben nun auch Menschen ihr Hygieneverhal- ten geändert, die nie einen Fuss in die Schule gesetzt haben. Vom Wasserprojekt des SRK sind nicht nur Brunnen und engagierte Jugendli- che geblieben. Die Schule mit 126 Schü- lerinnen und Schülern hat nun eine zweite Toilette. Das klingt wie eine klei- ne Errungenschaft. Sie macht jedoch für die Mädchen einen gewaltigen Unter- schied. «Wenn ein Mädchen seine Mens- truation hatte, wäre sie früher zu Hause geblieben», erklärt Anju Gautam. Dank geschlechtergetrennten Toiletten wer- den die älteren Mädchen nun bei der Bildung nicht mehr benachteiligt. Besser Prävention als Symptombekämpfung Anju Gautam arbeitet erst seit etwas über einem Jahr beim Nepalesischen Roten Kreuz, dem Hauptpartner des SRK in Nepal. Sie ist diplomierte Kranken- pflegerin und hat einige Jahre in einem grossen Spital in Kathmandu gearbeitet. Doch dort quälte sie das Gefühl, immer zu spät zu sein. «Es hat mich frustriert, Sauberes Wasser an der Schule – die neue Generation kennt es nicht anders dass viele Menschen, die ich gepflegt habe, an vermeidbaren Krankheiten lit- ten.» Bis die Menschen in abgelegenen schen Roten Kreuz plant das SRK, das Regionen Nepals medizinische Versor- Wasserprojekt auf vier weitere Distrik- te auszuweiten. Wasserstellen bauen «Es hat mich frustriert, wird Anju Gautam nicht, aber mit vie- dass viele Menschen, die ich len Freiwilligen dafür sorgen, dass sie gepflegt habe, an vermeidbaren auch nach Jahren noch benutzt werden Krankheiten litten.» und sauber bleiben. Sie wird mit Ju- gendgruppen an den Schulen tätig sein gung erreichen, verschlimmern sich klei- und zudem mit Frauengruppen, welche ne gesundheitliche Beschwerden oft zu Familien zu Hause besuchen. Denn wie bedrohlichen Krankheiten. Das habe sie Anju Gautam sagt: «Freiwillige sind die motiviert, sich anders zu engagieren, er- wichtigste Ressource, die wir haben. klärt Anju Gautam. Ohne sie bauen wir neue Wasserstellen Es wartet viel Arbeit auf die junge Frau. Anju Gautam sorgt beim Roten Kreuz vergebens.» Denn gemeinsam mit dem Nepalesi- dafür, dass die Menschen gesund bleiben ➔ redcross.ch/nepal Humanité 2/2018 19
ERLEBT Die Tafel bei Ban Nam Khan veranschaulicht, welchen Stellenwert die Wasserversorgung für das Dorf hat Gönnerreise nach Laos Mit herzlicher Empfehlung Nach vierzig Jahren will sich die SRK-Patin Franziska Ruloff mit eigenen Augen überzeu- gen, wie ihre Spenden das Leben von Menschen verändern. Sie nimmt im März 2018 an der Gönnerreise nach Laos teil. Ihre Beobachtungen schildert sie mit eigenen Worten in einem persönlichen Reisebericht. TEXT: FRANZISKA RULOFF BILDER: RITA RÖÖSLI I n der Post, die ich aus meinem Briefkas- ten holte, befand sich eine Broschüre mit dem schönen Titel: «Eine Reise für «Nach der Reise bin ich mehr denn je überzeugt, dass das gut vierzig Jahren Monat für Monat Geld von meinem Konto abbuchen und ans SRK überweisen lassen. Vor vierzig Jahren Rote Kreuz mit den Spendengel- Menschen, die mehr erfahren wollen». wurde den Spenderinnen und Spendern dern verantwortungsvoll und Das war im vergangenen Herbst. Ich blät- sinnvoll umgeht.» jeweils ein schlichtes Faltblatt mit klei- terte sie durch – und war interessiert. Das nen schwarz-weissen Bildern zugestellt, Schweizerische Rote Kreuz (SRK) schrieb Kreuzes in Laos. «Wo und wie werden in dem dargelegt wurde, was das Rote eine Reise nach Laos aus, die nicht nur meine Spenden eingesetzt?» so begann Kreuz Gutes tat mit dem gespendeten kulturelle Höhepunkte (verschiedene der Text. Es sei eine sogenannte Gönner- Geld. Unter den verschiedenen Optio- Tempel, zwei Höhlen mit Hunderten von reise, eine Reise für Menschen, die dem nen hatte ich die Patenschaft für «Kinder Buddha-Statuen) versprach, sondern SRK Spenden zukommen lassen. Nun, ich in Notstandsgebieten» gewählt. Heute auch Einblicke in die Tätigkeit des Roten bin tatsächlich «Gönnerin». Ich habe seit heisst es einfacher «Kinder in Not». Die 20 Humanité 2/2018
ERLEBT Wir durften zwei Spitäler sehen, die vom SRK unterstützt werden: Das Distriktspi- tal in Nambak, ein Vorzeigespital, bietet sogar die Möglichkeit, Zahnerkrankun- gen zu behandeln. In das zweite, kleine Spital in Chomphet, wurde schon seit Längerem nicht mehr viel investiert, weil die laotische Regierung schon seit Jahren sagt, dass sie das Spital dislozieren wolle. Wir besuchten Gesundheitszentren, die Projektleiter Tosh Grant erklärt uns, was es für nachhaltig sauberes Wasser im Dorf braucht vom SRK ausgestattet wurden. Die Be- handlungen der Mütter während der Schwangerschaft und die der Kinder bis zu ihrem fünften Geburtstag sind in Laos kostenlos. Die kleinen Kinder werden hier regelmässig gewogen und gemes- sen – Gewicht und Grösse jedes Kindes werden in einer Tabelle erfasst, damit Mangelernährung rasch erkannt und bekämpft werden kann. Eine junge Frau mit einem Baby im Arm erklärte auf un- sere Frage, dass sie nur zwei Kinder wol- le. Eine solche Aussage wäre vor zwanzig Jahren sicher nicht möglich gewesen. Sie kann jetzt sicher sein, dass ihre beiden Kinder gesund aufwachsen werden. Mit einer nachgestellten Szene wird gezeigt, wie sicher eine fachlich begleitete Geburt ist Rechenschaftsberichte des Roten Kreu- frischem Wasser haben. Tosh Grant, der zes überzeugten mich. das Projekt für das SRK leitete, erklärte Und nachdem ich mich für die Reise nach uns, dass eigentlich geplant gewesen sei, Laos entschieden habe, nachdem ich an dieses bereits 2015 abzuschliessen. Die der Reise teilgenommen habe, kann ich Verzögerung entstand dadurch, dass das rückblickend sagen: Ich bin mehr denn je Quellwasser, das gefasst werden sollte, überzeugt, dass das Rote Kreuz mit dem durch Pestizide verunreinigt war. Er erklär- ihm von den Spendern anvertrauten te den Bauern den Einfluss der Pestizide, Geld verantwortungsvoll und äusserst die sie spritzten, auf ihr Trinkwasser. Nach- sinnvoll umgeht. dem die Verwendung der Pestizide redu- Wie das? Am meisten beeindruckt hat ziert war, zeigte eine Untersuchung, dass mich der Besuch des 800-Einwohner-Dor- das Wasser nun trinkbar war: Die Wasser- fes Ban Nam Kha, wo uns die im Dezember leitungen konnten gelegt werden. 2016 fertiggestellten Latrinen (für jede Fa- milie des Dorfes eine) und die zwölf Was- APROPOS Die Kleinsten werden im Korb gewogen serstellen gezeigt wurden. Diese sind im Geleitet und betreut wurde unsere Rei- Die SRK-Patenschaften Rahmen des WASH-Programms (WASH Wenn Sie das SRK kontinuierlich mit segruppe von Rita Röösli und Henriette bedeutet Water – Sanitation – Health) des einem Franken pro Tag unterstützen Hausammann vom Gönnerservice des SRK errichtet worden. Planung, Logistik möchten, ist eine SRK-Patenschaft SRK. Die fachliche Reiseleitung hatte der richtige Weg. Mit einer SRK- und Material für Latrinen und Wasserstel- Dr. Thomas Achard inne, der viele Jahre Patenschaft unterstützen Sie immer len war Sache der Verantwortlichen des die humanitäre Arbeit des SRK und lang medizinischer Berater des SRK in Roten Kreuzes. An den eigentlichen Bau- nicht einzelne Personen. Wählen Laos war. Es war eine wunderbare Reise, arbeiten beteiligten sich auch die Dorfbe- Sie selber ein Thema, welches Ihnen die neue Einblicke gewährte und die ich besonders am Herzen liegt. Eine wohner. Das Dorf macht einen ausseror- von ganzem Herzen empfehlen kann! Übersicht über alle sechs SRK-Paten- dentlich sauberen, gepflegten Eindruck. schaften finden Sie hier: ➔ Die Gönnerreise findet rund alle Die Dorfbewohner sind stolz darauf, dass ➔ patenschaft.redcross.ch zwei Jahre statt und wird von den Teil- sie nun jederzeit Zugang zu sauberem, nehmenden selber bezahlt. Humanité 2/2018 21
Gerhard Ulrich regelte sein Erbe schon früh «Für einander da sein und gemeinsam Gutes tun – über das eigene Leben hinaus» Gerhard Ulrich erfuhr vor 70 Jahren dank der Hilfe des Roten Kreuzes, was Nächstenliebe heisst. Das hat sein Leben positiv geprägt und soll darüber hinaus weiter wirken. Herzlichen Dank – mit einem Legat zugunsten des SRK setzen Sie ein Zeichen für die nächste Generation. Für mehr Menschlichkeit Bitte senden Sie mir kostenlos den SRK-Testamentratgeber Telefon Liebe für die Nächsten – das SRK im Testament Name E-Mail berücksichtigen: Vorname Geburtsdatum Strasse/Nr. Senden Sie diesen Coupon an Schweizerisches Rotes Kreuz, Rainmattstrasse 10, Postfach, CH-3001 Bern oder bestellen Sie PLZ/Ort den Ratgeber per E-Mail bei marianne.daetwyler@redcross.ch
KU RZ & BÜNDIG © Roland Blattner Auf ins Online-Abenteuer ■ Abenteuer Rotes Kreuz heisst das © Roland Schmid Online-Schulportal mit packenden Ge- schichten und Übungen, die zum Nach- denken anregen. Nun ist ein weiteres, an den Lehrplan 21 angepasstes, Unter- richtsdossier abrufbar. Lehrpersonen und Philippinen – positive Bilanz nach Wiederaufbau Interessierte finden in der neuen Rubrik ■ Viereinhalb Jahre nachdem Taifun kungsvoll einsetzen können. Nebst dem Migration kostenlos flexibel nutzbares Haiyan auf den Philippinen riesige Zer- Häuserbau hat das SRK zudem in zahl- Unterrichtsmaterial. Dieses thematisiert störungen hinterliess, schloss das SRK reichen Gemeinden beschädigte Was- die Integration sowie das Schweizer Asyl- Ende März 2018 sein Wiederaufbau- sersysteme instand gesetzt. Die letzte verfahren und sensibilisiert die Schülerin- programm erfolgreich ab. Auf drei In- Projektphase fokussierte sich insbeson- nen und Schüler bezüglich Diskriminie- seln hat das SRK insgesamt 4500 Häu- dere auf die Sensibilisierung der Bevöl- rung in alltäglichen Situationen. Haben ser repariert und neu aufgebaut. Dafür kerung und der Behörden für die Kata- Sie Lust, spielerisch dazuzulernen? Hier wurden Hunderte von Handwerkern im strophenvorsorge – eine fundamentale gehts zum Abenteuer Rotes Kreuz: sturmsicheren Bauen ausgebildet. Fach- Aufgabe in einem Land, das jährlich von ➔ schulen.redcross.ch wissen, welches sie auch in Zukunft wir- 20 bis 35 Taifunen betroffen ist. Kostenlose Informationsveranstaltung ■ Am 13. September 2018 um 13.30 Uhr wie eine Patientenverfügung zu erstellen. lädt das SRK zentral in Bern ein zur Nach- Die Teilnahme inklusive einem kleinen mittagsveranstaltung über die Vorsorge- Imbiss ist kostenlos. Die Platzzahl ist be- und Nachlassplanung. Sie erfahren alles, schränkt, Sie erhalten eine Anmeldebestä- Bilder: © Ruben Ung was Sie wissen müssen, um selbstständig tigung. Anmeldungen per E-Mail an: einen Vorsorgeauftrag, ein Testament so- ➔ pf.service@redcross.ch Kampagne zur Bekämpfung von Malaria Neue Fan-Gesichter ■ Wie trägt Schweizer Engagement zu selber von Malaria betroffene Familienan- des Roten Kreuzes einer besseren Welt ohne Malaria bei? gehörige hat: «Dass Malaria weltweit wie- ■ Aus unterschiedlichen Gründen sind Diese Frage thematisiert die Swiss Mala- der zunimmt, beunruhigt mich. Ich setze Heidi Gysi und Mark Streit Fans vom ria Group, zu der auch das SRK gehört, im mich deshalb sehr für das Ziel ‹Weniger Roten Kreuz und zeigen das auf Pla- April direkt mit der Bevölkerung. Eine Road Malaria – mehr Chancengleichheit› ein.» katen. Dank der Kinderbetreuung zu Show durch sieben Schweizer Städte zeigt ➔ swissmalariagroup.ch Hause des SRK waren die beiden Kin- mit einer Pop-up-Kunstinstallation und der von Familie Gysi stets gut betreut, Publikumsevents verschiedene Dimensi- als der Vater erkrankte. Der ehemalige onen des Schweizer Engagements gegen Eishockeyprofi Mark Streit ist schon seit Malaria auf. Trotz Fortschritten bei der 2009 prominenter Botschafter für das Forschung ist Malaria weltweit wieder auf Gewaltpräventionsprogramm chili des dem Vormarsch und die Bekämpfung muss SRK. Nun steht er national ein für die intensiviert werden. Zu den Highlights der Weiterbildungen und Kurse vom Roten Informationskampagne zählen die Auftrit- Kreuz. te des Schwingers und SRK-Botschafters ➔ fan.redcross.ch Christian Stucki und Sängerin Nubya, die Humanité 2/2018 23
ENGAGIERT Ueli Bärtschi auf dem Vierwaldstättersee, wo die SLRG bei Anlässen oft für Sicherheit sorgt Ueli Bärtschi, Freiwilliger der SLRG Engagiert wie ein Vater Ueli Bärtschi atmet, denkt und lebt die SLRG. Der 34-Jährige ist Präsident der Sektion Luzern und Zentralvorstandsmitglied der SLRG. Wir lernen einen Mann kennen, der die SLRG beschreibt wie eine Familie, die ein gemeinsames Ziel verfolgt: Ertrinken verhindern. TEXT: PHILIPP BINAGHI BILDER: DOMINIK WUNDERLI D ie Leine des Wurfsacks fliegt aus Ueli Bärtschis Hand. Mit einem lau- ten «Platsch» landet die Boje im Wasser Da entdeckt Bärtschi unter den Zuschau- enden Familie Bieri aus Emmenbrücke. Er nimmt sich Zeit, um dem Vater und lustigen zum Sprung in die Reuss an. Diesmal packt er Rettling Dario am Kra- gen und kämpft sich seitwärts durch die der Luzerner Reuss und der in der Strö- den Kindern die Baderegeln zu erklären. Strömung. Von aussen mag das einfach mung treibende Rettling greift danach. «Die erste Regel ist die wichtigste, der aussehen, aber wer die Gesichtsausdrü- Das Seil spannt sich unter der Kraft des Papi soll ja nicht meinen, er könne mit cke von Retter und Gerettetem sieht, ziehenden Wassers und dem Gewicht euch ans Wasser gehen und aufs Handy kann unweigerlich erkennen, dass es ein von Dario Lang, der sich als mögliches schauen – er soll immer bei euch sein!», riesiger Kraftakt sein muss. Opfer daran festhält. «Retten mit ge- meint er mit einem gutgemeinten Au- ringstem Risiko nennen wir das», gibt genzwinkern. Ein Komplott zum Karrierestart der 34-Jährige Auskunft und erklärt, Danach setzt Ueli Bärtschi unter den Bärtschi, selbst jahrelang Rettungs- dass es einfacher aussieht, als es ist. kritischen Augen der zahlreichen Schau- schwimmer und heute Präsident seiner 24 Humanité 2/2018
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