Töne zeit - Irgendwann war es Normalität Ist es jetzt soweit? mitpflegeleben.de - Stiftung Liebenau
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zeittöne Das Magazin Leben im Alter Sommer 2020 Lebenslinien Irgendwann war es Normalität P f l eg ea lltag Ist es jetzt soweit? d i g i ta l e W e lt e n mitpflegeleben.de
Die Hoffnung hilft uns leben. Ed i to r i a l Johann Wolfgang von Goethe Wir bleiben für Sie da! Liebe Leserin, lieber Leser, wir alle hatten uns so auf den Frühling gefreut, auf den Sommer, auf üppige Natur und auf Gemein- schaft im Grünen. Die Stiftung Liebenau hat sich auf die vielen Aktionen und den großen Festakt zu ih- Stefanie Locher rem 150jährigen Bestehen vorbereitet und wir alle wollten Dr. Alexander Lahl dieses Jubiläum miteinander begehen. Geschäftsführung Dann kam das Virus, wurde Covid19 benannt, und schlich Liebenau Lebenswert Alter sich, erst fast unbemerkt, dann aber mit großer Wucht in gemeinnützige GmbH unser aller Leben. Wir können nicht mit ihm verhandeln, Liebenau Leben im Alter gemeinnützige GmbH es zur Vernunft bringen, ihm Angebote machen. Die ganze Heilig Geist – Leben im Alter Welt ist ihm ausgeliefert. Und wir mussten das hohe Gut, gemeinnützige GmbH das Recht auf Teilhabe massiv einschränken und die Häu- ser der Pflege und die Servicezentren der Lebensräume für Jung und Alt zum Schutz der Bewohnerinnen und Bewoh- ner schließen. Ein schmerzlicher Einschnitt, der allem wi- derspricht, was uns wichtig ist. Umso mehr freuen wir uns, dass Erleichterungen und Begegnungen wieder ermöglicht werden können. Es ist für alle schwer, mit dieser neuen Lebenssituation zu- recht zu kommen. Wir sind Lernende, die das Beste für Sie geben. Besonders unsere Fachkräfte in den Einrichtungen. Die Situation ändert sich täglich. Wir bleiben für Sie da. Wir grüßen Sie herzlich Ihre Ihr Stefanie Locher Dr. Alexander Lahl zeittöne Editorial 3
I n h a lt 19 Impuls: Über die Hoffnung 14 »Ich bin sehr froh, zu wissen, wie verantwortungsbewusst alle sind.« 14 Pflegealltag 24Lesesessel Luftig, leicht, lustig, »Ist es jetzt soweit?« 22 Digitale Welt mitpflegeleben.de lebensfroh 06 as Haus der Pflege St. Hildegard D beherbergt am Rand von Böblingen »Wenn der Vater Stück für 44 Bewohnerinnen und Bewohner. Stück entgleitet.« Seit dem 13. März 2020 ist das Haus Immer wieder – für Besucherinnen und Besucher weitgehend geschlossen gewesen. Wissenswert immer anders Eine nie dagewesene Situation, die aber zum Schutz der Menschen 11 Sars-Cov-2 19 Impuls 06 Lebenslinien notwendig wurde. Linda Kraft, die Ein Virus verändert die Welt Über die Hoffnung Leiterin des Hauses findet: Es sei »Irgendwann war es Normalität« gelungen, Lebensqualität unter sehr E in Gespräch mit Dr. Alexander Lahl, »Zärtlich berührt sie deinen Leib, einer der beiden Geschäftsführer deine Seele, wird zum Halt und Bekannt und beliebt ist der Schau- ernsten Bedingungen zu erhalten. der Unternehmen der Stiftung Zuversicht spürt Gewissheit.« spieler Sebastian Ströbel als Markus Liebenau Pflege und Lebens- Prälat Michael H.F. Brock Kofler in der ZDF Serie »Die Berg 20 Hoffnung räume zu der alles beherrschen- retter«. Der Vater von vier Kindern den Pandemie und dem Weg, 24 Lesesessel hat gemeinsam mit seiner Mutter Sehr geehrter Herr Spahn, » den die Stiftung Liebenau geht. Luftig, leicht, lustig, lebensfroh und seinen Geschwistern über ich bin schon da.« Lektüre und Hörbücher für den 15 Jahre seinen Vater begleitet, der Tete Yacinthus ist Pflegefachkraft im 22 D igitale Welt Sommer an Demenz erkrankt war. Geblieben Haus der Pflege St. Konrad in Kress mitpflegeleben.de ist: »Liebe! Ein sehr starkes Gefühl, bronn. Seit einigen Jahren ist er auch Gemeinsam mit 14 Sozialunter das mit dem Fortschreiten seiner in dem Ort am Bodensee zuhause. nehmen hat die Stiftung Liebenau 26 Impressum Krankheit nicht weniger wurde.« Das war nicht immer so: Bis vor eine Internet-Plattform ins Leben Darüber spricht er mit uns in 28 Kontakt sieben Jahren leitete der gebürtige gerufen, die seit Oktober 2020 »zeittöne«. Togolese eine Radiostation in Lomé. bundesweit über alle Fragen zum Dann musste der Journalist fliehen Thema Pflege informiert. und Frau und Kinder zurücklassen. 4 zeittöne Inhalt zeittöne Inhalt 5
Lebenslinien »Irgendwann war es Normalität« Wenn der Vater Stück für Stück entgleitet In Ravensburg hat er Abitur gemacht, heute lebt er mit seiner Familie in Hamburg. Sebastian Ströbel ist Schauspieler. Seine bekannteste Rolle ist die des Markus Kofler in der ZDF-Serie »Die Bergretter«. Der vier fache Vater hat mit seinen Geschwistern und seiner Mutter über 15 Jahre den Vater auf dem »Weg in die Dunkelheit begleitet«. Was das für sein Leben bedeutet, erzählt er mit großer Sensibilität und Offenheit. 6 zeittöne Lebenslinien zeittöne Lebenslinien 7
Lebenslinien ja 15 Jahre Stück für Stück erlebt wie mein Vater immer mehr in sich verschwunden ist. Ange- fangen hat es mit Vergesslichkeiten, das haben wir manchmal als nervig empfunden, weil wir ja nie daran gedacht hätten, dass er auf dem Weg ist, uns langsam zu verlassen. Diese Pha- se dauerte etwa zwei Jahre bis nach zahllosen Untersuchungen und Tests die bittere Wahr- heit feststand. Meine Eltern lebten damals in Brandenburg. Mein Vater war dort Chefarzt an einer Klinik und er war erst Anfang 60 als die Krankheit begann, ihn einzuspinnen. Man muss sich das vorstellen, zu Anfang der 2000er Jahre war diese Erkrankung noch nicht so sehr im Bewusstsein. Auf dem Land gab es kaum Un- terstützung wie es heute fast überall der Fall ist. Und ich war mit Anfang 20 gerade dabei, meinen Weg im Leben zu suchen, mich auszu- probieren. Also sehr mit mir selber beschäftigt. Dieser Spagat war nicht einfach für mich. Dazu kommt: Ich lebte nicht mehr in der Nähe meiner Eltern, sondern relativ weit weg. Wie muss man sich eine »Begleitung in die zeittöne: Herr Ströbel, wenn Sie an Ihren, vor Dunkelheit«, wie Sie es nennen, vorstellen? hat ihn lange noch gefordert, ist viel mit ihm ist ein Wechselbad der Gefühle, das ich nicht einigen Jahren verstorbenen Vater denken, gereist, hat ihn nicht allein gelassen. Ein wich- wirklich beschreiben kann. Ich hätte meinen was fällt Ihnen als Erstes ein? Eine einfache Antwort darauf kann ich nicht tiger Punkt war die Diagnose und das Wissen Vater so gern noch richtig kennengelernt. Aber geben. Ich habe ja keinen Alltag mehr mit darum, dass er Stück für Stück immer weniger das war einfach nicht mehr möglich. Diese Ströbel: Liebe! Ein sehr starkes Gefühl, das meinem Vater erlebt, sondern ihn in regelmäßi- da sein wird. Ich habe lange versucht, ihn aus Krankheit übertüncht alles. Erinnerungen an das mit dem Fortschreiten seiner Krankheit nicht gen Abständen besucht. Anfangs allein, später der Dunkelheit herauszuholen. Ob es aber für Davor treten in den Hintergrund. Mein Vater weniger wurde. Ich hatte immer ein sehr en- mit seinen Enkelinnen, die ihren Opi als das ihn die Dunkelheit war, wie ich sie gesehen ist mir, ist uns, Stück für Stück entglitten. In der ges Verhältnis zu meinem Vater, das hat sich kennengelernt haben, was er zum jeweiligen habe, kann ich nicht sagen. Vielleicht war es für ersten Zeit nach der Diagnose war er unglaub- während seines 15 Jahre währenden Abschieds Zeitpunkt war. Meine Mutter war diejenige, die ihn ja gar nicht so. Es gab absurde Situationen, lich. Er hat uns eigentlich entlassen während er nicht geändert. Wenn ich aber weiterdenke, Tag für Tag, Jahr für Jahr für ihn da war. In den die auch witzig waren, bizarre Situationen, die sich von seinem alten Ich immer weiter verab- dann fällt mir ein, wir – meine Mutter, meine ersten Jahren zuhause, mit ungeheurer Kraft ich nicht erwartet hätte und es gab noch lange schiedet hat. Das hat uns als Familie sehr eng Geschwister, unsere Familien und ich – haben und Stärke, vor allem mit ihrer ganzen Liebe. Sie plötzlich die unerwartet klaren Momente. Das zusammengeschweißt. Begleitung heißt aber 8 zeittöne Lebenslinien zeittöne Lebenslinien 9
Lebenslinien Ak t u e ll e l ag e auch Verzweiflung, Trauer und Hoffnungslosig- Pflegekräfte im Heim, das ja seine letzte Hei- keit. Denn irgendwann ist der Punkt erreicht, mat wurde. Ich finde, diesen Menschen muss an dem nichts mehr, aber auch gar nichts mehr viel, viel mehr Anerkennung zukommen, mehr SARS-Cov-2 zurückkommt. Aber irgendwann wird das zur Respekt. Sie sind wunderbar. Ich weiß nicht, wie Normalität. Es gab Zeiten, in denen ich sehr mit wir, wie unsere Mutter das geschafft hätte ohne ihm gelitten habe, obwohl ich natürlich nicht deren unermüdlichen Einsatz für unseren Vater weiß, ob er überhaupt gelitten hat. Aber dieses und all die anderen, die Zuwendung und Pflege »Insichgefangensein« das durch nichts, aber auch gar nichts aufzubrechen ist, hat große brauchen. Das Corona-Virus verändert die Welt Ängste in mir ausgelöst. Wir haben auch unsere Sebastian Ströbel … Kinder zu ihm mitgenommen, die damals noch Ein Gespräch mit Dr. Alexander Lahl klein waren. Und Kinder sind so offen und groß- … ist vor 43 Jahren in Karlsruhe geboren. In Ravensburg hat er sein Abitur gemacht artig: Sie nehmen die Menschen wie sie sind. und am Mozarteum in Salzburg seine Sie haben nicht hinterfragt, was mit ihm ist, sie Ausbildung zum Schauspieler absolviert. Es ist in einer großen gemeinsamen Kraftanstrengung von Politik und Ge- haben seinen Heißhunger nach Süßem gestillt, indem sie ihn gefüttert haben. Es war ihr »Opili« Heute lebt er in Hamburg, ist verheiratet sellschaft gelungen, die Ausbreitung des SARS-Cov-2 Virus von Mitte März und Vater von vier Kindern. so wie er eben war. Und sie haben ihn bedin- bis Ende April 2020 einzudämmen. Die Ansteckungszahlen konnten auf gungslos geliebt. Das sind die kleinen Wunder, In der bekannten Krimireihe »Kommissar die niemals vergehen werden. Es ist das größ- Rex« debütierte er 1998 als Filmschauspie- einem Niveau gehalten werden, die das Gesundheitssystem bewältigen ler und hat seitdem in vielen Produktionen te Glück im Leben, geliebt zu werden und zu mitgearbeitet. Seit 2014 spielt er in der kann. Früh hat die Stiftung Liebenau entschieden, ihre Häuser der Pflege lieben. Und ein anderes Glück habe ich in dieser Zeit kennengelernt: Menschen, die sich tagtäg- ZDF-Serie »Die Bergretter« die Rolle des zu schließen, um ihre Bewohnerinnen und Bewohner vor Ansteckung und Markus Kofler. lich um meinen Vater gekümmert haben. Die Erkrankung zu schützen. 10 zeittöne Lebenslinien zeittöne Aktuelle Lage 11
Ak t u e ll e l ag e Aus der Serie »Kreidezeit, April 2020« von Heike Schiller. Dokumentation gemalter Gefühle von Kindern auf Straßen Herr Dr. Lahl, was war das für ein Gefühl gehörige müssen draußen bleiben, Veranstal- deren Angehörige da. Das ist die Schließung der Häuser der Pflege zu tungen sind abgesagt, die Pflegenden müssen eine Mammutaufgabe, die man verfügen? auf so vieles mehr achten und organisieren als nicht genug anerkennen kann. zuvor und die Gefahr der Vereinsamung und Wenn wir es richtig beobach- Von Gefühlen möchte ich hier erstmal gar nicht Depression ist groß. Wir sind sehr glücklich, ten, dann beginnt die ganze sprechen. Es war das Gebot der Stunde eine dass die Teams in den Häusern mit der Situa- Gesellschaft zu begreifen, wie Entscheidung zu treffen, die unseren Bewohne- tion kreativ umgehen und dafür Sorge tragen, wichtig sie für uns alle sind. Wir rinnen und Bewohnern größtmöglichen Schutz dass in dieser herausfordernden Zeit niemand wünschen uns, dass auch die bietet. Immerhin mussten wir das individuelle zurückgelassen wird. Stand heute können wir Politik jetzt ihren Fokus auf die Recht auf Teilhabe maximal einschränken. Da auf Holz klopfen: Das Virus ist bisher kaum in Systemrelevanz der fachlich muss man sehr rational vorgehen. Wir haben die Häuser eingedrungen. Was Linda Kraft für hochkompetenten Pflegekräfte die Entwicklung verfolgt und täglich im Ge- das Haus der Pflege St. Hildegard in Böblingen richtet und nach der Bewälti- spräch mit den Hausleitungen und Behörden beschreibt (siehe Seite 14) kann ich für alle gung der Krise nicht schwei- bewertet. Anfang März haben wir gesehen: unsere Häuser bestätigen: Die Mitarbeiterin- gend zum Alltag übergeht. Es Da rollt etwas auf uns zu, das einen großen nen und Mitarbeiter geben alles, um den ihnen muss endlich der Dreiklang aus Einschnitt bedeuten wird. Am 13. März 2020 anvertrauten Menschen noch mehr zur Seite zu adäquater Bezahlung der Mit- war es dann soweit: Wir haben geschlossen. stehen als ohnehin schon. Wir können hof- arbeitenden, Kostenanteile der Das war einerseits ein Gefühl der Erleichterung, fen, diese Situation ändert sich bald – aber wir Bewohnerinnen und Bewoh- weil die Entscheidung gefällt war. Andererseits wissen: Ohne Impfstoff bleibt es einfach sehr ner in den Häusern der Pflege war es definitiv eine meiner schwersten Ent- gefährlich. und Kosten der Bürger für die scheidungen meines Berufslebens! Und die Pflegeversicherung neu und gut Schließung bedeutet so viel mehr, als nur eine Da kommt den Mitarbeiterinnen und austariert werden. Gleichzei- »geschlossene Tür«. Mitarbeitern der Häuser eine große Ver tig ist es absolut dringlich, die Die Kultur der offenen Häuser kann nicht antwortung zu. Wie ist das zu schaffen? Häuser so schnell wie mög- mehr gelebt werden? lich wieder einer geordneten Das ist eine gute Frage. Unsere Mitarbeiten- Teilöffnung zuführen zu können, Genau. Das bedrückt meine Kollegin Stefanie den haben auch ohne diese Krise einen he- damit Angehörige und Bewoh- Locher, mich und alle Mitarbeitenden ganz rausfordernden Alltag. Jetzt aber leisten sie nerinnen und Bewohner einan- besonders. Seit Bestehen der Altenhilfe in der Fantastisches. Sie müssen die neuen Auflagen der wiedersehen können. Stiftung Liebenau leben wir eine Kultur der und Regelungen umsetzen und dennoch einen und müssen zudem ihren eigentlichen Tätig- Begegnung, der Offenheit und des Austausches. geregelten und atmosphärischen Tagesab- keiten nachgehen. Sie sind alle mit viel Einsatz Die durch das Virus verursachte weltweite Unsere Häuser der Pflege sind offene Häu- lauf sicherstellen. Sie haben aktuell eine noch und Engagement dabei. Sie bemühen sich um Krise ist von hoher Dynamik. Aussagen, die ak- ser mit vielfältigen Begegnungsmöglichkeiten größere Verantwortung. Die Belastungen, auch einen Austausch zwischen Bewohnerinnen und tuell getroffen werden, können morgen schon und mit Quartiers- bzw. kommunalem Bezug. psychosozialer Art, sind groß. Die Angst, vor Bewohnern sowie deren Angehörigen über alle durch neue Entwicklungen überholt sein. Das Plötzlich ist das vorbei. Es ist, als hätten wir Ansteckung – auch der eigenen Familie oder möglichen Kanäle. Sie sind mit Empathie und Gespräch mit Herrn Dr. Alexander Lahl fand eine Wand hochgezogen, als hätten wir unsere der Bewohnerinnen und Bewohner. Sie sehen Herz für die Fragen, Probleme, Sorgen und am 30. April 2020 statt und spiegelt den Stand Grundeinstellung um 180 Grad gedreht. An- sich mit zusätzlichen Aufgaben konfrontiert Ängste der Bewohnerinnen und Bewohner und zu diesem Zeitpunkt wider. 12 zeittöne Aktuelle Lage zeittöne Aktuelle Lage 13
P f l eg ea lltag »Ist es jetzt soweit?« Vom neuen Alltag in der Pflege Das Haus der Pflege St. Hildegard beherbergt am Rand von Böblingen 44 Bewohnerinnen und Bewohner. Ab dem 13. März 2020 ist das Haus für Besucherinnen und Besucher geschlossen gewesen. Eine nie dagewesene Situation, die umzusetzen den Verantwortlichen wahrlich nicht einfach gefallen ist, aber zum Schutz der Menschen notwendig wurde. Linda Kraft, Bewohnerinnen im Haus der Pflege die Leiterin des Hauses findet: Es sei gelungen, Lebensqualität unter sehr St. Hildegard in Böblingen ernsten Bedingungen zu erhalten. 14 zeittöne Pflegealltag zeittöne Pflegealltag 15
P f l eg ea lltag T oi, toi, toi! Bis heute haben wir keine das. Wir organisieren regelmäßige Fensterbe- Ansteckungen mit dem Virus weder suche. Wir ermöglichen Skypezusammenkünfte beim Personal noch bei den Bewoh- und wir nehmen Filme der Angehörigen ent- nerinnen und Bewohnern«, freut sich gegen, die sie eigens für Bewohnerinnen und Linda Kraft Ende April und hofft, dass sie alles Bewohner machen. Das ist alles so wichtig, um so gut organisiert haben, damit es auch so blei- den Kontakt so gut wie möglich zu erhalten, ben wird. Von einem großen Kraftakt spricht die aber organisatorisch ist das hochkomplex.« Leiterin des Hauses der Pflege St. Hildegard in Böblingen, wenn sie an die Wochen seit Anfang Auch das Betreuungsangebot im Haus selbst März 2020 denkt. »Wir haben vor dem Lock- wurde neu ausgerichtet, denn ein gut struktu- down die Entwicklungen bereits täglich verfolgt rierter Tag ist jetzt notwendiger denn je. Zwar und als die Infektionszahlen weiter sehr stark gibt es keine Veranstaltungen mehr und auch gestiegen sind, war die Schließung unserer Ein- die Gruppenangebote mussten verändert wer- richtung, bzw. die Entscheidung zur Schließung den: Maximal fünf Bewohnerinnen und Bewoh- des Trägers, ein wichtiger Schritt für den Schutz ner können zum Beispiel ein Gymnastikangebot unserer Bewohnerinnen und Bewohner, sowie wahrnehmen. Es muss also mehr solcher Ange- Mitarbeitenden. Seit diesem Tag geben wir bote geben und braucht den ganzen personel- täglich unser Bestes.« Aber natürlich bleibt die len Einsatz. »Aber wir haben das prima hinbe- Sorge, denn testen konnten sie bisher nur ein- kommen und können darauf stolz sein«, findet mal. Alle waren negativ. Diese Momentaufnah- me ist zwar beruhigend, »trotzdem werden wir »Wir sind ein sehr es jetzt soweit?« kommentiert. Sie kommen einigermaßen gut zurecht, weil sie sehen, es Linda Kraft. Und dann ist da noch der wunder- bare Garten, der weidlich genutzt werden kann dünnhäutiger: Ein trockener Husten hier oder erhöhte Temperatur dort lässt uns sofort unru- gutes Team. Das zeigt geht um ihr Wohlbefinden. Für andere, die kognitiv und körperlich sehr eingeschränkt sind, und in dem dann doch die eine oder andere Veranstaltung stattfindet, wenn etwa die Leite- hig werden« konstatiert Linda Kraft. Schließlich müsse man besonders aufmerksam sein, denn sich jetzt ganz beson- ist es schwer zu begreifen, was vorgeht. Wenn etwa der Sohn immer mittwochs kam und jetzt rin des Kinder- und Jugendtreffs Dietzenhalde Luca Christine Wenz eigens vorbeikommt und in die Mitarbeitenden gehen ja auch nach Hause ders.« gar nicht mehr, ist das nicht leicht zu vermit- gebührendem Abstand ein Gitarrenkonzert gibt. in ihr Privatleben und kommen am nächsten teln. Aber auch für die Angehörigen ist es eine Oder wenn Kinder aus der Umgebung Oster- Tag zurück. Bei aller Vorsicht sind sie potentielle Für die 44 Bewohnerinnen und Bewohner stellt große Umstellung. Viele kamen sehr regelmäßig grüße für die Bewohnerinnen und Bewohner Überträgerinnen und Überträger. Das müsse sich die Lage sehr unterschiedlich dar. Einige alle paar Tage, andere täglich immer zur glei- basteln und abgeben. Schokoladengrüße von man immer auch im Auge haben. »Ich bin sehr haben die Entwicklung in den Medien und im chen Zeit. Es sind die Alltagsroutinen, die allen den Spielbanken in Stuttgart kamen an – »Unser froh, zu wissen, wie verantwortungsbewusst Haus intensiv verfolgt und hatten einschneiden- Beteiligten fehlen. »Wir stehen natürlich mit Haus wird plötzlich sehr viel mehr als Teil des alle sind. Wir sind ein sehr gutes Team. Das zeigt de Maßnahmen im März bereits erwartet. Die den Angehörigen im Austausch. Sie sehen die gesellschaftlichen Seins wahrgenommen. Es sich jetzt ganz besonders.« Schließung haben sie lediglich mit einem »Ist Notwendigkeit der Schließung und unterstützen ist sehr interessant, was in einer solchen Zeit 16 zeittöne Pflegealltag zeittöne Pflegealltag 17
P f l eg ea lltag Imp u l s Linda Kraft: »Wir können diese Situation nicht über Monate aufrechterhalten. Es braucht absehbar eine kontrollierte Öffnung, denn jede Verlängerung des Ist-Zustandes macht die Akzeptanz schwieriger. Auch wenn es einen wei- teren organisatorischen und kommunikativen Auf- wand mit sich bringt: Ein von uns begleiteter Weg, Besuche zu ermöglichen ist psychologisch drin- gend geboten.« Das gelte Über die Hoffnung Der Garten hinter dem natürlich auch für viele Haus der Pflege St. Hildegard andere Einrichtungen Wie soll ich dich beschreiben, meine Hoffnung. danken, die Hoffnung, als Erwartung, die ich wie Krankenhäuser oder Manchmal kommst du daher wie ein kühler hege. Denn Hoffnung darf nicht zur zweiten Hospize. Aber Linda Kraft Wind in meiner Wüste. Wenn das Leben brennt oder letzten Chance werden. Sie muss mehr hat noch einen weiteren auf meiner Haut und meine Seele dürstet nach sein als Sehnsucht oder Zuversicht, kein Licht- »Solidarität und großen Wunsch: »Nachhaltige Veränderungen im Gesundheitswesen und in der Betreuung den Wassern des Lebens: Nähe, Begegnung, Zärtlichkeit, ein kleines Wort zur rechten Zeit, blick, der zur Finsternis wird, sobald das Licht des Tages schwindet, darf die Hoffnung nicht Gemeinschaft gewin- von alten und gehandicapten Menschen jen- seits von Umsatz und Budgetierung müssten einem Menschen. Und nur die heiße Sonne mir das Leben verbrennt. Übrig bleibt was auch in zur Erinnerung werden an vergangene Tage der Jugend. Hoffnung, du darfst für mich sein mein nen wieder mehr an doch jetzt zu machen sein. Systemrelevanz darf kein leeres Wort bleiben.« Flammen steht: Einsamkeit, Schweigen, Abgren- zung und Zweifel. Dann kommt mir die Hoff- Vertrauen, mit der ich Hand in Hand durchs Leben gehe. Zärtlich berührt sie deinen Leib, Bedeutung.« nung gleich einem kühlen Wind, der mich deine Seele, wird zum Halt und Zuversicht spürt Die durch das Virus verursachte weltweite aufatmen lässt für einen kurzen Augenblick. Gewissheit: Geborgenheit spricht die Hoffnung passiert. Ich wünsche mir, dass wir davon vieles Krise ist von hoher Dynamik. Aussagen, die Aber die Hoffnung darf nicht nur sein ein kurzes und vertraut darauf, dass sie niemals verloren in die Nachcoronazeit retten können. Solidari- aktuell getroffen werden, können morgen Aufatmen. Sie darf nicht flüchtig sein, einem geht. Sie ist nicht Windhauch und Schmetterling, tät und Gemeinschaft gewinnen wieder mehr schon durch neue Entwicklungen überholt sein. Schmetterling gleich: Klein, flüchtig und schön. sie ist das Fundament meines Lebens. an Bedeutung. Wenn wir das halten könnten, Das Gespräch mit Frau Linda Kraft fand am Kaum greifbar, allenfalls einem Aufatmen gleich, haben wir mehr aus dieser Krise gemacht als 27. April 2020 statt und spiegelt den Stand zu bevor sie wieder verschwunden ist, die Hoff- Prälat Michael H.F. Brock wir je erwarten durften.« Trotzdem mahnt diesem Zeitpunkt wider. nung. Und sie muss mehr sein in meinen Ge- ist Vorstand der Stiftung Liebenau 18 zeittöne Pflegealltag zeittöne Impuls 19
Hoffnung M an hat einen herrlichen Blick von So kam Yacinthus ins Haus der Pflege St. Kon- der Anhöhe auf der das Haus der rad. »In Togo ist es selbstverständlich, dass alte Pflege St. Konrad in Kressbronn Menschen in der Familie leben und gepflegt liegt. Den Bodensee, die Alpen werden«, erzählt er. Für ihn war die Tugend, kann Tete Yacinthus von hier aus sehen und Alte zu ehren und immer höflich zu sein, Teil genießen. Aber die schmerzhafte Sehnsucht seiner Erziehung. Bald haben seine Kolleginnen nach seiner Familie kann diese unvergleichliche und Kollegen erkannt: Tete kann das super, Tete Kulisse nicht lindern. Lindern kann das nur seine passt zu uns. Sie haben ihn dabei unterstützt Arbeit, seine Berufung, wie er es nennt, mit die Ausbildung zur Pflegefachkraft zu machen, den Menschen, die ihm vertrauen. Yacinthus ist die er Ende 2018 mit Bravour bestand. Seine eigentlich ein Weltbürger, der gerne Sprachen Kolleginnen und Kollegen unterstützen ihn, eine lernt, neugierig und offen ist. Er spricht Spa- Zukunft in Deutschland zu haben und er sagt: nisch, Englisch, Französisch, Deutsch und einige »Alle hier sind meine Freunde. Diese Arbeit ist Dialekte seines Geburtslandes fließend in Wort alles, was ich habe.« Man spürt das, wenn man und Schrift. »Nur mit dem Chinesischen hapert ihn im Zusammenspiel mit seinen Kolleginnen es ein bisschen«, sagt er lachend. »Ich lerne und Kollegen erlebt: Zugewandt, kompetent und einfach gerne Sprachen, das fällt mir leicht.« fröhlich. Aber was genauso wichtig ist: Er hat ei- nen sensiblen, liebevollen Draht zu den Bewoh- Tete Yacinthus musste Ende 2013 von einer nerinnen und Bewohnern, die ihn alle sehr gern Stunde auf die andere sein Land verlassen, weil um sich haben. Auch seine Kompetenzen aus er als Radiojournalist unbequem wurde und seinem früheren Leben kommen in diesem Jahr damit rechnen musste, wie viele seiner Kollegen zum Tragen: Tete Yakinthus wird federführend entführt, vielleicht sogar getötet zu werden. die Digitalisierung im »Real Labor« übernehmen. Über Belgien kam er schließlich im Januar 2014 Einem Projekt der Stiftung Liebenau in Koopera- nach Deutschland, weil er hier auf Vermittlung tion mit Berufsgenossenschaft und »inHaus«. »Sehr geehrter Herr Spahn,… des Deutschen Botschafters in Togo bereits ein Praktikum bei der Deutschen Welle absolvier- te und über eine Sozialversicherungsnummer Einen großen Traum hat Tete Yakinthus weiter- hin: »Ich möchte so gern meine Frau und meine … ich bin schon da.« verfügte. Wo er leben wollte, konnte sich der Asylbewerber natürlich nicht aussuchen und so beiden Kinder herholen dürfen. Wir gehören doch zusammen!« Sein Asylantrag wurde abge- kam er eines Tages nach Kressbronn. Dort such- lehnt, aber die Gerichtsverhandlung dazu lässt te er sofort nach einer Aufgabe, die ihm helfen seit zweieinhalb Jahren auf sich warten. Yacint- Tete Yacinthus ist Pflegefachkraft im Haus der Pflege St. Konrad in Kress sollte Deutsch zu lernen, anzukommen und sich hus versteht nicht, weshalb der Gesundheitsmi- bronn. Seit einigen Jahren ist er auch in dem Ort am Bodensee zuhause. zu integrieren, die Angst und Unsicherheit der nister überall nach Pflegekräften sucht, er aber Flucht und die Trennung von seiner Familie ein seit Jahren mit dieser Unsicherheit leben muss. Das war nicht immer so: Bis vor sieben Jahren leitete der gebürtige Togo- bisschen zu vergessen. Aber auch eine Aufgabe, Einen Brief an Jens Spahn hat er im Kopf schon lese eine Radiostation in Lomé. Dann musste der Journalist fliehen und die ihm Spaß macht und ihn ausfüllt. Schnell formuliert: fand er Anschluss in Kressbronn, und da er ein »Sehr geehrter Herr Spahn, ich bin schon da Frau und Kinder zurücklassen. angenehmer und kluger Mensch ist, halfen und liebe meine Aufgabe. Lassen Sie mich bitte ihm viele auf seinem Weg in ein neues Leben. bleiben.« 20 zeittöne Hoffnung zeittöne Hoffnung 21
N e u es au s d e r d i g i ta l e n W e lt Geschäftsführung Torsten Anstädt und Cornelia Röper Mitpflegeleben.de Eine neue Plattform im Internet stellt sich vor Wenn Sie ein neues Fernsehgerät oder einen Gebrauchtwagen kaufen möchten, eine Urlaubs reise planen oder eine Bahnfahrt buchen wollen, dann informieren Sie sich heute zumeist auf einer der Plattformen im Internet. Wer jedoch nach einem geeigneten Pflegeheim für sich oder seine Angehörigen, nach einem Sozialdienst oder einer altersgerechten Wohnform sucht, war bisher auf Hörensagen und Empfehlungen angewiesen. Das hat seit Oktober 2019 ein Ende. Die Informationsplattform »mitpflegeleben.de« ist online. 14 Sozialunternehmen in Deutschland Aber das ist noch nicht alles. »mitpflegeleben.de« für sich oder Angehörige auszuarbeiten. Dabei und die Stiftung Liebenau gründeten 2018 die »mitunsleben« GmbH und erarbeiteten dieses ist die erste, auf Künstlicher Intelligenz (KI) können Sie unbesorgt sein: Für die Nutzung der einmalige Angebot. basierende Pflegeplattform Europas. »Wir hel- Plattform werden keine Gebühren verlangt und fen aktiv Menschen, die Pflege benötigen und gleichzeitig sind Ihre Daten bestens geschützt, allem sollte sie auch einen Beratungsservice entlasten mit unserer intelligenten Pflegeplatt- weil dies durch die gemeinnützigen Gesellschaf- bieten, der Tag und Nacht bei Fragen hilft. form sowohl Angehörige als auch Pflegekräfte,« ter, den Sozialunternehmen, garantiert wird. erklärt Torsten Anstädt und verweist auf die Und so betont Cornelia Röper: »Es ist ein gutes Cornelia Röper beschreibt die ersten Gedanken sympathische Robin, die Ihnen gerne bei indi- Gefühl zu wissen, dass die Sozialwirtschaft uns hierfür so: »Ich kann mich über fast alles online viduellen Fragen weiterhilft. Robin ist Ihr, mit als sozialem Start-up vertraut. Diese Zuversicht informieren und finde vom Hotelzimmer über künstlicher Intelligenz ausgestattetes Gegen- kommt letztlich den Menschen zugute, die Hundesitter bis hin zur Massage alles vergleich- über, das zu jeder Tages- und Nachtzeit auf alle unsere digitalen Angebote nutzen. Denn für sie bar online. Aber wenn es um die Zukunft der Informationen Zugriff hat. Robin beantwortet entwickeln wir Lösungen, die ihnen Antwor- eigenen Eltern oder Großeltern geht, ist es ver- Ihre Fragen und findet Lösungen, wann immer ten bieten auf Fragen, die sie gerade dringend dammt schwer etwas zu finden. Das geht auch Sie mit ihr in Kontakt treten. Natürlich ersetzt beschäftigen.« Mit Cornelia Röper und Torsten Anstädt wurden anders.« Und so machten sie sich an die Arbeit. eine digitale Beratung nicht das persönliche Ge- in Berlin zwei kompetente Geschäftführungen Im Oktober 2019 war es schließlich soweit. In spräch. Aber Ihre eigenen Recherchen und die Die Stiftung Liebenau freut sich, Ihnen mit die- gefunden, die diese ebenso einfache wie beste- enger Zusammenarbeit mit den Sozialunter- Unterstützung von Robin lassen Sie gezielt etwa ser Plattform einen Service bieten zu können, chende Idee mit großem Engagement und ei- nehmen ist die umfangreiche Plattform »mit auf die Einrichtung Ihrer Wahl zugehen. Sie mit dessen Hilfe Sie auch den Weg zu unseren nem motivierten Team umsetzten: Es sollte eine pflegeleben.de« online gegangen. Wer heute wissen dann bereits um Ihre Möglichkeiten und vielfältigen Angeboten finden. digitale Plattform aufgebaut werden, die einen Pflege sucht, ambulant oder stationär, findet können sich auf das Wesentliche konzentrieren. Und wenn Sie schon mal hier sind, laden wir leichten Zugang zur Welt der Pflege ermöglicht hier bundesweit 25.000 Pflegeanbieter. Man Das macht Sie zu einem wissenden Gegenüber Sie gerne und herzlich ein, einen Blick auf unse- und bundesweit Orientierung im Pflegedschun- kann sich unverbindlich umschauen, auswählen, und hilft den Pflegeberaterinnen mit Ihnen ein re Angebote zu werfen: stiftung-liebenau.de/ gel gibt. Sie sollte leicht bedienbar sein und vor nachfragen und Kontakt aufnehmen. passgenaues Pflege- oder Betreuungsangebot pflege-und-lebensraeume/ 22 zeittöne Neues aus der digitalen Welt zeittöne Neues aus der digitalen Welt 23
L es es es s e l Lesesessel |2| |3| |4| »Es gibt kein Verbot für alte Keine Sorge, das ist kein Rat- Weiber auf Bäume zu klet- Hendrik Groen ist ein Pseu- geber. Der Titel dieses wun- tern…« entgegnete die großar- donym. Aber es gibt diesen dervollen Buches geht weiter: tige Astrid Lindgren als sie mit 85 Jahre alten Rentner wirk- »Die Weisheit der Hundert- Leichte Lektüre und Hör über 80 Jahren beim Erklettern lich. Er lebe irgendwo in Hol- jährigen. Eine Weltreise.« |5| eines Baumes ertappt wurde bücher haben wir für Sie |1| ihren besorgten Kritikern. Iris land und beschreibt in seinen Die beiden Autoren, Klaus Zugegeben, ein bisschen ausgesucht. Sie sind gute Tagebüchern sein Leben in Brinkbäumer und Samiha Apfel würde diesen Satz in albern ist mancher Rat in Begleiter in die Leichtigkeit Viele kennen den Autor dieses einer Einrichtung für ältere Shafy, erzählen die Lebensge- ihrer Autobiografie vehement diesem kleinen Büchlein des Sommers, sie erlauben Buches als Schauspieler, der Menschen. Köstlich anarchisch, schichten von Menschen, die unterstreichen. Die heute schon. Aber dass es immer über sich selbst zu lachen, etwa im Tatort als Klaus Bo- zuweilen nachdenklich, oft 100 Jahre und älter werden 98jährige gilt als eine der nur die »anderen« sind, die geben Einblicke in besondere rowski knifflige Fälle auf seine selbstironisch und mit spitzer und versuchen dem Geheim- originellsten Stil-Ikonen, deren merkwürdig werden und nicht Leben und motivieren sich ganz besondere Weise löst. Feder akribisch den Alltag nis dieser sehr langen Leben Extravaganz legendär ist und die, die an Lebenserfahrung dem anspruchsvollen Leicht Dass er auch schreiben kann, beschreibend, ist Groen inzwi- auf die Spur zu kommen. die ihr Leben der Gestaltung reich sind und deren Wissen sinn des Seins hinzugeben. beweist er mit seinem Erstling schen ein Bestsellerautor ge- Dafür reisten sie um die Welt der schönen Dinge des Lebens unerschöpflich ist, dürfte Und das eine oder andere ist aufs Vorzüglichste. »Milbergs worden. »Tanztee« ist bereits und trafen in vielen Ländern gewidmet hat. Ihr Credo: Krea- ja allen klar sein. Die vielen prima geeignet vorgelesen trügerisch harmlose Erinne- seine zweite Veröffentlichung Menschen. Ein Buch, das Mut tivität und Liebe zu sich selbst humorigen, aber natürlich zu werden und für Heiterkeit rungen an seine Kindheit und aus dem »sehr bequemen macht, stärkt und das eigene ist alterslos! Das Alter nicht nicht immer ernst gemeinten zu sorgen. Am besten unter Jugend in Düsternbrook, einem Leben eines vollversorgten Erinnern und Erzählen darü- leugnen, sondern tun, was Ratschläge fühlen gängigen dem Sonnenschirm mit einem Kieler Stadtteil, langweilen Rentners«. »Eierlikörtage, das ber geradezu herausfordert. immer man will ohne sich um Klischees auf den Zahn und Gläschen Wein. keine Sekunde, im Gegenteil: geheime Tagebuch des Hendrik Mit sehr viel Liebe für die Konventionen zu scheren – das haben durchaus einen realen Sie entfalten Sog und Charme, Groen, 83 ¼ Jahre« beginnt die Menschen geschrieben und ist die Botschaft ihres Lebens Hintergrund. Ein Buch zum dem man sich nicht entziehen Reihe. Sein drittes Werk heißt: dabei hintergründig so viel mit der sie nicht Vorbild sein Vorlesen in der Gemeinschaft kann.« Na, wenn das der Lite- »Lieber Rotwein als tot sein« über uns alle erzählend ist will und es doch sein kann. Las- oder als Geschenk für die raturpapst Denis Scheck sagt, und stellt einen sehr vergnüg- das eine ganz besondere Lek- sen Sie sich von dieser »alten lieben Verwandten, das ganz dann ist es fast ein Muss. Wer lichen Roman um einen Mann türeempfehlung. Eignet sich Schachtel« verführen, die sich sicher viele fröhliche Stunden sich für die humorvolle Ge- dar, der nach Jahrzehnten im auch sehr gut zum Vorlesen. zum »ältesten Teenager der garantiert. schichte hinter dem Fernseh- Toilettenpapiervertrieb arbei- Welt erklärt hat« und genießen Klaus Brinkbäumer und kommissar interessiert, der hat tet und dann verschwindet … Je älter man wird, desto Sie diese äußerst unterhaltsa- Samiha Shafy: Das kluge, viel Freude an diesem Buch Herrlich zu lesen oder zu hören. merkwürdiger werden die me und motivierende Lebens- lustige, gesunde, ungebrem anderen – der ultimative Rat Axel Milberg: Düsternbrock, geschichte. Hendrik Groen: alle Bücher ste, glückliche, sehr lange geber: Riva-Verlag, 9,99 € Piper Verlag 22,00 € erschienen bei Piper zwischen Leben, S. Fischer Verlag Iris Apfel: Stil ist keine Frage 9,99 – 16,99 €; 22,00 €; auch als Hörbuch des Alters, Midas Verlag Hörbücher 11,45 – 15,45 € bei Audible erhältlich 25,00 € 24 zeittöne Lesesessel zeittöne Lesesessel 25
Impressum zeittöne ist ein Magazin der Liebenau Lebenswert Alter gemeinnützige GmbH Liebenau Leben im Alter gemeinnützige GmbH Heilig Geist – Leben im Alter gemeinnützige GmbH Redaktion: Dr. Alexander Lahl, Heike Schiller, Hanna Pfeiffer, Sylvia Apfel Gestaltung: Sabine Koch Fotografie: Titel: ZDF/Thomas R. Schumann; Editorial: Felix Kästle; Seiten 6, 8, 9, 10: ZDF/Thomas R. Schumann; Seite 22: mitunsleben; Seite 23: mitunsleben, Fotograf Masa Yuasa; Seiten 24/25: Verlage; Seiten 2, 11, 12, 13, 14/15, 16/17, 18, 19, 20, 27: Heike Schiller Bildbearbeitung: Piltz Reproduktionen, Stuttgart Druck: Siegl-Druck, Friedrichshafen Die Zukunft gehört denen, die an die Wahrheit ihrer Träume glauben. Erscheinungstermin: 20. Juni 2020 6|2020 Auflage: 7.000 Exemplare Eleanor Roosevelt 26 zeittöne Impressum
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