Transparente BILdunGsstätte - Fahrni Fassadensysteme AG

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Transparente BILdunGsstätte - Fahrni Fassadensysteme AG
report        37

*Roger Blank

                                                 Schulhaus Leutschenbach in Zürich Schwamendingen

                                                 Transparente
                                                 ­Bildungsstätte

                                                                                                                                                   1

    Im aufstrebenden Zürcher Quartier            Das Schulhaus Leutschenbach gilt als eines der       deckt die ganze Gebäudekonstruktion gerade
   Leutschenbach, neben der Kehricht-            wichtigsten Stahlbauprojekte der Schweiz. Im         mal 50 x 34 m des ganzen Schulareals. Entspre-
       verbrennungsanlage Hagenholz,             Jahr 2009 wurde es mit dem begehrten «Prix           chend erstreckt sich die entstandene Freifläche,
wurde im Sommer 2009 das Schulhaus               ­Acier» für die hohe architektonische Qualität       die als Pausen- und Sportplatz genutzt werden
 Leutschenbach eröffnet. Das Quartier             sowie für dessen herausragenden Stahlbau aus-       kann, von der Hagenholzstrasse bis hin zur An-
       Leutschenbach ist in den letzten           gezeichnet. Das mediale Echo vor und nach der       dreasstrasse.
  Jahren stark angewachsen. Dringend              Eröffnung war beträchtlich. So wurde das Projekt
benötigter Schulraumbedarf kann nun               auch mit dem von der Zeitschrift «Hochparterre»
                                                                                                      «Hängende» Klassenzimmer
     im zweitgrössten Schulhaus neben             initiierten Design-Award «Goldener Hase für Ar-
    dem «Im Birch» abgedeckt werden.              chitektur» ausgezeichnet.                           Bei der Konstruktionsart handelt es sich im
                                                  Der Bau des Zürcher Architekten Christian Ke-       Prinzip um einen von einer Stahlkonstruktion
                                                  rez setzt ein Zeichen bezüglich architektonischer   getragenen Tisch, der auf sechs Auflagepunk-
                                                  Qualität und bautechnischem Fortschritt. Ziel       ten weit in der Mitte des Gebäudes in Beton-
                                 * Roger Blank
        dipl. Fassaden-/Metallbauingenieur FH,
                                                  sei es, einen möglichst kleinen Fussabdruck zu      fundamenten ruht und dessen Platte das vierte
                    Fahrni Fassadensysteme AG     hinterlassen, damit die umliegenden Freiräume       Geschoss darstellt. Unter dieser Platte sind in
                                  CH-3250 Lyss    grös­ser werden, so der Architekt. In der Tat be-   Stahlfachwerken drei Klassenzimmergeschosse

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a Glasschwert, vierfach TVG,
  ­Stabilisierung gegen Wind­lasten
b 2-fach-Isolierglas, Ug = 1,1 W/m2K
c VSG, innere Glasscheibe für
  ­Personensicherheit
d Sonnen- / Blendschutz
e Stranggepresstes Aluminium­profil,
  WICLINE 77
f 3-fach-Isolierglas, Ug = 0,6 W/m2K
g Exit Zeichen
h Grossformatige Türen als
  ­Fluchtwege
i Lüftungsklappe

                                          Vertikalschnitt, 5. Obergeschoss               Horizontalschnitt, 5. Obergeschoss

                                          Vertikalschnitt, 1.–3. Obergeschoss   Horizontalschnitt, 1.–3. Obergeschoss
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fassade          faÇade          2/2010
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aufgehängt, auf der Platte steht das Turnhal-            1 Ansicht von Südost
lengeschoss.
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Im fünfstöckigen Gebäude gibt es 22 Klassen-             ­Vertikaldetail
zimmer, verteilt in den ersten drei Stockwerken.
                                                         3 Anschlussfuge an Sicht-
Diese werden von den Oberstufen- sowie von
                                                         betondecke
den Primarstufenklassen und den Kindergärten
gemeinsam genutzt. Die Aufteilung der Schul-             4 Eingangstüre EG
stufen erfolgt über das doppelläufige Treppen-           5 Fassade mit Glas-
haus im Zentrum des Gebäudes. Die Korridor-              schwertern, Schulzimmer
zonen können für Team- und Gruppenarbeiten
genutzt werden.
Im vierten Obergeschoss befinden sich Lehrer-
und Gemeinschaftsräume, eine Bibliothek sowie
ein Mehrzweckraum mit Bühne. Dieser bietet           3
Platz für 200 bis 250 Personen.
Das markanteste Bauteil bildet die unterteilbare
Mehrfachturnhalle im fünften und obersten Ge-
schoss als leichtester Bestandteil der Gesamt-
konstruktion.
Das Schulgebäude ist umweltfreundlich ans Fern-
wärmenetz der danebenliegenden Kehrichtver-
brennungsanlage Hagenholz angeschlossen und
erfüllt so die Vorgaben des Minergie-Standards.
Dies auch trotz des relativ hohen Glasfassaden-
anteils.

Einzigartige Fassade für eine Schule
                                                     4
Für die Fassadenkonstruktion zeichnet sich
die Firma Fahrni Fassadensysteme AG in Lyss
verantwortlich. Durch die Bedingungen der
rahmenlosen Fassadenkonstruktion sowie der
freistehenden Aussentüren, welche zum Teil als
Fluchtwege auf die umlaufenden Fluchtbalkone
dienen, müssen erweiterte konstruktive und
montagetechnische Ansätze in Betracht gezo-
gen werden. So bedurfte es intensiver Abklärun-
gen mit den Beschlags- und Systemlieferanten
bezüglich der grossformatigen Türen, welche
teilweise als motorisierte oder manuelle RWA-
Öffnungen ausgeführt wurden. Ebenfalls wurde
die Fassade aufgrund des statischen Gesamt-
systems abschnittsweise in Abhängigkeit der
Vorverformung eingemessen und unter stetiger
Kontrollen der Gebäudeverformungen mon-
tiert. Da sich die Glasoberkante der Fassade,
getrennt durch einen grosszügigen Sicherheits-
abstand, unmittelbar unterhalb des Betons be-
findet, wurden auch Nachkontrollen der bereits
montierten Elemente vollzogen, um sicherzu-
gehen, dass die Gläser nicht unter der Decke
durch die eingebrachten Lasten während des
Innenausbaus eingeklemmt werden können.
Dies hätte einen sofortigen Glasbruch zu Folge.
Ein grosser Teil der Fassade befindet sich auch
an der Turnhalle im 5. Obergeschoss. Die Glas-
fassade erstreckt sich ab dem Turnhallenboden        5

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6 Fassade Schulzimmer

7 Turnhalle 5. OG

8 Ganzglasecke
Turnhalle 5. OG

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Bildnachweis:
Alle Bilder: Fahrni
Fassaden­systeme AG, Lyss                                                                                                                        7

über 9 Meter bis an die Decke der Turnhalle. Die   jeweils mit Dilatationsmöglichkeit gegen oben    der Minergie-Aufarbeitung gestellt werden?
ersten drei Meter über dem Sportboden wurden       zum nächsten Bauteil.                            Manch einer kann sich behagliches Klima hinter
entsprechend der Auflagen für Sporthallenbau                                                        grossflächigen Glasscheiben nur schwer vorstel-
ohne Glasschwerter ausgeführt. Um die massi-                                                        len. Beinahe 4000 m2 Glas bilden die Auftren-
                                                   Aufbau der Konstruktion
ven Eigengewichte der oberen Fassadengläser                                                         nung in Aussen- und Innenraum. Vom Erdge-
abzufangen, befindet sich umlaufend ein hori-      Wie kann ein Fassadenanteil, welcher beinahe     schoss bis zum vierten Obergeschoss besteht die
zontaler Stahlriegel. Die Fassade wurde im obe-    die gesamte Aussenfläche des Schulhauses ein-    Glasscheibe aus einem energieeffizienten 3-fach-
ren und unteren Bereich stehend ausgeführt,        nimmt, die Anforderungen erfüllen, die im Zuge   Isolierglas mit optimaler Wärmeschutz- sowie

fassade           faÇade    2/2010
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 einer Basis-Sonnenschutzschicht. Der Ug-Wert
beträgt 0,6 W/m2K bei einer Lichttransmission
LT von 61–62% und einem Gesamtenergie-
durchlassgrad g von 36–38%. In der Turnhalle
wurde eine 2-fach-Isolierverglasung mit Ug = 1,1
 W/m2K, LT = 68 % und g = 41% eingesetzt. Im
Innenbereich wurde, wie es die Personensicher-
heit bei Sporthallen verlangt, Verbundsicherheits-
glas verwendet.
Im fünften Obergeschoss, der Turnhalle, sind
Glasformate von knapp 2,44 x 6,00 m eingesetzt
worden. In den Eckbereichen sind die Formate
wegen der Ganzglasecke mit Stufe sogar noch
grösser. Die Eckausbildung erforderte von allen
Beteiligten viel Einsatz und Ideenreichtum. Die
Ganzglasecke wurde gänzlich ohne Glasschwert-
stabilisierung ausgeführt. Die Gläser stabilisieren
sich orthogonal, jeweils in der Unterkonstruktion
gegen eine allfällige Verschiebung arretiert, ge-
genseitig.
Die Glasscheiben in der Turnhalle wiegen
­teilweise um die 1000 kg und werden über eine
 Structural-Glazing-Verschraubung im Glas­stoss
                                                                                                                                                           8
 in die Spezial-Glasschwerter mittels verklebten
 Schraubkanal mechanisch befestigt. Die eben-
 falls 6 m langen Glasschwerter, ausgeführt mit       chen mit den jeweiligen Fabrikatherstellern          Die Planung der Fassadenkonstruktion ist in enger
 einer Tiefe von 400 mm und vierfachem TVG 12         sind aufgrund der vielfältigen Funktionen der        Zusammenarbeit zwischen Glas- und Systemliefe-
 mm Aufbau in der Turnhalle dienen der Abtra-         Fugen somit unumgänglich.                            ranten mit dem Fassadenbauer und der Planer-
 gung von Windsog- und Winddrucklasten. In den                                                             schaft erfolgt. Gebäude dieser Art folgen nicht der
 Geschossen eins bis vier wurden die Glasschwer-                                                           konventionellen Bauweise, sondern erfordern eine
                                                      Zukunftsmusik?
 ter wesentlich schlanker ausgeführt und definiert                                                         erweiterte Betrachtung von terminlichen Auswir-
 und an die Fassadengläser verklebt.                  Die Fassadenkonstruktion, die beim Schulhaus         kungen in Funktion von statischen Gegebenheiten
                                                      Leutschenbach zum Tragen kam, wurde in jeder         sowie einen Dialog der Beteiligten, der weit über
                                                      Hinsicht technisch ausgereizt und vielfältig opti-   den Systemkatalog hinausgeht. Nicht zuletzt ist
Sorgfältige Prüfung der Verträglichkeit
                                                      miert. Standardlösungen wurden hinsichtlich der      der Erfolg dieses Bauprojekts auch den Material-
verwendeter Materialien
                                                      architektonischen und montageablauftechnischen       lieferanten zu verdanken, die einen Blick über den
Die Fassade besteht hauptsächlich aus Glas.           Anforderungen jeweils objektspezifisch angepasst.    Tellerrand gewagt haben.
Nicht unwesentlich ist aber der Anteil an Si-
likonfugen, welche die Abgrenzungen zu
weiteren Bauteilen untereinander und des                Technische Daten                                     Bautafel
Gebäudes bilden. Die Gläser stehen auf ei-
ner objektspezifisch angepassten Aluminium-             Fassadenfläche:                                      Bauherrschaft:
Systemkonstruktion und werden aufgrund des              4100 m2                                              Stadt Zürich, Amt für Hochbauten
Sichtbetons über natursteinkompatiblen Sili-
kon in der Decke durch einen Ausschnitt im Be-          Gebäudevolumen nach SIA 416:                         Architekt:
ton unterhalb der thermischen Trennebene ge-            51 000 m3                                            Christian Kerez ETH/SIA, 8045 Zürich
halten. Horizontal erfolgt der Stoss über eine
Silikonfuge. Die Fugen unterliegen verschiede-          Planung:                                             Projekt und Ausführung der Fassade:
nen Anforderungen, so sind dies zum Beispiel            2002 bis 2005                                        Fahrni Fassadensysteme AG, 3250 Lyss
die während der Bauphase vorherrschenden                (Wettbewerb bis GR-Beschluss)
Gebäudeverformungen, die Verformungen un-                                                                    Glaslieferanten:
ter Nutzlast oder die bauphysikalischen bzw.            Realisation:                                         Glas Trösch Isolierglas AG, 4922 Bützberg
architektonischen Anforderungen. Jede Bedin-            2005 bis 2009                                        Schollglas Technik AG, 9450 Altstätten
gung schränkt die Wahl des richtigen Silikons
zunehmend ein. Die Materialisierung muss                Baukosten:                                           Systemlieferant:
auch sorgfältig auf die angrenzenden Werk-              56,5 Mio. CHF                                        Hydro Building Systems AG, 5506 Mägenwil
stoffe angepasst werden. Eingehende Abspra-

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RésumÉ français

                                              Ecole de Leutschenbach à Zürich Schwamendingen

                                              centre d’enseignement
                                              Transparent
                                    Lead     Text

           L’école de Leutschenbach a été     Une façade unique pour une école                      peut-elle répondre aux exigences demandées
      inaugurée en été 2009 à Leutschen-      C’est la société Fahrni Fassadensysteme SA de         par la «minergie»? Certains peuvent diffici-
        bach, quartier de Zurich en pleine    Lyss qui a réalisé la construction de la façade.      lement imaginer un climat agréable derrière
         expansion, à proximité de l’usine    La façade sans cadre et les portes extérieures        des vitres de grandes dimensions. Près de
     d’incinération des déchets ménagers      libres, qui font aussi en partie office de voies de   4000 m2 de verre forment la séparation entre
              de Hagenholz. Le quartier de    secours vers les balcons, ont nécessité la prise      l’extérieur et l’intérieur. Du rez-de-chaussée
          Leutschenbach a connu un essor      en compte de mesures de construction et de            au 4ème étage supérieur, le vitrage est formé
         important au cours des dernières     technique de montage hors du commun. Des              d’un triple verre isolant énergétiquement ef-
      années. Le besoin pressant en salles    explications complexes avec les fournisseurs de       ficace possédant une couche de protection
         de classe est maintenant couvert     ferrures et de systèmes ont ainsi été nécessaires     thermique et solaire de base optimale. Le
       grâce au bâtiment scolaire de deux     en raison du grand format des portes exécu-           coefficient Ug est de 0,6 W/m2K avec une
                        étages «Im Birch».    tées en partie sous forme d’ouvertures RWA            transmission de la lumière LT de 61–62% et
                                              (extraction de fumée et de chaleur) motorisées        un degré de transmission d’énergie g total
                                              ou manuelles. En raison du système statique           de 36–38%. Un vitrage double isolation,
                                              global, la façade a également été fractionnée         Ug = 1.1 W/m2K, LT = 68% et g = 41%, a
                                              par sections selon la déformation préalable et        été mis en place pour le gymnase. Comme
                                              son montage accompagné de contrôles per-              la sécurité des personnes l’exige, un verre de
                                              manents des déformations du bâtiment. Etant           sécurité feuilleté a été utilisé à l’intérieur de
                                              donné que le bord supérieur du verre de la            la salle de sports.
                                              façade, séparé par une distance de sécurité           Au 5ème étage supérieur du gymnase, les for-
                                              importante, se trouve directement sous le bé-         mats des vitres utilisées approchent 2,44 x
                                              ton, des contrôles ultérieurs des éléments déjà       6,00 m. Dans les angles, les formats sont
                                              montés ont aussi été entrepris pour s’assurer         même un peu plus grands en raison du verre
                                              que les verres ne puissent pas être coincés sous      extérieur décalé. La réalisation des angles
                                              le plafond en raison des charges lors de l’amé-       a demandé beaucoup d’engagement et de
                                              nagement intérieur. Cela aurait en effet pour         richesse d’idées de la part de tous les par-
                                              conséquence la rupture immédiate du verre.            ticipants. L’angle tout verre a été exécuté
                                              Une grande partie de la façade se trouve éga-         entièrement sans stabilisation de supports
                                              lement au gymnase du 5ème étage supérieur. La         de verre. Les vitres se stabilisent chacune
                                              façade en verre s’étend sur plus de 9 mètres,         bloquée mutuellement dans l’ossature, de
                                              du sol du gymnase au plafond. Conformément            manière orthogonale, contre un éventuel
                                              aux obligations de construction des salles de         déplacement.
                                              sports, les trois premiers mètres au-dessus du        Les vitres de la salle de sports pèsent en
                                              sol sont sans supports de verre. Une traverse         partie près de 1000 kg et sont fixées mé-
                                              horizontale circulaire en acier est installée pour    caniquement dans les supports de verre
                                              étayer les poids propres massifs des verres su-       spéciaux avec canal de vissage Structural-
                                              périeurs de la façade. La façade a été exécutée       Glazing collé dans la jointure. Les supports
                                              verticalement dans les zones supérieure et infé-      de verre de la salle des sports, également
                                              rieure avec possibilité de dilatation en haut vers    de 6 m de long avec une profondeur de
                                              l’élément de construction suivant.                    400 mm et un quadruple vitrage partielle-
                                                                                                    ment prétendu de 12 mm, servent à évacuer
                                                                                                    les charges de pression et de dépression du
                                              L’assemblage de la construction                       vent. Aux étages 1 à 4, les supports de verre
                                              Comment une façade qui couvre pratique-               sont nettement plus fins et collés aux verres
                                              ment la surface extérieure totale de l’école          de la façade.

fassade     faÇade     2/2010
Transparente BILdunGsstätte - Fahrni Fassadensysteme AG
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