UKPTSPEZIAL Stress ! Das Themenheft der Unfallkasse Post und Telekom
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UKPT SPEZIAL Das Themenheft der Unfallkasse Post und Telekom Stress ! Der Wechsel von Anspannung und Entspannung ist entscheidend [ www.ukpt.de ]
Liebe Leserin, lieber Leser, Stress ist kein neues Phäno- men. Seit der Urzeit kennt der Mensch diese Phasen der intensiven physischen und psychischen Anspannung. Waren sie jedoch in früheren Zeiten vor allem eine Reak- tion auf lebensbedrohliche Situationen, die dem Stein- zeitmenschen eine schnelle Flucht vor dem Feind oder einem Raubtier ermöglichte, sind die Anforderungen für den Menschen im 21. Jahrhundert weitaus vielfältiger: Viele Arbeitnehmer klagen über Stress am Arbeitsplatz, weil sie sich über- oder auch unterfordert fühlen, weil sie Zeit- und Termindruck haben, oder gar um ihren Arbeits- platz fürchten müssen. Und auch in anderen Lebensberei- chen sind sie nicht vor Stress gefeit. Im Straßenverkehr, in der Beziehung, ja selbst beim Ausüben von Hobbys kann Stress entstehen. Auch wenn sich die körperlichen Stress-Reaktionen der Urmenschen und der Frauen und Männer in der Neuzeit gleichen, so geht es heute weniger um Rückzug, als darum, sich dem Stress zu stellen. Denn ihn zu ignorieren hat bisweilen gravierende Folgen für Gesundheit und Wohlbefinden. Psychische Faktoren wie erlebter Stress, das belegen zahlreiche Studien, spielen eine immer größere Rolle bei Erkrankungen und Fehlzeiten. In dieser Ausgabe von „UK PT Spezial“ sagen wir Ihnen, wie Sie erkennen, ob Sie gestresst sind – und was Sie dagegen tun können. Fragen Sie uns, fordern Sie uns – und haben Sie viel Spaß beim Lesen! Ihr Dr. Rudi Vetter Geschäftsführer der Unfallkasse Post und Telekom
Inhalt 3 Inhalt Thema // Stress Praxis // Tipps für Sie 4 Herausforderung Stress 14 Strategie Auf die Dosis kommt es an Aktive Stressbewältigung 8 Glaubenssätze und „irrationale Gedanken“ 16 Entspannung Selbstgemachter Stress Begegnen Sie dem Stress 17 Augenübungen Info // Schon gewusst ? Gönnen Sie Ihren Augen eine Pause 11 Ärger im Bauch 18 Stuhlgymnastik Stress erhöht das Unfallrisiko Machen Sie Bewegungspausen 11 Befragung 18 Auszeiten Stress am Arbeitsplatz Neue Kraft tanken 12 Arbeitsumfelduntersuchung 19 Was hilft noch ? Belastungen auf der Spur Motivieren Sie sich selbst 13 Nachgefragt Was spielt sich bei Stress Rat und Tat // Checklisten im Körper ab ? 21 Checkliste „Stress“ Prüfen Sie Ihre Warnsignale 22 Checkliste „Berufliche Belastungen“ Welchen Stresssituationen fühlen Sie sich ausgeliefert ? Was ? Wo ? // Service 23 Adressen, Ansprechpartner, Links, Impressum UK PT Spezial
Thema // Stress 5 Herausforderung Stress Auf die Dosis kommt es an Das Phänomen „Stress“ ist in den vergangenen Jahren zu einem populären Thema geworden. Es gibt kaum einen Bereich des Alltags, der nicht mit diesem Begriff in Verbindung gebracht werden könnte: Wir kennen Stress am Arbeitsplatz, Stress im Straßenverkehr, Stress in der Familie und reden über Leistungs-, Beziehungs-, Freizeit- oder gar Kindergartenstress. I ch bin gestresst“ ist eine häufige Antwort auf die Frage nach dem Befinden. Und „das kommt vom Stress“ ist eine gän- gige Erklärung für die Beeinträchtigung von körperlichem und Ihre Führerscheinprüfung, die Sie bestanden haben, einen Wett- kampferfolg oder an ein berufliches Problem, an dessen Lösung Sie beteiligt waren. Solche Erfolgserlebnisse schaffen (Selbst-) seelischem Wohlbefinden. Stress – darunter kann sich jeder so- Bestätigung und Selbstvertrauen, machen Mut für neue Heraus- fort etwas vorstellen. Jeder kennt Situationen, in denen er sich forderungen. ¼ manchmal genervt, gereizt oder überfordert fühlt, kennt das Ge- fühl, dass einem die Dinge über den Kopf wachsen, dass nur der Wunsch bleibt, sich auf eine einsame Insel zurückzuziehen. Dem nahezu inflationären Gebrauch des Begriffs Stress steht jedoch eine zunehmende Bereitschaft der Menschen gegenüber, Fragen ihrer Gesundheit beziehungsweise Krankheit in Zusam- menhang mit der Gestaltung ihrer eigenen Lebenssituation zu sehen und darauf einzuwirken. Stress wird oft als äußeres Übel (miss-)verstanden, dem der Einzelne hilflos ausgeliefert ist, als Merkmal einer sich immer schneller drehenden Welt, die immer neue und immer größere Anforderungen stellt. Positiver Stress Stress gehört zum Leben, aber es kommt – wie bei allem – auf die richtige Dosis an. Zuviel Stress kann ebenso krank machen wie zu wenig Stress. Stellen Sie sich vor, Ihr Wunsch nach der einsamen Insel hätte sich erfüllt und Sie hätten ab sofort nur noch Sonne, Meer, Ruhe und Einsamkeit. Das wird Sie zwei, drei, maximal vier Tage befriedigen, spätestens ab dem fünf- ten herrscht Langeweile. Jeder Mensch braucht Anregungen von außen, um sich weiterzuentwickeln. Stress – im Sinne von positiv erlebten Herausforderungen – macht das Leben erst ab- wechslungsreich, spannend und lebenswert. Die Stressforscher sprechen in diesem Fall von positivem Stress. Denken Sie an UK PT Spezial
6 Thema // Stress Der Wechsel von Anspannung und Entspannung ist von ent- scheidender Bedeutung für die seelische Ausgeglichenheit und körperliche Gesundheit. Die unterschiedlichen Phasenverläufe im Stressgeschehen wurden von Hans Selye, einem Pionier der Stressforschung, dargestellt. Der Mediziner fand eine charakte- ristische Abfolge von drei Phasen in Auseinandersetzung mit einem Stressor (= Stressauslöser): Die Alarmphase (physiologi- sche Alarmbereitschaft), die Handlungsphase (Verbrauch der Stressenergie) und die Erholungsphase (Erschöpfung, Regene- ration, Auffüllen der Energiespeicher). Die Phasen sollten bei einer idealen Lebensgestaltung abwechseln: Perioden der An- spannung sollten immer wieder Phasen der Entspannung fol- gen und diesen wieder Phasen der Anforderung. Negativer Stress Ein negatives Stresserleben stellt sich ein, wenn die Anfor- derungen nicht (mehr) bewältigt werden, wenn wir keine Mit- tel und Wege kennen, um das Stressproblem zu lösen. Stress kann somit definiert werden als Ungleichgewicht zwischen den Alarmphase Handlungsphase Erholungsphase Anforderungen, deren Bewertung durch die Person und ihren individuellen Handlungsressourcen. physiologische Verbrauch Erschöpfung, Alarmbereitschaft der Stressenergie Regeneration, Die biologische Stressreaktion Auffüllen der Prüfungen, sportliche Wettkämpfe, berufliche Herausforde- Energiespeicher rungen, das alles sind Situationen, die zunächst mit Anstrengung und Aufregung verbunden sind. Der Organismus macht sich be- reit, diesen Herausforderungen zu begegnen: Puls, Atmung und Eine Herausforderung ? Herzschlag beschleunigen sich, der Blutdruck steigt, Stresshor- Neben diesen biologischen Mechanismen des Stressgesche- mone werden produziert. Energien werden schlagartig freige- hens gibt es weitere Faktoren, die das Stresserleben beeinflus- setzt, um den Körper binnen kürzester Zeit auf Höchstleistun- sen. Hierzu zählen subjektive Bewertungen, die bestimmen, ob gen vorzubereiten. Diese biologische Stressreaktion ist übrigens aus einem potenziellen stressauslösenden Faktor positiver oder ein uraltes Reaktionsmuster des Menschen zur Vorbereitung negativer Stress wird. Wenn wir keine Möglichkeiten haben auf Kampf oder Flucht. (real oder in der Vorstellung), dem Stressor adäquat zu begeg- Die so entstandene Stressenergie muss nun in irgendeiner nen, wird die Herausforderung als unangenehm, bedrückend Form abgeführt werden, was idealerweise im Rahmen der und bedrohend erlebt, als negativer Stress. Haben wir jedoch Bewältigung der Herausforderung geschehen sollte. Nach der genügend Ressourcen (Kraft, Kenntnisse, Selbstvertrauen), das Erregungsphase muss dem Organismus Gelegenheit zur Erho- Problem anzugehen, die Belastungen zu reduzieren oder auf- lung gegeben werden. Diese Ruhephasen sind notwendig, um zuheben, werden wir die Herausforderung gelassen annehmen Kraft zu tanken für die nächste Herausforderung. Geschieht dies und die Situation als eine Chance zur Weiterentwicklung und nicht und verbleibt der Organismus in einer ständigen Hoch- Bestätigung unserer Kompetenzen einstufen. Wir erleben posi- spannung, wird er zunächst Warnzeichen in Form von funktio- tiven Stress. Die Einschätzung von potenziell stresserzeugenden nellen Störungen (Nervosität, Unruhe, Mattigkeit, Anspannun- Anforderungen hängt ab von Gewohnheiten, den Erfahrungen gen) geben. Werden diese nicht beachtet, entwickeln sich nach mit ähnlichen Situationen in der Vergangenheit, mit Erfolgs- einiger Zeit Organerkrankungen als Stressfolgeschäden. oder Misserfolgserlebnissen, Persönlichkeitsmerkmalen und UK PT Spezial
Thema // Stress 7 Stimmungen. Das bedeutet: Stresserleben ist also sehr individu- ell. Was für den einen Stress bedeutet, lässt einen anderen völlig kalt und beflügelt wieder andere zu Höchstleistungen. Stresserleben Woran merkt man, dass man unter Stress steht? Lapidar könnte man sagen: Wenn die Situation uns im Griff hat und nicht umgekehrt. Die Stressreaktionen sind – ebenso wie die Stress auslösenden Faktoren – sehr spezifisch. Der eine reagiert mit schlechter Laune und fährt schnell aus der Haut, ein anderer mit Resignation, Niedergeschlagenheit und Rückzug. Die kör- perlichen Symptome sind ebenfalls recht unterschiedlich. Stressforscher haben inzwischen herausgefunden, dass es zwei Typen von Stress-Persönlichkeiten gibt: • Typ-A-Menschen sind im Allgemeinen leicht erregbar, auf- brausend und nervös. Sie neigen bei Dauerstress zu Erkran- kungen wie Bluthochdruck oder Herzinfarkt. • Typ-B-Menschen sind äußerlich eher ruhig und „schlucken den Ärger hinunter“. Sie sind eher anfällig für Magen-Darm- Krankheiten. Unter den typischen Stresssymptomen wie Schlafstörungen, Verspannungen, Kopfschmerzen oder Herz-Kreislauf-Beschwer- den leiden beide Typen. Stressmanagement Wer stressgeplagt ist, sollte sich eines klarmachen: Es gibt Möglichkeiten, den empfundenen Druck positiv zu beeinflussen. Zu einem Großteil haben wir es selbst in der Hand, ob wir uns vom Stress beherrschen lassen. So vielfältig wie die Stress aus- lösenden Faktoren und die Reaktionen jedes Einzelnen darauf sind, so verschieden sind auch die Gegenmaßnahmen. Es gibt kurzfristige Methoden des Stressabbaus und langfristige Stra- tegien der Stressbewältigung. Stress kann durch Änderung der Einstellung reduziert werden (s. S. 9f), durch die direkte Ausein- andersetzung mit dem Stressauslöser (s. S. 14f) oder durch den Einsatz von Entspannungstechniken (s. S. 16ff). Weitere Maß- nahmen, die sich in der Praxis als erfolgreich erwiesen haben, sind Zeit- und Selbstmanagement, die Um- und Neubewertung von Situationen, positives Denken, Bewegung und die Suche nach einem Stressausgleich, um Abstand zu gewinnen. \ UK PT Spezial
Thema // Stress 9 Glaubenssätze und „irrationale Gedanken“ Selbstgemachter Stress Stress kann von außen kommen: die Baustelle vor dem Bürofenster, ein Krankheitsfall in der Familie, Konflik- te mit Kollegen, Einkaufen in der Stoßzeit, der tägliche Stau auf dem Weg zur Arbeit. Oft ist ein großer Teil des Stresses aber auch selbstgemacht. S elbstgemachter Stress resultiert aus Glaubenssätzen, irrationalen Bewertungen und unhaltbaren Überzeugun- gen, die zu einem stressverschärfenden Denkmuster führen. Angst und Anstrengung Aber: Hinter diesen Glaubenssätzen verbergen sich auch aus- geprägte Ängste vor Misserfolg und eigenem Versagen, vor Ab- Glaubenssätze wie lehnung und Zurückweisung, vor Kritik und Kontrollverlust. Um diesen Ängsten zu entgehen, unternimmt eine Person mit diesen Glaubenssätzen entsprechende Anstrengungen: „Ich muss immer für meinen Betrieb da sein.“ Sie macht alles selbst, sie traut niemandem, sie kann nicht nein sagen, sie nimmt Hilfsangebote nicht wahr und auch nicht an. „Es gibt nichts Schlimmeres, als Fehler zu Das alles bringt Stress mit sich, der nicht sein müsste. Hin- machen.“ zu kommt, dass Personen mit diesen Denkstilen alle Ereignisse entsprechend ihrem Denkmuster interpretieren: Sie sehen nur „Ich will mit allen Leuten gut auskommen.“ die negativen Aspekte einer Situation (der Kollege liefert die Zuarbeit eine halbe Stunde später ab), sie verallgemeinern ne- „Das schaffe ich nie.“ gative Erfahrungen (sind doch alle gleich), sie beziehen alles auf sich (alle sind gegen mich) und sie katastrophisieren (das ist das „Wenn ich mich auf andere verlasse, bin ich Schlimmste, was mir passieren konnte). verlassen.“ Einstellungen sind verlernbar „Es ist wichtig, dass ich alles unter Kontrolle Eine Änderung stressverschärfender Denkmuster ist nicht ein- habe.“ fach, da Einstellungen sich über längere Zeit aufgebaut haben und nicht von heute auf morgen zu ändern sind. Aber Einstellungen, „Ich muss ständig daran denken, was alles die man einmal gelernt hat, kann man auch wieder verlernen. Überlegen Sie, welche Befürchtungen und Ängste sich hinter passieren könnte.“ Ihren Denkmustern verbergen und woraus diese resultieren. Die Aussage „Ich kann das nicht“ hat den Vorteil, dass ein anderer führen zu entsprechendem Verhalten. Hinter dem Anspruch, es die unbequeme, schwierige, unangenehme Aufgabe übernimmt allen recht machen zu wollen, bei allen beliebt zu sein oder der – Ihnen aber mit Sicherheit interessante und herausfordernde Angst vor dem eigenem Versagen stecken (legitime) Wünsche Angebote in Zukunft nicht mehr gemacht werden. Sind dieser nach Erfolg, Anerkennung, Zugehörigkeit, Selbstbestimmung, Gedanke und die dahinter stehende latente Angst das wirklich Sicherheit und eigenem Wohlbefinden. wert? ¼ UK PT Spezial
10 Thema // Stress ¼ Der Gedanke „Ich hab’ ja ohnehin keine Chance“ führt dazu, dass Sie nie erfahren werden, ob Sie es vielleicht geschafft hätten. Bringen Sie Ihren Kopf auf neue Gedanken Hüten Sie sich auch vor der „sich selbst erfüllenden Prophe- zeiung“: Wenn Sie erwarten, dass etwas eintritt, wird es auch Schritt 1: Finden Sie irrationale Glaubenssätze heraus: eintreten. Wenn Sie glauben, dass die Kollegen wenig hilfsbereit Was kommt Ihnen automatisch in den Kopf, wenn Sie sind, dann werden Sie auch keine Hilfe angeboten bekommen. mit neuen Situationen konfrontiert werden? („Das schaf- Der Grund dafür ist, dass Sie fe ich nie.“ „Immer ich.“ „Das wird schief gehen.“) a) nicht fragen, b) jede Abweichung von Ihren Vorstellungen bezüglich der Aus- Schritt 2: Finden Sie einen alternativen Gedanken. („Erst führung als Bestätigung Ihrer Einstellung sehen und mal probieren.“ „Ein langer Weg beginnt mit dem ersten c) Ihren Kollegen gar keine Chancen einräumen, das Gegenteil Schritt.“ „Eine gute Möglichkeit, Erfahrungen zu sam- zu beweisen. \ meln.“ „75 % reichen auch.“) Schritt 3: Verankern Sie Ihren neuen Gedanken im Alltag: • Hängen Sie ihn an Ihren Badezimmerspiegel. • Sagen Sie ihn 20 Mal am Tag laut vor sich hin. Die Geschichte vom • Wiederholen Sie Ihren Gedanken vor dem Mann mit dem Hammer Einschlafen. Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat • Nehmen Sie den Gedanken als neuen er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Bildschirmschoner. \ Also beschließt unser Mann hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel: Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüßte er mich nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Aber vielleicht war die Eile nur vorge- schützt, und er hat etwas gegen mich. Und was? Ich habe ihm doch nichts getan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann ! e es man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen a ff abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das sch Leben. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf Ich ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht’s mir wirklich. Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch noch bevor er „Guten Tag“ sagen kann, schreit ihn unser Mann an: „Behalten Sie sich Ihren Hammer, Sie Rüpel!“ \ (aus: Paul Watzlawick: Anleitung zum Unglücklichsein) UK PT Spezial
Info // Schon gewusst ? 11 Ärger im Bauch Stress erhöht das Unfallrisiko H ektik, berufliche Unzufriedenheit und ein schlechtes Betriebsklima führen zu einem stark erhöhten Unfall- risiko im Straßenverkehr. Ein Team von Arbeitspsychologen der Universitäten Bochum und Jena fand heraus, dass die innere Einstellung zur Arbeit großen Einfluss auf das Verhalten im Ver- kehr hat. Danach führt die Arbeitsbelastung allein noch nicht zu einer gesteigerten Unfallgefährdung. Wer mit seiner Arbeit zufrieden ist und das Betriebsklima als angenehm empfindet, fährt in der Regel entspannt und mit geringem Unfallrisiko nach Hause. Doch bei negativem Stress, wenn starke Belastung und Unzufriedenheit zusammenkommen, gehen insbesondere Män- ner ein höheres Risiko beim Fahren ein und verursachen häufi- ger Unfälle. Vor allem „Ärger im Bauch“ über den Chef oder die Kollegen führt zu Unkonzentriertheit im Straßenverkehr. \ Befragung Stress am Arbeitsplatz T ermin- und Zeitdruck, schlechtes Führungsverhalten von Vorgesetzten und die Angst, den Arbeits- platz zu verlieren – das sind die größten Belastungen für Arbeitnehmer. So jedenfalls heißt es in einer Betriebsräte- Befragung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung. Der Untersuchung zufolge haben in den letzten Jahren psychische Belastungen wie beispielsweise Zeitdruck oder Arbeitsintensität in den Betrieben praktisch flächendeckend zugenommen. So stieg die Belastung in nahezu allen Großbetrieben (1000 und mehr Mitarbeiter), aber auch in 84 % der Kleinbetriebe (bis 50 Beschäftigte). Körperliche Belastungen haben sich hingegen unterschiedlich entwickelt. Während sie in einem Drittel der Betriebe zugenommen haben, gibt es fast ebenso viele Betriebe (30 %), in denen die Mitarbeiter einer geringeren körperlichen Belastung als vor fünf Jahren ausgesetzt sind. \ UK PT Spezial
12 Info // Schon gewusst ? Arbeitsumfelduntersuchung Belastungen auf der Spur W enn Anzeichen wie zum Beispiel ein hoher Kran- kenstand, Leistungsrückgang oder Unzufrieden- heit dafür sprechen, dass im Unternehmen Mitarbeiter belas- In Vier-Augen-Gesprächen zwischen einem Beschäftigten und einem Mitarbeiter der Unfallkasse Post und Telekom werden die Fragen aus den fünf Bereichen erörtert, wobei jeder befragte tet sind, bieten die Präventionsfachleute der Unfallkasse Post Mitarbeiter Art und Ausmaß „seiner“ Belastung schildern kann. und Telekom auf Anfrage Arbeitsumfelduntersuchungen an, Die Durchführung eines Interviews dauert etwa 20 Minuten. welche die Arbeitsbedingungen in der entsprechenden Orga- Die erhobenen Daten werden von der Unfallkasse Post und nisationseinheit analysieren. Telekom anonym ausgewertet und in einem Abschlussbericht zusammengefasst, der auch Vorschläge zur Beseitigung bean- Die Analyse umfasst fünf arbeitsplatzrelevante Bereiche: spruchungsrelevanter Faktoren enthält. \ 1. Arbeitsinhalt (Fragen zur Unter- / Überforderung, Qualifikati- on, Abwechslungsgrad der Tätigkeit) 2. Arbeitsmittel (Fragen zur Verfügbarkeit und Qualität der [Infoschrift:] Arbeitsmittel) Arbeitsumfelduntersuchung 3. Arbeitsorganisation (Fragen zum Ausmaß des Entschei- [kontakt:] MatNr.670-095-336 dungs-, Handlungs- und Gestaltungsspielraums) Dr. Fritzi Wiessmann zu bestellen beim Service- 4. Arbeitsumgebung (Fragen zur physischen Belastung durch Tel.: 06151 872-790 Center der UK PT unter die Arbeitstätigkeit) wiessmann@ukpt.de Tel.: 07071 933-0 5. Betriebsklima (Fragen zur Kooperation und Kommunikation info@ukpt.de mit Kollegen und Vorgesetzten) UK PT Spezial
Info // Schon gewusst ? 13 Nachgefragt bei ... Dr. Anna Maria Schweiger, Arbeitsschutzärztin der Unfallkasse Post und Telekom Was spielt sich bei Stress im Warum kann Stress krank machen? Körper ab? Werden die bereitgestellten Energien nicht abgerufen – sei Der Körper wird durch die es durch körperliche Kraftanstrengung (Kampf oder Flucht) Stressreaktion auf einen Zu- oder ersatzweise durch eine sportliche Betätigung – so bleibt stand maximaler Leistungsfä- der Körper in einem andauernden Spannungszustand. Die higkeit vorbereitet. Sowohl auf Körperfunktionen werden überfordert, die hormonellen Re- positiven als auch auf negati- gelkreise verstellt. Schwerwiegende Erkrankungen können ven Stress reagiert der Mensch folgen. \ immer mit einer hormonellen und nervalen Reaktionskette. Hormone sind chemische Botenstoffe, die wichtige Funktionen wie Stoffwechsel, Schlaf, Wohlbefinden, Psyche etc. regulieren. Bei Stress wird von einem Hirnbereich, der unsere unbewussten Gefühle, Stimmungen und Ängste beein- flusst, ein Hormon ausgeschüttet, das die Hirnanhangdrüse zur Hormonproduktion veranlasst. Dieses Hormon wiederum wirkt auf die Nebennierenrinde und führt dort zur Ausschüttung von Kortisol. Das Stresshormon Kortisol veranlasst den Körper, Energie bereitzustellen: Eiweiße und Fette werden abgebaut, der Blutzucker steigt. Auch wirkt es antiallergisch und entzün- dungshemmend, schwächt aber die Immunabwehr. Gleichzeitig wird unser Nervensystem aktiviert, das die Mil- lionen Zellen unseres Körpers steuert. Es gibt das willkürliche und das unwillkürliche Nervensystem. Das eine unterliegt un- serem Willen. Das andere steuert die Funktionen, die wir nicht willentlich beeinflussen können, wie Verdauung, Herzschlag etc. Dieses vegetative Nervensystem besteht aus dem Sympathikus, der anregend und mobilisierend wirkt, und dem Parasympathi- kus als bremsendem und beruhigendem Gegenspieler. Der Sym- pathikus schüttet bei Stress innerhalb von Sekunden aus dem Nebennierenmark die Hormone Adrenalin und Noradrenalin [kontakt:] aus. Diese steigern die Herz- und Atemfrequenz, der Blutdruck Dr. Anna Maria Schweiger steigt, die Sauerstoffaufnahme der Lungen wird verbessert, Tel.: 06151 872-810 Magen-, Darm- und Blasentätigkeit werden verlangsamt, Spei- schweiger@ukpt.de chelfluss sowie die Schmerzempfindung werden vermindert. UK PT Spezial
14 Praxis // Tipps für Sie 1. Strategie Aktive Stressbewältigung I n manchen Stress-Situationen reicht es nicht aus, die inne- re Einstellung zu ändern, sondern es sind aktive Stressbe- wältigungsstrategien gefragt. Das bedeutet, sich mit dem Stres- 4. Wählen Sie einen oder mehrere Vorschläge aus. Gehen Sie die Vorschläge noch einmal durch und wählen Sie passende für sich aus. Setzen Sie sich auch mit den ungewöhn- sor – einer Situation oder einer Person – auseinanderzusetzen lichen Vorschlägen auseinander. und zu versuchen, diesen Stressor zu ändern. Denken Sie an Ressourcen – privat oder im Betrieb: Bei dieser Strategie empfiehlt sich eine Vorgehensweise in Ansprechpartner, Unterstützer, Kooperationspartner. mehreren Schritten. Nehmen Sie sich Zeit und setzen Sie sich alleine oder mit Freunden, der Familie oder der Person, mit der 5. Welche Hindernisse und Widerstände sind zu erwarten ? Sie Stress haben, zusammen und gehen Sie die einzelnen Schritte Überlegen Sie bereits jetzt, wer oder was Ihre Vorschläge boy- durch. Die Strategie können Sie privat wie beruflich anwenden. kottieren oder verhindern kann. Aktivieren Sie auch hier Ihre Ressourcen: Ihre Ausdauer, Ihr Organisationstalent, Ansprech- 1. Analysieren Sie die belastende Situation. partner im Betrieb ... Wann tritt der Stress auf? Was passiert? Wer ist daran be- teiligt? 6. Erstellen Sie einen Handlungsplan und setzen Sie diesen im Alltag um. 2. Wie soll es denn sein ? Wie können Sie mögliche Lösungen Schritt für Schritt um- Definieren Sie das erwünschte Verhalten / den erwünschten setzen? Zustand. 7. Ziehen Sie nach einiger Zeit Bilanz. 3. Sammeln Sie Ideen wie Sie vom IST zum SOLL kommen. Waren Sie erfolgreich bei der Reduzierung Ihres Stresses? Am besten erarbeiten Sie Lösungen gemeinsam mit anderen: Falls ja, herzlichen Glückwunsch für Ihren Mut, Ihre Tatkraft Mehr Köpfe haben auch mehr Ideen. Lassen Sie auch unge- und Ihr Engagement in eigener Sache. Falls nein, beginnen Sie wöhnliche Ideen zu und bewerten Sie die Vorschläge noch nicht noch einmal mit Schritt 1. Vielleicht haben Sie etwas übersehen nach ihrer Umsetzbarkeit. oder der passende Lösungsvorschlag war noch nicht dabei. UK PT Spezial
Praxis // Tipps für Sie 15 Wie sieht es bei Ihnen aus ? Analysieren Sie die belastende Situation: Was passiert ? Wie soll es sein ? Wie kommen Sie vom IST zum SOLL ? Ihr Handlungsplan ? 1. 2. 3. UK PT Spezial
16 Praxis // Tipps für Sie 2. Entspannung Begegnen Sie dem Stress F ür Körper, Geist und Seele ist der Wechsel zwischen An- spannung und Entspannung wichtig. Wodurch und wo- mit er sich am besten entspannen kann, weiß jeder für sich am Gezielte Entlastung bringen Entspannungstechniken, etwa Autogenes Training, die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson, Hatha-Yoga oder Tai Chi. besten: ein Opernbesuch, das Schmökern in der Badewanne oder Was sich in Stress-Situationen immer bewährt, sind Atem- das Werkeln im Hobbykeller. Wichtig ist nur, dies in Stress-Hoch- techniken, die unmittelbar Wirkung zeigen: Atmen Sie tief ein, Zeiten nicht zu vernachlässigen. Die Freizeit bleibt am ehesten achten Sie darauf, wie Ihr Atem den Bauch hinunter strömt, hal- auf der Strecke, Motto: „Dafür habe ich jetzt keine Zeit“. Hier tut ten Sie für einen kurzen Moment den Atem an und atmen Sie Konsequenz ebenso Not wie die in der Arbeit gezeigte Disziplin. dann langsam wieder aus. Sie werden merken, dass „bewusstes Eine gute Möglichkeit, Stressenergien abzubauen, ist Sport Atmen“ Sie beruhigt. Wenden Sie die Atementspannung immer jeder Art. Das schafft Distanz, erzeugt das „Glückshormon“ an, wenn Sie in stressige Situationen kommen. \ Serotonin und macht den Kopf frei. UK PT Spezial
Praxis // Tipps für Sie 17 3. Augenübungen Gönnen Sie Ihren Augen eine Pause D as Sehen bei der Bildschirmarbeit spielt sich voranging im Nahbereich ab: die Augen sind ständig auf eine Textstelle oder eine Zahl konzentriert und die Augenmuskeln werdenden Kreisen zurück. Zum Abschluss legen Sie den Kopf auf die Brust und gönnen Sie sich das angenehme Gefühl im Nacken- und Schulterbereich. \ werden in dieser Stellung auf Nahsehen angespannt. Die Augen können keine großen Bewegungen machen, eine einseitige Be- lastung der Augenmuskulatur ist die Folge. Um die Belastungen für Ihre Augen nach langer Bildschirmar- beit zu reduzieren, können Sie folgende Minuten-Übungen ma- chen. Führen Sie die Übungen langsam und behutsam durch, am besten mehrere Male am Tag – bevor die Augen schmerzen. Achten malen Schauen Sie in die Ferne und malen Sie mit Ihren Augen langsam je sechsmal eine liegende, dann eine stehende ‚Acht’. Konturenzeichnen Schauen Sie in den Raum oder aus dem Fenster und suchen Sie sich einen Gegenstand – die Kaffeemaschine, den Drucker, einen Baum, ein Haus – den Sie in seinen Konturen mit den Augen nachzeichnen. Schläfen- und Augenmassage Schließen Sie Ihre Augen. Massieren Sie mit Ihrem Mittelfin- ger für etwa 30 Sekunden Ihre Schläfen. Schnell durchführbar und spürbar wirksam ist auch eine Augen-Massageübung. Die dabei stimulierten Akupressurpunk- te wirken sich außerdem auch positiv auf Kopfschmerzen und Migräne aus. Kopfkreisen Bei Verspannungen im Kopf-, Nacken- und Schulterbereich, hilft folgende Übung: Schließen Sie die Augen und bewegen Sie Ihren Kopf nach rechts in kleinen kreisenden Bewegungen. Lassen Sie die Bewe- gungen allmählich immer größer werden. Anschließend ändern Sie die Drehbewegung und führen die Spirale in immer kleiner UK PT Spezial
18 Praxis // Tipps für Sie 4. Stuhlgymnastik 5. Auszeiten Machen Sie Bewegungspausen Neue Kraft tanken S chieben Sie Ihren Stuhl vom Schreibtisch zurück. Setzen Sie sich gerade auf die Vorderkante Ihres Stuhls: Rücken gerade, Füße schulterbreit und fest auf dem Boden. Arme auf den Oberschenkeln. Übung 1: Spannen Sie Gesäß und Bauchmuskulatur an. Anspan- nen und lockerlassen. Ziehen Sie Ihre Schultern nach hinten. Übung 2: Kreisen Sie mit den Schultern. Wechseln Sie die Rich- tung. Übung 3: Strecken Sie Ihre Arme nach oben (Hände hoch). Zie- hen Sie die Schulterblätter hinten zusammen und drücken Sie die Arme nach hinten. Insgesamt 15 Sekunden lang. Übung 4: Strecken Sie Ihre Arme nach vorne und umfassen Sie mit der rechten Hand Ihr linkes Handgelenk. Ziehen Sie jetzt • Gönnen Sie sich kurze Verschnaufpausen, auch oder mit Ihrer rechten Hand den linken Arm in die Länge. Umfassen gerade, wenn Sie keine Zeit haben. Zwischen einzelnen Sie nun mit der linken Hand das rechte Handgelenk und ziehen Gesprächen, Besprechungen, Konferenzen, Aufträgen, Sie den rechten Arm lang. \ Arbeiten, Telefonaten gibt es sicherlich zwei oder drei Minuten, in denen Sie ‚ausatmen‘ und neue Kraft tanken können. • Öffnen Sie das Fenster und machen Sie einige tiefe Atemzüge. Schauen Sie, was draußen passiert oder schauen Sie in den Himmel. • Wenn Sie etwas mehr Zeit haben, laufen Sie einmal um den Block oder die Treppe runter und hoch. • Machen Sie eine Atemübung oder eine Bewegungs- pause. • Trinken Sie ganz bewusst eine Tasse Tee, eine Tasse Kaffee. • Besuchen Sie Ihre Kollegen für einen kurzen Plausch (aber nur, wenn Sie nicht stören). • Programmieren Sie sich positiv: Denken Sie an Erfolge, an liebe Menschen, an schöne Situationen, an angenehme Erlebnisse. \ UK PT Spezial
Praxis // Tipps für Sie 19 6.. Was hilft noch ? Motivieren Sie sich selbst Selbstmotivation Suchen Sie die Motivationskiller: Was genau macht Sie un- zufrieden? Wie wollen Sie gute Leistung bringen, wenn Sie sich nicht wohl fühlen? Wie wollen Sie Kunden überzeugen, wenn es Ihnen an Begeisterung fehlt? Wie wollen Sie Kreativität ent- wickeln, wenn Sie immer daran denken, wann endlich Feier- abend ist? Ziehen Sie Bilanz: Wohin wollen Sie? Was ist das Ziel? Welche Fähigkeiten haben Sie? (Wissen, Geduld, Fertigkeiten ...) Welche Unterstützung haben oder benötigen Sie? Eine Begeisterung verlangt ein Wofür. Wenn man Strategien, Ziele und Aufgaben nicht versteht, entsteht keine Identifikation. Fragen Sie nach. Überlegen Sie, was Ihr Arbeitsplatz Ihnen bietet: Sicherheit, Kontakte mit Kollegen, finanzielle Unabhängigkeit, Möglich- keiten, Ihre Kompetenz unter Beweis zu stellen, Erfolgs- erlebnisse ... Stehen Sie Veränderungen nicht generell negativ gegenüber. Veränderungen bergen Risiken, bieten aber auch Chancen. Selbstmanagement Stecken Sie Ihre Ziele nicht zu hoch, sondern gehen Sie in kleinen Schritten vor. Auf diese Weise haben Sie mehr Erfolgs- erlebnisse. Gehen Sie nicht zu selbstkritisch mit sich um: Jeder macht mal Fehler. Stellen Sie sich nicht beständig selbst in Frage. Misserfolge sind Lernsituationen. Aber überlegen Sie auch, wo andere die Nase vorn haben und welches Potential noch ausbaufähig ist. Reflektieren Sie Ihr Anspruchsniveau. Passen Anspruchs- niveau (zum Beispiel engagierter Mitarbeiter, liebevoller Ehemann, guter Familienvater, ambitionierter Vereinsvor- sitzender), Fähigkeiten und Belastbarkeit zusammen oder ergeben sich Diskrepanzen? Erhöhen oder reduzieren Sie Fähigkeiten oder Anspruchsniveau. Stimmt das „Kosten-Nut- zen-Verhältnis“? Überlegen Sie, was Sie tun können, um Stress am Arbeits- platz zu reduzieren: Zum Beispiel Arbeiten neu verteilen, Kon- flikte bereinigen, ein Gespräch mit dem Chef führen ... ¼ UK PT Spezial
20 Praxis // Tipps für Sie ¼ Überprüfen Sie Ihre Einstellungen: Halten Sie an stress- Bauen Sie sich Netzwerke auf: Suchen und halten Sie Kontakt erzeugenden Glaubenssätzen und irrationalen Gedanken fest: zu Kollegen aus Nachbarabteilungen. Suchen Sie sich Verbündete. Ich muss alles 150 % machen“, „Ich muss bei allen beliebt sein“, Machen Sie öfter mal Pausen. Nicht nur passive, die nichts mit „Ich darf keine Fehler machen“ ...? der Arbeit zu tun haben, sondern auch aktive Pausen. Wechseln Unterliegen Sie nicht dem Phänomen der „Sich-selbst-erfül- Sie die Tätigkeit: Anstatt Briefe zu schreiben, telefonieren Sie. lenden-Prophezeiung “ (self fulfilling prophecy). Es treten nahe- Suchen Sie sich einen Stress-Ausgleich: Treiben Sie Sport zu immer die Konsequenzen ein, die man von anderen erwartet (ein sehr guter Stress-Killer), pflegen Sie soziale Kontakte, ge- oder von sich selbst glaubt. nießen Sie Ihr Hobby ... Erwerben Sie neue Kompetenzen: Wenn Sie Defizite feststel- Erlernen Sie eine (Kurz-)Entspannungstechnik, mit der Sie len, dann erweitern Sie Ihre Fach-, Methoden-, Handlungs- und auch im größten Stress gelassen bleiben (Atementspannung, Sozialkompetenz, in dem Sie zum Beispiel Seminare zu Kon- Progressive Muskelentspannung). fliktmanagement, Zeit- und Aufgabenmanagement oder Um- gang mit schwierigen Kunden besuchen. Falls nichts mehr geht ... Verlagern Sie Ihre Bedürfnisse nach Selbstverwirklichung oder Selbstorganisation sozialer Anerkennung vorübergehend in den privaten Bereich. Schaffen Sie sich Rituale. Rituale geben Halt und sind ein Orientieren Sie sich (beruflich) neu oder um – innerhalb oder Stück Arbeitskultur. Beispiele für Arbeits-Rituale: Nach Arbeits- außerhalb Ihres Unternehmens. ende den Schreibtisch aufräumen. Um 14 Uhr eine Tasse Kaffee Falls Sie nur noch unzufrieden sind: Dann kündigen Sie. oder Tee trinken. Sich mit Kollegen zur Frühstückspause treffen. Auch das ist eine Lösung. \ UK PT Spezial
Rat und Tat // Checkliste 21 Anzeichen für Stress Punkte Kognitive Warnsignale CHECKLISTE Ständig kreisende Gedanken / Grübeleien Konzentrationsstörungen Leere im Kopf (Black out) Prüfen Sie Ihre Warnsignale Tagträume für Stress Albträume Leistungsverlust / häufige Fehler Diese Symptome können Anzeichen für Dauer-Überforde- Warnsignale im Verhalten rung sein. Tragen Sie bei starker Belastung 2 Punkte ein, Aggressives Verhalten gegenüber anderen, bei leichter 1 und bei gar keiner Belastung 0 Punkte und Aus-der-Haut-fahren addieren Sie die Zahlen. Fingertrommeln, Füße scharren, Zittern, Zähne knirschen Schnelles Sprechen oder Stottern Anzeichen für Stress Punkte Andere unterbrechen, nicht zuhören können Unregelmäßiges essen Körperliche Warnsignale Konsum von Alkohol oder Medikamenten zur Herzklopfen / Herzstiche Beruhigung Engegefühl in der Brust Schleifenlassen privater Kontakte Atembeschwerden Mehr Rauchen als gewünscht Einschlafstörungen Weniger Sport und Bewegung als gewünscht Chronische Müdigkeit Gesamtpunktzahl Verdauungsbeschwerden Magenschmerzen Bewertung Appetitlosigkeit 0–10 Punkte Sexuelle Funktionsstörungen Sie können sich über Ihre relativ gute gesundheitliche Muskelverspannungen Stabilität freuen. Ein Entspannungstraining wird bei Ihnen Kopfschmerzen / Migräne vor allem vorbeugende Wirkung haben. Rückenschmerzen 11–20 Punkte Kalte Hände / Füße Kettenreaktionen von körperlichen und seelischen Stress- Emotionale Warnsignale reaktionen finden bei Ihnen bereits statt. Sie sollten Nervosität / innere Unruhe möglichst bald damit beginnen, Ihre Kompetenzen zur Gereiztheit / Ärgergefühle Stressbewältigung zu erweitern. Angstgefühle / Versagensängste 21 Punkte und mehr Sie stecken bereits tief im Teufelskreis der Verspannungen, Unzufriedenheit / Unausgeglichenheit emotionalen Belastungen und Gesundheitsstörungen. Sie Lustlosigkeit sollten auf jeden Fall etwas gegen Ihren Stress und für mehr Innere Leere, Ausgebranntsein Gelassenheit, Ruhe und Leistungsfähigkeit tun. \ Quelle: Gerd Kaluza „Stressbewältigung“ (2004) UK PT Spezial
22 Rat und Tat // Checkliste Ich werde bei meinen CHECKLISTE Tätigkeiten häufig gestört. Ich bekomme oft nicht Testen Sie Ihre beruflichen alle Informationen, die ich brauche. Belastungen Vieles, was ich tue, langweilt mich. Lesen Sie sich die unten stehenden Aussagen durch und wählen Sie diejenigen aus, die auf Sie zutreffen. Kreuzen Sie diese an, zählen Sie Ihre Kreuze zusammen. Ihr Ergebnis Welchen Stresssituationen fühlen Sie sich ausgeliefert ? 0–5 Punkte Ich soll immer alles in sehr kurzer Zeit erledigen und Sie scheinen Ihre äußeren Belastungsfaktoren im Griff zu fühle mich dauernd unter Termindruck. haben. Wenn nichts weiter dazu kommt, besteht keine Wir haben ständig zu wenig Personal. Gefahr, dass Sie auf Dauer gestresst sind. Sorgen Sie vor- Ich werde immer nur kritisiert. beugend für Belastungsausgleich, in dem Sie sich sportlich Wenn etwas schief läuft, hält niemand zu mir. betätigen und Ihre Hobbys bewusst pflegen. Ich werde selten gelobt. 6 bis 10 Punkte Man sagt mir immer, was ich machen soll. Sie haben einiges an Stress auszuhalten. Achten Sie dar- Andere halten sich nicht an Absprachen. auf, dass Sie sich nicht verrennen und hart und ungerecht Wenn ich Aufgaben bekomme, weiß ich oft nicht werden. Versuchen Sie stattdessen, aktiv in Ihrem Einfluss- genau, was gemeint ist. bereich etwas zu ändern: Können Sie etwas vereinfachen, Bei uns arbeitet jeder für sich allein. gibt es kollegiale Hilfe, können Sie Arbeiten delegieren …? Andere behindern meine Arbeit, weil sie schlecht Erlernen Sie eine Entspannungstechnik. vorbereitet sind. Mehr als 10 Punkte Bei uns kämpft jeder gegen jeden. Sie scheinen stark belastet sein. Hilfe und Unterstützung Ich habe Verantwortung für andere. durch Freunde, Bekannte und Familienmitglieder wären Ich muss ständig zwischen Mitarbeitern und Vorgesetz- jetzt für Sie sehr wichtig. Vielleicht ist sogar professionelle ten vermitteln. Hilfe angebracht (Sozialberater, Psychologe, Seelsorger, Ich stehe auf dem Weg zur Arbeit oft im Verkehrsstau. Coach). Sorgen Sie unbedingt für konsequenten Belas- Ich habe mich beruflich verändert (neue Stelle, Auf- tungsausgleich (Sport, Entspannung, Geselligkeit, stieg, Abstieg, Pensionierung). Hobbypflege …) In meinem Privatleben hat sich Entscheidendes ver- Für alle gilt: ändert (Heirat, Scheidung, Geburt, Einschulung, Kind Wichtig ist, dass nicht zu viele Stressfaktoren (= Stresso- verlässt das Haus, Tod eines Angehörigen). ren) zusammenkommen. Einzelne Ursachen lassen sich Ich habe finanzielle Sorgen. dann wesentlich leichter in den Griff bekommen. \ Quelle: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung UK PT Spezial
Was ? Wo ? // Service 23 Service Regelwerk Arbeitsschutz Ansprechpartner Auf das Regelwerk Arbeitsschutz der UK PT Ansprechpartner der UK PT finden Sie unter können Sie zugreifen über www.ukpt.de >> Service >> Ansprechpartner www.ukpt.de >> Publikationen >> Regelwerk Arbeitsschutz >> Regelwerks-Datenbank Internet-Links www.baua.de Medien zum Arbeitsschutz Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Medien zum Arbeitsschutz der UK PT finden Arbeitsmedizin Sie unter www.ukpt.de >> Medien >> Inter- www.dguv.de aktives Medienverzeichnis Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung Formulare Service-Center der UK PT Formulare können Sie über das Internet be- Telefon: 07071 933-0 kommen: www.ukpt.de >> Service >> Formulare Fax: 07071 933-4399 E-Mail: info@ukpt.de Seminarprogramm Internet: www.ukpt.de Das Seminarprogramm der UK PT finden Sie unter www.ukpt.de >> Seminare >> Interaktives UK PT Spezial – weitere Themen Verzeichnis UK PT Spezial-Hefte zu weiteren Themen finden Sie unter www.ukpt.de 2009 / MatNr 670-095-136 Impressum Themenheft der Unfallkasse Post und Texte: Dr. Fritzi Wiessmann, Arbeits- und S. 5: shotshop.com S. 20, 22: istockphoto.com Telekom (UK PT), Körperschaft des Organisationspsychologin der UK PT S. 6: shotshop.com Rückseite: shotshop.de öffentlichen Rechts S 7, 8: Sven Hobbiesiefken Konzept und Design, Gesamtgestaltung: S. 10: istockphoto.com Druck: Fa. Druckerei Emil Patzschke, Herausgeber und Verleger: steindesign – Agentur für kreative S. 11: oben istockphoto.com, Neustadt / Coburg Unfallkasse Post und Telekom Business-Lösungen, Hannover unten shotshop.com S. 12: istockphoto.com Alle Urheber- und Verlagsrechte sind Geschäftsführer: Dr. Rudi Vetter Typografie und Layoutelemente: S. 13: oben UK PT, vorbehalten. Der Rechtsschutz gilt auch Anschrift: Dorota Wojcicki-Wehnert unten istockphoto.com für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Unfallkasse Post und Telekom S. 14: fotolia Mikroverfilmung und die Einspeicherung Europaplatz 2 Bildnachweis: S. 16, 17: istockphoto.com und Verarbeitung in elektronischen 72072 Tübingen Titel: istockphoto.com S. 18: oben istockphoto.com, Systemen. S. 2: fotolia unten shotshop.com S. 3, 4: Sven Hobbiesiefken S. 19: fotolia Verwendung unter Quellenangabe erwünscht. UK PT Spezial
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