UMGANG MIT ANTISEMITISMUS IN DER GRUNDSCHULE - Alltag von Jüdinnen und Juden in Berlin, Auseinandersetzung mit antisemitischen Vorurteilen ...
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UMGANG MIT ANTISEMITISMUS IN DER GRUNDSCHULE Alltag von Jüdinnen und Juden in Berlin, Auseinandersetzung mit antisemitischen Vorurteilen, Thematisierung des Holocaust
Impressum Herausgeber Wir danken für Anregungen und Austausch insbesondere: Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie Marina Chernivsky, Kompetenzzentrum Prävention und Empowerment Bernhard-Weiß-Straße 6 der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland 10178 Berlin Verantwortlich: Katja Döhnel, Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt Regina Ultze Florian Eisheuer, Amadeu Antonio Stiftung Referat II B: Fächer der Berliner Schulen, Rahmenlehrpläne Dr. Martin Brendebach Isabel Enzenbach, Zentrum für Antisemitismusforschung Fachreferent für Gesellschaftswissenschaften Carolyn Gammon Myriam Halberstam, Ariella Verlag Inhalt und Redaktion Sabine Huffmann (Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie) Beate Kasche-Sharifi, Leiterin der Schuloase an der Anne-Frank- Grundschule Janine Khoschlessan, Botschaft des Staates Israel Petra Kleiber, Schulleiterin Anne-Frank-Grundschule Sigmount A. Königsberg, Antisemitismusbeauftragter der Jüdischen David Gilles Gemeinde zu Berlin Franziska Göpner Veronika Nahm Pia Lamberty, Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Patrick Siegele Antisemitismus e. V. Rinske Reiding Stephanie Mühlbauer, Grundschule am Teutoburger Platz Robert Zenker Doris Müller, Lehrerin an der Paul-Simmel-Grundschule Layout Detlef Pech, Professor für Grundschulpädagogik mit dem Schwerpunkt Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie in Kooperation mit Sachunterricht an der Humboldt Universität zu Berlin Infotext GbR – Agentur für Content und Grafikdesign (Ute Wibral) Marat Schlafstein, Zentralrat der Juden in Deutschland Illustrationen Mascha Schmerling, Meet a Jew Lena Ziyal / Infotext GbR – Agentur für Content und Grafikdesign Benjamin Steinitz, Bundesverband der Recherche- und Informations- Erscheinungsdatum stellen Antisemitismus e. V. Januar 2020 Katrin Wank, Lehrerin an der Scharmützelsee-Grundschule Die Arbeit an der Broschüre wurde mit ermöglicht durch die Malin Winter, Jugendmuseum Schöneberg »Aktionswochen gegen Antisemitismus«, gefördert durch das den Teilnehmenden der Task Force Education on Antisemitism des Bundesprogramm »Demokratie leben!« des Bundesministeriums American Jewish Committee Familie, Senioren, Frauen und Jugend. den Teilnehmenden der Fortbildungsreise nach Yad Vashem und zu Die Veröffentlichung stellt keine Meinungsäußerung des BMFSFJ oder weiteren israelischen Gedenkstätten in Israel des BAFzA dar. Für inhaltliche Aussagen trägt der Autor/die Autorin bzw. tragen die Autoren/die Autorinnen die Verantwortung.
Sandra Scheeres Senatorin für Bildung, Jugend und Familie Sehr geehrte Damen und und Schüler sind weniger anfällig für men- Herren, liebe Schulleitun schenverachtende Ideologien und Antise- mitismus. Mit der »Praxisstelle Bildung und gen, liebe Lehrkräfte, Beratung« der Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus haben wir eine zentrale Anlaufstelle für Schulen, die sich Antisemi- jüdische Menschen in Deutschland müssen tismus entgegenstellen. immer häufiger erleben, dass Antisemitis- mus nicht nur ein historisches Phänomen Während über Jahrzehnte der Fokus dieser ist, sondern tagtäglich und in der Mitte Präventionsarbeit auf Schülerinnen und unserer Gesellschaft vorkommt. Menschen Schülern der Sekundarstufe lag, haben werden angefeindet, die sich durch ihre Klei- inzwischen Vorfälle an Grundschulen und dung als Jüdinnen und Juden zu erkennen Rückmeldungen besorgter Lehrkräfte, geben. Antisemitische Hetze ist in sozialen Schulleitungen und Eltern die Präventions- Netzwerken ebenso präsent wie leider die arbeit mit jüngeren Kindern in den Blick Beschimpfung und Bedrohung jüdischer gerückt. Viele Lehrkräfte konstatieren einen Mädchen und Jungen an Schulen. Wir müs- Mangel an Bildungsangeboten für die Al- sen feststellen, dass wir die jahrzehntelange tersgruppe der sechs- bis zwölfjährigen mit pädagogische Bemühung, junge Menschen ihren besonderen Bedürfnissen. Um diese gemäß dem Schulgesetz gegen das nati- Lücke zu schließen, haben in den letzten onalsozialistische Weltbild zu immunisie- Jahren mehrere außerschulische Lernorte ren, noch einmal wesentlich intensivieren vielfältige Angebote geschaffen. Die nun müssen. vorliegende, gemeinsam mit dem Berliner Anne-Frank-Zentrum erarbeitete Handrei- Berlin hat daher mit dem Landeskonzept chung soll ein weiterer Baustein dazu sein. »Berlin gegen Antisemitismus« ein Pro- gramm erarbeitet, mit dem wir Antisemi- Die Handreichung verfolgt den Ansatz der tismus in all seinen Erscheinungsformen »Gemeinsamen Erklärung des Zentralrats noch entschiedener bekämpfen wollen. Der der Juden in Deutschland und der Kultus Schule kommt dabei eine zentrale Rolle bei ministerkonferenz zur Vermittlung jüdischer der Prävention zu: Im Geiste der Aufklärung Geschichte, Religion und Kultur in der Schu- und der Demokratie gebildete Schülerinnen le«. Diese zielt darauf ab, »das Judentum 3
in seiner Vielfalt und Authentizität in der Schule zu thematisieren sowie den Schüle- rinnen und Schülern ein lebendiges und dif- ferenziertes Bild des Judentums zu vermit- teln. Dazu gehört unabdingbar die Schoa, ohne aber jüdisches Leben in Deutschland und Europa auf sie zu reduzieren. Auch das jüdische Leben nach der Schoa im Zeichen der deutschen Teilung und seit der Wieder- vereinigung ist für das historisch-politische Verständnis von enormem Wert.« Für Grundschulkinder ist es wichtig, Jüdin- nen und Juden nicht nur in einer histo- rischen Rolle als Opfer des Völkermords kennen zu lernen, sondern als Menschen, die mit ihnen gemeinsam in Berlin leben. Diese Handreichung will hierfür altersan- gemessene Zugänge aufzeigen und Ihnen neue Wege eröffnen, diese wichtige Aufgabe zu meistern. Ich wünsche dabei viel Erfolg! Mit freundlichen Grüßen Sandra Scheeres Senatorin für Bildung, Jugend und Familie 4
In Berlin befasst sich unsere neue ständige Ausstellung »Alles über Anne« mit dem Patrick Siegele Thema Antisemitismus in Geschichte und Direktor des Anne Frank Zentrums Gegenwart. In der Ausstellung können die Besucherinnen und Besucher von antise- mitischen Erfahrungen berichten, die sie als Betroffene, Freundin, Verwandte oder Wir freuen uns sehr, dass die erste Auflage Zeuge erleben. Auch Grundschülerinnen und dieser Handreichung auf großen Zuspruch -schüler sind seit vielen Jahren eine wichtige getroffen ist. Vielen Dank für Ihre zahlrei- Zielgruppe unserer historisch-politischen chen positiven Rückmeldungen! Bildungsarbeit. Sie nehmen aber nicht nur Die hohe Nachfrage hat uns darin bestätigt, an den pädagogischen Programmen in der dass die Beschäftigung mit dem Thema Berliner Ausstellung teil, sondern beteiligen Antisemitismus in der Grundschule bislang sich auch am bundesweiten Anne Frank Tag unterrepräsentiert ist. Lehrkräfte äußern am 12. Juni und besuchen unsere vielen einen grundlegenden Bedarf an Methoden Wanderausstellungen bundesweit. und Zugängen der historischen und politi- Bei der vorliegenden zweiten Ausgabe der schen Bildung, die zur kritischen Auseinan- Handreichung handelt es sich nicht nur um dersetzung mit antisemitischen Stereotypen eine Neuauflage, sondern auch um eine in- und Diskriminierung anregen und einen haltliche Weiterentwicklung der bisherigen Beitrag zur Vermittlung gesellschaftlicher Methoden und Angebote. Besonders das Vielfalt leisten. digitale Lernen haben viele der hier vorge- Antisemitismus hat in Zeiten der Covid- stellten Projektpartnerinnen und -partner 19-Pandemie erneut einen Aufschwung in Form von Onlineangeboten ausgebaut. erfahren. Nicht nur im Netz oder auf der Wenn Sie Beratung bei der Vertiefung der Straße, auch in Schulen werden antise- Themen wünschen, kommen Sie gern auf mitische Äußerungen und Einstellungen uns zu! durch Anhängerinnen und Anhänger von Wir wünschen uns, dass die neue Broschüre Verschwörungsmythen verbreitet. Umso zum Handeln anregt und alle Lehrkräfte wichtiger ist es, Antisemitismus so früh wie dabei unterstützt und begleitet, schon in möglich zu erkennen und aktiv zu interve- der Grundschule ein klares Zeichen gegen nieren. Antisemitismus zu setzen. Das Anne Frank Zentrum erinnert seit 25 Jahren an das Leben und das Tagebuch von Anne Frank. Mit Ausstellungen und Bildungsangeboten schafft es Lernorte, an denen sich Kinder und Jugendliche mit Patrick Siegele Geschichte auseinandersetzen und diese mit Direktor des Anne Frank Zentrums ihrer heutigen Lebenswelt verbinden. 5
Thematisierung des Holocaust Alltag von Jüdinnen und Juden in Berlin heute Auseinandersetzung mit antisemitischen Vorurteilen und Diskriminierung 6
INHALT ERSCHEINUNGSFORMEN UND AKTUALITÄT DES ANTISEMITISMUS ............................................8 UMGANG MIT ANTISEMITISMUS IN DER GRUNDSCHULE: EINLEITENDE GEDANKEN ................12 ALLTAG VON JÜDINNEN UND JUDEN IN BERLIN HEUTE ..............................................................17 AUSEINANDERSETZUNG MIT ANTISEMITISCHEN VORURTEILEN UND DISKRIMINIERUNG .......30 THEMATISIERUNG DES HOLOCAUST ............................................................................................48 WAS KANN ICH JETZT TUN? ..........................................................................................................66 7
ERSCHEINUNGSFORMEN UND AKTUALITÄT DES ANTISEMITISMUS Bundesverband der Recherche- und Bundesregierung folgt.1 Dort heißt es unter Informationsstellen Antisemitismus e. V. anderem: »Der Antisemitismus ist eine be- (Bundesverband RIAS), Pia Lamberty/ stimmte Wahrnehmung von Juden, die sich Benjamin Steinitz als Hass gegenüber Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort Antisemitismus ist ein Problem der gesam- oder Tat gegen jüdische oder nichtjüdische ten Gesellschaft und auch heute noch weit- Einzelpersonen und/oder deren Eigentum verbreitet. Die Recherche- und Informati- sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutio- onsstelle Antisemitismus Berlin (RIAS Berlin) nen oder religiöse Einrichtungen. Darüber erfasste 2019 insgesamt 881 antisemitische hinaus kann auch der Staat Israel, der dabei Vorfälle. Darunter waren 33 Angriffe, 38 als jüdisches Kollektiv verstanden wird, Ziel gezielte Sachbeschädigungen, 59 Bedro- solcher Angriffe sein. […] Der Antisemitis- hungen, 648 Fälle verletzenden Verhaltens mus manifestiert sich in Wort, Schrift und (darunter 54 Versammlungen) und 103 Bild sowie in anderen Handlungsformen, er antisemitische Massenzuschriften. Dies sind benutzt negative Stereotype und unterstellt im Schnitt fast zweieinhalb Vorfälle am Tag negative Charakterzüge.«2 − allein in Berlin. Ob im Internet oder offline auf der Straße, im öffentlichen Nahverkehr Es gibt verschiedene antisemitische Erschei- oder sogar im persönlichen Wohnumfeld nungsformen, die hier genauer vorgestellt der Betroffenen: Antisemitismus ist für die werden sollen. Sofern nicht anders ver- jüdische Community alltagsprägend. Als Grundlage für die Erfassung und Be- 1 Die »Arbeitsdefinition Antisemitismus« stellt auch kämpfung von Antisemitismus wurde im die Arbeitsgrundlage für die Recherche- und In- Jahr 2013 von der International Holocaust formationsstelle dar. Sie wurde durch den Verein für Demokratische Kultur in Berlin e. V. (VDK Remembrance Alliance (IHRA) die soge- e. V.) vor der Gründung der Recherche- und Infor- nannte »Arbeitsdefinition Antisemitismus« mationsstelle Antisemitismus Berlin (RIAS Berlin) verabschiedet, der auch seit Herbst 2017 die an wenigen Stellen ergänzt und nach Spielarten des Antisemitismus gegliedert. Die geänderte Fassung ist seit Projektbeginn Grundlage der Arbeit von RIAS. Weitere Informationen finden Sie unter https://report-antisemitism.de/rias-bund (18.09.2020) 2 https://de.wikipedia.org/wiki/European_Forum_ on_Antisemitism (18.09.2020) 8
Erscheinungsformen und Aktualität des Antisemitismus merkt, sind die im Text genannten Beispiele Post-Schoa5-Antisemitismus liegt vor, wenn Vorfälle, die RIAS beispielsweise durch die Menschen das Ausmaß, die Mechanismen Onlineplattform www.report-antisemitism.de (zum Beispiel Gaskammern) sowie die gemeldet worden sind. Vorsätzlichkeit des Völkermordes an den Jüdinnen und Juden durch das national- ANTISEMITISCHE sozialistische Deutschland während der ERSCHEINUNGSFORMEN Schoa bestreiten oder anzweifeln. Auch die Behauptung, Jüdinnen und Juden seien für Beim antisemitischen Othering werden Jü- die Schoa selbst verantwortlich, oder der dinnen und Juden nicht als Teil der eigenen Vorwurf gegenüber dem jüdischen Volk oder Gesellschaft wahrgenommen und damit als dem Staat Israel, die Schoa zu erfinden, zu anders und fremd markiert. Grundzüge die- übertreiben oder Profit daraus zu ziehen, ses Otherings zeigen sich, wenn beispiels- zählen zum Post-Schoa-Antisemitismus. weise davon ausgegangen wird, dass alle Eine besondere Komponente ist die der Deutschen nicht jüdisch und alle Jüdinnen Schuldabwehr. Diese zeigt sich, wenn sich und Juden nicht deutsch sind. Auch wenn Menschen darüber empören, wenn an die Menschen »Jude« als Schimpfwort verwen- nationalsozialistischen Verbrechen an den, zählt dies als Othering. »Jude« ist auch Jüdinnen und Juden erinnert wird. aktuell noch ein häufig genutztes Schimpf- wort an Berliner Schulen, wie eine Doku- Beim modernen Antisemitismus kommt es mentation des American Jewish Committee zu falschen, dämonisierenden oder stereo- Berlin von 2017 zeigte.3 Dies fängt bereits in typen Anschuldigungen gegen Jüdinnen und der Grundschule an. Auch Julia Bernstein et Juden. Moderner Antisemitismus äußert al. bestätigen diese Befunde: »Der verbale sich unter anderem in Form von Verschwö- Angriff mit der Beschimpfung ›Du Jude‹, der rungsmythen, indem auf eine angebliche oftmals auch physische Angriffe begleitet, jüdische Übermacht verwiesen wird, die im ist leider sehr gebräuchlich unter Schülerin- Verborgenen operiere und Kontrolle über nen und Schülern an jeder Art von Schule Medien, Wirtschaft, Regierungen oder ande- geworden.«4 re gesellschaftliche Institutionen ausübe. Israelbezogener Antisemitismus findet bei bevölkerungsrepräsentativen Umfragen im- mer wieder die größten Zustimmungswerte. Natürlich ist nicht jede Kritik am Staat Israel antisemitisch. Häufig wird jedoch Antise- 3 https://ajcgermany.org/de/broschuere/ajc- mitismus über »Israelkritik« transportiert studie-2017-salafismus-und-antisemitismus- und der jüdische Staat dämonisiert, wenn berliner-schulen (18.09.2020) 4 Bernstein, Julia (2018): »Mach mal keine Judenak- eigentlich Jüdinnen und Juden gemeint sind. tion!«: Herausforderungen und Lösungsansätze Hier wird dann »Jude« durch »Zionist« in der professionellen Bildungs- und Sozialarbeit gegen Antisemitismus, S. 6. Abgerufen von https://www.frankfurt-university.de/fileadmin/ 5 Der Begriff Schoa ist Hebräisch und bedeutet standard/Aktuelles/Pressemitteilungen/ »Zerstörung«, »Katastrophe«. Der Begriff wird Mach_mal_keine_Judenaktion__Herausforde- alternativ zur Bezeichnung Holocaust für die rungen_und_Loesungsansaetze_in_der_professi- Ermordung der Juden und Jüdinnen im National- onellen_Bildungs-_und_Sozialarbeit_gegen_Anti. sozialismus verwendet. pdf (18.09.2020) 9
Erscheinungsformen und Aktualität des Antisemitismus ersetzt und alle Jüdinnen und Juden werden einem Mitschüler gefragt, ob sie Jüdin sei. für die Politik Israels verantwortlich ge- Der Schüler habe daraufhin nach Informa- macht. Israelbezogener Antisemitismus liegt tionen der Berliner Zeitung mehrfach im auch dann vor, wenn dem jüdischen Volk bedrohlichen Tonfall das Wort »Jude« ge- das Recht auf Selbstbestimmung abgestrit- sagt.6 Es wurde ein Fall bekannt, bei dem ein ten wird. Israelbezogener Antisemitismus achtjähriger Junge in einer Berliner Schule findet sich bereits in der Schule – und oft im April 2019 einen Witz mit NS-Bezug auch in Verquickung mit anderen Formen. erzählte, während ein jüdisches Mädchen daneben stand und ihm klar signalisier- ANTISEMITISMUS AN BERLINER te, dass sie das nicht gut findet. Im März BILDUNGSEINRICHTUNGEN 2019 hatte ein Schüler an einer Schule in Weißensee im Englischunterricht quer durch Antisemitismus tritt bereits im frühen den Klassenraum geäußert: »Habt ihr schon Schulalter auf. Im November 2016 sang ein einmal ein jüdisches Familienfoto gesehen? Schüler beispielsweise im Deutschunterricht Da ist nur Rauch drauf.« in einer Schule in Hellersdorf »Tut, tut, tut, die Eisenbahn, wer will mit nach Auschwitz Auch RIAS Berlin hat für die Jahre 2015 bis fahren?«, woraufhin eine Mitschülerin 36 2019 antisemitische Vorfälle in Berliner Namen von Schülerinnen und Schülern aus anderen Klassen und von Lehrerinnen und Lehrern aufschrieb, die sie deportieren 6 https://www.berliner-zeitung.de/mensch- metropole/religioeses-mobbing-zweitklaesslerin- würde. An einer Tempelhofer Grundschule von-mitschueler-mit-dem-tode-bedroht-li.10668 wurde im Februar 2018 eine Schülerin von (18.09.2020) Tabelle 1: Antisemitische Vorfälle im Kontext von Bildungseinrichtungen in Berlin zwischen 2015 und 2019 Bildungseinrichtungen 2015 2016 2017 2018 2019 gesamt Universität 2 3 9 10 3 27 Weiterführende Schule 3 7 6 18 8 42 Grundschule – – 1 4 1 6 Kindertagesstätte 2 – 1 – 4 7 Berufsschule/OSZ 1 2 – 2 – 5 gesamt 8 12 17 34 16 87 10
Erscheinungsformen und Aktualität des Antisemitismus Bildungseinrichtungen erfasst, davon 50 in ›nicht so gemeint‹ entschuldigt.«7 Schulen und 4 in Kindertagesstätten. Diese Zahlen zeigen die gemeldeten antisemi- Die Erfassung von antisemitischen Vorfäl- tischen Vorfälle an, es muss von einer len durch zivilgesellschaftliche Initiativen deutlich höheren Dunkelziffer ausgegangen wie beispielsweise die Recherche- und werden. Das unterstreicht die Relevanz, Informationsstellen Antisemitismus Berlin, jeden Antisemitismus bereits im Schulalter Bayern und Brandenburg ist eine Möglich- zu thematisieren. keit, Antisemitismus sichtbar zu machen. Durch die Erfassung und Veröffentlichung ANTISEMITISMUS von Vorfällen (qualitativ und quantitativ), SICHTBAR MACHEN: Monitoringberichte (zum Beispiel jährlich EINSTELLUNGSFORSCHUNG, zum Qudstag-Marsch) sowie anlassbezo- STAATLICHE ERFASSUNG UND genen Analysen zu Problemfeldern (zum BETROFFENENPERSPEKTIVEN Beispiel: Antisemitismus im Rechtspopulis- mus, Meldepflicht an Berliner Schulen) ist es Wenn es um eine öffentliche Auseinander- eher möglich, die Erfahrungen von Betrof- setzung mit Antisemitismus geht, wird in fenen und Antisemitismus als alltagsprä- der Regel auf die Ergebnisse der quantitati- gende Erfahrung sichtbar zu machen. Eine ven Einstellungsforschung zurückgegriffen. enge Zusammenarbeit mit der jüdischen Oft findet man bei diesen Studien ver- und nicht-jüdischen Zivilgesellschaft, dem gleichsweise niedrige Zustimmungswerte. sogenannten Melde- und Unterstützungs- Während sich in Studien oft ein Rückgang netzwerk, stellt sicher, dass Antisemitismus von antisemitischen Einstellungen findet, nicht nur wahrgenommen, sondern auch stehen diese Ergebnisse den Wahrnehmun- dokumentiert wird und Betroffene Unter- gen von Jüdinnen und Juden und auch den stützung erhalten. RIAS erfasst dabei auch Polizeistatistiken entgegen. So geben 78 Vorfälle, die nicht strafbar sind. Darüber Prozent der jüdischen Befragten der Studie hinaus ermutigt RIAS zum Stellen von für den zweiten Bericht des Unabhängi- Anzeigen, bietet eine ladungsfähige Adresse gen Expertenkreises Antisemitismus des und begleitet Betroffene zu Gesprächen mit Deutschen Bundestages 2017 an, Antisemi- der Polizei, um so Hürden bei den Betroffe- tismus habe in Deutschland in den letzten nen abzubauen. fünf Jahren etwas oder stark zugenommen. Bezogen auf öffentliche Debatten geht der Expertenkreis von einer »Perspektivendiver- genz« aus: »Während Jüdinnen und Juden mit Antisemitismus konfrontiert sind, wird gleichzeitig darüber diskutiert, ob Anti- semitismus in der Gegenwart überhaupt noch relevant ist. Antisemitische Positionen werden häufig bagatellisiert oder als 7 Unabhängiger Expertenkreis Antisemitismus (2017): Antisemitismus in Deutschland – aktuelle Entwicklungen, S. 93. Abrufbar unter https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/ downloads/DE/publikationen/themen/heimat- integration/expertenkreis-antisemitismus/ expertenbericht-antisemitismus-in-deutschland. pdf?__blob=publicationFile&v=7 (18.09.2020) 11
UMGANG MIT ANTI- SEMITISMUS IN DER GRUNDSCHULE: EIN- LEITENDE GEDANKEN ANTISEMITISMUS: im Unterricht. Darüber hinaus beinhaltet EIN THEMA FÜR DIE sie Tipps zur Weiterarbeit und Hinweise zu GRUNDSCHULE? außerschulischen Angeboten und Lernorten und gibt Hilfestellungen für den Umgang Antisemitische Vorurteile, Diskriminie- mit antisemitischen Vorfällen. rungen und Wissensbestände sind in der Gesellschaft weit verbreitet und wirken STRUKTUR DER auch auf Kinder im Grundschulalter. Kinder HANDREICHUNG kommen immer wieder – meist nebenbei und ungewollt – in Kontakt mit antisemi- Die Handreichung beinhaltet grundlegende tischen Aussagen und Bildern. Wenn diese Überlegungen, Methoden und Materialien Aussagen nicht besprochen und infrage zu drei Themen: gestellt werden, können sich daraus antise- mitische Vorurteile und Weltbilder entwi- X Alltag von Jüdinnen und Juden heute ckeln. Kinder im Grundschulalter haben alle in Berlin nötigen Potenziale, die für eine Bearbeitung X Auseinandersetzung mit antisemitischen von Antisemitismus gebraucht werden. Sie Vorurteilen und Diskriminierung verfügen über Empathie, Offenheit und X Thematisierung des Holocaust ein Gerechtigkeitsempfinden. Sie können einfache Zusammenhänge untersuchen und Die drei Themenfelder hängen eng miteinan verstehen. der zusammen und sind vielfältig verstrickt. Die Perspektiven und Erkenntnisse aus ei- WAS BIETET DIESE nem Thema sind wichtig für die Bearbeitung HANDREICHUNG? der anderen Themen. Da viele Schülerinnen und Schüler wenig oder gar keinen Kontakt Dennoch wird das Thema Antisemitismus zu Jüdinnen und Juden haben, empfehlen in der Grundschule häufig gemieden. Vielen wir, den Alltag von Jüdinnen und Juden heu- erscheint es als zu komplex, zu vielschichtig te in Berlin vor den anderen beiden Themen oder nicht altersgerecht. An dieser Stelle zu bearbeiten. Ansonsten besteht die Ge- möchten wir mit dieser Handreichung an- fahr, dass Jüdinnen und Juden vor allem in setzen. Die Handreichung bietet Ihnen Argu- einer (Opfer-)Rolle und nicht als handelnde mentationshilfen und Methoden zur Arbeit Individuen wahrgenommen werden. 12
Umgang mit Antisemitismus in der Grundschule: Einleitende Gedanken UNSICHTBARKEIT VON von Selbstzeugnissen oder das Ansehen JÜDISCHEN SCHÜLERINNEN von Interviews ermöglicht der biografische UND SCHÜLERN IM Ansatz ein vermitteltes Kennenlernen der KLASSENRAUM anderen Person. Voraussetzung für den biografischen Ansatz sind die Neugierde Auch in Ihrer Klasse sitzen möglicherweise und die Lust an der Begegnung und die jüdische Kinder, ohne dass Sie das wissen. Anerkennung der anderen Erfahrung, die Manche jüdischen Kinder treten selbstver- Gemeinsamkeiten und Unterschiede mit der ständlich als jüdisch auf – andere möchten eigenen Erfahrung aufweisen kann. sich nicht als jüdisch zu erkennen geben. Lehrkräfte müssen hier sehr sensibel sein OHNE HINTERGRUNDWISSEN und sich unbedingt an den Bedürfnissen GEHT ES NICHT und der Sicherheit der jüdischen Schüle- rinnen und Schüler orientieren. Prinzipiell Für eine wirksame Bearbeitung von Antise- sollten jüdische Kinder nicht als Beispiel, als mitismus und der Förderung eines nicht- Expertinnen oder als Vertreter einer Gruppe diskriminierenden Klimas in der Schule ist angesprochen werden. Wenn die Kinder eine es wichtig, dass Lehrkräfte und pädagogisch solche Rolle von sich aus einnehmen, sollten Arbeitende Antisemitismus erkennen und Sie als Lehrkraft darauf achten, dass die wahrnehmen können. Die Handreichung Kinder sich mit dieser Rolle wohlfühlen. stellt Hintergrundinformationen zum The- menfeld Antisemitismus zur Verfügung und DER BIOGRAFISCHE ANSATZ IST gibt Hinweise zu Methoden und Materialien DIE BEVORZUGTE LERNFORM für pädagogisch Arbeitende. Zur Weiter FÜR DIE GRUNDSCHULE bildung sind insbesondere die Fortbildungen der zahlreichen Träger der außerschulischen Der biografische Ansatz eignet sich am Bildungsarbeit empfehlenswert – individuell besten, um die Erfahrungen und die Identi- oder mit dem ganzen Kollegium. Im Rahmen täten von Jüdinnen und Juden in Geschichte des biografischen Lernens muss das Hinter- und Gegenwart zu beleuchten, seien es grundwissen nicht an die Schülerinnen und Erfahrungen von selbstbestimmtem Leben, Schüler weitergegeben werden – es bildet selbstbewusster Identität oder Erfahrun- jedoch den Rahmen für die Auswahl und gen von Antisemitismus. Durch das Lesen Bearbeitung der Biografien. 13
Umgang mit Antisemitismus in der Grundschule: Einleitende Gedanken PROAKTIVE UND REAKTIVE DAS HANDELN IN KONZEPTE KÖNNEN SICH DISKRIMINIERUNGS DEUTLICH UNTERSCHEIDEN SITUATIONEN IST PARTEIISCH FÜR DIE BETROFFENEN Die Zugänge zu den Themenfeldern Jüdi- scher Alltag, Antisemitismus und Natio- In der Grundschule tritt Antisemitismus nalsozialismus können in der Grundschule meist in Form von Vorurteilen und Diskrimi- unterschiedlich sein. Oftmals werden Sie als nierung auf. Antidiskriminierungsarbeit ist Lehrkraft die Themen setzen und eine Un- in so einer Situation immer parteiisch für die terrichtsreihe planen können. In diesem Fall Betroffenen von Diskriminierung. Bei antise- können Sie proaktiv nach einem eigenen mitischen Vorfällen, die sich direkt oder didaktischen Konzept zur Erreichung eines indirekt gegen jüdische Schülerinnen und pädagogischen Ziels agieren. Genauso kann Schüler richten, ist der Schutz der Betroffenen es aber auch passieren, dass die Themen besonders wichtig. Wenn eine Situation als von den Schülerinnen und Schülern in den antisemitisch bewertet wird, ist diese kon- Unterricht getragen werden. Im schlimmsten krete Benennung wichtig, weil sie zu spe- Fall müssen Sie einen Umgang mit antise- zifischen Konsequenzen im weiteren Han- mitischen Vorfällen in der Klasse finden. In deln führt. In der Kommunikation mit den diesem Fall sind Sie unvorbereitet mit einer Schülerinnen und Schülern ist es jedoch Situation konfrontiert, die ganz andere wichtig, zwischen Verhalten und Person zu pädagogische Konzepte erfordert als der unterscheiden: Die Aussage/das Handeln ist erste Fall. Dabei ist es wichtig, dass Sie den antisemitisch, die Schülerin beziehungsweise Vorfall auf der emotionalen Ebene bearbei- der Schüler ist es in der Regel nicht. Das Klas- ten und der diskriminierten Person einen senzimmer ist ein Ort, an dem man Fehler sicheren Raum bieten. Eine Auseinanderset machen kann. Nur wenn Fehler benannt zung auf der inhaltlichen Ebene kann auch werden, können sie Ausgangspunkt sein, um im zweiten Schritt erfolgen, wenn Sie Zeit etwas zu lernen. Gleichzeitig ist man nur hatten, sich weiter zu informieren. bereit, etwas zu lernen, wenn man nicht als Person als »falsch« kategorisiert wird. Mit »parteiisch für die Betroffenen« ist auch ge- meint, dass es in einem ersten Schritt nicht darauf ankommt herauszufinden, wie die Diskriminierung Diskriminierung ist die Ungleichbehandlung auf Basis von konstruierten Kategorien und Zuschreibungen wie der ethnischen Herkunft, Hautfarbe, das Geschlecht, die Religion, sexuelle Orientierung, der soziale oder sozioökonomische Status, das Alter oder eine Behinderung ohne sachlichen Grund. Obwohl grundlegende Menschenrechte zur Gleichbehandlung aller Menschen in den Verfassungen oder Gesetzgebungen vieler Länder verankert sind, findet Diskriminierung auch weiterhin sowohl auf persönlicher als auch auf gesellschaftlicher Ebene statt. 14
Umgang mit Antisemitismus in der Grundschule: Einleitende Gedanken antisemitische Handlung eigentlich gemeint Im Deutschunterricht lassen sich in jeder war. Denn dann kommt es schnell dazu, dass Altersstufe problemlos literarische Texte, man sich ausschließlich mit dem Handelnden Sach- und Gebrauchstexte oder Texte in befasst und nicht mit dem Betroffenen. Han- anderer medialer Form einbeziehen, die die deln in antisemitischen Diskriminierungs Themen der Handreichung berühren. Eine situationen erfordert auch einen sensiblen Auswahl wird in den einzelnen Kapiteln Umgang mit anderen Formen der Diskrimi- vorgestellt. Auch im Kunst- und Musikunter- nierung wie Sexismus oder Rassismus. richt bieten sich zahlreiche Möglichkeiten zur Einbindung interreligiöser, antisemi- BEZÜGE ZUM tismuskritischer und historischer Themen. RAHMENLEHRPLAN Besonders viele Anknüpfungspunkte finden sich im Sachunterricht und in den Gesell- Der Rahmenlehrplan für die Jahrgangsstu- schaftswissenschaften. Die Auseinanderset- fen 1 bis 10 für Berlin und Brandenburg8 zung mit jüdischem Alltag, Antisemitismus bietet eine ganze Reihe von Anknüpfungs- und Nationalsozialismus ist elementarer punkten für die Themen Jüdischer Alltag, Teil der Orientierung über sich, andere und Antisemitismus und Nationalsozialismus. die Welt (Sachunterricht) beziehungsweise Prinzipiell lassen sich die Themen in fast der Orientierung in Raum, Zeit und Gesell- jedem Fach und in jeder Jahrgangsstufe schaft (GeWi). einbinden. Die Geschichte von Jüdinnen und Juden zur Zeit des Nationalsozialismus sollte erst ab Jahrgangsstufe 3 behandelt werden, um die Schülerinnen und Schüler nicht emotional zu überfordern. Als übergreifende Bildungs- und Erziehungs- aufgabe ist der Umgang mit Antisemitismus Teil einer demokratischen Schulkultur. Eine Behandlung der drei Themen dieser Hand- reichung ist – je nach eigener Schwerpunkt- setzung – in den fachübergreifenden The- men »Bildung zur Akzeptanz von Vielfalt«, »Gewaltprävention«, »Demokratiebildung«, »Interkulturelle Bildung und Erziehung« so- wie »Kulturelle Bildung« möglich. Es lassen sich darüber hinaus in den Fächern Deutsch, Kunst und Musik, ganz besonders auch im Sachunterricht der Jahrgangsstufen 1 bis 4 und in den Gesellschaftswissenschaften der Jahrgangsstufe 5 und 6 vielfältige Anknüp- fungspunkte finden. 8 https://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/ fileadmin/bbb/unterricht/rahmenlehrplaene/ rlp1-10/rlp-kompakt-1-10.pdf (18.09.2020) 15
1. Jüdisches Gemeindehaus 6. Restaurant Bleibergs 10. Friedhof Schönhauser Allee Fasanenstraße 79 –80 Nürnbergerstraße 45a Schönhauser Allee 25 2. J üdisches Museum Berlin 7. Jüdisches Krankenhaus Berlin 11. Jüdisches Gymnasium Lindenstraße 9 –14 Heinz-Galinski-Straße 1 Moses Mendelssohn 3. N eue Synagoge 8. Jüdische Allgemeine Große Hamburger Str. 27 Oranienburger Str. 28–31 Johannisstraße 5 12. Europäische Janusz Korczak 4. L iteraturhandlung GmbH 9. Supermarkt KosherLife Akademie Joachimsthaler Str. 13 Brunnenstraße 31 Rathausstraße 17 5. S portverein Makkabi Berlin e. V. Passauer Str. 4 16
ALLTAG VON JÜDINNEN UND JUDEN IN BERLIN HEUTE BILDER VON JÜDISCHEN schulalter sind diese Bilder noch wandelbar, »Bei mir ist es so, ich trage MENSCHEN IN DEUTSCHLAND erst später verfestigen sie sich zu Vorurtei- immer meine Kippa, mein len und Antisemitismus. Die Grundschule Hütchen. Wenn ich mein Cappy absetze, sieht man Viele Menschen in Deutschland kennen keine hat daher eine besondere Aufgabe und die Kippa halt. Viele spre Jüdinnen und Juden und haben kaum Verantwortung, differenzierte Bilder vom chen mich daraufhin an und Wissen über das Judentum. Dennoch Jüdischsein zu vermitteln. Wer über ein dif- fragen halt, ob ich wirklich existieren zahlreiche Bilder von Jüdinnen ferenziertes Bild von Jüdinnen und Juden in jüdisch bin, weil sie das nicht und Juden oder vom Judentum allgemein. Deutschland, in Berlin oder im eigenen Kiez glauben können. Andere Diese Bilder speisen sich aus Wissen über verfügt, läuft weniger Gefahr, antisemiti- fragen nicht mal, die akzep tieren es einfach.« den Holocaust, über Antisemitismus oder schen Vorurteilen Glauben zu schenken. (Schüler) aus Nachrichtenmeldungen über den Nahostkonflikt. Nicht zuletzt besteht das Der erste Schritt zur Prävention von Antise- Wissen über Jüdinnen und Juden allzu oft mitismus ist daher, dem medialen Zerrbild aus tradierten Vorurteilen, Verschwörungs- von jüdischen Menschen zu begegnen. theorien und Falschinformationen. Dieses Schülerinnen und Schüler sollen das Juden- Wissen führt dazu, dass Jüdinnen und Juden tum als aktuell, vielschichtig und alltäglich in Rollen (insbesondere als Opfer oder Täter) kennenlernen. Die Kultusministerkonferenz wahrgenommen werden und nicht als han- und der Zentralrat der Juden in Deutschland delnde Individuen. Jüdinnen und Juden er- haben dies in einer gemeinsamen Erklärung scheinen so eher als Fremde denn als Nach- im Jahr 2016 verdeutlicht: »Kenntnis und barn, Mitschülerinnen, Freundinnen oder Erkennen der Vielfalt und Komplexität des Bekannte. Daher wird empfohlen, vor einer Judentums sind wichtige Schritte zu seinem Auseinandersetzung mit Antisemitismus oder Verständnis sowie zum Abbau von Vorurtei- mit Nationalsozialismus und Holocaust in len. Es gibt nicht die Jüdin oder den Juden, der Grundschule zuerst jüdischen Alltag und sondern verschiedene religiöse und kulturel- jüdische Gegenwart in den Blick zu nehmen. le Identitäten. Die Schule sollte das Selbst- verständnis von Jüdinnen und Juden sowie Kinder in der Grundschule erhalten meist den Blick von außen auf das Judentum in kein strukturiertes Wissen über Jüdinnen Bezug zueinander setzen.«9 und Juden. Das ist problematisch, da sie die medial und gesellschaftlich vermittelten 9 www.kmk.org/fileadmin/Dateien/pdf/PresseUnd- Bilder durchaus wahrnehmen. Im Grund- Aktuelles/2016/2016-12-08_KMK-Zentratrat_Ge- meinsame-Erklaerung.pdf (18.09.2020) 17
Alltag von Jüdinnen und Juden in Berlin heute JÜDISCHE UND ANDERE anderen aber komplett unwichtig sein. IDENTITÄTEN Hinter der kollektiven Identität »jüdisch« verbirgt sich eine Vielzahl von individuellen Die Bezüge von jüdischen Menschen zum Identitäten, die einander ergänzen oder Judentum sind vielfältig und unterschied- widersprechen können. Die Vermittlung lich. Bezugspunkte können unter anderem von Judentum muss daher die Vielfältigkeit sein: jüdischen Lebens widerspiegeln. Eine Ver- kürzung oder Vereinfachung auf einzelne X die Zugehörigkeit zu einer religiösen Aspekte des Judentums birgt immer die Gemeinschaft, Gefahr, Vorurteile zu (re-)produzieren. X die Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe, Jeder Mensch hat viele soziale Rollen, X die Abstammung von einer jüdischen Interessen, Vorlieben und Denkweisen, Familie, welche die Grundlage für eine individuelle X jüdische Traditionen, Selbstverortung bilden. Jüdisch zu sein ist X Erfahrungen von Verfolgung und Ver- dabei eine Identitätskategorie neben vielen nichtung, vor allem im Holocaust, anderen, wie zum Beispiel Familienvater, X eine gemeinsame jüdische Perspektive Kollegin, Fußballfan, Musikliebhaberin oder auf die Welt, Autofahrerin. Niemand ist nur jüdisch – ge- X der Bezug auf Israel oder nauso wie niemand nur Fußballfan ist. Die X Erfahrungen von Ausgrenzung und jüdische Identität ist für manche Menschen Antisemitismus. eine sehr wichtige Identität, die in andere Identitäten hineinwirkt und diese beein- Einzelne dieser Bezugspunkte können dabei flusst. Für andere ist sie eine Identität unter für einen Menschen sehr wichtig, für einen vielen. Was ist jüdisch? Es gibt keine einheitliche Definition von »jüdisch«. Nach jüdischem Recht ist Jude beziehungsweise Jüdin, wer eine jüdische Mutter hat. Dabei ist es egal, welche Reli gionszugehörigkeit der Vater hat. Es ist auch nicht wichtig, ob man sich im Alltag an die religiösen Gesetze hält oder nicht. Man kann jüdisch sein, ohne an Gott zu glauben. Wer nicht jüdisch geboren ist, kann unter bestimmten Bedingungen auch zum Juden- tum übertreten. Zunehmend identifizieren sich auch einige Menschen als jüdisch, die einen jüdischen Vater und eine nicht-jüdische Mutter haben. Nur ein Teil der Jüdinnen und Juden in Deutschland ist auch Mitglied einer jüdischen Gemeinde. 18
Alltag von Jüdinnen und Juden in Berlin heute 19
Alltag von Jüdinnen und Juden in Berlin heute »Meine Schwester und ich, JÜDISCHE GEGENWART UND der Öffentlichkeit bewusst keine Kleidungs- wir spielen Basketball und IDENTITÄT IN BERLIN stücke oder Symbole tragen, die sie als unsere Basketballspiele wa Jüdinnen und Juden zu erkennen geben. ren immer Freitagabend. Wir Über 10.000 Menschen sind in den jüdischen Jüdischer Alltag in Berlin bedeutet auch die gehen aber jeden Schabbat in die Synagoge. Wir hatten Gemeinden in Berlin organisiert, darüber Gegenwärtigkeit antisemitischer Bedrohun- dann das Glück, dass der hinaus leben in Berlin schätzungsweise gen. Bei aller Normalität, unter der Jüdinnen Coach es geschafft hat, dass 20.000 Jüdinnen und Juden, die keiner Ge- und Juden ihren Alltag verbringen, sind die die Spiele Samstagnach meinde angehören. 75 Jahre nach dem Ho- Rahmenbedingungen jüdischen Lebens in mittag stattfinden. Es geht locaust existiert in Berlin, das schon immer Deutschland immer noch alles andere als ja um Punkte und da steht das Zentrum jüdischen Lebens in Deutsch- normal. unser ganzes Team dahin ter. Aber man fühlt schon, land gebildet hat, ein lebhaftes jüdisches dass es ist nicht so wie in Alltagsleben. Die vielfältigen Museen, Syna JÜDISCHE RELIGION UND Israel ist, wo automatisch die gogen, Supermärkte, Cafés, Restaurants, TRADITION Spiele nicht Freitagabend am Bildungseinrichtungen von der Kita bis zur Schabbat oder Samstagvor Hochschule, Verlage, Buchhandlungen und Das Judentum ist die älteste der drei mo- mittag stattfinden. Da fühlt sogar ein Sportverein sind ein Abbild der notheistischen Religionen. Heute unter- man sich schon manchmal anders als die anderen.« Vielfalt jüdischen Lebens in Berlin. scheidet man zwischen dem orthodoxen, (Schüler) dem konservativen und dem Reformjuden- Der Alltag jüdischer Kinder in Berlin unter- tum, die unterschiedliche Traditionen und scheidet sich meist nur wenig von dem religiöse Praxen haben. Das Judentum ist nicht-jüdischer Kinder. Es gibt drei jüdische jedoch mehr als eine Religion. Wenn nur der Grundschulen mit unterschiedlichen Profilen religiöse Aspekt jüdischen Lebens themati- und eine jüdische Gemeinschaftsschule. Dort siert wird, werden Jüdinnen und Juden leicht lernen jüdische Kinder meist gemeinsam mit zu »Anderen« – einer unbekannten Gruppe nicht-jüdischen Kindern. Freizeitangebote, mit fremden religiösen Traditionen. Die die sich insbesondere an jüdische Kinder Zugänge zum Judentum können sich unter- richten, gibt es von der jüdischen Gemeinde, scheiden: Für manche Jüdinnen und Juden im Sportverein TuS Makkabi Berlin, im Fa- spielt die Religion im Alltag eine große Rolle, milienzentrum Zion oder von der Zentral- für andere eher jüdische Traditionen, für wohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland. dritte wiederum ist die jüdische Geschichte Jüdische Kinder verbringen ihre Freizeit aber identitätsstiftend. Es gibt viele Jüdinnen und auch in den nicht-jüdischen Institutionen, Juden, die sich selbst als nicht religiös, aber auf Spiel- oder Bolzplätzen, in Sportvereinen als jüdisch bezeichnen. Ein rein religiöser oder Musikschulen. Eine große Zahl jüdi- Zugang, wie er oft im Rahmen des (christli- scher Kinder besucht die staatlichen Grund- chen) Religions- oder Ethikunterrichts ver- schulen, manche machen dort ihre jüdische wendet wird, kann nur einen von vielen Blick Identität zum Thema, andere tun das nicht. winkeln auf das Judentum liefern. Wer die Die jüdischen Feiertage werden in den christlich geprägte Mehrheitsgesellschaft in Schulen bisher wenig beachtet, obwohl sie Deutschland beschreiben möchte, würde auch einen guten Zugang zum Kennenlernen der nicht mit religiösen Traditionen beginnen. jüdischen Religion bieten. Dennoch können in der Grundschule Viele jüdische Institutionen stehen unter grundlegende Elemente der jüdischen dauerhaftem Polizeischutz. Zunehmend Religion vermittelt werden. Dabei erscheint berichten Jüdinnen und Juden, dass sie in es wichtig, die Vielfältigkeit des Umgangs 20
Alltag von Jüdinnen und Juden in Berlin heute mit religiösen Traditionen und Geboten zu Unterrichts sein. Leider stellen viele Mate- »Für mich ist es wichtig, betonen. Prinzipiell ist in der Grundschule rialien für die Grundschule das Judentum dass kein klischeehaftes eine exemplarische Beschäftigung mit aus- ausschließlich historisch dar. Dies führt eher Bild von Juden beziehungs weise jüdischem Leben in gewählten Feiertagen, religiösen Objekten, zu Fremdheit und Distanz als zu Interesse Deutschland aufgezeigt wird. Geboten oder Traditionen sinnvoller als der und Annäherung. Religiöse Praxen und Tra- Die wenigsten Juden halten Versuch, das Judentum vollständig vorzu- ditionen sollen daher aus der heutigen Per- Kaschrut, Schabbat oder die stellen. Lehrkräfte sollten sich aber in den spektive dargestellt werden. Sinnvoll kann Feiertage ein. Nur wenige grundlegenden Symboliken, Traditionen, dabei auch ein interreligiöser Vergleich sein. tragen Kippa und Zizit etc. Festen und Feiertagen des Judentums aus- Eine ganze Reihe religiöser Objekte und Auch die Synagogen sind ganz unterschiedlich, inso kennen. Sie sind elementar für die jüdische Traditionen werden ähnlich in allen drei fern ist auch ein Synagogen Tradition – und für viele sind sie die Grund- monotheistischen Religionen praktiziert. besuch mit Kindern kritisch lage jüdischer Gegenwart. Ein solcher Vergleich schlägt Brücken und zu betrachten.« ermuntert alle Schülerinnen und Schüler, (Lehrerin) JÜDISCHSEIN UND JUDENTUM sich mit der eigenen Religion und religiösen IM UNTERRICHT DER Praxis auseinanderzusetzen. Dafür eignet GRUNDSCHULE sich die Quiz-Methode, die gerade bei jünge- ren Schülerinnen und Schülern viel Anklang Für ein Kennenlernen des Alltags heute findet und Wissen über das Judentum und empfiehlt sich der biografische Zugang. andere Religionen spielerisch und leicht Es gibt eine Reihe von Materialien und vermittelt. Kinderbüchern, die Alltagsgeschichten von jüdischen Kindern und Jugendlichen erzählen. Einige werden in dieser Broschüre vorgestellt. In Berlin existiert zudem eine große Zahl an Lernorten, die auch für Kin- der im Grundschulalter geeignet sind. Die Auswahl sollte sich am Lernziel orientieren. Wenn die Schülerinnen und Schüler jüdische religiöse Praxis kennenlernen sollen, bietet sich ein Besuch in der Synagoge an. Möchte die Lerngruppe etwas über jüdischen Alltag erfahren, so ist ein Begegnungsprojekt wie »Meet a Jew« sinnvoller. Einen niedrig- schwelligen Zugang in der außerschulischen Bildungsarbeit bietet das Projekt Shalom Rollberg in Nordneukölln. Hier gestalten Berliner Jüdinnen und Juden Angebote für Kinder und Jugendliche aus dem Kiez – von Kung-Fu bis Kunst. So entstehen Begegnun- gen, bei denen nicht (religiöse) Unterschie- de, sondern gemeinsame Aktivitäten im Vordergrund stehen. An geeigneter Stelle können die Elemente des religiösen Judentums auch Thema des 21
Alltag von Jüdinnen und Juden in Berlin heute METHODE: MANCHE JÜDINNEN UND JUDEN … Themenfelder: ABLAUF Judentum, Alltag, Identität Dazu erhalten sie die Grafik »Manche Jüdinnen und Für wen: Juden … « mit religiösen, traditionellen und alltäg- Jahrgangsstufe 1 bis 4 lichen Tätigkeiten. Ihre Aufgabe ist es, die Sätze (»Manche Jüdinnen und Juden … gehen samstags in Dauer: die Synagoge.«) mit den Bildern zu verbinden, indem circa 20 Minuten sie den passenden Buchstaben an das Bild schreiben. Wenn alle Schülerinnen und Schüler fertig sind, Benötigtes Material: werden die Sätze mit den passenden Bildern nachein- Stifte, Kopiervorlage »Manche Jüdinnen und Juden …« ander vorgestellt. An dieser Stelle kann die Lehrkraft (einmal pro Person) Die Materialien können auch hier Fragen stellen (»Weiß jemand, was eine Synagoge heruntergeladen werden: ist?«, »War jemand von euch schon einmal in einer www.annefrank.de/antisemitismus-grundschule Synagoge?«) oder Erklärungen geben (»Die Synago- ge ist das Gotteshaus der Jüdinnen und Juden. Die Gemeindemitglieder gehen dorthin, um zu beten, zu ZIEL lernen und zu diskutieren.«). Auch zu den nicht reli- giösen Sätzen können Erklärungen gegeben werden Ziel der Methode ist, den Schülerinnen und Schülern (»Manche jüdische Kinder spielen gerne Fußball. Es Vielfalt in der jüdischen Religion und den jüdischen gibt sogar einen jüdischen Fußballverein in Berlin, der Alltag differenziert darzustellen. TuS Makkabi Berlin heißt.«). 22
Bild 4 MancheJüdinnen und Juden Alltag von Jüdinnen und Juden in Berlin heute Ordne die Buchstaben den Bildern zu! A … arbeiten an Schabbat nicht. I … lieben Gruselgeschichten. B … spielen gerne Fußball. J … tragen eine Kippa. C … fliegen im Urlaub nach Israel. K … tragen eine Kette mit Davidstern. D … lachen gerne mit Freundinnen und Freunden. L … haben eine jüdische Mutter. E … haben zu Hause eine Menora. M … mögen Geschenke. F … lesen gerne Zeitung. N ... sprechen hebräisch. G … gehen Samstags in die Synagoge. O ... gehen koscher einkaufen. H … essen kein Schweinefleisch. P ... hören gerne Musik. 23
Alltag von Jüdinnen und Juden in Berlin heute QUIZ: CHRISTLICH, MUSLIMISCH, JÜDISCH? Themenfelder: Reihum dürfen die Gruppen bestimmen, welche Judentum, Christentum, Islam Kategorie und welche Nummer als nächstes erraten werden soll (zum Beispiel Gegenstände 4). Die Lehr- Für wen: kraft nimmt dann das entsprechende Foto und hält es Jahrgangsstufe 3 bis 6 hoch, sodass alle es gut sehen können. Die Gruppen haben nun 30 Sekunden Zeit zu überlegen, ob der Dauer: Gegenstand, das Gebäude oder die Person auf dem circa 45 Minuten Foto jüdisch, christlich oder muslimisch ist. Benötigtes Material: Am Ende der 30 Sekunden zählt die Lehrkraft her- Sanduhr oder Stoppuhr (30 Sekunden), 27 Fotos, pro unter (»Drei, zwei, eins, fertig!«) und alle Gruppen Gruppe jeweils eine Symbolkarte Halbmond, Menora, heben gleichzeitig eine Symbolkarte hoch. Wer richtig Kreuz, Quiztafel. Die Materialien können hier herun- getippt hat, bekommt einen Punkt. Wer keine oder tergeladen werden: mehrere Symbolkarten hochgehoben hat, bekommt www.annefrank.de/antisemitismus-grundschule keinen Punkt, genauso bei falschen Tipps. Abschließend kann aufgelöst werden, was genau auf ZIEL dem Foto zu sehen ist. Dabei lohnt es sich, auch die Schülerinnen und Schüler einzubinden. Danach geht Ziel der Methode ist die spielerische Vermittlung von das Quiz wieder von vorn los, jetzt darf die nächste Wissen über das Judentum und andere Religionen. Die Gruppe Kategorie und Nummer bestimmen. Das Quiz Schülerinnen und Schüler sollen erkennen, dass es endet, wenn jede Gruppe einmal (beziehungsweise zum Teil eindeutig ist, zu welcher Religion ein Gebäu- zweimal, dreimal oder viermal, je nach verfügbarer de, ein Gegenstand oder eine Person zugeordnet wird. Zeit) die Kategorie und Nummer bestimmt hat. Oft ist es aber von außen auch nur sehr schwer zu Einige Fotos haben Bezüge zu mehreren Religionen, bestimmen – insbesondere bei Personen. Zudem wer- in diesen Fällen können auch verschiedene Antworten den Parallelen und Gemeinsamkeiten zwischen den einen Punkt ergeben. Außerdem sind »Fallen« ein- Religionen Christentum, Islam und Judentum deutlich. gebaut, wo die erste Assoziation falsch ist. Am Ende kann eine Diskussion angeschlossen werden über Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den ABLAUF Religionen sowie über Zuschreibungen, (Vor-)Urteile und Schubladendenken. Die Lerngruppe wird in Kleingruppen von 4 bis 5 Personen eingeteilt, die zusammensitzen. Jede Gruppe Es kann motivierend sein, wenn es eine Belohnung für erhält drei Symbolkarten. Die Quiztafel wird für alle das Gewinnerteam gibt – diese sollte aber auf jeden sichtbar aufgehängt, die Fotos liegen verdeckt bei der Fall koscher und halāl sein. Lehrkraft. 24
Alltag von Jüdinnen und Juden in Berlin heute FILME Anne Frank Zentrum Berlin ARD-Mittagsmagazin: Shlomit Tulgan und das (Hrsg.): Besuch in einer jüdischen Bubales Puppentheater: Die Judenschublade Schule Das Channukka-Wunder bei den Lottersteins Foto: Nadja Rentzsch Wie lebt es sich als junger Jude, als Kurzes Porträt einer Schülerin der Mit viel Humor und schrägen Ge- junge Jüdin im heutigen Deutschland? jüdischen Lichtigfeld-Schule in sangseinlagen wird in dieser Geschich- Die Dokumentation gibt Einblicke in Frankfurt am Main. In prägnanter und te das Chanukka-Fest kindgerecht den Alltag von Jugendlichen zwischen kompakter Weise wird die Alltagswelt erzählt. Die beiden Hauptfiguren, 12 und 25 Jahren. Junge Menschen jü- jüdischer Jugendlicher dargestellt. Shlomo und sein humorloses Schaf dischen Glaubens erzählen, kommen- Mendel, begleiten die Kinder durch die tieren und beschreiben, wie sie mit Themenfelder: Schule, Judentum, Geschichte. Die DVD ermöglicht einen ihrer Religion und Geschichte, ihren Antisemitismus so ungewöhnlichen wie niedrigschwel- Hoffnungen und Ängsten im Deutsch- Für wen: Jahrgangsstufe 5 bis 6 ligen Zugang zu jüdischer Tradition land der Gegenwart leben. Dauer: circa 3 Minuten und zum Judentum allgemein. Preis: kostenfrei, online verfügbar Themenfelder: Jugend, Alltag, Link: www.youtube.com/ Themenfelder: Judentum, Judentum watch?v=a80qSBb6Ptk Religion, Chanukka Für wen: Jahrgangsstufe 5 bis 6 Für wen: Jahrgangsstufe 1 bis 6 Dauer: circa 60 Minuten Dauer: circa 50 Minuten ISBN: 978-3-83460-815-4 ISBN: 978-3-94553-001-6 Preis: kostenfrei, online verfügbar Preis: 14,95 Euro Link: www.youtube.com/ watch?v=99JeJ7htpJA Hinweis: Der Dokumentarfilm auf DVD mit Arbeitsmaterialien ist mittlerweile vergriffen, kann aber noch über die Website des Anne Frank Zentrums bestellt werden: www.annefrank.de/ onlineshop/. 25
Alltag von Jüdinnen und Juden in Berlin heute BÜCHER Sylvia Dym: Myriam Halberstam, Ronald H. Isaacs, Rosch Pina. Jüdisches Nancy Cote: Kerry M. Olitzky: Lehrbuch, Band I – Rachel Ein Pferd zu Channukka Kleines 1 × 1 jüdischen Lebens. Eine illustrierte Anleitung jüdischer Praxis und jüdischen Wissens Rosch Pina ist eine dreiteilige Reihe Eine liebevolle Geschichte über Welche Gebetshaltungen kennt von Lehrbüchern für den jüdischen Wünsche und deren (ungewollte) das Judentum? Wie baut man eine Religionsunterricht. In einer bunten Konsequenzen. Hannah wünscht Laubhütte? Wie führt man durch den und lebendigen Gestaltung vermittelt sich sehnlich ein Pferd zu Chanukka. Sederabend? Dieses Buch bietet kurze, es Grundwissen zum Judentum für Doch als sie es bekommt, führt das leicht verständliche, reich illustrierte Kinder der Grundschule. Band I zu einer Menge Chaos. Das Buch Anweisungen für die Praxis jüdischen behandelt den Schabbat, den jüdi- erzählt jüdischen Alltag aus einer Lebens. Wie die Schabbatkerzen schen Kalender und die jüdischen Kinderperspektive und lädt ein, sich entzündet werden, wie man Kranke Feiertage. Sowohl für jüdische als anhand von Chanukka mit jüdischen besucht, wie ein jüdischer Grabstein auch für nicht-jüdische Kinder bietet Traditionen zu beschäftigen. aussieht und wie eine Beerdigung die Reihe interessante Einblicke in abläuft – solche und ähnliche Fragen jüdische Religion und Alltag. Themenfelder: Alltag, Chanukka, werden in diesem Buch kurz, über- Judentum sichtlich und mit vielen Abbildungen Themenfelder: Judentum, Feiertage, Für wen: Jahrgangsstufe 1 bis 4 beantwortet. jüdischer Unterricht Umfang: 32 Seiten, gebunden Für wen: Jahrgangsstufe 1 bis 4 ISBN: 978-3-94553-022-1 Themenfelder: Judentum, Tradition, Umfang: 108 Seiten, gebunden Preis: 14,95 Euro jüdischer Alltag ISBN: 978-3-93465-862-2 Für wen: Lehrkräfte Preis: 15,00 Euro Umfang: 192 Seiten ISBN: 978-1-91075-208-1 Hinweis: Band I (Rachel) richtet sich Preis: 24,00 Euro an Kinder von 6 bis 8 Jahren, Band II (Ophir) an Kinder von 8 bis 10 Jahren und Band III (Schai) an Kinder von 10 bis 13 Jahren. 26
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