UNESCO Biosphärenreservate - UNESCO Biosphärenreservate - Nationale Naturlandschaften
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M o d e l l r e g i o n e n v o n W e lt r a n g UNESCO Biosphärenreservate UNESCO Biosphärenreservate
GELEIT W ORT | 1 Biosphärenreservate als Lösung strukturpolitischer Herausforderungen Deutschland muss sich wie andere Indus- Das Management von Biosphärenreser- triestaaten grundlegenden Herausfor- vaten muss deshalb mit den notwendigen derungen stellen. Der demographische Kompetenzen ausgestattet sein, damit Wandel wird insbesondere in ländlichen der Anspruch, Modellgebiete für eine Räumen mit geringer Einwohnerdichte nachhaltige Entwicklung zu sein, erfüllt zu erheblichen Problemen bei der werden kann. Diese Kompetenzen Aufrechterhaltung der notwendigen müssten die Mitwirkung bei Planungs- Infrastruktur in Bereichen wie Bildung, prozessen, die Steuerung und Vergabe Kultur, Verkehr, Verwaltung und medi- von Fördermitteln, die Entwicklung und Gertrud Sahler zinischer Versorgung führen. Hinzu Begleitung innovativer Konzepte insbe- Vorsitzende kommt, dass der durch die Globalisie- sondere zur Lösung der mit der demo- des MAB-Nationalkomitees rung verschärfte Wettbewerb der Märkte graphischen Entwicklung verbundenen auch auf regionaler und lokaler Ebene Probleme umfassen. eine zukunftsorientierte Standortpolitik erfordert, die vorhandene Stärken und In den vergangenen Jahren haben Innovationspotentiale nutzt. die periodischen Überprüfungen der Biosphärenreservate durch das MAB- Aus Sicht des MAB-Nationalkomitees Nationalkomitee gezeigt, dass die können gerade Biosphärenreservate Kompetenzen und Mitwirkungsrechte als Modellregionen zur Lösung dieser der einzelnen Verwaltungen sehr unter- strukturpolitischen Herausforderungen schiedlich ausgeprägt sind. Das führt beitragen. Im Gegensatz zu anderen Ins- dazu, dass die Chancen eines integrierten trumenten der Regionalentwicklung, wie Ansatzes oft nicht ausreichend genutzt z. B. der Erarbeitung „Integrierter länd- werden können. Hinzu kommt, dass die licher Entwicklungskonzepte (ILEK)“ Unterstützung fast ausschließlich von oder der Durchführung von „LEADER- den Umweltministerien geleistet wird. Prozessen“, sind Biosphärenreservate Sinnvoll wäre es aber, infrage kommen- auf Dauer angelegt und damit besonders de Förderprogramme aller Ressorts auf geeignet, Regionalentwicklungsprozesse Bundes- und Länderebene verstärkt Die Menschen haben das Recht auf ein gesundes zu verstetigen. dazu zu nutzen, in den Biosphärenre- servaten und deren Umfeld zusätzliche und produktives Leben im Einklang mit der Natur. Mit der Verabschiedung der Sevilla-Stra- wirtschaftliche Perspektiven zu eröffnen. tegie hat sich der ursprüngliche Schwer- Hierbei geht es darum, durch vorhandene punkt des MAB-Programms als ein Programme Impulse für eine sich selbst 1. Grundsatz der Erklärung von Rio über Umwelt und Entwicklung (1992) interdisziplinär angelegtes Forschungs- tragende nachhaltige Regionalentwick- programm gewandelt. Biosphärenreser- lung zu setzen. vate sind heute Modellregionen für eine nachhaltige Entwicklung.
2 | U N E S C O - B i os p h ä r en r ese r v a t e • M o d e l l r e g i onen v on W e l t r a n g U NE S CO - P r o g r a mm M e n s c h u n d B i o sp h ä r e | 3 Inhalt Überleben sichern Globale Herausforderungen sind konkret 1 Geleitwort 3 UNESCO-Programm Mensch und Biosphäre Wenn das Polareis schmilzt, stirbt der Der Klimawandel und der Verlust bio- neue Wege in der Praxis erprobt werden, Eisbär aus. Der Eisbär ist zum Symbol für logischer Vielfalt sind zwei der großen die Qualität der natürlichen Umwelt für 6 Biosphärenreservate in Deutschland dramatische Folgen der Klimaveränderung globalen Umweltprobleme. Es bedarf inter- die Menschheit langfristig zu bewahren. 10 Hauptaufgaben der Biosphärenreservate geworden. Weltweit werden Küstenregio- nationaler Programme, diesen Herausfor- Das erste Weltprogramm für Mensch- nen versinken. Auch an unseren Küsten derungen zu begegnen. Weltweit entstehen Umwelt-Beziehungen ist das UNESCO- 14 Schutz von Arten und Lebensräumen steigt der Meeresspiegel bereits jetzt. regional angelegte Projekte, mit denen Programm „Mensch und Biosphäre“. 18 Nachhaltiges Wirtschaften Fotonachweis Archiv NPA Stock: S. 8, 36; Bionade GmbH: S. 20; 30 Forschung und Bildung N. Böttcher – Fotolia.com: S. 15; W. Dexheimer: S. 9, 19; 38 Partner und Netzwerke Archiv B. Dittrich/EUROPARC Deutschland: S. 3; E. Dornblut: S. 28; M. Höhne: S. 10; P. Ibe: S. 5, 8, 11, 15; 41 Adressen K. Janke: S. 8; K. Jarmatz: S. 17, 25; O. Kunstmann – Foto- lia.com: S. 15; Stéphane Lerouge – Fotolia.com: S. 35; Lungwitz: S. 9; K. Pape: S. 14, 22, 34; K. Spitzl: S. 9; Richter: S. 8; E. Schade: S. 38, 40; Ralf M. Schreyer: S. 9, 19; G. Schriefer: S. 18; L. Stein: S. 29; L. Trauzettel: S. 29; Trägerverbund Burg Lenzen e. V.: S. 8; I. Vallentin: S. 32; D. Weis: S. 30 Soweit die Bildautoren nicht ausgewiesen sind, liegen die Bildrechte bei den einzelnen Biosphärenreservats- verwaltungen. P RO J E K T B EGLEITENDE AR B EIT S GR U P P E Klaus Jarmatz, Klaus Pape, Dr. Johannes Prüter, Guido Puhlmann, Gertrud Sahler, Jens Schumann, Axel Tscherniak Es muss Orte geben, an denen Trends gesetzt werden, nur so können wir die Folgen des Klima- wandels bewältigen. Das weltweite Netz der Biosphärenreservate kann diese Orte schaffen. Prof. Carlo Jaeger Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK)
4 | U N E S C O - B i os p h ä r en r ese r v a t e • M o d e l l r e g i onen v on W e l t r a n g U NE S CO - P r o g r a mm M e n s c h u n d B i o sp h ä r e | 5 Biosphäre bedeutet Lebensraum Deutschland hat Mut Erstes Weltprogramm für Mensch-Umwelt-Beziehungen Politische Entscheidungen für Nachhaltigkeit 1970 startete die UNESCO das mit der Natur leben und wirtschaften Die ersten deutschen Biosphären Mit der Ausweisung von Biosphären- Vierzig nationale Kriterien untersetzen Gegenwärtig existieren 13 Biosphärenre- Programm „Mensch und Biosphäre“ kann. Den Grundgedanken des Pro- reservate – das Vessertal und Gebiete reservaten übernimmt Deutschland Ver- den Qualitätsanspruch. Deren Einhal- servate in ganz Deutschland, weitere drei (MAB). gramms, den Schutz der Natur mit an der Mittelelbe – wurden bereits 1979 antwortung. Die Anerkennung erfolgt tung und die Weiterentwicklung der Gebiete bemühen sich um Anerkennung Mit diesem Programm wird in Modell- nachhaltiger Nutzung zu verbinden, ausgewiesen, nur drei Jahre nach der nach den verbindlichen Internationalen Gebiete werden vom MAB - National- durch die UNESCO. regionen, den Biosphärenreservaten, griff der Umweltgipfel in Rio mit der Nominierung der weltweit ersten Bios- Leitlinien der UNESCO. komitee regelmäßig überprüft. erprobt, wie der Mensch im Einklang AGENDA 21 auf. phärenreservate. Die Auszeichnung als UNESCO-Biosphärenreservat 1979 erkannte die UNESCO das Natur- Gleichfalls 1979 wies die UNESCO das Heute ist das Biosphärenreservat Teil des schutzgebiet Vessertal auf Antrag der Biosphärenreservat „Steckby-Lödderit- länderübergreifenden Biosphärenreser- geht über den Schutz der Naturlandschaft weit hinaus, damaligen DDR als Biosphärenreservat zer Forst“ aus, das 1988 um die Dessau- vats „Flusslandschaft Elbe“. Darin arbei- an. Auf 17.000 ha umfasst es heute einen Wörlitzer Kulturlandschaft erweitert ten Biosphärenreservatsverwaltungen in sie zielt ab auf eine nachhaltige Entwicklung der charakteristischen Ausschnitt aus dem wurde. 1990 entstand daraus das Bios- Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Meck- Thüringer Wald. phärenreservat „Mittlere Elbe“. lenburg-Vorpommern, Niedersachsen Region. Auch die wirtschaftliche Entwicklung soll In dieser gewachsenen Kulturlandschaft Das Gebiet erstreckt sich entlang der und Schleswig-Holstein zusammen. bildeten sich enge Verzahnungen von Flussläufe von Elbe und Mulde. Hier gefördert, der kulturelle Wert der Landschaft soll kultur- und naturbetonten Lebensräu- blieben die größten zusammenhängenden men. Das belegt auch der erstaunliche Hartholzauenwälder Mitteleuropas bewahrt werden. Artenreichtum. Bisher wurden 1.117 erhalten. Pflanzenarten, 2.442 Tierarten und 54 Pilzarten entdeckt. Walter Hirche Präsident der Deutschen UNESCO-Kommission
6 | B i o sp h ä r e n r e s e r v a t e i n D e u t s c h l a n d B i o sp h ä r e n r e s e r v a t e i n D e u t s c h l a n d | 7 Ostsee Wege in die Zukunft 2 1 Weltnetz und „Nationale Naturlandschaften“ Nordsee Schleswig- Holstein Mecklenburg- Das UNESCO-Programm „Mensch und Es sind repräsentative Landschaften, die Die Spezifik der Biosphärenreservate Biosphäre“ (MAB) stellt die Frage in den dem Schutz von Ökosystemen dienen liegt in der Verbindung und Vernetzung 3 Vorpommern Mittelpunkt: Wie kann die Menschheit und dies mit nachhaltiger wirtschaft- folgender Hauptaufgaben: 4 5 den Schutz der biologischen Vielfalt, das licher Nutzung und dem Erhalt kulturel- Streben nach wirtschaftlicher und sozi- ler Identität der Bevölkerung verbinden. Schutz der Natur 6 aler Entwicklung und die Erhaltung der Ziel ist es, den Naturhaushalt sowie des- kulturellen Werte dauerhaft miteinander Das Weltnetz der Biosphärenreservate sen Leistungsfähigkeit und Funktionsfä- harmonisieren? ist ein integrierendes Instrument, das higkeit dauerhaft zu sichern. Niedersachsen Brandenburg auch dazu beiträgt, größere Solidarität 7 Die Verbesserung der ökonomischen und mehr Verständnis zwischen den Nachhaltiges Wirtschaften und sozialen Lebensbedingungen der Menschen und zwischen den Nationen Möglichkeiten einer nachhaltigen Ent- Menschen soll mit der langfristigen zu schaffen. wicklung sollen in den verschiedenen Sicherung der natürlichen Lebensgrund- Wirtschaftssektoren gezielt gefördert 8 lagen in Einklang gebracht werden. Gemeinsam mit Nationalparks und werden, wie z. B. der ökologische Land- Sachsen- Naturparks gehören Biosphärenreservate bau, eine naturnahe Waldbewirtschaf- Zu den Hauptmerkmalen des MAB- zu den drei großen Schutzgebietskate- tung und umwelt- und sozialverträglicher Nordrhein- Anhalt Programms gehört der Aufbau eines gorien, die in Deutschland unter dem Tourismus. West falen 9 weltumspannenden Netzwerkes von Begriff „Nationale Naturlandschaften“ Modellregionen, den UNESCO-Bios- die wertvollsten und schönsten Natur- Forschung, Bildung für nachhaltige phärenreservaten. und Kulturlandschaften repräsentieren. Entwicklung und Öffentlichkeitsarbeit Thüringen Sachsen 11 14 Nationalparks, 13 Biosphärenreser- Eine praxisnahe Bildung für nachhaltige Im Jahr 2007 existieren weltweit in 110 vate und über 90 Naturparks sind unter Entwicklung hat zum Ziel, Gestaltungs- Staaten bereits über 500 dieser Gebiete. dieser Dachmarke vereint. kompetenz zu vermitteln. Grundlagen Hessen 10 dafür schaffen interdisziplinär ausgerich- tete Forschungsprojekte. Rheinland- P falz Saar- land Indem wir die Natur aktiv bewahren, tragen wir 12 dazu bei, Wohlstand und Beschäftigung ebenso zu Baden- Bayern sichern wie die natürlichen Lebensgrundlagen für Wür t temberg uns und unsere Kinder. 13 Sigmar Gabriel Bundesumweltminister
8 | U N E S C O - B i os p h ä r en r ese r v a t e • M o d e l l r e g i onen v on W e l t r a n g B i o sp h ä r e n r e s e r v a t e i n D e u t s c h l a n d | 9 Lebendige Landschaften Deutschlands Modellregionen 1 Biosphärenreservat Südost-Rügen 2 Biosphärenreservat 3 Biosphärenreservat Biosphärenreservat 8 Biosphärenreservat Spreewald 9 Biosphärenreservat Oberlausitzer Wo die Uferschwalbe den Hering frisst Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer Hamburgisches Wattenmeer Niedersächsische Elbtalaue Wo die Gondeln Gurken tragen Heide- und Teichlandschaft Mecklenburg-Vorpommern und Halligen Meeresgrund trifft Horizont Niedersachsen Brandenburg Karpfenteiche im Heideland 1991 anerkannt; 23.500 ha Meeresgrund trifft Horizont 1992 anerkannt; 11.700 ha 1997 anerkannt; 56.800 ha 1991 anerkannt; 47.492 ha Sachsen 1990 anerkannt; 443.085 ha 1996 anerkannt; 30.102 ha 4 Biosphärenreservat 5 Biosphärenreservat Schaalsee 6 Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin 10 Biosphärenreservat 11 Biosphärenreservat Rhön Biosphärenreservat Rhön Niedersächsisches Wattenmeer Ruheplatz für Reisevögel Kranichland mit weitem Horizont Vessertal-Thüringer Wald Land der offenen Fernen Hessen Meeresgrund trifft Horizont Mecklenburg-Vorpommern Brandenburg Waldesruh und Bachgeplätscher Bayern 1991 anerkannt; 63.564 ha 1992 anerkannt; 240.000 ha 2000 anerkannt; 30.899 ha 1990 anerkannt; 129.161 ha Thüringen 1991 anerkannt; 72.802 ha 1979 anerkannt; 17.081 ha 7 Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe Biosphärenreservat Biosphärenreservat Flusslandschaft Biosphärenreservat Rhön 12 Biosphärenreservat 13 Biosphärenreservat Berchtesgaden Weltkultur an wilden Ufern Flusslandschaft Elbe – Brandenburg Elbe – Mecklenburg-Vorpommern Thüringen Pfälzerwald/Nordvogesen AlpenNatur erleben – Gesundheit spüren Biosphärenreservat Mittelelbe Brandenburg Mecklenburg-Vorpommern 1991 anerkannt; 48.573 ha Wo der Wald die Reben küsst Bayern Sachsen-Anhalt 1997 anerkannt; 53.300 ha 1997 anerkannt; 39.738 ha Rheinland-Pfalz 1990 anerkannt; 46.742 ha 1979 anerkannt; 125.743 ha 1993 anerkannt; 179.800 ha
1 0 | U N E S C O - B i os p h ä r en r ese r v a t e • M o d e l l r e g i onen v on W e l t r a n g H a up t a uf g a b e n d e r B i o sp h ä r e n r e s e r v a t e | 1 1 Beispielhafter Anspruch Auf dem Holzweg Glücksfall Rhönschaf „Tratt“-itionsbewusst Biosphärenreservate – mehr als repräsentative Landschaften Biosphärenreservat Biosphärenreservat Rhön Biosphärenreservat Berchtesgaden Pfälzerwald/Nordvogesen Biosphärenreservate sind Modellregio- Seenlandschaften, Wald- und Heidege- beispielsweise für Probleme des Struk- Die Holz- und Forstwirtschaft ist im Das Rhönschaf ist ein Glücksfall für die Die Tratten sind typische Elemente der nen. Die hier gewonnenen Erkenntnisse biete oder Gebirgslandschaften. turwandels, der Stadt-Land-Beziehungen Biosphärenreservat Pfälzerwald beson- Rhön, den es beinahe nicht gäbe, hätten bäuerlichen Kulturlandschaft, die es in können auf vergleichbare Gebiete welt- oder demografischer Veränderungspro- ders wichtig. Die Wälder sind Trink- sich der Bund Naturschutz in Bayern, dieser Form nur im Berchtesgadener weit übertragen werden. Deshalb reprä- Hier werden auch modellhaft Lösungs- zesse. wasserspeicher, Frischluftspender und der junge Landwirtschaftsmeister Josef Raum gibt. Lockere Baumbestände, sentieren Biosphärenreservate typische ansätze für gesellschaftliche Heraus- Naherholungsgebiet für eine Region, in Kolb und der erste hauptamtliche baye- vorwiegend aus Bergahorn, prägen noch Landschaften, z. B. Küsten-, Fluss- und forderungen entwickelt und erprobt, deren Umfeld mehrere Millionen Men- rische Naturschutzwart Jürgen Holzhau- heute das Landschaftsbild, vor allem schen leben. Deshalb soll der Wald auch sen nicht schon Anfang der 80er Jahre in den Gemeinden Berchtesgaden, für die Zukunft „fit“ gemacht werden. dieser schönen alten Landschafrasse Bischofswiesen, Ramsau bei Berchtes- Das Ziel ist ein abwechslungsreicher und angenommen. Dass es in der damaligen gaden und Schönau am Königssee. Sie artenreicher Mischwald, der stabiler ist DDR noch gute Bestände gab, wusste zu begeistern Gäste wie Einheimische im gegen Sturmschäden und Schädlings- dieser Zeit niemand im Westen. Herbst mit ihrem prächtigen Farben- befall als die Nadelwaldmonokulturen, spiel. die es dort überall noch gibt. Dafür Das Rhönschaf ist ein idealer Image- werden Laubbäume wie Buche und Eiche träger einer nachhaltigen Regionalent- Ursprünglich zur Laubstreugewinnung gepflanzt, aber auch Eschen, Ahorn und wicklung. Es trägt als eine der ältesten und als Viehweide angelegt, schwindet andere Arten. Und die natürliche Ver- urkundlich erwähnten Landschaftsras- ihre Bedeutung für die Landwirtschaft jüngung des Waldes wird gefördert, wo sen den Namen der Landschaft, sieht gut heute zusehends. Nicht mehr bewei- es nur geht. Alte mächtige Bäume („öko- aus, verwertet den mageren Aufwuchs dete Tratten wachsen mit Fichten zu, logisches Gold“), in denen der Specht der Borstgrasrasen und Kalk-Magerra- abgängige Bäume wurden nicht ersetzt. und andere Tiere leben, verbleiben im sen optimal und liefert zudem ein unge- Allmählich drohten diese einmaligen Wald. Kahlschlag ist sowieso tabu. wöhnlich wohlschmeckendes Fleisch. Elemente unserer Kulturlandschaft und Ausgewählte einzelne Stämme werden Waren es am Anfang gerade zwei Gas- damit auch wertvolle Lebensräume für „geerntet“ und nur mit Pferden aus dem tronomen, die in diesem Lammfleisch Pflanzen und Tiere zu verschwinden. Wald geholt. ihre Chance zur Profilierung sahen, kann heute die Nachfrage längst nicht Gemeinsam mit den Landwirten werden Der Waldumbau ist ein über viele mehr bedient werden. Wurstwaren vom deshalb Pflegemaßnahmen organisiert. Generationen dauernder Prozess. Wer Rhönschaf sind zu einem Qualitäts- Ein leckeres Stück Bergkäse von den übermorgen Ergebnisse haben will, muss begriff geworden. Rhönlammgerichte bunten Weiden aus der Region ist der heute anfangen. Nachhaltige Waldwirt- prägen das Image einer modernen, aber beste Werbeträger für dieses Projekt – schaft erhält diese wertvolle Landschaft, regionalen Rhöner Küche. Dabei stehen Berglandwirtschaft und nachhaltiger Studien belegen, dass Naturschutz gerade auch in damit auch die zukünftigen Generatio- inzwischen fast 100-mal so viele Rhön- Tourismus gehören zusammen. nen den Wald nutzen und die Natur schafe in der Rhön wie zu Beginn dieser strukturschwachen Regionen Einkommen und genießen können. Erfolgsgeschichte 1984. Arbeitsplätze schafft. Prof. Dr. Horst Köhler Bundespräsident Auszug aus der Rede anlässlich der Verleihung des Deutschen Umweltpreises in Dresden 2006
1 2 | U N E S C O - B i os p h ä r en r ese r v a t e • M o d e l l r e g i onen v on W e l t r a n g H a up t a uf g a b e n d e r B i o sp h ä r e n r e s e r v a t e | 1 3 Entwickeln und erhalten Wirtschaft und Wildnis Hauptaufgaben von Biosphärenreservaten Drei Zonen für ein Ziel Schutz des Naturhaushalts und der Nachhaltiges Wirtschaften: Bildung für nachhaltige Entwicklung, In Biosphärenreservaten wird versucht, biologischen Vielfalt: Forschung und Monitoring: die Schönheit und den Wert der Land- schaft zu erhalten und dabei gleichzeitig • Erhalt und Wiederherstellung natür- • Einsatz umweltfreundlicher • Entwicklung von Kompetenzen, auch die Bedürfnisse der Menschen in Siedlungen licher und naturnaher Ökosysteme Technologien Zukunft nachhaltig zu gestalten der Region zu beachten. Zum Erfüllen • Entwicklung und Erhalt vielfältiger • Aufbau regionaler Wertschöpfungs- • Öffentlichkeitsarbeit, praxisnahe dieser Aufgabe sind Biosphärenreservate Entwicklungszone Kulturlandschaften ketten Information und Bildung in drei Zonen unterschiedlicher Nut- Pflegezone • Nachhaltige Nutzung der Naturgüter • Naturnahe und standortgerechte • Vermittlung nachhaltiger Lebensstile zungsintensität gegliedert. Wasser, Boden und Luft Landnutzung unter Beachtung • Förderung interdisziplinärer In der Kernzone entwickelt sich die Kernzone • Sicherung der genetischen Ressourcen regionaltypischer Besonderheiten Forschung im ökologischen, sozialen Natur gemäß ihrer eigenen Dynamik. und der Vielfalt der Ökosysteme • Produktion und Vertrieb umwelt- und ökonomischen Bereich Der Mensch betritt sie in der Regel nur schonend erzeugter Produkte • Langfristige Ökosystemforschung und zum Zweck von Forschung und Moni- Forschung und Monitoring • Umwelt- und sozialverträglicher Umweltbeobachtung toring. Schutz Tourismus In der Pflegezone ist naturverträgliches Nutzen und Wirtschaften Wirtschaften erlaubt, zum Beispiel öko- logischer Landbau, naturnahe Forstwirt- schaft und Natur-Tourismus. In der Entwicklungszone gibt es keine besonderen Beschränkungen. Gefördert werden vor allem umweltfreundliche Konzepte, beispielsweise der Umbau des öffentlichen Nahverkehrs oder der Ein- satz erneuerbarer Energien. Schutz Entwicklung der biologischen wirtschaftlich, Vielfalt ökologisch und sozial Unser Land hat bis heute seine natürliche Ursprünglichkeit in weiten Biosphärenreservat Teilen behalten. Aus dieser Vielfalt und Schönheit schöpft Branden- burg seine Zukunftspotentiale. Die Biosphärenreservate Brandenburgs sind über die Grenzen des Landes hinaus bekannt. Sie sind ein sichtbares Zeichen für den ernsten Bildung für Nachhaltigkeit, Willen des Landes, seine wertvollsten Landschaften dauerhaft zu erhal- Kommunikation, ten und damit das Miteinander von Mensch und Natur zu fördern. Forschung und Monitoring Matthias Platzeck Ministerpräsident des Landes Brandenburg
1 4 | U N E S C O - B i os p h ä r en r ese r v a t e • M o d e l l r e g i onen v on W e l t r a n g S c h u t z v o n A r t e n u n d L e b e n s r ä um e n | 1 5 Wildnis im Kern Biologische Vielfalt ist Lebensqualität Drei Prozent unberührte Natur Erhalt derArten Biosphärenreservate stellen mit ihrer den Umgang mit Ökosystemen in den verlieren, verlieren wir eine potentielle Mehr als 16.000 Arten stehen auf der Die Vielgestaltigkeit der Landschaften in Bereiche bieten Lebensbedingungen für Vielfalt von Lebensräumen und ihrem Pflege- und Entwicklungszonen genutzt Grundlage für innovative Produkte oder „Roten Liste 2006“ der Internationalen den Biosphärenreservaten und die diffe- unterschiedliche Ansprüche. Reichtum an Arten repräsentative Land- werden können. für die Heilung von Krankheiten. Naturschutzunion IUCN – 530 mehr renzierte Nutzung durch den Menschen schaften dar. Aus der vom Menschen Damit der genetische Reichtum auch in als in der 2004 veröffentlichten letzten sichern Lebensräume für viele selten Biosphärenreservate sind aufgrund ihrer unbeeinflussten Entwicklung der Natur Zukunft von der Menschheit genutzt Biosphärenreservate zeigen exempla- Ausgabe. Weltweit sind jede achte Vogel- gewordene Tier- und Pflanzenarten. Das Großräumigkeit wichtige Bestandteile in den Kernzonen der Biosphärenreser- werden kann, ist aktiver Biodiversitäts- risch, dass Wildnis Bestandteil moder- und jede vierte Säugetierart vom Aus- Nebeneinander von Kulturlandschaft des europäischen Netzwerks NATURA vate gewinnt man Erkenntnisse, die für schutz wichtig. Mit jeder Art, die wir ner Kulturlandschaften ist. sterben bedroht. und Wildnis und die Vernetzung dieser 2000. Natur ist einzigartige, aber gefährdete Vielfalt. Der Einfluss des Men- Erfolgsgeschichte Elbebiber schen ist bereits überall auf der Erde nachweisbar. Natur ist jedoch unsere Biosphärenreservat Mittelelbe unverzichtbare Lebensgrundlage. Deshalb haben wir eine besondere Ver- Nach 1945 gab es zwischen Wittenberg und Magdeburg nur noch ca. 200 Biber antwortung, die Schöpfung für unsere Kinder zu bewahren. Mensch und – die letzten in Deutschland. Heute sind es wieder ungefähr 5.500. Davon leben Natur gehören zusammen. Gerade in Biosphärenreservaten geht es um die etwa 1.200 in Sachsen-Anhalt, im Biosphärenreservat Mittelelbe. Diese erfreuliche Bestandsentwicklung führte zur natürlichen Wiederausbreitung und erlaubte sogar, Wechselbeziehungen zwischen Mensch und Umwelt. Nachhaltige Wirt- Elbebiber für Wiederansiedlungsprojekte zur Verfügung zu stellen. Einstige Lebens- schaftsformen fördern das Wachstum zu Gunsten der Region - zum Wohl räume innerhalb von Deutschland bis in die Niederlande und seit 1999 auch in Däne- mark wurden mit Tieren aus Sachsen-Anhalt erfolgreich neu besiedelt. künftiger Generationen. Wir tragen heute die Verantwortung für morgen! Dr. Günther Beckstein Ministerpräsident des Freistaates Bayern
1 6 | U N E S C O - B i os p h ä r en r ese r v a t e • M o d e l l r e g i onen v on W e l t r a n g S c h u t z v o n A r t e n u n d L e b e n s r ä um e n | 1 7 Landschaft in Arbeit Heckrinder und Koniks „pflegen“ die Sudelandschaft Naturschutz durch Nutzung Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe In der niedersächsischen Sudeniederung Biosphärenreservate schützen bedrohte z. B. Wiesen oder Offenland. Seit Jahr- auch dem Artenschutz. Dazu werden zwischen Preten, Besitz, Blücher und Tiere und Pflanzen durch die Zurück- tausenden werden Lebensräume durch tradierte Wirtschaftsweisen gepflegt Bandekow entsteht eine über 1.000 ha nahme menschlicher Einflüsse, aber auch die Tätigkeit des Menschen geprägt. und innovative Modelle entwickelt, die große Weidelandschaft. Nach den Vor- durch umweltschonende Landnutzung. Als Folge entstanden mannigfaltige das Gleichgewicht zwischen dem Erhalt stellungen der Initiatoren sollen in den Einige Arten benötigen für ihr Über- Landschaftsformen mit hoher Arten- der natürlichen Ressourcen und ihrer Sudewiesen Robustrinder und Pferde leben Landschaftsformen, die gepflegt vielfalt. Die ausgewogene Gestaltung Nutzung für nachfolgende Generationen die Auenlandschaft durch ganzjährige und bewirtschaftet werden müssen, von Kulturlandschaften dient folglich gewährleisten. extensive Beweidung „offen halten“ und so Lebensraum für Weißstorch, Wiesenbrüter und typische Pflanzen- gemeinschaften sichern und schaffen. Die private Stiftung „The Stork Foun- Biotopverbund zwischen Niedersach- mal selber trägt, wird auch an Strategien dation – Störche für unsere Kinder“ hat sen und Mecklenburg-Vorpommern zur Vermarktung der Fleischprodukte in den Sudewiesen im angrenzenden geschaffen, der den Schutzzielen des gearbeitet. Besucher sollen zukünftig Amt Neuhaus durch Flächenankauf, Biosphärenreservats Rechnung trägt. die Weidelandschaft auf einem ausge- Grünlandentwicklung und Einsatz von Flora und Fauna finden hier hervorra- wiesenen und mit Informationstafeln rückgezüchteten Auerochsen und Konik- gende Bedingungen für eine natürliche versehenen Radweg erleben können. Das Pferden bereits einen wichtigen Kern für und artenreiche Entwicklung. Ergän- länderübergreifende Projekt wird unter die Entwicklung dieser großräumigen zend zu den Heckrindern und Koniks Federführung des BUND gemeinsam Weidelandschaft geschaffen. Durch die sollen in bestimmten Teilräumen auch mit der Biosphärenreservatsverwaltung, Verknüpfung mit den Polderflächen bei gefährdete Haustierrassen zum Einsatz der Stork Foundation und Landwirten Blücher wird ein länderübergreifender kommen. Damit sich dieses Projekt ein- aus der Region entwickelt. Satellit GPS-Antenne Die Menschen im Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teich- Bordcomputer landschaft haben schon immer ein Gespür für den Umgang mit Natur und Landschaft. Leben und Arbeit hat eine Kulturlandschaft geformt, die ihresgleichen sucht. Sie zeichnet sich aus durch eine besonders reiche Natur, liebenswerte Ortschaften und große landschaftliche Schönheit. Innovative Technik Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin Und das alles bei gleichzeitig maßvoller Nutzung von Feld, Wald und Teichen sowie bei guter Entwicklung von Fremdenverkehr und Gewerbe. Wer den Düngereinsatz optimiert, gefunden. Hier unterstützen Satelliten schont Umwelt und Geldbeutel. Doch die Arbeit auf der Erde. Traktoren ver- wie weiß der Landwirt, wo er durch fügen per Computer über einen direkten Düngung empfindliche Bereiche stört? „Draht nach oben“. Der Satellit übermit- Prof. Dr. Georg Milbradt Im Biosphärenreservat Schorfheide- telt dem Landwirt auf den Meter genau, Ministerpräsident des Freistaates Sachsen Chorin wurde eine elegante Lösung wie er die Düngung einstellen muss.
1 8 | U N E S C O - B i os p h ä r en r ese r v a t e • M o d e l l r e g i onen v on W e l t r a n g N ac h h a lt i g e s W i r t s c h a f t e n | 19 Von der Landschaft leben Teichwirtschaft erhält Jobmotor Biosphäre Kulturlandschaft Biosphärenreservat Oberlausitzer Regionale Wertschöpfung schafft dauerhaft naturverträgliche Landnut- nutzen. Dabei geht es durchaus um Heide- und Teichlandschaft Arbeitsplätze und Perspektiven für die zungsformen entwickelt und eingesetzt. moderne, innovative Ideen, die von der hier lebenden Menschen. Wirtschaft So entstehen Regionen, in denen Men- Gewinnung von Energie aus Biomasse Im Biosphärenreservat gibt es 12 und Natur stehen im Biosphären schen ihren Lebensunterhalt auch in über Produktentwicklungen aus nach- Haupterwerbsbetriebe, die sich aus- reservat nicht im Widerspruch. Schritt Zukunft erarbeiten können und dabei wachsenden Rohstoffen bis zur Ver- schließlich mit der Zucht von Fischen, für Schritt werden hier moderne, die natürlichen Ressourcen schonend marktung regionaler Produkte reichen. vor allem Karpfen, beschäftigen. Die Bewirtschaftung und Pflege der natur- nahen Teiche ist von grundlegender Bedeutung für diese Kulturlandschaft. Ihre Vielzahl inmitten einer reich struk- turierten Landschaft fördert eine arten- reiche Flora und Fauna. Hochklassige Weine Obstbaumalleen Alte Sorten wieder ökologisch erzeugt Früchte der Elbtalaue entdecken Wir sind angesichts globaler Klimaveränderungen gefordert, Ökonomie und Biosphärenreservat Biosphärenreservat Biosphärenreservat Pfälzerwald/Nordvogesen Niedersächsische Elbtalaue Schorfheide-Chorin Ökologie in Einklang zu bringen, damit auch nachfolgenden Generationen unsere natürliche Umwelt erhalten bleibt. Deshalb brauchen wir Biosphärenreservate Gesunder, lebendiger Boden ist die Basis Pomona heißt die römische Göttin des Extensive Landwirtschaft schont die hochwertiger Weine. Beim ökologischen Obst- und Gartenbaus und ihre Jünger Umwelt und erzeugt hochwertige Nah- als Modellregionen für gelungenes Miteinander von Mensch und Natur. Weinbau verbessern vielfältige Begrü- haben ihr in der Niedersächsischen Elb- rungsmittel. Durch gezielten Anbau soll Das Biosphärenreservat „Flusslandschaft Elbe“ mit 400 Flusskilometern und nungspflanzen zwischen den Wein- talaue ein Paradies geschaffen. der Erhalt bedrohter Nutzpflanzen wie stöcken die Bodenstrukturen. Der Ver- 6.000 Obstbäume säumen sechzig Kilo- alter Gemüse- und Obstsorten gewähr- dem größten zusammenhängenden Auenwald Mitteleuropas ist hierfür ein gutes zicht auf den Einsatz von Pestiziden meter der Straßen in der Gemeinde Amt leistet werden. Beispiel. Fünf Elbe-Anrainerländer, darunter Sachsen-Anhalt, organisieren schont Wasser und Boden. Neuhaus und in Neu Bleckede im rechts- elbischen Teil des Biosphärenreservats. ihre Regionalentwicklungen und Interessen als Beitrag zur Pflege der Natur. 100-jährige, knorrige Veteranen sind darunter, im Vollertrag stehende Bäume Prof. Dr. Wolfgang Böhmer und dazwischen junge Hölzer. Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt
2 0 | U N E S C O - B i os p h ä r en r ese r v a t e • M o d e l l r e g i onen v on W e l t r a n g N ac h h a lt i g e s W i r t s c h a f t e n | 21 Natürlich erfolgreich Natur schmecken – hochwertiges pfälzisches Schildetaler Gesund und gut Glanrindfleisch Mineralwasser Biosphärenreservat Pfälzerwald/Nordvogesen Biosphärenreservat Schaalsee Investitionen in ökologisch ausgerichtete Mineralwasser oder Spreewaldgurken liches Qualitätskriterium. Landwirte in Projekte und Unternehmen lohnen sich. basiert auch auf ihrer Herkunft aus Bios- vielen Biosphärenreservaten schlossen Zunehmend etablieren sich umwelt- phärenreservaten und ist Beleg dafür, ihre Anbauflächen zu gentechnikfreien schonende Produktion und der Einsatz wie erfolgreich nachhaltiges Wirtschaf- Regionen zusammen, um auch zukünftig natürlicher Rohstoffe und Verfahren ten sein kann. In sensiblen Bereichen sichere Lebensmittel anbieten zu können. als Qualitätsargument. Der Erfolg von wie Babynahrung ist die Verwendung Marken wie BIONADE, Schildetaler organisch biologischer Rohstoffe wesent- Das Mineralwasser „Schildetaler“ von der Firma Fruchtquelle Dodow wurde 2003 mit der Regionalmarke „Biosphä- renreservat Schaalsee – Für Leib und Seele“ ausgezeichnet. Die Marke steht für Qualität und Umweltbewusstsein. Diese Auszeichnung erhielt das Unter- nehmen, das sich auch als Förderer des Biosphärenreservats engagiert, nicht zuletzt für sein Umweltmanagement. Spreewaldgurken Biosphärenreservat Spreewald Die Gastronomen im Pfälzerwald und in Die Hauptherde umfasst insgesamt 27 den Nordvogesen setzen zunehmend auf Tiere und wird zur Erhaltung der Rasse regionale Produkte. Unter dem Slogan beim Hofgut Neumühle bei Kaiserslau- „Natur schmecken“ werden über das Jahr tern gehalten. verteilt Gerichte vom pfälzischen Glan- rind angeboten. Ohne auf Kreativität Sowohl beim Transport als auch bei der und Tradition zu verzichten, bereiten anschließenden Verarbeitung wird auf ausgewählte Köche köstliche regionale einen sehr schonenden Umgang mit dem Sie kommt von Deutschlands größtem Die Rhön liegt in der Mitte Deutschlands. Nicht nur Menüs zu. Tier bzw. dem Fleisch geachtet, damit zusammenhängenden Gurkenfeld und ein besonders hochwertiges, gesundes bedeutet für viele einen Inbegriff für geografisch. Die gelungene Verbindung von Tradition Das heimische Glanrind war früher in und wohlschmeckendes Qualitätspro- Qualität – die Spreewaldgurke. Ihr guter der Pfalz als Dreinutzungsrind (Milch, dukt entsteht. Ruf fördert das Image der Region und und Moderne, der Ausgleich von Ökonomie und Ökologie, Fleisch, Zugtier) sehr weit verbreitet. das Image der gesunden, intakten Land- Heute zählt es zu den vom Aussterben Würde es gelingen, die Nachfrage nach schaft unterstützt den Markterfolg der das kraftvolle Anpacken der sich stellenden Zukunfts- bedrohten Haustierrassen. Das Glan- Glanrindfleisch zu erhöhen und dadurch Produkte aus dem Spreewaldhof. rindfleisch stammt aus dem Karlstal im mehr Landwirte für die Haltung dieser fragen, das ist es, was Deutschland heute auszeichnet und Pfälzerwald von einer kleinen Teilherde, Rasse zu gewinnen, wäre ein entschei- Produkte und Dienstleistungen, die mit die zur Pflege der Kulturlandschaft dort dender Schritt zur weiteren Verbreitung der Dachmarke des Biosphärenreservats was im Biosphärenreservat Rhön vorbildlich gelungen ist. sehr naturnah auf kräuterreichen Wie- dieses Rindes getan. gekennzeichnet sind, werden strengen sen aufgezogen wird. Qualitäts- und Umweltkriterien gerecht. Roland Koch Ministerpräsident des Landes Hessen
2 2 | U N E S C O - B i os p h ä r en r ese r v a t e • M o d e l l r e g i onen v on W e l t r a n g N ac h h a lt i g e s W i r t s c h a f t e n | 2 3 Gesund und gut „Peter Lustig“ aus Biesenbrow Qualitätssiegel Rhön Regionalmarken der Biosphärenreservate Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin Biosphärenreservat Rhön Mit dem Qualitätssiegel Rhön werden Regionalmarken der Biosphärenreser- gewinnen alle. Da die Markennutzer Regionalmarken stehen hoch im Kurs, Produkte und Unternehmen ausgezeich- vate bieten Sicherheit über Herkunft sich als Partner der Biosphärenreservate denn sie signalisieren dem Verbraucher, net, deren Herstellung und Vertrieb und Qualität der Produkte. Sie fördern verstehen, engagieren sich beide Seiten dass er ein Produkt aus seiner Heimat im Einklang mit den Grundsätzen des die Wertschöpfung in der Region und für regionale und umweltfreundliche erhält, dessen Herstellung hohen Quali- Biosphärenreservats Rhön stehen. Über sind Indikator für Lebensqualität. Wo Produkte. Die Unternehmen profitieren tätsstandards unterliegt. die strengen gesetzlichen Vorgaben für Wirtschaft und Verwaltung der Bios- von Know-how, Image und Marketing einen Mineralwasser-Abfüller hinaus, phärenreservate zusammenarbeiten, der Biosphärenreservate. musste z. B. Förstina Sprudel eine Reihe zusätzlicher Kriterien erfüllen. Diese Anforderungen beginnen bei der Aus- und Weiterbildung und reichen bis zur Verpackung in ökologisch vorteilhaften Mehrweggebinden. Eins von vielen Beispielen für nachhal- Skudden – diese kleine aber überaus tiges, regionales Wirtschaften ist das robuste Schafrasse gehört zu den vom Prüfzeichen des Biosphärenreservats. Aussterben bedrohten Nutztierrassen. Damit werden Unternehmer und Dienst- Mittlerweile ist Peter Kloss Mitglied leister ausgezeichnet, die umweltverträg- im Schäferverein und seine Herde ist lich arbeiten und in einem Netzwerk von auf über 50 Tiere angewachsen, die in Akteuren in regionalen Wirtschafts- der Landschaftspflege im benachbarten kreisläufen zusammenarbeiten. Die Zahl Naturschutzgebiet gute Dienste verrich- der Nutzer im und um das Biosphären- ten. reservat hat die Hundert fast erreicht R und damit große regionale Anerkennung Zum ersten Standbein seiner neuen gewonnen. Existenz wurde die Beherbergung. Zwölf Betten in den Ferienwohnungen und noch Der kleine Ort Biesenbrow in der Ucker- mal zwölf Schlafmöglichkeiten auf dem mark ist durch die „Heiden von Kum- Boden bieten Raum für Klassenfahrten SPHÄREN BIO merow“ von Ehm Welk weit bekannt. und Gruppenausflüge. Peter schert mit RE SE Heute zählt die Gemeinde 270 Einwoh- den Kindern Schafe, er färbt mit ihnen RV AT S C H A A L ner, einer von ihnen ist Peter Kloss. Erst die Wolle, die Kinder dürfen reiten und vor ein paar Jahren kam er her und ent- kreativ sein. Er ist der „Peter Lustig“ aus FÜ SE LE E R IB (C) U N D S E E LE deckte den alten leer stehenden Hof am Biesenbrow. Viele Familien und Rad- Dorfende mit einem schönen Stück Land. touristen haben den Hof kennen gelernt Er kaufte den Hof 1997. Im Jahr 2001 und kommen immer wieder. Er kocht wurde er mit 56 Jahren arbeitslos. Kein auch gerne für seine Gäste und verwendet Grund für Peter Kloss zu resignieren. dabei konsequent regionale Produkte. Die Er begann den Stall zur Ferienwohnung Verleihung des Prüfzeichens ist für ihn umzubauen. So ein großer Hof muss nicht nur ein Werbeinstrument. Das neue auch gepflegt werden, was lag da näher, Schild mit dem Logo des Biosphärenre- als sich ein paar vierbeinige Rasenmäher servats an seinem Tor ist Ausdruck seiner anzuschaffen. Lebenseinstellung.
2 4 | U N E S C O - B i os p h ä r en r ese r v a t e • M o d e l l r e g i onen v on W e l t r a n g N ac h h a lt i g e s W i r t s c h a f t e n | 2 5 Funktionierende Landschaften Deichrückverlegungen Renaturierung von Vom Nutzen des Naturschutzes Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe Feuchtgebieten und Ziel eines gemeinsamen Projektes des Dabei steht die Sicherheit der hier Mooren Ein wichtiges Ziel der Arbeit der Bios- Elbehochwasser 2002 Schäden in Höhe Mit dem Rückbau von Deichanlagen Biosphärenreservats Mittelelbe, des lebenden Menschen im Vordergrund. Biosphärenreservat Schaalsee phärenreservate ist es, die Leistungs- von 9 Milliarden Euro. Viele Menschen senken sich Wasserspiegel und Hoch- World Wide Fund For Nature (WWF) Die Bevölkerung ist durch ein Modera- fähigkeit des Landschaftshaushalts verloren über Jahre Geschaffenes, nicht wasserscheitel. Der Gewinn von Flu- und des Bundes ist die Gewinnung von tionsverfahren aktiv in die Umsetzung Obwohl Moore und andere Feuchtge- zu erhalten und wiederherzustellen. wenige ihr Zuhause. Weite natürliche tungsflächen bedeutet auch einen Gewinn Überflutungsflächen durch die Rena- eingebunden. biete nur etwa 3 % der Landoberfläche Natürlich funktionierende Landschaften Überschwemmungsgebiete, intakte an Lebensraum für spezielle Tier- und turierung eines durchgehenden Bandes Ein ähnliches Projekt wird bei Lenzen der Erde einnehmen, befinden sich etwa bringen langfristig auch ökonomische Auenwälder und natürliche Flussläufe Pflanzenarten. Naturschutz und Hoch- von Auenwäldern von der Mulde bis zur im Biosphärenreservat Flusslandschaft 16–24 % des in Böden festgelegten Koh- Vorteile. Zum Beispiel verursachte das hätten die Flutkatastrophe entschärft. wasservorsorge ergänzen einander. Saalemündung. Elbe-Brandenburg realisiert. lenstoffs im Torf von Mooren. Diese spielen daher eine sehr wichtige Rolle im globalen Kohlenstoffhaushalt. Das gilt Barby Zerbst ursprüngliche Überflutungsfläche insbesondere für die Freisetzung des kli- dazugewonnene Überflutungsfläche marelevanten Gases Kohlendioxid (CO2) ursprünglicher Deich bei der Entwässerung von Moorflächen. neuer Deich Angesichts des großen Umfangs der in Projektkerngebiet Mooren akkumulierten Kohlenstoffmen- Projektgebiet gen wird die besondere Relevanz dieser Ökosysteme als Kohlenstoffspeicher für das gegenwärtige und zukünftige Klima- Dessau-Roßlau geschehen deutlich. Lödderitz In Modellregionen wie den Biosphä- renreservaten besteht bei klugem Han- Aken deln die Chance, durch entsprechende Maßnahmen die Fähigkeit zur Wasser- speicherung der Landschaft wieder zu verbessern. Beispielhaft wird dies im Biosphärenreservat Schaalsee gegen- Gewässerrandstreifenprojekt wärtig mit Renaturierungsprojekten am Biosphärenreservat Spreewald Fluss Schilde, im Tessiner- und Neuen- dorfer Moor sowie bei mehreren Klein- So seltsam es auch klingen mag, im zenarten des Spreewaldes, für die Fließe gewässern umgesetzt. Gleichzeitig sind Heutige Generationen haben die Verpflichtung, in dem Maße pfleg- Fließlabyrinth des Spreewaldes herrscht oder feuchte Wiesen Lebensraum und diese Vorhaben ein wichtiger Beitrag lich mit den Schätzen der Natur umzugehen, dass auch künftigen Wassermangel als Folge von intensiver Speisekammer sind. Und zum Wohle zum Schutz der auch in unserem Land Landnutzung und Braunkohleabbau. Die derer, die als Touristen in der arten- immer stärker bedrohten Arten- und Generationen alle denkbaren Chancen für ein menschenwürdiges Leben Stabilisierung des Wasserhaushalts ist reichen Landschaft Erholung und ein- Lebensraummannigfaltigkeit. erhalten bleiben. Hier versteht sich das Biosphärenreservat als Beispiel- deshalb eine der wichtigsten Aufgaben drucksvolle Naturerlebnisse suchen. im Biosphärenreservat Spreewald. landschaft für eine umwelt- und sozialverträgliche Gebietsentwicklung, Seit dem Jahr 2003 gibt es dazu das die ein ökologisch und sozial bedeutsames Gegengewicht zu Siedlungs- Gewässerrandstreifenprojekt Spreewald. Über 100 Einzelmaßnahmen zielen dar- räumen und Nutzungslandschaften bildet. auf, das Wasser wieder im Spreewald zu halten. So werden rund 25 km Wasser- läufe renaturiert, 50 Wehre ökologisch durchgängig gestaltet und 250 ha als Christian Wulff Überflutungsflächen zurückgewonnen. Ministerpräsident des Landes Niedersachsen Zum Wohle der vielen Tier- und Pflan-
2 6 | U N E S C O - B i os p h ä r en r ese r v a t e • M o d e l l r e g i onen v on W e l t r a n g N ac h h a lt i g e s W i r t s c h a f t e n | 27 Baden erwünscht Tourismus im Biosphärenreservat Traumurlaub am Natur zu erleben zählt hierzulande zuletzt Erlebnisangebote für die ganze Der naturverträgliche Tourismus schafft Wattenmeer zu den wichtigsten Urlaubswünschen. Familie. Alles das bieten Biosphärenre- Arbeitsplätze und ist damit ein wichtiger Projekt Rennsteigbus Biosphärenreservate Natururlaub in Deutschland liegt im servate. Hier erwartet die Gäste nicht Faktor für den regionalen Strukturwan- Biosphärenreservat Vessertal-Thüringer Wald Wattenmeer Trend. Die Urlauber wünschen sich nur reizvolle Landschaft, sondern auch del – ein Faktor mit weiterem Potential sichere Reiseziele, Erholung und Ent- reichhaltige Kultur und vielfältige Ange- für zukünftige Entwicklungen. Nach einer anstrengenden Wander- Verwaltung des Biosphärenreservats. Millionen von Urlaubern kommen spannung in intakter Umwelt und nicht bote zu aktiver Erholung. tour auf schnellstem Weg in die Projektziel ist die Verknüpfung der jedes Jahr an die Nordseeküste Unterkunft oder im Winter sich vorhandenen Buslinien mit den viel- Deutschlands mit ihren Badeorten Seebrücke Sellin (Insel Rügen / M-V) bequem auf den Berg fahren lassen fältigen Tourismusangeboten in der und den Inseln. Viele Ausflugsziele und dann auf Skiern hinab ins Tal Region. Im Mittelpunkt steht die liegen in sehr sensiblen Naturland- sausen. So wünschen sich viele Gäs- gezielte, auf den Urlauber orientierte schaften mit seltenen Tieren und te ihren Urlaub im Thüringer Wald, Bewerbung der Buslinien. So wur- Pflanzen. Vor allem das Watt, die einem der bekanntesten Urlaubs- den die Busangebote in zahlreiche Dünen und die Salzwiesen gehören und Wandergebiete Deutschlands. Publikationen der Tourismusbran- dazu. Hier ist es besonders wichtig, In der Rennsteigregion, auf dem che eingebunden, spezielle Linien- dass die Urlauber sich auch umwelt- Kamm des Gebirges, sind zahlreiche faltblätter gedruckt und die Besu- gerecht verhalten, damit die emp- Wander- und Radwege ausge- cher können sich über die aktuellen findliche Natur geschützt bleibt. schildert und es werden im Winter Fahrpläne im Internet informieren. hunderte Kilometer Skiwanderwege Seit dem Frühjahr 2006 dürfen so- Deshalb gibt es ein Wegekonzept gespurt. Ausflüge in die Natur wer- gar Fahrräder in einem Busanhänger mit Hinweistafeln. Die Wege sind den oft mit anderen kulturellen und mitgenommen werden. so angelegt, dass Urlauber, die zum sportlichen Aktivitäten verbunden. Baden, Wandern, Radfahren oder Zukünftig sollen im Rahmen dieses Reiten gekommen sind, die Na- Der Bus ist dazu ein guter Begleiter Projektes auch die Fahrpläne von tur erleben können, ohne dass die – bequem und umweltfreundlich. Bahn und Bus noch besser aufeinan- Gefahr besteht, aus Versehen zum „Rennsteigbus“ ist ein Gemein- der abgestimmt und so ein funktio- Beispiel in ein Vogelbrutgebiet zu schaftsprojekt von Busunternehmen, nierender Verkehrsverbund erreicht kommen oder empfindliche und Tourismuseinrichtungen und der werden. seltene Pflanzen niederzutreten. In Infozentren und bei den Mitarbei- tern der Biosphärenreservate erfährt man alles über die Natur und wie Ich bin auf Nordstrand geboren und direkt hinter dem Deich auf- man sich dort richtig verhält. gewachsen. Das Leben im Einklang mit der Natur, die Gezeiten, der Zug der Vögel, die ausfahrenden Fischerboote, all das hat mich geprägt. Die Erhaltung der Natur und die nachhaltige Entwicklung dieser Region sind mir eine Herzensangelegenheit. Dafür steht das Biosphärengebiet Wattenmeer und Halligen. Peter Harry Carstensen Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein
2 8 | U N E S C O - B i os p h ä r en r ese r v a t e • M o d e l l r e g i onen v on W e l t r a n g N ac h h a lt i g e s W i r t s c h a f t e n | 2 9 Kommen und bleiben Das Gartenreich Dessau-Wörlitz als touristische Natur, Kultur und Gesundheit Attraktion Biosphärenreservat Mittelelbe Erholung in Biosphärenreservaten Sport immer mehr Besucher an. Unter- Partnern ein effektives Besuchermanage- Im ausgehenden 18. Jahrhundert ent- bedeutet: Gesundheit, Natur- und schiedlichste Formen umweltgerechten ment. Informationszentren erlauben stand im Rahmen des Reformwerks des Kulturerlebnis, Neues kennen lernen, Tourismus’ werden angeboten. spannende Einblicke in die Besonder- Fürsten von Anhalt-Dessau eine spekta- Bekanntes wiederentdecken … Neben Dazu formulieren die Biosphärenre- heiten der jeweiligen Biosphärenreser- kuläre Kulturlandschaft. faszinierenden Landschaften ziehen servatsverwaltungen mit den örtlichen vate. Bauwerke, Gärten, Alleen, landwirt- Schätze der Weltkultur und natürlich Tourismusakteuren Leitbilder und schaftliche Nutzflächen und bepflanzte Möglichkeiten zu aktiver Erholung und entwickeln gemeinsam mit regionalen Deiche sind eingebettet in die Auen von Mulde und Elbe. Unter dem Leitspruch „Das Schöne mit dem Nützlichen ver- binden“ kam man heutigen Vorstellun- gen einer nachhaltigen Nutzung nahe. Seit 1988 ist das Gartenreich Teil des Biosphärenreservats Mittelelbe, seit 2000 gehört es zum UNESCO Weltkul- turerbe. Baumwipfelpfad Biosphärenreservat Pfälzerwald / Nordvogesen Im Zickzackkurs führt der Baumwipfel- pfad in die Kronen. Er schlängelt sich in 18 Metern Höhe durchs Geäst– bis zur Aussichtsplattform in 35 Metern Höhe. Als Mitglied in der Europäischen Charta für nachhaltigen Tourismus verbindet das Biosphärenreservat Pfälzerwald/ Nordvogesen die Erschließung der Natur für Besucher mit Naturschutz und Regi- Die Biosphärenreservate in Mecklenburg-Vorpommern sind zu einem onalentwicklung. doppelten Markenzeichen geworden – sowohl für den Naturschutz als auch für den Tourismus. Gerade hier zeigt sich, dass Naturschutz und wirtschaftliche Entwicklung der Region nebeneinander möglich und nötig sind. Deshalb müssen wir diese Modellregionen des Landes bewahren, damit auch nachfolgende Generationen das finden, was ein Stück Lebens- qualität darstellt: Ruhe, weiträumige Landschaften, einzigartige Natur- erlebnisse und eine nachhaltige regionale Entwicklung. Dr. Harald Ringstorff Ministerpräsident des Landes Mecklenburg-Vorpommern
3 0 | U N E S C O - B i os p h ä r en r ese r v a t e • M o d e l l r e g i onen v on W e l t r a n g Fo r sch un g un d B ildun g | 31 Neugierig und aufmerksam Steinadlerprojekt Untersuchungen zum Forschung und Monitoring Biosphärenreservat Berchtesgaden Vermarktungspotential Schwerpunkte des Projektes sind: regionaler Produkte Wissenschaftliches Arbeiten in Bios- Der Modellcharakter der Biosphären- naler Produkte statt, in Südost-Rügen • Zeitnahes Auffinden aktuell besetzter Biosphärenreservat Rhön phärenreservaten umfasst ökonomische, reservate zeigt sich in der Vielfalt der beschäftigen sich Forschungen mit dem Steinadlerhorste ökologische und soziokulturelle Fragen. Themen. So wird in Berchtesgaden ein klimabedingten Meeresspiegelanstieg • Erfolgskontrolle der Vereinbarungen mit Die Friedrich-Schiller-Universität Während in der Forschung anwendbare Monitoring der Gipfelvegetation durch- und im Hamburgischen Wattenmeer den Hubschrauberverbänden sowie den Jena untersuchte 2004 das Vermark- Ergebnisse zu konkreten Problemstellun- geführt, länderübergreifend finden in wird eine touristische Angebots- und Drachen- und Gleitschirmfliegern zur tungspotential landwirtschaftlicher gen angestrebt werden, erfassen Moni- der Rhön Untersuchungen zu Regio- Nachfrage-Analyse entwickelt. Minimierung von Störungen in sensiblen Produkte im Biosphärenreservat Rhön. toringprojekte Entwicklungen und Trends. nalmarketing und Akzeptanz regio- Bereichen, z. B. der Horstumgebung Verbraucherbefragungen ergaben Seeadler • Dokumentation von Brutverlauf und eine hohe Akzeptanz, nicht zuletzt, Bruterfolg weil Assoziationen wie Geborgenheit, Im Rahmen des Artenhilfsprogramms • Feststellen von Partnerwechseln anhand Lebensqualität und intakte Natur AHP Steinadler werden alle Steinad- einer Individualkartei der Adler mit den als qualitativ hochwertig und ler-Brutpaare in Deutschland in einem • Dokumentation von räumlichen Verän- umweltverträglich angesehenen Pro- Monitoringprojekt detailliert erfasst. derungen der Revierverteilung dukten verbunden werden. U. a. gestützt Das Untersuchungsgebiet erstreckt sich • Analyse von Beuteresten und Feder- auf diese Ergebnisse, wurden 2005 zwei über die Chiemgauer, Berchtesgadener material zur Identifizierung der Ver- Qualitätssiegel innerhalb der Dachmar- und Salzburger Alpen. Im Biosphärenre- wandtschaftsverhältnisse innerhalb der ke eingeführt – jeweils eines für Bio- und servat sind auf einer Fläche von 210 km2 bayerischen Steinadler-Teilpopulation für konventionelle Produkte. sechs Steinadlerreviere zu finden. • Durchführung gezielter Umweltbil- Ziel des Projektes ist der Erhalt einer dungsmaßnahmen, z. B. Führungen, vitalen Steinadler-Population sowie die sowie eine intensive Öffentlichkeitsarbeit Umsetzung von konkreten Maßnahmen wie Vorträge oder Presseinformationen zum Schutz dieses seltenen Greifvogels • Analyse der Ergebnisse mit Hilfe eines in Bayern. Geographischen Informationssystems Besuchermonitoring Biosphärenreservat Vessertal-Thüringer Wald 2004 startete im Vessertal ein Besu- Das Biosphärenreservat Vessertal-Thüringer Wald und der Landes- chermonitoring zur Beantwortung der Frage: Wo treten Konflikte zwischen teil des Biosphärenreservats Rhön gehören zu den sieben Nationalen Tourismus und Naturschutz auf und wie Naturlandschaften in Thüringen, denen die Landesregierung eine hohe können diese gelöst werden? Ziel des Projektes ist es, offene Fragen Bedeutung beimisst. Biosphärenreservate liefern unverzichtbare und der Besucherlenkung zu beantworten nachhaltige Impulse für Tourismus, Naturschutz und die regionale und mit Hilfe der gewonnenen Erkennt- nisse die sozioökonomische Entwicklung ökonomische Entwicklung. Der Freistaat fördert sie u. a. durch die Ein- des Gebietes langfristig zu begleiten. richtung von Verwaltungsstellen, die in der Region als Unterstützer, Initiator oder Berater für Projekte zur Verfügung stehen. Dieter Althaus Ministerpräsident des Freistaates Thüringen
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