VOLKSINITIATIVE Ablehnung im Umweltausschuss - FRIEDHÖFE
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Nordrhein-Westfalen 4/2021 FRIEDHÖFE STICKSTOFF VOLKSINITIATIVE Wertvolle Lebensräume Zu viel des Guten Ablehnung im Umweltausschuss
Editorial Bernd Schaller NABU/CEWE/O. Seitz 2 Editorial Liebe Naturschutzmacherinnen 3 Nachrichten aus NRW und Naturschutzmacher, 4–7 Natur erleben was für ein Jahr neigt sich dem Ende Mit Sorge sehe ich, dass einige Kräfte Letzte Ruhestätten – Friedhöfe als Lebensraum zu! Nach wie vor prägt Corona unser im Land den dringend nötigen Kli- Leben, Überschwemmungen haben maschutz gegen den unverzichtbaren 8–9 Spendenaufruf einmal mehr gezeigt, wie wichtig ein Naturschutz ausspielen wollen. Das ist Hilfe für die Natur in konsequenter Klimaschutz wäre, und fatal! Sowohl die Biodiversitätskrise als Nordrhein-Westfalen unsere Volksinitiative Artenvielfalt auch die Klimakrise bedrohen unsere hat über 115.000 Unterstützer*innen Existenz und sind nur zu lösen, indem 10–13 Thema gefunden. Fatalerweise gehören CDU wir sie zusammendenken. Konkret be- Ernährungskrise – zu viel und FDP ganz offensichtlich nicht deutet das, dass wir die erneuerbaren Stickstoff dazu. Kurz vor Redaktionsschluss die- Energien nur naturverträglich ausbau- Naturschutzgesetz auf Abwegen ser Ausgabe haben die beiden Regie- en dürfen. Ansonsten geht vielleicht die rungsparteien im Umweltausschuss des „Klima-Waagschale“ nach oben, aber die Volksinitiative Artenvielfalt NRW ist abgelehnt Landtags die Volksinitiative und damit „Biodiversitäts-Waagschale“ sinkt nach die überfälligen Verbesserungen im unten. So gewinnen wir nichts. 14–15 NABU vor Ort Naturschutz knallhart abgelehnt. Auf Naturschutz und Seite 13 lesen Sie mehr zu dieser bitte- Allein auf Planungsbeschleunigung und Wasserwirtschaft ren Enttäuschung. die Schwächung von Beteiligungsrech- NABU tagt in Hagen ten zu setzen, ist der falsche Weg – und In Düsseldorf hat derweil Hendrik ganz nebenbei nicht mit EU-Recht zu Neustart der Wüst das Amt des Ministerpräsiden- vereinbaren. Naturverträglich umge- Kita-NaturbotschafterInnen ten übernommen – ein halbes Jahr vor setzt, können sowohl die Windkraft als 16–17 NATZ, die jungen Seiten der Landtagswahl im Mai 2022. Es ist auch die Solarenergie und zahlreiche kein Geheimnis: Unter Armin Laschet andere Maßnahmen viel zur Lösung der 18 Artporträt hat NRW in Sachen Klima- und Na- Krisen und zur Sicherung unserer Le- Der Goldschakal turschutz keine Fortschritte gemacht. bensgrundlagen beitragen. Ob der frische Wind des neuen Mi- 19 Querbeet nisterpräsidenten in der verbleiben- Ich wünsche Ihnen einen frohen Aus- Beuys-Babys: Kunst trifft den Zeit dieser Legislaturperiode auch klang des turbulenten Jahres 2021. Blei- Natur in die richtige Richtung weht, bleibt ben Sie gesund und starten Sie gut ins abzuwarten. neue Jahr! 20 Zu guter Letzt Der NABU NRW steht bereit, an ei- Dr. Heide Naderer IMPRESSUM: Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland, Landesverband Nordrhein- ner nachhaltigen Ausrichtung unseres Vorsitzende des NABU NRW Westfalen, Völklinger Straße 7-9, 40219 Düsseldorf, Tel. 0211 / 1 59251-0, Fax 0211 / 159251-15 Bundeslandes mitzuwirken. Ich gehe Vorsitzende: Dr. Heide Naderer; Geschäftsführer: Bernhard Kamp fest davon aus, dass die Themen Biodi- Redaktion: Hannes Huber (HH), Birgit Königs (BKö) Redaktionsbeirat: Monika Hachtel, Stefan Wenzel, Manfred Aletsee, versität, Natur- und Artenschutz sowie Christian Volk, Bernhard Kamp natürlich Klimaschutz im Landtags- V.i.S.d.P.: Birgit Königs, Lena Dankert (NATZ – die jungen Seiten) Anzeigen: Anne Schönhofen, Tel. 0228 / 7667211, wahlkampf Hauptrollen spielen müs- Mail: media.agentur@nabu.de sen. Der NABU NRW wird sich aktiv Layout: Druckhaus Kruse e.K., 46244 Bottrop-Kirchhellen Druck: Dierichs Druck + Media GmbH, Kassel; Auflage: 76.302 Ex. mit seinen Themen in die Wahlkampf- Titel: Schleiereule. Foto: ondrejprosicky - stock.adobe.com Redaktionsschluss für Ausgabe 1/2022: 14.01.2022 zeit einbringen. Gedruckt auf 100% Recyclingpapier 2 NATURSCHUTZ in NRW 4/2021
Nachrichten aus NRW IMPULSE FÜR MOBILITÄTSWENDE Bündnis fordert Umdenken bei Eva Lisges klimaschädlicher Verkehrspolitik Treffen der Verbandspitzen von AbL und NABU NRW im Oktober in Das Bündnis „Aufbruch Fahr- sind gestellt. Jetzt gibt es die Sundern-Hagen. rad“ hat die Landesregierung Chance für die schwarz-gelben aufgefordert, ihren Entwurf Landesregierung zu zeigen, wie FÜR NATUR UND LANDWIRTSCHAFT zum Fahrrad- und Nahmobili- ernst sie es tatsächlich mit Kli- tätsgesetz grundlegend nachzu- maschutz und Mobilitätswende NABU und AbL im intensiven Austausch bessern. Es kritisierte insbeson- meint: 25 Prozent Radverkehrs- Bäuerliche Betriebe erhalten, weidete Flächen sind für die Na- dere, dass viele Regelungen zu anteil bis 2025 müssen in das die Weidetierhaltung besser tur wichtig, weil sie eine große unverbindlich und die Finanzie- neue Gesetz verbindlich auf- unterstützen und die Tierhal- Artenvielfalt beherbergen. So rung nicht dauerhaft gesichert genommen werden“, sagte die tung an die vorhandenen Flä- profitieren etwa viele Insekten- seien. Zudem fehle die klare NABU-Landesvorsitzende Dr. chen anpassen – all das sind arten vom Kot der Weidetiere zeitliche Perspektive. Heide Naderer. Ziele, die der NABU und die – und dienen selbst wiederum Die Forderungen nach 1.000 Die Mobilitätswende stand auch Arbeitsgemeinschaft bäuerliche zahlreichen Vögeln als Nah- Kilometern Radschnellwege bis im Zentrum des vierten NRW- Landwirtschaft (AbL) in NRW rung. Auch hinsichtlich Klima- 2025 für den Pendelverkehr und Naturschutztags, den NABU künftig verstärkt gemeinsam schutz und Tierwohl schneide 300 Kilometern überregionaler und NAJU NRW sowie die Na- verfolgen wollen. Das haben die die Beweidung meist besser ab Radwege pro Jahr, die Unterstüt- tur- und Umweltschutz-Aka- Verbandsspitzen im Oktober als die reine Stallhaltung. zung der Kommunen, die Ver- demie NRW unter das Motto vereinbart. Unstrittig ist, dass Beweidung besserung der Zusammenarbeit „Naturschutz ist Klimaschutz“ Nötig seien weiterhin auch sehr arbeitsaufwändig ist und zwischen Land und Kommunen gestellt hatten. Mobilitätspolitik kleinstrukturierte Betriebe, die die Erlöse diesen Aufwand oft- und die verbindliche Aus- und müsse zum Ziel haben, Verkehr Lebensräume erhalten und da- mals nicht abbilden. Die Rück- Fortbildung blieben im Gesetz- dort drastisch zu reduzieren, bei auskömmlich wirtschaften, kehr der Wölfe nach NRW ver- entwurf unberücksichtigt. Das wo er überflüssig, klima- und sowie eine flächengebundene größert diesen Aufwand weiter. Bündnis fordert zudem eine gesundheitsschädlich ist. Nach- Tierhaltung, bei der die Anzahl Mehrkosten müsse die Gesell- bessere Verankerung der Bür- haltige Mobilität stütze sich der gehaltenen Tiere an die be- schaft mittragen, damit Weide- gerbeteiligung. „Die Weichen zudem auf umweltfreundliche wirtschaftete Fläche angepasst tierhaltung finanzierbar bleibt. für das neue Fahrrad- und Verkehrsmittel wie Radverkehr ist. Insbesondere extensiv be- HH Nahmobilitätsgesetz in NRW und ÖPNV. BKö Gertrud Thören Gudrun Maxam Gudrun Maxam MEHR PLATZ FÜR FALTER! Ebenfalls Teil des vom Mi- der schmetterlingsfreundlichen Erste Auszeichnungen des NABU NRW nisterium für Umwelt, Land- Umgestaltung ihrer Flächen wirtschaft, Natur- und Ver- beraten. Schulungen sind auch Der NABU NRW hat im Rah- le die Auszeichnung (links), in brauchschutz NRW geförderten für das erste Halbjahr 2022 ge- men des Projektes „Mehr Platz Dormagen die evangelische Kita Projektes ist die Ausbildung von plant. Interessierte können sich für Falter – Jetzt wird´s bunt!“ „Am Märchenwald“ (Mitte) so- Multiplikator*innen. Seit No- unter www.platzfuerfalter.de die ersten schmetterlingsfreund- wie in Odenthal Annika und vember bildet der NABU NRW informieren und unter falter@ lichen Gärten ausgezeichnet. In Thomas Bode für ihren privaten „Falterfreund*innen“ aus – Na- NABU-NRW.de für die Kurse Duisburg erhielt die Gottfried- Garten (rechts). Weitere werden turinteressierte, die beispiels- anmelden. HH Wilhelm-Leibniz Gesamtschu- folgen. weise Kitas und Schulen bei 3 Weitere ausführliche Nachrichten gibt es unter www.NABU-NRW.de NATURSCHUTZ in NRW 4/2021
Natur erleben Gaby Schulemann-Maier Diesem Rotkehlchen dient ein Grabstein als Sitzwarte. Letzte Ruhestätten Friedhöfe gehören zu den letzten ruhigen Rückzugsräumen für Pflanzen und Tiere W enn Claus Walter über Fried- Gruppen zum Sport treffen, zusammen gril- Alter Baumbestand höfe erzählt, geht es wenig um len oder mit den Hunden spazieren gehen, Nicht jeder Friedhof blickt auf eine über den Tod und viel um das Leben. herrscht auf Friedhöfen meist eine große 200-jährige Geschichte zurück wie der Köl- Walter ist neben dem Kölner Melaten- Ruhe. Das tut nicht nur uns Menschen gut, ner Melatenfriedhof. Alte Bäume finden sich friedhof aufgewachsen. Als Kind war der sondern auch vielen Tieren.“ dennoch auf vielen Friedhöfen. Und das Al- Friedhof für ihn ein Spielplatz und der Ort, Das beobachtet auch Biologin Corinne ter der Bäume ist entscheidend. „Erst nach an dem er mit Freunden Eichhörnchen aus Buch. Sie arbeitet in der Biologischen Sta- ungefähr 80 Jahren kommen Eichen und der Hand füttern und Fledermäuse in den tion Westliches Ruhrgebiet und hat bereits Linden in ein Alter, in dem Spechte Höh- Grüften beobachten konnte. „Später, als zahlreiche Friedhöfe in Mülheim an der len hineinzimmern können“, sagt Walter. ich auf der einen Seite gewohnt und auf Ruhr floristisch kartiert. Seit 2021 leitet sie Mächtige, alte Bäume sind für viele Vögel, der anderen Seite gearbeitet habe, konnte das Projekt „Biodiversität auf Friedhöfen im aber auch für Fledermäuse, Insekten und ich morgens und abends auf dem Friedhof westlichen Ruhrgebiet“. andere Tiere lebensnotwenig und zugleich durchatmen – und Vögel beobachten. Es „Friedhöfe gehören zu den artenreichsten in vielen Städten – und selbst in Wäldern ging gar nicht anders: Irgendwann hatte Lebensräumen in unseren Städten und sind – Mangelware. ich die Vogelstimmen alle drauf“, sagt er. für die Biodiversität gerade in Ballungs- In Köln brüten Habicht und Sperber, Wald- räumen unersetzlich“, sagt sie. „Auch für ohreule und Waldkauz sowie Mittel- und Losgelassen hat ihn die Faszination, die von seltene und gefährdete Arten sind sie wich- Schwarzspecht auf Friedhöfen. Neun von in Friedhöfen und ihrer Tierwelt ausgeht, nicht tig – insbesondere für Magerkeitszeiger des Köln insgesamt elf Fledermausarten kom- mehr. 1985 gründete er mit seinem Freund Grünlandes und der Ackerbegleitflora. Di- men hier vor. Und im Totholz alter Bäume Gerd Joeken den AK Friedhöfe des NABU rekt und indirekt tragen Friedhöfe viel zur lässt sich selbst der imposante Nashornkäfer Köln und ist bis heute aktiv. „Friedhöfe sind Lebensqualität im Ballungsraum bei.“ beobachten. wunderbare Rückzugsräume inmitten der Was aber macht Friedhöfe für Pflanzen, Tie- Lebendige Hecken Stadt“, sagt Walter. „Während sich in Parks re und Menschen so wertvoll? In der ausgeräumten Agrarlandschaft sind 4 NATURSCHUTZ in NRW NRW4/2021 4/2021
Natur erleben ten sind ansonsten eher auf Magerrasen und weniger intensiv bewirtschafteten Äckern zu finden. Während Wiesen im Frühling und Sommer oft ein prächtiges Bild abgeben, entspricht die Optik vom Spätherbst bis in den Vor- frühling hinein nicht immer den Ansprü- chen und Gewohnheiten vieler Menschen. Dabei sind auch verblühte und vertrocknete Gräser und Kräuter für die Natur wichtig. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Jana Romero jede Wiesenfläche einen ordentlich gemäh- ten Rahmen braucht, damit die Menschen sehen, dass die Fläche nicht einfach verwil- Der alte Baumbestand auf dem Kölner Westfriedhof hat es diesem Gartenschläfer angetan. dert, sondern absichtlich so angelegt ist“, erzählt Walter. „Wir versuchen, den Nutzen über die Jahrzehnte viele Hecken ver- aus heimischen und früchtetragenden Ge- der Fläche zudem auf einem Schild zu erklä- schwunden. Auf vielen Friedhöfen gibt es hölzen besteht, etwa aus Holunder, Liguster ren. Wenn die Leute verstehen, warum wir sie noch – sofern sie nicht Sparmaßnahmen oder Eberesche. So finden Vögel, Insekten zum Opfer gefallen sind. Insbesondere in und Schlafmäuse nicht nur Verstecke, son- den 1990er-Jahren haben viele Kommunen dern auch Nahrung. begonnen, ihre Friedhöfe auszuräumen und Artenreiche Wiesen pflegeintensive Hecken zu roden. Übrig ge- Viele Kommunen wandeln heute Rasenflä- blieben sind mancherorts nur noch pflege- chen in blumenbunte Wiesen um – oftmals leichte Rasenflächen und Bäume. auch auf Initiative der örtlichen NABU- Ob Gartenschläfer, Zaunkönig oder Zilp Aktiven. Das macht sich in wachsenden zalp – für viele Tiere sind Hecken jedoch Beständen von Wildbienen und Schmetter- unverzichtbare Lebensräume. Dabei kommt lingen bezahlt. Da die Wiesen auf Friedhö- es weniger auf die Höhe als vielmehr auf fen nicht gedüngt werden, fühlen sich dort die Breite an. Damit Zaunkönige und Co. auch Pflanzen wohl, die magere Standorte darin ungestört brüten können, sollte die benötigen und auf den nährstoffreichen Hecke mindestens zweireihig angelegt sein. Äckern und Wiesen verdrängt werden (siehe Ansonsten sind die Nester für Katzen und Seite 10). andere Fressfeinde zu leicht auffindbar und Biologin Corinne Buch hat etwa floristische Karsten Keller auch menschliche Besucher, die rechts und Besonderheiten wie Frühlings-Fingerkraut links der Hecke entlangspazieren, kommen und Buntes Vergissmeinnicht sowie Acker- dem tierischen Nachwuchs zu nahe. Quellkraut und Ackerröte bei der Kartie- Und natürlich ist es wichtig, dass die Hecke rung der Friedhöfe entdeckt. Diese Raritä- Original und Kopie – viele Menschen freuen sich über viel Natur auf Friedhöfen. die Flächen so angelegt haben, steigert das die Akzeptanz enorm.“ Wasser ist Leben Was in Gärten funktioniert, bewährt sich auch auf Friedhöfen: Teiche bereichern die lebendige Vielfalt immens. Selbst in klei- nen Tümpeln siedeln sich Kröten, Molche und Frösche an, Libellen und andere In- sekten nutzen sie als Kinderstube. Wild- bienen kommen an heißen Sommertagen zum Trinken und Vögel nehmen ein erfri- schendes Bad. „Aus Sorge vor Unfällen mit Kindern sind viele Friedhofsverwaltungen zurückhaltend mit Teichen. Wenn sich das Marc Pfeifer Wasser ist Leben – auch Eichhörnchen haben Durst. 5 NATURSCHUTZ in NRW 4/2021
Natur erleben Aufgrund der Entstehungsgeschichte sind sie über das gesamte Stadtgebiet verteilt und dienen daher vielen Tier- und Pflanzenarten als Trittsteinbiotope. Sie liegen zwar nicht direkt nebeneinander, aber die Abstände zueinander sind so klein, dass halbwegs mobile Arten wie Insekten und Vögel die Distanzen überwinden können und sich somit ausbreiten und mit Artgenossen aus der Nachbarschaft paaren können. Für den Fortbestand der verschiedenen Arten ist diese Möglichkeit zur Ausbreitung und zur Vermischung des Genpools überlebenswich- tig. Friedhöfe sind daher gerade im sehr urbanen Raum oftmals auch wertvolle Ele- Claus Walter mente des Biotopverbunds. Trauer und Lebensfreude Alte Bäume, Hecken und viel Ruhe – parkartige Friedhöfe sind wertvolle Lebensräume. Selbstverständlich sind Friedhöfe in erster Linie Orte der Trauer, der Besinnung und Gelände entsprechend absichern lässt, sind Wertvoll für die Tierwelt sind auch die auf der Einkehr. Sie erfüllen jedoch nebenbei Teiche jedoch eine tolle Aufwertung für Friedhöfen oftmals häufigen Frühblüher. noch eine ganze Reihe weiterer Funktionen. Friedhöfe“, sagt Walter. Selbst Gewässer im Ob Schneeglöckchen, Krokusse oder Blau- Diese Ökosystemfunktionen stehen nicht in Hosentaschenformat nutzen der Tierwelt. sterne, Gefingerter Lerchensporn, Busch- Konkurrenz zur eigentlichen Bestimmung. Der NABU Köln etwa hat begonnen, klei- windröschen oder Echte Primel – gerade im Im Gegenteil: Sie unterstützen diese. ne steinerne Vogeltränken in der Nähe der zeitigen Frühjahr sind ihre Blüten nicht nur Friedhöfe sind etwa wichtig für das Stadt- Wasserzapfstellen zu installieren. optisch, sondern auch naturschutzfachlich klima. In den größtenteils mit Beton und Buntes Blütenangebot wertvoll, wenn ausgehungerte Hummelkö- Asphalt versiegelten Städten dienen sie als In blütenreichen Beeten, Rabatten und auf niginnen brummend die ersten Ausflüge grüne Lungen. Sie reinigen die Luft von den Gräbern selbst finden Insekten Pollen unternehmen. Feinstaub und anderen Schadstoffen. Wäh- und Nektar – sofern die Bepflanzung na- Dunkelheit und echte Nachtruhe rend Gebäude und Straßen die Hitze des turnah ist und nicht nur exotische Pflanzen Friedhöfe schließen üblicherweise mit Ein- Tages speichern, kühlt die Luft über dem zum Einsatz kommen. Hier hat der NABU bruch der Dunkelheit ihre Tore. Für die unversiegelten Boden in der Nacht ab. Re- die Erfahrung gemacht, dass es sich lohnt, Natur hat das gravierende Effekte: Nachts gen versickert und kann über die Pflanzen gehört der Friedhof Fledermäusen und langsam verdunsten – der Wasserhaushalt Nachtfaltern, Igeln und Bilchen, Erdkröten profitiert. und Käfern. In Städten, die nie zur Ruhe kommen und in denen nachts selbst in Friedhöfe der Zukunft Parks Menschen zusammenkommen, ist Während Parks und Grünzüge regelmä- das eine große Besonderheit – insbesondere ßig durch Bebauung bedroht sind, scheint auch mit Blick auf die Beleuchtung. der Flächendruck den Friedhöfen nichts Denn während große Teile unserer Städ- anhaben zu können. Wer würde schon eine te nachts massiv ausgeleuchtet sind, finden Wohnsiedlung auf einem Friedhof errich- Tiere auf Friedhöfe zumindest kleinere ten? So abwegig, wie das auf den ersten Blick Areale, in denen es wirklich dunkel wird. wirkt, ist das leider nicht. Auch Friedhöfe Das ist immens wichtig, denn „Lichtver- stehen unter Druck. Karsten Keller schmutzung“ ist für einige Tierarten keine Das kommt nicht zuletzt daher, dass sich Befindlichkeitsstörung, sondern ein echtes die Bestattungsformen seit Jahren verän- Problem. dern. Waren früher platzintensive Erdbe- Ob Ehrenmal oder Gruft, Grabkapelle oder alter Biotope als Trittstein stattungen der Normalfall, geht heute der Baumbestand: Auf Friedhöfen finden Fledermäuse wertvolle Quartiere. Wie alle Großstädte hat auch Köln im Laufe Trend hin zu kleinen Urnengräbern. Mitun- der Jahrhunderte eine Vielzahl an kleinen ter werden die Urnen noch nicht einmal in den Kontakt mit den Friedhofsgärtnerei- Dörfern „geschluckt“ – die Dörfer wurden Gräber versenkt, sondern kommen in einem en zu suchen, um für insektenfreundliche nach und nach eingemeindet. Und fast jedes Kolumbarium in eine Wandnische. Fried- Pflanzen zu werben. Da viele Menschen für Dorf hat einen Friedhof mitgebracht. In den wälder und einfachste anonyme Bestat- die Gräber ihrer Angehörigen einen Dauer- 86 Stadtteilen Kölns gibt es heute 55 städ- tungen in Rasenflächen werden verstärkt pflegevertrag abschließen, ist der Einfluss tische Friedhöfe. Manche sind nur einen nachgefragt. der Gärtnereien auf die Grabgestaltung halben Hektar groß, andere erstrecken sich In Köln bieten Friedhöfe auch so genannte groß. über stattliche 60 Hektar. Bestattungsgärten an – attraktiv gestalte- 6 NATURSCHUTZ in NRW 4/2021
Natur erleben Genossenschaft Kölner Friedhofsgärtner eG Bestattungsgarten auf dem Kölner Südfriedhof: Großzügige Gartenanlage mit integrierten Grabstellen und viel Platz für Insekten und Vögel. te Gärten, in denen die Gräber integriert In vielen Orten Nordrhein-Westfalens werden. Das klassische Einzel- oder Doppel- kümmern sich NABU-Aktive und andere grab ist vielerorts deutlich auf dem Rückzug. Naturfreund*innen darum, dass Friedhöfe Da ist es kein Wunder, dass Kommunen nicht nur ein Ort der Toten, sondern auch Friedhöfe entwidmen und verkleinern der lebendigen Vielfalt bleiben – sei es auf möchten, um Kosten zu sparen und Platz dem Terrassenfriedhof in Essen oder auf für neuen Wohnraum zu schaffen. Nicht den Friedhöfen Bottrops. Das ist kein neues nur für Ruhe suchende Menschen wäre Phänomen: In Köln haben die Aktiven bei das ein herber Verlust – da sind sich Claus ihrer Arbeit Nistkästen entdeckt, die ihre Walter und Corinne Buch einig: Für die Vorgänger 1940 aufgehängt haben. Dazu Stadtnatur sind Friedhöfe existenziell wich- Vogeltränken aus dem Jahr 1936 – damals tig. Während Buch verstärkt die Vegetation hieß der NABU noch „Bund für Vogel- kartieren wird, möchte der NABU Köln bis schutz“. Friedhöfe als Lebensraum zu be- 2025 alle Vogelvorkommen auf den städti- greifen und zu schützen, hat im NABU also schen Friedhöfen dokumentieren. Auch um eine lange Tradition. Und wer aufmerksam Argumente zu haben, wenn es darum geht, hinschaut, kann es nicht übersehen: Es Friedhofsflächen gegen andere Nutzungsan- lohnt sich! HH sprüche zu verteidigen. Fotos: Birgit Röttering Claus Walter Aus einer unscheinbaren Fläche (links) hat der NABU Köln ein buntes Fledermausbeet entwickelt. Einsatz für Fledermäuse in großer Höhe mit voller Sicherheitsausrüstung. 7 NATURSCHUTZ in NRW 4/2021
Hilfe für die Natur in Nordrhein-Westfalen Gemeinsam mit dem NABU NRW Tiere, Pflanzen und Lebensräume schützen Liebe Naturfreundin, lieber Naturfreund! Dürresommer wie in den beiden vergangenen Jahren blieben der heimischen Natur als Stresstest in diesem Jahr weitgehend erspart. Dafür haben die verheerenden Auswirkungen von Dauerregen, Über- schwemmungen und Hochwasser im Juli mit Todesopfern und großer Zerstö- rung uns alle tief erschüttert. Uns wurde überdeutlich vorgeführt, auf welche katastrophalen Ereignisse wir uns auch in unseren Breitengraden zukünftig klimabedingt einstellen müssen. Neben dem großen menschlichen Leid hat die Verwüstung auch die Natur schwer getroffen. Beides hängt miteinander zusammen und wir müssen die richtigen Schritte ergreifen, dass solche Ereignisse nicht wieder zu einer Kata- strophe führen. Die Natur hat ein beachtliches Regenerationspotenzial, aber dafür müssen wir Flüsse und Bäche wieder als dynamische Lebensräume aner- kennen, ihnen, wie der restlichen Natur, den nötigen Raum zurückgeben und unsere Eingriffe auf das Nötigste reduzieren. Mit der in diesem Sommer beim Landtag eingereichten und von über 115.000 Menschen im Land unterzeichneten Volksinitiative Artenvielfalt NRW haben wir neben der Sicherung von lebendigen Gewässern und Auen sieben weitere Forderungen an die Politik gestellt. Unsere Politiker*innen müssen dem unge- bremsten Verlust von Tieren, Pflanzen und Lebensräumen zwischen Rhein und Weser endlich auf allen Ebenen entgegenwirken. Die vielen erfolgreichen Arten- und Biotopschutzprojekte des NABU in Nordrhein-Westfalen sind ein eindrück- licher Beweis, dass der Schutz von Natur und Umwelt funktioniert und dass ein lebenswertes NRW für kommende Generationen keine Utopie ist. Helfen Sie mit Ihrer Spende, damit der NABU seltene Lebensräume wie Feucht- wiesen und Heiden am Niederrhein und im Münsterland oder das Große Torf- moor in Ostwestfalen auch in Zukunft erhalten kann. Lassen Sie uns gemeinsam mit praktischen Maßnahmen Falter und andere Insekten fördern, Greifvögel schützen und Amphibien retten. Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung! Ihre Dr. Heide Naderer NRW-Landesvorsitzende Fotos: Sandra Griesenbeck; Hans-Martin Kochanek; Sandra Malz, Picasa; Bernd Schaller.
NABU hstoff Holz. Der r al s ei n Forst für den Ro isch Wald ist m eh ächen als olog ök da fü r ei n, da ss ein Teil dieser Fl n, di e setzt sich und Pflan ze be ns rä um e fü r die vielen Tiere wertvolle Le n wird. hützt und erhalte dort leben, gesc In der intensi v genutzten räume selten Landschaft geworden. D sind artenre urch Flächen iche Lebens- kümmert sich kauf, Pacht der NABU um und Pflege im Land. Feuchtwiese n, Moore un d Heiden Selbst ehemalige „Allerweltsarte n“ wie Rauch- und Mehl- schwalbe stehen heute als gefä hrdet auf der Roten Liste. Mit konkreten Artenschutz-Maßnahm en hilft der NABU bedrohten Tierarten und Pflanzengesellsch aften in Nordrhein-Westfalen. Unser Spendenkonto finden Sie bei der Bank für Sozialwirtschaft IBAN: DE78 3702 0500 0001 1212 12 BIC-Code: BFSWDE33XXX Stichwort: Hilfe für Natur in NRW
Thema Wolfgang Jargstorff - stock.adobe.com Stickstoffquelle Nummer eins: Ein Teil des Stickstoffs gelangt sofort in die Atmosphäre statt in den Boden. Ernährungskrise ist die kritische Belastungsgrenze deutlich überschritten. Im übrigen Bundesgebiet sieht es kaum besser aus. Zu viel Stickstoff gefährdet die biologische Vielfalt Wie wirkt sich zu viel Stickstoff auf I n Sachen Ernährung gibt es in den Stickstoff ist lebenswichtig die Natur aus? westlichen Industriestaaten eine be- Auf den ersten Blick mag sich die Dramatik 1. Vegetation und Fauna verarmen denkliche Parallele zwischen Mensch nicht sofort erschließen. Stickstoffverbin- Auf hohe Stickstoffkonzentrationen im Bo- und Natur: Beide kämpfen mit zu viel dungen sind für Pflanzen lebenswichtig und den sind nur sehr wenige Pflanzen ange- ungesunden Nahrungsmitteln. Während ermöglichen ihnen ein kräftiges Wachstum. passt. Denn natürlicherweise überwiegen in Menschen zu viel Zucker konsumieren, Daher gehört Stickstoff auch zu den wich- Deutschland Landschaften mit niedrigem leiden Pflanzen und Lebensräume unter tigsten Düngern in der Landwirtschaft. Die oder mittleren Nährstoffniveau. Von den zu viel Stickstoff. Beides macht auf Dauer Entwicklung des Stickstoff-Kunstdüngers hohen Stickstoffwerten profitieren daher krank. nach dem Haber-Bosch-Verfahren hat die nur sehr wenige Arten, die sich dann mas- heute üblichen Ernteerträge erst möglich ge- senhaft vermehren und alle anderen Arten „Der Stickstoffüberschuss in unseren Land- macht. Wo ist also das Problem? verdrängen. schaften ist eines der Top 3-Themen im Na- Auf alle Flächen in Deutschland gelan- Typisch sind etwa Wiesen, auf denen nur turschutz“, sagt Dietrich Cerff, Vorstands- gen heute über die Luft enorme Mengen an noch Gräser und der gelbe Löwenzahn blü- vorsitzender der NABU-Naturschutzstation Stickstoff. Besonders stark schlägt sich der hen, statt einer bunten Vielfalt an Kräu- Niederrhein. „Kaum ein anderes Problem Nährstoff in Landschaften mit hoher Vege- tern wie Salbei, Margerite, Flockenblume, macht der biologischen Vielfalt so sehr zu tation nieder, etwa in Wäldern. Und natür- Kartäusernelke und Klappertopf. Im Wald schaffen – und kaum ein anderes steht den- lich sind auch Schutzgebiete betroffen. Die verdrängen Brennnessel, Brombeere und noch so wenig im Fokus der Öffentlichkeit.“ Folge: In fast allen Schutzgebieten in NRW Springkraut die natürliche Vegetation. „Die Flächen sind zwar üppig grün, es fehlt aber der bunte Reichtum an Arten“, sagt Cerff. „Und wo die Pflanzenvielfalt einbricht, schwindet auch die Vielfalt der Tiere.“ 2. Mikroklima Verschärft wird der Rückgang der Tier- NABU/Marcus Bosch NABU/Natalie Meyer artenvielfalt durch die Veränderung des Mikroklimas in einst nährstoffarmen Le- bensräumen. Wo zuvor die Sonne durch die schüttere Vegetation hindurch den Boden erwärmte und wärmeliebende Insekten Le- Grün-gelb statt bunt: Nährstoffreiche und artenarme Löwenzahnwiese gegenüber nährstoffarmer und artenreicher Blumenwiese. Doch selbst Löwenzahnwiesen sind inzwischen selten, weil der Löwenzahn bensraum fanden, beschatten heute hohe weggespritzt wird – die Blattrosetten nehmen den ertragreicheren Gräsern zu viel Platz weg. Gräser und Brennnesseln den Boden. Für 10 NATURSCHUTZ in NRW 4/2021
Thema viele Insektenarten sind diese Lebensräu- Genau genommen: me zu schattig und zu feucht – und damit Stickstoffverbindungen verloren. 3. Schädigung von Raupen Unsere Luft besteht zu 78 Prozent aus Vor allem bei Eichen ist bekannt, dass sich molekularem Stickstoff (N2). In dieser bei zu hohen Stickstoffkonzentrationen die Form ist er unkritisch. Problematisch Blätter so verändern, dass sie für Schmet- sind Stickstoffverbindungen wie Stick- NABU/Oscar Klose terlingsraupen nicht mehr verträglich sind. oxide oder Ammoniak, die in zu großer Was für den Forst zunächst positiv klingen Menge vorliegen. Wenn im aktuellen mag, hat für die Natur insgesamt fatale Fol- Zusammenhang von Stickstoff die Rede gen. Denn viele Vögel brüten genau dann, ist, sind diese Stickstoffverbindungen wenn sich die Raupen über das Eichenlaub gemeint. Ausgeschwemmte Nährstoffe landen in Gewässern und hermachen – und füttern mit den Larven lassen sie „umkippen“. ihre stets hungrigen Küken. Ohne Raupen verhungert der Vogelnachwuchs. 5. Grundwasser, Seen und Flüsse Atmosphäre. Ein weiteres Drittel stammt 4. Saurer Boden Waldböden können bis zum hundertfa- aus Auspuffen und Schornsteinen. Es wird Stickstoff, der in Form von Ammoniak in chen ihres natürlichen Stickstoffgehalts bei Verbrennungsprozessen frei. den Boden gerät, führt zur Versauerung. In speichern. Inzwischen sind jedoch in der Folge werden wichtige Mineralstoffe aus vielen Böden die Puffer randvoll. Da- Wie sehen die Lösungen aus? dem Boden gespült und im schlimmsten her schwemmt der Regen neu hinzu- Es hilft nur eines: Die Stickstoffemissionen Fall für Pflanzen giftiges Aluminium freige- kommenden Stickstoff aus. Das belas- müssen runter! Beim Autoverkehr waren setzt. Während den Bäumen also Stickstoff tet das Grundwasser – und damit unser nicht ohne Grund die Umweltverbände so in Hülle und Fülle zur Verfügung steht, feh- Trinkwasser. Auch viele Seen, Flüsse hinterher, dass die Abgasreinigung besser len andere Nähr- und Mineralstoffe. Dann und Meere leider sehr unter zu hohen wird und die kriminellen Abschaltvorrich- wachsen Bäume zwar stark, werden dabei Stickstoffkonzentrationen. tungen verfolgt werden. Denn die Abgas- aber krank – wie ein Mensch, der zu viel 6. Feinstaub reinigung soll den Ausstoß von Stickoxiden Zucker isst. Schlecht ausgebildete Wurzeln, Als Ammoniak freigesetzter Stickstoff reduzieren. dürre Kronen und Bäume, die anfällig sind reagiert mit anderen Luftschadstoffen Noch wichtiger sind Änderungen in der gegen Stürme und Krankheiten, sind die und bildet Feinstaub – eine Gefahr für Landwirtschaft. Insgesamt gilt es, das Folge. die menschliche Gesundheit. Düngeniveau zu senken – und damit den Verschärft wird das Problem dadurch, dass Stickstoffüberschuss. Daneben hat die neue saure Böden zwar für Bakterien attraktiv Woher kommt der Stickstoff? Düngeverordnung endlich festgeschrieben, sind, nicht aber für Pilze. Fast alle Bäume In Deutschland stammen rund zwei Drit- dass Gülle emissionsarm ausgebracht wird – leben jedoch in Symbiose mit Pilzen im Bo- tel der Stickstoffemissionen aus der Land- sie muss also etwa mit Schläuchen direkt auf den, dem so genannten Mykorrhiza. Geht es wirtschaft. Vor allem bei der Düngung den Boden gebracht statt großräumig ver- den Pilzen im Boden schlecht, leiden auch mit Gülle oder Stickstoff-Kunstdünger spritzt werden. In anderen Ländern gibt es die Bäume. gelangen Stickstoffverbindungen in die diese Regelung bereits seit Jahrzehnten. Eine zentrale Stellschraube ist zudem die Tierhaltung. Hier gilt es, die großen Tier- dichten zu verringern – also weniger Tiere pro Fläche zu halten, wie es in der Biohal- tung schon heute vorgeschrieben ist. Zum einen steht damit mehr Fläche zur Verfü- gung, um die Gülle auszubringen. Zum an- deren kann ein größerer Anteil des Futters direkt vor Ort produziert statt importiert werden. Denn wer Viehfutter aus Südame- rika einschifft, importiert damit auch den darin gebundenen Stickstoff. Und was kann jeder Einzelne tun, um die Stickstoffüberschüsse zu reduzieren? Weni- kichigin19 - stock.adobe.com ger Auto fahren, Ökostrom beziehen und so den Kohleausstieg beschleunigen, weniger Fleisch konsumieren und wenn, dann auf bio achten, um den Einsatz von Mineral- dünger und importiertem Viehfutter zu re- duzieren. Klar ist: Für den NABU wird das Thema Stickstoffüberschüsse noch jahrelang Stickstoffquelle Nummer 2: Abgase aus Verbrennungsmotoren. weit oben auf der Agenda stehen. HH 11 NATURSCHUTZ in NRW 4/2021
Thema Bernd Schälte / Landtag NRW Naturschutzgesetz auf Abwegen CDU und FDP wollen Landesnaturschutzgesetz schwächen D ie Novelle des Landesnaturschutz- den zugrunde liegenden Flächenverbrauch ensvotum gegenüber der Fachkompetenz in gesetzes droht den Naturschutz zu einzudämmen, der etwa durch neue Bauge- den Bezirksregierungen“, kritisieren BUND, schwächen und die Naturschutz- biete oder Straßenbauten verursacht wird NABU und LNU. Aktiven im Land auszubremsen. Zu die- und Kompensationen überhaupt erst nötig Die geplante Änderung zeuge von fragwür- sem Schluss kommen NABU, BUND und macht. Der dramatische Schwund der biolo- digen Motiven. So sollen die Beiräte binnen LNU in einer gemeinsamen Stellungnah- gischen Vielfalt würde so weiter angeheizt, einer Frist von sechs Wochen Stellungnah- me, die Ende September an den Landtag warnen die Naturschutzverbände. men abgeben, um Verfahren zu beschleu- ging. Die Verbände fordern CDU und FDP nigen. Dazu müssten jedoch die Natur- dringend auf, ihre Änderungsvorschläge Mehr Druck auf Naturschutzbeiräte schutzbeiräte sehr viel öfter als bisher tagen. zurückzuziehen. Die Gesetzesinitiative der Regierungsfrak- Das führe zu einem Mehraufwand in den tionen sieht zudem vor, dass die ehrenamt- Verwaltungen, der an anderer Stelle von „Der vorgelegte Änderungsentwurf behin- lich besetzten Beiräte künftig in sehr viel denselben Parteien beklagt wird. Häufigere dert und schwächt die konsequente Um- kürzerer Zeit Stellungnahmen zu örtlichen Sitzungstermine mit zugleich höherem Zeit- setzung des wichtigen naturschutzrecht- Planverfahren abgeben müssen. Zudem druck erschweren zudem das ehrenamtliche lichen Instruments der Eingriffsregelung sollen bei strittigen Planungen die Bezirks- Engagement und machen dieses unattraktiv, in NRW“, heißt es in der Stellungnahme. regierungen als übergeordnete Instanzen warnt der NABU. HH CDU und FDP versuchten, Kompensati- nicht länger beteiligt werden. „Das geht zu onsmaßnahmen für Eingriffe in Freiflächen Lasten des Naturschutzes, ist ein Affront ihrerseits als Flächenverbrauch zu titulieren gegen das ehrenamtliche Engagement in und diese deutlich zu reduzieren – anstatt den örtlichen Beiräten sowie ein Misstrau- 12 NATURSCHUTZ in NRW 4/2021
Thema Bernd Schaller Am 23. Juli 2020 hatten NABU, BUND und LNU vor dem Landtag den Startschuss für die Volks initiative gegeben. Am 9. November 2021 enttäuschte der Umweltausschuss dann alle Hoffnungen. Volksinitiative abgelehnt Schwarz-Gelb ignoriert Stimmen für mehr Artenvielfalt F assungslosigkeit bei NABU, BUND Umweltpolitikerinnen und Umweltpolitiker Fataler NRW-Sonderweg beim und LNU: Mit den Stimmen von von CDU und FDP klar für ein „Weiter so“ Insektenschutz CDU und FDP hat der Umweltaus- entschieden. Besonders fatal ist die Ablehnung der Volks- schuss des Landtags am 9. November die initiative vor dem Hintergrund der jüngsten Forderungen der Volksinitiative Artenviel- „Bittere Enttäuschung“ Vorgänge im Naturschutz in NRW – etwa falt NRW rundum abgelehnt. Die Initiato- „Das ist eine bittere Enttäuschung für uns, beim Insektenschutz: Während andere rinnen und Initiatoren kritisieren diesen für alle 115.000 Unterstützerinnen und Un- Bundesländer das Insektenschutzpaket des Beschluss scharf und bezeichnen ihn als terstützer der Volksinitiative und für die Bundes umsetzen, versucht NRW, das auf „Schlag ins Gesicht von mehr als 115.000 gesamte Natur in unserem Land. CDU und Bundesebene mühsam beschlossene Vorha- NRW-Bürger*innen, die vom Landtag FDP müssen damit die Verantwortung für ben aufzuweichen. So hat etwa das NRW- die Verabschiedung eines Handlungspro- den zunehmenden Verlust an Artenvielfalt Umweltministerium einen Erlass herausge- gramms Artenvielfalt NRW eingefordert und die ökologische Verarmung NRWs über- geben, der umfangreiche Ausnahmen vom hatten.“ SPD und Grüne haben für die nehmen“, sagte die NABU-Landesvorsitzen- Verbot von Pflanzenschutzmitteln in Natur- Volksinitiative gestimmt. de Dr. Heide Naderer. schutzgebieten vorsieht. Demnach sollen in Die Naturschutzverbände kündigten an, NRW Betriebe von den neuen Auflagen be- Angesichts des fortschreitenden Arten- trotz der akuten Enttäuschung weiter für die freit werden können, wenn 30 Prozent ihrer schwunds und des ungebremsten Flächen- Inhalte der Volksinitiative zu kämpfen. Nach Ackerfläche in Naturschutzgebieten liegen fraßes sei dies ein „naturschutzpolitischer der aktuellen Entscheidung des Umweltaus- oder sie Umsatzeinbußen von 15 Prozent Offenbarungseid“. CDU und FDP hätten schusses wird sich der Landtag Ende Novem- nachweisen können. damit die Chance verpasst, zum Ende der ber – und damit nach Redaktionsschluss die- Der NABU kritisierte das scharf. „Hier Legislaturperiode etliche Fehlentwicklungen ser Ausgabe – noch einmal abschließend mit wird – offenbar in enger Abstimmung mit der vergangenen Jahre zu korrigieren und die der Volksinitiative befassen müssen. In der den Landwirtschaftsverbänden und ohne Weichen für mehr Artenvielfalt in NRW zu Regel folgt er jedoch den Voten der fachlich Kooperation mit dem Naturschutz – be- stellen, klagten die Verbände. zuständigen Ausschüsse. „Wenn hier und absichtigt, bundesrechtlich vorgegebene NABU, BUND und LNU hatten mit der jetzt nicht die Forderungen der Volksinitia- Regelungen zu unterhöhlen“, sagte Naderer. Volksinitiative acht zentrale Handlungsfelder tive aufgenommen werden, dann werden es Offenbar sehe die Landesregierung den kon- für mehr Artenvielfalt aufgezeigt und einen die Wählerinnen und Wähler an der Wahl- sequenten Schutz der Naturschutzgebiete grundsätzlichen Politikwechsel eingefordert. urne am 15. Mai 2022 tun. Bei der Land- nicht als prioritäre Aufgabe an. Ob in der Gewässerschutz- oder Waldpolitik, tagswahl entscheiden wir alle, wie es mit der BKö/HH ob beim Stadtnaturschutz oder der Landes- Bekämpfung der Klima- und der Artenkrise planung – überall haben sich die zuständigen in NRW weitergeht“, sagte Naderer. 13 NATURSCHUTZ in NRW 4/2021
NABU vor Ort D er NABU NRW ist mit der Em- schergenossenschaft und dem Lip- peverband (EGLV) eine Koopera- tion eingegangen, um die Themen Umwelt- schutz und Biodiversität voranzubringen und die Anpassung an den Klimawandel voranzutreiben. Die EGLV sind öffentlich- rechtliche Wasserwirtschaftsunternehmen und Deutschlands größte Abwasserentsor- ger und Betreiber von Kläranlagen. Der NABU NRW wird sich im Rahmen der Klaus Baumers Kooperation unter anderem aktiv in die Umsetzung des Biodiversitätsprogramms der EGLV einbringen. Beim Start der Kooperation: Carla Große-Kreul (EGLV), Prof. Dr. Uli Paetzel (EGLV-Vorstandsvorsitzender), Dr. Heide Naderer (Vorsitzende NABU NRW) und Manuela Menn (Leitung Projektkoordinatorin Kooperati- „Zusammen mit EGLV werden wir weiter on Emschergenossenschaft beim NABU NRW). an der ökologischen Umgestaltung und Verbesserung einer blau-grünen Region Naturschutz arbeiten. Damit wird diese Kooperation zu einer wichtigen Schnittstelle für mehr Artenvielfalt an Emscher und Lippe“, sagte und Wasserwirtschaft die N ABU-Landesvorsitzende Dr. Heide Naderer. Gemeinsam möchte man die Menschen künftig durch digitale Angebote, Mitmach- NABU kooperiert mit Emschergenossenschaft und Lippeverband Aktionen an Gewässern und Bildungs- projekte sensibilisieren und zur Teilhabe bewegen. So entsteht beispielsweise eine Kreis Unna testen NABU und EGLV etwa stehen, sowie zahlreiche Amphibien, Fleder- Arten-Melde-App, mit der alle Menschen an neue, extensive Bewirtschaftungsverfahren mäuse, Libellen und seltene Pflanzen. Durch Emscher und Lippe zukünftig standortge- für Grünflächen. An einem Hochwasser- die nun anstehende zweite Ausbaustufe wird nau Tiere, Pflanzen und Pilze melden und rückhaltebecken in Castrop-Rauxel-Ickern sich dieser Zustand nochmals verändern. so bei der wissenschaftlichen Datenerhe- entstand unter dem Motto „Natur auf Zeit“ NABU und EGLV wollen gemeinsam gute bung helfen können. bereits ein vielfältiger Lebensraum. Der Lösungen finden – sowohl für den Hoch- Die Kooperation baut auf Projekten auf, die NABU konnten dort 58 Vogelarten nach- wasserschutz als auch für die dortigen Tier- vor Ort bereits startfinden. An der Körne im weisen, von denen 34 auf der Roten Liste und Pflanzenwelt.HH NABU tagt in Hagen Landesvertreterversammlung im Zeichen der Klima- und Biodiversitätskrise D ie NABU-Landesvertreterver- „Insbesondere der Einsatz von Pestiziden Die Delegierten verabschiedeten eine Reso- sammlung in Hagen im August in Schutzgebieten erfolgt größtenteils wei- lution zur Biodiversitätskrise, in der sie auch stand im Zeichen der Klima- und ter ohne Einschränkung und Rücksicht auf die Naturschutzszene aufrufen, das eigene Biodiversitätskrise. Dr. Martin Sorg vom ihren eigentlichen Zweck – nämlich den Handeln noch konsequenter an den Nach- Entomologischen Verein Krefeld kritisier- Schutz der Natur mit all ihren Tieren und haltigkeitsprinzipien auszurichten. „Wir te in seinem Bericht zum Insektenschutz, Pflanzen“, sagte Sorg. Die Verantwortung müssen jetzt handeln – jeder Einzelne. Für dass nach wie vor zu viele Pestizide in der dafür liege in der Hand der Naturschutzbe- die Transformation hin zu einer nachhalti- Landwirtschaft eingesetzt würden – auch hörden auf kommunaler Ebene. Sorg forder- gen und sicheren Zukunft schließt sich lang- wenn einige bienengefährliche Insektizide te daher die NABU-Aktiven auf, die Kom- sam aber sicher das Zeitfenster“, erklärte mittlerweile verboten sind. munen dazu zu drängen, die Schutzgebiets- Dr. Heide Naderer, Vorsitzende des NABU verordnungen entsprechend zu ändern. NRW. Der deutliche Rückgang von Insekten 14 NATURSCHUTZ in NRW 4/2021
NABU vor Ort Neustart der Kita- NaturbotschafterInnen Vanessa Burneleit Ausbildung geht nach erzwungener Corona-Pause weiter D ie Ausbildung der Kita-Natur- Aktuell bildet der NABU NRW in Es- botschafterInnen nimmt wieder sen, Münster und Ostwestfalen-Lippe 54 Fahrt auf. Nachdem Corona ein- Senior*innen aus. Parallel zur zweijährigen einhalb Jahre lang Präsenzveranstaltungen Ausbildung engagieren sich die Teilneh- und ehrenamtliches Engagement in Kitas menden bereits jetzt in einer Kita vor Ort unmöglich gemacht hat und die Teilneh- und gestalten dort gemeinsam mit Kin- menden sich nur online und im Selbststu- dern und Eltern einen Teil des Außengelän- Anika Telaar dium weiterbilden konnten, laufen die re- des naturnah um. Dank der Förderung im gulären Workshops seit Sommer 2021 wie- Bundesprogramm Biologische Vielfalt und der an – zur großen Freude der Gruppen. durch das Umweltministerium NRW ist die Ausbildung kostenlos. Sie wird auch in Rheinland-Pfalz und Saarland angeboten. Das Handbuch zur Ausbildung ist online verfügbar – kostenfrei für alle Interessier- ten. In zehn Kapiteln bietet es Hintergrund- wissen, Praxistipps und Schritt-für-Schritt- Anleitungen sowie passende Spiel- und Bas- telideen: www.kita-naturbotschafter.de HH Mitmachen Den nächsten Jahrgang bildet der NABU 2023 aus. Wer sich derweil in anderen Projekten engagieren möchte, findet eine Anika Telaar Übersicht unter www.NABU-NRW.de/ wir-ueber-uns/projekte. und Feldvögeln sei in ganz NRW zu beob- net. Seit Anfang der achtziger Jahre ist Wille achten. Gleichzeitig drohe das Worst-Case- im Naturschutz am Niederrhein engagiert Szenario des Weltklimarats Realität zu wer- – vor allem im NABU auf Kreis- und Lan- den, das eine Erhitzung der Erde um 3,3 bis desebene. Von 1992 bis 2001 war er stell- 5,4 Grad bis 2100 beinhaltet. vertretender NABU-Landesvorsitzender. Verbandsintern gab es Erfolge zu vermelden: Im Juli 2020 wechselte Wille nach fast drei Die Zahl der NABU-Mitglieder in NRW Jahrzehnten als Vorsitzender der NABU- stieg 2020 auf über 108.000 Mitglieder. Das Naturschutzstation in den Aufsichtsrat, um Vermögen der NABU-Stiftung Naturerbe sich zukünftig stärker politisch zu engagie- NRW wuchs auf über 2,1 Millionen Euro ren. Das Konzept der Biologischen Stationen an. Aus den Erträgen flossen 29.000 Euro in mit auf den Weg gebracht zu haben, zählt zu Projekte des Natur- und Umweltschutzes. Willes größten Erfolgen. BKö Goldene Ehrennadel für Birgit Königs Volkhard Wille Der NABU NRW hat Dr. Volkhard Wille Dr. Heide Naderer überreicht Dr. Volkhard Wille mit der Goldenen Ehrennadel ausgezeich- die Goldene Ehrennadel samt Urkunde. 15 NATURSCHUTZ in NRW 4/2021
NATZ, die jungen Seiten Das Ja hresprogra mm der NAJU NRW „Raus statt Zuhaus“ mit allen Freizeiten und Se minaren für 2022 ist Ende des Ja hr es online unter w w w.NAJU-NRW .de/seminare- Segel setzen auf offener See kostet mitunter etwas Überwindung. und-freizeiten zu finden. Du möch- test als Teamer*in bei Freizeiten dabei sein? Dann Bauernhof, Nordsee, Schweden – melde dich in der NAJU-Landesges chäftsstelle! endlich wieder NAJU-Freizeiten haben. In der zweiten Woche stand ein viel- fältiges Programm von Naturbeobachtung Teilnehmende freuen sich über vielseitiges Angebot in den bis Geo-Caching auf dem Plan. Schwimmen Sommermonaten im See und Fluss sowie Lagerfeuerabende N mit Gitarre durften natürlich nicht fehlen. achdem 2020 ein Großteil der Auf dem Programm stand etwa die Bauern- Egal wo die Reise hinführte: Die Teilneh- Ferienfreizeiten ausgefallen ist, hoffreizeit in der Nähe von Velbert. Zwi- menden der Sommerfreizeiten waren be- herrschte auch 2021 zunächst Un- schen Wald und Wiesen schlugen Kinder geistert und erste Anmeldungen für 2022 gewissheit. Umso größer war die Freude, ihre Zelte auf, lernten das Hofleben hautnah treffen bereits ein. als die Sommerfreizeiten doch stattfinden kennen und durften beim Füttern der Tiere Ohne das Engagement der ehrenamtlichen konnten. Nach Monaten geschlossener und bei der Ernte anpacken. Erstmals stand Teamer*innen sind die Freizeiten kaum Schulen, ausgefallener Freizeitangebote auch die Insel Borkum auf dem Reiseplan. möglich. Für ihren Einsatz erwartete sie ein und abgesagter Reisen ging es ausgestat- Dort lernten die NAJUs viel über die Nord- besonderer Dank: Die NAJU NRW lud zu tet mit Hygienekonzept wieder gemeinsam seeküste und ihre Tier- und Pflanzenwelt. einem Segelwochenende auf das Segelschiff raus in die Natur. Für die Teilnehmenden war die Wattwande- Madraque ein. Bei Windstärke sechs ging rung ein ganz besonderes Highlight. es von Harlingen zu der Insel Terschelling. Mittlerweile seit 15 Jahren sind die beiden Dort führte eine Wanderung durch einsame Segelboottouren im Ijsselmeer und in der Heide und Dünenlandschaft zum Nord- Nordsee fester Bestandteil des Sommerpro- strand, wo besonders Mutige bei herbstli- gramms. Hier gab es 2021 wieder Abwechs- chen Temperaturen in der Nordsee bade- lung pur: bei stürmischem Wetter Segel ten. Die Abende verbrachte die Gruppe in setzen, sonnenbaden an Deck, abkühlen in geselliger Runde an Bord. Das Wochenende der See und gemütliche Abende abseits der war eine gute Gelegenheit, um sich zu ver- Häfen im Watt. netzen, auszutauschen und neue Pläne zu Die Kanutour in Schweden feierte Jubiläum: schmieden. Seit zehn Jahren veranstalten NAJU NRW Die NAJU NRW freut sich auf das kommen- und NAJU Niedersachsen diese Tour. In de Jahr – hoffentlich wieder mit vielen Frei- diesem Jahr ging es zum Fluss Ronnebyån. zeiten in der Natur. Mit dem Kanu durch Schwedens Natur – seit zehn Jahren ist die Tour ein Höhepunkt im Wechselhaftes Wetter mit Regen und Ge- Sommerprogramm der NAJU. genwind konnte der Reisegruppe nichts an- Text und Fotos: Christian Volk 16 NATURSCHUTZ in NRW 4/2021
NATZ, die jungen Seiten Zur JugendLeiterCard in einer Woche Erlebnisreiche Woche voller Theorie und Praxis W as BFDlerin Emily am besten und wie die „Sustainable Development an der JuLeiCa-Woche in Ha- Goals“ ein Kinder- und Jugendprojekt be- gen gefallen hat? Dass sie so gleiten können. vielseitig war. In den ersten beiden Tagen Spiele und Aktionsideen konnten die lernten sie und die anderen Teilnehmenden Teilnehmenden direkt ausprobieren. Aus zunächst die theoretischen Grundlagen Naturmaterialien entstanden Kunstwer- für Freizeiten sowie Kinder- und Jugend- ke und „Fantasietiere“, als Gruppe stell- gruppenstunden kennen, etwa Rechte und ten sie einen Baum mit all seinen Funkti- Pflichten für Gruppenleiter*innen, ver- onen nach und beobachteten Insekten mit schiedene Führungsstile, Missbrauchsprä- Becherlupen. Zum Abschluss setzten die vention und Tipps für Verhalten in schwie- Teilnehmenden ihr neues Wissen direkt rigen Situationen. um und planten sowie präsentierten eigene Gruppen-Aktionen. Am dritten Tag ging es im Modul III zur Besonders schön war es für die Teilneh- Artenkenntnis um den Themenbereich Or- menden zu erleben, wie aus verschiedenen nithologie. Der Fokus lag auf den verschie- Menschen eine Gemeinschaft wurde. Die denen Vögeln in der Stadt. Durch interakti- Abende verbrachten sie zusammen, spielten ve Einheiten und Gruppenarbeiten stieg die Gemeinschaftsspiele oder Tischtennis und Gruppe tief in die Thematik ein. saßen mit Stockbrot am Lagerfeuer. An den letzten beiden Tagen der JuLeiCa- Auch im kommenden Jahr bietet die NAJU Woche stand viel praktische Arbeit auf dem NRW einzelne JuLeiCa-Module und ganze Tagesplan. Hierbei wurden die Grundla- JuLeiCa-Wochen an. gen der Umweltbildung und Naturpädago- Infos unter www.NAJU-NRW.de/ Eine JuLeiCa-Woche voller Erlebnisse – ob tags- gik vermittelt, was sich hinter „Bildung für seminare-und-freizeiten. über beim Vögelbeobachten oder abends am Nachhaltige Entwicklung“ (BNE) versteckt Text und Fotos: Emily Oehlert Lagerfeuer. D Neue Projekte, neue Gesichter ie NAJU NRW wächst und freut sich über zwei neue Projekte so- wie über neue Mitarbeiterinnen. Nathalie Wegner übernimmt als neue Ge- Die NAJU NRW auf Wachstumskurs schäftsführerin die Leitung der Landes- geschäftsstelle in Düsseldorf. Zuvor war Laura Krisam verstärkt die NAJU als Jugend- Die Studentinnen Lina Martin und Lara die Naturschutzbiologin im Energiebil- bildungsreferentin und Veranstaltungskoor- Baumanns koordinieren das Hochschul- dungsteam der Verbraucherzentrale NRW dinatorin. Die Leitung des JugendUmwelt- gruppen-Projekt der NAJU. Es bringt das tätig. Mobils übernimmt die Geologin Josephine Thema Naturschutz auf den Campus und Berndt. Gemeinsam mit Laura koordiniert unterstützt Studierende bei der Gründung sie das neue Projekt „Trashbusters – fight eigener NAJU-Hochschulgruppen. the plastic wave“ und sagt der Müllflut den Zudem heißt die NAJU NRW E mily Oehlert, Kampf an. Als Projekt-Auftakt sammelten Charlotte Kranenberg und Melanie Szirnik Mülljäger*innen bereits am Küstenputz- als neue BFDlerinnen herzlich willkommen. tag im September Müll. Im Frühjahr 2022 geht es dann richtig los: Mit einer interakti- Kontaktdaten: www.NAJU-NRW.de/die-naju/geschaeftsstelle ven Wanderausstellung und Workshops zu den Themen Müll und Recycling bringt das Projektinfos: JugendUmweltMobil Trashbusters direkt www.NAJU-NRW.de/projekte Foto: privat an die Schulen. Mit im Gepäck ist auch ein Text: Lena Dankert Nachhaltigkeitskoffer mit Bildungsmateri- Nathalie Wegner ist neue Geschäftsführerin alien und Aktionsideen zur Gründung von der NAJU NRW. Cleanup- oder Nachhaltigkeits-AGs. 17 NATURSCHUTZ in NRW 4/2021
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