UNION-Gelände Aalen: Von der Schuhcreme- und Bohner-wachsfabrik zum Dienstleistungszentrum des Ostalbkreises
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UNION-Gelände Aalen: Von der Schuhcreme- und Bohner- wachsfabrik zum Dienstleistungszentrum des Ostalbkreises
UNION-Gelände Aalen: Von der Schuhcreme- und Bohnerwachsfabrik zum Dienstleistungszentrum des Ostalbkreises Herausgeber Klaus Pavel, Landrat Redaktion Martin Brandt, Personal und Organisation Susanne Dietterle, Pressesprecherin Dr. Bernhard Hildebrand, Kreisarchivar Fotos Festschrift 1932: Lisel Koepf Luftbild 1956: Stadtarchiv Aalen Ansichten von 1969 und 1973: Bildarchiv Hildebrand Aktuelle Fotos: Dr. Bernhard Hildebrand, Sandra Ott, Manuela Rathgeb sowie Grafiken und Pläne der am Wettbewerb beteiligten Architekten Lektorat Susanne Dietterle Gestaltung und Layout Dr. Bernhard Hildebrand Druck Wahl-Druck Aalen © Landratsamt Ostalbkreis Stuttgarter Straße 41 73430 Aalen www.ostalbkreis.de Aalen 2018
UNION-Gelände Aalen: Von der Schuh- creme- und Bohnerwachsfabrik zum Dienstleistungszentrum des Ostalbkreises Tradition endet und Neues beginnt Als im Juni 1987 das Aus der UNION-Werke öffentlich gemacht wurde und das Unternehmen am Ende des Jah- res endgültig seine Tore schloss, endete nach 120 Jahren die Geschichte der Traditionsfirma in Aalen. Knapp dreißig Jahre lang lag das Gelände anschließend in ei- nem dornröschenähnlichen Schlaf, bis sich der Eigentü- mer Dr. Hans-Gilg Naegele im Frühjahr des Jahres 2016 überraschend entschloss, das Areal zu veräußern. Im Rahmen eines anonymen Bieterverfahrens am 15. April 2016 gelang es dem Ostalbkreis, das Gelände ent- lang der Wilhelm-Merz-Straße in Aalen zu ersteigern. beiten der Stadt- und der Kreisverwaltung konnten im Konnte man mit dem Bezug des Ostalbkreishauses in der Frühjahr 2018 ein EU-weites Bewerbungsverfahren und Stuttgarter Straße 41 im Jahr 1984 alle im Aalener Stadt- in einem zweiten Schritt das eigentliche Wettbewerbsver- gebiet verteilten Dienststellen der Landkreisverwaltung fahren starten, das am 20. August 2018 endete. an einem Standort vereinen, so stellte sich die Situation nach diversen Verwaltungsreformen gut dreißig Jahre Über 19 Wettbewerbsbeiträge hatte das Preisgericht un- später wieder ähnlich zersplittert wie zuvor dar. ter Vorsitz von Architekt Wolfgang Riehle, langjähriger Vorsitzender und Ehrenpräsident der Architektenkam- Für die Deckung des Raumbedarfes der Kreisverwaltung mer Baden-Württemberg, am 25. September 2018 zu in Aalen eröffnete der Geländekauf deshalb eine langfris- entscheiden. Die Sieger des Wettbewerbs wurden am 26. tige Zukunftsperspektive mit hohem Optimierungspo- September 2018 im Rahmen einer gemeinsamen Veran- tenzial zur erneuten Konzentrierung aller Verwaltungs- staltung des Ostalbkreises und der Stadt Aalen im Gro- standorte in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander. ßen Sitzungssaal des Kreishauses präsentiert. Aufgrund der zentralen Lage des rund 1,7 Hektar großen Geländes beeinflussen der geplante Abbruch der alten Die ArGe hirner & riehl/Kerfers aus München konnte Industriegebäude sowie der Bau der neuen Verwaltungs- mit ihrem Entwurf das Preisgericht überzeugen. Krite- gebäude das südlich von Aalens Innenstadt gelegene rium für die Entscheidung der Jury, bestehend aus re- Gebiet nachhaltig. Es galt, eine städtebaulich harmoni- nommierten Fachpreisrichtern sowie Sachpreisrichtern sche und architektonisch ansprechende Lösung für die aus Kreistag und Stadtrat, war u. a. der visuelle Bezug Nachnutzung zu entwickeln, nachdem sich der Bereich zum Haupthaus der Kreisverwaltung. Außerdem musste Aalen-Süd seit einigen Jahren im Umbruch befindet - das neue Gebäude seiner ergänzenden Funktion gerecht weg von industriell-gewerblichen Nutzungen hin zu ei- werden. Von den Wettbewerbsteilnehmern waren viele nem modernen urbanen Gebiet. expressive Formen für den Neubau entwickelt worden, weshalb das Zusammenspiel zwischen Haupt- und Er- Stadt Aalen und Ostalbkreis starten gemein- gänzungshaus vom Preisgericht intensiv diskutiert wurde. samen Wettbewerb Die Entscheidung fiel zugunsten des ersten Preisträgers aus, da dessen Entwurf mit viel Einfühlungsvermögen Deshalb war es logisch und konsequent, dass sich der für die Situation gestaltet ist und damit das Haupthaus Ostalbkreis und die Stadt Aalen im Juli 2017 auf die nicht in den Hintergrund rückt. Auch wurde mit einer gemeinsame Auslobung eines Ideen- und Realisierungs- großzügigen Durchgrünung eine Verbindung zur In- wettbewerbes für den zweiten Verwaltungsstandort des nenstadt Aalens geschaffen. Dem Kocher wird eine aus- Kreises auf dem UNION-Areal und für den Bereich reichende Dimension eingeräumt, wodurch ein zusam- „Aalen-Süd“ geeinigt haben. Nach intensiven Vorar- menhängendes Erleben möglich ist. Auch wurden Reste 3
der UNION-Bebauung mit dem alten Dampfkesselhaus Aalens beeinflusst, haben wir am Ende des Jahres 2018 schlüssig inszeniert. Der Entwurf sieht ein Ensemble aus diese Broschüre aufgelegt. In ihr ist im ersten Teil die drei Baukörpern vor, die in der Höhe gestaffelt sind und Geschichte der UNION von ihren Anfängen in der ers- über eine zweigeschossige, zurückgesetzte Eingangszo- ten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zur Schließung kom- ne zusammengefasst werden. So wird der Eindruck ei- pakt in Wort und Bild dokumentiert. In einem zweiten ner Gruppe aus Pavillons erzielt, die über eine Pergola Teil werden die Schritte vom Erwerb des UNION-Areals miteinander verbunden sind. Das von der Kreisverwal- durch den Ostalbkreis bis zum Abschluss des Ideen- und tung vorgegebene Raumprogramm wird gut abgebildet, Realisierungswettbewerbes beschrieben. gleichzeitig wird auch für zukünftig mögliche Bürofor- men ein flexibles Gerüst vorgesehen. Und schließlich Dank an Familie Naegele und alle Akteure stellt die vorgesehene Holz-Hybrid-Bauweise einen Be- zug zum waldreichen Ostalbkreis her. In den vergangenen knapp drei Jahren wurde im Rathaus der Stadt Aalen und in der Landkreisverwaltung vieles er- 2019 ist das Jahr der Umsetzung - der Ab- hoben, gedacht und geplant sowie entwickelt - auf dem bruch beginnt UNION-Areal selbst musste darüber hinaus auch tat- kräftig Hand angelegt werden. Nach der Entscheidung des Preisgerichts hat die Kreis- verwaltung auf der Grundlage eines Kreistagsbeschlus- Allen, die sich bislang motiviert eingebracht haben und ses vom Oktober mit den ersten drei Preisträgern ein auch zukünftig engagiert und ideenreich an der Umset- Verhandlungsverfahren durchgeführt, an dessen Ende zung dieser Jahrhundertchance mitwirken, danke ich an im Februar und März nächsten Jahres der Beschluss zur dieser Stelle sehr herzlich! Auftragsvergabe an ein Architekturbüro durch den Aus- schuss für Bildung und Finanzen sowie den Kreistag ste- Mein besonderer Dank gilt Dr. Hans-Gilg Naegele und hen wird. Bis Sommer 2019 sollen dann eine Entwurfs- seiner Frau Ingrid, die durch den Verkauf Ihrer Grund- planung mit Kostenberechnung vorliegen, sodass im stücke an den Ostalbkreis diese wegweisende Entwick- Herbst 2019 der Kreistag den Baufreigabebeschluss fas- lung erst möglich gemacht und die Landkreisverwaltung sen und bis Ende des Jahres 2019 eine Genehmigungs- mit Rat und Tat unterstützt haben! planung erstellt werden kann. Die Ausführungsplanung sowie die Vorbereitung der Vergabe ist für das Frühjahr Mit den Abbrucharbeiten auf dem UNION-Gelände 2020 geplant. werden wir im kommenden Jahr vom Planen zum Han- deln kommen - uns allen wünsche ich dafür eine glückli- Parallel zu den Bauarbeiten für die neuen Kreisgebäude che Hand und gutes Gelingen! auf dem UNION-Areal wird die Stadt Aalen den Kocher renaturieren und in diesem Zusammenhang auch dem Hochwasserschutz Rechnung tragen. Derzeit laufen bereits die Vorbereitungen für die Aus- schreibung des Gebäudeabbruchs auf dem UNION-Ge- lände. Rund sechs Monate werden die Abbrucharbeiten voraussichtlich beanspruchen, die bis Ende des Jahres Klaus Pavel 2019 abgeschlossen sein sollen. Landrat des Ostalbkreises Broschüre hält Umbruch und Entwicklung fest Zur Dokumentation dieses geschichtsträchtigen Um- bruchs auf dem traditionsreichen UNION-Gelände, der dem Ostalbkreis eine einzigartige Chance zur Konzen- tration seiner Verwaltungsstandorte bietet und zugleich auch in hohem Maße die städtebauliche Entwicklung 4
UNION AG - ein "global player" des 19. und 20. Jahrhunderts Dokumentation: Kreisarchiv des Ostalbkreises Auszüge aus der Festschrift von 1932: 50 Jahre Aktiengesellschaft Union 8 Luftbild von 1956 14 Aus den Kreisbeschreibungen des Landkreises Aalen: Firmenportrait 1957 16 Firmenportrait 1970 16 Aus der Aalener Volkszeitung (heute: Aalener Nachrichten) 27. Juni 1987: Das Ende der Union-Werke 18 "lost places" - eine Zeitreise in das Jahr 1987 Impressionen 2017/2018 20 Von der Industriebrache zum Dienstleistungs- zentrum Kauf durch den Ostalbkreis, Planungen, Ideen- und Realisierungswettbewerb 46 5
Auszug aus der Festschrift von 1932: 50 Jahre AKTIENGESELLSCHAFT UNION 1882 - 1932 Zum Geleit Es ist nicht die Zeit, Feste groß zu feiern. Dennoch können wir den heutigen denk- würdigen Tag nicht vorübergehen lassen, ohne Rückschau und Ausblick zu halten. Wir grüßen mit der vorliegenden Festschrift unsere verehrten Kunden im In- und Ausland, die so viele Jahre lang den Union- und Kavalier-Fabrikaten die Treue gehalten. Beson- derer Dank gebührt denjenigen Firmen - es sind ihrer nicht wenige - deren treue Ge- folgschaft bis zur Gründung unseres Unternehmens und noch weiter zurückgeht. Das Wort hat nun die Festschrift, möge ihr eine freundliche Aufnahme zuteilwerden! Wir aber geloben, den überlieferten Grundsätzen unseres Hauses getreu, immer im Dienste unserer Kundschaft zu arbeiten. AKTIENGESELLSCHAFT UNION KAVALIER-WERKE Aalen Württ. 1. Oktober 1932. Es mögen wohl mehr als 100 Jahre vergangen sein, seit an der Stelle, an der sich heute das ehemalige Augsburger Werk der Actiengesellschaft Union befindet, ein „bürgerli- cher" Zunderfabrikant die Herstellung von Feuerschwamm oder Zundel betrieb. In den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts kamen dann die Phosphor-Zündhölzer auf, die den Zundel immer mehr verdrängten und den Fabrikanten zwangen, sich den verän- derten Verhältnissen anzupassen. Der Neubesitzer, der den kleinen Betrieb im Jahre 1834 übernahm, führte dann auch schon im Jahre 1840 die Fabrikation von Phosphor- Zündhölzern mit Handbetrieb durch anfänglich 4 Arbeiter ein. Im Jahre 1863 ging der inzwischen „Fabrik" gewordene Betrieb, der schon 40 Arbeiter beschäftigte, an die Firma C. A. Buz über, die eine bedeutende Vergrößerung der Fabrikationseinrichtun- gen und der Gebäude durchführte und bereits im Jahre 1869 auch die Fabrikation der sogenannten Schwedenhölzer aufnahm, die vornehmlich in der im Jahre 1872 dazu erworbenen Zündholzfabrik in Deggendorf a. D. hergestellt wurden. Die Anfänge der Wichsefabrikation in dem ehemaligen freien Reichs- und heutigen Oberamtsstädtchen Aalen gehen in die 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts zurück. Hier waren es die Firmen Krauß-Glinz und Gebrüder Seydelmann, die in kleinstem Umfange die Herstellung von Schuhwichse begannen, aber bald ihrem Fabrikat »Aale- ner Fettglanzwichse« Weltberühmtheit verschafften. Am 1. Oktober 1882 gingen dann die Fabrikbetriebe der Firmen Gebrüder Buz, Zünd- holzfabrik in Augsburg, Krauß-Glinz, Wichsefabrik in Aalen, Gebrüder Seydelmann, Wichsefabrik in Aalen und Eiberle & Molfenter, Wichsefabrik in Ulm a. D., letzte- re unter Verlegung des Betriebs nach Aalen, in den Besitz der von diesen Firmen neu gegründeten Actiengesellschaft Union, vereinigte Zündholz- und Wichsefabriken über und gleichzeitig eröffnete an demselben Tage die neu gegründete Firma mit dem Sitz in Augsburg ihren Betrieb. Die Gründung erfolgte mit einem Grundkapital von Mk. 1.500.000.- Als Vorstand und Direktor wurde Herr Carl August Buz in Augsburg be- stimmt, während den Vorsitz im Aufsichtsrat Herr Bankier Paul Schmid übernahm. Der Entwicklungsgang der Neugründung war einzigdastehend. Die guten Geschäfts- 9
Grundlagen vor über 200 Jahren verbindungen der Gründer im In- und Auslande, aber auch die erstklassigen Fabrikate verhalfen zu raschem Aufstieg. Schon im Jahre 1887 mußte eine Filialfabrik zur Erzeu- gung von Fettglanzwichse in Linz a. D. errichtet werden, um die rühmlichst bekannten Marken der Kundschaft in Oesterreich-Ungarn und in den Balkanstaaten rascher und in großem Umfange zuzuführen. Im Mai 1888 wurde die Zündholz- und Wichsefabrik Franz Schoder in Augsburg übernommen und im Oktober des gleichen Jahres in Linz a. D. auch eine Zündholzfabrik errichtet, die der Wichsefabrik angegliedert wurde. Die Zündholzfabrik von Johannes Schnetzer, Kempten/Allgäu, wurde im Dezember 1889 erworben und als Filialfabrik zur Herstellung von Phosphor-Zündhölzern unter der Lei- tung des Vorbesitzers weitergeführt. Zu diesen Erwerbungen gesellte sich im Mai 1890 die Wichse- und Lederfettfabrik von Krauss & Glöckler in Ulm, im September 1891 die Wichse-, Lederfett- und Putzpomade-Fabrik von Müller & Erbe in Göppingen und im Juni 1895 die Wichse- und Lederfettfabrik vormals Hofmann & Schötensack in Gerns- heim, die sämtliche mit der Filialfabrik in Aalen vereinigt wurden. Schon im Februar 1896 wurde der Actiengesellschaft Union das Wort „Kaiser-Hölzer" als Individualmarke in die Zeichenrolle des Patentamtes eingetragen. Die „Kaiserhölzer" hatten sich auf Grund ihrer vorzüglichen Beschaffenheit sehr rasch eingeführt und selbst heute noch wird von manchem Liebhaber danach gefragt, wie auch viele Leser dieser Schrift sich der Union-Kaiserhölzer noch gerne erinnern werden. Zur rascheren Bedie- nung der norddeutschen Kundschaft, aber auch um der fortgesetzt gesteigerten Nach- frage nach Sicherheits-Zündhölzern, die allmählich die Phosphor-Zündhölzer immer mehr verdrängten, überhaupt zu genügen, wurde im Jahre 1897 eine moderne Filialfab- rik größeren Stils in Habelschwerdt (Schlesien) errichtet, in der allein über 200 Arbeiter Beschäftigung fanden. Im März 1899 ging die durch Feuer zerstörte Zündholzfabrik von Anton Zimlich in Eichstätt auf das Augsburger Werk der Union über und im Juli des gleichen Jahres wurde noch die Wichse- und Lederfettfabrik von Friedrich Holzbaur in Aalen übernommen. Der Linzer Betrieb, der mit ca. 350 Arbeitern besetzt war, wurde im Jahr 1903 der unter der Führung der K. K. priv. Oesterr. Länderbank in Wien infolge Fusion der bedeutendsten Zündholzfabriken Oesterreichs neu gegründeten Oesterr. Gesellschaft „Solo" Zündwaren- und Wichsefabriken Aktiengesellschaft in Wien angegliedert. So wie sich in der Zündholzfabrikation ein Uebergang von dem Phosphor-Zündholz auf das sogenannte Schweden-Zündholz vollzog, der durch das im Jahre 1908 erlassene Phosphor-Verbot endgültig wurde, bereitete sich in der Wichsefabrikation ebenfalls eine Umgestaltung vor. Zu Beginn dieses Jahrhunderts begann die neue Schuhcreme, die seit dieser Zeit von der Union unter dem Namen „Kavalier“ herausgebracht wurde und im Verein mit den Zündholzfabrikaten einen beispiellosen Siegeszug durch die ganze Welt machte - was bei der außerordentlichen Güte und der allgemeinen Beliebtheit der Erzeugnisse nahe- liegend war - die Schuhwichse zu verdrängen. Auf unzähligen nationalen und interna- tionalen Ausstellungen wurden die Union-Fabrikate mit den höchsten Auszeichnungen bedacht, wofür die zahlreichen, silbernen und goldenen Medaillen heute noch ein be- redtes Zeugnis ablegen. - Dann kam der Weltkrieg. - Neben gewaltiger quantitativer Steigerung der Produktion brachte der Kriegsausbruch auch qualitative Aenderungen in der Herstellung der Ware in Anpassung an die zur 11
Füllsaal Dosenfabrik Beamtenwohngebäude - Königsstrasse Postversand - Eigene Abfertigung 12
Grundlagen vor über 200 Jahren Verfügung stehenden Rohmaterialien mit sich. Infolge Beschlagnahme der aus der Zu- ckerfabrikation abfallenden Melasse wurde die Herstellung von Schuhwichse überhaupt eingestellt. Der Eintritt Englands in die Reihe unserer Gegner ließ eine Einfuhrsperre erwarten und dies berücksichtigend, stellte sich die Union beizeiten darauf ein, anstelle reiner Terpentinölschuhcreme eine Ware herzustellen, deren Lösungsmittel vornehm- lich aus Oelen, die noch zu erhalten waren, und zum großen Teil aus Wasser bestanden. Die so hergestellte Schuhcreme fand infolge ihrer vorzüglichen Qualität so großen Bei- fall, daß eine Produktion von mehreren Millionen Kilogramm nicht nur glatten Absatz fand, sondern die große Nachfrage nicht einmal ganz befriedigen konnte. Die Nach- kriegsjahre sollten an der Union auch nicht spurlos vorübergehen. Die Inflation mit ih- ren Folgeerscheinungen nagte auch an dem einst so stark gefestigten Körper der Union und zehrte nicht nur die großen Reservefonds, sondern auch das vorhandene Vermögen fast vollkommen auf. Dazu kamen noch die feindlichen Besetzungen und Abschnü- rungen großer Absatzgebiete innerhalb des Deutschen Reiches und eine nahezu völlige Lahmlegung des Exportgeschäfts. Mit Beginn der Stabilisierung zeigte es sich, daß die Union eben infolge der oben ge- schilderten Umstände nicht mehr so schlagkräftig war, wie es der nun neu einsetzende Konkurrenzkampf sowohl auf dem Zündholz-, wie auch auf dem Schuhcreme-Markt, erforderte. Gegenüber der Konkurrenz des aufschießenden Kreuger-Konzerns, der „um jeden Preis" das deutsche Zündholzgeschäft erobern wollte, kam die Union in das Hintertreffen und selbst der mit der Schwedengruppe im Jahre 1925 abgeschlossene Pachtvertrag, der der Süddeutschen Zündholz-Actiengesellschaft (Schwedengruppe) ein Produktions- und Absatzabkommen brachte, konnte die schwierige Lage, in der sich in diesen Jahren die Union befand, nicht mehr meistern. Die Lage des Unternehmens war zu Beginn des Jahres 1927 so bedrohlich, daß die Firma nur durch das energische und kluge Eingreifen des heutigen Aufsichtsratsvorsit- zenden, Herrn Kommerzienrat Hermann Naegele, Augsburg, gerettet werden konnte. Der einzige Ausweg war, zu versuchen, die Zündholzfabriken abzustossen, um so das Aalener Werk, in dem bekanntlich nur Putzpräparate hergestellt wurden, wieder liquid zu machen. In langwierigen, mit äußerster Zähigkeit geführten Verhandlungen mit der Schwedengruppe gelang es Herrn Kommerzienrat Naegele, der sich damit ein ungeheu- res Verdienst um die Union erworben hat, die Zündholzfabriken zu verkaufen, das schö- ne Werk in Aalen zu erhalten und dieses auf eine neue gesunde Grundlage zu stellen. Bei diesen Verkaufsverhandlungen fand Herr Kommerzienrat Naegele durch die Her- ren Kommerzienrat Stigler und Anton Keck, die auch heute noch dem Aufsichtsrat angehören, tatkräftige Unterstützung. Am 1. Oktober 1927 fand die Uebersiedlung der Leitung von Augsburg nach Aalen statt, wo in ausgedehnten Fabrikanlagen die Aktien- gesellschaft Union Aalen in ihrer heutigen Form den Betrieb aufnahm. Das heutige Fabrikationsprogramm der Aktiengesellschaft Union ist äußerst reichhaltig. Schuh- und Bodenpflegemittel aller Art werden unter Verwendung allerbester Rohstoffe und unter ständiger Kontrolle eines wissenschaftlich gebildeten Fachmannes hergestellt, aber auch sonst noch einschlägige Artikel, wie Fleckenwasser, Ofenpolitur, Metallputz- mittel u. a. werden fabriziert und finden weit über Deutschlands Grenzen hinaus Absatz und Verwendung. 13
Luftbild Aalen 1956 Proviantamt Villa Naegele UNION-Gelände Apprich-Gelände mit der Gumpenmühle in der Bildmitte (heute Landratsamt Ostalbkreis, Stuttgarter Str. 41, Aalen) 14
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Kreisbeschreibung des Land- tiengesellschaft Union, Nachfolger Herman Naegele, weitergeführt. Das Produktionspro- kreises Aalen aus dem Jahr gramm umfasst heute nicht nur Schuh- und 1957 Bodenpflegemittel, sondern auch sonstige Pflege- und Putzmittel sowie Lackfarben, ....weiter entwickelte sich aus einem 1865 ge- Schädlingsbekämpfungsmittel und kosmeti- gründeten handwerklichen Schuhputzmittel- sche Erzeugnisse. betrieb und durch verschiedene spätere Zusam- menschlüsse die „Aktiengesellschaft UNION, Die Produkte werden unter verschiedenen Vereinigte Zündholz- und Wichsefabriken Marken vertrieben, von denen Kavalier, Agal, (Nachfolger Hermann Naegele)“, die 1910 in Union und Leya die bekanntesten sind. Aalen eine der größten chemisch-technischen Putzmittelfabriken des Kontinents ins Leben 1957 wurde die alte Lederfett- und Wagen- rief. Sie gab 1927 die Streichholzherstellung fettfabrik in eine moderne Möbelfabrik um- auf, besitzt heute in der Augusta-Ges.m.b.H. gebaut, die sich auf die Herstellung von La- Aalen und der Chemisch-Technischen For- deneinrichtungen spezialisiert hat. Die Möbel schungsges. m.b.H. Aalen Tochtergesellschaf- werden von der Tochtergesellschaft Kocher- möbel GmbH vertrieben. ten und erzeugt Putzmittel und chemisch- technische Fabrikate aller Art. 1950 wurde das Unternehmen in einen Partnerschaftsbetrieb umgewandelt. Die Be- legschaftsangehörigen wurden als stille Ge- Kreisbeschreibung des Land- sellschafter mit ziemlich weitgehenden Mitbe- kreises Aalen aus dem Jahr stimmungsrechten am Unternehmen beteiligt 1970 und nehmen am Gewinn und Verlust im Ver- hältnis ihrer Kapitaleinlage teil. Aktiengesellschaft Union, Nachfolger Her- mann Naegele, Aalen Die Firma wurde 1865 von dem Aalener Bür- ger Krauss als eine kleine Putzmittelfabrik gegründet. 1882 schloss sich diese Firma mit anderen gleichartigen schwäbischen Betrieben und der Zündholzfabrik Gebrüder Buz in Augsburg zusammen und gründete die Firma Aktiengesellschaft Union, Vereinigte Zünd- holz- und Wichsefabrik. In wenigen Jahren wurden drei neue Betriebe errichtet und sieben Unternehmen erworben. Die steile Aufwärtsentwicklung fand durch Inflation und ungünstige Verträge mit dem berüchtigten Zündholzkönig Ivar Kreuger ein jähes Ende. Die Zündholzfabriken wurden 1927 an den schwedischen Zündholztrust verkauft. Gleichzeitig wurde die Verwaltung der Gesellschaft von Augsburg nach Aalen verlegt. 1934 ging die Firma in den alleinigen Besitz ihres Hauptaktionärs, Kommerzienrat Nae- gele, Augsburg, über. Sie wird seit 1943 von seinem Sohn Hermann unter der Firma Ak- 16
Grundlagen vor über 200 Jahren Aktiengesellschaft Union, Nachfolger Hermann Naegele, Aalen, Foto aus der Kreisbeschreibung 1970 Fabrikationsgebäude der Aktiengesellschaft Union im Aalener Stadtbild von 1969 17
Aalener Volkszeitung vom 27. Juni 1987 18
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"lost places" - eine Zeitreise 21 in das Jahr 1987
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Von der Industriebrache zum Dienstleistungszentrum 45
Ausgangspunkt aller Überlegun- (Sozialhilfe-Rückdelegation 2002, 2003 und gen: Neukonzeption der räumli- 2005, Verwaltungsstrukturreform 2005 und chen Unterbringung am Standort 2009, Übernahme des Jobcenters in kom- Aalen munale Trägerschaft 2012) ist die Anzahl der Mitarbeiter der Landkreisverwaltung stark Hauptgebäude Die Landkreisverwaltung war (und ist nach angestiegen, von rund 1.060 im Jahr 2002 Stuttgarter Straße 41 wie vor) zum Zeitpunkt des Erwerbs des auf 1.923 im Dezember 2018. UNION-Areals auf 20 Standorte im ganzen Ostalbkreis verteilt. Diese dezentrale Un- Zudem befinden sich durch diese gewach- terbringung ist zwar für den Bürgerservice senen Strukturen die Dezernate und die ih- sehr positiv, da die Dienstleistungen der nen zugeordneten Geschäftsbereiche häufig Kreisverwaltung auch „auf der Fläche“ von in verschiedenen Gebäuden. Daher bot die den Bürgerinnen und Bürgern in Anspruch Errichtung des neuen zweiten Standorts Agentur für Arbeit genommen werden können. Gleichzeitig der Landkreisverwaltung auf dem UNION- erfordert die Zersplitterung der Geschäfts- Gelände die große Chance, zusammengehö- bereiche an den einzelnen Standorten einen rende Bereiche auch räumlich zusammen- erheblichen Koordinationsaufwand, der sich zuführen, um Arbeitsabläufe zu optimieren nicht zuletzt auch auf der Kostenseite (allein und Synergien zu erzielen. für die in Aalen angemieteten Gebäude be- laufen sich die Jahresmieten auf 714.480 €) Der Erwerb des UNION-Areals: Quadrat 1 niederschlägt. Eine große Chance für die Zukunft der Landkreisverwaltung Der weitaus größte Handlungsbedarf be- steht am Standort Aalen: Neben dem Haupt- Die Landkreisverwaltung befasste sich über gebäude in der Stuttgarter Straße 41 sind mehrere Jahre hinweg intensiv mit allen vier weitere Gebäude im Stadtgebiet extern Alternativen der räumlichen Zusammen- Quadrat 3 angemietet: führung der Geschäftsbereiche in Aalen. Da eine bauliche Erweiterung am aktuellen Agentur für Arbeit, Julius-Bausch-Straße Standort Stuttgarter Straße 41 keine tragba- 12 (Gesundheit, Veterinärwesen und re Alternative darstellte, wurden grundsätz- Lebensmittelüberwachung) lich geeignete Flächen (z.B. Stadtoval Aa- len, Burgstallkreisel, Nutzung der Gebäude Gartenstraße 97/Quadrat 1 (Geoinforma- „Quadrat 1/Quadrat 3“) in die interne Prü- tion und Landentwicklung, Hochbau und fung aufgenommen. Hopfenstraße 65 Gebäudewirtschaft, Information und Kom- munikation, Landschaftserhaltungsverband Sehr kurzfristig und unerwartet wurde im und die Forstwirtschaftliche Vereinigung März 2016 bekannt, dass auch hinsichtlich Schwäbischer Limes) des „UNION-Areals“ in der Wilhelm-Merz- Straße (gegenüber Gartencenter Dehner/ Gartenstraße 105/ Quadrat 3, (Bußgeld- Modepark Röther) am Rande der Aalener stelle, Nahverkehr, Schuldnerberatung) Innenstadt Verkaufsabsichten bestanden; tatsächlich erhielt bereits kurze Zeit später, Hopfenstraße 65 (Jobcenter Aalen) am Freitag, 15. April 2016, der Ostalbkreis den Zuschlag. Vorausgegangen war ein an- Neben 520 Arbeitsplätzen im Hauptgebäude onymes Bieterverfahren in Form einer „On- des Landratsamts befinden sich weitere rund line-Auktion“, bei der sich Landrat Klaus Pa- 300 Arbeitsplätze in den Mietgebäuden. An vel gegen die Vertreter einer größeren Zahl allen Standorten sind die Flächenkapazitä- anderer Interessenten durchsetzen konnte. ten vollständig ausgeschöpft. Im Zuge meh- rerer verwaltungsstruktureller Maßnahmen 46
Das ganze Areal umfasst eine Gesamtfläche Die Lage des Areals in unmittelbarer Nähe Aalen, UNION- von 16.740 m² und besteht aus sechs Flur- zur Innenstadt ermöglicht überdies auch Areal, Orthofoto stücken. hinsichtlich der bürgerfreundlichen Erreich- von 2017, Geo- barkeit der Dienststellen sowohl mit dem portal Ostalbkreis, Vor diesem Hintergrund bietet das Union- PKW als auch mit dem ÖPNV oder auch zu Grafik: hi-design Areal für die Landkreisverwaltung insbe- Fuß beste Voraussetzungen. sondere hinsichtlich seiner Größe die bes- ten Zukunftsperspektiven zur Deckung des Und so betonte Landrat Klaus Pavel in einer oben dargestellten Raum- und Flächenbe- ersten Pressemitteilung: „Für die Deckung darfs. Hierbei ist auch zu berücksichtigen, des Raumbedarfs unserer Landkreisverwal- dass sich dieser Standort in unmittelbarer tung in Aalen eröffnet sich durch den Gelän- Nähe zum bestehenden Landratsamt in der dekauf eine sehr langfristige Zukunftspers- Stuttgarter Straße befindet und damit beste pektive mit hohem Optimierungspotenzial“ Voraussetzungen für eine synergetisch opti- und er bekräftigte seine Absicht, das Gelän- male Zusammenführung der im Stadtgebiet de in enger Abstimmung mit der Stadt Aalen von Aalen verteilten Geschäftsbereiche bie- städtebaulich zu entwickeln und die Chance tet. zu nutzen, dieses stadtnahe Areal mit seiner Lage am Kocher wieder erlebbar zu machen. 47
und angenehme Zusammenarbeit in den vorangegangenen Monaten herzlich zu be- danken. Er versicherte, dass die Landkreis- verwaltung auch nach dem Abbruch der bestehenden Gebäudesubstanz und dem Neubau des geplanten neuen Verwaltungs- zentrums im Rahmen der künftigen Nut- zung die Erinnerung an die Vergangenheit des UNION-Geländes in geeigneter Form wachhalten werde. Die Übernahme einer kompletten Fabrik - die Arbeit beginnt! Vertragsunterzeich- Erwerb und Besitzübergabe des nung beim Notar UNION-Areals: Nach der Übernahme des UNION-Areals durch die Landkreisverwaltung begannen Bereits am Montag, 27. Juni 2016, konnte unverzüglich die erforderlichen Arbeiten. mit dem seitherigen Eigentümer des Gelän- Die ersten Einblicke waren faszinierend: des, Herrn Dr. Hans-Gilg Naegele, bei Notar Nach dem Ende der Produktion und der Winfried Kurz der Kaufvertrag unterzeich- Schließung der entsprechenden Anlagen net werden. Ende des Jahres 1987 konnte eine noch na- hezu intakte Fabrik mit Produktionsanlagen, Am Freitag, 30. September 2016, folgte in Werkstätten, Büros, Fahrzeugen und noch einem weiteren Schritt im kleinen Kreis die Vielem mehr vorgefunden werden, in der Besitzübergabe: Im Rahmen einer sponta- die Zeit im wahrsten Sinne des Wortes ste- nen Feier unter freiem Himmel nahm Land- hengeblieben war. Schnell war klar: Die not- rat Klaus Pavel von Dr. Hans-Gilg Nägele wendigen Arbeiten der Bestandsaufnahme, und dessen Gattin Ingrid Nägele am Ein- Verwertung und Entsorgung der Anlagen, gangstor zur ehemaligen Fabrikanlage sym- Werkstätten und Ausstattungsgegenstände bolisch den Schlüssel in Empfang, um den mussten zügig in Angriff genommen wer- zum 1. Oktober erfolgenden Besitzübergang den. des Geländes zu würdigen. Landrat Pavel nutzte hierbei nochmals die Gelegenheit, Zusätzlich waren alle erforderlichen recht- Schlüsselübergabe sich beim Ehepaar Nägele für die sehr gute lichen Abklärungen vorzunehmen: Be- reits im November 2016 wurde das nahezu 17.000 m2 umfassende Gelände von der un- teren Naturschutzbehörde des Landratsamts auf schützenswerte Tier- oder Pflanzenarten überprüft. In zwei umfangreichen Ortster- minen wurden alle Gebäude zudem mit dem Landesdenkmalamt unter die Lupe genommen, um den möglichen Belangen des Denkmalschutzes nachzukommen und eine denkmalschutzrechtliche Einordnung des Areals zu ermöglichen. Zudem war die wasserrechtliche Situation (Gewässerrenatu- rierung, Hochwasserschutz) hinsichtlich des durch die Grundstücke des Areals verlaufen- den Kochers zu prüfen. Große Bedeutung besaß zudem die detaillierte Boden- und 48
Gebäudebestandsuntersuchung auf mögli- Insbesondere Maschinen, Ausstattungsge- che Schadstoffe, insbesondere im Hinblick genstände und Werbematerialien fanden ih- auf den Abriss und die künftige Bebaubar- ren Weg nach Mannheim ins Landesmuse- keit des Gesamtareals. um. Weitere Gegenstände, Maschinen und ein auf dem Gelände verbliebener „VW-Bul- Begonnen wurde mit Grünschnitt auf dem li“ wurden an das Sammelsurium Museum nach vielen Jahren der Inaktivität teilweise Aalen abgegeben. vollständig zugewachsenen Grundstück, der fachgerechten Entsorgung der auf dem Are- Für eigene Zwecke der Landkreisverwal- al befindlichen Öl- und Gastanks und dem tung wurden natürlich ebenfalls historisch Freiräumen der Gebäude. Die Gesellschaft interessante Gegenstände (z.B. Werbemittel, des Ostalbkreises für Abfallbewirtschaftung Emailletafeln, Blechschilder, Werbeplakate, mbH (GOA) wurde mit der Entrümpelung Pläne, Fotos, Verpackungen,…) aufbewahrt. des Geländes und der Entsorgung aller nicht Einen „Leckerbissen“ technikgeschichtlicher mehr benötigten Gegenstände beauftragt. Art stellt die für die damalige Zeit hoch mo- derne EDV-Anlage der Firma Wang dar: So Den größten Aufwand verursachte jedoch bewahrt die Landkreisverwaltung in ihrem das Leerräumen aller Gebäude, befanden internen Fundus Teile dieser Anlage auf, um sich doch in den Verwaltungs- und Werk- sie später im Rahmen einer kleinen (Dauer-) stättenbereichen noch vollständig erhalte- Ausstellung künftigen Generationen zeigen ne Einrichtungen. Bevor allerdings mit der zu können. Verwertung und Entsorgung überhaupt begonnen werden konnte, musste zuvor ge- Die auf dem Areal verbliebenen Fahrzeuge prüft werden, ob (und wenn ja, welche) Ge- (unter anderem ein VW Golf II - Modell- genstände aus dem Areal als für die Nach- jahr 1989, ein Opel Kadett D - Erstzulas- welt als erhaltenswert einzustufen waren. sung 1985, ein Gutbrod Traktor 1050 aus dem Jahr 1969 mit Schneeräumgerät sowie Im Dezember 2016 wurde in einem ersten eine fahrbare Leiter mit einer Gesamtlänge Schritt eine Sichtung des gesamten Akten- von 12 Metern) wurden über das Internet- und Papierbestands durch das Wirtschafts- Portal „zoll-auktion.de“ ausgeschrieben und archiv des Landes Baden-Württemberg versteigert. Sammler und Bastler, die Inter- seitens der Universität Hohenheim vorge- esse an den Fahrzeugen hatten, konnten hier nommen. Alle erhaltungswürdigen Schrift- ein Gebot abgeben und mitbieten. Hierbei stücke aus den Büros und den Archiven im konnten über elektronische Online-Auktio- Union-Areal wurden in 13 Umzugskartons nen Erlöse erzielt werden, die deutlich über im Januar 2017 nach Stuttgart gebracht. Auf den Sammlerwerten bzw. Restwertschätzun- diese Weise wurde sichergestellt, dass auch gen lagen. künftige Generationen von Forschern, die in den Bereichen der Wirtschafts- und Hei- Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter matgeschichte aktiv sind, noch Zugang zu hatten Gelegenheit , sich „ihr“ Schnäppchen aussagekräftigen Dokumenten aus der Un- zu sichern: Am „Mitarbeiter-Flohmarkt“ am ternehmensgeschichte der UNION-Werke 24. Februar 2017 in der ehemaligen „Kos- erhalten können. metikhalle“ auf dem Areal nahmen über 200 Bedienstete der Landkreisverwaltung Dem Technoseum (Landesmuseum für teil. Zusätzlich wurden auch die Möbel aus Technik und Arbeit) Mannheim wurden dem Verwaltungstrakt (Schreibtische, Stüh- des Weiteren viele erhaltenswerte und be- le, diverse Büromöbel) abgegeben. Auf diese deutende Gegenstände zur musealen Kon- Weise konnten viele Möbelstücke wieder ei- servierung, Restaurierung und Ausstel- ner Verwendung in Wohnung, Garage oder lung für seine Sammlungen überlassen. Keller zugeführt werden. 49
Auch die Flüchtlingswerkstätten (Lern- Kreistag ein entsprechendes Begleitgremi- werkstatt Ellwangen und HUT Schwäbisch um und beschloss zudem die Wettbewerbs- Gmünd) im Ostalbkreis profitierten von der bedingungen vor der Auslobung des Ideen- Räumungsaktion im UNION-Gelände: Im und Realisierungswettbewerbs. Januar und Februar 2017 wurden Werkstatt- gegenstände sowie diverse Schreibtische, In der entsprechenden Sitzungsvorlage wur- Rollcontainer, Büromobiliar, Regalsysteme de besonders hervorgehoben, dass das „Uni- und Holzschränke abgeholt. Selbst die Gleis- on-Areal“ als Teil von „Aalen-Süd“ unmit- anlagen auf dem Gelände werden ausgebaut telbar südlich der Aalener Innenstadt liegt. und auf der Härtsfeld-Museumsbahn wie- Diese zentrale Lage, die gute Erreichbarkeit, der eine sinnvolle Verwendung finden. Au- die Gewässernähe und nicht zuletzt die Grö- ßerdem wurde das UNION-Gelände sowohl ße von ca. 1,73 ha machen die Bedeutung vom Technischen Hilfswerk als auch von der dieser Fläche für die Aalener Stadtentwick- Feuerwehr Aalen zu Übungszwecken ge- lung aus. Nicht alleine aufgrund der Größe nutzt. des Union-Areals, sondern auch wegen der Bedeutung der angestrebten Nutzung lag ein Politische Weichenstellungen im städtebaulich integrierter Entwicklungsan- Sommer 2017: Verknüpfung des satz quasi „auf der Hand“, um so optimale Projekts „Neues Landratsamt“ mit Strukturen schaffen zu können. Die „neue den städtebaulichen Belangen der Nutzung Landratsamt“ sollte einen zusätz- Stadt Aalen lichen Entwicklungsschub für das Gesamt- quartier erzeugen. Von Anfang an war klar, dass die Chance genutzt werden sollte, die neue Nutzung des Mit der Betreuung des Wettbewerbsverfah- UNION-Areals durch die Landkreisverwal- rens wurde die Firma Drees&Sommer aus tung eng mit der städtebaulichen Entwick- Stuttgart beauftragt. lung der umliegenden Grundstücksflächen zu verknüpfen. Hierzu traf - nach enger Ab- Vorstellungen für die Zukunft: Die stimmung mit der Stadt Aalen - der Kreis- Eckpunkte des Ostalbkreises für tag am 25. August 2017 einstimmig den Be- sein neues Verwaltungsgebäude schluss der Beteiligung am städtebaulichen auf dem UNION-Areal Wettbewerb für den Bereich Stadtmitte, Wil- helm-Merz-Straße, über einen Ideen- und Bereits im Vorfeld des geplanten Ideen und Realisierungswettbewerb im Hinblick auf Realisierungswettbewerbs definierte der die Neubebauung des Union-Areals. Hierbei Ostalbkreis seine Vorstellungen und Ideen wurde der Auslobung eines Ideen- und Re- für das neue Verwaltungsgebäude alisierungswettbewerbs gemeinsam mit der Stadt Aalen dem Grunde nach zugestimmt. Das Landratsamt Ostalbkreis verfolgt das Ziel, mit dem zweiten Verwaltungsstandort Die Verwaltung wurde beauftragt, die wei- in Aalen ein Verwaltungsgebäude der Zu- teren Schritte einzuleiten und in Zusam- kunft zu schaffen und moderne Architektur menarbeit mit der Stadt Aalen die Wett- mit den Themen Nachhaltigkeit, Energie- bewerbsauslobung für den gemeinsamen effizienz und erneuerbare Energien zu ver- Ideen- und Realisierungswettbewerb vorzu- binden. Im Besonderen soll die Architektur bereiten und sie wurde ermächtigt, in Ab- sowohl den Mitarbeiterinnen und Mitarbei- stimmung mit der Stadt Aalen ein Büro zur tern, die auf dem Standort der ehemaligen Begleitung des Ideen- und Realisierungs- Union-Werke arbeiten als auch den Kundin- wettbewerbs zu beauftragen. Um die Bedeu- nen und Kunden der Landkreisverwaltung tung des Bauvorhabens auf dem UNION- dienen. Die Bürowelt der Zukunft fördert Areal zusätzlich hervorzuheben, bildete der dabei Begegnungen und die Kommunikati- 50
on auch zwischen verschiedenen Dezerna- Für die Abbrucharbeiten ist eine Verfüllung ten und Geschäftsbereichen. Sie verfügt über des überdeckelten Kanals des Kochers be- flexible Strukturen und dadurch auch über absichtigt. Darüber hinaus bestehen keine ein hohes Maß an Zukunftssicherheit. Die weiteren Detailvorgaben für die Gewässer- Kundinnen und Kunden des Landratsamtes ausgestaltung, die Anordnung der Gewäs- sollen neben attraktiven Aufenthaltsflächen serrandstreifen sowie für die Ausgestaltung in den Empfangs- und Wartebereichen in der Uferzone, Aufenthaltsflächen etc. Eine speziellen Beratungssituationen ungestört Wasserkraftnutzung ist nicht vorgesehen. mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der verschiedenen Geschäftsbereiche kom- Auch das Thema "Mobilität der Zukunft" munizieren können. muss bei der Gebäudekonzeption berück- sichtigt werden. Hierzu gehört vor allem die Im Bereich der Gebäudekonstruktion ist der Einbeziehung elektrischer Lademöglichkei- Ostalbkreis offen für konventionelle Mas- ten für Kraftfahrzeuge und Fahrräder, aber sivbauweise. Der Verwendung von Recyc- auch die Einbeziehung des ÖPNV (Bushal- lingbeton, der unter Umständen aus dem testelle im Bereich des künftigen Gebäudes Abbruch der Bestandsgebäude vor Ort ge- mit kurzen Wegen zwischen Haltestelle und wonnen werden kann, steht der Ostalbkreis zentralem Eingangsbereich ist zwingend er- mit seiner Vorbildfunktion bei der ressour- forderlich). censchonenden Realisierung von öffentli- chen Bauvorhaben positiv gegenüber. Denk- Ein Blick in die Zukunft der Land- bar ist auch das Thema Leichtbauweise (z.B. kreisverwaltung: Erstellung des Holz als nachwachsender Rohstoff). Ebenso Raum- und Funktionsprogramms ist sich der Ostalbkreis seiner Vorbildfunk- tion und Verantwortung bei der ressour- Die Erstellung des Raum- und Funktions- censchonenden Energienutzung (innovative programms für das neue Gebäude der Land- Konzepte unter Einbindung erneuerbarer kreisverwaltung stellte eine weitere wichtige Energie) bewusst. Voraussetzung für die weiteren Planungen dar. Um einen zügigen Planungsverlauf si- Die Erhaltung des ehemaligen Kesselhauses cherzustellen, begannen die internen Ar- ist denkbar und wünschenswert. beiten der Landkreisverwaltung zu diesem Punkt mit Unterstützung des Beratungs- Besonderer Wert wird auf das Thema Nach- unternehmens Drees&Sommer/RBSGroup haltigkeit gelegt. Dabei soll die CO2-Bilanz bereits im Frühjahr 2017. Auf der Basis der Baustoffe ebenso berücksichtigt werden dieser Vorarbeiten konnte der Kreistag am wie die Bewirtschaftungskosten im Lebens- 17. Oktober 2017 bereits die grundlegen- zyklus des Gebäudes. den Festlegungen beschließen: So stimm- te der Kreistag dem Vorschlag zu, dass das Die technische Gebäudeausrüstung soll Sozialdezernat, der Bereich Gesundheit, der sich auf einem mittleren und für ein Ver- Geschäftsbereich Veterinärwesen und Le- waltungsgebäude der öffentlichen Hand an- bensmittelüberwachung sowie das Kreisme- gemessenen Standard bewegen. Ein hoher dienzentrum Aalen im UNION-Areal ange- Technisierungsgrad wird nicht angestrebt, siedelt werden. stattdessen eine schlanke Haustechnik mög- lichst ohne mechanische Belüftung. Neben der Einbeziehung einer Zukunftsre- serve wurde der weiteren Planung ferner zu Die Zugänge zu den Gebäudeteilen/-einhei- Grunde gelegt, dass bis zu 4.000 m² über die ten müssen selektiv steuerbar sein, um z.B. eigene Raumplanung für das Landratsamt bei Veranstaltungen im Foyer die Restflä- hinaus am zweiten Standort in Aalen für chen verschlossen halten zu können. ein Dienstleistungszentrum zur Vermietung 51
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vorgesehen werden können. Die weitere Bereichen vor. Bei der weiteren Planung Raumplanung für die genannten Bereiche standen folgende Gesichtspunkte im Vor- sollte auf der Basis moderner, modularer dergrund: Bürostrukturen, der Schaffung von Front- sowie Back-Office-Bereichen für eine opti- Datenschutz und Vertraulichkeit bei Bera- mierte Kundenbetreuung, der vollständigen tungen Digitalisierung der Arbeitsplätze sowie der Förderung räumlicher Transparenz und Si- Gerade bei schwierigen Beratungen (z.B. im cherheit für die Mitarbeiter erstellt werden. Sozialbereich) muss absolute Vertraulichkeit in der Beratungssituation gewährleistet sein. Um eine optimale Planung und zugleich Da sich überdies bei offenen Sprechstunden, die Akzeptanz bei den Mitarbeiterinnen aber auch bei festen Terminen Wartezeiten und Mitarbeitern zu gewährleisten, wur- nicht immer vermeiden lassen, sind spezi- de die Raumplanung intensiv mit den be- elle Wartezonen vorgesehen. Damit soll das troffenen Geschäftsbereichen erörtert und „Warten auf dem Flur“ der Vergangenheit abgestimmt. Gemeinsam wurden die An- angehören. forderungen an Büroflächen (Flächen, Aus- gestaltung, Front-/Back-Office,…), erfor- Sicherheit für die Mitarbeiterinnen und derliche Sonderflächen (Lager-, Technik-, Mitarbeiter Spezialräume wie Röntgenräume, Labore etc.) sowie weitere wichtige Planungspa- Kundenkontakte sollen künftig nicht mehr rameter (z.B. Art, Weise und Intensität der im Büro des Sachbearbeiters, sondern in Kundenberatungen, Anforderungen der separaten Beratungsräumen erfolgen, die einzelnen Kundengruppen wie Behinderte, baulich und technisch entsprechend ausge- Familien mit Kindern etc., Sicherheitsbelan- rüstet sind (Fluchtwege, Alarmeinrichtun- ge,…) erhoben. gen etc.). Auf der Basis einer von der Landkreisver- Räumlichkeiten zur konzentrierten Ein- waltung erstellten Grunddatenerfassung zelarbeit (Ist-Anzahl aller Mitarbeiterinnen und Mit- arbeiter in den Dezernaten, Geschäftsberei- Auch künftig muss gewährleistet sein, dass chen und Sachgebieten in allen Gebäuden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter be- am Standort Aalen) und einer Entwick- darfsgerecht die Möglichkeit haben, ihre lungsprognose (Berücksichtigung Teilzeit- Schriftsätze, Konzepte u.ä., die ein konzen- effekte, zusätzliche Aufgaben,…) konnten triertes Arbeiten erfordern, ungestört und so die erforderlichen Flächen des Raumpro- ohne äußere Einflüsse erledigen können. gramms ermittelt werden. Verstärkte Kommunikation zwischen den Nach mehreren internen Planungsschritten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und Optimierungen stimmte der Kreistag am 24.04.2018 schließlich dem optimier- Da in einer immer komplexeren Arbeitswelt ten Raumprogramm zu: Als Ergebnis der der fachliche Austausch zwischen den Optimierung ergab sich ein Flächenbedarf Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wei- des gesamten Raumprogramms mit einer ter an Bedeutung zunimmt, sind auch ent- Nutzfläche von 9.240 m² und einer Brutto- sprechende Gemeinschaftsflächen (z.B. Be- geschossfläche mit 11.440 m². sprechungszonen, Flächen für die immer intensiveren Team- und Projektarbeiten) Die Raumplanung sieht moderne, an die einzuplanen. Belange der jeweiligen Bereiche angepasste Bürostrukturen mit Front- und Back-Office- 54
Berücksichtigung des technischen Fort- dieser am 24. April 2018 abschließend die schritts Eckpunkte der Auslobung des gemeinsa- men Ideen- und Realisierungswettbewerbs Das Büro der Zukunft ist digital – daher ist Aalen-Süd/Union-Areal. Die Eckpunkte in der Landkreisverwaltung die flächende- und Raumansprüche wurden anschließend ckende Einführung der E-Akte vorgesehen. in Abstimmung mit dem Beratungsunter- Auch die Raumplanung wird diese Belange nehmen Drees&Sommer und der Stadt berücksichtigen. Aalen weiter präzisiert und der Auslobung zugrunde gelegt. Die Auslobungsunterlagen Flexible, flächenneutrale Planung wurden mit den Fachpreisrichtern bzw. mit der Architektenkammer abgestimmt. Um über die gesamte Lebensdauer des Ge- bäudes hinweg die Optionen für die Büro- Nach dem EU-weiten Bewerbungsverfahren gestaltung auch für künftige Entwicklungen (Präqualifikation gemäß VgV) erfolgte am flexibel zu halten und auf Veränderungen 18. Mai 2018, als zweiter Schritt im Wett- der Zukunft reagieren zu können, werden bewerbsverfahren, auf elektronischem Weg die Büroflächen veränderbar und flächen- die Verteilung der Auslobungsunterlagen an neutral geplant. Dies bedeutet, dass auf einer die Wettbewerbsteilnehmer. Damit begann identischen Fläche sowohl Zellenstrukturen die eigentliche Bearbeitungsphase des Wett- mit Einzelbüros als auch offenere Strukturen bewerbs, die am 20. August 2018 endete. (z.B. Multi-Space-Strukturen mit 4er-Grup- Nachdem in einer Präqualifikation 22 Büros penräumen) verwirklicht werden können. zum Wettbewerb zugelassen worden waren, Wichtig ist, jederzeit der jeweiligen Situation gaben 19 von ihnen jeweils einen eigenen angepasst auf Veränderungen reagieren zu Beitrag ab. können – gerade auch im Hinblick auf eine teilweise Fremdnutzung. Die Durchführung des Ideen- und Realisierungswettbewerbs Hinsichtlich des weiteren Verfahrens wurde mit der Stadt Aalen vereinbart, ein dreistu- figes Verfahren mit integriertem Planungs- wettbewerb (Realisierungsteil und Ideenteil) mit folgenden Abschnitten durchzuführen: Tag der Entscheidung: Die Sitzung Stufe 1: Präqualifikation/Teilnahmewettbe- des Preisgerichts am 25. September werb (Auswahl nach Ausschluss- und Aus- 2018 in Aalen-Unterkochen wahlkriterien) Am 25. September 2018 begrüßten ab 9:00 Stufe 2: Planungswettbewerb mit städtebau- Uhr für die Auslober Landrat Klaus Pavel lichem Ideenteil und Oberbürgermeister Thilo Rentschler die Anwesenden. Stufe 3: Bieterpräsentation/Verhandlungs- verfahren (Auswahl nach Zuschlagskriteri- Dipl.-Ing. Wolfgang Riehle wurde einstim- en) mig als Vorsitzender des Preisgerichts ge- wählt. Nach einem entsprechenden einstimmigen Grundsatzbeschluss des Kreistags in seiner Das Preisgericht setzte sich aus den folgen- Sitzung am 19. Dezember 2017 beschloss den Personen zusammen: 55
Fachpreisrichter (mit Stimmrecht) Prof. Jörg Aldinger, Aldinger Architekten Planungsgesellschaft mbH, Stuttgart (Architekt) Prof. Cornelia Bott, Planungsgruppe Landschaft und Raum, Korntal-Münchingen (Landschaftsarchitektin) Dipl.-Ing. Gabriele D'Inka, D'Inka Scheible Hoffmann Architekten BDA, Fellbach (Architektin) Dipl.-Ing. Karl Haag, Wick & Partner, Stuttgart (Architekt und Stadtplaner) Dipl.-Ing. Wolfgang Riehle, Riehle + Assoziierte, Reutlingen/Stuttgart (Architekt und Stadtplaner) Dipl.-Ing. (FH) Johann Senner, Planstatt Senner, Überlingen (Landschaftsarchitekt) Prof. Dr. Dr. E.h. Dr. h.c. Werner Sobek, Werner Sobek Stuttgart AG, Stuttgart (Architekt und Bauingenieur) Erster Bürgermeister Dipl.-Ing. Wolfgang Steidle, Stadt Aalen (Architekt) Dipl.-Ing. Ingrid Stoll-Haderer, Stadt Aalen (Raumplanerin) Dipl.-Ing. Thomas Sonnentag, Sonnentag Architektur, Schwäbisch-Gmünd (Architekt) Dipl.-Ing. Mathis Tröster, ACT Architekten, Rainau (Architekt) Stellvertretende Fachpreisrichter (mit Stimmrecht bei Einsatz) Dipl.-Ing. (FH) Rudolf Kaufmann, Stadt Aalen (Dipl. Ing.) Dipl. Ing. Dominik Sorg M. Sc., Stadt Aalen (Stadtplaner) Dipl.-Ing. (FH) Corina Stephan, Landratsamt Ostalbkreis (Dipl. Ing. für Architektur) Sachpreisrichter (mit Stimmrecht) Landrat Klaus Pavel Oberbürgermeister Thilo Rentschler Andrea Hatam, Kreistag, SPD Walter Haveman, Kreistag, B90/Die Grünen Georg Ruf, Kreistag, CDU Herbert Witzany, Kreistag, Freie Wähler 56
Sachpreisrichter (mit Stimmrecht) Fortsetzung Ursula Barth, Gemeinderat, CDU Doris Klein, Gemeinderat, B90/Die Grünen Heidemarie Matzik, Gemeinderat, SPD Thomas Rühl, Gemeinderat, Freie Wähler Stellvertretende Sachpreisrichter (mit Stimmrecht bei Einsatz) Dr. Holger Fiedler, Gemeinderat, Linke/Pro Aalen Wolfgang Hofer, Kreistag, CDU Beratende Mitglieder (ohne Stimmrecht) Gabriele Seefried, Landratsamt Ostalbkreis Achim Bihr, Landratsamt Ostalbkreis Josef Rettenmaier, Landratsamt Ostalbkreis Dipl.-Ing. (FH) Stefan Pommerenke, Stadt Aalen Vorprüfung Markus Lampe (Drees & Sommer) Annette Baltzer (Drees & Sommer) Christian Siegle (Drees & Sommer) Carolin Sengl (Drees & Sommer) Martin Brandt (Landratsamt Ostalbkreis) Manuela Rathgeb (Landratsamt Ostalbkreis) Isabella Costa (Stadt Aalen) 57
Nach einem ausführlichen Informations- ging an die Gemeinschaft Hascher Jehle De- rundgang, in dessen Rahmen alle Arbeiten sign GmbH, kleyer.koblitz.siegmüller GbR im Wechsel durch die Vorprüfung erläutert und Weidinger Landschaftsarchitekten aus wurden, folgten insgesamt drei Wertungs- Berlin, den dritten Preis erzielte die Acker- runden. Vor den Wertungsrunden bestand mann + Raff GmbH & Co.KG, Stuttgart mit Konsens, dass der architektonische Aus- der Project GmbH Esslingen. druck und das Erscheinungsbild des ergän- zenden Neubaus des Landratsamts seiner Einzelbeurteilung der Arbeiten Funktion als zusätzliches Dienstgebäude an- gemessen und nicht zu spektakulär sein soll Arbeit 1002 - 1. Preis Ideen- und – das bestehende Landratsamt in der Nach- Realisierungswettbewerb: barschaft bleibt Hauptsitz. Weiterhin sollte ArGe hirner & riehl/Kerfers auf die Belange der Kunden der in diesem Gebäude vorgesehenen (sozialen) Nutzun- Der städtebauliche Entwurf weist unter- gen durch eine entsprechende Gestaltung schiedlich gestaltete Quartiere auf, die an Rücksicht genommen werden. den Rändern zur Ulmer Straße, zur Walk- straße und zur Wilhelm-Merz-Straße ge- Hinsichtlich des Parkens wurden auf Grund schlossene Bebauungskanten ausbilden. Im der bestehenden Grundwasserproblematik Innern der Quartiere entstehen gut dimen- Parkhäuser tendenziell favorisiert. Sie soll- sionierte, begrünte Freiflächen mit privatem ten sich allerdings sinnvollerweise auf dem Charakter. Union-Areal befinden, da sie im Ideenteil wohl nicht zeitnah realisiert werden können. Der Stadtraum wird über eine Abfolge von Nach zwei Wertungsrundgängen verblieben Plätzen mit Aufenthaltsqualitäten bestimmt. die drei Arbeiten mit den Tarnzahlen 1002, Überhöhungen um ein Geschoss markieren 1009 und 1016 in der engeren Wahl. Bei ei- die Quartiersecken im Übergang zum öf- ner getrennten Betrachtung von Ideenteil fentlichen Raum. und Realisierungsteil erhielten außerdem die Arbeiten 1001 (nur Ideenteil) und 1019 Entlang der Wilhelm-Merz-Straße gliedert (nur Realisierungsteil) eine Anerkennung. sich das Bebauungsband über Vor- und Im Anschluss trat das Preisgericht in eine Rücksprünge, räumliche Aufweitungen mit intensive Diskussion zur Abstimmung der baumüberstandenen Plätzen führen zu einer Rangfolge der Entwürfe der engeren Wahl abwechslungsreichen Bebauungsstruktur, ein, bei der die Fach- und Sachpreisrichter die eine Durchlässigkeit zur Flussaue des nochmals eingehend die Vor- und Nachteile Kochers zulässt. der einzelnen Lösungsansätze diskutierten. Nach erfolgter Einigung beschloss das Preis- Der Grünraum am Kocher wird parkartig gericht einstimmig die Höhe der Preissum- mit Sitzstufen am Wasser, einer Furt und men. Es ergab sich folgendes Ergebnis: lockerem Baumbewuchs gestaltet. Die na- Preissummen: turnahe Profilierung des Flussgewässers wird an einigen Stellen sehr schmal, was die 1. Preis: Tarnzahl 1002 53.500 € Großzügigkeit des Freiraums einengt. Ein 2. Preis: Tarnzahl 1009 37.500 € Steg verbindet geschickt die beiden Ufersei- 3. Preis: Tarnzahl 1016 23.000 € ten. Anerkennung: Tarnzahl 1001 7.000 € Die Erweiterung des Landratsamtes aus ei- Anerkennung: Tarnzahl 1019 11.000 € nem lockeren Gebäudeensemble aus drei Baukörpern, die in der Höhe gestaffelt sind Den ersten Preis erhielt die ARGE hirner & und über eine zweigeschossige, zurückge- riehl/Kerfers aus München. Der zweite Preis setzte Eingangszone zusammengefasst wer- 58
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