Universität der Vielfalt - Verschiedenheit als Chance für alle 2017 - Leipzig
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Hast du den Traumjob? JA Nein Zeigen Sie Ihr Bieten Sie Finden Sie Finden Sie Unternehmen anderen Alumni passende geeignete anderen Alumni gleiche Stellen Unternehmen Perspektiven Als Arbeitgeber registrieren Als Bewerber registrieren Stellen Stellen 800 Partnerunternehmen inserieren 1.500 Angebote suchen Firmenkontakt- Firmenkontakt- messe teilnehmen 350 Aussteller messe besuchen 8.500 Besucher Die Wirtschafts- und Industriekontake WIK werden seit 1998 von Studenten für Studenten organisiert. Die WIK vermitteln Er- stkontakte zwischen akademischen Fachkräften aus Mitteldeutschland und Arbeitgebern der Region. Unsere Aufgabe sehen wir in der Fachkräftesicherung unserer Heimat - dafür bieten wir eine Plattform für unseren starken Mittelstand und in- teressierte Fachkräfte. Sodass zukünftige Mitarbeiter schnell, direkt und einfach in den Traumjob finden. Ob am Messestand in der Uni oder im begleitendenden Katalog, auf den WIK-Messen in Leipzig (31.05.2017) und Chemnitz (18.05.2017) treffen 120 Arbeitgeber 4.000 Fachkräfte. Auf dem zugehörigen online Portal werden Sie bei 1.500 inserierten Stellen und 800 Part- nerunternehmen ganzjährig fündig! Registrieren Sie sich noch heute auf www.WIKWAY.de!
ED ITO RIAL A L U M N I — 2 017 Liebe Alumnae, liebe Alumni, W eltoffene Hochschulen gegen Fremden- feindlichkeit“ – das ist auf einem Ban- ner zu lesen, das seit einiger Zeit gut sichtbar “Universities for openness, tolerance and against xenophobia” – can be seen on a banner which has been displayed prominently for some vor dem Hauptgebäude der Universität Leipzig time in front of the main Leipzig University am Augustusplatz aufgespannt ist. Gut jeder building on Augustusplatz. One in ten of the stu- zehnte Studierende der Alma mater Lipsiensis dents of the Alma mater Lipsiensis come from kommt aus dem Ausland. Auch ihre Wissen- abroad. The university scientists also operate schaftler arbeiten international vernetzt und in international networks and take part in co- knüpfen Kooperationen mit Forschungsein- operation with research institutes from all over richtungen in aller Welt. Fremdenfeindlichkeit the world. There is no place for xenophobia at hat an der Universität keinen Platz – das ist die the university – this is the message that Leipzig Botschaft, die die Universität Leipzig mit ih- University is presenting through its participa- rer Teilnahme an der tion in the nationwide bundesweiten Aktion campaign “Universi- „Weltoffene Hoch- ties for openness”. schulen“ vermittelt. „Vielfalt bedeutet, dass However, equal- Gleichberechti- ity and integration at gung und Integration alle Individuen an der the university do not an der Universität refer exclusively to the beziehen sich aber Hochschule gleiche country of origin of its nicht ausschließlich members. Diversity auf die Herkunfts- Rechte genießen sollen.“ means that all individ- länder ihrer Mitglie- uals in the “university der. Vielfalt bedeutet system” should enjoy vielmehr, dass alle Individuen im „System the same rights. Discrimination based on cul- Hochschule“ gleiche Rechte genießen sollen. tural or social origin, gender, age, sexual ori- Diskriminierungen aufgrund der kulturellen entation or physical disability is to become a oder sozialen Herkunft, des Geschlechts, des thing of the past. This approach is summarised Alters, der sexuellen Orientierung oder einer by the concept of “diversity” and is becoming körperlichen Beeinträchtigung sollen künftig increasingly important in the German university der Vergangenheit angehören. Dieser Ansatz landscape. wird unter dem Konzept „Diversity“ (Vielfalt) In the Alumni Magazine 2017 we would zusammengefasst und gewinnt in der deut- like to demonstrate to you by means of different schen Hochschullandschaft immer mehr an examples how Leipzig University takes into ac- Bedeutung. count the diversity of its members. We are also Im Alumni-Magazin 2017 möchten wir taking a step in the same direction with this is- Ihnen an verschiedenen Beispielen zeigen, sue: for the first time the Alumni Magazine is wie die Universität Leipzig der Vielfalt ihrer being sent to the international members of the Mitglieder Rechnung trägt und sie gewinn- Alumni network. Consequently all of the main bringend zu nutzen weiß. Einen Schritt in die articles are accompanied by a summary in the gleiche Richtung gehen wir mit dieser Aus- English language. Das Alumni-Magazin erhalten alle im Alumni- gabe übrigens auch selbst: Erstmals wird das Netzwerk registrierten Alumni kostenfrei einmal Alumni-Magazin in diesem Jahr auch an die Eine informative und anregende jährlich zugestellt. Sollten Sie dieses Heft nicht internationalen Mitglieder des Alumni-Netz- Lektüre wünschen Ihnen zugeschickt, sondern anderweitig in Ihre Hände werks verschickt. Alle Hauptartikel wurden Ihre Alumni-Koordinatorinnen bekommen haben, dann melden Sie sich gern unter deshalb um eine Zusammenfassung in engli- Christin Kieling und Nina Vogt www.alumni.uni-leipzig.de/mitgliedschaft ↗ an, scher Sprache ergänzt. damit Sie zukünftig auch direkter Empfänger sind. 3
INHALT A L U M N I — 2 017 Eine Universität, viele verschiedene Menschen (Foto: Swen Reichhold) 10 Thema 6 Zu Gast an der Alma mater beim Alumni-Treffen im Juni 2016 (Foto: Swen Reichhold) Universität der Vielfalt ALUM N I - N ETZ W E R K 10 Universität für alle Altersgruppen 6 Altes wiedersehen, Neues entdecken – 11 Verschiedenheit als Chance für alle Rückblick auf das Die Universität Leipzig nimmt am Alumni-Treffen 2016 Diversity Audit des Stifterverbandes teil 8 Alumni-Film: Drei Jahrzehnte, drei 12 Ein (bislang) unbegangener Weg Generationen, drei Geschichten Das Seminar „LGBT Culture“ stellte 8 Austausch zwischen queere Lebensweisen in den Mittelpunkt Wissenschaftler-Generationen – Ehemalige Leibniz-Professoren zu 13 „Ich weiß, wofür ich das alles mache“ Gast an der Research Academy Leipzig Eine Studentin berichtet von ihrem Studium mit Kind 9 Alumnae- und Alumni-Netzwerk am Institut für Kommunikations- 14 „Gesellschaftlicher Zusammenhalt ist eine Aufgabe für alle“ und Medienwissenschaft Interview mit der sächsischen Integrationsministerin 9 Alumni investieren mit Sammel Petra Köpping und Rektorin Beate Schücking stipendium in die Zukunft 18 „Ich sehe mit den Ohren“ Der Unialltag eines blinden Studenten 20 „Es bleibt noch viel zu tun“ Interview mit Marion Michel, Beauftragte für Studierende mit Behinderung 21 Mit ArbeiterKind.de an die Uni Eine Initiative unterstützt beim Sprung über soziale Bildungshürden 22 Ein Stück Heimat im Koffer Internationale Mitglieder der Universität zeigen, worauf sie auch in Leipzig nicht verzichten möchten 4
INHALT A L U M N I — 2 017 24 34 40 Dr. Axel Ngonga und Mit einer Pflanzenpatenschaft „Die EU ist gut für Europa seine beeindruckende den Botanischen Garten unter- und für die Menschen“, Forscherbiographie stützen (Foto: Swen Reichhold) sagt der EU-Abgeordnete (Foto: Christian Hüller) Dr. Peter Jahr. ALUM N I I M P O RTR ÄT U N IV E R SUM R E FLE X I O N E N 24 Ein Informatik-Überflieger 30 Kunstwerke erstrahlen in neuem Glanz: 40 Europaparlamentsmitglied als nächster Einstein – Restaurierte Epitaphien im Paulinum Dr. Peter Jahr: Dr. Axel Ngonga 31 Barocke Professoren wieder zurück: „Die EU muss mit Gemäldegalerie im Neuen Augusteum einer Stimme reden“ 26 „Und woher kommst du 31 Erziehungswissenschaften in neuem wirklich?“ – Tupoka Ogette Domizil 27 „Meine Leipziger Zeit war 32 „DonnerstagsDiskurs“ I M PR ESSUM wichtig für mein ganzes Leben” – zu Fragen der Zeit Prof. Dr. Eduardo Pastrana Buelvas 32 Königin Silvia zu Gast an 42 28 Ein Netzwerk aus internationalen der Uni Leipzig Freunden – Alina Kazakova 33 Nachrichten, Personalia 29 Zurück in die Forschung nach der Flucht 34 Eine Pfingstrose für Tilda Sophie Patenschaftsprogramm des Botanischen Gartens der Universität Leipzig 35 Mehr als 7.500 Studienanfänger zieht es an die Uni Leipzig 36 Frühe Kindheitsphase verstehen: Leipziger Forschungszentrum für frühkindliche Entwicklung eröffnet 37 Alumni bei den Olympischen Spielen in Rio 38 Wie macht man eigentlich … ein künstliches Gehirn? 39 Luther in Leipzig: Reformationsjubiläum 2017 42 Termine 2017 – Service für Alumni 5
ALUM N I N ETZ WERK A L U M N I — 2 017 Altes wiedersehen, Neues entdecken Mal wieder Zeit auf dem Campus verbringen, wie früher ein Dr. Agostinho Cá Seminar besuchen, dem Institut einen Besuch abstatten und Medizin mit ehemaligen Kommilitoninnen einen Kaffee trinken – dies und 1985–1992 viel mehr konnten Alumni beim vierten fächerübergreifenden „Ich kommen aus Guinea Bissau, Alumni-Treffen der Universität Leipzig am 24. und 25. Juni 2016 einem sehr armen Land in West erleben. Schirmherrin des Alumni-Treffens war Johanna Wanka, afrika. Für das Abitur bin ich Bundesministerin für Bildung und Forschung und Alumna Philipp Gäbel aus einem kleinen Dorf in die der Universität Leipzig. Sie war bei der Eröffnungsveranstaltung Lehramt an Gymnasien Hauptstadt Bissau gezogen. Im „Leibniz lebt“ zu Gast und richtete ein persönliches 2007–2013 Studium bin ich dann mit fünf Grußwort an die Alumni. „Ich habe an mein Studium weiteren Leuten nach Leipzig, Wir haben einige der Besucher des Alumni-Treffens die lebhaftesten Erinnerungen. damals noch DDR, gekommen. nach ihren Erinnerungen an ihre Studienzeit befragt. Die Jahre, die ich hier verbracht Das war für mich eine andere Die Alumni-Interviews und Impressionen vom Besuch der habe, waren eine sehr schöne Welt im Vergleich zu meiner Bundesministerin können Sie sich auch als Video ansehen: Zeit. Ich muss auch sagen, dass Heimat. Es war eine sehr große www.uni-leipzig.de/+alumnitreffen2016 ↗ es meine sportlich aktivste Zeit Freude, hier zu sein, aber auch war, weil man im Hochschul- eine sehr große Herausforderung. sport ein sehr schönes Angebot Bei uns spricht man Portugie- vorfinden konnte.“ sisch, in Leipzig studierte ich also in einer fremden Sprache und musste Deutsch erst lernen. Das war am Anfang nicht einfach, aber ich habe gute Freunde ge- funden und hatte gute Betreuer, die mir halfen, die anfänglichen Schwierigkeiten zu überwinden.“ Sylke Schumann Journalistik, Kommunikationswissenschaften 1988–1992 „Ich habe meine Studienzeit als sehr wilde Zeit in Erinnerung. Wir waren im zweiten Studien jahr, als die Mauer fiel und da Tim Lenze passierte plötzlich dies: Wir Medizin saßen in der Vorlesung und seit 2012 jemand kam rein und sagte: „Ich habe mich für ein Studium ‚Ihr könnt nach Hause gehen, in Leipzig entschieden, weil ihr seid exmatrikuliert.‘ Dar- Leipzig irgendwie zwischen aufhin haben wir die Rektorats Großstadt und Kleinstadt liegt. etage besetzt, haben alle anderen Und weil es so viel zu bieten hat, Fakultäten aufgesucht und einerseits die großen kulturellen dort dafür gekämpft, dass auch Einrichtungen, aber auch das unsere Fakultät weiter existierte. studentische Leben, die Kneipen Das haben wir geschafft, wir und das viele Grün in der Stadt. durften weitermachen. Darauf Das ist schon toll, das hier alles bin ich heute noch stolz!“ auf einem Fleck zu haben.“ 6
ALUM N I N ETZ WERK A L U M N I — 2 017 Fotos: Swen Reichhold Nicole Schreyer Bernd Friedrich Medizin Mathematik seit 2011 1975–1980 „Leipzig ist eine ganz tolle Stadt „Meine Studienzeit habe ich als zum Studieren. Man hat kurze sehr schöne Zeit in Erinnerung, Wege und kann mit dem Fahrrad sonst wäre ich nicht wieder gefühlt alles in zehn Minuten er- hierhergekommen. Wir hatten reichen. Von Karli bis Oper wird ein Seminargruppentreffen und einfach alles geboten, immer zu haben das Alumni-Treffen ge- günstigen Preisen, und die Mieten nutzt, um uns bei einer Führung sind hier auch immer noch billig. das neue Campus-Gelände anzu- Es ist ein tolles Feeling hier, ge- sehen. Wir sind sehr überrascht, rade in so studentischen Vierteln was sich in der langen Zeit hier wie beispielsweise Reudnitz. Es so alles verändert hat.“ macht einfach richtig Spaß, hier zu leben und zu studieren.“ Spending time on campus again, attending a seminar just like the old days, visiting the institute and enjoying a coffee with former students – alumni were able to do this at the fourth Leipzig University alumni meeting on 24 and 25 June 2016. Patroness of the alumni meeting was Johanna Wanka, Federal Minister for Educa- tion and Research and alumna of Leipzig University. We asked some of the visitors to the alumni meeting what they remembered about their time as a student. 7
ALUM N I N ETZ WERK Drei Jahrzehnte, drei Generationen, Evelyn Ott, Prof. Dr. Frank Roch und Nastassja von der drei Geschichten Weiden (von links) haben ihre Studienzeit ganz unterschiedlich erlebt. (Foto: Screenshot) W ie hat sich das Studium und das Stu- dentenleben in den letzten Jahrzehnten verändert? Dieser Frage sind Studierende in im Film daran, wie eingeschränkt die Re- cherchemöglichkeiten für wissenschaftliche Arbeiten im Vergleich zu heute waren. Ganz Leipzig, erinnert sich hingegen noch genau an seine Studienzeit von 1975 bis1980 und insbe- sondere an die anschließende Dissertation, einem Seminar am Institut für Kommunika- andere Möglichkeiten hat heute Nastassja von die er mit einer Reiseschreibmaschine auf tions- und Medienwissenschaft nachgegan- der Weiden, Studentin der Kommunikations- Transparentpapier selbst getippt hat. gen. In ihrem Film „1975 – 1991 – 2015“ tau- und Medienwissenschaft: „Das allererste ist Christin Kieling schen sich zwei Alumni und eine Studierende auf jeden Fall die Google-Suche.“ Recherchen der Uni Leipzig darüber aus, wie es eigentlich nehme sie häufig auch von zuhause aus vor, war, vorgestern, gestern oder heute zu studie- denn sie kann sich von überall ins Uninetz ein- ren. Personalberaterin Evelyn Ott studierte wählen. Physik-Alumnus Frank Roch, heute Zum Film: von 1991 bis 1996 Soziologie und erinnert sich Professor an der Fakultät Medien der HTWK www.uni-leipzig.de/+alumni-film ↗ Austausch zwischen Wissenschaftler- Generationen Ehemalige Leibniz-Professoren zu Gast an der Research Academy Leipzig E Prof. Dr. Martin Schlegel (3.v.l.) begrüßte die ehemaligen ine besondere Alumni-Gruppe der Uni- Mit den ehemaligen Leibniz-Professoren Clau- Leibniz-Professoren Prof. Dr. Robert Roe, Prof. Dr. Alois versität Leipzig bilden die mittlerweile dine Delphis, Alois Würger, Robert Roe (†), Würger, Prof. Dr. Claudine Delphis, Prof. Dr. Scarlett Cor- 44 ehemaligen Leibniz-Professorinnen und Florian Steger, John S. Wilson und Scarlett nelissen und Prof. Dr. John S. Wilson (v.l.). Auf dem Bild fehlt Prof. Dr. Florian Steger. (Foto: Research Academy -Professoren. Die Leibniz-Professur ist eine Cornelissen kamen erstmals sechs ehemalige Leipzig) Gastprofessur, die seit 1994 semesterweise an Amtsinhaber unterschiedlicher Fachbereiche internationale Wissenschaftspersönlichkeiten an der Research Academy zusammen. vergeben wird und an der Research Academy Am Vormittag des Zusammentreffens dreh- Leipzig angebunden ist. Während ihrer Zeit an te sich alles um die nachhaltige Wirkung Die Veranstaltung schloss mit dem festen der Universität Leipzig widmen sich die Leib- von Gastaufenthalten an der Universität Vorsatz, die Erkenntnisse des Workshops in niz-Professoren der interdisziplinär ausgerich- Leipzig und speziell der Research Academy. das Konzept zur nachhaltigen Einbindung teten Lehre, forschen gemeinsam mit Leipziger Nachmittags ergänzten Nachwuchswissen- der Leibniz-Alumni in die Research Academy Kollegen und bauen über den Besuch hinaus schaftler die Runde und diskutierten mit den einfließen zu lassen. „Der Austausch zwi- bestehende Kooperationen auf. Um die Ver- Leibniz-Professoren über intergenerationelle schen Nachwuchswissenschaftlern und den bindung mit den Leibniz-Alumni zu stärken, Arbeit in der Wissenschaft. Das Treffen wur- erfahrenen Generationen ist für den Erhalt fand im Dezember 2015 am Vortag der Feier- de von allen als sehr bereichernd empfunden unseres Wissens von elementarer Bedeutung lichkeiten zum 606. Geburtstag der Universität und mündete beispielsweise in Ideen für inter- und mit dem Leibniz-Programm arbeiten wir ein Workshop statt, zu dem der Direktor des disziplinäre Kooperationsprojekte und neue daran, genau diesen Austausch zu fördern“, Leibniz-Programms der Research Academy, Veranstaltungsformate zum Austausch zwi- resümierte Professor Martin Schlegel. Professor Martin Schlegel, eingeladen hatte. schen den Generationen. Dr. Friederike Buchholz, Karoline Darmüntzel 8
ALUM N I N ETZ WERK A L U M N I — 2 017 Alumnae- und I m Jahr 2016 feierte das Institut für Kom- munikations- und Medienwissenschaft (KMW) „100 Jahre Kommunikationswissen- Abschlussarbeiten, eine Gesprächsrunde zu Praktika und ein geselliges Beisammensein im Anschluss an die Absolventenfeier des schaft in Deutschland“. Gleichzeitig startete Instituts. Das fachübergreifende Angebot Alumni-Netzwerk das Alumnae- und Alumni-Netzwerk. Mitt- lerweile wird es durch den Institutsrat, die ergänzt die etablierten, eher fachbezogenen Alumni-Organisationen Leipziger Public am Institut für einzelnen Fachbereiche und die Studieren- denvertretung unterstützt. Relations Studenten e.V. und Freundeskreis Mephisto 97.6 e.V. Kommunikations- Drei Schwerpunkte geben die Zie- le vor: die Förderung von Erfahrungs- und Wissensaustausch zwischen Ehemaligen, Um den Umfang der Angebote sowie des Netzwerks auszubauen, freut sich das Netz- werk über Mitstreiter, Unterstützer, Feedback und Medien Studierenden und Institutsmitgliedern, die Stärkung des Gemeinschaftsgefühls am Ins- und Mitglieder im Netzwerk! Die Anmeldung ist über die Institutswebsite möglich. wissenschaft titut für KMW auch über das Studium hinaus sowie die Verankerung der Alumni und ihrer Daniel Fochtmann Interessen am Institut. Die aktuellen Studierenden sind die Alumnae und Alumni von morgen. Da sich das Netzwerk noch in der Aufbauphase be- findet, konzentriert sich das Netzwerk da- Kontakt: her aktuell auf die Studierenden und bietet alumni.kmw@uni-leipzig.de ↗ praxisbezogene Veranstaltungen an. Dazu www.uni-leipzig.de/+alumnikmw ↗ gehörten bisher eine Präsentationsrunde zu www.facebook.com/groups/alumnikmw ↗ Alumni investieren mit Sammelstipendium in die Zukunft Chemie-Studentin Clara Scheelje und Christin Kieling (stellvertretend D urch den Beitrag unserer Alumni wird im laufenden Studienjahr mit Clara Scheelje eine leistungsstarke und engagierte Studentin für Leipzig Alumni) bei der feierlichen Stipendienübergabe. Nicht im Bild: Prof. auf ihrem Weg durch das Studium und in das Dr. Ing. Frank Dehn. Berufsleben unterstützt und bestärkt. (Foto: punctum/ Im Vorfeld des Alumni-Treffens 2016 Alexander Schmidt) hatten wir unsere Ehemaligen erstmals offi- ziell dazu aufgerufen, einen Beitrag zur Stu- terin und Alumna der Alma mater, in ihrem Das Deutschlandstipendium wird zu ei- dierendenförderung an ihrer Alma mater zu Grußwort während des Alumni-Treffens im ner Hälfte von privaten Förderern, zur anderen leisten. Durch zahlreiche größere und kleinere Juni 2016. Hälfte vom Bundesministerium für Bildung Einzelspenden konnten wir so die Hälfte für Unter den Studierenden der Universität und Forschung finanziert. Privatpersonen, ein Stipendium im Fachbereich Chemie ein- Leipzig erfreut sich das Deutschlandstipen Institutionen und Unternehmen spenden pro bringen, das schließlich dankenswerterweise dium großer Beliebtheit: Auf fünf studentische Stipendium 150 Euro monatlich für ein Studi- durch die Gesellschaft für Materialforschung- Bewerberinnen und Bewerber kam im vergan- enjahr, der Bund verdoppelt diesen Betrag. und Prüfungsanstalt für das Bauwesen Leipzig genen Studienjahr nur ein Stipendiengeber. Christin Kieling mbH (MFPA, Professor Dr. Ing. Frank Dehn) Insgesamt konnten 100 Stipendien vergeben zu einem vollen Stipendium im Rahmen des werden – entsprechend werden für die nächs- Wir freuen uns auf einen Beitrag Programms „Deutschlandstipendium“ (Ziel- te Förderperiode noch Förderer gesucht. Wir im Rahmen Ihrer Möglichkeiten. summe: 1.800 Euro) aufgestockt wurde. möchten dieses Verhältnis verbessern, damit Spendenkonto für das Sammelstipendium: „Junge Menschen bei der Entfaltung möglichst viele Menschen von den Vorteilen Hauptkasse Sachsen – für Uni Leipzig ihrer Talente zu unterstützen, ist eine der ge- des Deutschlandstipendiums profitieren kön- IBAN: DE82 8505 0300 3153 0113 70 winnbringendsten Investitionen und eine Auf- nen und würden uns daher sehr freuen, wenn BIC: OSDDDE81 gabe für die ganze Gesellschaft“, resümierte wir Sie bzw. Ihr Unternehmen als Förderer für Zweck: 28231 – Deutschlandstipendien auch Johanna Wanka, Bundesbildungsminis- das kommende Studienjahr gewinnen können. www.uni-leipzig.de/deutschlandstipendium ↗ 9
VI ELFALT Universität für alle Altersgruppen Die Universität Leipzig bietet Menschen aller Altersgruppen die Chance zum Leipzig University offers the opportunity for lifelong learning to people of all ages. lebenslangen Lernen: Der 23-jährige Gustav studiert im 7. Semester Philosophie/ The 23 year old Gustav Beyer is in his 7th semester studying Philosophy/Ethics Ethik für das Lehramt an der Grundschule. Die Geschwister Mathilda (10) und for teacher training in primary schools. The siblings Mathilda (10) and Albert (12) Albert (12) nehmen regelmäßig an der Kinderuni teil und haben die Uni auch regularly participate in the children‘s university and the children‘s campus tours. Dr. schon im Rahmen einer Kinder-Campus-Führung entdeckt. Dr. Christel Beyer ist Christel Beyer has been an active participant in the senior citizen‘s academy for seit Jahren eine aktive Teilnehmerin der Seniorenakademie. (Foto: Christian Hüller) many years. (Photo: Christian Hüller) www.uni-leipzig.de/+kinderuni ↗ www.uni-leipzig.de/+kindercampusfuehrungen ↗ www.uni-leipzig.de/+seniorenakademie ↗ 10
VI ELFALT A L U M N I — 2 017 Verschiedenheit als Chance für alle Interview mit dem Gleichstellungsbeauftragten der Universität Was ist das Diversity-Audit „Vielfalt Welche Entwicklungspotentiale sind durch gestalten” und wieso nimmt die den Auditierungsprozess deutlich geworden Universität Leipzig daran teil? und wie geht es nach dem Audit weiter? Unsere Universität vereint eine Band- Für uns war von Anfang an klar, dass breite an unterschiedlichen Studierenden und die Implementierung von Diversity-Strategi- Mitarbeitenden – jede und jeder einzigartig en nur als ganzheitlicher Ansatz funktioniert. nicht nur in Geschlecht und Religion, sondern Das heißt, dass Maßnahmen immer für Stu- auch hinsichtlich sozialer Herkunft, sexu- dierende wie Mitarbeitende, aber auch im eller Identität, Kulturzugehörigkeit, Alter Kontext der Hochschulentwicklungsplanung und Denkweise. Diese individuellen Stärken gedacht werden müssen. Durch das Audit bilden eine Vielfalt, die eine Hochschule als wurde zum Beispiel sehr deutlich, dass wir an Potential konstruktiv gestalten sollte. Das der Sichtbarkeit vorhandener Beratungsange- Georg Teichert Diversity-Audit des Stifterverbandes für die bote arbeiten müssen. Auch haben wir an der ist seit 2010 Gleichstellungsbeauftragter Deutsche Wissenschaft (DA) begleitet und Universität Leipzig eine Vielzahl von Einzel- der Universität Leipzig und setzt sich mit seinem berät Hochschulen bei der Konzeption von maßnahmen identifiziert, die universitätsweit Team für die Chancengleichheit von Frauen und Strukturen, Instrumenten und Maßnahmen wenig bekannt sind. Dies soll nun in einem Männern sowie gegen die Benachteiligung von zur Gewinnung von Studierenden und Mit- Diversity-Konzept gebündelt werden und da- Hochschulmitgliedern ein. Er leitet in dieser arbeitenden, und deren Einbindung in den mit auch Grundlage für die Fortschreibung Funktion die Teilnahme der Universität am zwei- Hochschulalltag. Ziel ist es, auf Basis einer em- des Hochschulentwicklungsplanes und die jährigen Diversity-Audit „Vielfalt gestalten” des pirisch fundierten Ist-Analyse ein hochschul- Zielvereinbarungen werden. Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft, weites „Diversity-Konzept“ zu entwickeln das im Frühjahr 2017 abgeschlossen wird. und Maßnahmen und Strategien zu formu- Was wünschen Sie sich persönlich mit Blick (Foto: Swen Reichhold) lieren, die auf die gleichberechtigte und dis- auf eine vielfältige Universität Leipzig? kriminierungsfreie Teilhabe möglichst aller Ich wünsche mir, dass die Hochschul- Mitglieder und Angehörigen der Universität leitung bei ihrem eingeschlagenen Weg bleibt Leipzig hinwirken. und die Bestrebungen für eine vielfältige Universität weiterhin tatkräftig unterstützt. Wie gut ist die Universität Leipzig aufge- Außerdem möchte ich die Mitglieder und stellt, wenn es darum geht, die zunehmend Angehörigen unserer Alma Mater bitten, sich heterogene Zusammensetzung der mit Ideen und Feedback an der Entwicklung Studierendenschaft zu berücksichtigen? hin zu einer diversitätsgerechten Hochschule Dass sich die Universität Leipzig als zu beteiligen – weil sie nur so ein Ort werden erste sächsische und zweite ostdeutsche kann, an dem Verschiedenheit eine Chance Hochschule dem DA unterzieht, macht deut- für alle ist. lich, dass wir uns der zunehmenden Hetero- genität und der damit entstehenden Heraus- forderungen, aber auch der Chancen bewusst sind. Im Bereich Vereinbarkeit von Familie und Studium, aber auch beim Studieren mit Leipzig University is taking part in the diversity audit „Shaping Diversity“ (Vielfalt Beeinträchtigung haben wir allerdings noch gestalten) of the Donor‘s Association for the Promotion of Humanities and Sciences Verbesserungspotentiale. Da dies Themen in Germany (Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft) from 2015 to 2017. The sind, die nur im Verbund strategisch weiter- aim is to formulate measures and strategies which work towards the equal and entwickelt werden können, arbeiten im DA discrimination-free participation of all possible members and employees of Leipzig Vertreterinnen und Vertreter aller relevanten University. Georg Teichert is heading the project as Commissioner for Equal Einheiten der Universität in Arbeitsgruppen Opportunities at Leipzig University. The audit has shown him, among other areas, an neuen Ansätzen. potential for improvement in the compatibility of family and study or when studying with a disability. 11
VI ELFALT Ein (bislang) unbegangener Weg Das Seminar „LGBT Culture“ stellte queere Lebensweisen Im Seminar „LGBT Culture“ setzten sich Studierende auch mit ihrer eigenen Sicht in den Mittelpunkt auf “Queerness” auseinander. (Foto: privat) W as bedeutet eigentlich LGBT? Das Ak- ronym steht für “Lesbian, Gay, Bise- sächsischen Lehrplänen eine Rolle spielen. Seminarleiter Hernando C. Gómez Prada, Vielfalt in xual, Transgender”. Unter dem Titel “LGBT Culture” setzten sich im Sommersemester Gastdozent von der Universität Complutense Madrid über sein Konzept: die Lehre bringen 2016 Studierende aus verschiedenen Studi- engängen mit der Repräsentation von LGBT in der Alltagskultur und in den Medien „Ziel des Seminars war es, die Studie- renden auf eine Reise durch eine verschwie- gene, verfälschte oder einfach nicht-erzählte D as im Jahr 2001 von engagierten Hochschulprofessor/-innen wissenschaftlichen Mitarbeiter/-innen und auseinander. Sie interviewten Frauen zum Geschichte mitzunehmen und sie ihre eigenen gegründete Zentrum für Frauen- und lesbischen Leben in Leipzig, analysierten Denkgebäude erkennen zu lassen. Es war mir Geschlechterforschung (FraGes) för- LGBT-Charaktere und -Stereotype in TV-Se- wichtig, positive Beispiele queerer Persönlich- dert mit Blick auf aktuelle gesellschaft- rien und in der Werbung, stellten queere Musi- keiten zu zeigen, einerseits um Identifikation zu liche Verhältnisse die Sichtbarkeit der ker aus Brasilien vor oder untersuchten, inwie- ermöglichen, andererseits, um Unbehagen dem Frauen- und Geschlechterforschung weit Homo-, Bi- oder Transsexualität in den Anderen gegenüber zu verringern.“ an der Alma Mater Lipsiensis in Form von Bildungs-, Weiterbildungs- und Lehrveranstaltungen. Das Jubiläum Stimmen aus dem Seminar: „15 Jahre Geschlechterforschung an „Leipzig hat tatsächlich der Universität Leipzig“ verband 2016 eine lesbische Kultur, eine Vielzahl an Projekten, die die (Re) „Die Vielfalt queerer die sich nicht versteckt und Präsentation von Geschlecht(ern), Kör- Charaktere in „Game of sichtbar ist. Dieser Aspekt per(n), Identität(en) und Sexualität(en) Thrones“ hat mich sehr der Stadt und ihre alternative in den Blick nahmen. beeindruckt. Die Serie Kultur haben uns interessiert Dazu zählt auch die Initiative „Ich habe mich nie direkt ist deshalb für mich und wir wollten wissen, Vielfalt Lehren!, die gemeinsam mit mit LGBT-Kulturen beschäftigt, was Leipzig so besonders dem Institut für Bildungswissenschaf- ein wichtiger Meilenstein obwohl ich Lehramt studiere macht.“ ten realisiert wird. Ziel ist es, Lehr- in der US-amerikanischen und im Arbeitsleben amtsstudierende künftig besser darauf Fernsehgeschichte.“ wahrscheinlich mit dem Thema vorzubereiten, in ihrem Beruf der Dis- in Kontakt kommen werde. kriminierung von Homo-, Trans- und Deshalb habe ich mich für Intersexuellen an Schulen entgegenzu- die Teilnahme am wirken. Das Projekt Vielfalt Lehren! Seminar entschieden.“ wendet sich an die Mitarbeitenden der Erziehungswissenschaftlichen Fakul- tät, des Zentrums für Lehrerbildung und Schulforschung und des Hoch- schuldidaktischen Zentrums Sachsen. Diese beschäftigen sich in Workshops und Weiterbildungsveranstaltungen The acronym LGBT stands for “Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender” and in the summer semester mit dem Thema Homo-, Trans- und 2016 provided the title for a seminar which dealt with the representation of LGBT in everyday culture Interfeindlichkeit und entwickeln ein and the media. The Centre for Women and Gender Research at Leipzig University also presents kritischesBewusstsein und Handlungs- a new project which aims to better prepare teacher training students so they can counteract the fähigkeit, die sie in den eigenen Lehr- discrimination of homosexuals, transsexuals and intersexuals in schools during their teaching career. veranstaltungen wiederum an ihre Stu- dierenden weitergeben können. Britta Borrego, Geschäftsführerin FraGes 12
VI ELFALT A L U M N I — 2 017 Einblicke in den Alltag einer Studentenmama: „Ich weiß, wofür Nadine postet auf ihrem Instagram-Kanal regelmäßig Fotos. ich das alles mache“ (Fotos: privat) Nadine H. (29) studiert Rechtswissenschaften an der Uni Leipzig und hat während des Studiums zwei Kinder bekommen. Ihren Alltag dokumentiert sie auf Instagram unter dem Hashtag #studentenmama. Uns hat sie von ihren Erfahrungen berichtet. A ls ich mit unserem ersten Kind schwanger wurde, war ich 23 Jahre alt und im 3. Se- mester. Es war ein Wunschkind! Doch schon Tochter ging von 8 bis 17 Uhr in die Kita. Die- se Zeit nutzte ich intensiv für das Studium, denn abends war an Lernen nicht zu denken. länger als zwei Stunden am Stück geschlafen, worunter natürlich die allgemeine Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit leidet. So schön bald kamen sich Schwangerschaft und Studi- In den Klausurphasen musste mir mein Part- es ist, Kinder zu haben, mit dem Schlafmangel um in die Quere: Aus gesundheitlichen Grün- ner unsere Kleine auch mal ein paar Stunden muss man eine ganze Weile leben! den musste ich mein Studium nach kurzer Zeit mehr abnehmen, damit ich lernen konnte. Jetzt bin ich im 11. Semester und plane, in einstellen und mich beurlauben lassen. Das be- Vier Jahre nach meiner ersten Schwan- zwei Jahren mein 1. Staatsexamen zu schreiben. deutete auch, dass ich nach drei Monaten kein gerschaft lief bei unserem zweiten Kind vieles Es folgen zwei Jahre Referendariat und das 2. BaföG mehr erhielt. Zum Glück unterstützte Staatsexamen – ich habe also noch die Hälfte mich meine Familie finanziell. Das erste Jahr des Weges vor mir. Dass mein Studium so lange nach der Geburt blieb ich ganz bewusst mit dauert, ist für mich in Ordnung, da mir Familie meinem Baby zu Hause und genoss diese Zeit. wichtiger ist als Karriere. Nach meinen Erfah- Nach fast zwei Jahren Auszeit wollte rungen weiß ich heute, dass es wahrscheinlich ich mein Studium fortsetzen, meine Tochter einfacher gewesen wäre, bis zum 1. Staatsexa- hatte nun einen Krippenplatz. Der Wieder- men oder bis nach dem Berufseinstieg mit dem einstieg gestaltete sich jedoch schwieriger als Mutterwerden zu warten – um den Preis, dass erwartet. Meine Kommilitonen waren mir mein Kinderwunsch viele Jahre lang unerfüllt fremd und ans Studieren musste ich mich erst geblieben wäre. Ich weiß aber, dass es für mich einmal wieder gewöhnen. Da meine Tochter die beste Entscheidung war. Ich bin an ihr ge- anfangs sehr oft krank war, musste ich häufig besser. Ich besuchte gleich nach dem Mut- wachsen und sie hat mich erfüllt. Mir hat vor zu Hause bleiben. So schaffte ich es einfach terschutz wieder die wichtigsten Lehrver- der Geburt meiner Tochter etwas gefehlt und nicht, die vielen Hausarbeiten zu schreiben. anstaltungen. Meinen Sohn konnte ich bald mit meinem Sohn ist es nun vollkommen. Ich Alles sah ziemlich aussichtslos aus. stundenweise im „Kinderladen“ des Studen- weiß auf jeden Fall, wofür ich das alles mache. Große Unterstützung erhielt ich beim tenwerks Leipzig direkt auf dem Campus be- Studienbüro der Juristenfakultät. Im Bera- treuen lassen: Dort war mein Sohn in guten tungsgespräch wurde mir klar: Ich muss ein Händen, während ich in der Vorlesung saß, Beratende Unterstützung für studentische neues Zeitmanagement entwickeln, wenn ich und doch war ich ganz in seiner Nähe. Eltern bieten an der Uni Leipzig die Sozi- das Studium auch mit Kind bewältigen will. Mein Studentenleben ist völlig anders alberatung des Studentenwerks oder des Im Semester konzentrierte ich mich jetzt auf als das meiner Kommilitonen. Die Zeit, die ich Student_innenRats, die Zentrale Studienbera- ganz bestimmte Klausuren und in der vorle- für die Uni zur Verfügung habe, ist auf acht tung und der Familienservice des Gleich- sungsfreien Zeit auf Hausarbeiten. Ich lern- Stunden am Tag begrenzt und genau getaktet. stellungsbüros. Die Broschüre „Studieren te außerdem, Aufgaben abzugeben. Meine Auf Partys oder in Discos gehe ich schon lange mit Kind in Leipzig“ fasst alle wichtigen nicht mehr. Meine Freizeit verbringe ich aus- Informationen zusammen: schließlich mit meinen Kindern und meiner www.uni-leipzig.de/+studieren-mit-kind ↗ Familie. Ich habe schon eine Ewigkeit nicht Nadine H. (29) is studying Law at Leipzig University and had two children during her period of study. She documents her everyday life on Instagram under the Hash- tag #studentenmama. She spoke to us about her experiences. 13
VI ELFALT A L U M N I — 2 017 „Gesellschaftlicher Zusammenhalt ist eine Aufgabe für alle“ Während sich Petra Köpping als Sächsische Staatsministerin für Gleichstellung und Integration einsetzt, hat Beate Schücking als Rektorin der Universität Leipzig Internationalisierung und Chancengleichheit zu wichtigen Prinzipien ihrer Hoch- schulpolitik erhoben. Im Interview mit den Alumni-Koordinatorinnen Christin Kieling und Nina Vogt sprechen sie über die Weltoffenheit an Hochschulen, Frauen in Führungspositionen und die Signalwirkung einer Regenbogenflagge. Frau Köpping, Sie haben im Sommer Bierdeckel in säch- ihren Erfahrungen. Als im letzten Jahr Geflüchtete in der sischen Städten verteilt, auf denen Vorurteile zum Thema Ernst-Grube-Halle der Universität untergebracht wur- Asyl richtiggestellt werden. An der Uni wird im Hörsaal den, standen sofort jede Menge Studierende vor der Halle über die Flüchtlingspolitik diskutiert. Welche Rolle spielen und sagten: Wir helfen. Mir fällt auf, dass diese Hilfsbe- aus Ihrer Sicht die Hochschulen beim Thema Integration? reitschaft auch nicht nachlässt. Petra Köpping: Junge Leute, die an den Universi- Beate Schücking: Es ist eine der gesellschaftlichen täten studieren, aber auch die Lehrenden selber haben Aufgaben der Hochschulen, aktuelle Themen und somit zum Thema Integration eine überwiegend positive Ein- aktuelle Forschungsbedarfe aufzuzeigen. Wir haben an stellung. In vielen Diskussionsrunden sagen gerade Stu- unserer Universität zum Beispiel die Mitte-Studie von dentinnen und Studenten, die oft schon viel in der Welt Elmar Brähler und Oliver Decker, die in der Diskussion herumgekommen sind, ihre Meinung und berichten von um Rechtsextremismus eine wichtige Rolle spielt. Es ist 14
VI ELFALT A L U M N I — 2 017 entscheidend, dass wir uns in gesellschaftlichen Debatten arbeitende sehr sensibel darauf reagieren, wenn sie den auf verlässliche empirische Befunde stützen können. Eindruck haben, sie sollten politisch beeinflusst werden. Köpping: Auch bei der Bierdeckelaktion waren uns Deswegen denke ich, dass Diskussionsforen und offene die Universitäten auf diese Weise wichtige Partner, denn Formen sehr wichtig sind. die Fakten und Daten, mit denen die abgedruckten Vor- Köpping: Nicht nur an den Universitäten gibt es mit- urteile widerlegt werden, sind natürlich das Ergebnis wis- unter große Differenzen zwischen den Sichtweisen der älte- senschaftlicher Untersuchungen. ren und der jüngeren Generation. Viele Menschen mit spe- zifisch ostdeutscher Biografie wünschen sich aufgrund ihrer Was möchte die Uni Leipzig mit der Teilnahme Erfahrungen mehr Stabilität in wirtschaftlicher und beruf- an der Aktion „Weltoffene Hochschulen – licher Hinsicht. Gerade auch an den Universitäten haben Gegen Fremdenfeindlichkeit“ erreichen? die Umbrüche zur Wendezeit zu Biografieknicken geführt, Schücking: Wir wollen damit deutlich machen, wie die ein Gefühl der Verunsicherung hinterlassen haben. sehr Internationalisierung fester Bestandteil jedes Hoch- schulalltags ist. Eine Universität, die sich abschottet ge- Wie trägt die Universität Leipzig dazu bei, gen die Außenwelt, ist überhaupt nicht denkbar. Das aka- soziale Bildungshürden abzubauen? demische Leben ist immer Vorreiter gewesen im Knüpfen Schücking: Das Thema beschäftigt die Universität von internationalen Beziehungen. Es ist sehr wichtig, dass vor allem als Ort der Lehrerbildung. Es ist wichtig, dass sich Hochschulen dezidiert zu Weltoffenheit bekennen. zukünftige Lehrerinnen und Lehrer schon während des Studiums für soziale Unterschiede und die damit ver- Warum sollten sich die Hochschulleitungen knüpften Bildungschancen sensibilisiert werden. Stu- zu gesellschaftlichen Fragen positionieren? dierende werden beispielsweise angehalten, ihre Schul- Schücking: Wissenschaft spielt sich nicht im Elfen- praktika in unterschiedlichen Stadtteilen zu absolvieren. beinturm ab. Diese Haltung haben wir als Universität im Hierbei soll auch die Zusammenarbeit mit den Schulen letzten Jahr ganz gut gelebt, beispielsweise als wir uns im weiter intensiviert werden. Januar 2015 gemeinsam mit den anderen Leipziger Hoch- schulen gegen intolerantes und fremdenfeindliches Ge- Sollte sich auch die Universität selbst stärker öffnen, dankengut ausgesprochen haben. Gleichwohl war es für um junge Menschen an Bildung heranzuführen? mich interessant, dass vor dem Hintergrund der spezifisch Schücking: Sicherlich helfen universitäre Angebote ostdeutschen Geschichte gerade ältere Universitätsmit- für Kinder, frühzeitig Schwellenängste abzubauen. Um 15
VI ELFALT A L U M N I — 2 017 allerdings auch bildungsferne Familien zu erreichen, ist Frau Schücking, Sie sind die erste Frau an der Spitze der es mindestens ebenso wichtig, mit einzelnen Forschungs- Universität Leipzig. Sehen Sie sich eigentlich als Vorreiterin projekten und Angeboten in die Stadtteile zu gehen und für die Gleichberechtigung von Frauen an Hochschulen? Probleme vor Ort zu lösen. Schücking: Ich glaube, ich werde von vielen so Köpping: Ich merke, dass viele Familien nicht mehr wahrgenommen, ob ich will oder nicht. Tatsächlich bin ins Theater, in die Oper oder zu anderen kulturellen Ver- ich mehrmals in meinem Leben die erste Frau in einer be- anstaltungen gehen – für mich gehört das zu einer ganz- stimmten Funktion gewesen. Für mich ist Gleichberechti- heitlichen Bildung aber dazu. In meiner Zeit als Landrä- gung und Chancengleichheit in Bildung und Wissenschaft tin habe ich mich sehr für die Erhaltung von Bibliotheken deshalb entscheidend, weil wir nur so alle Talente abholen und für Fahrbibliotheken im ländlichen Raum eingesetzt. können: die Besten unter den Männern und den Frauen. Aber gehen sie mal rein in die Bibliotheken – da ist kaum Chancengleichheit wird von unten nach oben realisiert: jemand! Ich frage mich, wie gelingt es uns, die Menschen Bei den Studierenden ist sie bereits erreicht worden – in wieder an kulturelle Bildung und an gesellschaftliche einem über 100-jährigen Prozess. Auch bei den Positio- Auseinandersetzungen heranzuführen? nen unterhalb der Professur liegt der Frauenanteil bei uns Schücking: Eine Universität kann solche Phäno- mittlerweile bei 50 Prozent. Darauf ist die Uni Leipzig mene thematisieren, auch wenn sie vielleicht nicht je- sehr stolz. Bei den Professuren haben wir ebenfalls große den erreichen kann. Es gibt auch viele universitäre Ein- Fortschritte gemacht, erleben aber ein ähnliches Phäno- richtungen, die für die breite Bevölkerung offen stehen. men wie Frau Köpping, nämlich dass Frauen wegen ihrer Ein Hobbygärtner, der niemals zu einem Vortrag in der Familien oft weniger flexibel sind. Uni gehen würde, geht vielleicht schon eher zum Pflan- zentauschtag im Botanischen Garten. Und wer den Ur- Wie gut ist die Universität im Bereich Vereinbarkeit laub vor- oder nachbereiten will, besucht vielleicht einmal von Beruf und Familie aufgestellt? die Mumienführung im Ägyptischen Museum oder eine Schücking: Es wurde zuletzt vor allem aktiv in die der zahlreichen Veranstaltungen im Antikenmuseum. Kinderbetreuung investiert: Das Studentenwerk betreibt eine Kita am Johannisplatz, die Universitätsstiftung hat Inwiefern spielt es eine Rolle, ob eine Frau oder die Kita „Unikat“ in der Linnéstraße aufgebaut und bald ein Mann politisches Amt übernimmt? bekommen wir in der Jahnallee eine neue Forschungskita. Köpping: Ich glaube, dass es gut ist, in einer gemisch- Mit dem Gleichstellungsbüro haben wir außerdem Ferien ten Gruppe zu arbeiten. Trotzdem sind auf kommunaler programme für Kinder von Beschäftigten ins Leben ge- Ebene in Sachsen nur fünf Prozent der Bürgermeister rufen. Wir beschäftigen uns aber auch mit dem Thema posten mit Frauen besetzt. Viele Frauen wissen nicht, wie pflegebedürftige Angehörige. In einer Gesellschaft mit sie ein politisches Amt mit ihrer Familie vereinbaren sol- steigender Lebenserwartung gewinnt diese Problematik len, denn man hat als Politikerin keinen Feierabend und in der Altersgruppe der über 50-jährigen Beschäftigten kein Wochenende. Man kann sich dafür aber seine Zeit ständig an Bedeutung. Auch hier sind wir als guter Ar- frei einteilen. Ich versuche deswegen, Frauen Mut zu ma- beitgeber gefragt. chen, nicht in klassische Rollenbilder zurückzufallen. Als Köpping: Das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Frau in einer Führungsposition ist es auch meine Aufgabe, Familie wird in Zukunft nicht nur Frauen betreffen, son- Vorbild zu sein und zu zeigen: Es ist schaffbar. dern Familien generell. Mittlerweile sind wir in Sachsen gut aufgestellt, was die Berufstätigkeit von Frauen be- trifft, aber viele Frauen arbeiten in Teilzeit und haben damit die schlechteren Einkünfte. Ich möchte, dass Er- ziehung eine Familienaufgabe wird. Und da kommt es uns sehr entgegen, dass viele junge Menschen das bereits Petra Köpping so sehen. Die Arbeitgeber müssen sich auf dieses Modell ist seit 2014 Sächsische Staatsministerin für Gleichstellung und Integration. einstellen. In Nordhausen geboren, war die Diplom-Staatsrechtlerin und Mutter von drei Kindern sieben Jahre lang Bürgermeisterin der Gemeinde Großpösna Zum Christopher Street Day 2016 hat die Universität Leipzig bei Leipzig und von 2001 bis 2008 Landrätin des Landkreises Leipziger Land. die Regenbogenflagge vor dem Neuen Augusteum gehisst. 2009 zog sie als SPD-Abgeordnete in den Sächsischen Landtag ein. Spielt die sexuelle Orientierung von Studierenden und Mitarbeitenden denn eine Rolle im universitären Alltag? Schücking: Nein. Sexuelle Orientierung ist Privat- Prof. Dr. Beate A. Schücking sache und sollte es bitte auch bleiben. Aber das Hissen ist seit 2011 Rektorin der Universität Leipzig. Die Medizinerin und der Regenbogenflagge ist ein Symbol, das auf Vielfalt hin- Philosophin wurde in Kassel geboren und hatte vor ihrem Ruf nach weist und dazu beiträgt, Diskriminierung abzubauen. Leipzig eine Professur und verschiedene Führungspositionen an der Universität Osnabrück inne. Während ihrer Amtszeit erklärte das Welche Reaktionen haben Sie erhalten? Rektorat Gleichstellung und Internationalisierung zu wichtigen Quer- Schücking: Hier in Leipzig eigentlich nur Zustim- schnittszielen in der künftigen Entwicklung der Universität Leipzig. mung. Diejenigen, die sich das schon immer gewünscht 16
VI ELFALT A L U M N I — 2 017 haben, haben sich gefreut, dass die Universität sich betei- Schücking: Es muss sich niemand Sorgen machen. ligt hat. Kritik habe ich keine gehört. Forschung und Lehre machen 80 bis 90 Prozent des Köpping: In Leipzig ist es ganz normal, dass die Tagesgeschäfts an den Universitäten aus. Die Förderung Regenbogenflagge gehisst wird. Auch im Rathaus regt von Vielfalt aber auch von Internationalisierung sind kein sich keiner darüber auf. In Dresden oder auf dem Land ist Selbstzweck, sondern Querschnittsaufgaben. Unser Ziel das ein Politikum. In manchen sächsischen Landkreisen ist es, auf diese Art und Weise Potenziale zu heben, die gab es eine riesige Aufregung, wenn die Regenbogenflag- bisher noch ungenutzt sind. ge gehisst wurde. Das kann innerhalb eines Bundeslandes doch nicht sein. In Leipzig ist man offener und unaufge- Fotos: Swen Reichhold regter, so dass die Polarisierung keine Chance hat. Aber in anderen Regionen hat sie eine Chance. Schücking: Vielleicht hat Leipzig auch durch die lange Tradition des Wave-Gotik-Treffens eine besondere Offenheit. Das Treffen ist ja ein wunderbares Beispiel da- für, wie bunt die Welt und die Vorlieben und die Hobbys der Menschen sind. Manche Menschen sorgen sich, dass Gendersensibilität und die Rücksichtnahme auf unterschiedliche Lebens- weisen übertrieben werden könnten, dass zum Beispiel Männer irgendwann gegenüber Frauen ins Hintertreffen geraten könnten. Was sagen Sie diesen Menschen? Köpping: Mir wird manchmal vorgeworfen, dass ich mich mehr um Minderheiten kümmere als um die While Petra Köpping advocates equality and integration in her position as Saxon Mehrheit. Ich antworte darauf, dass die Mehrheit ja auch State Minister, Beate Schücking, Rector of Leipzig University, has outlined inter- nicht diskriminiert wird. Es ist meine Aufgabe in meinem nationalisation and equal opportunities as important principles of her University Geschäftsbereich, dass ich mich genau um die zwei The- policy. In an interview with the Alumni coordinators Christin Kieling and Nina men kümmere: um die Gleichstellung und um die Integra- Vogt they discussed the cosmopolitan outlook of universities, women in leadership tion von Minderheiten. positions and the important signal sent out by a rainbow flag. 17
VI ELFALT „Ich sehe mit den Ohren“ Mit der Straßenbahn zur Uni fahren, Seminare und Vorlesungen besuchen, Literatur lesen und Prüfungen meistern. Dass das auch ohne Augenlicht geht, stellt der angehende Kulturwissenschaftler Sebastian Schulze täglich unter Beweis – mit viel Engagement, Geduld und Humor. E in sonniger Tag auf dem Campus Augustusplatz. Auf dem Weg zum Seminarraum trägt Sebastian Schulze eine schwarze Sonnenbrille, ein weißes Polohemd und einen Mit Blindenhund Sunny, der es sich im Hörsaal – manch- mal aus Platzmangel – am liebsten vor dem Rednerpult bequem macht, fällt Sebastian auf wie ein bunter Hund: dunklen Rucksack mit Laptop. Soweit nichts Ungewöhnli- „Sieht ja ein Blinder mit Krückstock, dass ich nicht sehen ches. Wäre da nicht der schneeweiße Königspudel, der grazil kann“, scherzt der 39-Jährige, als er von seinem Studien- und mit majestätischer Anmut an seiner Seite über den Cam- alltag berichtet. So selbstständig wie möglich zu leben pus läuft. „Sunny, such Treppe!“, kommandiert Sebastian und zu studieren, ist für Sebastian enorm wichtig. Ganz und lässt sich von seinem Vierbeiner zum Ziel führen. ohne Hilfe geht es natürlich nicht. Nachfragen, ob jemand Seit seinem 27. Lebensjahr ist Sebastian völlig erblindet, die Folien an der Wand vorliest oder das Tafelbild kurz womit er sich aber schon seit langer Zeit arrangieren erklärt, gehören dazu. „Klar, man muss auch selber den kann. „Erst dachte ich, jetzt ist alles vorbei, alles, was ich Mund aufmachen, wenn man Hilfe braucht, aber generell bisher erlernt und gearbeitet habe. Aber mit der Zeit kann sind meine Dozenten und Kommilitonen super hilfsbereit man sich an alles gewöhnen. Mein Augenarzt sagte da- und begegnen mir mit Empathie.“ mals zu mir: ‚Das Leben ist noch lang und schön‘, und er „Aus der Not eine Tugend machen“ lautet die Devise, wenn hat Recht.“ es um die beruflichen Zukunftspläne nach dem Studium 18
VI ELFALT Fotos links: Die Buchstaben der Blindenschrift bestehen aus maximal sechs Punkten, Mit Blindenführhund Sunny kann sich Sebastian selbstständig die in jeweiliger Kombination ein entsprechendes Zeichen bilden. über den Campus am Augustusplatz bewegen. (Fotos: Swen Reichhold) Die Leitliniensysteme ermöglichen es blinden und hochgradig sehbeeinträchtigten Menschen, sich mittels eines Langstocks zum Beispiel im Hörsaalgebäude zu orientieren. Durch die Ausstattung der Türschilder mit Braillezahlen finden blinde Menschen den richtigen Raum. geht. Am liebsten möchte Sebastian zum Fernsehen, da und Folien barrierefrei, also digital aufbereitet sind. Die- ihn die Audiodeskription (Bildbeschreibung) von Filmen se Arbeit leisten studentische Hilfskräfte. Bei sehr bild- im Fernsehen begeistert. lastigen Inhalten wird es schwieriger, da Grafiken und An der Universität Leipzig studieren mehrere hundert Diagramme verbalisiert werden müssen. Menschen mit einer Behinderung oder chronischer Er- Zum Lernen, Hören und Schreiben gebraucht Sebastian krankung, drei davon sind blind. Die genaue Zahl ist meistens seinen eigenen Laptop. Der ist mit einer speziel- schwierig zu nennen, da sich nicht jeder melden muss, wenn len Sprachsoftware für Blinde ausgerüstet, die ihm digi- er oder sie auch ohne Hilfe zurechtkommt. Unterstützung talisierte Texte, Folien und Handouts vorliest. „Ein Ohr bekommen Betroffene an vielen Stellen, eine davon ist das gehört dem Professor, das andere der romantischen Blech Studentenwerk. Dort absolvierte Maria Leypold kürzlich eimerstimme meines Sprachprogramms. Ohne die wäre ihr Freiwilliges Soziales Jahr. Sie hilft den Studierenden ich echt aufgeschmissen“, erklärt Sebastian. „Ich sehe ja zum Beispiel beim Ausfüllen von Formularen, bei der quasi mit den Ohren.“ Und weil das so ist, muss bei Prü- Prüfungsanmeldung auf der Onlineplattform „Moodle“ fungen auch mal improvisiert werden. Referate werden oder beim Digitalisieren von Literatur. Aus eigener Er- frei aus dem Kopf gehalten, ein Diktiergerät hilft dabei, fahrung weiß sie genau, welche Stolpersteine blinden und sich das Gelernte zu merken. Und Klausuren? „Ich bean- mobilitätsbeeinträchtigten Studierenden auf dem Campus trage immer mündliche Prüfungen“, berichtet Sebastian. begegnen. „Die Blindenleitsysteme oder die Aufmerksam- „Ab und zu gibt es auch mal Nachhilfe von Kommilito- keitsfelder sind sicherlich noch ausbaufähig, zum Beispiel nen oder Dozenten. Das bringt Licht ins Dunkel.“ am Geisteswissenschaftlichen Zentrum. Die Bibliothek in Zurzeit spart Sebastian auf ein Update einer neuen der Beethovenstraße ist für Blinde wie ein Berg, der ohne Screenreaderstimme, die ihm das Zuhören angenehmer Unterstützung durch Dritte kaum zu erklimmen ist.“ Ins- machen soll. Die Kosten dafür sind jedoch ziemlich hoch gesamt sei die Universität jedoch schon sehr weit in Sachen und müssen selbst getragen werden. „Sowas wünscht man Barrierefreiheit, die wichtig für die Orientierung und sich dann mal zu Weihnachten.“ Simone Schmid Selbstständigkeit der betroffenen Studierenden ist. „Klar, es ist nicht alles perfekt, aber der PC-Pool für Sehgeschä- digte zum Beispiel ist ein prima Angebot.“ Das Rechenzentrum bietet einen Computerraum im Se- minargebäude an, der von einem blinden Studenten selbst ins Leben gerufen wurde. Im PC-Pool befindet sich auch Sebastian Schulze has been blind since the age of 27. Every day the cultural ein Computer, der mit einem Screenreader und einer science student proves that it is possible to study when you are blind – with a lot Braillezeile, welche den Bildschirmtext in Punktschrift of commitment, patience and humour. He is supported during his everyday student übersetzt, ausgestattet ist. Damit die Bildschirminhalte life by his guide dog Sunny, the PC pool for the visually impaired, tactile paving on richtig ausgelesen werden, ist es wichtig, dass die Texte campus, specialist services and his lecturers and fellow students. 19
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