Universität der Vielfalt - Verschiedenheit als Chance für alle 2017 - Leipzig

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Universität der Vielfalt - Verschiedenheit als Chance für alle 2017 - Leipzig
2017     Das Leipziger
         Universitätsmagazin

Universität der Vielfalt
Verschiedenheit als Chance für alle
Universität der Vielfalt - Verschiedenheit als Chance für alle 2017 - Leipzig
Hast du den Traumjob?

                  JA                                                                      Nein

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 Unternehmen                 anderen Alumni                                passende                    geeignete
anderen Alumni                   gleiche                                     Stellen                  Unternehmen
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                               inserieren                1.500 Angebote              suchen

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Die Wirtschafts- und Industriekontake WIK werden seit 1998 von Studenten für Studenten organisiert. Die WIK vermitteln Er-
stkontakte zwischen akademischen Fachkräften aus Mitteldeutschland und Arbeitgebern der Region. Unsere Aufgabe
sehen wir in der Fachkräftesicherung unserer Heimat - dafür bieten wir eine Plattform für unseren starken Mittelstand und in-
teressierte Fachkräfte. Sodass zukünftige Mitarbeiter schnell, direkt und einfach in den Traumjob finden. Ob am Messestand
in der Uni oder im begleitendenden Katalog, auf den WIK-Messen in Leipzig (31.05.2017) und Chemnitz (18.05.2017) treffen 120
Arbeitgeber 4.000 Fachkräfte. Auf dem zugehörigen online Portal werden Sie bei 1.500 inserierten Stellen und 800 Part-
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Universität der Vielfalt - Verschiedenheit als Chance für alle 2017 - Leipzig
ED ITO RIAL
A L U M N I — 2 017

Liebe Alumnae,
liebe Alumni,

W      eltoffene Hochschulen gegen Fremden-
       feindlichkeit“ – das ist auf einem Ban-
ner zu lesen, das seit einiger Zeit gut sichtbar
                                                    “Universities for openness, tolerance and
                                                    against xenophobia” – can be seen on a banner
                                                    which has been displayed prominently for some
vor dem Hauptgebäude der Universität Leipzig        time in front of the main Leipzig University
am Augustusplatz aufgespannt ist. Gut jeder         building on Augustusplatz. One in ten of the stu-
zehnte Studierende der Alma mater Lipsiensis        dents of the Alma mater Lipsiensis come from
kommt aus dem Ausland. Auch ihre Wissen-            abroad. The university scientists also operate
schaftler arbeiten internatio­nal vernetzt und      in international networks and take part in co-
knüpfen Kooperationen mit Forschungsein-            operation with research institutes from all over
richtungen in aller Welt. Fremdenfeindlichkeit      the world. There is no place for xenophobia at
hat an der Universität keinen Platz – das ist die   the university – this is the message that Leipzig
Botschaft, die die Universität Leipzig mit ih-      University is presenting through its participa-
rer Teilnahme an der                                                            tion in the nationwide
bundesweiten Aktion                                                             campaign “Universi-
„Weltoffene Hoch-                                                               ties for openness”.
schulen“ vermittelt.      „Vielfalt bedeutet, dass                                     However, equal-
      Gleichberechti-                                                           ity and integration at
gung und Integration       alle Individuen an der                               the university do not
an der Universität                                                              refer exclusively to the
beziehen sich aber          Hochschule gleiche                                  country of origin of its
nicht ausschließlich                                                            members. Diversity
auf die Herkunfts-        Rechte genießen sollen.“                              means that all individ-
länder ihrer Mitglie-                                                           uals in the “university
der. Vielfalt bedeutet                                                          system” should enjoy
vielmehr, dass alle Individuen im „System           the same rights. Discrimination based on cul-
Hochschule“ gleiche Rechte genießen sollen.         tural or social origin, gender, age, sexual ori-
Diskriminierungen aufgrund der kulturellen          entation or physical disability is to become a
oder sozialen Herkunft, des Geschlechts, des        thing of the past. This approach is summarised
Alters, der sexuellen Orientierung oder einer       by the concept of “diversity” and is becoming
körperlichen Beeinträchtigung sollen künftig        increasingly important in the German university
der Vergangenheit angehören. Dieser Ansatz          landscape.
wird unter dem Konzept „Diversity“ (Vielfalt)              In the Alumni Magazine 2017 we would
zusammengefasst und gewinnt in der deut-            like to demonstrate to you by means of different
schen Hochschullandschaft immer mehr an             examples how Leipzig University takes into ac-
Bedeutung.                                          count the diversity of its members. We are also
      Im Alumni-Magazin 2017 möchten wir            taking a step in the same direction with this is-
Ihnen an verschiedenen Beispielen zeigen,           sue: for the first time the Alumni Magazine is
wie die Universität Leipzig der Vielfalt ihrer      being sent to the international members of the
Mitglieder Rechnung trägt und sie gewinn-           Alumni network. Consequently all of the main
bringend zu nutzen weiß. Einen Schritt in die       articles are accompanied by a summary in the
gleiche Richtung gehen wir mit dieser Aus-          English language.                                      Das Alumni-Magazin erhalten alle im Alumni-
gabe übrigens auch selbst: Erstmals wird das                                                               Netzwerk registrierten Alumni kostenfrei einmal
Alumni-Magazin in diesem Jahr auch an die           Eine informative und anregende                         jährlich zugestellt. Sollten Sie dieses Heft nicht
internationalen Mitglieder des Alumni-Netz-         Lektüre wünschen Ihnen                                 zugeschickt, sondern anderweitig in Ihre Hände
werks verschickt. Alle Hauptartikel wurden          Ihre Alumni-Koordinatorinnen                           bekommen haben, dann melden Sie sich gern unter
deshalb um eine Zusammenfassung in engli-           Christin Kieling und Nina Vogt                         www.alumni.uni-leipzig.de/mitgliedschaft ↗ an,
scher Sprache ergänzt.                                                                                     damit Sie zukünftig auch direkter Empfänger sind.

                                                                             3
Universität der Vielfalt - Verschiedenheit als Chance für alle 2017 - Leipzig
INHALT
                                                                                                                         A L U M N I — 2 017

                                                                         Eine Universität, viele verschiedene Menschen
                                                                         (Foto: Swen Reichhold)

10 Thema                                                                            6
                                                                                                 Zu Gast an der Alma mater
                                                                                                 beim Alumni-Treffen im Juni 2016
                                                                                                 (Foto: Swen Reichhold)

Universität der Vielfalt                                                            ALUM N I - N ETZ W E R K

10 Universität für alle Altersgruppen                                                  6 Altes wiedersehen,
                                                                                         Neues entdecken –
11 Verschiedenheit als Chance für alle                                                   Rückblick auf das
   Die Universität Leipzig nimmt am                                                      Alumni-Treffen 2016
   Diversity Audit des Stifterverbandes teil
                                                                                       8 Alumni-Film: Drei Jahrzehnte, drei
12 Ein (bislang) unbegangener Weg                                                          Generationen, drei Geschichten
   Das Seminar „LGBT Culture“ stellte                                                  8 Austausch zwischen
   queere Lebensweisen in den Mittelpunkt                                                Wissenschaftler-Generationen –
                                                                                         Ehemalige Leibniz-Professoren zu
13 „Ich weiß, wofür ich das alles mache“                                                 Gast an der Research Academy Leipzig
   Eine Studentin berichtet von ihrem Studium mit Kind                                 9 Alumnae- und Alumni-Netzwerk
                                                                                         am Institut für Kommunikations-
14 „Gesellschaftlicher Zusammenhalt ist eine Aufgabe für alle“                           und Medienwissenschaft
   Interview mit der sächsischen Integrationsministerin                                9 Alumni investieren mit Sammel­
   Petra Köpping und Rektorin Beate Schücking                                            stipendium in die Zukunft

18 „Ich sehe mit den Ohren“
   Der Unialltag eines blinden Studenten

20 „Es bleibt noch viel zu tun“
   Interview mit Marion Michel, Beauftragte für
   Studierende mit Behinderung

21 Mit ArbeiterKind.de an die Uni
   Eine Initiative unterstützt beim Sprung über soziale Bildungshürden

22 Ein Stück Heimat im Koffer
   Internationale Mitglieder der Universität zeigen,
   worauf sie auch in Leipzig nicht verzichten möchten

                                                                  4
Universität der Vielfalt - Verschiedenheit als Chance für alle 2017 - Leipzig
INHALT
A L U M N I — 2 017

24                                               34                                               40
                      Dr. Axel Ngonga und                        Mit einer Pflanzenpatenschaft                  „Die EU ist gut für Europa
                      seine beeindruckende                       den Botanischen Garten unter-                  und für die Menschen“,
                      Forscher­biographie                        stützen (Foto: Swen Reichhold)                 sagt der EU-Abgeordnete
                      (Foto: Christian Hüller)                                                                  Dr. Peter Jahr.

ALUM N I I M P O RTR ÄT                          U N IV E R SUM                                   R E FLE X I O N E N

 24 Ein Informatik-Überflieger                   30 Kunstwerke erstrahlen in neuem Glanz:         40 Europaparlamentsmitglied
    als nächster Einstein –                           Restaurierte Epitaphien im Paulinum            Dr. Peter Jahr:
    Dr. Axel Ngonga                              31   Barocke Professoren wieder zurück:             „Die EU muss mit
                                                      Gemäldegalerie im Neuen Augusteum              einer Stimme reden“
 26 „Und woher kommst du                         31   Erziehungswissenschaften in neuem
    wirklich?“ – Tupoka Ogette                        Domizil
 27 „Meine Leipziger Zeit war                    32   „DonnerstagsDiskurs“                        I M PR ESSUM
    wichtig für mein ganzes Leben” –                  zu Fragen der Zeit
    Prof. Dr. Eduardo Pastrana Buelvas           32   Königin Silvia zu Gast an                   42
 28 Ein Netzwerk aus internationalen                  der Uni Leipzig
    Freunden – Alina Kazakova                    33   Nachrichten, Personalia
 29 Zurück in die Forschung
    nach der Flucht                              34 Eine Pfingstrose für Tilda Sophie
                                                      Patenschaftsprogramm des Botanischen
                                                      Gartens der Universität Leipzig

                                                 35 Mehr als 7.500 Studienanfänger
                                                      zieht es an die Uni Leipzig
                                                 36 Frühe Kindheitsphase verstehen:
                                                      Leipziger Forschungszentrum für
                                                      frühkindliche Entwicklung eröffnet
                                                 37   Alumni bei den Olympischen
                                                      Spielen in Rio
                                                 38   Wie macht man eigentlich …
                                                      ein künstliches Gehirn?
                                                 39   Luther in Leipzig:
                                                      Reformationsjubiläum 2017
                                                 42   Termine 2017 – Service für Alumni

                                                                      5
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ALUM N I N ETZ WERK
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Altes wiedersehen,
Neues entdecken
Mal wieder Zeit auf dem Campus verbringen, wie früher ein                                                   Dr. Agostinho Cá
Seminar besuchen, dem Institut einen Besuch abstatten und                                                   Medizin
mit ehemaligen Kommilitoninnen einen Kaffee trinken – dies und                                              1985–1992
viel mehr konnten Alumni beim vierten fächerübergreifenden                                                  „Ich kommen aus Guinea Bissau,
Alumni-Treffen der Universität Leipzig am 24. und 25. Juni 2016                                             einem sehr armen Land in West­
erleben. Schirmherrin des Alumni-Treffens war Johanna Wanka,                                                afrika. Für das Abitur bin ich
Bundesministerin für Bildung und Forschung und Alumna                  Philipp Gäbel                        aus einem kleinen Dorf in die
der Universität Leipzig. Sie war bei der Eröffnungsveranstaltung       Lehramt an Gymnasien                 Hauptstadt Bissau gezogen. Im
„Leibniz lebt“ zu Gast und richtete ein persönliches                   2007–2013                            Studium bin ich dann mit fünf
Grußwort an die Alumni.                                                „Ich habe an mein Studium            weiteren Leuten nach Leipzig,
Wir haben einige der Besucher des Alumni-Treffens                      die lebhaftesten Erinnerungen.       damals noch DDR, gekommen.
nach ihren Erinnerungen an ihre Studienzeit befragt.                   Die Jahre, die ich hier verbracht    Das war für mich eine andere
Die Alumni-Interviews und Impressionen vom Besuch der                  habe, waren eine sehr schöne         Welt im Vergleich zu meiner
Bundesministerin können Sie sich auch als Video ansehen:               Zeit. Ich muss auch sagen, dass      Heimat. Es war eine sehr große
www.uni-leipzig.de/+alumnitreffen2016 ↗                                es meine sportlich aktivste Zeit     Freude, hier zu sein, aber auch
                                                                       war, weil man im Hochschul-          eine sehr große Herausforderung.
                                                                       sport ein sehr schönes Angebot       Bei uns spricht man Portugie-
                                                                       vorfinden konnte.“                   sisch, in Leipzig studierte ich also
                                                                                                            in einer fremden Sprache und
                                                                                                            musste Deutsch erst lernen. Das
                                                                                                            war am Anfang nicht einfach,
                                                                                                            aber ich habe gute Freunde ge-
                                                                                                            funden und hatte gute Betreuer,
                                                                                                            die mir halfen, die anfänglichen
                                                                                                            Schwierigkeiten zu überwinden.“

                                                                       Sylke Schumann
                                                                       Journalistik,
                                                                       Kommunikationswissenschaften
                                                                       1988–1992
                                                                       „Ich habe meine Studienzeit als
                                                                       sehr wilde Zeit in Erinnerung.
                                                                       Wir waren im zweiten Studien­
                                                                       jahr, als die Mauer fiel und da      Tim Lenze
                                                                       passierte plötzlich dies: Wir        Medizin
                                                                       saßen in der Vorlesung und           seit 2012
                                                                       jemand kam rein und sagte:           „Ich habe mich für ein Studium
                                                                       ‚Ihr könnt nach Hause gehen,         in Leipzig entschieden, weil
                                                                       ihr seid exmatrikuliert.‘ Dar-       Leipzig irgendwie zwischen
                                                                       aufhin haben wir die Rektorats­      Großstadt und Kleinstadt liegt.
                                                                       etage besetzt, haben alle anderen    Und weil es so viel zu bieten hat,
                                                                       Fakultäten aufgesucht und            einerseits die großen kulturellen
                                                                       dort dafür gekämpft, dass auch       Einrichtungen, aber auch das
                                                                       unsere Fakultät weiter existierte.   studentische Leben, die Kneipen
                                                                       Das haben wir geschafft, wir         und das viele Grün in der Stadt.
                                                                       durften weitermachen. Darauf         Das ist schon toll, das hier alles
                                                                       bin ich heute noch stolz!“           auf einem Fleck zu haben.“

                                                                   6
Universität der Vielfalt - Verschiedenheit als Chance für alle 2017 - Leipzig
ALUM N I N ETZ WERK
A L U M N I — 2 017

                      Fotos: Swen Reichhold

                      Nicole Schreyer                       Bernd Friedrich
                      Medizin                               Mathematik
                      seit 2011                             1975–1980
                      „Leipzig ist eine ganz tolle Stadt    „Meine Studienzeit habe ich als
                      zum Studieren. Man hat kurze          sehr schöne Zeit in Erinnerung,
                      Wege und kann mit dem Fahrrad         sonst wäre ich nicht wieder
                      gefühlt alles in zehn Minuten er-     hierhergekommen. Wir hatten
                      reichen. Von Karli bis Oper wird      ein Seminargruppentreffen und
                      einfach alles geboten, immer zu       haben das Alumni-Treffen ge-
                      günstigen Preisen, und die Mieten     nutzt, um uns bei einer Führung
                      sind hier auch immer noch billig.     das neue Campus-Gelände anzu-
                      Es ist ein tolles Feeling hier, ge-   sehen. Wir sind sehr überrascht,
                      rade in so studentischen Vierteln     was sich in der langen Zeit hier
                      wie beispielsweise Reudnitz. Es       so alles verändert hat.“
                      macht einfach richtig Spaß, hier
                      zu leben und zu studieren.“

                      Spending time on campus again, attending a seminar just like the old days,
                      visiting the institute and enjoying a coffee with former students – alumni were able
                      to do this at the fourth Leipzig University alumni meeting on 24 and 25 June 2016.
                      Patroness of the alumni meeting was Johanna Wanka, Federal Minister for Educa-
                      tion and Research and alumna of Leipzig University. We asked some of the visitors
                      to the alumni meeting what they remembered about their time as a student.

                                 7
Universität der Vielfalt - Verschiedenheit als Chance für alle 2017 - Leipzig
ALUM N I N ETZ WERK

Drei Jahrzehnte,
drei Generationen,
                                                            Evelyn Ott, Prof.
                                                        Dr. Frank Roch und
                                                         Nastassja von der

drei Geschichten                                         Weiden (von links)
                                                     haben ihre Studienzeit
                                                      ganz unterschiedlich
                                                  erlebt. (Foto: Screenshot)

W      ie hat sich das Studium und das Stu-
       dentenleben in den letzten Jahrzehnten
verändert? Dieser Frage sind Studierende in
                                                  im Film daran, wie eingeschränkt die Re-
                                                  cherchemöglichkeiten für wissenschaftliche
                                                  Arbeiten im Vergleich zu heute waren. Ganz
                                                                                                    Leipzig, erinnert sich hingegen noch genau an
                                                                                                    seine Studienzeit von 1975 bis1980 und insbe-
                                                                                                    sondere an die anschließende Dissertation,
einem Seminar am Institut für Kommunika-          andere Möglichkeiten hat heute Nastassja von      die er mit einer Reiseschreibmaschine auf
tions- und Medienwissenschaft nachgegan-          der Weiden, Studentin der Kommunikations-         Transparentpapier selbst getippt hat.
gen. In ihrem Film „1975 – 1991 – 2015“ tau-      und Medienwissenschaft: „Das allererste ist                                     Christin Kieling
schen sich zwei Alumni und eine Studierende       auf jeden Fall die Google-Suche.“ Recherchen
der Uni Leipzig darüber aus, wie es eigentlich    nehme sie häufig auch von zuhause aus vor,
war, vorgestern, gestern oder heute zu studie-    denn sie kann sich von überall ins Uninetz ein-
ren. Personalberaterin Evelyn Ott studierte       wählen. Physik-Alumnus Frank Roch, heute          Zum Film:
von 1991 bis 1996 Soziologie und erinnert sich    Professor an der Fakultät Medien der HTWK         www.uni-leipzig.de/+alumni-film ↗

Austausch
zwischen
Wissenschaftler-
Generationen
Ehemalige Leibniz-Professoren
zu Gast an der Research
Academy Leipzig

E
                                                                                                    Prof. Dr. Martin Schlegel (3.v.l.) begrüßte die ehemaligen
    ine besondere Alumni-Gruppe der Uni-          Mit den ehemaligen Leibniz-Professoren Clau-      Leibniz-Professoren Prof. Dr. Robert Roe, Prof. Dr. Alois
    versität Leipzig bilden die mittlerweile      dine Delphis, Alois Würger, Robert Roe (†),       Würger, Prof. Dr. Claudine Delphis, Prof. Dr. Scarlett Cor-
44 ehemaligen Leibniz-Professorinnen und          Florian Steger, John S. Wilson und Scarlett       nelissen und Prof. Dr. John S. Wilson (v.l.). Auf dem Bild
                                                                                                    fehlt Prof. Dr. Florian Steger. (Foto: Research Academy
-Professoren. Die Leibniz-Professur ist eine      Cornelissen kamen erstmals sechs ehemalige
                                                                                                    Leipzig)
Gastprofessur, die seit 1994 semesterweise an     Amtsinhaber unterschiedlicher Fachbereiche
internationale Wissenschaftspersönlichkeiten      an der Research Academy zusammen.
vergeben wird und an der Research Academy         Am Vormittag des Zusammentreffens dreh-
Leipzig angebunden ist. Während ihrer Zeit an     te sich alles um die nachhaltige Wirkung          Die Veranstaltung schloss mit dem festen
der Universität Leipzig widmen sich die Leib-     von Gastaufenthalten an der Universität           Vorsatz, die Erkenntnisse des Workshops in
niz-Professoren der interdisziplinär ausgerich-   Leipzig und speziell der Research Academy.        das Konzept zur nachhaltigen Einbindung
teten Lehre, forschen gemeinsam mit Leipziger     Nachmittags ergänzten Nachwuchswissen-            der Leibniz-Alumni in die Research Academy
Kollegen und bauen über den Besuch hinaus         schaftler die Runde und diskutierten mit den      einfließen zu lassen. „Der Austausch zwi-
bestehende Kooperationen auf. Um die Ver-         Leibniz-Professoren über intergenerationelle      schen Nachwuchswissenschaftlern und den
bindung mit den Leibniz-Alumni zu stärken,        Arbeit in der Wissenschaft. Das Treffen wur-      erfahrenen Generationen ist für den Erhalt
fand im Dezember 2015 am Vortag der Feier-        de von allen als sehr bereichernd empfunden       unseres Wissens von elementarer Bedeutung
lichkeiten zum 606. Geburtstag der Universität    und mündete beispielsweise in Ideen für inter-    und mit dem Leibniz-Programm arbeiten wir
ein Workshop statt, zu dem der Direktor des       disziplinäre Kooperationsprojekte und neue        daran, genau diesen Austausch zu fördern“,
Leibniz-Programms der Research Academy,           Veranstaltungsformate zum Austausch zwi-          resümierte Professor Martin Schlegel.
Professor Martin Schlegel, eingeladen hatte.      schen den Generationen.                             Dr. Friederike Buchholz, Karoline Darmüntzel

                                                                                8
Universität der Vielfalt - Verschiedenheit als Chance für alle 2017 - Leipzig
ALUM N I N ETZ WERK
A L U M N I — 2 017

Alumnae- und                                      I m Jahr 2016 feierte das Institut für Kom-
                                                    munikations- und Medienwissenschaft
                                                  (KMW) „100 Jahre Kommunikationswissen-
                                                                                                   Abschlussarbeiten, eine Gesprächsrunde zu
                                                                                                   Praktika und ein geselliges Beisammensein
                                                                                                   im Anschluss an die Absolventenfeier des
                                                  schaft in Deutschland“. Gleichzeitig startete    Instituts. Das fachübergreifende Angebot
Alumni-Netzwerk                                   das Alumnae- und Alumni-Netzwerk. Mitt-
                                                  lerweile wird es durch den Institutsrat, die
                                                                                                   ergänzt die etablierten, eher fachbezogenen
                                                                                                   Alumni-Organisationen Leipziger Public

am Institut für                                   einzelnen Fachbereiche und die Studieren-
                                                  denvertretung unterstützt.
                                                                                                   Relations Studenten e.V. und Freundeskreis
                                                                                                   Mephisto 97.6 e.V.

Kommunikations-                                          Drei Schwerpunkte geben die Zie-
                                                  le vor: die Förderung von Erfahrungs- und
                                                  Wissensaustausch zwischen Ehemaligen,
                                                                                                         Um den Umfang der Angebote sowie des
                                                                                                   Netzwerks auszubauen, freut sich das Netz-
                                                                                                   werk über Mitstreiter, Unterstützer, Feed­back
und Medien­                                       Studierenden und Institutsmitgliedern, die
                                                  Stärkung des Gemeinschaftsgefühls am Ins-
                                                                                                   und Mitglieder im Netzwerk! Die An­meldung
                                                                                                   ist über die Institutswebsite möglich.

wissenschaft                                      titut für KMW auch über das Studium hinaus
                                                  sowie die Verankerung der Alumni und ihrer
                                                                                                                                 Daniel Fochtmann

                                                  Interessen am Institut.
                                                         Die aktuellen Studierenden sind die
                                                  Alumnae und Alumni von morgen. Da sich
                                                  das Netzwerk noch in der Aufbauphase be-
                                                  findet, konzentriert sich das Netzwerk da-       Kontakt:
                                                  her aktuell auf die Studierenden und bietet      alumni.kmw@uni-leipzig.de ↗
                                                  praxisbezogene Veranstaltungen an. Dazu          www.uni-leipzig.de/+alumnikmw ↗
                                                  gehörten bisher eine Präsentationsrunde zu       www.facebook.com/groups/alumnikmw ↗

Alumni investieren
mit Sammelstipendium
in die Zukunft                                        Chemie-Studentin Clara
                                                        Scheelje und Christin
                                                       Kieling (stell­vertretend

D    urch den Beitrag unserer Alumni wird im
     laufenden Studienjahr mit Clara Scheelje
eine leistungsstarke und engagierte Studentin
                                                           für Leipzig Alumni)
                                                            bei der feierlichen
                                                        Stipendien­übergabe.
                                                           Nicht im Bild: Prof.
auf ihrem Weg durch das Studium und in das
                                                         Dr. Ing. Frank Dehn.
Berufsleben unterstützt und bestärkt.                         (Foto: punctum/
       Im Vorfeld des Alumni-Treffens 2016               Alexander Schmidt)
hatten wir unsere Ehemaligen erstmals offi-
ziell dazu aufgerufen, einen Beitrag zur Stu-     terin und Alumna der Alma mater, in ihrem              Das Deutschlandstipendium wird zu ei-
dierendenförderung an ihrer Alma mater zu         Grußwort während des Alumni-Treffens im          ner Hälfte von privaten Förderern, zur anderen
leisten. Durch zahlreiche größere und kleinere    Juni 2016.                                       Hälfte vom Bundesministerium für Bildung
Einzelspenden konnten wir so die Hälfte für             Unter den Studierenden der Universität     und Forschung finanziert. Privatpersonen,
ein Stipendium im Fachbereich Chemie ein-         Leipzig erfreut sich das Deutschlandstipen­      Institutionen und Unternehmen spenden pro
bringen, das schließlich dankenswerterweise       dium großer Beliebtheit: Auf fünf studentische   Stipendium 150 Euro monatlich für ein Studi-
durch die Gesellschaft für Materialforschung-     Bewerberinnen und Bewerber kam im vergan-        enjahr, der Bund verdoppelt diesen Betrag.
und Prüfungsanstalt für das Bauwesen Leipzig      genen Studienjahr nur ein Stipendiengeber.                                     Christin Kieling
mbH (MFPA, Professor Dr. Ing. Frank Dehn)         Insgesamt konnten 100 Stipendien vergeben
zu einem vollen Stipendium im Rahmen des          werden – entsprechend werden für die nächs-      Wir freuen uns auf einen Beitrag
Programms „Deutschlandstipendium“ (Ziel-          te Förderperiode noch Förderer gesucht. Wir      im Rahmen Ihrer Möglichkeiten.
summe: 1.800 Euro) aufgestockt wurde.             möchten dieses Verhältnis verbessern, damit      Spendenkonto für das Sammelstipendium:
       „Junge Menschen bei der Entfaltung         möglichst viele Menschen von den Vorteilen       Hauptkasse Sachsen – für Uni Leipzig
ihrer Talente zu unterstützen, ist eine der ge-   des Deutschlandstipendiums profitieren kön-      IBAN: DE82 8505 0300 3153 0113 70
winnbringendsten Investitionen und eine Auf-      nen und würden uns daher sehr freuen, wenn       BIC: OSDDDE81
gabe für die ganze Gesellschaft“, resümierte      wir Sie bzw. Ihr Unternehmen als Förderer für    Zweck: 28231 – Deutschlandstipendien
auch Johanna Wanka, Bundesbildungsminis-          das kommende Studienjahr gewinnen können.        www.uni-leipzig.de/deutschlandstipendium ↗

                                                                                   9
Universität der Vielfalt - Verschiedenheit als Chance für alle 2017 - Leipzig
VI ELFALT

Universität für
alle Altersgruppen
Die Universität Leipzig bietet Menschen aller Altersgruppen die Chance zum             Leipzig University offers the opportunity for lifelong learning to people of all ages.
lebens­langen Lernen: Der 23-jährige Gustav studiert im 7. Semester Philosophie/       The 23 year old Gustav Beyer is in his 7th semester studying Philosophy/Ethics
Ethik für das Lehramt an der Grundschule. Die Geschwister Mathilda (10) und            for teacher training in primary schools. The siblings Mathilda (10) and Albert (12)
Albert (12) nehmen regelmäßig an der Kinderuni teil und haben die Uni auch             regularly participate in the children‘s university and the children‘s campus tours. Dr.
schon im Rahmen einer Kinder-Campus-Führung entdeckt. Dr. Christel Beyer ist           Christel Beyer has been an active participant in the senior citizen‘s academy for
seit Jahren eine aktive Teilnehmerin der Seniorenakademie. (Foto: Christian Hüller)    many years. (Photo: Christian Hüller)

www.uni-leipzig.de/+kinderuni ↗
www.uni-leipzig.de/+kindercampusfuehrungen ↗
www.uni-leipzig.de/+seniorenakademie ↗

                                                                                      10
VI ELFALT
A L U M N I — 2 017

Verschiedenheit
als Chance für alle
Interview mit dem Gleichstellungsbeauftragten der Universität

Was ist das Diversity-Audit „Vielfalt               Welche Entwicklungspotentiale sind durch
gestalten” und wieso nimmt die                      den Auditierungsprozess deutlich geworden
Universität Leipzig daran teil?                     und wie geht es nach dem Audit weiter?
      Unsere Universität vereint eine Band-               Für uns war von Anfang an klar, dass
breite an unterschiedlichen Studierenden und        die Implementierung von Diversity-Strategi-
Mitarbeitenden – jede und jeder einzigartig         en nur als ganzheitlicher Ansatz funktioniert.
nicht nur in Geschlecht und Religion, sondern       Das heißt, dass Maßnahmen immer für Stu-
auch hinsichtlich sozialer Herkunft, sexu-          dierende wie Mitarbeitende, aber auch im
eller Identität, Kulturzugehörigkeit, Alter         Kontext der Hochschulentwicklungsplanung
und Denkweise. Diese individuellen Stärken          gedacht werden müssen. Durch das Audit
bilden eine Vielfalt, die eine Hochschule als       wurde zum Beispiel sehr deutlich, dass wir an
Potential konstruktiv gestalten sollte. Das         der Sichtbarkeit vorhandener Beratungsange-             Georg Teichert
Diversity-Audit des Stifterverbandes für die        bote arbeiten müssen. Auch haben wir an der             ist seit 2010 Gleichstellungsbeauftragter
Deutsche Wissenschaft (DA) begleitet und            Universität Leipzig eine Vielzahl von Einzel-           der Universität Leipzig und setzt sich mit seinem
berät Hochschulen bei der Konzeption von            maßnahmen identifiziert, die universitätsweit           Team für die Chancengleichheit von Frauen und
Strukturen, Instrumenten und Maßnahmen              wenig bekannt sind. Dies soll nun in einem              Männern sowie gegen die Benachteiligung von
zur Gewinnung von Studierenden und Mit-             Diversity-Konzept gebündelt werden und da-              Hochschulmitgliedern ein. Er leitet in dieser
arbeitenden, und deren Einbindung in den            mit auch Grundlage für die Fortschreibung               Funktion die Teilnahme der Universität am zwei-
Hochschulalltag. Ziel ist es, auf Basis einer em-   des Hochschulentwicklungsplanes und die                 jährigen Diversity-Audit „Vielfalt gestalten” des
pirisch fundierten Ist-Analyse ein hochschul-       Zielvereinbarungen werden.                              Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft,
weites „Diversity-Konzept“ zu entwickeln                                                                    das im Frühjahr 2017 abgeschlossen wird.
und Maßnahmen und Strategien zu formu-              Was wünschen Sie sich persönlich mit Blick              (Foto: Swen Reichhold)
lieren, die auf die gleichberechtigte und dis-      auf eine vielfältige Universität Leipzig?
kriminierungsfreie Teilhabe möglichst aller               Ich wünsche mir, dass die Hochschul-
Mitglieder und Angehörigen der Universität          leitung bei ihrem eingeschlagenen Weg bleibt
Leipzig hinwirken.                                  und die Bestrebungen für eine vielfältige
                                                    Universität weiterhin tatkräftig unterstützt.
Wie gut ist die Universität Leipzig aufge­-         Außerdem möchte ich die Mitglieder und
stellt, wenn es darum geht, die zunehmend           Angehörigen unserer Alma Mater bitten, sich
heterogene Zusammensetzung der                      mit Ideen und Feedback an der Entwicklung
Studierendenschaft zu berücksichtigen?              hin zu einer diversitätsgerechten Hochschule
       Dass sich die Universität Leipzig als        zu beteiligen – weil sie nur so ein Ort werden
erste sächsische und zweite ostdeutsche             kann, an dem Verschiedenheit eine Chance
Hochschule dem DA unterzieht, macht deut-           für alle ist.
lich, dass wir uns der zunehmenden Hetero-
genität und der damit entstehenden Heraus-
forderungen, aber auch der Chancen bewusst
sind. Im Bereich Vereinbarkeit von Familie
und Studium, aber auch beim Studieren mit                                     Leipzig University is taking part in the diversity audit „Shaping Diversity“ (Vielfalt
Beeinträchtigung haben wir allerdings noch                                    gestalten) of the Donor‘s Association for the Promotion of Humanities and Sciences
Verbesserungspotentiale. Da dies Themen                                       in Germany (Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft) from 2015 to 2017. The
sind, die nur im Verbund strategisch weiter-                                  aim is to formulate measures and strategies which work towards the equal and
entwickelt werden können, arbeiten im DA                                      discrimination-free participation of all possible members and employees of Leipzig
Vertreterinnen und Vertreter aller relevanten                                 University. Georg Teichert is heading the project as Commissioner for Equal
Einheiten der Universität in Arbeitsgruppen                                   Opportunities at Leipzig University. The audit has shown him, among other areas,
an neuen Ansätzen.                                                            potential for improvement in the compatibility of family and study or when studying
                                                                              with a disability.

                                                                         11
VI ELFALT

Ein (bislang)
unbegangener
Weg
Das Seminar „LGBT Culture“
stellte queere Lebensweisen                               Im Seminar „LGBT Culture“ setzten sich Studierende auch mit ihrer eigenen Sicht
in den Mittelpunkt                                        auf “Queerness” auseinander. (Foto: privat)

W      as bedeutet eigentlich LGBT? Das Ak-
       ronym steht für “Lesbian, Gay, Bise-
                                                          sächsischen Lehrplänen eine Rolle spielen.
                                                          Seminarleiter Hernando C. Gómez Prada,                         Vielfalt in
xual, Transgender”. Unter dem Titel “LGBT
Culture” setzten sich im Sommersemester
                                                          Gastdozent von der Universität Complutense
                                                          Madrid über sein Konzept:
                                                                                                                         die Lehre bringen
2016 Studierende aus verschiedenen Studi-
engängen mit der Repräsentation von LGBT
in der Alltagskultur und in den Medien
                                                                „Ziel des Seminars war es, die Studie-
                                                          renden auf eine Reise durch eine verschwie-
                                                          gene, verfälschte oder einfach nicht-erzählte
                                                                                                                         D    as im Jahr 2001 von engagierten
                                                                                                                              Hochschulprofessor/-innen
                                                                                                                         wissenschaftlichen Mitarbeiter/-innen
                                                                                                                                                              und

auseinander. Sie interviewten Frauen zum                  Geschichte mitzunehmen und sie ihre eigenen                    gegründete Zentrum für Frauen- und
lesbischen Leben in Leipzig, analysierten                 Denkgebäude erkennen zu lassen. Es war mir                     Geschlechterforschung (FraGes) för-
LGBT-Charaktere und -Stereotype in TV-Se-                 wichtig, positive Beispiele queerer Persönlich-                dert mit Blick auf aktuelle gesellschaft-
rien und in der Werbung, stellten queere Musi-            keiten zu zeigen, einerseits um Identifikation zu              liche Verhältnisse die Sichtbarkeit der
ker aus Brasilien vor oder untersuchten, inwie-           ermöglichen, andererseits, um Unbehagen dem                    Frauen- und Geschlechterforschung
weit Homo-, Bi- oder Transsexualität in den               Anderen gegenüber zu verringern.“                              an der Alma Mater Lipsiensis in Form
                                                                                                                         von Bildungs-, Weiterbildungs- und
                                                                                                                         Lehrveranstaltungen. Das Jubiläum
Stimmen aus dem Seminar:                                                                                                 „15 Jahre Geschlechterforschung an
                                                                             „Leipzig hat tatsächlich                    der Universität Leipzig“ verband 2016
                                                                              eine lesbische Kultur,                     eine Vielzahl an Projekten, die die (Re)
    „Die Vielfalt queerer
                                                                           die sich nicht versteckt und                  Präsentation von Geschlecht(ern), Kör-
   Charaktere in „Game of                                                  sichtbar ist. Dieser Aspekt                   per(n), Identität(en) und Sexualität(en)
   Thrones“ hat mich sehr                                                 der Stadt und ihre alternative                 in den Blick nahmen.
    beeindruckt. Die Serie                                                Kultur haben uns interessiert                        Dazu zählt auch die Initiative
                                      „Ich habe mich nie direkt
     ist deshalb für mich                                                    und wir wollten wissen,                     Vielfalt Lehren!, die gemeinsam mit
                                    mit LGBT-Kulturen beschäftigt,
                                                                            was Leipzig so besonders                     dem Institut für Bildungswissenschaf-
  ein wichtiger Meilenstein          obwohl ich Lehramt studiere
                                                                                     macht.“                             ten realisiert wird. Ziel ist es, Lehr-
 in der US-amerikanischen                und im Arbeitsleben                                                             amtsstudierende künftig besser darauf
     Fernsehgeschichte.“            wahrscheinlich mit dem Thema                                                         vorzubereiten, in ihrem Beruf der Dis-
                                     in Kontakt kommen werde.                                                            kriminierung von Homo-, Trans- und
                                      Deshalb habe ich mich für                                                          Intersexuellen an Schulen entgegenzu-
                                          die Teilnahme am                                                               wirken. Das Projekt Vielfalt Lehren!
                                        Seminar entschieden.“                                                            wendet sich an die Mitarbeitenden der
                                                                                                                         Erziehungswissenschaftlichen Fakul-
                                                                                                                         tät, des Zentrums für Lehrerbildung
                                                                                                                         und Schulforschung und des Hoch-
                                                                                                                         schuldidaktischen Zentrums Sachsen.
                                                                                                                         Diese beschäftigen sich in Workshops
                                                                                                                         und      Weiterbildungsveranstaltungen
The acronym LGBT stands for “Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender” and in the summer semester                             mit dem Thema Homo-, Trans- und
2016 provided the title for a seminar which dealt with the representation of LGBT in everyday culture                    Interfeindlichkeit und entwickeln ein
and the media. The Centre for Women and Gender Research at Leipzig University also presents                              kritischesBewusstsein und Handlungs-
a new project which aims to better prepare teacher training students so they can counteract the                          fähigkeit, die sie in den eigenen Lehr-
discrimination of homosexuals, transsexuals and intersexuals in schools during their teaching career.                    veranstaltungen wiederum an ihre Stu-
                                                                                                                         dierenden weitergeben können.
                                                                                                                              Britta Borrego, Geschäftsführerin FraGes
                                                                                    12
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A L U M N I — 2 017

                                                                              Einblicke in den Alltag
                                                                              einer Studentenmama:

„Ich weiß, wofür                                                             Nadine postet auf ihrem
                                                                                     Instagram-Kanal
                                                                                  regelmäßig Fotos.

ich das alles mache“
                                                                                        (Fotos: privat)

Nadine H. (29) studiert Rechtswissenschaften an
der Uni Leipzig und hat während des Studiums
zwei Kinder bekommen. Ihren Alltag dokumentiert sie
auf Instagram unter dem Hashtag #studentenmama.
Uns hat sie von ihren Erfahrungen berichtet.

A    ls ich mit unserem ersten Kind schwanger
     wurde, war ich 23 Jahre alt und im 3. Se-
mester. Es war ein Wunschkind! Doch schon
                                                  Tochter ging von 8 bis 17 Uhr in die Kita. Die-
                                                  se Zeit nutzte ich intensiv für das Studium,
                                                  denn abends war an Lernen nicht zu denken.
                                                                                                          länger als zwei Stunden am Stück geschlafen,
                                                                                                          worunter natürlich die allgemeine Leistungs-
                                                                                                          und Konzentrationsfähigkeit leidet. So schön
bald kamen sich Schwangerschaft und Studi-        In den Klausurphasen musste mir mein Part-              es ist, Kinder zu haben, mit dem Schlafmangel
um in die Quere: Aus gesundheitlichen Grün-       ner unsere Kleine auch mal ein paar Stunden             muss man eine ganze Weile leben!
den musste ich mein Studium nach kurzer Zeit      mehr abnehmen, damit ich lernen konnte.                         Jetzt bin ich im 11. Semester und plane, in
einstellen und mich beurlauben lassen. Das be-         Vier Jahre nach meiner ersten Schwan-              zwei Jahren mein 1. Staatsexamen zu schreiben.
deutete auch, dass ich nach drei Monaten kein     gerschaft lief bei unserem zweiten Kind vieles          Es folgen zwei Jahre Referendariat und das 2.
BaföG mehr erhielt. Zum Glück unterstützte                                                                Staatsexamen – ich habe also noch die Hälfte
mich meine Familie finanziell. Das erste Jahr                                                             des Weges vor mir. Dass mein Studium so lange
nach der Geburt blieb ich ganz bewusst mit                                                                dauert, ist für mich in Ordnung, da mir Familie
meinem Baby zu Hause und genoss diese Zeit.                                                               wichtiger ist als Karriere. Nach meinen Erfah-
      Nach fast zwei Jahren Auszeit wollte                                                                rungen weiß ich heute, dass es wahrscheinlich
ich mein Studium fortsetzen, meine Tochter                                                                einfacher gewesen wäre, bis zum 1. Staatsexa-
hatte nun einen Krippenplatz. Der Wieder-                                                                 men oder bis nach dem Berufseinstieg mit dem
einstieg gestaltete sich jedoch schwieriger als                                                           Mutterwerden zu warten – um den Preis, dass
erwartet. Meine Kommilitonen waren mir                                                                    mein Kinderwunsch viele Jahre lang unerfüllt
fremd und ans Studieren musste ich mich erst                                                              geblieben wäre. Ich weiß aber, dass es für mich
einmal wieder gewöhnen. Da meine Tochter                                                                  die beste Entscheidung war. Ich bin an ihr ge-
anfangs sehr oft krank war, musste ich häufig     besser. Ich besuchte gleich nach dem Mut-               wachsen und sie hat mich erfüllt. Mir hat vor
zu Hause bleiben. So schaffte ich es einfach      terschutz wieder die wichtigsten Lehrver-               der Geburt meiner Tochter etwas gefehlt und
nicht, die vielen Hausarbeiten zu schreiben.      anstaltungen. Meinen Sohn konnte ich bald               mit meinem Sohn ist es nun vollkommen. Ich
Alles sah ziemlich aussichtslos aus.              stundenweise im „Kinderladen“ des Studen-               weiß auf jeden Fall, wofür ich das alles mache.
      Große Unterstützung erhielt ich beim        tenwerks Leipzig direkt auf dem Campus be-
Studienbüro der Juristenfakultät. Im Bera-        treuen lassen: Dort war mein Sohn in guten
tungsgespräch wurde mir klar: Ich muss ein        Händen, während ich in der Vorlesung saß,                  Beratende Unterstützung für studentische
neues Zeitmanagement entwickeln, wenn ich         und doch war ich ganz in seiner Nähe.                      Eltern bieten an der Uni Leipzig die Sozi-
das Studium auch mit Kind bewältigen will.              Mein Studentenleben ist völlig anders                alberatung des Studentenwerks oder des
Im Semester konzentrierte ich mich jetzt auf      als das meiner Kommilitonen. Die Zeit, die ich             Student_innenRats, die Zentrale Studienbera-
ganz bestimmte Klausuren und in der vorle-        für die Uni zur Verfügung habe, ist auf acht               tung und der Familienservice des Gleich-
sungsfreien Zeit auf Hausarbeiten. Ich lern-      Stunden am Tag begrenzt und genau getaktet.                stellungsbüros. Die Broschüre „Studieren
te außerdem, Aufgaben abzugeben. Meine            Auf Partys oder in Discos gehe ich schon lange             mit Kind in Leipzig“ fasst alle wichtigen
                                                  nicht mehr. Meine Freizeit verbringe ich aus-              Informationen zusammen:
                                                  schließlich mit meinen Kindern und meiner                  www.uni-leipzig.de/+studieren-mit-kind ↗
                                                  Familie. Ich habe schon eine Ewigkeit nicht

                                                                          Nadine H. (29) is studying Law at Leipzig University and had two children during
                                                                          her period of study. She documents her everyday life on Instagram under the Hash-
                                                                          tag #studentenmama. She spoke to us about her experiences.

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„Gesellschaftlicher Zusammenhalt
 ist eine Aufgabe für alle“
Während sich Petra Köpping als Sächsische Staatsministerin für Gleichstellung
und Integration einsetzt, hat Beate Schücking als Rektorin der Universität Leipzig
Internationalisierung und Chancengleichheit zu wichtigen Prinzipien ihrer Hoch-
schulpolitik erhoben. Im Interview mit den Alumni-Koordinatorinnen Christin
Kieling und Nina Vogt sprechen sie über die Weltoffenheit an Hochschulen,
Frauen in Führungspositionen und die Signalwirkung einer Regenbogenflagge.

                        Frau Köpping, Sie haben im Sommer Bierdeckel in säch-          ihren Erfahrungen. Als im letzten Jahr Geflüchtete in der
                        sischen Städten verteilt, auf denen Vorurteile zum Thema       Ernst-Grube-Halle der Universität untergebracht wur-
                        Asyl richtiggestellt werden. An der Uni wird im Hörsaal        den, standen sofort jede Menge Studierende vor der Halle
                        über die Flüchtlingspolitik diskutiert. Welche Rolle spielen   und sagten: Wir helfen. Mir fällt auf, dass diese Hilfsbe-
                        aus Ihrer Sicht die Hochschulen beim Thema Integration?        reitschaft auch nicht nachlässt.
                              Petra Köpping: Junge Leute, die an den Universi-               Beate Schücking: Es ist eine der gesellschaftlichen
                        täten studieren, aber auch die Lehrenden selber haben          Aufgaben der Hochschulen, aktuelle Themen und somit
                        zum Thema Integration eine überwiegend positive Ein-           aktuelle Forschungsbedarfe aufzuzeigen. Wir haben an
                        stellung. In vielen Diskussionsrunden sagen gerade Stu-        unserer Universität zum Beispiel die Mitte-Studie von
                        dentinnen und Studenten, die oft schon viel in der Welt        Elmar Brähler und Oliver Decker, die in der Diskussion
                        herumgekommen sind, ihre Meinung und berichten von             um Rechtsextremismus eine wichtige Rolle spielt. Es ist

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entscheidend, dass wir uns in gesellschaftlichen Debatten     arbeitende sehr sensibel darauf reagieren, wenn sie den
auf verlässliche empirische Befunde stützen können.           Eindruck haben, sie sollten politisch beeinflusst werden.
      Köpping: Auch bei der Bierdeckelaktion waren uns        Deswegen denke ich, dass Diskussionsforen und offene
die Universitäten auf diese Weise wichtige Partner, denn      Formen sehr wichtig sind.
die Fakten und Daten, mit denen die abgedruckten Vor-                Köpping: Nicht nur an den Universitäten gibt es mit-
urteile widerlegt werden, sind natürlich das Ergebnis wis-    unter große Differenzen zwischen den Sichtweisen der älte-
senschaftlicher Untersuchungen.                               ren und der jüngeren Generation. Viele Menschen mit spe-
                                                              zifisch ostdeutscher Biografie wünschen sich aufgrund ihrer
Was möchte die Uni Leipzig mit der Teilnahme                  Erfahrungen mehr Stabilität in wirtschaftlicher und beruf-
an der Aktion „Weltoffene Hochschulen –                       licher Hinsicht. Gerade auch an den Universitäten haben
Gegen Fremdenfeindlichkeit“ erreichen?                        die Umbrüche zur Wendezeit zu Biografieknicken geführt,
      Schücking: Wir wollen damit deutlich machen, wie        die ein Gefühl der Verunsicherung hinterlassen haben.
sehr Internationalisierung fester Bestandteil jedes Hoch-
schulalltags ist. Eine Universität, die sich abschottet ge-   Wie trägt die Universität Leipzig dazu bei,
gen die Außenwelt, ist überhaupt nicht denkbar. Das aka-      soziale Bildungshürden abzubauen?
demische Leben ist immer Vorreiter gewesen im Knüpfen               Schücking: Das Thema beschäftigt die Universität
von internationalen Beziehungen. Es ist sehr wichtig, dass    vor allem als Ort der Lehrerbildung. Es ist wichtig, dass
sich Hochschulen dezidiert zu Weltoffenheit bekennen.         zukünftige Lehrerinnen und Lehrer schon während des
                                                              Studiums für soziale Unterschiede und die damit ver-
Warum sollten sich die Hochschulleitungen                     knüpften Bildungschancen sensibilisiert werden. Stu-
zu gesellschaftlichen Fragen positionieren?                   dierende werden beispielsweise angehalten, ihre Schul-
      Schücking: Wissenschaft spielt sich nicht im Elfen-     praktika in unterschiedlichen Stadtteilen zu absolvieren.
beinturm ab. Diese Haltung haben wir als Universität im       Hierbei soll auch die Zusammenarbeit mit den Schulen
letzten Jahr ganz gut gelebt, beispielsweise als wir uns im   weiter intensiviert werden.
Januar 2015 gemeinsam mit den anderen Leipziger Hoch-
schulen gegen intolerantes und fremdenfeindliches Ge-         Sollte sich auch die Universität selbst stärker öffnen,
dankengut ausgesprochen haben. Gleichwohl war es für          um junge Menschen an Bildung heranzuführen?
mich interessant, dass vor dem Hintergrund der spezifisch          Schücking: Sicherlich helfen universitäre Angebote
ostdeutschen Geschichte gerade ältere Universitätsmit-        für Kinder, frühzeitig Schwellenängste abzubauen. Um

                                                                       15
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                       allerdings auch bildungsferne Familien zu erreichen, ist         Frau Schücking, Sie sind die erste Frau an der Spitze der
                       es mindestens ebenso wichtig, mit einzelnen Forschungs-          Universität Leipzig. Sehen Sie sich eigentlich als Vorreiterin
                       projekten und Angeboten in die Stadtteile zu gehen und           für die Gleichberechtigung von Frauen an Hochschulen?
                       Probleme vor Ort zu lösen.                                             Schücking: Ich glaube, ich werde von vielen so
                              Köpping: Ich merke, dass viele Familien nicht mehr        wahrgenommen, ob ich will oder nicht. Tatsächlich bin
                       ins Theater, in die Oper oder zu anderen kulturellen Ver-        ich mehrmals in meinem Leben die erste Frau in einer be-
                       anstaltungen gehen – für mich gehört das zu einer ganz-          stimmten Funktion gewesen. Für mich ist Gleichberechti-
                       heitlichen Bildung aber dazu. In meiner Zeit als Landrä-         gung und Chancengleichheit in Bildung und Wissenschaft
                       tin habe ich mich sehr für die Erhaltung von Bibliotheken        deshalb entscheidend, weil wir nur so alle Talente abholen
                       und für Fahrbibliotheken im ländlichen Raum eingesetzt.          können: die Besten unter den Männern und den Frauen.
                       Aber gehen sie mal rein in die Bibliotheken – da ist kaum        Chancengleichheit wird von unten nach oben realisiert:
                       jemand! Ich frage mich, wie gelingt es uns, die Menschen         Bei den Studierenden ist sie bereits erreicht worden – in
                       wieder an kulturelle Bildung und an gesellschaftliche            einem über 100-jährigen Prozess. Auch bei den Positio-
                       Auseinandersetzungen heranzuführen?                              nen unterhalb der Professur liegt der Frauenanteil bei uns
                              Schücking: Eine Universität kann solche Phäno-            mittlerweile bei 50 Prozent. Darauf ist die Uni Leipzig
                       mene thematisieren, auch wenn sie vielleicht nicht je-           sehr stolz. Bei den Professuren haben wir ebenfalls große
                       den erreichen kann. Es gibt auch viele universitäre Ein-         Fortschritte gemacht, erleben aber ein ähnliches Phäno-
                       richtungen, die für die breite Bevölkerung offen stehen.         men wie Frau Köpping, nämlich dass Frauen wegen ihrer
                       Ein Hobbygärtner, der niemals zu einem Vortrag in der            Familien oft weniger flexibel sind.
                       Uni gehen würde, geht vielleicht schon eher zum Pflan-
                       zentauschtag im Botanischen Garten. Und wer den Ur-              Wie gut ist die Universität im Bereich Vereinbarkeit
                       laub vor- oder nachbereiten will, besucht vielleicht einmal      von Beruf und Familie aufgestellt?
                       die Mumienführung im Ägyptischen Museum oder eine                       Schücking: Es wurde zuletzt vor allem aktiv in die
                       der zahlreichen Veranstaltungen im Antikenmuseum.                Kinderbetreuung investiert: Das Studentenwerk betreibt
                                                                                        eine Kita am Johannisplatz, die Universitätsstiftung hat
                       Inwiefern spielt es eine Rolle, ob eine Frau oder                die Kita „Unikat“ in der Linnéstraße aufgebaut und bald
                       ein Mann politisches Amt übernimmt?                              bekommen wir in der Jahnallee eine neue Forschungskita.
                              Köpping: Ich glaube, dass es gut ist, in einer gemisch-   Mit dem Gleichstellungsbüro haben wir außerdem Ferien­
                       ten Gruppe zu arbeiten. Trotzdem sind auf kommunaler             programme für Kinder von Beschäftigten ins Leben ge-
                       Ebene in Sachsen nur fünf Prozent der Bürgermeister­             rufen. Wir beschäftigen uns aber auch mit dem Thema
                       posten mit Frauen besetzt. Viele Frauen wissen nicht, wie        pflegebedürftige Angehörige. In einer Gesellschaft mit
                       sie ein politisches Amt mit ihrer Familie vereinbaren sol-       steigender Lebenserwartung gewinnt diese Problematik
                       len, denn man hat als Politikerin keinen Feierabend und          in der Altersgruppe der über 50-jährigen Beschäftigten
                       kein Wochenende. Man kann sich dafür aber seine Zeit             ständig an Bedeutung. Auch hier sind wir als guter Ar-
                       frei einteilen. Ich versuche deswegen, Frauen Mut zu ma-         beitgeber gefragt.
                       chen, nicht in klassische Rollenbilder zurückzufallen. Als              Köpping: Das Thema Vereinbarkeit von Beruf und
                       Frau in einer Führungsposition ist es auch meine Aufgabe,        Familie wird in Zukunft nicht nur Frauen betreffen, son-
                       Vorbild zu sein und zu zeigen: Es ist schaffbar.                 dern Familien generell. Mittlerweile sind wir in Sachsen
                                                                                        gut aufgestellt, was die Berufstätigkeit von Frauen be-
                                                                                        trifft, aber viele Frauen arbeiten in Teilzeit und haben
                                                                                        damit die schlechteren Einkünfte. Ich möchte, dass Er-
                                                                                        ziehung eine Familienaufgabe wird. Und da kommt es
                                                                                        uns sehr entgegen, dass viele junge Menschen das bereits
Petra Köpping                                                                           so sehen. Die Arbeitgeber müssen sich auf dieses Modell
ist seit 2014 Sächsische Staatsministerin für Gleichstellung und Integration.           einstellen.
In Nordhausen geboren, war die Diplom-Staatsrechtlerin und Mutter von
drei Kindern sieben Jahre lang Bürgermeisterin der Gemeinde Großpösna                   Zum Christopher Street Day 2016 hat die Universität Leipzig
bei Leipzig und von 2001 bis 2008 Landrätin des Landkreises Leipziger Land.             die Regenbogenflagge vor dem Neuen Augusteum gehisst.
2009 zog sie als SPD-Abgeordnete in den Sächsischen Landtag ein.                        Spielt die sexuelle Orientierung von Studierenden und
                                                                                        Mitarbeitenden denn eine Rolle im universitären Alltag?
                                                                                              Schücking: Nein. Sexuelle Orientierung ist Privat-
Prof. Dr. Beate A. Schücking                                                            sache und sollte es bitte auch bleiben. Aber das Hissen
ist seit 2011 Rektorin der Universität Leipzig. Die Medizinerin und                     der Regenbogenflagge ist ein Symbol, das auf Vielfalt hin-
Philosophin wurde in Kassel geboren und hatte vor ihrem Ruf nach                        weist und dazu beiträgt, Diskriminierung abzubauen.
Leipzig eine Professur und verschiedene Führungspositionen an der
Universität Osnabrück inne. Während ihrer Amtszeit erklärte das                         Welche Reaktionen haben Sie erhalten?
Rektorat Gleichstellung und Internationalisierung zu wichtigen Quer-                        Schücking: Hier in Leipzig eigentlich nur Zustim-
schnittszielen in der künftigen Entwicklung der Universität Leipzig.                    mung. Diejenigen, die sich das schon immer gewünscht

                                                                       16
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haben, haben sich gefreut, dass die Universität sich betei-          Schücking: Es muss sich niemand Sorgen machen.
ligt hat. Kritik habe ich keine gehört.                       Forschung und Lehre machen 80 bis 90 Prozent des
       Köpping: In Leipzig ist es ganz normal, dass die       Tages­geschäfts an den Universitäten aus. Die Förderung
Regen­bogenflagge gehisst wird. Auch im Rathaus regt          von Vielfalt aber auch von Internationalisierung sind kein
sich keiner darüber auf. In Dresden oder auf dem Land ist     Selbstzweck, sondern Querschnittsaufgaben. Unser Ziel
das ein Politikum. In manchen sächsischen Landkreisen         ist es, auf diese Art und Weise Potenziale zu heben, die
gab es eine riesige Aufregung, wenn die Regenbogenflag-       bisher noch ungenutzt sind.
ge gehisst wurde. Das kann innerhalb eines Bundeslandes
doch nicht sein. In Leipzig ist man offener und unaufge-      Fotos: Swen Reichhold
regter, so dass die Polarisierung keine Chance hat. Aber in
anderen Regionen hat sie eine Chance.
       Schücking: Vielleicht hat Leipzig auch durch die
lange Tradition des Wave-Gotik-Treffens eine besondere
Offenheit. Das Treffen ist ja ein wunderbares Beispiel da-
für, wie bunt die Welt und die Vorlieben und die Hobbys
der Menschen sind.

Manche Menschen sorgen sich, dass Gendersensibilität
und die Rücksichtnahme auf unterschiedliche Lebens-
weisen übertrieben werden könnten, dass zum Beispiel
Männer irgendwann gegenüber Frauen ins Hintertreffen
geraten könnten. Was sagen Sie diesen Menschen?
      Köpping: Mir wird manchmal vorgeworfen, dass
ich mich mehr um Minderheiten kümmere als um die                            While Petra Köpping advocates equality and integration in her position as Saxon
Mehrheit. Ich antworte darauf, dass die Mehrheit ja auch                    State Minister, Beate Schücking, Rector of Leipzig University, has outlined inter-
nicht diskriminiert wird. Es ist meine Aufgabe in meinem                    nationalisation and equal opportunities as important principles of her University
Geschäftsbereich, dass ich mich genau um die zwei The-                      policy. In an interview with the Alumni coordinators Christin Kieling and Nina
men kümmere: um die Gleichstellung und um die Integra-                      Vogt they discussed the cosmopolitan outlook of universities, women in leadership
tion von Minderheiten.                                                      positions and the important signal sent out by a rainbow flag.

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„Ich sehe
mit den Ohren“
Mit der Straßenbahn zur Uni fahren,
Seminare und Vorlesungen besuchen,
Literatur lesen und Prüfungen meistern.
Dass das auch ohne Augenlicht geht,
stellt der angehende Kulturwissenschaftler
Sebastian Schulze täglich unter Beweis –
mit viel Engagement, Geduld und Humor.

         E  in sonniger Tag auf dem Campus Augustusplatz. Auf
            dem Weg zum Seminarraum trägt Sebastian Schulze
         eine schwarze Sonnenbrille, ein weißes Polohemd und einen
                                                                          Mit Blindenhund Sunny, der es sich im Hörsaal – manch-
                                                                          mal aus Platzmangel – am liebsten vor dem Rednerpult
                                                                          bequem macht, fällt Sebastian auf wie ein bunter Hund:
         dunklen Rucksack mit Laptop. Soweit nichts Ungewöhnli-           „Sieht ja ein Blinder mit Krückstock, dass ich nicht sehen
         ches. Wäre da nicht der schneeweiße Königspudel, der grazil      kann“, scherzt der 39-Jährige, als er von seinem Studien-
         und mit majestätischer Anmut an seiner Seite über den Cam-       alltag berichtet. So selbstständig wie möglich zu leben
         pus läuft. „Sunny, such Treppe!“, kommandiert Sebastian          und zu studieren, ist für Sebastian enorm wichtig. Ganz
         und lässt sich von seinem Vierbeiner zum Ziel führen.            ohne Hilfe geht es natürlich nicht. Nachfragen, ob jemand
         Seit seinem 27. Lebensjahr ist Sebastian völlig erblindet,       die Folien an der Wand vorliest oder das Tafelbild kurz
         womit er sich aber schon seit langer Zeit arrangieren            erklärt, gehören dazu. „Klar, man muss auch selber den
         kann. „Erst dachte ich, jetzt ist alles vorbei, alles, was ich   Mund aufmachen, wenn man Hilfe braucht, aber generell
         bisher erlernt und gearbeitet habe. Aber mit der Zeit kann       sind meine Dozenten und Kommilitonen super hilfsbereit
         man sich an alles gewöhnen. Mein Augenarzt sagte da-             und begegnen mir mit Empathie.“
         mals zu mir: ‚Das Leben ist noch lang und schön‘, und er         „Aus der Not eine Tugend machen“ lautet die Devise, wenn
         hat Recht.“                                                      es um die beruflichen Zukunftspläne nach dem Studium

                                                                      18
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Fotos links:                                                  Die Buchstaben der Blindenschrift bestehen aus maximal sechs Punkten,
Mit Blindenführhund Sunny kann sich Sebastian selbstständig   die in jeweiliger Kombination ein entsprechendes Zeichen bilden.
über den Campus am Augustusplatz bewegen.                     (Fotos: Swen Reichhold)
Die Leitliniensysteme ermöglichen es blinden und hochgradig
sehbeeinträchtigten Menschen, sich mittels eines Langstocks
zum Beispiel im Hörsaalgebäude zu orientieren.

Durch die Ausstattung der Türschilder mit Braillezahlen
finden blinde Menschen den richtigen Raum.

geht. Am liebsten möchte Sebastian zum Fernsehen, da          und Folien barrierefrei, also digital aufbereitet sind. Die-
ihn die Audiodeskription (Bildbeschreibung) von Filmen        se Arbeit leisten studentische Hilfskräfte. Bei sehr bild-
im Fernsehen begeistert.                                      lastigen Inhalten wird es schwieriger, da Grafiken und
An der Universität Leipzig studieren mehrere hundert          Diagramme verbalisiert werden müssen.
Menschen mit einer Behinderung oder chronischer Er-           Zum Lernen, Hören und Schreiben gebraucht Sebastian
krankung, drei davon sind blind. Die genaue Zahl ist          meistens seinen eigenen Laptop. Der ist mit einer speziel-
schwierig zu nennen, da sich nicht jeder melden muss, wenn    len Sprachsoftware für Blinde ausgerüstet, die ihm digi-
er oder sie auch ohne Hilfe zurechtkommt. Unterstützung       talisierte Texte, Folien und Handouts vorliest. „Ein Ohr
bekommen Betroffene an vielen Stellen, eine davon ist das     gehört dem Professor, das andere der romantischen Blech­
Studentenwerk. Dort absolvierte Maria Leypold kürzlich        eimerstimme meines Sprachprogramms. Ohne die wäre
ihr Freiwilliges Soziales Jahr. Sie hilft den Studierenden    ich echt aufgeschmissen“, erklärt Sebastian. „Ich sehe ja
zum Beispiel beim Ausfüllen von Formularen, bei der           quasi mit den Ohren.“ Und weil das so ist, muss bei Prü-
Prüfungsanmeldung auf der Onlineplattform „Moodle“            fungen auch mal improvisiert werden. Referate werden
oder beim Digitalisieren von Literatur. Aus eigener Er-       frei aus dem Kopf gehalten, ein Diktiergerät hilft dabei,
fahrung weiß sie genau, welche Stolpersteine blinden und      sich das Gelernte zu merken. Und Klausuren? „Ich bean-
mobilitäts­beeinträchtigten Studierenden auf dem Campus       trage immer mündliche Prüfungen“, berichtet Sebastian.
begegnen. „Die Blindenleitsysteme oder die Aufmerksam-        „Ab und zu gibt es auch mal Nachhilfe von Kommilito-
keitsfelder sind sicherlich noch ausbaufähig, zum Beispiel    nen oder Dozenten. Das bringt Licht ins Dunkel.“
am Geisteswissenschaftlichen Zentrum. Die Bibliothek in       Zurzeit spart Sebastian auf ein Update einer neuen
der Beethovenstraße ist für Blinde wie ein Berg, der ohne     Screenreaderstimme, die ihm das Zuhören angenehmer
Unterstützung durch Dritte kaum zu erklimmen ist.“ Ins-       machen soll. Die Kosten dafür sind jedoch ziemlich hoch
gesamt sei die Universität jedoch schon sehr weit in Sachen   und müssen selbst getragen werden. „Sowas wünscht man
Barrierefreiheit, die wichtig für die Orientierung und        sich dann mal zu Weihnachten.“             Simone Schmid
Selbstständigkeit der betroffenen Studierenden ist. „Klar,
es ist nicht alles perfekt, aber der PC-Pool für Sehgeschä-
digte zum Beispiel ist ein prima Angebot.“
Das Rechenzentrum bietet einen Computerraum im Se-
minargebäude an, der von einem blinden Studenten selbst
ins Leben gerufen wurde. Im PC-Pool befindet sich auch        Sebastian Schulze has been blind since the age of 27. Every day the cultural
ein Computer, der mit einem Screenreader und einer            science student proves that it is possible to study when you are blind – with a lot
Braillezeile, welche den Bildschirmtext in Punktschrift       of commitment, patience and humour. He is supported during his everyday student
übersetzt, ausgestattet ist. Damit die Bildschirminhalte      life by his guide dog Sunny, the PC pool for the visually impaired, tactile paving on
richtig ausgelesen werden, ist es wichtig, dass die Texte     campus, specialist services and his lecturers and fellow students.

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