Alma UNIVERSITÄT - Das Alumni-Magazin der Universität St.Gallen
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SOCIETY 4.0 BUILDING THE ECONOMY OF OUR FUTURE 9. INTERNATIONALE HSG ALUMNI KONFERENZ 30.8.–1.9.2018 CAMPUS DER HSG, ST.GALLEN PAUL ACHLEITNER AUFSICHTSRATSVORSITZENDER MIRIAM MECKEL HERAUSGEBERIN DEUTSCHE BANK WIRTSCHAFTSWOCHE RICHARD DAVID PRECHT PHILOSOPH UND PUBLIZIST MARK SCHNEIDER CEO NESTLÉ AHMED AMER KARL-ERIVAN HAUB TILL REUTER CEO ALLIANZ RE INHABER TENGELMANN-GRUPPE CEO KUKA FILIP SCHWARZ CHRISTIAN STAUB CLAUDIA SÜSSMUTH CEO IFOLOR LEITER DACH BLACKROCK DYCKERHOFF VALENTIN VOGT VERWALTUNGSRÄTIN OMID ASCHARI ROCHE & CLARIANT PRÄSIDENT SCHWEIZERISCHER MANAGING DIRECTOR SIM-HSG ARBEITGEBERVERBAND ADRIAN LOCHER ROGER WÜTHRICH- THOMAS BIEGER GRÜNDER MERANTIX ISABELLE WILDHABER HASENBÖHLER REKTOR UNIVERSITÄT ST.GALLEN HSG-PROFESSORIN FÜR PRIVAT- CHIEF DIGITAL BUSINESS SWISSCOM UND WIRTSCHAFTSRECHT SICHERE DIR DEINEN PLATZ ZUM EARLY-BIRD-RABATT alumnikonferenz.ch
Inhalt Editorial Universität Ursprünglich meint der Begriff «Univer- sität» die Gemeinschaft der Lehrenden und Studierenden. Erst viel später wurde Dossier es im Sinn von Humboldt als «Gesamt- 06 Das HSG Learning Center wird ein heit aller Wissenschaften» interpretiert. Nukleus für das neue Lernen Und mit diesem Ansatz schlug der ur- sprünglich als «Handelsakademie», spä- 10 Zu zweit akademische Karriere machen ter zur «Handelshochschule» und zur «Hochschule für Wirtschafts-, Rechts- 11 Freier Austausch von Wissen beflügelt und Sozialwissenschaften» gewordenen die Forschung HSG bis in die 70-er Jahre des letzten 06 Jahrhunderts Skepsis von anderen Uni- Netzwerk versitäten entgegen – etwa in der Frage, 16 Ein Alumnus mit grossen Meriten ob sie einen eigenständigen juristischen Lehrgang mit entsprechenden Abschlüs- 17 Inspirierende Kontakte für Speed- sen einführen dürfe. Netzwerker Nun, inzwischen wird die HSG längst im 18 HSG-Alumna on Tour Kreis der Schweizer Universitäten als voll- wertig wahrgenommen, es präsidierten Chapters & Clubs schon HSG-Rektoren die Universitätsrek- 17 20 9th International Presidents’ Meeting torenkonferenz, und auch sogenannte «Voll-Universitäten» können heute nicht 21 HSG Alumni Zürich Flagship Event mehr in allen Disziplinen «alles» Wissen vermitteln und «alle» Fragen erforschen. 22 Women’s Chapter-Event «Traumfänger» Geblieben ist allen – auch der HSG – der Anspruch, ihre Studierenden zu befähi- 24 HSG Alumni Club Frankfurt Rhein- gen, das erworbene Wissen in der Praxis Main sinnvoll anzuwenden und sich selbst in dieser Praxis weiterzuentwickeln. 27 NZZ-Preis für EMBA-Masterarbeit 18 Projekte wie das HSG Learning Center, das Rubriken auf dem Campus entstehen soll, zeigen, 28 Publikationen dass das Studium vermehrt «studentenzen- triert» erfolgen wird, dass also der bisher 29 HSG in den Medien vor allem (via Vorlesungen und Bücher und E-Learning) «empfangende» Teil der Uni- Universität versitäts-Community in Zukunft noch 31 «Ritterschlag» für HSG-Doppelprogramm mehr selbst beitragen und aktiver in die Wissensvermittlung einbezogen werden wird. Denn das meint «Universität» in der 21 ursprünglichen ganz bestimmt: Es gibt nicht jene, die alles wissen, und andere, die nichts wissen, sondern jeder und jede kann einen Beitrag dazu leisten, dass Wissen vermehrt, Neues entdeckt und Lösungen gefunden werden: Gerade das «unwissen- Impressum Beiträge: Céline Bleiker, Roman Bolli, Florian Brodersen, de» Fragen und Nachfragen von Studieren- Das Alumni-Magazin der Universität St.Gallen Daniela Decurtins, Marco Gerster, Marius Hasenböhler-Backes, den kann Lehrende dazu bringen, Erkennt- (bis 1997: «St.Galler Hochschulnachrichten») Amanda Kayne, Roland Köcher, Fiammetta Kym, Urs Landolf, ISSN 1422-5980, 15. Jahrgang, Nr. 1/2018 (Dezember 2017) Markus Müller-Chen, Vito Roberto, Lailah Rottinger, nisse spannend weiterzugeben. Auflage: 27 000 Exemplare, erscheint alle 3 Monate Thomas Rudolph, Ulrich Schmid, Dominik Schwyter, Herausgeber: HSG Alumni Adrian Stübi, Katja Tinner, Roger Tinner, Daniela Wyss. Roger Tinner, Chefredaktor Verlagsleitung: Stefano Alghisi Redaktion: alma, alea iacta ag, Rosenbergstrasse 85, Chefredaktion: Roger Tinner CH-9001 St.Gallen, T +41 71 244 66 00, alma@alea-iacta.ch Projektleitung/Redaktion: alea iacta ag, St.Gallen Anzeigen: print-ad kretz gmbh, Tramstrasse 11, Postfach, Zum Titelbild: Gestaltung: Schalter&Walter GmbH, St.Gallen 8708 Männedorf, T +41 44 924 20 70, info@kretzgmbh.ch Von der griechischen Antike bis zur HSG im 21. Jahrhundert: Druck: Stämpfli AG, Bern Adressänderungen: HSG Alumni, Dufourstrasse 50, Das Bild der Universität hat sich in vielem gewandelt. CH-9000 St.Gallen, T +41 71 224 30 10, alumni@unisg.ch (Illustration: Florian Brunner) 01 alma 1 / 2018
Nachrichten HSG Learning Cen- Thomas Geiser wird emeritiert ter: Wettbewerb läuft Die HSG Stiftung möchte für die Uni- versität St.Gallen mit Schenkungen Der Vorhang fällt ein Learning Center auf dem Rosen- berg realisieren – wir haben in der Als Rechtswissenschaftler hat Thomas kurs-, der Gleichstellungs- und der Kunst- letzten «alma»-Ausgabe darüber be- Geiser die HSG geprägt, als Bundes- kommission, und vertrat die Arbeitnehmer richtet. Inzwischen wurde der Archi- richter und Kunstliebhaber die Gesell- der Universität in der Pensionskasse. tekturwettbewerb für das Learning schaft gestaltet. Nun fällt für ihn an Center gestartet und das Interesse da- der Universität St.Gallen ein letztes Neben seinen universitären Pflichten ist Gei- ran ist gross. Diverse internationale Mal der Vorhang. Von der Bühne tritt ser auch in der Wirtschafts- und der Kunst- und nationale Architekten sowie er jedoch noch lange nicht ab. Ein Aus- welt verwurzelt. Er ist Stiftungsrat der Kuoni Nachwuchsbüros von St.Gallen bis zug aus der Würdigung in «HSG Fo- und Hugentobler-Stiftung sowie Verwal- Tokio möchten das Projekt umsetzen. cus» von Vito Roberto. tungsrat bei Kuoni und Aldi Suisse, Positio- nen, welche die Medien schreiben liessen: Um die Chancen der Digitalisierung zu Über Thomas Geiser zu schreiben, ist keine «Thomas Geiser ist ein Linker, der in Unter- nutzen und die Qualität der Universität leichte Aufgabe. Zu vielfältig sind seine Ak- nehmen zum Rechten schaut.» Zudem sitzt und ihrer Lehre weiter zu stärken, wird tivitäten in Forschung, Lehre und Gesell- er im Vorstand der Solothurner Filmtage, ist auf dem Rosenberg ein Learning Center schaft: Er ist Rechtswissenschaftler, Bundes- Geschäftsleiter der Stiftung Weiterbildung entstehen. Diese Denk- und Arbeitsstätte richter, Kunstsammler, Filmförderer, Militär- Film und Audiovision FOCAL und war Mit- ermöglicht innovative Arten des Lernens dienstverweigerer, Sozialdemokrat und glied der Eidgenössischen Filmkommission. und der Interaktion, um Studierende im Pendler zwischen seinen Wohnorten in digitalen Zeitalter bestmöglich für die Ar- St.Gallen, Bern und am Lago Maggiore. 1952 Neben seinen vielfältigen Tätigkeiten hat beitswelt vorzubereiten. In Gruppenar- in Basel geboren, studierte er dort von 1972 Thomas Geiser auch die rechtswissenschaft- beitsräumen und Arenen werden die Stu- bis 1976 Rechtswissenschaften. Knapp vier liche Forschung und Lehre auf seinen Ge- dentinnen und Studenten mit komplexen Jahre später folgte die Promotion an seiner bieten massgeblich vorangetrieben. Das Ver- und bedeutsamen Problemstellungen Heimuniversität. 1990 verlieh ihm die Uni- zeichnis seiner Veröffentlichungen umfasst konfrontiert und treten mit inspirierenden versität Basel die Lehrberechtigung für Pri- weit mehr als 400 Einträge. Publiziert hat er Persönlichkeiten in Kontakt. vatrecht. 1992 wurde Geiser dort Assistenz- vor allem im Arbeits-, Familien- und Erb- professor. In die Ostschweiz kam Thomas recht. Beschäftigt haben ihn aber auch das Die HSG Stiftung beabsichtigt, die Finan- Geiser 1995, als er an der HSG die Stelle als Sozialversicherungsrecht und das Wirt- zierung vollumfänglich über Schenkungen ordentlicher Professor für Privat- und Han- schaftsrecht. Doch auch seine umfassende- zu erzielen. Für die Erstellung, Ausstattung delsrecht antrat. Von Beginn an war Geiser ren Werke haben in der Schweizer Rechts- und Inbetriebnahme sind Gesamtkosten Direktor des Forschungsinstituts für Arbeit wissenschaft grosse Bedeutung erlangt. Zu von rund 50 Millionen Franken veran- und Arbeitswelten. Sodann war er akademi- nennen sind etwa die Basler Kommentare schlagt. Für den benötigten Grundstücks- scher Leiter des juristischen Programms,Vor- zum Zivilgesetzbuch, die Geiser mitheraus- anteil will der Kanton St.Gallen der HSG stand der rechtswissenschaftlichen Abteilung gibt, die Berner Kommentare zu den Wir- Stiftung ein Baurecht gewähren. und Prorektor. Daneben war er in mehreren kungen der Ehe und zum Güterrecht, die Kommissionen engagiert, darunter in der Re- Beiträge in den Handbüchern für die An- Jurierung Ende Januar 2018 waltspraxis sowie seine Lehrbücher zum Ar- Der Architekturwettbewerb hat ein er- beits- und Familienrecht, die sich zu Stan- freuliches Interesse bei Architekturbüros dardwerken entwickelt haben. Seit 1995 von St.Gallen bis Tokio ausgelöst. Folgen- wirkt er ausserdem als nebenamtlicher Bun- de acht Büros wurden zum Wettbewerb desrichter an der Rechtsfortbildung mit. eingeladen: Grafton Architects, Dublin; Sou Fuji Moto Architects, Tokio; Anne Thomas Geiser verabschiedete sich bereits Lacaton & Jean Philippe Vassal Architec- vor zwei Jahren von den Studierenden, ist tes, Paris; Peter Märkli, Zürich; Christ & der Universität aber in dieser Zeit erhalten Gantenbein, Basel; EM2N Architekten, geblieben als Direktor seines Instituts, Refe- Zürich; Made in, Genf und Zürich sowie rent an Weiterbildungsveranstaltungen, Gut- Barao-Hutter GmbH, St.Gallen. achter und publizierender Forscher. Einen Teil dieser Funktionen wird er auch nach der Die Kommunikation des Siegerprojektes Emeritierung beibehalten. Und so fällt für ist auf Mitte/Ende Februar 2018 geplant. ihn mit der Abschiedsvorlesung zwar ein Der Baubeginn sollte 2019/20 stattfinden, letztes Mal der Vorhang. Die Universität und damit das HSG Learning Center ab die rechtswissenschaftliche Gemeinschaft Frühlingssemester 2022 wirken (oder in dürfen sich jedoch auf eine fulminante Zu- Betrieb genommen werden) kann. Thomas Geiser. (Foto pd) gabe freuen. 02 alma 1 / 2018
Nachrichten Renato Martinoni wird emeritiert Erste HSG FinTech Challenge Il Cavaliere FinTech gewinnt immer mehr an Be- deutung. Sogar die etablierten Fi- Renato Martinoni, Ordinarius für Ita- auch mit Kollegen aus anderen Schools. Zu nanzinstitute und Grossbanken sind lienische Sprache und Literatur, tritt den Besonderheiten seiner Lehre gehört die inzwischen auf diesen Trend auf- nach langjähriger Tätigkeit an der Tatsache, dass er seine Seminare bisweilen merksam geworden. Dadurch zieht HSG zurück. Ein Auszug aus der Wür- auf Französisch hält. Seine öffentlichen Vor- die FinTech-Branche Investoren digung in «HSG Focus» von Ulrich lesungen über die italienische Literatur zie- und Kapital an. Auch in der Schweiz Schmid. hen ein Stammpublikum an. Überhaupt liegt startet die FinTech-Szene durch. Die eines der wichtigsten Verdienste von Renato Universität St.Gallen hat deshalb Renato Martinoni ist mein einziger Kollege, Martinoni darin, dass er an der HSG kultur- die erste «HSG FinTech Challenge» der nicht gern Ferien macht. Im Sommer wissenschaftliche Theorieangebote aus dem ins Leben gerufen. verbringt er murrend zwei Wochen am Bereich der lateinischen Sprachen verfügbar Strand, seiner Familie zuliebe. Richtig wohl macht. Damit trägt er entscheidend zur Di- Die Jury aus Unternehmensvertretern, ist ihm nur an seinem Schreibtisch, wenn er versität des wissenschaftlichen Diskurses an Wissenschaftlern, Investoren und Grün- sich der Literatur widmet. Er ist allerdings der HSG bei. Legendär sind auch die «cenet- dern hatte vier Teams auserkoren, die ihre kein traditioneller Literaturwissenschaftler. te per gli italofoni», die Renato Martinoni ein- Geschäftsidee am Finale der HSG FinTech Natürlich legt er auch Interpretationen und mal pro Semester für die italienischsprachi- Challenge 2017 in Kurzpräsentationen Analysen literarischer Werke vor. Aber seine gen Universitätskolleginnen und -kollegen vorstellten. Professor Dr. Florian Weigert, besondere Aufmerksamkeit gilt aufwändig im «Wienerberg» organisiert. Executive Director MBF-HSG, sprach in kommentierten Editionen italienischspra- seiner Begrüssung den rasanten Wandel chiger Lyriker und sorgfältig komponierten Renato Martinoni ist in vielen Kulturberei- in der Finanztechnologie an. Das habe die Romanen, in denen er seine eigene Famili- chen zuhause. Er ist ein eingefleischter Fan Universität St.Gallen dazu bewogen, den engeschichte verarbeitet. Renato Martinoni des «Progressive Rock» und sammelt gleich- Trend auch bei den Studierenden zu the- stammt aus einer alteingesessenen Tessiner zeitig Gemälde von Renaissance- und Ba- matisieren. Familie in Minusio bei Locarno. rockmalern. Neben seiner Tätigkeit an der HSG war er lange Jahre als Visiting Professor Die erste HSG FinTech Challenge war Im Tessin ist Renato Martinoni als einer der für vergleichende Literaturwissenschaft an vom Assessment-Jahr bis zur Promotion führenden Intellektuellen bekannt. Er äus- der Universität Venedig tätig. Seine Aktivi- für alle HSG-Studierenden offen. Sechs sert sich oft auf RSI über das kulturelle täten in Italien strahlen bis in den Quirinal Teams haben laut Lea Bühler, Pro- Geschehen im Südkanton. Im Gratisblatt Il aus. Im Jahr 2011 wurde Renato Martinoni grammkoordinatorin des MBF-Pro- Caffè kommentiert er in einer wöchentlichen mit dem Verdienstorden der Republik «Il Ca- gramms, eine Geschäftsidee zur Beurtei- Kolumne scharfsinnig und mit feiner Ironie valiere» ausgezeichnet. Darin unterscheidet lung eingereicht. «Die Beteiligung war das Weltgeschehen. Umgekehrt engagiert er er sich von einem anderen Cavaliere – Silvio klein, aber fein. Alle eingereichten Arbei- sich aber auch für die Vermittlung der ost- Berlusconi wurde 1977 zum «Cavaliere del ten hatten Potenzial», erklärte sie. schweizerischen Kultur im italienischspra- lavoro» ernannt. Wir sind stolz darauf, mit chigen Raum. In seinem schönen Buch Renato Martinoni einen Ritter der italieni- Fast gleichzeitig mit der FinTech Challen- «L’Italia in Svizzera», das 2010 bei Marsilio schen Kultur unter uns zu haben. ge startete das neue Vorlesungsseminar in Venedig erschienen ist, gibt es ein ganzes der School of Finance in «Financial Tech- Kapitel über das Thema «St.Gallen in der nology». Der 4-ECTS-Kurs, der für MBF- italienischen Literatur». Studenten offen ist und von Assistenzpro- fessor Christoph Aymanns geleitet wird, In einem aktuellen Forschungsprojekt be- zielt darauf ab, Studenten Technologien schäftigt sich Martinoni mit der faszinieren- und Methoden vorzustellen, die Innova- den Gestalt des autodidaktischen Künstlers tion in verschiedenen Bereichen der Fin- Antonio Ligabue (1899-1965). Renato Mar- Tech antreiben. Beispiele dafür sind On- tinoni gehört zu den ersten Forschern, die line-Kredite, Robo-Berater, Kryptowäh- in der Schweiz den Spuren Ligabues nach- rungen und intelligente Verträge. spüren. Es liegt nahe, dass Ligabue mit dem prominenten Tigermotiv in seinen Bildern Die Sieger der ersten HSG FinTech Chal- Traumata aus seiner schwierigen Kindheit lenge 2017 sind die Teams «TWHIZ» und verarbeitet hat. «Treashare». Sie reisen nun nach Frankfurt und stellen ihre Geschäftsidee bei der eta- Renato Martinoni setzt sich in seinen Veran- blierten Veranstaltung «Between the Tow- staltungen an der HSG mit Themen wie Tou- ers» vor. rismus, Mafia, Faschismus oder Nationsbil- dung auseinander. Dabei unterrichtet er oft Renato Martinoni. (Foto pd) mbf.unisg.ch 03 alma 1 / 2018
President’s Corner Nachrichten Alfred Koller wird emeritiert Urgestein der HSG Mit Alfred Koller verlässt ein Urge- Alfred Koller war bekannt dafür (und bei stein die HSG. Der Ausserschwyzer manchen Studierenden auch berüchtigt), in wurde 1987 an die damalige Hoch- Lehre und Forschung einem kompromiss- schule St.Gallen gewählt und ist ihr – losen Qualitätsmassstab verpflichtet zu sein. trotz eines Rufes an die Universität Zü- Davon zeugen insbesondere auch seine rich (2006) – immer treu geblieben. Ein Lehrbücher zum Allgemeinen und Beson- Liebe Alumnae, liebe Alumni Auszug aus der Würdigung in «HSG deren Obligationenrecht, die Generationen Focus» von Markus Müller-Chen. von angehenden und gestandenen Juristin- Ohne die Universität gäbe es auch keine nen und Juristen auch Antworten auf Fragen Alumnae und Alumni. Das tönt banal, Alfred Koller hat in Freiburg i.Ue. studiert, liefern, die sie sich selbst noch gar nicht ge- zeigt aber, wie lebenswichtig für uns promoviert und schliesslich 1985 mit der heu- stellt haben. Dabei hat er sich auch nie davor Ehemalige die «alma mater» ist. Das Bild te noch viel beachteten und häufig zitierten gescheut, die Rechtsprechung des Bundes- der Mutter Universität, die ihre studen- Schrift «Der gute und der böse Glaube im gerichts zu sezieren und nötigenfalls poin- tischen Kinder nährt, mag uns nicht allgemeinen Schuldrecht» habilitiert. Vor sei- tiert zu kritisieren. mehr so nahliegen wie den Studenten ner Berufung an die HSG arbeitete er nicht im Mittelalter. Es hat seine symbolische nur als wissenschaftlicher Assistent und Lehr- Ein Blick auf die Umschlagsseite seiner bei- Bedeutung aber keineswegs eingebüsst. beauftragter an der Universität Freiburg i.Ue., den Lehrbücher offenbart eine andere Fa- Denn ganz ähnlich wie in unserer eige- sondern auch als Anwalt und von 1984 bis cette des Menschen Koller: Er ist ein passi- nen Familie geht es darum, als Alumna 1987 als Gerichtssekretär an der II. öffentlich- onierter Anhänger des Schwingsports. Wer oder Alumnus immer wieder dorthin zu- rechtlichen Abteilung des Bundesgerichts. Alfred Koller kennt, den verwundert diese rückzukehren, wo man/frau einen ent- Verbundenheit mit einer urschweizerischen scheidenden Lebensabschnitt verbracht Diese Verbindung von Wissenschaft und Institution nicht. Er hat sich nie in der uni- hat. Das kann eine tatsächliche Rückkehr Praxis («From insight to impact») setzte sich versitären Schreibstube versteckt, sondern sein für einen Anlass, ein Referat oder auch nach seiner Wahl an die Universität war den Menschen immer nahe. Generati- eine Weiterbildung an der Executive St.Gallen fort. Während langer Jahre war er onen von Studierenden, Doktorierenden School der HSG, aber auch eine gedank- in den St.Galler Anwaltskanzleien Steiner und Assistierenden haben ihm wissen- lich-idelle. Seine eigenen Wurzeln, auch Koller und Möhr sowie Rohner Thurnherr schaftlich und persönlich viel zu verdanken. jene der Aus- und Weiterbildung, nicht Wiget & Koller tätig. Er amtete als ordent- Die Rechtswissenschaftliche Abteilung ist zu vergessen, ist sinnstiftend für jeden liches Mitglied des St.Galler Kassationsge- Alfred Koller für alle seine Dienste in Lehre, Menschen. «Dankbarkeit» ist ein grosses richts, wirkte in der eidgenössischen Kom- Forschung und Selbstverwaltung zu gros- und wichtiges Wort in unserem familiä- mission für die Gesamtrevision des Haft- sem Dank verpflichtet. Wir wünschen ihm ren Umfeld, und genauso wie dort neh- pflichtrechts mit, gründete und leitete die eine in jeder Hinsicht schöne und erfüllen- men wir an der Universität doch vieles Forschungsstelle für Haftpflicht- und Versi- de Zeit jenseits der Emeritierung. einfach als selbstverständlich hin, und so cherungsrecht am hiesigen Institut für Ver- sind wir zu oft nur an Jubiläumsanlässen sicherungswirtschaft, war in der Weiterbil- in der Lage, Dankbarkeit auch in Worte dung aktiv und gründete und leitete die Ver- zu fassen. Wäre das nicht ein Vorsatz für einigung für Baurecht. 2018, unsere Dankbarkeit der HSG ge- genüber auch konkret zu zeigen, indem Als Ordinarius für Privat- und Handelsrecht wir uns als Mentorin oder Mentor für lag sein Schwerpunkt in der Lehre im Neues Kunstwerk Studierende engagieren, indem wir Ein- ladungen zu Anlässen von HSG Alumni Obligationen- und Sachenrecht, daneben pflegte er auch das Haftpflicht- und Privat- auf dem Campus als Chance für persönliche Begegnungen versicherungsrecht, in früheren Zeiten kam Vor kurzem wurde die «Transparency sehen und indem wir uns mit angemes- sogar noch das Arbeitsrecht hinzu. Grenade» an der HSG eingeweiht. Mit senen Spenden fürs HSG Learning Cen- diesem Kunstwerk von Julian Oliver wird ter engagieren? Während seiner 30 Jahre war Alfred Koller uns die Diskussion um den «gläsernen auch sehr aktiv in der Selbstverwaltung der Bürger» ganz konkret vor Augen geführt. Herzlichst, Euer Abteilung und der Universität: Er bekleide- Die «Granate» wird im Zusammenhang te das Amt des Abteilungsvorstands, war mit dem Auftakt der Awareness-Kampa- Mitglied und Vorsitzender der Programm- gne zur Digitalisierung an der HSG kommission für das juristische Doktorats- eingeweiht und zuerst vor dem Eingang programm, Präsident der Rekurskommission der Mensa installiert. Urs Landolf, Präsident HSG Alumni und Mitglied der Forschungskommission. 04 alma 1 / 2018
Start-up HSG-Student Fabian Graf erfindet «HeatsBox» Faitron verspricht «warmes Essen ohne Mikrowelle» «Plastikboxen und kalte Mittagessen sollten verboten werden» – aus diesem Gedanken heraus entstand das Start- up-Unternehmen «Faitron». Die Grün- der – darunter HSG-Student Fabian Graf – kreierten die «HeatsBox», mit der man/frau den Lunch ohne zusätz- liche Hilfe aufwärmen kann. Das spart Zeit, das umständliche Suchen nach einer Mikrowelle und sagt kal- tem Essen den Kampf an. Katja Tinner Nie wieder kaltes oder lauwarmes Essen? Das wünscht sich doch (fast) jede/r. In gewis- sen Schulen und Universitäten sind Mikro- wellen gar nicht erlaubt, was das Aufwärmen des eigenen Lunchs erschwert. Faitron hat mit der «HeatsBox» eine Lösung für dieses Problem gefunden – denn diese lässt sich per Aron Kenessy (links) und Fabian Graf gründeten Faitron gemeinsam. (Foto pd) Knopfdruck heizen und garantiert damit das ersehnte warme Essen. nehmen und kalt geniessen. Für Graf unvor- sche». Auch diese wird direkt über eine App stellbar: «Es kann doch nicht sein, dass unser gesteuert und kann entsprechend auf die Weichen an der HSG gestellt Lunch immer kalt gegessen werden muss!» richtige Temperatur eingestellt werden. Fabian Graf, BWL-Student an der Universität Der Co-Founder wirkte während seines Stu- St.Gallen, ist einer der Gründer von Faitron. diums bei einem Finanzdienstleister, bevor Achterbahnfahrt in Extremform Für ihn war seit dem Gymnasium klar, dass er und sein Mitgründer Aron Kenessey die Bei der Gründung von Faitron konnte Graf er an der HSG Betriebswirtschaft studieren Möglichkeit bekamen, Vollzeit an ihrer Pro- wiederum von der Universität St.Gallen würde: «Ein zusätzlicher Grund, der für die duktidee zu arbeiten. 2016 konnten sie – profitieren: «An der HSG wird konzeptionel- HSG sprach, war, dass mein Vater bereits dank gefundenen Investoren – «endlich» Fai- les und systematisches Denken gelehrt – selbst seine Ausbildung an der Universität tron gründen und ihre Idee umsetzen. die Herausforderungen, die die Gründung ei- St.Gallen abgeschlossen hatte», sagt Graf. nes Unternehmens mit sich bringt, konnte ich Und die Uni scheint ihn nicht enttäuscht zu Angefangen hat Faitron mit der HeatsBox, so auf strukturierte Weise bewältigen.» Welche haben, denn er schätzte vor allem den Be- einer beheizbaren Lunchbox für unterwegs Prozesse nötig sind, um ein haptisches Pro- reich der konkreten Start-up-Unterstützung, oder im Büro. Dank der Steuerung über eine dukt für den Massenmarkt bereitzustellen, ha- der «bereits sehr gut aufgestellt» sei. Als App kann das passende Aufwärm-Programm ben die Gründer unterschätzt – «entsprechend sehr gewinnbringend empfand er auch die ausgewählt und eingestellt werden. So wird ging die Entwicklungszeit auch länger als ge- Wahlkurse zu den verschiedenen Formen das Essen auf einen selbst bestimmten Zeit- plant», sagt Graf. «Die Gründung eines Start- des Unternehmertums. «Viele Start-ups punkt auf die richtige Temperatur aufgeheizt. ups ist eine wahre Achterbahnfahrt, die einen sind aus Initiativen wie Intrapreneurship und Die Box besteht aus Aluminium, hat verschie- extrem herausfordert.» Er schätze diese Her- Digital Entrepreneurship hervorgegangen», dene Fächer und kann aufheizen, kochen ausforderung und die mit ihr verbundene schwärmt Graf. oder toasten. Laut Graf ist die HeatsBox «die «Lernkurve» aber sehr, zieht er eine positive weltweit schnellste beheizbare Lunchbox». persönliche Bilanz. Verbotene Mikrowellen und Nach dem Launch ihres ersten Produktes beheizbare Lunchboxen starteten die beiden Gründer bereits mit dem faitron.com Die Idee einer beheizbaren Lunchbox ent- zweiten: «Babynahrung oder Muttermilch stand bereits im Gymnasium, da es dort in unterwegs aufzuwärmen ist für Eltern sehr der Schule verboten war, den Schülern Mik- schwierig», meint Graf. Um auch Eltern das Dieses und weitere interessante Start-ups rowellen zur Verfügung zu stellen. Die Schü- Leben zu erleichtern, kreierten sie «BabyBoo» findest du unter: hsgalumni.ch/startup ler mussten ihr Essen in einer Plastikbox mit- – «die weltweit erste elektrische Babyfla- 05 alma 1 / 2018
Dossier Im Gespräch mit HSG-Rektor Thomas Bieger «Das HSG Learning Center wird ein Nukleus für das neue Lernen» «Eine Universität ist ein Ort des Er- kenntnisgewinns durch Forschung und forschungsbasierte Lehre. Und das neue HSG Learning Center wird ein Nukleus für das neue Lernen im digitalen Zeitalter sein»: Das sagt HSG-Rektor Thomas Bieger im Ge- spräch mit «alma». alma: Thomas Bieger, Ihre Ausbildung haben Sie an der Universität Basel, der ältesten Schweizer Hochschule, absolviert. Wie unterscheidet sich die Universität St.Gallen, die Sie heute als Rektor führen, von einer solchen klassischen Universität, einmal abgese- hen vom Fächerkanon? Die Universität St.Gallen ist eine von zehn kantonalen Universitäten. Sie ist die Univer- sität des Kantons St.Gallen und die einzige in der Ostschweiz. Sie ist zudem in der Schweiz die einzige Vertreterin des dritten Uni-Typus neben Volluniversitäten und den technisch ausgerichteten ETHs: Eine Uni- versität für Wirtschafts-, Rechts- und Sozi- alwissenschaften. Mit der Entwicklung des Welthandels entstand dieser Typus in der HSG-Rektor Thomas Bieger studierte selbst an der Universität Basel, kam 1996 als Professor an zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als die Universität St.Gallen, die er seit 2011 führt. «Handels-Hochschulen». Weil Stadt, Kanton und Kaufmännisches Direktorium diese Ein- Eine Universität ist ein Ort des Erkenntnis- Sie sind seit über 20 Jahren an der richtung gemeinsam gründeten, hatte die gewinns durch Forschung und forschungs- HSG. Was hat sich an dieser Institution HSG früh einen hohen Grad an Autonomie basierte Lehre. Sie ist damit immer auch ein seither am stärksten verändert? und eine unternehmerische Orientierung. Ort des Austauschs in einer Gemeinschaft Mit der Globalisierung und Digitalisierung Beide Komponenten prägen die HSG bis von Forschenden, Lehrenden und Studie- haben sich nicht nur Forschungsthemen heute. Der fachliche Fokus hat aus meiner renden mit der Wirtschaft und Gesellschaft. und Lerninhalte, sondern auch die Prozesse Sicht zwei wesentliche Vorteile gegenüber Drei Elemente sind für die Funktion von der Forschung und des Lernens verändert. anderen Universitäten: Auch als relativ klei- Universitäten entscheidend. Erstens ihre in- Beim Berufsbild Professor zum Beispiel ha- ne Universitäten kann man in seinen Fach- ternationale Ausrichtung: Der Austausch auf ben Globalisierung und Digitalisierung ähn- bereichen hohe Qualität liefern und globale Ebene der Faculty wie der Studierenden ist lich wie bei anderen Berufen auch «einge- Ausstrahlung anstreben. Zweitens gibt es bei seit der Gründung der ersten Universitäten schlagen»: Die Humboldtsche Universität uns keine eigenständigen Fakultäten mit je in der Antike wichtig. Zum zweiten hat eine war geprägt durch unabhängige, mehr oder eigenen Prüfungsprozessen, sondern viel Universität eine «Universalität», eine gewis- weniger hierarchisch geprägte Lehrstühle. durchlässigere «Schools», die einfacher und se Breite an Disziplinen. Und drittens ist sie Heute dominieren offenere Arbeitsstruktu- rascher interdisziplinär miteinander arbeiten auf langfristig wirksame Grundlagenfor- ren, Doktorierende und Assistenzprofesso- und damit den für die HSG wichtigen inte- schung ausgerichtet. Sie muss weiterschau- rinnen und –professoren bewegen sich weit- grativen Ansatz bieten. en als nur auf kurzfristig anwendungsorien- gehend selbständig in Scientific Communi- tierte Fragestellungen, sich über aktuelle ties, Forschung und Lehre geschieht in Was ist aus Ihrer Sicht die Aufgabe Modeströmungen hinaus um mehrjährige grösseren Einheiten von Departments oder einer Universität, wie kann eine Forschungsthemen kümmern. Grundlage Instituten respektive Programmen, kollabo- Bildungsinstitution der Bezeichnung für all das ist ihre Autonomie und sind ihre ratives Forschen und Lernen steht im Vor- «Universität» gerecht werden? akademischen Freiheiten. dergrund. Forschungs- und Lehr-/Lernme- 06 alma 1 / 2018
Dossier thoden verändern sich. Data Analytics er- ins digitale Zeitalter. Ein wichtiges Element Was bedeutet der globale Trend der möglichen neue Formen der Empirie, dafür wird unser Learning Center sein, das Digitalisierung für die HSG? Es gibt «flipped classroom» schaffen mit dem Ein- Studierenden nicht nur Begegnung mit Wis- Stimmen, die sagen, dass die «wei- satz von digitalen Hilfsmitteln einen Mehr- sen, sondern Austausch und die Einübung chen» Qualifikationen immer wichti- wert im persönlichen Unterricht auf dem dieser neuen Arbeitsformen erlaubt. Es soll ger werden, weil sich das Inhalts- Campus. Wie in allen anderen Bereichen ist ein Nukleus für das neue Lernen von Stu- wissen sowieso im Schnellzugstempo auch die Leistung von Unis transparenter dierenden und uns allen Universitätsange- verändert. Braucht es neue Lehrin und damit bewertbarer geworden. Der Leis- hörigen im digitalen Zeitalter sein. halte und Lehrformen? tungsdruck hat durch die Vergleichbarkeit Die Maschinen sind schon hier, Roboter sind auf Ebene Professor, Programm und Insti- Was bedeutet die Bezeichnung «Univer- da, und die werden auch hierbleiben. Wo die tution beispielsweise durch Rankings zuge- sität» für die Strategie? Berufsfelder im Kontext der neuen Realitä- nommen. An der HSG versuchen wir trotz Als Ort der Begegnung, als «Marktplatz» der ten liegen, beantwortet aus meiner Sicht am dieser Veränderungen traditionelle Stärken Ideen, Meinungen und Erkenntnisse müssen besten das Buch von «Only Humans Need wie die kollegiale Kultur, den unternehme- wir die Diversität in Faculty und bei den Stu- Apply» von Thomas Davenport und Julia rischen Ansatz und die liberale Haltung, die dierenden nutzen und ausbauen. Dazu müs- Kirby, die verschiedene Strategien beim Initiativen zulässt, zu bewahren. Wir sind sen wir uns noch stärker in internationale Umgang mit den neuen Technologien vor- aber bestimmt internationaler geworden Netzwerke einbringen. Und wir müssen – schlagen. Bei allen geht es letztlich um zwei und die neuen Medien haben das Verhältnis gemäss unserer Vision 2025 – in einzelnen Grundfertigkeiten, nämlich eine Art «Zu- zwischen Lehrenden und Studierenden ver- Bereichen globale Standards setzen, um sammenarbeitskompetenz» zwischen Men- ändert: Es gibt einen direkteren Zugang und wahrgenommen zu werden. Gleichzeitig sind schen, aber auch Menschen und Maschinen. Studierende erwarten «on demand»-Ant- wir als kantonale Universität und eine Uni- Es braucht somit beides, auch in Zukunft worten vom Professor. versität, die Mehrwert durch Begegnung und Soft Skills, aber auch vermehrt wieder Hard Austausch schaffen will, auf eine Verankerung Skills. Beides kommt in allen Zukunftstätig- Wenn Sie sich die nächsten 20 Jahre für in der Region angewiesen. Wir müssen für keiten, einfach in unterschiedlicher Ausprä- die HSG vorstellen – wo wird sie Studierende und Forschende einen Mehrwert gung, vor. 2037 stehen? Gibt es dann noch einen bieten durch ein inspirierendes Lern, For- Campus oder kann man dann an schungs-, aber auch Lebensumfeld. In einer Zu einer Universität gehören ja nun der HSG via E-Learning von der ganzen Zeit, die durch Spezialisierung und Regulie- ganz viele Anspruchsgruppen: Öffent- Welt aus studieren, ohne je nach rung geprägt ist, müssen wir laufend neue lichkeit, Studierende, Forschende, St.Gallen zu kommen? Ansätze für die Sicherung unseres integrati- Lehrende,Verwaltungsmitarbeitende, Der Standort Schweiz ist als Hochkosten- ven Ansatzes finden, der Kultur- und Sozial- Wirtschaftspartner, der Staat. Und land mit gleichzeitig einem beschränkten wissenschaften, politische Wissenschaften, natürlich die Alumnae und Alumni. Wie Heimmarkt nicht geeignet für eine reine Recht und Wirtschaft verbindet. Und wir schätzen Sie deren Bedeutung ein? Online-Universität. Unser Erfolgsvorteil müssen Unternehmertum nicht nur erfor- Da ist eine gegenseitige Bindung: Alumnae kann bei hohen «Produktionskosten» also schen und lehren, sondern aktiv leben. Und und Alumni sind froh, wenn ihre Universität nur darin liegen, über das, was überall auf selbstverständlich müssen wir in einer Welt in Rankings gut ist, wenn sie international der Welt quasi aus dem Internet oder mit mit grossen gesellschaftlichen Herausforde- bekannt ist. Und wir sind dankbar, wenn wir Artificial Intelligence gemacht werden kann, rungen Verantwortlichkeit als Wert leben und auf die Wirkung und die Leistung unserer Mehrwert durch persönliche Begegnung zu vermitteln. Alumni hinweisen können, wenn sie Firmen schöpfen. Bei der persönlichen Begegnung gründen und führen oder in Politik und Ver- entstehen spannende Fragestellungen, sy- Was heisst das für die Zukunft der HSG? waltung wichtige Funktionen übernehmen. nergetisches Wissen und Kreativität. Dafür Wichtig sind dafür Investitionen in Digita- Die Qualität der Zusammenarbeit mit Alum- braucht es aber spezifische Arbeitstechni- lisierung, beispielsweise der jetzt erfolgende ni sehen wir als wesentliche strategische Er- ken. Die HSG soll der Ort sein, in dem sol- Aufbau eines Department for Information folgsposition und Entwicklungspfeiler: Feed- Science, sowie in Innovation der Lehre, aber back der Alumni, konkrete inhaltliche Beiträ- auch in unseren Campus. Das Campuser- ge wie Vorträge, Mentoring oder Coaching, «Wir müssen in weiterungsprojekt ist für eine Campusuni- aber auch das Netzwerk an sich und natürlich einzelnen Bereichen versität nicht nur ein Infrastruktur-, sondern ein eigentliches Entwicklungsprojekt. Mit auch Schenkungen werden immer wichtiger, auch für uns. Gerade in der Fundraising- globale Standards dem zweiten Standort Platztor können wir Kampagne für das Learning Center sind wir setzen, um wahrgenom- unsere Kapazitätsprobleme lösen, im Mo- ment haben wir einen Campus für 5 000, in dieser Hinsicht stark auf die Unterstützung der Alumnae und Alumni angewiesen. men zu werden.» tatsächlich eingeschrieben sind rund 8 600 Studierende. Mit dem neuen Learning Cen- Interview: Roger Tinner ter auf dem Rosenberg, das als qualitativer che Arbeitstechniken in der Begegnung von Ausbau durch die HSG Stiftung finanziert Studierenden, Forschenden, Praxis und werden soll, können wir wie erwähnt Stan- Ein Video-Interview mit Thomas Bieger Alumni praktiziert werden. Wir bauen damit dards in neuen kollaborativen Lern- und findest du unter: hsgalumni.ch/video auf unseren Stärken auf und überführen sie Arbeitsformen bieten. 07 alma 1 / 2018
Dossier Ehemalige im Porträt: Sascha Spoun – vom HSG-Studentenschaftspräsidenten zum Präsidenten der Leuphana Universität «Alle begegnen sich auf Augenhöhe» Sascha Spoun studierte in den Neun- ziger Jahren an der HSG und war dort unter anderem auch Präsident der Stu- dentenschaft. Inzwischen führt er seit einem Dutzend Jahren die Leuphana Universität in Lüneburg als Präsident. Ein «alma»-Gespräch über seinen Wer- degang, seine Arbeit an der Leuphana und seine nach wie vor enge Beziehung zur Universität St.Gallen. Wie sieht dein beruflicher Werdegang aus, wieso hast du für die Ausbildung die HSG ausgewählt? Sascha Spoun: An der HSG wurde unterneh- merisches Denken und Handeln schon im- mer als Teil eines grösseren Ganzen und mit Bezug auf die Gesellschaft gesehen. So ver- standen konnte ich mich für Wirtschaft be- geistern. Das entspricht auch meiner heuti- gen Lebensphilosophie: Neue Wege zu su- chen, die für die Menschen langfristig einen positiven Unterschied machen können. In Prof. Dr. Sascha Spoun, Präsident der Leuphana Universität Lüneburg. (Foto pd) meinem beruflichen Werdegang konnte ich genau dies umsetzen. Zuerst als Nachwuchs- punkt für Fragen und Anwendungsgegen- Rektor bzw. Präsident einer öffentlichen Uni dozent für Betriebswirtschaftslehre und Lei- stand in Forschung und Lehre, ohne aber ei- in Deutschland und der Schweiz und das für ter der Neukonzeption der Lehre von 1999 nem flachen Praxisbezug zu verfallen. weitere vier Jahre. Schon daran erkennt man, bis 2006 für die HSG selbst und seit meiner dass dies jenseits aller denkbaren Ideen oder Wahl zum Präsidenten der Leuphana Uni- Welche Erkenntnisse/Inhalte des Ziele während des Studiums lag. Auch Lüne- versität Lüneburg im Jahr 2005. Die HSG hat Studiums konntest du besonders gut burg und Norddeutschland waren weit weg. mir die Chance geboten, früh Verantwortung im beruflichen Alltag brauchen? zu übernehmen. Leicht erkennbar in den Ergebnissen meiner Was genau ist dein heutiges Job-Profil, Arbeit, das systemorientierte Denken und was sind deine Aktivitäten? Was ist dir von der HSG besonders gut entsprechende Modellbildung. So entstand Mein Job ist durch Gesetz und Statut sowie in Erinnerung geblieben? Was das «3 Stufen-3 Säulenmodell» für die Neu- Beschlüsse der Gremien der Universität fest- weniger? Wie beurteilst du in der konzeption der Lehre an der HSG oder eben gelegt. Zusammen mit 150 Professoren, über Rückschau den Praxisbezug der HSG? das neue Universitäts- und Studienmodell 1 000 Mitarbeitenden und rund 10 000 Stu- Der Spirit, den die Menschen ausstrahlen der Leuphana, die erstmals als öffentliche dierenden kann ich die Zukunft in einer Zeit, und der inspirierend und in guten Teilen un- Universität in den deutschsprachigen Län- die von vielen als unsicher empfunden wird, verändert ist. Die Studierenden sind neugie- dern College, Graduate und Professional mitgestalten. Die zentralen Aktivitäten sind rig, interessiert, lebensbejahend, viele sind School eingeführt hat. entsprechend die Entwicklung und Umset- weltgewandt und engagiert. Alle, vom Rektor zung einer Strategie für die Forschung, die bis zum Hausdienst, kennen sich und begeg- Wie bist du zu deiner heutigen Aufga- Studierenden und ihre künftigen intellektu- nen sich auf Augenhöhe. Sie verbindet der be gekommen? Hätte man dir wäh- ellen, persönlichen und beruflichen Tätig- Wille, ihren Beitrag zum Erfolg zu leisten auf rend des Studiums vorausgesagt, dass keiten sowie die Mitarbeitenden und ihre dem Campus. Im Weiteren schätze ich die das später deine Funktion sein würde, wissenschaftliche wie berufliche Entwick- grosse Selbständigkeit und Freiheit der Ins- wie hättest du (wohl) reagiert? lung. Da jede Uni nur so gut sein kann wie titute, die es sonst wohl kaum an einer Uni- Zu meiner Aufgabe als Präsident der Leupha- ihre Mitglieder, unterstütze ich vor allem bei versität gibt und die eines der Erfolgsgeheim- na Universität bin ich durch Wahl und Wieder- der Gewinnung von Professorinnen und nisse für die Dynamik und Aktualität der wahl gekommen. Die Findungskommission, Professoren, die kreativ und interessant HSG darstellen. Erfreulicherweise sind die der Senat und der Universitätsrat, der dort sind. Die vielfältigen regionalen und inter- verschiedenen Praxen ausserhalb in der auch Stiftungsrat ist, wählten mich im Jahr nationalen Vernetzungen prägen meinen Hochschule häufig präsent, gerne Ausgangs- 2005 einstimmig. Damals war ich der jüngste Arbeitsalltag. 08 alma 1 / 2018
Dossier / Aktuelles Was sind deine konkreten Aufgaben xiunternehmen ohne eigene Flotte, Airbnb Mensch und Maschine in der Organisation? Was konntest du als Präsident der Leuphana schon als Übernachtungsanbieter ohne eigene Gebäude, Ebay als Händler ohne Lager und verbinden sich umsetzen und wo geht es in Zukunft hin? Geschäfte, etc.), sie verbindet fast ohne Beim Stichwort «Verkehr» denken Innerhalb der Universität und ausserhalb, Kosten und sie macht neben Arbeit, Boden die meisten Menschen an Lärm, vor allem bei Unterstützern und in der Po- und Kapital, die Daten (und deren Eigentü- Umweltverschmutzung, Hektik und litik, muss rechtzeitig und frühzeitig erkannt mer) zu dem neuen Produktionsfaktor. Stress. Bis zum Jahr 2040 wird sich werden, was wir gemeinsam und jeder ein- Herausfordernde Zeiten mit Chancen und nicht nur unser Verhältnis zum Ver- zeln tun könnten, um die langfristigen Zie- Risiken stehen bevor. kehr, sondern auch der Verkehr an le der Universität zu erreichen, sie weiter- sich grundlegend verändern. Das zuentwickeln und zu überraschen. Diesen Was ist das Spannendste an deiner zeigt eine neue Studie des Center for Prozess unterstütze ich durch meine Tätig- Funktion? Aviation Competence (CFAC) der keit. Lass mich vier Herausforderungen und Dass ich jeden Tag viel lernen kann und darf. Universität St.Gallen im Rahmen ei- Ergebnisse skizzieren, die wir gemeinsam nes Projektes des «SBB Lab-HSG». an der Leuphana in den letzten Jahren er- Wie ist dein heutiger Bezug zur HSG? reicht haben: 12 Jahre lang habe ich auf der Assessment- Durch die Digitalisierung verändern sich 1. Die Entwicklung des Selbstverständnisses Stufe mitgewirkt für LWA (Lernen und etablierte Arbeits- und Lebensformen. der Universität als Ort für die Zivilgesell- Wissenschaftliches Arbeiten) und IPL (In- Das wirkt sich mit weitreichenden Folgen schaft des 21. Jahrhunderts, der zu Freiheit terdisziplinäres Problemlösen) und zwar so, auch auf die Mobilität aus. Neue Produk- und Verantwortung beitragen will. Hier dass jeder dazu eine Haltung entwickeln te und Dienstleistungen entstehen und war z.B. der von der EU finanzierte Inno- konnte, in jedem Fall aber den Unterschied verändern die Haltung gegenüber der vationsinkubator mit rund 100 Mio. € von Schule und Universität in all seiner Mobilität. Die Kundschaft möchte zukünf- besonders sichtbar; Komplexität erkennen konnte und keiner tig hundertprozentige Sicherheit, Pünkt- 2. Drei Themen: Nachhaltigkeit, wo heute rund «Wahrheit» mehr einfach traut. Heute lehre lichkeit und Planbarkeit im Verkehr. Dabei 25 Professuren und 200 Wissenschafter/in- ich auf Bachelor- und Master-Stufe, vor sollen die Angebote umweltfreundlich nen aktiv sind; Digitalität, mit ihrem For- allem im Kontextstudium, das ich ja mit bzw. emissionsfrei und klimafreundlich schungszentrum, der DFG Kollegforscher- aufbauen durfte. In den letzten 2 Jahren sein sowie zeitungebunden. Die Mobili- gruppe, dem Graduiertenkolleg und den moderierte ich einen umfassenden Prozess tätsbranche wird dynamischer und kom- Studienprogrammen; Entrepreneurship, für die Neugestaltung des Masters in Busi- plexer. Verkehrssysteme sind besser ver- wofür die Leuphana mehrfach als führend ness Innovation (MBI), die einstimmig netzt und Sharing-Plattformen fördern unter allen mittelgrossen Hochschulen in im Senat verabschiedet wurde. Im Herbst ein neues Verhältnis zum Verkehr. Deutschland ausgezeichnet wurde; 2018 geht es dann damit voll los. Erste In- 3. Das Studienmodell; novationen probieren wir schon aus. Und Automatisierter, sicherer, 4. Die Campusentwicklung mit dem neuen in der Weiterbildung gehöre ich seit 15 Jah- individueller und grüner Zentralgebäude, das der New Yorker Archi- ren der Kommission des trikontinentalen Neue Fahrzeugtypen werden in der Zu- tekt Daniel Libeskind als Professor zusam- EMBL an. kunft (vollständig) automatisiert sein. men mit Studierenden entworfen hat. Damit, sagen die Forschenden, muss das Nächster Schritt sind neben Sanierungen Und zu HSG Alumni? Verkehrssystem zukünftig anderen An- der Bau einer neuen Sporthalle. HSG Alumni bin ich ebenfalls verbunden, sprüchen genügen. Es muss sich durch entstand doch deren Professionalisierung mit neue Technologien mit seinen Subsyste- Wo siehst du die Aufgabe einer Uni- dem ersten Geschäftsführer Peter Hogen- men vernetzen. Auch Mensch und Maschi- versität in der heutigen Zeit und kamp aus der Studentenschaft, dann Johan- nen verbinden sich. Dadurch wird der «hu- wo wird sie sich in Zukunft hinbewegen nes Kiess und im Verbund mit der Neukon- man factor» minimiert, wodurch sich Ver- müssen? Wie siehst du Einfluss zeption der Lehre ebenfalls um die Jahrtau- kehrsunfälle und somit Kosten der und Wirkung der Digitalisierung? sendwende. Und natürlich bin ich als Mobilität reduzieren. Die Sicherheit der Die Aufgaben einer Universität sind vielfäl- ehemaliger Präsident der SHSG von 1992 bis Mobilität – eines der wichtigsten Kriterien tig, weil sie nicht nur für Erkenntnis, Refle- 1994 bei den Alumni der SHSG, der Studen- aus Kundenperspektive – erhöht sich folg- xion und Bildung heute steht und künftig tenschaft, dabei, denn für die Studierenden lich. «Mobility on demand» wird wün- selbständig und aktiv stehen muss, sondern tun wir dies ja alles. schenswerter, erläutern die Forschenden in in besonderen Masse auch für Innovationen ihrer Studie. Für den Kunden vereinfacht in einer Gesellschaft und in ihrer Region. Was wolltest du noch gefragt werden? sich das Suchen, Buchen und Durchführen Stanford im «Silicon Valley» auf der Halbin- Wem ich danken möchte. Ich danke allen an von Reisen durch «one-stop shops» und sel südlich San Francisco und die EPFL für der HSG, die mich über Jahre hinweg ermu- die flexible Kombination von Angeboten. den Genferseebogen sind da starke Beispie- tigt und bestärkt haben, aber auch durch «Peak car-use» und der Verlust der Bedeu- le. Die Digitalisierung, vielmehr die Digita- Kritik bereicherten, und die sich mindestens tung des Besitzes eines Fahrzeugs als Sta- lität, denn wir sind schon in der post-revo- so sehr wie ich für diese tolle Universität en- tussymbol führen zudem zu einer Menta- lutionären Phase, kann kaum überschätzt gagiert haben. lität des «Nutzens statt Besitzens». werden. Sie transformiert nicht nur, sie sub- stituiert auf unerwartete Weise (Uber als Ta- Interview: Roger Tinner imp-sbb-lab.unisg.ch 09 alma 1 / 2018
Dossier Doppelkarriere-Paare werden von der Universität unterstützt Zu zweit akademische Karriere machen An der HSG kümmert sich neu ein eige- Einzelperson eine Herausforderung; im Fall und Forschung zu erhöhen und so ein aus- nes Team um die professionelle Beru- von zwei akademisch ambitionierten Le- gewogeneres Verhältnis der Geschlechter fung neuer Professorinnen und Profes- benspartnern ist es ohne die Mithilfe der und der Internationalität zu erreichen. Ge- soren. Mit der Unterstützung von Universitäten kaum zu schaffen.» Im inter- rade in der Wissenschaft ist es aber durch «Doppelkarriere-Paaren» erhofft sich nationalen Wettbewerb um hochqualifizier- den hohen Konkurrenzdruck nicht einfach, die Universität Vorteile im Wettbewerb te Mitarbeitende werde diese Unterstützung beruflichen Erfolg, eine glückliche Partner- um die klügsten Köpfe. Denn: Immer durch die Universitäten deshalb zu einem schaft und die familiären Aufgaben im Be- mehr akademisch Ausgebildete legen wichtigen Kriterium. reich Kindererziehung oder Angehörigen- Wert darauf, dass auch ihr Partner oder betreuung reibungsfrei zu kombinieren», ihre Partnerin vor Ort ihr/e Karriereper- Die habilitierte Wissenschafts- und Tech- betont Monika Kurath. spektiven hat. niksoziologin erinnert daran, dass die HSG erst kürzlich ihr Prorektorat «Forschung & Um Doppelkarriere-Paare zu unterstützen, Thomas Rudolph Faculty» neu aufgestellt hat, um den heuti- braucht es deshalb die unterschiedlichsten gen Anforderungen an die Forschung ge- Angebote. Zum einen ist ein gutes Netzwerk Früher war die Rollenverteilung klar: Der recht zu werden. «Die Universität St.Gallen zu Unternehmen, Behörden und anderen Akademiker in der Familie war in den meis- will neben Lehre und Weiterbildung auch Universitäten, also potenziellen Arbeitge- ten Fällen der Mann. Erhielt er eine Berufung in der Forschung als eine der führenden bern in der Region, wichtig. Im Rahmen an eine Universität fern der Heimat, folgte Wirtschaftsuniversitäten Europas wahrge- dieses Netzwerkes können den Partnerin- ihm seine Frau und kümmerte sich um Haus- nommen werden. In ausgewählten Gebie- nen und Partnern der neuen HSG-Mitarbei- halt und Kinder. Dual Career Couples (der ten will sie zur globalen Forschungsspitze tenden direkte Jobkontakte und Ansprech- gebräuchlichere englische Begriff für Dop- gehören.» Dazu aber brauche es beste Rah- personen angeboten werden. Zudem geht pelkarriere-Paare) brechen mit ihrem Le- menbedingungen, um die gewünschten es um Hilfestellung bei zahlreichen Fragen bensmodell die traditionelle Rollenverteilung Spitzenleute gewinnen zu können. Auf al- rund um die Wohnungssuche, zum Kinder- auf und tragen damit zu einer Modernisie- len Stufen gehe es darum, Unterstützung betreuungsangebot und Schulen sowie zu rung gesellschaftlicher Strukturen bei. «In bei der beruflichen Integration der Partnerin Behördengängen oder allgemein zum Leben einer Dual-Career-Partnerschaft möchten oder des Partners zu leisten. Im Idealfall sei und zur sozialen Integration am neuen beide Partner eine ambitionierte und eigen- dies eine Stelle an der eigenen oder an einer Wohnort. «Eine gute Kinderbetreuung ist ständige Berufslaufbahn mit einem erfüllten der geographisch nahegelegenen Partner eine wichtige Voraussetzung für alle Eltern, Privatleben mit oder ohne Familie verbin- universitäten zu vermitteln. Zurzeit entsteht die eine eigene berufliche Karriere verfolgen den», betont Monika Kurath, Direktorin im Prorektorat «Forschung & Faculty» ein möchten», sagt die Direktorin «Forschung «Forschung & Faculty» an der HSG. eigenes Team, das sich um die professionel- & Faculty». Auch flexible Arbeitszeiten seien le Berufung neuer Professorinnen und Pro- für Dual Career Couples mit Nachwuchs Grosse Herausforderung für Paare fessoren kümmert und den neu gewonne- sehr gefragt. Ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen den nen internationalen Mitgliedern des Lehr- vielseitigen Arbeits- und Lebensbereichen körpers das Einleben in der Schweiz und in Gemeinsam ankommen, erfolgreich zu schaffen, ist für die Paare allerdings eine St.Gallen erleichtert. durchstarten Herausforderung. Verfolgen beide eine wis- Monika Kurath ist überzeugt, dass den senschaftliche Laufbahn, bedeutete dies bis- Den Anteil der Frauen erhöhen Doppelkarriere-Paaren aufgrund ihrer ge- her oftmals getrennte Wohnorte, weites Pen- Bedingt durch die steigende Zahl der Frau- sellschaftlichen Stellung eine wichtige deln für die Wochenend-Beziehung und en mit hohen Bildungsabschlüssen und den Vorbildfunktion zukommt. «Verschiedene schlechte Bedingungen für ein Familienle- Ambitionen, eigene berufliche Karrieren zu Untersuchungen haben gezeigt, dass Mit- ben. «Die Betreuung von Kindern oder An- verfolgen, wird die Anzahl der Dual Career arbeitende eine höhere Leistungsbereit- gehörigen wird dadurch zur Herausforde- Couples kontinuierlich zunehmen. Service- schaft und Arbeitszufriedenheit haben, rung», erklärt Monika Kurath. «Da es in den leistungen zur besseren Vereinbarkeit von wenn privates und berufliches Umfeld stim- jeweiligen Fachbereichen an den Universi- Familie und Beruf tragen daher dazu bei, men.» Doppelkarriere-Paare seien somit ein täten jeweils nur wenige Forschungsstellen die Zahl der Frauen in wissenschaftlichen wichtiges Thema für die Zukunft und zwar gibt, erfordert eine akademische Laufbahn Spitzenpositionen zu erhöhen und steigern nicht nur an Universitäten. Sie könnten ein hohes Mass an örtlicher Flexibilität und zugleich die Attraktivität und Wettbewerbs- mithelfen, die Bilder und Diskurse über den die Bereitschaft, den Wohnort im Fall eines fähigkeit der Universitäten. «Wir an der Wert der Familie in einem modernen Sinne Stellenangebots allenfalls auch international HSG sind bestrebt, den Anteil von Frauen zu beeinflussen und Vorbildwirkung für zu wechseln. Dies ist allein schon für eine und internationalen Biographien in Lehre künftige Generationen haben. 10 alma 1 / 2018
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