Vetmed - Veterinärmedizinische ...

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Vetmed - Veterinärmedizinische ...
vetmed
                     Das Magazin der Veterinärmedizinischen Universität Wien und der
                   Gesellschaft der Freunde der Veterinärmedizinischen Universität Wien   1/2021

Forschung,
Impfung,
Schutz
                                                                       RÜCKSCHAU
                                                                       UND AUSBLICK
                                                                       Wechsel im
                                                                       Vizerektorat für Lehre
                                                                       AB SEITE 24

Impfstoffentwicklung in der                                            TIPPS FÜRS TIER
                                                                       Stressfreier Katzentransport
Tiermedizin                                                            SEITE 32/33

AB SEITE 12
Vetmed - Veterinärmedizinische ...
vetmed 1/2021

                                      Editorial                                                                                                                              CA M PU S N EWS

                                                                                                                                                                                                                       Foto: Michael Bernkopf/ Vetmeduni
Foto: Doris Kucera/Vetmeduni Vienna

                                                                        Tiermedizin:                                                                                                                        »06

                                                                                                                                                                                                                       Vienna
                                                                        Relevant für unsere                                                                                 Kurz notiert                         04
                                                                        Gesellschaft                                                                                        Die wichtigsten Neuigkeiten vom
                                                                                                                                                                            Campus der Vetmeduni Vienna

                                      Das neue Jahr startet an der Vetmeduni Vienna nicht weniger auf-                                                                      Bei Anruf Maus                       06
                                      regend als das vergangene. Diesmal jedoch mit einem Unterschied:                                                                      Maik Dahlhoff ist neuer Professor
                                      Wir sind uns der Veränderung bereits bewusst. 2021 wird sich das                                                                      für In-vivo- und In-vitro-Modelle
                                      Rektoratsteam der Vetmeduni Vienna neu formieren und ich darf
                                      mich nicht nur im Namen des Rektorats, sondern auch der gesamten                                                                      Nachhaltigkeit                       08
                                      Universität bei Sibylle Kneissl für ihren unermüdlichen Einsatz als                                                                   „Kein Hunger“: Hier setzt die
                                      Vizerektorin für Lehre bedanken.                                                                                                      Forschung der Vetmeduni
                                                                                                                                                                            Vienna an
                                      Mit Jürgen Rehage begrüßen wir den neu bestellten Vizerektor für
                                      Lehre und klinische Veterinärmedizin und freuen uns darauf, die
                                      gemeinsame Arbeit aufzunehmen.

                                      Auch im Rahmen unserer dreijährigen Schwerpunktkommunikation,
                                      die von den Sustainable Development Goals (SDG) – der Nachhaltigkeits-
                                      offensive der Vereinten Nationen (UNO) – bestimmt wird, starten
                                      wir in eine neue Runde. Nachdem 2020 das Thema „Gesundheit und
                                      Wohlergehen“ im Fokus stand, ist es nun „Kein Hunger“. Dass die
                                      Veterinärmedizin eine essenzielle Rolle in der Versorgung der Be-
                                      völkerung mit sicheren und hochwertigen Lebensmitteln tierischer
                                      Herkunft spielt, wollen wir auch in die Gesellschaft tragen.

                                      Während sich die gesamte Weltbevölkerung momentan intensiv mit
                                      Impfungen bei sich selbst beschäftigt, wird die Auseinandersetzung
                                      mit der Impfung beim Tier oft stiefmütterlich behandelt. In unserem
                                      Schwerpunkt „Forschung, Impfung, Schutz: Impfstoffentwicklung für
                                      die Tiermedizin“ erfahren Sie: Wie entstehen Impfstoffe im Veterinär-
                                      bereich, welche Arten gibt es und wogegen sollten welche Tierarten
                                      geimpft werden?

                                      Petra Winter
                                                                                                                         » COVER
                                      Rektorin                                                                           Der Schwerpunkt der
                                                                                                                         vorliegenden Ausgabe
                                                                                                                         des VETMED beschäf-
                                                                                                                         tigt sich mit der Impf-
                                                                                                                         stoffentwicklung in der
                                                                                                                         Veterinärmedizin.
                                                                                                                         Wie neue Impfstoffe
                                                                                                                         erforscht werden, was
                                                                                                                                                   Garfik: Matthias Moser

                                                 Gedruckt auf Recyclingpapier nach der Richtlinie des österreichischen
                                                 Umweltzeichens „Schadstoffarme Druckerzeugnisse“.                       es dabei zu beachten
                                                 Druckerei Janetschek GmbH UWNr. 637                                     gibt und wie Impf-
                                                                                                                         empfehlungen erstellt
                                                                                                                         werden, findet sich ab
                                                                                                                         Seite 12.
                                                                                                                         Grafik: Matthias Moser

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Vetmed - Veterinärmedizinische ...
vetmed 1/2021                                                                                                                                                                      INHALT

STUD I E RE N                                                            FO R S CHEN                                                                 AU S D ER PRA XIS

                                      Foto: Michael Bernkopf/Vetmeduni

                                                                                                                    Foto: Anantara Golden Triangle

                                                                                                                                                                                        Foto: Christoph Liebentritt
                              »24     Vienna
                                                                                                       »34                                                                        »36
Alumni Splitter                      23                                  Tipps fürs Tier                        32                                   Ein Fall für(s) VETMED           36
HVU-Kommentar                        23                                  Katzentransport leichtgemacht                                               Kooperation mit neunerhaus
                                                                                                                                                     Tierärztliche Versorgung
Der Weg der Lehre                    24                                  Forschen und Publizieren
Sibylle Kneissl blickt zurück auf                                        Aktuelle Forschungsergebnisse          34                                   Tipps fürs Tier                  40
vier Jahre als Vizerektorin                                              und Publikationen                                                           Notaufnahme: Was passiert
                                                                                                                                                     im Fall der Fälle?
Im Porträt                           26
Jürgen Rehage ist neuer Vizerektor
für Lehre und klinische                                                                                                                               SERVICE
Veterinärmedizin
                                                                                                                                                     Bild der Ausgabe                 30
Karrierewege                         28                                                                                                              Buchtipps                        42
Andreas Liebhart, Leiter der                                                                                                                         Impressum                        42
Anstaltsapotheke, im Gespräch                                                                                                                        Termine                          43
                                                                                                                                                     Rätselbild                       43

                                                                                 SCHWE RP UN KT

                                                                                 Forschung, Impfung, Schutz
                                                                                 Impfstoffentwicklung in der Tiermedizin

                                                                                 Impfstoffkandidat gesucht                                                                    12
                                                                                 Vom Design zum Einsatz in der Praxis

                                                                                 Entstehung der Vakzination                                                                   14
                                                                                 Den Schutz eingeimpft

                                                                                 Forschungsprojekte                                                                           16
                                                                                 Neue Impfstoffe fürs Tier

                                                                                 Immunisierung bei Haustieren                                                                 19
                                                                                 Warum impfen?

                                                                                                                                                                                                                3
Vetmed - Veterinärmedizinische ...
CAMPUS NEWS                                                                                                                                               vetmed 1/2021

    Kurz notiert            Text: Nina Grötschl
                                                                                                                             Für die Zukunft alles Gute!
                                                                                                                             Die Vetmeduni Vienna dankt für
                                                                                                                             das langjährige Engagement

                                                                                                                                             Gilles Dupre
      UPD
            AT E                                                                                                                             Leiter
                                                                                                                                             Abteilung Kleintierchirurgie

                                                                                                                                             Yves Moens
                                                                                                                                             Leiter
                                                                                                                                             Tierpflegeschule an der
                                                                                                                                             Vetmeduni Vienna

                                                                       Alle Fotos: Thomas Suchanek/Vetmeduni Vienna
                                                                                                                                             Franciscus Smulders
                                                                                                                                             Leiter
                                                                                                                                             Abteilung für Hygiene und
                                                                                                                                             Technologie von Lebens-
                                                                                                                                             mitteln, Institut für Lebens-
                                                                                                                                             mittelsicherheit, Lebensmittel-
                                                                                                                                             technologie und Öffentliches
                                                                                                                                             Gesundheitswesen

                                                                                                                                                                                 Alle Fotos: Michael Bernkopf/Vetmeduni Vienna
                   Neubau der                                                                                                                Hubert Simhofer
                                                                                                                                             Universitätsklinik für Kleintiere

                   Universitätsklinik                                                                                                        und Pferde

                   für Kleintiere                                                                                                            Maria Paula Larenza
                                                                                                                                             Leiterin
                   » MEHR INFORMATION                                                                                                        Klinische Abteilung für
                   Aktuelle Fotos und detaillierte                                                                                           Anästhesiologie und peri-
                   Informationen zum Neubau der                                                                                              operative Intensivmedizin
                   Kleintierklinik finden Sie online                                                                                         der Universitätsklinik für
                   unter: www.vetmeduni.ac.at/                                                                                               Kleintiere und Pferde
                   kleintierklinikneu

                                                             Zimmer in Wohngemeinschaft
                                                                                                                      1210 Wien, Mizzi-Günther-Weg 1

                                                             freies Zimmer in moderner WG
                                                             15 m² mit eigenem Badezimmer
                                                             Pauschalmiete: € 465,-- (inkl. Strom, Heizung, Wasser)
                                                             Kaution: 6 Bruttomonatsmieten
                                                             zahlreiche Gemeinschaftsräume
                                                             gute Infrastruktur
                                                             kurzfristig beziehbar
                                       HWB: 24,60 kWh/m²a

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Vetmed - Veterinärmedizinische ...
vetmed 1/2021                                                                                                                               CAMPUS NEWS

                                                                                                                                                                 Wir gratulieren!
                                                                                                                                                                 Auszeichnungen, Preise und Abschlüsse von
Foto Conrady: Thomas Suchanek/Vetmeduni Vienna; Foto Pohlin: H. Kaarakainen; Foto Robben: Privat; Foto Ribitsch: Stephanie Scholz/Vetmeduni Vienna; Foto

                                                                                                                                                                 Angehörigen der Vetmeduni Vienna.

                                                                                                                                                                                                                             Christian Robben                                  Friederike Pohlin
                                                                                                                                                                                                                             (Institut für Lebensmittelsicherheit, Lebens-     (Institut für Wildtierkunde und Ökologie)
                                                                                                                                                                                                                             mitteltechnologie und Öffentliches Ge-            zum FUTURA-Förderpreis 2020 für junge
                                                                                                                                                                                                                             sundheitswesen) zum ALIMENTARIUS                  SüdtirolerInnen im Ausland.
                                                                                                                                                                                                                             Wissenschaftspreis 2020.

                                                                                                                                                                 Beate Conrady (ehem. Pinior)
                                                                                                                                                                 (Institut für Lebensmittelsicherheit, Lebens-
                                                                                                                                                                 mitteltechnologie und Öffentliches Gesund-
                                                                                                                                                                 heitswesen) zu folgenden Preisen:
                                                                                                                                                                 Armin Tschermak von Seysenegg-Preis 2020,                   Karoline Kollmann                                 Iris Ribitsch
                                                                                                                                                                 Konrad-Bögel-Preis 2021 für veterinärmedi-                  (Institut für Pharmakologie und Toxiko-           (Klinische Abteilung für Pferdechirurgie)
                                                                                                                                                                 zinische Epidemiologie und Veterinary Public                logie) zum Elisabeth Lutz-Preis 2020.             zum Bank Austria Stiftungspreis 2021.
Kollmann: Michael Bernkopf/Vetmeduni Vienna

                                                                                                                                                                 Health der Tierärztlichen Hochschule Hannover
                                                                                                                                                                 sowie zum Kardinal-Innitzer-Förderungspreis
                                                                                                                                                                 2020.
                                                                                                                                                                                                                             Sabine Felkel
                                                                                                                                                                                                                             (Institut für Populationsgenetik) zum
                                                                                                                                                                                                                             Award of Excellence des Bundesminis-
                                                                                                                                                                                                                             teriums für Bildung, Wissenschaft und
                                                                                                                                                                                                                             Forschung (BMBWF).

                                                                                                                                                                                                                                                                                               GRA WIR
                                                                                                                                                                                                                                                                                                  TUL

                                                                                                                                                                 Habilitationen an der Vetmeduni Vienna
                                                                                                                                                                                                                                                                                                      IERE
                                                                                                                                                                                                                                                                                                             N!

                                                                                                                                                                 Jahresrückblick 2020: Wir gratulieren allen PrivatdozentInnen der Vetmeduni Vienna
                                                                                                                                                                 zum erfolgreichen Abschluss ihrer Habilitation, durch die sie die Lehrbefugnis in
                                                                                                                                                                 ihrem Fach erlangt haben.

                                                                                                                                                                 Hans-Peter Führer                      Igor Loncaric                         Fenja Klevenhusen                       Zsófia Virányi
                                                                                                                                                                 Habilitationsschrift: „Mosquitoes      Habilitationsschrift: „Methicillin-   Habilitationsschrift: „Kohlen-          Habilitationsschrift: „Dog-human
                                                                                                                                                                 and mosquito-borne parasitic di-       Resistant Staphylococcus Species      hydrate in der Wiederkäuer-             communication revisited: origins
                                                                                                                                                                 seases: distribution, ecology and      of Animal Origin”                     fütterung – Konsequenzen für            and underlying mechanisms of
                                                                                                                                                                 molecular diagnosis of alien and       Institut für Mikrobiologie            Tiergesundheit, Leistung und            dogs' use of human pointing and
                                                                                                                                                                 neglected indigenous species in                                              Nachhaltigkeit der Milch-               gaze"
                                                                                                                                                                 Austria“                               Iris Ribitsch                         produktion“                             Messerli Forschungsinstitut
                                                                                                                                                                 Institut für Parasitologie             Habilitationsschrift: „Experimental   Institut für Tierernährung und
                                                                                                                                                                                                        investigations and strategies to      funktionelle Pflanzenstoffe             Michael Iwersen
                                                                                                                                                                 Beate Conrady (ehem. Pinior)           improve musculoskeletal tissue                                                Habilitationsschrift: „Einsatz
                                                                                                                                                                 Habilitationsschrift: „Ökonomische     regeneration”                         Andrea Hölbl-Kovacic                    elektronischer Hilfsmittel im
                                                                                                                                                                 Bewertung von Tierseuchen und          Universitätsklinik für Kleintiere     Habilitationsschrift: „JAK/STAT si-     Herdenmanagement von Wieder-
                                                                                                                                                                 deren Interventionsprogramme“          und Pferde                            gnalling in leukaemia: drug target      käuern am Beispiel der Erkennung
                                                                                                                                                                 Institut für Lebensmittelsicherheit,                                         identification and validation”          der subklinischen Ketose"
                                                                                                                                                                 Lebensmitteltechnologie und                                                  Institut für Pharmakologie und          Universitätsklinik für
                                                                                                                                                                 Öffentliches Gesundheitswesen                                                Toxikologie                             Wiederkäuer

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           5
Vetmed - Veterinärmedizinische ...
CAMPUS NEWS                                                                                                                                                              vetmed 1/2021

    L A B O R T I E R K U N D E N Ä C H S T E S L E V E L U N D A LT E R N AT I V E N Z U T I E R V E R S U C H E N

    Eine Maus für alle Fälle
    Wenn er von KollegInnen angerufen wird, dann hilft MAIK DAHLHOFF
    mit seinen Fertigkeiten und Fachwissen über Genetik und genetisch
    veränderte Organismen. Der neue Professor am Institut für In-vivo- und
    In-vitro-Modelle hatte sechs Jahre eine eigene Forschungsgruppe am
    Institut für Molekulare Tierzucht und Biotechnologie und bringt aus
    München Experimentierfreude, die ERBB-Rezeptoren als Spezial-
    gebiet, fruchtbare Forschungsverbindungen und sein Fahrrad mit.
    Text: Astrid Kuffner

                                                                                                                                                  » Ich untersuche die Funktion
                                                                                                                                                  von Genen, indem ich diese
                                                                                                                                                  Gene in Zellen und Mäusen
                                                                                                                                                  ausschalte oder verändere und
                                                                                                                                                  anschließend die Zellen bzw.
                                                                                                                                                  Mäuse im Labor molekular-
                                                                                                                                                  biologisch charakterisiere.«
                                                                                                                                                  MAIK DAHLHOFF

                                                                                                        Foto: Michael Bernkopf/Vetmeduni Vienna

                                                                                                                                                  Genmodifikation noch bei anderen Kolle-
                                                                                                                                                  gen und Kolleginnen erfragt werden muss-
                                                                                                                                                  ten. „Es braucht viel Glück, zur richtigen
                                                                                                                                                  Zeit am richtigen Ort mit entsprechender
    » GMO-Fachmann                                                                                                                                Ausstattung zu sein. Aber wenn man eine
    Genetik war schon in der Schule
    Maik Dahlhoffs Leidenschaft und                                                                                                               Methode etablieren möchte, dann muss
    so entschied er sich im Studium
    letztlich für dieses Fachgebiet.
                                                                                                                                                  man es einfach mal selbst machen“, sagt
                                                                                                                                                  Maik Dahlhoff und ergänzt: „Das kann ich

    A
                                                                                                                                                  nur jedem empfehlen.“

                     ls junger Postdoc führte           roinjektion – ist nicht mehr so aufregend.                                                Bei Anruf Maus
                     Maik Dahlhoff noch eine            Seine Faszination für die erfolgreiche Ver-                                               Wenn eine Kollegin oder ein Kollege an-
                     Liste. Wie viele genetisch         bindung von Zellkulturen und Modellor-                                                    ruft und um Hilfe bittet, lehnt er prinzi-
                     modifizierte Organismen            ganismen, um medizinische oder grundle-                                                   piell nicht ab: „Nein sagen ist in der Wis-
                     (GMO) für spezifische For-         gende Forschungsfragen zu beantworten,                                                    senschaft für mich ein No-Go. Man hilft
    schungsfragen er in seiner Karriere bereits         ist ungebrochen.                                                                          Kolleginnen und Kollegen, wenn man
    designt und gezüchtet hat, kann er aktuell                                                                                                    kann. Ich versuche, diesen Spirit und be-
    nicht beantworten – Nummer 25 war der               Maik Dahlhoff ist ein anerkannter Fach-                                                   währte Technologien weiterzuvermitteln.“
    letzte Eintrag, an den er sich erinnert. Zu-        mann für GMO und leitete ab 2014 eine                                                     Er besuchte als Visiting Scientist mehr-
    dem ist ihm wichtig zu betonen, dass er             eigene Forschungsgruppe am Institut für                                                   mals das Yarden Laboratory am Weiz-
    ebenso intensiv an Alternativen zu Tier-            Molekulare Tierzucht und Biotechnolo-                                                     mann Institute oder das Max-Planck-Insti-
    versuchen arbeitet: „Ich wusste irgend-             gie der LMU München. Die Bandbreite                                                       tut für Psychiatrie und gab Wissen weiter.
    wann, dass ich es kann, und die Methoden            „seiner“ GMO-Mäuse reicht von der Erfor-                                                  Und stets nahm er auch Know-how und
    funktionieren – da habe ich aufgehört zu            schung von epigenetischen Faktoren bei                                                    persönliche Kontakte mit, die jetzt der
    zählen“, erklärt der mit 1. Oktober 2020            Adipositas und Posttraumatischer Belas-                                                   Vetmeduni Vienna zugutekommen. Wien
    berufene Professor am Institut für In-vivo-         tungsstörung (PTBS) bis zur Onkologie ins-                                                findet er „wunderschön und man kann
    und In-vitro-Modelle. Die Durchführung              besondere in Haut und Pankreas. Er nutzte                                                 sich hier wohlfühlen“. Erstmals besuchte
    des Engineerings – seine Gruppe in Mün-             bereits 2013 die „CRISPR/Cas9-Genschere“                                                  er die Stadt 2015 für einen dermatologi-
    chen arbeitete routinemäßig mit CRISPR/             für die Modifikation von Zellkulturen, als                                                schen Kongress. Als eine Professur ausge-
    Cas9, Stammzellmodifikation für Knock-              die Methode noch nicht in aller Munde                                                     schrieben wurde, die seine beiden Leiden-
    in- und Knock-out-Mäuse und DNA-Mik-                und Medien war und die „Zutaten“ für die                                                  schaften verbindet, bewarb er sich.

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Vetmed - Veterinärmedizinische ...
vetmed 1/2021                                                                                                                                                            CAMPUS NEWS

Ein weiterer Grund für Dahlhoffs thema-
tische Breite ist, dass er nicht an einem
Krankheitsbild wie zum Beispiel Diabetes
oder Krebs forscht, sondern am ERBB-Re-
zeptorsystem in gesunden und kranken
Geweben. Aus der Familie dieser Rezepto-                » In vitro und
ren ist vor allem EGFR (Epidermal Growth                       in tazza
                                                     Maik Dahlhoff will
Factor Receptor) bekannt. Zu viel EGF-Re-         Zellkulturen als Alter-
zeptor-Aktivität führt häufig zu Tumoren,       native zu Tiermodellen
                                                 etablieren. Bei Kaffee
was umgekehrt Ansatzpunkte für gezielte                   geht er keine
Therapien bietet. Da der EGF-Rezeptor in             Kompromisse ein.
                                                                                                                                                      Fotos: Michael Bernkopf/Vetmeduni Vienna
fast allen Geweben exprimiert wird, „ent-
deckt man laufend neue Zusammenhän-
ge“. Im Rahmen seiner Doktorarbeit „Ac-         Umzug mit Mäusen, aber ohne Möbel                                                          seines Studiums nicht klar. Maik Dahlhoff
tions of betacellulin in the gastrointestinal   Hat er alle „seine“ Mäuse nach Wien mit-                                                   wuchs in Warendorf an der Ems im Müns-
tract: studies in transgenic mouse lines“       gebracht? „Alle Linien, die wir in München                                                 terland auf. Wer es nicht weiß: Warendorf
begann er, sich mit dem ERBB-System zu          generiert haben und die ich für meine For-                                                 ist als Pferdestadt weltberühmt mit dem
beschäftigen. Betacellulin ist ein Bindungs-    schung verwenden möchte, sind bereits in                                                   Landesgestüt Nordrhein-Westfalen, dem
partner (Ligand) des EGF-Rezeptors und          Wien“, so Dahlhoff und ergänzt ein fros-                                                   Sitz des Olympiade-Komitees für Reiterei
wer die Menge der Bindungspartner kon-          tiges Detail: „In Spermaform in flüssigem                                                  und der Deutschen Reiterlichen Vereini-
trolliert, wirkt auch auf den Rezeptor ein.     Stickstoff.“ Bevor er also loslegen kann,                                                  gung. „Ich wollte als Schüler natürlich ein
An der Vetmeduni Vienna will er zunächst        braucht er Vorlauf und Fachkräfte. „Wir                                                    Tierarzt mit Kleintierpraxis werden. Dass
die Forschung zum Feedback-Loop-Sys-            tauen auf, was wir brauchen: Zelllinien und                                                man nicht gleich an die Forschung denkt,
tem vertiefen: „Die Feedback-Loop-Protei-       Mäusesperma. Die Mauslinien werden mit-                                                    ist ja ganz normal.“ Während des Prakti-
ne an der Zelloberfläche sind ein Teil des      tels In-vitro-Fertilisation (IVF) in den Tier-                                             kums in der Pferdeklinik Telgte schienen
Regulationsmechanismus. Wir wollen das          stall gebracht.“ Seine „Mäuse“ in Form von                                                 ihm Großtiere eine Option. Eine „Exoten-
Spiel zwischen diesen Proteinen und den         Forschungsprojektmitteln sind leider an                                                    phase“ macht er in seiner Zeit an der Repti-
ERBB-Rezeptoren genau beobachten und            den Standort Deutschland gebunden. Aber                                                    lienklinik München durch. Tatsächlich hat
dann beginnen, den Rezeptor gezielt zu          es gibt einen Industriepartner, der mit ihm                                                ihm Genetik als Fach schon in der Schule
blocken oder seiner Aktivität entgegenzu-       auch in Wien weiterarbeiten möchte.                                                        Spaß bereitet und dieses Steckenpferd hat
wirken.“ Dies geschieht selbstverständlich                                                                                                 letztlich das Rennen gemacht. Unterwegs
im Mausmodell und in der Zellkultur.            Den Cryotank nach Wien zu transportie-                                                     ist er hingegen mit dem Drahtesel. Ob in
                                                ren war im Corona-Herbst 2020 einfacher                                                    Münsterland, München oder Wien, sein
                                                als der Rest der Übersiedlung: „Das kann                                                   Rad war immer dabei. Von der Wohnung
                                                ich niemandem empfehlen: Keine Ab-                                                         zum Campus braucht er gemütlich zehn
» LEXIKON                                       schiedsfeier nach immerhin 17 Jahren,                                                      Minuten. Für die Erkundung von Wien
                                                keine Einstandsfeier für den Neubeginn.                                                    und Umgebung will er sich noch ein Gra-
Lexikon der In-vivo- und
                                                Ich habe im Wintersemester hier in Wien                                                    vel-Bike zulegen. Zu seinem Ausgleichs-
In-vitro-Modelle
                                                keinen einzigen Studierenden gesehen.“                                                     programm gehören Schwimmen und Fit-
ERBB-Rezeptoren                                 Unterrichtet hat er – wie alle – online. Was                                               ness ebenso wie Lesen und Zeichnen.
Proteine auf der Zelloberfläche, die Sig-       Maik Dahlhoff mitbringt, ist Erfahrung
nale von außen in die Zelle vermitteln
                                                mit dem Design, der Erzeugung und der                                                      Der aktuellste Eintrag auf der nicht mehr
GMO                                             Charakterisierung von genetisch erzeug-                                                    geführten Liste ist wohl eine GMO-CO-
Genetisch veränderte Organismen
                                                ten Mausmodellen für medizinische An-                                                      VID-Maus, die Maik Dahlhoff an die viro-
CRISPR/Cas9                                     wendungen und Grundlagenforschung.                                                         logische Forschungsstätte auf der Insel
Eine Genschere, mit der man sehr einfach
                                                Auch die praktische Anwendung von Al-                                                      Riems geschickt hat. «
Gene modifizieren kann
                                                ternativen wie 3D-Modellen und Organoi-
Knock-in- und Knock-out-Mäuse
                                                den sowie neue Entwicklungen (Stichwort
                                                                                                 Foto: Michael Bernkopf/Vetmeduni Vienna

Mauslinien, in denen bestimmte Gene
hinzugefügt bzw. ausgeschaltet wurden           „human on a chip“ oder „organ on a chip“)
                                                will er vermitteln. Gemäß seiner eigenen
Organoide
Organe, die in der Zellkultur entwickelt        Maxime: den Anschluss behalten und vor
wurden                                          neuen Sachen nicht zurückschrecken.
„human on a chip“/„organ on a chip“
                                                                                                                                                                        » Betriebsmittel
                                                                                                                                                                        Für Mobilität setzt
Organe bzw. ein Organismus, die/der auf         Vom Pferd zum Steckenpferd                                                                                              Maik Dahlhoff auf sein
einem Chip für die Zellkultur entwickelt        Dass er als Tierarzt forschen und sich auf                                                                              Fahrrad, für Wachheit
wird                                                                                                                                                                    auf Espresso. Auch in
                                                molekulare Genetik/Genetic Engineering                                                                                  Wien wird er mit dem
                                                spezialisieren würde, war ihm zu Beginn                                                                                 Rad unterwegs sein.

                                                                                                                                                                                                 7
Vetmed - Veterinärmedizinische ...
CAMPUS NEWS                                                                                                                         vetmed 1/2021

    I M F O K U S D E R N A C H H A LT I G K E I T S O F F E N S I V E
                                                                                           Fachlicher Input: Hermann Schobesberger, Büro für Forschungs-

    SDG2: Kein Hunger                                                                      förderung und Innovation
                                                                                           Redaktionelle Aufbereitung: Julietta Rohrhofer

    Die Welt ist nicht in Ordnung.                       Initiative der UN:                              den, sicheren und qualitätsvollen Lebens-
    Die Menschheit wächst unauf-                         17 Sustainable Development                      mitteln tierischer Herkunft.
                                                         Goals (SDG)
    hörlich, das Klima gerät außer                       193 Mitgliedsländer der Vereinten Natio-        „Wir nehmen den Auftrag der UNO zum
    Kontrolle, Lebensraum und                            nen (UN) haben sich 2015 unter anderem          Anlass und wollen als Mitglied der Allianz
    Ressourcen werden knapp,                             deshalb zu 17 Zielen für eine nachhaltige       Nachhaltige Universitäten in Österreich
    unzählige Arten sterben aus.                         Entwicklung der Welt verpflichtet. Ziel 2       unsere Aktivitäten dazu nicht nur sichtbar
    In vielen Regionen der Welt                          (SDG2) ist die Bekämpfung des weltweiten        machen, sondern auch in die Gesellschaft
                                                         Hungers:                                        tragen und aktiv kommunizieren. Nachhal-
    herrscht Hunger. Eine tief-                                                                          tigkeit geht uns alle an – deshalb wollen wir
    greifende VERÄNDERUNG DES                            „Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit       als Lehr-, Forschungs- und Klinikstandort
    ERNÄHRUNGS- UND LANDWIRT-                            und verbesserte Ernährung erreichen und         ganz bewusst Akzente setzen.“
    SCHAFTSSYSTEMS      ist erforderlich,                eine nachhaltige Landwirtschaft fördern.“       — Rektorin Petra Winter
    um die Ernährung der globalen
                                                         So hat sich auch Österreich dazu verpflich-     Das Jahr 2021 widmet die Vetmeduni
    Bevölkerung sicherzustellen.                         tet, sein Möglichstes zur Verwirklichung        Vienna den Aktivitäten des SDG2 Kein
    Dabei müssen Formen der                              dieses Ziels beizutragen. Mit gleichem Ehr-     Hunger. Zum einen arbeitet sie zusammen
    Lebensmittelproduktion gefunden                      geiz leistet die Veterinärmedizinische Uni-     im UniNEtZ (Kooperation von 17 Uni-
    werden, die eine nachhaltige                         versität Wien ihren Beitrag.                    versitäten) an einem Optionenpapier für
    Versorgung gewährleisten, ohne                                                                       Österreich. Zum anderen liefert sie kon-
                                                         Die Rolle der                                   krete Beiträge in der Forschung, Lehre und
    das natürliche, klimatische oder                     Vetmeduni Vienna                                Öffentlichkeitsarbeit.
    auch das soziale Gefüge des                          Die Universität ist schon per eigener Mis-
    Planeten zu beeinträchtigen                          sion und Kernauftrag ein Stützpfeiler der       Diese sollen auf den folgenden Seiten kurz
    oder zu zerstören.                                   Versorgung der Bevölkerung mit gesun-           vorgestellt werden.

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Vetmed - Veterinärmedizinische ...
vetmed 1/2021                                                                                                                         CAMPUS NEWS

» Wir nehmen den Auftrag der UNO zum Anlass
und wollen als Mitglied der Allianz Nachhaltige
Universitäten in Österreich unsere Aktivitäten dazu
nicht nur sichtbar machen, sondern auch in die
Gesellschaft tragen und aktiv kommunizieren.
Nachhaltigkeit geht uns alle an – deshalb wollen
wir als Lehr-, Forschungs- und Klinikstandort
ganz bewusst Akzente setzen.                        «
Rektorin Petra Winter

Subziele SDG2: Kein Hunger                       ernährt. Fehlernährung zeigt sich anders:     Nutztierpopulation konzentrieren sich in
                                                 In der Altersgruppe der 9- bis 15-Jährigen    immer weniger Hände.
                                                 hat sich seit 1975 die Fettleibigkeit mehr
              2.1                                als verdoppelt.2                              Bei einer durchschnittlichen Arbeitskraft
              Bis 2030 den                                                                     von 1,3 Vollzeitkräften pro Hof in Öster-
              Hunger beenden                     Die Ursachen dafür sind längst bekannt:       reich ist die Einflussnahme des Einzelnen
                                                 ungesunde Ernährung, insbesondere Über-       begrenzt. Ein Landwirt oder eine Landwir-
Hungern muss in Österreich niemand. Im           genuss von kalorienreichen Lebensmitteln      tin kann sich zu jeder Zeit nur an einem Ort
Gegenteil, ein Großteil der Fehlernährung        und Getränken, gepaart mit mangelnder         aufhalten und eben auch nur mit zwei Au-
in industriellen Ländern entsteht durch ein      körperlicher Bewegung.                        gen die Tiergesundheit und Produktivität
Überangebot und einen Überkonsum an                                                            beobachten.
kalorienreicher Nahrung. Untergewichtig-         Adipöse Haustiere
keit liegt in unseren Breiten eher im Bereich                                                  Unterstützung durch
sozialer Fragestellungen wie Armut begrün-       Noch drastischer zeigt sich die Überge-       Smart Farming
det, aber auch im persönlichen choice of life-   wichtigkeit unter unseren Haustieren.
style, beispielsweise in Form des Nachei-        Experten schätzen rund 40 Prozent der         Automatisierte Systeme zu Stallklima,
ferns eines bestimmten Körperideals.             Haustiere in den Industrieländern Mittel-     Fütterung oder Milchgewinnung bis hin
                                                 europas als zu dick ein.3 In den USA gelten   zu diversen Biosensoren an und um das
Weitere zwei Milliarden hungernde                gar 56 Prozent der Hunde und 60 Prozent       Tier erlauben eine bis dato nicht gekannte
Menschen bis 2050                                der Katzen als zu schwer.4 Die Risiken der    Einsicht in den Gesundheitsstatus und das
                                                 Fehlernährung gleichen jenen der Men-         Wohlbefinden der Tiere (Stichwort „Gläser-
Global gesehen zeigt sich ein ganz anderes       schen. Es drohen Stoffwechselerkrankun-       nes Tier“) in objektivierten Messungen und
Bild. Nach erfreulichen Jahren des Rück-         gen sowie Erkrankungen des Bewegungs-         in Echtzeit, was wiederum eine schnellere
gangs nimmt der Hunger weltweit seit ei-         apparates. Die Tiere leiden.                  Reaktion und Einflussnahme durch die
nigen Jahren stetig wieder zu. Allein in den                                                   LandwirtInnen ermöglicht.
Jahren 2017 – 2018 um +37 Millionen auf
weltweit 821 Millionen Menschen.1 Der                          2.3                             Dadurch werden Tiergesundheit und Tier-
Hunger ist durchaus menschengemacht,                           Bis 2030 die landwirt-          wohl verbessert, die Produktivität und Ef-
etwa die Hälfte der Hungernden lebt in                         schaftliche Produktivität       fizienz der Arbeitskraft des Einzelnen um
Konfliktgebieten.                                              verdoppeln                      ein Vielfaches erhöht und die wirtschaft-
                                                                                               liche Überlebensfähigkeit der familiären
                                                 Die Landwirtschaft in Österreich ist seit     Höfe bestärkt.
              2.2                                vielen Jahren einem drastischen Struk-        ——————————
                                                                                               1
              Bis 2030 alle Formen der           turwandel unterworfen. Seit 1970 hat sich       UN Economic and Social Council (2019) Report – Progress
                                                                                                 towards the SDGs (E/2019/68).
              Fehlernährung beenden              die Anzahl der Gehöfte und der Beschäf-       2
                                                                                                 Statistik Austria.
                                                                                               3
                                                 tigten mehr als halbiert. Dadurch steigt        2018, Institut für Tierernährung, Ernährungsschäden und
                                                                                                 Diätetik, Universität Leipzig, bzw. 52 Prozent aller Haustiere
Österreichs Kinder sind in der Regel nur         die durchschnittliche Betriebsgröße der         gemäß einer Studie der LMU München.
marginal unterentwickelt oder unter-             verbleibenden Höfe an. Anbaufläche bzw.       4
                                                                                                 Association for Pet Obesity Prevention.

                                                                                                                                                                  9
Vetmed - Veterinärmedizinische ...
CAMPUS NEWS                                                                                                                           vetmed 1/2021

                        2.4                         Die Herausforderungen
                        Bis 2030 Nahrungsmittel-    der Zukunft sind groß
                        produktion nachhaltig
                        und resilient gestalten     Veränderte Klima- und Ökosysteme und
                                                    ansteigende Überschneidung der tieri-
     Mit einem Anteil an Biobetrieben von           schen und menschlichen Lebensbereiche
     22,5 Prozent ist Österreich europäischer       führen zum Übersprung neuer Pathogene
     Spitzenreiter.5 Auch weltweit steigt der       auf den Menschen. Weltweite Mobilität
     Anteil an nachhaltig geführten Betrieben       sorgt für eine rasche Ausbreitung von Seu-
     (+ 4,7 Prozent von 2016 bis 2017).6 Die He-    chen und Pandemien – wie uns COVID-19
     rausforderung ist jedoch, dass biologische     schmerzhaft vor Augen geführt hat.
     Landwirtschaft mehr Fläche für dieselbe
     Menge an Ertrag benötigt. Und eben genau       Um diese Umstände zu meistern, verfolgen
     diese landwirtschaftlich nutzbare Fläche ist   Universitäten und Forschungseinrichtun-
     in Österreich und auf der Welt begrenzt.       gen auf der ganzen Welt die Ergründung
                                                    der Ursachen und entwickeln umsetzbare,
                                                    nachhaltige Lösungen. So hilft auch die
                        2.5                         Veterinärmedizinische Universität Wien

                                                                                                                                                                              Foto (2): L. Konicek/Vetmeduni Vienna; Foto (4): Michael Bernkopf/Vetmeduni Vienna; Foto (6): Felizitas Theimer/Vetmeduni Vienna; Foto (8): Walter Obritzhauser/Vetmeduni Vienna;
                        Bis 2020 genetische         tatkräftig mit, den weltweiten Hunger zu
                        Vielfalt erhalten           bekämpfen, die planetare Gesundheit zu
                                                    erhalten und die Zukunft erfolgreich zu
     Der Erhalt der Artenvielfalt unter unseren     bestehen. Denn das Recht auf ausreichende
     Nutztieren ist von essenzieller Bedeutung.     Nahrung ist ein Menschenrecht.«

                                                                                                                                                                              Foto (10): Vetmeduni Vienna; Foto (11): Institut für Tierschutzwissenschaften und Tierhaltung/Vetmeduni Vienna; Foto (12): Michael Bernkopf/Vetmeduni Vienna
                                                                                                           HERMANN SCHOBESBERGER
     Nur ein entsprechend komplexer Genpool
     macht eine züchterische Selektion und          » ONLINE-VERANSTALTUNG                                 Hermann Schobesberger be-
     damit eine Anpassung an zukünftige He-         Am 21.04.2021 findet um 17.00 Uhr ein Online-Event     schäftigt sich seit vielen Jahren
                                                    zum Thema „Afrikanische Schweinepest“ statt.           mit der Koordination und stra-
     rausforderungen möglich. Erst dadurch
                                                    Dabei wird die für Schweine lebensbedrohliche Virus-   tegischen Ausrichtung tierge-
     lassen sich Resilienzen gegen Krankhei-        erkrankung und ihre Auswirkungen, die ein Ausbruch     sundheitlicher Forschung auf

                                                                                                                                                  Foto: www.fotoweinwurm.at
     ten, Peste und Umwelteinflüsse wie Klima-      auf Österreich haben kann, beleuchtet.                 universitärer und länderüber-
     wandel (Hitzetoleranz, Wasserbedarf etc.)                                                             greifender Ebene, insbesondere
                                                                                                           in internationalen Gremien zur
     erzüchten.                                                     » MEHR INFO
                                                                                                           Verhütung und Bekämpfung
                                                                    im Veranstaltungskalender
     ——————————                                                     www.vetmeduni.ac.at/de/                von bedeutenden Tierseuchen
     5
       Agrarstrukturerhebung 2016.                                  infoservice/veranstaltungen            landwirtschaftlicher Nutztiere.
     6
       World of Organic Farming, 2019.

                                                                                                                              » Beteiligte Institute und
                                                                                                                              Einrichtungen an der
                                                                                                                              Vetmeduni Vienna
                                                                                                                              1 Kompetenzzentrum Feed &
                                                                                                                                 Food Quality, Safety and
                                                                                                                                 Innovation (FFOQSI)
                                                                                                                              2 Institut für Lebensmittelsicher-
                                                                                                                                 heit, Lebensmitteltechnologie
                                                                                                                                 und Öffentliches Gesundheits-
     1                                   2                    3                            4                                     wesen in der Veterinärmedizin
                                                                                                                              3 Tierärzte ohne Grenzen
                                                                                                                                 Österreich
                                                                                                                              4 Institut für Tierernährung und
                                                                                                                                 funktionelle Pflanzenstoffe
                                                                                                                              5 Precision Livestock Farming
                                                                                                                                 Hub (PLF Hub) auf der VetFarm
                                                                                                                              6 VetFarm (Kremesberg,
                                                                                                                                 Berndorf)
                                                                                                                              7 Innovationsplattform Digitali-
                                                                                                                                 sierungs- und Innovationslabor
     5                                   6                    7                            8                                     in den Agrarwissenschaften
                                                                                                                                 (DiLaAg)
                                                                                                                              8 Abteilung Öffentliches Veteri-
                                                                                                                                 närwesen und Epidemiologie
                                                                                                                              9 Fachstelle des Bundes für
                                                                                                                                 tiergerechte Tierhaltung und
                                                                                                                                 Tierschutz
                                                                                                                              10 Messerli Forschungsinstitut
                                                                                                                              11 Institut für Tierschutzwissen-
                                                                                                                                 schaften und Tierhaltung
                                                                                                                              12 Forschungsinstitut für Wildtier-
      9                                  10                11                                  12
                                                                                                                                 kunde und Ökologie (FIWI)

10
vetmed 1/2021                                                                                                                            CAMPUS NEWS

                                                      Die Rolle der Vetmeduni Vienna
                                                      bei der Umsetzung des
                                                      SDG2: Kein Hunger

      Bis            Subziel                                     Forschung und Maßnahmen           Institute und Einrichtungen* an der Vetmeduni Vienna

      2030                         Den Hunger                    Sichere Gewinnung von Lebens-     Kompetenzzentrum Feed & Food Quality, Safety and
                                   beenden                       mitteln tierischer Herkunft und   Innovation (FFOQSI) und
                                                                 Verringerung des Verderbs ent-    Institut für Lebensmittelsicherheit, Lebensmittel-
                                                                 lang der gesamten Wertschöp-      technologie und Öffentliches Gesundheitswesen in
                                                                 fungskette                        der Veterinärmedizin

                                                                 Vororthilfe in von Hunger be-     Tierärzte ohne Grenzen Österreich**
                                                                 troffenen Gebieten für mehr
                                                                 Lebensmittelsicherheit und Re-
                                                                 duzierung von Infektionsrisiken

      2030                         Alle Formen der               Forschungsarbeiten und Infor-     Institut für Tierernährung und funktionelle
                                   Fehlernährung                 mationsarbeit zur Ernährungs-     Pflanzenstoffe
                                                                 physiologie und richtigen
                                   beenden                       Diätetik unserer Haustiere

      2030                         Die landwirtschaft-           Forschung und Lehre im Bereich    Precision Livestock Farming Hub (PLF Hub)
                                   liche Produktivität           Smart Farming                     an der VetFarm und
                                                                                                   Innovationsplattform Digitalisierungs- und Innovations-
                                   verdoppeln                                                      labor in den Agrarwissenschaften (DiLaAg)

      2030                         Nahrungsmittel-               Epidemiologische Forschung        Abteilung Öffentliches Veterinärwesen und
                                   produktion                    zu Tierseuchen, Konzepte zur      Epidemiologie
                                                                 Bekämpfung und Prävention
                                   nachhaltig und
                                   resilient gestalten           Forschung zu Antibiotikaeinsatz
                                                                 und Konzepte zur nachhaltigen
                                                                 Reduktion

                                                                 Zusammenarbeit mit Veterinär-
                                                                 verwaltungen, Tiergesundheits-
                                                                 diensten und der AGES sowie
                                                                 wichtigen Stakeholdern des
                                                                 Nutztiersektors

                                                                 Wissenschaftliche und ethische    Institut für Tierschutzwissenschaften und
                                                                 Forschung zu Tierschutz und       Tierhaltung und
                                                                 Tierwohl                          Messerli Forschungsinstitut und
                                                                                                   Fachstelle des Bundes für tiergerechte
                                                                                                   Tierhaltung und Tierschutz**

      2020                         Genetische Vielfalt           Forschungen und Maßnahmen         Forschungsinstitut für Wildtierkunde und
                                   erhalten                      zum Erhalt der Biodiversität      Ökologie (FIWI)
                                                                 im Rahmen der Conservation
                                                                 Medicine

                                                                 Gelebter One–Health–Ansatz =
                                                                 Verknüpfung der Gesundheit
                                                                 des Menschen, der Tiere und
                                                                 der Umwelt

      * Aufstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit
      ** an der Vetmeduni Vienna ansässig

                                                                                                                                                             11
SCHWERPUNKT                                                                                                                   vetmed 1/2021

                                                               Analyse des
                                                               Krankheitserregers
                                                               Welchen Teil des Krankheits-
                                                               erregers erkennt das Immun-
                                                               system von infizierten Tieren
                                                               (Typisierung und genetische
                                                               Charakterisierung)

     Überlegungen zum
     Design des Impfstoffs
     Art des Impfstoffs
     » Inaktivierter Impfstoff
     » Attenuierter Lebendimpfstoff
     » Vektorimpfstoff
       (z.B. Adenovirusvektor)
     » Subunit-Impfstoff
     » DNA/RNA-Impfstoff
     Art der Immunisierung
     oral, intramuskulär, subkutan, in ovo

     Verwendung von Adjuvantien
     (Hilfsstoffen)                                                                            Etablierung eines
     Weitere Faktoren
                                                                                               Belastungsmodells
                                                                                               »   Belastungsversuche
                                                                                               »   Klinische Studien
                                                                                               »   Correlates of Protection
         Preis   Stabilität   Menge   Einsatzort                                                   (z.B. neutralisierende
                                                                                                   Antikörper oder antigen-
                                                                                                   spezifische T-Zellen)

     Erprobung im Feld –
     klinische Studien
     »    Natürliche Infektion
     »    Vergleich vakziniert vs.
          Placebo-vakziniert
     »    Überlegung Messparameter
     »    Große Tierzahlen

                                                   Impfstoffkandidat
vetmed 1/2021                                                                          SCHWERPUNKT

                        Zulassungsverfahren
                        »   European Medicines Agency (EMA)
                        »   Paul-Ehrlich-Institut (PEI) / nationale
                            Zulassungsstellen

                                                                      Großproduktion

                               Einsatz in der Praxis
                               »   Empfehlungen/Leitlinien der StiKo Vet
                               »   Schutz des Einzeltiers und der Population
                               »   Anwendung im Rahmen von Impfprogrammen

                 SCHWERPUNKT

                  Impfstoffentwicklung
                  in der Tiermedizin
                Sie ahmen Krankheitserreger nach, ohne die eigentliche
                Krankheit auszulösen, und bewahren vor großem Leid:
                Schutzimpfungen zählen zu den wichtigsten Maßnahmen,
                um Infektionskrankheiten bei Heim- und Nutztieren vor-
                zubeugen. Wird das Ziel eines vollständigen Schutzes vor
                der Infektion erreicht, sind das Einzeltier, die Population
                und bei Zoonosen letztendlich auch der Mensch ge-
                schützt. ExpertInnen der Vetmeduni Vienna geben einen
                kompakten Überblick über IMPFSTOFFFORSCHUNG
                UND -ENTWICKLUNG sowie die wichtigsten Impfungen
                und die Grundimmunisierung bei Pferden und Hunden.
SCHWERPUNKT                                                                                                           vetmed 1/2021

                                                         » Krankheiten vermeiden
                                                         Impfungen sind neben der
                                                         Betriebshygiene, den Haltungs-
     ENTSTEHUNG DER VAKZINATION                          bedingungen, der Fütterung

     Den Schutz
                                                         sowie der Biosicherheit eine
                                                         der wichtigsten Säulen im Tier-
                                                         gesundheitsmanagement.

     eingeimpft
     Text: Stephanie Scholz

E
     Grafik: Matthias Moser

                 s begann mit einem britischen
                 Landarzt, einer Kuh und einem
                 Virus. 184 Jahre später, im Jahr
                 1980, erklärte die WHO das
                 Pockenvirus im Menschen für
     ausgerottet. Der britische Arzt Edward
     Jenner hatte die Beobachtung genutzt,
     dass Menschen, die engen Kontakt mit
     Kühen und den für Menschen relativ un-
     gefährlichen Kuhpocken hatten, nicht am
     gefürchteten menschlichen Pockenvirus
     erkrankten. Aus heutiger Sicht medizi-
     nethisch unvorstellbar impft Jenner am
     14. Mai 1796 dem achtjährigen Sohn sei-
     nes Gärtners das Pustelsekret aus der Hand
     einer an Kuhpocken erkrankten Magd ein.
     Als er den Jungen sechs Wochen später mit
     echten Pocken in Berührung bringt, zeigt
     dieser sich als immun. Die Idee der Imp-       Übertragungswege zwischen                    fektionen wie Salmonellen, schützt wie-
     fung mit abgeschwächten Erregern war           Tier und Mensch                              derum auch den Menschen. Durch die
     geboren. Der Fachbegriff „Vakzination“         Dass Erkrankungen bei Mensch und Tier        Verwendung von Köderimpfungen bei
     für Impfungen erinnert noch heute an den       miteinander verbunden sind, hatte auch       Füchsen konnte in Teilen Europas die
     Ursprung der medizinischen Erfindung:          Maria Theresia erkannt und 1765 ange-        Tollwut eingedämmt werden. Jährlich ster-
     Vacca, lateinisch die Kuh.                     wiesen, eine „Lehrschule zur Heilung der     ben dennoch mehr als 50.000 Menschen
                                                    Viehkrankheiten“, die heutige Veterinär-     an der Krankheit, insbesondere in Asien
     Schon jahrhundertelang hatte es im Orient      medizinische Universität Wien, zu grün-      und Afrika. Nach Angaben der Weltorga-
     die Praxis gegeben, auf „Pockenpartys“ Ge-     den. Gesunde Tiere bedeuten gesunde          nisation für Tiergesundheit könnte durch
     sunde gezielt mit dem menschlichen Po-         tierische Lebensmittel und eine Vermin-      eine Vakzination von 70 Prozent der welt-
     ckenvirus anzustecken, einer sogenannten       derung der Gefahr von zoonotischen –         weiten Hundepopulation das Risiko einer
     Variolation oder Inokulation. Eine teilwei-    zwischen Mensch und Tier übertragbaren       Tollwutinfektion für den Menschen elimi-
     se erfolgreiche, aber auch gefährliche und     – Erregern. „Gegen mehr als 100 verschie-    niert werden.
     umstrittene Methode, bei der Pustelsekret      dene Tierkrankheiten gibt es inzwischen
     der Pocken in eingeritzte Haut übertragen      Impfstoffe“, sagt Armin Saalmüller, Lei-     Basis für die Tiergesundheit
     wird. Erzherzogin Maria Theresia brachte       ter des Instituts für Immunologie an der     Die Art und Weise, wie Impfstoffe Tieren
     die Inokulation 1768 nach Wien, zuvor          Vetmeduni Vienna. Die Leitlinie dabei, so    verabreicht werden, ist vielfältig. „Ein
     war sie selbst an den Pocken erkrankt und      Saalmüller: „Mehr Tiere impfen, dafür das    effektiver Vakzinationserfolg entsteht,
     hatte Familienangehörige sowie drei ih-        einzelne nur so häufig wie nötig.“ Durch     wenn alle Teile des Immunsystems ange-
     rer Kinder durch die Infektionskrankheit       die sogenannte Herdenimmunität werden        sprochen und aktiviert werden“, erklärt
     verloren. 1798 publizierte Edward Jenner       bei einer Impfrate von 70 Prozent das Ein-   Immunologe Saalmüller. In der Tierme-
     schließlich seine Erkenntnisse zur weit-       zeltier und die Population geschützt, Epi-   dizin wird eine Vielzahl von verschiede-
     aus weniger gefährlichen Impfung mit           demien letztendlich verhindert.              nen Impftechniken etwa oral, über die
     Kuhpocken, am 10. Dezember 1800 fand                                                        Schleimhaut (Nase, Auge, Maul, Rachen)
     in Österreich die erste öffentliche Massen-    Die Kontrolle von Zoonosen, wie Tollwut      oder mittels Injektion in die Haut oder
     impfung statt.                                 oder durch Lebensmittel übertragene In-      den Muskel angewendet. „Bei großen Tier-

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vetmed 1/2021                                                                                                            SCHWERPUNKT

                                                                                              » GLOSSAR

                                                                                              Lexikon der
                                                                                              Impfstoffentwicklung
                                                                                              Eine Impfung, auch Vakzination genannt,
                                                                                              bezeichnet die Anregung des Immunsystems

                                             » Mehr Tiere impfen,                             durch die Gabe eines Impfstoffs mit dem Ziel,
                                                                                              den Körper vor einer Krankheit zu schützen.
                                             dafür das einzelne Tier
                                             nur so häufig wie nötig.                «        Als Antigen wird eine Substanz bezeichnet, die
                                                                                              vom Immunsystem als fremd erkannt wird und
                                                                                              dadurch die Bildung von Antikörpern und eine
                                             ARMIN SAALMÜLLER
                                                                                              zelluläre Immunreaktion auslöst.
                                             Leiter Institut für Immunologie

                                                                                              Von Immunität wird gesprochen, wenn das
                                                                                              körpereigene Immunsystem durch Erkrankung
                                             Ein Ausbruch der Pferdeinfluenza in Aus-         oder Impfung die Fähigkeit erworben hat, einen
                                                                                              spezifischen Krankheitserreger abzuwehren.
                                             tralien im Jahr 2007 zeigt, dass auch bei
                                             Haustieren Epidemien möglich sind. „Zu           T-Zellen bilden gemeinsam mit B-Zellen die
                                             diesem Zeitpunkt gab es keinen Impf-             erworbene Immunantwort des Körpers. Nach
                                             schutz, 75.000 Pferde wurden infiziert“,         einer Impfung oder einer Krankheit bleiben T-
                                                                                              und B-Gedächtniszellen als „Immunologisches
                                             erklärt Jessika-M. Cavalleri, Leiterin der       Gedächtnis“ im Körper erhalten und können in
                                             Klinischen Abteilung für Interne Medizin         ihrer erhöhten Frequenz bei einer erneuten In-
                                             Pferde. Erst nach vier Monaten konnte die        fektion mit demselben Erreger sofort aktiviert
                                             Epidemie durch Isolation, Sperrzonen, Hy-        werden. B-Zellen produzieren bei bekannten
                                                                                              Antigenen entsprechende Antikörper.
                                             gienemaßnahmen und die Impfung von
                                             140.000 Pferden gestoppt werden. „Daran          Ein Lebendimpfstoff bzw. lebend-attenuierte-
                                             sehen wir: Impfen schützt das Einzeltier,        Impfstoffe (= lateinisch: attenuare „schwächen“)
                                             den Bestand und die Population“, so Caval-       besteht aus lebenden Keimen, die zum Beispiel
                                                                                              mittels Kultivierung abgeschwächt wurden.
                                             leri. Krankheitserreger wie das Staupevirus      Diese können sich zwar im Körper vermehren,
                                             beim Hund, Influenzaviren beim Pferd,            nicht aber die Krankheit auslösen.
                                             oder die klassische Geflügelpest (Aviä-
                                             re Influenza) zirkulieren nach wie vor in        Totimpfstoffe, auch inaktivierte Impfstoffe
                                                                                              genannt, enthalten entweder abgetötete
                                             heimischen Wildtierpopulationen oder             Krankheitserreger oder nur Bestandteile eines
beständen und in hohen Populationsdich-      werden aus dem Ausland eingeschleppt.            Erregers bzw. lediglich das Gift davon. Die
ten ist der Infektionsdruck sehr groß“, so   Durch Immunisierung können schwere               Erreger können sich nicht vermehren oder die
Saalmüller. Impfungen sind daher eine        Folgeerkrankungen, der Einsatz von Me-           Krankheit auslösen. Je nach Art der Herstellung
                                                                                              und dem Grad der Aufreinigung wird zwischen
wichtige prophylaktische Maßnahme zur        dikamenten und die Übertragung verhin-           Ganzvirus-, Spalt- oder Untereinheiten-/
Verhinderung von Infektionen und tragen      dert werden.                                     (Subunit-)Impfstoffen unterschieden.
bei Nutztieren wesentlich zur sicheren
und nachhaltigen Versorgung mit tieri-       Einhalten von Richtlinien                        Genbasierte Impfstoffe
schen Lebensmitteln bei.                     Sicherheit und Effizienz sind die wichtigs-      Während bei Lebend- und Totimpfstoffen dem
                                             ten Kriterien einer Impfung, so Immuno-          Körper abgeschwächte Erreger oder Erre-
Erfolgsgeschichten aus dem Tierreich gibt    loge Saalmüller. Ein umsichtiger Gebrauch        gerantigene zugeführt werden, müssen die
es inzwischen einige. So etwa durch einen    von Vakzinen und Vorinformationen über           Körperzellen bei genbasierten Impfstoffen das
                                                                                              fremde Antigen selbst anhand des zugeführten
– nach Impfdosen gerechnet – weltweit        die Patienten seien essenziell. Welche Imp-      „Bauplans“ herstellen: Die Körperzellen bauen
am häufigsten verwendeten Impfstoff, der     fungen bei Haustieren empfehlenswert             das Antigen und geben es in den Körper ab,
Hühner vor der Infektiösen Bronchitis        sind, hängt von den jeweiligen Lebensum-         wo eine Immunantwort in Gang gesetzt wird.
schützt. Ausgelöst wird die Erkrankung       ständen des Tiers ab. Sind Reisen geplant,
                                                                                              Als Vektoren werden veränderte Viren be-
durch ein Coronavirus. „Anders als bei       können zusätzliche Impfungen ratsam oder         zeichnet, die dafür verwendet werden, geneti-
SARS-CoV-2, das der Gruppe der Betaco-       sogar erforderlich sein. Generell richten sich   sches Material in eine Zelle zu schleusen.
ronaviren zugeordnet wird, handelt es        TiermedizinerInnen sowohl bei Nutz- als
sich jedoch um ein Gammacoronavirus“,        auch bei Haustieren nach Empfehlungen            Vektorimpfstoffe nutzen diesen Mechanismus,
                                                                                              um durch ein für den Organismus harmloses
erklärt Michael Hess, Leiter der Univer-     zum Beispiel seitens der Ständigen Impf-         Virus (zum Beispiel Adenovirusvektor, Vaccinia-
sitätsklinik für Geflügel und Fische. Die    kommission Veterinärmedizin (StIKo Vet)          virusvektor, Herpesvirusvektor) Informationen
Impfung selbst erfolgt als Spray, meist      und erstellen individuelle Impfstrategien.       zum Aufbau von einem oder mehreren Protein-
schon in der Brüterei. In Österreich wer-    „Es muss immer zwischen Risiken und              molekülen (Antigenen) des Krankheitserregers
                                                                                              in die Zelle zu schleusen. Diese stellt anschlie-
den, so Hess, jährlich etwa 100 Millionen    Nutzen abgewogen werden“, so Saalmüller.         ßend das Antigen her, das vom Immunsystem
Dosen zur Bekämpfung dieser Infektions-      „In den allermeisten Fällen überwiegt aller-     erkannt wird und dadurch eine Immunantwort
krankheit verimpft.                          dings der Nutzen einer Impfung.“                 auslöst.

                                                                                                                                                  15
SCHWERPUNKT                                                                                                                              vetmed 1/2021

     FORSCHUNGSPROJEKTE

     Neue Impfstoffe fürs Tier
     Fachlicher Input: Kerstin Mair (Institut für Immunologie), Christiane Riedel
     (Institut für Virologie) und Anna Schachner (Klinische Abteilung für Geflügelmedizin)
     Redaktionelle Aufbereitung: Stephanie Scholz
     Grafik: Matthias Moser

     Mehr als 100 verschiedene
                                                                       Definition prognostischer Marker
     Tierkrankheiten lassen sich durch                                 für eine erfolgreiche Vakzination
     Impfungen verhindern. Inzwischen                                                                                  CORREL ATES
                                                                                                                      OF PROTECTION

     sind laut Bundesverband für
     Tiergesundheit e.V. über 400
     tierartenspezifische Impfstoffe für
     Erkrankungen bei 19 Tierarten                                           Impfstoff         Analyse der
                                                                                                                     Gedächtniszellen
                                                                                                                         Typ A
                                                                                                                                                   Schutz
                                                                                                                                                vor Infektion
     zugelassen. Erteilt werden diese                                                        Immunantwort

     Zulassungen entweder über
     nationale Einrichtungen oder
     seit einigen Jahren durch die
     Europäische Arzneimittel-Agentur                                                                                Gedächtniszellen
                                                                                                                         Typ B
                                                                                                                                                Kein Schutz
                                                                                                                                                vor Infektion
     (EMA) zentral für die gesamte
     EU. Zusätzlich besteht die
     Möglichkeit, bestands- bzw.                                   » PROJEKT
     stallspezifische Impfstoffe zu
     entwickeln und einzusetzen, um                                Christian Doppler Labor für
     ein besonderes Problem in einem                               Optimierte Vorhersage des
     Tierbestand zu lösen. Wie NEUE                                Impferfolgs in Schweinen (PIGVAC)
     IMPFSTOFFE ERFORSCHT werden

                                                                  I
     und welche Faktoren dabei eine                                    mpfstoffe können nur dann effektiv           beim Schwein an Reagenzien zur Cha-
     Rolle spielen, hat sich das VETMED                                wirken, wenn das Immunsystem ein             rakterisierung der zellulären Immunant-
     von Forschenden anhand von                                        krankheitsspezifisches      Gedächtnis       wort mangelt, forscht das CD-Labor PIG-
                                                                   durch spezielle Immunzellen ausbildet.           VAC an Strategien zur Identifizierung
     drei Projekten erklären lassen.
                                                                   Je länger dieses Erinnerungsvermögen be-         dieser Gedächtniszellen und der Defini-
                                                                   steht, desto besser ist der Impferfolg. Zur      tion weiterer correlates of protection.
                                                                   effektiven Impfstoffentwicklung gilt es,
                                                                   die Mechanismen dieser Gedächtniszell-           In diesem Zusammenhang steht die Er-
                                                                   bildung zu verstehen und nachvollziehen          kennung von spezifischen Molekülen auf
                                                                   zu können. „Dazu müssen bestimmte                den Gedächtniszellen im Fokus um po-
                                                                   Parameter in Korrelation zur Immunität           tentere von weniger potenteren Gedächt-
                                                                   der Tiere nach Vakzination gebracht wer-         niszellen unterscheiden zu können. In
                                                                   den, sogenannte correlates of protection“, er-   der Impfstoffentwicklung könnte daher
                                                                   klärt Kerstin Mair vom Institut für Immu-        gezielt nachvollzogen werden, welcher
                                                                   nologie, Leiterin des Christian Doppler          Impfstoffkandidat besonders vielverspre-
                                                                   Labors für Optimierte Vorhersage des             chend ist, wenn er die Bildung bestimmter
                                                                   Impferfolgs in Schweinen (PIGVAC) an             Populationen von Gedächtniszellen för-
                                                                   der Vetmeduni Vienna.                            dert. „Die so verbesserten zielgerichteten
                                                                                                                    Monitoringmöglichkeiten fördern nicht
                                                                   Zelluläre Immunantwort als Fokus                 nur nachhaltig die Impfstoffentwicklung
                                                                   Meist wird die Produktion von Anti-              fürs Schwein, sondern tragen auch dazu
                                                                   körpern als Korrelat der Immunität he-           bei, dass weniger Tiere bei der Entwick-
                                                                   rangezogen. „Nicht zu unterschätzen ist          lung und Testung neuer oder verbesserter
                                                                   aber die Relevanz der zellulären Immun-          Impfstoffe benötigt werden“, erklärt Mair
                                                                   antwort“, fügt Mair hinzu. Da es jedoch          das Ziel des Forschungslabors.

16
vetmed 1/2021                                                                                                                            SCHWERPUNKT

» PROJEKT                                                                                                      » GLOSSAR

Form, Verpackung und Immunität:
Wie Antigen-Struktur und Präsentation
die Immunantwort beeinflussen können                                                                           mRNA, auch messenger-RNA (englisch: ribo-
                                                                                                               nucleic acid) oder Boten-RNS, ist eine einzel-

E
                                                                                                               strängige Ribonukleinsäure, die genetische
                                                                                                               Information (Bauplan eines Proteins) trägt.
        ine wichtige funktionelle Kompo-                       finale Struktur des Proteins darstellt. Die
        nente in der erfolgreichen Immun-                      Faltung von Proteinen kann durch ver-           Bei der Anwendung eines mRNA-Impfstoffs
        antwort gegen virale Infektionen                       schiedenste Faktoren, wie umgebendes            wird den Zellen im Muskelgewebe eine mRNA
sind Antikörper, die die Infektion einer                       Medium, Verankerung in einer biolo-             zugeführt, die die genetische Information für
                                                                                                               ein ausgewähltes Protein (zum Beispiel Ober-
Zelle durch ein Virus verhindern können.                       gischen Membran oder Interaktion mit            flächenprotein eines Erregers) enthält. Ähnlich
„Diese Antikörper werden neutralisieren-                       anderen Proteinen, beeinflusst werden.          der Infektion mit einem Virus beginnt die Zelle
de Antikörper genannt“, sagt Christiane                                                                        nach dem Bauplan der mRNA mit der Produk-
Riedel vom Institut für Virologie. Neu-                        Zugänglichkeit für                              tion der entsprechenden Proteine, die dann als
                                                                                                               Antigene vom Immunsystem erkannt werden
tralisierende Antikörper binden an spezi-                      neutralisierende Antikörper
                                                                                                               und eine Immunantwort auslösen. Da es sich
fische Oberflächenstrukturen der Viren.                        „Ziel unserer Arbeit ist es, zu untersuchen,    nur um einzelne Proteine handelt, die von den
Wenn ein Impfstoff eine möglichst gute                         wie Proteine an der Oberfläche von Viren        Zellen hergestellt werden, ist mit dieser Metho-
Bildung an neutralisierenden Antikör-                          angeordnet sind und welche Form sie dort        de keinerlei Infektionsrisiko vorhanden.
pern hervorrufen soll, muss – neben einer                      annehmen“, erklärt Riedel. Mithilfe neu-        Darreichungsformen:
Reihe weiterer Faktoren – sichergestellt                       ester elektronenmikroskopischer Tech-           Arten der Immunisierung
werden, dass die im Impfstoff enthaltenen,                     niken werden die Viren bei extrem nied-         » Oral (= Schluckimpfung, Spray, Aerosol)
immunogenen Komponenten denen des                              rigen Temperaturen analysiert. Um die           » Intramuskulär (= in den Muskel injiziert)
realen Virus so ähnlich wie möglich sind.                      Oberfläche der Viren in größerem Detail         » Subkutan (= in das Gewebe unter der
                                                                                                                  Haut injiziert)
                                                               darstellen zu können, nehmen die For-           » In ovo (= im Ei)
Aufbau von Proteinen                                           schenden sie nicht nur von einer Seite auf,
Proteine bestehen aus 21 Aminosäuren,                          sondern fertigen viele Bilder aus unter-        Unter Adjuvantien (= lateinisch: adjuvans „un-
                                                                                                               terstützend“) werden zusätzliche Substanzen in
die in unterschiedlicher Reihenfolge an-                       schiedlichen Winkeln an. „Sozusagen ein         den Impfstoffen bezeichnet, die die Reaktion
einandergereiht werden. „Aminosäure-                           CT für Viren“, so Riedel. Mithilfe dieser       des Immunsystems steigern sollen. Diese Hilfs-
ketten entsprechen jedoch nicht einem                          Informationen können die Forschenden            stoffe sollen zum einen zu einer verzögerten
geraden oder leichtgewellten Strang, son-                      Aussagen zur Morphologie der Proteine           Freisetzung der Impfantigene beitragen und
                                                                                                               zum anderen das angeborene Immunsystem
dern können als Helix oder Faltblatt vor-                      direkt auf der Virusoberfläche treffen,         stimulieren und damit zu einer verbesserten
liegen, der sogenannten Sekundärstruk-                         und somit auch zur Zugänglichkeit, Lo-          Impfreaktion beitragen.
tur“, so Virologin Riedel. Diese Formen                        kalisation und Form wichtiger, für die Bil-
wiederum bilden miteinander einen                              dung von neutralisierenden Antikörpern          In einem Belastungsmodell kann die Effizienz
                                                                                                               eines Impfstoffkandidaten gegen einen be-
größeren Komplex, der schließlich die                          relevanter Bereiche.                            stimmten Erreger mit klinischen Parametern
                                                                                                               getestet werden. Dazu werden Tiere mit dem
                                                                                                               Impfstoffkandidaten geimpft oder Placebo-im-
               Aufbau von Proteinen                                     Zugänglichkeit der Proteine            munisiert. Nach einer angemessenen Zeit
                                                                             für Antikörper                    werden beide Gruppen mit einer entsprechen-
                                                                           wird durch Verankerung und          den Dosis des Erregers infiziert. Während in
                                                                              Anordnung beeinflusst            der Placebo-immunisierten Gruppe klinische
         21 Bausteine                  Primärstruktur:                                                         Symptome auftreten sollten, sollte die geimpf-
         (Aminosären)                lineare Strukturen
                                                                                            Antikörper         te Gruppe vor entsprechenden Symptomen
                                                                                            Protein            und Organschäden geschützt sein.
                                                                                            (in Virusmembran
                                                                                            verankert)
                                                                                                               Correlates of protection oder Korrelate für
                                                                         Viruspartikel                         einen Impfschutz stellen immunologische
                                                                                            Spezifische
                                                                                            Anordnung der
                                                                                                               Parameter dar, die einen Impferfolg auch ohne
                                                                                            Proteine auf       Belastungsinfektion nachweisen können. Das
                                                                                            Virusmembran       kann beispielsweise der Titer von neutralisie-
       Interaktion der             Sekundärstrukturen:
    Sekundärstrukturen zu          Spiralen, Faltblätter                                                       renden Antikörpern sein. Antikörper, die es
     größerem Komplex                                                                                          verhindern, dass ein Erreger an eine Wirts-
                                                                                                               zelle andocken kann. Das können aber auch
                                                                                                               Parameter sein, die die Aktivität der zellulären
                                                                                                               Immunität beschreiben. Hier kann zum Beispiel
                                                                                            Protein            die Frequenz antigen-spezifischer T-Zellen,
      Proteine können mit             Gleiches Protein,                                     (frei)
    gleichen oder anderen       unterschiedliche Struktur**                                                    die bestimmte Funktionen ausüben können,
   Proteinen neue Komplexe      (Proteine können strukturell                                Antikörper         bestimmt werden.
      (Multimere*) bilden            sehr flexibel sein)                                    zusätzliche An-
                                                                                            dockstellen bei
                                                                                            freiem Protein
*Multimere = funktionelle Form des Proteins
** 5l2m und 5l2s

                                                                                                                                                                  17
SCHWERPUNKT                                                                                                                          vetmed 1/2021

     » PROJEKT

     Christian Doppler Labor für
     Innovative Geflügelimpfstoffe (IPOV):
     Adenovirus-Impfstoff für Hühner

     A
              denoviren haben als Vektor               reaktives Einzelteil des Virus, Sub-         gestrebt“, erklärt Anna Schachner. Dies
              für COVID-19-Impfstoffe aktu-            unit genannt“, so Geflügelmedizinerin        sichert zum einen den Schutz vor verti-
              ell Bekanntheit erlangt. Beim            Schachner. Dieser wird synthetisch von       kalem Eintrag des Virus und sichert zum
     Huhn vorkommende Adenoviren (Fowl                 Fremdzellen hergestellt, in diesem Fall      anderen die Weitergabe von Impfanti-
     adenovirus [FAdV]) gelten jedoch primär           Insektenzellen, die mit der Erbgut-Se-       körpern. In einer wesentlichen Weiter-
     als Krankheitserreger, insbesondere für           quenz des viralen Teils bestückt wurden.     entwicklung wurde das FAdV-Subunit
     Leberentzündungen, die zum Tod der                Dies bietet die Sicherheit eines erreger-    zudem speziell modifiziert, um gegen
     Tiere führen können. „Das Virus wird              freien, nicht-infektiösen Systems.           mehrere verbreitete Untertypen des Vi-
     von Tier zu Tier und über das Ei auf die                                                       rus zu wirken. „Da der Kreuzschutz mit
     Nachkommen übertragen“, erklärt Anna              Um den neuen Impfstoff in der Praxis         dem Wildtypus nur begrenzt ist, stellt
     Schachner von der Klinischen Abteilung            einsetzen zu können, muss eine wissen-       dies eine weitere Innovation gegenüber
     für Geflügelmedizin. „Diese vertikale In-         schaftliche Prüfung des Impfschutzes         Vollvirus-basierten Impfungen dar“, so
     fektion ist aufgrund schwererer Verläufe          erfolgen. Dafür wurde ein Belastungstest     Schachner.
     bei Jungtieren besonders problematisch.“          (Challenge) eingesetzt, ein unersetzbarer
     Umgekehrt sind auch Antikörper infol-             Tierversuch, da nur so Immunitätsbil-
     ge einer früheren FAdV-Exposition der             dung, Infektionsverlauf und Gesamtwirk-
     Elterntiere auf die Nachkommen über-              samkeit überprüft werden können: Zuvor
     tragbar, die in der kritischen frühen Le-         geimpfte Hühner wurden mit FAdV in-
     bensphase schützen können.                        fiziert, anschließend Antikörperbildung,       » NACHLESE
                                                       die Schwere der Symptome sowie Organ-          Interview über das CD-Labor
     Vererbbarer Schutz                                schäden und Viruslast erhoben. Dabei           für Innovative Geflügelimpf-
                                                                                                      stoffe sowie die Entwicklung
     An der Klinischen Abteilung für Geflü-            konnten die Forschenden deutliche Un-          einer Vakzine gegen die
     gelmedizin entwickelten Forschende der            terschiede zwischen geimpften und un-          Schwarzkopfkrankheit (Histomonose) bei
     Vetmeduni Vienna ein FAdV-Vakzin,                 geimpften Tieren feststellen.                  Geflügel in VETMED 03/2020 ab Seite 14:
     das zur neuen Generation der Impfstof-
     fe gehört. „Während für den bisher be-            Weitergabe von Antikörpern                                      » www.vetmeduni.ac.at/
     darfsmäßig erhältlichen Impfstoff das             „Aufgrund der Epidemiologie der Hüh-                            fileadmin/v/z/info-service/
     gesamte Virus vermehrt werden muss,               neradenoviren wird der Einsatz der                              vetmedmagazin/2020/vetmed_
                                                                                                                       2020_03_WEB_03.pdf
     nutzt das neuartige Vakzin ein immun-             Impfung auf Ebene der Elterntiere an-

     » GENERATIONEN UND PRODUKTIONSEBENEN

     Produktionsebenen der
     Geflügelwirtschaft
     Übergeordnete Generationen dienen         Zucht
     als Zuchtreservoir bzw. für die Vermeh-   Größenordnung:
     rung der Nachkommen, die in unterster     dutzende Millionen                 Großelterntiere
     Ebene die Endproduktion (Fleisch bzw.
     Eier) darstellen. Je nach Vorhandensein
                                                                                                               Virus
     ist sowohl die Übertragung des Hühner-    Vermehrung                                                                ODER
                                                                                                                                  Antikörper
     adenovirus selbst als auch der er-        Größenordnung:                                                                   gegen das Virus
     wünschten schützenden Antikörper          mehrere hundert
                                                                                    Elterntiere                 Vererbun
     auf die Nachkommen möglich.               Millionen                                                                 g

     Da sich die Populationen zur Basis hin
     massiv vergrößern, kann eine Impfung
     der Elterntiere die Schutzwirkung durch   Produktion
                                               Größenordnung:
     Impfantikörper vertikal erheblich po-
                                               mehrere dutzend
     tenzieren. Geimpfte Elterntiere können
                                               Milliarden                     Masthühner/Legehennen
     das Virus nicht mehr übertragen.

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