AKTUELL REGIONAL - Stadtecho Bamberg
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Juni 2017 Die Lektüre für interessierte Bamberger AKTUELL REGIONAL KULTURELL „Kultur ist Haltung“ – Nora Tiefe Stollenanlagen – Alles für die Kunst – Gomringer im Gespräch Bambergs Unterwelt Kunstverein Bamberg 1
Inhalt Liebe Leserin, lieber Leser, seit 1998 bietet das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia Einen engen Bezug zu Griechenland hat auch Martin Pristl. Der ge- Künstlern aus aller Welt Heimat und einen Ort für künstlerisches bürtige Bamberger, der sich nach seinem Volontariat für einen Grie- Schaffen. Der Freistaat Bayern betreibt diese kulturelle Einrichtung, chenland-Aufenthalt entschieden hat, der deutlich länger als geplant in der Künstler an kreativen Projekten arbeiten und diese über das ausfiel, ist vor allem als Drehbuchautor bekannt. Was den Familien- Jahr verteilt dem Publikum in Veranstaltungen vorstellen. „Durch die vater neben dem Schreiben von Drehbüchern und – ausgelöst durch Aufnahme von Künstlern aus anderen europäischen Ländern will der seine Griechenland-Erfahrung – dem Handel mit Olivenöl umtreibt, Freistaat Bayern einen Beitrag zur Förderung des europäischen Ge- erfahren Sie auch in dieser Ausgabe. dankens leisten“, so steht es in der Ordnung des Künstlerhauses. Mit- te April zogen die neuen Bewohner auf Zeit in die Villa Concordia ein, Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen die Stadtecho-Redaktion die wir Ihnen in der aktuellen Ausgabe vorstellen. Neben deutschen sind es diesmal griechische Stipendiaten, die sich der Musik, Literatur und Bildenden Kunst verschrieben haben. 4
Inhalt AKTUELL Foto des Monats 6 BAssd scho! Nadine Luck über Bamberger „Verbrechen“ 7 „Kultur ist Haltung“ – Nora Gomringer im Gespräch 9 GeBAbbl: Kurzmeldungen aus Bamberg und dem Umland 14 Neue Stipendiaten in der Villa Concordia 16 KULTURELL Auseinandersetzung gewünscht: Kunstverein Bamberg 22 KULINARISCH Heilpflanze Lavendel 28 PERSÖNLICH Martin Pristl: Drehbuchautor und Griechenlandkenner 32 Spaßmetal: J.B.O. im Gespräch 36 Klassik am See: Andreas Ottensamer im Gespräch 38 REGIONAL Mehr vom Bier wissen: Das Fränkische Brauereimuseum 40 Bambergs Unterwelt: Bier, Sand und ein Labyrinth 44 SERVICE Lesen 48 Lösen 50 Hören 52 Sehen 54 Was BAssiert 56 EDITORIAL 4 IMPRESSUM 59 werk EXKLUSIVE MÖBEL UND Foto Titelseite: Nicole Meisen halle EINRICHTUNGEN AUS EDLEN HÖLZERN IM 16 WERKSVERKAUF DER MANUFAKTUR 5
Foto des Monats In unserer Maiausgabe haben wir den Wettbewerb „Foto des Mo- letztjährige Sandkerwa bei Regenwetter. Unheilsschwangerer und be- nats“ gestartet und unsere Leserinnen und Leser gebeten, Aufnah- deutungsvoller geht es kaum. men einzuschicken, die ungewohnte Motive aus Bamberg oder Bam- berg aus ungewohnten Perspektiven zeigen. Machen Sie auch im Juni wieder mit und senden Sie uns kräftig und wie gehabt an sebastian.quenzer@stadtecho-bamberg.de Ihre Fo- Vielen Dank für die ersten Einsendungen! Aus aktuellem Anlass tos zum „Foto des Monats“ ein. haben wir uns für das Foto von Gerhard Z. entschieden. Es zeigt die 6
BAssd scho! Foto: Pixabay Und im Internet kursiert tatsächlich ein Jahren zuvor, beweist, dass der Oberbür- Nadine Luck über Artikel, in dem vermeldet wird, dass in germeister schleunigst eine „Task-Force“ Bamberger Bamberg einem Bewohner eine Zeitung aus dem Briefkasten gestohlen wurde. Es zur Rettung der Sandkerwa gründete. Das würde ein verantwortungsbewuss- „Verbrechen“ geschah am helllichten Tag. Die Polizei ermittelt vermutlich in alle Richtungen. Hinweise nimmt jede Polizeidienststelle tes Stadtoberhaupt nicht tun, wenn es ernsthafte Bedenken gäbe, die über die übliche Gefahr von Übelkeit durch über- entgegen. (Aber klar, für eine Tageszei- mäßigen Alkoholkonsum hinausgin- tung sollte Zeitungsdiebstahl zu den gen. Also, liebe Leute, die ihr Listen von Viele Bamberger fühlen sich in unserer schwerstmöglichen Delikten gehören. Straftaten ins Internet stellt, die den Un- Stadt nicht mehr sicher. Diffuse Ängs- Andererseits: Was nicht wertvoll ist, wird tergang des Abendlandes veranschau- te werden geschürt, Fake-News über auch nicht geklaut, oder?) lichen sollen: Hört auf, unsere sichere erfundene Bedrohungen durch Flücht- Stadt schlechtzureden und unbegrün- linge verbreiten sich in den virtuellen Was wäre denn nun das größtmögliche dete Ängste zu schüren. Seien wir froh, Filterblasen, und wenn ein Verrückter Verbrechen, das sich ein Bamberger vor- in einer Stadt zu leben, in der ein abge- am ZOB wirres Zeug redet, wäre das vor stellen kann? Eine Coburger Bratwurst brochener Außenspiegel eine Schlagzei- einiger Zeit keine Erwähnung wert ge- zu essen? Ostfriesisches Bier zu trinken? le wert ist. Und wenn mir mal ein Nach- wesen. Heutzutage gibt’s Terroralarm, Ohne Berechtigung auf einem Anwoh- bar die Zeitung klauen sollte, lese ich Evakuierung und überregionale Schlag- nerparkplatz zu parken? Alles falsch, halt das E-Paper – und sage BAssd scho! zeilen. Dabei können wir uns in unserer das größte Verbrechen, das in Bamberg schönen Stadt doch ausgesprochen denkbar ist, ist ein schlechtes Wort über sicher fühlen. Zwar sind die amerikani- die Sandkerwa. Das schlechte Wort, das schen Soldaten längst abgezogen, aber die Veranstalter vor einigen Wochen sie haben über 2000 angehenden Poli- ausgesprochen (und wohl auch ernst ge- zeimeisterinnen und -meistern Platz ge- meint) haben, heißt „Absage“. Das von macht, die hier nun ausgebildet werden. den Organisatoren in der Begründung Dass viele Schwerkriminelle um Bam- wohl etwas fahrlässig ausgesprochene berg eher einen großen Bogen machen, Wort von der „aktuellen Sicherheitsla- zeigt ein Blick in die tägliche Spalte in der ge“ alarmierte gleich die überbesorgten Lokalzeitung mit den Polizeimeldungen. Bürger, die sich im schlimmsten Fall dar- in bestätigt sahen, dass der islamistische „Krankenschwester verliert Handy in der Terror bereits vor den Toren der Stadt Pödeldorfer Straße.“ steht und darauf wartet, den Dom mit „Außenspiegel an Pkw abgebrochen.“ vier Minaretten zu versehen. Mit dem „Handtasche findet neuen Besitzer.“ Argument „Sicherheitsbedenken“ kann „Graffiti an Garage angebracht.“ man ja alles begründen, etwa dass man „Stoffbeutel mit Lebensmitteln Aufzüge im Brandfall nicht benutzen gestohlen.“ oder keine heiße Asche in den Müll- Nadine Luck „12 Autobatterien entwendet.“ eimer füllen darf. Dass die Sandkerwa Buchautorin, Journalistin „Schlägerei wegen zu lauter Musik.“ 2017 nicht unsicherer wäre als die in den und Kolumnistin in Bamberg 7
N Natürliches Bad Brambacher Mineralwasser – „Vom Besten der Natur“. Mit einem ausgewogenen Gehalt an www.bad-brambacher.de Mineralstoffen und von natriumarmer Qualität. Streng Geeignet zur Biogene natriumarm Zubereitung von Kohlensäure 8 Säuglingsnahrung
Aktuell wird, ist, dass Kultur sehr großen Drucksitua- sein zu wollen, wenn die Subkultur Anträge Nora Gomringer tionen innerhalb der Gesellschaft ausgesetzt stellt, andererseits aber nicht zaubern zu ist und immer mal wieder vergessen wird. können, wenn diese Unterstützung im Bud- „Kultur Zwischendrin fällt den Leuten dann ein, dass Kultur die schöne Schmiere ist, die uns alle get nicht vorgesehen ist. Deshalb braucht es eine Entscheidung. Die Stadt muss sagen: so ist zusammenhält. Vielleicht ruht man sich in Bamberg ein bisschen zu sehr darauf aus, oder so. Für Kultur zu sein ist eine Haltung, denn Kultur ist Haltung. Haltung“ dass die Stadt so schön ist. Die Schönheit ist zwar ein Reichtum, aber dieser Reichtum Ist sie in gewisser Weise konserviert sich selbst auch ein wenig. Aber auch Prestigeobjekt? ich merke es in meinen Gesprächen mit den Ja. Natürlich geht es bei Kultur auch immer Mitte Mai hat das Internationale Künstler- Stadtvätern – sie sind nicht verschlossen, of- ein wenig um Exklusivität, darum, dass man haus Villa Concordia seine neuesten kul- fene Ohren gibt es. Nur eine eigene Linie ha- dabei ist und andere eben nicht. Kultur ge- turellen Hoffnungsträger, die diesjährigen ben sie nicht und vielleicht kommen deshalb hört in gewisser Weise zum guten Ton. Man Stipendiaten, präsentiert. Grund genug, ein- zu viele Leute von außerhalb, von denen heftet sie sich als schöne Nadel ans Revers. mal mit Direktorin Nora-Eugenie Gomringer man sich beeinflussen lässt und Alternativen Aber damit müssen Künstler umgehen kön- darüber zu sprechen, wie es um die örtliche oder Angebote wählt, die manchmal zu billig nen. Für manche ist es ja auch die Lebens- Kultur eigentlich bestellt ist. sind. Aber Kultur muss Geld kosten und man grundlage, gut zu können mit den großen muss sich dazu verpflichten, sie zu machen. Tieren. Man darf auch nicht vergessen, dass Frau Gomringer, auf www.bamberg.de Dann funktioniert sie. Das wäre eine eigene Kunst sehr teuer ist. Ich bewundere es im- heißt es „Bamberg ist Kultur pur“. Was Linie. Dazu müsste auch gehören, von Leu- mer, wenn Künstler die Fähigkeit haben, sich halten Sie von diesem Slogan? ten gut beraten zu sein, die sich auf dem in- Gelder zu organisieren. Bamberg kann auf eine Struktur und Ver- ternationalen Markt gut auskennen, richtige fasstheit zurückblicken, die sehr viel Kultur Preise formulieren und direkten Kontakt mit Wie sehen Sie seitens der Bevölkerung zulässt. Es gibt die Symphoniker schon seit Künstlern pflegen. das Interesse an Kultur? 70 Jahren, das Bamberger Theater existierte Ich glaube, dass noch viel mehr Interesse schon lange bevor E.T.A. Hoffmann hierher Die angesprochenen Symphoniker, das geweckt werden kann. Es gibt Untersuchun- kam, und auch die Villa Concordia hat schon ETA Theater, das Künstlerhaus sind Ver- gen, die zeigen, dass das einzig Individuel- seit den 1830er Jahren einen Anklang von treter der Hochkultur. In Bamberg gibt le, das man in einer Stadt hat, die Kultur ist; Kultur gehabt. Insofern geht also schon was, es aber auch jede Menge Kleinkunst. Wie und vielleicht noch sportliche Leistungen. aber es ginge natürlich mehr. Ich würde mir sehen sie diese Szene? Auf jeden Fall das, was die Menschen vor wünschen, dass zum Beispiel für die Bilden- Ich kriege mit, dass zum Beispiel das Kon- Ort kreieren. Wenn diese Dinge allerdings de Kunst etwas mehr getan werden würde, taktfestival jedes Jahr nach einem ange- nicht die Werbung bekommen, die sie brau- was eigentlich heißen soll, dass mit viel En- messenen Ort suchen muss, ich kriege mit, chen, wenn sie zum Beispiel in der Zeitung gagement an die Zukunft gedacht werden dass die kleinen Theater und Spielgruppen nicht groß genug dargestellt werden, wenn würde. Das fehlt ein bisschen. immer schauen müssen, wie sie überhaupt immer alles weiter gekürzt und mit Presse- überleben, auch wenn es mit der Alten Sei- meldungen gefüllt wird, anstatt auf lokalen Die Arbeit des Kulturreferats lässt also zu lerei jetzt einen neuen Spielort gibt. Aber Journalismus zu setzen, dann sieht es nicht wünschen übrig? ich glaube nicht, dass sich die Stadt bewusst besonders gut für sie aus. Nein, ich finde, die Stadt ist schon hellhörig dazu entschieden hat, auch die Subkultur genug. Was ein bisschen fehlt, ist ein ver- zu fördern. Deshalb kommt sie in die Verle- mittelnder Draht. Was immer unterschätzt genheit, nett, verbindlich und unterstützend 9
Würden Sie jungen Menschen empfeh- Ich fühle keine Spannungen, aber ich habe gung stehen. Wer einen Raum will, muss mit len, nach Bamberg zu kommen, um sich hier in der Villa Concordia auch meine Raum- der Stadt reden. Und ich habe noch keinen hier als Künstler zu versuchen? schiffsituation und bin außen vor. Aber trotz- Fall erlebt, in dem die Stadt nichts zur Verfü- In die Kunst zu gehen, würde ich immer dem beobachte ich natürlich. Und ich habe gung gestellt hätte. Es sind rational denken- empfehlen, aber nicht unbedingt in Bam- den Eindruck, dass sich Bamberg schwer tut de und agierende Leute. Ich habe nichts zu berg. Außer vielleicht als festangestellter mit der Annahme seines neuformierten The- beklagen. Schauspieler und so weiter. Ansonsten, um aters, mit seinem neuen, sehr viel politische- sich anregen zu lassen, schon, aber man ren Schwerpunkt. Aber es wird besser. In der Aber trotzdem, welche Rolle spielt das wird sich hier keinen Markt erschließen. Es Bildenden Kunst, sagt man, dauert es zehn Geld in der Kunst? gibt hier einfach keinen für zeitgenössische Jahre, bis in der Öffentlichkeit stehende Wer- Kunst ist immer auch Investment. Was man Kunst. ke akzeptiert sind. Bei Institutionen sehe ich mit ihr verdient, muss man unbedingt auch das genauso. wieder in sie reinstecken. Zum Problem wird Man hört immer wieder von Spannungen das, wenn es für das fertige Kunstwerk kei- hinter den Kulissen des einen oder ande- Gibt es Situationen, in denen der Eine ne Abnehmer gibt. Und diese Kunstkäufer- ren Hauses, zum Beispiel des Theaters. dem Anderen Zuschüsse oder derglei- szene oder Kunstsammeln hat in Bamberg Braucht die künstlerische Szene Span- chen nicht gönnt? überhaupt keine Tradition. Das wäre mal ein nungen oder Rivalitäten? Gibt es solche Das wüsste ich nicht. Ich weiß nur, dass beackerbares Feld. Vorgänge in Bamberg? manchmal nicht genug Räume zur Verfü- 10
Interessieren Sie sich für Sprachen, andere Länder und Kulturen? Wollen Sie in kleinen Klassen lernen? Dann kommen Sie zu uns! Gibt es da überhaupt noch Idealismus? Viel. Alle sind unheimlich romantisch. Aber das irritiert mich. Ich Mit mittlerer Reife in zwei Jahren glaube daran, dass es in der Kunst Elite gibt. Man darf sich nicht oder mit Abitur in elf Monaten einreden, dass es anders wäre. Und Elite ist immer der Teil, der zum Berufsabschluss Förderungen erhält. Das hat auch damit zu tun, dass es Einzel- ne gibt, die einfach dazu berufen sind, Künstler zu entdecken und Leute weiter zu bringen. Das sind einfach Menschen, die staatlich gepr. gut hinschauen und Potenzial erkennen können. Bisher hat das Fremdsprachen- gut funktioniert. Jetzt machen sich die Künstler aber alle selbst dermaßen sichtbar, dass es mich interessiert, was aus dieser Ent- korrespondent/in wicklung wird. Wer bleibt und wer es nicht schafft. Nur weil man ein paar Flyer gestaltet hat, darf man sich noch nicht Künstler nennen. Hauptsprache Englisch, zweite Fremdsprache Französisch oder Spanisch, Wahlfach Chinesisch Bamberg ist ein gutes Pflaster für Bildende Kunst? Wird es oder eine andere Sprache irgendwann eine neue Großplastiken-Ausstellung geben? Nein, zumindest nicht vom Künstlerhaus organisiert. Als ich die Stelle hier übernommen habe, hieß es ganz klar aus München, dass in dieser Richtung erstmal nichts mehr geplant werden soll. Schaut man sich die aktuellen Stipendiaten der Villa Concor- • Suchen Sie einen Ausbildungsplatz dia aus dem Bereich der Bildenden Kunst an, kann man den im Schuljahr 2017/18? Eindruck gewinnen, der Trend gehe Richtung Installation. Ist dem so und spiegelt es auch allgemeine Trends wider? • Bitte vereinbaren Sie unter 0951 8686-0 Ja, so ist der Trend. Installation und grenzüberschreitende Kunst. einen Termin für eine individuelle Beratung Es gibt Grenzüberschreitungen zwischen den Disziplinen oder den Medien. Das führt zu einem anderen Selbstverständnis der oder kommen Sie zu unserer Künstler. Zum Beispiel ist auch der Filmemacher, der große Vi- Infoveranstaltung am 22. Juni 2017 deoprojekte herstellt, Bildender Künstler. Der Künstler als Kura- zwischen 17:30 und 19:30 Uhr. tor wird auch immer häufiger. Er erschafft nicht mehr selbst, son- dern stellt nur noch zusammen oder collagiert. Das Ephemere ist dabei sehr wichtig. Wir leben in einer Zeit, in der wir ständig schauen und klicken, aber richtig sehen können immer nur noch wenige. Darum machen sich Stimmen breit, die sagen, Kuration Berufsfachschule für Fremdsprachenberufe sei die neue Kunstrichtung. Eigentlich sehe ich das auch so, aber der Deutschen Angestellten-Akademie in der Szene gibt es viel Widerstand. Wirtschaftsfachschule GmbH Sebastian Quenzer Schützenstr. 7 a, 96047 Bamberg Tel. 0951 8686-0 Fax 0951 8686-25 E-Mail: fremdsprachen.bamberg@daa.de Homepage: www.daa-fremdsprachen.de
Korfu Stadt Anzeige Reiseziel Korfu Ab in den Süden, der Sonne hinterher Kristallklares Wasser, romantische Buchten, verwunschene Orte und das alles in strahlendem Sonnenschein: Wer würde zu einer Reise in den Süden nicht sofort „ja“ sagen? Der Sommer zwar lässt noch etwas auf sich warten, Frau Gasnier vom Reisebüro L’TUR in Bamberg weckt aber sicher in jedem schon einmal die Reiselust. Vor allem, wenn sie von ihrer absoluten Lieblingsinsel schwärmt: Korfu. Jedes Jahr fliegt sie dorthin. Das Besondere an der Insel ist die mediterrane Vegetation. Überall blüht und gedeiht es, was auch Kaiserin Sissi schon zu schätzen wusste, die auf der Insel ih- ren berühmten Palast „Achilleion“ erbauen ließ. Des Weiteren ist die Hauptstadt der Insel, Korfu Stadt, ein großer Anziehungspunkt. Sie zählt zum UNESO-Weltkulturerbe und ist immer einen Besuch wert. Interessant ist, dass Korfu als einzige griechische Insel nicht türkisch, sondern italienisch besetzt war, was sich in der Architek- tur und im ganzen Flair bemerkbar macht. Doch Korfu hat auch seine ganz eigene Atmosphäre. So gibt es zum Beispiel die typisch korfiotische Küche mit Gerichten wie „Pastitsada“ (saftiges Fleisch vom Rind oder vom Hahn, in einer herzhaften Tomatensauce ge- kocht) oder „Bourdetto“ (ein pikantgewürzter Fischeintopf, der aus den verschiedensten Fischsorten hergestellt werden kann). Frau Gasnier erzählt, dass die Insel Korfu von Mai bis Oktober als Urlaubsziel angeflogen wird. Genauer will sie die beste Reisezeit jedoch nicht definieren, denn das Wetter ist dort das ganze Jahr schön – natürlich ist es im August wärmer als im Mai, aber einen tollen Urlaub kann man dort in all diesen Monaten verbringen. Vom Flughafen Nürnberg aus wird die Insel zum Beispiel jeden Diens- tag und jeden Samstag angeflogen. Auch Last Minute kann man nach Korfu reisen. Jedoch ist die Insel, genau wie alle anderen in Griechenland, aber auch Spanien, dieses Jahr sehr gut gebucht, da das große Reiseziel, die Türkei, heuer weniger Urlauber anzieht,
Korfu was natürlich am Zeitgeschehen liegt. Ei- gentlich wäre eine Reise an die türkische Ri- vera aber völlig unproblematisch, sagt Frau Gasnier. Sie selbst war vor kurzem erst dort, um sich ein Bild zu machen und war positiv überrascht: „Man spürt Nichts von der Krise, es sind zwar ein paar Hotels geschlossen, jedoch ist es keineswegs ausgestorben und die Leute sind sehr nett. Der große Vorteil ist natürlich, dass eine Reise in die Türkei jetzt gerade Familienzimmer sehr schnell aus- verkauften Reisen Last Minute Angebote. viel billiger ist.“ gebucht sind. Aber junge Paare oder auch Spätestens als Frau Gasnier das kristallklare Rentner sind die typischen Last-Minute- Wasser ihrer Lieblingsinsel hervorhebt oder Die beliebtesten Reiseziele 2017 sind jedoch Bucher. Man muss sich eben spontan ent- erklärt, dass man auch nach Dubai Last Mi- trotzdem die griechischen Inseln, die Kana- scheiden können.“ nute fliegen könne, wird die Sehnsucht nach ren oder Mallorca. Sie alle lassen sich übri- einer Reise in die Sonne geweckt. Für diesen gens auch hervorragend Last Minute bu- Es ist leichter, außerhalb der Hauptreisezeit Fall ist das Reisebüro L’TUR in Bamberg der chen. Der Vorteil ist die Flexibilität, man kann einen Urlaub spontan zu gestalten, weil Fa- perfekte Ansprechpartner. Durch die Per- spontan sehen, wie die politische Lage in milien mit schulpflichtigen Kindern natür- sonalveränderungen im Dezember letzten einem Land ist oder wo es noch besondere lich stark auf die Ferien angewiesen sind. Jahres ist mit der neuen Leitung unter Frau Schnäppchen zu holen gibt. Beim Reisebüro Last Minute bedeutet übrigens, dass Sie Gasnier neben den treu gebliebenen Mitar- L’TUR bekommen die Kunden einen zusätz- frühestens vier Wochen vor ihrem Abflug beitern auch frischer Wind eingezogen. Sie lichen Rabatt, wenn sie noch am selben Tag die Reise buchen, es ist aber auch möglich, alle helfen gerne bei der Planung des perfek- oder in den beiden darauffolgenden Tagen das Urlaubsziel erst am Tag der Abreise zu ten Urlaubs. Damit bleibt nur noch Eines zu ihre Reise antreten. „Für Familien“, meint wählen. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass sagen: Gute Reise! Frau Gasnier jedoch, „ist es vermutlich leich- Last Minute boomt. Gerade beim Reisebüro ter, wenn sie etwas langfristiger buchen, da L’TUR in Bamberg sind circa 70 Prozent der Sabine Schleich, Fotos: Pixabay 13
GeBAbbl Bad Brambacher Garten-Limonade Die fruchtige Erfrischung aus dem Garten der Natur Foto: Stadt Bamberg Selber machen – das ist heute nicht nur ein nostalgischer Trend, wie die Oma selbst Socken zu stricken oder Marmelade einzuma- chen. Doch ist es wirklich immer notwendig etwas selbst zu ma- chen, damit es besonders lecker schmeckt? Mitnichten! Denn so manches Unternehmen legt heute Wert auf natürliche Zutaten, schonenden Umgang mit den Rohstoffen und nachhaltiges Wirt- schaften. Ein Beispiel dafür sind die Bad Brambacher Garten-Limonaden! Aus dem Garten der Natur Die erfrischend fruchtige Garten-Limonade von Bad Brambacher ist keine gewöhnliche Limona- de, denn sie schmeckt tatsächlich so gut wie selbst gemacht. Warum? Sie wird mit natürli- chem und natriumarmen Mineralwasser und Geldsegen für die biogener Kohlensäure hergestellt. Bioge- BasKIDhall und das Frauenhaus ne Kohlensäure ist natürlichen, biogenen Seit 2005 ist der Inner Wheel Club Bamberg aus dem sozialen Ursprungs. Im Gegensatz zur technisch Engagement der Stadt nicht mehr wegzudenken. Mitte Mai hergestellten Kohlensäure ist biogene überreichten Präsidentin Beate Klug und die Sozialbeauftragte Kohlensäure natürlicher Herkunft und von Inner Wheel Ingeborg Hillmann 1.100 Euro in Form eines wird nachhaltig und klimaneutral pro- symbolischen Obstkorbs an Oberbürgermeister Andreas Starke. duziert. Das Geld soll in die Einrichtung einer wöchentlichen Obstkiste in der BasKIDhall im Rahmen des Tutti Frutti-Tags der offenen Kin- Zudem verwendet Bad Brambacher der- und Jugendarbeit in der BasKIDhall, im Stadtteil Gereuth, nur feinen Fruchtsaft, je nach Ge- fließen. Insgesamt 3.000 Euro kommen dem Frauenhaus Bam- schmack aus Zitronen, Orangen, Äp- berg zugute. feln oder Pink Grapefruits. Außer- dem verzichtet Bad Brambacher „In der BasKIDhall und im Frauenhaus wird vorbildliche Arbeit auf künstliche Aromen, Farb-, geleistet, die wir gerne unterstützen“, betonen Klug und Hill- Süß- und Konservierungsstoffe. mann. Andreas Starke lobte das Engagement des Serviceclubs. „Sie tragen damit zu einem guten Miteinander der Bürgerinnen Mal ehrlich: würden wir daheim und Bürger unserer Stadt bei. Das ist alles andere als selbstver- eine Limonade selber machen, ständlich.“ wir würden genau diese Zuta- ten verwenden. Mit der schon Mittelalterliche Funde fertigen Garten-Limonade von am Hallstadter Marktplatz Bad Brambacher sparen wir Bei Grabungen rund um den Hallstadter Marktplatz haben Ar- uns Zeit für andere schöne chäologen einen mittelalterlichen Weg oder Platz, Schädel und Dinge im Leben. Skelette gefunden. „Hallstadt ist die älteste Stadt Oberfrankens und zählt zu den Bodendenkmälern. Deshalb sind die archäolo- gischen Arbeiten für alle Beteiligten sehr wichtig. Sie bieten uns Anzeige
Foto unten: Alina Gerhardt/ Caritasverband Erzdiözese Bamberg Die Neugier auf Natur und Technik fördern Die Neugier auf Natur und Technik fördern „Immer neugierig zu bleiben, ist ganz wich- tig. Und jeder der forscht – egal ob drau- ßen, drinnen, zuhause oder im Kindergarten – bleibt schlau“, sagt Hildegard Hofstätter vom Caritas-Kindergarten St. Elisabeth. Die Einrichtung wurde zum dritten Mal als „Haus der kleinen Forscher“ zertifiziert. Die Initia- tive unterstützt Pädagogen dabei, gemein- sam mit den Kindern alltägliche Phänome- ne und die Welt zu erforschen. Dabei sollen die einmalige Gelegenheit, mehr über die Kindergärten der Begegnung mit Naturwis- Foto: Stadt Hallstadt Historie unserer Stadt zu erfahren“, erklärt senschaft und Technik einen festen Raum im Hallstadts Bürgermeister Thomas Söder. Kindergartenalltag geben. In letzter Zeit be- Die steinerne Befestigung stammt aus dem schäftigten sich die Kinder vor allem mit dem 14. oder 15. Jahrhundert und liegt unter ei- Thema Klänge und Geräusche. Andrea Wild, ner sogenannten „Brandschicht“ verborgen. die als IHK Netzwerkkoordinatorin die Initia- „Wir wissen, dass Hallstadt im Bauernkrieg tive „Haus der kleinen Forscher“ unterstützt: 1525 niedergebrannt und danach neu auf- „Dieser Kindergarten ist ein besonders schö- gebaut wurde“, berichtet Archäologe Dr. Ma- ner und ich besuche ihn sehr gerne, da hier gnus Wintergerst. „Das heißt also, den Weg besonders viel geforscht wird. Das ist in oder Platz muss es damals schon gegeben manchen anderen Kindergärten leider nicht haben.“ so wie bei euch. Ihr macht so viele spannen- de Experimente und deshalb darf ich euch Die Knochenfunde stammen ebenfalls aus heute schon zum dritten Mal gratulieren und dem Mittelalter. „Es ist bekannt, dass sich der auszeichnen.“ städtische Friedhof früher direkt im Umgriff der Kirche befand“, erklärt Bürgermeister Thomas Söder. Und Dr. Aktuelle Sonderausstellung Wintergerst: „Anhand noch bis 16. Juli jeweils zu den Öffnungszeiten: einer Schließe, mit der Die weiße Rose. Der Widerstand von Studenten im 15. Jahrhundert die gegen Hitler, München 1942/43 Leichentücher befes- tigt waren, können wir die Funde dem Mittel- alter zuordnen.“ Um die Totenruhe mög- lichst nicht zu stören, verbleiben die Funde vorerst im Boden. 15
Kulturell Schwerpunkt Griechenland Neue Stipendiaten Den kunstinteressierten Dientzenhofer hät- Bevölkerung mit ins Boot, präsentierte in in der Villa te es sicherlich gefreut, wenn er miterleben hätte können, welche Bestimmung die Villa Vorstellungsrunden kunstinteressierten Ein- heimischen, wer hier lebt und was sich in der Concordia Concordia heute hat. Seit 1998 bietet das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia Villa tut. So machte sie das Treiben und die Inhalte des Künstlerhauses transparent und Künstlern aus aller Welt Heimat und einen greifbar. Ort für künstlerisches Schaffen. Der Freistaat Malerisch liegt das barocke Gebäude der Vil- Bayern betreibt diese kulturelle Einrichtung, Die Villa Concordia la Concordia auf der linken Regnitzseite un- in der Künstler der bildenden Kunst, Litera- „Das Internationale Künstlerhaus Villa Con- terhalb des Stephansberges. Der Hofbeamte tur und Musik – gefördert durch ein Stipen- cordia dient der Förderung und Pflege der Ignaz Tobias Böttinger gab es zwischen 1716 dium – an kreativen Projekten arbeiten und Künste und der Vertiefung der kulturellen und 1722 in Auftrag und ließ es wahrschein- diese über das Jahr verteilt dem Publikum Beziehungen des Freistaates Bayern zu an- lich durch den Architekten Johann Dientzen- in Veranstaltungen vorstellen. Bis 2010 hat- deren Staaten. Durch die Aufnahme von hofer bauen. Und auch die sechs Apparte- te Professor Doktor Bernd Goldmann die Künstlern aus anderen europäischen Län- ments sowie der Glasanbau des Staatlichen Leitung inne. Dann übernahm die damals dern will der Freistaat Bayern einen Beitrag Hochbauamtes aus den Jahren 1999 und knapp dreißigjährige Lyrikerin Nora-Eugenie zur Förderung des europäischen Gedankens 2005 passen sich gut an das Hauptgebäude Gomringer die Hausherrschaft. Mehrere Ge- leisten. Außerdem soll das Internationale an. nerationen von Künstlern hat sie bereits „be- Künstlerhaus durch die Zusammenarbeit mit treut“. Sie nahm dabei stets die Bamberger den örtlichen Institutionen, durch öffent- 16
Ein Teil der griechischen und deutschen Stipendiaten, von links: Klaus Ospald, Okka-Esther Hun- gerbühler, Thomas Kapielski, Konstantia Gourzi,Andreas Fischer, Janis Rafa, Zoe Giabouldaki , Theao Votsos und Mirko Bonné, Foto: Michael Aust liche Auftritte der Stipendiaten und durch setzen, sich inspirieren lassen oder sich sei- eigene Veranstaltungen einen Beitrag zum ne Ideen wandelnd durch Bambergs mittel- kulturellen Leben der Stadt Bamberg und alterliche Gassen und Straßen holen. Jeder der Region leisten“, heißt es in der Ordnung der Künstler ist anders, jeder gestaltet – wie von 1998. Das gilt heute genauso wie vor sollte es auch anders sein – seine eigenen zwanzig Jahren. Werke ganz individuell. Gemeinsam ist ih- nen trotz der unterschiedlichen Blickwinkel Regelmäßig finden deshalb im Künstlerhaus und Ausdrucksmethoden, dass ihre Kunst Ausstellungen, Lesungen und Konzerte mit gesellschaftlich relevante Aussagen formu- den Stipendiaten statt. In diesem Rahmen liert. Manche Kunstschaffenden orientieren haben auch alle Künstler Gelegenheit, sich sich dabei bewusst an traditionellen Wer- und ihre Arbeit mit Vorträgen oder Projekt- ten, andere brechen mit herkömmlichen präsentationen vorzustellen. Denn neue Mustern. Kunst soll ins Gespräch kommen, soll gele- sen, gesehen und gehört, soll erfahren wer- Die Künstlergenerationen vor den jetzigen den. Nicht nur die Künstler, sondern auch die haben das so getan, die griechische und Leser, Betrachter und Hörer verleihen der deutsche neue Formation, die Mitte April Kunst ihre Existenz, ihre Lebendigkeit. Fünf eingezogen ist, wird es ebenso machen. In oder elf Monate wohnen und schaffen die den vergangenen Jahren waren Stipendia- unterschiedlichen Künstler in dem schönen ten aus Südfrankreich, Tschechien, Ungarn, Gebäude an der Regnitz sowie im zweiten den Niederlanden, Québec, Polen, Öster- Haus, dem Neuen Ebracher Hof. Ein viel- reich, Rumänien, Schottland, Shandong/ fältiger Mix aus unterschiedlichen Ländern China, Bulgarien, Schweden, Portugal, Is- ging und wird auch in Zukunft hier ein- und land, der Schweiz, Spanien, und Russland ausgehen, mit der Fähre in den Hain über- eingeladen. 2015 wurden Künstler aus Nor- wegen in das Internationale Künstlerhaus aufgenommen, 2016 kamen die Stipendia- Janis Rafa und Andreas Fischer im Gespräch ten aus Italien, 2017 kommen die ausländi- mit Nora-Eugenie Gomringer, Foto: Franziska schen Gäste nun aus Griechenland. Wotzinger 17
Okka-Esther Hungerbühler und Janis Rafa, darunter Konstantia Gourzi, Fotos: Franziska Wotzinger Die neuen griechischen und deutschen Künstler Je vier Künstler der Sparten Bildende Kunst, Musik und Literatur hieß Nora-Eugenie Gomringer Anfang Mai in der Villa Concordia willkommen. Sie befragte sie über Hintergründe, ihr Schaffen und ihre Motivationen. Wie nachfolgend beschrieben, stellten sich die Künstler im Kurzgespräch selbst vor. Bildende Kunst Zoe Giabouldaki arbeitet mit festen und flüssigen Stoffen und hat eine Vorliebe für industrielles Material. In Bamberg wird sie in viel- fältiger Weise ihre Materialien und ihren ganz eigenen Umgang damit finden. Okka-Esther Hungerbühler möchte sich nicht in der Kunstge- schichte verorten und arbeitet eher direkt. Sie verfolgt Abläufe und macht etwas daraus, wie ihre Roboter-Gans mit Webcam. Außerdem malt sie. Mittels des Malens möchte sie Geschichten erzählen. Bamberg findet sie märchenhaft. Aus dieser Wahrneh- mung möchte sie sowohl für ihre Plastiken als auch für ihre Male- rei schöpfen. Andreas Fischer arbeitet mit Klangmotiven in Kombination mit Bewegung. Seine Kunst spricht politische Aspekte, manchmal bewusst verstörend, an. Sie führt Bewegungen oder Handlungen aus, für die sie nicht gemacht ist. Damit möchte er zum Nachden- 18
ken anregen. Er blickt sich die Dinge, die schon da sind, neu an und macht dann etwas daraus – auch hier in Bamberg. Symbo- lisch gesprochen interessieren ihn die streunenden Hunde, und zwar diejenigen, die sich festbeißen. Mit denen möchte er arbei- ten. Janis Rafa legt ihren Schwerpunkt auf bewegte Bilder. Sie ist eine junge Dokumentarfilmemacherin, die ihren fiktionalen Stoff aus Erinnerungen an Orte und Situationen schöpft. Sie möchte künst- lerisch mit Gedanken spielen, zum Beispiel während sie durch Bamberg geht. Verschiedene Situationen, die ihr hier begegnet sind und wohl auch im Zeitraum ihres Aufenthaltes noch begeg- nen werden, regen sie zu besonderen Ideen an. Musik Für Klaus Ospald sind Zurückgezogenheit und Natur die zentra- len musikalischen Themen, immer im Bezug auch darauf, dass der Mensch diesen Phänomenen ausgesetzt ist. Er ist dabei, ein Streichquartett zu einem Text von Giacomo Leopardi über die menschliche Ausgesetztheit in der Natur zu schreiben. Dafür wird er Bambergs innerstädtische Strukturen und die landschaftlich tangierenden Schönheiten nutzen. Konstantia Gourzis Schwerpunkt liegt auf Kommunikation und Vermittlung mittels moderner Musik, und hier insbesondere auch auf der Zusammenarbeit mit jungen Leuten. Essenziell ist für sie Besichtigen Sie unsere Oertel-Musterziegelausstellung. dabei, dass nicht nur Können eine Rolle spielt, sondern auch Füh- len und das emotionale Hineinversetzen in Musik. Menschen in und mit Musik zusammenzubringen ist eines ihrer Ziele, auch in Ihr Baustofflieferant Bamberg. Ein Konzert im Juli wird diese Aspekte unterstreichen. Oertel-Baustoffe Benjamin Scheuer reist gerne. Auf diesen Reisen begegnen ihm präsentiert: auch seine musikalischen Ideen. Die Ambivalenz zwischen einer- seits „Schrägheiten“ und seinem Faible für skurrile Sachen und andererseits sein ordentliches akademisches Kompositionskon- zept widersprechen sich nicht. Spontaneität und Dinge ordnen, um sie festzuhalten – das ist das Grundgerüst für seine Musik. Di- rekte Sinnlichkeit und ein genauso direkter Zugang zu zeitgenös- sischer Musik fehlen ihm in dieser Sparte oft. Diese Komponenten möchte er in Bamberg suchen und finden.
Marianthi Papalexandri-Alexandri ist Kom- Nun freut er sich auf etwas neue literari- sie aus ihrem Fenster schaut, wird zu Inspi- ponistin und Klangkünstlerin und arbeitet in sche Inspirationen in der Domstadt. rationen an ihrem Werk beitragen. Berlin und Ithaka/USA. Neben ihrem kompo- sitorischen Wirken arbeitet sie mit Pe Lang Lila Konomara beschäftigt sich literarisch Theo Votsos ist Übersetzer. Übersetzen ist an Klanginstallationen für Soundobjekte, mit Übergangssituationen, mit metaphysi- für ihn ein spannender dialektischer Pro- die international präsentiert und aufgeführt schen Ideen und Phantastik. Die Dialektik zess, der um Sprache und Texte ringt. werden. von Realität und Phantasie, die Erkundung von neuen strukturellen und sprachlichen Thomas Kapielski ist ein Allroundarbeiter Literatur Möglichkeiten sowie die Auseinander- in der Kunst und ergänzt sein Schreiben Mirko Bonné ist Autor und Übersetzer. Seine setzung rund um Fragen nach Zeit, Liebe durch Arbeiten als Musiker und bildender Themen sind Landschaft, Lebendigkeit und und Tod sind wesentliche Merkmale ihres Künstler im Bereich der Fotografie. Humor Erinnerungen. Er möchte in seiner Litera- bisherigen prosaischen Werkes. Darüber und eine gewisse Abgeklärtheit kenn- tur politisch sein, aber ohne Dogmatik. hinaus ist sie Übersetzerin und Autorin. Sie zeichnen den kapielskischen Ton. Nach dreijähriger Arbeit hat er seinen Ro- möchte an einem Roman arbeiten. Gerade man „Lichter als der Tag“ abgeschlossen. das fließende Wasser der Regnitz, auf das Ulrike Almut Sandig klebte Gedichte an Bauzäune und verbreitete diese auf Flyern und Gratispostkarten. So brachte sie ihr li- terarisches Schaffen immer weiter voran. Für ihre Sprechkonzerte und Hörspiele ar- beitet sie eng mit Musikerinnen und Kom- ponisten zusammen. Christos Asteriou ist Schriftsteller und ver- fasst Beiträge zu literaturwissenschaftli- chen und kulturpolitischen Themen. Ioanna Bourazopoulou ist Schriftstellerin, verfasst aber auch Erzählungen und Thea- terstücke, die sie regelmäßig in Literaturzeit- schriften und Zeitungen publiziert. Helke Jacob Die Villa Concordia, Foto: Jörg Tölzel 20
21
Kulturell Auseinandersetzung gewünscht Kunstverein Bamberg Das Knarzen der Holztreppe ist der ständige Begleiter auf dem Weg nach oben. Der Lack am Geländer wirkt abgegriffen. Eng win- det sich der Aufstieg ums Eck in die kleine Schatzkammer. „Hier haben wir an die 1000 Werke und Drucke angesammelt“, sagt Dr. Barbara Kahle, die erste Vorsitzende des Bamberger Kunstvereins e.V., und macht eine weite Geste über die Regale, Schränke und Ti- sche im Dachgeschoss der Villa Dessauer. Zahlreiche Bilder haben gar keinen Platz in den Regalen gefunden und warten geduldig aneinander angelehnt darauf, lediglich mit Folien getrennt, eines Tages wieder eine Ausstellung zu bereichern. In dieser einstigen Dienstbotenkammer mit ihren kleinen Fenstern schlummern heute Schätze aus über 190 Jahren Vereinsgeschichte. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, bestand der junge Verein aus einer kleinen Schar von kunstbegeisterten Menschen, die mit ihren privaten Sammlungen an Radierungen, Malereien, Kupfersti- chen und allem was gefiel, das Repertoire der Vereinigung stellten. Ein gemeinsamer Ausstellungsort war nie von langer Dauer, sodass zumeist in den privaten Häusern der Mitglieder der Anblick der ge- schätzten Werke möglich war. Eine lange Zeit verging, Kunstrichtungen entstanden, vermischten oder kontrastierten sich und verschwanden wieder im Reich der Geschichte. 1987 machte die Stadt Bamberg den Weg frei für die Benutzung der Villa Dessauer als dauerhafte Bleibe des Kunstver- eins. Die Ära der ständigen Duldung war zu Ende. Mit einem Haken: Sechs Wochen. Das ist die Zeit, welche dem Verein zur Verfügung steht, um Ausstellungen zu zeigen. „Die Stadt Bamberg stellt für diesen Zeitraum die Aufsichtsper- sonen im Museum und verlangt keine Miete“, sagt Frau Kahle. Im Kunstverein ist man froh über diese Möglichkeiten. Allerdings stellt sie klar: „Wir sind ständig auf der Suche nach neuen Ausstel- Aus der Ausstellung „Scheue Welten“ von Regina Baierl lungsmöglichkeiten.“ Denn die Villa Dessauer ist nach dem Ende
der Bewohnung und der zwischenzeitlichen terhalb der Fenstersimse und relativ kurzen Der lange Weg zur Vernissage Nutzung durch die US-Amerikaner in der Wänden. Doch wie wird eine Kunstausstellung von Nachkriegszeit nie grundlegend angepasst Grund auf geplant? Bevor es ernst wird, be- oder umgebaut worden. Als das städtische „Die meisten Werke müssen wir ohnehin rät sich der gesamte Vorstand über das Su- Bauamt in den 80er Jahren auszog, war al- aufhängen“, erklärt die Vorsitzende das Reg- jet. Das kann an einem Thema oder auch an les beim Alten: Es fehlte an Steckdosen, die lement, welches von der aktuellen Museum- einer Richtung der bildenden Kunst festge- Wände waren zum Teil mit hauseigenen schefin Frau Dr. Hanemann auferlegt wur- macht sein. Aber egal ob eine bestimmte Fra- Gemälden behangen und in puncto Barrie- de. Lediglich kleinere Werke finden sich auf gestellung im Fokus steht oder ein einzelner refreiheit bestand Nachholbedarf. Und das extra montierten Wänden wieder, die sonst Künstler ins Rampenlicht gerückt wird: Die Amt für Denkmalpflege hätte bei diesen hilflos an den Fäden baumeln würden. Groß- Kosten für den Verein sind erheblich. Je nach notwendigen Modernisierungen auf je- formatige Werke sind einfach nicht drin. der Art der Ausstellungen müssen Wände, den Fall mitzureden. Zudem erschaffen die Findige Kreative lassen sich davon nicht be- Halterungen und Säulen hergestellt werden, Ausstellungsräume keinen Eindruck eines eindrucken. In der Ausstellung „sagen und um die Wirkung der Werke adäquat zur Spra- „White Cube“, also eines weißen, neutralen zeigen“ nutzte der Künstler Alber Coers die che zu bringen. Kosten, die der Kunstverein Raumes, in welchem das Kunstwerk für sich steinernen Simse knapp unterhalb der ge- als Nebenschauplatz verbucht. „Vor allem für sprechen kann und soll. Stattdessen kämpft wölbten Decke im vornehmen Treppenhaus den sicheren Transport der Werke können jede Ausstellung mit dem begrenzten Platz, der Villa, um seine Bücher in gut fünf Metern schon mal einige Tausend Euro zusammen- eingerahmt von hölzernen Kassetten un- Höhe zu verteilen. kommen“, listet Frau Kahle auf, die neben JEDE KÜCHE EIN UNIKAT! Wir freuen uns auf Ihren Besuch! DIE KÜCHENPLANER habicht + sporer Industriestraße 20, 96114 Hirschaid Tel (+49) 9543 44309-0 hirschaid@diekuechenplaner.de 23 www.diekuechenplaner.de
Aus der Ausstellung „Scheue Welten“ von Regina Baierl ihrer Rolle als Vorsitzende des Vereins auch Lehrbeauftragte am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Kunstgeschichte an der Uni Bamberg ist. Die Beiträge der 400 kunstinteressierten Mitglieder reichen alleine bei weitem nicht aus. Kompensiert werden diese Ausgaben durch städtische Fördermittel, welche aber auch für die Ausstellungen im Kesselhaus eingeplant sind. „Ein sehr wichtiger Punkt ist, dass wir alle Künstlerinnen und Künstler einladen, sich die Villa vor einer möglichen Ausstellung einmal genauer anzuschauen“, führt Frau Kahle aus. So können sich die Ausgestellten sicher sein, dass ihr Exposé nicht in einem ungünstigen oder ungewollten Kontext mit den anderen Werken steht. Auf diese Weise kam es noch nie dazu, dass sich ein Künstler im Prozess einer Ausstellungsplanung ausgeklinkt habe. Anschei- nend ein gutes Rezept für die friedliche Koexistenz verschiede- ner Stile und Ansichten. Der Kunstverein als Mediator zwischen Kunstschaffenden hat auch so manche Eigenheiten miterlebt. In der Ausstellung „Scheue Welten“ mit Werken von Regina Baierl und Alexander Rischer traf Architektur auf Fotografie. Hölzerne Studioli, also kleine Häuschen in Form von Holzschränken, hatten ihr Rendezvous mit einst genutzten Gebäuden in Schwarz-Weiß- Bildern. Für die gelernte Architektin und Schreinerin Baierl war nicht nur die Positionierung im Raum von großer Bedeutung. Viel- mehr war durch die Tatsache, dass ihre Werke als Installationen zum sich Hineinbegeben und Besichtigen einluden, der Grund für genaue Vorstellungen zum Umgang mit ihnen. „Die Türen sollten in einem gewissen Winkel stehen, sodass sie bereits Einblick in das Innenleben gaben. Wenn ein Besucher das Werk bereits besich- tigt hatte und wieder verließ, mussten die Türen wieder zurück in die Startposition gebracht werden“, erzählt die Vorsitzende und schmunzelt. Manchmal müsse man auch konkrete Einzelheiten als Vorsitzende in die Hand nehmen und einfach durchsetzen, um die Planungen voranzubringen. „Aber der Interessenausgleich ist sehr wichtig“, hält Frau Kahle fest. Wichtiges Element für eine Ausstellung ist und bleibt die Vernissage, an welcher die Künst- ler über ihre Werke sprechen und ihre Kunst so leichter „greifbar“ machen können. Moderation zwischen Kunst und Publikum In erster Linie erfülle der Kunstverein eine wichtige Mittlerrolle und einen Bildungsauftrag zwischen der Bamberger Öffentlich-
keit und den Aspekten, Epochen und Wer- Kahle. Bamberg sei zwar in anderen kultu- ken zeitgenössischer Kunst. Dabei hat der rellen Bereichen gut aufgestellt, aber könne Kunstverein vor allem überregionale und als Museumsstadt nicht zur vollen Geltung internationale Künstler im Blick. Anfragen kommen. Das Kesselhaus könnte noch mehr aus dem Umland kommen dennoch zu Hauf. Räume bieten, die momentan anderweitig Da jedoch der Berufsverband Bildender genutzt würden. Dann wären auch mehr WEINE AUS ITALIEN IN BAMBERG Künstler in Oberfranken ebenfalls sechs Wo- Vorträge möglich, welche die Auseinander- chen im Jahr die Stadtgalerie Villa Dessauer setzung mit der zeitgenössischen Kunst wei- nutzen kann, bietet sich hier ein entspre- chendes Forum. „Wir können mit unseren ter fördern könnten. Auch die Barrierefreiheit ließe sich mit wenig Aufwand gewährleisten. IMPORT UND HANDEL begrenzten Mitteln und Räumen immer nur Mit Blick auf das Konversionsgelände, wel- Ausschnitte eines Stils zeigen“, meint Frau ches in den vergangenen Jahren ins Zent- Kahle. Zwar verfügt der Verein über das Kes- rum der Diskussion um neuen Platz für Kul- selhaus, welches wieder mit ganz eigenen tur aller Art gerückt ist, betont sie: „Wenn Gegebenheiten ringt, aber auf jeden Fall die Stadt Bamberg dort neue Chancen für länger bespielbar ist. Allerdings schränkt die Kultur schaffen würde, müsste man klotzen fehlende Beheizung den Ausstellungsturnus und nicht kleckern.“ Denn alternative Objek- vom Frühjahr bis zum Ende des Herbstes ein. te, wie das alte Hallenbad, welches einmal Die Beschaffenheit der Wände und die Über- diskutiert wurde und in den kommenden bleibsel aus der Zeit seiner Benutzung ma- Jahren zum neuen Unisportzentrum umge- chen das Kesselhaus einzigartig aber eben baut werden soll, sind rar. Die Glasfronten nicht passend für jede Art von Kunst. Zum im Hallenbad wären ohnehin problematisch einen braucht es Räume für Experimente. geworden in Bezug auf Ausstellungen. So werden zeitweise in leerstehenden Läden Neue Wege, die man zum Beispiel mit dem oder auch einmal in der Altenburg Werke Bamberger Künstler Jan Vormann und sei- präsentiert. Vor nicht allzu langer Zeit waren WWW.VINOECAMINO.DE nen Legostein-Werken gegangen ist. Mit auch noch Ausstellungen im Foyer des ETA- 2000 Besuchern hat die Ausstellung „Dis- Hoffmann-Theaters möglich. Bis zu dreimal patchwork“ ein interessiertes Publikum im Jahr gab es wechselnde Präsentationen gefunden hat. „Gerade diese Ausstellung von Malereien und Zeichnungen. Das sei bietet einen einfachen Zugang zur Kunst“, leider passé. Eine Ausstellung mit Großfoto- sagt die Vereinsvorsitzende. Nicht zuletzt grafien mit Motiven aus aller Welt habe dem durch die Interaktivität mit den Werken war Verein klargemacht, dass in Bamberg Kunst die Ausstellung für Schulklassen besonders im Allgemeinen geschätzt und behütet wird. „Italien ist mein Land. geeignet. Und die Hoffnung besteht, dass „Die Werke hingen unbewacht in der Tiefga- Dank seiner Weine kann ich die ein Teil davon zu zukünftigen Ausstellungen rage Georgendamm entlang des Parkbe- wunderbare Natur und Kultur in erscheint, damit der Faden zum größtenteils reichs und kein einziges wurde beschädigt Deutschland vermitteln." lokalen Publikum nicht abreißt. Zwar sei man oder gestohlen“, erzählt Frau Kahle. stets auf der Suche nach Möglichkeiten, den Schreiben Sie einfach eine kurze Einzugskreis zu erweitern, aber: „Ich habe Unabhängig von der Raumthematik sorgt Nachricht an das Gefühl, dass sich die Bamberger auf ih- der allgemeine Rückgang im Engagement info@vinoecamino.de um über unsere Events, Neuigkeiten und rem Weltkulturerbe ausruhen“, kritisiert Frau für Vereine für Probleme. Vermutlich müsse Monatsangebote informiert zu werden. Francesca von Beust-Luti 25 Telefon: 0160 94968053
Aus der Ausstellung „Scheue Welten“ von Regina Baierl man die Aktivitäten des Vereins einschränken in den kommenden Jahren, da neue Mitglieder ausbleiben. Und auf dem Dachboden der Villa warten noch immer zahlreiche Werke darauf, umfangreich katalogisiert zu werden. Es fehlt vor allem an einem Büro, um die Arbeit besser zu koordinieren und die Erreichbarkeit für die Kunst- liebhaber zu verbessern. Leider reichen die Gelder bisher nicht. Fruchtbare Auseinandersetzung Aber es gibt auch Lichtblicke, die Mut machen – wenn die Ausstel- lung steht und Beifall findet. Neben dem engen Austausch mit dem Berufsverband Bildender Künstler gibt es freundschaftlichen Kon- takt zur Villa Concordia. So klopfen gelegentlich Stipendiaten des Künstlerhauses wegen Ausstellungsmöglichkeiten. Und mit dem Format „rapid art“, welches nur für jeweils drei Wochenenden ge- zeigt wird, hat die Villa ein lebendiges Element hinzubekommen. Dass in Bamberg ein Bewusstsein für die zeitgenössische Kunst entstehen konnte, sei auch dem Skulpturenweg zu verdanken. Mit Kunstwerken wie „Liegende mit Frucht“, die als Bronzeplastik Fern- ando Boteros die Menschen am Heumarkt beobachtet, finde eine Auseinandersetzung in aller Öffentlichkeit statt. Und nicht zuletzt steht die Vernissage zur kommenden Ausstellung unmittelbar be- vor. „Implicit touch“ wird sich mit Skulpturen auseinandersetzen, die in der direkten Materialbearbeitung die Spuren der körperlichen Bearbeitung sichtbar werden lassen, so ist etwa der Handabdruck bei den Arbeiten des Düsseldorfer Bildhauers Markus Karstieß im- mer bestimmend. Der bereits 2001 verstorbene Rheinländer Heinz Breloh gewann seine gestischen Gebilde aus dynamischer Interak- tion seines eigenen Körpers mit dem Material. Erstmals in Bamberg zu sehen sind auch Reliefs des Schweizer Bildhauers Hans Joseph- son. Die Werke laden zum impliziten Dialog ein. Damit der Draht zur zeitgenössischen Kunst nicht abbricht. Und der Kunstverein als kleines aber wichtiges Teil im kulturellen Mosaik Bambergs glänzen darf. Julian Megerle, Fotos: Barbara Kahle Informationen Die Ausstellung „Implicit Touch“ findet vom 2. Juni - 16. Juli in der Villa Dessauer in Bamberg, Hainstraße 4a, statt. Geöffnet ist sie jeweils von Donnerstag bis Sonntag von 12-18 Uhr.
27
Kulinarisch Lavendel Die Heilpflanze zentrationen deren Wirkung am stärksten im Nervensystem, das die seelischen Regungen ätherischen Öl zur Geltung kommt. Lavendel steuert. Der Riechreiz wird von den Sinnes- wirkt antibakteriell, antiviral, antimykotisch zellen aufgenommen und gelangt über die Neben vielen anderen Dingen ist ein Land- (gegen Pilzbefall), entzündungshemmend, Hirnnerven ins limbische System, wo er Re- strich in Frankreichs Süden, die Provence, vor pflegend, beruhigend, durchblutungsför- aktionen für den gesamten Organismus aus- allem für seinen Lavendel berühmt. Teilwei- dernd und krampflösend. löst, beispielsweise Motivation, Sympathie se wächst die duftende Pflanze wild – teil- oder Erinnerungen. weise färben ihre violetten Blüten Täler und Lavendelöl gehört zu den am häufigsten Berghänge auf großangelegten Feldern. La- verfälschten und gestreckten Ölen. Syn- Lavendelöl hilft bei Verbrennungen, Haut- vendel ist eine der wenigen Pflanzen, die seit thetisches Lavendelöl enthält nur circa 20 abschürfungen, Prellungen, Entzündungen Jahrtausenden in vielfältiger Weise genutzt Inhaltstoffe. Man sagt, ihm fehle die Seele oder Insektenstichen. Auf die betroffenen wird. Für den Anbau ist vor allem die blüten- der Pflanze. Echtes Lavendelöl wird per Was- Stellen geträufelt, sorgt es für schnelle Hei- reiche Sorte „Lavandin“ geeignet. Dabei gilt: serdampfdestillation aus den blühenden lung. Je höher die Lage, umso besser die Qualität. Rispen und Stängeln gewonnen. Für einen Diese besteht in über 200 Inhaltsstoffen. Liter ätherischen Öls bedarf es etwa 120 Kilo In einer Duftlampe angewendet, verbreitet Blüten. das Öl einen Duft, der ausgleichend und Lavendel ist eine besondere Heilpflanze. Die stimmungsaufhellend wirkt. Ein paar Trop- einzelnen Arten (Echter Lavendel, Schopf-, Ätherische Öle wirken über die Atemwege fen auf dem Kopfkissen verbessern den Speik- und Wolllavendel) enthalten Limalool, oder die Haut. Durch die Nasenschleimhaut Schlaf, genau wie eine vor dem Schlafen- Cineol und Kampfer in verschiedenen Kon- aufgenommen, beeinflussen sie das zentrale gehen genossene Tasse Lavendeltee mit 28
Foto: Pixabay Honig. Unter Fernreisenden, die sich an den gut eignen sich diese für Eintöpfe, Fischsup- der vollständige botanische Name; das Ur- Tag-Nacht-Rhythmus gewöhnen müssen, pe und Hammelgerichte. Oder auch in La- sprungsland; der Teil der Pflanze, aus dem gilt Lavendelöl als Geheimtipp. vendelkeksen, Schokolade und Pudding. das Öl gewonnen wurde; das Gewinnungs- verfahren; die Qualität (kontrollierter biolo- Eine Schale mit Lavendelblüten auf dem Lavendelsäckchen in Schränken und Schub- gischer Anbau, Wildsammlung); handelt es Schreibtisch platziert fördert die Konzentra- laden halten Motten fern. Ein paar Tropfen sich um 100 Prozent reines Öl?; die Adresse tion und baut Stress ab. Überdrehte Kinder, ins Wischwasser und ihr Fußboden ist desin- des Herstellers. Außerdem sind die ätheri- die eine Blütenmischung aus Lavendel und fiziert. schen Öle lichtempfindlich und sollten da- Rosenblättern auf dem Nachttisch haben, her in dunklen Flaschen abgefüllt sein. schlafen besser ein. Im Garten verbreitet der Lavendel nicht nur wohltuenden Duft, sondern hilft bei der Ab- Hinweis: Alle konzentrierten, ätherischen Ein Lavendelbad hilft bei Erschöpfung, Ner- wehr von Schädlingen. Zwischen Rosen ge- Öle können die Haut oder die Schleimhäute vosität und Muskelkater. Dazu eine Tasse pflanzt hält er Blattläuse fern. Der mehrjäh- reizen. Bei Kindern sollten deshalb bis zum getrocknete Lavendelblüten mit einem Liter rige Stock ist winterhart und blüht von Juli zweiten Lebensjahr keine ätherischen Öle Wasser aufkochen, abseihen und den Sud bis August. Nach dem Schneiden (im bes- angewendet werden. ins warme Badewasser geben. ten Falle morgens – dann ist der Gehalt der ätherischen Öle besonders hoch) die Blüten Verwendungen: Duftlampe (4-6 Tropfen in Innerlich angewandt hilft Lavendeltee gegen mit Stängel eine Woche kopfüber an einem Wasser), Inhalation, Sauna, Kompressen, Bä- Blähungen und Magen-Darm-Beschwerden. dunklen Platz zum Trocknen aufhängen und der, Massagen, Parfümherstellung, Heilmit- Überbrühen Sie zwei Teelöffel getrocknete danach in einem fest verschlossenen Glas tel, Aromaküche. Blüten mit 150 Millilitern siedendem Wasser. aufbewahren, damit das Aroma nicht ver- Zugedeckt zehn Minuten ziehen lassen und fliegt. Birgit Scheffler, Ernährungsberaterin abseihen. Beim Kauf ätherischer Öle sollte darauf ge- In der Küche finden sich Lavendelblüten in achtet werden, ob folgende Dinge auf dem „Kräuter der Provence“-Mischungen. Sehr Etikett genannt sind: der deutsche und 29
Sie können auch lesen