AKTUELL REGIONAL - Stadtecho Bamberg

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AKTUELL REGIONAL - Stadtecho Bamberg
Juni 2017

Die Lektüre für interessierte Bamberger

     AKTUELL                      REGIONAL                 KULTURELL

 „Kultur ist Haltung“ – Nora   Tiefe Stollenanlagen –     Alles für die Kunst –
 Gomringer im Gespräch          Bambergs Unterwelt      Kunstverein Bamberg
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Inhalt

Liebe Leserin,
       lieber Leser,
seit 1998 bietet das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia              Einen engen Bezug zu Griechenland hat auch Martin Pristl. Der ge-
Künstlern aus aller Welt Heimat und einen Ort für künstlerisches              bürtige Bamberger, der sich nach seinem Volontariat für einen Grie-
Schaffen. Der Freistaat Bayern betreibt diese kulturelle Einrichtung,         chenland-Aufenthalt entschieden hat, der deutlich länger als geplant
in der Künstler an kreativen Projekten arbeiten und diese über das            ausfiel, ist vor allem als Drehbuchautor bekannt. Was den Familien-
Jahr verteilt dem Publikum in Veranstaltungen vorstellen. „Durch die          vater neben dem Schreiben von Drehbüchern und – ausgelöst durch
Aufnahme von Künstlern aus anderen europäischen Ländern will der              seine Griechenland-Erfahrung – dem Handel mit Olivenöl umtreibt,
Freistaat Bayern einen Beitrag zur Förderung des europäischen Ge-             erfahren Sie auch in dieser Ausgabe.
dankens leisten“, so steht es in der Ordnung des Künstlerhauses. Mit-
te April zogen die neuen Bewohner auf Zeit in die Villa Concordia ein,        Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen die Stadtecho-Redaktion
die wir Ihnen in der aktuellen Ausgabe vorstellen. Neben deutschen
sind es diesmal griechische Stipendiaten, die sich der Musik, Literatur
und Bildenden Kunst verschrieben haben.

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AKTUELL REGIONAL - Stadtecho Bamberg
Inhalt
AKTUELL
Foto des Monats                                            6
BAssd scho! Nadine Luck über Bamberger „Verbrechen“        7
„Kultur ist Haltung“ – Nora Gomringer im Gespräch          9
GeBAbbl: Kurzmeldungen aus Bamberg und dem Umland         14
Neue Stipendiaten in der Villa Concordia                  16

KULTURELL
Auseinandersetzung gewünscht: Kunstverein Bamberg         22

KULINARISCH
Heilpflanze Lavendel                                      28

PERSÖNLICH
Martin Pristl: Drehbuchautor und Griechenlandkenner       32
Spaßmetal: J.B.O. im Gespräch                             36
Klassik am See: Andreas Ottensamer im Gespräch            38

REGIONAL
Mehr vom Bier wissen: Das Fränkische Brauereimuseum       40
Bambergs Unterwelt: Bier, Sand und ein Labyrinth          44

SERVICE
Lesen                                                     48
Lösen                                                     50
Hören                                                     52
Sehen                                                     54
Was BAssiert                                              56

EDITORIAL                                                  4

IMPRESSUM                                                 59

                                                               werk           EXKLUSIVE
                                                                            MÖBEL UND

Foto Titelseite: Nicole Meisen
                                                               halle    EINRICHTUNGEN
                                                                             AUS EDLEN
                                                                            HÖLZERN IM

                                                               16        WERKSVERKAUF
                                                                       DER MANUFAKTUR

                                                      5
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Foto des Monats

In unserer Maiausgabe haben wir den Wettbewerb „Foto des Mo-              letztjährige Sandkerwa bei Regenwetter. Unheilsschwangerer und be-
nats“ gestartet und unsere Leserinnen und Leser gebeten, Aufnah-          deutungsvoller geht es kaum.
men einzuschicken, die ungewohnte Motive aus Bamberg oder Bam-
berg aus ungewohnten Perspektiven zeigen.                                 Machen Sie auch im Juni wieder mit und senden Sie uns kräftig und
                                                                          wie gehabt an sebastian.quenzer@stadtecho-bamberg.de Ihre Fo-
Vielen Dank für die ersten Einsendungen! Aus aktuellem Anlass             tos zum „Foto des Monats“ ein.
haben wir uns für das Foto von Gerhard Z. entschieden. Es zeigt die

                                                                      6
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BAssd scho!
                                                                                                                            Foto: Pixabay

                                                Und im Internet kursiert tatsächlich ein     Jahren zuvor, beweist, dass der Oberbür-
     Nadine Luck über                           Artikel, in dem vermeldet wird, dass in      germeister schleunigst eine „Task-Force“

 Bamberger                                      Bamberg einem Bewohner eine Zeitung
                                                aus dem Briefkasten gestohlen wurde. Es
                                                                                             zur Rettung der Sandkerwa gründete.
                                                                                             Das würde ein verantwortungsbewuss-

„Verbrechen“                                    geschah am helllichten Tag. Die Polizei
                                                ermittelt vermutlich in alle Richtungen.
                                                Hinweise nimmt jede Polizeidienststelle
                                                                                             tes Stadtoberhaupt nicht tun, wenn es
                                                                                             ernsthafte Bedenken gäbe, die über die
                                                                                             übliche Gefahr von Übelkeit durch über-
                                                entgegen. (Aber klar, für eine Tageszei-     mäßigen Alkoholkonsum hinausgin-
                                                tung sollte Zeitungsdiebstahl zu den         gen. Also, liebe Leute, die ihr Listen von
Viele Bamberger fühlen sich in unserer          schwerstmöglichen Delikten gehören.          Straftaten ins Internet stellt, die den Un-
Stadt nicht mehr sicher. Diffuse Ängs-          Andererseits: Was nicht wertvoll ist, wird   tergang des Abendlandes veranschau-
te werden geschürt, Fake-News über              auch nicht geklaut, oder?)                   lichen sollen: Hört auf, unsere sichere
erfundene Bedrohungen durch Flücht-                                                          Stadt schlechtzureden und unbegrün-
linge verbreiten sich in den virtuellen         Was wäre denn nun das größtmögliche          dete Ängste zu schüren. Seien wir froh,
Filterblasen, und wenn ein Verrückter           Verbrechen, das sich ein Bamberger vor-      in einer Stadt zu leben, in der ein abge-
am ZOB wirres Zeug redet, wäre das vor          stellen kann? Eine Coburger Bratwurst        brochener Außenspiegel eine Schlagzei-
einiger Zeit keine Erwähnung wert ge-           zu essen? Ostfriesisches Bier zu trinken?    le wert ist. Und wenn mir mal ein Nach-
wesen. Heutzutage gibt’s Terroralarm,           Ohne Berechtigung auf einem Anwoh-           bar die Zeitung klauen sollte, lese ich
Evakuierung und überregionale Schlag-           nerparkplatz zu parken? Alles falsch,        halt das E-Paper – und sage BAssd scho!
zeilen. Dabei können wir uns in unserer         das größte Verbrechen, das in Bamberg
schönen Stadt doch ausgesprochen                denkbar ist, ist ein schlechtes Wort über
sicher fühlen. Zwar sind die amerikani-         die Sandkerwa. Das schlechte Wort, das
schen Soldaten längst abgezogen, aber           die Veranstalter vor einigen Wochen
sie haben über 2000 angehenden Poli-            ausgesprochen (und wohl auch ernst ge-
zeimeisterinnen und -meistern Platz ge-         meint) haben, heißt „Absage“. Das von
macht, die hier nun ausgebildet werden.         den Organisatoren in der Begründung
Dass viele Schwerkriminelle um Bam-             wohl etwas fahrlässig ausgesprochene
berg eher einen großen Bogen machen,            Wort von der „aktuellen Sicherheitsla-
zeigt ein Blick in die tägliche Spalte in der   ge“ alarmierte gleich die überbesorgten
Lokalzeitung mit den Polizeimeldungen.          Bürger, die sich im schlimmsten Fall dar-
                                                in bestätigt sahen, dass der islamistische
„Krankenschwester verliert Handy in der         Terror bereits vor den Toren der Stadt
Pödeldorfer Straße.“                            steht und darauf wartet, den Dom mit
„Außenspiegel an Pkw abgebrochen.“              vier Minaretten zu versehen. Mit dem
„Handtasche findet neuen Besitzer.“             Argument „Sicherheitsbedenken“ kann
„Graffiti an Garage angebracht.“                man ja alles begründen, etwa dass man
„Stoffbeutel mit Lebensmitteln                  Aufzüge im Brandfall nicht benutzen
gestohlen.“                                     oder keine heiße Asche in den Müll-                                 Nadine Luck
„12 Autobatterien entwendet.“                   eimer füllen darf. Dass die Sandkerwa                     Buchautorin, Journalistin
„Schlägerei wegen zu lauter Musik.“             2017 nicht unsicherer wäre als die in den
                                                                                                      und Kolumnistin in Bamberg

                                                                    7
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N    Natürliches Bad Brambacher

  Mineralwasser – „Vom Besten der Natur“.

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Aktuell

                                                 wird, ist, dass Kultur sehr großen Drucksitua-   sein zu wollen, wenn die Subkultur Anträge
        Nora Gomringer                           tionen innerhalb der Gesellschaft ausgesetzt     stellt, andererseits aber nicht zaubern zu
                                                 ist und immer mal wieder vergessen wird.         können, wenn diese Unterstützung im Bud-
          „Kultur                                Zwischendrin fällt den Leuten dann ein, dass
                                                 Kultur die schöne Schmiere ist, die uns alle
                                                                                                  get nicht vorgesehen ist. Deshalb braucht es
                                                                                                  eine Entscheidung. Die Stadt muss sagen: so

            ist                                  zusammenhält. Vielleicht ruht man sich in
                                                 Bamberg ein bisschen zu sehr darauf aus,
                                                                                                  oder so. Für Kultur zu sein ist eine Haltung,
                                                                                                  denn Kultur ist Haltung.

         Haltung“                                dass die Stadt so schön ist. Die Schönheit
                                                 ist zwar ein Reichtum, aber dieser Reichtum      Ist sie in gewisser Weise
                                                 konserviert sich selbst auch ein wenig. Aber     auch Prestigeobjekt?
                                                 ich merke es in meinen Gesprächen mit den        Ja. Natürlich geht es bei Kultur auch immer
Mitte Mai hat das Internationale Künstler-       Stadtvätern – sie sind nicht verschlossen, of-   ein wenig um Exklusivität, darum, dass man
haus Villa Concordia seine neuesten kul-         fene Ohren gibt es. Nur eine eigene Linie ha-    dabei ist und andere eben nicht. Kultur ge-
turellen Hoffnungsträger, die diesjährigen       ben sie nicht und vielleicht kommen deshalb      hört in gewisser Weise zum guten Ton. Man
Stipendiaten, präsentiert. Grund genug, ein-     zu viele Leute von außerhalb, von denen          heftet sie sich als schöne Nadel ans Revers.
mal mit Direktorin Nora-Eugenie Gomringer        man sich beeinflussen lässt und Alternativen     Aber damit müssen Künstler umgehen kön-
darüber zu sprechen, wie es um die örtliche      oder Angebote wählt, die manchmal zu billig      nen. Für manche ist es ja auch die Lebens-
Kultur eigentlich bestellt ist.                  sind. Aber Kultur muss Geld kosten und man       grundlage, gut zu können mit den großen
                                                 muss sich dazu verpflichten, sie zu machen.      Tieren. Man darf auch nicht vergessen, dass
Frau Gomringer, auf www.bamberg.de               Dann funktioniert sie. Das wäre eine eigene      Kunst sehr teuer ist. Ich bewundere es im-
heißt es „Bamberg ist Kultur pur“. Was           Linie. Dazu müsste auch gehören, von Leu-        mer, wenn Künstler die Fähigkeit haben, sich
halten Sie von diesem Slogan?                    ten gut beraten zu sein, die sich auf dem in-    Gelder zu organisieren.
Bamberg kann auf eine Struktur und Ver-          ternationalen Markt gut auskennen, richtige
fasstheit zurückblicken, die sehr viel Kultur    Preise formulieren und direkten Kontakt mit      Wie sehen Sie seitens der Bevölkerung
zulässt. Es gibt die Symphoniker schon seit      Künstlern pflegen.                               das Interesse an Kultur?
70 Jahren, das Bamberger Theater existierte                                                       Ich glaube, dass noch viel mehr Interesse
schon lange bevor E.T.A. Hoffmann hierher        Die angesprochenen Symphoniker, das              geweckt werden kann. Es gibt Untersuchun-
kam, und auch die Villa Concordia hat schon      ETA Theater, das Künstlerhaus sind Ver-          gen, die zeigen, dass das einzig Individuel-
seit den 1830er Jahren einen Anklang von         treter der Hochkultur. In Bamberg gibt           le, das man in einer Stadt hat, die Kultur ist;
Kultur gehabt. Insofern geht also schon was,     es aber auch jede Menge Kleinkunst. Wie          und vielleicht noch sportliche Leistungen.
aber es ginge natürlich mehr. Ich würde mir      sehen sie diese Szene?                           Auf jeden Fall das, was die Menschen vor
wünschen, dass zum Beispiel für die Bilden-      Ich kriege mit, dass zum Beispiel das Kon-       Ort kreieren. Wenn diese Dinge allerdings
de Kunst etwas mehr getan werden würde,          taktfestival jedes Jahr nach einem ange-         nicht die Werbung bekommen, die sie brau-
was eigentlich heißen soll, dass mit viel En-    messenen Ort suchen muss, ich kriege mit,        chen, wenn sie zum Beispiel in der Zeitung
gagement an die Zukunft gedacht werden           dass die kleinen Theater und Spielgruppen        nicht groß genug dargestellt werden, wenn
würde. Das fehlt ein bisschen.                   immer schauen müssen, wie sie überhaupt          immer alles weiter gekürzt und mit Presse-
                                                 überleben, auch wenn es mit der Alten Sei-       meldungen gefüllt wird, anstatt auf lokalen
Die Arbeit des Kulturreferats lässt also zu      lerei jetzt einen neuen Spielort gibt. Aber      Journalismus zu setzen, dann sieht es nicht
wünschen übrig?                                  ich glaube nicht, dass sich die Stadt bewusst    besonders gut für sie aus.
Nein, ich finde, die Stadt ist schon hellhörig   dazu entschieden hat, auch die Subkultur
genug. Was ein bisschen fehlt, ist ein ver-      zu fördern. Deshalb kommt sie in die Verle-
mittelnder Draht. Was immer unterschätzt         genheit, nett, verbindlich und unterstützend

                                                                       9
AKTUELL REGIONAL - Stadtecho Bamberg
Würden Sie jungen Menschen empfeh-             Ich fühle keine Spannungen, aber ich habe        gung stehen. Wer einen Raum will, muss mit
len, nach Bamberg zu kommen, um sich           hier in der Villa Concordia auch meine Raum-     der Stadt reden. Und ich habe noch keinen
hier als Künstler zu versuchen?                schiffsituation und bin außen vor. Aber trotz-   Fall erlebt, in dem die Stadt nichts zur Verfü-
In die Kunst zu gehen, würde ich immer         dem beobachte ich natürlich. Und ich habe        gung gestellt hätte. Es sind rational denken-
empfehlen, aber nicht unbedingt in Bam-        den Eindruck, dass sich Bamberg schwer tut       de und agierende Leute. Ich habe nichts zu
berg. Außer vielleicht als festangestellter    mit der Annahme seines neuformierten The-        beklagen.
Schauspieler und so weiter. Ansonsten, um      aters, mit seinem neuen, sehr viel politische-
sich anregen zu lassen, schon, aber man        ren Schwerpunkt. Aber es wird besser. In der     Aber trotzdem, welche Rolle spielt das
wird sich hier keinen Markt erschließen. Es    Bildenden Kunst, sagt man, dauert es zehn        Geld in der Kunst?
gibt hier einfach keinen für zeitgenössische   Jahre, bis in der Öffentlichkeit stehende Wer-   Kunst ist immer auch Investment. Was man
Kunst.                                         ke akzeptiert sind. Bei Institutionen sehe ich   mit ihr verdient, muss man unbedingt auch
                                               das genauso.                                     wieder in sie reinstecken. Zum Problem wird
Man hört immer wieder von Spannungen                                                            das, wenn es für das fertige Kunstwerk kei-
hinter den Kulissen des einen oder ande-       Gibt es Situationen, in denen der Eine           ne Abnehmer gibt. Und diese Kunstkäufer-
ren Hauses, zum Beispiel des Theaters.         dem Anderen Zuschüsse oder derglei-              szene oder Kunstsammeln hat in Bamberg
Braucht die künstlerische Szene Span-          chen nicht gönnt?                                überhaupt keine Tradition. Das wäre mal ein
nungen oder Rivalitäten? Gibt es solche        Das wüsste ich nicht. Ich weiß nur, dass         beackerbares Feld.
Vorgänge in Bamberg?                           manchmal nicht genug Räume zur Verfü-

                                                                    10
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                                                                      und Kulturen? Wollen Sie in kleinen Klassen lernen?
                                                                      Dann kommen Sie zu uns!

Gibt es da überhaupt noch Idealismus?
Viel. Alle sind unheimlich romantisch. Aber das irritiert mich. Ich                        Mit mittlerer Reife in zwei Jahren
glaube daran, dass es in der Kunst Elite gibt. Man darf sich nicht                         oder mit Abitur in elf Monaten
einreden, dass es anders wäre. Und Elite ist immer der Teil, der                           zum Berufsabschluss
Förderungen erhält. Das hat auch damit zu tun, dass es Einzel-
ne gibt, die einfach dazu berufen sind, Künstler zu entdecken
und Leute weiter zu bringen. Das sind einfach Menschen, die
                                                                                           staatlich gepr.
gut hinschauen und Potenzial erkennen können. Bisher hat das                               Fremdsprachen-
gut funktioniert. Jetzt machen sich die Künstler aber alle selbst
dermaßen sichtbar, dass es mich interessiert, was aus dieser Ent-
                                                                                           korrespondent/in
wicklung wird. Wer bleibt und wer es nicht schafft. Nur weil man
ein paar Flyer gestaltet hat, darf man sich noch nicht Künstler
nennen. ­                                                             Hauptsprache Englisch, zweite Fremdsprache
                                                                      Französisch oder Spanisch, Wahlfach Chinesisch
Bamberg ist ein gutes Pflaster für Bildende Kunst? Wird es            oder eine andere Sprache
irgendwann eine neue Großplastiken-Ausstellung geben?
Nein, zumindest nicht vom Künstlerhaus organisiert. Als ich die
Stelle hier übernommen habe, hieß es ganz klar aus München,
dass in dieser Richtung erstmal nichts mehr geplant werden soll.

Schaut man sich die aktuellen Stipendiaten der Villa Concor-           • Suchen Sie einen Ausbildungsplatz
dia aus dem Bereich der Bildenden Kunst an, kann man den                 im Schuljahr 2017/18?
Eindruck gewinnen, der Trend gehe Richtung Installation.
Ist dem so und spiegelt es auch allgemeine Trends wider?               • Bitte vereinbaren Sie unter 0951 8686-0
Ja, so ist der Trend. Installation und grenzüberschreitende Kunst.
                                                                         einen Termin für eine individuelle Beratung
Es gibt Grenzüberschreitungen zwischen den Disziplinen oder
den Medien. Das führt zu einem anderen Selbstverständnis der             oder kommen Sie zu unserer
Künstler. Zum Beispiel ist auch der Filmemacher, der große Vi-           Infoveranstaltung am 22. Juni 2017
deoprojekte herstellt, Bildender Künstler. Der Künstler als Kura-        zwischen 17:30 und 19:30 Uhr.
tor wird auch immer häufiger. Er erschafft nicht mehr selbst, son-
dern stellt nur noch zusammen oder collagiert. Das Ephemere
ist dabei sehr wichtig. Wir leben in einer Zeit, in der wir ständig
schauen und klicken, aber richtig sehen können immer nur noch
wenige. Darum machen sich Stimmen breit, die sagen, Kuration          Berufsfachschule für Fremdsprachenberufe
sei die neue Kunstrichtung. Eigentlich sehe ich das auch so, aber     der Deutschen Angestellten-Akademie
in der Szene gibt es viel Widerstand.                                 Wirtschaftsfachschule GmbH
                                                Sebastian Quenzer
                                                                      Schützenstr. 7 a, 96047 Bamberg

                                                                      Tel. 0951 8686-0 Fax 0951 8686-25
                                                                      E-Mail: fremdsprachen.bamberg@daa.de
                                                                      Homepage: www.daa-fremdsprachen.de
Korfu Stadt                                                   Anzeige

                     Reiseziel Korfu
    Ab in den Süden, der
      Sonne hinterher

Kristallklares Wasser, romantische Buchten, verwunschene Orte
und das alles in strahlendem Sonnenschein: Wer würde zu einer
Reise in den Süden nicht sofort „ja“ sagen? Der Sommer zwar lässt
noch etwas auf sich warten, Frau Gasnier vom Reisebüro L’TUR in
Bamberg weckt aber sicher in jedem schon einmal die Reiselust.

Vor allem, wenn sie von ihrer absoluten Lieblingsinsel schwärmt:
Korfu. Jedes Jahr fliegt sie dorthin. Das Besondere an der Insel ist
die mediterrane Vegetation. Überall blüht und gedeiht es, was
auch Kaiserin Sissi schon zu schätzen wusste, die auf der Insel ih-
ren berühmten Palast „Achilleion“ erbauen ließ. Des Weiteren ist
die Hauptstadt der Insel, Korfu Stadt, ein großer Anziehungspunkt.
Sie zählt zum UNESO-Weltkulturerbe und ist immer einen Besuch
wert. Interessant ist, dass Korfu als einzige griechische Insel nicht
türkisch, sondern italienisch besetzt war, was sich in der Architek-
tur und im ganzen Flair bemerkbar macht. Doch Korfu hat auch
seine ganz eigene Atmosphäre. So gibt es zum Beispiel die typisch
korfiotische Küche mit Gerichten wie „Pastitsada“ (saftiges Fleisch
vom Rind oder vom Hahn, in einer herzhaften Tomatensauce ge-
kocht) oder „Bourdetto“ (ein pikantgewürzter Fischeintopf, der aus
den verschiedensten Fischsorten hergestellt werden kann).

Frau Gasnier erzählt, dass die Insel Korfu von Mai bis Oktober als
Urlaubsziel angeflogen wird. Genauer will sie die beste Reisezeit
jedoch nicht definieren, denn das Wetter ist dort das ganze Jahr
schön – natürlich ist es im August wärmer als im Mai, aber einen
tollen Urlaub kann man dort in all diesen Monaten verbringen. Vom
Flughafen Nürnberg aus wird die Insel zum Beispiel jeden Diens-
tag und jeden Samstag angeflogen. Auch Last Minute kann man
nach Korfu reisen. Jedoch ist die Insel, genau wie alle anderen in
Griechenland, aber auch Spanien, dieses Jahr sehr gut gebucht,
da das große Reiseziel, die Türkei, heuer weniger Urlauber anzieht,
Korfu

was natürlich am Zeitgeschehen liegt. Ei-
gentlich wäre eine Reise an die türkische Ri-
vera aber völlig unproblematisch, sagt Frau
Gasnier. Sie selbst war vor kurzem erst dort,
um sich ein Bild zu machen und war positiv
überrascht: „Man spürt Nichts von der Krise,
es sind zwar ein paar Hotels geschlossen,
jedoch ist es keineswegs ausgestorben und
die Leute sind sehr nett. Der große Vorteil ist
natürlich, dass eine Reise in die Türkei jetzt     gerade Familienzimmer sehr schnell aus-         verkauften Reisen Last Minute Angebote.
viel billiger ist.“                                gebucht sind. Aber junge Paare oder auch        Spätestens als Frau Gasnier das kristallklare
                                                   Rentner sind die typischen Last-Minute-         Wasser ihrer Lieblingsinsel hervorhebt oder
Die beliebtesten Reiseziele 2017 sind jedoch       Bucher. Man muss sich eben spontan ent-         erklärt, dass man auch nach Dubai Last Mi-
trotzdem die griechischen Inseln, die Kana-        scheiden können.“                               nute fliegen könne, wird die Sehnsucht nach
ren oder Mallorca. Sie alle lassen sich übri-                                                      einer Reise in die Sonne geweckt. Für diesen
gens auch hervorragend Last Minute bu-             Es ist leichter, außerhalb der Hauptreisezeit   Fall ist das Reisebüro L’TUR in Bamberg der
chen. Der Vorteil ist die Flexibilität, man kann   einen Urlaub spontan zu gestalten, weil Fa-     perfekte Ansprechpartner. Durch die Per-
spontan sehen, wie die politische Lage in          milien mit schulpflichtigen Kindern natür-      sonalveränderungen im Dezember letzten
einem Land ist oder wo es noch besondere           lich stark auf die Ferien angewiesen sind.      Jahres ist mit der neuen Leitung unter Frau
Schnäppchen zu holen gibt. Beim Reisebüro          Last Minute bedeutet übrigens, dass Sie         Gasnier neben den treu gebliebenen Mitar-
L’TUR bekommen die Kunden einen zusätz-            frühestens vier Wochen vor ihrem Abflug         beitern auch frischer Wind eingezogen. Sie
lichen Rabatt, wenn sie noch am selben Tag         die Reise buchen, es ist aber auch möglich,     alle helfen gerne bei der Planung des perfek-
oder in den beiden darauffolgenden Tagen           das Urlaubsziel erst am Tag der Abreise zu      ten Urlaubs. Damit bleibt nur noch Eines zu
ihre Reise antreten. „Für Familien“, meint         wählen. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass    sagen: Gute Reise!
Frau Gasnier jedoch, „ist es vermutlich leich-     Last Minute boomt. Gerade beim Reisebüro
ter, wenn sie etwas langfristiger buchen, da       L’TUR in Bamberg sind circa 70 Prozent der                   Sabine Schleich, Fotos: Pixabay

                                                                       13
GeBAbbl
Bad Brambacher Garten-Limonade

Die fruchtige Erfrischung
aus dem Garten der Natur

                                                                                                                                        Foto: Stadt Bamberg
Selber machen – das ist heute nicht nur ein nostalgischer Trend,
wie die Oma selbst Socken zu stricken oder Marmelade einzuma-
chen. Doch ist es wirklich immer notwendig etwas selbst zu ma-
chen, damit es besonders lecker schmeckt? Mitnichten! Denn so
manches Unternehmen legt heute Wert auf natürliche Zutaten,
schonenden Umgang mit den Rohstoffen und nachhaltiges Wirt-
schaften. Ein Beispiel dafür sind die Bad Brambacher
Garten-Limonaden!

Aus dem Garten der Natur
Die erfrischend fruchtige Garten-Limonade von
Bad Brambacher ist keine gewöhnliche Limona-
de, denn sie schmeckt tatsächlich so gut wie
selbst gemacht. Warum? Sie wird mit natürli-
chem und natriumarmen Mineralwasser und                            Geldsegen für die
biogener Kohlensäure hergestellt. Bioge-                           BasKIDhall und das Frauenhaus
ne Kohlensäure ist natürlichen, biogenen                           Seit 2005 ist der Inner Wheel Club Bamberg aus dem sozialen
Ursprungs. Im Gegensatz zur technisch                              Engagement der Stadt nicht mehr wegzudenken. Mitte Mai
hergestellten Kohlensäure ist biogene                              überreichten Präsidentin Beate Klug und die Sozialbeauftragte
Kohlensäure natürlicher Herkunft und                               von Inner Wheel Ingeborg Hillmann 1.100 Euro in Form eines
wird nachhaltig und klimaneutral pro-                              symbolischen Obstkorbs an Oberbürgermeister Andreas Starke.
duziert.                                                           Das Geld soll in die Einrichtung einer wöchentlichen Obstkiste in
                                                                   der BasKIDhall im Rahmen des Tutti Frutti-Tags der offenen Kin-
Zudem verwendet Bad Brambacher                                     der- und Jugendarbeit in der BasKIDhall, im Stadtteil Gereuth,
nur feinen Fruchtsaft, je nach Ge-                                 fließen. Insgesamt 3.000 Euro kommen dem Frauenhaus Bam-
schmack aus Zitronen, Orangen, Äp-                                 berg zugute.
feln oder Pink Grapefruits. Außer-
dem verzichtet Bad Brambacher                                      „In der BasKIDhall und im Frauenhaus wird vorbildliche Arbeit
auf künstliche Aromen, Farb-,                                      geleistet, die wir gerne unterstützen“, betonen Klug und Hill-
Süß- und Konservierungsstoffe.                                     mann. Andreas Starke lobte das Engagement des Serviceclubs.
                                                                   „Sie tragen damit zu einem guten Miteinander der Bürgerinnen
Mal ehrlich: würden wir daheim                                     und Bürger unserer Stadt bei. Das ist alles andere als selbstver-
eine Limonade selber machen,                                       ständlich.“
wir würden genau diese Zuta-
ten verwenden. Mit der schon                                       Mittelalterliche Funde
fertigen Garten-Limonade von                                       am Hallstadter Marktplatz
Bad Brambacher sparen wir                                          Bei Grabungen rund um den Hallstadter Marktplatz haben Ar-
uns Zeit für andere schöne                                         chäologen einen mittelalterlichen Weg oder Platz, Schädel und
Dinge im Leben.                                                    Skelette gefunden. „Hallstadt ist die älteste Stadt Oberfrankens
                                                                   und zählt zu den Bodendenkmälern. Deshalb sind die archäolo-
                                                                   gischen Arbeiten für alle Beteiligten sehr wichtig. Sie bieten uns
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Foto unten: Alina Gerhardt/
                                                                                    Caritasverband Erzdiözese Bamberg

                                                                          Die Neugier auf Natur
                                                                          und Technik fördern
                                                                          Die Neugier auf Natur und Technik fördern
                                                                          „Immer neugierig zu bleiben, ist ganz wich-
                                                                          tig. Und jeder der forscht – egal ob drau-
                                                                          ßen, drinnen, zuhause oder im Kindergarten
                                                                          – bleibt schlau“, sagt Hildegard Hofstätter
                                                                          vom Caritas-Kindergarten St. Elisabeth. Die
                                                                          Einrichtung wurde zum dritten Mal als „Haus
                                                                          der kleinen Forscher“ zertifiziert. Die Initia-
                                                                          tive unterstützt Pädagogen dabei, gemein-
                                                                          sam mit den Kindern alltägliche Phänome-
                                                                          ne und die Welt zu erforschen. Dabei sollen
                        die einmalige Gelegenheit, mehr über die          Kindergärten der Begegnung mit Naturwis-
Foto: Stadt Hallstadt

                        Historie unserer Stadt zu erfahren“, erklärt      senschaft und Technik einen festen Raum im
                        Hallstadts Bürgermeister Thomas Söder.            Kindergartenalltag geben. In letzter Zeit be-
                        Die steinerne Befestigung stammt aus dem          schäftigten sich die Kinder vor allem mit dem
                        14. oder 15. Jahrhundert und liegt unter ei-      Thema Klänge und Geräusche. Andrea Wild,
                        ner sogenannten „Brandschicht“ verborgen.         die als IHK Netzwerkkoordinatorin die Initia-
                        „Wir wissen, dass Hallstadt im Bauernkrieg        tive „Haus der kleinen Forscher“ unterstützt:
                        1525 niedergebrannt und danach neu auf-           „Dieser Kindergarten ist ein besonders schö-
                        gebaut wurde“, berichtet Archäologe Dr. Ma-       ner und ich besuche ihn sehr gerne, da hier
                        gnus Wintergerst. „Das heißt also, den Weg        besonders viel geforscht wird. Das ist in
                        oder Platz muss es damals schon gegeben           manchen anderen Kindergärten leider nicht
                        haben.“                                           so wie bei euch. Ihr macht so viele spannen-
                                                                          de Experimente und deshalb darf ich euch
                        Die Knochenfunde stammen ebenfalls aus            heute schon zum dritten Mal gratulieren und
                        dem Mittelalter. „Es ist bekannt, dass sich der   auszeichnen.“
                        städtische Friedhof früher direkt im Umgriff
                        der Kirche befand“, erklärt Bürgermeister
                        Thomas Söder. Und Dr.                                                                               Aktuelle Sonderausstellung
                        Wintergerst: „Anhand                                                                                noch bis 16. Juli jeweils zu den Öffnungszeiten:
                        einer Schließe, mit der                                                                             Die weiße Rose. Der Widerstand von Studenten
                        im 15. Jahrhundert die                                                                              gegen Hitler, München 1942/43
                        Leichentücher befes-
                        tigt waren, können wir
                        die Funde dem Mittel-
                        alter zuordnen.“ Um
                        die Totenruhe mög-
                        lichst nicht zu stören,
                        verbleiben die Funde
                        vorerst im Boden.

                                                                                               15
Kulturell

          Schwerpunkt
          Griechenland
       Neue
   Stipendiaten                                Den kunstinteressierten Dientzenhofer hät-       Bevölkerung mit ins Boot, präsentierte in

    in der Villa                               te es sicherlich gefreut, wenn er miterleben
                                               hätte können, welche Bestimmung die Villa
                                                                                                Vorstellungsrunden kunstinteressierten Ein-
                                                                                                heimischen, wer hier lebt und was sich in der

    Concordia                                  Concordia heute hat. Seit 1998 bietet das
                                               Internationale Künstlerhaus Villa Concordia
                                                                                                Villa tut. So machte sie das Treiben und die
                                                                                                Inhalte des Künstlerhauses transparent und
                                               Künstlern aus aller Welt Heimat und einen        greifbar.
                                               Ort für künstlerisches Schaffen. Der Freistaat
Malerisch liegt das barocke Gebäude der Vil-   Bayern betreibt diese kulturelle Einrichtung,    Die Villa Concordia
la Concordia auf der linken Regnitzseite un-   in der Künstler der bildenden Kunst, Litera-     „Das Internationale Künstlerhaus Villa Con-
terhalb des Stephansberges. Der Hofbeamte      tur und Musik – gefördert durch ein Stipen-      cordia dient der Förderung und Pflege der
Ignaz Tobias Böttinger gab es zwischen 1716    dium – an kreativen Projekten arbeiten und       Künste und der Vertiefung der kulturellen
und 1722 in Auftrag und ließ es wahrschein-    diese über das Jahr verteilt dem Publikum        Beziehungen des Freistaates Bayern zu an-
lich durch den Architekten Johann Dientzen-    in Veranstaltungen vorstellen. Bis 2010 hat-     deren Staaten. Durch die Aufnahme von
hofer bauen. Und auch die sechs Apparte-       te Professor Doktor Bernd Goldmann die           Künstlern aus anderen europäischen Län-
ments sowie der Glasanbau des Staatlichen      Leitung inne. Dann übernahm die damals           dern will der Freistaat Bayern einen Beitrag
Hochbauamtes aus den Jahren 1999 und           knapp dreißigjährige Lyrikerin Nora-Eugenie      zur Förderung des europäischen Gedankens
2005 passen sich gut an das Hauptgebäude       Gomringer die Hausherrschaft. Mehrere Ge-        leisten. Außerdem soll das Internationale
an.                                            nerationen von Künstlern hat sie bereits „be-    Künstlerhaus durch die Zusammenarbeit mit
                                               treut“. Sie nahm dabei stets die Bamberger       den örtlichen Institutionen, durch öffent-

                                                                    16
Ein Teil der griechischen und deutschen Stipendiaten, von links: Klaus Ospald, Okka-Esther Hun-
gerbühler, Thomas Kapielski, Konstantia Gourzi,Andreas Fischer, Janis Rafa, Zoe Giabouldaki ,
Theao Votsos und Mirko Bonné, Foto: Michael Aust

liche Auftritte der Stipendiaten und durch        setzen, sich inspirieren lassen oder sich sei-
eigene Veranstaltungen einen Beitrag zum          ne Ideen wandelnd durch Bambergs mittel-
kulturellen Leben der Stadt Bamberg und           alterliche Gassen und Straßen holen. Jeder
der Region leisten“, heißt es in der Ordnung      der Künstler ist anders, jeder gestaltet – wie
von 1998. Das gilt heute genauso wie vor          sollte es auch anders sein – seine eigenen
zwanzig Jahren.                                   Werke ganz individuell. Gemeinsam ist ih-
                                                  nen trotz der unterschiedlichen Blickwinkel
Regelmäßig finden deshalb im Künstlerhaus         und Ausdrucksmethoden, dass ihre Kunst
Ausstellungen, Lesungen und Konzerte mit          gesellschaftlich relevante Aussagen formu-
den Stipendiaten statt. In diesem Rahmen          liert. Manche Kunstschaffenden orientieren
haben auch alle Künstler Gelegenheit, sich        sich dabei bewusst an traditionellen Wer-
und ihre Arbeit mit Vorträgen oder Projekt-       ten, andere brechen mit herkömmlichen
präsentationen vorzustellen. Denn neue            Mustern.
Kunst soll ins Gespräch kommen, soll gele-
sen, gesehen und gehört, soll erfahren wer-       Die Künstlergenerationen vor den jetzigen
den. Nicht nur die Künstler, sondern auch die     haben das so getan, die griechische und
Leser, Betrachter und Hörer verleihen der         deutsche neue Formation, die Mitte April
Kunst ihre Existenz, ihre Lebendigkeit. Fünf      eingezogen ist, wird es ebenso machen. In
oder elf Monate wohnen und schaffen die           den vergangenen Jahren waren Stipendia-
unterschiedlichen Künstler in dem schönen         ten aus Südfrankreich, Tschechien, Ungarn,
Gebäude an der Regnitz sowie im zweiten           den Niederlanden, Québec, Polen, Öster-
Haus, dem Neuen Ebracher Hof. Ein viel-           reich, Rumänien, Schottland, Shandong/
fältiger Mix aus unterschiedlichen Ländern        China, Bulgarien, Schweden, Portugal, Is-
ging und wird auch in Zukunft hier ein- und       land, der Schweiz, Spanien, und Russland
ausgehen, mit der Fähre in den Hain über-         eingeladen. 2015 wurden Künstler aus Nor-
                                                  wegen in das Internationale Künstlerhaus
                                                  aufgenommen, 2016 kamen die Stipendia-
Janis Rafa und Andreas Fischer im Gespräch
                                                  ten aus Italien, 2017 kommen die ausländi-
mit Nora-Eugenie Gomringer, Foto: Franziska
                                                  schen Gäste nun aus Griechenland.
Wotzinger

                                                                        17
Okka-Esther Hungerbühler und Janis Rafa,
     darunter Konstantia Gourzi, Fotos: Franziska Wotzinger

     Die neuen griechischen
     und deutschen Künstler
     Je vier Künstler der Sparten Bildende Kunst, Musik und Literatur
     hieß Nora-Eugenie Gomringer Anfang Mai in der Villa Concordia
     willkommen. Sie befragte sie über Hintergründe, ihr Schaffen
     und ihre Motivationen. Wie nachfolgend beschrieben, stellten
     sich die Künstler im Kurzgespräch selbst vor.

     Bildende Kunst
     Zoe Giabouldaki arbeitet mit festen und flüssigen Stoffen und hat
     eine Vorliebe für industrielles Material. In Bamberg wird sie in viel-
     fältiger Weise ihre Materialien und ihren ganz eigenen Umgang
     damit finden.

     Okka-Esther Hungerbühler möchte sich nicht in der Kunstge-
     schichte verorten und arbeitet eher direkt. Sie verfolgt Abläufe
     und macht etwas daraus, wie ihre Roboter-Gans mit Webcam.
     Außerdem malt sie. Mittels des Malens möchte sie Geschichten
     erzählen. Bamberg findet sie märchenhaft. Aus dieser Wahrneh-
     mung möchte sie sowohl für ihre Plastiken als auch für ihre Male-
     rei schöpfen.

     Andreas Fischer arbeitet mit Klangmotiven in Kombination mit
     Bewegung. Seine Kunst spricht politische Aspekte, manchmal
     bewusst verstörend, an. Sie führt Bewegungen oder Handlungen
     aus, für die sie nicht gemacht ist. Damit möchte er zum Nachden-

18
ken anregen. Er blickt sich die Dinge, die schon da sind, neu an
und macht dann etwas daraus – auch hier in Bamberg. Symbo-
lisch gesprochen interessieren ihn die streunenden Hunde, und
zwar diejenigen, die sich festbeißen. Mit denen möchte er arbei-
ten.

Janis Rafa legt ihren Schwerpunkt auf bewegte Bilder. Sie ist eine
junge Dokumentarfilmemacherin, die ihren fiktionalen Stoff aus
Erinnerungen an Orte und Situationen schöpft. Sie möchte künst-
lerisch mit Gedanken spielen, zum Beispiel während sie durch
Bamberg geht. Verschiedene Situationen, die ihr hier begegnet
sind und wohl auch im Zeitraum ihres Aufenthaltes noch begeg-
nen werden, regen sie zu besonderen Ideen an.

Musik
Für Klaus Ospald sind Zurückgezogenheit und Natur die zentra-
len musikalischen Themen, immer im Bezug auch darauf, dass
der Mensch diesen Phänomenen ausgesetzt ist. Er ist dabei, ein
Streichquartett zu einem Text von Giacomo Leopardi über die
menschliche Ausgesetztheit in der Natur zu schreiben. Dafür wird
er Bambergs innerstädtische Strukturen und die landschaftlich
tangierenden Schönheiten nutzen.

Konstantia Gourzis Schwerpunkt liegt auf Kommunikation und
Vermittlung mittels moderner Musik, und hier insbesondere auch
auf der Zusammenarbeit mit jungen Leuten. Essenziell ist für sie     Besichtigen Sie unsere Oertel-Musterziegelausstellung.
dabei, dass nicht nur Können eine Rolle spielt, sondern auch Füh-
len und das emotionale Hineinversetzen in Musik. Menschen in
und mit Musik zusammenzubringen ist eines ihrer Ziele, auch in                        Ihr Baustofflieferant
Bamberg. Ein Konzert im Juli wird diese Aspekte unterstreichen.                      Oertel-Baustoffe
Benjamin Scheuer reist gerne. Auf diesen Reisen begegnen ihm                              präsentiert:
auch seine musikalischen Ideen. Die Ambivalenz zwischen einer-
seits „Schrägheiten“ und seinem Faible für skurrile Sachen und
andererseits sein ordentliches akademisches Kompositionskon-
zept widersprechen sich nicht. Spontaneität und Dinge ordnen,
um sie festzuhalten – das ist das Grundgerüst für seine Musik. Di-
rekte Sinnlichkeit und ein genauso direkter Zugang zu zeitgenös-
sischer Musik fehlen ihm in dieser Sparte oft. Diese Komponenten
möchte er in Bamberg suchen und finden.
Marianthi Papalexandri-Alexandri ist Kom-      Nun freut er sich auf etwas neue literari-     sie aus ihrem Fenster schaut, wird zu Inspi-
ponistin und Klangkünstlerin und arbeitet in   sche Inspirationen in der Domstadt.            rationen an ihrem Werk beitragen.
Berlin und Ithaka/USA. Neben ihrem kompo-
sitorischen Wirken arbeitet sie mit Pe Lang    Lila Konomara beschäftigt sich literarisch     Theo Votsos ist Übersetzer. Übersetzen ist
an Klanginstallationen für Soundobjekte,       mit Übergangssituationen, mit metaphysi-       für ihn ein spannender dialektischer Pro-
die international präsentiert und aufgeführt   schen Ideen und Phantastik. Die Dialektik      zess, der um Sprache und Texte ringt.
werden.                                        von Realität und Phantasie, die Erkundung
                                               von neuen strukturellen und sprachlichen       Thomas Kapielski ist ein Allroundarbeiter
Literatur                                      Möglichkeiten sowie die Auseinander-           in der Kunst und ergänzt sein Schreiben
Mirko Bonné ist Autor und Übersetzer. Seine    setzung rund um Fragen nach Zeit, Liebe        durch Arbeiten als Musiker und bildender
Themen sind Landschaft, Lebendigkeit und       und Tod sind wesentliche Merkmale ihres        Künstler im Bereich der Fotografie. Humor
Erinnerungen. Er möchte in seiner Litera-      bisherigen prosaischen Werkes. Darüber         und eine gewisse Abgeklärtheit kenn-
tur politisch sein, aber ohne Dogmatik.        hinaus ist sie Übersetzerin und Autorin. Sie   zeichnen den kapielskischen Ton.
Nach dreijähriger Arbeit hat er seinen Ro-     möchte an einem Roman arbeiten. Gerade
man „Lichter als der Tag“ abgeschlossen.       das fließende Wasser der Regnitz, auf das      Ulrike Almut Sandig klebte Gedichte an
                                                                                              Bauzäune und verbreitete diese auf Flyern
                                                                                              und Gratispostkarten. So brachte sie ihr li-
                                                                                              terarisches Schaffen immer weiter voran.
                                                                                              Für ihre Sprechkonzerte und Hörspiele ar-
                                                                                              beitet sie eng mit Musikerinnen und Kom-
                                                                                              ponisten zusammen.

                                                                                              Christos Asteriou ist Schriftsteller und ver-
                                                                                              fasst Beiträge zu literaturwissenschaftli-
                                                                                              chen und kulturpolitischen Themen.
                                                                                              Ioanna Bourazopoulou ist Schriftstellerin,
                                                                                              verfasst aber auch Erzählungen und Thea-
                                                                                              terstücke, die sie regelmäßig in Literaturzeit-
                                                                                              schriften und Zeitungen publiziert.

                                                                                                                                 Helke Jacob

                                                                                              Die Villa Concordia, Foto: Jörg Tölzel

                                                                   20
21
Kulturell

                                                              Auseinandersetzung gewünscht
                                                           Kunstverein Bamberg

                                                        Das Knarzen der Holztreppe ist der ständige Begleiter auf dem
                                                        Weg nach oben. Der Lack am Geländer wirkt abgegriffen. Eng win-
                                                        det sich der Aufstieg ums Eck in die kleine Schatzkammer. „Hier
                                                        haben wir an die 1000 Werke und Drucke angesammelt“, sagt Dr.
                                                        Barbara Kahle, die erste Vorsitzende des Bamberger Kunstvereins
                                                        e.V., und macht eine weite Geste über die Regale, Schränke und Ti-
                                                        sche im Dachgeschoss der Villa Dessauer. Zahlreiche Bilder haben
                                                        gar keinen Platz in den Regalen gefunden und warten geduldig
                                                        aneinander angelehnt darauf, lediglich mit Folien getrennt, eines
                                                        Tages wieder eine Ausstellung zu bereichern. In dieser einstigen
                                                        Dienstbotenkammer mit ihren kleinen Fenstern schlummern heute
                                                        Schätze aus über 190 Jahren Vereinsgeschichte.

                                                        In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, bestand der junge Verein
                                                        aus einer kleinen Schar von kunstbegeisterten Menschen, die mit
                                                        ihren privaten Sammlungen an Radierungen, Malereien, Kupfersti-
                                                        chen und allem was gefiel, das Repertoire der Vereinigung stellten.
                                                        Ein gemeinsamer Ausstellungsort war nie von langer Dauer, sodass
                                                        zumeist in den privaten Häusern der Mitglieder der Anblick der ge-
                                                        schätzten Werke möglich war.

                                                        Eine lange Zeit verging, Kunstrichtungen entstanden, vermischten
                                                        oder kontrastierten sich und verschwanden wieder im Reich der
                                                        Geschichte. 1987 machte die Stadt Bamberg den Weg frei für die
                                                        Benutzung der Villa Dessauer als dauerhafte Bleibe des Kunstver-
                                                        eins. Die Ära der ständigen Duldung war zu Ende. Mit einem Haken:
                                                        Sechs Wochen. Das ist die Zeit, welche dem Verein zur Verfügung
                                                        steht, um Ausstellungen zu zeigen.

                                                        „Die Stadt Bamberg stellt für diesen Zeitraum die Aufsichtsper-
                                                        sonen im Museum und verlangt keine Miete“, sagt Frau Kahle.
                                                        Im Kunstverein ist man froh über diese Möglichkeiten. Allerdings
                                                        stellt sie klar: „Wir sind ständig auf der Suche nach neuen Ausstel-
Aus der Ausstellung „Scheue Welten“ von Regina Baierl   lungsmöglichkeiten.“ Denn die Villa Dessauer ist nach dem Ende
der Bewohnung und der zwischenzeitlichen       terhalb der Fenstersimse und relativ kurzen     Der lange Weg zur Vernissage
   Nutzung durch die US-Amerikaner in der         Wänden.                                         Doch wie wird eine Kunstausstellung von
   Nachkriegszeit nie grundlegend angepasst                                                       Grund auf geplant? Bevor es ernst wird, be-
   oder umgebaut worden. Als das städtische       „Die meisten Werke müssen wir ohnehin           rät sich der gesamte Vorstand über das Su-
   Bauamt in den 80er Jahren auszog, war al-      aufhängen“, erklärt die Vorsitzende das Reg-    jet. Das kann an einem Thema oder auch an
   les beim Alten: Es fehlte an Steckdosen, die   lement, welches von der aktuellen Museum-       einer Richtung der bildenden Kunst festge-
   Wände waren zum Teil mit hauseigenen           schefin Frau Dr. Hanemann auferlegt wur-        macht sein. Aber egal ob eine bestimmte Fra-
   Gemälden behangen und in puncto Barrie-        de. Lediglich kleinere Werke finden sich auf    gestellung im Fokus steht oder ein einzelner
   refreiheit bestand Nachholbedarf. Und das      extra montierten Wänden wieder, die sonst       Künstler ins Rampenlicht gerückt wird: Die
   Amt für Denkmalpflege hätte bei diesen         hilflos an den Fäden baumeln würden. Groß-      Kosten für den Verein sind erheblich. Je nach
   notwendigen Modernisierungen auf je-           formatige Werke sind einfach nicht drin.        der Art der Ausstellungen müssen Wände,
   den Fall mitzureden. Zudem erschaffen die      Findige Kreative lassen sich davon nicht be-    Halterungen und Säulen hergestellt werden,
   Ausstellungsräume keinen Eindruck eines        eindrucken. In der Ausstellung „sagen und       um die Wirkung der Werke adäquat zur Spra-
   „White Cube“, also eines weißen, neutralen     zeigen“ nutzte der Künstler Alber Coers die     che zu bringen. Kosten, die der Kunstverein
   Raumes, in welchem das Kunstwerk für sich      steinernen Simse knapp unterhalb der ge-        als Nebenschauplatz verbucht. „Vor allem für
   sprechen kann und soll. Stattdessen kämpft     wölbten Decke im vornehmen Treppenhaus          den sicheren Transport der Werke können
   jede Ausstellung mit dem begrenzten Platz,     der Villa, um seine Bücher in gut fünf Metern   schon mal einige Tausend Euro zusammen-
   eingerahmt von hölzernen Kassetten un-         Höhe zu verteilen.                              kommen“, listet Frau Kahle auf, die neben

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Aus der Ausstellung „Scheue Welten“ von Regina Baierl

ihrer Rolle als Vorsitzende des Vereins auch Lehrbeauftragte am
Lehrstuhl für Neuere und Neueste Kunstgeschichte an der Uni
Bamberg ist. Die Beiträge der 400 kunstinteressierten Mitglieder
reichen alleine bei weitem nicht aus. Kompensiert werden diese
Ausgaben durch städtische Fördermittel, welche aber auch für die
Ausstellungen im Kesselhaus eingeplant sind.

„Ein sehr wichtiger Punkt ist, dass wir alle Künstlerinnen und
Künstler einladen, sich die Villa vor einer möglichen Ausstellung
einmal genauer anzuschauen“, führt Frau Kahle aus. So können
sich die Ausgestellten sicher sein, dass ihr Exposé nicht in einem
ungünstigen oder ungewollten Kontext mit den anderen Werken
steht. Auf diese Weise kam es noch nie dazu, dass sich ein Künstler
im Prozess einer Ausstellungsplanung ausgeklinkt habe. Anschei-
nend ein gutes Rezept für die friedliche Koexistenz verschiede-
ner Stile und Ansichten. Der Kunstverein als Mediator zwischen
Kunstschaffenden hat auch so manche Eigenheiten miterlebt. In
der Ausstellung „Scheue Welten“ mit Werken von Regina Baierl
und Alexander Rischer traf Architektur auf Fotografie. Hölzerne
Studioli, also kleine Häuschen in Form von Holzschränken, hatten
ihr Rendezvous mit einst genutzten Gebäuden in Schwarz-Weiß-
Bildern. Für die gelernte Architektin und Schreinerin Baierl war
nicht nur die Positionierung im Raum von großer Bedeutung. Viel-
mehr war durch die Tatsache, dass ihre Werke als Installationen
zum sich Hineinbegeben und Besichtigen einluden, der Grund für
genaue Vorstellungen zum Umgang mit ihnen. „Die Türen sollten
in einem gewissen Winkel stehen, sodass sie bereits Einblick in das
Innenleben gaben. Wenn ein Besucher das Werk bereits besich-
tigt hatte und wieder verließ, mussten die Türen wieder zurück in
die Startposition gebracht werden“, erzählt die Vorsitzende und
schmunzelt. Manchmal müsse man auch konkrete Einzelheiten
als Vorsitzende in die Hand nehmen und einfach durchsetzen, um
die Planungen voranzubringen. „Aber der Interessenausgleich
ist sehr wichtig“, hält Frau Kahle fest. Wichtiges Element für eine
Ausstellung ist und bleibt die Vernissage, an welcher die Künst-
ler über ihre Werke sprechen und ihre Kunst so leichter „greifbar“
machen können.

Moderation zwischen
Kunst und Publikum
In erster Linie erfülle der Kunstverein eine wichtige Mittlerrolle
und einen Bildungsauftrag zwischen der Bamberger Öffentlich-
keit und den Aspekten, Epochen und Wer-          Kahle. Bamberg sei zwar in anderen kultu-
ken zeitgenössischer Kunst. Dabei hat der        rellen Bereichen gut aufgestellt, aber könne
Kunstverein vor allem überregionale und          als Museumsstadt nicht zur vollen Geltung
internationale Künstler im Blick. Anfragen       kommen. Das Kesselhaus könnte noch mehr
aus dem Umland kommen dennoch zu Hauf.           Räume bieten, die momentan anderweitig
Da jedoch der Berufsverband Bildender            genutzt würden. Dann wären auch mehr              WEINE AUS ITALIEN
                                                                                                     IN BAMBERG
Künstler in Oberfranken ebenfalls sechs Wo-      Vorträge möglich, welche die Auseinander-
chen im Jahr die Stadtgalerie Villa Dessauer     setzung mit der zeitgenössischen Kunst wei-
nutzen kann, bietet sich hier ein entspre-
chendes Forum. „Wir können mit unseren
                                                 ter fördern könnten. Auch die Barrierefreiheit
                                                 ließe sich mit wenig Aufwand gewährleisten.
                                                                                                  IMPORT UND HANDEL
begrenzten Mitteln und Räumen immer nur          Mit Blick auf das Konversionsgelände, wel-
Ausschnitte eines Stils zeigen“, meint Frau      ches in den vergangenen Jahren ins Zent-
Kahle. Zwar verfügt der Verein über das Kes-     rum der Diskussion um neuen Platz für Kul-
selhaus, welches wieder mit ganz eigenen         tur aller Art gerückt ist, betont sie: „Wenn
Gegebenheiten ringt, aber auf jeden Fall         die Stadt Bamberg dort neue Chancen für
länger bespielbar ist. Allerdings schränkt die   Kultur schaffen würde, müsste man klotzen
fehlende Beheizung den Ausstellungsturnus        und nicht kleckern.“ Denn alternative Objek-
vom Frühjahr bis zum Ende des Herbstes ein.      te, wie das alte Hallenbad, welches einmal
Die Beschaffenheit der Wände und die Über-       diskutiert wurde und in den kommenden
bleibsel aus der Zeit seiner Benutzung ma-       Jahren zum neuen Unisportzentrum umge-
chen das Kesselhaus einzigartig aber eben        baut werden soll, sind rar. Die Glasfronten
nicht passend für jede Art von Kunst. Zum        im Hallenbad wären ohnehin problematisch
einen braucht es Räume für Experimente.          geworden in Bezug auf Ausstellungen. So
                                                 werden zeitweise in leerstehenden Läden
Neue Wege, die man zum Beispiel mit dem          oder auch einmal in der Altenburg Werke
Bamberger Künstler Jan Vormann und sei-          präsentiert. Vor nicht allzu langer Zeit waren   WWW.VINOECAMINO.DE
nen Legostein-Werken gegangen ist. Mit           auch noch Ausstellungen im Foyer des ETA-
2000 Besuchern hat die Ausstellung „Dis-         Hoffmann-Theaters möglich. Bis zu dreimal
patchwork“ ein interessiertes Publikum           im Jahr gab es wechselnde Präsentationen
gefunden hat. „Gerade diese Ausstellung          von Malereien und Zeichnungen. Das sei
bietet einen einfachen Zugang zur Kunst“,        leider passé. Eine Ausstellung mit Großfoto-
sagt die Vereinsvorsitzende. Nicht zuletzt       grafien mit Motiven aus aller Welt habe dem
durch die Interaktivität mit den Werken war      Verein klargemacht, dass in Bamberg Kunst
die Ausstellung für Schulklassen besonders       im Allgemeinen geschätzt und behütet wird.             „Italien ist mein Land.
geeignet. Und die Hoffnung besteht, dass         „Die Werke hingen unbewacht in der Tiefga-         Dank seiner Weine kann ich die
ein Teil davon zu zukünftigen Ausstellungen      rage Georgendamm entlang des Parkbe-               wunderbare Natur und Kultur in
erscheint, damit der Faden zum größtenteils      reichs und kein einziges wurde beschädigt            Deutschland vermitteln."
lokalen Publikum nicht abreißt. Zwar sei man     oder gestohlen“, erzählt Frau Kahle.
stets auf der Suche nach Möglichkeiten, den                                                           Schreiben Sie einfach eine kurze
Einzugskreis zu erweitern, aber: „Ich habe       Unabhängig von der Raumthematik sorgt                          Nachricht an
das Gefühl, dass sich die Bamberger auf ih-      der allgemeine Rückgang im Engagement                     info@vinoecamino.de
                                                                                                   um über unsere Events, Neuigkeiten und
rem Weltkulturerbe ausruhen“, kritisiert Frau    für Vereine für Probleme. Vermutlich müsse
                                                                                                   Monatsangebote informiert zu werden.
                                                                                                         Francesca von Beust-Luti
                                                                      25                                   Telefon: 0160 94968053
Aus der Ausstellung „Scheue Welten“
von Regina Baierl

man die Aktivitäten des Vereins einschränken in den kommenden
Jahren, da neue Mitglieder ausbleiben. Und auf dem Dachboden
der Villa warten noch immer zahlreiche Werke darauf, umfangreich
katalogisiert zu werden. Es fehlt vor allem an einem Büro, um die
Arbeit besser zu koordinieren und die Erreichbarkeit für die Kunst-
liebhaber zu verbessern. Leider reichen die Gelder bisher nicht.

Fruchtbare Auseinandersetzung
Aber es gibt auch Lichtblicke, die Mut machen – wenn die Ausstel-
lung steht und Beifall findet. Neben dem engen Austausch mit dem
Berufsverband Bildender Künstler gibt es freundschaftlichen Kon-
takt zur Villa Concordia. So klopfen gelegentlich Stipendiaten des
Künstlerhauses wegen Ausstellungsmöglichkeiten. Und mit dem
Format „rapid art“, welches nur für jeweils drei Wochenenden ge-
zeigt wird, hat die Villa ein lebendiges Element hinzubekommen.
Dass in Bamberg ein Bewusstsein für die zeitgenössische Kunst
entstehen konnte, sei auch dem Skulpturenweg zu verdanken. Mit
Kunstwerken wie „Liegende mit Frucht“, die als Bronzeplastik Fern-
ando Boteros die Menschen am Heumarkt beobachtet, finde eine
Auseinandersetzung in aller Öffentlichkeit statt. Und nicht zuletzt
steht die Vernissage zur kommenden Ausstellung unmittelbar be-
vor. „Implicit touch“ wird sich mit Skulpturen auseinandersetzen,
die in der direkten Materialbearbeitung die Spuren der körperlichen
Bearbeitung sichtbar werden lassen, so ist etwa der Handabdruck
bei den Arbeiten des Düsseldorfer Bildhauers Markus Karstieß im-
mer bestimmend. Der bereits 2001 verstorbene Rheinländer Heinz
Breloh gewann seine gestischen Gebilde aus dynamischer Interak-
tion seines eigenen Körpers mit dem Material. Erstmals in Bamberg
zu sehen sind auch Reliefs des Schweizer Bildhauers Hans Joseph-
son. Die Werke laden zum impliziten Dialog ein. Damit der Draht
zur zeitgenössischen Kunst nicht abbricht. Und der Kunstverein als
kleines aber wichtiges Teil im kulturellen Mosaik Bambergs glänzen
darf.
                                 Julian Megerle, Fotos: Barbara Kahle

 Informationen
 Die Ausstellung „Implicit Touch“ findet vom 2. Juni - 16. Juli in
 der Villa Dessauer in Bamberg, Hainstraße 4a, statt. Geöffnet ist
 sie jeweils von Donnerstag bis Sonntag von 12-18 Uhr.
27
Kulinarisch

              Lavendel
          Die
      Heilpflanze
                                                 zentrationen deren Wirkung am stärksten im       Nervensystem, das die seelischen Regungen
                                                 ätherischen Öl zur Geltung kommt. Lavendel       steuert. Der Riechreiz wird von den Sinnes-
                                                 wirkt antibakteriell, antiviral, antimykotisch   zellen aufgenommen und gelangt über die
Neben vielen anderen Dingen ist ein Land-        (gegen Pilzbefall), entzündungshemmend,          Hirnnerven ins limbische System, wo er Re-
strich in Frankreichs Süden, die Provence, vor   pflegend, beruhigend, durchblutungsför-          aktionen für den gesamten Organismus aus-
allem für seinen Lavendel berühmt. Teilwei-      dernd und krampflösend.                          löst, beispielsweise Motivation, Sympathie
se wächst die duftende Pflanze wild – teil-                                                       oder Erinnerungen.
weise färben ihre violetten Blüten Täler und     Lavendelöl gehört zu den am häufigsten
Berghänge auf großangelegten Feldern. La-        verfälschten und gestreckten Ölen. Syn-          Lavendelöl hilft bei Verbrennungen, Haut-
vendel ist eine der wenigen Pflanzen, die seit   thetisches Lavendelöl enthält nur circa 20       abschürfungen, Prellungen, Entzündungen
Jahrtausenden in vielfältiger Weise genutzt      Inhaltstoffe. Man sagt, ihm fehle die Seele      oder Insektenstichen. Auf die betroffenen
wird. Für den Anbau ist vor allem die blüten-    der Pflanze. Echtes Lavendelöl wird per Was-     Stellen geträufelt, sorgt es für schnelle Hei-
reiche Sorte „Lavandin“ geeignet. Dabei gilt:    serdampfdestillation aus den blühenden           lung.
Je höher die Lage, umso besser die Qualität.     Rispen und Stängeln gewonnen. Für einen
Diese besteht in über 200 Inhaltsstoffen.        Liter ätherischen Öls bedarf es etwa 120 Kilo    In einer Duftlampe angewendet, verbreitet
                                                 Blüten.                                          das Öl einen Duft, der ausgleichend und
Lavendel ist eine besondere Heilpflanze. Die                                                      stimmungsaufhellend wirkt. Ein paar Trop-
einzelnen Arten (Echter Lavendel, Schopf-,       Ätherische Öle wirken über die Atemwege          fen auf dem Kopfkissen verbessern den
Speik- und Wolllavendel) enthalten Limalool,     oder die Haut. Durch die Nasenschleimhaut        Schlaf, genau wie eine vor dem Schlafen-
Cineol und Kampfer in verschiedenen Kon-         aufgenommen, beeinflussen sie das zentrale       gehen genossene Tasse Lavendeltee mit

                                                                      28
Foto: Pixabay

Honig. Unter Fernreisenden, die sich an den     gut eignen sich diese für Eintöpfe, Fischsup-   der vollständige botanische Name; das Ur-
Tag-Nacht-Rhythmus gewöhnen müssen,             pe und Hammelgerichte. Oder auch in La-         sprungsland; der Teil der Pflanze, aus dem
gilt Lavendelöl als Geheimtipp.                 vendelkeksen, Schokolade und Pudding.           das Öl gewonnen wurde; das Gewinnungs-
                                                                                                verfahren; die Qualität (kontrollierter biolo-
Eine Schale mit Lavendelblüten auf dem          Lavendelsäckchen in Schränken und Schub-        gischer Anbau, Wildsammlung); handelt es
Schreibtisch platziert fördert die Konzentra-   laden halten Motten fern. Ein paar Tropfen      sich um 100 Prozent reines Öl?; die Adresse
tion und baut Stress ab. Überdrehte Kinder,     ins Wischwasser und ihr Fußboden ist desin-     des Herstellers. Außerdem sind die ätheri-
die eine Blütenmischung aus Lavendel und        fiziert.                                        schen Öle lichtempfindlich und sollten da-
Rosenblättern auf dem Nachttisch haben,                                                         her in dunklen Flaschen abgefüllt sein.
schlafen besser ein.                            Im Garten verbreitet der Lavendel nicht nur
                                                wohltuenden Duft, sondern hilft bei der Ab-     Hinweis: Alle konzentrierten, ätherischen
Ein Lavendelbad hilft bei Erschöpfung, Ner-     wehr von Schädlingen. Zwischen Rosen ge-        Öle können die Haut oder die Schleimhäute
vosität und Muskelkater. Dazu eine Tasse        pflanzt hält er Blattläuse fern. Der mehrjäh-   reizen. Bei Kindern sollten deshalb bis zum
getrocknete Lavendelblüten mit einem Liter      rige Stock ist winterhart und blüht von Juli    zweiten Lebensjahr keine ätherischen Öle
Wasser aufkochen, abseihen und den Sud          bis August. Nach dem Schneiden (im bes-         angewendet werden.
ins warme Badewasser geben.                     ten Falle morgens – dann ist der Gehalt der
                                                ätherischen Öle besonders hoch) die Blüten      Verwendungen: Duftlampe (4-6 Tropfen in
Innerlich angewandt hilft Lavendeltee gegen     mit Stängel eine Woche kopfüber an einem        Wasser), Inhalation, Sauna, Kompressen, Bä-
Blähungen und Magen-Darm-Beschwerden.           dunklen Platz zum Trocknen aufhängen und        der, Massagen, Parfümherstellung, Heilmit-
Überbrühen Sie zwei Teelöffel getrocknete       danach in einem fest verschlossenen Glas        tel, Aromaküche.
Blüten mit 150 Millilitern siedendem Wasser.    aufbewahren, damit das Aroma nicht ver-
Zugedeckt zehn Minuten ziehen lassen und        fliegt.                                                   Birgit Scheffler, Ernährungsberaterin
abseihen.
                                                Beim Kauf ätherischer Öle sollte darauf ge-
In der Küche finden sich Lavendelblüten in      achtet werden, ob folgende Dinge auf dem
„Kräuter der Provence“-Mischungen. Sehr         Etikett genannt sind: der deutsche und

                                                                    29
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