Universitäts- und Landesbibliothek Tirol - Innsbrucker Nachrichten. 1854-1945 1921

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Universitäts- und Landesbibliothek Tirol

   Innsbrucker Nachrichten. 1854-1945
                  1921

                6.8.1921
Universitäts- und Landesbibliothek Tirol - Innsbrucker Nachrichten. 1854-1945 1921
Unabhängige demokratische Tageszeitung                                                         mit der illustrierten Zeitschrift „ Hochland".
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      Nummer 178                                                         Samstag , den 6. August 1921                                                                     L8. Jahrgang
  Mochensaleuder
             : Montag, 1.    August Petri   Kettf. Dienstaff
                                                          , 2. Portiu nkula. Mittwoch
                                                                                    , 3. Stefan K. Donnerstag
                                                                                                            , 4. Domimkus
                                                                                                                       . Freissg, ö. Maria Schn. Samstag, 8. Verkl. Jesu. Sonntag, 7. Kajetck
                                                                                                                                                                                           ».
                                                                  Legionären niedergeknttttelt oder niedergeschoben wer¬ reichischen Kriegsanleihen gesellen sich gerade in letzter
       Kmz
         »        kl öMjeihkMM In              Pelerrdm?         den.    Es war eine Bedingung des Friedensvertrages, Zeit immer häufiger die Beschwerden iiber die vorhin be¬
                                                                 daß die M i n o r i t ä t e n. in den neu entstandenen Staa¬ sprochenen Uebergriffe, die wegen ihrer großen Zahl und
  A Die Bolschewisten vertrieben. — Rücktritt Trotzkys. ten geschützt werden. Werden die Minoritäten aber wegen des Umstandes, daß sie straflos                                          bleiben , das
                                                                 derart behandelt, wie es jetzt in Deutschböhmen geschehendeutsche Rechtsgefithl brutal beleidigen. Daß tschechische
      Riga, 6. August. (Priv .) In Petersburg soll eine ist, dann haben jene, die für den Vertrag die Verant¬ Legimräre ihre Versammlungen in rein deutschen
   schroere Revolntion              gegen bie Sowjetregiernng wortung tragen, einzuschreiten. Dieser Mahnruf                    er¬ Städten abhalten und sich Labe: nach Faschistenart
   ausgebrochen sei». Die Bolschewisten sollen v e r tri e, geht an Europa und er wird gehört werden müssen, wenn gebärden, daß die tschechischen Sokom ihr Haupttest durch¬
   b e n und tte Revolutionäre » Herren der Stadt sei« . Es von  nicht von neuem bewiesen werden soll, daß der B e r t r a g aus tm deutschen Karlsbad                      feiern wollen, daß im
                                                                        St . Germatn       nichts anderes ist, als ein wert¬ größten Strandbad Prags große Plakcte mit der In¬
   ist sicher, daß ei» W e chs e l i» - er Regierangs.           loser Fetzen Papier.                                                schrift: „Provokatives deutsches Benehmen ist hier ver¬
   Politik     entweder schon vollzogen ist, oder sich in kür¬ Verlassen wir uns aber fürs erste n i cht auf Europa. boten!" angebracht sind, imd noch Dutzende anders Ueber¬
   zester Zeit vollziehen wird. I « bolschewistischen Kreisen Bis sich ein europäisches Forum , sei cs der Oberste Rat griffe, die von keiner                        Behörde        geahndet       und
   erklärt «ran» offizielle Meldungen aus Moskau erhalte« oder der Bölkerbmw, mit dieser Frage beschäftigt                  , wird von keinem              Minister         desavouiert        werden,
                                                                 noch viel Zeit verstreichen. Unserer Meinung nach wäre das alles läßt das radikale Auftreten der deutschen Ab¬
   zu haben, Last Trotzky infolge der Reformkerungs- es             in erster Linie PflrchtdesDeu            ; schenRetches,
    politik Lenins      seine Demission        als Bolkskom« sich der Menschenrechte der Subetenbeutschen anzuneh- geordneten in den Angen ihrer Wähler nur gerecht¬
                                                                                                                                     fertigt      erscheinen. Die „verschärfte Taktik" wird daher
    misiär des Krieges eingereicht hat. (Eine Bestätigung men. Die Tschechoslowakei buhlt ans Geschäftsinteressevon der deutschen Bevölkerung durchaus als volks¬
   dieser Meldung bleibt abzuwarten. Anm. d. Red.)              um die Freundschaft              des deutschen Nachbarn,- ibre tümlich gebilligt , sie ist ein bewußtes Abwehrmittel
                                                                Regierung lädt deutsche Journalisten                    zu einer im Kampe gegen den tschechischen Terror.
           Die Ursachen dev Hungersnot.                         Studienreise ein, verurutltch deshalb, damit sie sich durch Begreiflich, daß jede von auswärts                         kommende Un¬
                                                                persönlichen Augenschein davon überzeugen können, wie terstützung dieses völkischen Kampfes bet den Sudeten-
        iS Millionen Menschen von der Mißernte betroffen.       b' e deutsche Minorität „gleiche Rechte und gleichen Schutz" derrtschen den wärmsten A n? l a n g finden mutz und
      KB. Kopenhagen, 5. August. Nach Meldungen der in der „tschechoslowakischen Schweiz" genießt. Die deutsche sie als Zeichen der völkischen                                         Zusammen¬
   Sowjetblätier sind von der totalen         Mißernte       19 Regierung muß nach Prag hin zu verstehen geben, daß gehörigkeit                           freudig begrüß; wird.
  Millionen Menschen mit einem Viehstand von 13 Millio¬         es   keine    »
                                                                              F reundschaft         und   keine   wie  immer    ze-
   nen Stück und von einer schlechten Ernte elf Gou¬ artete Annäherung zwischen Deutschland und der Tsche¬
   vernements ' mit einet Bevölkerung von 29 Millionen choslowakei geben kann, solange öic Sudetendeutschcn
  Menschen betroffen. IM ganzen sind über 28 Millio¬            schütz - und wehrlos den Gummiknttttcln tschechischer Le¬
  nen       Menschen in Rußland von einer totalen oder gi onäre ausgeliefert snrö und von ik-nen wie ein tod¬
    teilweisen Mißernte betroffen, hievon gehören sieben¬ wundes Wild vor die Gewehre der Gendarmen getrie¬ Gegen den Grafen Michael Kar olyi. den ersten Prä¬
  einhalb Millionen Menschen der Jnöustricbevölkerung an. ben werden. Wir Bewohner der Alpenländer                             be- sidenten der ungarischen Volksrepublik, wurden in der
                                                                nötigen nicht so dringend den Schutz und die Hilfe der letzten Zeit vom Prinzen Windifchgrätz                              in der Na¬
                                                                deutschen Brttder tnr Reiche, wie die bedrängten und ver¬ tionalversammlung verschiedene Anklagen erhoben. So

      6tt           Des     MMIffl!                             gewaltigten Sudetendeutschen. Wir sind der Sympathien behauptete Prinz Wtndtschgrätz
                                                                Deutschlands     gewiß    und     wir  werden,
                                                                missen,- den Deutschen in Böhmen , Mähren
                                                                                                                 falls  es einmal    und   seine   Partei   bestochen
                                                                                                                                                                           , baß öic Erttente Karolyi
                                                                                                                                                                          habe , bannt sie dem kämp¬
                                                                notwendig sein sollte, unser Recht auch selbst durchzusetzen fenden Oesterreich und Deutschland in den Rücker; falle.
                                                                                                                              nnd Weiter behauptete Prinz Windkschgrätz             , daß Karolyi der
      In Böhmer, ist wieder einmal deutsches              Blut Schlesien muh aber un g e s ä u m f zum Bewußt¬                       Entente wichtige            militärische        Geheimnisse,
  geflossen! Tschechische Legionäre haben in Aussig , in sein gebracht werden , daß jcn'eits des Böhmer- die sich namentlich auf die Kampfvorberettungen am
  P o st e l b e r g und in Flöhan         Deutsche überfallen maldes und der Sudetenkämme im gairzen Deutschen Chemin - öes - Dames                                       und     bei Chateau-
  und m i ß h a n b e l -. Als sich die Uekerfallenen zur Reiche warm fühlen de Herzen für sie schlagen, Thierry                                    bezogen haben, verrrten habe, drittens sagte
  Wehr setzten, griff rücksichtslos tschechische Gendarmerie und daß sich von dort ihnen hilfreiche                 Hände ent- er aus , Karolyi sei mit der Sowjetrcgierung                          in
   ein. Zwölf Tote und 43 v e r w u n d e t c d e u t sche gcgcnstrecken       . Dorthin,        in diese meist gefährdeten Ge¬ Beziehungen                   gestanden, und endttch hätte er noch
  Bürger sind der tschechischen Brutalität zum Opfer ge¬ biete deutschen Volkstums, nrögen die deutschen                             vor dem Zusammenbruch der Entente nngarländi-
  fallen.                                                       S Ä e r f l e i n geleitet werden. So rankbar wir Tiroler schesGebiet                     angeboten.
      Es ist dies nicht der erste Brutrlitätsakt,               für jede Hilfe Deutschlands auch sind, so glauben wir                  Zu diesen Beschuldigungen erklärt Graf Karolyi in
  den die um das Selbstbest.mmungsrecht schnöde betroge¬ doch, daß sie jetzt dringender                    tu Deutschböh-
  nen Sudetendeutschen zu erleiden haben. Schon lange m e n benötigt wirb. In Tirol wird viel deutsches Geld der „Neuen Züricher Zeitung" u. c. nachstehendes:
  vor dem Krieg haben tschechische Terroristen in rein für überflttsstge Zeitungsgründnngen und unzweckmäßige Weder irgendwelche Bevollmächtigte der Ententestanien,
  deutsche Sprachgebiete — Prachatitz        , Krumau , Ro¬ Propaganda verwendet; diese Summen dürften wohl noch irgendwelche andere ausländische Persönlichkeiten
  sen borg sogenannte
                 —               Sokvlausflüge unternommen, bcsser im Sudetcnlande am Platze sein. Wir müssen uns haben                      mir jemals Geld angeboten.                 Zur     zweiten
  die mit schweren Zusammenstößen zwischen Deutschen und auch klar werden, daß ein Zusammenschluß                             mit Beschuldigung übergehend, derzufolge ich der Entente
  Tschechen geendet haben. Den meuchlings überfallenen Deutschland, herbeigeführt durch eine Revision des Frie- militärische                               Geheimnisse          verraten haben soll,
                                                                                                                                     möchte   ich  nur  in
  Deutschen kostete jeder dieser von der k. k. Statthaltcrei dcnsvertragcs von Versailles, ohne katz gleichzeitig den Vertretern der Ententestaaten niemals Kürze   feststem»,  daß zwischen mir und
  in Prag geduldete Ausflug mehrere Todrsopfer. Doch Deutschböhmen                        und den Südiirolern             geholfen                                                      von ähnlichen
                                                                                                                                    Dingen           Rede   war,
  waren diese unserer Erinnerung nun fast schon ent¬ würde, nur ein halber Erfolg wäre und überdies glauben ttsche Möglichkeit bestand. Achnlich steht es mitkeine
                                                                                                                                                die               und  Latz  dazu auch  gar       prak-
  schwundenen Vorgänge nur ein Kinderspiel gegen die nür, daß der Angelpunkt                           für den Anschluß                                                                       dem fol¬
  Terrorakte, die sich fest dem Bestehen des tschechoslowa¬Deutschösterreichs                                                       genden, meine Bezichm;gen zu Sowjetrußland                     be¬
                                                                                                an das Deutsche Reich in z handelnden Anklagepunkt: er ist vollständig grundlos
  kischen Gewaltstaates m öcutschböhmischen Städten abge¬ der Erledigung der d e u t s chb.ö h m i sche n Frage zu 3
  spielt haben. Der Blutsonntag             von Teschen und suchen ist. Solange die Deutschen in Böhmen aus dem? heit                und aus der Luft gegriffen. Ich erkläre üiemit der Wahr¬
  die Toüesrwfer in Aussig werden für die tschechoslo¬verhaßten tschechischen Joch nicht befreit sein werben,!                            entsprechend, daß ich während der ganzen Kriegszeit
  wakischen Machthaber, bie im Zeitalter der Demokratie »vird auch der Anschluß DeutschSsterreichs an das^ mit keinerlei                                   russischen Revrluttonärcn , weder mit
  ein hochkultiviertes, arbeitsames Millionenvolk gewalt¬ Deutsche Reich nötigenfalls gewaltsam                       verhindert Bolschewisten        , noch mit Menschcwisten, jemals zusam¬
  sam unterdrücken wollen, ein ewiger           Schandfleck     werden, denn die Tschechen sind willfährige                  Voll¬ mengekommenb;m Auch habe ich weder brieflich, noch im
  bleiben. Es klingt nrc Hohn, wenn man hört, daß die strecker der französischen                     Gewaltpolitik.                  Wege von Botschaften, noch auf irgendwelche andere mög¬
  Tschechoslowakei ein Minoritäts           schütz ge setz hat,    Wir »nüssen daher vor allem verlangen, daß die Brüder verkehrt.  liche  Art während der ganzen Kricgsdauer mit solchen
  das allen Bürgern , ohne Unterschied der Nationalität (!) im Sudetcnlande in ihrem Kampfe                     um ihr vülki-
                                                                                                                                       Was meine angeblichen „Denkschriften"                     anbe¬
  gleiche Rechte          und gleichen Schntz        verbürgt,- s che s R e cht mit allen Mittel ); geschützt und g e- langt,                in   welchen   ich der  Entente   nngarländisches   Gebiet
  ;wch lächerlicheraber : st es , daß die gleichen tschechischenstär k t werden. Ni^ dürfen wir vergessen, daß in diesen
  Minister , die derartige, eines Kulturstaaies unwürdige Teilen deutscher Erde Germanins                              treueste     angeboten haben soll, un; ihre Gunst für meine Persm;
  Zustände dulden, die seit drei Jahren in jeder Hinsicht       Söhne      wohrren.                                                 oder   für meine Partei zu erwerben, so kann ich nur der
  vergervalttgtcn Deutschen zur M i t w i r k nn g (!) an                                                                           Wahrheit gemäß feststellcn, daß ich ähnl che Denkschriften
  der L e i t u n g d e s S t a a t e s einladen. Zu gleicher Tie „verschärfte Taktik " der deutschen Parlamentarier weder                   selbst entworfen, noch durch andere Personen habe
                                                                                                                                     entwerfen      lassen,- ähnliche Verhandln))zer; mit irgend¬
  Zeit werden aber die Vertreter des deutschen Volkes, da                          in  der  Tschechoslowakei.
  sie in den LertretungSkörrern gerechte Beschwerde führ¬ Die an den „Deutschen parlamemcrischen Verband" welchem                               Beauftragten einer beliebigen Ententemacht habe
                                                                                                                                    ich niemals geführt, noch direkt oder indirekt wen immer
  ten, unter Tumultszerwn von tschechischen chauvinistischenvom tschechoslowakischen Ministerpräsidenten C e r n y znr beauftragt, Verhandlungen dieser Art in meinem Namen
  Abgeordneten beschimpft    , mißhandelt und schließlich über aktiven Mitarbeit vor einiger Zeit ergangene Einlaötmg oder in dem meiner Partei zu begannen oder zu führen.
  Anordnung des Vorsitzenden mit Pölizeigewalt                  wurde von dem Führer des Verbandes, Dr . Lodge- Wenn also irgend jemand dies dennoch getan hätte, so
' aus dem Parlamente ausgewiesen.                               m a n n, g l a t t a b g e l e h n t,- der Verbarrd hat sich irr müßte dies entweder ein agent provocateur oder ein Aben¬
      Wenn ölleseEntrechtung            und Mißhandlung         Anbetracht der fortgesetzten Unterdrückung der Deutschen teurer gewesen sein, der mit meinen; Namen Mißbrauch
  der Deutschen in Böhmen anhält — wir schließen uns im urit Mehrheit für eine „verschärfte                      Taktik" ent¬ trieb.
  Folgenden der; Gedankengange des Chefredakteurs des schieden           . Dies war flir die tschechischen Chauvinisten das            Von all de»; sinnwidrigen Anschuldigungen ist die ein¬
  „Salzburger Volksblart", der in ähnlicher Weise zu den Signal zu einer neue ir Deutschenhetze in den gesetz¬zige Wahrheit — und dies werd: ich niemals lcug;;en —
  Vorfällen in Aussig in dem genannten Blatte Stellung gebenden Körperschaften, so daß gegenwärtig alle Be¬ daß ich lange Jahre vor Ausbruch des Weltkrieges ein
  nimmt, vollinhaltlich an — so werden diese Fragen vor ratungen , gleichgültig welches Gesetz sie betreffen, faßt ausgesprochenerGegner des Drcibundes gewesen bin, in
  ein europäisches          Forum kommen müssen. Das ausschließlich von nationalen Beschwerden und Entgeg- der festen Ucberzeugung, daß der Jmperialistenwahn der
  europäische Forum , als das die Friedenskonferenzen von nungen erfüllt sind.                                                      Preußen unabwendbar zu einem tragi 'chen Krieg füh¬
  Versailles und St . Germain so oft angesprochen werden, Die Deutschen haben alle Ursache, in ihrer Obstruktion ren werde. Als Gegengewicht der Dreib indpolitik wollte
  hat die Deutschen Böhmens und des Sudetengebietcs weiter zu verharren. Zi; den noch immer nicht bereinig¬ ich eine Annäherung                                        an dte Süd sla wen a ;;-
  gegen ihren Willen in die Tschechoslowakei gepreßt.           ten Hauptforderungen der Deutschen nach einem gerech¬bahnen, irm den vorausz )rsehcnden de)ltschen Krieg ouswei-
  Europa hat die Pflicht, dafür zu sorgen, daß die Deutschen te»; Sprachengesetz,             nach einer auch die Minderheit chen zu können. Während der ganzen Tauer des Krieges
  in dev Tschechoslowakei auch wirklich meuscheuwur-            schützenden Geschäftsordnung               des      Parlamentes blieb ich unentwegter Anhänger friedlicher Ideen , und
  d i g leben köMen und sticht von einigen toll gewordenen uitö nach einer zufriedenstellen den Einlösung der öster¬ versuchte die Wege zum Friedensschluß öt; ebnen, Jeder »;
Universitäts- und Landesbibliothek Tirol - Innsbrucker Nachrichten. 1854-1945 1921
Seite 2. Nr . 178.                                                               JnnSbruSer               Nacbrichten                                                     Samstag , den 6. August 1921.

 denkenden Menschen, der kein opportunistischer Selbst-' gekrönte Verfasser der Sixtusbriefc hingegen seine ganze                                      Alle Dien-stleut' vom Sch .ößl sind zffammeng'rufen worden, und
 täuscher war, und den keine materiellen Interessen zur Politik, ja sogar seine eigene Handschrift ableugnete, um                                   da hat uns der Doktor-g'sagt: „Sr . kaitserlichen Hoheit is die sterz¬
 Weiterführung des Krieges veranlatzten, mutzte rinteuchten sich in die hohe Gunst seines Kollegen Wilhelm znrückzu-                                ader g'sprun-gen und da ha : ihn -der Schlag troffen."
 daß der Zusammenbruch unvermeidlich sein werde, so¬ betteln. Es gehört eine maßlose Unverfrorenheit dazu,                                              Und der Prinz hat g'sagt: „Wer sich untersteht, was anderes
 fern wir bis zum Ende durchhalten und die preußische daß Winbischgrätz            , der intimste Mann des Exkaisers, dem                           zufammenzulügen, verliert den Dienst."
 Militaristenpartei nicht zu einem annexionsfreien, mensch¬die Friedenspolitik und Sondcrfriedenspläne seines                                           Dann hat der Prinz Coburg die Leut' wcgg'schickt     ; die hab'n
                                                                                                                                                    allexg'weint.
 lichen Frieden zwingen. Vpn diesem Grundsatz ausge¬ Herrn wohlbekannt waren, mich zum Landesverräter                                                   Dann is der Löschet 'nein inte Zimmer , -hat finster g'macht und
 hend, hielt ich den S v n d e r f r i e d e n für die letzte Zu¬ stempeln möchte, weil ich die gleiche Politik wie sein Herr                       Lichter anzund:
 flucht der Monarchie und Ungarns . Wie wir aus der verfolgt habe.                                                                                      Beim Aufmachen der Tür Hab' i g'sehn, daß der Kronprinz schon
 seither erfolgten Memvirenitteratur bereits wissen,                                           *
                                                                                                                                                    auszogen is und im Veit zudeckt liegt. Das Gesicht war bedeckt
 stimmte diese meine politische Auffassung mit der Politik                                                                                          mit an Tuch.                                                       ,
 des Exkaisers Karl überein . Nur daß ich bei meiner po¬ Sympathischer wird die Figur des Grafen Karolyi                                                Dann hat der Prinz die Tür zug' sperrt und den Schlüssel ein-
 litische!! Auffassung bis zum Ende ausgehalten habe, der durch diese „Rechtfertigung" gerade nicht!                                                g' steckt und is ins andere Zimmer gangen.
                                                                                                                                                        Dann is der Graf mit 'm Doktor in sein' Fiaker weggesahren,
                                                                                                                                                    der Doktor nach Baden, der Graf nach Men.
                                                                                                                                                       Im Vorzimmer is der Verwalter , der Lösche? und i blieben,
                                                                                                                                                    damit niemand zu seiner Tür geht. Nit amal in 'n stof . haben
                                                                                                                                                    die Lsnt' 'nein dürfen; da is der Gendarm und der Oberhofer
                                                                                                                                                    g'standen.
                                                                                                                                                       Auf einmal !s der Bratfisch ankommen Mt der Baronin . Dm
                                                                                                                                                    Bratsisch ha-b ns glei 'neing -lassen. Der hat ausg 'schant wie a
     Auf Grund eines neu aufgefunbeueu Ouellenbertchtes. Der Jäger und die andern Leut' waren befohlen zur Glashütte -, Narr , so weg war er.
                 Bor Adam INüller-Gckt-enbrunn (Men ).                   dort war am Dienstag die Jagd.                                                 Die Baronin war so weiß wie a Leintuch. Sie is auf die
                                                                            In aner Stund vielleicht hat mi der Kronprinz rufen lasten und Tür gestürzt und hat aeschrien: „Is wahr, is er tot?"
                           Der Verlag Georg Wsstermann in Braun- hat mir g'sagt: „Du nimmst den Mldniagen und fährst mit no                             Wie's nit hat 'neinkönnen, is zum Prinzen gangen. Der hat
                        schweig und .Hamburg stellt uns diesen hoch¬ zwei Leuten aus d' obere Bläß . Dort holst du den Hirschen c>, sie zum Kronprinzen nit 'nun Edff                     -cn wollen. Sie hat g'weinr,
                       interessanten Aussatz des bekannten Schriftstel¬ den i heut früh ' auf der Pirsch g' schössen Hab'."                         g'fchrien, g'bitt — das Hab', wir alle gehört. Na und nachher
                       lers Adam M üller - G ut ten brun n, der             Na, dann bin i fortg'fahren.                                            is sie mit dem Prinzen 'reuskommcn und hat mir besohlen, u
                       in der September -Nummer von Weftermanns             Aus der Bläß is der stirfch «'legen und der sterr Förster hat Tasch'n aus ’m Wggen zu dringen.
                       Monatsheften erscheinen wird, zum Vorad- sehr g'schi-npft , daß i so spät komm' und daß er so lang 'hat war¬ I hab's bracht. Sie halte auf 'n Tisch gstellt und aufg'lverrr
                        t-ruck zur Verfügung.                            ten müssen.                                                                und hat zum Prinzen g'sagt: „Rur die Rosen lafsen's mi 'nein,
     Mehr als dreißig Jahre sind seit dem Ereignis von Mayerling            Wie wir den stirfch bracht' hab'n, Hab' i's glei den sterrn Lo¬ gebm." Der Prinz hat ikr dann gesagt: „Nur auf a Viertel¬
  verflossen, die Legendcnbildung um Rudolf von stabsburg und die sch       « ! g'meld't. Der hat aber g'fagt: „Jetzt muß i warten , well stund' !" und hat ihr dann dm Schlüfsel geben. Und zum Loschek
  liebliche Varonesse Vetsera Hai ndjt ans gehört. Nieinand kann die Baronin scho da is." I weiß net, wie's geheißen hat , aber hat er g'sagt: „Niemand scrf hinein." Dann is er ins andere
  sagen, daß er um das Geheimnis ihres Todes wisse; jeder zweite i Hab's gilt kennt. Me war oft im Schlößl, zuerst -mit aner an¬ Zimmer gangen.
  Mensch in Oesterreich hat eine andere Meinung darüber, stunden dern, dann immer allan. Is a oft auf ä>’ Jagd mitgangen und                            Die Baronin hat zum Loschekg'sagt: „Ach, wist i nur nit fort-
  Federn haben den Fall zu entschleiern gesucht, aber sie verdunkel- hat mitg 'schostcn. Sie war a recht a saubres fssches Frauenzim¬ gangen gestern." Dann hatte um a Glas Wässer bitt' und dann
  ten ihn immer mehr, und in allen diachschlagebüchernsteht zu mer. Daß f will ihm was hat, das hat intan ja g'wußt. S ' war is 'neinganxen und hat die Tür zug'sperrt.
  lesen: „Rudolf starb eines unnatürlichen, noch heute unaufge¬          auch nix neues . Sind oft Frauenzimmer dagewefm . Auch zu                     Und dann haben wir sie schrei» und weinen g'hört , dann is
  klärten      Todes ." Keine      von den hundert Darstellungen hat die andern sterrn fein's kconmm, aber sagen hat ma halt nix still geworden. Wir Hab« : an der Tür gehorcht, aber es war
  vollen Glauben gefunden, da offiziell vom ersten Augenblick an dürfen. Mein Gott , er war halt no jung. Wild war er scho oft, ganz still.
  zu viel gelogen wurde und den unmittelbaren Zeugen des Ereig¬ aber glei wieder gut. Is schab' um ihn, so an -kriegen m'r nit                         Dann is der Prinz kommm und hat g'fragt, ab 's no drin Is.
  nisses der Mund durch Eide versiegelt war.                             mehr.                                                                     Dann hat er 'nein wollen. Weilte aber zug'sperrt war , hat er
                                                                                                                                                   geklopft und g'sagt, sie soll 'cho kommen.
     Aber ein Studiendirektor und Bibliothekar in Olmütz, namens            Nach dem Gabelfrühstück bin i « rufen worden, und da Hab' i                Sie hat gerufen: „Glei, rle-il"
  Willibald       Müller      er—     ist vor einiger Zeit gestorben —, den stirfch «bkrönen müfen , und da hat mir der Kronprinz und                  Der Prinz is wieder weg, und drin warte wieder still.
  kam nach so vielen Jahren durch Zufall in den Besitz eines Ouel- die Baronin zug'schaut. Dann sinld's fortgiamgen in den Wald,                       .Da  auf amal hatte an Knaller g'macht — a Schuß.
  lenberichtes aus der unmittelbaren Umgebung des Kronprinzen der Kronprinz mit 'm G'wehr.                                                             Wir sind aufg'sprungen, konntm aber nit 'nein. Dann hab'n
  Rudolf. Und feine Witwe übergab ihn vertrauensvoll der Lei¬ Um a viere herum sknd's alle zi-rückköinmen, und alle waren m'r den Prinzen g'rusen und die Tür aufbrochm. Da sind Hali
  tung dieser Blätter . Ihr Gemahl habe feinen Fund für die Oef- sehr lustig. Der Prinz Coburg hat nur bissel was Kessen und te alle nein, und i halt a.
  senüichkeit bestimmt, und er glaubte schon deshalb keinen Unglimp: glei wegg'fahren . (Dazu bemerkt der Briefschreiber: Zum Diner                    Der Kronprinz is im Belt g'legen. Deir Kopf hat er einbunden
  gegen den toten Kronprinzen zu begehen, weil aus diesem Bericht beim ErHerzog Karl LüdMig.) , Die andern hab'n dann g'fpeist. g -habt, in der linken stand die Rosen. Die Baronin war aus¬
  klar und unzweideutig hervorgehe, daß Rudolf von fremder stand            I Hab' den Befahl g'habt , daß der Bratfilsch nm achte einge¬ zogen; nur i-m stemd und Urterrock. Die is auf ihm « 'legen, und
  gelötet wurde nrd nicht als Selbstmörder gestorben sei.                spannt hat. 's war aber scho long neun« -vvrüher, so is die. Ba¬ die linke stand hat sie um fernen stals g'habt . und ihr Gesicht ist
     Dieser Quellender' cht über die letzten Tage in Mayerling ist ronin erst wegg'fahren, wohin weiß i net. Aber wie i zum ganz bei seinem Gesicht g'wesen, als wenn's ihn hätt ' küssen
  keine „Sensation ''. Auch rührt er nickt etwa von einer der be¬ Bratsisch g'sagt Hab': „Na, im werdtte schön spat nach staune kom- woll'n. Und von ihren Blut war er ganz begossen.
  teiligten Standesperslmen oder einem Gaste des Kronprinzen her, men," hat er jg'fagl: „Mir hab'n ja net weit."                                        Wir sind dag'standen wie dumm: aber der Prinz hat g'sagt:
  sondern von den: bescheidenen Unterförster Karl, der ihm stets
 zu persönlichen Dienstleistungen zugeteilt wurde, wenn Jagd in             Der Gras stoyos und der Kronprinz hah'n sie zum Wagen ge- „Herunter mit ihr !"
                                                                                                                                                       Na, da hab'n wir sie m s die Erde g'legt, aber sie war schon
 Mayerling war . Zustande ge-komm-en ist dieser schlichte   , volkstüm¬ sühnt. Ter sterr Löschet hat die Kleider 'tragen und i Hab' da» maustot.
 liche Bericht fünf Tage nach der Katastrophe, und zwar aus fol¬         Licht  »'halten  .  Der   Kronprinz selber  hatte   ein Pakt.      s
                                                                                                                                                       Und dann hab'n wir 'naus müssen, und der Prinz hat g'fragt:
 gende Weise: Die Wirtschafterin eines im Wagtal angesiebelbsn Das letzte Wort , was ier «'sagt hat, war : „Also morgen." Was „Ihr werdet schweigen! Wer was sagt, wird lebenslänglich ein-
 deutschen Barons erinnerte sich anläßlich des ungeheuerlichen Er¬ sie g'sagt hat , hob i,net verstanden, weil i in der Tür g'standen gffperrt." .
  eignisses, daß sie ein gute Freundin .in steilügenkreug habe (Mayer¬ bin-, daß mir der Wind net das Licht auslöschen lut.                            Dann is der Wiener Dollar (Prof . Widerhofer) kommen, dann
  ling gehört zu steiügenkreuz), und sie schrieb dieser und bat sie Aber g'lacht Hab«»'s, Und lustig waren beide. .!                               der    Graf Bombe lies (der Oberfthofmeistcr des Kronprinzen).
  dringend um nähere Mitteilungen . Sic würde gewiß mehr wis¬ Draußt is Schnee »'fallen. Wie der Kronprinz -mit 'm Grafen                              Dann hat uns der Prinz wieder alle zusammientzerufenund hat
 sen als die Zeitungen . Nein, sie wußte nicht mehr. Aber sie neingangen is, war ihm kalt. Er hat si' d' ständ g'rieben und g'sagt: „Der Wiener Softer hat auch g'sagt, daß a Schlag war
  konnte ja den Unterförster Karl, der dem Kronprinzen die Ge¬ hat si.um Grafen g' sagt: L 's g'scheit, daß te schneit; da hab'n und von -der Baronin darf riemand a Wort sag'»." Dann har
 wehre und die Stiesel putzte, so vft er hier war . Der konnte mehr wir morgen gute Spur ."                                                        er lang mit dem Lösche! g'ieot, rmd dann hat der Löschet mi und
 mehr wissen. Und sie lud ihn für den Abend des 4. Februar 1889 Na, und im Hab' i ihm zuin letztenmal g'sehn.                                      den Derwalter g'rusen, mÄ> da sind wir hinein zum Kronprinzen.
  ein. Die Frau hatte einen Sohn , einen Obergymnastastm, der              Dann war noch der Förster Bauer bei ihm. Der hat g'meSd't,
                                                                                                                                                   In , Vorzimmer hat der Graf gewacht.
 zufällig daheim bei der Mutter weilte. Er war ein guter Steno¬ daß d' lJagd am Krottenbach sein wird. Der Kronprinz soll g'sagi                       Wir haben aus den andern Zimmern an Divan geholt, haben
 graph und wollte alles aufnehmm . wenn der Unterförster etwas          hab'n:    ,,D'  Leut  sollen um  8 Uhr   schon alle  dort' sein, denn lang
 zu erzählen wüßte.                                                     können wir morgen net jagen, well i »ach Wien muß."                        dm     Kronprinzen drauf g'leg ,, hab'n fein Bett frisch aufgemachr,
                                                                                                                                                   ihm das Gesicht abgewaschm — das war voll Blut —, ihm ein
    Und so entstand dieser Bericht. Anwesend waren Mutter und              Mittwoch, den 39. Jänner , früh haksi i schon die Stiefel inte anderes Hemd geben, und da Hab' i g'sehen, daß er ganz in a
 Söhn , ein ungenannter Kinkel" des Hauses und der Unterförstcr, Borzimmer tragen , damit i net wieder was krieg. Da war der Leintuch eing'wickelt is. Dann hab'n wir ihn wieder ins Bett
 der, als man ein Glas getrunken und zur Pfeife gegriffen hatte, Losch«! schon da lind hat zu mir g' sagt: „Gut , daß Stete bringen. gelegt, zugedeckt und halt c so herg'richt wie an Toten.
 gerne bereit war , unter Verschwiegenheit alles zu erzählen, was Er i's scho auf ." Dann Hab' i auf der Seiten nix mehr zu tun                        Die schmutzige Wäsche hab'n wir müssen ,hinter di« spanische
 er wußte. Der Obergymnasiast aber schickte am anderen Tag einen g'habt.                                                                           Wand legen; darauf höb'n wir die Baronin g'legt und alle Ihre
 großen brieflichen Bericht ins Wagtal. Die beglückte Wirtschaf¬           Dann     bin  i  in  die  Küche gangen,  Hab'   g'-
                                                                                                                             f rühstückt
                                                                                                                                       , daim dort Sachen dazu.
 terin des Barons weiht« ihre Herrschaft ein , und eine zll Gast ein -bissel Spaß g'macht. Dann bin i zum Verwalter und Hab' Drauf sind wir 'naus , um-o der Derwalter hat dem Grafen a
 dort weilende adlig« Dome nahm sich eine Abschrift von der Er¬ mit der Anna g'redt.                                                               paar Brief geben, di« er drin g'fundm hat und di« die Baronin
 zählung. . Diese Abschrift aber lag, nach dreißig Jahren , Willi¬ Na und wie wir halt so reden, hör i auf einmal schrei» : „Karl! g'schriebm haben soll. I g'rnulb, es waren ihrer zwei.
 bald Müller vor.                                                       Karl !" I laüf , der Loschek schreit: „Karl, schnell nach Baden, an           Bei der Nacht hab'ns dann dm Kronprinzen fortg'führt. Der
    stier ist der Wortlaut des Berichtes:             i                 Doktor, an Doktor!"                                                        Baronin ihre Leut' sind a dagem«s-en, haben aber net 'nein dürfen.
    Sonntag nachmittag, am 27. Jänner , hat uns der sterr Ober¬ Im Vorhaus stehn zwei Jäger , der Dölkel und der Werostek. Die Tür hat man nit mehr zusperrn können. Da hat man,
 förster Bauer ru 'en Kissen und uns gesagt, daß Montag früh bei I frag : „Was macht's denn da ? Was is gstchshn?" — „Den wie der Kronprinz drauß war , den Kastm vorg'stellt und an Strick
 der Klemm gejagt wird und daß Se . stoheit kommen wird. Zu Kronprinz hab'n 's umgebracht," fageiite. — „Jcfus , Maria," drüber gebm. Der te an der Mauer Knks und rechts ang'nagelt
 mir hat er getagt, ich soll Montag früh ins Schlößl gehen, ob schrei ich. I laus hin, i lauf her, i waß net, was i tu. Der worden, und dann is der RazA versiegelt worden.
 man mi net brauchet. (Dazu bemerkt der Briefschreiber: Der Bratfisch is net zurück; der Kronprinz hat sein'» Wagen mit ; was                         Donnerstag früh am 31. Jänner hat man dm Förster Dauer
 Karl ist nämlich immer, wenn Se . k- und k. stoheit ohne Leib¬ soll i tun ? Da lauft aber ' der Verwalter daher und reitet nach bei der ober» Bläh an der retm Buchen erschössm g'fundm.
 jäger kam, zu feiner Bedienung ns Schlößl befohlen worden.) Baden um den Doktor.                                                                      Die einen sagen: „Er hat sich selbst erschofsm," die andern:
 Na , ich Hab mir denkt, i geh' glei ro heut hin und bin wenigstens        I lauf zurück inte Vorzimmer, un: no ivas zu erfahren. Da „A Wildschütz hatte tan ", irrib no andere sagen: Man hat ihn
 glei bei der stand , wann m'r mi brauchet.                             macht der Graf die Tür ans.                                                erschießen lassen."
    Montag , den 28. Jänner , habt - m'r überall schon eing'hoizl          „Schnell 'n T«legramn> -nach Wien !" Ja , aber der Verwalter               Na, was dran is, weiß rur der liebe Gott allein, und was
 gehabt, und um 7 Uhr früh sind die sterren a schon da gewesen, is schon fort.                                                                     man sich denkt, sagen darf mente nit.
der Prinz Coburg und der Gras stoyos, aber der Kronprinz net.              „Schnell, schnell," ruft er.                                                Bei der Nacht sind die Herrn wieder kommen und hab'n gesagt:
 Se hab'n gesagt, er kommt später, hab'n gefrühstttckt und sind Ich lauf wieder rum und schick                ' -das Telegramm fort.               „Man muß die Bettwäsche vcm Kronprinzen nach Men bringen."
zur Klemm gefahren. Dort hab'n di« andern alle schon auf sie Der stof te schon voller Leut'. Jetzt komm i zurück, will fragen,                        Da sind wir also wieder 'nein gangen, der Loschek und i und
 gelvark. Um a zehn is der sterr Löschet mit an Fiaker aus was g 'sch-ehn is , aber i kann nimmer 'nein.                                           der Verwalter . In die Kiste», die 's bracht hab'n , hab'n wir die
 Baden kommen. Er is mit der Bahn bis Baden g'fahren und                   Im Vorhauszimmer stehn der Jäger Dölkel und Werostek Und Baronin 'nein g'legt, die dlrtige Wäsche a dazu. Dann hab'n
hat g'sagt, Se . kaiserl. stoheit wird bald kommen. I Hab' g'fragt, fafcn niemand mehr 'neinund                sagen Wir auch nichts andsre- wirte zug'sperrt imd 'noust-ragen und selbst arrf'n Wagm auf-
 ab der Leibjäger a kommt. Er hat g'fagt, er waß' net. Und so mehr als : „Dem Kronprinzen ist heut stütz auf der Pürfch bei der g'ladm . Dann , in aner Stund ' vielleicht is der Graf stoyos und
hob' m'r gerrartt urü gewartt, der Kronprinz is ober net kom¬ roten Buchen a Unglück g'schehn."                                                    der Lösche! mit 'm Wagen weggefahrm , wohin, das weiß i net.
men.                                \                                      Miete zugangen is ? Ob ihn die zwei bracht haben? Ob's was                 Am Freitag dm 1. Februar bin i mit 'm Verwalter nach Wien
    Da auf mtiof, so um 3 Uhr, steht «r da. Er is z' Fuß koinmen. g'sehn oder g'hört haben?                                                        g'fahren, und da hab'n wir alles erzählen müffm , was wir g'wußt
Wie er nvi g'sehn hat, sogt er : „Sind hie sterrn schon auf der            Sie sagen, kein Wort mehr.                                              haben. Da hab'n 's uns z'sag!: „Der Kronprinz hat sich selbst
Jagd ?"                                                                    Jetzt ruft mi der Löschet inte Dorzimm-er; setzt lassmte mi 'nein. erschossen       . " Na, und das nutz man glaubm.
    ,Zxa", Hab' t g 'fagt, „auf der Klemm".              >                 I Hab' müssen In der Waschschüssel Schnee bringen und alle                 Wir sind in an Zimmer a»sg'fragt worden vom Grafen Bom¬
    Dort in: Vorzimmer hat er si glvi mederg'setzt und hat g'fagt: Servietten , die bei d'r stand waren . Auch Leintücher hat mir die belles, und der hat alles -rufg' schrisben, was wir g'sagt haben.
 „Bin ^i aber müd! Wann -der Wagen kommt, weiß i n |t. Der ist Anna geb'n. Damit hab'ns den Kronprinzen einbundm — das Die Tür in a anderes Zimwwr war offen, und wie wir abgegan-
stecken blieben und fahrt mit Schnecken." Dann hat er zum Lö¬ Hab' i mir aber nur a so denkt.                                                      gm sind, hat der Verwalter g'sagt, daß in dem Zimmer der Kaiser
sche! g'fagt, er soll ihm an Kognak, Tee und was zum Essen Der Doktor is von Baden mit an Fiaker kommen, und wie 'r zug'hört hat.
bringen , und is in sein Zimmer gangen.                                 inte Zimmer is, Hab' i 'neinsehn können.                                      Also, wie i's Ihnen da erzthlt , so Hab' i'r gestern in der Burg
    In aner Stund draus is der Bratsisch (der Leibfiaker des Kron¬ Der Kronprinz is auf'» Bett gelegen, Stiefeln und stösen har erzählt, und mehr weiß i net und kann i net sagen. Was i mir
prinzen) kommen ohne Jäger , und so bin ! im Schlößl blieben. er angühabt, mehr Hab' i net seh'n können, weil die Tür nit so denk', darf m'r net sagen. I weiß, bei Ihnen is gut aikfg'hobm
    Na , dann sind die sterrn von der Jagd kommen. Um sechs« lang offen war und weil der Losch«! vor ihm «'standen is.                             und Sie werd'n mi net mrs Brod bringm ."
wurde gespeist, und da war der Kronprinz a dabei. Nach dem                                                                                            So schließt der Bericht.
Speisen is der Cchloßverwalter beim Kronprinzen «'wesen, und               Wie der Doktor a weil' drin war , is der Kronprinz zu sich Der Briesschreiber fügt hinzu: „Soweit die Mitteilung de»
wie er fortgangen i- , der Oberförster Bauer.                           kommen, hat d' Augen ausgemacht, hat alle ang 'schau-t und hat Sohnes unserer alten Kathi . Er ist gleich den Tag nach seinem
    Ei « sind bald alle schlafen gangen. Wir waren a bald fertig. gclächelt, aber sprechen hat er nit können. Der Lösche! is weinend Bericht in der Burg als Förster cmgestell                   -t und versetzt worden.
Am Dienstag den 29. in der Früh — 's wind so a fünf Uhr herauskommen und hatte uns d'rzählt'.                                                      Ebenso die beiden Untersöckter, die den Kronprinzen gebracht
gewusen sei», i bin grad aufgestanden — is der sterr Loschek I Hab' ihn g'fragt : „Was is denn g'schehn?" Cr hat g'sagt: haben. Auch das andere Fvrftpersonal wurde versetzt.
kommen, hat nn ' chrecklich ausg'-schim-pft und hat dem Kronprinzen „Das kann ma no net sagen."                                                       Dieser treuherzige Bericht, dsffen innere Wahrhaftigkeit und
seine Stiefel haben wollen. „Na, " Hab' i g'fagt, „hat er denn             Nachher is der Prinz Coburg kommen. Der hat no nix g'wußt. Glan-bwurd -gke-it niemand bezrvciseln wird, löst das Geheimnis
kaue andern ? Die da seind no naß ." — „Na," hat er g'sagt, „er Da hat . der Kronprinz no g'lebt, dann aber hat er glsi zum von Mayerling nicht, er « br sogar neue Räks-ol auf . Aber er
will nur die hab'n und is wild, daß 's net da sein. Jetzt Hab' i 's Ziehen (Röchekn) angefangen . Bis inte Vorzimmer hat ma's mtkleidet dm berühmten „Fall " von so manchem Lügengewebe
müssen a so geben.                                                      g'hört. Bald daraus is er g'storben.                                       und all dm hinzngedichtetm romantischen Schnurren phantasie-
    Um 8 Uhr war der Kronprinz schon zurück, hat mit die sterren           Dann -sind alle 'rauskommen und hab'n g'weint, na und i voller Kopse.
gesrühstückt, is aber net mitgangen quf die Jao ^              ' ^      hakt a.

                                                                                                                                                                                                             I
Universitäts- und Landesbibliothek Tirol - Innsbrucker Nachrichten. 1854-1945 1921
Samstag, Seit 6. August 1921.                                           Innsbrucker          Nachrichten                                                            Nr. 178. Sekts 3.

                                                                  Amerika nimmt an der Tagung des Obersten Rates teil. fand heute eine Parteienkonferenz statt, die sich für eine
          Sie   Mriiimg MrsWm.                                       KB. London, 5. August. Wie das Reuterhüro erfährt, mäß          Umgestalärng des ganze n Präsidiums entschied. Ge¬
                                                                                                                                           den getroffenen Bereinbarungen wird der Präsident
                         Französische Pläne.                      hat   Präsident   Har  ding   die   Einladung,    zu  der   am  8. der  Partei   der kleinen Landwirte, der eine Vizepräsident
                                                                  August beginnenden Tagung des Obersten Rates einen der christlichnationalen                   Partei , der andere Vizepräsident
      Die liberale englische Zeitung „Manchester Guardian" Vertreter zu entsenden, angenodnmen                    und dabei die den Dissidenten entnommen             werden.
   veröffentlicht einen Bericht ihres oberschlesischen Korre¬     ernste  Hoffnung    ausgesprochen , daß  die direkt   beteiligten
   spondenten, der durch Enthüllung französischer Pläne das Mächte schleunigst eine gerechte und befriedigende Rege¬                          Die Genugtuung für den Abg. Rakousky.
   v elnmstrittene Problem Oberschlesien in einer ganz lung der oberschlesischen Frage herbeiführen und damit
   neuen Beleuchtung             darstellt . Der Berichterstatter eines der Haupthindernisse beseitigen werden, die jetzt              KB.    Budapest, 6. August. In der Angelegenheit des
   formuliert zunächst den Gegensatz zwischen dem eng¬ einem dauernden Frieden im Wege stehen.                                       Oberstleuttrants P r o n a y scheint es fcstzustehen, daß
   lischen und französischen Teilung         s vor schlag fob'                                                                       dieser nicht vor der Nationalversammlung zu erscheinen
   gendermaßen: Nach dem englischen Vorschlag sollen                    Wrtteu über die Entscheidung für OberschlefieU.              braucht, um hier mündlich um Entschuldigung                 zn
   L:e Kreise P l e ß und R y b n i k an Polen , die nördlichen Rotterdam, 6. August. (Priv .) Am Vorabend der Ent¬ bitten. Abg. H u sz a r hat den Vorschlag gemacht, daß
   und westlichen Kreise an Deutschland fallen, während Las scheidung der Alliierten stehen bei Lloyds die Wetten der Honvedminister die Entschuldigung des Oberstleut¬
   I nLustric gebiet          noch für unbesttmmte          Zeit über Oberschlesicn2 für Polen nnd 3 für Deutschland. nant Pronay übermitteln solle: ferner soll Pronay deri
   unter alliierter Kontrolle bleiben soll. Der französi¬                                                                            Abg. Rakovsky          brieflich um Entschuldiugng bitten
   sche Vorschlag will Oberschlesien ungefähr in der Art                      Der neue pslniche putsch.                              und schließlich soll er im Büro des Hauspräsiöeutcn vor
   des Saarreviers neutralisieren.                                                                                                   den beiden Vizepräsidenten erscheinen und dort seinem
                                                                     TU. Kattowitz, 6. August. Die Vorzeichen des neuen
      Nach Mitteilungen , die dem Berichterstatter aus einer Polenputsches verdichten sich immer mehr. In M y s l o- Bedauern Ausdruck geben. Diese Formel dürfte vom
   ausländischen Gesandtschaft in Paris zugekommen sind, wttz beginnen die Polen mit dem Legen eigener Tcle- Hause angenommen werden.
   hat vor etwa acht Tagen Briand einem Vertreter der phonleitungen. Auf dem Schlosse                  , N e u d e ck soll sich eine      Die Aebergabe des Vurgenlandes
   polnischen Regierung in Paris den Standpunkt               der polnische Geheimorgantsation befinden, die Vorbereitun¬
   französischen         Regierung        ungefähr in folgender gen für den neuen Putsch trifft.                                           Verhandlungen mit der ungarische» Regierung.
   Weise dargelegt:                                                                                                                     KB.    Wien/ 5. August. Nach einer Bndapcster Mel¬
                                                                                     Der pokuische Aufmarsch.
          „Verfolgt Frankreich eine polen freundliche                                                                                dung sollen neue Verhandlungen zwischen der öster¬
      Politik in der kommenden Sitzung des Obersten Rates,           TU. Breslau , 6. August. An der obcrschlesisch          -polni- reichischen und der ungarischen Regierung in Angelegen¬
       so wird es isoliert.    Wenn es aber versucht, andere schen Front werden drei Gruppen gebildet, die dem Ge¬ heit der westuugarischen Frage gestern in Wien ihren
      der alliierten Mächte für sich zu gewinnen, so wird es neral Haller in Scsnowice unterstehen, und eine, Gesamt¬ Anfang genommen haben. Die Verhandlungen hätten die
      an London und Rom und vielleicht sogar an Brüssel stärke von 120.000 Mann haben.                                               Grenzregulicrung                und    die Modalitäten der
      Konzessionen         machen müssen. Etwaige Konzes-                                                                            Ueüergabe Westungarns zum Gegenstand.
      iioneu könnten aber nur solcher Art fein, daß sie                                                                                 Wie die „Politische Korrespondenz" erfährt, hat am 3.
      Briands Kabinett untergraben oder sogar stürzen wür¬            UngarischeRKtisnalversamMlung. d. M. eine Vorsprache von Vertretern der ungarischen
      den. Auch wird die Frage der Konzessionen dadurch KB. Budapest, 3. August. In der heutigen Sitzung Regierung im Bundesministerium des Aeußern stattge¬
      kompliziert, daß die griechischen            Siege Eng¬ brachte Abg. P a t a c s y in einer dringlichen Interpel¬ funden, die bet dieser Gelegenheit die Ansichten ihrer Re¬
      lands Stellung            inKletnasien           gestärkt   lation die Dangsalierungen zur Sprache, denen die un¬ gierung über Westungarn enttvickelten. Verhandlungen,
      und Frankreichs Stellung geschwächt haben. Frankreich garische Bevölkerung des Varanyer Gebietes durch die von denen die Bndapester Meldung missen will, fanden
      bat in der Ttst nicht die Macht, eine antienglische Politik serbischen Okkupationsbehörden ausgesetzt sei. Er nicht statt.
       in ObMchlesien einznleiten. Es kann wegen Polen verwies darauf, daß die Serben riesige                         Steuern,
      keinen Bruch mit England wagen . Der Ver¬ die ftir die kleinen Landwirte von katastrophaler Wir¬
      trag von Versailles ist der Sieg Frankreichs gewesen, kung seien, einbeben. Denjenigen, die der Steuerforde¬                       Das neue Programm der deutschen
      ein Bruch mit England würde aber diesen Sieg zunichte rung nicht entsprechen wollen oder können, werden                                          Lozialdemokratre.
      nrachen. Würde man jedoch Oberschlesien neutrali¬           Perde und Vieh weggetrieben. Der Interpellant wollte Der unlängst veröffentlichte Entwurf eines neuen so¬
      sieren, dann würden Frankreichs Jnteresien auf dem dies nicht nur der Regierung und der Nationaloersannn-
       europäischen Festland eher gewinnen als verlieren. lung, sondern auch der hier weilenden Ententemission zur zialdemokratischenProgrammes ist soeben im „Bor-
       Frankreich wäre dann in der Lage, eine sta r k e reg u- Kenntnis bringen, damit die Wiedcrgutmachimgskommis-wärts "-Verlag erschienen, mit einem Kommentar, der
       läre Armee in Oberschlesien zu halten. Eine solche sion bei ihrer Ankunft von den erlittenen Schäden der eine eingehende Begründung und Verteidigung der
       Armee auf einem mit Deutschland und Polen benach- Baranyer Bevölkerung gebührend Kenntnis erhalte.                            einzelnen Abschnitte des Entwurfs enthält, wie sie in
     - barten Gebiet zir halten, wäre für Frankreich im Falle Der Redner lenkte ferner die Aufmerksamkeit des Mi¬ den llnterkommtssionen zustande gekommen sind. Zur
                    -polnischen Krieges sowohl wie im Falle nisters auch darauf, daß nach verschiedenen unkontrollicr- theoretischen Einleitung des neuen Programmentwurfes
       eines russisch
       ernster Verwicklungen zwischen Frankreich und baren Gerüchten die Evakuierung Westungarns schon äußert sich Heinrich Cunow, die wirtschaftspolitischen
      Deutschland von größtem Wert. Polen würde ebenfalls d e m n ä ch st erfolgen solle, während man angeblich trotz Forderungen verficht Robert Schmidt, der gleichgetttg
       gewinnen, denn die Anwesenheit französischer Truppen der im Trianoner Friedensvertrage zugesicherten Rechte die Forderungen                        auf dem Gebiete der Agrarfragen be¬
      tu Oberschlesien wäre eine wirksame Gewähr für die die südlichen Gebiete Ungarn nicht übergeben wolle. Pa- spricht                    . Seinen Ausführungen ist als Nachtrag eine anders
                                                                                                                                     Formulierung der wirtschaftspolitischen Forderungen
       Sicherheit Polens . Diese Gewähr würde es Frank¬ tacsy erklärte Im Namen der ganzen Nationalversamm¬ durch                            die Parteimitglieder Wissell         und Woldt an-
       reich gleichzeitig ermöglichen, seine ÄMlitärmissionen lung, daß jene Regierung, die Westungarn evakuieren gehängt,                      die folgenden  Wortlaut   Hai:
       in Warschau abzubauen, wodurch die polnischen Fi¬ wolle, bevor die Gebiete von Baranya , Szomogyi, Baja                          „Die Wirtschaftspolitik der Sozialdemokratie wird von
       nanzen beträchtlich entlastet würden, dir sich zurzeit in und Tolna seitens der Serben evakuiert werden sollten, dem                leitenden Grundsatz getragen, daß Interesse der
       einem solchen Zustand der Zerrüttung befinden, daß aus den W i ö e r st a n d der Nationalversammlung sto¬ Allgemeinheit                               dem Interesse des einzelnen
      sie die Bedürfnisse der Mtffto» nicht länger befriedigen ßen würde.
       können."                                                                                                                      oder   einzelner  Erwerbsgruppen     voranzustellen: ihr Ziel
                                                                     Minister des Aeußereu B a n f f y erklärte, daß in der ist die sozialistische                  G e m e in wir tschaf t. Die
      Der französische Vorschlag will also Oöerschlesien zu letzten Zeit die Baranyer Bevölkerung noch mehr unge¬ sozialistische Gcmcinwirtschast erstrebt wtrtschaftspolittsch
   einer französischen            Militär     - und       Wirt-   setzliche und gegen den Friedensvertrag verstoßende Ver¬ die Abschaffung aller Klassenvorrechte               , die Ausschaltung
   schaftsprovinz         machen und wie der Westen, so soll letzungen erleiden mußte. Der Minister habe beim Bot- des kapitalistischen Privatbesitzes und der Ausbeutung
   auch der Osten Deutschlands unter dauernde              fran¬ schasterrate alle notwendigen Schritte getan, diese Mi߬ jeder Art menschlicher Arbeit. Um dieses Ziel zu errei¬
   zösische Besetzung gestellt werden.                            bräuche abzustellen. Der Auszug der jugoslawischen chen, sind alle Maßnahmen zur Leistungssteigerung der
       Der Vorschlag dürfte auf der Konferenz des Obersten Truppen            und der Einzug der ungarischen Armee sei in Wirtschaft in der Ausnutzung der Rohstoffe, der Ausge¬
                                                                  nächster Zeit zu erwarten. Was die Ansicht des Vorred¬ staltung der Betriebsmittel und der organisatorischen
   Rates nicht viel Anhänger              finden , denn die Eng¬
   länder und Italiener haben gar keine Veranlassung da- ners            betreffe, daß Ungarn in eine Aenderung des w e st- Verbesserung der Gesamtwirtschaft bis zum höchsten Wir¬
    zu, die wirtschaftliche Hegemonie           Frankreichs in vor die von den Zustandes
                                                                  ungarischen
                                                                                       Serben
                                                                                                  nicht einwilltgen könne, be¬ kungsgrad zu fördern. Bor allen Dingen soll der Mensch
                                                                                               okkupierten   Gebiete zurückgege¬in seiner Arbeitskraft vcrnittlfttg d. h. sozial ausgewertet
    Europa zn fördern. Auch Polen würde wahrscheinlich
   über eine d a n e r n d e F e stsetz n n g Frankreichs in nn>, ben   seien, so teile der Minister diesen Standpunkt. Es werden. Der rattonellen Arbettöwirtschaft haben wir
                                                                  wäre nicht am Platze, sich über die Einzelheiten des Eva¬ eine soziale
   mittelbarer Nachbarschaft nicht allzu erbaut sein.                                                                                                    Menschenökonomie              entgegenzu¬
                                                                  kuierungsprogrammes zu äußern, da diese militärische setzen. Der Weg zu diesem Ideal ist eine Demokratisie¬
       Formalrcchtlich würde der Vorschlag, falls er vom Operationen voraussetzen, in denen auch Aenderungen rung von unten, ettl geistig sachliches und fachliches He-
   Obersten Rate überhaupt in Beratung gezogen wird, eintreten können. Es stehe aber fest, daß der Hochkom¬treinwachsen auch der Arbeitnehmer in den Aufbau einer
    eine Aenderung            des Friedensvertrages               missar schon demnächst die diesbezüglichen Weisungen er¬ Wirtschaft, die sttr und durch die Allgemeinheit organi¬
   bedingen, die ohne Zustimmung der übrigen Vertrags¬ halten werde.                                                                 siert werden muß. In der Produktion hat die Wirtschafts¬
    teilnehmer, insbesondere auch Deutschlands, nicht                                                                                demokratie einzusetzcn bei der Tätigkeit der Gewerkschaf¬
    durch fürbar ist . Jedenfalls wird es jetzt verständ¬ Umgestaltung des Präsidiums der ungarischen National¬ ten und den damit verbundenen B-rtriebsräten , in den
    lich, warum Frankreich, ohne Einvernehmen mit seinen                                   versammlung.
                                                                                                                                     Einzelbetrieben und den Bctriebsgemeinschaften. In der
    Verbündeten Truppen in beliebiger Zahl durch Deutsch¬ KB. Budapest, 5. August. In Angelegenheit der Be¬ Konsumtion besteht die Wirtschaftsdemokratie in der För¬
    land nach Oberschlesien transportieren wollte.                setzung der Präsidentenstelle der Nationalversammlung derung der Berbranchergenoffenschafte                  -n, die nicht die Er-
                                                             streit wurde schließlich zugunsten des jungen Erzherzogs letzten bedeutenden Freskomaler Tirols , mit wahrhaft
                             Ziel.                           Sigismund entschieden   , der an der Burg manches Jahr großzügigen Fresken versehen. In der Vorhalle liegt
                                                             herumbante und darin vergnügte Stunden verbracht der Frühmesser und vaterländische Geschichtsschreiber
      Wenn wir Innsbrucker nach Zirl kommen , so dür¬ haben wird. Unter den Schlössern, die Sigismund heim¬ Alois M o r i g g l begraben.
   fen wir , falls cs der Hitze wegen nicht schon vorher ge< lich an den Bayernherzog Al brecht verpaschen wollte, Als, um wieder etwas zurückzu greifen, die schmalkal-
   schehen ist, getrost den Hut ziehen, denn wir sind die befand sich auch Fragenstein : der Preis war 24.000 fl.      dischcn Truppen 1546 bei Ehrenberg             cinfielen,
   „Jüngeren ", die weit Jüngeren.                              Kaiser Max, Sigismunds Nachfolger, lies; zu den schickte ihnen der Rat von Innsbruck hundert ausgeloste
      Unser Stadtgebiet war noch eine An und ein Sumpf, bisherigen Wohnräumen eine große Stnbc anbauen und Mann entgegen: die Schar must jedoch nicht besonders
    als die Römer schon längst im Stratzenzuge Brenner— die Burg als kaiserliches Jagdschloß           Herrichten : in kriegslustig gewesen sein, denn sie kamen nur bis Zirl
    Augsburg an Tirol vorüberzvgen und dabei werben sie dieser Eigenschaft wurde, sie wohl von allen späteren nnd beorderten von dort ettien Boten an den Stadtrat
    nicht unterlassen haben, den Felscnvvrsprnng, das heu¬ Tiroler Fürsten beutttzt: wenigstens wissen wir, daß zurück, mit der Bitte, wieder heimkehren zu dürfen.
   tige „Martinsbühcl ", als Straßensperre zu befestigen.    Erzherzog Ferdinand öfter hier weilte und daß Max            So entgegenkommend die Zirler stets gewesen sein
      Die Forscher erzählen uns von römischen, an dieser der Deutschmeister den Schloßpfleger mit einer umfassen¬ mögen, dem großen Bildhauer Colin gegenüber haben
   Stelle entdeckten Funden — von Meilensteinen aus der den Erneuerung beauftragte.                                    sie sich, wie uns Schönherr erzählt, stark ablehnend vcr-
   Kaiserzeit, die sich in und um Zirl vorfanden, — vom ^Betm Einfalle der Bayern im Jahre 1703 schlug des halten. Colin wollte im Herbst 1564 wegen der in Inns¬
   Namen „M c i l b r n n n e n", der wohl auch auf eine Schlosses Schicksalsstnnde    , es wurde von Grund aus zer¬ bruck herrschenden Pest seine Werkstätte mit Hilfe der
   alte Wegmarke hindeutet und weisen auf die roma- stört.                                                             iirolischen Kammer nach Zirl verlegen, wogegen die Ge¬
 . Nische Sied lungsweise von Zirl hin, im Gegensätze zur       Eine Abbildung der alten Burg finden wir auf einer meindevertretung aus Furcht vor Ansteckung sich mit
/ offenen Bauweise der Umgebung.                             Votivtafel, die in -der Innsbrucker Hoskirche neben dem Händen und Füßen .wehrte: die nach Sterzing geflohene
      An die erste urkundliche Bezeichnung des Ortes vom Antontusaltar hängt und von der Bewahrung des Al- Regierung gab nach und legte dem Meister nahe, sich
   Jahre 700 als „Cyteola"         knüpfen sich verwickelte tarbildes vor den Flammen Kunde gibt.                      einen anderen Platz ausznsuchcn,- in Vorschlag kamen:
   Deutungen, deren Lösung wir den Kundigen überlassen In den letzten sechziger Jahren brachte eine zcchfrohe der Ansitz Angerzell                 — die Einöde       (?) — das
   müssen, ebenso die Beantwortung der Frage , an welcher Innsbrucker Gesellschaft die Ruinen käuflich an sich, Leopardischlössel                in Pradl —der Ansitz Ferk¬
   Stelle die römische Heerstraße den Inn überquerte. — nahm das Prädikat „Die Fragensteiner" an und vercebte le h e n und der Burghof                in Kematen        und das
   Wir wollen gleich ein paar Jahrhunderte überspringen manche tolle Nacht im Gemäuer. Auch darüber ging die „Gieß Haus in Müh lau, drinnen die Pilder ge¬
   und bei einem Lehensüriefe vom Jahre 1835 Halt machen, Zeit hinweg: der alte Berchfrit ward inzwischen wieder wesen" (die Statuen der Hofkirche       ) . Colin hat wohl' vvn
   der uns von einem ziemlich bedeutenden „Weinbau" an ein gutes Stück kürzer,- 1877 ist ein großer Teil der keinem dieser Anerbieten Gebrauch gemacht, sondern
   den heißen Leiten von Zirl erzählt, und ein weiteres Mauern eingestüxzt.                                            hielt tapfer in seiner alten Werkstätte in Mariahilf aus.
    Schriftstück
               , vom Jahre 1406 datiert, hervorheben, worin     Die älteste Kunde übe rdie Kirche zu m hl . K reuz        Kaum ein Ort in Tirol dürfte so viele Heimsu¬
   Herzog Leopold iv . den Innsbruckern einen Zoll in Zirl in Zirl stammt vour Jahre 1381: sie unterstand der chungen erfahren haben, als Zirl . Die Kriege 1703.
   versprach.                                                Pfarre Axams. 1841 erfolgte ihr Abbruch: ein großes, 1805, 1809, Krankheiten, Wassernot und vor allem die
      Das Wahrzeichen des Ortes ist die aus dem 13. Jahr¬ im Rundbogenstil erbautes Gotteshaus trat an ihre schrecklichen Brände in den Jahren 1661, 1680, 1703, 1708,
   hundert stammende Ruine Fragen st ein . Das Schloß Stelle. Leider fielen dem Neubau eine Renaissance¬ 1748, 1809, die hier hausten, haben die Bewohner wie¬
   ging aus den Händen der Ritter von „Weineck" um den kanzel aus der Haller Stiftskirche und zwei wertvolle derholt in drückendste Armut gestürzt: aber mit einer
   Preis von 4000 Duka
Universitäts- und Landesbibliothek Tirol - Innsbrucker Nachrichten. 1854-1945 1921 Universitäts- und Landesbibliothek Tirol - Innsbrucker Nachrichten. 1854-1945 1921 Universitäts- und Landesbibliothek Tirol - Innsbrucker Nachrichten. 1854-1945 1921 Universitäts- und Landesbibliothek Tirol - Innsbrucker Nachrichten. 1854-1945 1921 Universitäts- und Landesbibliothek Tirol - Innsbrucker Nachrichten. 1854-1945 1921 Universitäts- und Landesbibliothek Tirol - Innsbrucker Nachrichten. 1854-1945 1921
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