Unser "neues" Werkmannhaus - DAV ...
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www.alpenverein-schwaben.de ZEITSCHRIFT DER SEKTION SCHWABEN DES DAV 3 / 2 0 11 Mit stimmungsvoller Musik und gemütlicher Hocketse … … war die Einweihungsfeier für’s neue Werkmannhaus … Unser „neues“ Werkmannhaus … auf der Schwäbischen Alb ein voller Erfolg.
TOMS BERGSPORT EDITORIAL ...Shop & Bergschule Ausgewähltes Markensortiment . Kompetente Beratung durch Bergführer Liebe Bergfreundinnen, liebe Bergfreunde, Alpinsportschule im Haus . 40 Autominuten ab Stuttgart . Parken vor der Tür „My home is my castle“ ist ein englisches Sprichwort, das jeder kennt und wohl jeder nachvollziehen kann. Auch der Bergfreund hat oft sein „castle“, das ihm lieb und wert ist. Im Idealfall ist es eine Hütte der eigenen Sektion. So nimmt man mit Staunen und Dank zur Kenntnis, dass die Bezirksgruppe Calw sich seit vielen Jahren intensiv um die Stuttgarter Hütte kümmert und mit ihr eng verbunden ist. So soll es sein. Eine andere Art von Hütte und Verbindung zu einer Hütte stellt das Werk- mannhaus auf der Schwäbischen Alb dar, das vor über fünfzig Jahren von den Mitgliedern der damaligen Jungmannschaft in Eigenarbeit erbaut worden ist. Das Werkmannhaus – entstanden in Eigenarbeit und jetzt renoviert Wenn man den Bericht in diesem Heft von Heinz Denzler liest, staunt man, was die jungen Vereinskameraden damals alles auf sich genommen und IMPRESSUM was sie auf die Beine gestellt haben. Und man darf nicht vergessen: Damals Schwaben Alpin gab es weder eine 38- oder 40-Stundenwoche mit freiem Samstag geschweige Zeitschrift der Sektion Schwaben des DAV. denn fünf Wochen Urlaub oder mehr. Auch konnte man damals nicht ein- Erscheint vierteljährlich. 87. Jahrgang. Nr. 3/2011 Herausgeber: fach schnell mit dem Auto auf die Alb fahren – weil die meisten vermutlich Sektion Schwaben des DAV keines hatten. Umso beeindruckender ist, was damals „im Ehrenamt“, wie AlpinZentrum, Georgiiweg 5, 70597 Stuttgart Telefon: 0711 769636-6 man heute sagen würde, entstand. Fax: 0711 769636-89 Und es hat lange gehalten. Jetzt war aber eine umfangreiche Sanierung und E-Mail: info@alpenverein-schwaben.de Internet: www.alpenverein-schwaben.de Modernisierung notwendig. Nicht wenige Mitglieder haben dafür auch ge- Redaktion: spendet. Der Bericht über die Einweihungsfeier des „neuen“ Werkmann- Redaktionsleitung: Dieter Buck (verantwortlich) Tel./Fax 0711 744206, E-Mail: buck.reisenwandern@ hauses lässt einen an dem gelungenen Fest auch nachträglich teilhaben. googlemail.com; Hubert Blana (Stuttgarter Grup- Der Artikel des Architekten über den Umbau und die Fotos des renovierten “ Draussen geht’s uns gut!” pen/Bezirksgruppen), E-Mail: hblana@arcor.de; Dieter Buck (Touren/Natur und Umwelt/Themen); Hauses lassen einen guten Eindruck entstehen, wie das Haus heute dasteht. Roland Frey (Sektion intern, Hütten); Ralf Paucke (Programme), E-Mail: ralf_paucke@web.de Dass es weitere Jahrzehnte gute Dienste leisten wird, kann nicht bezweifelt Die Beiträge geben die Meinung der Verfasser wieder, für die Richtigkeit des Inhalts wird keine Gewähr werden. geleistet. Die Redaktion behält sich die Veröffent- Um eine weitere Hütte geht es beim Sektionstag, der in wenigen Wochen lichung von Beiträgen und Leserbriefen vor und kann diese auch kürzen bzw. redaktionell bearbeiten. stattfinden wird. Die Fahrt führt wieder zu unserem „Flaggschiff“, der Jamtal- © Sektion Schwaben des Deutschen Alpenvereins, hütte. Dass sie in grandioser Bergumrahmung liegt, ist allgemein bekannt. Stuttgart. Erfüllungsort und Gerichtsstand Stuttgart. Im letzten Schwaben Alpin haben wir berichtet, dass sie den Innovations- Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Verviel- fältigung auch auszugsweise und auf elektronischen preis Sommer-Award 2010 erhalten hat, außerdem nimmt sie an der Aktion Datenträgern, nur mit Genehmigung der Sektion der Silvrettawirte teil, bei der ausgewählte Köche auf Berghütten kochen. Schwaben des DAV. So lohnt sich ein Besuch dieser Hütte nicht nur zum Sektionstag, sondern – Anzeigen: Anzeigenleitung (verantwortlich): Roland Frey wie natürlich auch der unserer anderen Hütten – zu jeder Zeit! AlpinZentrum der Sektion Schwaben Anzeigenvertrieb und -verwaltung: Deshalb wünsche ich Ihnen in diesem Sommer viele angenehme Hütten- Kimmichwiesen 5 Bergfühlung – Verlagsbüro Wais & Partner, besuche, viele nette Begegnungen mit interessanten Leute, allzeit gutes Berg- Reinsburgstraße 104, 70197 Stuttgart 75365 Calw Die Alpinsportschule GmbH Die Alpinsportschule Tel.: 0711 621803 wetter und eine gesunde Heimkehr nach der Tour. Telefon 0 70 51. 93 09 99 Kimmichwiesen 5 E-Mail: wais@wais-und-partner.de Anzeigenpreisliste vom 1. 1. 2004 www.toms-bergsport.de 75365 Calw, wird auf Nachfrage zugesandt tom@toms-bergsport.de Tel. 0 70 51.1 59 68 28 Layout: Hans-Jürgen Trinkner, Stuttgart Öffnungszeiten: Produktion: Verlagsbüro Wais & Partner, www.bergfuehlung.de Reinsburgstraße 104, 70197 Stuttgart Di. bis Fr. 9.30 bis 12.30 Uhr Reproduktionen: D\D\S Lenhard, Stuttgart 14.00 bis 19.00 Uhr Druck: Offizin Chr. Scheufele, Stuttgart Sa. 9.30 bis 14.00 Uhr Mitglied im: Auflage: 18 000 Expl. D ieter Buck Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. Redaktionsleiter Mo. geschlossen Schwaben Alpin 3 | 2011 3
I N H A LT SCHWABEN AKTUELL fried Kempf und der Inanspruch- Editorial Impressum 3 3 Was uns bewegt – nahme externer Beratung mit der Neugestaltung unserer Home- Berichtenswertes aus dem Vorstand page. Das Ziel ist eine verstärk- SCHWABEN AKTUELL te Nutzung der modernen Infor- Was uns bewegt – Liebe Sektionsmitglieder, Lehner stammt aus Scharnitz, mit Felspflanzengarten gerecht. mations- und Kommunikations- Berichtenswertes aus dem Vorstand 5 liebe Bergfreunde, seine Frau Kerstin aus unserer Die architektonische Gestaltung möglichkeiten mit und für unsere Unser „neues“ Werkmannhaus: im März erreichte uns überra- schwäbischen Umgebung. Sie durch „mori:projects“ fand mit aktiven Mitglieder, unsere Grup- Modernisierung abgeschlossen – schend die Kündigung der Pacht bringen zusammen viele gute der bundesweiten Wahl zum pen und Bezirksgruppen. Hier Die Via Culinaria … 12 Gelungene Einweihungsfeier 6 für das Hallerangerhaus im Kar- Voraussetzungen mit: eine hand- „Bau der Woche“ in den News- gibt es bereits gute Initiativen … im SalzburgerLand umfasst „Der Bau des Werkmannhauses, wendel durch Anni und Georg werkliche Ausbildung, Erfah- lettern German-architets.com und wertvolles Engagement, Genussstationen von der Käsealm wie ich ihn erlebt habe“ 8 Seger aus Steinach am Brenner. rung in der Lebensmittelbranche, eine hohe Anerkennung, zu der das wir aber unter dem gemein- über die Konditorei bis zur Brauerei. Von Alt zu Neu – Sie erhielten das Angebot einer in der Hausverwaltung und Mit- wir unserem Architekten Mark samen Dach der Sektion Schwa- Dieter Buck hat einige besucht. Der Architekt erklärt das Werk 10 wohnortnahen Hüttenpacht und arbeit im Hotel- und auch bereits Phillips gratulieren und über ben vereinheitlichen, zusam- haben zugegriffen. Mit ihrer Un- im Hüttenbetrieb. Als langjähri- die wir uns mit ihm freuen. Ein menführen und insbesondere er- terstützung sind dann aber auch ger Ausbildungs- und seit 2009 besonderer Dank gilt auch allen leichtern wollen. TOUREN wir bei der Suche nach einem als Bezirksleiter der Bergrettung Sektionsmitgliedern, die für Die von den DAV-Sektionen Wandern und genießen auf der Via Culinaria 12 Nachfolgerpaar rasch fündig ge- „Innsbruck Land“ gehören das dieses Projekt gespendet haben. Schwaben und Stuttgart gegrün- worden. Schon am 4. Mai konnte Bergsteigen und die Berge zum Mehr zur Geschichte des Werk- dete „Gesellschaft für Kletter- Auf alten Maultierpfaden – Der Grande Traversata delle Alpi 16 der Vorstand bei einem Zusam- Lebensinhalt unseres zukünftigen mannhauses und zum Fest anlagen GbR“ wurde im Februar mentreffen in Stuttgart die alten Hüttenwirts. Die Sektion Schwa- der Wiedereröffnung lesen Sie dieses Jahres in die als gemein- Schöne Tage dank Schwaben Alpin-Gewinnspiel 20 Hüttenwirtsleute verabschieden ben wünscht der Familie Kerstin in diesem Heft. nützig anerkannte „DAV-Kletter- und die neuen begrüßen. und Thomas Lehner mit ihrem Bei der Stuttgarter Hütte ist es anlagen GmbH Stuttgart“ um- Anni und Georg Seger waren seit erst wenige Monate alten Mäd- gelungen, unseren Grundbesitz gewandelt. Die Betriebsführung Eisklettern … 26 THEMEN 2004 auf dem Hallerangerhaus. chen einen guten Start und viel um das Haus durch das Entge- des DAV-Kletterzentrums so- … in der Taschachschlucht waren Nichts für Wasserscheue: Sie haben das Haus umsichtig Glück auf dem Hallerangerhaus. genkommen der Alpgemeinschaft wie die Zusammensetzung des unsere Jugendlichen. Dem Bericht Canyoning 22 geführt, ausgezeichnet bewirt- In diesem Sinne hoffen wir auch, Hinterkrabacher Alpe abzurun- Beirats und die Aufteilung der und den Fotos nach zu schließen schaftet und damit viele Freunde die dortigen, angespannten Nach- den. Dafür werden wir als Gegen- Geschäftsführung auf die beiden hat es großen Spaß gemacht. N AT U R U N D U M W E LT und Gäste gewonnen. Die Ver- barschaftsverhältnisse im Rah- leistung gerne den Hirtenraum Sektionen werden generell in Wochenend’ und Sonnenschein … 24 bindung zur Sektion war immer men eines Vergleichs durch eine im Nebengebäude zweckentspre- der bisherigen Form fortgeführt. sehr vertrauensvoll und gut. gütliche und dauerhafte Verein- chend einrichten. Nun können Zu anderen Kletterhallenprojek- K I N D E R U N D JU G E N D Ihr Engagement für unser AV-Ar- barung lösen zu können. die Baumaßnahmen mit der Ab- ten, Planungen oder Erweiterun- Fun beim Eisklettern im Pitztal 26 beitsgebiet und die Wege, für die Die Renovierung und Erweiterung nahme und Höherlegung des gen werden derzeit Gespräche Bergsteiger und die Kletterer war unseres Werkmannhauses bei Daches und dem Ausbau des geführt, konkrete Ergebnisse vorbildlich. Wir verabschieden Sirchingen konnte mit der Ein- Dachgeschosses – unter Aufrech- konnten bisher aber nicht erreicht GRUPPEN die Familie Seger mit herzlichem weihung am 7. Mai erfolgreich terhaltung des Hüttenbetriebs – werden. Berichte Dank und wünschen ihr für die abgeschlossen werden. Mit mo- zügig beginnen. Zeitlich parallel Als neue Bezirksgruppenleiter Stuttgarter Gruppen / Bezirksgruppen 28 neue Aufgabe in den Stubaier Al- derner Umwelttechnik werden dazu erfolgt die Herstellung von und damit Mitglieder des Haupt- Programm 2011 Gib dem Trott einen Tritt 30 pen viel Glück und Erfolg. wir nun unserem eigenen An- Sicherungspunkten im heiklen ausschusses begrüßen wir Hans Stuttgarter Gruppen / Bezirksgruppen 38 Seit 40 Jahren gibt es in Aalen Der neue Hüttenpächter Thomas spruch an einen Ökostützpunkt Abstieg von der Roggspitze und Aichner in Ellwangen, der statt eine Jugendgruppe. Brigitte Kauf- die Sanierung des Boschweges dem Ruhestand von seiner lan- KURSE UND SERVICE Roland Frey, Martin und Simone Raumer, Kerstin und Thomas Lehner vom restlichen Firn- und Eisfeld gen ehrenamtlichen Tätigkeit mann schrieb eine Chronik und lässt die Erinnerungen Revue passieren. Kursprogramm der Sektion 49 des Pazielferners hinauf in die sich nun in die Pflicht zum „Vor- AlpinZentrum / Kletterzentrum Stuttgart 50 Trittscharte. Am 3. September stieg“ hat nehmen lassen, und Aufnahmeantrag 51 muss alles fertig sein. Für diesen Steffen Hanselmann in Kirch- Unsere Hütten und Häuser 52 Tag planen wir ein kleines Berg- heim, der jung und dynamisch Neues in unserer Mediothek 54 fest „100 Jahre Robert-Bosch- seine Aufgabe anpacken wird. Weg“ zur Erinnerung an unser Den Vorgängern in diesem damaliges Mitglied, dessen Le- Ämtern, Walter Hösch und Dr. ben und Wirken in diesem Jahr in Martin Gienger, wird hiermit Titelbild: vielfältiger Weise gewürdigt wird, für ihre Arbeit vielmals gedankt, Das „neue“ Werkmannhaus, Pfingstsonntag und zum Dank für die großzügi- den neuen BG-Leitern wünschen Redaktionsschluss für die Ausgabe: 2011, von Hans-Jürgen Trinkner. ge Unterstützung, die wir nun wir viel Erfolg und gute Unter- 4/2011: 28. Juli 2011 1/2012: 28. Oktober 2011 auch für die Wiederherstellung stützung aus ihren Gruppen. Bitte senden Sie Ihre Beiträge auf Datenträger mit 2/2012: 30. Januar 2012 Ausdruck oder per E-Mail an die Sektion. des Weges erhalten haben. Für den Vor stand 3/2012: 28. April 2012 Eine Arbeitsgruppe aus der Sek- und die Geschäftsführung: Digitale Bilddaten bitte als JPEG in maximaler Bild- Nach Redaktionsschluss eingegangene Beiträge breite / Qualität !!! Fotoabzüge nur nach Rücksprache tion befasst sich unter Federfüh- Wilhelm Schloz können nicht mehr berücksichtigt werden. (historische Aufnahmen), besser Negative oder Dias. rung von Vorstandsmitglied Sieg- (Vor sitzender) 4 Schwaben Alpin 3 | 2011 Schwaben Alpin 3 | 2011 5
Unser „neues“ SCHWABEN AKTUELL Modernisierung abgeschlossen – vorgenommenen energetischen Maßnahmen hat das Werk- Werkmannhaus mannhaus den Begriff Öko- Gelungene Einweihungsfeier stützpunkt in der Tat verdient, so Wilhelm Schloz. Auf die Entstehungsgeschich- geizten nicht mit einem ehr- lung des Hauses und des Klet- Bad Urachs Bürgermeister Elmar te und den Erweiterungsbau, lichen Beifall, den sich der Mu- terns auf der Schwäbischen Alb, Rebmann musste einräumen, vor allem in technischer Hin- sikverein wahrlich redlich ver- auch mit Auswirkungen auf den dass er erst mit der Einladung sicht, möchte ich an dieser dient hat. Natur- und Landschaftsschutz, registriert hat, dass es das Stelle nicht eingehen, hierüber Natürlich gehören auch Anspra- sowie die Nutzung des Hauses Werkmannhaus auf seiner Ge- berichten Heinz Denzler und chen zu einer solchen Veranstal- vor allem für die Jugend Revue markung überhaupt gibt. Er Mark Phillips auf den nach- tung. Der Sektionsvorsitzende passieren. Ein besonderes An- lobte die Sektion Schwaben für folgenden Seiten. Dr. Wilhelm Schloz, selbst ein liegen war es ihm, auf den von diesen jetzt deutlich aufgewer- aktives Mitglied der damaligen Hüttenwart Dieter Brodmann teten Stützpunkt, der sicher Der Wunsch zur Sanierung bzw. Baumannschaft, ließ in launi- und dessen Helferschar errich- auch innerhalb des Biosphären- Erweiterung des Werkmann- gen Worten die Entstehung des teten und gepflegten Felsengar- gebiets Schwäbische Alb eine hauses ist anlässlich des 50-jäh- Werkmannhauses, die Entwick- ten hinzuweisen. Mit den jetzt besondere Bedeutung bekom- men wird. Nach einem Haus- rundgang war er sichtlich beein- druckt und versicherte, bald- möglichst, sogar mit seiner Rat- hausmannschaft, wieder auf das Werkmannhaus zu kommen. Ein Grußwort kam auch von den Vertretern der Bergwacht Bad Urach, die unter lebhaftem Beifall erwähnten, dass ihnen ein solcher „Einsatz“ wesent- lich angenehmer ist, als zu ei- rigen Jubiläums im Jahr 2007 Großer Andrang herrschte auch aufgekommen und wurde bis bei den Führungen durch den Anfang 2009 in eine konkrete Felsengarten, die Hüttenwart Planung umgesetzt. Vorausset- Dieter Brodmann angeboten zung hierzu war der Anschluss hatte. an die öffentliche Kanalisation Nach dem „offiziellen Teil“ von Bad Urach-Sirchingen, hatten die Bergfreunde noch denn man kann sich nur ernst- ausgiebig Gelegenheit, in ge- haft mit dem Einbau von Du- mütlicher Runde mit früheren schen und zusätzlichen sanitä- Bergkameraden Erfahrungen ren Einrichtungen beschäftigen, auszutauschen oder aufzu- wenn die Ver- und vor allem die frischen, bei manchen war es Entsorgung gewährleistet sind. auch ein Wiedersehen nach Die Sektion Schwaben hat an- nem Rettungseinsatz eines Werkmannhauses verantwort- vielen Jahren. lässlich der Inbetriebnahme des verunglückten Kletterers ange- lich war, stellte das erweiterte Einige nutzten die Zeit zu einer erweiterten Werkmannhauses fordert zu werden. Objekt mit seinen nun vorhan- oder mehreren Klettertouren kein pompöses Fest gefeiert, Für die am Bau beteiligten Hand- denen Möglichkeiten vor. (Aus- an den Sirchinger Nadeln mit sondern die Gäste zu einem werker bedankte sich Fritz Gol- führliche Darstellung auf den dem „Gipfelziel“, rechtzeitig schlichten schwäbischen Mit- ler bei den Verantwortlichen der nachfolgenden Seiten.) zu Kaffee und Kuchen wieder tagessen, also Maultaschen Sektion Schwaben für die Auf- Wie groß das Interesse am neu- beim Werkmannhaus zu sein. mit Kartoffelsalat, eingeladen. träge und für die angenehme en Werkmannhaus war, wurde Für den gelungenen Ablauf Musikalisch umrahmt wurde Zusammenarbeit. Ein Lob, das dadurch deutlich, dass bei den der Veranstaltung danke ich be- die kleine Feier vom Musikver- wir gerne zurückgeben können. Hausführungen durch die Ar- sonders Monika, Dieter und ein Upfingen, der mit seiner Architekt Mark Phillips, der zu- chitekten und die Fachingenieu- Julian Brodmann, Simone und Standardbesetzung von 30 Mu- sammen mit seiner Kollegin re für die Pelletsheizung und Martin Raumer sowie meiner sikern ein breites Repertoire Claudia Wald für Planung und die Solaranlage die Interessen- Frau Waltraut. zum Besten gab. Die Besucher Bauleitung der Erweiterung des ten „Schlange standen“. Roland Frey 6 Schwaben Alpin 3 | 2011 Schwaben Alpin 3 | 2011 7
Unser „neues“ SCHWABEN AKTUELL „Der Bau des Werkmannhauses, So weit so lustig! Wenn man aber bedenkt, dass all’ dies Werkmannhaus Arbeitsstunden eine Reise zur Trauminsel der Kletterer: in ehrenamtlicher Wochenend- Korsika. wie ich ihn erlebt habe“ arbeit der Jungmannschafts- mitglieder zu leisten war, und Für die Betreuung des Hauses stellten sich in den folgenden Jahrelang war das „Hüttle“ Ein wichtiger Faktor für den Hüt- zunächst mit dem blanken Pi- jeder unter der Woche auch Jahren Erika und Hermann Hor- beim Harpprechthaus unsere tenbau war die Übernachtung ckel in der Faust zu Leibe, aber Beruf oder Studium nachzu- ter, Irmgard und Klaus Forgber, Wochenendheimat. Aber ir- während der Bauzeit, da selbst die Anzahl der abgebrochenen gehen hatte, sieht manches Ursel und Winfried Baumgärt- gendwann hatten wir den baubesessene Bergsteiger ab Pickelstile gebot dieser Metho- schon weniger lustig aus. ner, Ulla und Sepp Haller, ... bis Eindruck, immer nur die glei- und zu essen und schlafen müs- de bald Einhalt. Günter Hauser kam mit dem hin zu Monika und Dieter Brod- chen Touren zu machen, wo sen. Für Ersteres sorgte der Unser Bergfreund, Dipl. Ing. Messerschmitt-Kabinenroller mann zur Verfügung. Sie sorg- man schon jeden Griff kann- Gasthof der Familie Stotz/Blan- Wilhelm Schechter, Chefinge- zur Baustelle, manch anderer ten unermüdlich dafür, dass die te, hatte nicht mehr den Reiz kenhorn, wo abends Unmen- nieur der Stuttgarter BU Franz mit dem Moped, und für die Hütte weiterhin in Schuss war des Abenteuers, das wir ja gen von Leberkäs’ verschlungen Rek, stellte uns außer dem Bau- Studenten war bereits der Fahr- wie am ersten Tag. Ihnen gelang beim Klettern erleben wollten. wurden, fürs Schlafen ebenso, gerät einen Kompressor samt schein der Bundesbahn ein es überdies, immer genügend Auch glaubten wir, alle Erst- indem sie uns eine Scheune den nötigen Presslufthämmern nicht zu übersehender Posten begehungen, die nicht von zur Verfügung stellten, wo wir zur Verfügung. Allerdings muss- im monatlichen Budget. den Altvorderen schon ge- kostenlos unsere Schlafsäcke ten wir 3,80 m in den kompak- Wer in dieser Zeit klettern ge- Schlafräume kaufen, und das mus konnte erfolgen. (Erst Jah- macht waren, inzwischen er- ausbreiten konnten. Sie haben ten Fels hinunter, damit später hen wollte, setzte sich schon Haus hatte seinen Namen. re später gelang uns ein kletter- öffnet zu haben. Außerdem diese gute Tat wohl nie bereuen die Heizungsanlage funktionie- dem Ruf des „Verräters an der Bei der Einweihungsfeier mein- barer Ausstieg.) war das „Hüttle“ für uns et- müssen. ren konnte. Schließlich holten vaterländischen Sache“ aus. te Dr. Heinz, der Präsident der Viele schöne Erstbegehungen was zu klein geworden. Bei der Planung war wohl eines wir noch den Sprengmeister Allerdings stand mancher auf Sektion Schwaben: „Alle spre- wurden von Mitgliedern un- unbeachtet geblieben; nämlich von Holzelfingen zu Hilfe, um dem Weg zur Baustelle plötz- chen von Jugendproblemen. serer Jungmannschaft in den Deshalb warfen wir begehrliche dass wenige Zentimeter unter durch Sprengungen den Fels lich vor einer Felswand, die er Ich sage nur, gebt der Jugend folgenden Jahren unfallfrei Blicke auf die zum Teil noch der Rasenfläche des Schorren- aufzulockern. Danach konnte im Glauben, dies sei die kür- eine Aufgabe, und Ihr habt kei- durchgeführt, die dann auf der unberührten Felsmassive bei bühls, wo die Hütte erstellt wer- man frei nach Schiller sagen: zeste Strecke, schnell durch- ne Jugendprobleme mehr!“ Hütte im so genannten „Ehr- Urach. Von der Idee, dort ei- den sollte, bereits der nackte „Durch der Hände lange Kette kletterte. Hermann Horter war Später wurde mir zugetragen, geizbüchle“ verewigt wurden. ne Hütte als Kletterstützpunkt Fels anstand. Wir rückten ihm flogen Steine hoch im Bogen, ein sehr engagierter, aber uner- dass der Vorstand der Sektion In den Massiven der Sirchinger bis sie auf dem Haufen droben.“ bittlicher Kapo. Ich hatte einmal Schwaben vor allem aus die- Nadeln, der Schorrenwand Der Schotterberg neben der das Glück, einen Kletterkurs sem Grund für den Hüttenbau und der Kesselfelsen, links der Baugrube wuchs und wuchs. geben zu müssen, wodurch ich war. Erms sowie den Linken und Böse Zungen behaupteten be- wieder einmal in Kontakt mit Die Erstellung der Hütte erwies Rechten Wittlinger Felsen, dem gard Balding, Ottmar Balding, Freiwillige zum Hüttenputz und reits, wir würden uns unsere Kletter-Fels kam. sich im Nachhinein als Voll- Buckfels, dem Geschlitzten Irmgard Baumgärtner, Dieter Kohleschleppen zu motivieren. Berge selber bauen, an denen Dann im Jahre 1957 konnten treffer. Die Weihnachtsfeiern Fels sowie dem Pumpwerkfels Baumgärtner, Lothar Biste, Wie stark die Verbundenheit mit wir dann Alpinismus betreiben wir die Einweihung feiern. dort sind mittlerweile Legende. auf der gegenüberliegenden Suse Bodemer, Werner Buche- dem von uns erstellten Haus könnten. Dass diese Schotter- Ein Gönner namens Werkmann Das Jahr über traf man sich Talseite zeugen noch heute rer, Helga Calmbach, Norbert war, zeigte sich 1968, als es galt, berge heute nicht mehr dort hatte testamentarisch ver- hier am Wochenende, und die Haken von unseren damaligen Calmbach, Elisabeth Feil, Eu- mehrere hundert Meter Kabel liegen, ist dem glücklichen Um- fügt, aus seinem Nachlass je Claims der unerschlossenen Aktivitäten. Ohne Anspruch gen Feile, Klaus Forgber, Ma- und Wasserleitungen in einem stand zu verdanken, dass die 5000 DM der Sektion Stutt- Felsmassive wurden stillschwei- auf Vollständigkeit zu erheben, nne Göller, Gisela Hagemann, gebaggerten Graben fachgerecht Gemeinde Sirchingen Material gart und der Sektion Schwaben gend verteilt. waren dabei etwa 20 Leute der Günter Hauser, Hans Holch, einzusanden und abzudecken. zum Einschottern ihrer Feld- zu vermachen. Davon konn- Sehr früh schon hatten Jürgen Hüttenbaumannschaft betei- Erika Horter, Hermann Horter, Das unvergessene Frl. Müller wege brauchte. ten wir die Matratzen für die Schubert und Rudolf Pfleiderer ligt: Karl Adolf Bauer (Dodge), Bernhard Huhn, Erich Kocher, hatte die Baumannschaft, inzwi- mit dem Mopsweg einen hoch- Winfried Baumgärtner (Vizeg), Fritz Kleinlein, Heinz Lippert, schen alles gestandene Frauen karätigen Durchstieg durch die Heinz Denzler, Rüdiger Haas, Ursel List, Horst Meyer, Wolf- und Männer, noch einmal zu zu bauen, waren wir sofort be- jungfräuliche Schorrenwand „Sepp“ Haller, Ekkehard Hett- gang Muck, Werner Müller, Hilfe gerufen. geistert. Unser Kamerad gefunden. Der Ausstieg musste ler, Alfred Hilt, Frieder Höss, Dieter Nuoffer, Karl Reinhold, Erwähnenswert ist vielleicht Hans Holch übernahm mit allerdings im Stil von Georg Walter Huhn, Geriet Koch, Jörg Winfried Reinhold, Irene Rieth, noch, dass die Heißsporne der Planung eine fast unlös- Winkler, dem Dreizackanker- Koch, Ernst Lampert, Peter Herbert Röhrle, Hilde Rühl, von damals beruflich alle ihren bare Aufgabe: Die Hütte sollte werfer aus dem 19. Jahrhundert, Schilling, Dietrich Schloz, Wil- Hede Scheeder, Renate Seyfert, Weg gemacht haben. Man groß genug sein, um die ge- gemeistert werden. Jürgen warf, helm Schloz, Wolfgang Schott, Gerhard Stegmaier, Wolfgang könnte auch sagen, die Ausein- samte Jungmannschaft bei in der obersten Sprosse der Jürgen Schubert, Kalle Stein- Theurer, Christel Thumm, andersetzung mit der Natur einer Feier aufnehmen zu kön- Trittschlinge balancierend, sei- bach, „Weggi“ Wegner und Felix Rolf Vogelsang, Armin Wagner trägt so sehr zur Persönlich- nen. Jedoch für den Bautrupp nen, an einer vier Millimeter Würch. (Molle), Rolf Wezstein, Horst keitsentwicklung bei, dass man kam nur ein Bruchteil der Perlonschnur befestigten Klet- Nicht alle, die am Hüttenbau Wiedmann. diese Natur nicht wegen ver- Gruppe in Frage. Somit war terhammer, so lange nach oben, fleißig mitgewirkt hatten, fühl- Als Geste der Anerkennung meintlicher Ökoverantwortung der Rucksack, den die Mannen bis dieser sich endlich um ein ten sich zu Erstbegehungen be- spendierte die Sektion Schwa- den Menschen vorenthalten vom Bau da schultern wollten, Bäumchen wickelte. Der Auf- rufen. Aber auch ihre Namen ben etwa einem Dutzend der sollte. recht groß. stieg über den senkrechten Hu- gehören in diese Chronik: Arm- „Bauarbeiter“ mit den meisten Heinz Denzler 8 Schwaben Alpin 3 | 2011 Schwaben Alpin 3 | 2011 9
Unser „neues“ SCHWABEN AKTUELL Von Alt zu Neu – bedingungslos auf Komfort ausgelegt. Allein die Ergänzung Werkmannhaus des Bestandes durch den An- Der Architekt erklärt das Werk bau mit seinen neuen Funktio- nen bedeutet bereits eine Stei- Das Werkmannhaus des an fossilen Brennstoffen ge- diesem Gedanken. Diese Be- gerung des Komforts für die Deutschen Alpenvereins (DAV) rechtfertigt werden. Eine gänz- scheidenheit im Umgang mit Nutzer. Sektion Schwaben wurde lich autarke Energieversorgung den vorhandenen Ressourcen Im Anbau befinden sich ne- 1955 bis 1957 in Eigenbau durch Solarenergie mit Hilfe sollte das bestimmende Merk- ben der Technikzentrale mit durch Vereinsmitglieder von Solarthermie und Foto- mal der Umsetzung der Auf- Solarspeicher auch die neuen erstellt, aber zeitgemäß vom voltaik wurde auf Grund der gabe werden. Dusch- und Waschräume für Architekt geplant. Es stellte besonderen Lage, Nutzung So war gleich zu Beginn klar, Buben und Mädchen. Der ge- sich 50 Jahre später ohne und der damit verbundenen dass das bestehende Haus nur samte Anbau ist als wärme- große Veränderungen doch hohen Investitionskosten ver- behutsam renoviert und in gedämmter Holzbau ausge- in einem Zustand dar, der worfen. Die Lage auf dem einen zeitgemäßen Zustand führt. Auch hier wurden die optisch, funktional und öko- Kamm der Schwäbischen Alb versetzt werden sollte. Dabei Eingriffe unter ökologischen logisch unbefriedigend war. bedeutet eine besondere wurde bewusst auf eine Außen- Gesichtspunkten hinterfragt Hütten wie diese haben sich Beschneiung im Winter mit dämmung verzichtet, um die und geplant. Als schwebender von der ursprünglichen Funk- starken Winden. Gleichzeitig Proportionen des seit über Baukörper ist der Anbau mit tion des Schutzes der Men- war alter Baumbestand vor- 50 Jahren unveränderten Bau- so wenig wie möglich Versiege- schen von den Einflüssen der handen, der die Solarflächen in körpers zu erhalten und die lung ausgeführt. Er ist unauf- zu nachwachsendem Rohstoff schrägen und schafft so die niedrige Vorlauftemperatur und bare Sorgfalt im Umgang mit Natur gewandelt. Heute die- den Nachmittagsstunden ver- Einsparungen an anderer Stelle fällig hinter dem Bestand er- und Nachhaltigkeit. Wirkung eines geschlossenen die Solarwärme überall opti- den Materialien strahlt auf nen Sie dazu die Natur vor deckt. Da von einer nur zeitwei- effektiver einzusetzen. Zusam- stellt und zeigt sich in Gegen- Die Wärme- und Warmwasser- einheitlichen Baukörpers, der mal zu nutzen. Duschen und die Art und Weise der Benut- den Einflüssen des Menschen sen Nutzung auszugehen war – men mit der Realisation von satz zu diesem als leichte versorgung wurde mit einem wie ein Anhänger am Bestand Waschräume sind gut belichtet zung aus. Im Idealfall springt weitgehend zu schützen. die Gruppen sind meist über Wandheizungen im Innenraum Konstruktion. Als Materialien Pelletofen inkl. solarer Hei- hängt. Dieser hat keinen eige- und sorgfältig ausgeführt. die sichtbare Sorgfalt direkt ein Wochenende vor Ort – hätte wurde eine Isolation der Au- kamen in erster Linie nach- zungsunterstützung realisiert. nen Eingang und ist durch den Trotzdem und gerade deshalb auf den Umgang des Benutzers In diesem Zusammenhang war sich eine Vollausstattung unter ßenwandflächen im Aufent- wachsende Rohstoffe in Be- Die Solarpanele sind auf den Flur mit dem Bestand verbun- erkennt man den Gestaltungs- über. es interessant, dass das Werk- dem Gesichtspunkt der auto- haltsraum unterstützt. Die Art tracht. Die Konstruktion des nach Süden ausgerichteten den. Die Räume gliedern sich willen, der sich durch das ge- Im Zuge des Anbaus wurde mannhaus häufig von Jugend- nomen Versorgung nicht wirt- der Heizflächen wurde so ge- Anbaus ist oberhalb der Boden- Shed-Dächern des Anbaus logisch um diesen Flur herum. samte Projekt hindurch dar- der Bestand behutsam inner- und Schulgruppen belegt wird, schaftlich gerechnet und wäre wählt, dass mit einer möglichst platte komplett in Holz aus- angebracht, die Nordseite der Durch die Shed-Dächer, deren stellt. Die Räume und Ihre Ober- halb der technischen Sanierung um so ein direktes Erleben in eine technische Überausstat- geringen Vorlauftemperatur geführt, aus Holzständerwän- Dächer dient der Belichtung Innenvolumen den Räumen zu- flächen sind sauber geplant auch gestalterisch überarbei- von Natur und Umwelt zu för- tung ausgeartet. gefahren werden konnte. Die den inkl. Holzwolledämmung des Innenraumes über Dach- geschlagen wurde, ergibt sich und ausgeführt, Farben sind be- tet. Kleine Eingriffe wie eine dern. Direkt an der Hütte be- Ein weiterer Aspekt, der berück- Auslegung der Heizflächen be- und einer Massivholzdecke fenster. So entstand ein durch eine großzügige Raumwirkung wusst eingesetzt, Materialien neue Küche und neue Schrank- findet sich ein Steingarten, sichtigt werden sollte, war, den wirkt, dass in den Schlafräumen in Sichtoptik. Die Holzfassade und durch logischer Baukör- der eigentlich kleinen Räume. sichtbar belassen. Dem Nutzer fronten sowie die Überarbei- in der Nähe sind Kletterfelsen Charakter einer Hütte mit ru- nur eine kleine Heizleistung zieht sich bis in die Dachflä- per aus den Anforderungen der Der neue Anbau ist außen und stellt sich keinesfalls ein nüch- tung der vorhandenen Holz- und das Anwesen liegt im Bio- dimentärer Ausstattung zu er- möglich, im Aufenthaltsraum chen hinauf und hüllt den Ge- Funktionen heraus. innen genauso wie der Innen- ternes Ambiente dar, im Gegen- flächen lassen den Charakter sphärenpark Schwäbische Alb halten. Der Gedanke der techni- für die kalten Winterabende samtkörper ein. Holzfenster, Der Anbau hat im Gegensatz raum des sanierten Altbaus teil: Die hochwertige Anmutung weitestgehend unangetastet. der Unesco. Es lag also nahe, schen und energetischen Auf- eine Zusatzheizung mit Hilfe Holztüren, Holzzargen, Holz- zur Putzfassade des Bestan- bewusst schlicht und zweckmä- in der Zurückhaltung soll eine Der Umgang mit den Ressour- den Umbau und die Sanierung rüstung sowie der ständigen eines Kaminofens notwendig fensterbänke, ein Trockenes- des eine Lärchenholzverscha- ßig gestaltet. Die Heizflächen lange Lebensdauer der intensiv cen stellt sich dem Besucher der Hütte auch unter dem Verfügbarkeit von Wärme und und wünschenswert ist. Insge- trich mit Holzwolledämmung lung. Diese läuft über die meis- im Neubau sind als Fußboden- genutzten Bereiche und Einbau- denn auch nicht aufdringlich, Aspekt des vorbildlichen Um- warmem Wasser widersprach samt sind alle Bereiche nicht zeigen ein klares Bekenntnis ten Fenster und über die Dach- heizung ausgeführt, um so die ten gewährleisten. Denn spür- aber subtil und unterschwel- gangs mit der Natur zu rea- lig dar. Bei näherem Hinsehen lisieren und diesen Vorbildcha- erkennt der Nutzer den kon- rakter als Teil des Erlebnisses sequenten Umgang mit dem Natur, Wetter, Hütte und Ener- Charakter einer Hütte einer- gie zu sehen. Angestrebt wur- seits, dem pädagogisch moti- de so eine möglichst CO2-neu- vierten Anspruch an eine zeit- trale Wärme- und Warmwasser- gemäße und nachhaltige Um- versorgung bzw. eine möglichst setzung andererseits. Diese autarke Wärmeversorgung. Definition von Nachhaltigkeit Die technische Ausstattung der beinhaltet explizit auch die Ge- Selbstversorgerhütte musste staltung und rückt damit den anderseits überschaubar und modernen Sinn von Hütte in organisierbar bleiben. Auch den Vordergrund: Den Schutz sollte der finanzielle Einsatz für der Natur vor dem Menschen – die Heiztechnik in einem ver- mit Stil und Charakter. nünftigen Rahmen stehen und Text: Claudia Wald, Mark auch durch die Einsparungen Phillips; Fotos: Peter Thiede 10 Schwaben Alpin 3 | 2011 Schwaben Alpin 3 | 2011 11
TOUREN Auf dem Rocherberg. Links im Hintergrund IM SALZBURGERLAND GIBT ES SEIT EINIGEN JAHREN DIE VIA CULINARIA. der Dachstein. IN IHR SIND ALLE BETRIEBE ZUSAMMENGEFASST, DIE SICH UM DEN LEIBLICHEN GENUSS BEMÜHEN UND ES VERSTEHEN, IHREN GÄSTEN NUR DAS BESTE – UND ZWAR AUS HEIMISCHER PRODUKTION! – VORZUSETZEN. Sieben Touren auf diesem Genussweg gibt kann man da nur sagen! Gut vorbereitet es insgesamt, quer durch Stadt und Land war sie schon bei uns, davon hat sie uns Salzburg – Genusswege für Feinspitze, Kostproben gegeben. Mit dabei war auch Naschkatzen, Fischfans, Fleischtiger, win- Aki, ein neunmonatiger Jüngling der Ras- terliche Hüttenhocker, Käsefreaks, Bier- se Australian Shepard, der sich vermutlich verkoster, Schnapsler und süße Schlecker- in der Hundepubertät befand und der si- mäuler. Nicht zu vergessen 63 Hauben- cherlich die dreifache Strecke wie wir zu- restaurants, 12 Michelin-Stern-Besitzer, 21 rücklegte und auf dem Gipfelplateau und Almen und Bauernhöfe, 15 Cafés, Kondi- dem dortigen Tümpel noch die Kraft hatte, toreien und Konfiserien, 10 Brauereien, 6 Schmetterlinge zu fangen und Stöckchen Schnapsbrennereien und unzählige ande- zu suchen. Dazwischen leckte er uns aus- re Genusspunkte. Alle Punkte haben wir giebig die Hände und wurde von Frauchen leider nicht geschafft und zum Glück la- Walli und uns ausgiebig gestreichelt und gen zwischen den einzelnen Genusshöhe- gelobt. punkten immer wieder auch Höhenmeter. Sonst hätten wir uns hinterher neu ein- Käse vom Feinsten kleiden müssen … Vorbei am idyllischen Abtenauer Heimat- museum Arlerhof ging es bis zum Burk- Genuss mit Aki hartsbauer und von hier aus hinauf zur Gleich am ersten Tag wurden wir von Rocheralmhütte. Für den Anstieg wurden Wanderführerin Walli Auer und Käsesom- wir zuerst mal mit einer Aussicht vom melière Christine Nussbaumer erwartet. Feinsten belohnt: Dachstein und Tennen- Sie bereitete sich übrigens gerade vor auf gebirge mit Kleinem und Großem Traun- die Meisterschaft der österreichischen Kä- stein, Schallwand und First und der alles sesommelièrs. Und tatsächlich, sie wurde beherrschenden Tagweide lagen zum Grei- „Käsesommelière des Jahres 2011“ und fen nah vor uns – wie erwartet und wie im- vertritt die österreichische Käsekultur als mer mussten wir diese herrlichen Sichtver- offizielle Repräsentantin nun für ein Jahr. hältnisse in den nächsten Tagen noch aus- Herzlichen Glückwunsch nachträglich giebig büßen. Wandern und Genießen 12 Schwaben Alpin 3 | 2011 auf der Via Culinaria Schwaben Alpin 3 | 2011 13
TOUREN Jetzt jedenfalls war Genuss angesagt. Die nicht aber bei fast dreißig Grad, brennen- sicht. Insgesamt sollte man etwa vier Stun- het in dessen beynahe einzig mahlerischer der an Naturwundern reichen Umgegend Gabi Burgstaller sagte, die zufällig neben Via Culinaria im Tennengau ist vor allem der Sonne und mitten in der Wanderung. den ab dem letzten Parkplatz kalkulieren. Ansicht.“ schrieb 1834 Graf Friedrich Spau- Gollings, sondern auch eine Perle unter den dem Autor stand, wurden allein für dieses dem Käse gewidmet und so hatte Christine Eine Prüfung mussten wir zum Glück er. Und Josef Rabl meinte 1883 – diese Be- Wasserfällen Österreichs, die selbst in je- Fest eine Tonne Heu, 4000 Arbeitsstunden eine Käseplatte mit Produkten der heimi- nicht ablegen und so konnten wir froh be- Süßes Leben trotz Nässe schreibung soll wegen ihrer Schönheit voll- nem Alpengebiete, wo Wasserfälle zu den und 50 Kilometer Bindedraht investiert. Acht schen Spitzenkäser zusammenstellen las- schwingt hinauf zum Gipfelkreuz des Ro- Und was machen am nächsten Tag bei ständig zitiert werden: „Er ist bezaubernd gewöhnlichsten Dingen gehören, Aufmerk- Tonnen Heu und 50 000 Arbeitsstunden sen. Und los ging es. Worte und Begriffe cherberges steigen. Er ist zwar alpin gese- Regen? Am besten dorthin gehen, wo es schön; von hoher Wand schwellt die impo- samkeit erregen würde. Wir haben in den sollen es in den letzten zehn Jahren ins- wie Molke, Eiweiß, Frischkäse, Hartkäse, hen nicht besonders hoch, bietet aber eine ohnehin nass ist, spritzt und sprüht, so dass nierend mächtige Wassermasse brausend Tauern Wasserfälle, welche an Höhe und gesamt gewesen sein. 8000 bis 10 000 Be- Fettgehalt, Heumilch, Heublumenkäse und herrliche Aussicht, noch einen Tick besser Wasserreichthum den Gollingfall weit über- noch viel mehr flogen uns nur so um die als von der Hüttenterrasse aus. treffen, wenige aber, welche ihm an Schön- Ohren, so dass wir an ihrer Eignung zur heit der Scenerie nahekommen.“ Tja, und Käsesommelière des Jahres in keinster Wei- Almen vor grandioser danach war uns nach Süßem zumute. Welch se zweifelten. Wir waren zwar bisher auch Kulisse ein Gück, dass es in Golling mit dem Café schon große Käseliebhaber, aber halt mehr Am nächsten Tag waren wir alleine un- Maier ein traditionsreiches Etablissement in der Praxis als in der Theorie bewandert. terwegs, das Almentrio Loseggalm, Sulzkar- gibt, das wegen seiner vielfältigen Kuchen- Christine tat alles, um unseren Nachhol- alm und Mahdalm stand auf dem Pro- spezialitäten landesweit bekannt ist. Seit bedarf in dieser Sache zu verkleinern. gramm. Wobei Maria von der Loseggalm 1928 gibt es diesen Familienbetrieb schon. Wie auch beim Wein begannen wir mit dem käst – aber nur für ihre Gäste, zu mehr Leider war das, was wir dabei an Kalorien am wenigsten würzigen Käse, dem Frisch- auffüllten mehr als das, was wir am Was- käse. Über Liptauer und mittlerem und stär- serfall abgearbeitet hatten. Aber: Einmal ker würzigen Hartkäse arbeiteten wir uns es auf das „bisschen“ Nass von oben auch hernieder und wirft, weithin stäubend, den ist keinmal, und österreichische Mehlspei- sucher kommen mittlerweile jedes Jahr – vor zum Pfefferkäse, der den Abschluss nicht mehr ankommt. Also gingen wir zum Schleier der Najade über Wald und Fels; sen sind allemal eine Sünde wert … in den letzten Jahren wäre es rund 70 000 bildete. Dazu gab es selbstgemachte Bau- Gollinger Wasserfall. Er gehört zu den größ- enggedrängt erscheint die Fluth oben, ein Zuschauer gewesen. Entstanden ist das Fest, ernbutter mit einem so schön gestalteten ten Natursehenswürdigkeiten nicht nur im breiter Strom langt sie unten im Kessel an, HeuArt zum Abschied als der Initiator Reinhard Lanner ein Heu- Muster, dass es fast weh tat, dieses zu zer- Tennengau, sondern im gesamten Salzbur- links als schäumender Silbersturz, rechts Da wir gerade zum Lammertaler Heu- pferd gesehen hat. Es war von einer der stören. Auch dass gespritzter Apfelsaft we- ger Land. Schon die Maler der Romantik zu zahllosen kleinen Fällen verbreitert, Artfest da waren, besuchten wir natürlich heute noch aktiven HeuArt-Künstlerinnen, gen seiner Säure ein guter Begleiter zu Wein haben ihn in zahlreichen Werken verewigt. das dunkle Felsgestufe überspringend und auch dieses. Dabei findet der weltgrößte Anita Höll, geschaffen worden. Dass dabei ist, wurde uns gesagt – wir hätte zwar nichts Und auch die Dichter: „Das Merkwürdige überrieselnd. Der Gollinger Wasserfall ist Heufigurenumzug statt – und das schon Tennengauer Schmankerl nicht zu kurz gegen ein Gläschen Welschriesling gehabt, und Sonderbare dieses Wasserfalles beste- nicht nur eine hervorragende Schönheit in zum zehnten Mal! Wie Landeshauptfrau kommen, sorgte ein Bauernmarkt, auf dem Rocheralmhütte die Produzenten ihre eigenen Produkte ver- kauften. Da ein solches Event wohl nicht reicht es nicht. Schnittkäse, Sauermilch- zu toppen ist, war es gut, dass am nächs- Gewinnspiel käse, Topfen, in verschiedene Öle eingeleg- ten Tag die Abreise auf dem Programm Der Gästeservice Tennengau hat für SCHWA- ter oder mit Kräutern verfeinerter Frisch- stand … BEN-ALPIN-Leser einen Aufenthalt für 2 Perso- käse stehen auf ihrem Programm, alles aus Dieter Buck nen mit 3 Nächten im Doppelzimmer auf einer Käsealm mit Frühstück, 1 Almkäse-Jause für biologischer Landwirtschaft. Gratis gibt es 2 Personen und einem Info-Bschoadpaket zur ein herrliches Panorama. Schon beim Auf- Verfügung gestellt (Info: www.almkas.com). stieg weit über das Lammertal und zum INFO Termin nach Vereinbarung. Tennengebirge, von der Hütte aus zum di- Wenn Sie diesen Aufenthalt gewinnen wollen, rekt davor liegenden Gosaukamm und der Auskunft: senden Sie einfach diesen Coupon mit Ihrer An- Gästeservice Tennengau, Bischofsmütze. Nur ein paar Minuten ent- schrift unter dem Stichwort „Schwaben-Alpin- A 5400 Hallein, Mauttorpromendade 8, fernt liegt die Mahdalm; hier hat man eine www.tennengau.com, Gewinnspiel“ an das AlpinZentrum, DAV-Sek- Aussicht, die von den Niederen zu den Ho- info@tennengau.com; tion Schwaben, Georgiiweg 5, 70597 Stuttgart. hen Tauern mit dem Großvenediger sowie www.via-culinaria.com, Bei mehreren Einsendungen entscheidet das dem Hochkönig reicht. Reichen würde, Telefon 0043 6245 70050. Los. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Reise- kosten werden nicht übernommen. Einsende- denn mittlerweile hatte sich die vorherge- Unterkunft: schluss ist der 2. August 2011. sagte Wetterverschlechterung bewahrheitet. Hotel Moisl, A 5441 Abtenau, Telefon 0043 6243 2232-0 Ja, ich möchte am SCHWABEN-ALPIN- So konnten wir auch den Almenrundweg zur Sulzkaralm nicht machen; schade, denn Wanderführerin/Käsesommelière Gewinnspiel teilnehmen. Wanderführerin und Kräuter- von dort würde man den Großglockner se- pädagogin Walli Auer, Telefon 0043 664 hen. Ein andermal. Wir bewunderten noch 5867744, meza@gmx.at Name, Vorname die Flaschen mit dem angesetzten Zirben- „Genussfachfrau“ und Käse- schnaps und fachsimpelten über eigene An- sommelière Christina Nußbaumer, Straße setzerfahrungen, dann ging es rasch berg- Telefon 0043 650 2117463, info@genusserlebnis.at ab und just in dem Moment, als der Stark- regen einsetzte, konnten wir die Autotüre Karte: PLZ Ort Kompasskarte 15 Tennengebirge Hoch- öffnen. Glück im Unglück. Die Runde wird könig, Kompasskarte 229 Salzkammer- aber unbedingt zum Nachmachen empfoh- Blick zum gut, Wanderkarte Tennengau Datum Unterschrift len, wegen dem Essen und wegen der Aus- Tennengebirge 14 Schwaben Alpin 3 | 2011 Schwaben Alpin 3 | 2011 15
TOUREN Okzitanische Flagge Ausblick vom am Lago Verde Rifugio Granero DER WEITWANDERWEG „GRANDE TRAVERSATA DELLE ALPI“ (GTA) FÜHRT SIE AUF ALTEN MAULTIERPFADEN UND VERWUNSCHENEN WEGEN DURCH STILLE BERGEINSAMKEIT UND GRANDIOSE LANDSCHAFT DER PIEMONTESISCHEN ALPEN. SCHWEISS UND MÜHE WERDEN MIT DER HERZLICHKEIT DER MENSCHEN UND DEN KÖSTLICHEN SPEISEN UNTERWEGS REICH BELOHNT. Ausgangspunkt unserer GTA-Wanderwoche wir tatsächlich eine verrammelte Almhütte. in den Cottischen Alpen ist Meana di Susa. Cremefarbene Kühe weiden rundherum, Los geht der Weg durch idyllische Weiler die uns neugierig beäugen. mit verwinkelten Gässchen. Bald ist’s dann Zum Frühstück sind in Scharen Gämsen vorbei mit der Schlenderei, der GTA zweigt auf die Alm gekommen. Sie springen zwi- plötzlich auf einen Maultierpfad ab, der in schen den Kühen umher und scheinen Fan- engen Serpentinen durch den mit Kasta- gen zu spielen. Vor uns liegt heute ein Pass. nien bewaldeten Hang steil aufwärts führt. Ein eisiger Nordwind wird immer stärker Es dauert ein Weilchen, bis wir in Tritt und pustet uns fast um. Auf dem Grat fin- kommen – es ist unheimlich steil, und un- den wir noch Spuren aus dem Krieg gegen sere Knochen sind noch eingerostet. die Franzosen im 18. Jahrhundert. Schließlich erreichen wir eine urige Alpe. Ein Hund döst in der Abendsonne, ein klei- Eines der schönsten nes Lämmchen stolpert auf wackeligen Bei- Örtchen Italiens – laut nen seiner Mutter hinterher. Nach aus- Ortsschild giebiger Käseprobe beschränken wir uns Bald geht es durch duftende Lärchenwäl- – gepäckbewusst – auf ein einziges Stück, der und halbverlassene Dörfchen weiter ins in unsere leere Colaflasche mogelt uns die Tal. Zwischen Windböen brutzelt die Sonne Sennerin Rotwein. Obwohl es entlang der am Südhang auf uns herunter. Auf den zu- gesamten GTA einfache Unterkünfte, ge- gewachsenen Wiesenpfaden fliegen bei je- nannt Posto Tappa, teilweise auch Pensio- dem Schritt Dutzende rotbemäntelter Heu- nen und Hotels gibt, steht heute nämlich schrecken auf, Schmetterlinge und Hum- eine Übernachtung in einer Selbstversorger- meln tummeln sich auf den schönen Wie- hütte an. Nach steilem Anstieg entdecken senblumen. Aber der Weg zieht sich. Auf alten Maultierpfaden Der Grande Traversata delle Alpi Unser heutiger Zielort, Usseaux, begrüßt Weg stetig bergauf schlängelt. Steinwälle, uns mit der okzitanischen Flagge, mit uri- verfallene Ställe und zugewucherte We- gen, winzig engen Ministräßchen aus gro- ge erinnern unterwegs immer wieder an bem Kopfsteinpflaster und üppiger Blumen- den Almbetrieb vergangener Tage. Plötz- pracht vor den alten Bauernhäusern. Wir lich schallt wildes Geheule und Gebell klopfen am „Posto Tappa“ an und beziehen aus dem Tal herauf. Wolfsgeheul? Dass es ein Kämmerlein mit Waschbecken ganz hier zum Leidwesen der Bauern und Schä- für uns allein. In der wohltuend beheizten fer wieder Wölfe gibt, haben wir nämlich Stube sitzt an einer langen Tafel eine Grup- schon gehört. Als wir ins Tal absteigen, pe von Belgiern schon hungrig vor den Tel- treffen wir Carlo – den ersten Wanderer, lern. Wir gesellen uns dazu und genießen dem wir auf unserer Tour begegnen. Er be- das fürstliche Essen. Die Belgier wollen sich richtet, dass ein paar Hunde mit lautem erst noch einlaufen, uns steht die längste, Gebell auf ihn zugerannt kamen. Also doch aber auch die landschaftlich schönste Etap- keine Wölfe, sondern deren mehr oder pe unserer diesjährigen GTA-Tour bevor. weniger zahme Verwandte, mit denen die Schäfer ihre Herden zum Wolfsschutz wäh- Von Schafen, Wölfen und rend der Weidesaison auf der Alm lassen. Alpenkräutern Da wir den gleichen Weg haben, pirschen Am nächsten Tag brechen wir in wun- wir uns gemeinsam an der Schafherde vor- Enge Gasse im Auf dem derschöner Morgenstimmung in ein wild- bei und bleiben von den Hunden unent- schönen Usseaux. Maultierpfad romantisches Tal auf, durch das sich unser deckt. Puh, geschafft. 16 Schwaben Alpin 3 | 2011 Schwaben Alpin 3 | 2011 17
TOUREN Vor uns öffnet sich eine grüne, grasige, et- ein paar einfachen Übernachtungen unbe- schließen gerade. Sie wollen auf ihren Kar- erweiterten und sympathischen Alpenver- Wirt, mit Handschlag. Wir beziehen unser gruppen auf der Rifugio Granero des italie- was melancholisch anmutende Hochebene. schreiblich! toffelacker. Als sie unsere enttäuschten Ge- einshütte, dem Rifugio Lago Verde, auf. Gut Quartier und sind baff – ein Matratzenlager nischen Alpenvereins und spüren schon, An der Kante fällt ein Bergbach in einer sichter sehen, werden wir doch noch wun- ausgeruht geht es am nächsten Tag weiter ganz für uns allein und ein nettes Bad mit dass uns die Zivilisation hier langsam wie- schönen Kaskade ins Tal. Carlo erzählt un- Glorieuse Rentrée derbar verwöhnt: Ziegenkäse mit Schinken hinauf auf einen Pass, der uns eine traum- warmem Wasser! Wir beobachten das Trei- der einholt. Der Kulturschock ist komplett, terwegs von Land und Leuten und zeigt uns und das Bergbauernleben und Honig, gefolgt von einer knusprigen hafte Aussicht auf Montblanc, Monterosa ben auf der Alm: Schweine grunzen, ein als wir am letzten Wandertag vorbei an der „Genepy“ (wohl Beifuß), aus dem Kräuter- Am nächsten Tag lernen wir die Ge- Zucchini-Quiche und schließlich noch Pas- und Gran Paradiso gestattet, bevor uns die Hahn stolziert vorbei, der Bauer der Nach- von Touristen völlig überlaufenen Quelle schnaps gebrannt wird. Er berichtet von schichte der Valdenser kennen, die sich im ta mit Steinbock-Bolognese! So klasse be- Wolken den Blick vernebeln. barhütte tollt mit einem Stierkälbchen he- des Po ins Tal absteigen. Volle Parkplätze, den Lawinen der letzten Winter. Wir errei- 13. Jahrhundert der Reformbewegung an- wirtet und mit kleinem Rotweinschwips rum, der Schäfer bringt ein Lämmchen im Scharen von Ausflüglern, Remmidemmi. chen schließlich den eigentlichen Zielort. geschlossen und der katholischen Kirche wenden wir uns der Dorfkultur zu: In ei- Sterneküche Rucksack von der Weide. Es ist uns, als wären wir aus einer anderen Von der hiesigen Posto Tappa aber hören widersetzt hat. Die Rückkehr aus dem nem liebevoll gestalteten Dorfmuseum ist unterm Almenhimmel Zum Aperitif gesellt sich Giovanni zu uns Welt aufgetaucht. Ein Bus bringt uns ins wir, dass es zwar kein Restaurant, dafür Schweizerischen Exil in die Heimat wurde ein typisches Bergbauernhaus mit Gegen- Da die heutige Posto Tappa keinen guten und berichtet vom Leben auf der Alm. Doch schöne mittelalterliche Saluzzo. aber jede Menge Mäuse gibt. Der Verlo- als „Glorieuse Rentrée“ bezeichnet. Auf die- ständen aus dem Dorfalltag aufgebaut. Ruf genießt, verlassen wir die GTA, um auf dann unterbricht lautes Hufgetrappel unser Mit unseren Rucksäcken und der Wander- ckung einer „Albergo“ talabwärts können sen historischen Spuren führt uns die GTA Abends erreichen wir Ghigo, ein im Som- der Alpe Cressone zu übernachten. Die rus- Plaudern: Maultier „Stellina“ steht plötzlich kluft scheinen wir auf die Bewohner aller- wir daher nicht widerstehen. Der Luxus heute in das kleine Bergdorf Roderetto, in mer verwaister und etwas abweisender Ski- tikalen Häuschen sehen allerdings eher vor dem Hütteneingang und scharrt unge- dings doch etwas befremdlich zu wirken. eines eigenen Badezimmers, heißen Was- dem es sogar eine Gaststätte geben soll! ort. Nach unserem „Ruhetag“ wird’s wieder nach Ställen aus als nach einer Unterkunft. duldig mit den Hufen, bis es von Giovanni Ob wir den Monviso bezwungen hätten? sers und flauschiger Handtücher ist nach Aber – was für ein Pech, die Wirtsleute alpin und wir steigen zu einer erst kürzlich Auf der Alpe begrüßt uns Giovanni, der mit Brotstücken verwöhnt wird. Dann zau- Nein, wir waren auf der GTA unterwegs. Auf der Alpe Cressone Von Usseaux über den Colle dell’Albergian Colle Orsiera bei Giovanni Aperitif für Stellina bert Giovanni unser 6-Gänge-Menü mit GTA??? Davon hat hier noch niemand et- verschiedenen Salamis, knuspriger Frittata, was gehört. Aber Sie, Sie kennen nun un- Ziegenkäse an selbst gemachter Marmelade, seren Geheimtipp! zartem Braten mit Ratatouille und allerlei Karin Atzrott Almkäse. Als Nachtisch Schokoladenpud- ding mit Amarettini und Espresso. Zum Abschluss gibt’s Genepy – diesmal aber in INFO Schnapsform. Wir kugeln – begleitet von lautem Grillenkonzert unter Sternenhim- Der GTA führt in 60 Etappen von Saas Almagell mel – auf unser Matratzenlager. (bei Brig in den Walliser Alpen) durch die piemontesischen und ligurischen Alpen Die Zivilisation bis nach Ventimiglia (bei Monaco am bekommt uns wieder Mittelmeer) und kann gut in Teilabschnit- Inzwischen ist eine Wanderwoche ver- ten gewandert werden. gangen und wir kommen langsam in die Literatur: Nähe des 3840 Meter hohen mächtigen Werner Bätzing: Grande Traversata delle Alpi; Teil 1: Der Norden bzw. Teil 2: Monviso, dem König aus Stein. Es ist Wo- Der Süden; Rotpunkt-Verlag. chenende. Der Zustrom an Touristen steigt. Internet: Bergwelt am Lago Verde Morgenstimmung So verbringen wir unsere letzte Wander- www.klingenfuss.org auf der Biwakalm nacht mit Mountain-Bike- und Wander- 18 Schwaben Alpin 3 | 2011 Schwaben Alpin 3 | 2011 19
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