USSER BLITTCHE AUSGABE 16 / NOVEMBER 2020 - HUG ...
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Heimat- und Geschichtsverein Holzhausen Usser Blittche Ausgabe 16 / November 2020 Ihr lejwe Leu vo Holzhause In diesem Jahr war alles an- Abklingen der Pandemie nach- ders. Covid 19 hat uns voll im geholt. Nach den jetzigen Ein- Griff. Wie lange noch — keiner schränkungen wird die Gemein- weiß es. schaft dann umso intensiver er- Unsere Aktivitäten hatten lebt. Auch dieses Jahr gibt es ihren eigenen „lock down“. wieder einen Holzhausenkalen- Trotzdem wurden Bänke für die der, der sich mit einem tagesak- Sommerzeit in Feld und Flur tuellen Thema befasst, nämlich aufgestellt, die von Hartmanns mit der Mobilität im Dorf. Re- gespendete und von Reinhold den wir heute vor allem vom Dross restaurierte Pumpe vom Wandel der Mobilität und deren Typhusbrückelchen wurde im zukünftige Gestaltung, so zeigt Vorgarten des Alten Hauses auf- der Kalender holzhäuser Lösun- gestellt, die von Ralf Grünkorn gen von damals, die seinerzeit bestens gepflegte Boulebahn, als komfortabel empfunden bekam einen Stehtisch auf dem wurden. Wir hoffen, mit diesen Baumstumpf zur Seite gestellt. Bildern Erinnerungen wachru- Nach den anstrengenden fen zu können bzw. Eindrücke Pflegearbeiten musste sich na- für die jüngere Generation zu türlich auch gestärkt werden. vermitteln. Wir danken allen, Es macht uns viel Freude, die uns Bilder zur Verfügung dass sowohl die Boulebahn als gestellt haben. auch die Bibliothek in der Ich möchte Euch aber in die- Schmökerzelle bei unseren Mit- sem Zusammenhang wieder ein- bürgern gut angekommen sind, mal eindringlich bitten, uns alte was durch eine intensive Nut- Bilder — wenn es geht mit Per- zung deutlich wird. sonen- und Namensangaben — So hat unser Verein auch sei- für das Archiv zum Scannen zu nen Beitrag zur Kurzweil in der geben, bevor sie irgendwann im Corona-Zeit geleistet. Müll landen. Die Jahreshauptversamm- Während der Zeit der Ent- lung, das ausgefallene Familien- wicklung der neuen Internetsei- Arbeitseinsätze und die Stärkung fest, der Hüttenabend und die te haben sich die gesetzlichen danach offizielle Einweihung der Vorschriften bereits wieder ge- Schmökerzelle werden nach dem ändert und müssen von uns be- rücksichtigt werden. Gut Ding will Weile haben. Damit wir aber nicht ganz aus dem Blick geraten, ist eine abgespeckte Sei- te unter www.hug-holzhausen.de zu sehen. Später folgt ein über- arbeiteter Internetauftritt. Genießt die Weihnachtszeit und den Jahreswechsel bei bes- ter Gesundheit. Ich wünsche viel Spaß beim Lesen! Hans-Joachim Schwalbe
Seite 2 Heimat- und Geschichtsverein Holzhausen – Usser Blittche Ausgabe 16/November 2020 Chronik des Jahres 1970 Das Jahr begann kalt und nass. Der Sommer war mässig warm und feucht. Eine Grippewelle forderte mehr als 2000 Tote deutsch- landweit. Die Befreiung von Andreas Baader aus dem Ge- fängnis durch Ulrike Meinhof und Gudrun Ensslin galt als Geburtsstunde der RAF, die noch im gleichen Jahr mit Terroranschlägen von sich Reden machte. Die Beatles trennten sich und brachten noch ihr letztes Album «Abbey Road« heraus. In Deutschland wurde das Wahlalter von 21 auf 18 Jahre herabgesetzt. Erste internatio- Holzhausen um 1970 nale Initiativen prangerten die beginnende Umweltver- Verkabelung des Ortsnetzes. abgefahren wurde. Der Vor- schmutzung an. Anträge auf Fernsprechan- läufer der heutigen professio- 1970 war das letzte Jahr der schlüsse konnten sodann ge- nellen Müllabfuhr. Das eigenständigen Gemeinde stellt werden. Die erste Holz- «Gerümpel» wurde auf dem Holzhausen und unseres ver- häuser Telefonzelle auf der Schuttabladeplatz am Esels- dienten langjährigen Bürger- Kreuzgass (heute erinnert die berg abgeladen, heute ein meisters Reinhard Würz. Ab »Schmökerzelle» unseres Ver- Wohngebiet mit vielen 1971 bildeten dann die Ge- eines daran) wurde in Betrieb schmucken Einfamilienhäu- meinden Allendorf, Ulm und genommen. ser. Holzhausen die neue Gemein- Für den Jakobsgarten wur- In Holzhausen herrschte de «Ulmtal». Eine Tatsache, de ein Bebauungsplan geneh- ein reges Vereinsleben. So die bei den Bürgern von Holz- migt. Die Erschließungsarbei- konnte der Tuspo Holzhausen hausen nicht auf allgemeine ten begannen noch im Herbst sein 50jähriges Bestehen feie- Zustimmung stieß. 1970. ren, der Gesangverein Lieder- Im Mai 1970 fand eine Aus den Gemeindebe- kranz blickte auf 80 erfolgrei- Volkszählung statt. Holzhau- kanntmachungen geht her- che Vereinsjahre zurück. Die sen zählte 806 Einwohner. vor, dass damals monatlich Freiwillige Feuerwehr baute Im Frühjahr erfolgte die immer samstags «Gerümpel» ein neues Vereinshaus. Nicht unerwähnt bleiben sollen Bekanntmachung vom auch die Aktivitäten unseres Mai 1970: Vereines, der gerade in seinen DM 20 Belohnung erhält Gründerjahren Zeichen setz- derjenige, der die Täter nam- te. haft macht, die den Spring- Es fand ein Filmvortrag brunnen beschädigt und die „Rendezvous an Lahn und Sitzbänke vom Kinderspiel- Dill“ statt. Es wurde ein platz weggetragen haben . Wegeausschuss gegründet. Auf dem oberen Teil des Mit der Markierung der Wan- Schuttplatzes darf nicht derwege und der Erstellung mehr abgelasten werden. einer Wanderkarte wurde be- Sonstiges Gerümpel u. Abfall gonnen. ist direkt an der Kippe abzu- lasten. Die Gemeindekasse Wir gratulieren den 1970 kommt am Montag, den 25. Ernst Rühl schellte die geborenen Holzhäusern zum Mai und hebt in der Schule Bekanntmachungen an ver- 50. Geburtstag und den Ehe- von 1530 — 1630 Uhr Ge- schiedenen Stellen im Dorf leuten zur Goldenen Hoch- meindeabgaben und Steuern. aus zeit.
Ausgabe 16/November 2020 Heimat- und Geschichtsverein Holzhausen – Usser Blittche Seite 3 Burg Lichtenstein im Ulmtal Nicht vom Schlösschen schen Dill und Ulmbachtal die Lichtenstein auf der schwäbi- Feste Greifenstein. Beide Bur- schen Alb und auch nicht gen führten die gleichen Wap- vom Zwergfürstentum Liech- pen, einen goldenen Schild tenstein am Oberrhein soll mit vier gezackten Blättern. erzählt werden, nein – diese Die Edlen von Lichtenstein Geschichte spielt um eine alte und Greifenstein gehörten zu Burg in unserer Heimat, die den mächtigsten Herren auf ebenfalls den Namen dem Westerwald und an der «Lichtenstein» trug. Dill. Aber sie hatten neidische Im mittleren Ulmbachtal Nachbarn, die Grafen von kann man die Ruine Lichten- Nassau und von Solms- stein finden. Zwischen Holz- Burgsolms, in deren Augen hausen und Beilstein an der sich die Lichtensteiner als ehemaligen Hohen Straße, die Raubritter aufführten. von Frankfurt nach Köln Ums Jahr 1280, so berich- führte, nördlich oberhalb der tet die Sage, beschlossen die Ulmbachtalsperre. Heute sieht Grafen von der Dill und von Wittekinds von Lichtenstein, man nur noch eine Erhebung der Lahn, eine Fehde gegen mit dem das Geschlecht in auf der noch einige Mauerres- die Herren aus dem Ulmtal. männlicher Linie ausstarb, te der Burgruine zu erkennen Mit vielen Kriegern zogen sie 1360 an ihren Ehemann Kraft sind. vor den Greifenstein, erober- von Rodenhausen. Dieser Lichtenstein – eng ver- ten die Feste nach hartem verkaufte 1363 den Burgberg flochten ist seine Geschichte Kampf und rissen ihre Mau- mitsamt der Ruine und den mit den nicht minder stolzen ern nieder. Dann kam der anderen ihm zugefallenen Burgen von Greifenstein und feindliche Heerhaufen gezo- Lichtensteiner Gütern an den Beilstein. gen und belagerte die Burg Grafen Johann von Nassau- Vor gut tausend Jahren ge- Lichtenstein. Lange lag er ver- Hadamar. Im Jahre 1395 ge- hörte das Land an der oberen geblich vor der trutzigen Fes- langte der Burgberg und die Ulm dem Bischof von Worms. te, immer wieder schlugen die Ruine in den Besitz der Gra- Er ließ es durch die Herren tapferen Burgmannen, unter fen von Solms, die nunmehr ihrem Herrn Werner von auf der wieder aufgebauten Lichtenstein, die anstürmen- Burg Greifenstein residierten. den Feinde von den Mauern Traurig war das Ende der zurück. Doch bald konnten einst so stolzen Lichtenstei- sich die ganz von der Außen- ner, die nach dem Verlust welt abgeschlossenen Lichten- ihrer Burg auch ihren ganzen steiner von den täglich knap- Besitz verloren. Der Name per werdenden Burgvorräten Lichtenstein aber ist nicht in und dem spärlich fließenden Vergessenheit geraten. Noch Zisternenwasser nicht mehr heute wissen die älteren Leute ernähren. Da sie um freien vom „Grünwieser Schloß“ zu Abzug baten, sicherte man erzählen. Eine Flur in dessen diesen dem Grafen und seinen Nähe heißt noch immer Lageplan Burg Lichtenstein Gefolgsleuten zu. Lichtenstein „Lichtenstein“. Von der ehe- wurde von den Siegern dem maligen Burganlage sind nur von Beilstein verwalten. Erdboden gleich gemacht. noch Reste des „Halsgrabens“ Wormser Vögte aber waren Im Gegensatz zur Burg unterhalb des Bergplateaus es, die später, Anfang des 13. Greifensein wurde Lichten- sowie geringe Mauerreste zu Jahrhunderts, die Beilsteiner stein nicht wieder aufgebaut. sehen. Die wenigen Trüm- aus ihrem Stammsitz vertrie- Die Lichtensteiner lebten ver- merreste erzählen vom Wer- ben. Die verjagten Grafen armt wahrscheinlich auf ei- den und Vergehen eines stol- Werner und Kraft von Lich- nem Hof im nahen Wallen- zen Rittersgechlechts unserer tenstein bauten sich ganz in dorf (heute Ortsteil von Beil- Heimat. der Nähe eine neue Burg: stein). Die Ruine ihrer Burg Lichtenstein. Verwandte der blieb weiterhin in ihrem Be- aus Greifensteiner Gemeinde Beilsteiner zogen weiter und sitz, kam dann schließlich mit Express 40/2002 und Wikipedia errichteten auf der Höhe zwi- Irmgard, der Erbtochter – Burg Lichtenstein)
Seite 4 Heimat- und Geschichtsverein Holzhausen – Usser Blittche Ausgabe 16/November 2020 Wie man im Ulmtal um 1900 lebte Es war die sogenannte einem Spitzentuch geziert und ecke zeigten sich als Fami- «gute, alte Zeit». Die Schul- mit einer Waffeldecke abge- lienalbum. Da hingen fein kinder sangen zu Kaisers Ge- deckt. säuberlich gerahmt, Vaters burtstag: «Der Kaiser ist ein Der zweistöckige Eisenofen Bilder aus der Soldatenzeit lieber Mann», und an einen mit herrlichen Schmucktüren (einmal neben der Kanone Krieg erinnerten nur die Se- sorgte für Wärme. Im ersten und einmal auf dem Pferd o- dansfeuer, die alljährlich zur Geschoss wurden die Speisen der mit wehendem Helm- Erinnerung an den großen gekocht, im zweiten wurden busch), die Konfirmationsbil- Sieg bei Sedan auf dem Drei- sie warmgehalten. Er besaß der der Familienangehörigen, eck vor dem Wasserbassin sogar einen Warmwasserspei- der Brautkranz der Mutter abgebrannt wurden. 30 Jahre cher, der sich beispielsweise sowie Hochzeits- und Schul- des Friedens waren über das bilder. An der Wand befand Land gegangen. sich auch das Tablettche, ein Allenthalben blühte der Gestell auf dem Kaffeetassen, Wohlstand; wenigstens war Kaffeemühle und Kaffeebüch- man mit dem zufrieden, was se leicht greifbar aufbewahrt man hatte. Schon die Be- wurden. schreibung eines Hauses gibt Vorhänge vor den Fenstern ein zuverlässiges Bild über die gab es allgemein noch nicht. damaligen Lebensgewohnhei- Als einzelne Leute die Fenster ten. Da fast alle Häuser dieser mit einfachen Gardinen be- Art verschwunden sind oder hängten, waren die Nachbarn umgebaut wurden, lohnt es recht ärgerlich und meinten, sich, einen Bericht darüber nun dürften sie nicht mehr abzugeben. sehen, was im Hause vor sich Das damalige Bauernhaus gehe. Der Fußboden war wohl war meistens nur zur Hälfte Küche im Alten Haus gedielt, aber nicht gestrichen. unterkellert. Der Keller be- Die Dielen mussten am stand aus einem einzigen an der Rückwand des Ofens Samstag mit viel Wasser weiß Raum. Hier mussten alle Sa- befand, das sogenannte geschrubbt werden. Dann chen aufbewahrt werden, die Owedippe (etwa 10 bis 15 Li- streute man Sand darüber. Er sich heute auf verschiedene ter Inhalt), aus dem von der nahm bis zum anderen Mor- Kellerräume verteilen. Da la- Küche aus warmes Wasser gen die Feuchtigkeit auf. gerten die Kartoffeln und Äp- entnommen werden konnte. Manchmal verboten auch die fel, da war vor allem die Brot- Über dem Ofen konnte auf Männer das Schrubben am hink, ein dicker Holzständer zwei an der Decke befestigten Samstag mit der Begründung, mit quer durchgesteckten Stangen alles Mögliche ge- dass von dem vielen Wasser Stangen, auf denen die selbst- trocknet werden, natürlich gebackenen Brotlaibe auf den auch der Käse, der dann spä- Verzehr warteten. Im Käsdip- ter in das Käsdippe wanderte. pe schimmelte und faulte der Auf dem Ofen standen Käse, der öfters mit Molke aber auch die Farbdippe. Sie abgewaschen werden musste. enthielten eine unaussprech- Daneben standen die Fässer bare Flüssigkeit (Urin), die für Sauerkraut, Buhne und jedoch ausschließlich von Bu- Scharbmous. ben sein musste. Mit einem Das Erdgeschoss war auf- Zusatz von «Indig» (Indigo) geteilt in den Hausflur, eine sollen die so gefärbten Die gut Stubb im Alten Haus kleine Küche und die gut Strümpfe absolut farbecht ge- Stubb. Die gut Stubb nahm wesen sein. Die Wände waren die Dielen faul würden. Wo- den weitaus größten Raum natürlich noch nicht tapeziert, chentags genügte das Ausfe- der Grundfläche ein. Sie war sondern gekalkt und unter der gen mit einem Ginster- oder in den meisten Fällen auch Decke mit einem roten oder Birkenbesen. gleichzeitig Schlafraum. Hier blauen Strich verziert. Wer sie Im Winter war die gut standen gewöhnlich zwei Bet- besonders schön haben wollte, Stubb vor allem abends auch ten, in denen die Eltern und betupfte sie noch mit einem Arbeitsraum. Da wurde bei die kleineren Kinder schliefen. Knäuel aus Wollfusseln. Hereinbrechen der Dunkel- Bei Tage waren die Betten mit Die Wände in der Tisch- heit die Steinöllampe ange-
Ausgabe 16/November 2020 Heimat- und Geschichtsverein Holzhausen – Usser Blittche Seite 5 zündet. (1Liter Steinöl kostete Boden abgesetzt hatte, wurde schränken. Selbstverständlich 20 Pfg. und reichte etwa eine die Lauge abgeschöpft. Sie war gab es noch keine Matratzen. Woche). Jeder war mit einer recht scharf und griff die Wä- Welche Freude war es für die Arbeit beschäftigt. Frauen und sche und Finger stark an. Kinder, wenn sie in die hoch- Mädchen mit Spinnrad, Näh- Weißer als weiß war die Wä- getürmten, frisch gestopften und Strickzeug; die Männer sche bestimmt nicht. Was ihr Strohsäcke klettern mussten. machten Besen, Rechen oder noch an Helligkeit fehlte, er- Und wie schön warm waren Rispen. Rispen waren kleine hielt die Wäsche auf der Blei- die Strohsäcke, wenn erst ein- Körbe aus Haselrinde. Immer che. Es war Aufgabe der Kin- mal die richtige Kuhle hinein- hielt der Vater Ausschau nach der, sie am Tage mehrmals zu gelegen war. Einen Ofen hatte schönen Schienstecken, wenn begießen. das Zimmer nicht. Die Wär- er durch den Wald ging. Zu me wurde durch das Ofenloch erwähnen ist noch, dass häufig aus der guten Stube geliefert. unter dem Ofen die Dickwurz Natürlich bot das Ofenloch für das Vieh vorgewärmt wur- auch für die Kinder eine wun- den. In der Ecke stand die derbare Möglichkeit zu hor- Kommode, ein halbhoher chen, was sich die Erwachse- Schrank, bei dem man eine nen an den langen Winter- Quertür herunterklappen abenden zu erzählen hatten. konnte, die dann gleichzeitig Auf dem Speicher lagerte Schreibunterlage war. In dem das Getreide, standen Back- dahinterliegenden Fach wur- trog und Kuchenbleche. In den alle wichtigen Schriftstü- einem bauchigen Korb, der cke aufbewahrt. oben mit einem Deckel ver- Die Einrichtung der Küche schlossen war, wurden die bestand aus einem gemauer- Schnetze (getrocknete Apfel- ten Herd, einem ebenso ge- Heinrich Jung erläutert im Alten stücke) und gedörrte Zwetsch- mauerten Kessel (Sittkessel), Haus die genaalte Schou gen aufbewahrt. einer Wasserpumpe und einer Mit einigen kleinen, aber Schüsselbank (Holzregal, auf doch bemerkenswerten Ein- dem das Koch- und Essge- Gegessen wurde häufig in zelheiten möchte ich meinen schirr sowie die der Küche. Mit dem Brot Bericht beenden: »Schepplöffel» aufbewahrt musste man sparsam umge- Da es beispielsweise in wurden). Der Fußboden war, hen, deshalb gab es abends Holzhausen noch keinen wie der Hausflur, mit glatten mit schöner Regelmässigkeit Metzger gab, brachten der Bruchsteinplatten belegt. Über Kartoffeln und Milch. Der Greifensteiner und der Leuner dem Sittkessel befand sich die Einfachheit halber aß man aus Metzger die Fleischwaren offene Daas, ein Rauchfang, einer Schüssel. nach hier. Es wird berichtet, durch den man in den Him- Der Hausflur mit dem dass der Leuner Metzger we- mel sehen konnte. In ihr hin- Treppenhaus war meistens gen 1 Pfund Fleisch den Weg gen an zwei rußgeschwärzten sehr eng. In ihm befand sich nach Holzhausen nicht scheu- Balken Wurst, Schinken und vor allem das wichtige Keller- te. Speck, die so von dem auf- gestell, eine Art eingebauter Die Brote zum Schulfrüh- wärtsströmenden Rauch ganz Schrank, in dem alles Mögli- stück durften grundsätzlich natürlich geräuchert wurden. che aufbewahrt wurde. nicht bestrichen werden. Zum In dem Sittkessel wurde Obendrauf stand die Nagel- trockenen Brot gestattete Leh- vor allem, wie der Name kiste mit Beißzange und Ham- rer Becker höchstens einen schon sagt, die «Sitt* für das mer. Neben der Haustüre ge- Apfel als Beigabe. Vieh gekocht. Sitt bestand aus stattete das Heuerloch den Was heute an herrlich be- gehäckseltem Stroh und Hühnern freien Ein- und Aus- legten Broten weggeworfen Grummet; hinzugefügt wurde tritt. So ist es verständlich, wird, waren für die damaligen noch alles raue Futter, welches dass auf dem Kellergestell Kinder unerreichbare Lecker- das Vieh normalerweise nicht auch noch häufig die Hühner- bissen. annahm und viel Wasser. nester zu finden waren. Nun, war es wirklich eine In der Küche wurden auch In dem kleinen Kämmer- «gute, alte Zeit»? Ruhiger und die großen Waschtage abge- chen über der Küche hingen friedvoller war sie sicherlich. halten. Zuerst kochte man im auf Stangen die geräucherten Sittkessel eine Lauge mit Fleischvorräte. Das große Aufgeschrieben von unserem Asche von Buchenholz. Nach- Zimmer war ebenfalls Schlaf- Gründungsmitglied Heinrich Jung dem sich die Asche auf dem raum mit Betten und Kleider-
Seite 6 Heimat- und Geschichtsverein Holzhausen – Usser Blittche Ausgabe 16/November 2020 Kaafmanns Loare Anfang des 20. Jahrhun- 1937 früh mit 61 Jahren. Sein in Holzhausen avancierte, derts gründete Heinrich Droß Sohn Helmut, ältester Sohn wurde durch Erweiterung der mit seiner 1. Frau Johannette aus zweiter Ehe, war erst 16 Angebotspalette wie Schreib- Groß, mit der er 5 Kinder hat- Jahre alt, so dass Lotte den und Kurzwaren, zu einem Ge- te, das Lebensmittelgeschäft in «Loare» alleine schmeißen mischtwarenladen mit guter seinem Haus in der Dorfmitte musste, was sie sehr erfolg- Auswahl. Vor allen Dingen war es Erika, die über Jahre hinweg das Geschäft in der ihr eigenen Art und Weise führte. Hier gab es dann auch bald die erste Selbstbedienung in Holzhausen. Sehr gut in Erin- nerung ist, dass man dann mit vollem Einkaufswagen bei Lotte an der Kasse landete. Diesen Platz hatte Lotte bis kurz vor ihrem Tod im Jahre 1963 inne. Aus gesundheitli- chen Gründen gab Helmut dann 1976 seinen Bau- stoffhandel auf. Tochter Ruth und ihr erster Ehemann über- nahmen das Haus und den «Loare» mit den Gemischtwa- ren. Im gleichen Jahr bauten Heinrich Droß vor seinem Kaafmanns Loare sie gegenüber das neue Ge- schäftshaus und führten den am Ulmbach. reich tat bis Helmut aus dem Loare als modernen Selbstbe- Leider verstarb seine Frau Krieg zurückkehrte und sein dienungsladen bis 1986 wei- sehr früh. Erbe übernahm. Helmut hei- ter. Er heiratete dann seine 2. ratete 1947 seine Frau Erika Als Ruth Holzhausen aus Frau Charlotte Krauß, ge- aus Dutenhofen. Helmut familiären Gründen verließ, nannt Lotte, Handarbeitsleh- schaffte Anfang der 50er Jahre war dies das Ende von Kaaf- rerin aus Allendorf. Mit ihr dann ein 2. Standbein, den manns Loare. Das neue Haus hatte er 2 Söhne, Helmut und Baustoffhandel, mit dem er wurde verkauft. Friedrich. Mit Lotte führte er dank der regen Bautätigkeit Heute finden wir da, wo das Geschäft sehr erfolgreich nach dem Krieg sehr erfolg- der neue Kaafmanns Loare weiter. Bei Kaafmanns konnte reich war. So manches Haus war den Getränkehandel Zie- man alles bekommen, was der in Holzhausen wurde mit nert. damalige Haushalt außerhalb Baustoffen von Helmut Droß der Selbstversorgung benötig- gebaut. Aufgeschrieben von Helma te. Das Lebensmittelgeschäft, Schauß nach Erzählungen von Ruth Heinrich Droß verstarb das mittlerweile zur 1. Adresse Droß-Marthold Vor 25 Jahren eröffnete der REWE Markt in der Hellsdorfstraße seine Pfor- ten. Bis zu diesem Zeitpunkt war man auf ein Fahrzeug angewiesen, da man seine Einkäufe in den Nachbardör- fern tätigen musste. Alle klei- nen Kaufläden, insgesamt 5 an der Zahl, wurden aufgege- ben, zuletzt die Bäckerei Vet- ter im Jahre 1992.
Ausgabe 16/November 2020 Heimat- und Geschichtsverein Holzhausen – Usser Blittche Seite 7 Vier Kerzen Vier Kerzen brannten am BEN. Aber ich bin überflüssig. die Seite. Sie sehen nur sich Adventskranz. So still, dass Die Menschen wollen von selbst und nicht die Anderen, man hörte, wie die Kerzen zu Gott nichts wissen. Es hat kei- die sie lieb haben sollen. reden begannen. nen Sinn mehr, dass ich bren- Und mit einem letzten Aufflackern war auch dieses Licht ausgelöscht. Da kam ein Kind in das Zimmer. Es schaute die Ker- zen an und sagte: „Aber ihr sollt doch brennen – und nicht aus sein!“ Und fast fing es an zu weinen. Da meldete sich auch die vierte Kerze zu Wort. Sie sag- te: Die erste Kerze seufzte und ne.“ „Habt keine Angst! So lan- sagte:“Ich heiße FRIEDEN. Ein Luftzug wehte durch ge ich brenne, können wir Mein Licht leuchtet, aber die den Raum und die zweite Ker- auch die anderen Kerzen wie- Menschen halten keinen Frie- ze war aus. der anzünden. Ich heiße den.“ Leise und traurig meldete HOFFNUNG.» Ihr Licht wurde immer sich nun die dritte Kerze zu Mit einem Streichholz kleiner und verlosch schließ- Wort: nahm das Kind von dieser lich ganz. „Ich heiße LIEBE. Ich habe Kerze Licht und zündete die Die zweite Kerze flackerte keine Kraft mehr zu brennen. anderen Lichter wieder an. und sagte: „Ich heiße GLAU- Die Menschen stellen mich an Zitat Wintertraum vom Apfelbaum Wie wäre es an einem kalten Tag mit einem leckeren Bratapfel? Wenn es jetzt abends früh einfaches, leckeres Rezept dunkel ist und draußen nass verraten: und kalt, sehnen wir uns nach Wärme und Behaglichkeit in ZUTATEN: der Stube. Wie gerne streifen 2 mittelgroße säuerliche Äp- wir die Geschäftigkeit des Ta- fel, ges ab, kuscheln uns in einen 1 El. Limettensaft, 1El. ge- Sessel, zünden eine Kerze an hackte Haselnüsse, 1 EL ge- und machen es uns in familiä- hackte Mandel, ca. 6-10 ge- rer Runde, mit Freunden oder trocknete Cranberries, 20g einfach mit einem Buch ge- Marzipan-Rohmasse, 10g mütlich. Butter, Zu der Vorweihnachtszeit 1 El Milch oder 1 El Amaretto gehört für mich auch unbe- -Likör oder Rum. dingt der Duft von Gewürzen, Marzipan grob raspeln Butterflöckchen auf der Plätzchen, Punsch oder dem und mit den Nüssen, den Oberfläche verteilen. Deckel Verdunsten von Aromen wie kleingeschnittenen Cranber- aufsetzen. Vanille, Zimt in einem Duft- ries und mit Milch oder Li- Im Backofen bei 150Grad Lämpchen. Ein ganz besonde- kör/Rum vermischen. Äpfel garen, dabei in Abständen rer herrlicher, natürlicher, waschen und einen Deckel etwas Wasser angießen – bis warmer Duft durchströmt abschneiden. Dann das Kern- die Äpfel weich sind. Genie- unser Haus beim Zubereiten gehäuse großzügig ausste- ßer nehmen gerne noch Va- und Verspeisen von Bratäp- chen. Die Schnittfläche jetzt nillesoße dazu. feln. mit Limettensaft beträufeln, Ich wünsche ein gutes Ge- Machen Sie die Augen zu. damit das Fruchtfleisch schön lingen und einen guten Appe- Können Sie es riechen? Ha- weiß bleibt. Die Äpfel füllen tit ben Sie Lust darauf? Dann und in eine gefettete Artikel aus dem Senioren- möchte ich Ihnen hier ein Auflaufform setzen. Einige Journal von Christa-Maria Mohr
Seite 8 Heimat- und Geschichtsverein Holzhausen – Usser Blittche Ausgabe 16/November 2020 Klaus Schmidt 50 Jahre im HuG Platt Geschwätz Seit nunmehr 50 Jahren ist Klaus Schmidt Mitglied in unserem Verein. Aber er ist nicht nur Mitglied, er hat un- awich beleidigt, seren Verein in ganz wesentli- verärgert cher Weise geprägt. ausdiffteln kniffelige In seiner Zeit als Vorsit- Aufgabe lösen zender, in dem Zeitraum von bestusst verrückt 1978 bis 1993 und als stellver- Boller Gefängnis tretender Vorsitzende von gedillich ruhig, 1993 bis 2009, hat unser Dorf abwartend auf kultureller Ebene und auf gemoner- dem Gebiet der Dorfverschö- hand allgemein nerung einen nachhaltigen glawe glauben Aufschwung erfahren. So Wirken wurde durch die Ver- Grent Ausschlag, wurde in seiner Amtszeit leihung der Ehrenplakette der Schorf Holzhausen Bezirks– und Ge- Gemeinde Greifenstein ge- Imstands- umständliche bietssieger in dem Wettbe- würdigt. Auch seine Ernen- krämer Person werb „Unser Dorf soll schö- nung zum Ehrenvorsitzenden Krabbeleist Kleiderhaken ner werden“. Auf Landesebe- drückt unsere Hochachtung laadgewitter Fluch ne wurde der 2. Platz erreicht. vor seiner Lebensleistung aus. Lichtdorn Hühnerauge Mit seinem außergewöhn- Wir wünschen Klaus für leerich leer, ledig lichen Engagement hat sich den weiteren Lebensweg alles nippche kurz schlafen Klaus Schmidt um Holzhau- erdenklich Gute, vor allen Reiochs Zuchtbulle sen im Allgemeinen und um Dingen aber Gesundheit und Ruure Rote Beete unseren Verein im Besonde- Wohlergehen mit seiner lie- Reuwe ren verdient gemacht. Sein ben Frau Marianne. Schuggeload Schokolade Termine: Higjehnefierschrifde Hosde Schnobbe oawer Coronabedingt, fällt der Houste? Nikolausmarkt dieses Jahr Bleib dehoahm!!! aus! Bleib zwah Mehder voh de Die Jahreshauptversammlung Annern fott! findet für 2020 und 2021 ge- Immer enn Labbe fier die meinsam nächstes Jahr statt. Schnuht! Naut oohpacke! Nett all off oahmoal enenn gieh! Der Heimat– und Net mit se vill Leu fier de Geschichtsverein Praxis stieh! wünscht Ahch doh muss de Oabstand Euch allen immer enngehahl wänn! eine schöne Adventszeit, gesegnete Weihnachten und ein gutes Neues Jahr 2021 Der Kalender für 2021 beschäftigt sich diesmal mit der Mobilität in Holzhau- Impressum: Informationsblatt des Hei- sen. Er ist ab sofort in DIN mat- und Geschichtsverein Holzhausen. A4 (für 11,00€) und DIN A3 Herausgeber und verantwortlich für den (für 13,00€) zu bestellen: Inhalt: Heimat- und Geschichtsverein Holzhausen. Redaktion: H.-J. Schwalbe, H. Schauss, E. Haas. Tel. 2650 oder 2676
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