VERANTWORTUNG Feiern - TDS Aarau

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VERANTWORTUNG Feiern - TDS Aarau
SEPTEMBER 2017 | 25

                  R ÄGEN
       MIT BEIT
                    OM- /
        ZUR DIPL
          N U NG S F EIER UND
  ERÖFF           AT S W ECHSEL
            T O R
 Z U M R EK

VERANTWORTUNG
Feiern                                    Verantwortung                                Das TDS leiten
25 Neue, 11 Diplomierte und               Migration, Schöpfung, Sport: Drei            Paul Kleiner und Christoph Schwarz im
Rektoratswechsel               S. 5–15   Diplomierte des TDS im Portrait  S. 16–19   grossen Interview               S. 20–22

                              Zeitschrift des TDS Aarau, HF Kirche und Soziales
VERANTWORTUNG Feiern - TDS Aarau
i
INSERAT

   EIN BERUF MIT ZUKUNFT

                                                                                                                       Urs R. Bärtschi
   SGfB zertifiziert

   IHRE BERUFUNG
   AUSLEBEN UND                                              DIE AUSBILDUNG, DIE
   MENSCHEN BERATEN.                                         DAS LEBEN ERKLÄRT
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VERANTWORTUNG Feiern - TDS Aarau
inhalt
Titelthema: VERANTWORTUNG

 4
 8
     Editorial: 1000 Formen
     der Verantwortung
     Christoph Schwarz, Rektor

     Gemeinschaft statt
     Institution
     Predigt von Markus Giger
                                                    5
                                                         Diplom- und Eröffnungsfeier
                                                         Segnungen, Sendungen, Musik, Predigt und
                                                         Reden

11
     Das Diplom in der Tasche
     Elf Diplomierte des TDS Aarau und ihre neuen
     Tätigkeiten

12
     25 neue Studierende
     über Verantwortung in Gegenwart
     und Zukunft

16
     Leandra, Eric und Anna
     Drei Diplomierte im Portrait über ihre
     Verantwortung in Sport, Ökologie und
     Migration

20                                                  23
     Das TDS Aarau leiten                                Kolumne:
     Christoph Schwarz und Paul Kleiner im
                                                         responsable
     Interview über Verantwortung und ihre Zeit
                                                         Ursina Häfliger
     am TDS

24                                                  26
     Plenum:                                             Galerie:
     Herzlichen Dank, Paul                               Gratulationen und Abschied
     Kleiner!

27                                                  28
     Office:                                             Agenda
     Spendenbarometer

                                                                           meinTDS 2017 | 25 INHALT   3
VERANTWORTUNG Feiern - TDS Aarau
editorial                    1000 FORMEN DER VERANTWORTUNG

                             Der Begriff «Verantwortung» existiert so in der Bibel nicht. Sie spricht
                             aber über das, was wir mit «Verantwortung» meinen: Menschen wird
                             eine Aufgabe übergeben, die sie ausführen sollen, wobei sie dafür re-
                             chenschaftspflichtig sind.

                             Gleich am Anfang sagt Gott den Menschen: «Seid verantwortlich für
                             alle Tiere, ja für die ganze Welt! Schaut zu meiner Welt in meinem
                             Sinne! Damit das Leben aufblühen kann. Damit die Lebensfülle sich
                             mehren kann. Widerspiegelt meine Kreativität in der Art, wie ihr das
                             Leben gestaltet!» So verstehe ich die wörtlichere Übersetzung von
                             «herrschet über die Welt!». Wir Menschen erhalten von Gott her den
                             Auftrag, seine Welt zu verwalten, zu bebauen. Schön, dass es tausend
                             Formen und Möglichkeiten gibt, diese Verantwortung wahrzuneh-
                             men: in Familie und Kirche, Nachbarschaft und Gesellschaft, Freizeit
                             und Beruf. So dürfen wir alle uns fragen: Wo und wie helfe ich mit,
                             Leben zum Blühen zu bringen?

                             Die Welt hat dies nötig! Es geschieht so viel Lebensfeindliches, Unter-
                             drückendes, Dunkles. Doch das Licht ist erschienen und die Finsternis
                             kann es nicht auslöschen – Christus sei Dank! Ich freue mich über un-
                             sere Diplomklasse, die nun Verantwortung übernimmt an verschie-
                             denen kirchlichen Orten, Gottes Licht scheinen lässt und Leben zum
                             Blühen bringt.

                             Nun darf ich im neuen Amt als Rektor auch dazu beitragen, dass das
                             TDS Aarau weiterhin «blühen» kann. Dass Studierende eine gute Aus-
                             bildung erhalten, als Personen reifen dürfen und gut vorbereitet wer-
                             den zu Licht-Trägern. Ich freue mich auf diese neue Verantwortung
                             – und bin dankbar für alle Fürbitte: für mich, das TDS und die Studie-
                             renden.

                             Christoph Schwarz, Rektor

 4   EDITORIAL meinTDS 2017 | 25
VERANTWORTUNG Feiern - TDS Aarau
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                                                                                                                   Campus
    Am Sonntagnachmittag, 27. August 2017 lud das TDS
    Aarau zur Feier in die Stadtkirche Aarau ein (im Bild
    die neue Klasse I bei ihrer Vorstellungs-Show).

    25 neue Studierende des TDS Aarau feierten ihren Start mit mitreissen-
    dem Gesang und einer kreativen Vorstellungsrunde. Markus Giger, Pfar-
    rer und Leiter der streetchurch, mahnte in seiner Predigt, dass Christen
    aus der Kirche heraus und hin zu den Notleidenden der Welt gehen sol-
    len. Der scheidende Rektor Paul Kleiner wurde für seinen Einsatz am TDS
    Aarau geehrt, der neue Rektor Christoph Schwarz eingesetzt und die dip-
    lomierten Absolventinnen und Absolventen in die Arbeitswelt entlassen.
    Eine bunte Festgemeinde fand sich am         erfuhren die Anwesenden z. B., dass Anja
    Sonntagnachmittag in der Stadtkirche         19 Bibeln besitzt und dass Florian als Drei-
    Aarau ein. Den Rektoratswechsel beglei-      jähriger Fotomodel war. Die erst seit zwei
    teten zusätzlich zahlreiche Interessierte,   Wochen bestehende Klasse stellte Band,
    Freunde und Amtspersonen. Angehörige         Solo- und Chorgesang und brachte die gan-
    von Studierenden und Ehemalige sowie         ze Kirche mit «O Happy Day» in Stimmung.
    dem TDS freundschaftlich Verbundene
    feierten gemeinsam einen eindrücklichen      Wehmut und Aufbruch bei der
    Gottesdienst.                                Diplomierten-Verabschiedung

    19 Bibeln und frühe Modelkarriere            Nach vier Jahren harter Arbeit – und viel
                                                 Spass in der TDS-Gemeinschaft – durften
    Zwei Studierende der ersten Klasse setzten   die Absolventinnen und Absolventen ihr
    den buchstäblich bunten Blumenstrauss        Diplom entgegennehmen. Die Dozieren-
    zusammen, der ihre Klasse ausmacht: So       den gaben allen einen persönlich ausge-

                                                                                                meinTDS 2017 | 25 CAMPUS    5
VERANTWORTUNG Feiern - TDS Aarau
suchten Bibelvers mit auf ihren Berufsweg.    tors Paul Kleiner: Die Zusammenarbeit mit
                               In die Erleichterung nach der bestandenen     ihm sei in jeder Hinsicht hervorragend ge-
                               Prüfung mischte sich der Respekt vor den      wesen. Kleiners Aufgaben und Verdienste
                               bevorstehenden Aufgaben sowie ein Stück       seien mannigfaltig. Er leitete den Prozess
                               Wehmut, das TDS nun verlassen zu müs-         zur Umstellung des TDS Aarau auf das neue
                               sen.                                          Curriculum mit der staatlichen Anerken-
                                                                             nung in Gemeindeanimation HF. Zudem
                               «Wir leben nicht, was wir                     leistete Paul Kleiner wertvolle Vernet-
                               verkündigen.»                                 zungsarbeit: Er arbeitete im Diakonatsrat
                                                                             mit (2004–2017) und vernetzte das TDS
                               Markus Giger, Pfarrer, Gründer und theo-      Aarau im landes- und freikirchlichen Be-
                               logischer Leiter der streetchurch Zürich,     reich sowie in der säkularen Bildungsland-
                               verzichtete auf allzu salbungsvolle Worte     schaft des Sozialen.
                               und teilte stattdessen mit den Zuhörenden
                               seine Sorge um den Zustand der Kirche. Er     Christoph Schwarz wurde wie sein Vorgän-
                               plädierte für eine Kirche, die mehr Gemein-   ger aus dem Kreis der Angestellten zum
                               schaft und weniger Institution ist, und       Rektor berufen. Bereits seit August amtet
                               kritisierte das Auseinanderklaffen von Ver-   er nun als Rektor des TDS Aarau. Aus der
                               kündigen und Leben (siehe Seiten 8–10).       bisherigen Zusammenarbeit mit Christoph
                                                                             Schwarz und wegen dessen Verwurzelung
                               Rektoratswechsel                              im TDS-Betrieb ist Heiner Studer gewiss,
                                                                             dass das TDS in guten Händen sei.
                               Heiner Studer, Präsident des TDS Aarau,
                               würdigte die Arbeit des scheidenden Rek-

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VERANTWORTUNG Feiern - TDS Aarau
Campus
                                              Bilder obere Reihe (von links):

Gäste aus «Kirche und Sozialem»               Die Band der neuen Klasse I groovt. || Der
                                              Klassenlehrer Felix Studer begrüsst und segnet
                                              die neue Klasse I des TDS Aarau. || Gemeinsames
Befreundete Institutionen sowie staatliche    Kanon-Singen, unterstützt von Orgel, Klarinette
und kirchliche Stellen zeigten ihre Verbun-   und Trompete.
denheit mit dem TDS Aarau. Barbara Hefti
                                              Bilder untere Reihe:
von Diakonie Schweiz sowie der Kirchen-
ratspräsident der reformierten Landeskir-     Heiner Studer (rechts), Präsident des TDS Aarau,
che des Kantons Aargau, Christoph Weber-      heisst die neuen Konventsmitglieder willkom-
Berg, hielten kurze Ansprachen. Letzterer     men: Philipp Hendriksen und Kathrin Hunn. ||
überreichte dem scheidenden sowie dem         Christoph Weber-Berg überreicht dem scheiden-
                                              den und dem neuen Rektor des TDS Aarau je
neuen Rektor eine Glocke: «Ruft an, wenn      eine Glocke: «Ihr könnt jederzeit anrufen!» || Die
ihr Unterstützung braucht – oder wenn         Abschlussklasse wird ins Berufsleben entlassen.
du, Paul, Heimweh hast nach dem Kanton
Aargau.» Den Anwesenden gab Weber-
Berg das Bibelwort aus dem Philipperbrief
auf den Weg: «Lasst alle Menschen eure
Freundlichkeit spüren. Der Herr ist nahe.»

Gesang und mit Bläsern angereicherte
Orgelmusik umrahmten den feierlichen
Anlass. Gäste, Studierende und TDS-An-
gestellte feierten anschliessend am TDS
Aarau weiter bei Apéro und Begegnungen.

                                                                                     meinTDS 2017 | 25 CAMPUS    7
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Campus

                    Pfarrer Markus Giger predigt an der Diplom- und Eröffnungfeier: «Das Ziel des Redens und Handelns von Jesus ist Versöhnung»

                      GEMEINSCHAFT STATT
                         INSTITUTION
                        Versöhnung leben als Herausforderung der Kirche

                    Pfarrer Markus Giger ist Gründer und Leiter der streetchurch in Zürich. In seiner Festpre-
                    digt anlässlich der Diplom- und Eröffnungsfeier des TDS Aarau plädiert er für eine Kirche,
                    die mehr heilende und versöhnende Gemeinschaft und weniger Institution ist. Die Predigt
                    wird in gekürzter Fassung wiedergegeben.

                    Es gäbe eine Vielzahl von feierlichen Themen, doch ich           der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende.» Amen.
                    habe mich entschieden, mit Ihnen meine Sorge um den
                    Zustand der Kirchen und Gemeinden in unserem Land                Wir in der streetchurch tun dies und wollen es immer
                    zu teilen. Gleichzeitig will ich die Anwesenheit von so          wieder tun: den Herrn der Ernte im Gebet um Arbei-
                    vielen kirchlichen Verantwortungsträgern nutzen, uns             ter bitten. Ergänzend dazu erlauben wir uns allerdings,
                    alle – und insbesondere die diplomierten und zertifi-            eine jahrelange und überaus erfolgreiche Tradition
                    zierten Reich-Gottes-Arbeiterinnen und -Arbeiter – zu            fortzuführen: nämlich die besten der so vielen guten,
                    ermutigen, das Potential des uns von Christus ermög-             im TDS ausgebildeten Arbeiterinnen und Arbeiter für
                    lichten Versöhnungsgeschehens zu entdecken und da-               die Tätigkeiten in der streetchurch zu rekrutieren. Paul,
                    raus gesellschaftsrelevante kirchliche Gemeinschaften            du weisst es und ich sage es mit Überzeugung: Ich ge-
                    zu entwickeln.                                                   höre zu den Bewunderern der hochstehenden Ausbil-
                                                                                     dung, die du und dein Kollegium seit vielen Jahren er-
                    In Lukas 10 mahnt uns Jesus: «Die Ernte ist gross, Ar-           möglichen und auch in Zukunft unter der Leitung von
                    beiter aber sind nur wenige. Darum bittet den Herrn              Christoph Schwarz weiterführen werden. Darum und

8   CAMPUS meinTDS 2017 | 25
VERANTWORTUNG Feiern - TDS Aarau
von Herzen gehört dir der Dank eines Profiteurs von        als Gemeinschaft. […] Die Gemeinschaftslosigkeit der
eurem Engagement!                                          Institution ‹Kirche›, ihr Auseinanderreissen von Reden
                                                           und Sein, ist der tiefste Grund, warum so viele heutige
Und doch: Die jungen Gemeindemitarbeiter, die auch         Menschen ihr den Rücken kehren.»
heute wieder voller Zuversicht ihr Diplom und ihr Zer-
tifikat empfangen haben, werden in eine raue Umge-         Meines Erachtens ist in diesem Zitat das Epizentrum
bung entlassen; die allermeisten Gemeinden haben           der Krisen unserer Kirchen und Gemeinschaften identi-
den Wind nicht im Segel, vielmehr rudern sie gegen         fiziert: Wir leben nicht, was wir verkündigen!
eine steife Brise.
                                                           In einer Welt voller gesellschaftlicher Divergenzen tre-
Ja, es wäre ein Leichtes, diese Predigt zum grossen        ten wir Christen an mit dem Anspruch, dass der Glaube
Lamento über den Zustand der hiesigen Kirchen und          an Jesus sowohl das geplagte Individuum wie auch das
Gemeinden auszubauen. Doch damit wäre wenig ge-            gefährdete kollektive Miteinander zu heilen vermag.
wonnen und vor allem die Chance verpasst, gemein-          Aber wo vermögen wir diesen Anspruch gesellschaft-
sam über das Notwendige für uns heutigen Baumeister        lich relevant einzulösen?
– oder vielleicht auch nur Handlanger – im Reich Got-
tes nachzudenken. Denn ich bin überzeugt, so schwer        Müssen wir Brunner nicht recht geben? Unser Reden
wäre es eigentlich nicht, das Evangelium für die Men-      und Sein als Kirchen und Gemeinden entsprechen sich
schen um uns herum attraktiv zu verkündigen – oder         nicht; zumindest nicht in der Wahrnehmung vieler
besser: das Evangelium für und mit den Menschen vor        Zeitgenossen und nicht in der öffentlichen Wahrneh-
der Kirchentüre anziehend zu leben.                        mung. Darum sind wir für die draussen vor der Kirchen-
                                                           tür schmerzlich oft unglaubwürdig, unattraktiv, und
Wir leben nicht, was wir verkündigen!                      letztlich gesellschaftlich irrelevant.

Emil Brunner, der grosse Zürcher Theologe stellt mei-      «Das Wort wurde Fleisch.»
nes Erachtens in seiner Dogmatik bereits im Jahre 1960
eine geradezu prophetische Diagnose für das Krank-         Eine der faszinierendsten Beobachtungen, die uns in
heitsbild unserer heutigen Kirchen und Gemeinden:          der streetchurch seit den Anfängen in immer grösse-
                                                           rem Masse beschäftigt und gleichzeitig unsere Ge-
«Eine Kirche, die dem modernen Menschen nur als In-        meinschaft formt, ist, dass Worte und Taten Jesu sich
stitution begegnet, die um ihres angeblichen Gottes-       gegenseitig interpretieren und sich vollkommen ent-
wortes willen existiert und ausschliesslich auf diesen     sprechen. Meines Erachtens spiegelt sich in dieser Ent-
Zweck hin ausgerichtet ist, die ihn also weder selbst in   sprechung die Menschwerdung Gottes: «Und das Wort
eine Gemeinschaft einschliesst, noch zum Problem der       wurde Fleisch und wohnte unter uns.» (Joh. 1,14)

«
                                                                       In dieser vollkommenen Entsprechung von

  Die                                                                  Reden und Handeln liegt meines Erachtens
                                                                       einer der Gründe für die überwältigende
                                                                       Attraktivität, die Jesus auf die Menschen
Gemeinschaftslosigkeit                                                 seiner Zeit ausübte. Eine Anziehungskraft,
                                                                       die unseren Gemeinden weitgehend ab-
der Institution Kirche, ihr                                            handengekommen scheint. Daher fordert
                                                                       Brunner in seinen – geradezu propheti-
Auseinanderreissen von                                                 schen – Worten zum Zustand der Kirche
                                                                       nichts weniger, als dass sich die Menschen
Reden und Sein, ist der                                                der Kirche mit ganzer Hingabe um diese
                                                                       Entsprechung von Reden und Sein, von
tiefste Grund, warum so                                                Wort und Tat bemühen. Es geht darum,
                                                                       dass sich unser Reden vom Glauben genau-
viele heutige Menschen ihr                                             so in unserem Handeln inkarniert, wie sich

den Rücken kehren.                              »                      das Wort Gottes im Sein Jesu inkarniert
                                                                       hat.

                                                                       Kirchen als Orte der versöhnenden
Emil Brunner                                                           Gemeinschaft

                                                                        Das Ziel der Inkarnation, von Reden und
Gemeinschaftsgestaltung etwas Erhebliches zu sagen         Handeln Jesu aber ist Versöhnung und schafft Versöh-
hat, ist ihm von vornherein unglaubwürdig. Er mag da-      nung. Unvergleichlich dicht bringt das Paulus auf den
rum auch ihr Wort nicht hören. […] Darum ist die Pre-      Punkt, wenn er im 2. Korintherbrief festhält. «Alles
digt, hinter der keine Gemeinschaft, sondern bloss eine    aber kommt von Gott, der uns durch Christus mit sich
Institution steht, unglaubwürdig. Die Predigt des Evan-    versöhnt und uns den Dienst der Versöhnung aufgetra-
geliums ist also nicht zu trennen vom Sein der Ekklesia    gen hat.» (2. Kor. 5,18)

                                                                                                        meinTDS 2017 | 25 CAMPUS   9
VERANTWORTUNG Feiern - TDS Aarau
Es ist meine tiefe Überzeugung: Wenn sich Reden und           gar auf unsere Mitmenschen einzulassen und mit ih-
                    Handeln der Menschen in Kirchen und Gemeinschaf-              nen Gemeinschaftsformen einzuüben, in denen Leben
                    ten entsprechen, dann wird die Kirche wieder als Ort          alltäglich und Schmerz mitten im Alltag – im Reden,
                    der versöhnenden Gemeinschaft entdeckt werden.                Schweigen und Handeln – geteilt werden kann.
                    Genau dies ist unsere Erfahrung in der streetchurch:
                    Menschen erleben, wie wir darum ringen,

                                                                                  «
                    Versöhnung tagtäglich in unser und in ihr
                    Leben «hineinzuleben». Sie fangen an, sich
                    für die Kirche zu interessieren – oder bes-                     Wir haben in den
                    ser: Für das, was Kirche im Sinne Jesu sein
                    soll, nämlich eine Gemeinschaft, in der sich              Kirchen nicht eine Krise
                    Menschen mit Gott, ihren Mitmenschen
                    und mit ihrem eigenen Leben versöhnen                        der Verkündigung.
                    dürfen.
                                                                               Uns fehlt schlicht die
                    Aufgerufen, uns auszuteilen
                                                                              Gemeinschaft, wie sie
                    Je länger wir mit den uns anvertrauten
                    Menschen mit ihren oft schmerzhaft ge-
                    brochenen Biographien unterwegs sind,
                                                                          Jesus mit seinen Jüngern,
                    desto klarer wird uns die Sendung Jesu, die           mit Zöllnern und Sündern
                                                                                                                                           »
                    unsere Sendung ist: Jesus teilte sich den
                    Menschen aus. In seinem Reden, in seinem
                    Handeln. Ganz und gar. Bis zum Äussersten
                                                                                    vorgelebt hat.
                    am Kreuz. Und auch darin entdecken wir
                    wieder die geheimnisvolle Entsprechung                                                           Markus Giger
                    von Reden und Sein: Das Kreuz erfüllt
                    die Worte Jesu beim letzten Abendmahl,
                    und die Worte beim Abendmahl deuten das Gesche-               Ich persönlich trage eine tiefe Zuversicht in mir: Die
                    hen am Kreuz heute für uns, die wir ihm nachfolgen:           Kirchen und Gemeinden werden wieder wachsen, aber
                    «Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird!» Mit die-      dieses Wachstum wird nicht in den sonntäglichen Got-
                    sen Worten offenbart uns Jesus gleichzeitig den Weg,          tesdienstbesuchen gemessen werden. Die Ekklesia, die
                    auf den er uns in die Nachfolge ruft: Wir sind aufge-         Gemeinde in der Gegenwart Jesu, wird wachsen, weil
                    rufen, uns auszuteilen an die Menschen in unserer Ge-         es mehr und mehr Gemeinschaften geben wird, in de-
                    sellschaft. Ganz und gar. Bis zum Äussersten.                 nen sich Menschen bemühen, dem Reden von Christus
                                                                                  mit ihrem alltäglichen Handeln zu entsprechen. Ich
                    Darum geht es in unseren Kirchen und Gemeinden und            bin voller Hoffnung, weil ich von immer mehr Christen
                    um nichts anderes! Wir haben in den Kirchen nicht eine        höre, die bereit sind, sich an ihre Mitmenschen auszu-
                    Krise der Verkündigung oder eine Krise der Gottes-            teilen, sich ihrem Schmerz auszusetzen, ihn gemein-
                    dienstformen. Uns fehlt schlicht die Gemeinschaft, wie        sam auszuhalten und wenn es denn sein darf, auch
                    sie Jesus mit seinen Jüngern, mit Zöllnern und Sündern        gemeinsam zu überwinden.
                    vorgelebt hat: jene Gemeinschaft, in der Menschen
                    bedingungslos eingeladen sind, ihre schmerzvolle Rea-         «Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird! – Wie
                    lität mit uns zu teilen und im gemeinsamen Aushalten          mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch!»
                    ihrer Kreuzeserfahrung Versöhnung geschehen kann.
                                                                                  Ja, Herr Jesus, nimm uns und sende uns! Nimm uns und
                    Gemeinschaft statt Institution                                teile uns aus an die Menschen mitten in ihren Nöten,
                                                                                  am Karfreitag unserer Zeit. Amen.
                    Doch diese Gemeinschaft von Menschen, die leiden-
                    schaftlich das Leiden ihrer Mitmenschen teilen, hat ih-
                    ren Preis – für uns als Einzelne sowie für uns als institu-
                    tionelle Kirchen und Gemeinden. Mag sein, dass meine
                    abschliessenden Gedanken als Provokation empfun-
                    den werden, doch halte ich die Forderung für dring-
                    lich und nicht aufschiebbar: Wir können es uns nicht
                    länger leisten, 70 Prozent und mehr unserer finanziel-
                    len, personellen und persönlichen Ressourcen in das
                    mühsame Aufrechterhalten der üblichen Gemeindebe-
                    triebe zu investieren. Wir brauchen ein radikales Um-
                                                                                  Markus Giger, 49, wohnt mit seiner Familie in Zürich. Er ist
                    denken! Wir brauchen Gemeinden, die es wagen, sich            Pfarrer, Gründer und Leiter der streetchurch. Diese befähigt
                    von ihren Gemeindeprogrammen – inklusiv allsonn-              junge Menschen im urbanen und multikulturellen Millieu,
                    täglichen Insider-Gottesdiensten – zu verabschieden,          sich individuell zu entfalten und in der Gesellschaft ihren
                    damit wir Christen freigesetzt werden, uns ganz und           Platz einzunehmen. Sie ist Teil der reformierten Kirche Zürich.

10   CAMPUS meinTDS 2017 | 25
Campus
 Die Diplomierten der Abschlussklasse nehmen Diplom und Segensspruch von ihren Dozierenden entgegen.

DAS DIPLOM IN DER TASCHE ...
... und mit Herz und Händen bereits am Wirken – einige Absolventinnen und Absolventen haben ihre Stelle
schon im August angetreten. Das TDS freut sich über die erfolgreich absolvierte Ausbildung und wünscht ihnen
einen guten Start im neuen Arbeitsumfeld. Die Tabelle zeigt einen Überblick über die Tätigkeitsfelder der Absol-
ventinnen und Absolventen – in der Reihenfolge des Bildes darunter. Sie erhielten das Diplom in Sozialdiakonie
bzw. den Fachausweis in Katechetik/Jugendarbeit.

Name                  Wie weiter nach dem TDS

Eric Lienhard         Zivildienst in der Stiftung PanEco für Natur- und Artenschutz sowie Umweltbildung

Anna Shammas          Gemeindeentwicklung der Evangelisch-Methodistischen Kirche Schweiz und Leitung der arabischen Gemeinde

Silke Steinmüller*    Mitarbeiterin für Kinder und Jugend in der Ref. Kirche Meisterschwanden; Katechetin in der Ref. Kirche Weiningen

Monika Benkler*       noch offen

Simona Rüegger        Sozialdiakonin in der Ref. Kirche Hägendorf
Anna Herren           Jugendarbeiterin in der Evangelisch-Methodistischen Kirche Birsfelden-Neubad; Religionsunterricht in Basel-Stadt

Manuel Kleger         Sozialdiakon in der Ref. Kirche Binningen-Bottmingen

Andreas Schindler     Lokalpfarrer in der Evangelisch-Methodistischen Kirche Zürich-Altstetten

Leandra Büchi         Mitarbeiterin bei Athletes in Action, Zürich

Andrea Fankhauser Sozialdiakonin in der Ref. Kirche Buchholterberg; Katechetin in der Ref. Kirche Grossaffoltern

Lea Weber             Gemeindemitarbeiterin in der Evangelisch-Methodistischen Kirche Belp

* Fachausweis in Katechetik/Jugendarbeit

                                                                                                       meinTDS 2017 | 25 CAMPUS        11
25
     Campus

                                n  e  u  e
                                Studierende

                                ü   b  e   r
                                Verantwortung
                                und was sie sich von ihrer
                                Ausbildung
                                am TDS
                                erhoffen
12   CAMPUS meinTDS 2017 | 25
25
                                    Nach dem TDS möchte ich mich an einem Ort engagie-
                                    ren, wo ich meine Kreativität und das gelernte Fach-

                                    n   e  u   e
                                    wissen vom TDS einbringen kann. Ich erhoffe mir vom
                                    TDS, dass mein Vertrauen auf Gott, das theologische
                                    Wissen und mein Umgang mit Menschen gestärkt
                                    werden und mir so neue Horizonte aufgehen und ich
                                    Verantwortung übernehmen kann.

                                    Studierende
                                    ü   b  e   r
        Julia Scheuner aus Linden

                                                   Ich arbeite in der offenen Jugendarbeit in Schüpfen
                                                als Standortleitung. Dort kann ich meine Begabungen

                                    25
                                                   einsetzen und Verantwortung für die Jugendlichen
                                                 übernehmen. Am TDS möchte ich mein Bild über den

                                    Verantwortung
                                                    Glauben und die verschiedenen Kirchen erweitern.
                                                                                                             Ralph Wittwer aus Bäriswil

                                    und       wasdafür,sie
                                    Mein Herz schlägt   Kindersich      von
                                                               und Jugendliche vomihrer

                                    Ausbildung
                                    Glauben begeistern zu können. Ich möchte lernen, wie
                                    ich sie in ihren Glaubensfragen begleiten kann und

                                    am TDS
                                    ihnen helfen zu wachsen. Das TDS ist für mich eine
                                    tolle Möglichkeit, besser dafür ausgerüstet zu werden.
 Tabea Zurbuchen aus Worblaufen

                                    erhoffen
                                                  Ich bin bereits viele Jahre in der Jungschar tätig und
                                                übernehme dort viel Verantwortung, gebe diese aber
                                                 auch weiter an neue Leiter. Am TDS möchte ich mein
                                                    Know-how erweitern, um in einer Kirchgemeinde

                                    n   e  u   e
                                                              Verantwortung übernehmen zu können.
                                                                                                             Claudia Zaugg aus Tägerwilen

                                    Ich möchte nach meiner Ausbildung jungen Menschen
                                    die Gelegenheit bieten, sich über den Glauben und die

                                    Studierende
                                    grossen Fragen des Lebens auszutauschen und ihnen

                                    ü   b  e   r
                                    Jesus und seinen Lebensstil vertraut machen. Am TDS
                                    möchte ich selber immer mehr über Gott, seine Liebe
                                    und seinen Plan für uns Menschen erfahren.

                                    25
          Melissa Salama aus Biel

                                    Verantwortung
                                                    Ich arbeite als Volunteer in der Kinderoase im ICF.
                                                  Jeden Sonntag holen wir die Kinder von verschiede-
                                               nen Quartieren Zürichs ab und gehen mit ihnen in den
                                    und was sie sich von ihrer
                                               Kindergottesdienst. Ich freue mich, am TDS mehr über

                                    Ausbildung                    die Bibel und das Leben zu erfahren.

                                    am TDS
                                                                                                             Caroline Matter aus Zürich

                                    Ich möchte nach dem TDS Verantwortung für Men-
                                    schen übernehmen, die durch unser «Soziales System»
                                    gefallen sind und keinen Platz mehr in der Gesell-

                                    erhoffen
                                    schaft haben. Am TDS erhoffe ich mir eine intensive
                                    Auseinandersetzung mit meinem persönlichen Glau-
                                    ben und mit mir selbst.

                                    n   e  u   e
Florian Kunz aus Wangen bei Olten

                                            Als Sekretärin in einem Spital bin ich z. B. Ansprechperson
                                         der Vorpraktikantin und übernehme so eine gewisse Verant-
                                          wortung für sie. Nach dem TDS möchte ich im Bereich Bera-
                                         tung, Coaching und Seelsorge arbeiten. Menschen zu helfen,

                                    Studierende
                                    ü   b  e   r
                                         ihren Platz zu finden und in ihre Berufung hineinzuwachsen,
                                                                              liegt mir sehr am Herzen.
                                                                                                             Mirjam Blaser aus Bern

                                                                                                           meinTDS 2017 | 25 CAMPUS         13

                                    Verantwortung
25
                                     Gerne würde ich nach meiner Ausbildung am TDS

                                     n   e  u   e
                                     ein eigenes, sozial ausgerichtetes Projekt starten,
                                     das mit meinem vorherigen Beruf Koch zu tun hat.
                                     Darum hoffe ich, mir in der Ausbildung am TDS das
                                     nötige Know-how und das theologische Wissen dafür
                                     aneignen zu können.

                                     Studierende
                                     ü   b  e   r
      Christoph Saredi aus Bürglen

                                                     Ich bin gespannt, wohin mich meine Leidenschaft
                                                 trägt, und möchte dort Verantwortung übernehmen.

                                     25
                                                     Am TDS will ich über mich hinauswachsen, meine
                                                                   Talente kennenlernen und fördern.

                                     Verantwortung
                                     Zurzeit übernehme ich Verantwortung bei meiner
                                                                                                         Anja Isler aus Murgenthal

                                     und        was
                                     Arbeitsstelle beim Cevisie
                                                             Zürich. sich
                                                                     Ich möchte von
                                                                                am TDS ihrer

                                     Ausbildung
                                     mein Wissen vertiefen, damit ich für mein zukünftiges
                                     Berufsleben gerüstet bin.

                                     am TDS
         Jonas Wälchli aus Orpund

                                                   Ich möchte für Mitmenschen Verantwortung über-
                                                  nehmen, indem ich ihnen in guten wie in schlechten

                                     erhoffen
                                                    Zeiten zur Seite stehe und meine Begeisterung für
                                                     Gott an sie weitergeben kann. Am TDS will ich für
                                                    diese Lebensaufgabe perfekt ausgerüstet werden.

                                     n   e  u   e
                                                                                                         Lukas Wirth aus Oftringen

                                     Mit meiner Frau zusammen leite ich seit Januar die
                                     Jugendarbeit in einer sehr lebendigen Landeskirche.
                                     Vom Studium erhoffe ich mir, in meiner Leiterschaft,
                                     wie auch Persönlichkeit herausgefordert, gestärkt und

                                     Studierende
                                     inspiriert zu werden.

                                     ü   b  e   r
      Michael Braun aus Steinmaur

                                                               Ich unterrichte nebst dem TDS an einer

                                     25
                                                Sekundarschule und übernehme dort Verantwortung,
                                                 indem ich meinen Schülern ein gutes Vorbild bin. Ich

                                     Verantwortung
                                                   hoffe, dass sich durch die Ausbildung am TDS mein
                                                                                      Glaube vertieft.

                                     und was sie sich von ihrer                                          Ruth Wyrsch aus Luzern

                                     Ausbildung
                                     Ich übernehme gerne Verantwortung, denn ich liebe
                                     die damit verbundene Herausforderung. Je mehr

                                     am TDS
                                     ich darüber lerne und Erfahrungen sammle, desto
                                     besonnener kann ich im Sturm standhaft bleiben.
          Jasmin Zaugg aus Ittigen

                                     erhoffen
                                                     Verantwortung zu haben bedeutet für mich u. a.
                                                   Entscheidungen zu treffen. In der Zusammenarbeit
                                                     mit Jugendlichen werde ich diesbezüglich immer
                                                       wieder herausgefordert. Am TDS möchte ich in

                                     n   e  u   e
                                                               dienende Leiterschaft hineinwachsen.
                                                                                                         Micael Hunziker aus Heimberg

                                     Ich leite mit einem Team einen Jugendtreff. Die Bibel
                                     ist ein sehr spannendes Buch. Gerne möchte ich meine

                                     Studierende
                                     ü   b  e   r
                                     Fachkompetenzen in der Theologie erweitern und
                                     damit Menschen inspirieren.
Florian Pfister aus Heimenschwand

14   CAMPUS meinTDS 2017 | 25

                                     Verantwortung
25
                                   Seit meinem ersten Missionseinsatz ist mir bewusst,

                                   n   e  u   e
                                   dass ich einmal in ein anderes Land gehen möchte,
                                   um dort etwas aufzubauen. Ich möchte Gott und den
                                   Menschen dienen, unabhängig von den Umständen,
                                   die mich umgeben. Durch die Ausbildung am TDS wird
                                   mir das ermöglicht.

                                   Studierende
                                   ü   b  e   r
 Daniele Libera aus Ramlinsburg

                                                Im Cevi habe ich wohl zum ersten Mal richtig Verant-
                                                 wortung übernommen. Danach ging es weiter in der

                                   25
                                               Kinder- und Jugendarbeit. Das TDS erlaubt es mir, die-
                                                ses grosse Hobby zu meinem Beruf zu machen – und

                                   Verantwortung
                                                                              darauf freue ich mich!
                                                                                                             Daniel Maier aus Bubendorf

                                   und      was
                                   Nach meiner         sie
                                               Ausbildung     sich
                                                          am TDS         von
                                                                 möchte ich die ihrer
                                   Ausbildung
                                   Verantwortung in einer Jugendarbeit übernehmen
                                   und Pionierarbeit leisten im Aufbau von sozialdiakoni-

                                   am TDS
                                   schen Projekten. Am TDS möchte ich das Rüstzeug für
                                   einen verantwortungsvollen Führungsstil erhalten.
Lukas von Gunten aus Steffisburg

                                   erhoffen
                                                  Ich übernehme Verantwortung in meiner Kirchge-
                                                meinde: Mit Jugendlichen entdecke ich die Bibel und
                                              erzähle ihnen von Jesus. Am TDS möchte ich für meine
                                                 Leiterfunktion ausgerüstet werden und im Glauben

                                   n   e  u   e
                                                                                          wachsen.
                                                                                                             Philipp Uebersax aus Eschikofen

                                   Ich möchte Menschen in der lokalen Kirche heraus-
                                   fordern und eine Kultur der Freisetzung und der Ehre

                                   Studierende
                                   vorleben. Ich wünsche mir ein tieferes Verständnis für

                                   ü   b  e   r
                                   den Willen Gottes und die Art und Weise, wie er sich
                                   durch sein Wort uns und mir persönlich offenbart.
     David Froese aus Effretikon

                                   25
                                              Seit rund sieben Jahren arbeite ich in unserer «relativ»

                                   Verantwortung
                                                 kleinen Kirchgemeinde in verschiedenen Bereichen
                                              mit. Durch verschiedene Hinweise wurde ich aufmerk-
                                              sam auf den Beruf Sozialdiakon. Ich bin gespannt, wie
                                   und was sie sich von ihrer      Gottes Plan noch weiter verläuft.

                                   Ausbildung                                                                Elisabeth Lendenmann-Heeb aus

                                   am TDS
                                                                                                             Wildberg
                                   Verantwortung trage ich einerseits an meiner Klein-
                                   anstellung an der Primarschule, bei der ich meinen
                                   4.-Klässlern Wissen spannend weitergeben und ein
                                   gutes Vorbild sein will. Auch liegen mir meine Gotten-

                                   erhoffen
                                   meitli, Hauskreisleute, Freunde und Familie sehr am
                                   Herzen. Von der Ausbildung erhoffe ich mir ein «Fens-
                                   teröffnen» in neue Berufsbereiche, in denen ich mich
                                   um Menschen kümmern kann, die es nötig haben.

                                   n   e  u   e
       Ursula Maurer aus Aarau

                                                     Ich übernehme Verantwortung in der Jungschar
                                                und bei meiner Arbeit in der Kirche als Mitarbeiterin
                                                unter Kindern und Jugendlichen. Am TDS möchte ich

                                   Studierende
                                   ü   b  e   r
                                                 vieles lernen, das ich in der Praxis als Sozialdiakonin
                                                                                        umsetzen kann.
                                                                                                             Eva Hollenstein aus Wil SG

                                                                                                           meinTDS 2017 | 25 CAMPUS            15

                                   Verantwortung
THEMA

                   TDS-Diplomierte übernehmen

Die Liste der Diplomarbeiten der soeben diplomierten Klasse weckt Neugierde (siehe letztes meinTDS). Das
unterschiedliche Umfeld, in dem unsere Absolventen in Sozialdiakonie Gott und Menschen dienen, zeigt die
Vielfalt an Persönlichkeiten, an Engagement und bestimmt auch die Breite unserer Ausbildung. Anna Sham-
mas, Leandra Büchi und Eric Lienhard übernehmen Verantwortung in den Bereichen Migration, Sport und
Bewahrung der Schöpfung.

16   THEMA VERANTWORTUNG meinTDS 2017 | 25
pliment für ihr gutes Spiel mach-                   Dabei sei es wichtig, immer zu unterschei-
                                               te, obwohl sie mir meinen Platz                     den, was ihre Sache sei, und was Gottes
                                               wegschnappen könnte. Ich hatte                      Sache sei.
                                               nie daran gedacht – wir sind ja ein
                                               Team, und der Trainer entscheidet,                  «Ich kann Gott in meinem Leben
Durch ihre Brüder fing Leandra mit acht        jede so einzusetzen, wie es fürs                    Raum geben und so Neugierde
Jahren an, Fussball zu spielen. Bald wurde     Team am Besten ist.»                                wecken. Gott ist es, der ihr Leben
dieser Sport zu ihrer Leidenschaft und sie                                                         verändern will und kann.»
spielte im Fussballclub. Dass sie heute in     Leandra erlebt auch, dass sie als 25-Jährige
der obersten Liga Frauenfussball spielt, war   die jungen 16–20-Jährigen positiv prägen            Die Ausbildung am TDS Aarau hat in Lean-
zwar ein Kindheitstraum, hätte sie trotz-      kann.                                               dra einen positiven Prozess in ihrem Glau-
dem nicht erwartet. Leandra erzählt eine                                                           ben ausgelöst, z. B. im Fach Dogmatik:
Begebenheit aus der Saison 2015/2016:          «Viele suchen in dieser Phase nach
                                               ihrer Identität und gründen diese                   «Ich habe gelernt, dass Gott grös-
«Vier Tage vor einem Spiel mit                 oft auf Aussehen und Erfolg. Ich                    ser ist, als ich gedacht habe. Mein
meinem damaligen Team Schö-                    kann sie begleiten und ermutigen-                   Glaube ging auch durch Krisen, in
nenwerd-Niedergösgen in der                    de und von Gott geleitete Impulse                   denen ich fragte, ob Gott wirklich
dritten Liga wurde ich krank. Ich              geben.»                                             da ist. Dadurch wurde mein Glaube
hatte eine innere Gewissheit, dass                                                                 jedoch gestärkt und hat sich wei-
ich spielen konnte, so ging ich                «Wie kann ich meine Fussballkolleginnen             terentwickelt.»
am Spieltag hin und bat Gott um                auf ihrem Glaubensweg unterstützen?» –
Energie für die 90 Minuten. Ich

                                                                                            «
konnte voll Einsatz geben, obwohl
ich vorher und nachher krank war.
Später erhielt ich eine Einladung                                                            Meine Kolleginnen
vom Trainer des FC Aarau Frauen
zu einem Probetraining. Er hat                                                              müssen sich nicht
mich spielen gesehen, war aber ei-
gentlich an den Match gekommen,
                                                                                            zuerst verändern
um Spielerinnen des gegnerischen
                                                                                            oder in die Kirche
                                                                                                                     »
Teams zu beobachten.»

Leandra wurde ins Team des FC Aarau Frau-
                                                                                            kommen.
en aufgenommen und hat sich letzte Sai-
son als Stammspielerin etabliert. Ihr Team
spielt diese Saison sogar in der höchsten       Leandra Büchi spielt in der höchsten Liga Fussball. Ihre Diplomarbeit beim TDS Aarau trägt den Titel
Liga, nachdem es den Aufstieg zuerst            «Wie kann ich meine Fussballkolleginnen auf ihrem Glaubensweg unterstützen?» Sie ist frischgeba-
knapp verpasst hatte, aber danach nachrü-       ckene Sozialdiakonin und arbeitet bei Athletes in Action, einer Organisation, die Sportlerinnen und
                                                Sportler begeistern und befähigen will, nach christlichen Werten zu leben.
cken konnte für ein Team, das Konkurs ging.

Für Leandra ist es klar, dass sie gegenüber
Gott und gegenüber ihrem Team eine Ver-        so der Titel von Leandras Diplomarbeit am           Auch die Verbindung von Glaube, Persön-
antwortung hat.                                TDS Aarau. Ihre Leidenschaft für Fussball           lichkeit und Gottes Führung wurde am TDS
                                               und für Gott bringt sie in einer gelungenen         geschult:
«Alle wissen, dass ich gläubig                 Mischung von Bibelexegese, Recherchen
bin. Ich sage Gott immer wieder:               und praktischen Erfahrungsberichten zum             «Das TDS hat mich unterstützt zu
‹Brauche mich›. Oft kommen Kolle-              Ausdruck. Sie interviewte dazu ihre ehe-            fragen, für welche Sache mein Herz
ginnen auf mich zu und sprechen                maligen Teamkolleginnen über ihre Einstel-          schlägt. Vorher habe ich mich in
mich an, z. B. wenn sie meine Bibel            lung zum Glauben und zeigt ihre Überzeu-            der Jugendarbeit engagiert, mit
sehen.»                                        gung für Evangelisation auf:                        der Zeit wurde klar, dass mein Auf-
                                                                                                   trag spezifischer ist.»
In Gesprächen und in ihrem Verhalten ge-       «Meine Kolleginnen müssen sich
lingt es ihr immer wieder, etwas von ihrem     nicht zuerst verändern oder in die                  Ihren Auftrag übt Leandra in der nächs-
Leben mit Gott zu teilen. Sie kämpft fürs      Kirche kommen. Nein, ich will auf                   ten Zeit auch beruflich aus: Sie wird Mit-
Team und nicht für den eigenen Erfolg und      sie zugehen und sie dort abholen,                   arbeiterin von Athletes in Action, einem
setzt sich ein für eine gute Gemeinschaft.     wo sie sind, und sie annehmen, wie                  Arbeitszweig von Campus für Christus. Im
Eine Begebenheit aus der Zeit ihrer Verlet-    sie sind. Meine Erfahrung ist, dass                 Moment baut sie sich ihren eigenen Missi-
zungspause verdeutlicht dies. Sie beobach-     Menschen offen sind, und diese                      onspartnerkreis für ihre Arbeit ab Septem-
tete bei einem Match ihre Ersatzspielerin      Offenheit möchte ich nutzen, z. B.                  ber auf – bei Campus für Christus werden
vom Rand des Spielfeldes aus.                  mit der Frage, ob ich für sie beten                 alle Anstellungen durch persönliche Missi-
                                               kann. Das braucht vielleicht Über-                  onspartnerInnen gedeckt. Im Rahmen ih-
«Meine Ersatzspielerin war sehr                windung und ich muss Bedenken                       rer Anstellung wird sie z. B. diese Projekte
überrascht, als ich ihr ein Kom-               und Menschenfurcht ablegen.»                        leiten:

                                                                                       meinTDS 2017 | 25 THEMA VERANTWORTUNG                      17
«Second Chance» sammelt «ausge-                      Einsatz von Maschinen und wenn                    kann uns ein Lernfeld fürs Leben
diente» Laufschuhe von Schweizer                     nötig Dünger oder Pestiziden.                     sein und uns zu Gott führen. Es
Athletinnen und Athleten, um ihre                    Da ich grundsätzlich Freude am                    gibt so viel zum Staunen: Das Er-
afrikanischen MitsportlerInnen zu                    Gärtnern hatte, wollte ich mit ein                wachen der Natur im Frühling, wie
unterstützen. Eine andere Aufgabe                    paar Freunden – wir waren eine                    die Bienen funktionieren usw.»
wird die Hauptleitung der Sport-                     Kleingruppe einer Kirche – einen
halle im nächsten Praisecamp                         kleinen Gemüsegarten anpflanzen.                  Einen respektvollen Umgang mit der Natur
sein. Eine Idee ist es, einen                        Die ersten Erfahrungen waren                      lernte Eric auch von den Anthroposophen,
Alphalive-Kurs für SportlerInnen                     ernüchternd. Wir waren nicht                      und er fragt sich, weshalb im christlichen
zu entwickeln.»                                      darauf vorbereitet, dass die Ernte                Umfeld dem ökologischen Gärtnern nicht
                                                     so spärlich ausfiel und wir derart                mehr Bedeutung zugemessen wird.
Und welche Vision hat Leandra für ihr Frau-          gegen Unkraut und Schnecken zu
enfussballteam?                                      kämpfen hatten.»                                  Für Eric geht es bei Gartenarbeit jedoch
                                                                                                       nicht nur um Pflanzen. Nein, sie bietet ein
«Es wäre toll, wenn einige vom                       Eric und seine Freunde haben ihre bisheri-        ideales Umfeld für Gemeinschaft. Gesprä-
Team sich vor dem Training zu                        ge Vorgehensweise hinterfragt. Sie fingen         che, bisweilen auch seelsorgerliche, ge-
einem Austausch treffen könnten.                     nochmals an, gemächlicher, sich nicht an          meinsames Feiern, Essen und Singen bie-
Anfänglich einfach darüber, was                      ihren Vorstellungen, sondern an der Natur         ten sich während und nach der Arbeit an.
uns wichtig ist, später über einen                   orientierend.                                     Zur Zeit besteht sein Projekt in Form eines
Bibeltext. Ich träume von einem                                                                        Vereins mit 12 Aktivmitgliedern und 20
Grüppchen innerhalb des Teams,                       «Wir stellten viele Fragen: Wenn                  Gönnern. Doch Eric hat grössere Pläne: Er
das gemeinsam im Glauben unter-                      die Natur – Gemüse, Pflanzen                      wünscht sich, dass sein Verein nur ein Mo-
wegs ist.»                                           und Tiere – Gottes Schöpfung ist,                 dell ist für ganzheitliche Gemeinschaft ver-
                                                     weshalb werden sie von Schnecken                  bunden mit einem naturnahen Lebensstil.
                                                     und Läusen zerstört? Oder: Mit                    Er sollte sich auf weitere Themenbereiche
                                                     welcher Haltung bebaue ich den                    der Nachhaltigkeit, z. B. Kleider, ausdehnen.
                                                     Garten? Fordere ich von der Natur,
                                                     mir zu dienen? Wir haben gemerkt,                 «Mit Wohnen, Leben und Arbeiten
                                                     dass es uns zugute kommt, wenn                    auf dem Bauernhof könnten wir
                                                     wir respektvoll mit der Natur um-                 unsere Ideen noch konkreter um-
                                                     gehen.»                                           setzen.»
Eric hat soeben die letzte Prüfung hinter
sich. Vor ihm liegen einige Wochen Feri-             Sie vertieften sich in Literatur über ökolo-      Seine Diplomarbeit dokumentiert exemp-
en, bevor er für ein halbes Jahr seinen Zi-          gisches Gärtnern, redeten mit erfahrenen          larisch Erics Gartenprojekt und die damit
vildienst in einer Stiftung für Natur- und           Öko-Gärtnern und taten vor allem eins: Sie        verbundene Gesinnung, die, wie er findet,
Artenschutz absolviert. Eric ist gelernter           beobachteten die Natur und lernten dar-           überall auch im Kleinen – jeder in seinem
Landschaftsgärtner, frischgebackener So-             aus. Sie experimentierten und entwickel-          Umfeld mit den dort vorhandenen Pflan-
zialdiakon und Hobby-Öko-Gärtner. Letz-              ten ihren Garten Jahr für Jahr weiter.            zen und Tieren – funktioniert.
teres wurde zu seiner Leidenschaft und ist
Thema seiner Diplomarbeit am TDS Aarau.              «Die Schöpfung ist Gottes Hand-                   Das TDS hat Eric ermutigt, seine Leiden-
Wie kam es dazu?                                     schrift und unser Lehrbuch. Unse-                 schaft in die Kirche zu bringen.
                                                     re Verantwortung ist, die Schöp-
«Als Landschaftsgärtner lernte ich,                  fung zu bewahren – dies ist meine                 «Mir wurde – auch durch meine
den Garten nach meinen Plänen                        Motivation fürs Gärtnern. Für                     Ausbildung am TDS – klar, dass
und Vorstellungen zu gestalten,                      andere ist die Natur Gott, für mich               die Kirche nicht nur ‹kirchliche›
möglichst effizient, mit grossem                     ist sie die Schöpfung von Gott. Sie               Begabungen wie Musik oder Bibel-

     «Gottes
                                                                                                       auslegung brauchen kann. Meine
                                                                                                       Leidenschaft für einen staunenden
       Die Schöpfung ist                                                                               und respektvollen Umgang mit der
                                                                                                       Schöpfung hat genauso Platz.»
             Handschrift
                                                                                                       Analog zum Umgang mit der Natur ermu-
                        und unser
                                                  »
                                                                                                       tigt Eric seine Mitmenschen und Mitchris-
                                                                                                       ten, die Entwicklungen um sie herum wahr-
                      Lehrbuch.                                                                        zunehmen und darauf zu reagieren.

                                                                                                       «Der Einsatz für Gerechtigkeit
                                                                                                       wird uns etwas kosten. Doch wir
                                                                                                       sind berufen, Vorbild zu sein im
                                                                                                       Umgang miteinander und mit Got-
      Eric Lienhard ist Mitgründer des Vereins «Chruut und Rüebli» für ökologisches Gärtnern. Seine
  Diplomarbeit am TDS Aarau trägt den Titel «Ein Gott, eine Welt». Er wurde soeben diplomiert und
                                                                                                       tes Schöpfung.»
 absolviert in den nächsten Monaten seinen Zivildienst in einer Stiftung für Natur- und Artenschutz.

18   THEMA VERANTWORTUNG meinTDS 2017 | 25
zuzuhören und sie zu einem nächs-                   verzichte ich auch wieder darauf,
                                              ten Schritt – auf andere Menschen                   da ich weiss, dass ich nicht faul
                                              zu oder hin zu einem Job – zu                       bin, und dass mein echter Wert
                                              ermutigen, verstehe ich als meine                   in Gott besteht. Diese Erfahrung
                                              Aufgabe. So kann die Gemeinde                       lehrt mich: Es gibt keine komi-
Anna lebt seit 2001 in der Schweiz. Damals    und schliesslich auch die Schweiz                   schen Menschen, es gibt nur Men-
kam sie mit ihrer Familie – sie lebten als    zu ihrer Heimat werden.»                            schen, die anders sind.»
evangelische Christen im syrischen Alep-
po – in die Schweiz. Anna durchlief span-     Integration kann nicht erzwungen werden.            Annas Leben zeugt von einem tiefen Ver-
nende Phasen ihrer Integration und ihres      Anna will trotzdem immer wieder auf Mi-             trauen in Gott. Die Hoffnungslosigkeit, die
Glaubens. Heute ist sie Schweizerin mit       granten und Migrantinnen zugehen, ihnen             ihr in den verschiedenen Schicksalen be-
eigener Familie, liebt die Schweiz wie ihre   Beziehung, Freundschaft und Hilfe anbie-            gegnet, aber auch ihre eigene Lebenssitua-
eigene Heimat und lebt ihr Leben ganz in      ten. Ob sie diese annehmen, ist deren Ent-          tion hält sie in Abhängigkeit zu Gott. Mit ih-
Verantwortung vor Gott. Die EMK Aarau,        scheidung. Anna ist überzeugt, dass es sich         rem Mann teilt sie eine 50 %-Anstellung bei
das TDS Aarau sowie unzählige Einheimi-       lohnt, in das Zusammenleben von Einhei-             der Evangelisch-Methodistischen Kirche
sche haben sie in ihrem Prozess unterstützt   mischen und Menschen anderer Kulturen               Aarau. Mithilfe eines Spenderkreises konn-
und dorthin gebracht, wo sie jetzt steht.     zu investieren:                                     te ihre Familie die letzten Jahre über die
Sie leitet seit einigen Jahren zusammen mit                                                       Runden kommen. Anna ist überzeugt, dass
ihrem Mann die arabische EMK-Gemeinde         «Ohne Integration wird eine Ge-                     unser Verhalten im «Geben und Nehmen»
in Aarau und hat soeben das TDS-Studium       sellschaft zerrissen.»                              eine Schule des Vertrauens in Gott ist:
erfolgreich abgeschlossen.
                                              Daher baut Anna Brücken auf beiden Sei-             «In der Schweiz geht es am Ende
«Das TDS hat meinen Charakter                 ten. Sie hört sich das «Gejammer» der               allen gut – auch denen, die wenig
geformt – ich bin gewissermassen              Schweizer über die Ausländer an und, auf            haben. Wesentlich ist, wie du mit
eine neue Person geworden. Ich                der anderen Seite, wie schwierig es sei, in         Besitz und anvertrauten Talenten
wurde mit vielen Tools zum Leiten,            der Schweiz zu leben und hier klarzukom-            umgehst und ob du bereit bist, dich
mit Methoden für Gemeindearbeit,              men. Und sie versucht, beide Kulturen ein-          diesbezüglich von Gott in einen
Kindererziehung und Seelsorge                 ander näherzubringen.                               Prozess führen zu lassen. Er möch-
ausgerüstet. Ich schätze rückbli-                                                                 te, dass wir lernen, ohne Angst zu
ckend die Tiefe und Vielseitigkeit:           «Ich erlebte selber, wie es ist, mit                geben – und voll Vertrauen zu emp-
Kopf, Hand und Herz durften sich              Vorurteilen angesehen zu werden.                    fangen. In Abhängigkeit zu ihm.»
weiterentwickeln.»                            Als ich in die Schweiz kam, konn-                   
                                              te ich noch nicht Fahrrad fahren.
Verantwortung übernehmen heisst für

                                                                                           «
Anna, den Auftrag von Gott wahrzuneh-
men:
                                                                                             Ich wünsche mir,
«Was ist mein Auftrag in der Ge-
sellschaft, in meiner Familie, in                                                          dass Menschen in
der Schweiz? Es lohnt sich, dieser
Frage im Hören auf Gott nachzuge-                                                          unserer Gemeinde
hen und dabei über die menschli-
che Vorstellung hinaus zu denken.»                                                         und dadurch in der
                                                                                           Schweiz Heimat
                                                                                                             »
Für Anna wurde ihre eigene Integrations-
erfahrung zu ihrem Auftrag an ihre arabi-
schen Mitmenschen.                                                                         finden.
                                               Anna Shammas ist als Tochter arabischer Eltern in Syrien geboren. Sie leitet zusammen mit ihrem
«Die EMK war nach einem Jahr                   Mann eine Gemeinde der Evangelisch-Methodistischen Kirche für arabischsprechende Menschen
in der Schweiz mein Zuhause. Es                und hat drei Töchter. Ende Juni hat sie ihre Ausbildung am TDS Aarau erfolgreich abgeschlossen. Ihre
dauerte noch einige Jahre, bis ich             Diplomarbeit trägt den Titel «Dein Volk ist mein Volk. Von der Angst zur Hoffnung – wie Menschen
in der Schweiz Heimat und Zugehö-              mit Migrationshintergrund einen Weg zur Integration finden».
rigkeit empfand.»

Im Rahmen ihrer Gemeindearbeit möchte         Meine Schweizer Freundinnen
sie Migrantinnen und Migranten ein Will-      hielten mich daher für faul. Das
kommensgefühl vermitteln:                     hat mich tief verletzt, war doch der
                                              Grund folgender: In Syrien dürfen
«Die meisten haben eine Flucht                Frauen nicht Fahrrad fahren – also
und Kriegserfahrungen hinter                  konnte ich es nicht. Um mich zu in-
sich. Sie sind hier materiell sicher,         tegrieren zwang ich mich, Fahrrad
haben trotzdem Mühe, einen Sinn               fahren zu lernen. Mir ist bis heute
für ihr Dasein zu finden. Ihnen               nicht wohl dabei, und unterdessen

                                                                                      meinTDS 2017 | 25 THEMA VERANTWORTUNG                      19
THEMA

Der neue Rektor Christoph Schwarz (rechts) an seiner Antrittsrede anlässlich der Eröffnungs- und Diplomfeier des TDS Aarau. Mit auf dem Bild (von links):
Dorothee und Paul Kleiner, Britta Schwarz.

Interview mit Paul Kleiner und Christoph Schwarz

In der Verantwortung vor Gott und
  Menschen das TDS Aarau leiten
Paul Kleiner verlässt das TDS Aarau. 11 Jahre lang leitete er als Rektor das TDS Aarau, insgesamt lehrte er 15
Jahre am TDS Aarau. Sein Nachfolger kommt aus den eigenen Reihen: Christoph Schwarz ist seit sieben Jahren
Dozent und Konventsmitglied des TDS. Beide sind Theologen und haben Lehrerfahrung im Ausland gesammelt.
Den 55-jährigen Paul Kleiner zieht es weiter ins reformierte Pfarramt in Pfäffikon ZH, der 47-jährige Christoph
Schwarz kam vor sieben Jahren nach Tätigkeiten in einem bernischen Pfarramt und in Brasilien mit seiner Fa-
milie in den Aargau. Matthias Ackermann sprach im Juli – also dem letzten Monat in Pauls Amtszeit – mit den
beiden über Entscheidungen, Verantwortung und ihre Zeit am TDS Aarau.

Paul, du stehst in deinen letzten                    passen zu der grossen Berufung von Gott               Pfarramt und Auslandaufenthalt.
Arbeitstagen am TDS. Ein weiterer                    und zu der spezifischen Berufung für mein             Welche Umstände führen dich ins
grosser Wechsel in deinem Leben                      Leben. Hinzu kommt, dass ich gern etwas               Rektorat des TDS Aarau?
steht an. Welche Motive führen                       Neues anpacke. Für Angola entschied ich
dich diesen Weg vom Theologen                        mich, weil ich Überfluss und Bildung teilen           (Christoph Schwarz) Ich kenne das TDS aus
über den «Missionar» zum Rektor                      wollte, aber auch aus Abenteuerlust. Ein              meiner siebenjährigen Tätigkeit im Konvent
einer höheren Fachschule und nun                     Motiv für den aktuellen Wechsel ins Pfarr-            – das war schon mal eine Voraussetzung, die
ins Pfarramt?                                        amt ist auch: Ich will nochmals etwas Neu-            ich für die Leitung mitbrachte. Ich habe mich
                                                     es, Anderes anpacken. Nicht, weil mir das             nicht auf diese Stelle hin entwickelt, die An-
(Paul Kleiner) Ein Motiv zieht sich durch al-        Alte verleidet ist, sondern weil mich etwas           frage war auch für mich überraschend. Nach
les hindurch: Ich möchte Jesus nachfolgen.           Neues reizt.                                          intensiven Überlegungen und Gesprächen
Mit dem, was ich bin, kann und begabt bin,                                                                 habe ich ein Ja gefunden. Ich freue mich und
will ich Gott dienen – in der Vergangen-             Auch deine Laufbahn, Christoph,                       kann mit meinen Begabungen weiter am
heit und in der Zukunft. Meine Stationen             enthielt bisher die Stationen                         TDS dienen.

20   THEMA VERANTWORTUNG meinTDS 2017 | 25
Sind eure Entscheidungen eher                    breite Schultern – ich habe diese Lasten       heisst es für euch, Verantwortung
aussen- oder innengeleitet? Welche               aber sehr wohl gespürt. Schön ist es, den      für die Studierenden zu überneh-
Rolle spielt die Verantwortung                   Gestaltungsraum zu nutzen, den diese Ver-      men, wo ist es an ihnen, selber
dabei?                                           antwortung bietet.                             Verantwortung zu übernehmen?

(PK) Das Timing meines Wechsels hat viel         Christoph, die Verantwortung über              (CS) Eigenverantwortung ist bei uns natür-
mit Verantwortungsgefühl zu tun. Wenn            das TDS fällt nun in deine Hände.              lich gross geschrieben. Inhaltlich z. B. im
ich nur auf mich geschaut hätte, hätte ich       Mit welchen Gefühlen schaust du                Unterricht zum Thema Beziehungsgestal-
das TDS vielleicht bereits nach 10 Jahren        ihr entgegen?                                  tung (Christoph unterrichtet es mit seiner
verlassen – das wäre jedoch verantwor-                                                          Frau Britta, Anm. d. Red.). Eine wichtige Bot-
tungslos gewesen, weil der Zeitpunkt fürs        (CS) Es ist eine grosse Verant-

                                                                                      «
TDS ungünstig gewesen wäre. Äussere              wortung, die ich zum Glück
Umstände beziehe ich in meine Überle-            aber nicht alleine trage. Ich bin
gungen ein. Anderseits muss ich für einen        sehr froh über die Schulleitung,       Wir geben Anregun-
Entscheid auch innerlich überzeugt sein. So      den Konvent und die Verwal-
stellte ich mir die Frage: Kann ich nochmals     tung. Als Team können wir die        gen zur Pflege der per-
10 Jahre am TDS «Gas geben»? Will ich das?       Verantwortung teilen. Klar hat
Ist es gut für die Institution?                  man als Rektor die letzte Ver-       sönlichen Spiritualität
                                                 antwortung. Da bin ich froh,
(CS) Mein Entscheid wurde äusserlich ange-
stossen durch eine Anfrage aus dem Team
                                                 dass ich mich von Gott her ge-
                                                 tragen fühle. Auch in hektischen
                                                                                       – die Umsetzung liegt
und der Einladung des Vorstands, mich zu         Phasen schlafe ich meistens gut       in der Verantwortung
                                                                                                                                        »
bewerben. Dann war es mir wichtig, inner-        (lacht) – ich weiss, dass Gott der
lich Klarheit und Gewissheit zu gewinnen.
Kann ich mir das vorstellen? Entspricht mir
                                                 Hauptverantwortliche ist und
                                                 ich sein Mitarbeiter. Ich empfin-
                                                                                         der Studierenden.
diese Aufgabe? Würde sie mir Freude ma-          de Freude und Respekt und bitte
chen? Und dann auch von Gott her: spüre ich      Gott um seinen Segen und seine                           Christoph Schwarz
da eine Führung in diese Richtung? So war        Leitung für meine Aufgabe.
ich länger abwägend, betend unterwegs bis
zum klaren inneren Ja.                           Welche Schritte stehen an?                     schaft hier ist: Der andere Partner ist nicht
                                                                                                für mein Verhalten verantwortlich, welches
Worin besteht die Verantwortung                  (CS) Vorerst geht es um einen Teambildungs-    auch immer sein Verhalten ist. Oder im Mo-
beim Leiten des TDS, Paul? Konn-                 prozess im Konvent, der seit August mit zwei   dul Spiritualität: Wir geben Anregungen zur
test du gut mit ihr umgehen?                     neuen Mitgliedern besetzt ist, und mit mir     Pflege der persönlichen Spiritualität – die
                                                 eine neue Leitung hat. Der Wechsel aufs        Umsetzung liegt in der Verantwortung der
(PK) Sie ist vielschichtig. Es geht um die in-   neue Curriculum ist im Gang und wird Ende      Studierenden. Im Schulbetrieb ist es meine
haltliche Ausrichtung – was wird gelehrt?        2020 abgeschlossen sein. Es gilt, das neue     Verantwortung, Studierende zu konfrontie-
wie sind wir unterwegs? –, dann um die           Curriculum intern umzusetzen und dem           ren, wenn Ausreden aufgetischt werden – z.
Frage, wie wir unsere Ausrichtung kom-           Staat gegenüber zu verantworten.               B. bei nicht eingehaltenen Terminen – statt
                                                                                                dafür Verantwortung zu übernehmen.

«
                                                              Ihr seid beide Theologen.
                                                              Welche Geschichte aus             (PK) Der Stil am TDS ist Erwachsenenbil-
  Ein Rektor muss                                             der Bibel fällt euch ein          dung; die Studierenden sind selber verant-
                                                              zum Thema «Verantwor-             wortlich für ihr Lernen, nicht wir. Wir schaf-
Entscheidungen fällen,                                        tung»?                            fen gute Rahmenbedingungen und bringen
                                                                                                didaktisch sinnvoll aufbereitete Inhalte.
die ein Leben massiv                                          (PK) Im Wort Verantwortung        Einen weiteren Aspekt zeigt mir beispiel-

beeinflussen.                   »                             steckt Antwort. Die Bibel ist
                                                              voll von Personen, die Gott hö-
                                                              ren – und ihm antworten! Eine
                                                              gefällt mir besonders: Jesaja,
                                                                                                haft Samuel: «Ich will für das Volk beten.»
                                                                                                Auch meine Verantwortung ist, die Studie-
                                                                                                renden immer wieder vor Gott zu bringen:
                                                                                                Ihre Persönlichkeitsentwicklung, ihren
Paul Kleiner                                                  der auf Gottes Wort hin sagt:     Lernprozess, ihre geistliche Entfaltung. Das
                                                              «Hier bin ich, sende mich.»       Entscheidende kann ich nicht machen, aber
                                                                                                ich will sie Gott anbefehlen, dass sie dran-
munizieren und wie wir wahrgenommen              (CS) Amos war Hirte und wurde unerwartet       bleiben und wachsen in ihrer Liebe zu Gott
werden. Dann soll ein Rektor die Mitar-          zum Propheten berufen. Auch meine Beru-        und den Menschen.
beitenden fordern und fördern, ebenso            fung geschah unerwartet – und ich habe Ja
natürlich die Studierenden. Ein Rektor           gesagt.                                        Ihr seid beide verheiratet: Wieviel
muss Entscheidungen fällen, die ein Leben                                                       Mitverantwortung übernimmt
massiv beeinflussen: Die Aufnahme bzw.           Wie bringt ihr – oder der Stoffplan            eure Frau in eurem Engagement
Ablehnung von Kandidierenden. Ich kann           des TDS – Studierende dazu, Ver-               am TDS bzw. in eurem beruflichen
grundsätzlich gut entscheiden und habe           antwortung zu übernehmen? Wo                   Wechsel?

                                                                                      meinTDS 2017 | 25 THEMA VERANTWORTUNG                21
(PK) Mein Entscheid hat für uns einen Um-       … und euren Unterrichtsstil und                   (CS) Auch ich erhole mich gerne beim Spie-
zug zur Folge – klar, dass Dorothee dazu ein    das Verhältnis zu den Studieren-                  len, gerade auch mit den Kindern, oder auch
Ja haben musste.                                den. Was schätzt ihr an der Arbeit                draussen in der Natur, im Wald oder den
                                                am TDS?                                           Bergen. Kürzlich gingen wir z. B. im Fricktal
(CS) Bei uns war klar, dass beide ein Ja ha-                                                      Fossilien graben.
ben müssen – und zwar unabhängig vonei-         (CS) Ich habe grosse Freude am Unterrichten,
nander. Britta und ich sehen das Wirken am      wenn ich merke, dass durch die Inhalte das        Paul, wie wird sich das TDS unter
TDS als gemeinsamen Auftrag. Sie hat Freu-      Interesse bei Studierenden geweckt wird.          der Führung von Christoph weiter-
de an Begegnungen mit Studierenden und          Meine Art ist es nicht, sehr lange zu dozie-      entwickeln?
Mitarbeitenden und nimmt Anteil an dem,         ren. Ich gebe eher kürzere Inputs und Impul-
was am TDS geht, auch im Gebet. Zudem           se und hoffe, dass die Studierenden Feuer         (PK) Ich hoffe, wünsche und bin zuversicht-
unterrichtet sie, wie schon erwähnt, mit mir    fangen, dass ein Gruppenprozess entsteht          lich, dass es Christoph gelingt, das TDS wei-
ein Modul (Beziehungsgestaltung). Gerne         und Auseinandersetzung und Austausch              terzuentwickeln für die Arbeit in der Lan-
haben wir auch hie und da Studierende zu-       stattfinden.                                      deskirche, und dass alles gut kommt mit
hause am Esstisch.                                                                                der staatlichen Anerkennung. Ich wünsche
                                                (PK) Bei mir läuft es ähnlich: über die Faszi-    ihm auch Mut bei Entscheiden. Vielleicht
Zurück zur Theologie: Welches sind              nation am Inhalt. Ich fange den Unterricht        ist es ja nötig, wenn das Interesse an der
eure Steckenpferde? Welches sind                nicht mit einem Witz an, sondern gestalte         Ausbildung weiterhin so gross ist wie in
oder waren eure Studienmodule                   diesen vielleicht eher trocken über den In-       den letzten beiden Jahren, dass die Klassen
und was fasziniert euch daran?                  halt, aber der muss dann wirken.                  doppelt geführt werden … (lacht)

(CS) Während dem Studium faszinierten           Gibt es Schlüsselmomente aus eu-                  Christoph, wo steht das TDS in
mich vor allem die biblischen Fächer und Spi-   rer Arbeit am TDS?                                zehn Jahren? Welche Entwicklung
ritualität. Hier am TDS unterrichte ich auch                                                      wünschst du dir?
Kirchengeschichte und Dogmatik – was mir        (PK) Höhepunkte waren bei mir: Ein guter
sehr lieb wurde. Im Modul Dogmatik denke        Vortrag einer Studentin über Ethik. Oder          (CS) Wir stehen stabil. Wir haben eine gute
ich mit Studierenden darüber nach, was wir      eine mündliche Prüfung, nach der ich mit          Ausbildung, erhalten ein wohlwollendes
konkret glauben. Wir formulieren Glaubens-      dem Experten einig war: Sie hat verstan-          Feedback von Kirchgemeinden («die Sozi-
fragen, suchen Antworten im Gesamtzeug-         den, um was es geht. Sie hat sich auf un-         aldiakone vom TDS kann man brauchen»),
nis der Bibel. Ich rege an, den Glauben auch    seren Inhalt eingelassen, und es ist ihr          haben im landes- und freikirchlichen Umfeld
denkerisch zu verantworten. Dies fordert ei-    gelungen, ihn selber zu verarbeiten und           als Institution einen guten Ruf. Eine Heraus-
nige Studierende heraus.                        anzuwenden. Oder Studierende, die von             forderung, die in den letzten sieben Jahren
                                                sich sagen, sie hätten sich hier positiv als      zugenommen hat, sind Studierende, die
(PK) Ethik ist sicher ein Steckenpferd von      Person entwickelt, hätten sich selber bes-        persönlich grosse Herausforderungen mit-
mir. Mich fasziniert die Weite, denn das        ser kennengelernt, seien breiter geworden         bringen. Vielleicht können wir uns da entwi-
ganze Leben ist betroffen. Was heisst es,       in ihrer Auffassung – das beglückt mich.          ckeln: Wie können wir solche Studierende als
gut zu handeln? Die Themen sind vielfäl-        Und allgemein das Verhältnis zu den Stu-          Schule noch besser begleiten?
tig: Lügen, pränatale Diagnostik, gerechtes     dierenden in der Begegnungswoche, das
Wirtschaftssystem. Was heisst es, in Bezug      gemeinsame Erleben beim Schlitteln, beim          (PK) Im Zusammenhang mit der 50-Jahr-
auf diese Fragen, Jesus nachzufolgen? Wie       Abendspaziergang, beim gemeinsamen                Feier habe ich gesagt: Wer nicht für Juden
sieht das Reich von Gott aus? Die spannen-      Fussballspiel, beim Spielen: Das bleibt mir       schreit, soll nicht gregorianisch singen – ein
de Herausforderung der Ethik ist es, sowohl     – wie übrigens auch den Studierenden – in         Zitat von Dietrich Bonhoeffer. Meine Hoff-
dem Sachverhalt als auch dem biblischen         guter Erinnerung.                                 nung ist, dass diese Verbindung dem TDS
Anspruch gerecht zu werden.                                                                       gelingt: tief in Gott verwurzelt sein (gre-
                                                (CS) Mir fällt eine Arbeit ein in Dogmatik: Ein   gorianisch singen war damals die ultima-
Erzählt uns etwas über euren                    Studierender hat eigenständig aufgenom-           tive Form von Spiritualität) und sich ganz
Leitungsstil und wie er sich in der             men und verstanden, was Kirche ist – ein          auf die Welt einlassen (der Einsatz für die
Konventsarbeit äussert …                        beglückender Moment. Oder ein Feedback            Juden war damals das Gebot der Stunde).
                                                nach dem Modul Spiritualität: «Ich habe ein       Dafür muss sich das TDS weiterentwickeln
(PK) Ich arbeite eher sachorientiert und will   breiteres Verständnis erhalten, was Spiritua-     und den Herausforderungen der Zeit be-
die Fragen zum Ziel bringen. Dabei möch-        lität alles beinhaltet und freue mich, dass ich   gegnen.
te ich partizipativ leiten. Ich versuche, das   mich auch in der Folge noch weiter vertiefen
Team in Entscheidungsprozesse einzube-          kann.»                                            (CS) Ein Anspruch unseres Leitbildes ist, dass
ziehen (Christoph stimmt zu).                                                                     die Ausgebildeten mit ihrem Handeln die
                                                Wie verbringt ihr die Zeit                        Gesellschaft verändern. Ich unterrichte sozi-
(CS) Wahrscheinlich bin ich im Vergleich zu     ausserhalb der Arbeit? Wie könnt                  alen Wandel, hier wird vieles infrage gestellt.
Paul stärker menschenorientiert. Paul be-       ihr euch erholen? Was geniesst ihr?               Da frage ich mich auch: Ist unser Anspruch
reitete im Vorfeld eines Entscheidungsfin-                                                        zu hoch? Nein, denn Gottes Reich verändert
dungsprozesses verschiedene Szenarien vor,      (PK) Freunde besuchen und uns mit ihnen           – mich selber und die Gesellschaft!
so kamen wir gut voran. Hier setze ich wahr-    unterhalten – tief und lustig, oder beim
scheinlich schon früher partizipativ an und     Spielen (wie man in der Begegnungswoche           Das Gespräch führte Matthias Ackermann.
entwickle auch die Szenarien gleich lieber      gesehen hat).
mit dem Team als alleine.

22   THEMA VERANTWORTUNG meinTDS 2017 | 25
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