VERANTWORTUNG Feiern - TDS Aarau
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SEPTEMBER 2017 | 25 R ÄGEN MIT BEIT OM- / ZUR DIPL N U NG S F EIER UND ERÖFF AT S W ECHSEL T O R Z U M R EK VERANTWORTUNG Feiern Verantwortung Das TDS leiten 25 Neue, 11 Diplomierte und Migration, Schöpfung, Sport: Drei Paul Kleiner und Christoph Schwarz im Rektoratswechsel S. 5–15 Diplomierte des TDS im Portrait S. 16–19 grossen Interview S. 20–22 Zeitschrift des TDS Aarau, HF Kirche und Soziales
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inhalt Titelthema: VERANTWORTUNG 4 8 Editorial: 1000 Formen der Verantwortung Christoph Schwarz, Rektor Gemeinschaft statt Institution Predigt von Markus Giger 5 Diplom- und Eröffnungsfeier Segnungen, Sendungen, Musik, Predigt und Reden 11 Das Diplom in der Tasche Elf Diplomierte des TDS Aarau und ihre neuen Tätigkeiten 12 25 neue Studierende über Verantwortung in Gegenwart und Zukunft 16 Leandra, Eric und Anna Drei Diplomierte im Portrait über ihre Verantwortung in Sport, Ökologie und Migration 20 23 Das TDS Aarau leiten Kolumne: Christoph Schwarz und Paul Kleiner im responsable Interview über Verantwortung und ihre Zeit Ursina Häfliger am TDS 24 26 Plenum: Galerie: Herzlichen Dank, Paul Gratulationen und Abschied Kleiner! 27 28 Office: Agenda Spendenbarometer meinTDS 2017 | 25 INHALT 3
editorial 1000 FORMEN DER VERANTWORTUNG Der Begriff «Verantwortung» existiert so in der Bibel nicht. Sie spricht aber über das, was wir mit «Verantwortung» meinen: Menschen wird eine Aufgabe übergeben, die sie ausführen sollen, wobei sie dafür re- chenschaftspflichtig sind. Gleich am Anfang sagt Gott den Menschen: «Seid verantwortlich für alle Tiere, ja für die ganze Welt! Schaut zu meiner Welt in meinem Sinne! Damit das Leben aufblühen kann. Damit die Lebensfülle sich mehren kann. Widerspiegelt meine Kreativität in der Art, wie ihr das Leben gestaltet!» So verstehe ich die wörtlichere Übersetzung von «herrschet über die Welt!». Wir Menschen erhalten von Gott her den Auftrag, seine Welt zu verwalten, zu bebauen. Schön, dass es tausend Formen und Möglichkeiten gibt, diese Verantwortung wahrzuneh- men: in Familie und Kirche, Nachbarschaft und Gesellschaft, Freizeit und Beruf. So dürfen wir alle uns fragen: Wo und wie helfe ich mit, Leben zum Blühen zu bringen? Die Welt hat dies nötig! Es geschieht so viel Lebensfeindliches, Unter- drückendes, Dunkles. Doch das Licht ist erschienen und die Finsternis kann es nicht auslöschen – Christus sei Dank! Ich freue mich über un- sere Diplomklasse, die nun Verantwortung übernimmt an verschie- denen kirchlichen Orten, Gottes Licht scheinen lässt und Leben zum Blühen bringt. Nun darf ich im neuen Amt als Rektor auch dazu beitragen, dass das TDS Aarau weiterhin «blühen» kann. Dass Studierende eine gute Aus- bildung erhalten, als Personen reifen dürfen und gut vorbereitet wer- den zu Licht-Trägern. Ich freue mich auf diese neue Verantwortung – und bin dankbar für alle Fürbitte: für mich, das TDS und die Studie- renden. Christoph Schwarz, Rektor 4 EDITORIAL meinTDS 2017 | 25
l Campus Am Sonntagnachmittag, 27. August 2017 lud das TDS Aarau zur Feier in die Stadtkirche Aarau ein (im Bild die neue Klasse I bei ihrer Vorstellungs-Show). 25 neue Studierende des TDS Aarau feierten ihren Start mit mitreissen- dem Gesang und einer kreativen Vorstellungsrunde. Markus Giger, Pfar- rer und Leiter der streetchurch, mahnte in seiner Predigt, dass Christen aus der Kirche heraus und hin zu den Notleidenden der Welt gehen sol- len. Der scheidende Rektor Paul Kleiner wurde für seinen Einsatz am TDS Aarau geehrt, der neue Rektor Christoph Schwarz eingesetzt und die dip- lomierten Absolventinnen und Absolventen in die Arbeitswelt entlassen. Eine bunte Festgemeinde fand sich am erfuhren die Anwesenden z. B., dass Anja Sonntagnachmittag in der Stadtkirche 19 Bibeln besitzt und dass Florian als Drei- Aarau ein. Den Rektoratswechsel beglei- jähriger Fotomodel war. Die erst seit zwei teten zusätzlich zahlreiche Interessierte, Wochen bestehende Klasse stellte Band, Freunde und Amtspersonen. Angehörige Solo- und Chorgesang und brachte die gan- von Studierenden und Ehemalige sowie ze Kirche mit «O Happy Day» in Stimmung. dem TDS freundschaftlich Verbundene feierten gemeinsam einen eindrücklichen Wehmut und Aufbruch bei der Gottesdienst. Diplomierten-Verabschiedung 19 Bibeln und frühe Modelkarriere Nach vier Jahren harter Arbeit – und viel Spass in der TDS-Gemeinschaft – durften Zwei Studierende der ersten Klasse setzten die Absolventinnen und Absolventen ihr den buchstäblich bunten Blumenstrauss Diplom entgegennehmen. Die Dozieren- zusammen, der ihre Klasse ausmacht: So den gaben allen einen persönlich ausge- meinTDS 2017 | 25 CAMPUS 5
suchten Bibelvers mit auf ihren Berufsweg. tors Paul Kleiner: Die Zusammenarbeit mit In die Erleichterung nach der bestandenen ihm sei in jeder Hinsicht hervorragend ge- Prüfung mischte sich der Respekt vor den wesen. Kleiners Aufgaben und Verdienste bevorstehenden Aufgaben sowie ein Stück seien mannigfaltig. Er leitete den Prozess Wehmut, das TDS nun verlassen zu müs- zur Umstellung des TDS Aarau auf das neue sen. Curriculum mit der staatlichen Anerken- nung in Gemeindeanimation HF. Zudem «Wir leben nicht, was wir leistete Paul Kleiner wertvolle Vernet- verkündigen.» zungsarbeit: Er arbeitete im Diakonatsrat mit (2004–2017) und vernetzte das TDS Markus Giger, Pfarrer, Gründer und theo- Aarau im landes- und freikirchlichen Be- logischer Leiter der streetchurch Zürich, reich sowie in der säkularen Bildungsland- verzichtete auf allzu salbungsvolle Worte schaft des Sozialen. und teilte stattdessen mit den Zuhörenden seine Sorge um den Zustand der Kirche. Er Christoph Schwarz wurde wie sein Vorgän- plädierte für eine Kirche, die mehr Gemein- ger aus dem Kreis der Angestellten zum schaft und weniger Institution ist, und Rektor berufen. Bereits seit August amtet kritisierte das Auseinanderklaffen von Ver- er nun als Rektor des TDS Aarau. Aus der kündigen und Leben (siehe Seiten 8–10). bisherigen Zusammenarbeit mit Christoph Schwarz und wegen dessen Verwurzelung Rektoratswechsel im TDS-Betrieb ist Heiner Studer gewiss, dass das TDS in guten Händen sei. Heiner Studer, Präsident des TDS Aarau, würdigte die Arbeit des scheidenden Rek- 6 CAMPUS meinTDS 2017 | 25
Campus Bilder obere Reihe (von links): Gäste aus «Kirche und Sozialem» Die Band der neuen Klasse I groovt. || Der Klassenlehrer Felix Studer begrüsst und segnet die neue Klasse I des TDS Aarau. || Gemeinsames Befreundete Institutionen sowie staatliche Kanon-Singen, unterstützt von Orgel, Klarinette und kirchliche Stellen zeigten ihre Verbun- und Trompete. denheit mit dem TDS Aarau. Barbara Hefti Bilder untere Reihe: von Diakonie Schweiz sowie der Kirchen- ratspräsident der reformierten Landeskir- Heiner Studer (rechts), Präsident des TDS Aarau, che des Kantons Aargau, Christoph Weber- heisst die neuen Konventsmitglieder willkom- Berg, hielten kurze Ansprachen. Letzterer men: Philipp Hendriksen und Kathrin Hunn. || überreichte dem scheidenden sowie dem Christoph Weber-Berg überreicht dem scheiden- den und dem neuen Rektor des TDS Aarau je neuen Rektor eine Glocke: «Ruft an, wenn eine Glocke: «Ihr könnt jederzeit anrufen!» || Die ihr Unterstützung braucht – oder wenn Abschlussklasse wird ins Berufsleben entlassen. du, Paul, Heimweh hast nach dem Kanton Aargau.» Den Anwesenden gab Weber- Berg das Bibelwort aus dem Philipperbrief auf den Weg: «Lasst alle Menschen eure Freundlichkeit spüren. Der Herr ist nahe.» Gesang und mit Bläsern angereicherte Orgelmusik umrahmten den feierlichen Anlass. Gäste, Studierende und TDS-An- gestellte feierten anschliessend am TDS Aarau weiter bei Apéro und Begegnungen. meinTDS 2017 | 25 CAMPUS 7
Campus Pfarrer Markus Giger predigt an der Diplom- und Eröffnungfeier: «Das Ziel des Redens und Handelns von Jesus ist Versöhnung» GEMEINSCHAFT STATT INSTITUTION Versöhnung leben als Herausforderung der Kirche Pfarrer Markus Giger ist Gründer und Leiter der streetchurch in Zürich. In seiner Festpre- digt anlässlich der Diplom- und Eröffnungsfeier des TDS Aarau plädiert er für eine Kirche, die mehr heilende und versöhnende Gemeinschaft und weniger Institution ist. Die Predigt wird in gekürzter Fassung wiedergegeben. Es gäbe eine Vielzahl von feierlichen Themen, doch ich der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende.» Amen. habe mich entschieden, mit Ihnen meine Sorge um den Zustand der Kirchen und Gemeinden in unserem Land Wir in der streetchurch tun dies und wollen es immer zu teilen. Gleichzeitig will ich die Anwesenheit von so wieder tun: den Herrn der Ernte im Gebet um Arbei- vielen kirchlichen Verantwortungsträgern nutzen, uns ter bitten. Ergänzend dazu erlauben wir uns allerdings, alle – und insbesondere die diplomierten und zertifi- eine jahrelange und überaus erfolgreiche Tradition zierten Reich-Gottes-Arbeiterinnen und -Arbeiter – zu fortzuführen: nämlich die besten der so vielen guten, ermutigen, das Potential des uns von Christus ermög- im TDS ausgebildeten Arbeiterinnen und Arbeiter für lichten Versöhnungsgeschehens zu entdecken und da- die Tätigkeiten in der streetchurch zu rekrutieren. Paul, raus gesellschaftsrelevante kirchliche Gemeinschaften du weisst es und ich sage es mit Überzeugung: Ich ge- zu entwickeln. höre zu den Bewunderern der hochstehenden Ausbil- dung, die du und dein Kollegium seit vielen Jahren er- In Lukas 10 mahnt uns Jesus: «Die Ernte ist gross, Ar- möglichen und auch in Zukunft unter der Leitung von beiter aber sind nur wenige. Darum bittet den Herrn Christoph Schwarz weiterführen werden. Darum und 8 CAMPUS meinTDS 2017 | 25
von Herzen gehört dir der Dank eines Profiteurs von als Gemeinschaft. […] Die Gemeinschaftslosigkeit der eurem Engagement! Institution ‹Kirche›, ihr Auseinanderreissen von Reden und Sein, ist der tiefste Grund, warum so viele heutige Und doch: Die jungen Gemeindemitarbeiter, die auch Menschen ihr den Rücken kehren.» heute wieder voller Zuversicht ihr Diplom und ihr Zer- tifikat empfangen haben, werden in eine raue Umge- Meines Erachtens ist in diesem Zitat das Epizentrum bung entlassen; die allermeisten Gemeinden haben der Krisen unserer Kirchen und Gemeinschaften identi- den Wind nicht im Segel, vielmehr rudern sie gegen fiziert: Wir leben nicht, was wir verkündigen! eine steife Brise. In einer Welt voller gesellschaftlicher Divergenzen tre- Ja, es wäre ein Leichtes, diese Predigt zum grossen ten wir Christen an mit dem Anspruch, dass der Glaube Lamento über den Zustand der hiesigen Kirchen und an Jesus sowohl das geplagte Individuum wie auch das Gemeinden auszubauen. Doch damit wäre wenig ge- gefährdete kollektive Miteinander zu heilen vermag. wonnen und vor allem die Chance verpasst, gemein- Aber wo vermögen wir diesen Anspruch gesellschaft- sam über das Notwendige für uns heutigen Baumeister lich relevant einzulösen? – oder vielleicht auch nur Handlanger – im Reich Got- tes nachzudenken. Denn ich bin überzeugt, so schwer Müssen wir Brunner nicht recht geben? Unser Reden wäre es eigentlich nicht, das Evangelium für die Men- und Sein als Kirchen und Gemeinden entsprechen sich schen um uns herum attraktiv zu verkündigen – oder nicht; zumindest nicht in der Wahrnehmung vieler besser: das Evangelium für und mit den Menschen vor Zeitgenossen und nicht in der öffentlichen Wahrneh- der Kirchentüre anziehend zu leben. mung. Darum sind wir für die draussen vor der Kirchen- tür schmerzlich oft unglaubwürdig, unattraktiv, und Wir leben nicht, was wir verkündigen! letztlich gesellschaftlich irrelevant. Emil Brunner, der grosse Zürcher Theologe stellt mei- «Das Wort wurde Fleisch.» nes Erachtens in seiner Dogmatik bereits im Jahre 1960 eine geradezu prophetische Diagnose für das Krank- Eine der faszinierendsten Beobachtungen, die uns in heitsbild unserer heutigen Kirchen und Gemeinden: der streetchurch seit den Anfängen in immer grösse- rem Masse beschäftigt und gleichzeitig unsere Ge- «Eine Kirche, die dem modernen Menschen nur als In- meinschaft formt, ist, dass Worte und Taten Jesu sich stitution begegnet, die um ihres angeblichen Gottes- gegenseitig interpretieren und sich vollkommen ent- wortes willen existiert und ausschliesslich auf diesen sprechen. Meines Erachtens spiegelt sich in dieser Ent- Zweck hin ausgerichtet ist, die ihn also weder selbst in sprechung die Menschwerdung Gottes: «Und das Wort eine Gemeinschaft einschliesst, noch zum Problem der wurde Fleisch und wohnte unter uns.» (Joh. 1,14) « In dieser vollkommenen Entsprechung von Die Reden und Handeln liegt meines Erachtens einer der Gründe für die überwältigende Attraktivität, die Jesus auf die Menschen Gemeinschaftslosigkeit seiner Zeit ausübte. Eine Anziehungskraft, die unseren Gemeinden weitgehend ab- der Institution Kirche, ihr handengekommen scheint. Daher fordert Brunner in seinen – geradezu propheti- Auseinanderreissen von schen – Worten zum Zustand der Kirche nichts weniger, als dass sich die Menschen Reden und Sein, ist der der Kirche mit ganzer Hingabe um diese Entsprechung von Reden und Sein, von tiefste Grund, warum so Wort und Tat bemühen. Es geht darum, dass sich unser Reden vom Glauben genau- viele heutige Menschen ihr so in unserem Handeln inkarniert, wie sich den Rücken kehren. » das Wort Gottes im Sein Jesu inkarniert hat. Kirchen als Orte der versöhnenden Emil Brunner Gemeinschaft Das Ziel der Inkarnation, von Reden und Gemeinschaftsgestaltung etwas Erhebliches zu sagen Handeln Jesu aber ist Versöhnung und schafft Versöh- hat, ist ihm von vornherein unglaubwürdig. Er mag da- nung. Unvergleichlich dicht bringt das Paulus auf den rum auch ihr Wort nicht hören. […] Darum ist die Pre- Punkt, wenn er im 2. Korintherbrief festhält. «Alles digt, hinter der keine Gemeinschaft, sondern bloss eine aber kommt von Gott, der uns durch Christus mit sich Institution steht, unglaubwürdig. Die Predigt des Evan- versöhnt und uns den Dienst der Versöhnung aufgetra- geliums ist also nicht zu trennen vom Sein der Ekklesia gen hat.» (2. Kor. 5,18) meinTDS 2017 | 25 CAMPUS 9
Es ist meine tiefe Überzeugung: Wenn sich Reden und gar auf unsere Mitmenschen einzulassen und mit ih- Handeln der Menschen in Kirchen und Gemeinschaf- nen Gemeinschaftsformen einzuüben, in denen Leben ten entsprechen, dann wird die Kirche wieder als Ort alltäglich und Schmerz mitten im Alltag – im Reden, der versöhnenden Gemeinschaft entdeckt werden. Schweigen und Handeln – geteilt werden kann. Genau dies ist unsere Erfahrung in der streetchurch: Menschen erleben, wie wir darum ringen, « Versöhnung tagtäglich in unser und in ihr Leben «hineinzuleben». Sie fangen an, sich für die Kirche zu interessieren – oder bes- Wir haben in den ser: Für das, was Kirche im Sinne Jesu sein soll, nämlich eine Gemeinschaft, in der sich Kirchen nicht eine Krise Menschen mit Gott, ihren Mitmenschen und mit ihrem eigenen Leben versöhnen der Verkündigung. dürfen. Uns fehlt schlicht die Aufgerufen, uns auszuteilen Gemeinschaft, wie sie Je länger wir mit den uns anvertrauten Menschen mit ihren oft schmerzhaft ge- brochenen Biographien unterwegs sind, Jesus mit seinen Jüngern, desto klarer wird uns die Sendung Jesu, die mit Zöllnern und Sündern » unsere Sendung ist: Jesus teilte sich den Menschen aus. In seinem Reden, in seinem Handeln. Ganz und gar. Bis zum Äussersten vorgelebt hat. am Kreuz. Und auch darin entdecken wir wieder die geheimnisvolle Entsprechung Markus Giger von Reden und Sein: Das Kreuz erfüllt die Worte Jesu beim letzten Abendmahl, und die Worte beim Abendmahl deuten das Gesche- Ich persönlich trage eine tiefe Zuversicht in mir: Die hen am Kreuz heute für uns, die wir ihm nachfolgen: Kirchen und Gemeinden werden wieder wachsen, aber «Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird!» Mit die- dieses Wachstum wird nicht in den sonntäglichen Got- sen Worten offenbart uns Jesus gleichzeitig den Weg, tesdienstbesuchen gemessen werden. Die Ekklesia, die auf den er uns in die Nachfolge ruft: Wir sind aufge- Gemeinde in der Gegenwart Jesu, wird wachsen, weil rufen, uns auszuteilen an die Menschen in unserer Ge- es mehr und mehr Gemeinschaften geben wird, in de- sellschaft. Ganz und gar. Bis zum Äussersten. nen sich Menschen bemühen, dem Reden von Christus mit ihrem alltäglichen Handeln zu entsprechen. Ich Darum geht es in unseren Kirchen und Gemeinden und bin voller Hoffnung, weil ich von immer mehr Christen um nichts anderes! Wir haben in den Kirchen nicht eine höre, die bereit sind, sich an ihre Mitmenschen auszu- Krise der Verkündigung oder eine Krise der Gottes- teilen, sich ihrem Schmerz auszusetzen, ihn gemein- dienstformen. Uns fehlt schlicht die Gemeinschaft, wie sam auszuhalten und wenn es denn sein darf, auch sie Jesus mit seinen Jüngern, mit Zöllnern und Sündern gemeinsam zu überwinden. vorgelebt hat: jene Gemeinschaft, in der Menschen bedingungslos eingeladen sind, ihre schmerzvolle Rea- «Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird! – Wie lität mit uns zu teilen und im gemeinsamen Aushalten mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch!» ihrer Kreuzeserfahrung Versöhnung geschehen kann. Ja, Herr Jesus, nimm uns und sende uns! Nimm uns und Gemeinschaft statt Institution teile uns aus an die Menschen mitten in ihren Nöten, am Karfreitag unserer Zeit. Amen. Doch diese Gemeinschaft von Menschen, die leiden- schaftlich das Leiden ihrer Mitmenschen teilen, hat ih- ren Preis – für uns als Einzelne sowie für uns als institu- tionelle Kirchen und Gemeinden. Mag sein, dass meine abschliessenden Gedanken als Provokation empfun- den werden, doch halte ich die Forderung für dring- lich und nicht aufschiebbar: Wir können es uns nicht länger leisten, 70 Prozent und mehr unserer finanziel- len, personellen und persönlichen Ressourcen in das mühsame Aufrechterhalten der üblichen Gemeindebe- triebe zu investieren. Wir brauchen ein radikales Um- Markus Giger, 49, wohnt mit seiner Familie in Zürich. Er ist denken! Wir brauchen Gemeinden, die es wagen, sich Pfarrer, Gründer und Leiter der streetchurch. Diese befähigt von ihren Gemeindeprogrammen – inklusiv allsonn- junge Menschen im urbanen und multikulturellen Millieu, täglichen Insider-Gottesdiensten – zu verabschieden, sich individuell zu entfalten und in der Gesellschaft ihren damit wir Christen freigesetzt werden, uns ganz und Platz einzunehmen. Sie ist Teil der reformierten Kirche Zürich. 10 CAMPUS meinTDS 2017 | 25
Campus Die Diplomierten der Abschlussklasse nehmen Diplom und Segensspruch von ihren Dozierenden entgegen. DAS DIPLOM IN DER TASCHE ... ... und mit Herz und Händen bereits am Wirken – einige Absolventinnen und Absolventen haben ihre Stelle schon im August angetreten. Das TDS freut sich über die erfolgreich absolvierte Ausbildung und wünscht ihnen einen guten Start im neuen Arbeitsumfeld. Die Tabelle zeigt einen Überblick über die Tätigkeitsfelder der Absol- ventinnen und Absolventen – in der Reihenfolge des Bildes darunter. Sie erhielten das Diplom in Sozialdiakonie bzw. den Fachausweis in Katechetik/Jugendarbeit. Name Wie weiter nach dem TDS Eric Lienhard Zivildienst in der Stiftung PanEco für Natur- und Artenschutz sowie Umweltbildung Anna Shammas Gemeindeentwicklung der Evangelisch-Methodistischen Kirche Schweiz und Leitung der arabischen Gemeinde Silke Steinmüller* Mitarbeiterin für Kinder und Jugend in der Ref. Kirche Meisterschwanden; Katechetin in der Ref. Kirche Weiningen Monika Benkler* noch offen Simona Rüegger Sozialdiakonin in der Ref. Kirche Hägendorf Anna Herren Jugendarbeiterin in der Evangelisch-Methodistischen Kirche Birsfelden-Neubad; Religionsunterricht in Basel-Stadt Manuel Kleger Sozialdiakon in der Ref. Kirche Binningen-Bottmingen Andreas Schindler Lokalpfarrer in der Evangelisch-Methodistischen Kirche Zürich-Altstetten Leandra Büchi Mitarbeiterin bei Athletes in Action, Zürich Andrea Fankhauser Sozialdiakonin in der Ref. Kirche Buchholterberg; Katechetin in der Ref. Kirche Grossaffoltern Lea Weber Gemeindemitarbeiterin in der Evangelisch-Methodistischen Kirche Belp * Fachausweis in Katechetik/Jugendarbeit meinTDS 2017 | 25 CAMPUS 11
25 Campus n e u e Studierende ü b e r Verantwortung und was sie sich von ihrer Ausbildung am TDS erhoffen 12 CAMPUS meinTDS 2017 | 25
25 Nach dem TDS möchte ich mich an einem Ort engagie- ren, wo ich meine Kreativität und das gelernte Fach- n e u e wissen vom TDS einbringen kann. Ich erhoffe mir vom TDS, dass mein Vertrauen auf Gott, das theologische Wissen und mein Umgang mit Menschen gestärkt werden und mir so neue Horizonte aufgehen und ich Verantwortung übernehmen kann. Studierende ü b e r Julia Scheuner aus Linden Ich arbeite in der offenen Jugendarbeit in Schüpfen als Standortleitung. Dort kann ich meine Begabungen 25 einsetzen und Verantwortung für die Jugendlichen übernehmen. Am TDS möchte ich mein Bild über den Verantwortung Glauben und die verschiedenen Kirchen erweitern. Ralph Wittwer aus Bäriswil und wasdafür,sie Mein Herz schlägt Kindersich von und Jugendliche vomihrer Ausbildung Glauben begeistern zu können. Ich möchte lernen, wie ich sie in ihren Glaubensfragen begleiten kann und am TDS ihnen helfen zu wachsen. Das TDS ist für mich eine tolle Möglichkeit, besser dafür ausgerüstet zu werden. Tabea Zurbuchen aus Worblaufen erhoffen Ich bin bereits viele Jahre in der Jungschar tätig und übernehme dort viel Verantwortung, gebe diese aber auch weiter an neue Leiter. Am TDS möchte ich mein Know-how erweitern, um in einer Kirchgemeinde n e u e Verantwortung übernehmen zu können. Claudia Zaugg aus Tägerwilen Ich möchte nach meiner Ausbildung jungen Menschen die Gelegenheit bieten, sich über den Glauben und die Studierende grossen Fragen des Lebens auszutauschen und ihnen ü b e r Jesus und seinen Lebensstil vertraut machen. Am TDS möchte ich selber immer mehr über Gott, seine Liebe und seinen Plan für uns Menschen erfahren. 25 Melissa Salama aus Biel Verantwortung Ich arbeite als Volunteer in der Kinderoase im ICF. Jeden Sonntag holen wir die Kinder von verschiede- nen Quartieren Zürichs ab und gehen mit ihnen in den und was sie sich von ihrer Kindergottesdienst. Ich freue mich, am TDS mehr über Ausbildung die Bibel und das Leben zu erfahren. am TDS Caroline Matter aus Zürich Ich möchte nach dem TDS Verantwortung für Men- schen übernehmen, die durch unser «Soziales System» gefallen sind und keinen Platz mehr in der Gesell- erhoffen schaft haben. Am TDS erhoffe ich mir eine intensive Auseinandersetzung mit meinem persönlichen Glau- ben und mit mir selbst. n e u e Florian Kunz aus Wangen bei Olten Als Sekretärin in einem Spital bin ich z. B. Ansprechperson der Vorpraktikantin und übernehme so eine gewisse Verant- wortung für sie. Nach dem TDS möchte ich im Bereich Bera- tung, Coaching und Seelsorge arbeiten. Menschen zu helfen, Studierende ü b e r ihren Platz zu finden und in ihre Berufung hineinzuwachsen, liegt mir sehr am Herzen. Mirjam Blaser aus Bern meinTDS 2017 | 25 CAMPUS 13 Verantwortung
25 Gerne würde ich nach meiner Ausbildung am TDS n e u e ein eigenes, sozial ausgerichtetes Projekt starten, das mit meinem vorherigen Beruf Koch zu tun hat. Darum hoffe ich, mir in der Ausbildung am TDS das nötige Know-how und das theologische Wissen dafür aneignen zu können. Studierende ü b e r Christoph Saredi aus Bürglen Ich bin gespannt, wohin mich meine Leidenschaft trägt, und möchte dort Verantwortung übernehmen. 25 Am TDS will ich über mich hinauswachsen, meine Talente kennenlernen und fördern. Verantwortung Zurzeit übernehme ich Verantwortung bei meiner Anja Isler aus Murgenthal und was Arbeitsstelle beim Cevisie Zürich. sich Ich möchte von am TDS ihrer Ausbildung mein Wissen vertiefen, damit ich für mein zukünftiges Berufsleben gerüstet bin. am TDS Jonas Wälchli aus Orpund Ich möchte für Mitmenschen Verantwortung über- nehmen, indem ich ihnen in guten wie in schlechten erhoffen Zeiten zur Seite stehe und meine Begeisterung für Gott an sie weitergeben kann. Am TDS will ich für diese Lebensaufgabe perfekt ausgerüstet werden. n e u e Lukas Wirth aus Oftringen Mit meiner Frau zusammen leite ich seit Januar die Jugendarbeit in einer sehr lebendigen Landeskirche. Vom Studium erhoffe ich mir, in meiner Leiterschaft, wie auch Persönlichkeit herausgefordert, gestärkt und Studierende inspiriert zu werden. ü b e r Michael Braun aus Steinmaur Ich unterrichte nebst dem TDS an einer 25 Sekundarschule und übernehme dort Verantwortung, indem ich meinen Schülern ein gutes Vorbild bin. Ich Verantwortung hoffe, dass sich durch die Ausbildung am TDS mein Glaube vertieft. und was sie sich von ihrer Ruth Wyrsch aus Luzern Ausbildung Ich übernehme gerne Verantwortung, denn ich liebe die damit verbundene Herausforderung. Je mehr am TDS ich darüber lerne und Erfahrungen sammle, desto besonnener kann ich im Sturm standhaft bleiben. Jasmin Zaugg aus Ittigen erhoffen Verantwortung zu haben bedeutet für mich u. a. Entscheidungen zu treffen. In der Zusammenarbeit mit Jugendlichen werde ich diesbezüglich immer wieder herausgefordert. Am TDS möchte ich in n e u e dienende Leiterschaft hineinwachsen. Micael Hunziker aus Heimberg Ich leite mit einem Team einen Jugendtreff. Die Bibel ist ein sehr spannendes Buch. Gerne möchte ich meine Studierende ü b e r Fachkompetenzen in der Theologie erweitern und damit Menschen inspirieren. Florian Pfister aus Heimenschwand 14 CAMPUS meinTDS 2017 | 25 Verantwortung
25 Seit meinem ersten Missionseinsatz ist mir bewusst, n e u e dass ich einmal in ein anderes Land gehen möchte, um dort etwas aufzubauen. Ich möchte Gott und den Menschen dienen, unabhängig von den Umständen, die mich umgeben. Durch die Ausbildung am TDS wird mir das ermöglicht. Studierende ü b e r Daniele Libera aus Ramlinsburg Im Cevi habe ich wohl zum ersten Mal richtig Verant- wortung übernommen. Danach ging es weiter in der 25 Kinder- und Jugendarbeit. Das TDS erlaubt es mir, die- ses grosse Hobby zu meinem Beruf zu machen – und Verantwortung darauf freue ich mich! Daniel Maier aus Bubendorf und was Nach meiner sie Ausbildung sich am TDS von möchte ich die ihrer Ausbildung Verantwortung in einer Jugendarbeit übernehmen und Pionierarbeit leisten im Aufbau von sozialdiakoni- am TDS schen Projekten. Am TDS möchte ich das Rüstzeug für einen verantwortungsvollen Führungsstil erhalten. Lukas von Gunten aus Steffisburg erhoffen Ich übernehme Verantwortung in meiner Kirchge- meinde: Mit Jugendlichen entdecke ich die Bibel und erzähle ihnen von Jesus. Am TDS möchte ich für meine Leiterfunktion ausgerüstet werden und im Glauben n e u e wachsen. Philipp Uebersax aus Eschikofen Ich möchte Menschen in der lokalen Kirche heraus- fordern und eine Kultur der Freisetzung und der Ehre Studierende vorleben. Ich wünsche mir ein tieferes Verständnis für ü b e r den Willen Gottes und die Art und Weise, wie er sich durch sein Wort uns und mir persönlich offenbart. David Froese aus Effretikon 25 Seit rund sieben Jahren arbeite ich in unserer «relativ» Verantwortung kleinen Kirchgemeinde in verschiedenen Bereichen mit. Durch verschiedene Hinweise wurde ich aufmerk- sam auf den Beruf Sozialdiakon. Ich bin gespannt, wie und was sie sich von ihrer Gottes Plan noch weiter verläuft. Ausbildung Elisabeth Lendenmann-Heeb aus am TDS Wildberg Verantwortung trage ich einerseits an meiner Klein- anstellung an der Primarschule, bei der ich meinen 4.-Klässlern Wissen spannend weitergeben und ein gutes Vorbild sein will. Auch liegen mir meine Gotten- erhoffen meitli, Hauskreisleute, Freunde und Familie sehr am Herzen. Von der Ausbildung erhoffe ich mir ein «Fens- teröffnen» in neue Berufsbereiche, in denen ich mich um Menschen kümmern kann, die es nötig haben. n e u e Ursula Maurer aus Aarau Ich übernehme Verantwortung in der Jungschar und bei meiner Arbeit in der Kirche als Mitarbeiterin unter Kindern und Jugendlichen. Am TDS möchte ich Studierende ü b e r vieles lernen, das ich in der Praxis als Sozialdiakonin umsetzen kann. Eva Hollenstein aus Wil SG meinTDS 2017 | 25 CAMPUS 15 Verantwortung
THEMA TDS-Diplomierte übernehmen Die Liste der Diplomarbeiten der soeben diplomierten Klasse weckt Neugierde (siehe letztes meinTDS). Das unterschiedliche Umfeld, in dem unsere Absolventen in Sozialdiakonie Gott und Menschen dienen, zeigt die Vielfalt an Persönlichkeiten, an Engagement und bestimmt auch die Breite unserer Ausbildung. Anna Sham- mas, Leandra Büchi und Eric Lienhard übernehmen Verantwortung in den Bereichen Migration, Sport und Bewahrung der Schöpfung. 16 THEMA VERANTWORTUNG meinTDS 2017 | 25
pliment für ihr gutes Spiel mach- Dabei sei es wichtig, immer zu unterschei- te, obwohl sie mir meinen Platz den, was ihre Sache sei, und was Gottes wegschnappen könnte. Ich hatte Sache sei. nie daran gedacht – wir sind ja ein Team, und der Trainer entscheidet, «Ich kann Gott in meinem Leben Durch ihre Brüder fing Leandra mit acht jede so einzusetzen, wie es fürs Raum geben und so Neugierde Jahren an, Fussball zu spielen. Bald wurde Team am Besten ist.» wecken. Gott ist es, der ihr Leben dieser Sport zu ihrer Leidenschaft und sie verändern will und kann.» spielte im Fussballclub. Dass sie heute in Leandra erlebt auch, dass sie als 25-Jährige der obersten Liga Frauenfussball spielt, war die jungen 16–20-Jährigen positiv prägen Die Ausbildung am TDS Aarau hat in Lean- zwar ein Kindheitstraum, hätte sie trotz- kann. dra einen positiven Prozess in ihrem Glau- dem nicht erwartet. Leandra erzählt eine ben ausgelöst, z. B. im Fach Dogmatik: Begebenheit aus der Saison 2015/2016: «Viele suchen in dieser Phase nach ihrer Identität und gründen diese «Ich habe gelernt, dass Gott grös- «Vier Tage vor einem Spiel mit oft auf Aussehen und Erfolg. Ich ser ist, als ich gedacht habe. Mein meinem damaligen Team Schö- kann sie begleiten und ermutigen- Glaube ging auch durch Krisen, in nenwerd-Niedergösgen in der de und von Gott geleitete Impulse denen ich fragte, ob Gott wirklich dritten Liga wurde ich krank. Ich geben.» da ist. Dadurch wurde mein Glaube hatte eine innere Gewissheit, dass jedoch gestärkt und hat sich wei- ich spielen konnte, so ging ich «Wie kann ich meine Fussballkolleginnen terentwickelt.» am Spieltag hin und bat Gott um auf ihrem Glaubensweg unterstützen?» – Energie für die 90 Minuten. Ich « konnte voll Einsatz geben, obwohl ich vorher und nachher krank war. Später erhielt ich eine Einladung Meine Kolleginnen vom Trainer des FC Aarau Frauen zu einem Probetraining. Er hat müssen sich nicht mich spielen gesehen, war aber ei- gentlich an den Match gekommen, zuerst verändern um Spielerinnen des gegnerischen oder in die Kirche » Teams zu beobachten.» Leandra wurde ins Team des FC Aarau Frau- kommen. en aufgenommen und hat sich letzte Sai- son als Stammspielerin etabliert. Ihr Team spielt diese Saison sogar in der höchsten Leandra Büchi spielt in der höchsten Liga Fussball. Ihre Diplomarbeit beim TDS Aarau trägt den Titel Liga, nachdem es den Aufstieg zuerst «Wie kann ich meine Fussballkolleginnen auf ihrem Glaubensweg unterstützen?» Sie ist frischgeba- knapp verpasst hatte, aber danach nachrü- ckene Sozialdiakonin und arbeitet bei Athletes in Action, einer Organisation, die Sportlerinnen und Sportler begeistern und befähigen will, nach christlichen Werten zu leben. cken konnte für ein Team, das Konkurs ging. Für Leandra ist es klar, dass sie gegenüber Gott und gegenüber ihrem Team eine Ver- so der Titel von Leandras Diplomarbeit am Auch die Verbindung von Glaube, Persön- antwortung hat. TDS Aarau. Ihre Leidenschaft für Fussball lichkeit und Gottes Führung wurde am TDS und für Gott bringt sie in einer gelungenen geschult: «Alle wissen, dass ich gläubig Mischung von Bibelexegese, Recherchen bin. Ich sage Gott immer wieder: und praktischen Erfahrungsberichten zum «Das TDS hat mich unterstützt zu ‹Brauche mich›. Oft kommen Kolle- Ausdruck. Sie interviewte dazu ihre ehe- fragen, für welche Sache mein Herz ginnen auf mich zu und sprechen maligen Teamkolleginnen über ihre Einstel- schlägt. Vorher habe ich mich in mich an, z. B. wenn sie meine Bibel lung zum Glauben und zeigt ihre Überzeu- der Jugendarbeit engagiert, mit sehen.» gung für Evangelisation auf: der Zeit wurde klar, dass mein Auf- trag spezifischer ist.» In Gesprächen und in ihrem Verhalten ge- «Meine Kolleginnen müssen sich lingt es ihr immer wieder, etwas von ihrem nicht zuerst verändern oder in die Ihren Auftrag übt Leandra in der nächs- Leben mit Gott zu teilen. Sie kämpft fürs Kirche kommen. Nein, ich will auf ten Zeit auch beruflich aus: Sie wird Mit- Team und nicht für den eigenen Erfolg und sie zugehen und sie dort abholen, arbeiterin von Athletes in Action, einem setzt sich ein für eine gute Gemeinschaft. wo sie sind, und sie annehmen, wie Arbeitszweig von Campus für Christus. Im Eine Begebenheit aus der Zeit ihrer Verlet- sie sind. Meine Erfahrung ist, dass Moment baut sie sich ihren eigenen Missi- zungspause verdeutlicht dies. Sie beobach- Menschen offen sind, und diese onspartnerkreis für ihre Arbeit ab Septem- tete bei einem Match ihre Ersatzspielerin Offenheit möchte ich nutzen, z. B. ber auf – bei Campus für Christus werden vom Rand des Spielfeldes aus. mit der Frage, ob ich für sie beten alle Anstellungen durch persönliche Missi- kann. Das braucht vielleicht Über- onspartnerInnen gedeckt. Im Rahmen ih- «Meine Ersatzspielerin war sehr windung und ich muss Bedenken rer Anstellung wird sie z. B. diese Projekte überrascht, als ich ihr ein Kom- und Menschenfurcht ablegen.» leiten: meinTDS 2017 | 25 THEMA VERANTWORTUNG 17
«Second Chance» sammelt «ausge- Einsatz von Maschinen und wenn kann uns ein Lernfeld fürs Leben diente» Laufschuhe von Schweizer nötig Dünger oder Pestiziden. sein und uns zu Gott führen. Es Athletinnen und Athleten, um ihre Da ich grundsätzlich Freude am gibt so viel zum Staunen: Das Er- afrikanischen MitsportlerInnen zu Gärtnern hatte, wollte ich mit ein wachen der Natur im Frühling, wie unterstützen. Eine andere Aufgabe paar Freunden – wir waren eine die Bienen funktionieren usw.» wird die Hauptleitung der Sport- Kleingruppe einer Kirche – einen halle im nächsten Praisecamp kleinen Gemüsegarten anpflanzen. Einen respektvollen Umgang mit der Natur sein. Eine Idee ist es, einen Die ersten Erfahrungen waren lernte Eric auch von den Anthroposophen, Alphalive-Kurs für SportlerInnen ernüchternd. Wir waren nicht und er fragt sich, weshalb im christlichen zu entwickeln.» darauf vorbereitet, dass die Ernte Umfeld dem ökologischen Gärtnern nicht so spärlich ausfiel und wir derart mehr Bedeutung zugemessen wird. Und welche Vision hat Leandra für ihr Frau- gegen Unkraut und Schnecken zu enfussballteam? kämpfen hatten.» Für Eric geht es bei Gartenarbeit jedoch nicht nur um Pflanzen. Nein, sie bietet ein «Es wäre toll, wenn einige vom Eric und seine Freunde haben ihre bisheri- ideales Umfeld für Gemeinschaft. Gesprä- Team sich vor dem Training zu ge Vorgehensweise hinterfragt. Sie fingen che, bisweilen auch seelsorgerliche, ge- einem Austausch treffen könnten. nochmals an, gemächlicher, sich nicht an meinsames Feiern, Essen und Singen bie- Anfänglich einfach darüber, was ihren Vorstellungen, sondern an der Natur ten sich während und nach der Arbeit an. uns wichtig ist, später über einen orientierend. Zur Zeit besteht sein Projekt in Form eines Bibeltext. Ich träume von einem Vereins mit 12 Aktivmitgliedern und 20 Grüppchen innerhalb des Teams, «Wir stellten viele Fragen: Wenn Gönnern. Doch Eric hat grössere Pläne: Er das gemeinsam im Glauben unter- die Natur – Gemüse, Pflanzen wünscht sich, dass sein Verein nur ein Mo- wegs ist.» und Tiere – Gottes Schöpfung ist, dell ist für ganzheitliche Gemeinschaft ver- weshalb werden sie von Schnecken bunden mit einem naturnahen Lebensstil. und Läusen zerstört? Oder: Mit Er sollte sich auf weitere Themenbereiche welcher Haltung bebaue ich den der Nachhaltigkeit, z. B. Kleider, ausdehnen. Garten? Fordere ich von der Natur, mir zu dienen? Wir haben gemerkt, «Mit Wohnen, Leben und Arbeiten dass es uns zugute kommt, wenn auf dem Bauernhof könnten wir wir respektvoll mit der Natur um- unsere Ideen noch konkreter um- gehen.» setzen.» Eric hat soeben die letzte Prüfung hinter sich. Vor ihm liegen einige Wochen Feri- Sie vertieften sich in Literatur über ökolo- Seine Diplomarbeit dokumentiert exemp- en, bevor er für ein halbes Jahr seinen Zi- gisches Gärtnern, redeten mit erfahrenen larisch Erics Gartenprojekt und die damit vildienst in einer Stiftung für Natur- und Öko-Gärtnern und taten vor allem eins: Sie verbundene Gesinnung, die, wie er findet, Artenschutz absolviert. Eric ist gelernter beobachteten die Natur und lernten dar- überall auch im Kleinen – jeder in seinem Landschaftsgärtner, frischgebackener So- aus. Sie experimentierten und entwickel- Umfeld mit den dort vorhandenen Pflan- zialdiakon und Hobby-Öko-Gärtner. Letz- ten ihren Garten Jahr für Jahr weiter. zen und Tieren – funktioniert. teres wurde zu seiner Leidenschaft und ist Thema seiner Diplomarbeit am TDS Aarau. «Die Schöpfung ist Gottes Hand- Das TDS hat Eric ermutigt, seine Leiden- Wie kam es dazu? schrift und unser Lehrbuch. Unse- schaft in die Kirche zu bringen. re Verantwortung ist, die Schöp- «Als Landschaftsgärtner lernte ich, fung zu bewahren – dies ist meine «Mir wurde – auch durch meine den Garten nach meinen Plänen Motivation fürs Gärtnern. Für Ausbildung am TDS – klar, dass und Vorstellungen zu gestalten, andere ist die Natur Gott, für mich die Kirche nicht nur ‹kirchliche› möglichst effizient, mit grossem ist sie die Schöpfung von Gott. Sie Begabungen wie Musik oder Bibel- «Gottes auslegung brauchen kann. Meine Leidenschaft für einen staunenden Die Schöpfung ist und respektvollen Umgang mit der Schöpfung hat genauso Platz.» Handschrift Analog zum Umgang mit der Natur ermu- und unser » tigt Eric seine Mitmenschen und Mitchris- ten, die Entwicklungen um sie herum wahr- Lehrbuch. zunehmen und darauf zu reagieren. «Der Einsatz für Gerechtigkeit wird uns etwas kosten. Doch wir sind berufen, Vorbild zu sein im Umgang miteinander und mit Got- Eric Lienhard ist Mitgründer des Vereins «Chruut und Rüebli» für ökologisches Gärtnern. Seine Diplomarbeit am TDS Aarau trägt den Titel «Ein Gott, eine Welt». Er wurde soeben diplomiert und tes Schöpfung.» absolviert in den nächsten Monaten seinen Zivildienst in einer Stiftung für Natur- und Artenschutz. 18 THEMA VERANTWORTUNG meinTDS 2017 | 25
zuzuhören und sie zu einem nächs- verzichte ich auch wieder darauf, ten Schritt – auf andere Menschen da ich weiss, dass ich nicht faul zu oder hin zu einem Job – zu bin, und dass mein echter Wert ermutigen, verstehe ich als meine in Gott besteht. Diese Erfahrung Aufgabe. So kann die Gemeinde lehrt mich: Es gibt keine komi- Anna lebt seit 2001 in der Schweiz. Damals und schliesslich auch die Schweiz schen Menschen, es gibt nur Men- kam sie mit ihrer Familie – sie lebten als zu ihrer Heimat werden.» schen, die anders sind.» evangelische Christen im syrischen Alep- po – in die Schweiz. Anna durchlief span- Integration kann nicht erzwungen werden. Annas Leben zeugt von einem tiefen Ver- nende Phasen ihrer Integration und ihres Anna will trotzdem immer wieder auf Mi- trauen in Gott. Die Hoffnungslosigkeit, die Glaubens. Heute ist sie Schweizerin mit granten und Migrantinnen zugehen, ihnen ihr in den verschiedenen Schicksalen be- eigener Familie, liebt die Schweiz wie ihre Beziehung, Freundschaft und Hilfe anbie- gegnet, aber auch ihre eigene Lebenssitua- eigene Heimat und lebt ihr Leben ganz in ten. Ob sie diese annehmen, ist deren Ent- tion hält sie in Abhängigkeit zu Gott. Mit ih- Verantwortung vor Gott. Die EMK Aarau, scheidung. Anna ist überzeugt, dass es sich rem Mann teilt sie eine 50 %-Anstellung bei das TDS Aarau sowie unzählige Einheimi- lohnt, in das Zusammenleben von Einhei- der Evangelisch-Methodistischen Kirche sche haben sie in ihrem Prozess unterstützt mischen und Menschen anderer Kulturen Aarau. Mithilfe eines Spenderkreises konn- und dorthin gebracht, wo sie jetzt steht. zu investieren: te ihre Familie die letzten Jahre über die Sie leitet seit einigen Jahren zusammen mit Runden kommen. Anna ist überzeugt, dass ihrem Mann die arabische EMK-Gemeinde «Ohne Integration wird eine Ge- unser Verhalten im «Geben und Nehmen» in Aarau und hat soeben das TDS-Studium sellschaft zerrissen.» eine Schule des Vertrauens in Gott ist: erfolgreich abgeschlossen. Daher baut Anna Brücken auf beiden Sei- «In der Schweiz geht es am Ende «Das TDS hat meinen Charakter ten. Sie hört sich das «Gejammer» der allen gut – auch denen, die wenig geformt – ich bin gewissermassen Schweizer über die Ausländer an und, auf haben. Wesentlich ist, wie du mit eine neue Person geworden. Ich der anderen Seite, wie schwierig es sei, in Besitz und anvertrauten Talenten wurde mit vielen Tools zum Leiten, der Schweiz zu leben und hier klarzukom- umgehst und ob du bereit bist, dich mit Methoden für Gemeindearbeit, men. Und sie versucht, beide Kulturen ein- diesbezüglich von Gott in einen Kindererziehung und Seelsorge ander näherzubringen. Prozess führen zu lassen. Er möch- ausgerüstet. Ich schätze rückbli- te, dass wir lernen, ohne Angst zu ckend die Tiefe und Vielseitigkeit: «Ich erlebte selber, wie es ist, mit geben – und voll Vertrauen zu emp- Kopf, Hand und Herz durften sich Vorurteilen angesehen zu werden. fangen. In Abhängigkeit zu ihm.» weiterentwickeln.» Als ich in die Schweiz kam, konn- te ich noch nicht Fahrrad fahren. Verantwortung übernehmen heisst für « Anna, den Auftrag von Gott wahrzuneh- men: Ich wünsche mir, «Was ist mein Auftrag in der Ge- sellschaft, in meiner Familie, in dass Menschen in der Schweiz? Es lohnt sich, dieser Frage im Hören auf Gott nachzuge- unserer Gemeinde hen und dabei über die menschli- che Vorstellung hinaus zu denken.» und dadurch in der Schweiz Heimat » Für Anna wurde ihre eigene Integrations- erfahrung zu ihrem Auftrag an ihre arabi- schen Mitmenschen. finden. Anna Shammas ist als Tochter arabischer Eltern in Syrien geboren. Sie leitet zusammen mit ihrem «Die EMK war nach einem Jahr Mann eine Gemeinde der Evangelisch-Methodistischen Kirche für arabischsprechende Menschen in der Schweiz mein Zuhause. Es und hat drei Töchter. Ende Juni hat sie ihre Ausbildung am TDS Aarau erfolgreich abgeschlossen. Ihre dauerte noch einige Jahre, bis ich Diplomarbeit trägt den Titel «Dein Volk ist mein Volk. Von der Angst zur Hoffnung – wie Menschen in der Schweiz Heimat und Zugehö- mit Migrationshintergrund einen Weg zur Integration finden». rigkeit empfand.» Im Rahmen ihrer Gemeindearbeit möchte Meine Schweizer Freundinnen sie Migrantinnen und Migranten ein Will- hielten mich daher für faul. Das kommensgefühl vermitteln: hat mich tief verletzt, war doch der Grund folgender: In Syrien dürfen «Die meisten haben eine Flucht Frauen nicht Fahrrad fahren – also und Kriegserfahrungen hinter konnte ich es nicht. Um mich zu in- sich. Sie sind hier materiell sicher, tegrieren zwang ich mich, Fahrrad haben trotzdem Mühe, einen Sinn fahren zu lernen. Mir ist bis heute für ihr Dasein zu finden. Ihnen nicht wohl dabei, und unterdessen meinTDS 2017 | 25 THEMA VERANTWORTUNG 19
THEMA Der neue Rektor Christoph Schwarz (rechts) an seiner Antrittsrede anlässlich der Eröffnungs- und Diplomfeier des TDS Aarau. Mit auf dem Bild (von links): Dorothee und Paul Kleiner, Britta Schwarz. Interview mit Paul Kleiner und Christoph Schwarz In der Verantwortung vor Gott und Menschen das TDS Aarau leiten Paul Kleiner verlässt das TDS Aarau. 11 Jahre lang leitete er als Rektor das TDS Aarau, insgesamt lehrte er 15 Jahre am TDS Aarau. Sein Nachfolger kommt aus den eigenen Reihen: Christoph Schwarz ist seit sieben Jahren Dozent und Konventsmitglied des TDS. Beide sind Theologen und haben Lehrerfahrung im Ausland gesammelt. Den 55-jährigen Paul Kleiner zieht es weiter ins reformierte Pfarramt in Pfäffikon ZH, der 47-jährige Christoph Schwarz kam vor sieben Jahren nach Tätigkeiten in einem bernischen Pfarramt und in Brasilien mit seiner Fa- milie in den Aargau. Matthias Ackermann sprach im Juli – also dem letzten Monat in Pauls Amtszeit – mit den beiden über Entscheidungen, Verantwortung und ihre Zeit am TDS Aarau. Paul, du stehst in deinen letzten passen zu der grossen Berufung von Gott Pfarramt und Auslandaufenthalt. Arbeitstagen am TDS. Ein weiterer und zu der spezifischen Berufung für mein Welche Umstände führen dich ins grosser Wechsel in deinem Leben Leben. Hinzu kommt, dass ich gern etwas Rektorat des TDS Aarau? steht an. Welche Motive führen Neues anpacke. Für Angola entschied ich dich diesen Weg vom Theologen mich, weil ich Überfluss und Bildung teilen (Christoph Schwarz) Ich kenne das TDS aus über den «Missionar» zum Rektor wollte, aber auch aus Abenteuerlust. Ein meiner siebenjährigen Tätigkeit im Konvent einer höheren Fachschule und nun Motiv für den aktuellen Wechsel ins Pfarr- – das war schon mal eine Voraussetzung, die ins Pfarramt? amt ist auch: Ich will nochmals etwas Neu- ich für die Leitung mitbrachte. Ich habe mich es, Anderes anpacken. Nicht, weil mir das nicht auf diese Stelle hin entwickelt, die An- (Paul Kleiner) Ein Motiv zieht sich durch al- Alte verleidet ist, sondern weil mich etwas frage war auch für mich überraschend. Nach les hindurch: Ich möchte Jesus nachfolgen. Neues reizt. intensiven Überlegungen und Gesprächen Mit dem, was ich bin, kann und begabt bin, habe ich ein Ja gefunden. Ich freue mich und will ich Gott dienen – in der Vergangen- Auch deine Laufbahn, Christoph, kann mit meinen Begabungen weiter am heit und in der Zukunft. Meine Stationen enthielt bisher die Stationen TDS dienen. 20 THEMA VERANTWORTUNG meinTDS 2017 | 25
Sind eure Entscheidungen eher breite Schultern – ich habe diese Lasten heisst es für euch, Verantwortung aussen- oder innengeleitet? Welche aber sehr wohl gespürt. Schön ist es, den für die Studierenden zu überneh- Rolle spielt die Verantwortung Gestaltungsraum zu nutzen, den diese Ver- men, wo ist es an ihnen, selber dabei? antwortung bietet. Verantwortung zu übernehmen? (PK) Das Timing meines Wechsels hat viel Christoph, die Verantwortung über (CS) Eigenverantwortung ist bei uns natür- mit Verantwortungsgefühl zu tun. Wenn das TDS fällt nun in deine Hände. lich gross geschrieben. Inhaltlich z. B. im ich nur auf mich geschaut hätte, hätte ich Mit welchen Gefühlen schaust du Unterricht zum Thema Beziehungsgestal- das TDS vielleicht bereits nach 10 Jahren ihr entgegen? tung (Christoph unterrichtet es mit seiner verlassen – das wäre jedoch verantwor- Frau Britta, Anm. d. Red.). Eine wichtige Bot- tungslos gewesen, weil der Zeitpunkt fürs (CS) Es ist eine grosse Verant- « TDS ungünstig gewesen wäre. Äussere wortung, die ich zum Glück Umstände beziehe ich in meine Überle- aber nicht alleine trage. Ich bin gungen ein. Anderseits muss ich für einen sehr froh über die Schulleitung, Wir geben Anregun- Entscheid auch innerlich überzeugt sein. So den Konvent und die Verwal- stellte ich mir die Frage: Kann ich nochmals tung. Als Team können wir die gen zur Pflege der per- 10 Jahre am TDS «Gas geben»? Will ich das? Verantwortung teilen. Klar hat Ist es gut für die Institution? man als Rektor die letzte Ver- sönlichen Spiritualität antwortung. Da bin ich froh, (CS) Mein Entscheid wurde äusserlich ange- stossen durch eine Anfrage aus dem Team dass ich mich von Gott her ge- tragen fühle. Auch in hektischen – die Umsetzung liegt und der Einladung des Vorstands, mich zu Phasen schlafe ich meistens gut in der Verantwortung » bewerben. Dann war es mir wichtig, inner- (lacht) – ich weiss, dass Gott der lich Klarheit und Gewissheit zu gewinnen. Kann ich mir das vorstellen? Entspricht mir Hauptverantwortliche ist und ich sein Mitarbeiter. Ich empfin- der Studierenden. diese Aufgabe? Würde sie mir Freude ma- de Freude und Respekt und bitte chen? Und dann auch von Gott her: spüre ich Gott um seinen Segen und seine Christoph Schwarz da eine Führung in diese Richtung? So war Leitung für meine Aufgabe. ich länger abwägend, betend unterwegs bis zum klaren inneren Ja. Welche Schritte stehen an? schaft hier ist: Der andere Partner ist nicht für mein Verhalten verantwortlich, welches Worin besteht die Verantwortung (CS) Vorerst geht es um einen Teambildungs- auch immer sein Verhalten ist. Oder im Mo- beim Leiten des TDS, Paul? Konn- prozess im Konvent, der seit August mit zwei dul Spiritualität: Wir geben Anregungen zur test du gut mit ihr umgehen? neuen Mitgliedern besetzt ist, und mit mir Pflege der persönlichen Spiritualität – die eine neue Leitung hat. Der Wechsel aufs Umsetzung liegt in der Verantwortung der (PK) Sie ist vielschichtig. Es geht um die in- neue Curriculum ist im Gang und wird Ende Studierenden. Im Schulbetrieb ist es meine haltliche Ausrichtung – was wird gelehrt? 2020 abgeschlossen sein. Es gilt, das neue Verantwortung, Studierende zu konfrontie- wie sind wir unterwegs? –, dann um die Curriculum intern umzusetzen und dem ren, wenn Ausreden aufgetischt werden – z. Frage, wie wir unsere Ausrichtung kom- Staat gegenüber zu verantworten. B. bei nicht eingehaltenen Terminen – statt dafür Verantwortung zu übernehmen. « Ihr seid beide Theologen. Welche Geschichte aus (PK) Der Stil am TDS ist Erwachsenenbil- Ein Rektor muss der Bibel fällt euch ein dung; die Studierenden sind selber verant- zum Thema «Verantwor- wortlich für ihr Lernen, nicht wir. Wir schaf- Entscheidungen fällen, tung»? fen gute Rahmenbedingungen und bringen didaktisch sinnvoll aufbereitete Inhalte. die ein Leben massiv (PK) Im Wort Verantwortung Einen weiteren Aspekt zeigt mir beispiel- beeinflussen. » steckt Antwort. Die Bibel ist voll von Personen, die Gott hö- ren – und ihm antworten! Eine gefällt mir besonders: Jesaja, haft Samuel: «Ich will für das Volk beten.» Auch meine Verantwortung ist, die Studie- renden immer wieder vor Gott zu bringen: Ihre Persönlichkeitsentwicklung, ihren Paul Kleiner der auf Gottes Wort hin sagt: Lernprozess, ihre geistliche Entfaltung. Das «Hier bin ich, sende mich.» Entscheidende kann ich nicht machen, aber ich will sie Gott anbefehlen, dass sie dran- munizieren und wie wir wahrgenommen (CS) Amos war Hirte und wurde unerwartet bleiben und wachsen in ihrer Liebe zu Gott werden. Dann soll ein Rektor die Mitar- zum Propheten berufen. Auch meine Beru- und den Menschen. beitenden fordern und fördern, ebenso fung geschah unerwartet – und ich habe Ja natürlich die Studierenden. Ein Rektor gesagt. Ihr seid beide verheiratet: Wieviel muss Entscheidungen fällen, die ein Leben Mitverantwortung übernimmt massiv beeinflussen: Die Aufnahme bzw. Wie bringt ihr – oder der Stoffplan eure Frau in eurem Engagement Ablehnung von Kandidierenden. Ich kann des TDS – Studierende dazu, Ver- am TDS bzw. in eurem beruflichen grundsätzlich gut entscheiden und habe antwortung zu übernehmen? Wo Wechsel? meinTDS 2017 | 25 THEMA VERANTWORTUNG 21
(PK) Mein Entscheid hat für uns einen Um- … und euren Unterrichtsstil und (CS) Auch ich erhole mich gerne beim Spie- zug zur Folge – klar, dass Dorothee dazu ein das Verhältnis zu den Studieren- len, gerade auch mit den Kindern, oder auch Ja haben musste. den. Was schätzt ihr an der Arbeit draussen in der Natur, im Wald oder den am TDS? Bergen. Kürzlich gingen wir z. B. im Fricktal (CS) Bei uns war klar, dass beide ein Ja ha- Fossilien graben. ben müssen – und zwar unabhängig vonei- (CS) Ich habe grosse Freude am Unterrichten, nander. Britta und ich sehen das Wirken am wenn ich merke, dass durch die Inhalte das Paul, wie wird sich das TDS unter TDS als gemeinsamen Auftrag. Sie hat Freu- Interesse bei Studierenden geweckt wird. der Führung von Christoph weiter- de an Begegnungen mit Studierenden und Meine Art ist es nicht, sehr lange zu dozie- entwickeln? Mitarbeitenden und nimmt Anteil an dem, ren. Ich gebe eher kürzere Inputs und Impul- was am TDS geht, auch im Gebet. Zudem se und hoffe, dass die Studierenden Feuer (PK) Ich hoffe, wünsche und bin zuversicht- unterrichtet sie, wie schon erwähnt, mit mir fangen, dass ein Gruppenprozess entsteht lich, dass es Christoph gelingt, das TDS wei- ein Modul (Beziehungsgestaltung). Gerne und Auseinandersetzung und Austausch terzuentwickeln für die Arbeit in der Lan- haben wir auch hie und da Studierende zu- stattfinden. deskirche, und dass alles gut kommt mit hause am Esstisch. der staatlichen Anerkennung. Ich wünsche (PK) Bei mir läuft es ähnlich: über die Faszi- ihm auch Mut bei Entscheiden. Vielleicht Zurück zur Theologie: Welches sind nation am Inhalt. Ich fange den Unterricht ist es ja nötig, wenn das Interesse an der eure Steckenpferde? Welches sind nicht mit einem Witz an, sondern gestalte Ausbildung weiterhin so gross ist wie in oder waren eure Studienmodule diesen vielleicht eher trocken über den In- den letzten beiden Jahren, dass die Klassen und was fasziniert euch daran? halt, aber der muss dann wirken. doppelt geführt werden … (lacht) (CS) Während dem Studium faszinierten Gibt es Schlüsselmomente aus eu- Christoph, wo steht das TDS in mich vor allem die biblischen Fächer und Spi- rer Arbeit am TDS? zehn Jahren? Welche Entwicklung ritualität. Hier am TDS unterrichte ich auch wünschst du dir? Kirchengeschichte und Dogmatik – was mir (PK) Höhepunkte waren bei mir: Ein guter sehr lieb wurde. Im Modul Dogmatik denke Vortrag einer Studentin über Ethik. Oder (CS) Wir stehen stabil. Wir haben eine gute ich mit Studierenden darüber nach, was wir eine mündliche Prüfung, nach der ich mit Ausbildung, erhalten ein wohlwollendes konkret glauben. Wir formulieren Glaubens- dem Experten einig war: Sie hat verstan- Feedback von Kirchgemeinden («die Sozi- fragen, suchen Antworten im Gesamtzeug- den, um was es geht. Sie hat sich auf un- aldiakone vom TDS kann man brauchen»), nis der Bibel. Ich rege an, den Glauben auch seren Inhalt eingelassen, und es ist ihr haben im landes- und freikirchlichen Umfeld denkerisch zu verantworten. Dies fordert ei- gelungen, ihn selber zu verarbeiten und als Institution einen guten Ruf. Eine Heraus- nige Studierende heraus. anzuwenden. Oder Studierende, die von forderung, die in den letzten sieben Jahren sich sagen, sie hätten sich hier positiv als zugenommen hat, sind Studierende, die (PK) Ethik ist sicher ein Steckenpferd von Person entwickelt, hätten sich selber bes- persönlich grosse Herausforderungen mit- mir. Mich fasziniert die Weite, denn das ser kennengelernt, seien breiter geworden bringen. Vielleicht können wir uns da entwi- ganze Leben ist betroffen. Was heisst es, in ihrer Auffassung – das beglückt mich. ckeln: Wie können wir solche Studierende als gut zu handeln? Die Themen sind vielfäl- Und allgemein das Verhältnis zu den Stu- Schule noch besser begleiten? tig: Lügen, pränatale Diagnostik, gerechtes dierenden in der Begegnungswoche, das Wirtschaftssystem. Was heisst es, in Bezug gemeinsame Erleben beim Schlitteln, beim (PK) Im Zusammenhang mit der 50-Jahr- auf diese Fragen, Jesus nachzufolgen? Wie Abendspaziergang, beim gemeinsamen Feier habe ich gesagt: Wer nicht für Juden sieht das Reich von Gott aus? Die spannen- Fussballspiel, beim Spielen: Das bleibt mir schreit, soll nicht gregorianisch singen – ein de Herausforderung der Ethik ist es, sowohl – wie übrigens auch den Studierenden – in Zitat von Dietrich Bonhoeffer. Meine Hoff- dem Sachverhalt als auch dem biblischen guter Erinnerung. nung ist, dass diese Verbindung dem TDS Anspruch gerecht zu werden. gelingt: tief in Gott verwurzelt sein (gre- (CS) Mir fällt eine Arbeit ein in Dogmatik: Ein gorianisch singen war damals die ultima- Erzählt uns etwas über euren Studierender hat eigenständig aufgenom- tive Form von Spiritualität) und sich ganz Leitungsstil und wie er sich in der men und verstanden, was Kirche ist – ein auf die Welt einlassen (der Einsatz für die Konventsarbeit äussert … beglückender Moment. Oder ein Feedback Juden war damals das Gebot der Stunde). nach dem Modul Spiritualität: «Ich habe ein Dafür muss sich das TDS weiterentwickeln (PK) Ich arbeite eher sachorientiert und will breiteres Verständnis erhalten, was Spiritua- und den Herausforderungen der Zeit be- die Fragen zum Ziel bringen. Dabei möch- lität alles beinhaltet und freue mich, dass ich gegnen. te ich partizipativ leiten. Ich versuche, das mich auch in der Folge noch weiter vertiefen Team in Entscheidungsprozesse einzube- kann.» (CS) Ein Anspruch unseres Leitbildes ist, dass ziehen (Christoph stimmt zu). die Ausgebildeten mit ihrem Handeln die Wie verbringt ihr die Zeit Gesellschaft verändern. Ich unterrichte sozi- (CS) Wahrscheinlich bin ich im Vergleich zu ausserhalb der Arbeit? Wie könnt alen Wandel, hier wird vieles infrage gestellt. Paul stärker menschenorientiert. Paul be- ihr euch erholen? Was geniesst ihr? Da frage ich mich auch: Ist unser Anspruch reitete im Vorfeld eines Entscheidungsfin- zu hoch? Nein, denn Gottes Reich verändert dungsprozesses verschiedene Szenarien vor, (PK) Freunde besuchen und uns mit ihnen – mich selber und die Gesellschaft! so kamen wir gut voran. Hier setze ich wahr- unterhalten – tief und lustig, oder beim scheinlich schon früher partizipativ an und Spielen (wie man in der Begegnungswoche Das Gespräch führte Matthias Ackermann. entwickle auch die Szenarien gleich lieber gesehen hat). mit dem Team als alleine. 22 THEMA VERANTWORTUNG meinTDS 2017 | 25
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