Was Sie schon immer über Weihnachten wissen wollten - What you always wanted to know about Christmas
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Was Sie schon immer über Weihnachten wissen wollten … What you always wanted to know about Christmas …
Impressum Imprint Idee und Gesamtkoordination: Idea and overall coordination: Juliana Fernandes Juliana Fernandes Konzeption und Text: Conception and text: Manuel Hessling Manuel Hessling Recherchen: Research: Sarah Bonn, Juliana Fernandes, Sarah Bonn, Juliana Fernandes, Manuel Hessling Manuel Hessling Rezepte: Recipes: Kurt Rossenrath Kurt Rossenrath Übersetzung: Translation: Linguistisches Institut, Essen Linguistisches Institut, Essen Gestaltung: Design: Ethel Knop und Markus Hennig Ethel Knop and Markus Hennig Druck und Einband: Print and cover: DZS Druckzentrum GmbH DZS Druckzentrum GmbH Bamlerstraße 20 Bamlerstraße 20 45141 Essen 45141 Essen Verlag: Publisher: A. Sutter GmbH A. Sutter GmbH Bottroper Straße 20 Bottroper Straße 20 45141 Essen 45141 Essen Erstausgabe: First edition: November 2003 November 2003 Auflage: Copies: 3.600 3,600
Vorwort Verzeichnisse sind unsere Leidenschaft Einem etwas anderem Nachschlagewerk haben wir uns in diesem Jahr zu Weihnachten gewidmet. Obwohl – oder vielleicht auch gerade weil – wir uns in unserem Tagesgeschäft auf das Verlegen und die Vermarktung von Gelben Seiten, Telefonbüchern, Messekatalogen und Branchennachschlage- werken spezialisiert haben, war es für uns eine besonders reizvolle Herausforderung, zu Weihnachten ein Nachschlagewerk ganz anderer Art herauszugeben. Dieser Aufgabe haben wir uns gerne und mit großer Begeisterung gestellt. Vor Ihnen liegt nun das Sutter-Weihnachtslexikon, das allerlei Wissenswertes rund um das Weih- nachtsfest in Deutschland – einem Herkunftsland vieler weihnachtlicher Traditionen – erklärt: die Herkunft der Weihnachtsgeschichte aus den Evangelien von Lukas und Matthäus im Neuen Testament der Bibel; die älteren Riten der Römer (Saturnalien) und Germanen (Raunächte), die in unsere heutigen Weihnachtsbräuche ebenfalls Eingang gefunden haben; den Ursprung jüngerer Traditionen, vom Dreikönigstag bis zum Weihnachtsmann; das mit dem Geburtsfest des Jesus von Nazaret verbundene deutsche Liedgut; die landes- und jahreszeittypischen Koch- und Backrezepte; und schließlich finden auch die modernen Sitten (und Unsitten) – von der Bescherung unterm Christbaum bis zum Umtausch nicht willkommener Präsente – angemessene Berücksichtigung. Wir hoffen, dass Ihnen diese kleine Enzyklopädie zum schönsten, manchmal aber auch sehr an- strengenden Fest des Jahres neue Einsichten über die Wurzeln unserer heutigen Weihnachtsbräuche vermittelt – und dass Sie dem vorliegenden Buch den einen oder anderen praktischen Tipp ent- nehmen können, damit die nun beginnende Advents- und Weihnachtszeit für Sie und Ihre Familie eine Zeit des Friedens, der Freude und der Besinnung auf den eigentlichen Gehalt dieses Festes wird. Ihr Christian Sutter Ihr Martin Sutter Directories are our passion This year, we dedicated Christmas to a slightly different work of reference. Although – or maybe even: because – our daily business specializes in publishing and marketing Yellow Pages, telephone books, trade show cata- logues and classified directories it was a particularly stimulating challenge for us to publish a totally unusual kind of directory at Christmas. And we took on this task with great pleasure and boundless enthusiasm. You are looking at the Sutter Christmas Lexicon which explains many things worth knowing about the festive season in Germany, a country that has produced many Christmas traditions: it details the origin of the Christmas story from the gospels of Luke and Matthew in the Bible’s New Testimony; the ancient rites of the Romans (Saturnalia) and Germanics (the Twelve Nights) which have equally entered today’s Christmas customs; the source of more recent traditions, ranging from the Day of the Three Kings to Santa Claus; German songs linked to the birth festivities of Jesus of Nazareth; typical national and seasonal cooking and baking recipes; and finally, we have also given adequate consideration to contemporary traditions (or lack thereof ) – from the giving of Christmas gifts underneath the Christmas tree, to exchanging unwelcome presents. We hope that this small encyclopedia on the year’s most wonderful, even if at times most demanding season will help you gain a new insight on the roots of modern Christmas customs – and that it will provide you with the occasional practical piece of advice, to ensure that the imminent Advent and Christmas season will be a season of peace, joy and reflection about the actual meaning of these celebrations for you and your family. Yours, Christian Sutter Yours, Martin Sutter 3
Advent A Advent, von lat. adventus, „Ankunft“: Die Adventszeit mit vier Adventssonntagen bereitet starts the ecclesiastical year. The four weeks before Christmas symbolize the 4000 years from the crea- auf die Ankunft Christi vor. Mit dem 1. Advent tion of earth to the arrival of the Messiah (jMessi- beginnt das Kirchenjahr. Die vier Wochen vor as). The origins of the Advent liturgy date back to Weihnachten stehen symbolisch für die 4000 Pope Gregory I. (* 540 † 604), and were finalized Jahre von der Schöpfung der Welt bis zur for the whole of Christianity by Pope Pius V. (* 1504 Ankunft des jMessias. Die Ursprünge der † 1572). Only the Milanese celebrate six Advent Adventsliturgie gehen auf Papst Gregor I. Sundays until this day. – In catholic areas the com- (* 540 † 604) zurück, endgültig festgelegt wurde mands of fasting applied during the Advent season. sie für die gesamte Christenheit durch Papst Pius V. (* 1504 † 1572). Nur die Mailänder advent calendar jAdventskalender feiern bis heute sechs Adventssonntage. – In katholischen Gebieten galten in der Adventszeit Adventskalender, wohl protestantischer Her- Fastengebote. kunft; überbrückt heute die 24 Tage vom 1. De- Engl.: advent, from lat. adventus, “Arrival ”: The zember bis Weihnachten und mäßigt so die Advent season with four Advent Sundays prepares Ungeduld besonders der Kinder in Erwartung for the coming of Christ on earth. The 1st Advent der jBescherung. Ursprünglich sollten damit 5
Adventskranz die Kinder durch tägliche kleine Gaben zu be- more severely. The first printed Advent calendar sonderer Folgsamkeit in der Adventszeit ange- with 24 windows behind which there were only halten werden, denn Sünden in diesen heiligen images at first, was launched on the Munich market Tagen galten nach kirchlichem Recht als in the early 20s of the past century. Since the mid- besonders verwerflich; und selbst nach welt- 60s good children are spoilt with small molded choco- lichem Recht wurden in der Adventszeit began- lates. Most recently the virtual Advent calendar on gene Vergehen härter bestraft. Der erste gedruckte the Internet has been competing with traditional Adventskalender mit 24 Türchen, hinter denen versions. sich zunächst nur Bilder verbargen, kam Anfang der 20er-Jahre des vorigen Jahrhunderts in Adventskranz, kreisförmiger Ring aus Tannen- München auf den Markt. Seit Mitte der 60er- zweigen mit vier Kerzen, von denen am 1. Ad- Jahre werden brave Kinder mit formgegossenen vent eine, an den folgenden Adventssonntagen je Schokoladentäfelchen verwöhnt. In neuester Zeit eine weitere entzündet wird. Der erste Advents- konkurriert der virtuelle Adventskalender im kranz war ein Holzreif, den der evangelische Internet mit den traditionellen Formen. Theologe Johann Wichern (* 1808 † 1881) um Engl.: advent calendar, of seemingly Protestant 1840 im Betsaal des „Rauen Hauses“ in Ham- origin; today covers the 24 days from December 01 burg-Horn aufhängte, einer Anstalt zur Betreu- until Christmas and checks the impatience in parti- ung der sittlich gefährdeten männlichen Jugend. cular of children anticipating the jBescherung, or Dieser Prototyp hatte noch 24 Kerzen und war the giving out of Christmas presents. Originally insofern ein Ableger des jAdventskalenders. children were to be encouraged by the small gifts Weil den Jungen dieser Holzreif so gut gefiel, presented to them every day to be particularly obe- schmückten sie ihn erstmals 1851 mit Tannen- dient, as sins committed during these holy days were zweigen. Für die weitere Verbreitung in deemed highly reprehensible according to ecclesiasti- Deutschland sorgten die im „Rauen Haus“ aus- cal law; and even according to worldly law offences gebildeten Hausväter, nach dem Ersten Welt- committed during the Advent season were punished krieg auch die Anhänger der Jugendbewegung. 6
aroma Ein Adventskranz mit vier Kerzen hing erstmals Seine anhaltend große Beliebtheit verdankt das 1925 in einer katholischen Kirche in Köln. Lied wohl der volkstümlichen Vertonung von Inzwischen erfreut sich der Adventskranz welt- 1842 durch den Tübinger Musikdirektor Fried- weiter Beliebtheit als unverzichtbarer Bestand- rich Silcher (*1789 †1860), von dem auch so teil des weihnachtlichen Zimmerschmucks. bekannte Volkslieder stammen wie Ännchen von Engl.: advent wreath, round garland made of Tharau und Ich weiß nicht, was soll es bedeuten. – fir-tree branches, holding four candles, one of which Übrigens wird die dritte Strophe in neuerer Zeit is lit on the 1st Advent and the remaining on the häufig auch in der ersten Person gesungen: respectively following Advent Sundays. The first Advent wreath was a wooden ring which the Prote- (3) Steht auch mir zur Seite stant theologian Johann Wichern (* 1808 † 1881) put still und unerkannt, up in the hall of prayers of the “Raues Haus”, an dass es treu mich leite institution supporting male youngsters morally at an der lieben Hand. risk, in Hamburg in 1840. This prototype still had 24 candles and was thus an offspring of the Advent Reine Spekulation bleibt allerdings die hieraus calendar (jAdventskalender). Because the boys abgeleitete Schlussfolgerung, dass auch das liked this wooden ring so much, they decorated it for „Fest der Liebe“ inzwischen dem Egoismus zum the first time in 1851 with fir branches. The further Opfer gefallen sei. spread in Germany was ensured by the house-fathers Engl.: Germ. Christmas carol (j Weihnachtslied). trained at the “Raues Haus”, and after World War I The lyrics dating from the year 1837 were written by also by the followers of the [German] youth move- Wilhelm Hey (* 1790 † 1854), a writer of fables: ment. An Advent wreath with four candles was put up for the first time in a Catholic church in Cologne (1) Every year / the Christmas child / cometh to in 1925. By now the Advent wreath enjoys world- earth / where we are. (2) With its blessings / it enters wide popularity as an indispensable item of home every home, / and joins us / wherever we go. (3) Is Christmas decoration. also by your side / quiet and unknown / for it faith- fully guides you / by the loving hand. advent wreath jAdventskranz The carol owes its sustained recognition to the popu- Alle Jahre wieder, dt. jWeihnachtslied. Der lar music written in 1842 by the Tübingen musical Text von 1837 stammt von dem Fabeldichter director Friedrich Silcher (* 1789 † 1860), who also Wilhelm Hey (*1790 † 1854): wrote such well-known folk-songs like Ännchen von Tharau and Ich weiß nicht, was soll es bedeuten. – (1) Alle Jahre wieder, In more recent times, the third verse is frequently kommt das Christuskind sung in the first person: auf die Erde nieder, wo wir Menschen sind. (3) Is also by my side / quiet and unknown / for it faithfully guides me / by the loving hand. (2) Kehrt mit seinem Segen ein in jedes Haus, However, the conclusion drawn from this that the geht auf allen Wegen festivities celebrating love by now have fallen prey to mit uns ein und aus. selfishness remains genuine speculation. (3) Steht auch dir zur Seite angel jEngel still und unerkannt, anticipation jVorfreude dass es treu dich leite aroma jDuft an der lieben Hand. 7
backen B backen, das Garmachen von Teig im Backofen bei trockener Hitze. Die traditionelle Weih- 4. Jh. n. Chr. als Tochter eines reichen Kauf- manns am Marmarameer geboren. Der Legende nachtsbäckerei geht auf die mittelalterlichen nach bekannte sie sich gegen den Willen ihres Klöster zurück, in deren Gärten schon früh Vaters zum Christentum und wurde schließlich heimische Kräuter und orientalische jGewürze von diesem enthauptet. Kirschzweige, die am kultiviert wurden. Dort entstanden Backwaren Barbaratag abgeschnitten und in eine Vase wie Pfeffer- und jLebkuchen, zunächst als gestellt werden, sollen pünktlich zu jHeilig- Arzneimittel. Typisch deutsche Erzeugnisse abend erblühen und verheißen dann Glück bei der Weihnachtsbäckerei sind jChriststollen, der Suche nach einem Lebenspartner. jPfeffernüsse, jPrinten, jSpekulatius, Va- Engl.: Barbara, St., is one of the 14 Holy Helpers, nillekipferln und jZimtsterne. – Die mit dem patron saint also of miners; day of remembrance: Backen verbundenen Gerüche sind auch heute December 04 (jKalender). Barbara was born in noch, da man diese Leckereien sämtlich fertig the 4th century AD as the daughter of a wealthy abgepackt, z. B. auf jedem jWeihnachtsmarkt, merchant near the Sea of Marmara. Legend has it kaufen kann, unentbehrlich für das Aufkommen that she professed her Christian faith against her echter jWeihnachtsstimmung. father’s will and that in the end he beheaded her. Engl.: bake, the cooking of dough in an oven under Cherry-tree branches which are cut and placed into a dry heat. Traditional Christmas baking goes back to vase on St. Barbara’s Day are to bloom on time for medieval monasteries where gardens grew domestic Christmas Eve (jHeiligabend) and are to promise herbs and oriental spices (jGewürze) at an early happiness in the search for a new companion. stage. Bread, cakes and pastries produced there such as Pfefferkuchen and jLebkuchen, both variations Bescherung, heute neben dem jWeihnachts- of gingerbread, were originally intended as medi- mahl der eigentliche Höhepunkt des Weih- cine. Typical German products of Christmas baking nachtsfestes im Familienkreis und als solcher are Christmas loaf (jChriststollen) jPfeffernüsse kritischer Gipfel der jWeihnachtsstimmung. (gingerbread cookies) jPrinten (oblong spicy cakes) Die Teilnehmer beschenken sich gegenseitig jSpekulatius (spiced almond cookies), Vanillekip- (jGeschenk) und erfüllen einander dadurch ferln (sweet baked crescents covered in vanilla sugar) (vermeintlich) lang gehegte Wünsche, im Ideal- and jZimtsterne (cinnamon stars). – The aromas fall in Gestalt einer positiven jÜberraschung. associated with baking remain until this day in- Kritisch, weil stets am Rande einer möglichen dispensable in creating a genuine Christmas atmos- jKatastrophe balancierend, ist die Bescherung phere (jWeihnachststimmung), as these dainties aus vielerlei Gründen. Erstens gilt es, den jüngs- can be bought ready-packed, for example at every ten Teilnehmern die Illusion zu bewahren, die Christmas fair (jWeihnachstmarkt). Geschenke kämen nicht von den Erwachsenen, sondern vom jChristkind oder jWeihnachts- bake jbacken mann (jWunschzettel). Zweitens muss ver- mieden werden, dass sich Geschenk und Gegen- Barbara, St., gehört zu den 14 Nothelfern, geschenk im materiellen oder ideellen Wert Schutzheilige u. a. der Bergleute; Gedenktag: zu sehr unterscheiden. Ist dies doch der Fall, 4. Dezember (jKalender). Barbara wurde im sind drittens alle Anzeichen von Enttäuschung 8
Bethlehem lich von Jerusalem gelegen; heutiger Name Bet Lahm („Brothaus“). Die ältesten Siedlungsspuren stammen aus der Zeit um 50000 v. Chr., die frü- heste schriftliche Erwähnung findet sich im Buch Ruth des Alten Testaments (ca. 3200 v. Chr.). In der Zeit um Jesu Geburt wurde Bethlehem zu einer Durchreisestation für Familien, die sich wegen der vom römischen Kaiser Augustus (* 63 v. Chr. † 14 n. Chr.) angeordneten jVolkszählung an ihren Heimatort begeben mussten. Ob Jesus tat- sächlich in einem jStall geboren wurde, ist frag- lich; nach anderen Quellen kam er in einer Höhle zur Welt. – Um das Jahr 330 errichtete der erste christliche Kaiser Konstantin (* um 280 † 337) in Bethlehem die Geburtskirche, eine der ältesten christlichen Kirchen der Welt, unter der sich die angebliche Geburtsgrotte befindet. – Seit dem Sechstagekrieg 1967 ist das vorher jordanische (jTränen) unbedingt zu unterdrücken. Ironisch Bethlehem von Israel besetzt, was zu einer starken nennt man das Misslingen eines oder mehrerer Abwanderung arabischstämmiger Christen führ- dieser Vorhaben auch „eine schöne Bescherung“. te. Dennoch wird die dortige Geburtskirche all- Engl.: The giving of Christmas presents; these days, jährlich zu Weihnachten von Tausenden Pilgern in addition to the Christmas dinner (jWeihnachts- aus aller Welt besucht. mahl), it is the actual highlight of the Christmas Engl.: The city of David in Judea, origin of Joseph festivities, spent with the family and as such consti- (jJosef ) of Nazareth (jNazaret) and place of birth tutes the critical summit of the Christmas atmosphe- of Jesus, eight kilometers south of Jerusalem; today re (jWeihnachtstimmung). The participants give named Bet Lahm (“Bread house”). The oldest traces one another a gift (jGeschenk), thereby (supposed- of a settlement originate from the time of around ly) fulfilling long held wishes, ideally in the form of a 50,000 B.C., the earliest written mentioning is positive surprise (jÜberraschung). The Bescherung found in the book of Ruth of the Old Testimony is critical for many a reason, as always balancing on (around 3,200 B.C.). At the time around the birth of the brink of a possible catastrophe (jKatastrophe). Jesus Bethlehem became a transit stop for families First of all the aim is to uphold the illusion for the having to return to their home town because of young ones that the gifts are not gifts from the the census (jVolkszählung) ordered by the Roman grown-ups, but from the Christ-child (jChrist- Emperor Augustus (* 63 B.C. † 14 A. D.). Whether kind) or from Santa Claus (jWeihnachtsmann) Jesus was in fact born in a stable (jStall) is doubt- (jWunschzettel/wish list). Then it must be avoi- ful; according to other sources he was born in a cave. ded at all cost that the material or non-material – Around the year 330 the first Christian Emperor value of the gift given and the gift received does not Constantine (* around 280 † 337) established in differ too greatly. However, if this is the case, all Bethlehem the Birth Church, one of the world’s signs of disappointment (jTränen/tears) must be oldest Christian churches, below which supposedly suppressed. Ironically, the failure of one or several of there is the birth grotto. – Since the Six Day War in these projects is also termed a “schöne Bescherung”, 1967 the formerly Jordanian Bethlehem has been meaning a fine mess. occupied by Israel, which has led to a high migration of Christians of Arabic origin. Nonetheless, every Bethlehem, die Stadt Davids in Judäa, ur- year sees the Birth Church become the destination of sprünglicher Herkunftsort jJosefs aus jNaza- thousands of pilgrims from all around the world at ret und Geburtsstätte Jesu, acht Kilometer süd- Christmas. 9
calendar calendar jKalender candle jKerze C die synthetischen Christbäume, die in den letzten Jahrzehnten aufgekommen sind (jWeihnachts- caroling jSternsingen stimmung). Der mit zuletzt 45 Metern Höhe catastrophe jKatastrophe größte Christbaum der Welt steht seit 1996 auf dem Dortmunder jWeihnachtsmarkt. Er ist Christbaum, Weihnachtsbaum; hat seit dem aus 1.700 Fichten zusammengesetzt und kostet 19. Jh. die jKrippe als Mittelpunkt des weih- 174.000 €, wovon allein 60.000 € auf den Brand- nachtlichen Zimmerschmucks abgelöst und ist schutz entfallen (jKatastrophe, jFeuerwehr). seither der Ort der jBescherung. Der Brauch, – Wie den Christbäumen selbst bei alledem in der kältesten Jahreszeit, wenn das Sonnenlicht zu Mute ist, kann man in dem Märchen Der bis zur jWintersonnenwende täglich weniger Tannenbaum von Hans Christian Andersen wird, die Wohnstuben mit immergrünen Zwei- (* 1805 † 1875) nachlesen. gen zu schmücken, reicht bis in vorchristliche Engl.: Christmas tree; has replaced since the 19th Zeiten zurück. Schon die alten Römer dekorier- century the manger (jKrippe) as the centre of inte- ten zum Fest der jSaturnalien ihre Häuser rior Christmas decoration, and since has been the mit Lorbeerzweigen. Die Lebenskraft, die in place of the jBescherung. The custom of decorating den wintergrünen Gewächsen steckt, sollte die homes with evergreen branches during the coldest Wiederkehr der Sonne beschwören und die season of the year, when the sun light declines daily Angst vor einem ewigen Winter bannen. Zugleich steht der Weihnachtsbaum für den nach Sündenfall und Vertreibung aus dem Para- dies verbotenen Baum des Lebens, weshalb auch Äpfel als ältester jChristbaumschmuck über- liefert sind. Den ersten mit Lichtern und Ster- nen geschmückten Christbaum zeigt ein Kupfer- stich von Lucas Cranach d. Ä. (* 1472 †1553) aus dem Jahr 1509. Ausgangspunkt für die wei- tere Verbreitung des Christbaums war Straß- burg. Ursprünglich wurden keine Koniferen, sondern Buxbaum, Stechpalme oder Eibe ver- wendet. Erst die Biedermeierzeit seit 1815 brachte je nach Landschaft Fichte, Kiefer oder Tanne (jO Tannenbaum) ins Haus. Ab 1900, nachdem die Kirche ihren langen Widerstand gegen dieses „heidnische Symbol“ aufgegeben hatte, begann der eigentliche Siegeszug des Weihnachtsbaums. Heute erfreut er sich welt- weiter Beliebtheit; allein deutsche Wohnstuben schmücken alljährlich 20 Millionen Weihnachts- bäume (jUmweltschutz), nicht mitgerechnet 10
Christbaumschmuck until the winter solstice (jWintersonnenwende) goes back to pre-Christian times. Even the ancient Romans decorated their homes for the festivities of Saturnalia (jSaturnalien) with laurel twigs. The vitality of the green winter plants is to charm the return of the sun and ban the fear of eternal winter. At the same time the Christmas tree represents the Tree of Life prohibited after the Fall and Expulsion from Paradise which is why apples are traditionally the oldest known Christmas tree decoration (jChristbaumschmuck). The first Christmas tree decorated with lights and stars is depicted in a cop- perplate engraving by Lucas Cranach d. Ä. (* 1472 † 1553) from the year 1509. The starting point for the further spreading of the Christmas tree was Stras- bourg. Originally, the box tree, holly or yew tree were used instead of conifers. Only the Biedermeier period as of the year 1815 introduced the spruce, pine or fir tree (jO Tannenbaum), depending on the landscape, to homes. As of 1900, after the Church had given up its long-standing resistance against this “pagan symbol”, did the actual triumph of the Christmas tree commence. Today it enjoys world- wide popularity; in German homes alone, some von innen zu versilbern und wurde dadurch zum 20 million Christmas trees (jUmweltschutz/envi- Vater der noch heute sehr beliebten, leider ronmental protection), not counting the synthetic (jKatastrophe) auch sehr zerbrechlichen Christ- Christmas trees which have emerged over the past baumkugeln und der traditionellen Christbaum- decades (jWeihnachtsstimmung/Christmas atmo- spitze. An den jStern von jBethlehem erin- sphere), adorn homes every year. The world’s tallest nern Sterne aus Goldpapier (jGold); auch Christmas tree, last measured reaching a height of 45 Strohsterne sind weit verbreitet und sollen wohl meters, can be found since 1996 at the Dortmund an das Stroh erinnern, worauf das jChristkind Christmas fair (jWeihnachtsmarkt). It is made of in seiner jKrippe gebettet wurde. Schließlich 1,700 spruce trees at a cost of € 174,000, of which € ist das silberglänzende jLametta eine schwer 60,000 are allocated alone to fire safety (jKatastro- entbehrliche, wenngleich umstrittene (jUmwelt- phe/catastrophe, jFeuerwehr/fire brigade). – How schutz) Beigabe des Christbaumschmucks. the Christmas trees themselves feel with all this can Vielerorts krönt auch der jRauschgoldengel be read in the fairy tale by Hans Christian Andersen den Christbaum. (*1805 † 1875), The Christmas Tree. Engl.: Christmas tree decoration, collective term for objects attached to the branches of the Christmas Christbaumschmuck, Sammelbezeichnung für tree (jChristbaum) and its treetop. Initially this alle an den Zweigen des jChristbaums und an included apples, nuts, jSpekulatius and other dain- dessen Spitze befestigten Gegenstände. Anfäng- ties as a gift (jGeschenk) for children behaving lich waren dies Äpfel, Nüsse, jSpekulatius und well. More and more, they have been replaced by andere Leckereien als jGeschenke für brave genuinely decorative elements. The beginning was Kinder. Zunehmend wurden diese von rein deko- made in 1660 by the first candles (jKerzen). Justus rativen Elementen abgelöst. Den Anfang mach- Liebig from Gablonz invented in 1870 the art of ten 1660 die ersten jKerzen. Justus Liebig silver-plating glass items from the inside and there- aus Gablonz erfand 1870 die Kunst, Glaskörper by became the father of what even today are still 11
Christ-child highly popular, but unfortunately (jKatastrophe/ children’s belief brings the gifts (jGeschenke). catastrophe) also highly fragile Christmas tree balls Maybe this imposition on a newborn conflicted and the traditional Christmas treetop. Stars made of with the commandment of Christian brotherly love; gold paper (jGold) are reminiscent of the star in any event, in many parts of Christianity the hale (jStern) of jBethlehem; and even stars made of and hearty Santa Claus (jWeihnachtsmann) hay are very popular and serve as a reminder of the replaced the Christ-child as the bringer of gifts. hay on which the Christ-child (jChristkind) lay in his manger (jKrippe). On a final note, the silvery Christmas jWeihnachten jLametta is a difficult to forgo although disputed Christmas atmosphere jWeihnachts- (jUmweltschutz /environmental protection) addi- stimmung tion to Christmas tree decoration. Many homes Christmas carol jWeihnachtslied crown their Christmas tree with an angel (jRausch- Christmas dinner jWeihnachtsmahl goldengel). Christmas Eve jHeiligabend Christmas fair jWeihnachtsmarkt Christ-child jChristkind Christmas loaf jChriststollen Christmas Mass jChristmette Christkind, auch Jesulein, der Säugling in der Christmas story jWeihnachtsgeschichte jKrippe zu jBethlehem, bringt nach verbreite- Christmas tree jChristbaum tem Kinderglauben die jGeschenke. Vielleicht Christmas tree decoration jChrist- geriet diese Zumutung an ein Neugeborenes in baumschmuck Konflikt mit dem Gebot der christlichen Nächs- tenliebe; jedenfalls löste in weiten Teilen der Christmette, ursprünglich die Frühmesse am Christenheit der rüstige jWeihnachtsmann das 1. Weihnachtstag, heute die Mitternachtsmesse Christkind als Gabenbringer ab. an jHeiligabend. Der Name leitet sich nicht von Engl.: Christ-child, the infant in the manger „Messe“ her, sondern vom lat. hora matutina, (jKrippe) in jBethlehem, according to widespread „Stunde des morgendlichen Gebets“. Engl.: Christmas mass, originally early service on Christmas Day, today a midnight service on Christ- mas Eve (jHeiligabend). The word “mette” is not derived from the word mass (or “Messe” in German) in this case, but from Latin hora matutina, meaning “hour of morning prayer”. Christstollen, ein traditionelles Weihnachtsge- bäck (jbacken), das erstmals um das Jahr 1300 in Sachsen aus dem Ofen gezogen wurde. 1329 wird der Christstollen in Naumburg an der Saale urkundlich erwähnt. Als sogenanntes „Gebilde- brot“ symbolisiert er mit seinem dicken Überzug aus Puderzucker ein in weiße Windeln gewick- eltes Kind, diesmal übrigens nicht das jChrist- kind, wie vielfach fälschlich angenommen wird. Vielmehr soll damit jener Kinder gedacht werden, die beim von König jHerodes an- geordneten Kindermord von jBethlehem um- gekommen sind. Deshalb soll nach mittelalter- lichem Brauch der Christstollen nicht vor dem 28. Dezember angeschnitten werden, dem Tag 12
Christstollen der unschuldigen Kinder (jKalender). Wegen Restlichen Zucker, Eigelb und die Butter in des Fastengebots zu jAdvent durfte Christ- Stücken zugeben. Zuerst mit dem Knethaken stollen lange Zeit nicht mit Butter, sondern nur des Handrührgerätes durcharbeiten, dann mit mit gewöhnlichem Rüböl gebacken werden. Da den Händen zu einem glatten Teig verkneten. aber am zweiten Weihnachtsfeiertag zwei (36 Den Teig zugedeckt an einem warmen Ort Pfund schwere!) Christstollen von der Bäckerin- 30 Minuten gehen lassen. Den Teig auf einer nung den kulinarisch verwöhnten adligen Herr- leicht bemehlten Arbeitsfläche ausrollen. Die schern als Teil der Zinspflicht überbracht wur- Früchte darauf verteilen, in den Teig drücken den, erwirkte um 1470 Herzog Albrecht von und gut verkneten. Zugedeckt nochmals 30 Sachsen (* 1443 † 1500) beim Papst eine Son- Minuten gehen lassen. Den Teig nochmals dergenehmigung. Seither ist Butter eine unver- kurz durchkneten. Für einen großen Stollen zichtbare Zutat für jeden echten Christstollen. den Teig zu einer ovalen, drei bis vier Zenti- meter dicken Platte ausrollen. Die Mitte der Rezept: „Dresdner Christstollen“ Teigplatte längs etwas eindrücken und eine 500 g Rosinen Teighälfte über die andere klappen. Oder 100 g Korinthen entsprechend zwei kleine Stollen formen. je 100 g (1 Päckchen) Zitronat und Orangeat Den Stollen auf ein mit Backtrennpapier aus- 250 g gehackte Mandeln gelegtes Backblech legen, nochmals 15 Minu- 2 Päckchen Vanillezucker ten gehen lassen. Dann auf der untersten 6 EL brauner Rum Einschubleiste im Elektroherd bei 175 °C 12 Tropfen Bittermandelöl (Umluft 160 °C/Gas Stufe 2) 70–90 Minuten 1 kg Weizenmehl (Type 405) backen lassen. Die Butter erwärmen. Den 2 Würfel frische Hefe Stollen mit einem Hölzchen mehrmals ein- 400 g weiche Butter stechen und noch warm mit der Hälfte der 150 g Zucker flüssigen Butter bestreichen. Mit der Hälfte 1/2 l Milch des Puderzuckers bestäuben, nach fünf Mi- 2 Eigelb nuten den Vorgang wiederholen. Den ausge- 150 g flüssige Butter kühlten Stollen in Alufolie wickeln und min- 125 g Puderzucker destens eine Woche vor dem Anschneiden Rosinen, Korinthen, Zitronat, Orangeat, ruhen lassen. Mandeln, Vanillezucker, Rum und Bitter- mandelöl gut vermischen und zugedeckt sechs Stunden durchziehen lassen. Zwischen- durch mehrmals umrühren. Mehl in eine große Schüssel sieben und in die Mitte eine Vertiefung drücken. Hefe hineinbröckeln. Mit einem Esslöffel Zucker bestreuen. Milch lauwarm er- hitzen und darübergießen. Etwas Mehl dazugeben und zu einem Vorteig verrühren. Zugedeckt 15 Minuten gehen lassen. 13
Christstollen Engl.: Christmas loaf, traditional Christmas cakes And how to prepare it: and pastries (jbacken/bake), which in the year Blend raisins, currants, lemon and orange peel, 1300 came out of an oven in Saxony for the first almonds, vanilla sugar, rum and oil of bitter time. The Christmas loaf is first documented in almonds well. Cover and allow to rest for six Naumburg an der Saale/Germany in 1329. As a hours. Stir repeatedly while resting. so-called “Gebildebrot”, or shaped loaf it symbolizes with its thick coating of confectioners’ sugar a child Sieve flour into a large bowl and press an indent wrapped in white strips of cloch, this, by the way, into the centre. Crumble yeast into the center, not the Christ-child (jChristkind) as frequently then sprinkle a tablespoon of sugar over it. Heat incorrectly assumed. Instead, this is to commemorate milk to medium temperature and pour over the the many children who died during the child-murder yeast. Add some flour and stir into a first dough. of jBethlehem ordered by King Herod (jHerodes). Cover and allow to rest for 15 minutes. This is why, according to medieval custom the Christmas loaf is not to be cut before December 28, Add remaining sugar, egg yolks and the butter in on Holy Innocents (jKalender). Due to the fasting pieces. First work with the kneading pegs of the commandment during jAdvent the Christmas loaf hand mixer, then knead into a smooth dough could not be baked with butter for a long time, but with your hands. Cover the dough and allow to only with common rape-oil. However, ever since on rise for 30 minutes in a warm place. Boxing Day two Christmas loafs (weighing 36 pounds!) were taken by the bakers’ guild as part of Roll out the dough onto a work surface sprinkled their mandatory interest payment to the noble rulers with flour. Distribute the fruit over it, press into of discerning culinary taste buds, Duke Albrecht of the dough and then knead it well. Cover again Saxony ( *1443 † 1500) obtained a special authoriza- and allow to rest for a further 30 minutes. tion from the Pope in 1470. And since then, butter has become an indispensable ingredient for any Briefly knead the dough once again. For a large genuine Christmas loaf. loaf roll the dough into an oval shape between 1" and 1 1/3" thick. Press the center of the dough Recipe: Dresdner Christstollen shape lengthwise slightly down and fold one half What you need for a of the dough over the other; alternatively, shape Dresden-style Christmas loaf: two smaller loaves. Place the loaf onto a baking 500 g raisins tray lined with non-stick paper and allow to rise 100 g currants for a further 15 minutes. 100 g of each candied lemon peel and candied orange peel Place at the bottom of an oven heated to 175 °C 250 g chopped almonds (recirculation 160 °C /gas mark 2) and bake for 2 tbsp vanilla sugar 70– 90 minutes. 6 tbsp brown rum 12 drops oil of bitter almonds Heat the butter. Puncture the loaf repeatedly 1 kg wheat flour (type 405) with e. g. a cake tester and while still warm, 2 cubes fresh yeast brush with half of the molten butter. 400 g soft butter Dust half of the icing sugar over the loaf; repeat 150 g sugar after five minutes. Wrap the cooled loaf into alu- 1/2 l milk minum foil and store for at least one week before 2 egg yolks cutting. 150 g molten butter 125 g icing sugar cinnamon stars jZimtsterne crib jKrippe 14
Duft DDR, Deutsche Demokratische Republik, von D 1949 bis 1990 erster sozialistischer Staat auf especially since the secretly received television broad- casting (jFernsehprogramm) shows from the FRG deutschem Boden mit (ideologisch bedingt) ge- awakened a feeling of envy. Against this background spanntem Verhältnis zum Weihnachtsfest. Des- the attempts to rename Christian symbols seemed sen Staatsoberhaupt Walter Ulbricht (* 1893 helpless, if not grotesque. The Christmas angel was to † 1973) spielte zunächst mit dem Gedanken, das be named “ Year’s End Figurine with Wings”, the Weihnachtsfest in der DDR ganz aus dem jKa- Christmas pyramids from the Erzgebirge could only lender zu streichen. Nach seinen Vorstellungen be sold as “Rotating Candle Towers”. sollte übergangsweise die jBescherung nicht mehr an jHeiligabend, sondern am Neujahrs- donkey jEsel morgen stattfinden. Dies gelang dank der tiefen Verwurzelung der Weihnachtsbräuche in der Duft, vorwiegend Geruch angenehmer Art DDR ebensowenig wie der Versuch, Stalins (i. Ggs. zu Gestank). Zu den weihnachtlichen Geburtstag am 21. Dezember als höchsten Feier- Wohlgerüchen tragen harzige Tannenzweige und tag zu etablieren. Stattdessen mehrte das Weih- der jChristbaum, das Abbrennen von Duft- nachtsfest Jahr für Jahr die Unzufriedenheit der kerzen (jKerze) verschiedene jGewürze sowie Bevölkerung mit der Versorgungslage in der die Zubereitung diverser Backwaren (jbacken) DDR, zumal das heimlich empfangene jFern- und anderer Speisen (jGans) bei. Seit die sehprogramm aus der BRD Neidgefühle weckte. jHeiligen Drei Könige dem jChristkind neben Vor diesem Hintergrund wirken Versuche, christ- Gold und jMyrrhe auch den angenehm duften- liche Symbole umzubenennen, hilflos bis grotesk. den jWeihrauch zum jGeschenk darbrachten So sollte der Weihnachtsengel „Jahresend-Flügel- (vielleicht, um dem eher unangenehmen Ge- figur“ heißen, die Weihnachtspyramiden aus dem stank im jStall von jBethlehem entgegen- Erzgebirge durften nur noch unter dem Namen zuwirken), ist der Duft ein essenzieller Bestand- „Kerzendrehtürme“ verkauft werden. teil der jWeihnachtsstimmung. Engl.: GDR, German Democratic Republic, from Engl.: aroma, primarily scent of agreeable nature 1949 to 1990 first socialist state on German territory (contrary to stench). Contributing to the pleasant with tense rapport to the Christmas festivities (due Christmas aromas are resinous fir-tree branches and to ideological differences). Its head of state, Walter the Christmas tree (jChristbaum), burning scented Ulbricht (*1893 † 1973) initially intended to elimina- candles (jKerze), different spices (jGewürze) as te Christmas fully from the jKalender in the GDR. well as the preparation of various baked cakes and According to his ideas, the jBescherung was no pastries (jbacken) and other food (jGans). Ever longer to take place on Christmas Eve (jHeilig- since the Three Kings (jHeiligen Drei Könige) abend) for a period of transition, but on the morning gave the Christ-child (jChristkind) in addition of the New Year. This, thanks to the deep roots of to gold and myrrh (jMyrrhe) also the agreeably Christmas customs in the GDR, was just as unsuc- fragranced frankincense (jWeihrauch) as a gift cessful as the attempt to establish Stalin’s birthday on (jGeschenk) (maybe to counter the rather unplea- December 21 as the highest public holiday. Instead, sant stench at the stable (jStall) of jBethlehem) Christmas increased every year the dissatisfaction of has aroma become an essential item of a Christmas the population as to the supply situation in the GDR, atmosphere (jWeihnachtsstimmung). 15
Engel E Engel, von griech. angelos, „Bote“, geschlechts- lose, mit Flügeln versehene Wesen aus dem Engel: um ihm die Geburt eines Sohnes anzu- kündigen (Matthäus 1, 20–24) und um ihn zur Himmelreich. Nach der jWeihnachtsgeschichte Flucht nach Ägypten zu veranlassen (Matthäus erschien dem jJosef zweimal im Traum ein 2, 13–14). Der Jungfrau jMaria erschien der 16
exchange Engel Gabriel mit der Prophezeiung von Jesu Geburt (Lukas 1, 26–38). Und schließlich wur- den auch die jHirten auf dem Felde von einem Engel herbeigerufen, um den soeben geborenen jMessias anzuschauen (Lukas 2, 8–20). Daher ist der Engel eine unentbehrliche Figur in jeder jKrippe, tritt aber auch als jRauschgoldengel in Erscheinung und kommt in vielen jWeih- nachtsliedern vor. Engl.: angel, f. Greek. angelos, “messenger”, crea- ture of no gender with wings, from the kingdom of heaven. According to the Christmas story (jWeih- nachtsgeschichte) an angel appeared twice in a dream of jJosef: to announce to him the birth of Esel, störrisches Huftier zur Last- und Personen- a son (Matthew 1, 20-24), and to make him escape beförderung vor Erfindung des Automobils, to Egypt (Matthew 2, 13-14). The angel Gabriel eine Art „Trabi“ (jDDR) der vorindustriellen then appeared to the Virgin Mary (jMaria), Epochen. Obwohl der Esel in der jWeih- prophecying the birth of Jesus (Luke 1, 26-38). And nachtsgeschichte nicht ausdrücklich erwähnt finally the shepherds (jHirten) on the field were wird, gehört er neben dem Ochsen seit jeher zum also called by an angel to look at the jMessias born festen Bestand der Krippenfiguren (jKrippe, (Luke 2, 8-20). Therefore the angel is an indispens- jStall) und zur Ikonographie weihnachtlicher able figure in any manger (jKrippe), but also appe- Motive in der abendländischen Kunst. So zeigt ars as a “jRauschgoldengel” and is referred to in etwa ein Gemälde von Rembrandt (* 1606 many Christmas carols (jWeihnachtsliedern). † 1669) jMaria mit dem jChristkind auf dem Rücken eines Esels (Die Flucht nach Ägypten, environmental protection 1627). Eine besonders schöne Nacherzählung jUmweltschutz der Weihnachtsgeschichte für Kinder (ab 5 J.), aus der Perspektive des Esels geschildert, stammt Epiphanias, griech. „Erscheinung“, Fest der von der schwedischen Autorin Gunhild Sehlin Erscheinung Christi am 6. Januar. Die gnos- (Marias kleiner Esel ). tische Sekte der Basilidaner feierte schon im Engl.: donkey, stubborn hoofed animal used to 3. Jh. an diesem Tag die Taufe Jesu im Jordan transport loads and people before the invention of (jKalender), die nach ihrer Auffassung die the automobile; a type of “Trabi” (jDDR /GDR) eigentliche Zeugung und Geburt des jMessias of the pre-industrial epoch. Although the donkey bedeutete. Erst im frühen Mittelalter wurde is not expressly mentioned in the Christmas story daraus der Gedenktag für die jHeiligen Drei (jWeihnachtsgeschichte), next to the ox it has Könige. ever since been a fixed item of the figures in the Engl.: Epiphany, Greek “appearance”, celebrates the crib (jKrippe, jStall) and of the iconography of epiphany of Christ on January 6. The Gnostic sect Christmas motifs in Occidental art. A painting by of Basilidians already celebrated this day as the Rembrandt (* 1606 † 1669), for example shows Mary baptism of Jesus in Jordan (jKalender/calendar) in (jMaria) with the Christ-child (jChristkind) on the 3rd century, which according to their opinion the back of a donkey (The Flight Into Egypt, 1627). means the actual procreation and birth of the A particularly nice recount of the Christmas story Messiah (jMessias). Only in the early Middle Ages for children (from the age of 5) told from the donkey’s did this become a commemoration day for the Three perspective was written by the Swedish author Kings (jHeiligen Drei Könige). Gunhild Sehlin (Mary’s Small Donkey). epiphany jEpiphanias exchange jUmtausch 17
Fernsehprogramm F Fernsehprogramm, an jHeiligabend unent- behrlich zur Ruhigstellung der ungeduldigen Feuerwehr, berufliche oder freiwillige Einrich- tung zur Brandbekämpfung, die zu Weihnachten Kinder, die sonst die umfänglichen Vorberei- regelmäßig im Großeinsatz ist. Der Bundesver- tungen zum jWeihnachtsmahl und für die band Deutscher Versicherungskaufleute schätzt, jBescherung erheblich behindern würden. So dass alljährlich 15.000 jAdventskränze und nannte sich eine seit 1960 bewährte Sendung jChristbäume in Brand geraten. Der Sachscha- der ARD Wir warten aufs Christkind (mit Peter den geht in die Millionen, auch Verletzte und Renée Körner, Stoffel und Wolfgang, Kasperle Tote sind regelmäßig zu beklagen. Schuld daran und dem Hasen Cäsar). Das deutsche Fernsehen sind Leichtsinn, mangelnde Kenntnis der ver- selbst war ja ein Weihnachtsgeschenk, zunächst schiedenen Brandgefahren und Missachtung der allerdings nur für 4.000 stolze Besitzer eines einfachsten Regeln zur Brandvorbeugung: Bildfunkgeräts: An Weihnachten 1952 begann der öffentlich-rechtliche Sendebetrieb. Seither u Der Christbaum sollte erst kurz vorm Fest ist die Weihnachtsansprache des Bundesprä- gekauft und bis zur Aufstellung an jHeilig- sidenten ein fester Programmbestandteil. Ob ex- abend im Freien aufbewahrt werden, damit zessives Fernsehen der jWeihnachtsstimmung er nicht austrocknet. zuträglich ist, darf bezweifelt werden. Für ein- u Bei der Aufstellung des Christbaums ist auf same Singles bietet das TV-Programm aber mit Standfestigkeit in einem geeigneten, ausrei- Sendungen wie Wenn die anderen feiern Ab- chend schweren Christbaumständer zu ach- lenkung und Trost. ten. Sicherheitsabstand zu leicht brennbaren Engl.: television program, on Christmas Eve Materialien wie Vorhängen und Gardinen (jHeiligabend) a must to calm impatient children einhalten! who otherwise would significantly impair the com- u Wachskerzen (jKerzen) so befestigen, dass prehensive preparations for the Christmas dinner andere Zweige nicht Feuer fangen können. (jWeihnachtsmahl) and for the jBescherung. One Kerzenhalter aus feuerfestem Material ver- of Germany’s long-standing television programs wenden. Leicht entflammbare Baumdeko- (since 1960) on its first channel ARD, was named ration (jChristbaumschmuck) vermeiden. ’Waiting for Christ-child’ (Wir warten aufs Christ- u Die Kerzen am Christbaum sollten von kind – with Peter Renée Körner, Stoffel and Wolf- oben nach unten angezündet und in umge- gang, Kasperle and Cesar the rabbit). German kehrter Reihenfolge gelöscht werden. television by itself was a Christmas gift, initially u Brennende Kerzen niemals unbeaufsichtigt however, only for a proud 4,000 owners of a TV set: lassen! Christmas 1952 saw the start of the state-owned u Für den Fall eines Brandes sollte ein geeig- broadcasting service. Since then, the Christmas netes Löschmittel – zum Beispiel ein Eimer speech by the President of Germany has been a firm Wasser, besser noch ein Feuerlöscher – feature of the program. Whether excessive television bereitstehen. is beneficial to the Christmas atmosphere (jWeih- u Ist der Brand außer Kontrolle geraten, sollte nachtsstimmung) is doubtful. For lonely singles, the man sofort von allen weiteren Löschversu- television offers distraction and comfort with shows chen Abstand nehmen, den betroffenen called, for example, While others celebrate. 18
frankincense Raum verlassen, die Tür schließen und die u If the fire is out of control, refrain from further Feuerwehr rufen (Notruf 112). attempts to extinguish the fire and leave the affected room, close the door and call the fire Eine bedenkenswerte Alternative zur Vermei- fighters (emergency 911). dung einer solchen jKatastrophe ist die An- schaffung einer elektrischen Lichterkette als An alternative worthy of jChristbaumschmuck. Ein Assistent von Tho- consideration to avoid mas Alva Edison (* 1847 † 1931) kam zuerst such a jKatastrophe is to auf die Idee, dessen Glühbirne als Kerzenersatz purchase an electric chain am Christbaum zu verwenden, und bereits 1882 of light as Christmas tree wurden die ersten elektrischen Christbaumker- decoration (jChristbaum- zen in New York verkauft. Allerdings beein- schmuck). An assistant trächtigt ihr künstliches Licht die jWeih- of Thomas Alva Edison nachtsstimmung. ( * 1847 † 1931) first had Engl.: fire brigade, professional or voluntary faci- the idea to use his bulb to lity to fight fires; are regularly called on large-scale replace a candle on the Christmas tree, and in 1882 operations at Christmas. The Federal Association of already the first electric Christmas tree candles were German Insurance Agents estimates that every sold in New York. However, their artificial light year 15,000 Advent wreaths (jAdventskranz) and spoils the Christmas atmosphere (jWeihnachts- Christmas trees (jChristbaum) are set on fire. The stimmung). damage to property totals millions, even personal injuries and fatalities are regularly mourned. This fire brigade jFeuerwehr is caused by carelessness, lack of knowledge of the flight jFlucht various fire risks and non-observance of the easiest rules to prevent a fire: Flucht, sich einer drohenden Gefahr durch schnellen Ortswechsel entziehen. Mit der Flucht u The Christmas tree should only be purchased von jJosef und jMaria mit dem jChristkind shortly before the holidays and until being set aus jBethlehem nach Ägypten endet die up on Christmas Eve (jHeiligabend) be stored jWeihnachtsgeschichte (Matthäus 2, 13–15). – outside so that it does not dry out. In neuester Zeit ergreifen viele Menschen die u When setting up the Christmas tree, be sure to Flucht vor dem Weihnachtsfest in sonnige observe its stability in a suitable, sufficiently Gefilde, um der sentimentalen jWeihnachts- heavy Christmas tree base. Observe the safety stimmung und den kleinen und großen weih- distance to easily inflammable materials such as nachtlichen jKatastrophen zu entgehen (Weih- curtains and blinds! nachts-Tourismus). u Attach wax candles (jKerze) as such that Engl.: flight, escape from impending danger by other branches can not catch fire. Use candle changing places fast. The flight of jJosef and Mary holders made of fire-resistant material. Avoid (jMaria) with the Christ-child (jChristkind) easily combustible tree decoration (jChrist- from jBethlehem to Egypt ends the Christmas story baumschmuck). (jWeihnachtsgeschichte) (Matthew 2, 13-15). – In u Candles on the Christmas tree should be lit more recent times many people flee the Christmas from top to bottom and extinguished in the celebrations into sunny territories in order to escape reversed order. the sentimental Christmas atmosphere (jWeih- u Never leave burning candles unattended! nachtsstimmung) and the minor and major u In the event of a fire have suitable extinction Christmas catastrophes (jKatastrophe) (Christmas material – such as a bucket of water, or even tourism). better a fire extinguisher – ready. frankincense jWeihrauch 19
Gans G Gans, ein Federvieh, das in Ägypten der Isis, in Rezept „Gebratene Gans“ (für 6 Portionen) Griechenland der Persephone, in Rom der 1 junge Mastgans, bratfertig, 3–3,5 kg Juno geweiht war. Im Christentum trat seit dem 500 g Äpfel (Boskop) 5. Jh. St. Martin an deren Stelle, weil sein Fest- 250 g Backpflaumen tag, der 11. November, mitten in die eigentliche 1 Zwiebel Gänsesaison fällt. Im November nämlich zählt 1 altbackenes Brötchen die junge Gans etwa sechs Monate, und das ist 1/2 Tl Zimt der beste Zeitpunkt, um sich von ihren kulina- 125 ml Bier rischen Verdiensten zu überzeugen (Martins- Majoran gans). Die Tradition, Gänsebraten auch zu Weih- Salz und Pfeffer nachten auf den Tisch zu bringen, stammt aus England. An Heiligabend des Jahres 1588 Die Backpflaumen drei Stunden einweichen. trug man Königin Elisabeth I. (* 1533 † 1603) Die Äpfel schälen und das Kerngehäuse ent- zum Abendmahl gerade eine gebratene Gans fernen. Die Äpfel würfeln. Die Zwiebel schä- auf, als ein Offizier die Nachricht von der end- len und fein würfeln. Das Brötchen in Wasser gültigen Niederlage der spanischen Armada oder Milch einweichen. Die Äpfel, Zwiebel überbrachte. Zur Erinnerung an dieses freudige und Pflaumen mit dem Zimt bestreuen und Ereignis avancierte die Weihnachtsgans seither durchmischen. Das gut ausgedrückte Bröt- zum traditionellen Festtagsbraten. chen hinzugeben und nochmals gut durch- mengen. Die Gans von innen und außen gründlich waschen, abtrocknen. Den Bürzel abschneiden. Die Gans von innen salzen und mit der Obstmasse füllen. Mit Küchengarn zunähen und mit Majoran, Salz und Pfeffer einreiben. Die anliegenden Flügel und Keu- len mit Küchengarn festbinden. Die so vor- bereitete Gans mit der Brust nach unten auf den Bratrost legen. Die Fettpfanne des Backofens kalt ausspülen. Den Backofen auf 200 °C vorheizen. Den Bratrost auf die unterste Schiene schieben und die Gans ca. 2–2,5 Stunden braten. Nach etwa 1 Stunde die Gans auf den Rücken drehen. Mit einer Nadel oberhalb der Flügel in die Seiten und in die Schenkel stechen, damit das Fett besser austreten kann. Ab und zu mit dem Braten- fond begießen. 30 Minuten vor Ende der Bratzeit die Gans mit Bier begießen. 20
Geschenk Nach dem Braten die Gans im ausgeschalte- roll in water or milk. Sprinkle the cinnamon over ten Backofen ca. 15 Minuten ruhen lassen. the apples, onion and plums and blend. Squeeze Den Bratenfond mit heißem Wasser los- the roll of any excess fluid, add to the mixture and kochen, das Fett sorgfältig abschöpfen und blend in well. Clean the inside and outside of the den Fond zu einer Sauce einkochen lassen. goose well and dry it. Cut off the parson’s nose. Mit Pfeffer, Salz und etwas Majoran würzen. Salt the inside of the goose and fill with the fruit Die Füllung aus der Gans nehmen und stuffing. Close with string and rub with marjo- getrennt zur tranchierten Gans reichen. ram, salt and pepper. Tie the wings and legs with string. Place the goose thus prepared with its chest Als Beilage passen dazu: Rotkohl, Kartoffel- down onto a rack. Rinse the roasting tin of the klöße, Marzipanapfel. Wer es gern deftig oven with cold water. Pre-heat the oven to mag, kann auch Grünkohl oder Rosenkohl 200 °C. Place the grill tray to the bottom of the dazu reichen. oven and roast the goose for around 2 – 2.5 hours. After around 1 hour, turn the goose onto its back. In Spanien ist Gänsebraten allerdings verständ- Prick the sides and the thighs above the wings licherweise kein typisches jWeihnachtsmahl. with a needle for the grease to exit. Repeatedly Engl.: goose, a feathered animal which in Egypt pour juice over it. 30 minutes before the end of was dedicated to Isis, in Greece to Persephone, in cooking pour beer over the goose. After cooking Rome to Juno. In Christianity St. Martin has repla- allow the goose to rest in the switched-off oven ced it since the 5th Century because his special day, for around 15 minutes. Bring the roast juices with November 11, falls into the actual goose season. In hot water to the boil, carefully skim off the grease November the young geese are around six months and allow the juice to boil down to gravy. Spice old, which is the best time to convince oneself of their with pepper, salt and a touch of marjoram. culinary merits (Martinmas goose). The tradition of Remove the stuffing from the goose and serve serving roast goose even at Christmas, originates separately with the cut goose. from England. On Christmas Eve of the year 1588 Queen Elisabeth I. (* 1533 † 1603) was served a Suitable side dishes include: red cabbage, dum- roast goose as an evening dinner when an officer plings, marzipan apple. For those with an appe- brought news of the final defeat of the Spanish tite for hearty things, curly kale or Brussels armada. In memory of this pleasant event the sprouts are ideal. Christmas goose has since been promoted to the traditional festive roast dinner. In Spain, however, roast goose is understandably not a typical Christmas dinner (jWeihnachtsmahl). Recipe: Roast Goose (for 6 people) 1 young fattened goose, ready to roast, 3-3.5 kg GDR, German Democratic Republic jDDR 500 g apples (Boskop) 250 g prunes Geschenk, die hauptsächlich zur Freude ohne 1 onion Entgelt gegebene Sache. Der alte Brauch des 1 old bread roll Schenkens zur Weihnachtszeit ruft die Gabe der 1/2 tsp cinnamon jHeiligen Drei Könige an das jChristkind in 125 ml beer Erinnerung, weshalb in manchen Gegenden Marjoram heute noch die Geschenke nicht zu Weihnach- Salt and pepper ten, sondern erst am 6. Januar, dem Dreikönigs- tag, übergeben werden. Dieser traditionelle Ter- Soak the prunes for three hours. Peel the apples min für die jBescherung wurde aber in neuerer and remove the cores. Cut the apples into cubes. Zeit vom Heiligabend oder dem Morgen des Peel the onions and chop finely. Soak the bread 1. Weihnachtstags abgelöst. Auch beschränkt sich die Bescherung längst nicht mehr auf die 21
Geschenk Und schließlich ist, volkswirtschaftlich betrach- tet, der Brauch des Schenkens zu Weihnachten die wesentliche Existenzgrundlage für viele Branchen des Einzelhandels (jWeihnachts- markt). So entscheidet etwa im Buchhandel der Umsatz im Dezember über das Jahresergebnis. Apropos Buchhandel: Der vielleicht schönste Beitrag der Weltliteratur zur Philosophie weih- nachtlichen Schenkens ist die Erzählung Das Geschenk der Weisen des amerik. Humoristen O’Henry (* 1862 † 1910), mit den zauberhaften kleinen Kinder. Das Schenken kann, wenn es in Illustrationen von Lisbeth Zwerger (* 1954), den Mittelpunkt des Weihnachtsfestes rückt, in im Buchhandel erhältlich zum Preis von 13,80 €. einen Konflikt zum ideellen Gehalt des Anlasses (Preisschild abknibbeln nicht vergessen!) treten (jIhr Kinderlein kommet). Eine gewisse Engl.: gift, a complimentary item given mainly to Ambivalenz des materiellen Geschenks, das please. The old custom of giving a present during the nicht unbedingt Freude bereiten will, gab es Christmas period recalls the gifts presented by the schon bei den Naturvölkern, wenn beim sog. Three Kings (jHeilige Drei Könige) to the Christ- „Potlatsch“ Nachbarstämme durch überreiche child (jChristkind), which is why in certain areas Geschenke beschämt werden sollten. Und auch until today the gifts are not presented at Christmas der moderne Schenker bewegt sich bei der (jWeihnachten) but only on January 6, the Day Wahl eines angemessenen Geschenks auf dem of the Three Kings. This traditional date for the schmalen Grat zwischen Enttäuschung und jBescherung has in more recent days been replaced Beschämung des Beschenkten. Zusätzlich kom- by Christmas Eve (jHeiligabend), or the morning pliziert wird das Schenken dadurch, dass (fast) of Christmas Day. Also, the giving of gifts is no jedes Geschenk einen subjektiven, ideellen und longer restricted to small children only. Giving pre- einen objektiven, materiellen Wert hat – eine sents, once it becomes the focus of the Christmas festi- Problematik, die das lästige Abknibbeln der vities, can come into conflict with the non-material Preisschildchen von den Geschenken immer content of the occasion (jIhr Kinderlein kommet). wieder in Erinnerung ruft. Vertrautheit mit der A certain ambivalence of the material gift which not Persönlichkeit des Beschenkten erhöht die necessarily wants to create pleasure already existed Chance des Schenkers, durch einen hohen ideel- among the primitive people, when during the so-cal- len Wert des Geschenks billig davonzukommen. led “Potlatsch” neighboring tribes were to be put to Andererseits sind Geldgeschenke als rein mate- shame by lavish gifts. And even the modern gift rielle Schenkungen zwar bequem, aber unper- giver is walking a thin line between disappointment sönlich – was man in neuester Zeit zu kaschieren and shame on behalf of the person receiving when versucht, indem Banknoten origamiartig zu choosing an appropriate present. In addition, giving skulpturalen Arrangements drapiert werden. Ein a gift is complicated by the fact that (almost) every wesentlicher Aspekt des ideellen Werts eines gift has a subjective, non-material and an objective Geschenks ist der Effekt der jÜberraschung, material value – a problem which recalls the annoy- die durch die jVerpackung der Geschenke hin- ing removal of the price labels from the gifts again ausgezögert und so verstärkt werden soll (jUm- and again. Knowing the personality of the person weltschutz). Bei allen Komplikationen des receiving the gift increases the chances of the person weihnachtlichen Schenkens sollten jedoch des- giving the gift, by way of a high non-material value sen positive Werte nicht vergessen werden. Die of the gift, to get away cheaply. On the other hand, Auswahl eines Weihnachtsgeschenks ist Anlass, money given as a genuine material gift is conve- sich mit der Persönlichkeit eines nahe stehenden nient, but impersonal – which recently people are Menschen wieder einmal intensiv zu befassen. trying to conceal by draping bank notes into sculptu- 22
Sie können auch lesen