Wege aus dem Home Bias: Welche Strategien Portfolios wirklich besser machen - Studie Risikomanagement 2020
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Studie Risikomanagement 2020 Wege aus dem Home Bias: Welche Strategien Portfolios wirklich besser machen Philipp Brugger und Ingo Schmitz
Viele deutsche institutionelle Investoren neigen noch immer dazu, überproportional in Deutschland und im Euroraum zu investieren. Diese Studie untersucht diesen sogenannten Home Bias und quantifiziert die Vorteile einer Internatio nalisierungsstrategie mit Schwerpunkt auf den liquiden Anlageklassen Aktien und Renten.
Wege aus dem Home Bias: Welche Strategien Portfolios wirklich besser machen Inhalt Inhalt 1 Einleitung 04 2 Home Bias – eine Bestandsaufnahme 07 2.1 Forschung und Status quo 08 2.2 Institutionelle Investoren und Spezialfonds 09 2.3 Home Bias bei Spezialfonds 10 3 Den Home Bias reduzieren – aber wie? 14 3.1 Argumente für eine Internationalisierung der Wertanlage 15 3.2 Der Weg zum internationalen Portfolio 19 3.3 Hedging 26 3.4 Internationalisierung und Währungsabsicherung im Fixed-Income-Bereich 27 3.5 Internationalisierung und Währungsabsicherung im Aktienbereich 30 3.6 Regulatorische Einschränkungen bei der Internationalisierung 32 4 Mehr als Internationalisierung: Das Potenzial des aktiven Portfoliomanagements 34 4.1 Die Optimierung des Portfolios 36 4.2 Beimischung von Rohstoffen 41 4.3 Beimischung von Immobilien 43 4.4 Thematisches Investieren 45 5 Fazit 47 6 Anhang 50 03
1 Einleitung
Wege aus dem Home Bias: Welche Strategien Portfolios wirklich besser machen 1 Einleitung 1 Einleitung Viele institutionelle deutsche Investoren neigen noch immer dazu, stark überproportional in Deutschland und im Euroraum zu investieren. Doch die Opportunitätskosten dieser Anlagestrategie in Form von vergebenen Renditechancen in anderen Wirtschaftsräumen sind zuletzt gestiegen und werden mit hoher Wahrscheinlichkeit weiter steigen. Die vorliegende Studie untersucht diesen sogenannten Home Bias institutioneller Investoren und quantifiziert systematisch die Vorteile einer differenzierten Interna tionalisierungsstrategie mit Schwerpunkt auf den liquiden Anlageklassen Aktien und Renten. Dabei erlaubt es der Analyserahmen, je nach Sub anlageklasse sehr unterschiedliche optimale Kombinationen von Interna tionalisierungsgrad und Währungssicherung zu bestimmen. Eine kurze Einschätzung zur Beimischung anderer Anlageklassen wie Rohstoffe und Immobilien unter den sich aktuell stark ändernden Rahmenbedingungen rundet die Studie ab. Die Zeiten sind nicht einfacher geworden für weiter gestiegene Bedeutung des Techno Investoren. Schon vor der Corona-Pandemie logiesektors, durch Deglobalisierungseffekte haben strukturell nachteilige Faktoren im und eine mögliche „Zombifizierung“ der Unter Euroraum die Anlagemöglichkeiten begrenzt: nehmenslandschaft. Sowohl zu den struktu Beispiele sind die verfestigten Niedrigzinsen, rellen Problemen des Euroraums1 als auch zu aber auch die Schwächen europäischer Unter möglichen Auswirkungen der Corona-Pande nehmen im Technologiebereich und die daraus mie auf das Wirtschaftsgeschehen allgemein2 resultierende geringere Attraktivität des hiesi und speziell auf die Globalisierung3 hat Union gen Aktienmarktes. Nun generiert die Pande Investment bereits Analysen und Themen mie weitere Kapitalmarktrisiken: Dazu gehören papiere publiziert. Die vorliegende Studie baut die sprunghaft angestiegene Staatsverschul darauf auf und beleuchtet detailliert mögliche dung in vielen Ländern und die substanzielle Alternativen für Investoren. Erosion von Geschäftsmodellen vieler Unter nehmen, beispielsweise in der Luftfahrt oder Vor dem Hintergrund der jüngsten Entwick dem Tourismus. Corona hat zudem in bestimm lungen ist es umso problematischer, dass Inves ten Bereichen regional asymmetrische Folgen toren immer noch stark überproportional in und verschlechtert relativ gesehen die Position Deutschland bzw. im Euroraum investiert sind. des Euroraums, etwa durch die in der Krise Mehr denn je erscheint es sinnvoll, den Inter 1 „Internationalisierung schlägt Japanisierung – Auswege aus dem Niedrigzinsumfeld“; erschienen im November 2019, www.institutional.union-investment.de/startseite-de/Kapitalmarkt/Themenpapier-Japanisierung 2 „Post Corona – Zwölf Thesen zu den mittelfristigen Auswirkungen“; erschienen im April 2020, www.institutional.union-investment.de/startseite-de/Kapitalmarkt/Post-Corona.html 3 „Systemschock für den Welthandel: Wie verändert Covid-19 die Globalisierung?“; erschienen im August 2020, www.institutional.union-investment.de/startseite-de/Kapitalmarkt/Themen_Systemschock_fuer_den_Welthandel.html zum Inhaltsverzeichnis 05
Wege aus dem Home Bias: Welche Strategien Portfolios wirklich besser machen 1 Einleitung nationalisierungsgrad des eigenen Portfolios die Attraktivität einzelner Internationalisie zu überprüfen und gegebenenfalls zu erhöhen. rungsschritte untersucht. Es zeigt sich, dass Die vorliegende Studie untersucht, wie groß die im Portfolio denkbaren Schritte hin zu mehr der Home Bias von institutionellen Investoren Internationalisierung bezüglich der Gewich tatsächlich ist. Anschließend quantifiziert sie tung bestimmter Regionen bzw. (Sub-)Anlage die Effekte der Internationalisierung, indem klassen unterschiedlich lohnenswert sind. sie zwei Portfolios miteinander vergleicht. Das In der Summe weist die Studie aber nach, dass erste ist das Portfolio eines durchschnittlichen eine sorgfältig erarbeitete, differenzierte institutionellen Investors mit einem entspre Internationalisierungsstrategie das Portfolio chenden Home Bias, das zweite der – eher unter Return-Risiko-Gesichtspunkten fast theoretische – Referenzfall eines vollständig immer verbessert. Daneben gibt es jenseits der internationalisierten Portfolios. Zur Frage, bis Internationalisierung weitere lohnenswerte zu welchem Grad eine Währungssicherung Strategien für Investoren: zum Beispiel durch unter Return-Risiko-Gesichtspunkten empfeh die Beimischung alternativer Anlageklassen lenswert ist, liefert die Studie differenzierte oder spezieller Strategien bei der Wahl von Ergebnisse je nach Anlageklasse. Aktieninvestments. Die Studie leistet eine Handreichung, wie diversifizierte Portfolios Natürlich sind institutionelle Investoren in der in der Praxis entstehen können – eine mögliche Praxis mit Regulierungsvorschriften konfron Antwort für Investoren auf die schwierigen tiert, die zum Teil den Spielraum für eine Inter strukturellen Rahmenbedingungen im nationalisierungsstrategie begrenzen. Diesem Euroraum und die Wirkungen der Corona- Umstand trägt die Studie Rechnung, indem sie Pandemie. zum Inhaltsverzeichnis 06
Wege aus dem Home-Bias: Welche Strategien Portfolios wirklich besser machen XXXXXXX 2 Home Bias – eine Bestandsaufnahme
Wege aus dem Home Bias: Welche Strategien Portfolios wirklich besser machen 2 Home Bias – eine Bestandsaufnahme 2 Home Bias – eine Bestandsaufnahme Viele Investoren neigen dazu, stärker im eigenen Land anzulegen als im Ausland: Sie gewichten Wertpapiere aus dem Heimatland überproportional hoch in ihrem Portfolio. Dieses Phänomen wird als Home Bias bezeichnet. Der Effekt tritt sowohl bei privaten als auch bei institutionellen Investoren auf. 2.1 Forschung und Status quo Der Home Bias ist kein neues Phänomen, aber immer noch aktuell. Investoren können viele unterschiedliche Gründe für die überproportionale Anlage im eigenen Land haben. Der Home Bias ist gut erforscht: Erstmals be tional zu investieren? Die Gründe dafür sind schrieben die Ökonomen Kenneth French und vielfältig: Dazu zählen zum einen (gefühlt) James Poterba im Jahr 1991 den Home Bias in bessere Informationen über das Wirtschafts einer wissenschaftlichen Studie, die unter dem geschehen und die Unternehmen im eigenen Titel „Investor Diversification and International Land, Sprachbarrieren und länderspezifische Equity Markets“ in der American Economic Regulierungsvorschriften. Zum anderen kön Review erschien. Darin zeigten sie, dass Aktien nen höhere Transaktionskosten im Ausland, aus einem jeweiligen Land im Jahr 1989 zu Währungseffekte oder Steuervorschriften einem großen Teil von einheimischen Investo Investoren vom Schritt ins Ausland absehen ren gehalten wurden. Für Deutschland ermit lassen. telten sie einen Anteil von 79 Prozent, für die USA rund 92 Prozent und für Japan sogar etwa Der Home Bias ist ein internationales Phäno 95 Prozent. men und auch heute noch feststellbar, trotz der Globalisierung von Realwirtschaft und Kapital Warum entscheiden sich Investoren eher für märkten in den vergangenen 30 Jahren. heimische Wertpapiere, statt stärker interna zum Inhaltsverzeichnis 08
Wege aus dem Home Bias: Welche Strategien Portfolios wirklich besser machen 2 Home Bias – eine Bestandsaufnahme 2.2 Institutionelle Investoren und Spezialfonds Der Home Bias tritt nicht nur bei privaten, sondern auch bei institutionellen Investoren auf. Um den Home Bias von Letzteren zu untersuchen, ist eine Analyse von Spezialfonds hilfreich. Diese Fonds haben in den vergangenen Jahrzehnten stark an Bedeutung gewonnen. Spezialfonds sind eine deutsche Besonderheit Banken erlaubte, Spezialfonds aufzulegen. und stehen ausschließlich institutionellen Zuvor durften dies nur beispielsweise Stiftun Anlegern offen. Zu den wichtigsten Inhaber gen, Kirchen oder Einrichtungen der Sozial gruppen zählen Versicherungen und Alters versicherung. Zudem hat die Komplexität auf vorsorgeeinrichtungen. Aber auch andere den Kapitalmärkten in den vergangenen Jah Kreditinstitute, öffentliche Institutionen und ren deutlich zugenommen – beispielsweise Personengesellschaften nutzen Spezialfonds durch das Niedrigzinsniveau im Euroraum. für ihre Investments. Ihr Volumen ist in den Gleiches gilt für die regulatorischen Anforde vergangenen 30 Jahren stark gewachsen. rungen an Investoren. Beide Entwicklungen Waren im Jahr 1990 noch rund 57 Milliarden haben Spezialfonds im Vergleich zur Eigenanla Euro in Spezialfonds investiert, liegt das An ge attraktiver gemacht. Außerdem räumt der lagevolumen im Jahr 2020 bei fast 1.639 Mil Gesetzgeber Spezialfonds weitreichende An liarden Euro. lagemöglichkeiten ein, was sie zu einem geeig neten Instrument für die Diversifizierung und Optimierung der Kapitalanlage macht. Gründe für den Erfolg von Spezialfonds Wie sind die deutschen Spezialfonds investiert? Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfäl Nach Zahlen der Deutschen Bundesbank sind tig: Zum einen ist der mögliche Anlegerkreis Anleihen die wichtigste Anlageform. Sie ma relativ breit gefasst. Das war nicht immer so. Ein chen 58 Prozent des investierten Vermögens wichtiger Treiber für den Spezialfonds-Boom aus. 26 Prozent liegen in Anteilen von Invest in den 1990ern war das 3. Finanzmarktförde mentfonds, Aktien spielen mit 16 Prozent eine rungsgesetz, das es juristischen Personen wie geringere Rolle. Abbildung 1 Struktur von Spezialfonds Staatsanleihen 19 % Anteile Investmentfonds 26 % Bankanleihen 13 % Aktien 16 % sonstige Anleihen Aufteilung nach Anlageklassen 26 % Quelle: Deutsche Bundesbank, Union Investment; Stand: Januar 2020. zum Inhaltsverzeichnis 09
Wege aus dem Home Bias: Welche Strategien Portfolios wirklich besser machen 2 Home Bias – eine Bestandsaufnahme 2.3 Home Bias bei Spezialfonds Institutionelle Investoren sind überproportional im eigenen Land investiert. Dies gilt für Aktien und Anleihen. In den vergangenen Jahren hat sich dieser Home Bias jedoch reduziert und sich zu einem „Near Bias“ entwickelt, also einer Konzentration auf europäische Anlagemärkte. Auch innerhalb der Spezialfonds lässt sich ein Sowohl bei Anleihen als auch bei Aktien gibt Home Bias feststellen: Deutschland ist deutlich es einen Home Bias. Bei Aktien ist der Fokus überrepräsentiert, genauso wie Anlagen aus auf Deutschland allerdings ausgeprägter als dem Euroraum. Dagegen sind Anlagen aus den bei Anleihen – rund 16 Prozent der Aktien in USA verhältnismäßig wenig vertreten, gerade Spezialfonds stammen von deutschen Unter im Vergleich zu den Benchmark-Indizes mit nehmen, im Vergleich zu 2,4 Prozent im Bench hohem US-Gewicht. Im Aktienbaustein sind mark-Index. Fast 17 Prozent der Aktien in knapp 21 Prozent aus den USA (im Vergleich zu Spezialfonds kommen aus dem übrigen Euro fast 59 Prozent beim Benchmark-Index ), bei 4 raum; auch hier sind es deutlich mehr als beim Anleihen rund 15 Prozent (im Vergleich zu rund Benchmark-Index mit rund 3,5 Prozent. 46 Prozent beim Benchmark-Index ). 5 Abbildung 2 Regionale Verteilung von Aktien und Anleihen in Spezialfonds im Vergleich zum globalen Kapitalmarkt Aktien: Anteile Regionen Anleihen: Anteile Regionen (in Prozent) 56,8 (in Prozent) 45,3 35 % 35 % 30,1 30 % 30 % 26,2 25 % 25 % 20,8 20 % 18,9 18,6 20 % 16,9 17,7 15,7 16,4 14,5 15 % 15 % 13,7 12,5 12,0 11,7 10 % 7,2 10 % 6,9 5,9 4,4 4,3 5,4 5,0 5,2 5,1 5,5 5% 3,2 3,4 3,1 5% 2,4 0,8 0,8 0% 0% nd ch m en EU SA n er nd ch m en EU SA n er pa pa au au nd nd ei ei ni ni la U la U e e Ja Ja kr kr rig rig an an ch or ch or Lä Lä an an r r ts ts rit rit üb üb Eu Eu e e eu eu Fr Fr rig rig ßb ßb er er D D üb üb ro ro rig rig G G üb üb ■ Spezialfonds ■ MSCI AC World ■ Spezialfonds ■ BofA Global Broad Market Index Quelle: Deutsche Bundesbank, Union Investment; Stand: Januar 2020. 4 MSCI AC World. 5 BofA Global Broad Market Index. zum Inhaltsverzeichnis 10
Wege aus dem Home Bias: Welche Strategien Portfolios wirklich besser machen 2 Home Bias – eine Bestandsaufnahme Bei Anleihen sind deutsche Wertpapiere auch Dazu beigetragen haben dürfte das wirt überrepräsentiert, wenn auch weniger stark als schaftliche Zusammenwachsen der Euroländer bei Aktien (rund 14 Prozent bei Spezialfonds, sowie die Erfahrung, dass der gemeinsame im Vergleich zu 5 Prozent beim Benchmark-In Wirtschaftsraum auch Krisen übersteht – die dex). Bemerkenswert ist bei Anleihen auch der Bewältigung der Eurokrise mit der vehementen starke Fokus auf Wertpapiere aus dem übrigen Verteidigung der gemeinsamen Währung Euroraum. Dieser Anteil liegt bei rund 30 Pro durch die Europäische Zentralbank unter dem zent im Vergleich zu etwa 12 Prozent beim damaligen Präsidenten Mario Draghi dürfte Benchmark-Index. Investoren nutzen offenbar diesen Eindruck verstärkt haben. Auch die gerne die Renditevorteile in anderen Ländern Weiterentwicklung der Finanzregulierung des Euroraums, zumal diese Anlagen regula innerhalb der Europäischen Union dürfte ein torisch begünstigt werden. bestimmender Faktor für den Near Bias sein. Heute beurteilt die Finanzregulierung Staats anleihen aus verschiedenen Ländern des Euro Near Bias raums in gleicher Weise. Investoren können also frei entscheiden, welche europäischen Bei Spezialfonds gibt es neben dem Home Staatsanleihen sie kaufen möchten. Bias auch einen Near Bias, der sich auf die anderen Länder im Euroraum erstreckt. Die Schaffung des Euroraums mit dem Euro als Zeitliche Entwicklung des Home Bias gemeinsame Buchwährung ab 1999 und in Spezialfonds der Einführung als gemeinsames Bargeld ab 2002 sowie dessen Weiterentwicklung in In den vergangenen Jahrzehnten ist der Home den vergangenen Jahren könnte also dazu Bias deutlich zurückgegangen. Die Zahlen der geführt haben, dass Investoren heute weni Deutschen Bundesbank zeigen, dass vor rund ger Deutschland als nun den gesamten Euro 30 Jahren über 80 Prozent der Aktien und An raum als „Home“ betrachten. leihen in Spezialfonds noch aus Deutschland Abbildung 3 Entwicklung von Home und Near Bias in Spezialfonds von 1990 bis 2020 Aktien: Anteil Deutschland und Euroraum Anleihen: Anteil Deutschland und Euroraum (in Prozent) (in Prozent) 90 % 90 % 86 82 82 80 % 75 80 % 70 % 70 % 67 58 60 60 % 60 % 55 56 52 46 48 50 % 45 50 % 38 40 % 40 % 30 % 23 24 23 30 % 23 21 20 20 18 16 20 % 20 % 15 13 14 10 % 10 % 0% 0% 1990 1995 2001 2005 2010 2013 2015 2017 2020 1990 1995 2001 2005 2010 2013 2015 2017 2020 ■ Deutschland ■ Euroraum gesamt ■ Deutschland ■ Euroraum gesamt Quelle: Deutsche Bundesbank, Union Investment; Stand: Januar 2020. zum Inhaltsverzeichnis 11
Wege aus dem Home Bias: Welche Strategien Portfolios wirklich besser machen 2 Home Bias – eine Bestandsaufnahme stammten. Im Jahr 2020 lag der Anteil nur noch Prozent gefallen. Dagegen stieg der Anteil der bei 16 Prozent bei Aktien und 14 Prozent bei Euroländer von rund 31 Prozent im Jahr 2007 Anleihen. Besonders stark zurück ging der An auf fast 41 Prozent im Jahr 2020. Im gleichen teil bei Aktien in den Jahren zwischen 1995 Zeitraum legte der Anteil der übrigen euro (75 Prozent) und 2001 (23 Prozent); bei Anlei päischen Länder von knapp 4 Prozent auf rund hen ging der Anteil besonders stark zwischen 12 Prozent zu. 2001 (58 Prozent) und 2010 (23 Prozent) zurück. Auf der Aktienseite stammten im Jahr 2007 noch rund 30 Prozent aus Deutschland. Dieser Anteil sank bis 2020 auf nur noch knapp 19 Spezialfonds bei Union Investment Prozent. Dafür verzeichneten Aktien aus Nord amerika die größten Zuwächse, von knapp 8 Eine Analyse von Spezialfonds, die von Union Prozent im Jahr 2007 auf etwa 23 Prozent im Investment für institutionelle Investoren ver Jahr 2020, unterstützt sowohl durch die bessere waltet werden, bestätigt im Wesentlichen die Performance als auch durch Zuflüsse. Haupt Ergebnisse der Zahlen für den Gesamtmarkt grund dafür sind die großen Technologieunter aus dem vorherigen Abschnitt: Sowohl eine nehmen in den USA („Big Tech“), die stark an überproportionale Anlage im heimischen Gewicht gewonnen haben. Markt (Home Bias) als auch die Verlagerung hin zu Anlagen im Euroraum (Near Bias) prägen Bei den Spezialfonds von Union Investment die Allokationsstrategien der Investoren. Im hat sich der Deutschland-Fokus bei Anleihen Jahr 2007 stammten noch rund 55 Prozent der in Richtung Euroraum verschoben, bei Aktien Rentenpapiere aus Deutschland. Bis zum Jahr dagegen vor allem in Richtung der USA. 2020 ist dieser Anteil auf nur noch etwa 21 Abbildung 4 Regionale Verteilung von Aktien und Anleihen in ausgewählten Spezialfonds von Union Investment Aktien: Anteile Regionen Anleihen: Anteile Regionen (in Prozent) (in Prozent) 55,4 45 % 45 % 40,7 39,4 40 % 40 % 35,4 35 % 35 % 30,7 31,1 30 % 30 % 25 % 23,2 25 % 20,6 19,1 20 % 18,0 20 % 15 % 13,4 15 % 13,4 12,2 10 % 8,1 10 % 7,9 5,5 4,6 5,1 3,6 4,1 5% 2,3 5% 1,8 3,1 1,2 0% 0% Deutsch übriger Europa Nord- Asien übrige Deutsch übriger Europa Nord- Asien übrige land Euroraum ohne amerika Länder land Euroraum ohne amerika Länder Euroländer Euroländer ■ 2007 ■ 2020 ■ 2007 ■ 2020 Quelle: Deutsche Bundesbank, Union Investment; Stand: Januar 2020. zum Inhaltsverzeichnis 12
Wege aus dem Home Bias: Welche Strategien Portfolios wirklich besser machen 2 Home Bias – eine Bestandsaufnahme Vergleich Home Bias Spezialfonds Zwischenfazit und Publikumsfonds Wir haben gezeigt, dass es sowohl bei privaten Neigen private Anleger stärker zu heimischen als auch bei institutionellen Investoren einen Wertanlagen als institutionelle Anleger? Der Home bzw. Near Bias gibt. Diese Verzerrung ist direkte Vergleich in den Zahlen der Deutschen weiterhin nachweisbar, auch wenn die Über Bundesbank zeigt: Deutsche Wertpapiere sind gewichtung von deutschen bzw. Wertanlagen in beiden Fällen überproportional repräsen aus dem Euroraum in den vergangenen Jahr tiert, und europäische Titel sind hoch gewich zehnten zurückgegangen ist. Sowohl die klassi tet. Insgesamt fällt der Home Bias (und auch sche Portfoliotheorie als auch einige andere der Near Bias) aber bei Spezialfonds geringer Argumente (um die es in Kapitel 3 gehen wird) aus als bei Publikumsfonds (allerdings werden sprechen dafür, dass eine solche Übergewich Publikumsfonds bis zu einem gewissen Grad tung mit Renditenachteilen verbunden ist – auch von institutionellen Anlegern genutzt). aber wie hoch sind diese Einbußen? Lässt sich Spezialfonds wiesen im Jahr 2020 einen Anteil der Effekt des Home Bias quantifizieren? Und von 14 Prozent festverzinslicher Wertpapiere wie sollte eine effiziente Internationalisierung aus Deutschland auf – bei Publikumsfonds der Geldanlage aussehen? lag dieser Anteil bei 22 Prozent. Bei Aktien ist der Unterschied noch stärker ausgeprägt: Bei Spezialfonds liegen deutsche Aktien bei 16 Prozent, bei Publikumsfonds beträgt dieser Anteil 28 Prozent. zum Inhaltsverzeichnis 13
Wege aus dem Home-Bias: Welche Strategien Portfolios wirklich besser machen XXXXXXX 3 Den Home Bias reduzieren – aber wie?
Wege aus dem Home Bias: Welche Strategien Portfolios wirklich besser machen 3 Den Home Bias reduzieren – aber wie? 3 Den Home Bias reduzieren – aber wie? Spezialfonds weisen einen Home bzw. Near Bias auf. Dafür mag es gute Gründe geben. Anzunehmen ist aber: Eine mangelnde Internationalisierung vergibt Chancen. Das werden wir in Kapitel 3 analysieren und letztlich belegen. Vorausschauend spricht viel dafür, dass die Nachteile einer unzureichenden Internationalisie rung für Investoren aus dem Euroraum sogar noch größer werden. Verantwortlich sind strukturelle Gründe, die sich zum Teil durch die Corona-Pandemie noch verfestigt oder gar verstärkt haben. 3.1 Argumente für eine Internationalisierung der Wertanlage Schon vor der Corona-Pandemie hat sich die Wirtschaftsdynamik im Euro raum abgeschwächt, und das Niedrigzinsumfeld scheint auf Jahre zemen tiert. Die Finanzarchitektur im Euroraum und die demografische Entwick lung sind weitere Gründe für eine Internationalisierung. Zudem verstärkt die Coronakrise einige Tendenzen, die nachteilig für den Euroraum sind: Schwächen im europäischen Technologiesektor, die aktuelle Tendenz zur Deglobalisierung der Weltwirtschaft sowie eine fortschreitende „Zombi fizierung“ insbesondere innerhalb der europäischen Unternehmensland schaft. Schwaches Wachstum, ein extrem niedriges analysiert6 . Darauf wollen wir an dieser Stelle Zinsniveau und eine geringe Inflationsrate: nicht in der Tiefe eingehen, sondern beschrän Die Wirtschaftsdynamik im Euroraum hat sich ken uns auf eine Nennung der wichtigsten schon lange vor der Corona-Pandemie abge Faktoren. schwächt. Wenig spricht dafür, dass sich daran in naher Zukunft etwas ändern wird. Vielmehr Zum einen ist die Kreditnachfrage aus dem scheint das Niedrig- oder sogar Negativzins Unternehmenssektor schwach. Die fehlende umfeld in der Eurozone auf Jahre zementiert Nachfrage drückt den Preis für den Kredit, zu sein. Die strukturellen Gründe dafür hat also den Zins. Dies dürfte vermutlich in den Union Investment im Jahr 2019 in einer Studie kommenden Jahren so bleiben. 6 „ Internationalisierung schlägt Japanisierung – Auswege aus dem Niedrigzinsumfeld“; erschienen im November 2019, www.institutional.union-investment.de/startseite-de/Kapitalmarkt/Themenpapier-Japanisierung zum Inhaltsverzeichnis 15
Wege aus dem Home Bias: Welche Strategien Portfolios wirklich besser machen 3 Den Home Bias reduzieren – aber wie? Ebenfalls tendenziell zinsdämpfend wirkt die • Kreiert die Pandemie neue Entwicklungen, demografische Entwicklung im Euroraum. In die für die Bewertung von Home und Near Deutschland, Italien und Frankreich geht der Bias relevant sind? Anteil der Erwerbsbevölkerung – das sind Personen zwischen 15 und 64 Jahren – seit den Grundsätzlich ist zunächst zu konstatieren, 1990er Jahren zurück. Ab circa 2030 dürfte im dass nahezu alle Regionen der Welt von der Euroraum die Gesamtbevölkerung sukzessive Pandemie betroffen sind – die momentan abnehmen, mit entsprechend negativen Ver absehbaren wirtschaftlichen Auswirkungen stärkungen für das Wachstum und damit auch sind deshalb auf Makroebene qualitativ relativ das Zinsumfeld – Stichwort „Japanisierung“. ähnlich. In allen Regionen war bzw. ist ein deutlicher Rücksetzer in der Wirtschaftsleis Angesichts dieser Entwicklungen ist es letzt tung zu verzeichnen. Im Zuge staatlicher lich nicht verwunderlich, dass die Europäische Gegenmaßnahmen steigen gegenwärtig die Zentralbank (EZB) an ihrem bereits seit Jahren Haushaltsdefizite stark an, und die Notenban andauernden Kurs weitgehend festhalten ken haben ihren expansiven Kurs (wieder) musste. Ein Leitzins von null, ein negativer deutlich verstärkt. In vielen Sektoren sind Einlagenzins und groß angelegte Anleihekauf Unternehmen geschwächt, und es ist mit einer programme (Quantitative Easing) werden deutlichen Zunahme von Insolvenzen und vermutlich noch lange Zeit die Geldpolitik Fusionen/Übernahmen zu rechnen. bestimmen. Dies gilt erst recht vor dem Hinter grund der wirtschaftlichen Folgen von Corona. Insoweit solche Auswirkungen in den verschie Aufgrund der Pandemie hat die EZB unter denen (Anlage-)Regionen der Welt mehr oder anderem Ankaufprogramme im März 2020 minder gleich sind, ist nicht zwingend zu er stark ausgeweitet, die Ende 2018 ausgelaufen warten, dass es regional asymmetrische Effekte waren und im November 2019 auf niedrigem an den Kapitalmärkten gibt. Auch wenn Risiken Niveau wieder aufgenommen wurden. (nur) regional parallel steigen, kann eine inter nationalere Portfolioausrichtung bereits die Diversifikationswirkung verbessern. Effekte durch die Coronakrise Stärkere Effekte sind allerdings für den Fall zu Verstärkt die Coronakrise den Anreiz, Port erwarten, dass es regional asymmetrische folios internationaler auszurichten? Vorstehend Auswirkungen der Pandemie auf die Kapital hatten wir einige Punkte genannt, die schon märkte gibt. Tatsächlich zeichnen sich in eini vor (und damit unabhängig vom) Auftreten des gen Bereichen solche Asymmetrien jetzt schon Virus einen zu starken Home bzw. Near Bias konkret ab. In vielen Fällen ist es aber noch zu nachteilig erscheinen ließen. Dazu gehören die früh, und man sollte mit voreiligen Schlüssen Verfestigung niedriger Zinsen im Euroraum vorsichtig sein. Vor diesem Hintergrund be aufgrund spezifischer struktureller Faktoren schränkt sich diese Studie auf einzelne Schlag sowie die kaum noch zu revidierenden Defi lichter, die häufig auch nicht mehr als Hypo zite europäischer Unternehmen im (digitalen) thesencharakter haben: Technologiebereich. Mit Blick auf die Corona krise stellen sich nunmehr folgende Fragen: • Zinsen: Kurzfristig ist die Zinsdifferenz zum Beispiel zwischen den USA und dem Euro • Werden für die Frage der internationalen raum (der sogenannte Transatlantikspread) Ausrichtung von Portfolios bereits vor gesunken: Während im Euroraum die Zinsen Corona relevante Trends verstärkt oder Anfang des Jahres schon so niedrig waren, abgeschwächt? dass sie im Zuge der Coronakrise kaum wei zum Inhaltsverzeichnis 16
Wege aus dem Home Bias: Welche Strategien Portfolios wirklich besser machen 3 Den Home Bias reduzieren – aber wie? ter zurückgehen konnten, war der Rückgang tionelle Autobauer existieren zwar auch in in den USA deutlich stärker. Kurzfristig ist den USA und Asien – aber sie haben häufig also zum Beispiel die Internationalisierung eine geringere Bedeutung gemessen an der eines Portfolios durch einen höheren Anteil gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung. Im von US-Staatsanleihen etwas weniger attrak Tourismusbereich werden zumindest einzel tiv. Aber das ist natürlich nur eine Moment ne EU-Länder wie Spanien und Italien über aufnahme. Mittelfristig dürfte die Corona durchschnittlich getroffen, was europäische krise die Niedrig- oder gar Negativzinsen im Touristikkonzerne stärker belasten dürfte Euroraum erst recht zementiert haben. Die als asiatische oder amerikanische Reiseunter weitere Entwicklung der US-Zinsen ist offe nehmen. In anderen Branchen hingegen ner, aber aufgrund der strukturell besseren sind die Auswirkungen stärker symmetrisch, Dynamik der US-Wirtschaft (unter anderem hier dürfte es keine eindeutigen regionalen wegen des flexibleren Arbeitsmarktes) sind Gewinner und Verlierer geben. Das gilt auf mittelfristig wieder höhere Zinsen durchaus der Verliererseite vermutlich für Airlines, auf wahrscheinlich. So besehen könnte sich in der Gewinnerseite etwa für den Pharma- zwei, drei Jahren der Vor-Corona-Status im und Medizinbereich – hier weist auch Europa Zinsdifferenzial wieder eingestellt haben. eine ganze Reihe von mutmaßlichen Profi teuren auf. • Technologie/Digitalisierung: Die großen US-Technologiefirmen („Digital Champions“) • Deglobalisierung: Union Investment hat zeichnen sich bereits heute als klare Gewin in einer Studie ausführlich analysiert, dass ner der Coronakrise ab. Der Rückstand der die Coronakrise die schon zuvor bestehende EU-Ökonomie dürfte in diesem Bereich noch Tendenz einer weniger stark integrierten deutlich größer werden. Vermutlich gilt dies Weltwirtschaft aus mehreren Gründen auch im Vergleich zu China, da im Reich der verstärken wird.7 Dies würde nicht einseitig Mitte die Coronakrise sowie der Konflikt nur die EU treffen, sondern auch Asien und mit den USA mittelfristig eher in Richtung andere Schwellenländerregionen mit hohem einer beschleunigten Digitalisierung wirken Exportanteil. Die US-Ökonomie allerdings ist könnten und die Ausgangsbasis dafür in in der Breite stärker binnenorientiert und China ebenfalls besser ist als in Europa. Die deshalb weniger anfällig für eine reduzierte Digitalisierung ist also einer der Bereiche, wo Dynamik des Welthandels. die Pandemie als Trendverstärker wirkt und damit auch die Attraktivität von (Aktien-) • „Zombifizierung“: Die staatlichen Corona- Investments außerhalb der EU steigt. Hilfspakete sind in mancherlei Hinsicht in den europäischen Ländern anders strukturiert • Andere Sektoren: In anderen Sektoren ist als etwa in den USA. Man kann es nicht zu die trendmäßige Entwicklung nicht ganz so sehr verallgemeinern, aber tendenziell wir eindeutig. Grundsätzlich setzt die Corona ken die Stützungsmaßnahmen in der EU eher krise einige traditionelle Industrien des Euro strukturkonservierend und bewahren damit raums zusätzlich unter Druck. In Deutschland auch viele schwächere Unternehmen vor der gilt dies beispielsweise für die Kfz-Hersteller, Insolvenz („Zombifizierung“). Das hat kurz zumal es auch hier mit Tesla einen stärker fristig eine stabilisierende Wirkung, mittel werdenden US-Konkurrenten gibt. Konven fristig ist es aber eher eine Belastung für die 7 „ Systemschock für den Welthandel: Wie verändert Covid-19 die Globalisierung?“; erschienen im August 2020, www.institutional.union-investment.de/startseite-de/Kapitalmarkt/Themen_Systemschock_fuer_den_Welthandel.html zum Inhaltsverzeichnis 17
Wege aus dem Home Bias: Welche Strategien Portfolios wirklich besser machen 3 Den Home Bias reduzieren – aber wie? Dynamik des Wachstums in der EU und damit nehmenssektoren mindestens auf das Vor perspektivisch ein Argument für eine stärker krisenniveau zurückkehren, sich aber häufig internationale Ausrichtung von Investments. noch ausweiten dürften. Die internationale Ausrichtung von Portfolios wird damit eher Dies sind, wie angemerkt, nur kurze Schlaglich noch wichtiger. ter auf die Frage, ob die Coronakrise mit regio nal asymmetrischen Wirkungen verbunden ist Dafür spricht im Übrigen auch ein anderes oder sein wird, die den Anreiz bzw. die Not Argument, das eher portfoliotheoretischer wendigkeit zu einer stärkeren Internationalisie Natur ist, aber in der Sache aus der oben rung von Portfolios beeinflussen. Es wird aber erwähnten verstärkten Tendenz zur Deglo bereits deutlich, dass man kurz- und mittelfris balisierung abgeleitet werden kann. Degloba tige Auswirkungen trennen muss. Kurzfristig lisierung kann nämlich dazu führen, dass der wirkt die Krise in vielen Bereichen tendenziell Gleichlauf der Kapitalmärkte einzelner Regio nivellierend, zum Beispiel im Hinblick auf den nen schwächer wird („Disynchronisation“). Unterschied bei den Zinsen in den USA und Mit anderen Worten: Die Korrelation zwischen dem Euroraum. Perspektivisch spricht aber viel unterschiedlichen Regionen könnte sinken. dafür, dass volkswirtschaftliche Asymmetrien, Isoliert auf diesen Effekt bezogen kann dies Unterschiede bei wichtigen Makrovariablen bedeuten, dass Investoren durch eine Reduzie wie den Zinsen, aber auch die divergierenden rung von Home oder Near Bias die Diversifika Aussichten der Entwicklung bestimmter Unter tion von Portfolios verbessern können. zum Inhaltsverzeichnis 18
Wege aus dem Home Bias: Welche Strategien Portfolios wirklich besser machen 3 Den Home Bias reduzieren – aber wie? 3.2 Der Weg zum internationalen Portfolio Internationalisierung bringt Vorteile. Das verdeutlichen wir mit dem Ver gleich des Status-quo-Portfolios des „durchschnittlichen“ institutionellen Investors mit einem internationalisierten Weltportfolio. Das Weltportfolio bietet im Vergleich zum Status-quo-Portfolio eine höhere Returnerwartung und ein verbessertes Return-Risiko-Profil. Die Detailanalyse zeigt: Sechs von sieben internationalen Anlageklassen führen bei einer Erhöhung des Gewichts zu verbesserten risikoadjustierten Returns. Lassen sich die Vorteile eines international Das Status-quo-Portfolio diversifizierten Portfolios belegen? In welcher Anlageklasse und in welchen Zielregionen Zunächst betrachten wir das erste Portfolio ist die Internationalisierung am vielverspre mit dem Home Bias, wir bezeichnen es als das chendsten? „Status-quo-Portfolio“. Das Ziel ist, das Port folio eines „durchschnittlichen“ institutionellen Um diese Fragen zu beantworten, gehen wir Investors aus Deutschland mit einem entspre wie folgt vor: Wir konstruieren zwei Portfolios, chenden Home Bias abzubilden. Dazu nutzen die identisch sind hinsichtlich der Gewichtung wir die Zahlen der Deutschen Bundesbank zu der Anlageklassen, aber nicht mit Blick auf die institutionellen Fonds sowie Daten von Union regionale Verteilung der Wertanlagen – ein Investment und vereinfachen das Portfolio. 8 Portfolio weist den Home Bias eines „durch schnittlichen“ institutionellen Investors auf, Das Portfolio ist fokussiert auf Wertanlagen das andere ist bestmöglich internationalisiert. aus Deutschland und dem Euroraum. Die An Wir vergleichen sie mithilfe verschiedener lageklassenverteilung sieht folgendermaßen Annahmen hinsichtlich der zu erwartenden aus: Das Portfolio besteht aus (gerundet) Returns und des Risikos. Außerdem unter 13,6 Prozent Aktien, 38,4 Prozent Staatsan suchen wir die Auswirkungen von einzelnen leihen, 45,7 Prozent Unternehmensanleihen kleinen Schritten in Richtung Internationalisie mit Investment-Grade-Rating (IG) und 2,4 Pro rung mithilfe einer Sensitivitätsanalyse. zent High-Yield-Anleihen (HY). Der verhältnis mäßig hohe Anteil an Unternehmensanleihen Die Frage der optimalen Währungsabsiche (IG) steht repräsentativ für die verschiedenen rung (FX-Hedging) und der Aspekt der regu Subanlageklassen nichtstaatlicher Renten latorischen Beschränkungen sind wichtige papiere. Faktoren bei jedem Internationalisierungs schritt; sie bilden deshalb den Abschluss Innerhalb des Aktienbereichs sind Deutsch dieses Abschnitts. land (19,9 Prozent) und der übrige Euroraum (36,0 Prozent) hoch gewichtet. Dies zeigt sich auch im Fixed-Income-Bereich: Staatsanleihen aus dem Kern-Euroraum (58,9 Prozent) und Wir vernachlässigen Anlageklassen aus den Bundesbankdaten wie Fondsbestandteile, Covered Bonds oder Liquidität 8 (zum Beispiel Bargeld oder Bankguthaben). Dafür nutzen wir Daten aus Union Investment-eigenen Spezialfonds, um auf eine realistische Verteilung der Anlageklassen im „Status-quo-Portfolio“ schließen zu können. zum Inhaltsverzeichnis 19
Wege aus dem Home Bias: Welche Strategien Portfolios wirklich besser machen 3 Den Home Bias reduzieren – aber wie? den Peripheriemärkten des Euroraums kungen von regionalen Änderungen innerhalb (22,6 Prozent) bilden zusammen vier Fünftel der Anlageklassen zu analysieren. der Anlageklasse. Vergleich der regionalen Verteilung in Das Weltportfolio beiden Portfolios Diesem Status-quo-Portfolio stellen wir ein Innerhalb der Anlageklasse „Aktien“ liegt der zweites Portfolio gegenüber, das die regionale Anteil von Deutschland im Weltportfolio bei Verteilung der Weltfinanzmärkte abbildet und nur 2,5 Prozent – im Status-quo-Portfolio als Vergleichsbasis dient – es ist also vollständig dagegen bei 19,9 Prozent. Ähnlich sieht es beim internationalisiert und weist somit definitions übrigen Euroraum aus: Im Weltportfolio sind gemäß keinen Home oder Near Bias auf. Wir es (gemessen an der Anlageklasse) 6,3 Prozent bezeichnen es als „Weltportfolio“ . 9 gegenüber 36,0 Prozent im Status-quo-Port folio. Stärker gewichtet im Weltportfolio sind Das Weltportfolio bildet die regionale Vertei dagegen Aktien aus den USA (48 Prozent statt lung der Weltfinanzmärkte in allen Anlageklas 25,7 Prozent), den übrigen entwickelten Län sen ab. Beispiel: Weltweit kommen marktkapi dern (31,2 Prozent statt 15,4 Prozent) und den talisiert 48 Prozent aller Aktien aus den USA Schwellenländern (12 Prozent statt 2,9 Prozent). und 17 Prozent aus Europa. Diese regionale Verteilung innerhalb der Anlageklassen spiegelt Bei den vier Komponenten aus dem Bereich der das Weltportfolio. Bezogen auf das Beispiel Staatsanleihen ist eine ähnliche Tendenz fest bedeutet das: Das Portfolio ist mit 48 Prozent zustellen: Die Anteile aus dem Kern-Euroraum Aktien aus den USA und 17 Prozent Aktien aus und der Peripherie des Euroraums sind in dieser Europa gewichtet. Dabei ist zur Vereinfachung Anlageklasse im Weltportfolio geringer ge unserer Betrachtung das Weltportfolio um wichtet als im Status-quo-Portfolio (27,8 Pro Währungseffekte bereinigt (mehr zum Thema zent statt 58,9 Prozent bzw. 13,9 Prozent statt Währungsrisikoabsicherung in Abschnitt 3.3). 22,7 Prozent). Wie machen wir das Weltportfolio mit dem Die Anteile der Anleihen aus dem Rest der Welt Status-quo-Portfolio vergleichbar? Zunächst sind dagegen sehr viel höher. Bei den Staats reduzieren wir das Weltportfolio auf dieselben anleihen aus den USA liegt der Anteil bei 45,8 vier Anlageklassen mit insgesamt 13 regio Prozent statt 14,6 Prozent, bei jenen aus den nalen Kategorien wie beim Status-quo-Port Schwellenländern bei 12,5 Prozent statt 3,9 Pro folio. In einem zweiten Schritt übertragen zent. Auch bei den Unternehmensanleihen (In wir die Anlageklassengewichtung des Status- vestment Grade und High Yield) ist der Anteil quo-Portfolios auf das Weltportfolio. Damit der USA im Weltportfolio wesentlich höher und schaffen wir ein Portfolio, das die gleichen An der Anteil des Euroraums niedriger. lageklassengewichte hat wie das Status-quo- Portfolio, aber innerhalb jeder Anlageklasse Insgesamt lässt sich festhalten: Im Vergleich ist die regionale Verteilung wie das Weltportfolio das Weltportfolio über alle Anlageklassen we aufweist. Die Annahme ist, dass der Status- niger stark in Deutschland und dem Euroraum quo-Investor seine Anlageklassengewichtung gewichtet; entsprechend sind die Anteile aus (zunächst) stabil hält, um ausschließlich Auswir den USA und dem Nicht-Euroraum höher. Für die Konstruktion des Portfolios greifen wir auf Daten von J.P. Morgan und Barclays zurück, 9 siehe auch Abbildung 19 im Anhang. zum Inhaltsverzeichnis 20
Wege aus dem Home Bias: Welche Strategien Portfolios wirklich besser machen 3 Den Home Bias reduzieren – aber wie? Abbildung 5 Status-quo-Portfolio und Weltportfolio im Vergleich Status-quo-Portfolio Weltportfolio* Differenz in Prozentpunkten (Status-quo-Portfolio minus Weltportfolio) Regionen Regionen Regionen gewicht gewicht gewicht Gewicht innerhalb Gewicht im Gewicht innerhalb Gewicht im innerhalb Gewicht im Anlage- der Anlage- Gesamt Anlage- der Anlage- Gesamt der Anlage- Gesamt Anlageklasse Region klasse klasse portfolio klasse* klasse portfolio klasse portfolio Aktien Deutschland 19,9 % 2,7 % 2,5 % 0,3 % + 17,4 Pp. + 2,4 Pp. übriger Euroraum 36,0 % 4,9 % 6,3 % 0,9 % + 29,7 Pp. + 4,0 Pp. USA 13,6 % 25,7 % 3,5 % 13,6 % 48,0 % 6,5 % – 22,3 Pp. – 3,0 Pp. übrige entwickelte Länder 15,4 % 2,1 % 31,2 % 4,2 % – 15,8 Pp. – 2,1 Pp. Schwellenländer 2,9 % 0,4 % 12,0 % 1,6 % – 9,1 Pp. – 1,2 Pp. Staatsanleihen Kern-Euroraum 58,9 % 22,6 % 27,8 % 10,7 % + 31,1 Pp. + 11,9 Pp. Peripherie Euroraum 22,7 % 8,7 % 13,9 % 5,3 % + 8,8 Pp. + 3,4 Pp. 38,4 % 38,4 % USA 14,6 % 5,6 % 45,8 % 17,6 % – 31,3 Pp. – 12,0 Pp. Schwellenländer 3,9 % 1,5 % 12,5 % 4,8 % – 8,6 Pp. – 3,3 Pp. Unternehmens- in Euro 94,7 % 43,3 % 37,1 % 17,0 % + 57,6 Pp. + 26,3 Pp. anleihen (Invest- 45,7 % 45,7 % ment Grade) in US-Dollar 5,3 % 2,4 % 62,9 % 28,7 % – 57,6 Pp. – 26,3 Pp. Unternehmens- in Euro 83,3 % 2,0 % 27,4 % 0,7 % + 55,9 Pp. + 1,3 Pp. anleihen 2,4 % 2,4 % (High Yield) in US-Dollar 16,7 % 0,4 % 72,6 % 1,7 % – 55,9 Pp. – 1,3 Pp. *A nlageklassenadjustiertes Weltportfolio: Die Gewichte der Anlageklassen wurden vom Status-quo-Portfolio übernommen in der Annahme, dass der Investor seine Anlageklassengewichte bei einer Internationalisierung stabil hält. Die Anlageklassengewichte im nichtadjustierten Weltportfolio sind 60 Prozent Aktien, 30 Prozent Staatsanleihen, 9 Prozent Unternehmensanleihen (IG) und 1 Prozent Unternehmensanleihen (HY). Quelle: Deutsche Bundesbank, J.P. Morgan, Union Investment; Stand: Januar 2020; durch Rundungen summieren sich Prozentwerte nicht immer auf 100 Prozent. Annahmen für den Vergleich der Port Exkurs). Diese basieren auf den Einschätzungen folios mit Blick auf Return und Risiko unserer Ökonomen zu zentralen Makrovaria blen und berücksichtigen Bewertungsaspekte Für den Vergleich der beiden Portfolios nutzen der verschiedenen Anlageklassen. So wird wir das Return-Risiko-Verhältnis. Es misst den beispielsweise das aktuelle Niedrigzinsumfeld Return einer Wertanlage pro Risikoeinheit. mit den extrem hoch bewerteten Staatsanlei Damit können Aussagen dazu getroffen wer hen angemessen reflektiert. In einem zweiten den, welches Portfolio besser abschneidet (also Schritt führen wir die Analyse mit historischen einen höheren Return im Verhältnis zur Vola Ertragsschätzern10 durch, wohl wissend, dass tilität aufweist). das Zinsniveau in früheren Jahren ein anderes gewesen ist und viel höhere Zinserträge mög Bei der Returnerwartung arbeiten wir mit lich waren. Der Vorteil dieser Methode besteht unseren hauseigenen fundamentalen Kapital aber im geringen Einfluss subjektiver Ertrags marktprognosen (Horizont fünf Jahre, siehe erwartungen.11 10 Bei diesem Ansatz nutzen wir internationale Finanzmarktdaten seit 2001, um die Performance der Portfolios zu untersuchen. Bei den Annahmen zur Volatilität und Korrelation nutzen wir die historischen Daten ab 2001, weil dies ein bewährtes 11 Vorgehen ist und keine klar besseren Alternativen verfügbar sind. zum Inhaltsverzeichnis 21
Wege aus dem Home Bias: Welche Strategien Portfolios wirklich besser machen 3 Den Home Bias reduzieren – aber wie? Abbildung 6 Status-quo-Portfolio und Weltportfolio Gewichte innerhalb der Anlageklassen (in Prozent) Aktien Staatsanleihen Unternehmens- Unternehmens- anleihen (IG) anleihen (HY) 100 % 95 90 % 83 80 % 73 70 % 63 59 60 % 48 46 50 % 40 % 36 37 31 30 % 26 28 27 23 20 20 % 15 15 17 12 14 13 10 % 6 4 5 3 3 0% nd um r SA hw n d l te m r um e SA o r r o r la la ra ge de de ra r i r r au Eu Eu er ol ol Lä ke ro h e la U U ro r i än än ch or D D Eu üb ic in in Eu rip nl nl S- S- tw r ts Eu le le Pe U U eu en el el n- in in D hw r e Ke rig Sc Sc üb ■ Status-quo-Portfolio ■ Weltportfolio Quelle: Deutsche Bundesbank, J.P. Morgan, Union Investment; Stand: Januar 2020. Exkurs: Die fundamentalen Kapital- Basis der Prognose sind makroökonomische marktprognosen von Union Investment Inputgrößen, die einen fundamentalen Anker bilden. Im Kern sind dies langfristige Erwar Die Kapitalmarktprognose von Union Invest tungen zu Wachstum, Inflation und Leitzins ment basiert auf einer fundamentalen Metho in den Regionen der Welt. Quellen dafür sind de und bündelt die ökonomischen Erwartun beispielsweise der Volkswirtschaftliche Round gen des Hauses. Sie umfasst Anlageklassen table (VRT) des DZ Bank-Konzerns sowie der wie Aktien und Anleihen, aber auch Rohstoffe, World Economic Outlook des Internationalen Immobilien oder den Geldmarkt. Die Prognose Währungsfonds (IMF). Die Experten von Union gliedert sich in eine mittelfristige (fünf Jahre) Investment modellieren für jede Anlageklasse und eine langfristige Perspektive und berück einen erwarteten Total Return über die nächs sichtigt Experteneinschätzungen zu den Ent ten fünf Jahre über zwei Returnquellen. Erstens wicklungen des ersten Jahres des Erwartungs ist dies eine Rendite als der Teil des Ertrags, der horizonts. In einem neu entwickelten Prozess aus dem Einkommen der Anlageklasse resul werden die Prognosen erstellt und monatlich tiert; diese wird auf Basis aktueller Werte (zum aktualisiert, entsprechend wird auch die lang Beispiel Bondrenditen) oder historischer Mit fristige Kapitalmarktprognose jeden Monat telwerte (Dividenden und Rückkaufrenditen auf den neuesten Stand gebracht. sowie Rohstoff-Rollrenditen) ermittelt. Die zum Inhaltsverzeichnis 22
Wege aus dem Home Bias: Welche Strategien Portfolios wirklich besser machen 3 Den Home Bias reduzieren – aber wie? Abbildung 7 Status-quo-Portfolio im Vergleich mit dem Weltportfolio bei unterschiedlichen Returnannahmen Basis: 5-Jahres-Prognose Union Investment Basis: Prognose auf Grundlage historischer Returns Return p.a. Return p.a. 2,5 % Weltportfolio 5,1 % 4,74 %; 2,39 % 2,4 % 5,0 % Weltportfolio 4,74 %; 4,88 % 2,3 % Return-Risiko- 4,9 % Return-Risiko- Verhältnis Verhältnis 2,2 % steigt von 4,8 % steigt leicht von + 0,48 Pp. 0,43 auf 0,50 1,01 auf 1,03 Return p.a. 2,1 % 4,7 % + 0,38 Pp. Return p.a. 2,0 % 4,6 % 1,9 % Status-quo-Portfolio 4,5 % Status-quo-Portfolio 4,47 %; 1,91 % 4,47 %; 4,50 % 1,8 % 4,4 % 4,4 % 4,5 % 4,6 % 4,7 % 4,8 % 4,9 % 4,4 % 4,5 % 4,6 % 4,7 % 4,8 % 4,9 % Volatilität p.a. Volatilität p.a. Quelle: Union Investment. zweite Quelle ist der Kapitalertrag, der sich Erhöhung des Risikoprofils (Volatilität) einher. durch die Entwicklung der Wertanlage hin zum Diese ist allerdings so gering, dass es zu einer entsprechenden „Fair Value“ (den Marktwert) Verbesserung des Return-Risiko-Verhältnisses ergibt. Die „Fair Values“ werden wiederum über kommt. Auf Basis der 5-Jahres-Prognose von den makroökonomischen Anker modelliert. Union Investment steigt dieses Verhältnis von Durch diese Methodik ergeben sich Prognosen 0,43 im Status-quo-Portfolio auf 0,50 im Welt über die jeweiligen Erwartungshorizonte für portfolio. alle erfassten Anlageklassen, die mit histori schen Volatilitäten ergänzt werden (siehe Diese Ergebnisse lassen sich mit historischen Anhang, Abbildung 20). Returns verifizieren. Auf Basis dieses Ansatzes zeigt sich ein ähnliches Bild, allerdings auf erhöhtem Niveau: Das Weltportfolio liefert mit Vergleich der Portfolios hinsichtlich des 4,88 Prozent gegenüber 4,50 Prozent für das Return-Risiko-Verhältnisses Status-quo-Portfolio einen Mehrertrag bei moderat erhöhter Volatilität und verbessertem Das Weltportfolio weist höhere Returnerwar Return-Risiko-Verhältnis. tungen als das Status-quo-Portfolio auf. Das gilt sowohl für die Prognosen auf Basis histo Diese Differenz zwischen den historischen und rischer Returns als auch für die 5-Jahres-Prog vorausblickenden Prognosen liegt für beide nose von Union Investment auf deutlich unter Portfolios bei etwa 2,5 Prozentpunkten. Der schiedlichem Returnniveau (siehe Abbildung 7). Grund dafür ist, dass die UI-Prognose für die Auf Basis der 5-Jahres-Prognose erwarten wir nächsten fünf Jahre im aktuellen Niedrigzins für das Weltportfolio einen Return von 2,39 umfeld klar unterhalb der historischen Returns Prozent. Das Status-quo-Portfolio liefert auf der vergangenen 20 Jahre liegt. Historisch dieser Basis lediglich 1,91 Prozent. Mit der realisierte Returns sind insbesondere für die Internationalisierung vom Status-quo-Port Fixed-Income-Anlageklassen zukünftig nicht folio auf das Weltportfolio geht eine moderate zu erwarten. zum Inhaltsverzeichnis 23
Wege aus dem Home Bias: Welche Strategien Portfolios wirklich besser machen 3 Den Home Bias reduzieren – aber wie? Abbildung 8 Wirkung einzelner Internationalisierungsschritte Weltportfolio 2,4 % Lesebeispiel: Erhöhung des Gewichts von 2,3 % Staatsanleihen aus Schwellenländern um zwei Schritte (hier: von 1,5 % auf 3,1 %) Anlagen verbessern das steigert den erwarteten Return auf 2,05 % Return-Risiko-Profil 2,2 % Return p.a. und die Volatilität auf 4,55 %. 2,1 % 2,0 % 1,9 % Status-quo-Portfolio Anlagen verschlechtern das Return-Risiko-Profil 1,8 % 1,7 % 4,2 % 4,3 % 4,4 % 4,5 % 4,6 % 4,7 % 4,8 % 4,9 % Volatilität p.a. ■ Staatsanleihen USA ■ Unternehmensanleihen USA (HY) ■ Aktien Schwellenländer ■ Staatsanleihen Schwellenländer ■ Aktien USA ■ Status-quo-Portfolio ■ Unternehmensanleihen USA (IG) ■ Aktien übrige entwickelte Länder ■ Weltportfolio Hinweis: Jeder Punkt steht für einen Internationalisierungsschritt innerhalb der jeweiligen Anlageklasse. Quelle: Union Investment. Effekte einzelner Internationalisierungs- ten als „Heimregionen“ (Deutschland bzw. schritte auf das Return-Risiko-Profil Europa) klassifiziert, und deren Gewicht wird entsprechend reduziert. Die sieben internatio Das Weltportfolio stellt die Vorteile der Interna nalen Komponenten sind: Staatsanleihen USA, tionalisierung in einer Welt ohne Beschränkun Staatsanleihen Schwellenländer, Unterneh gen dar, etwa durch Regulierung. In der Praxis mensanleihen USA (Investment Grade und High haben institutionelle Investoren diesen Spiel Yield) und Aktien aus den USA, den übrigen raum aber in der Regel nicht (siehe Abschnitt entwickelten Ländern sowie den Schwellenlän 3.6). Um Vorteile gegenüber dem Status quo dern. Ausgehend vom Gewicht im Status-quo- zu realisieren, ist aber eine vollständige Interna Portfolio erhöhen wir jeweils das Gewicht der tionalisierung nicht notwendig. Auch einzelne sieben internationalen Komponenten in vier Schritte können das Portfolio verbessern. Schritten, bis das jeweilige Gewicht der Kompo nente im Weltportfolio erreicht ist. Für jedes Deshalb stellt sich die Frage, wie ein gegebenes der 28 Portfolios (sieben internationale Anlage Portfolio schrittweise internationalisiert wer klassen mal vier Schritte) werden die Auswir den kann und welche Auswirkungen Interna kungen auf das Return-Risiko-Profil anhand der tionalisierungsschritte in einzelnen Anlageklas fundamentalen Kapitalmarktprognose ermit sen und Regionen auf Return und Volatilität telt. Abbildung 8 zeigt die Ergebnisse der haben. Zu diesem Zweck stellen wir eine „Sen Sensitivitätsanalyse. sitivitätsanalyse“ an. Sieben der 13 Komponen ten aus dem Status-quo-Portfolio werden als Sechs der sieben internationalen Anlageklassen „internationale“ Komponenten ausgewählt, führen bei einer Erhöhung des Gewichts zu und deren Gewicht wird schrittweise erhöht. einer Verbesserung des Return-Risiko-Verhält Dagegen werden die sechs übrigen Komponen nisses (in Abbildung 8 sind dies alle Punkte, die zum Inhaltsverzeichnis 24
Wege aus dem Home Bias: Welche Strategien Portfolios wirklich besser machen 3 Den Home Bias reduzieren – aber wie? Abbildung 9 Wirkung einzelner Internationalisierungsschritte auf Return und Volatilität (bei 5-Jahres-Returnerwartungen) Differenzen in Return und Volatilität je Internationalisierungsschritt 0,8 Staatsanleihen Unternehmensanleihen Schwellenländer USA (IG) 0,6 Anlagen verbessern das Return-Risiko-Profil Differenz Return 0,4 Unternehmensanleihen 0,2 Aktien übrige USA (HY) Anlagen verschlechtern das entwickelte Länder Return-Risiko-Profil 0,0 Aktien USA Staatsanleihen USA Aktien Schwellenländer – 0,2 – 0,4 –1,0 –0,5 0,0 0,5 1,0 Differenz Volatilität Quelle: Union Investment. sich oberhalb der gestrichelten Linie befinden). Durch die unterschiedlichen Abweichungen Das ist besonders deutlich feststellbar bei zwischen Status-quo-Portfolio und Weltport Aktien aus den übrigen entwickelten Ländern folio mit Blick auf die Verteilungen innerhalb (zum Beispiel Japan und Großbritannien) sowie der einzelnen Anlageklassen sind auch die bei den US-Unternehmensanleihen im High- Schritte unterschiedlich groß, mit denen diese Yield-Bereich: Sie führen zu einer verbesserten Differenzen zwischen den Portfolios schließlich Returnerwartung und einer geringeren Vola überbrückt werden. So macht ein Internationali tilitätserwartung für das Gesamtportfolio. Die sierungsschritt bei Staatsanleihen aus den USA Verbesserung des Return-Risiko-Verhältnisses 3 Prozentpunkte aus, bei Aktien aus Schwellen ist also besonders deutlich. ländern sind es dagegen nur 0,31 Prozentpunk te. Entsprechend unterschiedlich sind auch die Staatsanleihen aus den Schwellenländern Auswirkungen der einzelnen Schritte hinsichtlich sowie US-Unternehmensanleihen (Investment Return und Volatilität. Die stärksten Verände Grade) liefern höhere erwartete Renditen und rungen bei der Volatilität resultieren aus Verän ein verbessertes Return-Risiko-Verhältnis für derungen bei den Staatsanleihen aus den USA: das Gesamtportfolio, allerdings bei erhöhter Pro Schritt sinkt die Volatilität um 0,62 Prozent Volatilität. Die Erhöhung des Anteils von Staats punkte. Die stärksten Veränderungen bei der anleihen aus den USA führt dagegen zu einer Returnerwartung erzeugen die Internationali niedrigeren Returnerwartung, aber auch zu sierungsschritte bei Staatsanleihen aus Schwel geringerer Volatilität. Im Ergebnis verbessert lenländern (plus 0,41 Prozentpunkte) sowie bei sich damit auch hier das Return-Risiko-Verhält US-Unternehmensanleihen (Investment Grade) nis relativ zum Status-quo-Portfolio. Ähnliche (plus 0,71 Prozentpunkte). Abbildung 9 zeigt die Ergebnisse erhalten wir, wenn wir historische Veränderungen in den einzelnen Anlageklassen Returnerwartungen statt der 5-Jahres-Prog pro Internationalisierungsschritt und die Aus nose von Union Investment nutzen. wirkungen auf das Return-Risiko-Verhältnis. zum Inhaltsverzeichnis 25
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