Wenn Ideen groß werdeN - Bundesverband Deutscher ...

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Wenn Ideen groß werdeN - Bundesverband Deutscher ...
Wenn Ideen
      g r o ß w e r deN

WAGNISKAPITAL
IN DEUTSCHLAND
Wenn Ideen groß werdeN - Bundesverband Deutscher ...
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INHALT

3        Danke

5        Gründer fördern heißt Venture Capital stärken
         Editorial | Ulrike Hinrichs, Geschäftsführerin, BVK

6        „Die Champions der Zukunft brauchen Venture Capital”
         Interview | Christophe Maire, Gründer, Serial Entrepreneur und Business Angel

8        IKT-Start-ups in Deutschland: Die Gründung funktioniert, das Wachstum weniger
         Grußwort | Prof. Dr. Tobias Kollmann, Inhaber Lehrstuhl E-Business und E-Entrepreneurship an der
         Universität Duisburg-Essen, Inhaber und Geschäftsführer netSTART Venture GmbH, Vorsitzender
         des Beirats „Junge Digitale Wirtschaft“ beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie

10       Neue Impulse für den Standort Deutschland
         Grußwort | Dr. Michael Liecke, Leiter, Referat Industrie und Forschung,
         Deutscher Industrie- und Handelskammertag e. V.

11       Business Angels: Auf gute Partnerschaft in der Finanzierungskette
         Grußwort | Dr. Ute Günther | Dr. Roland Kirchhof
         Vorstand, Business Angels Netzwerk Deutschland e. V. (BAND)

13       Wagniskapitalgeber und Start-ups sind wichtige Partner für ein funktionierendes Ökosystem
         Grußwort | Florian Nöll, Vorstandsvorsitzender, Bundesverband Deutsche Start-ups e. V.

15       Übersichtskarte

16       NEXT KRAFTWERKE GMBH
         Smarte Energie bündeln und vernetzen

18       MERCATEO AG
         Europas führende Beschaffungsplattform für Geschäftskunden

20       TAUSENDKIND GMBH
         Alles, was das Kind braucht

22       VOXELJET AG
         Drucken in 3D – Mit Beteiligungskapital zur Produktionstechnologie des 21. Jahrhunderts

24       ENOCEAN GMBH
         Batterielose Funktechnologie für energieeffiziente Gebäude und intelligente Systeme

26       AUPEO GMBH
         Musik für jeden Geschmack

28       JOULEX INC.
         Der Letzte macht das Licht aus

30       CEGAT GMBH
         Schnelle Gen-Diagnose zur individuellen Behandlung von Krankheiten
Wenn Ideen groß werdeN - Bundesverband Deutscher ...
32   SUBITEC GMBH
     Algen: Mikroskopisch kleine Multitalente

34   MISTER SPEX GMBH
     Vom Start-up zu Deutschlands größtem Online-Optiker

36   IMMATICS BIOTECHNOLOGIES GMBH
     Aktiv gegen Krebs

38   NOVOMIND AG
     Vorbild Chamäleon: Durch Anpassungsfähigkeit zum Technologieführer Europas

40   B2X CARE SOLUTIONS GMBH
     Vom Projektauftrag zur globalen Erfolgsstory

42   TURTLE ENTERTAINMENT GMBH
     Über sich hinauswachsen

44   C-LECTA GMBH
     Mit den Schätzen der Natur Premiumpartner der Industrie

46   FASHIONETTE (LUXURY FASHION TRADE GMBH)
     Vom Pionier zum Handtaschenchampion im E-Commerce

48   CRYOTHERAPEUTICS GMBH
     Neues System öffnet die Arterien

50   KLASTECH GMBH
     Nachhaltigkeit und Effizienzsteigerung in der Lasertechnologie

52   KNOWIS AG
     Schnelle, sichere und effiziente Arbeitsabläufe für Banken und Finanzdienstleister

54   NOVALED AG
     Erfolgreichster deutscher Venture Capital Trade Sale seit 2008

56   NOXXON PHARMA AG
     Mit Beteiligungskapital zu Arzneimitteln von morgen

58   MOVIEPILOT GMBH
     Filmbegeisterten eine Plattform geben

60   UNTERSTÜTZER

64   Impressum

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Wenn Ideen groß werdeN - Bundesverband Deutscher ...
D
    Der Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften bedankt sich herzlich bei den
    Verbandsmitgliedern, die diese Broschüre unterstützen:
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Venture Capital stärken                                                        Ulrike Hinrichs
   heißt
Gründer fördern

Am Anfang stehen die Idee und ein Team von Gründern, das den Erfolg fest im Blick hat. Mit einer Venture-Capital-Gesell-
schaft als Sparringspartner bekommen die Unternehmer Know-how und Kapital, um ihren Ideen Taten folgen zu lassen.
Viele erfolgreiche Start-ups hat die deutsche Gründerszene in den letzten Jahren hervorgebracht – einige davon finden Sie
in dieser Broschüre.

     Berlin gilt als Hauptstadt der Gründer, doch im ganzen Land entstehen neue Jungunternehmen, die Innovationen her-

B    vorbringen, neue Technologien entwickeln und den Fortschritt vorantreiben. Gerade im Bereich Medizintechnik und
     Life Science sind in Bayern und Baden-Württemberg regionale Zentren entstanden, Berlin hingegen ist der Hotspot
     für die digitale Wirtschaft. Auch viele Universitätsausgründungen sorgen hierzulande dafür, die Ergebnisse vielver-
     sprechender Forschungen in Produkte umzuwandeln, von denen jeder profitieren kann.

Die Politik hat den Gründerboom erkannt und sich im Koalitionsvertrag deutlich zu Venture Capital bekannt. Erste
Bundesländer starten Finanzierungsinitiativen, um die Start-ups finanziell zu fördern. Es bleibt zu hoffen, dass noch weitere
folgen, denn: Wer Gründer stärken will, muss auch Venture Capital stärken!

Im internationalen Vergleich hat Deutschland bei den Gründungsinvestitionen noch viel Potenzial. Bessere Rahmenbedin-
gungen würden dazu beitragen, mehr Investoren für deutsches Venture Capital zu gewinnen. Im Bereich der Anschluss-
finanzierungen nach der erfolgreichen Gründung benötigen die Jungunternehmer oft hohe finanzielle Mittel ab einer Mio. Euro,
um weiter wachsen zu können. Eine steuerlich attraktivere Anlageklasse Venture Capital würde mehr Investoren mobilisieren,
in Venture-Capital-Fonds zu investieren, und damit die Gründer in Deutschland stärken. Richtige regulatorische Vorgaben
sind hierfür die Voraussetzung.

D    Dass sich die Investitionen lohnen und dadurch viele neue junge Unternehmen entstehen, die sich mit ihren Produkten
     zu Marktführern entwickeln können, zeigen Beispiele wie das führende Kinofilm-Bewertungsportal Moviepilot.de, der
     Energiemanager JouleX und die 3-D-Druck-Experten Voxeljet. Die Förderung der Ideen ist schließlich auch langfristig
     von Nutzen, denn die Start-ups von heute sind der Mittelstand von morgen.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre!

Ihre Ulrike Hinrichs
Geschäftsführerin des BVK
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„Die Champions der Zukunft brauchen Venture Capital“
Interview mit Christophe Maire, Gründer, Serial Entrepreneur und Business Angel

                         C     CHRISTOPHE MAIRE STUDIERTE BUSINESS & ADMINISTRATION AN DER UNIVERSITÄT ST. GALLEN
                               UND BESUCHTE MANAGEMENT TRAINING PROGRAMME AN DER NYU STERN UND DER STANDFORD
                               GRADUATE SCHOOL OF BUSINESS. MAIRE IST DURCH SEINE JAHRELANGEN ERFAHRUNGEN ALS
                               ENTREPRENEUR, GRÜNDER UND CEO EXPERTE IM BEREICH KOMMUNIKATIONSTECHNOLOGIE MIT
                               DEM FOKUS AUF DIGITALE MEDIEN UND MOBILES INTERNET. ZUR ZEIT IST ER FOUNDER AND CHAIR-
                               MAN VON TXTR, DEM GLOBALEN E-BOOKS-DISTRIBUTOR. ZUDEM IST ER GRÜNDER VON GATE5 AG,
                               EIN UNTERNEHMEN, DASS NAVIGATIONSSYSTEME FÜR HANDYS ENTWICKELTE UND DAS ER IM
                               SOMMER 2006 AN NOKIA VERKAUFTE. CHRISTOPHE MAIRE WAR AUSSERDEM MITBEGRÜNDER DER
                               PLAZES.COM, DAS 2008 EBENFALLS VON NOKIA GEKAUFT WURDE, SOWIE VON PHONEDECK, EYEEM
                               UND MONOQI. AKTIV IN DER BERLINER TECH-SZENE BETEILIGT, WIRKTE ER ALS EARLY STAGE
                               INVESTOR BZW. BOARD MEMBER BEI BRANDS4FRIENDS, STUDIVZ, PLISTA, BARCOO, READMILL,
                               APPAWARE, TOOSTEP UND SOUNDCLOUD MIT.

1. WAS WAR IHRE MOTIVATION, IHR ERSTES EIGENES UNTERNEHMEN ZU GRÜNDEN?
Die Lust am Gestalten hat mich schon früh dazu gebracht, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Außerdem motiviert mich
der Gedanke, Innovation voranzutreiben.

2. IHRE UNTERNEHMEN WAREN ODER SIND AUCH MIT WAGNISKAPITAL FINANZIERT. WARUM HABEN SIE SICH
   DAFÜR ENTSCHIEDEN UND WELCHEN BEITRAG LEISTETEN VCS FÜR DEN ERFOLG DER UNTERNEHMEN?
Venture Capital ist als einziges Finanzinstrument in der Lage, Durchbruch-Innovationen (also nicht rein Incremental Inno-
vation) umzusetzen. Dank Venture Capital kann sich ein Unternehmen zwei bis drei Jahre auf die Produktinnovation
konzentrieren. Auch deshalb ist es so dramatisch, dass es so wenig Venture Capital in Europa gibt.

3. WIE ANDERE ERFAHRENE GRÜNDER SIND SIE INZWISCHEN ALS VENTURE-CAPITAL-GEBER UNTERWEGS.
   WAS HAT SIE ZU DIESEM SCHRITT BEWOGEN?
Das geschah mehr aus Berufung als aus Kalkül. Alle Zeichen sprechen dafür, dass die nächsten 15 Jahre besonders fruchtbar
werden. Das wollte ich einfach mitgestalten. Die „Champions” der Zukunft entstehen heute. Wir befinden uns in einer beson-
deren Phase des Umbruchs, wo viele Industrien, die wertschöpfen, neu erfunden werden.

4. WO SEHEN SIE DEUTSCHLAND IM INTERNATIONALEN VERGLEICH IM HINBLICK AUF DAS
   GRÜNDUNGSGESCHEHEN?
Es gibt eine enorme Kluft zwischen dem unternehmerischen Potential in diesem Land und den vorhandenen Supportstruk-
turen. Gleichzeitig gibt es eine neue Generation von deutschen Unternehmern, die vergleichbar mit der in den USA ist.

5. WAS KANN DIE DEUTSCHE START-UP-SZENE MACHEN, UM AUFZUHOLEN?
Vielleicht braucht es in Deutschland eine Venture-Capital- und Innovationsinitiative wie in Israel in den 90ern oder derzeit
in Großbritannien. Es ist auf jeden Fall erstaunlich, wie wenig die strategische und gesellschaftliche Bedeutung der Digita-
lisierung ernst genommen wird. Die Supportstrukturen, also Venture Capital und Venture-Capital-Know-how sind um den
Faktor 10 schwächer als in den USA.
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Christophe M
                                                        aire

6. IN WELCHEN TECHNOLOGIEFELDERN SEHEN SIE DEUTSCHLAND FÜHREND BZW. BESONDERS
   WETTBEWERBSFÄHIG?
Es gibt kaum Felder, wo Deutschland nicht global wettbewerbsfähig sein könnte. Talent und unternehmerische Kraft sind
vorhanden. Was fehlt, sind die Supportsysteme bis hin zur IPO-Infrastruktur, die ein erfolgreiches Ökosystem ausmachen.

7. WELCHE ANSATZPUNKTE SEHEN SIE, UM DER GRÜNDERSZENE IN DEUTSCHLAND IMPULSE
   ZU VERLEIHEN?
Mehr Anerkennung für die positive Kraft von Unternehmertum muss her.

8. WENN SIE WÜNSCHE AN DIE POLITIK HÄTTEN, WELCHE WÄREN DAS?
Mehr Umsetzungswillen. Alle bisherigen Anstrengungen erscheinen mir sehr halbherzig, wenn man betrachtet, was auf dem
Spiel steht.

9. WO SEHEN SIE DEUTSCHLAND IN BEZUG AUF DIE START-UP-SZENE UND DEN VENTURE-CAPITAL-MARKT
   IN EINIGEN JAHREN?
Das Entstehen einer kritischen Masse an Gründungen mit globalen Ambitionen gibt Anlass zur Hoffnung. Wir spielen heute
international betrachtet leider noch in der Kreisliga. Aber die Spieler sind hungrig, und jedes Jahr werden wir besser.
Wenn Ideen groß werdeN - Bundesverband Deutscher ...
P     PROF. DR. TOBIAS KOLLMANN
                                                                    IST INHABER DES LEHRSTUHLS FÜR E-BUSINESS UND
                                                                    E-ENTREPRENEURSHIP AN DER UNIVERSITÄT DUISBURG-
                                                                    ESSEN, INHABER UND GESCHÄFTSFÜHRER DER NETSTART
                                                                    VENTURE GMBH SOWIE VORSITZENDER DES BEIRATS
                                                                    JUNGE DIGITALE WIRTSCHAFT IM BUNDESWIRTSCHAFTS-
                                                                    MINISTERIUM.

IKT-Start-ups in Deutschland:
Die Gründung funktioniert, das Wachstum weniger
Auf die Frage, wie denn nach der Bundestagswahl so die aktuelle Stimmung unter den jungen IKT-Gründern in Deutschland
ist, habe ich unlängst in einem Interview für deutschland.de ohne Zögern geantwortet: „Die Stimmung ist allgemein gut!“
Und das aus gutem Grund, denn Junge Gründer auch und insbesondere in der IKT-Branche sind zu einem zentralen Thema
in der Wirtschaft, der Gesellschaft und in der Politik geworden. Sie sind ein wesentlicher Innovationstreiber und sichern die
Wettbewerbsfähigkeit von Deutschland in der Zukunft. Schon heute lassen sich zahlreiche Impulse für den Arbeitsmarkt
nachweisen und junge Unternehmen bieten viel Potenzial für den aufstrebenden Nachwuchs, aber auch den dynamischen
Manager mit Berufserfahrung.

     Der Standort Deutschland zeichnet sich vor diesem Hintergrund durch eine sehr gute Infrastruktur, qualifizierte

D    Arbeitskräfte, eine hohe Binnennachfrage mit zugehöriger Kaufkraft sowie geregelte rechtliche Rahmenbedingungen
     für Unternehmen und Geschäftsprozesse aus. Das alles bildet ein gutes Umfeld, um auch junge IKT-Unternehmen
     wachsen zu lassen. Ein wesentliches Problem ist jedoch die Tatsache, dass unser Ausbildungssystem immer noch zu
sehr auf das Angestelltenwesen ausgerichtet ist. (E-)Entrepreneurship muss zu einem Kernfach in Schule und Hochschule
werden, damit aus dem Land der Dichter und Denker auch ein Land der Unternehmer wird. Und wir brauchen Unternehmer
und eben keine Unterlasser in Deutschland, wenn wir in Zukunft weiter im internationalen Wettbewerb mitspielen wollen!

Ein weiteres Problem ergibt sich im Bereich der Finanzierung, wenn insbesondere in der späteren Wachstumsphase ein
höherer Kapitalbedarf adressiert wird. Während wir am Anfang in der Seedphase inzwischen über Business Angels und
Inkubatoren relativ gut ausgestattet sind, kann man große Venture-Capital-Runden in der Wachstumsphase in Deutschland
kaum beobachten. Hier gilt es, neue Impulse zu setzen. Denn nur, wenn wir mit passenden Finanzierungsinstrumenten und
großen VC-Fonds auch aus Deutschland heraus dieses Wachstum für junge Unternehmen stemmen können, wird es uns
gelingen, auch weiterhin die Weltmarktführer von morgen zu entwickeln. Diese sucht man bislang im IKT-Bereich allerdings
vergeblich. Die fünf größten US-Internet- bzw. IT-Firmen (Apple, Facebook, Google, Amazon, eBay) haben einen nahezu
gleichen Börsenwert, wie die meisten deutschen DAX30-Unternehmen zusammen. Entsprechend muss es uns auch in
Deutschland einmal gelingen, ein IKT-Unternehmen richtig groß zu finanzieren. Die Alternative wäre für IKT-Gründer ein
zu früher Verkauf des Unternehmens oder der eigenen Anteile an ausländische Investoren oder Konkurrenten, womit die
eigene Selbstständigkeit oftmals aufgegeben wird.

     Vor diesem Hintergrund hat der Beirat Junge Digitale Wirtschaft (BJDW 2013) im Bundeswirtschaftsministerium fest-

V    gestellt, dass es dem deutschen Start-up-Ecosystem erheblich an Wachstumskapital mangelt. Gemeint ist damit die
     Finanzierung von erwachsenen Start-up-Unternehmen, die ihr Geschäftsmodell mindestens in Deutschland bereits
     erfolgreich bewiesen haben und nun international expandieren möchten. Dabei handelt es sich um jene vorbörsliche
     Finanzierungsstufe, die darüber entscheidet, ob aus einem Start-up ein großes mittelständisches Unternehmen oder
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Prof. dr . Tobia
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sogar mehr entsteht. Der BJDW regt entsprechend die Etablierung von drei Spätphasenfonds mit einem Volumen von 250
bis 500 Mio. Euro mit dem Bund in einer Vorreiterrolle an, um das mögliche fehlende Vertrauen privater Investoren bereits
in der Anfangsphase zu reduzieren, indem er zum einen selbst investiert und zum anderen um Investoren wirbt. Der Bund
soll hierzu jeweils die Hälfte einer Fondseinlage leisten (150 - 250 Mio. Euro pro Fonds) und in der Privatwirtschaft für das
Bereitstellen der zweiten Hälfte werben.

Auch die Gewinnung von Fachkräften als Humankapital stellt immer noch ein Problem sowohl für die Gründungs- als auch
die Wachstumsphase dar, denn die Ausbildungssysteme an Schulen und Hochschulen produzieren gerade in den MINT-
Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) zu wenig Absolventen für den heimischen Arbeits-
markt. Hier gilt es, die Qualifikation der Fachkräfte in Aus- und Weiterbildung in den benötigten Bereichen zu stärken, mit
klaren und einheitlichen Abschlüssen zu versehen und gleichzeitig den Talenten aus dem Ausland einen einfachen Weg
nach Deutschland zu bereiten, um deren Wertschöpfung für heimische Unternehmen zu nutzen. Deutschland hat das Poten-
zial, nicht nur dem eigenen Nachwuchs eine Zukunft in jungen Wachstumsbranchen zu bieten, sondern auch weltweit eine
Heimat für (E-)Entrepreneure und qualifizierte Fachkräfte zu werden.

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      Der BJDW empfiehlt für diesen Bereich beispielsweise Maßnahmen im Spektrum der Durchführung von IT-Roadshows
      in Schulen, der Förderung eines positiven Rollenbildes des Unternehmers im Sozial- und Politikunterricht, der besseren
      Ausstattung und Förderung von Programmier- und Informatik-Unterricht, der Ausweitung einer Vermittlung von BWL-
      Grundkenntnissen im Lehrplan sowie der Förderung von Schülerfirmen bzw. Grundlagen für spätere Unternehmens-
      gründungen. Sicherlich können diese Empfehlungen ein Ansatzpunkt sein.

Unabhängig davon, welche Maßnahmen konkret ergriffen werden, muss ein Zusammenspiel zwischen den Faktoren Start-up-
Gesellschaft, Start-up-Infrastruktur, Start-up-Unterstützung, Start-up-Finanzierung und Start-up-Wachstum gewährleistet
sein. Venture Capital ist dabei ein zentrales Element und solange IKT-Start-ups in den USA in der Hälfte der Zeit mit dem
x-fachen mehr an Start- und später mit Wachstumskapital ausgestattet werden als in Deutschland, laufen wir als Standort
hinterher. Warum? Weil Venture Capital das Hauptinstrument für die Schaffung von disruptiven IKT-Unternehmen ist. Davon
gibt es in Deutschland insgesamt jedoch zehnmal weniger als in den USA. Das muss sich in Zukunft ändern, wenn Deutsch-
land wirklich ein (IKT-)Gründerland werden will!

QUELLEN:
BJDW – Beirat Junge Digitale Wirtschaft (2013): BJDW Ergebnisbericht 01/13, Berlin. Abrufbar unter: http://www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/B/beirat-jubge-
digitale-wirtschaft-handlungsempfehlungen,property=pdf,bereich=bmwi2012,sprache=de,rwb=true.pdf.
Neue Impulse für den Standort Deutschland

               DR. MICHAEL LIECKE IST
         D     LEITER DES REFERATS
               INDUSTRIE UND FORSCHUNG
               DIHK | DEUTSCHER INDUSTRIE-
               UND HANDELSKAMMERTAG E. V.
                                                                                 Dr . Michael Liecke

T    Traditionsreiche Unternehmen sind die Stützpfeiler der deutschen Wirtschaft. Gerade Mittelständler avancieren mit
     ihren Spezialprodukten oftmals zu Weltmarktführern und machen „Made in Germany“ zu einem Qualitätsgarant. Und
     auch junge Unternehmer beweisen mit ihrer Kreativität und ihrem Innovationsgeist, dass der Wirtschaftsstandort
     Deutschland spannende Perspektiven eröffnet. Deutsche Gründer entwickeln innovative Technologien und Dienstleis-
tungen, die weltweit vermarktet werden. Die erfolgreiche Arbeit der Start-ups zieht nicht nur das Interesse deutscher,
sondern auch internationaler Wagniskapitalgeber auf sich. Dennoch: Es gibt viel ungenutztes Potenzial, denn Global Player
wie Google, Facebook, eBay oder Amgen hat Deutschland bisher noch nicht hervorbringen können.

       Schnell wachsende und international agierende Unternehmen in neuen Technologiefeldern, z. B. IKT und Biotechno-

S      logie, kommen noch zu selten aus Deutschland – das sollte uns eine deutliche Warnung sein. Gerade vor dem Hinter-
       grund des sich verstärkenden Wettbewerbsdrucks in etablierten Industrien wächst die Bedeutung solcher Unternehmen
       für die Zukunft des Standortes. Ein zentraler Grund für das schlechte Abschneiden beim Blick auf international erfolg-
reiche junge Unternehmen ist der Mangel an Wagniskapital in Deutschland. So wurden im Jahr 2013 673 Mio. Euro Wagnis-
kapital in Start-ups investiert (ca. 0,02 Prozent des BIP). In den USA hingegen konnten junge innovative Unternehmen
ca. 27 Mrd. Dollar (ca. 0,17 Prozent des BIP) Venture Capital aufnehmen. Das liegt auch am mangelnden Rechtsrahmen und
an zu restriktiven Regelungen im Steuerrecht. Es gibt in Deutschland immer noch keine Rechtssicherheit hinsichtlich der
Einstufung von Venture-Capital-Fonds als „vermögenverwaltend“. Damit kann das Risiko einer Doppelbesteuerung – des
Investors und des Fonds – nicht ausgeschlossen werden. Das wirkt abschreckend auf insbesondere internationale Investoren.
Daneben macht die Einschränkung des Verlustvortrags (§ 8c KStG, sog. Mantelkaufverbot) Investitionen gerade in junge
innovative Unternehmen unattraktiver, weil Verluste aus der Startphase bei Eigentümerwechseln nicht ausreichend steuer-
lich berücksichtigt werden. Eine Verbesserung dieser beiden Rahmenbedingungen hat aus Sicht des DIHK daher große Bedeu-
tung für die Zukunftssicherung des Innovationsstandortes Deutschland und würde der Gründerszene und dem Wagnis-
kapitalmarkt neue Impulse verleihen.

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D     DR. UTE GÜNTHER UND
                          DR. ROLAND KIRCHHOF SIND
                          VORSTANDSMITGLIEDER DES
                          BUSINESS ANGELS NETZWERKES
                          DEUTSCHLAND E.V. (BAND)

                                                                                 DR . Ute Günther
                                                                                                                               DR . Roland kirchhof

             Business Angels: Auf gute Partnerschaft in der Finanzierungskette

             Business Angels sind aus der Finanzierung junger innovativer Unternehmen nicht mehr wegzudenken. Traditionell investieren
             sie eher am Anfang der Finanzierungskette der Unternehmen. Damit ist es meist die risikoreichste, ganz frühe Phase, in der
             Business Angels den Gründern Beteiligungskapital zur Verfügung stellen. Mit ihrem unternehmerischen Know-how stehen sie
             zusätzlich den Gründern hilfreich zur Seite (zwei Flügel!). Der vom Bund gewährte „INVEST-Zuschuss für Wagniskapital“ von
             20 Prozent bis zu einer Investitionssumme von 250.000 Euro stabilisiert und verstärkt das Engagement von Business Angels
             gerade in der Seed-Phase.

                                                    Wachstum beginnt mit Mut,
                                                    Vertrauen – und mit Kapital.
                                                    In einer perfekten Welt hört Unternehmens-
                                                    wachstum niemals auf. Wir sind dabei: ob beim
                                                    Erschließen von Finanzierungsquellen und Märk-
                                                    ten, bei der Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit,
                                                    beim Ausbau nachhaltiger Strukturen sowie der
                                                    Schaffung von Transparenz durch verlässliche
                                                    Unternehmensinformationen und belastbare
                                                    Zahlen. Mehr über EY unter
                                                    www.de.ey.com

„EY“ und „wir“ beziehen sich auf alle deutschen Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global Limited, einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht. ED 1015.
N
     Neuere Zahlen des High-Tech Gründerfonds, aber auch des ERP Startfonds der KfW, belegen, dass sich der Investi-
     tionsfokus von Business Angels, zumindest des vermögenderen Teils von ihnen, erweitert. Als Partner dieser Fonds
     sind Business Angels bis zu einem Drittel der Beteiligungsfälle auch an A-, B- und sogar C-Runden beteiligt.

Venture-Capital-Gesellschaften können somit auf zweierlei Weise gemeinsam mit Business Angels in Unternehmen inves-
tieren: entweder indem sie fondsgestützt parallel zu diesen junge Unternehmen finanzieren (sowohl in der Seed-Phase als
auch in späteren Runden) oder Anschlussfinanzierungen übernehmen. Neben der Kapitalbereitstellung unterstützen auch sie
die Gründer mit unternehmerischer Expertise und Erfahrung.

V    Venture-Capital-Gesellschaften und Business Angels sind keine Konkurrenten, sondern echte Partner, weil ihre Interessen
     grundsätzlich ähnlich gelagert sind. Ihre Aktivitäten ergänzen sich. Auch in der Finanzierungskette, in der die Finanzierung
     eines Investors auf den Leistungen und Unterstützungsmaßnahmen des jeweils anderen für das Start-up aufbaut, sind sie
     aufeinander angewiesen. Eine Erstfinanzierung durch den Business Angel führt nicht weiter, wenn die notwendige
Folgerunde ausbleibt. Umgekehrt setzt eine Folgerunde voraus, dass das Gründungsunternehmen mit Hilfe der Erstfinanzie-
rung erste Meilensteine erreicht hat.

Der kooperative und faire Umgang aller Beteiligten ist daher ein entscheidender Faktor für den gemeinsamen Erfolg. Diese
Erkenntnis setzt sich erfreulicherweise immer mehr durch. Weil in der oft komplexen Finanzierungskette die Glieder in der
Zeitabfolge ineinandergreifen, haben alle ‒ und vor allem das Gründungsunternehmen ‒ ein Interesse daran, dass die Kette
nicht reißt. Deswegen müssen aber auch alle Investitionsformen Rahmenbedingungen vorfinden, die im internationalen
Vergleich standhalten können. Das gilt für Venture-Capital-Fonds gleichermaßen wie für Business Angels.

     weitnauer
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                                                                        Transactions
                                                                                       Technology

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             innovativer Unternehmen beim                                                               www.weitnauer.net
              Einstieg in die Beteiligung
                                                                                                      Finance

               (Due Diligence, Beteiligungs-
               verträge, Buy Outs)
              Management der Beteiligung
               (Schutz und Verwertung
               geistigen Eigentums)
              Ausstieg aus der Beteiligung
               (M&A-Transaktionen)

             München | Berlin | Heidelberg | Hamburg | Düsseldorf

12
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FLORIAN NÖLL IST VORSTANDS-
    F    VORSITZENDER DES BUNDESVERBANDES
         DEUTSCHE START-UPS E. V.

                                                                     Florian Nöll

Wagniskapitalgeber und Start-ups
sind wichtige Partner für ein funktionierendes Ökosystem
Start-ups sind junge, wachstumsorientierte Unternehmen auf der Suche nach einem nachhaltigen und skalierbaren
Geschäftsmodell. Um Ideen schnell umzusetzen und die dazu notwendigen logistischen, personellen und technischen
Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen, brauchen Start-ups Kapital. Fremdkapital scheidet in einer frühen Unterneh-
mensphase für die Gründer oft aus. Regelmäßig erfolgt diese Finanzierung dann über Business Angel und Venture-Capital-
Investoren.

O    Ohne Venture Capital gibt es keine Start-ups. Diesen Aspekt muss man sich bei allen Handlungen und Regulierungen
     vor Augen führen. Wer die jungen innovativen Unternehmen in Deutschland unterstützen will, muss sich für einen
     funktionierenden Wagniskapitalmarkt einsetzen.

Die Antworten der im Bundestag vertretenen Fraktionen auf unsere Wahlprüfsteine zeigen uns, dass der Zusammenhang
zwischen erfolgreichen Start-ups und Wagniskapital der Politik durchaus bewusst ist:

„Für Existenzgründer wollen wir den Zugang zu Wagniskapital erleichtern, mit dem sich Investoren an jungen Unternehmen
beteiligen“ (CDU/CSU).

„Der Zugang zu Finanzierungsmitteln ist ein Schlüsselfaktor für die Wettbewerbsfähigkeit und das Wachstum junger inno-
vativer Unternehmen“ (SPD).

„Start-ups verfügen meist nicht über genügend Eigenmittel und haben keinen ausreichenden Zugang zu Kreditlinien und
anderen klassischen Finanzierungsformen“ (LINKE).

D    „Damit mehr Innovationen tatsächlich umgesetzt werden, sind international attraktive Bedingungen für Wagniskapital
     notwendig und die rechtlichen Rahmenbedingungen für Wagniskapital neu zu ordnen“ (Bündnis 90 / Grüne).

„Neben der Kreditvergabe ist der Einsatz von privatem Kapital einschließlich Wagniskapital Kerntreiber von Innovation und
Wirtschaftswachstum“ (FDP).

Start-ups brauchen starke Partner für die Finanzierung ihrer innovativen Geschäftsideen. Als Bundesverband Deutsche Start-
ups e. V. setzen wir uns daher gemeinsam mit dem Bundesverband der Kapitalbeteiligungsgesellschaften dafür ein, in
Deutschland ein exzellentes Start-up-Ökosystem zu schaffen.
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Übersicht ...
... der Standorte der Unternehmen, die in dieser Broschüre vorgestellt sind.

                                                       Hamburg

                                                                                        BERLIN
                                                                                             N

                                                                                       Leipzig
                     Duisburg
                         b
                 Düsseldorff
                 Köln
                                                 Kassel                                Dresden

                                                                       Regensburg

                                             Stuttgart
                                                tt t
                                                                      dbergg
                                                                  Friedberg

                                            Tübingen
                                                                                  München
                                                                                    nchen

                                                                               Oberhaching
E
     Es ist die zentrale Herausforderung der Energiewende:         Energien aus kleinen Stromerzeugungsanlagen. Zusätzlich
     Wie können die sehr volatilen Erneuerbaren Energien           agiert Next Kraftwerke als spezialisierter Stromhändler für
     wie Wind- und Solarenergie erfolgreich mit herkömm-           Erneuerbare Energien am Spotmarkt der Strombörse EEX.
     lichen Stromproduzenten im freien Markt konkurrieren          Es konnten bereits mehrere Großkunden gewonnen werden
und gleichzeitig die Stromnetze stabil gehalten werden?            und wir sehen hier absoluten Bedarf und großes Potenzial“,
Next Kraftwerke GmbH aus Köln hat die Antwort auf diese            so Klaus Lehmann, Senior Investment Manager beim HTGF
Frage. Das 2009 gegründete Unternehmen hat durch den               zur Investmententscheidung.
Aufbau eines der größten virtuellen Kraftwerke Deutsch-
lands – genannt Next Pool – Regelenergiekapazitäten                Mitgründer Schwill sieht im Engagement des HTGF einen
geschaffen, ohne dafür in teure Anlagen zu investieren. In         wichtigen Beitrag zum Gelingen des Unternehmens: „Der
diesen virtuellen Kraftwerken sind Biogas-, Biomasse-,             HTGF brachte einen großen Vertrauensvorschuss in den
Kraft-Wärme-Kopplungs-, Wasserkraft-, Windkraft- und               ersten Finanzierungsrunden mit, der uns sehr geholfen hat.
Solaranlagen zusammengeschlossen.                                  Sein langfristig ausgelegtes Denken passt sehr gut in unsere
                                                                                                   Strategie, da der Aufbau
„Wir sind davon überzeugt,                                                                         eines virtuellen Kraftwerks
dass der Strombedarf in
                                  NEXT KRAFTWERKE GMBH:                                            aus vielen kleinen dezentra-
Deutschland zu 100 Prozent
aus Erneuerbaren Energien              SMARTE ENERGIE                                              len Erzeugern eine Aufgabe
                                                                                                   ist, die nicht in wenigen
gedeckt werden kann. Unser                                   BÜNDELN UND                           Monaten zu bewältigen ist.
flexibler, bedarfsorientierter
Einsatz von Erneuerbaren                          VERNETZEN                                        Außerdem war der HTGF
                                                                                                   als Public-Private-Partner-
Energien verbunden mit ent-                                                                        ship eine gute Ergänzung zu
sprechendem technischen Know-how und professionellem               unseren privaten Investoren.“ Neben dem HTGF sind auch
Stromhandel ist der Schlüssel”, erläutert Hendrik Sämisch,         Neuhaus Partners und einige Business Angels mit an Bord.
Geschäftsführer und Gründer der Next Kraftwerke GmbH.
Das Start-up ist eine Ausgründung aus dem Energiewirt-
schaftlichen Institut an der Universität zu Köln (EWI). Die bei-   ERSTKLASSIGE IT FÜR STROM DIREKT-
den Gründer und Geschäftsführer Hendrik Sämisch und                VERMARKTUNG UND STROMNETZBETREIBER
Jochen Schwill überzeugten 2010 den High-Tech Gründer-             Next Kraftwerke ist auf mehreren Märkten unterwegs –
fonds (HTGF) und gewannen ihn als Leadinvestor. „Next              ein großer Vorteil des Geschäftsmodells. Im Bereich der
Kraftwerke vernetzt, steuert und vermarktet Erneuerbare            Direktvermarktung von Strom aus Erneuerbaren Energien

16
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ermöglicht das Unternehmen kleinen, dezentralen Strom-
erzeugern am Markt teilzunehmen. Das gelingt über eine
individualisierte Leittechnik, die Erzeuger und Verbraucher
miteinander verbindet. Die gebündelte Erzeugungs- und
Reservekapazität der vernetzten dezentralen Anlagen wird
dann auf den Strommärkten gehandelt. Durch das von Next
Kraftwerke umgesetzte Marktprämienmodell kann ein Preis-
aufschlag gegenüber der fixen EEG-Vergütung erzielt werden,
was für den einzelnen, kleinen Stromanbieter von großem
Vorteil ist. Durch die Vernetzung der Anlagen im virtuellen
Kraftwerk kann außerdem der produzierte bzw. zurückgehal-
tene Strom als Flexibilitätsreserve auf dem Regelenergiemarkt
zu attraktiven Preisen angeboten werden. Das entwickelte
Preisprognosemodell ermöglicht höchste Kundenerlöse im

                                                                   Jochen Schwill
                                                                             Hendrik Sämisch

Wettbewerb. Für seine bisherige Entwicklung erhielt das Unter-
nehmen bereits mehrere Preise, darunter zuletzt den Innova-
tionspreis-IT der Initiative Mittelstand in der Kategorie
Storage/Netzwerke.

    Inzwischen sind über 1.000 Kundenanlagen im virtuellen

I   Kraftwerk Next Pool integriert – vom Biogasbauern bis zu
    Windprojektierern. Zukünftig zielt Next Kraftwerke auch
                                                                 ÜBERSICHT

    auf neue Märkte, etwa auf die Integration großer Strom-
                                                                 STANDORT => KÖLN
verbraucher aus Gewerbe und Industrie (Demand Side               GRÜNDUNGSJAHR => 2009
Management) und den Aufbau eines virtuellen Kraftwerks in        MITARBEITERZAHL => 60
Österreich.                                                      UMSATZ => 35,6 MIO. EURO (2012)
                                                                 INVESTOREN => HIGH-TECH GRÜNDERFONDS,
                                                                 NEUHAUS PARTNERS, BUSINESS ANGELS
                                                                 BETEILIGUNGSZEITRAUM => SEIT 2009
Über 3.000 Bestellungen an einem Tag. Durchschnittlich          Der Geschäftskunde loggt sich als Besteller ein. Danach gibt
8.000 neue Kunden in einem Monat! Wo es das gibt? Im            er seine Wünsche mit konkreter Produktbezeichnung oder
Internet. Bei Mercateo, Europas führender Beschaffungs-         über die Suchfunktion ein oder er stöbert in den verschiede-
plattform für Geschäftskunden, die täglich hunderttausend-      nen Sortimenten. Nun sucht die Plattform das passende
mal besucht wird. Dort finden sie in verschiedenen Produkt-      Angebot bei den gelisteten Handelspartnern. Blitzschnell
kategorien ein umfangreiches Angebot, z. B. Büromaterial,       bekommt der Kunde eine Auswahl vorgestellt. Jetzt muss er
IT- sowie Laborbedarf oder Betriebs- und                                                              sich nur noch ent-
Lagerausstattung. Das Sortiment ist nicht      MERCATEO AG:                                           scheiden, ob er die
nur breit gefächert und deckt den allgemei-                                                           Ware zum günstigs-
nen Geschäftsbedarf und spezialisierten
Fachbedarf ab, sondern bietet auch in exoti-
                                                EUROPAS FÜHRENDE                                      ten Preis oder mit
                                                                                                      dem schnellstmög-
schen Kategorien eine erhebliche Produkt-
                                                   BESCHAFFUNGSPLATTFORM                              lichen Liefertermin
vielfalt. Kopierpapier gehört genauso zum
                                                                FÜR                                   möchte. Über 600
Warenkatalog wie Schweißer-Schutzbrillen,
                                                  GESCHÄFTSKUNDEN                                     Handelspartner bie-
Kleiderbügel, Wundkompressen oder Kekse                                                               ten ihre Waren von
für den Konferenzraum. Ein gewinnbringendes Geschäft:           über 15.000 Herstellern bei Mercateo feil. So kommt ein
Durchschnittlich 150 Mrd. Euro geben deutsche Unterneh-         unglaubliches Angebot von über acht Millionen Artikeln
men jährlich für diese sogenannten B- und C-Teile aus. Das      zustande, das täglich weiter wächst.
sind Güter, von denen Unternehmen mittlere bis hohe Stück-
zahlen benötigen, die aber vom Einkaufswert vergleichs-
weise niedrig sind. In diesem Markt hat sich Mercateo auf
die Beschaffung von C-Teilen spezialisiert. Das sind Artikel,
                                                                D    Der Clou für Mercateo-Besteller: Sie haben eine
                                                                     Bestelladresse und einen Ansprechpartner für die kom-
                                                                     plette Abwicklung der Bestellung. Neben Markenarti-
die nur selten oder einmalig bestellt werden, wie zum Bei-           keln wie Büromaterial von Sigel oder Süßwaren von
spiel eine Parkplatzabsperrung für den Vorstand.                Haribo sind auch jede Menge Whitelabel-, Regional- und
                                                                Spezialanbieter vertreten. Die Sortimentstiefe lässt sich gut
E-Commerce-Anbieter gibt es wie Sand am Meer. Viele             am Beispiel des Suchworts „Schraube“ illustrieren: Von A
davon sind nach kurzer Zeit wieder von der Bildfläche ver-       wie Augen- über M wie Maden- bis zu Z wie Zylinder-
schwunden. Was macht Mercateo so erfolgreich? Primäre           schraube gibt es unzählige Varianten, die unter dem Stich-
Zielgruppe von Mercateo ist der Mittelstand. Kleine und mit-    wort lieferbar sind.
telgroße Unternehmen können mit Hilfe des virtuellen
Marktplatzes ihr Einkaufsmanagement professionalisieren.
Mit Mercateo werden das Wälzen dicker Produktkataloge           MERCATEO LIEFERT ALLES, WAS DAS HERZ BEGEHRT
und der langwierige Vergleich von Preisen und Lieferbedin-      Auch „exotische“ Wünsche werden bei Mercateo erfüllt. Der
gungen von verschiedenen Anbietern überflüssig. Das              Kunde findet so beispielsweise Druckerkartuschen, die im
erleichtert den Einkauf enorm. Insbesondere bei Selbststän-     Handel sonst nicht mehr erhältlich sind. Die Mercateo-Idee
digen und kleineren Unternehmen ohne Einkaufsverantwort-        scheint auf den ersten Blick einfach und deshalb leicht
lichen wird das Bestellen damit von der Last zur Lust.          kopierbar. Angst vor Nachahmern haben die Vorstände Peter
                                                                Ledermann und Dr. Sebastian Wieser trotzdem nicht. Nach
                                                                ihrer Erfahrung sind die Einstiegsbarrieren für neue Wettbe-
HOCHPROFESSIONELLE TOOLS ERLEICHTERN                            werber sehr hoch. Mercateo wurde nach der Gründung im
BESTELLUNG                                                      Jahr 2000 auf dem Weg zum virtuellen Großanbieter durch
Mercateo schafft dieses Wunder mittels eines hochprofes-        einen strategischen Investor finanziert. Die damals entwi-
sionellen und komfortablen Such- und Optimierungstools.         ckelten Tools sind heute das Herzstück der Mercateo-Plattform.
Auch unkundige Besteller sind nicht mehr hilflos. Vorbei ist
mit Mercateo die Zeit, in der vor der Bestellung erst die       Ein Glücksfall für die heutigen Gesellschafter Wieser und
genaue Produktbezeichnung und die Bezugsquellen recher-         Ledermann war der Ausstieg des Investors. Das Manage-
chiert werden mussten. Jetzt kann jeder Mitarbeiter nicht       ment bekam so Ende 2003 die Chance, Mercateo zu über-
nur Kopierpapier und Kaffeefilter, sondern auch Schrauben        nehmen. Es gab noch viel zu tun: mit Köthen in Sachsen-
und Schlösser, Rohrzangen oder Rostschutz bestellen, ohne       Anhalt einen weiteren geeigneten Standort finden, motivierte
ins Schwimmen zu geraten. Auch High-End-Produkte wie            Mitarbeiter auswählen und schulen, neue Handelspartner
Notebooks und Flatscreens oder Spezialsortimente wie            gewinnen und potenzielle Kunden werben.
Labor- und Krankenhausbedarf sind kinderleicht zu finden.
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19
G     Gemeinsam mit der Venture-Capital-Gesellschaft Target
      Partners, die dem Unternehmen mit finanziellen Mitteln
      und nützlichem Managementwissen unter die Arme
      griff, konnten die Projekte in Angriff genommen und
erfolgreich umgesetzt werden. Target Partners weiß, wie
wichtig ein überzeugendes Unternehmensportfolio und ein
gut organisiertes Team für das Funktionieren eines Start-ups
sind. 2007 holte man schließlich die BayBG Bayerische Betei-
ligungsgesellschaft mit ins Boot, um weiter zu expandieren.
Seit der Gründung verzeichnet Mercateo Jahr für Jahr ein
überdurchschnittliches Wachstum. Allein 2011 stieg der
Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 40 Prozent und erhöhte               Dr . Sebastian Wieser
sich auf 110 Mio. Euro. Circa 2,8 Millionen Nutzer besuchen                          Peter Ledermann
monatlich die Website www.mercateo.com. Inzwischen arbei-
ten 250 Mitarbeiter, darunter 22 Auszubildende, an den drei
Standorten München, Köthen und Leipzig. Mit eigenen Landes-
gesellschaften in Österreich, Frankreich, Niederlande, Polen,
Tschechien, Slowakei und Ungarn organisiert das Unterneh-
men die Beschaffung in zwölf europäischen Ländern. Mittler-
weile ist Mercateo mit über acht Millionen Artikeln die füh-
rende europäische Beschaffungsplattform für Geschäfts-
kunden im Internet geworden. Zu den über eine Million Kunden
und monatlich ca. 8.000 Neukunden zählen vor allem kleine
und mittelständische Unternehmen sowie große Mittelständ-
ler, Großunternehmen, wie zum Beispiel OSRAM und RWE,
aber auch öffentliche Einrichtungen.

N      Neben dem Mittelstand findet Mercateo auch bei Kon-
       zernen immer mehr Anhänger. Seit 2008 arbeitet die
       RWE AG mit Mercateo zusammen. Gemeinsam wurde
                                                                 ÜBERSICHT

                                                                 STANDORT => MÜNCHEN, LEIPZIG, KÖTHEN
       das Beschaffungswesen des DAX-Konzerns optimiert
                                                                 GRÜNDUNGSJAHR => 2000
und eine komfortable webbasierte E-Procurement-Lösung in         MITARBEITERZAHL => 250
Verbindung mit einem breit gefächerten Produktportfolio und      UMSATZ => 110 MIO. EURO (2011)
einem ausgedehnten Lieferantennetz geschaffen. Neben dem         INVESTOREN => TARGET PARTNERS,
Standardsortiment von Mercateo haben RWE-Mitarbeiter zu-         BAYBG BAYERISCHE BETEILIGUNGSGESELLSCHAFT
sätzlich Zugriff auf ihre gewohnten „Haus- und Hoflieferanten“.   BETEILIGUNGSZEITRAUM => SEIT 2004
M
       Marktlücken finden – wenn das einem Gründer gelingt,    mit an Bord. Das Start-up bietet inzwischen Mode, Spielzeug
       ist der Grundstein zum Erfolg gelegt. Davon können     und Accessoires für 0 – 10-Jährige an. Das Sortiment umfasst
       die Gründerinnen und Geschäftsführerinnen von tau-     über 20.000 Produkte von 300 Marken.
       sendkind, Dr. Anike von Gagern und Dr. Kathrin Weiß,
berichten: Mit ihren hochwertigen Baby- und Kinderartikeln    tausendkind ist nicht das einzige Unternehmen auf dem hart
füllen sie eine solche Marktlücke im E-Commerce und ent-      umkämpften Baby- und Kindermarkt, hat aber zwei klare
wickeln sich mit Venture Capital und einem strategischen      Vorteile: tausendkind bietet eine in Deutschland einmalige
Partner an ihrer Seite                                                           Bandbreite von Marken – von preiswert
zu einem erfolgreichen     TAUSENDKIND:                                          bis Premium, von bekannt bis klein und
Business.                                                                        handgemacht. Das Unternehmen hat auch

Während ihrer Tätigkeit
                              ALLES,  WAS                                        eine eigene Marke: Unter dem Label zoo-
                                                                                 laboo verkauft tausendkind Mode für
                               DAS
als Unternehmensbera-
terin stieß Dr. Kathrin
Weiß 2009 erstmals auf
                                   KIND BRAUCHT                                  Kinder im Alter von 0 bis 8 Jahren. Zudem
                                                                                 hat es einen starken Fokus auf usability
                                                                                 und optimiert den Shop – von der opti-
qualitativ hochwertige                                                           schen Erscheinung bis hin zur Nutzer-
und gut designte Kinderartikel – damit war die Idee gebo-     führung – genau auf die Bedürfnisse der Zielgruppe. Außer-
ren. „Ich konnte mir schon immer vorstellen, ein Unterneh-    dem geben fünf Experten, von Hebamme bis Kinderärztin,
men zu gründen.                                               Tipps rund um Geburt und Erziehung.

Als dann der E-Commerce-Riese Zalando gelauncht wurde,        Das Konzept hat die IBB Beteiligungsgesellschaft von
hat mir das Mut gemacht“, erinnert sich Weiß. Sie über-       Anfang an überzeugt: „Mit dem Mehrwert aus persönlicher
zeugte Dr. Anike von Gagern, und in der IBB Beteiligungs-     Bindung, hochwertigen Marken und professionellem Service
gesellschaft fanden die Gründerinnen den passenden Part-      ist es tausendkind durchaus möglich, in drei bis fünf Jahren
ner für ihr Start-up. Auch Business Angels und der Investor   zum Marktführer aufzusteigen“, blickt Roger Bendisch, Ge-
Gatcombe Park Ventures waren bei der Seed-Finanzierung        schäftsführer der IBB Beteiligungsgesellschaft, in die Zukunft.
20
21
tausendkind hat sich gut entwickelt: Strukturen für den Einkauf
und das Personal wurden geschaffen und standardisierte Pro-
zesse für den Online-Handel aufgebaut. Bei tausendkind ist
vom Marketing bis zur Entwicklung alles unter einem Dach an-
gesiedelt. Das Jungunternehmen wuchs so schnell, dass vor
dem Outsourcing des Lagers an einen Logistikdienstleister
80 Prozent der Büroflächen von Lager und Versand eingenom-
men wurden.

Auch in punkto Umsatz und Mitarbeiterwachstum wird bei
tausendkind die positive Entwicklung deutlich: Bereits im
dritten Jahr erwirtschaftete tausendkind einen Umsatz im
hohen einstelligen Millionenbereich und hat aktuell 45 Mitar-
beiter. Dafür sind zwei Finanzierungsrunden erfolgreich ab-
geschlossen worden. Mit dem strategischen Partner Gruner +
Jahr, den tausendkind gewinnen konnte, kann sich das Unter-
nehmen auf die Erweiterung des Sortiments konzentrieren,
das nicht auf Baby- und Kindermode beschränkt bleiben soll.
„Wir möchten ein One-Stop-Shop werden, der alles bietet, was
ein Kind zwischen 0 und 10 Jahren braucht“, so von Gagern.

                                                                    Dr . Anike v. Gagern
                                                                                Dr . Kathrin Weiß

                                                                  ÜBERSICHT

                                                                  STANDORT => BERLIN
                                                                  GRÜNDUNGSJAHR => 2010
                                                                  MITARBEITERZAHL => 45
                                                                  INVESTOREN => IBB BETEILIGUNGSGESELLSCHAFT,
                                                                  GRUNER + JAHR, PDV INTER-MEDIA VENTURE, COMPE-
                                                                  TENCE MEDIA SYSTEMS, GATCOMBE PARK VENTURES, U. A.
                                                                  BETEILIGUNGSZEITRAUM => SEIT 2010
Wenn ein bayerisches Technologieunternehmen zur Vorab-          noch nicht vorherzusehen. Die Gründer um Dr. Ingo Ederer,
Premiere des James Bond-Films „Skyfall“ einlädt, mag dies       heutiger Vorstand von voxeljet, kann man zu Recht als Pio-
erst einmal verwunderlich erscheinen. Doch, wenn im Film        niere bezeichnen. Sie gründeten das Unternehmen schon
der legendäre Aston Martin in Flammen aufgeht, erklärt sich     1999 aus der TU München heraus.
der Zusammenhang: Das 3D-Drucktechnologieunternehmen
voxeljet hatte das Kultauto für den Film originalgetreu nach-   Bayern Kapital ist als stiller Gesellschafter Finanzinvestor
gedruckt, damit das millionenteure Original die Action-         der ersten Stunde, um die Produktentwicklung und das
szenen unversehrt überstehen konnte.                            Wachstum des Unternehmens zu unterstützen. Im Verlauf
                                                                der Halteperiode wurde die stille Beteiligung in Gesell-
       voxeljet ist als global                                                        schaftsanteile getauscht und Bayern

V      tätiges   Unternehmen
       mit Sitz in Friedberg
                                      VOXELJET:                                       Kapital ist seither Aktionärin der
                                                                                      voxeljet     AG.     Roman     Huber,
       einer der führenden                 DRUCKEN IN 3D –                            Geschäftsführer bei Bayern Kapital,
Hersteller von industrietaug-
lichen Drucksystemen und
                                      MIT BETEILIGUNGSKAPITAL                         resümiert: „Junge, innovative Techno-
                                                                                      logieunternehmen in Bayern sind die
betreibt Dienstleistungscenter
                                   ZUR PRODUKTIONSTECHNOLOGIE                         Zielgruppe unserer Finanzierungen.
für die Produktion von Formen
                                                      DES                             Bei voxeljet waren damals alle
und Modellen nach Kunden-           21. JAHRHUNDERTS                                  erfolgskritischen Voraussetzungen für
wunsch. Die Drucker stellen                                                           eine Beteiligung gegeben: Der
computergesteuert dreidimen-                                                          Firmengründer Dr. Ederer verfügte
sionale Gegenstände mit Hilfe                                                         über ausgezeichnetes technisches
chemischer und physikalischer Schmelz- und Härtungs-            Know-how im Bereich des Rapid-Prototyping. Die verfah-
prozesse her. Bei der Produktion aus Werkstoffen wie zum        rens- und anlagebedingten Gegebenheiten der voxeljet-
Beispiel Kunststoff, Sand und Keramik wird Schicht für          Geräte ließen marktentscheidende Kosten- und Perfor-
Schicht ein neues Werkstück gefertigt – dem Innovationsgeist    mance-Vorteile gegenüber dem Wettbewerb bei erfolg-
sind dabei keine Grenzen gesetzt.                               reicher Produktentwicklung erkennen.“

Während heute vieles dafür spricht, dass sich der 3D-Druck           Heute konzentriert sich die Geschäftssparte voxeljet
zur führenden Produktionstechnologie des 21. Jahrhunderts
entwickeln kann, war diese Prognose bis vor wenigen Jahren
                                                                H    SYSTEMS auf die Weiterentwicklung der Drucktechnik
                                                                     und vertreibt seine 3D-Drucker weltweit. Im Sortiment

22
23
sind Drucker in einer breiten Produktspanne zwischen Ein-
stiegsmodellen und Großformatmaschinen mit einem Bau-
raum von bis zu acht Kubikmetern enthalten. Die Käufer der
innovativen Drucker kommen aus verschiedenen Industrie-
zweigen und der Forschung.

2003 fiel dann der Startschuss für den zweiten Geschäfts-
bereich: die Dienstleistungssparte, mit der sich der Kunden-
kreis schlagartig erweiterte. Auf Anfrage fertigt voxeljet
SERVICES 3D-Modelle an. Wie vielseitig der 3D-Druck ein-
setzbar ist, zeigt die Bandbreite der Kunden. Während ein
Großteil Automobilhersteller und -zulieferer oder Gießereien
sind, erhält voxeljet auch Anfragen aus Branchen wie der
                                                                              Dr . Ingo Ederer
Medizintechnik (z. B. Beinprothesen, nachgestellte Wirbelsäu-
len). Auch für Design- und Kunstprojekte werden einzelne
Prototypen und Kleinserien gedruckt.

     Die von der Bayern Kapital begleitete Entwicklung

D    des Unternehmens zahlte sich aus. Das 100 Mitarbeiter
     starke Unternehmen feierte im Oktober 2013 seinen
     erfolgreichen Börsengang an der New York Stock
     Exchange.

                                                                ÜBERSICHT

                                                                STANDORT => FRIEDBERG (BAYERN)
                                                                GRÜNDUNGSJAHR => 1999
                                                                MITARBEITERZAHL => 100
                                                                INVESTOREN => BAYERN KAPITAL, FRANZ INDUSTRIE-
                                                                BETEILIGUNGEN AG UND STARTKAPITAL FONDS
                                                                AUGSBURG
                                                                BETEILIGUNGSZEITRAUM => SEIT 1999
W      Wenn in einem Gebäude herkömmliche Lichtschalter
       montiert werden, dann werden oft kilometerweise
       Kabel und Drähte verwendet. Alternativ kommt es
                                                             Licht in Gängen und Räumen nur dann angeschaltet ist,
                                                             wenn es auch tatsächlich notwendig ist. Auf diese Weise las-
                                                             sen sich 30 – 50 Prozent Energie einsparen.
       zum Einsatz von batteriebetriebenen Funklichtschal-
tern. Hier wird allerdings im Laufe der Zeit eine große      „Unser Gründungszeitpunkt war denkbar ungünstig. Nur
Menge an teils giftigem Chemieabfall produziert. Doch es     vier Wochen nach dem Terroranschlag vom 11. September
gibt noch eine weitere Mög-                                                                    gestaltete sich jede Art der
lichkeit: die batterielose Funk- ENOCEAN:                                                      Kapitalbeschaffung äußerst
technologie von EnOcean,                                                                       schwierig – an Fremdkapital
einem      Unternehmen        mit  BATTERIELOSE                                                war gar nicht zu denken“,
Hauptsitz in Oberhaching. Wie
innovativ und zweckmäßig
                                        FUNKTECHNOLOGIE                                        berichtet EnOcean-Mitgrün-
                                                                                               der Andreas Schneider, der
diese Technologie ist, illustriert
                                    FÜR ENERGIE-EFFIZIENTE GEBÄUDE                             zuvor bei Siemens tätig
das Beispiel des „Torre Espa-            UND                                                   gewesen war. Dort wurde
cio“ in Madrid, eines Hochhau-
ses von 236 Metern und 57
                                     INTELLIGENTE SYSTEME                                      auch die Firmengründung
                                                                                               beschlossen – mit vier wei-
Stockwerken. Durch den Ein-                                                                    teren Mitarbeitern von Sie-
satz von 4.200 batterielosen Funkschaltern konnten rund      mens. Zwar stieg das Gründungsteam mit eigenem Kapital
31,5 km Kabel gespart werden. Hätte man batteriebetrie-      in das Spin-off-Unternehmen ein und auch Siemens war als
bene Schalter eingesetzt, wären in einem Zeitraum von        Minderheitsgesellschafter dabei. Dies reichte jedoch nicht,
25 Jahren 21.000 Batterien verbraucht worden.                um eine stabile Finanzierung auf die Beine zu stellen. Umso
                                                             besser, dass unter den erschwerten Bedingungen im Feb-
                                                             ruar 2002 die Venture-Capital-Gesellschaften Wellington
KABELLOS, BATTERIELOS, GRÜN                                  Partners und Enjoy Ventures bereit waren, in die innovative
Die grüne Technologie funktioniert nach dem Energy-          Idee zu investieren; in den folgenden Jahren kamen Siemens
Harvesting-Prinzip, übersetzt: dem „Ernten“ von Energie.     Venture Capital, Baytech Venture, Emerald Ventures, SET
Aus geringsten Veränderungen in der Umwelt – beispiels-      Venture Partners, Kathrein Group, Atmos und Siemens
weise wenn Licht in einem Raum angeschaltet wird oder        Technology Accelerator dazu. Mit dem verfügbaren Kapital,
sich die Temperatur ändert – wird genug Energie erzeugt,     in Höhe von insgesamt rund 35 Mio. Euro, wurden neue Mit-
um Funksignale für eine intelligente Steuerung zu übertra-   arbeiter eingestellt und die Produkte weiterentwickelt.
gen. So kann beispielsweise eingestellt werden, dass das

24
25
Bereits ein Jahr nach der Unternehmensgründung brachte
EnOcean die ersten batterielosen Funkmodule auf den Markt,
mit viel positiver Resonanz. Bis heute wurden diese weltweit
in mehr als 250.000 Gebäuden eingesetzt.

MARKTFÜHRER IM ENERGY-HARVESTING-SEGMENT
       Heute ist EnOcean Marktführer im Segment Energy                       Laurent Giai-Min
H      Harvesting und hat insgesamt 50 Mitarbeiter in
       Deutschland, Frankreich, England, Nordamerika, China
                                                                                                   iet

       und Japan. Im Frühjahr 2012 hat die International
Electrotechnical Commission den EnOcean-Funk als interna-
tionalen Standard (ISO/IEC 1454 3-3-10) verabschiedet. Es ist
der erste und einzige Funkstandard, der für Anwendungen
mit besonders niedrigem Energieverbrauch und Energy Har-
vesting optimiert ist. Die Standardisierung war auch ein Mei-
lenstein für die EnOcean Alliance. Dieser Zusammenschluss
von Unternehmen hat das Ziel, innovative Automatisierungslö-
sungen für nachhaltige Gebäudeprojekte zu etablieren. Inzwi-
schen hat die Alliance mehr als 350 Mitglieder, die über
1.200 interoperable Produkte und Lösungen auf Basis der
batterielosen Funktechnologie anbieten. Die Investoren ste-
hen dabei fest hinter dem innovativen Unternehmen. Ein
beruhigendes Gefühl? „Ein klares Ja!“, so Laurent Giai-Miniet,
                                                                 ÜBERSICHT
CEO von EnOcean: „Ohne Venture Capital würde es EnOcean
heute nicht geben.“
                                                                 STANDORT => OBERHACHING, BAYERN
                                                                 GRÜNDUNGSJAHR => 2001
                                                                 MITARBEITERZAHL => 50
                                                                 INVESTOREN => WELLINGTON PARTNERS, ATMOS,
                                                                 BAYTECH VENTURE CAPITAL, EMERALD TECHNOLOGY
                                                                 VENTURES, KATHREIN GROUP, SET VENTURE PARTNERS,
                                                                 SIEMENS TECHNOLOGY ACCELERATOR, SIEMENS
                                                                 VENTURE CAPITAL
                                                                 BETEILIGUNGSZEITRAUM => SEIT 2002
Inhalte, Technik und Service – diese Kombination ist das       an Bord. Seit 12 Jahren ist er im Tech-Start-up-Bereich als
Erfolgsgeheimnis von AUPEO! Das Internetradio bietet per-      Gründer und Finanzierer unterwegs, hat die Seed-Finanzie-
sonalisiertes Online-Radio                                                       rung bei AUPEO! mit anderen Business
auf allen internetfähigen                                                        Angels, dem Hamburger Family-Office
Geräten. Auch für Fahr-
                              AUPEO:                                             J.C.M.B. und der Venture-Capital-Gesell-
zeuge hat das Unternehmen                                                        schaft IBB Beteiligungsgesellschaft zusam-
Streaming-Lösungen entwi-          MUSIK                                         men gestemmt. 2010 kam der französische
ckelt und erobert damit die
Automobilindustrie.
                                                  FÜR JEDEN                      Investor IPSA hinzu, 2011 beteiligte sich
                                                                                 die KfW mit ihrem ERP-Startfonds. „Es gibt

Im Jahr 2008 bot Apple mit
                                       GESCHMACK                                 für jede Phase die richtigen Partner. Mit
                                                                                 der IBB Beteiligungsgesellschaft hatten wir
dem iPhone und dem                                                               von Anfang an erfahrene Investoren mit am
schnellen Internet 3G erstmals einen mobilen Internetzu-       Tisch sitzen, die das Produkt verstehen und über langjährige
gang an, der mobile Websites zur Verfügung stellt. Zeit-       Erfahrungen im Tech-Start-up-Bereich in Berlin verfügen.
gleich kamen die ersten Flatverträge für Smartphones auf       Damit konnte uns die Beteiligungsgesellschaft sowohl mit
den Markt. Beides lieferte die perfekte Grundlage für          finanziellen Mitteln, als auch Know-how hervorragend zur
AUPEO! Mit personalisierten Audiostreams können sich die       Seite stehen“, so Geschäftsführer Weiss. Und auch Mischa
Hörer von AUPEO! ein individuelles Programm zusammen-          Wetzel, für AUPEO! verantwortlicher Investmentmanager
stellen und kostenlos online Musik hören. Zudem konzen-        bei der IBB Beteiligungsgesellschaft, weiß: „Die Seed-
triert sich das Start-up auf die Hardware. Ein Jahr nach dem   Finanzierung hat AUPEO! in die Lage versetzt, die technolo-
Start fuhr das erste Fahrzeug mit einer von AUPEO! entwi-      gischen Grundlagen für das Geschäftsmodell zu schaffen
ckelten Streaming-Lösung. Seither kümmert sich der Dienst-     und die Produkte am Markt zu testen. AUPEO! ist ein Para-
leister um Lösungen für die Netzabdeckung, wenn man im         debeispiel für schnelles Wachstum mit Beteiligungskapital
Auto unterwegs ist. Störungen im Tunnel oder in ländlichen     von der Seed- über die Growth-Phase bis hin zum Exit.“
Gegenden sollen bald der Vergangenheit angehören.

PARADEBEISPIEL FÜR SCHNELLES WACHSTUM
MIT VENTURE CAPITAL
                                                               W    Während seiner zwei Wachstumsschübe 2011 und
                                                                    2013 konnte das Start-up sein Team von anfangs
                                                                    5 auf heute 30 Mitarbeiter aufstocken. Weiss merkte
Zu Zeiten der Gründung von AUPEO! war der heutige                   schnell: Um sich von der Konkurrenz abzugrenzen,
Geschäftsführer Holger Weiss noch als Business Angels mit      muss AUPEO! auf drei Komponenten setzen: der richtige

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