INKLUSIV - IN MEMORIAM Herbert Pichler

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INKLUSIV - IN MEMORIAM Herbert Pichler
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                                                                 mit und ohne
                                                                 Behinderungen

                          Ausgabe 02/2021    Heftnummer 238

                                                           IN MEMORIAM
                                                           Herbert Pichler
Foto: Michael Janousek

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INKLUSIV - IN MEMORIAM Herbert Pichler
ÖZIV // Vorwort

VORWORT
Liebe Leserinnen und Leser,

der tragische Unfalltod unseres Präsidenten
Herbert Pichler ist auch mehr als zwei Monate
danach immer noch unfassbar traurig. Nicht
nur für uns, sondern für alle Mitarbeiter*innen
und Funktionär*innen des ÖZIV sowie für viele
Menschen, die Herbert als Aktivisten und Be-
hindertenvertreter begleiten durften. Herbert
hat so Vieles für Menschen mit Behinderungen
erreicht und hinterlässt eine große Lücke in
der österreichischen Behindertenpolitik.
                                                     Gernot Reinthaler und Rudolf Kravanja
In dieser Ausgabe der ÖZIV INKLUSIV würdigen
wir seine Verdienste, so gut dies möglich ist.       Arbeitsminister gab es sehr positive Signale,
Wirklich gerecht werden können wir seinem            wie im Artikel auf Seite 7 nachzulesen ist.
langjährigen, erfolgreichen Wirken in unter-
schiedlichsten Funktionen damit wohl aber            Das Thema Arbeitsmarkt wird uns auch in den
nicht.                                               nächsten Monaten stark beschäftigen, wenn
                                                     die Langzeit-Auswirkungen der Corona-Pan-
Was wir hingegen tun können, ist, sein behin-        demie am Arbeitsmarkt sichtbar werden. Wir
dertenpolitisches Vermächtnis bestmöglich in         bleiben jedenfalls mit dem Arbeitsministerium
seinem Sinne weiterzuführen. Darum werden            ebenso in engem Dialog wie mit anderen Stel-
wir uns mit all unserer Kraft bemühen, und           len, die Einfluss auf die Chancengerechtigkeit
den ÖZIV in die Zukunft führen und positio-          am Arbeitsmarkt nehmen können. Und mit un-
nieren, so wie er es gewollt hätte und geplant       seren Angeboten von ÖZIV SUPPORT Coaching
hat. Mittlerweile wurden die organisatorischen       und der ÖZIV ARBEITSASSISTENZ in Niederös-
Weichen für die kommenden Monate in einer            terreich werden wir weiterhin unseren Anteil
Präsidiumssitzung gelegt und Rudolf Kravanja         leisten, um die Jobchancen für Menschen mit
als interimistischer Präsident kooptiert.            Behinderungen zu wahren bzw. zu verbessern.

Im Herbst wird dann bei einem außerordent-           Auch unsere anderen Kernthemen wie verbes-
lichen Delegiertentag in Wien das Präsidium          serte Barrierefreiheit, Pflegereform und eine
neu gewählt werden. Stattfinden wird dieser          inklusive Gesellschaft mit gleichberechtigter
Delegiertentag am 29. Oktober (bitte vormer-         Teilhabe für alle Menschen bleiben ebenso
ken!). Über weitere Details wie Tagesordnung         Fixpunkte unserer interessenvertretungspoliti-
etc. werden wir zeit- und fristgerecht schriftlich   schen Aktivitäten wie die Schaffung gefestigter
bzw. auf unserer Homepage informieren. Die           Kooperationsstrukturen mit unseren Landes-
Planungen dafür sind schon im Laufen.                und Mitgliedsorganisationen.

Ein zentrales Thema, für das sich Herbert            Wir sind überzeugt, das ist auch ganz im Sinne
immer stark engagiert hat, war die Gleichbe-         von Herbert Pichler!
rechtigung von Menschen mit Behinderungen
am Arbeitsmarkt. Bei unserem Antrittsbesuch
bei Arbeitsminister Martin Kocher war er noch
mit dabei und hat seine Vorstellungen zum in-
                                                     Gernot Reinthaler &
klusiven Arbeitsmarkt einbringen können. Vom                    Rudolf Kravanja
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ÖZIV // Inklusiv Inhalt

     ÖZIV Bundesverband

     03                             18                              28
     VORWORT                        KOLUMNE                         SUPPORT SALZBURG
     Geschäftsführung               Mit spitzer Feder               neue Mitarbeiterin:
     des ÖZIV Bundesverband                                         Stephanie Grzega
                                    21
     07                             KURZNACHRICHTEN                 28
     ÖZIV ANTRITTSBESUCH                                            SUPPORT WIEN
                                                                    Dank einer Klientin /
     bei Arbeitsminister
                                                                    Zuwachs bei SUPPORT Wien
     Martin Kocher

     08                                                             30
     HERBERT PICHLER                                                FAIR FÜR ALLE
                                                                    Zertifizierung BSVWNB
     „Wir werden dich nie
     vergessen!“
                                    24
                                    VERSTÄRKUNG
                                    bei der ÖZIV Arbeitsassistenz
                                    Niederösterreich

                                    25
                                    OFFIZIELLER BESUCH              32
                                    von Bürgermeister Stadler am    ÖZIV SEMINAR-
                                    Standort ÖZIV St. Pölten        PROGRAMM
                                                                    Seminar- / Schulungspro-

     12                                                             gramm 2021

     STIMMEN ZUM TOD                                                34
     VON HERBERT PICHLER                                            ÖZIV RECHT
     15
                                                                    Freistellung der COVID-19
                                                                    Risikogruppen
     GALERIE GUGGING
     Ein Ort für außergewöhnliche                                   36
     Künstler*innen                                                 ÖZIV REISEN
                                    26                              Reisen im Lockerungsmodus

                                    VERLUST, TRAUER
                                    UND ABSCHIED
                                    IM COACHING
                                    Orientierung und Impulse
                                    ÖZIV SUPPORT Coaching

4         INKLUSIV                                                                   www.oeziv.org
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ÖZIV Regional
                                  IMPRESSUM

40              46
                                  Herausgeber und Verleger:
                                  ÖZIV Bundesverband, Interessenvertre-
                                  tung für Menschen mit Behinderungen
ÖZIV CLUB 81    ÖZIV BURGENLAND   1110 Wien, Hauffgasse 3-5, 3. OG
                                  T: +43 (0)1/513 15 35
                                  buero@oeziv.org

                                  Erscheinungsweise:
                                  4-mal jährlich

                                  Vertrieb:
                                  Österreichische Post AG,
                                  Lesezirkel

                                  Chefredaktion:

                49                Hansjörg Nagelschmidt

                ÖZIV STEIERMARK   Mitarbeiter*innen dieser Ausgabe:
                                  Daniela Rammel, Angelika Parfuss,
                                  Nora Scheucher, Birgit Büttner,
                                  Monika Kloiber, Elisabeth Königsberger,

42
                                  Wolfi Drabek, Reinhard Leitner

                                  Layout:
CBMF                              CK Medienverlag GmbH,
                                  9020 Klagenfurt

                                  Medieninhaber, Satz,
                                  Anzeigen und Druck:

                53
                                  Die Medienmacher GmbH
                                  8151 Hitzendorf, Oberberg 128
                                  Zweigniederlassung:
                ÖZIV VORARLBERG   4800 Attnang-Puchheim,
                                  Römerstraße 8
                                  T: +43 (0)7674/62 900-0
                                  office@diemedienmacher.co.at

                                  Zulassungsnummer:
                                  GZ15Z040585 N
                                  ZVR: 453063823

44
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ÖZIV KÄRNTEN
                56
                                  von Beiträgen nach §44 Abs. 1 und 2
                                  Urheberrechtsgesetz, sind vorbehalten.
                                  Für unverlangt eingesandte Manuskrip-
                ÖZIV TIROL        te und Fotos sowie Satz- und Druckfeh-
                                  ler übernehmen wir keine Haftung.

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                                  redaktion@oeziv.org

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ÖZIV // Bundesverband

„ES DARF KEINE GRUPPEN GEBEN,
 DIE NICHT GEFÖRDERT WERDEN“
                                                                                 Text & Foto: Hansjörg
ÖZIV-Antrittsbesuch bei Arbeitsminister Martin Kocher                                    Nagelschmidt

                                                   nister versprach, die Zielgruppe Menschen mit
                                                   Behinderungen bei der „Corona-Joboffensive“
                                                   entsprechend zu berücksichtigen: „Es darf keine
                                                   Gruppen geben, die nicht gefördert werden!“, so
                                                   der Minister

                                                   Seitens der ÖZIV-Vertreter wurde darauf auf-
                                                   merksam gemacht, dass Angebote des AMS für
                                                   alle Menschen barrierefrei zugänglich sein müs-
                                                   sen. Dies gelte auch für digitale Zugänglichkeit
                                                   beim neuen AMS-eJob-Room.

E
    nde März stattete eine ÖZIV-Delegation
    dem neuen Arbeitsminister Martin Ko-           Beim Thema Inklusion am Arbeitsmarkt ortete
    cher einen Antrittsbesuch ab, bei dem          Martin Kocher einen Bedarf, Unternehmen bei
viele arbeitsmarktpolitische Themen zur            diesem Prozess durch Organisationen unabhän-
Sprache kamen.                                     gig zu begleiten und sich nicht nur auf öffentli-
                                                   che Stellen zu verlassen, was bei der ÖZIV-Dele-
Im Jänner war Martin Kocher als neuer Arbeits-     gation natürlich auf offene Ohren stieß.
minister angelobt worden und bereits im März
nahm er sich Zeit, um eine Delegation des ÖZIV     Angesprochen wurde seitens ÖZIV auch eine
unter Führung unseres verstorbenen Präsiden-       wünschenswerte verstärkte Zusammenarbeit
ten Herbert Pichler zu einem Antrittsbesuch zu     der Angebote des Sozialministeriumservice,
empfangen. Besprochen wurden insbesondere          die spezifisch auf den Bedarf von Menschen
Arbeitsmarktthemen aus der Sicht von Men-          mit Behinderungen ausgerichtet sind, mit dem
schen mit Behinderungen. Ebenfalls mit dabei:      AMS. Um eine aktive Kooperation im Sinne der
ÖZIV-Geschäftsführer Gernot Reinthaler und         Betroffenen zu erreichen, bedarf es einer gut
ÖZIV-Generalsekretär Rudolf Kravanja.              strukturierten Gestaltung der Schnittstellen
                                                   auf regionaler Ebene von beiden Seiten. Als
Nach einer kurzen Vorstellung des ÖZIV und sei-    beispielgebend wurde das „Wiener Modell“
ner Dienstleistungen, ging es in dem Gespräch      genannt, was Minister Kocher mit Interesse
sehr rasch um die realen Herausforderungen         aufnahm.
für Menschen mit Behinderungen am Arbeits-
markt. Angesprochen wurden auch heikle The-        Ein Antrittsbesuch ist naturgemäß zu kurz, um
men wie der AMS-Algorithmus, der vom ÖZIV          sämtliche Themen in allen Details zu bespre-
skeptisch gesehen wird. Martin Kocher zeigte       chen. Es konnten aber bei dem Termin bereits
sich an der ÖZIV-Expertise sehr interessiert und   viele Inhalte gestreift werden wie die Proble-
stellte eine weitere Einbindung und Gespräche      matik der Gesundheitsstraßen, die inklusive Bil-
in Aussicht.                                       dung als Voraussetzung für Arbeitsmarktchan-
                                                   cen und etliche mehr.
Viele Themenkreise angesprochen
Natürlich wurde auch ausführlich über die Aus-     Wir danken für den offenen Austausch und
wirkungen der Corona-Pandemie auf die Situa-       freuen uns auf vertiefende Gespräche in der
tion am Arbeitsmarkt diskutiert. Der Bundesmi-     Zukunft!

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INKLUSIV - IN MEMORIAM Herbert Pichler
ÖZIV // Bundesverband

8       INKLUSIV        www.oeziv.org
INKLUSIV - IN MEMORIAM Herbert Pichler
ÖZIV // In memoriam

„HERBERT,
WIR WERDEN DICH
NIE VERGESSEN!“
Anfang April wurde unser Präsident Herbert Pichler ganz plötzlich
bei einem tragischen Autounfall mitten aus dem Leben gerissen.
Aus einem Leben, in dem er es nicht immer leicht hatte.
Dass er 2017 Präsident des Behindertenrats und 2019 ÖZIV-
Präsident wurde, war nicht unbedingt vorgezeichnet.
                                                   Text: Hansjörg Nagelschmidt • Fotos: Privat, Michael Janousek

H
     erbert Pichler wurde 1964 in Passau gebo-        einem Versicherungsunternehmen wurde er
     ren. Dass seine Kindheit mit einer Behin-        allein in ein fensterloses Büro gesetzt, wo er
     derung schwierig war, hat er immer wie-          den ganzen Tag Ordner mit Etiketten bekleben
der erzählt. Als Kind seiner Zeit wurde er bei        musste und andere Tätigkeiten verrichtete,
seinen Großeltern „versteckt“. In relativ jungen      die seinen Talenten nicht gerecht wurden. Der
Jahren kam er in eine Sonder-Schule und Heim          Anblick eines Kollegen mit Behinderungen sei
nach Wien, wo er und seine Schulkolleg*innen          den anderen nicht zuzumuten, Kundenkontakt
strukturelle Gewalt erfahren mussten. Diese           stand sowieso außer Frage, musste er sich
Erfahrungen motivierten ihn später auch ganz          damals sagen lassen. Später erzählte er diese
besonders dazu, sich für inklusive Bildung und        „Sonder-Behandlung“ mit einem Augenzwin-
verbesserte Bildungschancen für Menschen mit          kern – aber sie trug wohl wesentlich zu seinem
Behinderungen einzusetzen.                            Engagement für Menschen mit Behinderungen
                                                      bei.
Herbert selbst musste Schulbildung aufgrund
der Umstände nachholen: zuerst machte er              Im Nachhinein betrachtet, war es daher kein
den Abschluss der Handelsschule, später die           Wunder, dass Herbert zum Aktivisten wurde,
Matura und begann ein Jus-Studium. Diese              um sich für die Rechte von Menschen mit Be-
Umwege für andere zu verkürzen und für                hinderungen einzusetzen. Mit der ihm eigenen
Chancengleichheit zu sorgen, wurde ihm aus            Beharrlichkeit schaffte er es, Verantwortliche
eigenem Erleben ein dringendes Anliegen.              beim Österreichischen Gewerkschaftsbund
                                                      (ÖGB) zu überzeugen, dass die Rechte von
Gleichberechtigung für ALLE!                          Arbeitnehmer*innen mit Behinderungen
Ebenso, was die Gleichberechtigung von Men-           dringend gestärkt werden müssen. So erhielt
schen mit Behinderungen am Arbeitsmarkt               er schließlich die Möglichkeit, beim ÖGB, das
betrifft. Sein Einstieg ins Berufsleben war für       „Chancen-Nutzen-Büro“ aufzubauen. Mit dem
die Ungleichbehandlung von Menschen mit               Chancen-Nutzen-Büro konnte das Thema
Behinderungen nämlich symptomatisch: bei              Arbeitnehmer*innen mit Behinderungen nach-

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INKLUSIV - IN MEMORIAM Herbert Pichler
ÖZIV // In memoriam

     haltig in der sozialpartnerschaftlichen Arbeit     dass er nicht schon längst den nächsten
     etabliert werden.                                  Schachzug in Planung hatte…

     Der Vernetzungs-Künstler                           Langjährige Verbundenheit mit dem ÖZIV
     Herbert selbst verfolgte unermüdlich seine         Früh kam er logischerweise auch mit dem ÖZIV
     Ziele, suchte die Zusammenarbeit mit Gleichge-     in Kontakt, bekleidete bald Funktionen im ÖZIV
     sinnten und Gegner*innen gleichermaßen und         und absolvierte sogar die ÖZIV-Coaching-Aus-
     baute sich mit der Zeit ein unglaubliches Netz-    bildung, ein wichtiger und entscheidender
     werk auf, das er nützte um Verbesserungen für      Meilenstein in seinem Leben, wie er oftmals
     Menschen mit Behinderungen zu erreichen.           betonte. In der Folge erkannte er, wie wichtig
     Wie er es genau schaffte, dieses Netzwerk auf-     es ist in Organisationen und Gremien vertreten
     zubauen und auch zu pflegen, war nicht immer       zu sein, um Menschen mit Behinderungen
     ganz klar – wahrscheinlich halfen sein Charme      adäquat vertreten zu können. Herbert wurde
     ebenso wie seine Beharrlichkeit. Jedenfalls hat-   zum „Multi-Funktionär“ im besten Sinne – nicht
     te er stets die richtige Telefonnummer parat,      für sich selbst und um der Funktionen willen,
     um seine Anliegen den richtigen Personen vor-      sondern um sich für alle Menschen mit Behin-
     zutragen, damit sich etwas bewegt oder zum         derungen einzusetzen. 2017 trat er schließlich
     Besseren verändert.                                die Nachfolge von Klaus Voget als Präsident
                                                        des Österreichischen Behindertenrats an, 2019
     Diskussionen ist er nie ausgewichen, letztend-     wurde er auch zum ÖZIV-Präsidenten gewählt.
     lich aber – so berichteten uns in den letzten      Die letzten 2 Jahre waren sicher seine erfolg-
     Wochen viele politische Entscheidungsträ-          reichsten, und Kraft seiner Ämter konnte er
     ger*innen – ging es Herbert immer um den           Vieles bewegen.
     tragfähigen Kompromiss. Was nicht bedeutete,

10        INKLUSIV                                                                        www.oeziv.org
ÖZIV // In memoriam

                   Einer seiner letzten großen Erfolge ist für Her-   Allen, die mit Herbert zusammenarbeiteten
                   bert exemplarisch: die Impfpriorisierung für       – egal ob Kooperationspartner*innen oder
                   Menschen mit Behinderungen, die er gemein-         Mitarbeiter*innen – war bekannt, dass Herbert
                   sam mit Martin Ladstätter (BIZEPS) und Gregor      beinahe rund um die Uhr erreichbar und im
                   Demblin (myAbility) erreichte. Diese Koopera-      Einsatz war. Manche trieb er mit seiner Un-
                   tionspartner auch zu nennen war ihm wichtig,       pünktlichkeit oder den „verspäteten“ Rückrufen
                   die Lorbeeren allein für sich beanspruchen,        auch gelegentlich zur Verzweiflung, aber wenn
                   das wollte er nicht.                               Herbert dann anrief, hatte man seine (fast)
                                                                      ungeteilte Aufmerksamkeit und aus beruflichen
                   Film & Fußball                                     Gesprächen wurde oft auch privater Austausch.
                   Seine zwei großen privaten Hobbies betrafen
                   Filme (er besaß eine riesige Film-Sammlung)        Eine große Lücke
                   und Fußball. Seinen Lieblingssport übte er als     Herbert war ein Großer in der Interessenver-
                   Zuseher ebenso begeistert aus – insbesondere       tretung von Menschen mit Behinderungen,
                   wenn „seine Bayern“ in der Championsleague         ein Aktivist und Verbinder – er hinterlässt eine
                   spielten – wie als Aktiver auf den Fußballfel-     große Lücke, die kurzfristig nicht zu schließen
                   dern. Die Mehrzahl ist hier mit Absicht gewählt,   ist. Viele Organisationen verlieren einen en-
                   denn Herbert spielte mit Begeisterung bei          gagierten und loyalen Mitstreiter mit fester
                   vielen unterschiedlichen Teams bzw. Clubs mit.     Handschlagqualität, wir verlieren einen Präsi-
                   Das gemeinsame Fußballspielen von Menschen         denten mit strategischem Weitblick und einen
                   mit und ohne Behinderungen war für ihn der         charmanten und loyalen Freund.
                   Inbegriff der Inklusion, die er gerne in allen
                   Lebensbereichen verwirklicht gesehen hätte.        Herbert, wir werden dich nie vergessen!
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ÖZIV // In memoriam

     STIMMEN ZUM TOD
     VON HERBERT PICHLER:
     Vida-Vorsitzender Roman Hebenstreit

     In tiefer Betroffenheit haben wir vom Unfalltod
      von Herbert Pichler erfahren.
                                                         Die Zusammenarbeit mit Herbert war eine
                                                         große Freude und wir sind dankbar für die
                                                         angenehmen Gespräche, die wir mit ihm führen
     Wir werden Herbert in bester Erinnerung behal-      durften.
     ten als einen Menschen, der sich für die Rechte
     der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer stets        Mit Herbert haben wir einen überzeugten
     eingesetzt hat. Er hat sich für die Werte und       Gewerkschafter, engagierter Kämpfer für Be-
     Prinzipien der sozialen Gerechtigkeit und für So-   hindertenrechte und einen Freund viel zu früh
     lidarität, über Grenzen hinweg, stark gemacht.      verloren.

     CBMF

     M    it dem Ableben von Herbert Pichler haben
          wir den wichtigsten Mitstreiter um die
     Anliegen von Menschen mit Behinderungen
     verloren. Herbert hat sich mit grenzenlosem
     Engagement für die Rechte von Menschen mit
     Behinderungen eingesetzt. Mit Recht können
     wir stolz darauf sein, jemanden wie ihn in un-
     seren Reihen und als Freund gehabt zu haben.
      Lieber Herbert, ich bin stolz und dankbar da-
     für, die längste Wegstrecke meines bisherigen
     Lebens gemeinsam mit dir gegangen zu sein
     und wird für mich unvergesslich in guter Erin-
     nerung bleiben!

     CBMF-Präsident und ÖZIV-Vizepräsident
     Klaus Widl

     ÖZIV Vorarlberg

     V  or ein paar Jahren hielt Herbert ein 2-tägi-
        ges Rechtsseminar in Bregenz (Vbg.) ab, an
     dem ich auch teilnahm. Er war erkältet und
                                                         aber immerhin - gut überstehen.
                                                         Herbert hat meinen „Samariterdienst“ im Länd-
                                                         le nie vergessen und bei jedem Wiedersehen
     sein Zustand verschlimmerte sich im Laufe des       brachte er es mir mit seinem charmanten Witz
     Tages zusehends. Aus meiner Hausapotheke            und Lachen in Erinnerung!
     brachte ich ihm dann Aspirin, Halswehtablet-
     ten, Taschentücher usw. mit und so konnte er        Karin Stöckler, Präsidentin ÖZIV Vorarlberg
     den zweiten Seminartag zwar angeschlagen -

12        INKLUSIV                                                                          www.oeziv.org
ÖZIV // In memoriam

ÖZIV Burgenland

W   ir sind in tiefer Trauer um Herbert Pichler,
    der viel zu früh aus dem Leben gerissen
wurde. Wir verlieren einen Präsidenten und
sehr guten Freund.

„Herbert hat sich unermüdlich für die Anliegen
von Menschen mit Behinderungen eingesetzt
und war auch gerne bei uns im Burgenland zu
Gast. Er bleibt auf ewig in unseren Herzen!“, so   „Es war mir eine besondere Freude mit Dir
ÖZIV Burgenland Präsident                          Teile deines Weges gemeinsam gerollt zu sein“,
Manfred Seifert.                                   so Ehrenpräsident Hans-Jürgen Groß.

ÖZIV Steiermark

L eider war es Herbert nicht mehr vergönnt
  uns in unserem ÖZIV Haus in Voitsberg zu
besuchen, das wir ihm mit Stolz zeigen wollten.
                                                   gruppen wird ihn ewig in Erinnerung behalten,
                                                   denn er war ein unermüdlicher Kämpfer zum
                                                   Wohle aller Menschen mit Behinderungen.
Lehrreich waren für uns auch seine Tagesse-
minare im Landesbüro in Graz, wo man ihm           ÖZIV Voitsberg, Bezirksobmann Fritz Muhri
stundenlang mit Begeisterung zuhören konnte.
Der ÖZIV Steiermark mit seinen zwölf Bezirks-

„I   ch bin sehr betroffen über das tragische
     Ableben von Behindertenratspräsident
Herbert Pichler bei einem schrecklichen Unfall.
                                                   schen mit Behinderungen in vollem Umfang,
                                                   gleichberechtigt und selbstbestimmt am gesell-
                                                   schaftlichen Leben teilnehmen können.“
Mit ihm verliert Österreich einen engagierten
Kämpfer für Inklusion, also dafür, dass Men-       Bundespräsident Alexander van der Bellen

„M      it Herbert Pichler verliert die Republik
        viel zu früh einen herzlichen Menschen,
einen leidenschaftlichen Gewerkschafter und
                                                   Gleichberechtigung aller Menschen mit Behin-
                                                   derungen.“

einen unermüdlichen Kämpfer für die echte          Bundeskanzler Sebastian Kurz

„M      it dem tragischen Tod von Herbert
        Pichler verliert Österreich eine der
prägendsten Persönlichkeiten der österrei-
                                                   Mitarbeiter Herbert unseren größten Dank und
                                                   Anerkennung aussprechen – wir alle werden
                                                   ihn sehr vermissen. Meine Gedanken sind bei
chischen Behindertenpolitik. Herbert Pichler       seinen Freunden und engsten Angehörigen, die
war jemand, der sein Leben dem Kampf für           mit dem Ableben von Herbert nicht nur einen
die Gleichberechtigung von Menschen mit Be-        erfolgreichen Behindertenpolitiker, sondern in
hinderungen gewidmet hat und sich mit aller        erster Linie einen humor- und liebevollen Mit-
Kraft für ein besseres Leben für Menschen mit      menschen, Freund und Wegbegleiter verlieren.“
Behinderungen eingesetzt hat. Für all das darf
ich im Namen meiner Mitarbeiterinnen und           Bundesminister a.D. Rudolf Anschober

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ÖZIV // In memoriam

     „W      ir werden Herbert Pichler immer als en-
             gagierten und humorvollen Menschen
     in Erinnerung behalten, der seiner Arbeit mit
                                                        schränkungen am Arbeitsmarkt beigetragen.
                                                        Pichler ist damit ein Vorbild für eine Beschäfti-
                                                        gungspolitik, die Chancen erkennt und die Teil-
     viel Herz, Empathie und Freude nachgegangen        habe aller Menschen am Arbeitsmarkt fördert.“
     ist. Durch sein Engagement hat er wesentlich
     zur Inklusion von Menschen mit Behinderun-         Bundesminister Martin Kocher
     gen sowie Personen mit gesundheitlichen Ein-

     „I   ch bin betroffen vom unerwarteten und
          tragischen Ableben von Herbert Pichler,
     Präsident des Österr. Behindertenrats. Er war
                                                        Inklusion behinderter Menschen.“

                                                        Wiener Bürgermeister Michael Ludwig
     ein engagierter Kämpfer für Gleichstellung und

     „I   ch trauere um einen jahrzehntelangen
          Weggefährten und Freund, einen enga-
     gierten Interessenvertreter und Verbündeten
                                                        haben viele Projekte und Vorhaben miteinan-
                                                        der vorangetrieben – vom Wiener Chancen-
                                                        gleichheitsgesetz bis zu den Wiener Wegen zur
     in vielen Fragen moderner Behindertenpolitik.      Inklusion. Sein Tod hinterlässt eine Lücke, die
     Herbert Pichler hat sein ganzes Leben für die      nicht gefüllt werden kann.“
     Gleichstellung, Inklusion und die Rechte von
     Menschen mit Behinderungen gekämpft. Wir           Wiener Sozialstadtrat Peter Hacker

     „M     it seinem vorbildlichen und unermüdli-
            chen Einsatz für Inklusion sowie gegen
     Ungleichbehandlung und Diskriminierung hat
                                                        Behindertenanwaltschaft war er stets ein ver-
                                                        lässlicher Partner. Seine starke Stimme für die
                                                        umfassende Gleichstellung von Menschen mit
     sich Herbert Pichler nicht nur in den Dienst der   Behinderungen wird schmerzlich vermisst.“
     Menschen mit Behinderungen, sondern auch
     der gesamten Gesellschaft gestellt. Für die        Behindertenanwalt Hansjörg Hofer

     „M      it Herbert Pichler verlieren wir viel zu
             früh einen Gewerkschafter, der sich
     mit unermüdlichem Einsatz für Menschen mit
                                                        Menschen am Arbeitsmarkt ein, damit diese
                                                        ein unabhängiges Leben führen können.
                                                        Sein Engagement und die Freude, die er hatte,
     Behinderungen stark machte. Im ÖGB setzte          wenn er Menschen weiterhelfen konnte, wer-
     er sich als Leiter des Chancen Nutzen Büros        den wir nicht vergessen.“, so Katzian.
     für die Inklusion von Menschen mit Behinde-
     rungen, chronisch und/oder psychisch kranke        ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian

     „W      ir sind geschockt und zutiefst traurig
             über das Ableben von Herbert. Er war
     unser Freund und ein großartiger Verbündeter
                                                        tragische Weise einen Freund verloren“.

                                                        Martin Ladstätter
     im Kampf für Selbstbestimmung und Gleich-          Obmann vom Behindertenberatungszentrum
     stellung behinderter Menschen. Wir haben auf       BIZEPS

14        INKLUSIV                                                                           www.oeziv.org
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GALERIE GUGGING
Ein Ort für außergewöhnliche Künstler*innen
                                                            Fotos: Courtesy galerie gugging, Ludwig Schedl

Künstler: Basel Al-Bazzaz

G
                                                   Galerieleiterin Nina Katshcnig
      ugging ist ein Ort, dem ein besonderer
      Zauber innewohnt und ein renommierter
      Hotspot der Art Brut. Seit mittlerweile      Betreuerin in Klagenfurt den Auftrag erteilt,
über 20 Jahren leitet Nina Katschnig die Agen-     das Haus der Künstler genauer anzusehen, weil
den der Galerie. Die Gugginger Künstler erfreu-    Gugging, was Kunst & Psychiatrie betrifft, welt-
en sich heute internationaler Anerkennung und      weit eine Vorreiterrolle eingenommen hat, und
sind weltweit auf Messen von Paris bis New         immer noch einnimmt und der Begründer Leo
York vertreten. Ein empathisches, wertschät-       Navratil zwei literarische Werke dazu verfasst
zendes, respekt- & liebevolles Miteinander ist     hat. So bin ich damals eher widerwillig das
hier gelebte Realität und das bezieht sich nicht   erste Mal hierhergekommen.
nur auf die Mitarbeiter*innen, sondern im
Besonderen auch auf die Kunstschaffenden.          Wie waren Ihre ersten Eindrücke an
Auskunft zu individuellen Krankengeschichten       diesem besonderen Ort?
der einzelnen Künstler*innen wurde hier nie
erteilt, denn das ist Privatsache.                 Ich erinnere mich noch genau. Als ich ange-
                                                   kommen bin, habe ich das Haus der Künstler
In diesem Interview gibt Nina Katschnig Einbli-    gesehen und mir gedacht: unglaublich! Ich
cke über Gugging und seine Künstler*innen.         fand es fantastisch. Die Künstler waren da
                                                   und alle waren freundlich und nett oder eben
Wann und wieso sind Sie das erste Mal              auch nicht, es war einfach eine ganz besondere
nach Gugging gekommen?                             Atmosphäre. Als erster ist dann gleich August
                                                   Walla auf mich zugekommen und hat mit mir
Das war im Frühling 1997. Ich habe Pädagogik       Mensch ärgere Dich nicht gespielt und dabei
& Psychologie studiert und meine Diplomarbeit      permanent die Regeln verändert. Trotzdem
über „Schizophrenie, Kunst & Kunsttherapie“        habe ich gewonnen und er hat daraufhin nie
geschrieben. Dann hat mir meine damalige           mehr mit mir gespielt.

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     Künstler: Helmut Hladisch                          Künstler: Jürgen Tauscher

     Ich war überrascht, was im Psychiatriekontext      Kunst und Psychotherapie. Als Johann Feilacher
     alles sein darf, so etwas hatte ich nicht erwar-   dann im Jahr 1986 die Leitung übernahm, wur-
     tet. Ich bin an diesem Tag beseelt weggegan-       de es in Haus der Künstler umbenannt. 1990
     gen und habe mir gedacht, vielleicht sollte ich    bekam die Gruppe der Künstler aus Gugging
     doch noch ein Interview mit dem Leiter hier        den Oskar-Kokoschka-Preis überreicht, eine
     machen? Und wie es sein sollte, bekam ich          bedeutende österreichische Auszeichnung für
     bereits am Folgetag die Möglichkeit mit dem        ihre Verdienste um die zeitgenössische Kunst.
     Leiter Johann Feilacher persönlich zu sprechen.    Als ich 1997 dazu gekommen bin, war das
     Und mitten im Gespräch habe ich mich dann          Haus der Künstler eigentlich schon zu klein,
     plötzlich sagen gehört: „Ich will gerne hier       aber das Haus daneben gerade frei. Dort befin-
     arbeiten!“ – das hat mich damals selbst über-      det sich heute das Art Brut Center.
     rascht.
                                                        Art Brut ist laut Wikipedia-Definition ein
     Seit wann genau gibt es Gugginger Kunst?           Sammelbegriff für „autodidaktische Kunst
                                                        von Laien, Kindern, Menschen mit einer psy-
     Anfangswerke gab es bereits in den 50er- und       chischen Erkrankung oder einer geistigen
     60er-Jahren. Das erste Mal gezeigt wurden sie      Behinderung.“ Haben einige der Gugginger
     dann im Jahr 1969, als Arnulf Rainer erstmals      Künstler eine Ausbildung genossen?
     seine private Sammlung von Gugginger Künst-
     lern in einer Ausstellung in der Wiener Sezes-     Nein, durch die Bank niemand und sie werden
     sion präsentierte. Somit wurde der Fokus der       auch nur dahingehend gefördert und ange-
     Öffentlichkeit hierzulande erstmals bewusst        leitet, dass man ihnen Materialien und einen
     auf Art Brut, diese rohe, unverfälschte Kunst,     angenehmen Arbeitsplatz zur Verfügung stellt.
     gelenkt. Es wurden damals bereits Bilder von       Also werden hier lediglich Rahmenbedingun-
     Oswald Tschirtner und August Walla gezeigt.        gen geschaffen und die Künstler in ihren natür-
     Dann gab es 1970 die erste Ausstellung von         lichen Fähigkeiten unterstützt.
     Gugginger Künstlern unter dem Titel Parei-
     dolien in der Galerie nächst St. Stephan und       Wie kann man sich das Zusammenleben der
     aufgrund des Erfolges, haben sich die Ausstel-     Künstler vorstellen?
     lungstätigkeiten immer weiterentwickelt.
                                                        Was den Künstlern im Haus der Künstler gebo-
     Wie entstand dann das „Haus der Künstler“?         ten wird ist eine Tagesstruktur, wo sie wie eine
                                                        Großfamilie leben. Aktuell sind es 13 Künstler,
     Im Jahr 1981 gründete Leo Navratil für 18          die in Zweibettzimmern untergebracht sind,
     seiner begabtesten Patienten das Zentrum für       denn Einzelzimmer sind hier nicht so gefragt.

16        INKLUSIV                                                                          www.oeziv.org
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Es ist ein schönes Miteinander, wo Anlässe wie      zu seinen Ehren einen Nachruf geschrieben.
Ostern, Weihnachten oder Geburtstage gefeiert       Zudem hat das renommierten New Yorker Mu-
werden. Die Zeit zwischen den täglichen Mahl-       seum of Modern Art (MoMA) fünf Werke von
zeiten nützen die Künstler dann oft um kreativ      Leopold Strobl angekauft und widmet sich in
tätig zu sein.                                      einem neuen Ausstellungsbereich permanent
Zum Zeichnen oder Malen kommen sie ent-             der Art Brut.
weder ins offene Atelier, das sich im selben
Geschoss wie die Galerie befindet, oder sie         Gibt es ein besonderes Erlebnis mit den
bleiben im Haus der Künstler.                       Künstlern, das Sie teilen möchten?

Welche sind die wichtigsten Protagonisten           August Walla hat einmal etwas Lustiges zu
der Gugginger Art Brut?                             einem Fotografen gesagt, der ihn gebeten hat,
                                                    für ein Bild das er von ihm machen wollte, zu
Historisch gibt es verschiedene Generationen.       lachen. Darauf entgegnete ihm Walla so richtig
Da gibt es einmal die Klassiker der Gugginger       grantig „Wieso soll ich denn lachen, das hört
Künstler, die international anerkannt sind und      man doch eh nicht am Büdl (Foto)?“
bereits ihre Höhenflüge erlebt haben, dazu
zählen Johann Hauser, Oswald Tschirtner und         Wenn man durch die Galerie streift, wird
August Walla. Wenn heute jemand irgendwo            man vom Spirit und dem familiären Umfeld
auf der Welt eine repräsentative Art Brut-Aus-      regelrecht angesteckt. Gibt es ein Geheim-
stellung organisiert, sind diese drei Protagonis-   rezept mit dem Sie ihre Mitarbeiter anlei-
ten meist immer mit dabei. Mittlerweile rückt       ten?
hier aber bereits die nächste Generation nach,
zu der etwa Johann Garber, Franz Kernbeis,          Mir sind drei Dinge wichtig: Freude an dem
Johann Korec oder Heinrich Reisenbauer gehö-        was man tut, Verbindung untereinander und
ren. Und dann gibt es noch eine jüngere Grup-       dass jeder so sein kann, wie er ist. Also jeder
pe, zu denen Laila Bachtiar, Manuel Griebler,       bringt sich bei uns mit seinen individuellen Ta-
Helmut Hladisch, Günther Schützenhöfer oder         lenten ein. Es geht hier um die Geschenke, die
Jürgen Tauscher zählen. Es gibt für alles eine      jeder ins Leben mitbringt und die er hier in der
Zeit und es dauert immer eine Weile, bis Künst-     galerie gugging zum Wohl von allen einbringt.
ler in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit rü-
cken können, um ihre Spuren zu hinterlassen.        Ihre Galerie feierte im Jahr 2019 das 25-jäh-
                                                    rige Jubiläum ihres Bestehens. Haben Sie
Wie würden Sie den Stellenwert von Art              persönlich noch Träume für die Zukunft?
Brut in der heutigen Welt beschreiben und
wer sind ihre wichtigsten Vertreter?                International ist die Strahlkraft der Gugginger
                                                    Künstler bereits groß, aber im eigenen Land
Art Brut ist heutzutage kein unbekannter            darf der Prophet schon noch bekannter wer-
Underdog mehr, sondern längst weltweit im           den, das wünsche ich mir für unsere Künst-
zeitgenössischen Kunstwesen angekommen              lerInnen und eine Ausstellung im Museum of
und in Museen, Galerien, die früher wohl eher       Modern Art (MoMA) in New York.
keine Art Brut gezeigt hätten, oder renommier-
ten Ausstellungen wie der Biennale di Venecia
vertreten. Einige der weltweit berühmtesten
Vertreter der Art Brut-Kunst sind die aus der
Schweiz stammenden Adolf Wölfli und Aloïse
Corbaz, die Amerikaner Bill Traylor und Martín
Ramírez, aber auch die Gugginger Künstler
Johann Hauser, Oswald Tschirtner oder August
Walla sind weltberühmt. Als Walla damals             Weitere Informationen:
gestorben ist, hat die New York Times eigens         www.galeriegugging.com

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ÖZIV // Kolumne - Mit spitzer Feder

     MACHT DER WORTE
      Worte erzeugen Bilder und Vorstellungen in
      unseren Köpfen, sie lösen Gefühle aus. Die zwei
      Worte „Bella Italia“ etwa – wir spüren die Sonne
      auf der Haut und den Sand zwischen unseren
      Zehen, ... wohliges Urlaubsgefühl stellt sich ein.

                                             Text: Manfred W.K. Fischer

     G
          enauso ist es, wenn über     Eigenbild versus Fremdbild
          Menschen mit Behinde-        Verschiedene Formulierungen
          rungen berichtet wird.       empfinden Menschen mit
     Die verwendeten Formulie-         Behinderungen heute als dis-
     rungen lassen Bilder im Kopf      kriminierend. Dies hängt mit
     des Lesers entstehen, Bilder      ihrem veränderten Selbstbild
     von behinderten Menschen.         zusammen. Ausgehend von
     Beispielsweise die beliebte       der Selbstbestimmt-Leben-Be-       sucht die ESA (Europäische
     Formulierung jemand sei           wegung in den USA entwickel-       Raumfahrt Agentur) in ihrer
     „an den Rollstuhl gefesselt“.     te sich das Selbstverständnis      letzten Ausschreibung für
     Hinter dem Wort „gefesselt“       behinderter Menschen               neue Astronauten erstmals
     verbergen sich negative Bil-      nachhaltig. Sie verstehen sich     auch behinderte Bewerber.
     der, die mit „eingesperrt sein“   als selbstbewusste, selbst-        Dies wäre vor Kurzem noch
     oder einem „schrecklichen         ständige Menschen, die ihre        unvorstellbar gewesen.
     Schicksal“ zu tun haben.          Entscheidungen eigenständig
     Auch eine Einschränkung der       treffen können. Natürlich ist      Achtung:
     geistigen Mobilität schwingt      manchmal Unterstützung ge-         Formulierungsfallen
     bisweilen mit.                    fragt (persönliche Assistenz),     Welche Formulierungsfal-
                                       aber dies widerspricht dem         len es beim Berichten über
     Daher empfinden behinderte        vorher Gesagten nicht.             behinderte Menschen gibt, ist
     Menschen diese Formulie-                                             umfassend auf der Website
     rung als diskriminierend. Sie     Eigenbild und Fremdbild            Leidmedien.de der Sozialhel-
     sind nicht „gefesselt“! Das       sind oft sehr unterschiedlich.     den (https://sozialhelden.de/
     Verwenden eines Rollstuhls        Menschen mit Behinderungen         leidmediende/) dargestellt.
     (Rollis) bedeutet für sie das     werden von anderen meist           Ich werde daher hier nur zwei
     genaue Gegenteil. Der Rolli       als hilfsbedürftig und bemit-      Beispiele anführen.
     bringt ihnen Mobilität und        leidenswert angesehen. Die-
     Beweglichkeit, die sie ohne       ses unzutreffende Fremdbild        In Artikeln ist immer wieder
     ihn nicht hätten.                 kommt in unterschiedlichen         von „den Behinderten“ oder
                                       Formulierungen zum Aus-            „der Behinderte“ zu lesen.
     Eine bessere Formulierung ist     druck, die von den Betrof-         „Ich bin doch in erster Linie
     in diesem Zusammenhang,           fenen als diskriminierend          Mensch und erst viel später
     dass eine Person „einen           empfunden werden.                  behindert“, meinen Menschen
     Rollstuhl benützt“ oder dieser                                       mit Behinderungen dazu. Sie
     „die Mobilität eines Menschen     Aber auch das Fremdbild be-        sind Menschen mit einem Na-
     gewährleistet“.                   hinderter Menschen beginnt         men, haben ihre individuelle
                                       sich langsam ändern. So            Geschichte und ihre eigenen

18        INKLUSIV                                                                         www.oeziv.org
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                   Lebensumstände. Ihre Behin-      beim Umgang mit behinder-           ist dies beispielsweise seit
                   derung ist nur EINE ihrer vie-   ten Menschen im Zuge eines          2007 der Fall. Auch die Sozial-
                   len Eigenschaften. Werden sie    Interviews denken - etwa            helden in Deutschland bieten
                   auf das Schlagwort „die Be-      bei Menschen mit Down               dazu Sensibilisierungs-Work-
                   hinderten“ reduziert, bleiben    Syndrom, die im Aussehen            shops an.
                   negative Einstellungen/Bilder    oft kindlich bleiben. Dem re-
                   in den Köpfen der Menschen       spektvollen, richtigen Beneh-       Ein Meilenstein in Richtung
                   zurück. Deshalb empfinden        men gegenüber behinderten           korrekter Wortwahl war in
                   behinderte Menschen diese        Menschen ist in der letzten         Österreich die Etablierung
                   Ausdrucksweise als diskri-       Ausgabe des österreichischen        eines Medienpreises des ÖZIV
                   minierend. Besser ist es, sie    Benimm-Ratgebers „Alles,            für herausragende journa-
                   als behinderte/n Mann/Frau,      was Sie über gutes Beneh-           listische Leistungen auf dem
                   behinderten Journalisten oder    men wissen müssen“ von              Gebiet der Berichterstattung
                   behinderten Familienvater zu     Thomas Schäfer-Elmayer ein          über Menschen mit Behinde-
                   bezeichnen. Gleiches gilt für    Abschnitt gewidmet – auch           rungen im Jahr 2006.
                   blinde Menschen.                 hier wurden „die Zeichen der
                                                    Zeit“ erkannt.                      Auf weitere Verbesserungen
                   Die Formulierung „... an einer                                       ist zu hoffen.
                   Behinderung leiden“ wieder-      „Und sie bewegt sich doch“
                   um suggeriert Armut, Hilfsbe-    Eine zunehmende Sensibilisie-
                   dürftigkeit und Leid – wieder
                   negative Zuschreibungen.
                                                    rung von Medienmenschen
                                                    ist feststellbar.
                                                                                         Zum Autor:
                   Doch die wenigsten behinder-                                          Manfred Fischer ist roll-
                   ten Menschen „leiden“ unter      In den letzten Jahren ist es         stuhlfahrender Journalist
                   ihrer Behinderung. Sie haben     gelungen, Sensibilisierungs-         und Sensibilisierungs-
                   sie einfach und leben damit.     vorträge zum Themenbereich           trainer. Er lebt mit seiner
                   Besser ist hier, dass jemand     nicht-diskriminierende Wort-         Familie in Ostermiething
                   „mit einer Behinderung lebt“     wahl in die Ausbildungsgänge         in Österreich. 2018 erhielt
                   bzw. „eine Behinderung hat“.     von Journalisten einzubauen.         er den Medienpreis des
                                                    Im viersemestrigen Universi-         österreichischen Behin-
                   An gewisse Verhaltensregeln      tätslehrgang für Sportjourna-        dertenverbands ÖZIV.
                   sollten Journalist*innen auch    lismus in Salzburg/Österreich
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ÖZIV // Buch-Tipp

     „KRANKHEIT SCHMERZ“
     R  und 1,5 Millionen Menschen in Österreich
        leiden dauerhaft an Schmerzen. Im Stütz-
     und Bewegungsapparat, als Polyneuropathie,
     infolge einer Verletzung oder einer Krebser-
     krankung: Viele fühlen sich – durchaus zu
     Recht - vom Gesundheitssystem allein gelas-
     sen. Denn chronischer Schmerz wird auch heu-
     te noch oft unzureichend oder zu einseitig, the-
     rapiert. „Es gibt auf dem Gebiet leider immer
     noch viel zu wenige, gut ausgebildete Ärzte
     und es gibt vor allem kaum mehr Schmerzam-
     bulanzen in den Spitälern. Die seit Jahren be-
     schworene, multimodale Schmerztherapie wird
     in Österreich viel zu selten angeboten. Dieser
     Ansatz wäre aber der einzige, der geplagten
     Patienten langfristig Aussicht auf Erfolg bietet“,
     stellt Orthopäde und Autor Dr. Martin Pinsger,
     Leiter des Schmerzkompetenzzentrums Bad
     Vöslau, fest.

     Der erfahrene Schmerztherapeut deckt in
     seinem neuesten Buch „Krankheit Schmerz.
     Endlich Hilfe für Patienten!“ (Ennsthaler
     Verlag) die oft erschreckende Lage Betroffener
     auf: fehlende oder unzureichende Therapien,
     zu wenige Kassenärzte, bürokratische Hürden          viel zum Behandlungserfolg beitragen können.
     und Unverständnis bis hin zur Ausgrenzung.           Ausführlich wird auch das Für und Wider von
     Denn Schmerz lässt sich schwer objektivieren.        Operationen am Bewegungsapparat beleuch-
     „Schmerzgeplagten wird oft einfach nicht             tet.
     geglaubt. Viele werden als Simulanten oder
     Hypochonder abqualifiziert“, weiß Co-Autor           WHO regelt Schmerz neu
     Dr. Thomas Hartl, der seit Jahren zum Thema          Schmerz ist nicht nur ein Symptom, sondern
     Schmerz recherchiert und publiziert.                 durchaus eine Erkrankung für sich. Dies wurde
                                                          bisher nicht gebührend berücksichtigt, sollte
     Alarmstufe ROT für die Existenz                      sich jedoch bald ändern: In ihrer neu formulier-
     Dazu kommt: Ständiger Schmerz geht allzu oft         ten internationalen Klassifikation der Krankhei-
     Hand in Hand mit sozialem Abstieg. Kranken-          ten (ICD 11) erklärt die Weltgesundheitsorga-
     stände – Arbeitsplatzverlust – Arbeitslosigkeit      nisation WHO ab 2022 chronische Schmerzen
     oder kein Anspruch auf Invaliditätspension: Die      erstmals zur anerkannten Krankheit. Bleibt zu
     Armutsspirale dreht sich immer weiter nach           hoffen, dass Schmerzpatienten davon künftig
     unten. Was bleibt, ist der Rückzug in eine ver-      auch profitieren: durch verbesserte Rahmenbe-
     zweifelte Situation ohne Perspektiven.               dingungen für Schmerzzentren und verstärkte
                                                          Vernetzung von Ärzten und Therapeuten.
     Lösungsansätze: Therapie und Selbsthilfe
     Die Autoren zeigen auch Wege aus der                 Dr. Martin Pinsger/Dr. Thomas Hartl: Krank-
     Schmerzhölle auf: von vielfach bewährten Be-         heit Schmerz. Endlich Hilfe für Patienten!
     handlungsansätzen bis hin zu erfolgserprobten        Ennsthaler Verlag; ISBN 978-3-7095-0126-9;
     Selbsthilfe-Maßnahmen, mit denen Betroffene          260 Seiten, LVP: 20 Euro

20        INKLUSIV                                                                           www.oeziv.org
ÖZIV // Kurznachrichten

PROFESSOREN-TITEL FÜR ÖZIV-
EHRENPRÄSIDENT KLAUS VOGET

E ine besondere Ehrung wurde unserem Eh-
  renpräsidenten Klaus Voget zu Teil. Anfang
April wurde ihm vom Bundespräsidenten der
                                                   Bundesminister Heinz Faßmann dankte in
                                                   seinem Begleitbrief Klaus Voget im Namen der
                                                   Republik und ganz persönlich für sein großarti-
Berufstitel „Professor“ verliehen. Da derzeit      ges, langjähriges Engagement.
pandemiebedingt keine Festakte stattfinden,
kam die Ernennungsurkunde per Post.                Wir gratulieren herzlich!

HANDHEBELÖFFNUNG
für Rollstuhlfahrer*innen

E uroplast als österreichischer Hersteller von
  Wertstoffsammelbehältern legt besonderen
Wert auf Barrierefreiheit der eigenen Produk-
te. Aus diesem Grund haben wir schon vor Jah-
ren die Braille Schrift zur Fraktionskennung auf
unseren Wertstoffsammelbehältern etabliert.
Als neueste Innovation stellen wir Ihnen hier
eine Handhebelöffnung für Rollstuhlfahrer*in-
nen vor, die eine optimale Benutzung unserer
Produkte ermöglicht.

Gegründet wurde das Unternehmen Europlast
im Jahre 1995, die Produktion am Standort
Dellach im Drautal wurde 1997 aufgenommen.
130 Mitarbeiter*innen produzieren unterschied-     ISO-zertifiziert, setzt auf nachhaltige Produktion
liche Kunstoffbehälter. Europlast ist mehrfach     und ist Mitglied der Leitbetriebe Austria.

www.oeziv.org                                                                                 INKLUSIV   21
ÖZIV // Kurznachrichten

     SONGWRITERIN
     BARBARA WLCEK
     B  arbara Wlcek war Klientin bei ÖZIV SUPPORT
        Wien und schreibt Songs seit ihrem 6. Le-
     bensjahr. Den kreativen Prozess versteht sie
     auch ein wenig als Therapie und ihre Lieder be-
     schäftigen sich mit Themen wie Freundschaft,
     Liebe, Schmerz bis hin zu Ereignissen, die tat-
     sächlich passiert sind. Ihre Inspiration bezieht
     sie direkt aus dem eigenen Leben, aber nicht
     nur: „Da ich auch viel für andere schreibe, wer-
     den nicht nur meine eigenen Themen verar-
     beitet. Songwriting ist genauso ein Tool wie ein
     Handwerk zu erlernen. Ich lerne mit Wörtern
     und Melodien.“, erzählt Barbara Wlcek.
                                                         hauptsächlich, damit mehr Menschen erfahren,
     Eigene Konzerte gibt es keine, da sie mehr-         dass es mich gibt und was ich so mache.“
     heitlich für andere Künster*innen schreibt,
     die dann mit den Songs auftreten, die Barbara
     Wlcek für sie geschrieben hat. Allerdings veröf-     Youtube-Kanal von Barbara Wlcek:
     fentlicht sie auch eigene Songs – beispielsweise     youtube.com/user/RobinSarsLovesMusic
     auf ihrem Youtube-Kanal. „Das mache ich

     GLÜCKWUNSCH AN KLAUS WIDL!                                                                  Foto: PID

     W    ir gratulieren unserem Vize-Präsidenten
          Klaus Widl (Obmann unserer Mitgliedsor-
     ganisation CBMF - Club Behinderter Menschen
     und ihrer Freunde) zur Wahl zum Vorsitzenden
     der Interessenvertretung der Menschen mit
     Behinderung in Wien (IVMB) – dies unter der
     Voraussetzung, dass die Wiener Landesre-
     gierung dem Wahlvorschlag zustimmt und die
     Mitglieder der IVMB so bestellt werden.

     Der erfahrene, langjährig Vorsitz-erprobte und
     nun frisch gewählte neue Vorsitzende Klaus
     Widl: „Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir nun
     gestärkt in die weitere Interessenarbeit gehen
     können. Themen gibt es über umfassende              Mitbestimmung in allen Lebensbereichen mehr
     Barrierefreiheit, selbstbestimmte Arbeits- und      als genug!“
     Wohnformen, Unterstützung für individuelle
     Freizeitgestaltung, persönliche Assistenz bis zur   Alles Gute für die neue Funktion!

22        INKLUSIV                                                                           www.oeziv.org
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          HARNWEGSINFEKTIONEN: EINE HÄUFIGE
          UND LÄSTIGE BEGLEITERSCHEINUNG
          Preiselbeeren gegen wiederkehrende Infektionen

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                                                                Cranberry mit D-Mannose
                                                                wirken synergistisch sowohl
                                                                im Akutfall, als auch in Fäl-
                                                                len, wo der Cranberry-Ext-
                                                                rakt allein keine ausreichen-
                                                                de Schutzwirkung in der
                                                                langfristigen Anwendung

S
    eit etwa 25 Jahren           Neben den bewährten PREI-      erreichte.
    werden PREISELSAN            SELSAN Tabletten gibt es die
    Lutschtabletten von vie-     geschmacksneutralen Prei-      Wichtig ist die regelmäßige
len Querschnittgelähmten         sel-Caps, eine Kombination     Einnahme von 2-3 Tages-
erfolgreich gegen HWI ein-       eines besonders angerei-       dosen über den gesamten
gesetzt. In der Zwischenzeit     cherten Cranberry-Extrak-      Zeitraum des HWI-Risikos
wurden von Caesaro Med           tes mit dem bewährten          – auch jahrelanger Einsatz
bewährte Formen weiterent-       Acerola-Vitamin C und          führt zu keinen Resistenzen
wickelt und neue eingeführt      Magnesium.                     oder anderen nachteiligen
um den Bedürfnissen der                                         Effekten.
Betroffenen noch besser zu       Preisel-Caps Döderlein
entsprechen:                     ist eine Kombination des be-   Die beschriebenen Prei-
                                 währten Cranberry-Extraktes    selbeerpräparate sind in
Wer ein herbes, durst-           mit Bakterien zur Unterstüt-   Apotheken oder per direkter
löschendes Getränk               zung einer gesunden Darm-      Zusendung erhältlich.
bevorzugt, dem sei der           und Vaginalflora: Wenn man     Gratis Kostproben,
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ÖZIV // Arbeitsassistenz

     VERSTÄRKUNG                                              bei der ÖZIV ARBEITSASSISTENZ
                                                              Niederösterreich
                                                                                      Text: Doris Kreindl

     W
              ir begrüßen eine         diesbezügliche Erfahrungen       Aufgabe als Arbeitsassistent
              „altbekannte Kollegin“   sammeln.                         ermöglicht mir eine direkte
              sowie einen neuen                                         Umsetzung der innovativen
      Kollegen bei der ÖZIV            Das bedeutet, ich bin schon      Aufgaben in den Bereichen
      ARBEITSASSISTENZ                 länger ein Mitglied der          der Arbeitsplatzerlangungen
      Niederösterreich. Sie stellen    ÖZIV-Familie.                    und Arbeitsplatzsicherungen
      sich im Anschluss selbst vor:                                     für meine Klient*innen mit
                                       In dieser Zeit habe ich mein     Behinderungen und/oder
                                       Personalmanagement-Studi-        chronischer Erkrankung.
                                       um an der Donau-Uni-Krems        Die sehr gute Unterstützung
                                       abgeschlossen. Auch in mei-      durch meine erfahrenen
                                       ner Master-Thesis habe ich       Kolleg*innen fördert einen
                                       mich mit personalpolitischen     reibungslosen Ablauf. Der
                                       Maßnahmen für Menschen           inspirierende Diskurs mit
                                       mit körperlicher Einschrän-      meinen Klient*innen garan-
                                       kung beschäftigt.                tiert einen spannenden und
                                                                        herausfordernder Job als
                                       Nun habe ich die Chance          Arbeitsassistent mit Sinn!
                                       bekommen, mich auch in der
      Claudia Breinhölder              ÖZIV-Arbeitsassistenz zu         Durch meine betriebswirt-
      „Mein Name ist Claudia           beweisen. Ich freue mich sehr,   schaftliche Ausbildung und
      Breinhölder und bin seit Mit-    dass ich durch den ÖZIV die      langjährige Erfahrung als
      te Februar im Team der ÖZIV      Gelegenheit habe, Menschen       Vertriebsmitarbeiter in der
      Arbeitsassistenz am Standort     zu unterstützen, die mir sehr    Privatwirtschaft (Versiche-
      St. Pölten tätig.                am Herzen liegen.“               rung und Spedition) verfüge
                                                                        ich über Fachwissen in
      Gemäß meinem Motto „Nur                                           betriebswirtschaftlichen Auf-
      wer selbst brennt, kann                                           gabenstellungen wie Kosten-
      Feuer in anderen entfachen“                                       stellen. Ein/e Mitarbeiter*in
      (Zitat von Augustinus Aureli-                                     ist immer Kostenfaktor,
      us) liegt meine Passion in der                                    aber gerade Menschen mit
      Arbeit mit Menschen.                                              Behinderungen und deren
                                                                        Inklusion besitzen meistens
      Ausbildungsmäßig komme                                            eine hohe Motivation um den
      ich ursprünglich zwar aus der                                     Unternehmenserfolg zu ga-
      Buchhaltung & Lohnverrech-                                        rantieren. Ich möchte diese
      nung.                            Thomas Betz                      Herausforderung annehmen,
                                       „Mein Name ist Thomas Betz       um Unternehmen mit der
      Doch nach meiner Coa-            und bin seit Anfang März bei     Einstellung von Menschen
      chingausbildung konnte           der ÖZIV Arbeitsassistenz am     mit Behinderungen den Weg
      ich bereits bei ÖZIV-Sup-        Standort Wiener Neustadt         in eine erfolgreiche „Win to
      port-Coaching 5 Jahre lang       beschäftigt. Meine neue          Win“ Situation zu begleiten.“

      Gefördert durch

24         INKLUSIV                                                                       www.oeziv.org
ÖZIV // SUPPORT // Arbeitsassistenz

OFFIZIELLER BESUCH
von Bürgermeister Stadler am Standort ÖZIV St. Pölten

                                       Text: Elisabeth Königsberger • Fotos: Stadt St. Pölten/Medienservice

                                                                     Bürgerservice der Stadt St.
                                                                     Pölten wurde seitens Frau
                                                                     Königsberger angesprochen
                                                                     und wird an die relevanten
                                                                     Kontaktpersonen gerne
                                                                     weitergeleitet. Auch die
                                                                     Vorstellung des aktuell im
                                                                     Pilot-Projektstatus laufenden
                                                                     Angebotes des NEBA Be-
                                                                     triebsservice wurde als sehr
                                                                     interessant und wertvoll er-
                                                                     kannt. Darüber hinaus wurde
                                                                     ebenso die Tätigkeit der
                                                                     Arbeitsassistenz von diesem
                                                                     Standort aus vorgestellt.

                                                                     Bürgermeister Stadler konnte
                                                                     sich mit seinem Mitarbeiter-

A
      m 18. Mai 2021 durften   SUPPORT, Arbeitsassistenz             stab, Frau Schwab war hier-
      wir in unseren Räum-     und Betriebsservice, vorge-           bei seitens der Wirtschafts-
      lichkeiten am Standort   stellt werden. Dies ist bei           abteilung mit dabei, über
BIZ St. Pölten Matthias        Bürgermeister Stadler auf             unsere Angebote einen sehr
Stadler, Bürgermeister von     großes Interesse gestoßen.            guten Überblick bilden und
St. Pölten und einen kleinen   Der Wunsch an die Stadt               dankte abschließend für un-
Mitarbeiterstab begrüßen.      betreffend mehr Kontakt und           sere diesbezüglichen deutlich
                               Zusammenarbeit mit dem                informativen Ausführungen.
Dieser Besuch wurde nun
nach der Absage im De-
zember 2020 nachgeholt.
Zweck des Besuches war das
Kennenlernen und Wirken
aller Unternehmen im BIZ St.
Pölten. Unsererseits waren
Coach Elisabeth Königsber-
ger (ÖZIV SUPPORT NÖ) und
Betriebskontakter Johann
Dengg (ÖZIV Arbeitsassistenz
- Betriebsservice) präsent.

Bei diesem Zusammentreffen
konnten die Wirkungsweisen
und Anforderungen seitens
unserer Organisation ÖZIV
Bundesverband, die Säulen

www.oeziv.org                                                                                     INKLUSIV    25
ÖZIV // SUPPORT Niederösterreich

     VERLUST, TRAUER UND
     ABSCHIED IM COACHING
      Orientierung und Impulse ÖZIV SUPPORT Coaching                                    Text: Monika Kloiber

     I
       n diesem Beitrag widmet sich das Team             U.a. sind Abläufe in Form von Labyrinthen,
       von SUPPORT COACHING Niederösterreich             Phasen oder Aufgaben, die sich im Prozess
       dem Themenkomplex Trauer, Abschied und            der Trauerbewältigung auftun, zu finden. Im
     Verlust und möchte von Trauer betroffenen           Wesentlichen ähneln alle Modelle in ihrem
     Menschen, Orientierung und Impulse zur Trau-        Kern. Zur Verdeutlichung wurde hier das Trau-
     erbearbeitung und -verarbeitung geben. Denn         erphasenmodell von Verena Kast gewählt, das
     Verlust bedingt Veränderung - das Leben ist         nachfolgend vorgestellt wird. Dabei wird darauf
     und wird nicht mehr so sein, wie es war.            hingewiesen, dass die einzelnen Trauerphasen
                                                         nicht zwingend linear ablaufen müssen. Sie
     Verluste erfährt jeder Mensch im Laufe seines       können ineinander verschmelzen und sind
     Lebens. Der Tod eines nahestehenden Men-            nicht immer klar abzugrenzen. Sie können
     schen, eine Trennung, der Verlust des Arbeits-      auch mehrmals durchlaufen werden. Nicht
     platzes, der Gesundheit oder auch Pensionie-        jeder Mensch muss unbedingt alle Phasen
     rungen lösen Trauer aus. In der Literatur wird      durchleben.
     Trauer in seiner Komplexität als „Urquell der
     Gefühle“, als die normale, tiefgehende und          Erste Phase: Nicht-wahrhaben-wollen
     unausweichliche Reaktion, die den Menschen          Auf die unmittelbare Nachricht tritt Erstarrung
     als Ganzes erfasst, beschrieben. Trauerarbeit       und Gleichgültigkeit auf. Charakteristisch zeigt
     ist ein innerpsychologischer Bewältigungspro-       sich Empfindungslosigkeit, Verzweiflung, Rat-
     zess und meint die aktive innere Auseinander-       und Hilflosigkeit, das Gefühl den Boden unter
     setzung des/der Betroffenen mit dem Verlust.        den Füßen verloren zu haben. Das Gesche-
     Der Prozess der Trauer verläuft individuell         hene wird verdrängt und verleugnet, es kann
     und dessen Verarbeitung ist abhängig von den        nicht begriffen werden. Ambivalente Gefühle,
     unterschiedlichen Erfahrungen und Erlebnissen       zwischen Loslassen und Aufrechterhalten der
     der betroffenen Person. Diese „Arbeit“ benötigt     Verbindung kennzeichnen diese Stufe. Diese
     viel Mut und fordert zur Reflexion und Ausein-      Phase kann von wenigen Stunden bis zu meh-
     andersetzung mit sich selbst auf – Trauer holt      reren Wochen andauern. Hier ist es wichtig
     uns zurück ins Hier und Jetzt. Der vielschichtige   einfach für die betroffene Person da zu sein,
     Themenkomplex rund um Trauer und Ab-                sie zu stützen, ohne sie zu entmündigen.
     schied wirkt sich auf der Persönlichkeitsebene
     auf alle Lebensbereiche aus. Unverarbeitete         Zweite Phase: Aufbrechende Emotionen
     Trauer kann sich indirekt auch negativ auf die      Intensive Gefühle von Wut, Zorn, Trauer, Angst,
     Leistungsfähigkeit im arbeitsweltlichen Kontext     Ruhelosigkeit und Phasen tiefer Niedergeschla-
     auswirken, da die berufliche und private Le-        genheit kommen zum Vorschein. Es können
     benswelt hier eng miteinander verknüpft sind.       auch Schlafstörungen auftreten. Auch Freude
                                                         über die erlebte Beziehung begleitet diese Pha-
     Gibt es trotz der Individualität bestimmte          se. Die ambivalenten Emotionen können mit
     Orientierungspunkte?                                Schuldgefühlen einhergehen. Diese Phase wird
     Die Wissenschaft versucht den Trauerverlauf         oft aufgrund gesellschaftlicher Anforderungen
     anhand unterschiedlicher Modelle abzubilden.        unterdrückt. Das Aufbrechen der Emotionen

26        INKLUSIV                                                                            www.oeziv.org
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