Neue Präventions-kampagne - Unfallkasse Hessen

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Neue Präventions-kampagne - Unfallkasse Hessen
Heft 2/Juni 2018

                          Neue Präventions-
                          kampagne
  D43991-ISSN
D43991-ISSN   1437-594X
            1437-594X
Neue Präventions-kampagne - Unfallkasse Hessen
Vorwort

                                                                                                                                           Bild: ©Dominik Buschardt
                         Liebe Leserinnen und Leser,

                    nach den Anschlägen in Nizza, London und
                    Berlin, die uns allen noch allzu gut im
                    Gedächtnis sind, stellt sich natürlich auch
                    die Frage, wie wir hier bei der Unfallkasse
                    Hessen eigentlich für ein solches „Groß-
                                                                                                      7
schadensereignis“ aufgestellt sind. Die gute Nachricht: Im Be-
reich der hessischen Schulen existiert bereits ein funktionie-
rendes Netzwerk, das unmittelbar nach einem Anschlag oder
einem Amoklauf greift und aktiv einsetzt. Die Betroffenen
(Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte, Helferinnen und Helfer)
erhalten sofort Hilfe und Unterstützung. Das Top-Thema dieser
Ausgabe beleuchtet ab Seite 6 Strukturen und Abläufe nach
solchen Ereignissen an hessischen Schulen. Ein Krisenmanage-
ment-Plan für alle Berufsgenossenschaften und Unfallkassen
für die Bundesländer wird übrigens zurzeit konzipiert. Wir halten
Sie auf dem Laufenden.

Menschen mitten ins Leben bringen, keine Ausgrenzung, son-                          9
dern Inklusion: Das ist das Ziel der VITOS Teilhabe Behinderten-
                                                                    IMPRESSUM
hilfe in Riedstadt, eines unserer Mitgliedsbetriebe. UKH und
Mitgliedsbetrieb haben erfolgreich Projekte ins Leben gerufen,      inform – Informationen zur            Fax: 069 29972-133
                                                                    kommunalen und staatlichen            Internet: www.ukh.de
die den Beschäftigten helfen, mit möglichen Aggressionen und        Unfallversicherung in Hessen –        E-Mail: ukh@ukh.de
                                                                    Magazin der Unfallkasse               ISSN 1437-594X
Angriffen von Seiten der Bewohner*innen souverän umzugehen          Hessen (UKH),
                                                                    Gesetzliche Unfallversicherung,       Newsletter-Abo
und diese möglichst gar nicht entstehen zu lassen (ab Seite 16).    Sitz Frankfurt am Main                Newsletter abonnieren auf
                                                                                                          www.ukh.de/Informationen
                                                                    inform erscheint quartalsweise        Webcode: U897
                                                                    und geht den Mitgliedern kostenlos
Jeder von uns hat schon einmal den Nachbarn um Hilfe gebeten,       zu. Nachdruck und Vervielfältigung
                                                                    nur mit Quellenangabe. Der
                                                                                                          Druck
                                                                                                          W. B. Druckerei GmbH

wenn es in Haus oder Garten etwas zu erledigen gab. Nur: Was        Bezugspreis von 2 Euro ist im
                                                                    Mitgliedsbeitrag enthalten.
                                                                                                          Dr.-Ruben-Rausing-Straße 10
                                                                                                          65239 Hochheim am Main

ist, wenn bei dem „Freundschaftsdienst“ ein Unfall passiert?        Verantwortlich für den Inhalt         Lektorat/Korrektorat
                                                                    Bernd Fuhrländer (Geschäftsführer)    Ines Balcik
Sind die Helfer dann versichert? Aufklärung gibt es ab Seite 19.                                          Dipl.-Fachsprachenexpertin
                                                                    Redaktion                             Am Römerkastell 7
                                                                    Sabine Longerich (CR)                 61197 Florstadt
                                                                    Yvonne Klöpping (CR inform-online)
Die Sommerferien stehen kurz bevor. Ich wünsche Ihnen einen         Senta Knittel (inform-online)         Gestaltung
                                                                    Thiemo Gartz                          Gerhards Design GmbH
erholsamen Urlaub, stressfreie Tage und allzeit sichere Fahrt.      Cordula Kraft                         Kölner Straße 50
                                                                    Dr. Torsten Kunz                      50259 Pulheim
                                                                    Alex Pistauer
                                                                    Pia Ungerer                           Titelbild
                                                                                                          Andre Stenda, Bürgermeister
                                                                    Bezugsquellennachweis,                von Hohenroda
                                                                    Herausgeber
                                                                    Unfallkasse Hessen                    Alle nicht extra gekennzeich-
                                                                    Leonardo-da-Vinci-Allee 20            neten Fotos: Jürgen Kornaker
                                                                    60486 Frankfurt am Main               für Unfallkasse Hessen
                                                                    Servicetelefon 069 29972-440
Bernd Fuhrländer                                                    (montags bis freitags
                                                                    von 7:30 bis 18:00 Uhr)
Geschäftsführer der Unfallkasse Hessen
                                                                                                             klimaneutral
                                                                                                             natureOffice.com | DE-202-108537
                                                                                                             gedruckt

2   inform | Juni 2018
Neue Präventions-kampagne - Unfallkasse Hessen
Inhalt

                                                           4 Aktuelles

                                      Bild: ©Adobe Stock
                                                           SICHERHEIT UND GESUNDHEIT                SCHUTZ UND LEISTUNGEN

                                                           12 Unfallfrei durchs Praktikum           6 Das Krisenmanagement der UKH
                                                              Sicher und gesund durchs                bei schulischen Krisen
                                                              Schulpraktikum                          Ist Ihre Schule gut gerüstet für
                                                                                                      den Ernstfall?
                                                           15 Handlungsanleitungen für die Praxis
                                                              Neue Bände in UKH Schriftenreihe      9 Im Gespräch mit Psychologie-
                                                              erschienen!                             direktorin Marion Müller-Staske
                                                                                                      Das Schulpsychologische Krisen-
                                                           16 Serie Mitgliedsbetriebe:                interventionsteam (SKIT) in Hessen
                                                              Sicherheit und Gesundheit
                                                              bei Vitos Teilhabe                    19 Unfallschutz bei Nachbarschaftshilfe
                            19                                Teilhabe mitten im Leben
                                                              ermöglichen
                                                                                                       Freundschaftsdienst oder günstige
                                                                                                       Arbeitskraft?

                                                           22 Kampagne kommmitmensch:               24 Neue Entscheidungen zu
                                                              Kommunikation und Partizi-               Wegeunfällen
                                                              pation – Bausteine einer guten 		        Auf der Suche nach dem richtigen
                                                              Präventionskultur                        Weg …
                                                              Beschäftigte in Prozesse einbinden
                                                              und ernst nehmen
                                                                                                    EHRENAMT
                                                           26 Serie Wertvolle Netzwerke:
                                                              Bürgermeister Andre Stenda            35 Sozialwahl 2017
                                                              aus Hohenroda                            Selbstverwaltung ist gelebte

                                 26                           „Ein wunderbarer Platz zum
                                                              Leben …“
                                                                                                       Demokratie

                                                           29 Erlebnis Wald
Bild: ©Winfried Eberhardt

                                                              Waldtage in der Kita sicher
                                                              gestalten

                                                           32 Serie ASK-Spezial:
                                                              Georg Mösbauer, Universität Kassel
                                                              „Man kann nicht nur fordern,
                                                              man muss auch fördern!“
                                                                                                       Fachkraft Karin Wieskotten
                                                           38 Handhabung, Lagerung                     (rechts) mit Bewohnerin Anastasia
                                                                                                       Alexandridou (Vitos Teilhabe)
                                                              und Transport:
                                                              Sicherer Umgang mit
                                                              Lithium-Ionen-Akkus

                                                                                                                                        16

                            29
                                                                                                                               inform | Juni 2018   3
Neue Präventions-kampagne - Unfallkasse Hessen
Aktuelles

    Unfallschutz für freiwillige Feuerwehrleute

Seit Jahren Rückgang der Unfallzahlen
Mehr als 1,3 Millionen Menschen engagieren sich in Deutschland im freiwilligen Feuerwehr-
dienst. Sie alle stehen dabei unter dem Schutz der Unfallkassen und Feuerwehr-Unfallkassen
der Bundesländer. 2016 verzeichneten diese insgesamt 5.458 meldepflichtige Arbeitsunfälle
von freiwilligen Feuerwehrleuten, das sind 346 weniger als im Vorjahr. Die Unfallzahlen gehen
mit einzelnen Schwankungen seit Jahren zurück – glücklicherweise.

Deutlich angestiegen – um 77 Fälle – ist     der Allgemeinheit verlassen kann. Die       Dr. Joachim Breuer: „Diese Fälle sind sel-
hingegen 2016 die Zahl der Wegeunfälle:      Absicherung für die ehrenamtlich Tätigen    ten, sie kommen jedoch vor. Die meisten
368 Feuerwehrleute verunglückten auf         der Feuerwehren und des Katastrophen-       Bundesländer haben daher inzwischen
dem Weg zum Einsatz oder vom Einsatz-        schutzes geht deshalb sogar über die        Härtefallfonds geschaffen, die da helfen
ort nach Hause. Das ist der höchste Stand    Absicherung bei Arbeitsunfällen von Be-     können, wo das Gesetz der Unfallversi-
seit 2010. Für fünf Menschen endete 2016     schäftigten hinaus.“                        cherung eine klare Grenze setzt. Wir be-
ein Unfall im Feuerwehrdienst oder auf                                                   grüßen diese Fonds, denn sie erbringen
dem Weg dorthin tödlich. 2.110 freiwillige   Abgesehen von den Leistungen, die regu-     Leistungen in einem Bereich, den die ge-
Feuerwehrleute erhielten 2016 erstmals       lär Beschäftigte aus der gesetzlichen Un-   setzliche Unfallversicherung nicht abde-
eine Verletztenrente. Das bedeutet: Fast     fallversicherung erhalten, sehen die Sat-   cken kann.“
40 Prozent aller meldepflichtigen Unfälle    zungen der Unfallkassen und Feuerwehr-
waren so schwer, dass eine Rentenzah-        Unfallkassen individuelle Mehrleistungen    Wie die Auszahlungen aus diesen Fonds
lung notwendig wurde. Renten werden in       für freiwillige Feuerwehrleute vor. Grund   organisiert werden, liegt in der Verantwor-
der gesetzlichen Unfallversicherung ab       dafür ist eine besondere Anerkennung für    tung der Bundesländer. In einzelnen Län-
einer Erwerbsminderung von 20 Prozent        Personen, die ehrenamtlich im Interesse     dern kommen die Mittel für diese Unter-
gezahlt.                                     der Allgemeinheit tätig werden. Wie genau   stützungsleistungen aus dem Landes-
                                             die Mehrleistungen geregelt sind, legen     haushalt und beziehen alle Feuerwehren
„Diese Zahlen zeigen, wie wichtig eine       Arbeitgeber- und Versichertenvertreter in   ein. In anderen Ländern müssen die Kom-
gute Absicherung ist“, sagt Dr. Joachim      der Selbstverwaltung der einzelnen Kas-     munen diese Mittel aufbringen. Im letzt-
Breuer, Hauptgeschäftsführer der Deut-       sen fest.                                   genannten Fall gibt es teilweise Regelun-
schen Gesetzlichen Unfallversicherung,                                                   gen, dass die Kommunen selbst entschei-
Spitzenverband der Berufsgenossen-           Dieser umfassende Schutz greift aber nur    den können, ob sie sich an den Fonds
schaften und Unfallkassen. „Wer sich im      dann, wenn ein Gesundheitsschaden tat-      beteiligen oder nicht.
Dienst der Allgemeinheit in Gefahr begibt,   sächlich auf einen Unfall im Dienst zu-
muss die Sicherheit haben, dass er sich      rückgeht und nicht die Folge beispiels-       Quelle: Pressemeldung der DGUV, April 2018
im Fall des Falles auf die Unterstützung     weise natürlicher Alterungsprozesse ist.
                                                                                                                                  Bild: ©Adobe Stock

4    inform | Juni 2018
Neue Präventions-kampagne - Unfallkasse Hessen
Aktuelles

 In eigener Sache                                             Farbgestaltung im Büro

                                                             Einfluss auf das Wohlbefinden

                                        Bild: ©Adobe Stock
                                                             In Ergänzung zu unserem Artikel „Be-
                                                             leuchtung und Farbe im Büro“ (inform
                                                             4/2017) möchten wir Sie heute auf eine
                                                             interaktive Seite der Verwaltungs-Berufs-
                                                             genossenschaft (VBG) aufmerksam ma-
Datenschutz bei der                                          chen. Dass Farben in einem Raum die
Unfallkasse Hessen                                           Stimmung und das Wohlbefinden beein-
                                                             flussen können, ist allgemein bekannt.
                                                                                                           Bild: ©Adobe Stock
Ab 25.05.2018 gilt unmittelbar die euro-                     Farbe als Gestaltungselement lässt Räu-
päische Datenschutzgrundverordnung                           me weiter und offener oder enger und
(DSGVO). In diesem Zusammenhang sind                         gemütlicher erscheinen. Die durch die         boden und Einrichtungsgegenstände ver-
besondere Informationspflichten zu be-                       Farbgebung bestimmten Reflexionsgrade         schieden „einfärben“ und so mit Farbe
rücksichtigen – Details auf www.ukh.de.                      großer Flächen können zusammen mit der        spielen. Wir wünschen viel Spaß beim
                                                             Beleuchtungsstärke beeinflussen, wie          Ausprobieren.
Mehr:                                                        hell und kontrastreich ein Raum wahrge-
                                                             nommen wird. In einem vorgegebenen            Mehr:
ǣǣwww.ukh.de, Webcode U364
                                                             Raum können Sie Wände, Decken, Fuß-           ǣǣ http://vbg.de/wbt/farbmodul/daten/html/1.htm

 Rentenanpassung 2018
                                                              26. bis 27. November 2018
Mehr Geld für UKH
Rentner*innen                                                 3. IAG Wissensbörse Prävention
Wie die Altersrentner*innen erhalten auch                     Mit der Digitalisierung der Arbeitswelt      kräfte, Personalvertretungen, freie
die Bezieher*innen von Unfallrenten, Pfle-                    entstehen neue Rahmenbedingungen             Berater und Aufsichtspersonen sowie
gegeld und Mehrleistungen der UKH dem-                        für Sicherheit und Gesundheit bei der        Personen aus dem normsetzenden Be-
nächst mehr Geld. Der Anpassungsfaktor                        Arbeit. Wie wirken sich Vernetzung,          reich.
der Renten ist für beide Sozialversiche-                      Erreichbarkeit und Kontrolle durch In-
rungszweige gleich.                                           formationstechnologien aus? Welche           Themen:
                                                              Unfallgefahren stecken in neuen Ferti-       • digitales Lernen
Grundlage der Rentenanpassung ist die                         gungstechnologien und Arbeitsmetho-          • Arbeitsschutz-Apps
Lohnentwicklung. Auch in diesem Jahr                          den? Für die Beschäftigten bietet der        • Kultur und Führung
führen die gute Lage am Arbeitsmarkt und                      digitale Wandel neben möglichen Risi-        • Gefahrstoffe
die Lohnsteigerungen der Vergangenheit                        ken auch ein großes Potenzial, die           • Präventionskampagne
zu besseren Renten. Ab 1. Juli 2018 wer-                      Arbeit künftig sicherer, gesünder, flexib-     kommmitmensch – Sicher. Gesund.
den die Renten im Westen kräftig um                           ler und integrativer zu gestalten.             Miteinander
3,22 Prozent erhöht. Das ist eine erfreu-                                                                  • Die vierte industrielle Revolution –
liche Nachricht. Nach der erheblichen                         Die Wissensbörse Prävention richtet            Entwicklungen und Konsequenzen
Rentensteigerung im Jahr 2016 (4,25 %)                        sich an Fachkräfte für Arbeitssicherheit,      für die Qualifizierung
und der etwas moderateren im letzten                          Betriebsärzte, betriebliche Führungs-
Jahr (1,9 %) gibt es dieses Jahr wieder ein                                                                Seit 2014 findet die interdisziplinäre
sattes Plus. Zur Erinnerung: In den Jahren                                                                 Fachtagung im Rhythmus von zwei Jah-
2004 bis 2010 gab es insgesamt vier Null-                                                                  ren statt und wird vom Institut für Arbeit
runden, was damals auch der schlechten                                                                     und Gesundheit der Deutschen Gesetz-
Lohnentwicklung geschuldet war.                                                                            lichen Unfallversicherung (IAG), Dres-
                                                                                                           den veranstaltet.
Ein Rentner mit 1.000 Euro Monatsrente
erhält ab 1.7.2018 32,20 Euro mehr. Da                                                                     Die Anmeldung ist bis 12.10.2018 bei
von unseren Renten keine Sozialversiche-                                                                   Simone Grünberg möglich (0351 457-
rungsbeiträge abgeführt werden, fließt                                                                     1551, wissensboerse.iag@dguv.de).
die gesamte Erhöhung in die Portemon-
naies unserer Leistungsempfänger.                                                                          Mehr:

                                                                                                           ǣǣwww.dguv.de, Webcode d1099950
Der Pflegegeldrahmen erstreckt sich ab
                                                              Bild: ©DGUV
1. Juli von 362 bis 1.445 Euro.

                                                                                                                                        inform | Juni 2018   5
Neue Präventions-kampagne - Unfallkasse Hessen
Schutz und Leistungen

Das Krisenmanagement der UKH bei schulischen Krisen

Ist Ihre Schule gut gerüstet für den Ernstfall?
Jeder hofft, dass sich in Schulen keine tragischen Ereignisse und Gewaltakte ereignen. Trotz aller
präventiven Maßnahmen sind solche schulischen Krisen aber niemals vollständig auszuschließen.
Wichtig ist: Eine gute Vorbereitung auf den „Ernstfall“ ist die beste Garantie für schnelle und
wirksame Hilfe. Wir möchten Schulen ermutigen, sich auf eventuelle Krisen gut vorzubereiten.
Die Unfallkasse Hessen steht den hessischen Schulen dazu auch präventiv zur Seite.

                                                                                                     Bild: ©Adobe Stock

6   inform | Juni 2018
Neue Präventions-kampagne - Unfallkasse Hessen
Schutz und Leistungen

Großschadensereignisse und Krisensitu-
ationen bestimmen zum Glück nicht den                                                      Wichtige Bestandteile eines
schulischen Alltag. Aber gerade weil sie           »»Es ist eine per-                      schulischen Krisen- und Notfall-
nicht alltäglich, aber auch niemals voll-                                                  managements sind:
ständig auszuschließen sind, erfordern
                                                 manente Aufgabe,
sie besondere Vorbereitungen und be-               dieses Netzwerk                         • ein schulinternes Krisenteam
wusste Präventionsmaßnahmen aller Be-                                                      • aktuelle Krisen- und
teiligten. Schulen werden nicht allein ge-          mit beteiligten                          Notfallpläne
lassen, wenn es darum geht, auf mögliche          Institutionen und                        • erprobte und belastbare
Krisensituationen angemessen und pro-                                                        Netzwerke
fessionell zu reagieren. In den vergange-       Personen fortlaufend
nen Jahren wurden in Hessen geeignete
Strukturen geschaffen, um Verantwortli-
                                                    zu überprüfen
che in den Einrichtungen professionell zu        und zu erweitern. «                       tionen in hessischen Schulen, um
unterstützen: angefangen vom Bedro-                                                        sicherzustellen, dass betroffenen
                                                             Alex Pistauer
hungsmanagement über Krisenvorberei-                                                       Schülern und Beschäftigten zeitnah
tung bis hin zu Bewältigungsstrategien                                                     professionelle Unterstützung und
nach einer schweren zielgerichteten Ge-        Krisenmanagement ist Netzwerk-              größtmögliche Hilfe nach einem Kri-
walttat an einer Schule. Dabei ist das Kri-    management                                  senfall zuteil wird.
sen- und Notfallmanagement in der Schu-
le selbst wichtigster Baustein in der Kri-     In diesem Sinne hat die UKH schon seit      Durch die Zusammenarbeit soll ge-
senprävention.                                 längerem Instrumente eines professio-       währleistet werden, dass die UKH die
                                               nellen Krisenmanagements in ihrer Orga-     Durchführung, Steuerung und Über-
Hilfe für verletzte Seelen                     nisation etabliert. Gerade im schulischen   wachung des Heilverfahrens als pri-
                                               Bereich setzen wir darauf, uns mit den      märe Rehabilitationsaufgabe wahr-
Die Unfallkasse Hessen (UKH) ist die ge-       unterschiedlichen Akteuren zu vernetzen     nehmen kann. Zum Beispiel stellen
setzliche Unfallversicherung für hessische     und diese zu stärken. Die Bildung von       die Vertragsparteien im Krisenfall
Schülerinnen und Schüler. Und unsere           Netzwerken zur Bewältigung von Krisen       wechselseitig eine möglichst frühzei-
Leistungen beschränken sich nicht nur          in und an Schulen unter Einbeziehung von    tige Information über Art und Umfang
auf Körperschäden nach „klassischen“           schulpsychologischen Diensten, Krisen-      der Krisenlage sicher. Es ist geregelt,
Schulunfällen. Auch die „Verletzung der        teams, Erziehungsberatungsstellen, Ju-      dass und wie sich UKH und SKIT über
Seele“ – der psychische Gesundheits-           gendhilfe, sonstigen psychologischen        Maßnahmen zur psychologischen
schaden nach einem traumatisierenden           Fachkräften sowie Polizei, Rettungswe-      Notfallversorgung und zur Entwick-
Ereignis – gilt als Versicherungsfall, den     sen, Notfallseelsorge und Kriseninterven-   lung einer mittel- und langfristigen
die UKH mit allen geeigneten Mitteln zu        tionsdiensten ist nach unserer Überzeu-     psychologischen Nachsorge unter-
entschädigen hat. Dies gilt sowohl bei         gung Voraussetzung für ein effektives       einander abstimmen. Zusätzlich wird
Einzelfällen (schwerer Unfall, Suizid eines    Krisenmanagement an Schulen. Es ist         die Arbeit des SKIT durch die Koopera-
Schülers oder einer Lehrkraft) als auch        eine permanente Aufgabe, dieses Netz-       tion immer weiter professionalisiert,
bei schulischen Krisen oder anderen            werk mit beteiligten Institutionen und      indem sich die UKH regelmäßig an
Großschadensereignissen, wenn Ver-             Personen fortlaufend zu überprüfen und      den Kosten für Fortbildung und Quali-
sicherte der UKH betroffen sind. Aber an-      zu erweitern.                               fizierung der Mitglieder von SKIT und
ders als „normale“ Arbeits- bzw. Schul-                                                    deren professioneller Ausstattung für
unfälle sind diese Vorfälle getrieben von                                                  einen Einsatz im Krisenfall beteiligt.
großer Dynamik. Die Situation ist unüber-       Die Säulen des
sichtlich, eine Vielzahl von beteiligten        UKH Krisenmanagements                      Organisation und Arbeitsweise von
Helfer*innen muss koordiniert werden.                                                      SKIT beschreibt dessen Leiterin, Ma-
Es geht um Krisenmanagement und dabei           SKIT                                       rion Müller-Staske, im Interview mit
ist vor allem eines wichtig: informieren                                                   inform ab Seite 9 in diesem Heft.
und netzwerken. Es geht um den Aufbau           Erste wichtige Säule im Krisen- bzw.
verlässlicher Strukturen, die die Informa-      Notfallmanagement der UKH ist die          ZTK
tion und Unterstützung schnell und zu-          enge Zusammenarbeit mit dem schul-
verlässig an die richtigen Stellen weiter-      psychologischen Kriseninterven-            Die zweite wichtige Säule beim UKH
leiten. Nur eine intensive Zusammenar-          tionsteam (SKIT). Diese basiert auf        Krisenmanagement bildet die vertrau-
beit zwischen allen Beteiligten sichert die     einer vertraglichen Vereinbarung zwi-      ensvolle Zusammenarbeit mit dem
erfolgreiche Bewältigung einer Krise.           schen dem Hessischen Kultusminis-          „Zentrum für Trauma und Konflikt-
Schnelle und effektive Hilfe für die Betrof-    terium (HKM), dem Hessischen Minis-        management (ZTK) GmbH“ in Köln.
fenen ist bei solchen Ereignissen zentral.      terium des Innern und für Sport (HMdI)     Die Mitarbeiter*innen dort gelten als
                                                und der UKH. Sie regelt unter anderem      anerkannte Experten*innen auf dem
                                                die Zusammenarbeit bei Krisensitua-        Gebiet der Traumabewältigung und >>

                                                                                                                    inform | Juni 2018   7
Neue Präventions-kampagne - Unfallkasse Hessen
Schutz und Leistungen

                                                                                          Die Notfallordner mit dem
                                                                                          Leitfaden „Handeln in Krisen-
                                                                                          situationen“ sind über die
                                                                                          Schulpsychologie der staat-
                                                                                          lichen Schulämter zu beziehen.

                                             Akteure in einem funktionierenden Not-       der betroffenen Schule eine enorme Fülle
    >> des Krisenmanagements. Das TZK        fall- und Krisenmanagement. Von jetzt auf    an Aufgaben, ein erheblicher Zeit- und
    wird regelmäßig weltweit nach Groß-      gleich können Schulen von schweren           Entscheidungsdruck, vor allem aber auch
    schadenslagen oder Naturkatastro-        Unfällen, Suiziden oder Amoktaten betrof-    eine große Verantwortung zu. In einer sol-
    phen in Krisengebieten mit der Be-       fen und emotional erschüttert werden. Bei    chen Ausnahmesituation kann ein funk-
    treuung und Schulung von Hilfs- und      solch belastenden Ereignissen ist gutes      tionierendes, schulinternes Krisenteam
    anderen Organisationen im Bereich        Krisenmanagement gefragt. Voraussetzung      eine nicht zu unterschätzende Entlastung
    Stressmanagement und Krisennach-         dafür ist jedoch, dass Pläne und Hand-       und Hilfe für die Schulleitung darstellen.
    sorge beauftragt.                        lungsabläufe vorbereitet sind und jedes      Aus diesem Grund ist es überaus wichtig,
                                             Kollegium für den Ernstfall gerüstet ist.    dass das schulinterne Krisenteam gut auf-
    Die Unfallkasse Hessen hat sich, wie                                                  gestellt ist. Ein lebendiges schulisches
    viele andere Unfallkassen im Bundes-                                                  Krisenteam – intern wie extern gut ver-
    gebiet, die Unterstützung des ZTK nach    Leitfaden in Hessen:                        netzt – zählt zu den wichtigsten Baustei-
    einem eventuellen Großschadensereig-      Handeln in Krisensituationen                nen in der Krisenprävention.
    nis in ihrem Zuständigkeitsgebiet ge-
    sichert. So wird gewährleistet, dass      Auch hierfür wurde in Hessen schon          Hessen ist gut vorbereitet
    z. B. nach einem „School-Shooting“        vor vielen Jahren beispielgebend
    oder einer anderen schulischen Krise      Vorsorge getroffen. So hat das HKM          Damit die Verantwortlichen zur Bewälti-
    durch eine enge Zusammenarbeit zwi-       in Zusammenarbeit mit dem HMdI und          gung möglicher Gefahren- und Krisensi-
    schen ZTK, SKIT und UKH die psycho-       Experten aus der Schulpsychologie           tuationen im schulischen Umfeld optimal
    logische Notfallversorgung der Betrof-    einen Leitfaden für Schulen „Handeln        vorbereitet sind, unterstützt die UKH
    fenen, aber auch die mittel- und lang-    in Krisensituationen“ erarbeitet, der       schon viele Jahre aktiv das Notfallma-
    fristige Nachsorge in unserem Auftrag     den Verantwortlichen wichtige Hand-         nagement der hessischen Schulen. Denn
    sichergestellt wird.                      reichungen und Hilfen zur Gewaltprä-        ein professionelles Krisenmanagement,
                                              vention, zur Einschätzung von Gefah-        wie es in Hessen mit der Verpflichtung
    AK PSNV                                   renpotenzial und zum effizienten und        zum Aufbau von Krisenteams in Schulen,
                                              zielgerichteten Krisenmanagement            der Erstellung von Krisenplänen und der
    Die Mitarbeit im „Arbeitskreis psy-       gibt. Der Leitfaden enthält wichtige        Unterstützung durch die schulpsycholo-
    chosoziale Notfallversorgung der          Hinweise und Anregungen, wie sich           gischen Kriseninterventionsteams prak-
    Stadt Frankfurt am Main (AK PSNV)“        eine Schule auf die Bewältigung mög-        tiziert wird, hilft uns, unseren Auftrag zur
    ist ein weiterer wichtiger Bestandteil    licher Gefahren- und Krisensituatio-        Rehabilitation traumatisierter Kinder und
    unseres UKH Krisennetzwerks. Auch         nen im schulischen Umfeld vorberei-         Erwachsener zielgerichtet erfüllen zu
    die dort vertretenen Hilfeleistungsor-    ten kann. Von allgemeinen Präven-           können.                                    >|
    ganisationen, die Notfallseelsorger       tionsbemühungen über Krisenmana-
    bis hin zum „Einsatzabschnitt Bera-       gement, Umgang mit Bedrohungen zu                                          Alex Pistauer
                                                                                                    069 29972-300, a.pistauer@ukh.de
    tung der Polizeiakademie Hessen“          psychosozialer Nachsorge wird die
    sind wichtige Partner und Akteure in      gesamte Thematik umfassend darge-
                                                                                          Mehr:
    der psychologischen Notfallversor-        stellt.
    gung und im Krisenmanagement.                                                         ǣǣwww.kultusministerium.hessen.de/
                                                                                            lehrer/gewaltpraevention/ausgewaehltes-
                                                                                            informationsmaterial
                                             Der Leitfaden enthält u. a. die Verpflich-
Schulische Krisen- und Notfallteams          tung, schulische Krisenteams zu bilden
                                             und sich aktiv mit der Prävention und In-
Neben den beschriebenen Vorkehrungen,        tervention in Krisenfällen auseinander-
Initiativen und Netzwerken bleiben           zusetzen. Insbesondere in der Akutphase
jedoch die Schulen selbst wichtigste         einer Krise kommen auf die Schulleitung

8    inform | Juni 2018
Neue Präventions-kampagne - Unfallkasse Hessen
Schutz und Leistungen

Im Gespräch mit Psychologiedirektorin Marion Müller-Staske

Das Schulpsychologische Kriseninterventionsteam
(SKIT) in Hessen
Schon im Sommer 2006 wurde in Hessen das Schulpsychologische Kriseninterventionsteam (SKIT)
gebildet, ein Team mit in der Notfallpsychologie qualifizierten Schulpsycholog*innen. Die Arbeit
von SKIT wurde im Laufe der Jahre – auch mit Unterstützung der UKH – immer weiter professionali-
siert. Im Interview erklärt Psychologiedirektorin Marion Müller-Staske – sie ist Leiterin von SKIT und
verantwortlich für die landesweite Koordination Krisenintervention und Bedrohungsmanagement –,
wie notfallpsychologische Soforthilfe im Krisenfall organisiert ist und wie Schulen selbst wirksame
Krisenprävention betreiben können. In Teil 1 unseres Interviews sprechen wir mit Marion Müller-
Staske über Organisation und Arbeitsweise von SKIT.

                                                                                                 »»Wir haben
                                                                                               geschaut, welche
                                                                                               Länder in diesem
                                                                                                Bereich schon
                                                                                                 Erfahrungen
                                                                                                   haben. «
                                                                                                     Marion Müller-Staske

                                                                                                                Bilder: © Dominik Buschardt

Frau Müller-Staske, Sie sind „Frau der      zielgerichtete Gewalttaten an Schulen         Als ein Element von verschiedenen haben
ersten Stunde“ von SKIT und inzwi-          noch ein sehr neues Phänomen. Wir ha-         die Vereinigten Staaten an den Schulen
schen dessen Leiterin. Wie beurteilen       ben geschaut, welche Länder in diesem         „Schulische Krisenteams“ gebildet und
Sie rückschauend die Entwicklung des        Bereich schon Erfahrungen haben. Das          diese entsprechend qualifiziert. Dieses
Kriseninterventionsteams in Hessen?         waren in erster Linie die Vereinigten Staa-   zentrale Element haben wir übernommen.
                                            ten von Amerika. Dabei hat uns interes-       Dann sahen wir aber, dass es für den Fall
Wir haben bereits 2006 begonnen, uns        siert, was dort an Instrumenten und Kon-      einer größeren Schadenslage auch Struk-
auf die Intervention bei schulischen Kri-   zepten entwickelt worden ist, um dem          turen und Konzepte für die Arbeit der
sen vorzubereiten. Zu dieser Zeit waren     Phänomen auch präventiv zu begegnen.          Schulpsychologie brauchte. So haben >>

                                                                                                                     inform | Juni 2018   9
Neue Präventions-kampagne - Unfallkasse Hessen
Schutz und Leistungen

                                                                          »»Unser vorrangiges
                                                                            Ziel ist es, früh-
                                                                           zeitig Stabilität zu
                                                                             vermitteln und
                                                                           Sicherheit wieder-
                                                                             herzustellen. «
>> wir begonnen, das „Schulpsychologi-
                                                                                   Marion Müller-Staske
sche Kriseninterventionsteam (SKIT)“ auf-
zubauen. Einerseits, um Schulen schon
im Vorfeld für Krisenfälle zu sensibilisie-
ren und ihnen Konzepte an die Hand zu
geben, aber andererseits auch gleichzei-
tig, um im Falle eines Ereignisses den         kommnis dem eigenen Schulamt. Die
Schulen eine zeitnahe, enge Unterstüt-         Kollegen*innen aus dem Schulamt neh-
zung zu bieten.                                men den Vorfall auf, planen die Krisenin-
                                               tervention und machen konkrete psycho-
Die UKH ist überzeugt: „Hessen ist             logische Angebote. In aller Regel ge-
gut vorbereitet für den Fall einer             schieht dies eigenständig. Immer dann,
schulischen Krise.“ Teilen Sie diese           wenn die Anzahl der Betroffenen so hoch
Einschätzung?                                  ist, dass die Kollegen*innen das alleine
                                               nicht leisten können, z. B. weil das Ereig-
Ja, ich denke, Hessen ist tatsächlich gut      nis sehr groß ist, können sie Unterstüt-
vorbereitet. Seit 2007 gibt es für die Schu-   zung aus den umliegenden Schulämtern
len den Leitfaden „Handeln in Krisensi-        anfordern. Vorrangig erst einmal aus den
tuationen“, ein Handlungsleitfaden von         Schulämtern aus dem Regionalverbund,
Hessischem Kultus- und Hessischem In-          aber grundsätzlich auch darüber hinaus.       terstützung anbieten. Hierfür ist eine Hot-
nenministerium. Dieser ist verbindlich                                                       line mit zwei Notfallnummern eingerich-
umzusetzen. Darin haben wir den Schulen        In diesem Fall, wenn sich die Kollegen*-      tet. Die Telefonnummern stehen allen
nahegelegt, sich gut vorzubereiten und         innen über die Schulamtsgrenzen hinweg        Mitgliedern im schulischen Krisenteam
ein schulisches Krisenteam zu bilden.          unterstützen, melden sie mir diesen Ein-      zur Verfügung. So wird sichergestellt,
Daneben gibt es, wie bereits dargelegt,        satz. Bei einem sehr großen Ereignis –        dass wir auch an Wochenenden oder Fei-
das „Schulpsychologische Kriseninter-          man spricht dann von einer Großscha-          ertagen die zuständigen Kollegen*innen
ventionsteam (SKIT)“. Vor einigen Jahren       denslage – kann es auch passieren, dass       alarmieren können, die dann frühzeitig
hat eine Evaluation durch Prof. Dr. Sieg-      alle 15 Schulämter aktiviert werden müs-      Kontakt aufnehmen, die Schulleitung und
fried Preiser, damals am Institut für Päd-     sen. Bei diesen großen Schadenslagen          das Schulische Krisenteam beraten und
agogische Psychologie an der Universität       wird die Einsatzleitung vom Ministerium       schon erste Planungen für den nächsten
Frankfurt am Main, bestätigt, dass das         bestimmt. Aller Voraussicht nach wird das     Schultag vornehmen.
organisatorische Konzept und die Rah-          dann meine Aufgabe sein, wobei ich dann
menbedingungen in Hessen von hoher             natürlich sehr eng mit den zuständigen        Was sind beispielhafte Einsatzanlässe
Professionalität und Aktualität zeugen         Kollegen*innen vor Ort kooperieren wer-       für SKIT?
und den aktuellen Stand der Wissenschaft       de. Das sind die Grundsätze für die Ein-
und der evaluierten Praxis („best prac-        satzsituation.                                Hier gibt es die ganze Bandbreite: Von
tice“) auf internationaler Ebene berück-                                                     tödlichen Unfällen von Schülern*innen
sichtigen. Dies ist aus meiner Sicht auch      Wie läuft die Alarmierungskette im            über einen Ehemann, der seine Frau vor
ein Beleg, dass wir in Hessen gut vorbe-       Ernstfall ab?                                 den Augen seiner drei Kinder tötet, bis
reitet sind.                                                                                 hin zu Suiziden bei Kindern und Jugend-
                                               Bei Ereignissen, bei denen die Anzahl der     lichen oder auch von Lehrkräften. Unfäl-
Wie ist SKIT in Hessen organisiert und         Betroffenen nicht so hoch ist, sind die       le auf Klassenfahrten sind ein weiteres
wer bestimmt dessen Einsatz?                   Schulen gehalten, diese sogenannten           Beispiel für einen möglichen Einsatz. Vor
                                               „besonderen Vorkommnisse“ der vorge-          einigen Monaten wurden wir in Hessen
Wir haben in Hessen 15 staatliche Schul-       setzten Dienstbehörde, also dem Schul-        auch mit der Situation konfrontiert, dass
ämter. In jedem dieser Schulämter arbei-       amt, zu melden. In der Regel werden sie       Schüler Augenzeugen von terroristisch
ten Schulpsychologinnen und Schulpsy-          die vorgesetzten schulfachlichen Dezer-       motivierten Attentaten im Ausland wur-
chologen. Der allergrößte Teil davon ist       nenten*innen ansprechen, aber manch-          den. Es gibt die unterschiedlichsten Kri-
inzwischen Mitglied im SKIT. Wir sind also     mal rufen sie auch direkt bei der Schul-      sen, bei denen der Unterstützungsbedarf
relativ breit aufgestellt. Wenn es zu einem    psychologie an. Vorkommnisse geschehen        hoch ist und in denen die Schulen uns
krisenhaften Ereignis in einer Schule          auch an Wochenenden oder Feiertagen.          anfordern und unsere Unterstützung sehr
kommt, meldet die Schule dieses Vor-           Auch dann können wir den Schulen Un-          schätzen.

10   inform | Juni 2018
Schutz und Leistungen

                                                                                         Wie können Schulpsychologen*innen
                                                                                         in einer Krisensituation konkret helfen?

                                                                                         Ein ganz wichtiger Wirkfaktor ist meines
                                                                                         Erachtens, dass wir mit sehr viel Ruhe in
                                                                                         die Situation hineinkommen, eine klare
                                                                                         Struktur haben und wissen, welche Auf-
                                                                                         gaben im Krisenmanagement zu bewäl-
                                                                                         tigen sind. Unser vorrangiges Ziel ist es,
                                                                                         frühzeitig Stabilität zu vermitteln und
                                                                                         Sicherheit wiederherzustellen. Ein wich-
                                                                                         tiges Ziel im Krisenmanagement ist die
                                                                                         Unterstützung und Begleitung der Schul-
                                                                                         leitung. Es müssen u. a. folgende Fragen
                                                                                         geklärt werden: Wie komme ich an ge-
                                                                                         sicherte Informationen, wer muss alles
                                                                                         informiert werden, wie kann ich angemes-
                                                                                         sen informieren, wie informiere ich das
                                                                                         Kollegium, welche Information bekommt
Aber es gibt auch viele Einsätze, die auf    Schulpsychologie so in der Notfallpsycho-   die Schulgemeinde zu welchem Zeit-
den ersten Blick gar nicht so spektakulär    logie geschult.                             punkt? Es ist sehr wichtig, dass die Eltern
scheinen – wenn z. B. ein Kind einen Un-                                                 erleben, dass die Schule offen und trans-
fall hatte und es um die Aufarbeitung des    Neben dieser Qualifizierung, in der unter   parent und handlungsfähig ist und auch
Ereignisses geht. Es ist schon einige Zeit   anderem vermittelt wird, was Krisen sind,   für die kommenden Tage einen Handlungs-
her, da ereignete sich ein Ertrinkungsun-    welche Traumafolgestörungen es gibt und     plan hat. Das sind zentrale Elemente.
fall beim Schwimmunterricht. Die Lehr-       wie Einzel- und Gruppengespräche ge-
kräfte haben das Kind vom Boden hoch-        führt werden, gibt es weitere Schulungen.   Im nächsten Schritt beraten wir die Lehr-
geholt und reanimiert. Es sind zum Glück     Eine wichtige Schulung betrifft das „Be-    kräfte, wie sie an diesem und an den
keine Folgeschäden verblieben. Auch in       drohungsmanagement“. Diese führen wir       nächsten Tagen mit ihren Klassen arbei-
diesem Fall haben wir die Schule beraten     regelmäßig gemeinsam mit der Unfallkas-     ten. Dabei sollen sie wissen, was ange-
und empfohlen, mit den Kindern das Ver-      se Hessen durch. Wir wollen nicht warten,   messen ist und was nicht. Wenn es not-
halten zu besprechen: Wie sollen wir uns     bis Schüler schon weit auf dem Weg hin      wendig wird, bieten wir auch Einzel- oder
im Schwimmunterricht verhalten? Was          zu einer zielgerichteten Gewalttat, unter   Gruppengespräche für Schüler und Lehr-
sind die Regeln? Warum ist es so wichtig,    Umständen schon in der Tatplanung sind,     kräfte an. Auch wenn wir nach dem Schul-
sich daran zu halten?                        sondern wollen, dass frühzeitig Warnsi-     gesetz nicht für die Schulsekretärin oder
                                             gnale wahrgenommen werden. Dann             den Hausmeister zuständig sind, haben
Welche Zusatzqualifikationen haben           muss ein gutes Fallmanagement instal-       wir diese natürlich auch im Blick und ste-
Schulpsychologen*innen, um in SKIT           liert werden, um Lösungen zu entwickeln,    hen für Fragen zur Verfügung, denn dies
mitarbeiten zu können?                       damit diese jungen Menschen zurück in       sind Menschen, die ganz zentral in so
                                             den normalen Alltag finden. Dies ist ein    eine Krisensituation mit eingebunden
Schulpsycholog*innen in Hessen haben         effektiver, präventiver Ansatz.             sind.
alle ein Diplom, die jüngeren Kolleg*innen
haben einen Masterabschluss. Mit dieser      Das hessische Kultusministerium bietet      Teil 2 des Interviews (inform 3/2018) wid-
Qualifikation besuchen sie dann einen        noch weitere Qualifizierungen für die       met sich den Aufgaben der schulischen
einwöchigen Lehrgang, „Crisis Manage-        SKIT-Mitglieder an, z. B. Umgang mit dem    Krisenteams sowie Aspekten des Bedro-
ment in Schools“. Wir sind bei dem eng-      Thema Tod und Trauer oder Krisenmana-       hungsmanagements und der Gewaltprä-
lischen Namen geblieben, weil dieser         gement. Nach den Herbstferien wird, auch    vention.                                 >|
Kurs sich auf ein europäisches Curriculum    in Kooperation mit der Unfallkasse Hes-
stützt. Wir haben diese Qualifizierung in    sen, ein Fortgeschrittenen-Kurs angebo-                          Interview: Alex Pistauer
                                                                                                   069 29972-300, a.pistauer@ukh.de
Hessen nicht selbst entwickelt, sondern      ten, da geht es um das Bedrohungsma-
gemeinsam mit europäischen Partnern.         nagement in der digitalen Welt und um
In vielen europäischen Ländern wird die      das Thema Suizidalität in der Schule.

                                                                                                                     inform | Juni 2018   11
Sicherheit und Gesundheit

Unfallfrei durchs Praktikum

Sicher und gesund durchs Schulpraktikum
Das erste Praktikum vergisst man nicht. Jugendlich unerfahren und neugierig stand ich seinerzeit
plötzlich auf einer Baustelle in einer mir unbekannten Arbeitswelt. Keine Mitschülerinnen und
Mitschüler mehr, nur „alte“ Männer … Mein Betreuer wirkte zum Glück nicht so alt und schien okay
zu sein. Das Praktikum war dann schon ein echter Schritt ins echte Leben, aus heutiger Sicht sogar
ein nicht ganz ungefährlicher: Da kam „Gutes von oben“, da konnte man in Gruben stürzen, vom
Gerüst fallen und überall war Staub und Lärm. Wie steht es heute um die Sicherheit im Praktikum?

Damals hat mich das ganze Gefahren-                                                          beurteilen. Unerlässlich sind hierbei die
spektrum wenig beeindruckt. Gefahren                                                         Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben
und Unfälle? Mit 15 Jahren waren dies                              Betrieb                   zur sicherheitstechnischen und betriebs-
nicht meine Themen. Gut, dass andere                                                         ärztlichen Betreuung, sowie eine Gefähr-
auf mich geachtet haben! Werfen wir ei-                                                      dungsbeurteilung. Gerade bei Kleinbe-
nen Blick ins „Hier und Heute“.                                                              trieben wird man hier auf Mängel stoßen.
                                                                  Betriebs-
                                                                                             Ein Betrieb, der diese Voraussetzungen
Schwere Unfälle beim Schulpraktikum                               praktikum                  nicht erfüllt, ist als Praktikumsbetrieb
                                                                                             völlig ungeeignet. Die genannten Min-
In Hessen verunglücken im Praktikum                                                          deststandards lassen zwar eine gewisse
jährlich ca. 350 Schülerinnen und Schüler.               Schule               Schüler        Sicherheitskultur erwarten. Ein Garant für
Das sind zwar weniger als 0,5 Prozent al-                                                    ein sicheres Praktikum sind sie jedoch
ler Unfälle dieser Personengruppe, doch                                                      nicht.
                                                Abb. 1
die Unfallschwere ist gegenüber den
sonstigen Schulunfällen deutlich höher.
So kam es in den letzten zehn Jahren zu        Die Rolle der Schule                           Daher sollte die Schule vorab
zwei tödlichen und einigen sehr schweren                                                      mit dem Betrieb klären:
Unfällen (z. B. massiver Fingerverlust). Bei   Die Schule gibt beim Praktikum ihre Schü-
den Themen Unfallverhütung und Ge-             lerinnen und Schüler in die Obhut eines        • Gibt es geeignete Tätigkeiten für
sundheitsschutz im Schülerpraktikum            Betriebs.                                          den Praktikanten/die Praktikantin?
besteht offenbar nach wie vor Verbesse-                                                       • Sind zuverlässige, qualifizierte
rungsbedarf. Insbesondere bei schweren         Auf die eigentliche Praktikumstätigkeit            Betreuungspersonen und An-
Unfällen zeigt sich, dass Schüler und          hat sie keinen Einfluss. Der Lehrkraft feh-        sprechpartner dauerhaft verfüg-
Schülerinnen die Gefahren gar nicht er-        len zudem häufig spezifische Kenntnisse            bar?
kannt hatten und die Betriebe zum Teil         zu Abläufen eines Werkstattbetriebs oder       •   Welche Erwartungen stellt der
erhebliche Defizite im Arbeitsschutz auf-      einer Baustelle. Schule und Lehrkräfte             Betrieb an die Praktikantin/den
wiesen. Präventiv gilt es daher bei allen      müssen sich letztlich auf den Betrieb ver-         Praktikanten? Gibt es ggf. Schü-
Beteiligten anzusetzen.                        lassen (können). Damit kommt der Eig-              lerinnen oder Schüler, die auf-
                                               nung und Auswahl des Betriebs eine hohe            grund dieser Erwartungen für
Prävention auf allen Ebenen                    Bedeutung zu. In der Praxis kann sich              diesen Betrieb ungeeignet sind?
                                               durchaus ein Interessenskonflikt erge-         •   Sind dem Betrieb die Vorgaben
Grundsätzlich ist das Praktikum ein Zu-        ben, wenn aus einer geringen Anzahl von            und Einschränkungen des Jugend-
sammenspiel von Schule, Betrieb sowie          Betrieben noch vermeintlich ungeeigne-             arbeitsschutzgesetzes bekannt
Schülerinnen und Schülern. Dies gilt na-       te aussortiert werden müssen. Welche               (keine gefährliche Arbeiten,
türlich auch für die Belange der Sicher-       Kriterien kann die Schule für die Auswahl          z. B. an Maschinen wie Kreissäge,
heit. Alle Beteiligten müssen ihren Teil       eines sicheren Betriebs anwenden?                  Häcksler etc.)?
dazu beitragen, um ein sicheres Prakti-                                                       •   Hat der Betrieb Erfahrung mit
kum zu gewährleisten. Die Details ver-         Mindeststandards für ein sicheres                  Praktikant*innen?
deutlicht Abbildung 2.                         Praktikum: gesetzliche Vorgaben und            •   Welche Unterweisungen sind
                                               Gefährdungsbeurteilungen                           notwendig bzw. geplant?
                                                                                              •   Ist Schutzkleidung notwendig und
                                               Ob ein Betrieb für ein Praktikum geeignet          wird diese auch gestellt?
                                               ist, lässt sich anhand bestimmter Kriterien

12   inform | Juni 2018
Sicherheit und Gesundheit

                    • qualifizierter Betreuer
 Betrieb            • Auswahl geeigneter Aufgaben
                    • Kommunikation mit der Schule

                    • Auswahl geeigneter Betriebe
  Schule            • Kommunikation mit dem Betrieb
                    • Vorbereitung der Schüler*innen

                    • Interesse
 Schüler            • Motivation
                    • umsichtiges Verhalten

Abb. 2: Alle drei beteiligten Parteien müssen ihren Teil zu einem erfolgreichen und
sicheren Schulpraktikum beitragen.

Sowohl während (z. B. beim Besuch der             ten Kindheit bestimmte Erfahrungen, wie     angebracht sein, derartiges Wissen erleb-
Lehrkraft) als auch nach dem Praktikum            „Höhe tut weh“, nicht mehr machen kön-      nisorientiert zu gestalten und spielerisch
sollte mit den Schülerinnen und Schülern          nen. Ungenügend ausgebildet bleibt bei-     (z. B. pantomimisch) darstellen zu lassen.
das Thema Sicherheit reflektiert und Auf-         spielsweise die Grenzhöhe, die bei einem
fälligkeiten sollten dem Betrieb kommu-           Sturz oder Sprung unbeschadet überstan-     Aufgaben der Betriebe
niziert werden.                                   den werden kann. Dabei besteht im schu-
                                                  lischen Sportunterricht die Möglichkeit,    Für minderjährige Praktikantinnen und
Gut auf Gefahren vorbereiten                      Höhe erlebbar zu machen und Höhenkom-       Praktikanten ist der Betrieb letztendlich
                                                  petenz zu vermitteln. Ähnliche Möglich-     der Garant für ihre Sicherheit. Daher muss
Von besonderer Bedeutung ist die Vorbe-           keiten bieten Physik und Chemie für Strom   ihre Aufnahme sorgfältig vorbereitet wer-
reitung der Schülerinnen und Schüler.             bzw. Gefahrstoffe. Gerade bei lernschwa-    den.                                     >>
Hierzu gibt es branchenspezifische Ma-            chen Schülerinnen und Schülern kann es
terialien. Gerade schwere Unfälle zeigen
jedoch, dass eine solide Kompetenz ge-
genüber „Basisgefahren“ hier ggf. den
„Eigenschutz“ der Jugendlichen deutlich
verbessern könnte.

 Basisgefahren im Berufsleben
 und Alltag sind:

                                                                               Schul-
 • Höhe erkennen und die Absturz-
     bzw. Verletzungsgefahr einschät-
     zen können
 •   Gefahrstoffe erkennen: Arten

                                                                               praktikum
     und Aufnahmemöglichkeiten
     (z. B. Hautkontakt, Einatmen)
 •   Brand- und Verbrennungsgefahren
     erkennen, verhüten
 •   Maschinen
 •   elektrischer Strom
 •   schwere Lasten heben, tragen;
     Herabsturzgefahr
 •   sehen und gesehen werden im
     (Werks-)Verkehr

Diese Themen finden sich in diversen Un-
                                                          Bild: ©Adobe Stock

terrichtsfächern, so dass man frühzeitig
solides Wissen aufbauen kann. Vielen
Jugendlichen fehlt heute ein Höhenge-
fühl, weil sie aufgrund einer überbehüte-

                                                                                                                         inform | Juni 2018   13
Sicherheit und Gesundheit

                                                                                Schul-
                                                                                praktikum

                                             • notwendige und geeignete Schutz-                           gen durch monotone, langweilige Tätig-
 >> Folgende Fragen sind zu klären:            ausrüstungen zur Verfügung stellen                         keiten sind ebenfalls problematisch. Sie
                                             • Besuche der Lehrkraft mit der Schule                       verleiten zu Ausweichverhalten. Schnell
 • Sind wir in der Lage, einen Prakti-         abstimmen und Kommunikation un-                            kommt es dann mal zum „Besuch“ ande-
   kanten, eine Praktikantin sinnvoll          tereinander verabreden                                     rer Betriebsbereiche (Dächer, Fahrzeuge
   zu beschäftigen, zu betreuen                                                                           etc.), wo unerwartete Gefahren lauern.
   (inhaltlich, zeitlich, personell)?        Besonders wichtig ist die Auswahl der
 • Haben wir geeignete Betreuungs-           Tätigkeit. Durch Überforderung (z. B. Be-                    Was müssen Schülerinnen und Schüler
   personen mit den entsprechenden           wegung zu hoher Lasten, Umgang mit                           sowie deren Eltern tun?
   Qualifikationen?                          Maschinen oder Gefahrstoffen) können
 • Sind Arbeitsschutzstandards auf           rasch kritische Situationen entstehen, die                   Die schulische Vorbereitung und betrieb-
   dem notwendigen Niveau (sicher-           der Praktikant, die Praktikantin nicht                       liche Begleitung der Schülerinnen und
   heitstechnische, arbeitsmedizi-           beherrscht. Unabhängig hiervon dürfen                        Schüler sind wesentlich für ein sicheres
   nische Betreuung, Gefährdungs-            Jugendliche auch gemäß Jugendarbeits-                        Praktikum. Schülerinnen und Schüler soll-
   beurteilung, Jugendarbeitsschutz-         schutzgesetz nicht mit gefährlichen                          ten sich mit ihren Eltern über das Betriebs-
   gesetz, Unterweisungen)?                  Arbeiten betraut werden. Unterforderun-                      praktikum austauschen. Erkennbare De-
                                                                                                          fizite in Sachen Sicherheit müssen unver-
                                                                                                          züglich mit der Schule und dem Betrieb
Sind vorstehende Aspekte geklärt, kann                                                                    geklärt werden. Alarmzeichen sind bei-
sich der Betrieb auf weitere Sicherheits-                                                                 spielsweise Schülerarbeiten an Häcks-
überlegungen im Praktikumsablauf kon-                                                                     lern, auf Dächern etc.                    >|
zentrieren. Dabei ist zu bedenken, dass
der noch unbedarfte junge Mensch eine                                                                                                Herbert Hartmann
                                                                                                                   069 29972-201, h.hartmann@ukh.de
verlässliche Führung (auch im Sinne einer
Beaufsichtigung) benötigt. Der Betreuer
                                                                                                          Mehr:
bzw. die Betreuerin sollte mit der Alters-
                                                                                     Bild: ©Adobe Stock

gruppe vertraut sein, wobei eine Ausbil-                                                                  ǣǣschule.ukh.de, Webcode S1343
dereignung ideal wäre.                                                                                    ǣǣ www.dihk.de/themenfelder/Schülerpraktium

Der Rahmen für den sicheren
Praktikumsverlauf sieht so                                                                                  Rein in den Beruf – aber sicher!
aus:
                                                                                                            Die Unfallkasse Hessen ist die ge-
• Planung des Praktikanten-                                                                                 setzliche Unfallversicherung für Schü-
  einsatzes mit zugeteilter                                                                                 lerinnen und Schüler. Passiert ein Un-
  Betreuung                                                                                                 fall im Praktikum oder auf dem Weg
• Erteilung notwendiger                                                                                     dorthin oder zurück nach Hause oder
  Unterweisungen und Kon-                                                                                   zur Schule, dann kümmern wir uns
  trolle des Verhaltens der                                                                                 um alle Weitere: medizinische Versor-
  Praktikanten                                                                                              gung, Krankenhaus, im Ernstfall auch
• zugeteilte Aufgaben sollen                                                                                um finanzielle Entschädigung und
  fordern, aber nicht über- oder                                                                            Renten.
  unterfordern

14   inform | Juni 2018
Sicherheit und Gesundheit

Handlungsanleitungen für die Praxis

Neue Bände in UKH Schriftenreihe erschienen!
Die UKH gibt eine eigene Schriftenreihe zu Themen der Sicherheit und Gesundheit am Arbeits-
und Ausbildungsplatz heraus. Die Schriften sind für Verantwortliche im Arbeitsschutz gedacht
und bieten nachvollziehbare und praxisnahe Beispiele für die tägliche Arbeit. Beide Bände sind
ab sofort bei uns erhältlich.

                                 Band 19:                                     Arbeitsschutz und Arbeitsgestaltung des
                                                                              Regierungspräsidiums Gießen erstellt und
                                 Organisation von Sicherheit und
                                                                              wird inhaltlich vom Hessischen Ministe-
                                 Gesundheit bei der Arbeit
                                                                              rium für Soziales und Integration mitge-
                                 Wege zu einer funktionierenden Auf-          tragen.
                                 gabenverteilung und Pflichtenübertra-
                                 gung                                         Auch dieser Leitfaden ist Ausfluss eines
                                                                              Pilotprojekts, an dem verschiedene kom-
                                 Dieser Band entstand in enger Zusam-         munale Ordnungsdienste, ein Vertreter
                                 menarbeit mit dem Hessischen Städte-         der Bundesfachgruppe kommunale Ver-
                                 und Gemeindebund und ist das Ergebnis        waltung von ver.di und andere Personen
                                 einer intensiven Projektarbeit zur Verbes-   aus der Praxis beteiligt waren.
                                 serung der Organisation von Sicherheit
                                 und Gesundheit in der Verwaltung. Er         Der Leitfaden bietet ausgearbeitete Bei-
                                 dient den Kommunen, aber auch anderen        spiele möglicher Gefährdungen und Be-
                                 Mitgliedsbetrieben als praxisorientierter    lastungen der kommunalen Ordnungs-
                                 Ratgeber und als Handbuch für rechtliche     dienste an. Als erstes Schwerpunktthema
                                 und organisatorische Grundlagen der          werden ausführlich die möglichen psy-
                                 Organisation von Sicherheit und Gesund-      chischen Belastungsfaktoren behandelt,
                                 heit und der Pflichtenübertragung. Erfah-    die anderen Gefährdungsfaktoren folgen
                                 rungen aus dem oben genannten Projekt        danach. Im Anhang sind weitere praxis-
                                 und Beispiele aus der Praxis zur Pflich-     nahe Hilfen für die Umsetzung von Maß-
                                 tenübertragungen finden sich ebenfalls       nahmen angefügt.
                                 in diesem Band. So werden Kommunal-
                                 verwaltungen in die Lage versetzt, ihre      Darüber hinaus findet sich dort auch der
                                 Arbeitsschutzorganisation an die spezi-      „Projektbericht zum Praxisleitfaden zur
                                 fischen Strukturen und Bedürfnisse an-       Erstellung der Gefährdungsbeurteilung,
                                 zupassen und damit Sicherheit und Ge-        Schriftenreihe UKH, Band 20“. Dieser Pro-
                                 sundheit bei der Arbeit zu verbessern.       jektbericht enthält eine Beschreibung des
                                                                              Projekts und richtet sich in erster Linie an
                                 Der Band liegt gedruckt vor und kann be-     die politisch Verantwortlichen, die Exper-
                                 stellt werden (ukh@ukh.de), Download-        ten der Branche und an andere Unfallver-
                                 Link am Ende des Textes.                     sicherungsträger.

                                 Band 20:                                     Achtung: Dieser Praxisleitfaden ist aus-
                                                                              schließlich als Download erhältlich (Link
                                 Gefährdungsbeurteilung für
                                                                              siehe unten).                           >|
                                 kommunale Ordnungsdienste
                                 Praxisleitfaden zur Erstellung der                        Martina Lotter, Stephanie Caspar
                                 Gefährdungsbeurteilung
                                                                              Mehr:

                                 Dieser Leitfaden wurde gemeinsam mit         ǣǣukh.de, Webcode U370
                                 dem Fachzentrum für systemischen

                                                                                                          inform | Juni 2018   15
Sicherheit und Gesundheit

Mitgliedsbetriebe                  Sicherheit und Gesundheit bei Vitos Teilhabe

Teilhabe mitten im Leben ermöglichen
Menschen mit Behinderung mitten ins Leben bringen, keine Ausgrenzung, sondern Inklusion:
Das ist das Ziel der Vitos Behindertenhilfe in Riedstadt. Sie ist Teil der Vitos Teilhabe gGmbH, einer
von zwölf Gesellschaften der hessenweit tätigen Vitos GmbH. In der vor 2016 sogenannten Heil-
pädagogischen Einrichtung werden die Bewohner in Wohngruppen betreut, erleben Entwicklungs-
förderung und gehen in der Tagesstätte einer Tätigkeit nach. Das verläuft nicht immer reibungslos,
denn wie in jeder zwischenmenschlicher Beziehung entstehen Konflikte. Konflikte, die für Men-
schen mit einer geistigen Behinderung oder Traumatisierung oft schwieriger zu managen sind und
sich auch in Aggressionen gegenüber den Betreuern äußern können.

                                             für Menschen mit Behinderung nicht alle      treuenden Personen. Insgesamt zählt der
                                             Bewohner aufnehmen können. Trotzdem          voll- und teilstationäre Bereich etwas über
                                             wollen wir, dass die Bewohner tagsüber       120 Menschen. In den Wohngruppen le-
                                             die Wohngruppen verlassen, in ein an-        ben 96 Bewohner. Hinzu kommen die
                                             deres Milieu gehen und arbeiten, be-         Menschen im betreuten Wohnen und
                                             schäftigt werden, Entwicklungsförderung      einige externe Besucher der Tagesstätte,
Tagesstätte in Riedstadt                     erleben. Dadurch, dass wir diese Struktur    die noch bei ihren Familien wohnen und
                                             hier vor Ort haben, können wir eine sehr     nur für die Tagesstruktur in die Tagesstät-
Auf dem großzügigen Parkgelände in           gute Betreuung sicherstellen,“ erläutert     te kommen.
Riedstadt-Philippshospital befinden sich     Andreas Glomb, Leiter der Heilpädago-
drei Wohnstätten für Menschen mit be-        gisch-therapeutischen Intensivgruppe         Historie
sonderem Betreuungsbedarf und eine           (HTI).
Tagesstätte. Durch diese Struktur profi-                                                  Bevor 1989 die Heilpädagogischen Ein-
tieren die Bewohner*innen von individu-      Weitere Wohnstätten befinden sich inmit-     richtungen gegründet wurden, war die
ellen Förder-, Arbeits- und Beschäfti-       ten der Gemeinden Trebur und Erfelden.       Einrichtung in Riedstadt ein psychiatri-
gungsangeboten. „Wir haben eine eigene       Hier kümmert sich ein Team von Mit-          sches Krankenhaus mit einem Funktions-
Tagesstätte, weil die Menschen mit           arbeiter*innen rund um die Uhr in einem      bereich für geistige Behinderung. Um die
Behinderung einen intensiven Betreu-         Vollschichtbetrieb mit Früh-, Spät- und      Menschen adäquat unterbringen zu kön-
ungsbedarf haben und die Werkstätten         Nachtdienst und vielen unterschiedlichen     nen, wurden in den Häusern pädagogisch
                                             Dienstmodellen um die Menschen.              orientierte Wohngruppen installiert.
                                                                                          Durch die Veränderung der Fachkräfte und
                                             Neben den Wohngruppen werden Men-            die Qualifizierung der Mitarbeiter entwi-
                                             schen im betreuten Wohnen durch am-          ckelten sich nach und nach heilpädago-
                                             bulante Dienste versorgt. Hier leben sie     gische Einrichtungen in ganz Hessen.
                                             entweder in einer eigenen Wohnung oder       Durch die Gründung der Vitos Teilhabe
                                             sie leben noch bei ihren Familien, be-       im Jahr 2016 wurden die Einrichtungen in
                                             nötigen aber eine pädagogische und so-       ganz Hessen zusammengefasst.
                                             ziale Versorgung. „Die uns anvertrauten
                                             Menschen sollen auch an der Gesellschaft     „Unser langfristiges Ziel ist es, uns vom
                                             teilnehmen, Ausflüge machen und ihren        Klinikgelände zu lösen,“ erläutert Ange-
                                             Hobbys nachgehen,“ erklärt Andreas           lika Birle von der Unternehmenskommu-
                                             Glomb. „Das findet alles in der Freizeit     nikation Vitos Teilhabe gGmbH. „Das ist
      »»In der Tagesstätte                   statt. In der Tagesstätte herrscht ein ge-   ein großes Thema der Vitos Teilhabe:
                                             regelter Wochenbetrieb, montags bis frei-    Inklusion, die Menschen mitten ins Leben
     herrscht ein geregel-                   tags von ca. 8 bis 16 Uhr, wie bei einem     holen. Dahin soll unser Weg führen. Daher
     ter Wochenbetrieb. «                    normalen Arbeitsverhältnis.“                 rührt auch der Name Vitos Teilhabe. Das
                                                                                          war der ursprüngliche Gedanke bei der
     Andreas Glomb, Leiter der Heilpädago-   Die Anzahl der Mitarbeiter*innen in Ried-    Namensgebung.“
     gisch-therapeutischen Intensivgruppe
                                             stadt deckt sich in etwa mit den zu be-

16   inform | Juni 2018
Sicherheit und Gesundheit

Fachkraft Karin Wieskotten arbeitet am Webrahmen mit Bewohnerin Anastasia Alexandridou (links).

                                                den Betreuer*innen kommen. „Es gibt               erklären oder eine Anforderungssituation
                                                Menschen, die können die auf sie einwir-          beenden.
                                                kenden Reize nicht gut verarbeiten, z. B.
                                                Wichtiges von Unwichtigem unterschei-             Andreas Glomb: „Wir gehen davon aus,
                                                den oder in einem Gespräch Umgebungs-             dass die Bewohner sich wohlfühlen und
                                                reize ausblenden,“ erklärt Andreas Glomb.         auch nicht wütend oder aggressiv werden
                                                „Jede Reizverarbeitung ist dann ein gro-          müssen, wenn wir sie gut betreuen. Dem-
                                                ßes Problem: Unaufmerksamkeit und                 entsprechend schauen wir, dass wir indi-
                                                Überforderung durch Reizüberflutung               viduelle Betreuungsmodelle schaffen.“
                                                sind die Folge. Das kann dazu führen,
                                                dass Menschen sich von der Überforde-             Auch eine gute Ausstattung ermöglicht
                                                rung befreien wollen und die Kontrolle            es, besser mit Gewalt umzugehen. Dazu
      »»Inklusion, die                          über ihr Verhalten verlieren, um sich             gehören Mobiltelefone und Notrufsyste-
                                                schlagen, etwas an die Wand werfen.               me, aber auch Strukturen bei der Versor-
     Menschen mitten                            Es kann vorkommen, dass Mitarbeiter               gung der Bewohner, wie Betreuungs- und
     ins Leben holen.                           angeschrien, geschlagen, gebissen,                Interventionspläne oder gute Verabredun-
                                                getreten, geschubst, gekratzt oder an den         gen, bis hin zu ausgebildeten Trainern.
     Dahin soll unser                           Haaren gezogen werden. Aber auch
       Weg führen. «                            Selbstverletzung ist ein Thema.“                  Zusammenarbeit mit der UKH –
                                                                                                  das PART-Konzept
              Angelika Birle,                   Ein weiterer Auslöser von Aggression
       Unternehmenskommunikation                kann die Erinnerung an eine früher erlit-         Andreas Glomb: „Etwa im Jahr 2000 kam
                                                tene Situation sein. Bewohner sind viel-          die Unfallkasse Hessen auf uns zu und
Andreas Glomb ergänzt: „Es ist nicht zu-        leicht traumatisiert, weil sie in ihrer Kind-     die Aufsichtsperson hat mit uns über die
träglich, auf Dauer in solch großen Ein-        heit etwas erlebt haben, das sie nicht            Unfallzahlen geredet. Gemeinsam haben
richtungen zu leben. Für manche Men-            gut verarbeitet haben. Wenn dann je-              wir überlegt, welches Konzept hilfreich
schen ist es in Ordnung, da die Einrichtung     mand ein „falsches“ Wort sagt oder Ver-           wäre, um eine Einrichtung so zu qualifi-
auch Schutz bietet. Man kann manchen            halten zeigt, welches zu Missverständ-            zieren, dass sie sich konzeptionell und
Menschen einfach nicht zumuten, in eine         nissen oder zu Frustrationen führt, kann          strukturell dem Thema Gewalt und
quirlige Großstadt zu ziehen, das wäre          dies dazu führen, dass diese Person sich          Aggression annähert. So haben wir das
eine Überforderung für sie. Aber es ist         sehr stark aufregt. In solch einem Fall           Deeskalationstraining PART eingeführt.
schon sinnvoll, gemeindenah und mitten-         wird das Konzept der verbalen Deeska-             Hier lernen alle Mitarbeiter, wie man mit
drin zu wohnen. Daher geht die Entwick-         lation angewandt. Dabei wird z. B. ein            Gewalt umgeht, wie ihnen geholfen wer-
lung in Richtung Teilhabe.“                     deutliches Stopp-Signal mit der Hand              den kann und was Gewalt bei den Bewoh-
                                                gesetzt und somit eine Grenze aufge-              nern und Betreuten auslöst. Wie kann ich
Deeskalation und Gewaltprävention               zeigt, um dann in die Kommunikation mit           jemanden festhalten, um ihn daran zu
                                                der Person eintreten zu können und so             hindern, gewalttätig zu werden? Oder ihn
In der Behindertenhilfe kann es auch im-        zu einer Lösung zu kommen. Man kann               aus Überforderungssituationen befreien,
mer wieder zu Aggressionen gegenüber            z. B. den Raum verlassen, eine Situation          ohne dass ich selbst Gewalt ausübe? >>

                                                                                                                            inform | Juni 2018   17
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