WHAT DOES WATER MEAN TO YOU? - MÄRZ WELTWASSERTAG 2021 DIE WASSERZEITSCHRIFT DER STEIERMARK

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WHAT DOES WATER MEAN TO YOU? - MÄRZ WELTWASSERTAG 2021 DIE WASSERZEITSCHRIFT DER STEIERMARK
Österreichische Post AG • MZ 02Z034436 M
                                                                   UBZ Steiermark, Brockmanngasse 53, 8010 Graz

D I E WA S S E R Z E I T S C H R I F T D E R S T E I E R M A R K                                     1/2021

                      22. MÄRZ
                      WELTWASSERTAG 2021

    WHAT DOES WATER
    MEAN TO YOU?
WHAT DOES WATER MEAN TO YOU? - MÄRZ WELTWASSERTAG 2021 DIE WASSERZEITSCHRIFT DER STEIERMARK
WELTWASSERTAG 2021
Das Motto des Weltwassertages 2021 ist „Valuing water“ – Wasser (wert)
schätzen. Dabei geht es um die Wertschätzung des Wassers von unterschied­
lichsten Menschen für verschiedenste Zwecke und ein umfassendes Ver­
ständnis vom multidimensionalen Wert des Wassers.

Wasser (wert)schätzen –                      fährdet. Typische Bewertungen der                       größte Nachfrage nach Süßwasser.
aus fünf unterschiedlichen                   Wasserinfrastruktur tendieren dazu,                     Obwohl Wasser fundamental für die
Perspektiven                                 insbesondere soziale und ökologische                    Ernährungssicherheit ist, ist dessen
Wasserquellen (wert)schätzen –               Kosten nicht miteinzubeziehen.                          Wert – auf ökonomischer Basis – in der
natürliche Wasserressourcen und                                                                      Lebensmittelproduktion sehr gering.
Ökosysteme                                   Wasserdienstleistungen (wert)schätzen                   Viele Vorteile – Verbesserung der
Das gesamte Wasser, das wir für den          – Trinkwasser, Sanitäreinrichtungen                     Ernährung, Einkommensgenerierung,
menschlichen Gebrauch verwenden,             und Gesundheitseinrichtungen                            Klimawandelanpassung und Redukti-
stammt aus Ökosystemen und kehrt             Die Rolle des Wassers in Haushalten,                    on der Migration – sind meistens nicht
auch nun aber verunreinigt in diese          Schulen, an Arbeitsplätzen und in                       im Preis/in den Kosten des Wassers
Ökosysteme zurück. Daher muss                Gesundheitseinrichtungen ist von                        inkludiert. Für den Energie-, Indust-
dem Schutz der Umwelt ein höherer            entscheidender Bedeutung. Darüber                       rie- und Unternehmenssektor können
Stellenwert beigemessen werden, um           hinaus bieten die Dienstleistungen in                   wasserbedingte Bedrohungen wie
eine qualitativ hochwertige Wasser-          den Bereichen Wasser, Sanitäreinrich-                   Wasserknappheit, Überschwemmun-
versorgung zu gewährleisten und              tungen und Hygiene einen Mehrwert                       gen und Klimawandel die Kosten in
eine gewisse Resilienz in Bezug auf          in Form von mehr Gesundheit, auch                       die Höhe treiben und die Lieferketten
Umweltkatastrophen.                          im Zusammenhang mit der COVID-                          unterbrechen.
                                             19-Pandemie. Diese Dienstleistungen
Wasserinfrastruktur (wert)schätzen – Spei­   werden vor allem in Ländern mit                         Soziokulturelle Aspekte von Wasser
cherung, Aufbereitung und Versorgung         hohen Einkommen subventioniert.                         (wert)schätzen – Erholungs-, Kultur-
Mit Hilfe von Wasserinfrastrukturen          Wichtig wäre es, diese Subventionen                     und spiritueller Bereich
wird Wasser gespeichert und dorthin          gerade Menschen mit niedrigem Ein-                      Wir verbinden Wasser mit Vorstel-
transportiert, wo es am dringendsten         kommen zukommen zu lassen.                              lungen von Schöpfung, Religion und
benötigt wird. Ebenso wird Wasser                                                                    Gemeinschaft. Wasser ist ein wesent-
nach dem menschlichen Gebrauch in            Wasser als Beitrag für Produktion                       licher Bestandteil jeder Kultur, wobei
Wasserinfrastrukturen gereinigt und          und sozioökonomische Aktivitäten                        der Wert dafür nur schwer erfasst,
in die Natur zurückgeführt. Dort, wo es      (wert)schätzen – Nahrung und Land­                      kalkuliert und beschrieben werden
unzureichende Wasserinfrastrukturen          wirtschaft, Energie und Industrie,                      kann. Somit wird hierbei kaum auf
gibt, sind sozioökonomische Prozesse         Wirtschaft und Beschäftigung                            den soziokulturellen und ökologischen
geschwächt und Ökosysteme ge-                Die Landwirtschaft stellt weltweit die                  Wert des Wassers geachtet.

IMPRESSUM

Medieninhaber/Verleger:                      Redaktionsteam:                                         Titelbild: UN-Water
Umwelt-Bildungs-Zentrum Steiermark           Sarah Baumgartner, Michael Krobath,
8010 Graz, Brockmanngasse 53                 Hellfried Reczek, Robert Schatzl,                       Druck:
                                             Brigitte Skorianz, Volker Strasser, Elfriede Stranzl,   Medienfabrik Graz
Postanschrift:                               Johann Wiedner, Margret Zorn                            www.mfg.at
Wasserland Steiermark                                                                                Gedruckt auf chlorfrei
8010 Graz, Wartingergasse 43                 Lektorat, Druckvorbereitung und                         gebleichtem Papier.
T: +43(0)316/877-5801                        Abonnentenverwaltung:
E: elfriede.stranzl@stmk.gv.at               Elfriede Stranzl                                        Bezahlte Inserate sind gekennzeichnet.
                                             8010 Graz, Wartingergasse 43                            ISSN 2073-1515
Erscheinungsort: Graz                        T: +43(0)316/877-5801
                                             E: elfriede.stranzl@stmk.gv.at                          DVR 0841421
Verlagspostamt:
8010 Graz                                    Gestaltung:                                             Die Artikel dieser Ausgabe wurden
                                             josefundmaria communications                            begutachtet von: Johann Wiedner
Chefredakteurin:                             8010 Graz,                                              Die Artikel geben nicht unbedingt die
Sonja Lackner                                Weinholdstraße 20                                       Meinung der Redaktion wieder.
WHAT DOES WATER MEAN TO YOU? - MÄRZ WELTWASSERTAG 2021 DIE WASSERZEITSCHRIFT DER STEIERMARK
INHALTS-
VERZEICHNIS
Wasser ist wertvoll
Interview mit Landesrat Seitinger
Mag. Sonja Lackner..................................................4

Valuing Water – Wasser schätzen
DI Johann Wiedner ...................................................6

Die Bewertung der
verhinderten Schäden
durch Hochwasserschutzmaßnahmen
Ing. Christoph Schlacher, MSc ............................10

Abwasser als Spiegel der Gesellschaft
Nachweis von Coronaviren im Abwasser
Prof. Dr. Herbert Oberacher
DI Peter Rauchlatner .............................................14

NEPTUN Wasserpreis 2021 –
Marktgemeinde Pöllau ist steirische
Wassergemeinde 2021
Mag. Sonja Lackner
Victoria Allmer, MSc...............................................16

Pilotprojekte Störfallmanagementplanung
Trinkwasserversorgung
DI Gerhard Eibl
DI Markus Günther
DI Alexander Salamon...........................................18

Trinken hier und anderswo
Mag. Pauline Jöbstl
Dipl.-Päd. Mag. Martina Krobath, BEd...............22

Hydrologische Übersicht für das Jahr 2020
DI Dr. Robert Schatzl
Mag. Barbara Stromberger
Ing. Josef Quinz........................................................28

Tiefengrundwassermonitoring
Steiermark/Burgenland
Mag. Dr. Michael Ferstl..........................................33

Thermische Energienutzung
aus Abwasser
Dr. Arnold Stuhlbacher..........................................37

Aus der Geschichte der steirischen
Wasserwirtschaft
Das Befahren der steirischen Flüsse
Dr. Bernhard A. Reismann.....................................40

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WASSER IST WERTVOLL
                                          Ziel des von der UNESCO ins Leben gerufenen Weltwassertages ist es, auf
                                          die Bedeutung des Wassers als Lebensgrundlage für die Menschheit auf­
                                          merksam zu machen. Der Weltwassertag findet seit 1993 jedes Jahr am 22.
                                          März statt und wird seit 2003 von UN-Water organisiert. In der Agenda 21 der
                                          UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung (UNCED) in Rio de Janeiro wurde
                                          er vorgeschlagen und von der UN-Generalversammlung in einer Resolution
                                          am 22. Dezember 1992 beschlossen und steht seither jedes Jahr unter einem
       Mag. Sonja Lackner                 anderen Motto – mit dem Ziel, dem global bedeutsamen Thema Wasser Be­
       Amt der Steiermärkischen
                                          wusstsein und Aufmerksamkeit zu widmen. Im Jahr 2021 steht dieser Tag
       Landesregierung
       Abteilung 14 – Wasserwirtschaft,   unter dem Motto „Wertschätzung des Wassers“ (engl. valuing water). Unter
       Ressourcen und Nachhaltigkeit      den Fragestellungen, dass Wasser weltweit und auch bei uns eine begrenz­
       8010 Graz, Wartingergasse 43
       T: +43(0)316/877-2574
                                          te und zunehmend knappe Ressource darstellt, haben wir den zuständigen
       E: sonja.lackner@stmk.gv.at        Wasserlandesrat Ök.-Rat Johann Seitinger zu den künftigen Aufgaben in der
                                          Wasserwirtschaft befragt.

    Herr Landesrat, wie ist das Wasser­   Landesrat Seitinger: Grundsätz-                Blackout-Sicherheit. Diese Gefahr
    land Steiermark im Bereich der        lich sind wir in der Steiermark sehr           darf nicht unterschätzt werden, daher
    Wasserversorgung bzw. Wasser­         gut aufgestellt, was die sichere und           ist es wichtig das Bewusstsein für
    infrastruktur aufgestellt? Können     flächendeckende Versorgung mit                 diese Herausforderung zu schärfen,
    sich die Steirerinnen und Steirer     Trinkwasser angeht. Ein wichtiger              damit wir uns alle bestmöglich auf
    diesbezüglich sicher fühlen?          Aspekt für die Zukunft ist aber die            dieses Szenario vorbereiten.

                                                                                Landesrat Ök.-Rat Johann Seitinger © Lebensressort/Streibl

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Wir leben auf einem
                                                                              besonders privile­
                                                                              gierten Fleckchen
                                                                              dieser Erde! Es ist
                                                                              vielen von uns gar
                                                                              nicht bewusst, was
                                                                              es für einen Luxus
                                                                              darstellt, den Was­
                                                                              serhahn aufzudrehen
                                                                              und sauberes Trink­
                                                                              wasser genießen zu
                                                                              können, während
                                                                              weltweit nur 0,2 % der
                                                                              Wasservorkommen
                                                                              trinkbar sind.

Die Verfügbarkeit und Qualität von     und Wartung der Versorgungsinfra-
Wasser ändert sich aktuell drama­      struktur eine große Bedeutung zu.
tisch aufgrund des Bevölkerungs­
wachstums, sich ändernder Kon­         Um im Detail auf das Motto des
summuster und des Klimawandels         diesjährigen Weltwassertages
und wird zur größten Herausforde­      einzugehen – worin sehen Sie die
rung für uns Menschen. Welchen         größte Wertschätzung bzw. den
Handlungsbedarf sehen Sie hier in      größten Wert des Wassers?
der Steiermark?
                                       Landesrat Seitinger: Wir leben auf
Landesrat Seitinger: Der Klima-        einem besonders privilegierten
wandel stellt natürlich auch unsere    Fleckchen dieser Erde! Es ist vielen
Wasserversorgung vor große Heraus-     von uns gar nicht bewusst, was es
forderungen. Wir haben aber in den     für einen Luxus darstellt, den Was-
vergangenen Jahren bereits immens      serhahn aufzudrehen und sauberes
in den Ausbau der Wasserversorgung     Trinkwasser genießen zu können,
investiert. Durch den Bau der großen   während weltweit nur 0,2 % der Was-
Wassertransportleitungen können        servorkommen trinkbar sind. Dafür
wir heute auch in Trockenphasen alle   braucht es sicher mehr Wertschät-
Regionen mit sauberem Trinkwasser      zung. Gleichzeitig müssen wir aber
versorgen. Neben der Blackout-Vor-     auch sorgsam mit diesem wertvollen
sorge kommt auch der Instandhaltung    Gut umgehen.

                                                                                                       5
WHAT DOES WATER MEAN TO YOU? - MÄRZ WELTWASSERTAG 2021 DIE WASSERZEITSCHRIFT DER STEIERMARK
VALUING WATER –
                                               WASSER SCHÄTZEN
       DI Johann Wiedner
       Amt der Steiermärkischen
       Landesregierung
       Abteilung 14 – Wasserwirtschaft,
                                               Seit 1993 wird auf Initiative der Vereinten Nationen der 22. März als Welt­
       Ressourcen und Nachhaltigkeit
       8010 Graz, Wartingergasse 43            wassertag begangen. Er wurde anlässlich der Weltkonferenz „Umwelt und
       T: +43 (0)316/877-2025                  Entwicklung“ in Rio de Janeiro ins Leben gerufen. Dieser Tag soll genutzt
       E: johann.wiedner@stmk.gv.at
                                               werden, um das Bewusstsein für den Wert der Ressource Wasser zu verbes­
                                               sern. 2021 steht der Weltwassertag unter dem Motto „Valuing Water“, was
                                               mit „Wasser (wert)schätzen“ übersetzt werden kann.

    D
              ie Vereinten Nationen            Für 2021 wurde für den Weltwas-          und universitäre Ausbildung. Ge-
              messen dem Thema Wasser          sertag das Motto „Valuing Water“         rade die Forschungseinrichtungen
              als Grundlage des Lebens         gewählt, was mit Wasser (wert)           der Steiermark weisen auf vielen
    große Bedeutung bei und sehen das          schätzen übersetzt werden kann.          Gebieten der grundlagen- und
    Recht auf Wasser als ein Menschen-         Damit soll der Wert des Wassers in       anwendungsorientierten Forschung
    recht an. Anlässlich der 66. Gene-         den Vordergrund gestellt und das         eine hohe Kompetenz auf und sind
    ralversammlung der Vereinten Na-           Bewusstsein für die Ressource Was-       in nationale und internationale Ko-
    tionen wurde die UN-Wasser­dekade          ser gestärkt werden.                     operationen eingebunden.
    von 2018–2028 beschlossen. In              Der Begriff „Wert“ umfasst in seiner
    diesen 10 Jahren soll insbesondere         Bedeutung ökonomische und ideelle        Ressource Wasser
    die Verbesserung der Wissensver-           Aspekte. Der Wert des Wassers ist        im Wert erhalten
    breitung zum Thema inklusive die           als Grundlage allen Lebens mo-           Die Steiermark ist reich an der
    Information zu den wasserrelevan-          netär nicht ausreichend messbar;         Ressource Wasser; regional zwar
    ten Sustainable Development Goals          Wasser ist für das Leben existen-        unterschiedlich verteilt, aber
    (SDGs) der Agenda 2030 und die             ziell. Neben seiner lebensschaffen-      grundsätzlich ausreichend, um
    Stärkung von Kommunikationsmaß-            den Funktion ermöglicht Wasser           die umfassenden Bedürfnisse an
    nahmen zur Umsetzung wasserbe-             auch ein wirtschaftliches Handeln        Wasser decken zu können. Die
    zogener Ziele im Fokus stehen.             und eine finanzielle Wertschöpfung       Erkenntnis mit Wasser verantwor-
                                               (Abb. 1). So werden in der Steier-       tungsvoll und nachhaltig umgehen
                                               mark jährlich in die Errichtung und      zu müssen, hat sich generell und
                                               Instandhaltung von geförderter           insbesondere in der Steiermark in
                                               Wasserinfrastruktur mehr als 100         den letzten Jahrzehnten im Grunde
                                               Millionen Euro investiert; das Ge-       immer wieder verstärkt. Das gilt für
                                               samtjahresinvestitionsvolumen für        die Nutzung von Wasser, aber auch
                                               den Wasserbau in der Steiermark          für die Erhaltung der Qualität.
                                               wird aktuell in der Steirischen Bau-
                                               vorschau mit deutlich mehr als 300       Das Österreichische Wasserrechts-
                                               Millionen Euro ausgewiesen.              gesetz bietet seit Jahrzehnten die
                                                                                        Grundlage für eine nachhaltige
                                               Für eine nachhaltige Wasserbewirt-       Wasserbewirtschaftung, wobei der
                                               schaftung und einen intakten Aus-        mit Verordnungen definierte Stan-
                                               gleich zwischen Schutz und Nutzung       dard (Stand der Technik) zumeist
    Abb. 1: Wasser wertvoller als Gold © A14   braucht es Wissenschaft, Forschung       auch die gesellschafts- und umwelt-

6
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politischen Entwicklungen wider-                   zes ständig einer Neubewertung         anspruch für alles im Haushalt
spiegelt. So gilt es heute die Über-               bedürfen, zeigt sich aktuell und für   verwendete Wasser ist aber ver-
nutzung von Wasservorkommen zu                     die nächsten Jahrzehnte bedingt        gleichbar hoch und kann im Was-
vermeiden, die Wasserqualität für                  durch den Klimawandel mit seinen       serland Steiermark auch bereitge-
menschliche Nutzungen zu sichern                   Auswirkungen auf den Wasser-           stellt werden. Gutes Trinkwasser in
und wasserabhängige Ökosysteme                     haushalt und der daraus folgenden      ausreichender Menge ist heute Teil
zu erhalten. Für den Ausbau von                    Ansprüche.                             unserer hohen Lebensqualität und
Abwasserbehandlungsanlagen, be-                                                           damit von hohem ideellen Wert.
stehend aus Kanalisationssystemen                  Im Bewusstsein um die außeror-
und Reinigungsanlagen, wurden                      dentliche Bedeutung des Wassers        Die Bereitstellung von Trinkwasser
seit den 1970er Jahren im Rahmen                   für den Menschen sind alle Aufwen-     zumeist im Rahmen öffentlicher
öffentlich geförderter Projekte rund               dungen für den Erhalt eines intak-     Wasserversorgungssysteme kostet
4 Milliarden Euro investiert. Wenn                 ten und funktionierenden Wasser-       Geld für den Bau und Betrieb der
man neben den Grundwasser-                         haushaltes zu rechtfertigen.           Infrastruktur (Abb. 2). Mit durch-
schutzeffekten vor allem die Verbes-                                                      schnittlich 1,40–1,80 Euro pro m³
serung der Wasserqualität der Bä-                  Lebensmittel und Lebens-               ist das Lebensmittel Wasser im
che und Flüsse verfolgt, kann man                  qualität Trinkwasser                   Vergleich mit anderen Lebensmit-
von gut angelegtem Geld sprechen.                  Durchschnittlich nutzt jeder Bürger    teln sehr günstig; auch wenn man
                                                   circa 140 l qualitativ hochwertiges    berücksichtigt, dass Förderungen
Dass die Möglichkeiten der Inan-                   Wasser pro Tag. Der Bedarf an          von Bund und Land für die Errich-
spruchnahme von Wasser bzw. die                    Trinkwasser im engsten Sinne liegt     tung und die Sanierung der Anla-
Erfordernisse des Ressourcenschut-                 bei wenigen Litern; der Qualitäts-     gen durchschnittlich bis zu einem

Abb. 2: Trinkwasserversorgung auf hohem technischen Standard ist Lebensqualität © A14

                                                                                                                                7
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Abb. 3: Energie aus Wasserkraft hat in der Steiermark schon lange Tradition © A14

    Viertel betragen. Diese zumutbaren                    Wassernutzung und                      Seen, Flüssen und wassergepräg-
    Gebühren ergeben sich aus einem                       Wert(ab)schöpfung                      ten Landschaften für Naherholung
    kostendeckend, nicht gewinnorien-                     Das Wasser mit seinen besonderen       und Tourismus hat in den letzten
    tiert geführten öffentlichen Was-                     Eigenschaften ist ein wichtiges,       Jahrzehnten stark zugenommen und
    serversorgungsystem und ohne                          vielseitiges und im großen Ausmaß      ist von besonderem Wert für die
    Bezahlung von wesentlichen Kosten                     eingesetztes Produktionsmittel für     Volkswirtschaft.
    für die Ressource selbst.                             viele Sektoren der Wirtschaft.
                                                                                                 Aber auch bei der Nutzung von
    Dabei entsteht aber auch noch                         Durchschnittlich werden in der         gewässergeprägten Landschaften
    eine bedeutende wirtschaftliche                       Steiermark 3.800 GWh erneuerbare       gilt es die ökologischen und ästhe-
    Wertschöpfung. In der Steiermark                      Energie pro Jahr mit rund 1.000        tischen Funktionen zu beachten
    werden jährlich durchschnittlich 25                   Wasserkraftanlagen erzeugt (Abb. 3),   und wertzuschätzen und Gewässer-
    Millionen Euro in den Ausbau und                      zahlreiche Unternehmen nutzen          grundstücke nicht nur als Spielflä-
    in die Erhaltung der Trinkwasser-                     das Wasser in ihren Produktionsab-     chen aller Art zu verstehen.
    versorgungssysteme investiert; für                    läufen und eine landwirtschaftliche
    die letzten fünf Jahrzehnte liegt die                 Produktion ist ohne Wasser nicht       Die erzielten Erlöse der vielseitigen
    Summe bei rund 1 Milliarde Euro.                      möglich.                               Wassernutzungen liegen weit über
                                                                                                 jenen Beträgen, die in die Erhaltung
    Nicht zu vergessen ist in dieser                      Das weit verzweigte steirische Ge-     eines qualitativ und quantitativ in-
    wirtschaftlichen Betrachtung der                      wässernetz fungiert auch als Vorflu-   takten Wasserhaushaltes investiert
    Wert von zahlreichen mit der Trink-                   ter für die Rückführung weitgehend     werden. Will man die wirtschaft-
    wasserversorgung verbundenen                          gereinigter, aber noch immer belas-    liche Wertschöpfung am Wasser
    Arbeitsplätzen in Planung, Bau und                    teter Abwasser in den natürlichen      weiterhin hochhalten, wird man
    Betrieb der Anlagen.                                  Wasserkreislauf. Die Nutzung von       auch in Verbindung mit den Aus-

8
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wirkungen des Klimawandels nicht                    Welchen Wert natürliche bzw. na-       Wasser braucht
umhinkommen, zusätzlich in den                      turnahe Ökosysteme haben, lässt        Bewusstsein
Wasserschutz zu investieren. Eine                   sich kaum monetär darstellen. Doch     Die Menschen sind sich des Wertes
verstärkte Prüfung auf Wasserver-                   scheint über alle politischen, wirt-   des Wassers in all seinen Aspekten
träglichkeit bei verwendeten und                    schaftlichen und gesellschaftlichen    und Wirkungen bewusst, vor allem
neu zu genehmigenden Chemikali-                     Positionierungen hinweg sich jener     dann, wenn sie sich die Zeit neh-
en, die Nachrüstung von Abwasser-                   Grundkonsens durchgesetzt zu ha-       men darüber nachzudenken.
reinigungsanlagen für eine weiter-                  ben, dass intakte Ökosysteme auch
gehende Schadstoffreduktion und                     für den Menschen unverzichtbar und     Den Wert des Wassers zu einem
Verbesserungen in eine wasser-                      von erheblicher Bedeutung für eine     dauerhaft präsenten Gedankengut
schonende Flächenbewirtschaftung                    hohe Lebensqualität sind (Abb. 4).     des Menschen zu machen, braucht
seien hier beispielhaft angeführt.                                                         konsequente Wissensvermittlung
                                                    So werden von der österreichischen     und Bewusstseinsbildung.
Ressource Wasser – unver­                           bzw. steirischen Bevölkerung bei
zichtbar für Ökosysteme                             Meinungsumfragen Natur und Was-        Durch verantwortungsvolles
Unser Lebens- und Naturraum ist                     ser immer als besonders wertvoll       Agieren von Entscheidungsträgern
geprägt von globalen bzw. überre-                   gesehen und als Güter bezeichnet       muss dem Wasser der gebührende
gionalen Klimaphänomenen und                        bzw. wahrgenommen, auf die man         Stellenwert im Interessenausgleich
vom regionalen Wasserkreislauf.                     stolz ist.                             eingeräumt werden.

Abb. 4: Wasser prägt die steirische Landschaft und viele Ökosysteme © A14

                                                                                                                                9
WHAT DOES WATER MEAN TO YOU? - MÄRZ WELTWASSERTAG 2021 DIE WASSERZEITSCHRIFT DER STEIERMARK
DIE BEWERTUNG DER VERHINDERTEN
                                                   SCHÄDEN DURCH HOCHWASSER-
                                                   SCHUTZMASSNAHMEN
                                                   Mit der Besiedelung der Flusstäler beginnt auch die Geschichte
        Ing. Christoph Schlacher, MSc              der Schutzwasserwirtschaft. Durch die Zunahme des Bevölkerungs­
        Amt der Steiermärkischen                   wachstums, gleichzusetzen auch mit einer Steigerung des durch
        Landesregierung
                                                   Menschen geschaffenen Wertes, wurde auch die Notwendigkeit eines
        Abteilung 14 – Wasserwirtschaft,
        Ressourcen und Nachhaltigkeit              aktiven Schutzes vor Hochwasserereignissen deutlich. Ein gesteiger­
        8010 Graz, Wartingergasse 43               tes Umweltbewusstsein der Bevölkerung, aber auch im technischen
        T: +43(0)316/877-5921
        E: christoph.schlacher@stmk.gv.at          Hochwasserschutz führte zur Entwicklung des naturnahen Wasser­
                                                   baus vor mehr als 30 Jahren. Diese Form des Hochwasserschutzes ist
                                                   der beste Garant für die „Wertschätzung des Wassers“ an sich.

     Ausgangslage 2020                             (BWV) und mit 30 Sofortmaßnahmen          Grundlagen der Bewertung

     D
               as Jahr 2020 war geprägt            im Bereich der Wildbach- und Lawi-        Aufgrund der Erfahrung der letzten
               durch Hochwasserereignisse,         nenverbauung (WLV) umgehend mit           Jahre aus der Vielzahl an Hochwas-
               welche in manchen Regionen          der Sanierung begonnen. So wurden         serereignissen zu deren Bewältigung
     der Steiermark den Katastrophensta-           beispielsweise im Kompetenzbereich        die Ressourcen der BWV Steiermark
     tus erreichten. Beginnend mit Juni 2020       der BWV rund 2,6 Millionen Euro           herangezogen wurden, wurde durch
     zogen über die Dauer des Sommers              an Schäden gemeldet, wobei rund           die BWV Steiermark für 2020 ein
     zahlreiche Unwetter über die gesam-           575.000 Euro sogenannte Priorität 1       zugebenermaßen simpler, aber aus-
     te Steiermark hinweg. Besonders               Maßnahmen waren.                          sagekräftiger Algorithmus entwickelt,
     betroffen von den Starkregenereignis-                                                   um eine Bewertung der verhinderten
     sen waren das Murtal, die Ost- und            Die Wasserwirtschaft der Steiermark       Schäden durchführen zu können.
     Südoststeiermark sowie der steirische         verfolgt seit vielen Jahren die Stra-     Diese Rechenweise ist jedoch ledig-
     Zentralraum mit der Landeshauptstadt          tegie, den Wasserrückhalt in der          lich für Rückhaltebecken anwendbar,
     (Abb. 1). An mehr als 60 Fließgewäs-          Landschaft neben reinen baulichen         da erstens hier nach einem Unwet-
     sern traten Schäden auf, dabei wurde          Linearmaßnahmen, voranzutreiben.          terereignis die Anzahl der „ange-
     mit 27 Sofortmaßnahmen im Bereich             Dabei werden neben der natürlichen        sprungenen“ Rückhalteanlagen und
     der Bundeswasserbauverwaltung                 Retention in Form von Schutz und          zweitens der Füllgrad der namhaft
                                                   Wiederherstellung von Auwäldern           gemachten Becken überprüft und
                                                   und naturnaher Gewässerentwick-           bekannt sind.
                                                   lung sowie -instandhaltung auch           Ausgehend von der Prämisse, dass
                                                   technische Rückhaltebecken (RHB)          für die Förderung nach dem Wasser-
                                                   geplant und gebaut. So sind in den
                                                   letzten 5 Jahrzehnten insgesamt 178                                                                       45
                                                                                                                                     42
                                                   Rückhaltebecken errichtet und in                                                              37
                                                   Betrieb genommen worden (Abb. 2).
                                                   Weitere 4 Becken befinden sich in Bau
                                                                                                                         14
                                                   und bei 16 Becken ist man derzeit in
                                                                                                              5
                                                   der Planungsphase. Bei den um-                 2                                                                      2
                                                   gesetzten 147 Rückhaltebecken der
                                                                                                 1960–1969

                                                                                                             1970–1979

                                                                                                                         1980–1989

                                                                                                                                     1990–1999

                                                                                                                                                 2000–2009

                                                                                                                                                             2010–2019

                                                                                                                                                                         2020

                                                   BWV mit einem Retentionsvolumen
                                                   von mehr als 14 Millionen m³ sind die
                                                   Errichtungskosten mit circa 125 Millio-
     Abb. 1: Berndorf – Überflutung Landesstraße                                             Abb. 2: Errichtung von RHB in den letzten Jahr-
     2020 © FF Berndorf                            nen Euro zu beziffern.                    zehnten © BWV Steiermark, 2021

10
Fertig­                         Nutzinhalt      Füllgrad       Abschätzung des ver­
 Datum            RHB                                                 Kosten [€]
                                                      stellung                            [m3]          ca. [%]      hinderten Schadens [€]

 29.06.2020       Almbach-Mayerbach                     1987          198.396,00         25.500            50                 99.198,00

 29.06.2020       Labuchbach                            2009          929.973,95        127.500            50                464.986,98

 29.06.2020       Lafnitz-Reinbergwiesen                1995         3.054.631,00      1.100.000           10                305.463,10

 29.06.2020       Lafnitz-Waldbach                      2006         2.636.233,00       376.000            10                263.623,30

 29.06.2020       Lambach                               1990          797.897,00        110.000            25                199.474,25

 29.06.2020       Mitterwiesenbach                      2017          502.676,37         14.500           100                502.676,37

 29.06.2020       Schöckelbach Weinitzen 2              2012         2.806.739,25       215.000            50                1.403.369,63

 29.06.2020       Ziegenreithbach                       1994          349.554,00         37.000            25                 87.388,50

Tab. 1: Überblick und Informationen zu ausgewählten Rückhaltebecken, Juni 2020 © A14

bautenförderungsgesetz (WBFG) zur
Errichtung von Rückhalteanlagen
zumindest ein Kosten-Nutzen-Faktor
≥ 1 notwendig ist, werden hier
entsprechend des Füllgrades des
Beckens die Errichtungskosten
gegenübergestellt und der damit
verhinderte Schaden errechnet. Die
Kosten-Nutzen-Analysen für Hoch-
wasserschutzanlagen werden dafür
verwendet, um zu bestimmen, ob
die eingesetzten (Geld-)Mittel den
Schaden an Objekten zumindest um
den gleichen Faktor reduzieren. Frei-
lich werden für die hier vorgestellte
Abschätzung nicht neu geschaffene
Werte im Unterlauf, noch die Wertstei-
gerung von vorhandenen Objekten,
Infrastruktur, etc. im Abflussgebiet               Abb. 3: Einstau Rückhaltebecken Mariatroster Bach 2020 © BWV Steiermark

berücksichtigt. Dazu würden wesent-
lich aufwendigere wissenschaftliche                tung der Abflussmenge aktuell noch                haltenen Hochwasserschutzanlagen,
Methoden wie Schadensfunktionsbe-                  zu lückenhaft, bzw. könnte nur dort               allen voran die Rückhaltebecken ihre
rechnungen in Verbindung mit der                   eine derartige Berechnung angestellt              Wirkung. So wurden im Laufe des
Erhebung und monetären Bewertung                   werden, wo es entsprechende hydro-                Jahres insgesamt 29 Rückhaltebecken
von Objekten notwendig sein.                       graphische Daten (Pegelmessungen)                 vorrangig in der Ost- und Südoststei-
Somit kann festgehalten werden,                    gibt. Davon wurde in dieser ersten                ermark, aber auch im Umland von
dass die Schätzung des verhinderten                Phase Abstand genommen.                           Graz teil- bzw. volleingestaut (Abb. 3
Schadens aber jedenfalls am unteren                                                                  und Abb. 4).
Ende der Skala des Schätzbereichs                  Ergebnisse der Bewertung                          Mehrere Becken wurden gleich bis
angesiedelt ist und durchaus einen                 Mit den Hochwasserereignissen des                 zu viermal, auch innerhalb weniger
repräsentativen Charakter besitzt                  Jahres 2020 in den erwähnten Regio-               Tage (RHB Schöcklbach Weinitzen 2,
(Tab. 1 bis inkl. Tab. 3). Für lineare             nen der Steiermark zeigten natürlich              RHB Labuchbach, RHB Lambach etc.)
Schutzmaßnahmen ist die Beobach-                   auch die umgesetzten und instandge-               eingestaut.

                                                                                                                                              11
Fertig­                         Nutzinhalt    Füllgrad     Abschätzung des ver­
      Datum            RHB                                                 Kosten [€]
                                                           stellung                            [m3]        ca. [%]    hinderten Schadens [€]

      01.07.2020       Erlenbach                              2018         1.605.614,60       31.650         100             1.605.614,60

      01.07.2020       Oberbergbach                           2011         1.272.721,03      115.000         50               636.360,52

      01.07.2020       Schöckelbach Weinitzen 2               2012         2.806.739,25      215.000         10               280.673,93

      01.07.2020       Thalerbach Schlosswiese                1992          358.486,00        82.000         100              358.486,00

      01.07.2020       Thalersee                              1991          490.437,00        96.500         100              490.437,00

      02.07.2020       Labuchbach                             2009          929.973,95       127.500         25               232.493,49

      02.07.2020       Lafnitz-Reinbergwiesen                 1995         3.054.631,00     1.100.000        10               305.463,10

      02.07.2020       Lafnitz-Waldbach                       2006         2.636.233,00      376.000         10               263.623,30

      02.07.2020       Lambach                                1990          797.897,00       110.000         25               199.474,25

      02.07.2020       Mausbach                               1993          643.207,00        45.000         10               64.320,70

      02.07.2020       Schöckelbach Weinitzen 2               2012         2.806.739,25      215.000         50              1.403.369,63

      06.07.2020       Kroisbach                              2011         1.066.186,86       40.000         10               106.618,69
                       Dorfgrabenbach Bierbaum
      29.07.2020                                              2006          147.340,00        2.230          100              147.340,00
                       a. A.
     Tab. 2: Überblick und Informationen zu ausgewählten Rückhaltebecken, Juli 2020 © A14

                                                                                                         Für diese 29 Rückhaltebecken wurden
                                                                                                         (nicht inflationsbereinigt) insgesamt
                                                                                                         rund 28,4 Millionen Euro an Finanzmit-
                                                                                                         tel des Bundes, des Landes sowie der
                                                                                                         Interessenten als Gesamterfordernis
                                                                                                         nach entsprechenden Finanzierungs-
                                                                                                         schlüsseln eingesetzt. Schon allein die
                                                                                                         daraus errechnete bzw. abgeschätzte
                                                                                                         Schadensverhinderung beziffert sich
                                                                                                         für 2020 mit rund 19,6 Millionen Euro.
                                                                                                         Diese Zahl lässt auf die verhinderten
                                                                                                         Schäden der vergangenen Ereignisse
     Abb. 4: Einstau Rückhaltebecken Oberbergbach 2 2020 © BWV Steiermark                                und Jahre schließen und ist ein Plädo-
                                                                                                         yer für den Hochwasserschutz für die
                                                                                                         Zukunft.

                                                                                                         Die Wertschätzung des Wassers,
                                                                                                         aber auch die Vorsorge, der Schutz,
                                                                                                         die Bildung eines Gefährdungs- und
                                                                                                         Risikobewusstseins in der Bevölkerung,
                                                                                                         die Vorbereitung auf Ereignisse sowie
                                                                                                         deren Nachsorge sind zentrale Ele-
                                                                                                         mente im Umgang einerseits mit dem
                                                                                                         Hochwasserrisikokreislauf, als auch
                                                                                                         andererseits mit dem integralen Hoch-
     Abb. 5: Hochwasserabfluss Thalerbach 2020 © BWV Steiermark                                          wasserrisikomanagement (Abb. 5).

12
Fertig­                          Nutzinhalt   Füllgrad    Abschätzung des ver­
 Datum            RHB                                                 Kosten [€]
                                                      stellung                             [m3]       ca. [%]   hinderten Schadens [€]

                  Dorfgrabenbach Pirka 1                                                                               20.742,50
 04.08.2020                                             1991          207.425,00            9.900       10

 04.08.2020       Entschendorferbach                    1990          517.997,00          100.000       50            258.998,50

 04.08.2020       Gleisbach-Gleisdorf                   2015         1.176.662,21          12.000       10            117.666,22

 04.08.2020       Katzelgraben                          2009          460.164,20           45.550       50            230.082,10

 04.08.2020       Labuchbach                            2009          929.973,95          127.500       75            697.480,46

 04.08.2020       Lehenbach-Oberlamm                    2001          352.928,54           12.000      100            352.928,54

 04.08.2020       Lehenbach-Rossgraben                  2001          105.584,46            3.590      100            105.584,46

 04.08.2020       Mitterwiesenbach                      2017          502.676,37           14.500       50            251.338,19
                  Saazerbach-Grabenfeld-
 04.08.2020                                             2019         1.647.843,49          23.200       50            823.921,75
                  bach

 04.08.2020       Saazerbach-Tappenberg                 2019          863.353,89           10.000       50            431.676,95

 04.08.2020       Schöckelbach Weinitzen 2              2012         2.806.739,25         215.000       50           1.403.369,63

 04.08.2020       Ziegenreithbach                       1994          349.554,00           37.000       50            174.777,00

 13.08.2020       Erlenbach                             2018         1.605.614,60          31.650       10            160.561,46

 13.08.2020       Thalerbach Schlosswiese               1992          358.486,00           82.000       10            35.848,60

 14.08.2020       Auersbach                             1984          432.403,00          480.000      20             86.480,60

 14.08.2020       Lehenbach-Oberlamm                    2001          352.928,54           12.000      100            352.928,54

 14.08.2020       Lehenbach-Rossgraben                  2001          105.584,46            3.590      100            105.584,46

 14.08.2020       Raningbach (*)                        2019         1.914.000,00          35.856      50             957.000,00

 16.08.2020       Greinbach                             2008         1.201.098,74         245.000      30             360.329,62

 16.08.2020       Kroisbach                             2011         1.066.186,86          40.000      25             266.546,72

 16.08.2020       Labuchbach                            2009          929.973,95          127.500      75             697.480,46

 16.08.2020       Mausbach-Pöllau                       1993          643.207,00           45.000      10             64.320,70

 16.08.2020       Prätisbach                            1986          960.649,00          134.000      25             240.162,25

 16.08.2020       Sauhaltbach (**)                      2001         1.088.695,00          14.000      40             435.478,00

 16.08.2020       Sauhaltbach (**)                      2001         1.088.695,00          14.000      40             435.478,00

 17.08.2020      Greinbach                              2008         1.201.098,74         245.000      30             360.329,62

 17.08.2020      Lambach                                1990          797.897,00          110.000      25             199.474,25

 17.08.2020      Mausbach-Pöllau                        1993          643.207,00           45.000      50             321.603,50

 17.08.2020      Prätisbach                             1986          960.649,00          134.000      25             240.162,25
Tab. 3: Überblick und Informationen zu ausgewählten Rückhaltebecken, August 2020 © A14
(*) Funktionsfähigkeit vorhanden, ausstehende Abrechnungsprüfung (**) zweimaliger Teileinstau

                                                                                                                                         13
ABWASSER ALS SPIEGEL
                                                    DER GESELLSCHAFT
                                                    NACHWEIS VON CORONAVIREN IM ABWASSER
                                                    Die „Coronavirus-Krankheit 2019“ (COVID-19) hat sich zu einer welt­
        Prof. Dr. Herbert Oberacher                 weiten Pandemie entwickelt. Das Monitoring von Abwasser kann
        Medizinische Universität Innsbruck          einen wichtigen Beitrag leisten, um den Corona-Pandemie-Verlauf zu
        6020 Innsbruck, Christoph-Probst-Platz 1,
                                                    bewerten und Maßnahmen abzuleiten. Der Vorteil liegt in der Mög­
        Innrain 52 A
                                                    lichkeit, das COVID-19-Virus-Erbgut im Abwasser früher nachweisen
                                                    zu können, bevor Symptome einer Erkrankung auftreten.

                                                    D
                                                            as im Frühjahr 2020 ge-        abläufe etabliert und die Taug-
                                                            startete Forschungsprojekt     lichkeit für ein Monitoring konnte
                                                            „Coron-A“ bündelt die in       aufgrund der Übereinstimmung
                                                    Österreich in den Bereichen Abwas-     von Trends der Virenbelastung mit
                                                    serepidemiologie, -mikrobiologie       aktuellen Prävalenzzahlen demons-
                                                    und -molekularbiologie vorhande-       triert werden. Der große Vorteil des
        DI Peter Rauchlatner                        nen Expertisen und Ressourcen, um      Abwassermonitorings besteht aber
        Amt der Steiermärkischen
        Landesregierung                             in einer gemeinsamen Anstrengung       darin, dass ein Anstieg der Zahl
        Abteilung 14 – Wasserwirtschaft,            der beteiligten Institutionen (Uni-    von Neuinfektionen typischerweise
        Ressourcen und Nachhaltigkeit
        8010 Graz, Wartingergasse 43
                                                    versität Innsbruck, Medizinische       3–7 Tage früher als im epidemiolo-
        T: +43(0)316/877-2022                       Universität Innsbruck, Technische      gischen Meldesystem beobachtet
        E: peter.rauchlatner@stmk.gv.at
                                                    Universität Wien, AGES - Österrei-     werden kann.
                                                    chische Agentur für Gesundheit
                                                    und Ernährungssicherheit) die          Derzeit befinden sich im Rahmen
                                                    Grundlagen für die Einrichtung von     des Coron-A-Projektes 33 ausge-
                                                    Monitoringprogrammen zu schaffen.      wählte Kläranlagen aus allen Bun-
                                                                                           desländern überblicksweise unter
                                                    Das Forschungsvorhaben wird vom        Beobachtung. Darunter befinden
     Logo Forschungsprojekt Coron-A
     © Projektteam Coron-A
                                                    Umweltbundesamt koordiniert und        sich auch drei Kläranlagen aus der
                                                    aus Mitteln des Bundesministeriums     Steiermark.
                                                    für Landwirtschaft, Regionen und
                                                    Tourismus und des Bundesminis-         Die Probenziehung für das Abwas-
                                                    teriums für Bildung, Wissenschaft      sermonitoring erfolgt am Zulauf zur
                                                    und Forschung sowie acht Bundes-       Kläranlage. Durch automatisierte
                                                    ländern und des Österreichischen       Probenehmer wird über einen
                                                    Städtebundes finanziert.               Zeitraum von 24 Stunden eine
                                                                                           mengenproportionale Mischprobe
                                                    In den letzten Monaten konnten die     entnommen. Diese Probe wird ge-
                                                    Wissenschafter*innen belegen, dass     kühlt ins Analysenlabor gebracht.
                                                    die von ihnen entwickelte Methode      Die steirischen Proben werden am
                                                    zum Nachweis von SARS-CoV-2            Institut für Gerichtliche Medizin der
                                                    (Abb. 1) in Abwasserproben in der      Medizinischen Universität Innsbruck
                                                    Praxis erfolgreich eingesetzt werden   untersucht. Die Analyse ist mehr-
            Projektpartner Coron-A                  kann. Mittlerweile sind die Arbeits-   stufig. Die Viruspartikel werden zu-

14
nächst mittels einer Zentrifuge aus
dem Abwasser isoliert und das Erb-
gut gewonnen. Die Extrakte werden
anschließend einem PCR-Test unter-
zogen. Als Ergebnis erhält man die                                                   Schwarz: S
                                                                                               pikeprotein
Anzahl an Viren in der untersuchten                                                  Gelb:        Virushülle oder Lipidmembran
Abwasserprobe (Abb. 2).                                                              Grün:        RNA oder Virusgenom
                                                                                     Rot:        Nucleokapsid oder Verpackung
Mittels abwasserepidemiologischer                                                                 genetischen Materials
Modelle lassen sich daraus Informa-
tionen über die Anzahl an Viren-aus-
scheidenden Personen („Fiktive
Ausscheider“) generieren, die
Grundlage für die Einschätzung der       Abb. 1: Schematische Abbildung eines Coronavirus © Rudolf Markt MSc, Medizinische Universität
                                         Innsbruck
COVID-19-Situation im Einzugsge-
biet einer Kläranlage sind (Abb. 3).

In der Steiermark wird das Verfah-
ren in drei Regionen (Graz, Kap-
fenberg und Bad Aussee) erprobt.
In einer ersten Testphase wurden
die Kläranlagen jeweils abwech-
selnd alle drei Wochen beprobt.
Nach positiver Evaluierung wurden
die Intervalle nun verkürzt. Seit
Mitte Jänner 2021 werden an jeder
Anlage zweimal pro Woche Proben
entnommen.

Der PCR-Test liefert Auskunft über
die Gesamtzahl an im Abwasser
vorhandenen Viren. Durch das Auf-
tauchen von Virusvarianten („Muta-       Abb. 2: Schematischer Zyklus des Coronavirus im Forschungsprojekt © Projektteam Coron-A
tionen“) rückte eine detaillierte Auf-
schlüsselung der Zusammensetzung
in den Fokus der wissenschaftlichen
Forschung.

Dafür sind weiterführende Analy-
sen – sequenzieren des genetischen
Codes des Virus – erforderlich, die
am Zentrum für Molekulare Medizin
(CeMM) der Österreichischen Aka-
demie der Wissenschaften durchge-
führt werden können.

Auch steirische Abwasserproben
werden dieser aufwendigen Unter-
suchung zugeführt. Erste Ergebnisse
von Proben aus dem Jahr 2020 ha-
ben keine Hinweise auf Mutationen
                                         Abb. 3: Abwasseranalysen mittels PCR-Tests in der Steiermark © Prof. Dr. Herbert Oberacher, Medizini-
gezeigt. 				                            sche Universität Innsbruck

                                                                                                                                                 15
Mag. Sonja Lackner
        Amt der Steiermärkischen
                                                        NEPTUN WASSERPREIS 2021
        Landesregierung
        Abteilung 14 – Wasserwirtschaft,
                                                        MARKTGEMEINDE PÖLLAU IST STEIRISCHE
                                                        WASSERGEMEINDE 2021
        Ressourcen und Nachhaltigkeit
        8010 Graz, Wartingergasse 43
        T: +43(0)316/877-2574
        E: sonja.lackner@stmk.gv.at

                                                        Die Marktgemeinde Pöllau ist zentraler Teil des wasserwirtschaftlich viel­
                                                        seitigen Naturparks „Pöllauer Tal“ und konnte mit dem Projekt „Klimazu­
        Victoria Allmer, MSc                            kunft-Weg“ die Fachjury unter zahlreichen Einreichungen überzeugen. Der
        KLAR! Naturpark Pöllauer Tal                    Rundwanderweg widmet sich insbesondere auch den Auswirkungen des
        8225 Pöllau, Schlosspark 50
        T: +43(0)677/62463414                           Klimawandels auf den Wasserhaushalt und den damit verbundenen Anpas­
        E: klimaschutz@naturpark-poellauertal.at        sungsmöglichkeiten auf örtlicher Ebene. Wir gratulieren Pöllau, der steiri­
                                                        schen NEPTUN WasserGEMEINDE 2021, recht herzlich (Abb. 1).

     D
              ie Marktgemeinde Pöllau, die              mittlung bzw. Bewusstseinsbildung für               müssen wir alle Kräfte bündeln, um
              eine umfassende Wasserinfra-              die Bevölkerung vor Ort und Besucher                unsere Lebensgrundlage zu schützen“,
              struktur von der Wasserversor-            geschaffen. „Diese Auszeichnung                     betonte Bürgermeister Johann Schirn-
     gung bis hin zum Hochwasserschutz                  freut uns in Pöllau ganz besonders,                 hofer bei der Urkundenüberreichung.
     betreibt, unterstützt dieses Projekt               da wir im Pöllauer Tal eine spezielle
     und sieht den „Klimazukunft -Weg“                  Verantwortung für die Natur und die                 Wasser auf dem Weg in die
     als wichtigen Beitrag, die Wertschät-              Menschen im Pöllauer Tal entwickelt                 Klimazukunft
     zung des Wassers zu fördern. Mit dem               haben. Das Thema Wasser ist untrenn-                Im Naturpark Pöllauer Tal bietet der
     familienfreundlichen Wanderweg wird                bar mit dem Grundbedürfnis allen                    „Klimazukunft-Weg“ die Möglichkeit,
     eine, im wahrsten Sinne des Wortes,                Lebens in der Natur verbunden und                   bei Infostationen zahlreiche Tipps und
     gut zugängliche Form der Wissensver-               gerade in Zeiten des Klimawandels                   Informationen zum Thema „Anpassung

     Abb. 1: Wasserlandesrat Johann Seitinger überreichte die Siegerurkunde und die WasserGEMEINDE-Tafel an Bgm. Johann Schirnhofer © Lebensressort/Streibl

16
an den Klimawandel“ zu erfahren. Der               Lebensraum schaffen                        von Hochwasserschäden, erhöhte
Klimazukunft-Weg wurde im Rahmen                   mit Regenwasser                            Luftfeuchtigkeit und Entlastung der
des Projekts „KLAR! Naturpark Pöllauer             Schon an den Wegen entlang der             Kanalisation.
Tal“ konzipiert und in Zusammenarbeit              Pöllauer Saifen sind augenfällig viele
der Naturpark-Gemeinden Pöllau und                 Besonderheiten des Elements Wasser         Vorreiter in Sachen
Pöllauberg mit dem Verein Naturpark                in der Naturlandschaft zu beobach-         Klimawandelanpassung
Pöllauer Tal errichtet. Der Weg, zum Teil          ten. Kleine Wasserfälle, idyllische        Der Klimazukunft-Weg ist der erste
entlang des Bachs „Pöllauer Saifen“                Bächlein und lauschige Bänke an den        Themenweg zur Klimawandelanpas-
sogar barrierefrei, führt auf knapp 10             Teichen laden zum Verweilen ein.           sung in der Steiermark. Die beiden
Kilometern in gut 3 Stunden durch eine             Als besonderer Hingucker wurde ein         Naturpark-Gemeinden, Pöllau und
geschichtsträchtige Kulturlandschaft.              Anschauungsobjekt zur Regenwas-            Pöllauberg, setzen im Rahmen des
Ebenso gibt es die Möglichkeit den Weg             sersammlung mit einer erklärenden          Projektes „KLAR! Naturpark Pöllauer
auf zwei Etappen (Nord- und Südteil                Infotafel errichtet. Die Wichtigkeit von   Tal“, gefördert aus Mitteln des Klima-
getrennt) zu erkunden.                             Wasserrückhaltung zur Schaffung            und Energiefonds und im Rahmen
                                                   von Lebensraum für Pflanzen und            des Programms „Klimawandel-An-
Start und Ziel ist der Schlosspark Pöllau,         Tiere wird dabei hervorgehoben.            passungsmodellregionen“, weitere
in unmittelbarer Nähe des Pöllauer                 Ebenso werden die nachfolgenden            Aktionen zur Anpassung an den
Ortszentrums, wo sich auch kulinari-               Vorteile thematisiert: Unterstützung       Klimawandel um. Die Region wird
sche Genussstationen zur Rast anbie-               von Grundwasserneubildung,                 damit widerstandsfähiger gegenüber
ten. Die Naturpark-Landschaft zählt                gleichmäßigere Pegelstände der             der Klimaerwärmung und nützt alle
wohl zu den vielfältigsten und schöns-             Fließgewässer, verringerte Hoch-           Möglichkeiten für eine zukunftsorien-
ten Flecken der Steiermark (Abb. 2).               wasserabflussmengen, Reduktion             tierte Entwicklung.

                                                                                                  Der NEPTUN Wasserpreis ist der
                                                                                                  österreichische Umwelt- und Inno-
                                                                                                  vationspreis zu Themen rund ums
                                                                                                  Wasser. Er wurde 1999 gegründet, um
                                                                                                  die Bedeutung der Ressource Wasser
                                                                                                  zu verdeutlichen – speziell in den
                                                                                                  Bereichen Leben, Umwelt, Wirtschaft,
                                                                                                  Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft.
                                                                                                  Der NEPTUN Wasserpreis 2021 wird
                                                                                                  vom Bundesministerium für Land-
                                                                                                  wirtschaft, Regionen und Tourismus
                                                                                                  (BMLRT), der Österreichischen Verei-
                                                                                                  nigung für das Gas- und Wasserfach
                                                                                                  (ÖVGW) und dem Österreichischen
                                                                                                  Wasser- und Abfallwirtschaftsverband
                                                                                                  (ÖWAV) getragen. Die Gemeinde-Ka-
                                                                                                  tegorie wird von den österreichischen
                                                                                                  Bundesländern unterstützt.
                                                                                                  Mehr Infos unter:
                                                                                                  www.NEPTUN-wasserpreis.at
Abb. 2: Überblickkarte der Themenwanderung Klimazukunft-Weg © KLAR! Naturpark Pöllauer Tal

                                                                                                                                          17
PILOTPROJEKTE STÖRFALL-
                                           MANAGEMENTPLANUNG
      DI Gerhard Eibl
      TDC ZT-GmbH
                                           TRINKWASSERVERSORGUNG
      Prokurist
      8350 Fehring, Grüne Lagune 1
      T: +43(0)3155/2843-12
      E: gerhard.eibl@tdc-zt.at            Die Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser in ausreichender Menge
                                           und bester Qualität bildet einen der wesentlichen Grundpfeiler für eine
                                           gesunde und funktionierende Gesellschaft. Die Versorgung auch im Falle
                                           von Störungen (Kontamination, Blackout, Pandemie, …) aufrechtzuerhalten,
                                           stellt einen Balanceakt dar. Wie eine Sicherstellung der Versorgung auch im
                                           Störfall funktionieren kann und wie man Restrisiken begegnen kann, wird
                                           anhand des Musterprojektes Störfallplanung exemplarisch dargestellt.

      DI Markus Günther                    Veranlassung und Ziel                     den klimatischen Veränderungen mit

                                           D
      Mach & Partner ZT-GmbH
      8111 Gratwein-Straßengel,                    ie Struktur der österreichi-      längeren Trockenperioden und einem
      Gewerbepark 2                                schen Trinkwasserversor-          geringeren Wasserdargebot, über
      T: +43(0)664/88308176
      E: markus.guenther@mach-partner.at
                                                   gung zeichnet sich durch          veraltete Infrastrukturanlagen oder
                                           eine größtenteils dezentrale Ver-         Nutzungskonflikte mit der Landwirt-
                                           sorgungsstruktur aus. Dies gilt im        schaft bis hin zu Faktoren wie einem
                                           Besonderen auch für die Steiermark        großräumigen Blackout oder kriminel-
                                           mit ihren circa 1.300 kommunalen          len bzw. terroristischen Angriffen oder
                                           Wasserversorgern – Gemeinden,             auch Cyberkriminalität.
                                           Wasserverbände, Wassergenossen-           Im Sinne der Vorsorge vor Störfällen
                                           schaften und Wassergemeinschaften,        wurden seitens des Landes Steier-
                                           welche circa 90 % der Bevölkerung         mark Ziele definiert. Eines dieser Ziele
      DI Alexander Salamon                 mit Trinkwasser versorgen. Die            ist die flächendeckende Umsetzung
      Amt der Steiermärkischen
       Landesregierung
                                           Bereitstellung von Trinkwasser als        umfassender Gefährdungs- und
      Abteilung 14 – Wasserwirtschaft,     das Lebensmittel Nr. 1 im Rahmen          Risikoanalysen im Rahmen einer
      Ressourcen und Nachhaltigkeit
                                           der Daseinsvorsorge zählt zu den we-      integrativen Störfallplanung für alle
      8010 Graz, Wartingergasse 43
      T: +43(0)316/877-3120                sentlichen Aufgaben der öffentlichen      öffentlichen steirischen Trinkwasser-
      E: alexander.salamon@stmk.gv.at      Hand und die damit verbundene             versorger.
                                           Wasserinfrastruktur ist eine im hohen     Um dieses Ziel zu erreichen und den
                                           Maße kritische Infrastruktur im Land.     Verantwortlichen auch ein Werkzeug
                                           Die dezentrale Struktur als verteiltes    für die Umsetzung zur Verfügung zu
                                           System in Kombination mit der hohen       stellen, wurden zwei Pilotprojekte in
                    Leitlinie              Qualität der steirischen Wasserver-       Zusammenarbeit der Abteilung 14
                                           sorgung und dem Prinzip des Multi-        Wasserwirtschaft mit den Planungs-
     Grundlagen,           Vorlagen,       barrierensystems (Ressourcenschutz,       büros Mach & Partner ZT-GmbH und
     Muster-               Beispiele,      Schutz- und Schongebiete, verpflich-      TDC ZT-GmbH durchgeführt, wel-
     prozesse              Literatur       tete gesetzliche Vorgaben für Betrei-     che in Form eines anonymisierten
                                           ber, wie der § 134 Wasserrechtsgesetz     Musterprojekts veröffentlicht werden.
                Musterprojekt              oder die Trinkwasserverordnung etc.)      Im Zusammenspiel mit der Leitlinie
                                           wirkt sich hinsichtlich Störfallsicher-   „Störfallplanung Wasserversorgung“
     Ergänzungen, Umsetzung                heit vorteilhaft aus.                     stellt dies ein sehr praxisorientiertes
     Erläuterungen Muster-                 Immer mehr Risikofaktoren begin-          und leicht umsetzbares Anleitungspa-
     & Erfahrungen gemeinden 1 & 2         nen jedoch diese Situation verstärkt      ket zur Erstellung eines dynamischen
                                           zu beeinträchtigen. Das reicht von        Störfallmanagementplanes dar.

18
Die Etablierung dieser Störfallma-                Die Gefährdungsanalyse mit an-                Im Zuge der Risikoabschätzung und
nagementpläne in allen öffentlichen               schließender Risikoabschätzung und            Priorisierung wurden auch Maßnah-
steirischen Wasserversorgungen ist                Prioritätenreihung stellen die zentra-        men zur Eliminierung und Minimie-
ein wichtiger Schritt zur Erhöhung                len Schritte im Planungsprozess dar.          rung der relevanten Gefährdungen
der Ausfallsicherheit der öffentli-                                                             erarbeitet (Abb. 3).
chen Trinkwasserversorgung in der                 Die Abschätzung des Risikos erfolgte
Steiermark.                                       im Rahmen einer „Fehlermöglichkeits-          Diese verbliebenen Gefährdungen
                                                  und Einflussanalyse“ (FMEA) (Abb. 1).         mit einem relevanten Restrisiko
Methodik und Umsetzung                            Die Priorisierung der Gefährdungen            wurden, sofern möglich, strukturell
Die Leitlinie „Störfallplanung und                erfolgte an dieser Stelle beispielhaft        zusammengefasst und darauf auf-
Wasserversorgung“ stellt dafür die                durch Klassifizierung mittels Berech-         bauend Störfallszenarien entwickelt
Basis für die Umsetzung dar. Das                  nung des Ranges (Abb. 2). Diese               (Abb. 4).
Musterprojekt zeigt in Ergänzung                  theoretische Ersteinschätzung und
dazu die praktische Umsetzung am                  Priorisierung der Gefährdungen und            Damit diese Handlungsanweisun-
Beispiel zweier Pilotgemeinden auf.               der damit einhergehenden potenziel-           gen aber im Ernstfall auch effizient
                                                  len Auswirkungen auf die Versorgung           umgesetzt werden können, ist es von
In der praktischen Umsetzung hat                  dient als objektive Grundlage für Be-         besonderer Wichtigkeit diese Anwei-
sich gezeigt, dass lediglich im Zwi-              sprechungen im Planungsteam. Diese            sungen zu üben. Daher wurden für
schenschritt Risikoabschätzung und                Kombination aus Expertenentwurf               die Mustergemeinden Vorschläge
Priorisierung einige Präzisierungen               (Risikoabschätzung und Priorisierung)         erarbeitet, wie und in welchem Um-
bzw. Ergänzungen zur leichteren Um-               und der nachfolgenden Diskussion im           fang dies vorbereitend zu üben ist.
setzbarkeit des Störfallmanagements               Planungsteam (Plausibilitätsprüfung)          In diesem Zusammenhang sind die
gemäß der Leitlinie in der Praxis                 erwies sich als notwendig und äußerst         weiteren Module F – Kontinuierlicher
notwendig wurden.                                 hilfreich.                                    Verbesserungsprozess, G – Operative

Abb. 1: Darstellung Mustergemeinde 2 mit möglichen Gefahren- bzw. Risikoflächen © TDC ZT-GmbH

                                                                                                                                       19
Störfallabwicklung und H – Schnitt-
                                                                                                           stellen zum Übergeordneten Kata-
                                                                                                           strophenschutz der Vollständigkeit
                                                                                                           halber angeführt, werden an dieser
                                                                                                           Stelle aber nicht näher erläutert.

                                                                                                           Auszug Szenario Blackout
                                                                                                           Im Rahmen der Bearbeitung wurden
     Abb. 2: Priorisierung der Gefährdung mittels Rangberechnung und nachfolgender Klassifizierung © A14   zahlreiche Szenarien ausgearbeitet,
                                                                                                           inklusive der Szenarien Blackout,
                                                                                                           Pandemie/Epidemie sowie Internet-
                                                                                                           ausfall. Exemplarisch wird nachfol-
                                                                                                           gend die Herangehensweise für das
                                                                                                           Szenario Blackout für die Musterge-
                                                                                                           meinde 1 erläutert.
                                                                                                           Als Blackout wird ein plötzlicher,
                                                                                                           überregionaler und länger andau-
                                                                                                           ernder (> 12 Stunden) Ausfall von
                                                                                                           Strom- und Infrastrukturanlagen
                                                                                                           verstanden.
     Abb. 3: Störfallplan Mustergemeinde 1: Ausschnitt der Gefährdungsanalyse für Leitungen, Hydranten     Zur Abschätzung wie und wie lange
     und Schieber © A14
                                                                                                           die Trinkwasserversorgung der
                                                                                                           Mustergemeinde 1 und damit die
                                                                                                           Versorgung der Bevölkerung unter
                                                                                                           verschiedenen Randbedingungen
                                                                                                           aufrechterhalten werden kann, wur-
                                                                                                           den verschiedene Versorgungsszena-
                                                                                                           rien betrachtet.
                                                                                                           Im Fall eines überregionalen Strom-
                                                                                                           und Infrastrukturausfalles ist in weite-
                                                                                                           rer Folge von einem eingeschränkten
     Abb. 4: Ablauf Störfallmanagementplanung am Beispiel der beiden Mustergemeinden © A14                 Betrieb der lokalen Großverbraucher
                                                                                                           bzw. Industrie auszugehen.
                                                                                 Dauer/Aufrechter­         Im Fokus dieser Betrachtungen steht
                       Beschreibung/zugrunde                    Verbrauch             haltung              die Aufrechterhaltung der Trink-
       Szenario
                       gelegter Verbrauch                         (m³/d)          der Versorgung
                                                                                                           wasserversorgung der Bevölkerung
                                                                                       (Tage)
                                                                                                           sowie der kritischen Infrastrukturen

                       • 130 l/E*d                                                                         wie Pflegeeinrichtungen, Behörden
       Szenario 0      • sonstige Verbraucher                        962                  1 Tag            und Einsatzorganisationen unter
                       gemäß Beilage im Anhang                                                             besonderer Berücksichtigung von
                                                                                                           u. a. Behältervolumina, Verbrauch
       …                                                                                                   (Wasserverluste!) und verbleibender,
                       • 15 l/E*d                                                                          energieunabhängiger Quellen.
                       • Behälterfüllstand 80 %
       Szenario 3      • sonstige Verbraucher                        208                 5 Tage
                       gemäß Beilage im Anhang                                                             Im Falle des gegenständlichen
                                                                                                           Trinkwasserversorgungssystems ist
                       • 100 l/E*d                                                                         eine Versorgung der Bevölkerung für
                       • Behälterfüllstand 100 %
                                                                                                           einen Zeitraum von mindestens fünf
                       • Notstromversorgung des
       Szenario 4                                                    558              unbegrenzt           Tagen mit Trinkwasser in ausreichen-
                       Brunnens C im Ausmaß von
                       7 l/s                                                                               dem Maße (Nahrungsaufnahme, Hy-
                                                                                                           giene) gewährleistet. Unter Annahme
     Tab. 1: Mögliche Szenarien für ein Blackout (Fokus Aufrechterhaltung Trinkwasserversorgung) © A14     eines in Notsituationen üblichen ein-

20
geschränkten Wasserbedarfs ist eine     hinderlichen Prozesse verankert sind,             können in einem möglichen Ernstfall
Versorgung der Bevölkerung sogar        welche jedenfalls eine Beeinträch-                Ereignisse und deren Auswirkungen
zeitlich unbegrenzt möglich (Tab. 1).   tigung des Betriebs darstellen, sind              effektiv und effizient abgewehrt, die
                                        diese im Planungsprozess zu res-                  Versorgung möglichst lange aufrecht-
Eine isolierte Betrachtung der Trink-   pektieren und auf die individuellen               erhalten bzw. ehestmöglich in den
wassersituation im Blackout-Fall        Randbedingungen einzugehen. Dies                  Normalbetrieb zurückgekehrt werden
dient in diesem Zusammenhang nur        gilt insbesondere für bereits gelebte             (Abb. 5).
dazu, die versorgungstechnischen        Praxis und Erfahrungen, welche die
Möglichkeiten und Varianten zu          Ausfallssicherheit der Versorgung                 Die abschließenden Empfehlun-
untersuchen. Im Falle eines Blackouts   steigern.                                         gen für Maßnahmen zur weiteren
sind die Folgen für die Infrastruktur   In den beiden Pilotgemeinden konn-                Steigerung der Ausfallsicherheit
viel weitreichender (Pumpwerke          ten im Rahmen des Planungsprozes-                 wurden in Form einer Investitions-
der Kanalisation, Kläranlagen,          ses durch intensive Zusammenarbeit                kostenabschätzung monetär bewer-
Müllabfuhr etc.) und dies muss im       des Planungsteams und durch das                   tet. Dies erleichtert zum einen die
übergeordneten Katastrophenschutz       Zusammenführen von Erfahrungen,                   mittelfristige Budgetplanung der
integriert werden.                      Anlagenkenntnis, Expertenwissen                   kommunalen Trinkwasserversorgung
                                        und strukturierter Vorgehensweise                 und ermöglicht zudem eine Einschät-
Zusammenfassung und                     eine Vielzahl von Gefährdungen                    zung notwendiger Maßnahmen für
Diskussion                              völlig eliminiert bzw. in ihren Aus-              die Steigerung der überregionalen
Der Störfallplanungsprozess für die     wirkungen minimiert werden. Somit                 Versorgungssicherheit.
gegenständlichen Mustergemeinden        wurde bereits in einem ersten Schritt
erfolgte mit Unterstützung von Fach-    in beiden Wasserversorgungen die                  Hinweis: Störfallplanungen können
planern gemäß den allgemeinen           Ausfallssicherheit wesentlich erhöht.             im Rahmen der Landesförderung
Empfehlungen für die Durchführung       Für die verbleibenden Gefährdungen                Siedlungswasserwirtschaft Stei-
eines Störfallplanungsprozesses des     wurden Störfallszenarien mit Hand-                ermark gefördert werden (www.
Landes Steiermark.                      lungsanweisungen und zugehörigen                  wasserwirtschaft.steiermark.at/
Als wesentliche Grundlagen für den      Zuständigkeiten erarbeitet. Somit                 stoerfallplanung).
Planungsprozess haben sich ein um-
fassendes und aktuelles Betriebs- und
Wartungshandbuch, Fremdüberwa-
chungsberichte gem. § 134 WRG und
örtliche Begehungen gezeigt. Damit
konnten die Versorgungssysteme
hinsichtlich ihrer strukturbeding-
ten Gefährdungen besser beurteilt
werden. Alle wesentlichen Prozess-
schritte und Arbeitspakete sind dabei
zu dokumentieren und die damit
verbundenen Verantwortlichkeiten
festzuhalten.
Der gesamte Planungsprozess un-
terliegt einem laufenden Regelkreis
bzw. werden immer wieder iterative
Schritte notwendig sein, um sich den
individuell passenden Maßnahmen
zu nähern.
Jede Wasserversorgung weist sehr
spezifische Randbedingungen –
Anlagenstruktur, Mitarbeiterstand,
innerbetriebliche Abläufe, Bedarfs­
charakteristik etc. – auf. Soweit in
den bestehenden Strukturen keine        Abb. 5: Schematische Darstellung, Handlungsanweisung Blackout © A14

                                                                                                                                  21
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