WHAT DOES WATER MEAN TO YOU? - MÄRZ WELTWASSERTAG 2021 DIE WASSERZEITSCHRIFT DER STEIERMARK
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Österreichische Post AG • MZ 02Z034436 M UBZ Steiermark, Brockmanngasse 53, 8010 Graz D I E WA S S E R Z E I T S C H R I F T D E R S T E I E R M A R K 1/2021 22. MÄRZ WELTWASSERTAG 2021 WHAT DOES WATER MEAN TO YOU?
WELTWASSERTAG 2021 Das Motto des Weltwassertages 2021 ist „Valuing water“ – Wasser (wert) schätzen. Dabei geht es um die Wertschätzung des Wassers von unterschied lichsten Menschen für verschiedenste Zwecke und ein umfassendes Ver ständnis vom multidimensionalen Wert des Wassers. Wasser (wert)schätzen – fährdet. Typische Bewertungen der größte Nachfrage nach Süßwasser. aus fünf unterschiedlichen Wasserinfrastruktur tendieren dazu, Obwohl Wasser fundamental für die Perspektiven insbesondere soziale und ökologische Ernährungssicherheit ist, ist dessen Wasserquellen (wert)schätzen – Kosten nicht miteinzubeziehen. Wert – auf ökonomischer Basis – in der natürliche Wasserressourcen und Lebensmittelproduktion sehr gering. Ökosysteme Wasserdienstleistungen (wert)schätzen Viele Vorteile – Verbesserung der Das gesamte Wasser, das wir für den – Trinkwasser, Sanitäreinrichtungen Ernährung, Einkommensgenerierung, menschlichen Gebrauch verwenden, und Gesundheitseinrichtungen Klimawandelanpassung und Redukti- stammt aus Ökosystemen und kehrt Die Rolle des Wassers in Haushalten, on der Migration – sind meistens nicht auch nun aber verunreinigt in diese Schulen, an Arbeitsplätzen und in im Preis/in den Kosten des Wassers Ökosysteme zurück. Daher muss Gesundheitseinrichtungen ist von inkludiert. Für den Energie-, Indust- dem Schutz der Umwelt ein höherer entscheidender Bedeutung. Darüber rie- und Unternehmenssektor können Stellenwert beigemessen werden, um hinaus bieten die Dienstleistungen in wasserbedingte Bedrohungen wie eine qualitativ hochwertige Wasser- den Bereichen Wasser, Sanitäreinrich- Wasserknappheit, Überschwemmun- versorgung zu gewährleisten und tungen und Hygiene einen Mehrwert gen und Klimawandel die Kosten in eine gewisse Resilienz in Bezug auf in Form von mehr Gesundheit, auch die Höhe treiben und die Lieferketten Umweltkatastrophen. im Zusammenhang mit der COVID- unterbrechen. 19-Pandemie. Diese Dienstleistungen Wasserinfrastruktur (wert)schätzen – Spei werden vor allem in Ländern mit Soziokulturelle Aspekte von Wasser cherung, Aufbereitung und Versorgung hohen Einkommen subventioniert. (wert)schätzen – Erholungs-, Kultur- Mit Hilfe von Wasserinfrastrukturen Wichtig wäre es, diese Subventionen und spiritueller Bereich wird Wasser gespeichert und dorthin gerade Menschen mit niedrigem Ein- Wir verbinden Wasser mit Vorstel- transportiert, wo es am dringendsten kommen zukommen zu lassen. lungen von Schöpfung, Religion und benötigt wird. Ebenso wird Wasser Gemeinschaft. Wasser ist ein wesent- nach dem menschlichen Gebrauch in Wasser als Beitrag für Produktion licher Bestandteil jeder Kultur, wobei Wasserinfrastrukturen gereinigt und und sozioökonomische Aktivitäten der Wert dafür nur schwer erfasst, in die Natur zurückgeführt. Dort, wo es (wert)schätzen – Nahrung und Land kalkuliert und beschrieben werden unzureichende Wasserinfrastrukturen wirtschaft, Energie und Industrie, kann. Somit wird hierbei kaum auf gibt, sind sozioökonomische Prozesse Wirtschaft und Beschäftigung den soziokulturellen und ökologischen geschwächt und Ökosysteme ge- Die Landwirtschaft stellt weltweit die Wert des Wassers geachtet. IMPRESSUM Medieninhaber/Verleger: Redaktionsteam: Titelbild: UN-Water Umwelt-Bildungs-Zentrum Steiermark Sarah Baumgartner, Michael Krobath, 8010 Graz, Brockmanngasse 53 Hellfried Reczek, Robert Schatzl, Druck: Brigitte Skorianz, Volker Strasser, Elfriede Stranzl, Medienfabrik Graz Postanschrift: Johann Wiedner, Margret Zorn www.mfg.at Wasserland Steiermark Gedruckt auf chlorfrei 8010 Graz, Wartingergasse 43 Lektorat, Druckvorbereitung und gebleichtem Papier. T: +43(0)316/877-5801 Abonnentenverwaltung: E: elfriede.stranzl@stmk.gv.at Elfriede Stranzl Bezahlte Inserate sind gekennzeichnet. 8010 Graz, Wartingergasse 43 ISSN 2073-1515 Erscheinungsort: Graz T: +43(0)316/877-5801 E: elfriede.stranzl@stmk.gv.at DVR 0841421 Verlagspostamt: 8010 Graz Gestaltung: Die Artikel dieser Ausgabe wurden josefundmaria communications begutachtet von: Johann Wiedner Chefredakteurin: 8010 Graz, Die Artikel geben nicht unbedingt die Sonja Lackner Weinholdstraße 20 Meinung der Redaktion wieder.
INHALTS- VERZEICHNIS Wasser ist wertvoll Interview mit Landesrat Seitinger Mag. Sonja Lackner..................................................4 Valuing Water – Wasser schätzen DI Johann Wiedner ...................................................6 Die Bewertung der verhinderten Schäden durch Hochwasserschutzmaßnahmen Ing. Christoph Schlacher, MSc ............................10 Abwasser als Spiegel der Gesellschaft Nachweis von Coronaviren im Abwasser Prof. Dr. Herbert Oberacher DI Peter Rauchlatner .............................................14 NEPTUN Wasserpreis 2021 – Marktgemeinde Pöllau ist steirische Wassergemeinde 2021 Mag. Sonja Lackner Victoria Allmer, MSc...............................................16 Pilotprojekte Störfallmanagementplanung Trinkwasserversorgung DI Gerhard Eibl DI Markus Günther DI Alexander Salamon...........................................18 Trinken hier und anderswo Mag. Pauline Jöbstl Dipl.-Päd. Mag. Martina Krobath, BEd...............22 Hydrologische Übersicht für das Jahr 2020 DI Dr. Robert Schatzl Mag. Barbara Stromberger Ing. Josef Quinz........................................................28 Tiefengrundwassermonitoring Steiermark/Burgenland Mag. Dr. Michael Ferstl..........................................33 Thermische Energienutzung aus Abwasser Dr. Arnold Stuhlbacher..........................................37 Aus der Geschichte der steirischen Wasserwirtschaft Das Befahren der steirischen Flüsse Dr. Bernhard A. Reismann.....................................40 3
WASSER IST WERTVOLL Ziel des von der UNESCO ins Leben gerufenen Weltwassertages ist es, auf die Bedeutung des Wassers als Lebensgrundlage für die Menschheit auf merksam zu machen. Der Weltwassertag findet seit 1993 jedes Jahr am 22. März statt und wird seit 2003 von UN-Water organisiert. In der Agenda 21 der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung (UNCED) in Rio de Janeiro wurde er vorgeschlagen und von der UN-Generalversammlung in einer Resolution am 22. Dezember 1992 beschlossen und steht seither jedes Jahr unter einem Mag. Sonja Lackner anderen Motto – mit dem Ziel, dem global bedeutsamen Thema Wasser Be Amt der Steiermärkischen wusstsein und Aufmerksamkeit zu widmen. Im Jahr 2021 steht dieser Tag Landesregierung Abteilung 14 – Wasserwirtschaft, unter dem Motto „Wertschätzung des Wassers“ (engl. valuing water). Unter Ressourcen und Nachhaltigkeit den Fragestellungen, dass Wasser weltweit und auch bei uns eine begrenz 8010 Graz, Wartingergasse 43 T: +43(0)316/877-2574 te und zunehmend knappe Ressource darstellt, haben wir den zuständigen E: sonja.lackner@stmk.gv.at Wasserlandesrat Ök.-Rat Johann Seitinger zu den künftigen Aufgaben in der Wasserwirtschaft befragt. Herr Landesrat, wie ist das Wasser Landesrat Seitinger: Grundsätz- Blackout-Sicherheit. Diese Gefahr land Steiermark im Bereich der lich sind wir in der Steiermark sehr darf nicht unterschätzt werden, daher Wasserversorgung bzw. Wasser gut aufgestellt, was die sichere und ist es wichtig das Bewusstsein für infrastruktur aufgestellt? Können flächendeckende Versorgung mit diese Herausforderung zu schärfen, sich die Steirerinnen und Steirer Trinkwasser angeht. Ein wichtiger damit wir uns alle bestmöglich auf diesbezüglich sicher fühlen? Aspekt für die Zukunft ist aber die dieses Szenario vorbereiten. Landesrat Ök.-Rat Johann Seitinger © Lebensressort/Streibl 4
Wir leben auf einem besonders privile gierten Fleckchen dieser Erde! Es ist vielen von uns gar nicht bewusst, was es für einen Luxus darstellt, den Was serhahn aufzudrehen und sauberes Trink wasser genießen zu können, während weltweit nur 0,2 % der Wasservorkommen trinkbar sind. Die Verfügbarkeit und Qualität von und Wartung der Versorgungsinfra- Wasser ändert sich aktuell drama struktur eine große Bedeutung zu. tisch aufgrund des Bevölkerungs wachstums, sich ändernder Kon Um im Detail auf das Motto des summuster und des Klimawandels diesjährigen Weltwassertages und wird zur größten Herausforde einzugehen – worin sehen Sie die rung für uns Menschen. Welchen größte Wertschätzung bzw. den Handlungsbedarf sehen Sie hier in größten Wert des Wassers? der Steiermark? Landesrat Seitinger: Wir leben auf Landesrat Seitinger: Der Klima- einem besonders privilegierten wandel stellt natürlich auch unsere Fleckchen dieser Erde! Es ist vielen Wasserversorgung vor große Heraus- von uns gar nicht bewusst, was es forderungen. Wir haben aber in den für einen Luxus darstellt, den Was- vergangenen Jahren bereits immens serhahn aufzudrehen und sauberes in den Ausbau der Wasserversorgung Trinkwasser genießen zu können, investiert. Durch den Bau der großen während weltweit nur 0,2 % der Was- Wassertransportleitungen können servorkommen trinkbar sind. Dafür wir heute auch in Trockenphasen alle braucht es sicher mehr Wertschät- Regionen mit sauberem Trinkwasser zung. Gleichzeitig müssen wir aber versorgen. Neben der Blackout-Vor- auch sorgsam mit diesem wertvollen sorge kommt auch der Instandhaltung Gut umgehen. 5
VALUING WATER – WASSER SCHÄTZEN DI Johann Wiedner Amt der Steiermärkischen Landesregierung Abteilung 14 – Wasserwirtschaft, Seit 1993 wird auf Initiative der Vereinten Nationen der 22. März als Welt Ressourcen und Nachhaltigkeit 8010 Graz, Wartingergasse 43 wassertag begangen. Er wurde anlässlich der Weltkonferenz „Umwelt und T: +43 (0)316/877-2025 Entwicklung“ in Rio de Janeiro ins Leben gerufen. Dieser Tag soll genutzt E: johann.wiedner@stmk.gv.at werden, um das Bewusstsein für den Wert der Ressource Wasser zu verbes sern. 2021 steht der Weltwassertag unter dem Motto „Valuing Water“, was mit „Wasser (wert)schätzen“ übersetzt werden kann. D ie Vereinten Nationen Für 2021 wurde für den Weltwas- und universitäre Ausbildung. Ge- messen dem Thema Wasser sertag das Motto „Valuing Water“ rade die Forschungseinrichtungen als Grundlage des Lebens gewählt, was mit Wasser (wert) der Steiermark weisen auf vielen große Bedeutung bei und sehen das schätzen übersetzt werden kann. Gebieten der grundlagen- und Recht auf Wasser als ein Menschen- Damit soll der Wert des Wassers in anwendungsorientierten Forschung recht an. Anlässlich der 66. Gene- den Vordergrund gestellt und das eine hohe Kompetenz auf und sind ralversammlung der Vereinten Na- Bewusstsein für die Ressource Was- in nationale und internationale Ko- tionen wurde die UN-Wasserdekade ser gestärkt werden. operationen eingebunden. von 2018–2028 beschlossen. In Der Begriff „Wert“ umfasst in seiner diesen 10 Jahren soll insbesondere Bedeutung ökonomische und ideelle Ressource Wasser die Verbesserung der Wissensver- Aspekte. Der Wert des Wassers ist im Wert erhalten breitung zum Thema inklusive die als Grundlage allen Lebens mo- Die Steiermark ist reich an der Information zu den wasserrelevan- netär nicht ausreichend messbar; Ressource Wasser; regional zwar ten Sustainable Development Goals Wasser ist für das Leben existen- unterschiedlich verteilt, aber (SDGs) der Agenda 2030 und die ziell. Neben seiner lebensschaffen- grundsätzlich ausreichend, um Stärkung von Kommunikationsmaß- den Funktion ermöglicht Wasser die umfassenden Bedürfnisse an nahmen zur Umsetzung wasserbe- auch ein wirtschaftliches Handeln Wasser decken zu können. Die zogener Ziele im Fokus stehen. und eine finanzielle Wertschöpfung Erkenntnis mit Wasser verantwor- (Abb. 1). So werden in der Steier- tungsvoll und nachhaltig umgehen mark jährlich in die Errichtung und zu müssen, hat sich generell und Instandhaltung von geförderter insbesondere in der Steiermark in Wasserinfrastruktur mehr als 100 den letzten Jahrzehnten im Grunde Millionen Euro investiert; das Ge- immer wieder verstärkt. Das gilt für samtjahresinvestitionsvolumen für die Nutzung von Wasser, aber auch den Wasserbau in der Steiermark für die Erhaltung der Qualität. wird aktuell in der Steirischen Bau- vorschau mit deutlich mehr als 300 Das Österreichische Wasserrechts- Millionen Euro ausgewiesen. gesetz bietet seit Jahrzehnten die Grundlage für eine nachhaltige Für eine nachhaltige Wasserbewirt- Wasserbewirtschaftung, wobei der schaftung und einen intakten Aus- mit Verordnungen definierte Stan- gleich zwischen Schutz und Nutzung dard (Stand der Technik) zumeist Abb. 1: Wasser wertvoller als Gold © A14 braucht es Wissenschaft, Forschung auch die gesellschafts- und umwelt- 6
politischen Entwicklungen wider- zes ständig einer Neubewertung anspruch für alles im Haushalt spiegelt. So gilt es heute die Über- bedürfen, zeigt sich aktuell und für verwendete Wasser ist aber ver- nutzung von Wasservorkommen zu die nächsten Jahrzehnte bedingt gleichbar hoch und kann im Was- vermeiden, die Wasserqualität für durch den Klimawandel mit seinen serland Steiermark auch bereitge- menschliche Nutzungen zu sichern Auswirkungen auf den Wasser- stellt werden. Gutes Trinkwasser in und wasserabhängige Ökosysteme haushalt und der daraus folgenden ausreichender Menge ist heute Teil zu erhalten. Für den Ausbau von Ansprüche. unserer hohen Lebensqualität und Abwasserbehandlungsanlagen, be- damit von hohem ideellen Wert. stehend aus Kanalisationssystemen Im Bewusstsein um die außeror- und Reinigungsanlagen, wurden dentliche Bedeutung des Wassers Die Bereitstellung von Trinkwasser seit den 1970er Jahren im Rahmen für den Menschen sind alle Aufwen- zumeist im Rahmen öffentlicher öffentlich geförderter Projekte rund dungen für den Erhalt eines intak- Wasserversorgungssysteme kostet 4 Milliarden Euro investiert. Wenn ten und funktionierenden Wasser- Geld für den Bau und Betrieb der man neben den Grundwasser- haushaltes zu rechtfertigen. Infrastruktur (Abb. 2). Mit durch- schutzeffekten vor allem die Verbes- schnittlich 1,40–1,80 Euro pro m³ serung der Wasserqualität der Bä- Lebensmittel und Lebens- ist das Lebensmittel Wasser im che und Flüsse verfolgt, kann man qualität Trinkwasser Vergleich mit anderen Lebensmit- von gut angelegtem Geld sprechen. Durchschnittlich nutzt jeder Bürger teln sehr günstig; auch wenn man circa 140 l qualitativ hochwertiges berücksichtigt, dass Förderungen Dass die Möglichkeiten der Inan- Wasser pro Tag. Der Bedarf an von Bund und Land für die Errich- spruchnahme von Wasser bzw. die Trinkwasser im engsten Sinne liegt tung und die Sanierung der Anla- Erfordernisse des Ressourcenschut- bei wenigen Litern; der Qualitäts- gen durchschnittlich bis zu einem Abb. 2: Trinkwasserversorgung auf hohem technischen Standard ist Lebensqualität © A14 7
Abb. 3: Energie aus Wasserkraft hat in der Steiermark schon lange Tradition © A14 Viertel betragen. Diese zumutbaren Wassernutzung und Seen, Flüssen und wassergepräg- Gebühren ergeben sich aus einem Wert(ab)schöpfung ten Landschaften für Naherholung kostendeckend, nicht gewinnorien- Das Wasser mit seinen besonderen und Tourismus hat in den letzten tiert geführten öffentlichen Was- Eigenschaften ist ein wichtiges, Jahrzehnten stark zugenommen und serversorgungsystem und ohne vielseitiges und im großen Ausmaß ist von besonderem Wert für die Bezahlung von wesentlichen Kosten eingesetztes Produktionsmittel für Volkswirtschaft. für die Ressource selbst. viele Sektoren der Wirtschaft. Aber auch bei der Nutzung von Dabei entsteht aber auch noch Durchschnittlich werden in der gewässergeprägten Landschaften eine bedeutende wirtschaftliche Steiermark 3.800 GWh erneuerbare gilt es die ökologischen und ästhe- Wertschöpfung. In der Steiermark Energie pro Jahr mit rund 1.000 tischen Funktionen zu beachten werden jährlich durchschnittlich 25 Wasserkraftanlagen erzeugt (Abb. 3), und wertzuschätzen und Gewässer- Millionen Euro in den Ausbau und zahlreiche Unternehmen nutzen grundstücke nicht nur als Spielflä- in die Erhaltung der Trinkwasser- das Wasser in ihren Produktionsab- chen aller Art zu verstehen. versorgungssysteme investiert; für läufen und eine landwirtschaftliche die letzten fünf Jahrzehnte liegt die Produktion ist ohne Wasser nicht Die erzielten Erlöse der vielseitigen Summe bei rund 1 Milliarde Euro. möglich. Wassernutzungen liegen weit über jenen Beträgen, die in die Erhaltung Nicht zu vergessen ist in dieser Das weit verzweigte steirische Ge- eines qualitativ und quantitativ in- wirtschaftlichen Betrachtung der wässernetz fungiert auch als Vorflu- takten Wasserhaushaltes investiert Wert von zahlreichen mit der Trink- ter für die Rückführung weitgehend werden. Will man die wirtschaft- wasserversorgung verbundenen gereinigter, aber noch immer belas- liche Wertschöpfung am Wasser Arbeitsplätzen in Planung, Bau und teter Abwasser in den natürlichen weiterhin hochhalten, wird man Betrieb der Anlagen. Wasserkreislauf. Die Nutzung von auch in Verbindung mit den Aus- 8
wirkungen des Klimawandels nicht Welchen Wert natürliche bzw. na- Wasser braucht umhinkommen, zusätzlich in den turnahe Ökosysteme haben, lässt Bewusstsein Wasserschutz zu investieren. Eine sich kaum monetär darstellen. Doch Die Menschen sind sich des Wertes verstärkte Prüfung auf Wasserver- scheint über alle politischen, wirt- des Wassers in all seinen Aspekten träglichkeit bei verwendeten und schaftlichen und gesellschaftlichen und Wirkungen bewusst, vor allem neu zu genehmigenden Chemikali- Positionierungen hinweg sich jener dann, wenn sie sich die Zeit neh- en, die Nachrüstung von Abwasser- Grundkonsens durchgesetzt zu ha- men darüber nachzudenken. reinigungsanlagen für eine weiter- ben, dass intakte Ökosysteme auch gehende Schadstoffreduktion und für den Menschen unverzichtbar und Den Wert des Wassers zu einem Verbesserungen in eine wasser- von erheblicher Bedeutung für eine dauerhaft präsenten Gedankengut schonende Flächenbewirtschaftung hohe Lebensqualität sind (Abb. 4). des Menschen zu machen, braucht seien hier beispielhaft angeführt. konsequente Wissensvermittlung So werden von der österreichischen und Bewusstseinsbildung. Ressource Wasser – unver bzw. steirischen Bevölkerung bei zichtbar für Ökosysteme Meinungsumfragen Natur und Was- Durch verantwortungsvolles Unser Lebens- und Naturraum ist ser immer als besonders wertvoll Agieren von Entscheidungsträgern geprägt von globalen bzw. überre- gesehen und als Güter bezeichnet muss dem Wasser der gebührende gionalen Klimaphänomenen und bzw. wahrgenommen, auf die man Stellenwert im Interessenausgleich vom regionalen Wasserkreislauf. stolz ist. eingeräumt werden. Abb. 4: Wasser prägt die steirische Landschaft und viele Ökosysteme © A14 9
DIE BEWERTUNG DER VERHINDERTEN SCHÄDEN DURCH HOCHWASSER- SCHUTZMASSNAHMEN Mit der Besiedelung der Flusstäler beginnt auch die Geschichte Ing. Christoph Schlacher, MSc der Schutzwasserwirtschaft. Durch die Zunahme des Bevölkerungs Amt der Steiermärkischen wachstums, gleichzusetzen auch mit einer Steigerung des durch Landesregierung Menschen geschaffenen Wertes, wurde auch die Notwendigkeit eines Abteilung 14 – Wasserwirtschaft, Ressourcen und Nachhaltigkeit aktiven Schutzes vor Hochwasserereignissen deutlich. Ein gesteiger 8010 Graz, Wartingergasse 43 tes Umweltbewusstsein der Bevölkerung, aber auch im technischen T: +43(0)316/877-5921 E: christoph.schlacher@stmk.gv.at Hochwasserschutz führte zur Entwicklung des naturnahen Wasser baus vor mehr als 30 Jahren. Diese Form des Hochwasserschutzes ist der beste Garant für die „Wertschätzung des Wassers“ an sich. Ausgangslage 2020 (BWV) und mit 30 Sofortmaßnahmen Grundlagen der Bewertung D as Jahr 2020 war geprägt im Bereich der Wildbach- und Lawi- Aufgrund der Erfahrung der letzten durch Hochwasserereignisse, nenverbauung (WLV) umgehend mit Jahre aus der Vielzahl an Hochwas- welche in manchen Regionen der Sanierung begonnen. So wurden serereignissen zu deren Bewältigung der Steiermark den Katastrophensta- beispielsweise im Kompetenzbereich die Ressourcen der BWV Steiermark tus erreichten. Beginnend mit Juni 2020 der BWV rund 2,6 Millionen Euro herangezogen wurden, wurde durch zogen über die Dauer des Sommers an Schäden gemeldet, wobei rund die BWV Steiermark für 2020 ein zahlreiche Unwetter über die gesam- 575.000 Euro sogenannte Priorität 1 zugebenermaßen simpler, aber aus- te Steiermark hinweg. Besonders Maßnahmen waren. sagekräftiger Algorithmus entwickelt, betroffen von den Starkregenereignis- um eine Bewertung der verhinderten sen waren das Murtal, die Ost- und Die Wasserwirtschaft der Steiermark Schäden durchführen zu können. Südoststeiermark sowie der steirische verfolgt seit vielen Jahren die Stra- Diese Rechenweise ist jedoch ledig- Zentralraum mit der Landeshauptstadt tegie, den Wasserrückhalt in der lich für Rückhaltebecken anwendbar, (Abb. 1). An mehr als 60 Fließgewäs- Landschaft neben reinen baulichen da erstens hier nach einem Unwet- sern traten Schäden auf, dabei wurde Linearmaßnahmen, voranzutreiben. terereignis die Anzahl der „ange- mit 27 Sofortmaßnahmen im Bereich Dabei werden neben der natürlichen sprungenen“ Rückhalteanlagen und der Bundeswasserbauverwaltung Retention in Form von Schutz und zweitens der Füllgrad der namhaft Wiederherstellung von Auwäldern gemachten Becken überprüft und und naturnaher Gewässerentwick- bekannt sind. lung sowie -instandhaltung auch Ausgehend von der Prämisse, dass technische Rückhaltebecken (RHB) für die Förderung nach dem Wasser- geplant und gebaut. So sind in den letzten 5 Jahrzehnten insgesamt 178 45 42 Rückhaltebecken errichtet und in 37 Betrieb genommen worden (Abb. 2). Weitere 4 Becken befinden sich in Bau 14 und bei 16 Becken ist man derzeit in 5 der Planungsphase. Bei den um- 2 2 gesetzten 147 Rückhaltebecken der 1960–1969 1970–1979 1980–1989 1990–1999 2000–2009 2010–2019 2020 BWV mit einem Retentionsvolumen von mehr als 14 Millionen m³ sind die Errichtungskosten mit circa 125 Millio- Abb. 1: Berndorf – Überflutung Landesstraße Abb. 2: Errichtung von RHB in den letzten Jahr- 2020 © FF Berndorf nen Euro zu beziffern. zehnten © BWV Steiermark, 2021 10
Fertig Nutzinhalt Füllgrad Abschätzung des ver Datum RHB Kosten [€] stellung [m3] ca. [%] hinderten Schadens [€] 29.06.2020 Almbach-Mayerbach 1987 198.396,00 25.500 50 99.198,00 29.06.2020 Labuchbach 2009 929.973,95 127.500 50 464.986,98 29.06.2020 Lafnitz-Reinbergwiesen 1995 3.054.631,00 1.100.000 10 305.463,10 29.06.2020 Lafnitz-Waldbach 2006 2.636.233,00 376.000 10 263.623,30 29.06.2020 Lambach 1990 797.897,00 110.000 25 199.474,25 29.06.2020 Mitterwiesenbach 2017 502.676,37 14.500 100 502.676,37 29.06.2020 Schöckelbach Weinitzen 2 2012 2.806.739,25 215.000 50 1.403.369,63 29.06.2020 Ziegenreithbach 1994 349.554,00 37.000 25 87.388,50 Tab. 1: Überblick und Informationen zu ausgewählten Rückhaltebecken, Juni 2020 © A14 bautenförderungsgesetz (WBFG) zur Errichtung von Rückhalteanlagen zumindest ein Kosten-Nutzen-Faktor ≥ 1 notwendig ist, werden hier entsprechend des Füllgrades des Beckens die Errichtungskosten gegenübergestellt und der damit verhinderte Schaden errechnet. Die Kosten-Nutzen-Analysen für Hoch- wasserschutzanlagen werden dafür verwendet, um zu bestimmen, ob die eingesetzten (Geld-)Mittel den Schaden an Objekten zumindest um den gleichen Faktor reduzieren. Frei- lich werden für die hier vorgestellte Abschätzung nicht neu geschaffene Werte im Unterlauf, noch die Wertstei- gerung von vorhandenen Objekten, Infrastruktur, etc. im Abflussgebiet Abb. 3: Einstau Rückhaltebecken Mariatroster Bach 2020 © BWV Steiermark berücksichtigt. Dazu würden wesent- lich aufwendigere wissenschaftliche tung der Abflussmenge aktuell noch haltenen Hochwasserschutzanlagen, Methoden wie Schadensfunktionsbe- zu lückenhaft, bzw. könnte nur dort allen voran die Rückhaltebecken ihre rechnungen in Verbindung mit der eine derartige Berechnung angestellt Wirkung. So wurden im Laufe des Erhebung und monetären Bewertung werden, wo es entsprechende hydro- Jahres insgesamt 29 Rückhaltebecken von Objekten notwendig sein. graphische Daten (Pegelmessungen) vorrangig in der Ost- und Südoststei- Somit kann festgehalten werden, gibt. Davon wurde in dieser ersten ermark, aber auch im Umland von dass die Schätzung des verhinderten Phase Abstand genommen. Graz teil- bzw. volleingestaut (Abb. 3 Schadens aber jedenfalls am unteren und Abb. 4). Ende der Skala des Schätzbereichs Ergebnisse der Bewertung Mehrere Becken wurden gleich bis angesiedelt ist und durchaus einen Mit den Hochwasserereignissen des zu viermal, auch innerhalb weniger repräsentativen Charakter besitzt Jahres 2020 in den erwähnten Regio- Tage (RHB Schöcklbach Weinitzen 2, (Tab. 1 bis inkl. Tab. 3). Für lineare nen der Steiermark zeigten natürlich RHB Labuchbach, RHB Lambach etc.) Schutzmaßnahmen ist die Beobach- auch die umgesetzten und instandge- eingestaut. 11
Fertig Nutzinhalt Füllgrad Abschätzung des ver Datum RHB Kosten [€] stellung [m3] ca. [%] hinderten Schadens [€] 01.07.2020 Erlenbach 2018 1.605.614,60 31.650 100 1.605.614,60 01.07.2020 Oberbergbach 2011 1.272.721,03 115.000 50 636.360,52 01.07.2020 Schöckelbach Weinitzen 2 2012 2.806.739,25 215.000 10 280.673,93 01.07.2020 Thalerbach Schlosswiese 1992 358.486,00 82.000 100 358.486,00 01.07.2020 Thalersee 1991 490.437,00 96.500 100 490.437,00 02.07.2020 Labuchbach 2009 929.973,95 127.500 25 232.493,49 02.07.2020 Lafnitz-Reinbergwiesen 1995 3.054.631,00 1.100.000 10 305.463,10 02.07.2020 Lafnitz-Waldbach 2006 2.636.233,00 376.000 10 263.623,30 02.07.2020 Lambach 1990 797.897,00 110.000 25 199.474,25 02.07.2020 Mausbach 1993 643.207,00 45.000 10 64.320,70 02.07.2020 Schöckelbach Weinitzen 2 2012 2.806.739,25 215.000 50 1.403.369,63 06.07.2020 Kroisbach 2011 1.066.186,86 40.000 10 106.618,69 Dorfgrabenbach Bierbaum 29.07.2020 2006 147.340,00 2.230 100 147.340,00 a. A. Tab. 2: Überblick und Informationen zu ausgewählten Rückhaltebecken, Juli 2020 © A14 Für diese 29 Rückhaltebecken wurden (nicht inflationsbereinigt) insgesamt rund 28,4 Millionen Euro an Finanzmit- tel des Bundes, des Landes sowie der Interessenten als Gesamterfordernis nach entsprechenden Finanzierungs- schlüsseln eingesetzt. Schon allein die daraus errechnete bzw. abgeschätzte Schadensverhinderung beziffert sich für 2020 mit rund 19,6 Millionen Euro. Diese Zahl lässt auf die verhinderten Schäden der vergangenen Ereignisse Abb. 4: Einstau Rückhaltebecken Oberbergbach 2 2020 © BWV Steiermark und Jahre schließen und ist ein Plädo- yer für den Hochwasserschutz für die Zukunft. Die Wertschätzung des Wassers, aber auch die Vorsorge, der Schutz, die Bildung eines Gefährdungs- und Risikobewusstseins in der Bevölkerung, die Vorbereitung auf Ereignisse sowie deren Nachsorge sind zentrale Ele- mente im Umgang einerseits mit dem Hochwasserrisikokreislauf, als auch andererseits mit dem integralen Hoch- Abb. 5: Hochwasserabfluss Thalerbach 2020 © BWV Steiermark wasserrisikomanagement (Abb. 5). 12
Fertig Nutzinhalt Füllgrad Abschätzung des ver Datum RHB Kosten [€] stellung [m3] ca. [%] hinderten Schadens [€] Dorfgrabenbach Pirka 1 20.742,50 04.08.2020 1991 207.425,00 9.900 10 04.08.2020 Entschendorferbach 1990 517.997,00 100.000 50 258.998,50 04.08.2020 Gleisbach-Gleisdorf 2015 1.176.662,21 12.000 10 117.666,22 04.08.2020 Katzelgraben 2009 460.164,20 45.550 50 230.082,10 04.08.2020 Labuchbach 2009 929.973,95 127.500 75 697.480,46 04.08.2020 Lehenbach-Oberlamm 2001 352.928,54 12.000 100 352.928,54 04.08.2020 Lehenbach-Rossgraben 2001 105.584,46 3.590 100 105.584,46 04.08.2020 Mitterwiesenbach 2017 502.676,37 14.500 50 251.338,19 Saazerbach-Grabenfeld- 04.08.2020 2019 1.647.843,49 23.200 50 823.921,75 bach 04.08.2020 Saazerbach-Tappenberg 2019 863.353,89 10.000 50 431.676,95 04.08.2020 Schöckelbach Weinitzen 2 2012 2.806.739,25 215.000 50 1.403.369,63 04.08.2020 Ziegenreithbach 1994 349.554,00 37.000 50 174.777,00 13.08.2020 Erlenbach 2018 1.605.614,60 31.650 10 160.561,46 13.08.2020 Thalerbach Schlosswiese 1992 358.486,00 82.000 10 35.848,60 14.08.2020 Auersbach 1984 432.403,00 480.000 20 86.480,60 14.08.2020 Lehenbach-Oberlamm 2001 352.928,54 12.000 100 352.928,54 14.08.2020 Lehenbach-Rossgraben 2001 105.584,46 3.590 100 105.584,46 14.08.2020 Raningbach (*) 2019 1.914.000,00 35.856 50 957.000,00 16.08.2020 Greinbach 2008 1.201.098,74 245.000 30 360.329,62 16.08.2020 Kroisbach 2011 1.066.186,86 40.000 25 266.546,72 16.08.2020 Labuchbach 2009 929.973,95 127.500 75 697.480,46 16.08.2020 Mausbach-Pöllau 1993 643.207,00 45.000 10 64.320,70 16.08.2020 Prätisbach 1986 960.649,00 134.000 25 240.162,25 16.08.2020 Sauhaltbach (**) 2001 1.088.695,00 14.000 40 435.478,00 16.08.2020 Sauhaltbach (**) 2001 1.088.695,00 14.000 40 435.478,00 17.08.2020 Greinbach 2008 1.201.098,74 245.000 30 360.329,62 17.08.2020 Lambach 1990 797.897,00 110.000 25 199.474,25 17.08.2020 Mausbach-Pöllau 1993 643.207,00 45.000 50 321.603,50 17.08.2020 Prätisbach 1986 960.649,00 134.000 25 240.162,25 Tab. 3: Überblick und Informationen zu ausgewählten Rückhaltebecken, August 2020 © A14 (*) Funktionsfähigkeit vorhanden, ausstehende Abrechnungsprüfung (**) zweimaliger Teileinstau 13
ABWASSER ALS SPIEGEL DER GESELLSCHAFT NACHWEIS VON CORONAVIREN IM ABWASSER Die „Coronavirus-Krankheit 2019“ (COVID-19) hat sich zu einer welt Prof. Dr. Herbert Oberacher weiten Pandemie entwickelt. Das Monitoring von Abwasser kann Medizinische Universität Innsbruck einen wichtigen Beitrag leisten, um den Corona-Pandemie-Verlauf zu 6020 Innsbruck, Christoph-Probst-Platz 1, bewerten und Maßnahmen abzuleiten. Der Vorteil liegt in der Mög Innrain 52 A lichkeit, das COVID-19-Virus-Erbgut im Abwasser früher nachweisen zu können, bevor Symptome einer Erkrankung auftreten. D as im Frühjahr 2020 ge- abläufe etabliert und die Taug- startete Forschungsprojekt lichkeit für ein Monitoring konnte „Coron-A“ bündelt die in aufgrund der Übereinstimmung Österreich in den Bereichen Abwas- von Trends der Virenbelastung mit serepidemiologie, -mikrobiologie aktuellen Prävalenzzahlen demons- und -molekularbiologie vorhande- triert werden. Der große Vorteil des DI Peter Rauchlatner nen Expertisen und Ressourcen, um Abwassermonitorings besteht aber Amt der Steiermärkischen Landesregierung in einer gemeinsamen Anstrengung darin, dass ein Anstieg der Zahl Abteilung 14 – Wasserwirtschaft, der beteiligten Institutionen (Uni- von Neuinfektionen typischerweise Ressourcen und Nachhaltigkeit 8010 Graz, Wartingergasse 43 versität Innsbruck, Medizinische 3–7 Tage früher als im epidemiolo- T: +43(0)316/877-2022 Universität Innsbruck, Technische gischen Meldesystem beobachtet E: peter.rauchlatner@stmk.gv.at Universität Wien, AGES - Österrei- werden kann. chische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) die Derzeit befinden sich im Rahmen Grundlagen für die Einrichtung von des Coron-A-Projektes 33 ausge- Monitoringprogrammen zu schaffen. wählte Kläranlagen aus allen Bun- desländern überblicksweise unter Das Forschungsvorhaben wird vom Beobachtung. Darunter befinden Logo Forschungsprojekt Coron-A © Projektteam Coron-A Umweltbundesamt koordiniert und sich auch drei Kläranlagen aus der aus Mitteln des Bundesministeriums Steiermark. für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus und des Bundesminis- Die Probenziehung für das Abwas- teriums für Bildung, Wissenschaft sermonitoring erfolgt am Zulauf zur und Forschung sowie acht Bundes- Kläranlage. Durch automatisierte ländern und des Österreichischen Probenehmer wird über einen Städtebundes finanziert. Zeitraum von 24 Stunden eine mengenproportionale Mischprobe In den letzten Monaten konnten die entnommen. Diese Probe wird ge- Wissenschafter*innen belegen, dass kühlt ins Analysenlabor gebracht. die von ihnen entwickelte Methode Die steirischen Proben werden am zum Nachweis von SARS-CoV-2 Institut für Gerichtliche Medizin der (Abb. 1) in Abwasserproben in der Medizinischen Universität Innsbruck Praxis erfolgreich eingesetzt werden untersucht. Die Analyse ist mehr- Projektpartner Coron-A kann. Mittlerweile sind die Arbeits- stufig. Die Viruspartikel werden zu- 14
nächst mittels einer Zentrifuge aus dem Abwasser isoliert und das Erb- gut gewonnen. Die Extrakte werden anschließend einem PCR-Test unter- zogen. Als Ergebnis erhält man die Schwarz: S pikeprotein Anzahl an Viren in der untersuchten Gelb: Virushülle oder Lipidmembran Abwasserprobe (Abb. 2). Grün: RNA oder Virusgenom Rot: Nucleokapsid oder Verpackung Mittels abwasserepidemiologischer genetischen Materials Modelle lassen sich daraus Informa- tionen über die Anzahl an Viren-aus- scheidenden Personen („Fiktive Ausscheider“) generieren, die Grundlage für die Einschätzung der Abb. 1: Schematische Abbildung eines Coronavirus © Rudolf Markt MSc, Medizinische Universität Innsbruck COVID-19-Situation im Einzugsge- biet einer Kläranlage sind (Abb. 3). In der Steiermark wird das Verfah- ren in drei Regionen (Graz, Kap- fenberg und Bad Aussee) erprobt. In einer ersten Testphase wurden die Kläranlagen jeweils abwech- selnd alle drei Wochen beprobt. Nach positiver Evaluierung wurden die Intervalle nun verkürzt. Seit Mitte Jänner 2021 werden an jeder Anlage zweimal pro Woche Proben entnommen. Der PCR-Test liefert Auskunft über die Gesamtzahl an im Abwasser vorhandenen Viren. Durch das Auf- tauchen von Virusvarianten („Muta- Abb. 2: Schematischer Zyklus des Coronavirus im Forschungsprojekt © Projektteam Coron-A tionen“) rückte eine detaillierte Auf- schlüsselung der Zusammensetzung in den Fokus der wissenschaftlichen Forschung. Dafür sind weiterführende Analy- sen – sequenzieren des genetischen Codes des Virus – erforderlich, die am Zentrum für Molekulare Medizin (CeMM) der Österreichischen Aka- demie der Wissenschaften durchge- führt werden können. Auch steirische Abwasserproben werden dieser aufwendigen Unter- suchung zugeführt. Erste Ergebnisse von Proben aus dem Jahr 2020 ha- ben keine Hinweise auf Mutationen Abb. 3: Abwasseranalysen mittels PCR-Tests in der Steiermark © Prof. Dr. Herbert Oberacher, Medizini- gezeigt. sche Universität Innsbruck 15
Mag. Sonja Lackner Amt der Steiermärkischen NEPTUN WASSERPREIS 2021 Landesregierung Abteilung 14 – Wasserwirtschaft, MARKTGEMEINDE PÖLLAU IST STEIRISCHE WASSERGEMEINDE 2021 Ressourcen und Nachhaltigkeit 8010 Graz, Wartingergasse 43 T: +43(0)316/877-2574 E: sonja.lackner@stmk.gv.at Die Marktgemeinde Pöllau ist zentraler Teil des wasserwirtschaftlich viel seitigen Naturparks „Pöllauer Tal“ und konnte mit dem Projekt „Klimazu Victoria Allmer, MSc kunft-Weg“ die Fachjury unter zahlreichen Einreichungen überzeugen. Der KLAR! Naturpark Pöllauer Tal Rundwanderweg widmet sich insbesondere auch den Auswirkungen des 8225 Pöllau, Schlosspark 50 T: +43(0)677/62463414 Klimawandels auf den Wasserhaushalt und den damit verbundenen Anpas E: klimaschutz@naturpark-poellauertal.at sungsmöglichkeiten auf örtlicher Ebene. Wir gratulieren Pöllau, der steiri schen NEPTUN WasserGEMEINDE 2021, recht herzlich (Abb. 1). D ie Marktgemeinde Pöllau, die mittlung bzw. Bewusstseinsbildung für müssen wir alle Kräfte bündeln, um eine umfassende Wasserinfra- die Bevölkerung vor Ort und Besucher unsere Lebensgrundlage zu schützen“, struktur von der Wasserversor- geschaffen. „Diese Auszeichnung betonte Bürgermeister Johann Schirn- gung bis hin zum Hochwasserschutz freut uns in Pöllau ganz besonders, hofer bei der Urkundenüberreichung. betreibt, unterstützt dieses Projekt da wir im Pöllauer Tal eine spezielle und sieht den „Klimazukunft -Weg“ Verantwortung für die Natur und die Wasser auf dem Weg in die als wichtigen Beitrag, die Wertschät- Menschen im Pöllauer Tal entwickelt Klimazukunft zung des Wassers zu fördern. Mit dem haben. Das Thema Wasser ist untrenn- Im Naturpark Pöllauer Tal bietet der familienfreundlichen Wanderweg wird bar mit dem Grundbedürfnis allen „Klimazukunft-Weg“ die Möglichkeit, eine, im wahrsten Sinne des Wortes, Lebens in der Natur verbunden und bei Infostationen zahlreiche Tipps und gut zugängliche Form der Wissensver- gerade in Zeiten des Klimawandels Informationen zum Thema „Anpassung Abb. 1: Wasserlandesrat Johann Seitinger überreichte die Siegerurkunde und die WasserGEMEINDE-Tafel an Bgm. Johann Schirnhofer © Lebensressort/Streibl 16
an den Klimawandel“ zu erfahren. Der Lebensraum schaffen von Hochwasserschäden, erhöhte Klimazukunft-Weg wurde im Rahmen mit Regenwasser Luftfeuchtigkeit und Entlastung der des Projekts „KLAR! Naturpark Pöllauer Schon an den Wegen entlang der Kanalisation. Tal“ konzipiert und in Zusammenarbeit Pöllauer Saifen sind augenfällig viele der Naturpark-Gemeinden Pöllau und Besonderheiten des Elements Wasser Vorreiter in Sachen Pöllauberg mit dem Verein Naturpark in der Naturlandschaft zu beobach- Klimawandelanpassung Pöllauer Tal errichtet. Der Weg, zum Teil ten. Kleine Wasserfälle, idyllische Der Klimazukunft-Weg ist der erste entlang des Bachs „Pöllauer Saifen“ Bächlein und lauschige Bänke an den Themenweg zur Klimawandelanpas- sogar barrierefrei, führt auf knapp 10 Teichen laden zum Verweilen ein. sung in der Steiermark. Die beiden Kilometern in gut 3 Stunden durch eine Als besonderer Hingucker wurde ein Naturpark-Gemeinden, Pöllau und geschichtsträchtige Kulturlandschaft. Anschauungsobjekt zur Regenwas- Pöllauberg, setzen im Rahmen des Ebenso gibt es die Möglichkeit den Weg sersammlung mit einer erklärenden Projektes „KLAR! Naturpark Pöllauer auf zwei Etappen (Nord- und Südteil Infotafel errichtet. Die Wichtigkeit von Tal“, gefördert aus Mitteln des Klima- getrennt) zu erkunden. Wasserrückhaltung zur Schaffung und Energiefonds und im Rahmen von Lebensraum für Pflanzen und des Programms „Klimawandel-An- Start und Ziel ist der Schlosspark Pöllau, Tiere wird dabei hervorgehoben. passungsmodellregionen“, weitere in unmittelbarer Nähe des Pöllauer Ebenso werden die nachfolgenden Aktionen zur Anpassung an den Ortszentrums, wo sich auch kulinari- Vorteile thematisiert: Unterstützung Klimawandel um. Die Region wird sche Genussstationen zur Rast anbie- von Grundwasserneubildung, damit widerstandsfähiger gegenüber ten. Die Naturpark-Landschaft zählt gleichmäßigere Pegelstände der der Klimaerwärmung und nützt alle wohl zu den vielfältigsten und schöns- Fließgewässer, verringerte Hoch- Möglichkeiten für eine zukunftsorien- ten Flecken der Steiermark (Abb. 2). wasserabflussmengen, Reduktion tierte Entwicklung. Der NEPTUN Wasserpreis ist der österreichische Umwelt- und Inno- vationspreis zu Themen rund ums Wasser. Er wurde 1999 gegründet, um die Bedeutung der Ressource Wasser zu verdeutlichen – speziell in den Bereichen Leben, Umwelt, Wirtschaft, Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft. Der NEPTUN Wasserpreis 2021 wird vom Bundesministerium für Land- wirtschaft, Regionen und Tourismus (BMLRT), der Österreichischen Verei- nigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW) und dem Österreichischen Wasser- und Abfallwirtschaftsverband (ÖWAV) getragen. Die Gemeinde-Ka- tegorie wird von den österreichischen Bundesländern unterstützt. Mehr Infos unter: www.NEPTUN-wasserpreis.at Abb. 2: Überblickkarte der Themenwanderung Klimazukunft-Weg © KLAR! Naturpark Pöllauer Tal 17
PILOTPROJEKTE STÖRFALL- MANAGEMENTPLANUNG DI Gerhard Eibl TDC ZT-GmbH TRINKWASSERVERSORGUNG Prokurist 8350 Fehring, Grüne Lagune 1 T: +43(0)3155/2843-12 E: gerhard.eibl@tdc-zt.at Die Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser in ausreichender Menge und bester Qualität bildet einen der wesentlichen Grundpfeiler für eine gesunde und funktionierende Gesellschaft. Die Versorgung auch im Falle von Störungen (Kontamination, Blackout, Pandemie, …) aufrechtzuerhalten, stellt einen Balanceakt dar. Wie eine Sicherstellung der Versorgung auch im Störfall funktionieren kann und wie man Restrisiken begegnen kann, wird anhand des Musterprojektes Störfallplanung exemplarisch dargestellt. DI Markus Günther Veranlassung und Ziel den klimatischen Veränderungen mit D Mach & Partner ZT-GmbH 8111 Gratwein-Straßengel, ie Struktur der österreichi- längeren Trockenperioden und einem Gewerbepark 2 schen Trinkwasserversor- geringeren Wasserdargebot, über T: +43(0)664/88308176 E: markus.guenther@mach-partner.at gung zeichnet sich durch veraltete Infrastrukturanlagen oder eine größtenteils dezentrale Ver- Nutzungskonflikte mit der Landwirt- sorgungsstruktur aus. Dies gilt im schaft bis hin zu Faktoren wie einem Besonderen auch für die Steiermark großräumigen Blackout oder kriminel- mit ihren circa 1.300 kommunalen len bzw. terroristischen Angriffen oder Wasserversorgern – Gemeinden, auch Cyberkriminalität. Wasserverbände, Wassergenossen- Im Sinne der Vorsorge vor Störfällen schaften und Wassergemeinschaften, wurden seitens des Landes Steier- welche circa 90 % der Bevölkerung mark Ziele definiert. Eines dieser Ziele DI Alexander Salamon mit Trinkwasser versorgen. Die ist die flächendeckende Umsetzung Amt der Steiermärkischen Landesregierung Bereitstellung von Trinkwasser als umfassender Gefährdungs- und Abteilung 14 – Wasserwirtschaft, das Lebensmittel Nr. 1 im Rahmen Risikoanalysen im Rahmen einer Ressourcen und Nachhaltigkeit der Daseinsvorsorge zählt zu den we- integrativen Störfallplanung für alle 8010 Graz, Wartingergasse 43 T: +43(0)316/877-3120 sentlichen Aufgaben der öffentlichen öffentlichen steirischen Trinkwasser- E: alexander.salamon@stmk.gv.at Hand und die damit verbundene versorger. Wasserinfrastruktur ist eine im hohen Um dieses Ziel zu erreichen und den Maße kritische Infrastruktur im Land. Verantwortlichen auch ein Werkzeug Die dezentrale Struktur als verteiltes für die Umsetzung zur Verfügung zu System in Kombination mit der hohen stellen, wurden zwei Pilotprojekte in Leitlinie Qualität der steirischen Wasserver- Zusammenarbeit der Abteilung 14 sorgung und dem Prinzip des Multi- Wasserwirtschaft mit den Planungs- Grundlagen, Vorlagen, barrierensystems (Ressourcenschutz, büros Mach & Partner ZT-GmbH und Muster- Beispiele, Schutz- und Schongebiete, verpflich- TDC ZT-GmbH durchgeführt, wel- prozesse Literatur tete gesetzliche Vorgaben für Betrei- che in Form eines anonymisierten ber, wie der § 134 Wasserrechtsgesetz Musterprojekts veröffentlicht werden. Musterprojekt oder die Trinkwasserverordnung etc.) Im Zusammenspiel mit der Leitlinie wirkt sich hinsichtlich Störfallsicher- „Störfallplanung Wasserversorgung“ Ergänzungen, Umsetzung heit vorteilhaft aus. stellt dies ein sehr praxisorientiertes Erläuterungen Muster- Immer mehr Risikofaktoren begin- und leicht umsetzbares Anleitungspa- & Erfahrungen gemeinden 1 & 2 nen jedoch diese Situation verstärkt ket zur Erstellung eines dynamischen zu beeinträchtigen. Das reicht von Störfallmanagementplanes dar. 18
Die Etablierung dieser Störfallma- Die Gefährdungsanalyse mit an- Im Zuge der Risikoabschätzung und nagementpläne in allen öffentlichen schließender Risikoabschätzung und Priorisierung wurden auch Maßnah- steirischen Wasserversorgungen ist Prioritätenreihung stellen die zentra- men zur Eliminierung und Minimie- ein wichtiger Schritt zur Erhöhung len Schritte im Planungsprozess dar. rung der relevanten Gefährdungen der Ausfallsicherheit der öffentli- erarbeitet (Abb. 3). chen Trinkwasserversorgung in der Die Abschätzung des Risikos erfolgte Steiermark. im Rahmen einer „Fehlermöglichkeits- Diese verbliebenen Gefährdungen und Einflussanalyse“ (FMEA) (Abb. 1). mit einem relevanten Restrisiko Methodik und Umsetzung Die Priorisierung der Gefährdungen wurden, sofern möglich, strukturell Die Leitlinie „Störfallplanung und erfolgte an dieser Stelle beispielhaft zusammengefasst und darauf auf- Wasserversorgung“ stellt dafür die durch Klassifizierung mittels Berech- bauend Störfallszenarien entwickelt Basis für die Umsetzung dar. Das nung des Ranges (Abb. 2). Diese (Abb. 4). Musterprojekt zeigt in Ergänzung theoretische Ersteinschätzung und dazu die praktische Umsetzung am Priorisierung der Gefährdungen und Damit diese Handlungsanweisun- Beispiel zweier Pilotgemeinden auf. der damit einhergehenden potenziel- gen aber im Ernstfall auch effizient len Auswirkungen auf die Versorgung umgesetzt werden können, ist es von In der praktischen Umsetzung hat dient als objektive Grundlage für Be- besonderer Wichtigkeit diese Anwei- sich gezeigt, dass lediglich im Zwi- sprechungen im Planungsteam. Diese sungen zu üben. Daher wurden für schenschritt Risikoabschätzung und Kombination aus Expertenentwurf die Mustergemeinden Vorschläge Priorisierung einige Präzisierungen (Risikoabschätzung und Priorisierung) erarbeitet, wie und in welchem Um- bzw. Ergänzungen zur leichteren Um- und der nachfolgenden Diskussion im fang dies vorbereitend zu üben ist. setzbarkeit des Störfallmanagements Planungsteam (Plausibilitätsprüfung) In diesem Zusammenhang sind die gemäß der Leitlinie in der Praxis erwies sich als notwendig und äußerst weiteren Module F – Kontinuierlicher notwendig wurden. hilfreich. Verbesserungsprozess, G – Operative Abb. 1: Darstellung Mustergemeinde 2 mit möglichen Gefahren- bzw. Risikoflächen © TDC ZT-GmbH 19
Störfallabwicklung und H – Schnitt- stellen zum Übergeordneten Kata- strophenschutz der Vollständigkeit halber angeführt, werden an dieser Stelle aber nicht näher erläutert. Auszug Szenario Blackout Im Rahmen der Bearbeitung wurden Abb. 2: Priorisierung der Gefährdung mittels Rangberechnung und nachfolgender Klassifizierung © A14 zahlreiche Szenarien ausgearbeitet, inklusive der Szenarien Blackout, Pandemie/Epidemie sowie Internet- ausfall. Exemplarisch wird nachfol- gend die Herangehensweise für das Szenario Blackout für die Musterge- meinde 1 erläutert. Als Blackout wird ein plötzlicher, überregionaler und länger andau- ernder (> 12 Stunden) Ausfall von Strom- und Infrastrukturanlagen verstanden. Abb. 3: Störfallplan Mustergemeinde 1: Ausschnitt der Gefährdungsanalyse für Leitungen, Hydranten Zur Abschätzung wie und wie lange und Schieber © A14 die Trinkwasserversorgung der Mustergemeinde 1 und damit die Versorgung der Bevölkerung unter verschiedenen Randbedingungen aufrechterhalten werden kann, wur- den verschiedene Versorgungsszena- rien betrachtet. Im Fall eines überregionalen Strom- und Infrastrukturausfalles ist in weite- rer Folge von einem eingeschränkten Abb. 4: Ablauf Störfallmanagementplanung am Beispiel der beiden Mustergemeinden © A14 Betrieb der lokalen Großverbraucher bzw. Industrie auszugehen. Dauer/Aufrechter Im Fokus dieser Betrachtungen steht Beschreibung/zugrunde Verbrauch haltung die Aufrechterhaltung der Trink- Szenario gelegter Verbrauch (m³/d) der Versorgung wasserversorgung der Bevölkerung (Tage) sowie der kritischen Infrastrukturen • 130 l/E*d wie Pflegeeinrichtungen, Behörden Szenario 0 • sonstige Verbraucher 962 1 Tag und Einsatzorganisationen unter gemäß Beilage im Anhang besonderer Berücksichtigung von u. a. Behältervolumina, Verbrauch … (Wasserverluste!) und verbleibender, • 15 l/E*d energieunabhängiger Quellen. • Behälterfüllstand 80 % Szenario 3 • sonstige Verbraucher 208 5 Tage gemäß Beilage im Anhang Im Falle des gegenständlichen Trinkwasserversorgungssystems ist • 100 l/E*d eine Versorgung der Bevölkerung für • Behälterfüllstand 100 % einen Zeitraum von mindestens fünf • Notstromversorgung des Szenario 4 558 unbegrenzt Tagen mit Trinkwasser in ausreichen- Brunnens C im Ausmaß von 7 l/s dem Maße (Nahrungsaufnahme, Hy- giene) gewährleistet. Unter Annahme Tab. 1: Mögliche Szenarien für ein Blackout (Fokus Aufrechterhaltung Trinkwasserversorgung) © A14 eines in Notsituationen üblichen ein- 20
geschränkten Wasserbedarfs ist eine hinderlichen Prozesse verankert sind, können in einem möglichen Ernstfall Versorgung der Bevölkerung sogar welche jedenfalls eine Beeinträch- Ereignisse und deren Auswirkungen zeitlich unbegrenzt möglich (Tab. 1). tigung des Betriebs darstellen, sind effektiv und effizient abgewehrt, die diese im Planungsprozess zu res- Versorgung möglichst lange aufrecht- Eine isolierte Betrachtung der Trink- pektieren und auf die individuellen erhalten bzw. ehestmöglich in den wassersituation im Blackout-Fall Randbedingungen einzugehen. Dies Normalbetrieb zurückgekehrt werden dient in diesem Zusammenhang nur gilt insbesondere für bereits gelebte (Abb. 5). dazu, die versorgungstechnischen Praxis und Erfahrungen, welche die Möglichkeiten und Varianten zu Ausfallssicherheit der Versorgung Die abschließenden Empfehlun- untersuchen. Im Falle eines Blackouts steigern. gen für Maßnahmen zur weiteren sind die Folgen für die Infrastruktur In den beiden Pilotgemeinden konn- Steigerung der Ausfallsicherheit viel weitreichender (Pumpwerke ten im Rahmen des Planungsprozes- wurden in Form einer Investitions- der Kanalisation, Kläranlagen, ses durch intensive Zusammenarbeit kostenabschätzung monetär bewer- Müllabfuhr etc.) und dies muss im des Planungsteams und durch das tet. Dies erleichtert zum einen die übergeordneten Katastrophenschutz Zusammenführen von Erfahrungen, mittelfristige Budgetplanung der integriert werden. Anlagenkenntnis, Expertenwissen kommunalen Trinkwasserversorgung und strukturierter Vorgehensweise und ermöglicht zudem eine Einschät- Zusammenfassung und eine Vielzahl von Gefährdungen zung notwendiger Maßnahmen für Diskussion völlig eliminiert bzw. in ihren Aus- die Steigerung der überregionalen Der Störfallplanungsprozess für die wirkungen minimiert werden. Somit Versorgungssicherheit. gegenständlichen Mustergemeinden wurde bereits in einem ersten Schritt erfolgte mit Unterstützung von Fach- in beiden Wasserversorgungen die Hinweis: Störfallplanungen können planern gemäß den allgemeinen Ausfallssicherheit wesentlich erhöht. im Rahmen der Landesförderung Empfehlungen für die Durchführung Für die verbleibenden Gefährdungen Siedlungswasserwirtschaft Stei- eines Störfallplanungsprozesses des wurden Störfallszenarien mit Hand- ermark gefördert werden (www. Landes Steiermark. lungsanweisungen und zugehörigen wasserwirtschaft.steiermark.at/ Als wesentliche Grundlagen für den Zuständigkeiten erarbeitet. Somit stoerfallplanung). Planungsprozess haben sich ein um- fassendes und aktuelles Betriebs- und Wartungshandbuch, Fremdüberwa- chungsberichte gem. § 134 WRG und örtliche Begehungen gezeigt. Damit konnten die Versorgungssysteme hinsichtlich ihrer strukturbeding- ten Gefährdungen besser beurteilt werden. Alle wesentlichen Prozess- schritte und Arbeitspakete sind dabei zu dokumentieren und die damit verbundenen Verantwortlichkeiten festzuhalten. Der gesamte Planungsprozess un- terliegt einem laufenden Regelkreis bzw. werden immer wieder iterative Schritte notwendig sein, um sich den individuell passenden Maßnahmen zu nähern. Jede Wasserversorgung weist sehr spezifische Randbedingungen – Anlagenstruktur, Mitarbeiterstand, innerbetriebliche Abläufe, Bedarfs charakteristik etc. – auf. Soweit in den bestehenden Strukturen keine Abb. 5: Schematische Darstellung, Handlungsanweisung Blackout © A14 21
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