White Paper Lehre Task Force Lehre - Wie die MedUni Wien den aktuellen Herausforderungen in der Ausbildung von Medizinerinnen und Medizinern von ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
White Paper Lehre Task Force Lehre Wie die MedUni Wien den aktuellen Herausforderungen in der Ausbildung von Medizinerinnen und Medizinern von morgen begegnet.
3 » We are who we are because of what we learn and what we remember. Eric Kandel Studium und Lehre gehören neben Forschung und PatientInnenversorgung zu den Kernaufgaben von Medizinischen Universitäten. 2018 wurde vom Rektorat eine Task Force Lehre ins Leben gerufen, um sich konzentriert mit den Zukunftsthemen der Lehre an unserer Universität zu befassen. Diese Ergebnisse liegen nun als White Paper vor, welches von Lehrenden und Studierenden im Rahmen themenspezifischer Arbeitsgruppen der Task Force erarbeitet wurde. Das White Paper widmet sich der generellen Lehrkultur, der Karriereentwicklung im Rahmen der Lehre, der Weiterentwicklung der klinischen Lehre und den Themen Joint Education und interprofessionelle Lehre. Zentrale Punkte umfassen ebenfalls Assessment und Evaluierung, sowie Digitalisierung und Hybrid Education. In Zusammenschau mit dem Entwicklungsplan der MedUni Wien dient das „White Paper Lehre“ als Richtlinie für die zukünftige Strategie an unserer Universität. Unser großer Dank gebührt allen Mitgliedern der Task Force (siehe Seite 40) für die intensiven und sehr produktiven Arbeiten zur Erstellung des nun vorliegenden „White Paper Lehre“. Markus Müller Anita Rieder Rektor der Medizinischen Universität Wien Vizerektorin für Lehre
5 » Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 6 2. Das Medizinstudium im öffentlichen Diskurs 9 2.1 MedAT 9 2.2 ÄrztInnenausbildung 10 2.3 Harmonisierung 11 2.4 Bologna 11 2.5 Akkreditierung 12 2.6 Allgemeinmedizin 13 2.7 Humanities 15 3. Ergebnisse der Task Force Lehre 18 3.1 Welche Lehrkultur brauchen wir? 18 3.2 Lehre im Karrierepfad 19 3.3 Entwicklung der klinischen Lehre 20 3.3.1 Klinische Lehre 20 3.3.2 Joint Training 20 3.3.3 Interprofessionelle Lehre 22 3.3.4 Medizinische Simulation in der Lehre 24 3.4 Digitalisierung 26 3.4.1 Digitale Medizin 26 3.4.2 Hybrid Education 27 3.5 Assessment 28 3.6 Evaluation 31 4. Architektur der Lehrorganisation 32 5. Ausblick 35 6. Herausforderungen 36 7. Appendix 40 8. Referenzen 42
Einleitung 6 1. Einleitung derzeitigen Rahmenbedingungen des Medizinstudiums (3), die im Rahmen der Task Force Lehre erarbeiteten Positionen sowie (4) konkrete Vorschläge beschrieben. Ausgehend von der „großen“ Studienreform 2002/2003 und dem Übergang vom ehemaligen „alten“ Doktorats- Strukturelle und bauliche Organisation studium Humanmedizin N201 hat sich an der MedUni der Lehre an der MedUni Wien Wien das Diplomstudium Humanmedizin N202 in den Die aus studienrechtlicher Sicht relevanten Rahmen- vergangenen 15 Jahren zu einem modernen, leistungs- bedingungen werden insbesondere durch das Univer- fähigen und international anerkannten Curriculum sitätsgesetz 2002 und die Satzung der MedUni Wien entwickelt. Das Curriculum wurde zuletzt 2016, mit determiniert. Die Ausgestaltung des Studienangebots Gültigkeit bis 30.9.2023, akkreditiert. erfolgt durch Erlassung eines entsprechenden Curricu- lums, das jedenfalls das Qualifikationsprofil, den In den vergangenen Jahren war, vor allem das Curricu- Inhalt und den Aufbau des Studiums und die Prüfungs- lum N202, sowohl in der Öffentlichkeit (zum Beispiel im ordnung zu enthalten hat. Zusammenhang mit den Themen MedAT und Ärztebe- darf), als auch inneruniversitär (im Rahmen organisa- Für die Erlassung und Änderung von Curricula ist vom torischer und inhaltlicher Verbesserungsvorschläge) Senat ein entscheidungsbefugtes Kollegialorgan, die mehrfach Gegenstand von Diskussionen. Im Mai jeweils zuständige Curriculumkommission, einzuset- 2018 wurde daher vom Rektorat der Medizinischen zen. Gegebenenfalls kann das Rektorat Curricula und Universität Wien eine Task Force Lehre initiiert. Ziel deren Änderungen nach Maßgabe der Bestimmungen war es – basierend auf dem Entwicklungsplan des UG auch untersagen (z.B. wegen Widersprüchen 2019–2024 – ein Mission Statement zu Strategien zum Entwicklungsplan oder wegen fehlender budge- der Lehre an der MedUni Wien zu konzipieren. tärer Bedeckbarkeit). Im Rahmen von zehn Fokusarbeitsgruppen wurden zu Die Vollziehung der studienrechtlichen Bestimmun- verschiedenen Themenkreisen Vorschläge erarbeitet. gen, insbesondere die Erlassung studienrechtlicher Hierbei lag der Schwerpunkt vorrangig auf dem Studi- Bescheide, erfolgt durch den/die jeweils zuständige/n um der Humanmedizin, mit Blick auf die weiteren und Curriculumdirektor/in („CD“). Die konkreten Verant- zukünftigen Studienangebote der MedUni Wien. wortungsbereiche ergeben sich aus dem UG bzw. der Im vorliegenden Dokument werden (1) nach einer Dar- Satzung, die davon zur selbstständigen Erledigung stellung der aktuellen Organisation der Lehre (2) die an die StellvertreterInnen („stellvertretende/r CD“)
Einleitung 7 übertragenen Aufgaben aus der Geschäftseinteilung Die Umsetzung dieser Aufgaben und Ansprüche spie- des/der CD. So ist der/die CD für Humanmedizin bzw. gelt sich auch in der Planung des Projektes MedUni seine/ihre StellvertreterInnen im Diplomstudium Hu- Campus Mariannengasse (www.medunicampus-ma- manmedizin insbesondere für das Prüfungswesen, für riannengasse.at) nachhaltig wider. Bis 2024 werden Entgegennahme der Meldung des Themas von Diplom- auf einer Nutzfläche von 35 Tausend Quadratmetern arbeiten und Festlegung der BetreuerInnen, Nostrifi- wesentliche Teile der Vorklinik zusammengezogen, auf zierungsverfahren, aber auch für die Beurlaubung von welcher in Folge ca. 750 WissenschaftlerInnen und Studierenden und die Verleihung akademischer Grade rund zwei Tausend Studierende lehren, lernen und an die AbsolventInnen sowie die Ausstellung von Zeug- forschen sollen. Das Raum- und Funktionskonzept für nissen verantwortlich. den neuen MedUni Campus Mariannengasse erfüllt so- wohl die Anforderungen an eine moderne Forschungs- Für jedes ordentliche Studium an der MedUni Wien einrichtung, als auch jene, die an eine international sind auf Basis des jeweiligen Curriculum-Organisati- renommierte Ausbildungsstätte gestellt werden. Von onsplans Curriculum-KoordinatorInnen zu bestellen, der Bündelung der Vorklinik in unmittelbarer räum- die im Diplomstudium Humanmedizin wiederum in licher Nähe zum MedUni Campus AKH erwartet sich Block-, Line-, und TertialkoordinatorInnen unterteilt die MedUni Wien Synergieeffekte für Translationale werden. Darüber hinaus sind KleingruppenleiterIn- Forschung in einer hochmodernen Infrastruktur. Der nen, JahrgangskoordinatorInnen, Planungsteams für MedUni Campus Mariannengasse soll 2024 bezogen Blöcke/Tertiale/Lineelemente und ein Block-/Tertial-/ werden, derzeit läuft die Vorplanung durch die Archi- Lineplenum sowie – in den Lehrkrankenhäusern – Stu- tekten in Abstimmung mit der Medizinischen Universi- dienkoordinatorInnen vorgesehen. Für die Behandlung tät Wien. Die Lehrflächen sind in engem interdiszipli- und Umsetzung studienrechtlicher Angelegenheiten närem Verbund geplant, wobei speziellen Bedürfnissen sind daher stets das Zusammenwirken und schlus- einzelner Lehrformen Rechnung getragen wird. Hierzu sendlich auch die (gegenseitige) Kontrolle verschie- gehört zum Beispiel eine bedarfsorientierte Planung dener Organe erforderlich. An der MedUni Wien führt für innovative klinische Ausbildungsformate und Prü- das als „Organisationseinheit mit spezieller Service- fungsformate. Zu den Lehrflächen kommen Flächen für funktion“ eingerichtete „Teaching Center“ wesentliche Studentisches Lernen, Aufenthaltsbereiche und Kon- Aufgaben der Prüfungskoordination durch. taktzonen, als auch durch die Studierenden selbstver- waltete Flächen. Die räumliche Konzentration reduziert die Wegstrecken und die assoziierten Wegzeiten für die Studierenden.
Intensive Das Medizinstudium Zusammenarbeit im öffentlichen Diskurs 8 „White Coat Welcome“: 740 Erstsemestrige beginnen ihr Studium an der MedUni Wien.
Das Medizinstudium im öffentlichen Diskurs 9 2. Das Medizinstudium im öffentlichen Diskurs 2.1 MedAT Österreich ausgewirkt: verschiedene Untersuchungen weisen etwa auf eine massiv verringerte Drop-out Über 12.500 Personen stellten sich 2019 dem Aufnah- Quote, eine deutlich kürzere Studiendauer und bessere meverfahren für Human- und Zahnmedizin „MedAT“, Prüfungsleistungen hin. Die Zugangsbeschränkungen über das 1680 Studienplätze an den Medizinischen ermöglichen außerdem exzellente Studienbedingun- Universitäten Wien, Graz und Innsbruck sowie der gen, etwa im Hinblick auf das planbare Angebot an medizinischen Fakultät der JKU Linz vergeben wurden. Praktikumsplätzen, die Betreuungsintensität und die 740 Plätze werden allein jährlich an der MedUni Wien internationale Mobilität. Die hohe AbsolventInnen- vergeben, 660 in Human- und 80 in Zahnmedizin. Seit quote bewirkt, dass grundsätzlich genügend ÄrztInnen 2013 wird österreichweit einheitlich der MedAT für ausgebildet werden, fast ebenso viele wie zu Zeiten das Vergabeverfahren verwendet, davor wurde an der unbeschränkten Zugangs. Jedoch bedingen Umstände MedUni Wien (seit 2006) der EMS eingesetzt. Ohne außerhalb des Einflusses der Universitäten, dass mehr dieses Instrumentarium wären ca. 10 Tausend Medi- AbsolventInnen ins Ausland gehen als nach Österreich zinstudierende in Österreich pro Jahr zu verzeichnen kommen (deutlich weniger als im OECD-Schnitt). – eine qualitativ hochwertige Ausbildung wäre unter In diesem Sinne sind die Auswirkungen der Aufhebung dieser Prämisse an den Medizinischen Universitäten des EU-Moratoriums für das Studium der Zahn- nicht möglich. Der MedAT wird laufend überprüft und medizin ab dem Studienjahr 2019/20 engmaschig zu optimiert und ist ein faires, objektives und genaues In- beobachten und gemäß Conclusio für die zukünftige strument der Studienplatzvergabe. Teilnehmende Per- zahnärztliche Versorgung Österreichs Maßnahmen zu sonen haben unabhängig von soziodemographischen setzen. Merkmalen die gleichen Chancen auf einen Studien- platz und werden dabei nach Kriterien ausgewählt, die Die Studienplatzbeschränkung erlaubt den Medizi- prädiktiv für den Studienerfolg sind. Der MedAT ist ein nischen Universitäten eine qualitativ hochwertige zuverlässiges und faires Auswahlverfahren, welches Ausbildung und gleichzeitig einen essentiellen Beitrag jährlich wissenschaftlich evaluiert und weiterentwi- für die Deckung des zukünftigen Bedarfs an ÄrztInnen ckelt wird. im Land zu leisten, nicht nur die Anzahl sondern auch durch die hohe AbsolventInnenquote und die Studien- Die Durchführung des MedAT wird auf Basis der ent- dauer bei einem Großteil der Studierenden innerhalb sprechenden gesetzlichen Ermächtigung mit Verord- der Toleranzstudiendauer betreffend. nung des Rektorats festgelegt. Vor dieser Festlegung ist dem Senat Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben und die Genehmigung des Universitätsrats einzuholen. Die Einführung von Zulassungsbeschrän- kungen hat sich merklich auf die Medizinstudien in
Das Medizinstudium im öffentlichen Diskurs 10 2.2 ÄrztInnenausbildung Eine zunehmende Anzahl von MedizinerInnen ent- Mit 1. Juni 2015 trat in Österreich die Ärzte-Ausbil- scheidet sich auch innerhalb Österreichs für ein dungsordnung 2015 (ÄAO 2015) in Kraft, die für alle, Nicht-Medizinisches Arbeitsfeld. Ein – mit anderen die ihre Ausbildung nach diesem Datum begonnen ha- Akteuren gemeinsames Wirken – zugunsten verbes- ben, verpflichtend ist. Im Gegensatz zur ÄAO 2006 ist serter beruflicher Rahmenbedingungen und Anreize keine frei wählbare Gestaltung des zeitlichen Ablaufs für JungärztInnen innerhalb Österreichs erscheint als der Absolvierung von erforderlichen Ausbildungszeiten bestes Mittel um den Verbleib der Ausgebildeten im mehr möglich. Die Ausbildung beginnt obligat mit Gesundheitswesen zu erhöhen. einer Basisausbildung von 9 Monaten. Die rigidere Ausbildungsstruktur hat nicht nur Vorteile. Andererseits wird durch Mangel an Pflege- und Um die Ausbildungsqualität am AKH kontinuierlich zu Administrativkräften ein relevanter Teil der Arbeitszeit verbessern, ist ein permanentes Monitoring der Ausbil- der Ärztinnen nicht ausbildungsadäquat eingesetzt. dung (eine erste Evaluation wurde 2017 durchgeführt) Den langjährigen Trend zu mehr Bürokratie und einem als auch ein Feedback durch die Ausgebildeten zunehmenden Anteil der hiervon konsumierten empfehlenswert, insbesondere auch nach einem Arbeitszeit einzudämmen, erscheint eine komplexe Zeitraum, wenn diese die Ausbildung aus klinischer aber lohnenswerte Aufgabe. Sichtweise überblicken können. Der regionale Ärztemangel in einzelnen Fächern ist Angesichts der hohen ÄrztInnendichte in Österreich kein Problem, das die Medizinischen Universitäten und der AbsolventInnenzahlen der Medizinischen lösen können. An den heimischen Medizinischen Uni- Universitäten, ist die oft geäußerte Furcht vor einem versitäten werden für den Standort Österreich in aus- drohenden Ärztemangel zunächst einmal wenig nach- reichender Anzahl hochqualifizierte MedizinerInnen vollziehbar. Es gibt aber zwei wesentliche Herausfor- ausgebildet. Österreich muss vor allem als Standort derungen, in denen die Medizinischen Universitäten für fertige MedizinerInnen an Attraktivität gewinnen. nicht der Hauptakteur sind, jedoch die Bildungs- Weitere – nicht in erster Linie bildungspolitische – politik zumindest unterstützen können. Einerseits Maßnahmen sind nötig, um die AbsolventInnen nach die Abwanderung ins Ausland aufgrund attraktiverer dem Abschluss auch in Österreich zu halten. Es ist Arbeitsbedingungen. Die Zahlen etwas vereinfachend, Aufgabe der Bildungseinrichtungen in diesem Sinne arbeiten binnen wenigen Jahren nach Ende des Studi- gegenüber den politischen Entscheidungsträgern ums mehr als 75 Prozent der Nicht-ÖsterreicherInnen Überzeugungsarbeit zu leisten. im Ausland, dazu invers bleiben jedoch 75 Prozent der ÖsterreicherInnen im Inland. In diesem Zusammen- hang hat eine Quotenregelung an der MedUni Wien für positive Effekte gesorgt – eine Beibehaltung und Weiterentwicklung wird empfohlen. Die MedizinerInnen- Ausbildung ist aufwändig und kostenintensiv. Eine Aufstockung der Plätze an den öffentlichen Universi- täten würde unter den derzeitigen postpromotionellen Bedingungen vor allem den Export von hochqualifizier- ten AbsolventInnen ins Ausland erhöhen. Wie im Positionspapier der Universitäten gemeinsam mit dem BMBWF (März 2018) festgehalten wurde, handelt es sich in Österreich nicht um ein quantitatives Problem, sondern ein strukturelles Problem welches nicht durch Erhöhung der Studienplätze bzw. der AbsolventInnen gelöst werden kann, sondern durch Strukturreformen.
Das Medizinstudium im öffentlichen Diskurs 11 2.3 Harmonisierung henden gemeinsamen Kompetenzlevel-Kataloges für die klinischen Fähigkeiten und Fertigkeiten, von der Die drei Medizinischen Universitäten Innsbruck, Graz, Famulaturreife bis zur Approbationsreife. Grundsätz- Wien und die Medizinische Fakultät Linz haben als lich ist das Ziel dem Humanmedizinstudium an den Zielsetzung eines gemeinsames Hochschulraum- öffentlichen Universitäten eine noch stärker harmoni- strukturmittelprojektes (Lead Medizinische Universität sierte Struktur zu geben und die Absolventinnen und Graz) eine Harmonisierung der Curricula Human- Absolventen mit gleichem Abschlussprofil für die Wei- medizin unter Beibehaltung standortspezifischer terbildung befähigt zu haben. Eine zusätzliche Aufgabe Schwerpunkte. Die Zielsetzungen wurden auch mit in die man sich gestellt hat, ist die Harmonisierung auch die Leistungsvereinbarungen aufgenommen. Ein Ziel unter dem Gesichtspunkt der Überprüfung der Struk- der Bestrebungen ist es eine gemeinsame Abschluss- tur für eine Bachelor/Masterstruktur-Fähigkeit des prüfung am Ende des Humanmedizinstudiums zu Studiums, welchem noch ein eigener Punkt gewidmet entwickeln. Als Ausgangsbasis dafür dient die ist. Dieses Gesamtprojekt ist seit der Curriculumre- Returnweek der Medizinischen Universität Wien, die form N.202 das umfassendste gemeinsame Vorhaben am Ende vom Klinisch-Praktischen Jahr zu absolvieren der öffentlichen Medizinuniversitäten/Fakultät und ist. Zur Vorbereitung der gemeinsamen Abschluss- dient der Weiterentwicklung und weiteren Qualitäts- prüfung dient auch der Weg über einen gemeinsamen sicherung des Humanmedizinstudiums, erste Lernzielkatalog und einem Update des bereits beste- Teilergebnisse liegen vor. 2.4 Bologna Universitäten benötigt die Vermittlung gleicher Inhalte in Bachelor und Master. Die Medizinische Universität Aufgrund des Bolognavertrages aus dem Jahr 1999 be- Wien versteht sich jedoch als Pionier in der Curricu- teiligt sich Österreich an einer europaweiten Harmoni- lum-Entwicklung. Die klinische Ausbildung wird immer sierung von Studiengängen. In diesem Rahmen wurde weiter mit den Grundlagen verzahnt, die Notwendig- auf Bachelor- und Masterstudiengänge umgestellt. Die keit, durch Bachelor und Master Kompatibilität zu Studien der Human- und Zahnmedizin an den öffent- anderen Universitäten erhalten zu müssen, engt die lichen österreichischen medizinischen Universitäten Curriculum-Entwicklung beträchtlich ein. sind zwei der wenigen noch existierenden Diplomstu- diengänge. Entsprechend ist eine Bologna-Anpassung Die Möglichkeiten einer sinn- und verantwortungs- der Studien Humanmedizin und Zahnmedizin daher vollen Umsetzung der Bologna-Reformen für den vielfach Gegenstand der öffentlichen Diskussion. Sonderfall der bestehenden Diplomstudien Human- medizin und Zahnmedizin werden – unter Nutzung der Neu errichtete Medizinstudien müssen nach dem UG zur Verfügung stehenden Ressourcen und in Koope- nun zwingend als Bachelor- und Masterstudien ein- ration mit den anderen österreichischen Universitä- gerichtet werden, weshalb die Medizinische Fakultät ten – laufend geprüft und sind auch Bestandteil von der Universität Linz seit Herbst 2014 ein Studium der Leistungsvereinbarung und Entwicklungsplan der Humanmedizin in Bolognastruktur anbietet. Medizinischen Universität Wien. Eine Umsetzung des Bologna-Systems für die medizinischen Studiengänge Aktuell arbeiten die öffentlichen Medizinischen hat viele Effekte, diese sind sorgsam abzuwägen und Universitäten und die Medizinische Fakultät Linz im eine Umstellung ist nur bei Überwiegen der Vorteile Rahmen eines HRSM-Projekts gemeinsam an einer zu befürworten. nationalen Harmonisierungsstrategie für das Human- medizin-Curriculum, womit Überlegungen zur Umset- zung der Bologna-Reformen mitberücksichtigt werden. Aus Sicht der Medizinischen Universität Wien bleibt insgesamt ein Vorteil, wenn folgende Punkte suffizient adressiert werden. Einerseits sind juristische Überle- gungen zur Masterzulassung notwendig, da dies einen eigenständigen Studiengang darstellt. Die Effekte einer fehlenden Gewährleistung eines durchgehen- den Ausbildungsplatzes sind schwer abschätzbar. Ein verlustfreier Studienplatzwechsel von anderen
Das Medizinstudium im öffentlichen Diskurs 12 2.5 Akkreditierung Absolventenkohorte 2007, einem wiederholten und umfassenden Akkreditierungsprozess unterzogen hat. Als Öffentliche Universität ist eine Akkreditierung Die aktuelle Akkreditierung wurde ohne Auflagen mit von Studien nicht verpflichtend vorgesehen, da es einer Reihe von für die Weiterentwicklung wichtigen entsprechende interne Mechanismen, Kompetenz- Vorschlägen und Empfehlungen ausgesprochen. Diese verteilungen und externe Regulierungen und Gesetz- Empfehlungen betreffen vor allem stärkere Verschrän- gebungen gibt, die Curricula und Studien bestimmen. kung der Grundlagenwissenschaft mit der klinischen Die Medizinische Universität Wien hat sich bereits vor Ausbildung, noch mehr Investition in Skills-Labs, ver- etwa 10 Jahren zum Ziel gesetzt eine Akkreditierung stärkte Koordination der Curriculum-Inhalte und des Humanmedizinstudiums zu verfolgen. 2011 fand Kompetenzziele, Weiterentwicklung des Prüfungs- die Akkreditierung statt und 2016 wurde die Re-Ak- systems inklusive einer „Studienabschlussprüfung“, kreditierung ausgesprochen, die wiederum bis 2023 gestärkte Karriereentwicklung in der Lehre und Gültigkeit hat. Die Akkreditierung erfolgt nach den eine Weiterentwicklung des Evaluationssystems. Im Standards and Guidelines for Quality Assurance in the vorliegenden Papier sind die Themen der Vorschläge European Higher Education Area (ESG); den Global der Akkreditierung mit aufgegriffen bzw. sind bereits Standards for Quality Improvement of Basic Medical Umsetzungen eingeleitet worden. Education (2015) der World Federation for Medical Education (WFME). Da zum etwa gleichen Zeitpunkt auch neue Richtlinien des Deutschen Wissenschafts- rates zu Reformcurricula formuliert wurden, wurden auch diese in die Akkreditierungsvorgaben miteinbezo- gen. Das Humanmedizincurriculum der Medizinischen Universität Wien ist derzeit das einzige akkreditierte Medizinstudium in Österreich, welches sich nach der Einführung eines völlig reformierten Studiums mit einem integriertem Curriculum im Jahr 2002, erste
Das Medizinstudium im öffentlichen Diskurs 13 2.6 Allgemeinmedizin im niedergelassenen Bereich und die mögliche Vermei- dung von Wartezeiten auf Basisausbildungsplätze. Zur Die Medizinischen Universitäten leisten seit längerem Förderung der Allgemeinmedizin wurde an der MedUni einen wesentlichen Beitrag zur Aufrechterhaltung des Wien die Professur für Allgemeinmedizin 2018 besetzt, Gesundheitswesens und setzen gezielte versorgungs- die Allgemeinmedizin im Pflichtcurriculum verankert. wirksame Maßnahmen, um die an der Schnittstelle Darauf aufbauend ist die Einführung eines Erweite- Wissenschaft-Gesundheit auf uns zukommenden rungsstudiums Allgemeinmedizin im bestehen- Probleme zu lösen. den Humanmedizinstudium für die nächsten Jahre geplant. Das bereits existente Wahlfach Allgemein- Das entsprechende Positionspapier der öffentlichen medizin im Klinisch-Praktischen Jahr von 4 Monaten Medizinischen Universitäten und der Medizinischen wurde in Wien ergänzt durch das Exzellenzprogramm Fakultät Linz mit dem Bundesministerium für Bildung, Allgemeinmedizin im KPJ, das in Kooperation mit der Wissenschaft und Forschung vom März 2018 zieht WGKK und der Stadt Wien entstanden ist; dies soll die Schlussfolgerung, dass „die Aufrechterhaltung auf weitere Bundesländer ausgeweitet werden. der Grundversorgung nicht allein durch Maßnahmen Die Medizinische Universität Wien beteiligt sich bei des Wissenschaftsressorts und der Universitäten entsprechender Einbindung an der fortlaufenden gesichert werden kann. Es bedarf hier der Zusammen- (Weiter-)Entwicklung des Masterplans Allgemein- arbeit aller in der Gesundheitsversorgung beteiligten medizin der Österreichischen Gesellschaft für Stakeholder, welche angehalten sind proaktiv und Allgemein- und Familienmedizin (ÖGAM). zielgesteuerte Vorkehrungen, Initiativen und Aktionen zu treffen, um gemeinsam die österreichische Bevölke- Die MedUni Wien ist bemüht, mittels geeigneter rung eine zukunftssichere und qualitativ hochwertige Maßnahmen im Rahmen des Medizinstudiums ihren Gesundheitsversorgung zu bieten“, dazu zählen unter Beitrag dazu zu leisten, dem Nachwuchsmangel in der anderem Verkürzung der Ausbildungszeiten durch ver- Allgemeinmedizin entgegenzutreten und Maßnahmen stärkte Anrechnung des KPJ, Landarztstipendien und im Sinne des genannten Positionspapieres zu setzen. die Vergütung für die Ausbildenden und Studierenden
Das Medizinstudium im öffentlichen Diskurs 14
Das Medizinstudium im öffentlichen Diskurs 15 2.7 Humanities Die vertiefte Auseinandersetzung mit ethischen Themen und Fragestellungen, PatientInnensicherheit, Neue Technologien und neues Wissen sind ein wichtiges die Bedeutung der Selbstreflexion, die wichtige Ausei- Fundament für das Verstehen von Gesundheits- und nandersetzung mit Medizingeschichte, mit Kultur- und Krankheitsentstehung, für Prävention, Erstellen von Medizinanthropologie, medizinisch-philosophischen Diagnosen und neuen maßgeschneiderten Therapien. Es Fragestellungen seien hier beispielhaft genannt. Als wird immer wichtiger naturwissenschaftliche Inhalte mit Medical Education Prinzip gilt unter anderen‚ das und von anderen Disziplinen zu lernen, z.B. mit Physi- ärztliche Gespräch, die Kommunikationsfähigkeit, soll kerInnen, MathematikerInnen, MolekularbiologInnen, in einem Medizinstudium nicht als Beilage sondern als GenetikerInnen und InformatikerInnen. Diese Entwick- Hauptgericht gereicht werden. Im Humanmedizinstudium lungen werden sich auf die tägliche Arbeit aller Ärztinnen ist das strukturierte und über mehrere Semester gehende und Ärzte auswirken. Die neuen Entwicklungen in der Kommunikationstraining für Studierende mit Hilfe von Medizin bringen natürlich auch Herausforderungen für Schauspielpatientinnen und -patienten zu nennen. die Ausbildung der Studierenden mit sich, denn es zählt nicht nur High-Tech sondern auch High-Touch. Es gilt Medical Humanities ist derzeit insgesamt in Form von Werte, Haltungen und die Professionalität für den etwa 600 Stunden an Pflicht- und Wahlfächern abgebil- ärztlichen Beruf zu vermitteln, dies kann nicht Online det. Medical Humanities kann und soll man nicht zum oder durch E-Learning passieren. Unterrichtsfach machen, es bedeutet in letztendlicher Konsequenz sich in allen Disziplinen und Fächern und Naturwissenschaftliche Inhalte und technologischer deren Entwicklungen mit dem sozialen und kulturellen Fortschritt sind jedoch kein Widerspruch zu Medical Kontext auseinanderzusetzen und diesen zu verstehen. Humanities. Der Begriff Medical Humanities umfasst Medical Humanities als integraler Bestandteil eines eine ganze Reihe von Themenbereichen, die die Medizin Humanmedizincurriculums der Zukunft soll eine Ziel- und auch den Umgang mit dem technologischen vorgabe sein. Fortschritt beeinflussen, diese sind vor allem dem sozial- und geisteswissenschaftlichen als auch dem Die Größe dieser Universität hat den unvergleichlichen künstlerischem Bereich zuzuordnen. Vorteil, dass sich das Medizinstudium, wie auch die anderen Studienprogramme in einem Umfeld entfalten können und umgesetzt werden können, wo die Vielfalt aller Disziplinen und Forschungsbereiche vorhanden ist und so auch in die Lehre integrierbar sind.
16
17
Ergebnisse der Task Force Lehre 18 3. Ergebnisse der Task Force Lehre 3.1 Welche Lehrkultur Das innovative Medizindidaktische Qualifizierungs- programm der MedUni Wien (bisher Medizinische brauchen wir? Lehre Wien genannt) soll auf drei Ebenen angeboten und ausgebaut werden: a) Schulung/Vorbereitung der Lehre ist – neben Forschung und PatientInnenbetreu- Lehrenden für konkrete Lehrveranstaltungsformen, ung – eine der im Triple-Track-Modell veranschaulichten b) Zertifikatsprogramm Medizindidaktik (karrierewirk- Kernaufgaben der MedUni Wien. MedUni-Wien- sames Zertifikatsprogramm) und c) Leadership- spezifisch stellt hier die Umsetzung des KA-AZG bis Programm Medizindidaktik. Einzelnen Lehrenden 2021 – unter Berücksichtigung optimierter Freiräume wird die Teilnahme an einem Master of Medical für Forschung und Lehre (protected time) durch Education (MME)-Programm finanziert. gesetzliche Opt out-Möglichkeit – für die Universitäts- kliniken eine besondere Herausforderung dar. Es sollte die vorhandene Innovationskultur in der Lehre weiter gestärkt werden. Neben den ohnehin Gute Lehre braucht Zeit und Ressourcen – in Vorbe- laufenden Adaptierungen wäre eine Möglichkeit reitung, Durchführung und Nachbereitung. Gleiches hierfür die kommunizierte Unterstützung von gilt für ein vielseitiges Prüfungswesen, insbesondere Lehrpilotprojekten. mündliche Prüfungsformen bedürfen im Vergleich zu schriftlichen Formen wie Multiple Choice typischer- weise eines höheren Aufwandes. Den Lehrenden soll mehr Zeit zum Prüfen zur Verfügung stehen, ange- Fazit: sichts des Wettbewerbs um die Ressource Zeit braucht Um den Stellenwert der Lehre deutlicher es eine Strategie, dies erfolgreich zu verankern, wobei hervorzuheben, sind verschiedene Maß- Incentives hier eine Stütze darstellen können. nahmen gesetzt bzw. geplant. Dazu gehö- ren u.a. garantierte Freiräume für Lehre an Im Entwicklungsplan der MedUni Wien sind tätigkeits- den Universitätskliniken, die Verleihung bezogene Auslandsaufenthalte sowie evaluierte Lehre von Lehrpreisen, die Schaffung eines gemäß gesamtösterreichischem Universitätsentwick- Karriereschwerpunkts in der Lehre für lungsplan entscheidende Kriterien für Karriere an der wissenschaftliche MitarbeiterInnen und Universität und im universitären internen Karrieremo- die Steigerung der Lehrendenmobilität. dell für z.B. § 99/4 Stellen besonders relevant. Ebenso wird ein Schwerpunkt auf die Professionali- sierung der Lehre durch medizindidaktische Qualifi- zierung für Lehrende gelegt. Das an der MedUni Wien bestehende umfangreiche Personalentwicklungs- Programm zur Lehre soll pro futuro durch ein Qualifizierungsprogramm für Lehrende ergänzt werden. Ziel ist die noch stärkere Professionalisierung aller Curricula. Basierend auf internationalen Standards sollen didaktische Kompetenzen von Lehrenden maßgeschneidert auf die jeweiligen Anforderungen in den Curricula vermittelt werden. Der medizinische Kontext mit seiner praktischen Situation und seinen spezifischen Bedürfnissen steht dabei im Mittelpunkt. Nachgewiesene Lehr- kompetenzen sind auch international im Rahmen von Karrieremodellen an Universitäten (Qualifizierungsvereinbarungen, Habilitationen etc.) zunehmend von größerer Bedeutung.
Ergebnisse der Task Force Lehre 19 3.2 Lehre im Karrierepfad Lehrzeiten bei der Einteilung zu klinischen Tätig- keiten jedenfalls zu berücksichtigen sind (siehe Die Medizinische Universität Wien ist sich ihrer Rolle Betriebsvereinbarung zum KA-AZG + Vereinbarung als führende Ausbildungsstätte für MedizinerInnen zu den Forschungs- und Lehrzeiten). Aufgrund der in Österreich bewusst. Für die Aufrechterhaltung der hohen zeitlichen Anforderungen durch die klini- Qualität und Kapazität der Lehre wird empfohlen einen sche Tätigkeit ist eine zufriedenstellende Umset- inneruniversitären Karrierepfad zu eröffnen, der diese zung bisher noch nicht gelungen. Aufgaben stärker berücksichtigt als es bisher vorgese- hen ist. Dieses Thema passt inhaltlich in die Task Force Derzeit in Bearbeitung sind Vorschläge zur qualitativen Lehre ebenso wie in die Task Force Nachwuchsförde- Bewertung der Lehrleistung, also über Quantifizie- rung. In Übereinkunft wurde es von letzterer bearbei- rung und Evaluation hinaus. Für einen Karrierepfad tet, bisherige Ergebnisse werden dennoch auch hier mit stärkerem Schwerpunkt auf der Lehre sind die präsentiert. Es ist ein Anliegen in diesem Rahmen zu geforderten Lehr- und Forschungsleistungen für den betonen, dass die Verankerung der Lehre im Karriere- jeweiligen Karriereschritt noch zu entwerfen. pfad einen wesentlichen Teil der Gesamtstrategie in der Lehre darstellt. Der bisher angebotene Karrierepfad an der MedUni Fazit: Wien ist bei seinen Vorgaben primär an der For- Der inneruniversitäre Karrierepfad, der ge- schungstätigkeit ausgerichtet. Die dabei ebenfalls genwärtig auf den Schwerpunkt Forschung geforderten Semesterwochenstunden an Unterricht, abstellt, soll um die Möglichkeit einer sowie die Ausbildung und Skills im Lehrbereich orien- Karriere mit dem Schwerpunkt Lehre und tieren sich an den Aufgaben von durchschnittlich mit dem letztlichen Ziel einer entsprechen- Lehraufgaben befassten ForscherInnen und KlinikerIn- den Professur erweitert werden. Dadurch nen. Es hat sich aber gezeigt, dass einerseits von den sollen Raum und Akzeptanz bezüglich individuellen Schwerpunkten als auch von den Bedürf- der Lehraufgaben in allen Bereichen der nissen der MedUni Wien her eine stärkere Berücksich- MedUni Wien ausgebaut werden. Auch im tigung der Lehre dringend notwendig und sinnvoll ist wissenschaftlichen Karrierepfad soll der und daher gezielt gefördert werden soll. Raum für die Lehre gestärkt werden. Zu diesem Thema wurden folgende Grundsätze erarbeitet: 1. Die Lehre muss forschungsgeleitet sein, d.h. dass auch für den Karrierepfad mit Schwerpunkt Lehre jedenfalls ein Forschungsanteil erbracht werden muss. 2. Lehre im Sinne des Karrierepfades soll nicht nur eine erhöhte Lehrleistung im Sinne einer erhöh- ten Semesterwochenstundenanzahl bedeuten, sondern vor allem auch das Vorantreiben von Ent- wicklungen im Lehr- und Prüfungsbereich (neue Formen und Inhalte), die Übernahme von Aufgaben in den organisatorischen Bereichen der Lehre, wie z.B. Koordinationsfunktionen, und verstärkte Weiterbildung bis hin zum MME mit dem letztend- lichen Ziel einer Professur mit Lehrschwerpunkt. 3. Eine Differenzierung kann erst im Laufe der Ent- wicklung der MitarbeiterInnen erfolgen, d.h. sie soll nicht schon bei Dienstantritt festgeschrieben werden. Arbeitsrechtlich lässt sich ein erhöhter Lehranteil (dabei ist auf den KV Rücksicht zu neh- men) bei Bedarf jedenfalls abbilden. Im klinischen Bereich ist auch jetzt bereits vorgesehen, dass
Ergebnisse der Task Force Lehre 20 3.3 Entwicklung der klinischen Zusätzlicher administrativer Support würde die Lehre Lehre erleichtern, in Form von personellem und technischem IT-Support, aber auch in der Organisation. Das 3.3.1 Klinische Lehre Logbuch sollte stets auf die sich verändernden Die klinische Lehre ist das Kernelement eines fachlichen Inhalte adaptiert werden. Ein Konzept für Medizin-Curriculums, in dem die Studierenden unter eine Incentivierung der Lehre wird empfohlen. Anleitung, Aufsicht und Feedback mit ihrem zukünfti- gen Berufsfeld in Kontakt kommen und ihre bisherigen Lerninhalte in realiter erleben. Sie ist daher für die Außensicht eines medizinischen Curriculums ent- Fazit: scheidend. Durch eine Optimierung der Organisation der Lehre, des Stellenwertes der Lehre in Es muss für die Studierenden durch eine exzellente Innen- als auch Außenprojektion, als auch klinische Lehre und moderne Außenprojektion und der Dynamik der klinischen Lehre, basie- Kommunikation attraktiv sein, an der MedUni Wien rend auf dem vorhandenen sehr hohen und ihren Partnerinstitutionen die klinische Lehre Potential, kann die Alleinstellung der zu absolvieren. MedUni Wien als Lehrort gesichert werden. Es ist die Intention der MedUni Wien, die Studierenden möglichst frühzeitig in die praktische klinische und patientInnenzentrierte Lehre einzubinden, um ge- 3.3.2 Joint Training lernte Basisfertigkeiten (Gesprächsführung, Kranken- Joint Training versteht sich hier als die gemeinsam untersuchung, etc.) praxissicher zu erwerben, sowie vorgenommene interdisziplinäre Lehre durch Vertrete- theoretisches Wissen praktisch zu erleben und klini- rInnen grundlagenwissenschaftlicher und kliniknaher sches, verknüpftes Denken von Beginn an zu fördern Disziplinen. Das Ziel derartiger Lehrangebote ist die (Berufsalltag, Integration mehrerer Krankheitsbilder, Maximierung des Verständnisses für (patho-) physio- Reflexion von Wissenslücken). logische Grundlagen von Erkrankungen als Basis für die optimale Erforschung, Prävention, Diagnostik und Kernpunkt der klinischen Lehre ist die Schnittstel- Therapie. le zwischen klinisch Lehrendem (Mentor) und den Studierenden (Mentee), die laufende Überprüfung der Im Speziellen sind fallzentrierte Lehrveranstaltungs- Studierenden durch den Einsatz adäquater Prüfungs- formate besonders geeignet, um Joint Training attraktiv formate (z.B. Mini-CEX, DOPS, OSCE) und die Lebbar- für Lehrende und Studierende zu gestalten, z.B. nach keit der Dokumentation dieses Prozesses (Logbuch, Vorbild der bereits erfolgreich etablierten Interdiszi- Portfolio, EPA) - dieses muss umsetzbar sein, aber plinären Fallkonferenzen. Dabei sollte auf eine enge auch umgesetzt werden. Der wesentliche Faktor ist die Verschränkung der Lehrinhalte geachtet werden, opti- Beziehung der Lehrenden zu den Studierenden. Inhalte malerweise durch gemeinsam abgehaltene Lehrveran- der Klinischen Lehre sind grundlegend im Curriculum staltungen. Moderne Lehrmethoden, wie z.B. Digivoting festgelegt, aber die Umsetzung und Präsentation Systeme, erscheinen sehr sinnvoll um die Interaktivität ist auf individuelle PatientInnen bezogen, und daher der Lehre zu maximieren. dynamisch und lebendig. Die fachliche klinische Basis soll praxisnah unterrichtet werden und im KPJ vertieft Joint Training entspricht dem Prinzip der forschungsge- werden. Studierende im KPJ sollen eine Simulation leiteten Lehre und ist gut geeignet, um Querschnitts- des Berufslebens erhalten. themen wie High-Tech Präventionsmedizin, Präzisions- medizin und Digitale Medizin zu vermitteln. Dabei Die Studierenden sollen bereits im 1. und 2. Abschnitt könnten die Themen Onkologie, Immunologie, Neuro- in klinische Fragestellungen involviert werden um wissenschaften, Kardiovaskuläre Medizin und Imaging eine frühe Integration des theoretischen Wissens mit schwerpunktmäßig bearbeitet werden, die sich auch in der Ausbildung von klinisch angewandtem Denken zu den inhaltlichen Schwerpunkten des Entwicklungsplans erreichen. der MedUni Wien 2019–2024 wiederfinden.
Ergebnisse der Task Force Lehre 21 Joint Training im Rahmen des Regelstudiums ist Die Organisation und Abhaltung von Lehrveranstaltun- anzustreben, ein Einsatz in Wahlpflichtfächern und gen im Sinne von interdisziplinärem Joint Training ist Wahlfächern erscheint ebenso zweckmäßig, ein Einsatz mit einem hohen Aufwand verbunden, insbesondere in speziellen Studienmodulen und Doktoratsstudien durch die inhaltliche und zeitliche Koordination ist denkbar. Eine Verankerung von einführenden Joint mehrerer Lehrender aus unterschiedlichen Fach- Training Lehrformaten in frühen Semestern ist sinnvoll, bereichen. Abgefangen werden kann dies z.B. durch um schon früh im Studium die Wichtigkeit von Inter- die Beschäftigung von TutorInnen. disziplinarität zwischen grundlagenorientierten und klinischen Fächern zu betonen. Das volle Potential von detaillierteren Joint Training Formaten kann aber wohl erst in späteren Semestern ausgeschöpft werden, wenn Fazit: bereits Grundlagen in theoretischen und klinischen Die bestehenden Curricula sind dahinge- Fächern gelehrt wurden. hend systematisch zu überprüfen, ob und an welchen Stellen Joint Training Lehr- formate eingebaut werden können, um die klinische Relevanz von biologischen Grundlagen klarer zu machen. In Ergän- zung dazu ist auch bei neu zu etablieren- den Studien, wie z.B. dem Masterstudium Molekulare Medizin, das Prinzip des Joint Trainings von Anfang an mit zu bedenken.
Ergebnisse der Task Force Lehre 22 3.3.3 Interprofessionelle Lehre Kinderheilkunde, Gynäkologie, Palliativmedizin/Geriatrie, Im Studium an der MedUni Wien existieren viele Schnitt- Public Health sowie Allgemeinmedizin (Primärversor- stellen in der Lehre zu den nicht-ärztlichen Gesund- gungszentren) und Outcome Research. Trotz enormer heitsberufen, die an der MedUni Wien ausgebildet Beliebtheit können derzeit nur wenige Studierende der werden, und WissenschafterInnen diverser Fachberei- Humanmedizin sowie Gesundheits- und Kranken- che. Interprofessionelle Lehre und Ausbildung betrifft pflege von der interprofessionellen Lehre profitieren, spezielle Fähigkeiten und Fertigkeiten, sowie den Be- z.B. im Rahmen eines Simulationstrainings, welches als reich der Soft Skills, z.B. Rollenverständnis, Teamarbeit Wahlfach stattfindet. Für die interprofessionelle Lehre und Leadership, aber auch die Kenntnisse über andere sind insbesondere folgende Berufsgruppen zu berück- Berufsgruppen, zu denen ÄrztInnen zuweisen. sichtigen: Gesundheits- und Krankenpflege, Physiothe- rapie, Biomedizinische Analytik, Ergotherapie, Diätologie, Ebenso wird auch an anderen Institutionen, an denen Logopädie, Hebammen und klinische Psychologie sowie nicht-ärztliche Gesundheitsberufe ausgebildet werden, weitere gesetzlich geregelte, nicht-ärztliche Gesund- interprofessionelle Lehre angeboten und von den heitsberufe, je nach medizinischem Fachgebiet. Studierenden sehr geschätzt. Diese Empfehlungen wurden interprofessionell erstellt, gemeinsame Lehr- An der MedUni Wien gibt es außerdem Lehrveranstal- angebote der entsprechenden Institutionen erschei- tungen, die von Studierenden anderer Fachrichtungen nen den Beteiligten sinnvoll. besucht werden, das postgraduale, interdisziplinäre Doktorats/PhD-Studium, sowie das – im Sinne des Life Zu den prioritären Fachbereichen, in denen interprofes- Long Learning – immer relevanter werdende Angebot sionelle Lehre im Studium der Humanmedizin umgesetzt aus dem Postgraduellen Aus- und Weiterbildungsbe- werden kann, gehören Notfall- und Intensivbereiche, reich.
Ergebnisse der Task Force Lehre 23 Digitale Medizin und Telehealth stellen ebenfalls zukünf- tige Anwendungsbereiche der interprofessionellen Lehre Fazit: dar. Hier bestehen auch Überschneidungsbereiche zur Interprofessionelle Lehre ist ein immer Medizininformatik. Eine Flexibilität im Curriculum er- wichtiger werdender Aspekt in der Aus- möglicht ein rasches Reagieren auf Veränderungen und bildung von ÄrztInnen und deren direkten Innovationen. Technik ist hier die treibende Kraft. InteraktionspartnerInnen. Die Qualität der medizinischen Versorgung und die Interprofessionelle Soft-Skills, einschließlich Leader- Sicherheit der PatientInnen werden ship Skills und Culture of Care können die Sicherheit der hierdurch nachhaltig positiv beeinflusst. PatientInnen und den Umgang mit Fehlern nachhaltig Entsprechende eigene Maßnahmen ließen positiv beeinflussen. Interprofessionelle Lehre steigert sich durch Forschung im Bereich Out- die Zufriedenheit aller Berufsgruppen und die Qualität comes Research begleiten. der interdisziplinären Versorgung. Evidenz, dass es zu einer Verbesserung des Outcomes in Folge von interprofessioneller Lehre kommt, ist erst eingeschränkt vorhanden. Begleitforschung an der MedUni Wien, z.B. aus dem Bereich Outcomes Research, könnte einen wesentlichen Beitrag zur Bildung weiterer Evidenz leisten.
Ergebnisse der Task Force Lehre 24 3.3.4 Medizinische Simulation in der Lehre Es wird die Planung hierfür geeigneter Räume im Med- Simulationsbasiertes Training umfasst sowohl das Campus Mariannengasse für Low-Fidelity (reines Rea- Erlernen von technischen Grundfertigkeiten und medizi- nimationstraining, Skills Training, Szenarientraining) bis nischen Inhalten (Reanimationsalgorithmus, Intubation, High-Fidelity (Simulationspuppen mit Atmung, Zyanose, Anlage von venösen Zugängen, standardisierte Abläufe, Monitoring, etc.) Simulation empfohlen. Hier bedarf etc.) als auch interprofessionelle und interdisziplinäre es eines Raumkonzeptes für Vorträge, Skills Training Team-Trainings mit dem Fokus auf nicht-technische und Debriefing-Möglichkeit im Anschluss; diese sollen Fähigkeiten/„Soft Skills“ (Kommunikation, Teamwork, vernetzt sein und auf Videos zugreifen können. Idealer- Situationsbewusstsein, Crew Ressource Management). weise gibt es in jedem Raum einen speziellen Fokus, um häufiges Umbauen zu vermeiden. Als Fachbereiche in denen Simulation eine Rolle spielt wurden identifiziert: Pädiatrie, Anästhesie, Gynäkologie, Die Planung von Räumen für Virtual Reality wird emp- Innere Medizin, Notfallmedizin, Chirurgie, HNO, fohlen. Eine Kooperation mit 3D-Printing /Future Lab Geriatrie, Psychologie, Public Health, Krankenhaus- erlaubt eigenständige Entwicklungen. Medizinische hygiene und Infektionskontrolle. Simulation wird insgesamt als hervorragende Methode zur Verbesserung der medizinischen Ausbildung sowie Inhaltlich wird empfohlen ein „Line“-Element zum zur Erhöhung der PatientInnensicherheit gesehen. Um Thema PatientInnensicherheit zu etablieren, mit dabei qualitative Trainings anbieten zu können, werden entsprechenden Konzepten zu Teamtraining, Crew ausreichend materielle und strukturelle Ressourcen Ressource Management (CRM Bingo, Magic Helium benötigt. Stick, etc.), und Human Factors. Eine Basissimulation soll in der Ausbildung aller Studierenden eingesetzt werden: Ziel ist neben der Fazit: Vermittlung medizinischer Lehrinhalte auch das Trai- Medizinische Simulation ist eine hervor- ning nicht-technischer Fertigkeiten (Human Factor, ragende Methode zur Verbesserung der Crew Ressource Management) im Studium. Mögliche medizinischen Ausbildung. Simulations- Szenarien sind Reanimation, hypovolämischer Schock, basierte Lehre sollte frühzeitig im Studium „der erste Nachtdienst“. Eine zukünftige Kooperation als Lehrform eingesetzt werden, um eine mit Ausbildungseinrichtungen für Gesundheitsberufe Vernetzung von theoretischem Wissen könnte eine frühzeitige interprofessionelle Ausbildung (medizinisch und nicht-technische Fertig- ermöglichen. keiten) mit der klinischen Praxis zu errei- chen. Für klinisch-praktische Inhalte (OP, Die Basissimulation soll durch speziell ausgebildete Visitation, Ambulanz) wird eine moderierte „Educators“ angeleitet werden, die für die Simulation (von Semi-Live-Klinik vorgeschlagen, zudem Low- bis High-Fidelity) zur Verfügung stehen. Diese ha- die Implementierung von Virtual Reality, ben eine spezielle Ausbildung und sind vor allem mit den High-Fidelity-Simulation und 3D-Modellen Inhalten einer simulationsbasierten Lehre, Szenarien- zu Übungszwecken (Task Trainer). erstellung, Debriefing und psychologischer Sicherheit vertraut. Es bedarf einer integralen Zusammenarbeit zwischen Educators und KlinikerInnen bezüglich fach- licher Ausarbeitung der Szenarien. Es müssen Zeit und Ressourcen für die KlinikerInnen für die Durchführung von Trainings als Instructor/Simulations-Teams zur Verfügung gestellt werden. Es bedarf einer Organisa- tion durch Administrationskräfte, eines technischen Supportes durch TechnikerInnen und Management der Materialien durch LaborantInnen.
Ergebnisse der Task Force Lehre 25
Ergebnisse der Task Force Lehre 26 3.4 Digitalisierung Die in der Lehre vermittelten Inhalte zu digitalen Kom- ponenten in der Medizin müssen laufend evaluiert und 3.4.1 Digitale Medizin auf den neuesten Stand gebracht werden. Insbesonde- Digitalisierung stellt eines der größten Zukunftsthemen re der Umgang mit Instrumenten (zum Beispiel, analoge dar, sie übt einen nachhaltigen Impact auf Wahrneh- vs. digitale Mikroskopie) muss laufend an die zu erwar- mung und Nutzung der Umwelt durch den Einzelnen tende zukünftige klinische Praxis angepasst werden. aus, indem sie die Flexibilisierung und Individuali- sierung von Arbeitsabläufen ermöglicht. Gerade im Auf der Basis der Expertise aus dem bestehenden Life-Science-Bereich schreitet die Digitalisierung in Master-Curriculum Medizinische Informatik – dessen der medizinischen Praxis (Digital Healthcare) un- parallele Implementierung mit dem Medizin- aufhaltsam voran. Nicht nur werden im verstärkten Curriculum ein Alleinstellungsmerkmal der MedUni Ausmaß sämtliche Gesundheitsdaten in digitaler Form Wien darstellt – können diese Erkenntnisse auch auf gespeichert, sondern auch die Beziehung zwischen den postgraduellen Bereich nach internationalem Arzt/Ärztin und Patient/Patientin wird zunehmend von Vorbild im Sinne eines Universitätslehrgangs für IT-Plattformen beherrscht (Stichwort: digitales Warte- Medizinische Informatik für MedizinerInnen über- zimmer). Darüber hinaus werden jüngste Erfolge in der nommen werden, um den steigenden Bedarf an künstlichen Intelligenz bzw. des maschinellen Lernens IT-orientierten ÄrztInnen zu decken. revolutionäre Änderungen in der diagnostischen Praxis nach sich ziehen. Auch im Prüfungswesen ist pro futuro den Entwicklun- gen der Digitalisierung Rechnung zu tragen. In Analogie Diese neuen Anforderungen werden sich auch bei den zu einer Digitalisierung in der Lehre darf auch eine zu vermittelnden Inhalten niederschlagen. Um diesen Digitalisierung des Prüfungswesens keinen Selbst- begegnen zu können, ist für den Lehrbereich eine pro- zweck darstellen, sondern muss, unter Beachtung funde Vermittlung dahingehend nötig, welche digitalen aller Aspekte, einen Mehrwert bieten. Dies muss unter Tools oder neue Medien es im jeweiligen Bereich gibt, Betrachtung der aktuellen Technologie zum jetzigen wie diese in der Praxis zum Einsatz kommen, wie stark Zeitpunkt zwar kritisch gesehen werden, es erscheint sie das ärztliche Personal unterstützen können, und jedoch gut möglich, dass technologische Fortschritte was beim Umgang mit ihnen zu beachten ist. innerhalb eines 10-Jahreszeitraums den Status quo deutlich zugunsten einer Digitalisierung verschieben. Es wird vorgeschlagen, ein Grundlagen-Modul zu medizin-relevanten informatischen Inhalten ins Curriculum aufzunehmen. Als Anhaltspunkt für die zu lehrenden Inhalte können internationale Empfehlungen Fazit: und Richtlinien herangezogen werden (IMIA, GMDS, Die medizinische Lehre muss den rasch etc.). Dieses Modul sollte nach Möglichkeit prüfungs- voranschreitenden Veränderungen in immanent sein und technische sowie formale Inhalte Richtung einer Digitalen Medizin Rechnung lebendig vermitteln, um Studierende an die Thematik tragen. Die MedUni Wien hat durch das ne- heranzuführen, statt sie davon abzuschrecken. ben dem Medizin-Curriculum existierende Masterprogramm „Medizinische Infor- Darüber hinaus wird eine blockspezifische Integration matik“ die besten Voraussetzungen dafür. von Lehre zum Thema Digitalisierung vorgeschlagen. Im Internationale Beispiele liefern zusätzli- Umfang könnten in je einem Block zu zwei Stunden die che Anhaltspunkte für einen verstärkten zugehörigen digitalen Werkzeuge, deren Praxiseinsatz Einbau informatorischer Inhalte in die und deren Potential im klinischen Einsatz vermittelt medizinische Ausbildung. werden. Neben diesen Punkten ist auch der ethisch vertretbare Umgang mit IT-Technologie und Datenschutz in der Medizin zu vermitteln.
Ergebnisse der Task Force Lehre 27 3.4.2 Hybrid Education Sofern die angestrebten didaktischen Ziele damit er- Hybrid Education im Sinne dieses Dokuments wird reicht werden können, bietet sich auch der Einsatz von als Verschränkung persönlicher Wissensvermittlung E-Testing an, wobei sich der Einsatz an den Lernzielen unter Zuhilfenahme digitaler Medien bzw. Plattformen orientieren soll und qualitativ hochwertige und persön- verstanden. Hybrid Education im Sinne der hier vorge- lich vorgenommene Prüfungsereignisse mit entspre- nommenen Begriffsdefinition umfasst damit Elemente chendem Feedback an die Studierenden nicht ersetzen des E-Learnings, wird jedoch stets in der Form von kann. Blended Learning verstanden, also das Zusammenspiel von Präsenzveranstaltungen und E-Learning-Einheiten Eine klare Strategieentwicklung für die Implementierung in der Lehre. von Hybrid Education wird als erforderlich angesehen: i) Identifikation geeigneter Curriculum-Elemente und Folgende Eckpunkte sind für die Implementierung von Lehrkonzepte (z.B. durch Calls unter den Lehrenden), Hybrid Education zu berücksichtigen: ii) Definition der bereit zu stellenden Ressourcen, iii) Bereitstellung eines strukturierten, serviceorientierten Hybride Lernumgebungen können die persönliche Supports zur technischen Unterstützung einer fach- Wissensvermittlung unterstützen, welche einen unver- kompetenten Umsetzung. rückbaren Grundpfeiler der universitären Ausbildung darstellt. Sie eignen sich auch für die Simulation von Es werden didaktische Fortbildungen in Zusammen- Anwendungen oder Behandlung praxisnaher Beispiele. hang mit Hybrid Education empfohlen, diese könnten ins Seminarprogramm der „Medizinische Lehre Wien“ Es muss eine ausgewogene und definierte Verschrän- aufgenommen werden. kung von Präsenzstunden und E-Learning in einem zueinander sinnvollen zeitlichen Abstand bzw. Verhältnis bestehen; es muss eine wechselweise Ergänzung der Wissensvermittlung erreicht werden. Insofern soll Hybrid Education keinen Aspekt der persönlichen Lehre Fazit: ersetzen. Es soll sichergestellt sein, dass E-Learning- Hybrid Education in der Form von Blended Elementen und den dafür bereitgestellten Lehrmateriali- Learning kann die persönliche Wissens- en ein entsprechendes Stundenausmaß zugewiesen und vermittlung unterstützen, jedoch nicht in ECTS abgebildet wird – als Grundlage für Betrauung ersetzen. Hybride Lernumgebungen kön- und finanzielle Abgeltung in allen Semestern in denen nen grundsätzlich in allen Studiengängen diese Elemente zur Anwendung kommen. Die Umsetzung der MedUni Wien zur Anwendung kommen, muss sich an definierten Lehrinhalten und -zielen die Motivation zur Implementierung sollte orientieren, Evaluierungen für diese spezielle Form der primär didaktisch begründet sein bzw. Lehre sind neu zu entwickeln. nachgeordnet einer Strategie zur Erhöhung der zeitlichen Flexibilität (speziell zur Un- Aufgrund des großen Arbeitsaufwands bei der terstützung von Studierenden mit Betreu- Entwicklung und Implementierung qualitativ hoch- ungspflichten bzw. Berufstätigkeit) folgen. wertiger hybrider Lernumgebungen scheinen gezielte Die Umsetzung muss sich an definierten Ressourcenzuweisungen für die Projektentwicklung Lehrinhalten und -zielen orientieren, wobei und den projektverantwortlichen Lehrenden einer die Entscheidung über Sinnhaftigkeit und Zielerreichung förderlich. Form eines Einsatzes hybrider Lernumge- bungen den Lehrenden überlassen bleiben Der Einsatz hybrider Lernumgebungen kann in allen sollte. Studiengängen an der MedUni Wien erfolgen, wobei Aus- Die Identifizierung geeigneter Curricu- maß und Gewichtung den jeweiligen Zielen anzupassen lum-Elemente sowie Ansprech- und Um- ist. Die Entscheidung über die Sinnhaftigkeit und Form setzungspartner für die Lehrenden werden (z.B. Lehrinhalte, Lehrveranstaltungs-Typ und Gruppen- ebenso wie die Bereitstellung von struktu- größe des Präsenzanteils) eines Einsatzes hybrider riertem Support für die digitale Umsetzung Lernumgebungen sollte den Lehrenden überlassen der Projekte als notwendige Rahmen- bleiben und in Absprache mit den Curriculum- bedingungen angesehen. KoordinatorInnen erfolgen.
Sie können auch lesen