WIEN ViennaUP'22: 10.000 Besucher aus 67 Nationen - Industriellenvereinigung
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DAS MAGAZIN DER INDUSTRIE Juli | August 2022 Vereinigung der österreichischen Industrie, Schwarzenbergplatz 4, 1030 Wien Herausforderungen Österreichische Post AG, MZ 03Z034897 M Fordernde Zeiten für Menschen & Unternehmen BUNDESVORSTANDSSITZUNG BESUCH IN DEN USA WIEN AUSBLICK Anregende Diskussion Transatlantische ViennaUP’22: 10.000 Besucher Wie Industrieunternehmen die mit BDI-Präsident Russwurm Seite 2 Zusammenarbeit fördern Seite 4 aus 67 Nationen Fachkräfte-Situation einschätzen Seite Seite10 5
international corner v.l.n.r. hinten: Mitterbauer, Neumayer, Birtel, Koren, Löwy; v.l.n.r. vorne: Kocher, Gewessler; Habeck, Klor-Berchtold Deutscher Vizekanzler Habeck zu Gast im Haus der Industrie Gipfeltreffen der Politik und Wirtschaft zum Austausch über die aktuelle Energiekrise. A uf Einladung der Deutschen frastruktur standen im Mittelpunkt der te Delegationsleiter und Vizepräsident der Handelskammer in Österreich Gespräche, an auch Energieministerin Le- Industriellenvereinigung F. Peter Mitterbau- (DHK) und der Industriellenver- onore Gewessler und Wirtschaftsminister er abermals eine fossile Übergangsstrategie: einigung (IV) kam Vizekanzler, Martin Kocher teilnahmen. Denn die ak- „Deutschland ist nicht nur die größte euro- Wirtschafts- und Klimaschutz- tuelle Situation ist für die österreichische päische Volkswirtschaft, sondern auch unser minister der Bundesrepublik Deutschland, Industrie im höchsten Maße bedrohlich. In wichtigster Handelspartner. Die Politik, ge- Robert Habeck zu einem Energie-Round- Österreich gehen rund 50 Prozent des Ge- rade auch die Energiepolitik der deutschen Table in exklusiver Runde mit den Spitzen samtgasbedarfs – anders als in Deutsch- Bundesregierung, ist für den ganzen Konti- der österreichischen wie deutschen Indust- land mit rund 30 Prozent – in die Industrie. nent maßgeblich, insbesondere in der aktuell Vizekanzler Habeck beim Gipfeltreffen rieunternehmen zusammen. Der Austausch Dazu kommt, dass der Anteil an russi- sehr angespannten und sich vermutlich wei- fand im Rahmen seines eintägigen Wien- schem Gas in Österreich rund 80 Prozent ter zuspitzenden Energieversorgungs- und terbauer, denn: „Niemand kann heute sagen Besuches Mitte Juli im Haus der Industrie beträgt. In anderen Worten: Die heimische Energiepreissituation. Es braucht für Öster- ob, wann und in welchem Ausmaß die rus- am Schwarzenbergplatz statt. Industrie ist anteilsmäßig noch mehr von reich eine fossile Übergangsstrategie, mittels sischen Gaslieferungen in gewohnter Form den drohenden Entwicklungen betroffen derer auch im Falle eines Gas-Lieferstopps aufrechterhalten werden können. Diese Si- Aktuelle Themen, wie die Energieversor- als die deutsche Industrie in ihrer Ge- die Energieversorgung für die nächsten Mo- tuation ist für die österreichische Industrie gungssicherheit und der Ausbau der In- samtheit. Vor diesem Hintergrund forder- nate und Jahre sichergestellt wird“, so Mit- in höchstem Maße bedrohlich.“ Anregende Diskussionen und Ehrungen im Bundesvorstand im Juni D ie Sitzung des Bundessvor- zu bleiben und möglichst die Katastrophe standes im Juni stand dieses zu vermeiden“. Mal unter dem Zeichen der Halbzeit – so wurde die Zeit Staffelübergabe in Oberösterreich: genutzt, um gemeinsam über Pierer folgt auf Greiner Erreichtes Resümee zu ziehen, über aktu- Im Rahmen des BUVO wurde der langjährige elle Herausforderungen zu diskutieren und Präsident der IV-Oberösterreich Axel Greiner Visionen für die Zukunft vorzustellen. geehrt und sein Nachfolger Stefan Pierer als neuer Präsident herzlich willkommen gehei- Als Gast durften wir Siegfried Russwurm, ßen. Die Industrie-Familie nutzte die Gelegen- Präsident des Bundesverbandes der deut- heit, um Axel Greiner für sein Engagement und schen Industrie in Wien begrüßen. Die ak- seine Verdienste als Präsident der IV-Oberös- tuelle Situation und das Krisenmanagement terreich zu danken. Während seiner Amtszeit der beiden Regierungen dominierte die De- sind zahlreiche Erfolge gelungen, wie etwa batte. So meinte IV-Präsident Georg Knill: eine massive Steigerung der F&E-Ausgaben, „Wir würden uns mehr Habecks wünschen der Ausbau von MINT-Ausbildungsplätzen hier in Österreich“, also konkret ein Krisen- und der Startschuss für die TU Linz. management, das mehr Kommunikation be- inhaltet, Pragmatismus und mehr Lösungs- 50 Jahre BuVo-Mitgliedschaft ansätze. Auch der Chef des deutschen Ehrenpräsident Peter Mitterbauer Schwesternverbandes Russwurm meinte, Eine weitere Ehrung ging an Ehrenpräsident seine Regierung mache es „für die Rahmen- Peter Mitterbauer für sein außergewöhn- bedingungen ganz gut“. Jedoch lehnte er liches Engagement in den vergangenen 50 den Vergleich beim Abbau der Abhängigkeit Jahren. Auch als IV-Landespräsident und Fotos: Voice Agency, IV/Schweitzer von Gas zwischen Österreich und Deutsch- Präsident der Bundesorganisation hat Ehren- land ab, da dürfe man „nicht Äpfel mit Bir- präsident Peter Mitterbauer die Industriel- nen vergleichen“ und solle „nicht mit Zah- lenvereinigung und den Wirtschaftsstandort IV-Präsident Georg Knill mit Siegfried Russwurm IV-Präsident Georg Knill mit Ehrenpräsident len spielen“. Es gehe darum, „im Gespräch entscheidend geprägt. Peter Mitterbauer 2 Juli | August 2022 | iv-positionen
Leitartikel/Aktuelles Der Standort WIR GRATULIEREN ZUR VERLEIHUNG DER EHRENZEICHEN braucht Energie Ein umfassendes Konzept für den Notfall und ein Energiemasterplan sind alternativlos. D as standort- und energiepoli- ökonomisch zu denken, weil die Auswir- IV-MEINUNG tische Zukunftsszenario lässt kungen auf alle Bereiche gravierend sein sich in wenigen Worten be- werden. Moderne Energiepolitik muss Kli- Großes Goldenes Ehrenzeichen der Republik schreiben: Fließen nur mehr maschutz, Wettbewerbsfähigkeit und Ver- Österreich für Vizepräsidentin Dipl.-Ing. reduzierte Mengen oder gar sorgungssicherheit gleichermaßen berück- Dr. Sabine Herlitschka, MBA kein Gas mehr nach Europa und Österreich, sichtigen. Sonst können ehrgeizige, aber dann befinden wir uns in einer Krise, wie wir grundsätzlich richtige Ziele nicht erreicht sie seit dem 2. Weltkrieg nicht mehr erlebt werden. Strategien, wie etwa die präsentier- haben. Inklusive massiver Konsequenzen für te Wasserstoff-Strategie sind erste Schritte, Wertschöpfung, Arbeitsplätze und Lebens- die rasch konkretisiert und in die Realität bedingungen in Österreich. Da reicht es umgesetzt werden müssen. Wenn wir bis nicht, wenn die Regierung die Entwicklung 2030 100 Prozent des elektrischen Stroms nur beobachtet. Und da ist es vollkommen aus erneuerbarer Energie beziehen wollen, inakzeptabel, wenn sich manche über den dann muss der Startschuss jetzt fallen – und vermeintlichen Turbo-Effekt der Versor- nicht irgendwann. gungskrise für das Projekt der Energiewen- de freuen. Österreich muss den Tatsachen Wir müssen endlich vom Reden und Analy- Großes Silbernes Ehrenzeichen der Republik ins Auge sehen: 1. Der Standort braucht sieren ins strategisch fundierte Tun kommen. Österreich für Mag. Elisabeth Eva Engel- brechtsmüller-Strauss für Wertschöpfung und Arbeit Energie. Mit der Änderung des Gaswirtschaftsgeset- 2. Gas aus Russland ist kurz- und mittel- zes und der Novelle des Energielenkungs- fristig definitiv nicht vollständig substituier- gesetzes haben Bundesregierung und bar. 3. Die Klima- und Energiewende kann Nationalrat erste Schritte in Richtung nur als Transformationsprozess mit der und Rechtssicherheit gesetzt. Aber ohne klares nicht gegen die Wirtschaft gelingen. Was Notfallkonzept und ohne einen ökonomisch Österreich jetzt (endlich) braucht, sind ein abgesicherten Energie-Masterplan steht kurzfristiger Notfall- und ein mittelfristiger unsere Energiezukunft auf mehr als wacke- Energie-Masterplan. ligen Beinen. Das können und dürfen wir uns im Interesse von Wertschöpfung und Kurzfristig gilt: Ein Gaslieferstopp muss auf Arbeitsplätzen in Österreich nicht leisten. jeden Fall vermieden werden. Wenn es zu Goldenes Ehrenzeichen des Landes OÖ für einer Energiemangellage kommt, braucht Ihr DDr. Rauscher es klare Prioritäten auch im Interesse des Standorts und seiner Arbeitsplätze. Öster- reich muss alle Hebel in Bewegung setzen, damit die Industriebetriebe nicht Opfer der Krise werden. Mittelfristig geht es darum, das Projekt Christoph Neumayer, der Klima- und Energiewende endlich IV-Generalsekretär Die Redaktion weist darauf hin, dass Redaktionsschluss der vorliegenden Ausgabe der iv-positionen der 13. Juli war. Aktuelle Informationen über spätere Entwicklungen im Zusammenhang mit der russischen Invasion in der Ukraine finden Sie unter: www.iv.at Goldenes Ehrenzeichen des Landes OÖ für Dipl.-Chem. Dr. Axel Greiner AKTUELLES IN KÜRZE POSTING DES MONATS GRAFIK DES MONATS ZAHL DES MONATS Laut einer Schnellschätzung der Statistik Aus- Einführung des Euro erreicht. Der harmoni- 48.300 tria klettert die Inflation in Österreich weiter sierte Verbraucherpreisindex (HVPI) stieg laut und erreicht voraussichtlich ein neues Hoch vorläufiger Schnellschätzung gegenüber dem von 8,7 Prozent. Das ist der höchste Wert Vorjahresmonat ebenfalls um 8,7 Prozent. seit September 1975 - also seit fast mehr als Gegenüber dem Vormonat stieg das Preis- 47 Jahren. In der Eurozone sind die Verbrau- niveau laut HVPI um 1,2 Prozent. Die wesent- OFFENE STELLEN cherpreise im Juni um 8,6 Prozent gestiegen, lichen Treiber der Inflation sind insbesondere IM PRODUZIERENDEN SEKTOR damit wurde die höchste Inflation seit der Gastronomie und Beherbergung. Der Fachkräftemangel wird zunehmend zu einem Arbeitskräftemangel und zieht sich mittlerweile durch fast alle Branchen. Wenn man den Vergleich zieht, so haben sich die Inflationstreiber Quelle: Statistik Austria, Handelspartner, Jänner – Dezember 2020 offenen Stellenangebote im produzieren- Periode 2011-2020, Teuerung in % den Sektor in den letzten zehn Jahren bei- nahe vervierfacht. 30 25 Derzeit sind im produzierenden Sektor beim AMS über 48.300 offene Stellen und ca. 20 3.250 offene Lehrstellen gemeldet. Im Ver- gleich dazu waren vor zehn Jahren (2012) 15 noch circa 12.800 offene Stellen und ledig- Fotos: Philipp Horak, BMDW/Holey, Land OÖ/Mayrhofer, IV OÖ 10 lich circa 750 offene Lehrstellen gemeldet. Technische Berufe und Jobs in der Industrie 5 sind dabei äußerst attraktiv. Es handelt sich dabei um zukunftsfitte und sehr gut be- 0 zahlte Arbeitsplätze. Es gibt außerdem gute g, ge ät e re n ng m ie un e eu er wa gu no id huh rz sg s er ro Weiterentwicklungs- und Aufstiegsmöglich- k l e c Fa h a l t alt er b st Be S ush ush Be h Ga keiten für die Mitarbeiter. Ha Ha Juli | August 2022 | iv-positionen 3
Wirtschaftspolitik Transatlantische Zusammenarbeit forcieren Bei Gesprächen mit hochrangigen US-Vertretern betonte IV-Vizepräsident F. Peter Mitterbauer die Wichtigkeit eines transatlantischen Handels- und Investitionsabkommens. I m Rahmen der zweitägigen Washing- Enge Beziehungen zwischen ton-Reise von IV-Vizepräsident Peter USA und Österreich Mitterbauer standen neben fairem Han- Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen del, Klimaschutz und WTO-Reform u.a. den USA und Österreich sind eng: Die USA auch die politischen und ökonomischen sind nach Deutschland und Italien der dritt- Auswirkungen der Invasion Russlands in der wichtigste Warenexportmarkt für Öster- Ukraine im Mittelpunkt der Gespräche mit reich (11,10 Mrd. Euro). Exportiert werden Vertretern aus Wirtschaft und Politik. hauptsächlich Maschinen, Fahr-zeuge und Getränke; importiert unter anderem phar- mazeutische Erzeugnisse, Fahrzeuge und Maschinen. Von den 800 in den USA aktiven INFORMATION österreichischen Unternehmen, sind etwa 250 in der verarbeitenden Industrie tätig. Die USA sind nach Deutschland und Ita- Rund 335 US-Unternehmen sind in Öster- lien der drittwichtigste Warenexportmarkt reich präsent, US-Investitionen in Österreich für Österreich. Rund 50.000 Arbeitsplätze sichern 16.600 Arbeitsplätze. F. Peter Mitterbauer absolvierte mehrere in den USA werden durch österreichische Arbeitstermine in Washington, D.C. Jayme White (US-Handelsbehörde USTR) Investitionen gesichert. Der Abschluss Exporte fördern und eines transatlantischen #Handelsabkom- Standards setzen transatlantischen Handelsab-kommens bleibt Technologierates (TTC) aus, um eine Beseiti- mens bleibt daher wesentliches Ziel für die „Die engen Beziehungen zwischen den USA wesentliches Ziel für die heimische Indust- gung von Handelsschranken und eine besse- heimische #Industrie. Es würde Exporte und der Europäischen Union bilden das rie. Es würde Exporte fördern und weltweit re Abstimmung in Fragen des internationalen weiter fördern und weltweit Standards stabile Fundament für die ausgezeichnete Standards in vielen Bereichen setzen. Die Wettbewerbs zu ermöglichen. Aktuell hat in vielen Bereichen setzten. Auch die wirtschaftliche Zusammenarbeit von Mil- internationale Zusammenarbeit mit den USA die EU 46 aktive Handelsabkommen mit internationale Zusammenarbeit mit den lionen von Menschen. Auch für Österreich sollte verstärkt werden. Es gilt mehr denn 74 Ländern. Derzeit finden Verhandlungen USA sollte verstärkt werden, denn es gilt sind die USA von enormer wirtschaft-licher je, globale Herausforderungen gemeinsam unter anderem mit Australien, Neuseeland mehr denn je, globale Herausforderungen Bedeutung, wie die Handels- und Investi- zu lösen“. Mitterbauer sprach sich in diesem und Indonesien statt. Mit Indien sollen die gemeinsam zu lösen. tionszahlen zeigen“, so Mitterbauer. Er stell- Zusammenhang auch für die Unterstützung Gespräche nach neun Jahren Pause wieder te einmal mehr klar: „Der Abschluss eines der Gespräche im Rahmen des Handels- und aufgenommen werden. Forschungsprämie: IV-Forderung „Teilbescheid“ erfolgreich umgesetzt! D ie Forschungsprämie ist zusam- IV nachdrücklich die Umsetzung des men mit der direkten F&E-För- „Teilbescheids“ und damit die Schaf- derung ein wesentliches Instru- fung der Möglichkeit einer Auszahlung ment zur Stärkung des FTI-Standortes. unstrittiger Teile des Forschungsprä- Durch sie werden F&E-Aktivitäten in mienantrags. Dies konnte nun mit dem Österreich forciert und zusätzlich F&E Anfang Juli im Nationalrat beschlosse- aus dem Ausland nach Österreich ge- nen Abgabenänderungsgesetz 2022 holt. F&E ist entscheidend, um Unter- erfolgreich umgesetzt werden. Gerade nehmen zukunftsfit und krisenresilien- in wirtschaftlich angespannten Zeiten ter zu machen. Ein Standort braucht ist dies eine erhebliche Hilfestellung, innovative Unternehmen, um die Tech- um die Liquidität der Unternehmen nologiesouveränität voranzutreiben und zu erhöhen. Erfreulicherweise wird es erhebliche Beschäftigungs- und Wert- darüber hinaus künftig möglich sein, schöpfungssteigerungen zu erzielen. einen fiktiven Unternehmerlohn in die Bemessungsgrundlage der For- Um mehr Planungs- und Rechtssicher- schungsprämie einzubeziehen, was heit zu erlangen sowie Verwaltungs- insbesondere jungen und kleineren verfahren zu reduzieren, forderte die Unternehmen zugutekommt. Klimaschutz als oberste Prämisse des Rechtsstaats? Hochkarätige Juristen-Runde diskutierte rechtspolitische Fragestellungen der Klima- und Energiewende. D ie Energiewende erfordert Rabl (ecolex), RA Dr. Zehetner (KWR Rechts- zahlreiche Problempunkte aufweist. Klima- ein Teil dieser Symboldebatte, die jedoch neben technologischen Inno- anwälte) und Prof. Bergthaler (JKU Linz). Die ziele seien politisch und gesellschaftlich nichts an den CO2-Emissionen ändert. Laut vationen auch die richtigen Veranstaltung am Juridicum fand in Koope- natürlich nachvollziehbar, deren Veranke- den Experten sei angesichts der langsamen Impulse aus der Politik. Zu den ration mit IV, der Landwirtschaftskammer rung in der Verfassung wäre aus rechtlicher UVP-Verfahren und des schleppenden Fort- Fotos: AdobeStock, IV/Löwy rechtlichen Aspekten rund um und Wirtschaftskammer statt. Sicht jedoch bedenklich. Denn damit würde schritts in der Energiewende vielmehr De- das Thema Klimaschutz diskutierten daher der Klimaschutz über andere, ebenso not- regulierung das Gebot der Stunde. Die Dis- am 5. Juli die Juristen Prof. Piska (Uni Wien), Die Experten waren sich einig, dass der wendige Grundrechte gestellt werden. Die kutanten waren sich einig, dass man hier bei RA Dr. Müller (Dorda Rechtsanwälte), RA Dr. aktuelle Entwurf des Klimaschutzgesetzes Klimaneutralität im Verfassungsrang sei der Wurzel des Problems ansetzen müsse. 4 Juli | August 2022 | iv-positionen
Bildung und Industrie Kindertag der Industrie – wir verändern die Welt mit Technologie und Digitalisierung! 1.100 Kinder zu Gast beim Kindertag der Industrie (KIDI): Zur spielerischen Vermittlung naturwissenschaftlicher und technischer Inhalte veranstaltet die IV Jährlich den KIDI und bietet damit spannende Einblicke in die Welt der Technik. K ann man Strom selbst erzeugen? und Digitalisierung ergeben. Dies gilt nicht Wie funktionieren eigentlich nur in persönlicher und beruflicher Hinsicht, Spielkonsolen? Wie werden Me- wo große Chancen vor allem für interes- dikamente hergestellt? Was ha- sierte Mädchen warten, sondern auch, was ben Baustoffe mit einer besseren das Potenzial zur Lösung der großen gesell- Welt zu tun? Wozu braucht man eigentlich schaftlichen Herausforderungen der Zukunft Leiterplatten? Kann man mit flüssigem Stick- angeht. Ganz nach dem Motto: Wer MINT stoff „Frozen Yogurt“ herstellen? Diesen und kann, kann die Welt verändern! vielen weiteren spannenden Fragen gingen über 1.000 Kinder in der letzten Schulwo- Ein besonderes Angebot gab es dieses Jahr che vor den Sommerferien beim Kindertag auch für geflüchtete Kinder aus der Ukraine, der Industrie (KIDI) auf den Grund. Der KIDI in Kooperation mit dem Österreichischen fand heuer bereits zum 9. Mal im Haus der Integrationsfonds (ÖIF). Industrie in Wien statt. Ursprünglich als rei- ne Präsenzveranstaltung konzipiert, gibt es den KIDI seit dem letzten Jahr auch in einer ergänzenden digitalen Variante, die in den Bundesländern umgesetzt wird. Die Kernidee beider Konzepte ist, Kindern und Jugendlichen im Alter von 6 bis 14 Jahren in verschiedenen, von Unternehmen durchgeführten Junior-Labs die Welt der Industrie näherzubringen und Wissen zu verschiedenen Tätigkeitsfeldern in Unter- nehmen zu vermitteln. Und zwar persön- lich, hands-on und mit allen Sinnen. Haupt- augenmerk der Junior-Labs liegt dabei auf den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) sowie auf „Industrie 4.0“ und den vielschichtigen Möglichkeiten, die sich durch Technologie MINT – Bildung als Schlüssel zur Zukunft Knapp 500 Bildungseinrichtungen tragen bereits das begehrte MINT-Gütesiegel M itte Juni erstrahlte der große in Mathematik, Informatik, Naturwissen- „MINT-Schulen“ und „MINT-Kindergärten“ naturwissenschaftlich-technische Bildung Festsaal im Haus der Indus- schaften und Technik (MINT) vergeben sind sie auf der MINT-Landkarte unter von morgen diskutiert. Das Kinderorches- trie wieder ganz in „mint“, wird, ist auch nach sechs Ausschreibungs- www.mintschule.at sichtbar. ter der Johann Sebastian Bach Musikschule als Bildungsminister Mar- runden ungebrochen hoch. Neben den 61 Wien sowie „Chemie on Tour“ bereicherten tin Polaschek, IV-Präsident Bildungseinrichtungen, die zum ersten Mal Die jährliche MINT-Gala in Wien ist inzwi- das bunte Programm der MINT-Gala mit Georg Knill, Vizerektorin Evelyn Süss-Ste- ausgezeichnet wurden und im Rampen- schen zur „Institution“ und zum Knoten- stimmungsvollen Showacts, bevor die anwe- pancik (PH Wien) und Vizepräsident Ha- licht der MINT-Gala standen, konnten sich punkt des MINT-Geschehens in ganz Öster- senden Gäste mit einem exklusiven MINT- rald Pflanzl (Wissensfabrik Österreich) das weitere 102 Kindergärten und Schulen für reich geworden. Ein Event, bei dem nicht nur Buffet und MINT-Bier überrascht wurden, begehrte „MINT-Gütesiegel 2022-2025“ eine Re-Zertifizierung qualifizieren. Die- innovative Bildungseinrichtungen öffentlich ganz nach dem Motto: Mit MINT lässt sich verliehen. Zum ersten Mal seit Beginn der se werden in den nächsten Monaten bei ausgezeichnet und zum leuchtenden Vorbild die Welt verändern! Pandemie konnte die „MINT-Gala“ dabei Festveranstaltungen in den Bundesländern für andere werden. Die Veranstaltung bildet wieder vor 250 geladenen Gästen über die durch IV-Landesgruppen und Bildungs- zunehmend auch den feierlichen Rahmen, Bühne gehen. direktionen ausgezeichnet. In Summe innerhalb dessen die MINT-Community WEBTIPP sind aktuell 492 Bildungseinrichtungen aus Politik, Unternehmen, Wissenschaft Mehr Informationen finde Sie unter Die Nachfrage nach dem Qualitätslabel, in Österreich berechtigt, das MINT-Gü- und Verwaltung gemeinsam mit Praktikern www.mintschule.at das für begeistertes Lernen und Lehren tesiegel zu tragen. Als ausgezeichnete aus Kindergärten und Schulen über die Fotos: Hans leitner, Markus Prantl Juli | August 2022 | iv-positionen 5
Coverstory Halbzeit! Fordernd wie nie waren die Rahmenbedingungen für die Arbeit des 2020 angetretenen IV-Präsidiums. Im Halbzeit-Interview zieht IV-Präsident Georg Knill Bilanz – und erklärt seine Pläne bis 2024. Corona-Pandemie, Regierungsumbildungen, samen Maßnahmen wie die Strompreis- Das Problem weitet sich für den gesamten Reform der RWR-Karte ist ein wichtiger Ukraine-Krieg, historische Teuerung, Energie- kompensation und der Direktzuschuss für Standort und über alle Branchen aus. Wenn Schritt in die richtige Richtung, damit die krise, Arbeitskräftemangel – turbulentere energieintensive Unternehmen. Das sind Aufträge nicht angenommen werden kön- Betriebe zu Schlüsselkräften kommen. Dem Rahmenbedingungen für ein IV-Präsidium gemeinsam über 700 Millionen, die jetzt müssen weitere Schritte folgen: Frauen und als jene in den vergangenen zwei Jahren wirksam werden. Wir fordern natürlich ältere Personen müssen ebenso besser für sind eigentlich nicht vorstellbar… eine Ausweitung über 2022 hinaus, denn die Energiekrise ist mit Jahresende nicht „Wir brauchen den Arbeitsmarkt mobilisiert werden, wie Nein, wirklich nicht! Umso erfreulicher ist Jüngere für Berufsausbildungen. Knapp es, dass wir in diesen beiden Jahren einiges beendet. Auch die steuerfreie Mitarbeiter- eine umfassende jedes dritte Unternehmen strebt laut aktu- erreichen konnten, wie beispielsweise mas- prämie ist in Zeiten des Fachkräftemangels ellem IV-Konjunkturbarometer die Anstel- sive Entlastungen für unsere Betriebe und als wertschätzendes Instrument durchaus Fach- und Arbeits- lung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbei- deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. wesentlich. Zum anderen sind die struktu- ter an. Das heißt: Unsere Betriebe wollen Durch einmalige Maßnahmen gab es be- rellen Maßnahmen, wie die Abschaffung der kräftestrategie Arbeitsplätze schaffen, finden aber nicht reits eine Entlastung von über 37 Milliarden Euro. Maßnahmen wie die schrittweise Sen- kalten Progression mit einem Volumen von 16,5 Mrd. Euro bis 2026 und die weitere zur nachhaltigen die passenden Personen. Hier besteht auch Handlungsbedarf bei der geplanten Ar- kung der KÖSt und die Senkung der Lohn- nebenkosten bringen ein jährliches Entlas- Senkung der Lohnnebenkosten um drei bis vier Milliarden Euro im gleichen Zeitraum Bekämpfung des beitsmarktreform. Wir brauchen jedenfalls eine umfassende Fach- und Arbeitskräfte- tungsvolumen von circa 3,5 Milliarden Euro. wichtige Schritte. Bei den Lohnnebenkosten sind natürlich weitere Senkungen geboten, Fachkräftemangels.“ strategie zur nachhaltigen Bekämpfung des Entlastung gerade in herausfordernden Zei- Mangels. Das ist auf unserer Agenda ganz ten ist und bleibt das Gebot der Stunde für um auch zukünftig unsere Wettbewerbsfä- weit oben. Georg Knill, eine erfolgreiche Industrie. higkeit zu sichern. IV-Präsident Was erwarten Sie sich außerdem für Das Entlastungspaket der Bundesregierung Sie haben den Fachkräftemangel angespro- die zweite Hälfte Ihrer Amtsperiode von bringt weitere Maßnahmen, die die Hand- chen, der sich nach der Corona-Pandemie zu der Politik? schrift der Industrie tragen. Was war Ihnen einem Arbeitskräftemangel weiterentwickelt. nen, weil das Personal fehlt, verschlech- Vor allem Augenmaß und wirtschaftspoli- besonders wichtig? Wie kommen die Industriebetriebe zu den tert das unsere Wachstumschancen mas- tische Vernunft. Wozu es auf keinen Fall Zum einen natürlich die kurzfristig wirk- Mitarbeitern, die sie brauchen? siv. Die von uns nachdrücklich geforderte kommen darf, sind neue Belastungen. Die Foto: Alexander Müller
Coverstory Vermögenssteuervorschläge der jüngeren mit Angela Merkel, Sebastian Kurz, allen Vergangenheit sind ebenso unverantwort- Regierungsmitgliedern oder mit Ministern lich wie Belastungen unter dem Vorwand in Zentral- und Osteuropa. Das persönli- des Klimaschutzes. In der Energiepolitik che Gespräch ist und bleibt ein wichtiges muss die Regierung endlich ihre Hausauf- Instrument unserer Interessenvertretung. gaben machen. Zum raschen Ausbau der Energieinfrastruktur gibt es keine Alterna- Wie wird sich die IV als Interessen- tive. Wer Energiewende sagt, muss auch vertretung weiterentwickeln? für eine rasche Beschleunigung bei den Unser Ziel sind Vertiefung und die Posi- Wichtige IV-Erfolge 2020-2022 Verfahren sorgen. Und natürlich muss die tionierung der IV als moderne Netzwerk- Politik auch mehr Effizienz durch Struk- organisation. Deshalb werden wir auch auf einen Blick (Auswahl) turreformen schaffen. Geld ist schließlich im Herbst das neue IV Media Center er- nicht abgeschafft. öffnen. Bei aller notwendigen Verstärkung • Senkung der Körperschaftssteuer der Kommunikation und Außenwirkung ist • Senkung Lohnnebenkosten um insgesamt 0,3% (1,3 Milliarden Euro bis 2026) Sie haben es in Ihrer bisherigen Amtszeit mir aber auch die inhaltliche Grundlagen- mit drei Kanzlern und auch mit drei arbeit sehr wichtig. Deshalb haben wir uns • Abschaffung der kalten Progression (16,5 Millionen Euro bis 2026) Gesundheitsministern zu tun gehabt. bereits zu Beginn meiner Amtszeit der Er- Was bedeutet das für die politische stellung einer umfassenden Strategie für • Strompreiskompensation (235 Millionen Euro) Interessensvertretung? den Standort Österreich gewidmet. Unsere • Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte Wir sind als Industriellenvereinigung ex- Task Force zum Standortfaktor Energie hat zellent aufgestellt und haben trotz aller ebenso wertvolle Grundlagen geschaffen, • Direktzuschüsse für energieintensive Unternehmen (500 Millionen Euro) politischen Umbildungen immer einen in- die wir jetzt interessenpolitisch ausspielen. • Novellierung Energielenkungsgesetz für Klarheit im Notfall tensiven Austausch mit möglichst vielen re- Wer aus der Industrie kommt, weiß: Erfolg levanten Stakeholdern gepflegt. Ich selbst braucht ein starkes Fundament. Das bau- • Aus für existenzbedrohende Mehrfachstrafen im Lohn- und Sozialdumping- habe in den vergangenen zwei Jahren rund en wir auch in der Industriellenvereinigung Gesetz (Kumulationsprinzip) 500 IV-Termine wahrgenommen – etwa stetig aus. Juli 2022 | iv-positionen 7
Bildung und Forschung „Wir müssen uns auf die Zukunft vorbereiten und sie gestalten!“ Axel Kühner, Vorsitzender des IV-Ausschusses für Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik im Gespräch Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik ist der Staatswesens und der Zukunft des Human- wirtschaftlichen Regionen hin auszubauen. neue Ort in der IV, um über die Fragen der kapitals gewidmet. Besonders interessant Österreich ist eine kleine Volkswirtschaft, Zukunft, die Herausforderungen für Wirt- vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges hat aber eine wichtige Rolle, wenn es um schaft und Gesellschaft und den Beitrag der war in unserer letzten Sitzung die Diskus- die unter Druck geratenen Werte in den Industrie zu ihrer Bewältigung zu diskutie- sion mit drei hochkarätigen Speakern zur Nachbarstaaten und um die Integration der ren. Gleichzeitig wollen wir einen guten Mix Frage „Zeitenwende in Europa. Wie kann die Westbalkan-Staaten geht. aus aktuellen Entwicklungen und dadurch Zukunft gelingen?“ notwenigen Maßnahmen einerseits und Was nehmen Sie sich noch vor? mittel- bis längerfristigen Strategien ande- Was ist Ihre Conclusio aus der Wir wollen grundsätzlich intensiver die rerseits bearbeiten. Wir wollen uns mit dem Diskussionzur Zukunft Europas? notwendigen Voraussetzungen, sowie die Ausschuss aber auch sehr grundsätzlichen Europa ist ein wichtiger und mächtiger Wirt- Wechsel- und Folgewirkungen, die von be- Fragestellungen, die unseren Ordnungsrah- schaftsraum. Diese Marktmacht müssen wir stimmten Zielsetzungen in diversen Politik- men betreffen, widmen. Es ist ein Ort zum im System- und Großmächtekonflikt klug feldern ausgelöst werden können, verste- Nachdenken, Reflektieren und Planen über einsetzen und entschieden handeln. Um die hen und diskutieren. In der Herbstsitzung das interessenspolitische Tagesgeschäft hin- wirtschaftliche Stärke Europas zu erhalten, werden wir uns der Inflation und dem Sze- aus. Der Ausschuss verschränkt wirtschafts- sollten wir in der Technologie-Entwicklung nario Stagflation widmen und uns anschau- und gesellschaftspolitische Themen und be- aufholen, auf Zukunftstechnologien setzen en, wie wir uns darauf wirtschafts- und ge- trachtet sie nie getrennt voneinander. und unser Gewicht in der Standardsetzung sellschaftspolitisch vorbereiten können. halten. Das ist wichtig, weil die Frage der Auf welche Themen setzen Sie im Ausschuss? Regulierungskraft damit verbunden ist, Zu Beginn hat der Ausschuss sehr intensiv welche Form der Gesellschaft, Wirtschaft ZUR PERSON an der neuen Industriestrategie gearbeitet, und Demokratie wir im digitalen Zeitalter Axel Kühner steht seit 2010 als erster mit einem Fokus auf Standort, Digitalisie- vor Augen haben. Eine der entscheidenden externer CEO an der Spitze des weltweit Herr Kühner, Sie leiten seit Herbst rung, Arbeitsmarkt und Gesellschaftspolitik. Fragen für Europa wird außerdem sein, ob erfolgreichen Familienunternehmens, 2020 den Ausschuss für Wirtschafts- Die Auseinandersetzung mit Zukunfts- neue Energie-Technologien weltweit ex- des Kunst- und Schaumstoffproduzenten und Gesellschaftspolitik. szenarien ist nach wie vor der rote Faden. portiert werden können. Insgesamt müssen Greiner AG. Seit Herbst 2020 ist er Welche Ziele verfolgen Sie damit? Wir haben uns gemeinsam mit zahlreichen wir auf jeden Fall diversifizieren und exzes- Vorsitzender des Ausschusses für Wirt- Unsere Wirtschaft und Gesellschaft be- Expertinnen und Experten aus verschie- sive Abhängigkeiten reduzieren. Das wird schafts- und Gesellschaftspolitik. Davor finden sich in einer Transformation, die denen Fachrichtungen und durchaus auch etwas kosten. Was wir tun können, ist die lenkte er für zwei Jahre den IV-Ausschuss durch die aktuellen multiplen Krisen noch mit unterschiedlichen Weltanschauungen Handelsliberalisierung, die preisdämpfend für Bildung und Gesellschaft. weiter beschleunigt wird. Der Ausschuss für den Themen der Neuorientierung des und wohlstandsfördernd wirkt, zu anderen AKTUELLES IN KÜRZE Ausgezeichnete unternehmerische Verantwortung E s klingt ein bisschen wie aus dem Mär- Menschen betroffen. Besonders in länd- chen: Die Rabmer Gruppe verwandelt lichen Gebieten ist eine standardisierte Abwasser in saubere Energie. Das geht Wundversorgung nach medizinischen so: Abwasser aus Dusche, Küche und WC Mindestkriterien oft nicht gewährleistet. fließt mit bis zu 30 Grad durch die Kanä- Werden Wunden nicht adäquat versorgt, le. Das Unternehmen aus Oberösterreich kann das zu chronischen Erkrankungen nutzt diese Wärme aus den Eingeweiden und im schlimmsten Fall zu Amputationen der Städte, um Gebäude und ganze Siedlun- oder Tod führen. Wenn jedoch gut ausge- gen zu heizen, zu kühlen und mit sauberem bildete Krankenpfleger ins Haus kommen, Warmwasser zu versorgen. Das Gute daran: kann menschliches Leid verhindert und Abwasser ist rund um die Uhr verfügbar und auch volkswirtschaftliches Vermögen er- kostet nichts. Zu den Kunden gehören klei- spart werden. Lohmann & Rauscher bot nere Gemeinden, aber auch die Stadt Wien. mit einer malaysischen Universität einen Diese Innovation wurde in der Kategorie Postgraduierten-Diplomkurs Wundpfle- Klimaschutz ausgezeichnet. ge-Management und einen Wundpflege- Management-Grundkurs an. In der Kategorie Internationales Engage- ment gewann der Healthcare-Spezialist Der TRIGOS zeigte einmal mehr auf, wie Lohmann & Rauscher mit seinem Projekt Unternehmensverantwortung in Kombi- Mittelbeschluss zu FTI-Schwerpunkten „Empowerment und Training für Wund- nation mit Innovationskraft zu einer nach- management in Malaysia”. Chronische haltigen Zukunft beiträgt. Die IV gratuliert des „Fonds Zukunft Österreich“ 2022 Wunden sind weltweit ein Problem, al- den Gewinnern sowie den Nominierten D lein in Malaysia sind rund 1,3 Millionen des TRIGOS sehr herzlich! er Fonds Zukunft Österreich hat schungsgesellschaft (CDG) 14,8 Mio. Euro erstmals Mittel zur Finanzierung und die Austria Wirtschaftsservice Gesell- von grundlagen- und anwen- schaft (aws) 12 Mio. Euro. Zudem wurden dungsorientierter Spitzenforschung aus- 15,6 Mio. Euro für den Schwerpunkt "Dis- geschüttet. Bereits zuvor hatten die drei ruptive/radikale Innovation" reserviert. Die- für Forschung zuständigen Ministerien se Mittel sollen über FFG, FWF und aws die strategischen Schwerpunkte für die vergeben werden. Mittelverwendung festgelegt. Insgesamt werden knapp 146 Mio. Euro für das lau- Erfreulich ist, dass für die Industrie beson- Foto: Christiam Huber Fotografie , AdobeStock, Alex Gotter fende Jahr zur Verfügung gestellt. Davon ders wichtige Schwerpunkte wie F&E im gehen 42 Mio. Euro an die Forschungsför- Halbleiterbereich, Künstliche Intelligenz, derungsgesellschaft FFG, 40 Mio. Euro an Digital Europe und CD-Labore gut dotiert den Wissenschaftsfonds FWF und 13 Mio. wurden. Wichtig ist jetzt, bei den reservier- Euro an die Österreichische Akademie der ten Mitteln themenoffene Erfolgsformate Alle TRIGOS Gewinner v.l.n.r.: Sandra Weinberger (TELE Haase Steuergeräte GesmbH), Wissenschaften (ÖAW). Weiters erhalten der angewandten Forschung zu berück- Anja Haider-Wallner (FreuRaum eG), Meinrad Ettengruber (GLS Gemeinschaftsbank eG), Ulrike Rabmer-Koller (Rabmer Gruppe), Diana Reuter (Gebrüder Woerle Ges.m.b.H), die Ludwig Boltzmann Gesellschaft (LBG) sichtigen und die konkreten Ausschreibun- Georg Votava (Lohmann & Rauscher GmbH), Kilian Kaminski (Refurbed GmbH) 8,56 Mio. Euro, die Christian Doppler For- gen rasch auf den Weg zu bringen. 8 Juli | August 2022 | iv-positionen
Junge Industrie Junge Industrie goes Brüssel N ach einer coronabedingten Implikationen die aktuellen Krisen und He- allem wieder einmal eine spannende Reise Pause ging es im Juni für die rausforderungen haben. Generaldirektor ins Herz der EU, bei dem erneut festgestellt Junge Industrie endlich wie- Markus Beyrer hat außerdem einen Einblick wurde, dass wir für zahlreiche Herausfor- der einmal nach Brüssel. Dabei gegeben, wie Interessensvertretung auf derungen ein gemeinsames und starkes konnten 14 Mitglieder der Jun- europäischer Ebene funktioniert. Alles in Europa brauchen. gen Industrie einen Blick hinter die Kulissen der EU-Institutionen werfen und europäi- sche Politik hautnah miterleben. Gerade in diesen herausfordernden Zeiten eine wich- tige Reise, um Hintergründe und Funktions- weisen der EU besser verstehen zu können. Bei der zweitägigen Reise wurde mit unter- schiedlichen Entscheidungsträgern von BusinessEurope, dem Europäischen Rat oder der Kommission, über europapoliti- sche Vorhaben und Herausforderungen diskutiert. Zentrales Thema war der russi- sche Krieg gegen die Ukraine, dessen Im- plikationen für Europa, aber natürlich auch Wir sind die energiepolitischen Auswirkungen und Risken für Österreich. Besonders spannend Teil der Lösung in diesem Zusammenhang war der Aus- Als Industrie – vom Start-up und tausch zum Thema Versorgungssicherheit der EU-Länder mit Piotr Serafin, Direktor Scale-up bis zum Großunternehmen für Energie und Infrastruktur vom General- – leisten wir einen wesentlichen sekretariat des Rates. Beitrag. Man muss uns nur lassen Aber auch andere zentrale Themen wurden Im Juni hat nach coronabedingter Pause diskutiert, zum Beispiel wie die strategische wieder einmal die JI-Reise nach Brüssel Souveränität Europas mittels europäischer stattgefunden – ein großes Danke an das Wettbewerbspolitik und Kartellrecht ge- IV-Büro Brüssel an dieser Stelle für die sichert werden kann, wie der Triolog zwi- Unterstützung bei der Organisation. Der schen Kommission, EU-Rat und Parlament zweitägige Einblick war eine spannende funktioniert, oder welche budgetären Gelegenheit, hinter die Kulissen zu blicken und zu erkennen, dass die EU nicht immer das träge Konstrukt ist, das man oft vor Augen hat. Es hilft enorm, im Herzen von Weg mit Innovationsbarrieren – wie kann Brüssel zu sein, um Vorgänge besser ver- stehen zu können – das heißt aber noch nicht immer, dass man sie inhaltlich teilt. Österreich Top-Gründerland werden? Mehr Fokus auf die wichtigen, strategi- schen Themen würde definitiv nicht scha- Drei wesentliche Rahmenbedingungen müssen durch den Staat geschaffen werden, um den. Das gilt gleichermaßen für die EU wie für innovative Jungunternehmen als Standort attraktiv zu sein: Zugang zu Markt, Finanzierung für die österreichische Politik. Es scheint, dass die geopolitischen Herausforderun- und Humankapital, meint gruppe1031-Experte Jordan Georgiev, Gründer von Asemply gen immer mehr werden, die Antworten D der Politik aber immer vager und weniger ie relativ kleine Marktgröße vereinfacht, würde sowohl die Prozesse be- des VS Fonds-Kapitals aus Pensionsfonds treffsicher. Es wird versucht, Verantwor- Österreichs wird durch den schleunigen als auch zu einer effizienten stammen, sind es in den USA 20 Prozent. tung bei möglichst vielen Themen abzu- Zugang zum EU-Markt und Verwaltung beitragen. schieben, andererseits werden Rahmenbe- den traditionell starken Auf- Beim Zugang zum Humankapital braucht es dingungen immer starrer. tritt in Osteuropa kompen- Im Bereich der Finanzierung punkten wir mit insbesondere verbesserte und digitalisierte siert, zudem können wir unsere Stärke als Förderprogrammen und einer ausgebauten Prozesse rund um die Rot-Weiß-Rot-Kar- Als Industrie füllen wir Lücken im System Testmarkt ausspielen. Dennoch sind wir Investoren-Community, die Mobilisierung te für Gründer und Mitarbeiter. Durch eine sowieso seit Jahren. Sei es bei der Schaf- im Ranking der Weltbank in der Kategorie von Risikokapital insbesondere in Seed, und neue Gesellschaftsform für Start-ups soll fung zusätzlicher Elementarbildungsplätze, „Starting a business“ nur auf Platz 127. So Late-Stage Runden ist aber noch nicht aus- zudem die Unternehmensgründung und die bei der Aus- und Weiterbildung unserer dauert die Gründung einer GmbH in Est- reichend. Um in diesen kritischen Phasen Mitarbeiterpartizipation attraktiver werden Lehrlinge oder bei der betrieblichen Pen- land durchschnittlich 3,5 Tage, während eine Abwanderung ins Ausland zu vermei- und Stock-Options Modelle erleichtern. sionsvorsorge. Wir überlegen uns Lö- dieser Wert in Österreich bei 21 Tagen liegt. den, müssen steuerliche Barrieren abgebaut sungen, wo die Politik keine findet, und Um hier aufzuholen, müssen Prozesse und werden. Die Abzugsfähigkeit einer Eigenka- investieren in Bereiche, die die Politik zu Interaktionen einem „digital first“ Prinzip pitalrendite würde die Bereitstellung privaten WEBTIPP wenig beachtet. folgen, zudem müssen Vergaberichtlinien Risikokapitals anregen. Ebenso sollten auch Weitere Details zu den Forderungen den Start-up-Markt besser berücksichti- institutionelle Investoren einen Teil des ver- Das gilt übrigens auch für die Energiewen- der gruppe1031 finden Sie auf gen. Ein „One-stop-Shop“ für Start-ups, walteten Vermögens in Risikokapital investie- de und den Klimaschutz. Als Unternehmen www.gruppe1031.at der alle Gründungsservices bündelt und ren dürfen. Während EU-weit acht Prozent sind wir an vorderster Front und überlegen regelmäßig, wie wir unseren Beitrag leisten können. Das gilt für viele unserer JI-Mit- IMPRESSUM glieder. Und dazu zählen die Traditionsbe- triebe der Jungen Industrie gleichermaßen wie die jungen innovativen Start-ups mit Herausgeber, Medieninhaber und Redaktion: Vereinigung der Österreichischen Industrie (Industriellenvereinigung), Schwarzenbergplatz 4, 1031 Wien, Tel.: 01/711 35-2308, E-Mail: positionen@iv.at, Homepage: www.iv.at, ZVR: 806801248, LIVR-N.: 00160, EU-Transparenzregister Nr.: 89093924456-06, Vereinszweck gemäß § 2 Statuten: Die Industriellenvereinigung (IV) bezweckt, in Österreich Entwicklungspotential bzw. Scale-ups. Wir tätige industrielle und im Zusammenhang mit der Industrie stehende Unternehmen sowie deren Eigentümer, Organmitglieder und Führungskräfte in freier und demokratischer Form zusammenzufassen; ihre Interessen besonders in beruflicher, betrieblicher und wirtschaftlicher Hinsicht auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene zu vertreten und wahrzunehmen, industrielle Entwicklungen zu sind Teil der Lösung. Dazu braucht es aber fördern, Rahmenbedingungen für Bestand und Entscheidungsfreiheit des Unternehmertums zu sichern und Verständnis für Fragen der Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung zu verbreiten. den notwenigen Raum und Verständnis – auf nationaler, vor allem aber auch auf Chefredaktion: Maria Schmidt-Iankova, Marlena Mayer. Lektorat: Barbara Oberrauter-Zabransky. Verantwortlich für den Inhalt: Christian Zoll, Joachim Haindl-Grutsch, Johannes Höhrhan, Eugen Stark, Claudia Mischensky, Gernot Pagger, Ingrid Puschautz-Meidl, Michaela Roither, Irene Schulte. EU-Ebene. Für den Inhalt der letzten drei Seiten zeichnet die jeweilige Landesgruppe verantwortlich. Herzlichst Euer Grafikdesign: des21 | Matthias Penz Fotos: JI/Prant, Junge Industrie/Herwey Druck: BULU - Buchdruckerei Lustenau GmbH, 6890 Lustenau. Erscheinungsort: Wien. Offenlegung nach § 25 des Mediengesetzes: iv-positionen erscheint 10x jährlich in einer Auflage von 8.300. Unternehmensgegenstand: Information zu industrie- und gesellschaftspolitischen Themen für Mitglieder der Industriellenvereinigung und Meinungsträger in Österreich. Siehe auch unter www.iv.at Fotos (Cover bzw. Coverstory): AdobeStock, IV-Burgenland, IV-Kärnten/Gert Eggenberger, IV-NÖ/Leyrer + Graf, IV-OÖ/JKU, Anita Grillnberger, Land OÖ, IV-Salzburg/Wildbild, IV-Steiermark/Marija Kanizaj, IV-Tirol/Frischauf, IV-Vorarlberg/Frederick Sams, IV-Wien/Hannes Winkler Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird auf geschlechtsspezifische Endungen verzichtet. Matthias Unger, Die verwendeten Bezeichnungen beziehen sich auf alle Geschlechter gleichermaßen. Bundesvorsitzender der Jungen Industrie Juli | August 2022 | iv-positionen 9
iv-positionen WIEN ViennaUP’22: Wien als Business- und Start-up Hotspot im Rampenlicht Das achttägige internationale Start-up-Event lockte bis zu 10.000 Besucher aus 67 Nationen an. Ü ber 30 verschiedene Veranstal- ter boten im Rahmen der von der Wirtschaftsagentur Wien initi- ierten und von der Industriellen- vereinigung Wien unterstützten ViennaUP’22 den Besuchern von 27. Mai bis 3. Juni ein abwechslungsreiches Programm. Insgesamt 60 Einzelveranstaltungen in 28 unterschiedlichen Locations in elf Wiener Gemeindebezirken drehten sich rund um die Themenbereiche Technologie, Umwelt, Soziales und Frauen als Business Leade- rinnen. Zentrum des Großevents war die Festival-„Homebase“ am Wiener Karlsplatz, welche von den teilnehmenden Start-up- Unternehmern zum Netzwerken und Aus- tauschen von Erfahrungen genutzt wurde. Im Vorfeld der ViennaUP’22 fand zudem eine groß angelegte internationale Markt- ingkampagne statt, um den Wirtschafts- und Start-up-Standort Wien international ins Rampenlicht zu rücken. „Die Stadt und die Die Studie identifizierte die Stärkung der Wiener Start-up-Szene haben sich mit der Wiener Hochschulen als Quelle technolo- ViennaUP‘22 einen fixen Platz unter den gischer Innovation sowie die Verbesserung größten und relevantesten Start-up-Festi- der Kooperationen zwischen etablierten vals in Europa erobert. Wir haben uns als Unternehmen und Start-ups als wichtige Start-up-Hub in den letzten beiden Jahren Handlungsfelder, um im internationalen enorm schnell entwickelt und zu den etab- Städtewettbewerb weiter aufzuholen. lierten Start-up-Hubs aufgeschlossen“, be- tonte Peter Hanke, Stadtrat für Finanzen, „Kooperationen und eine intensive Zusam- Wirtschaft, Arbeit, Internationales und menarbeit zwischen etablierten Unter- Wiener Stadtwerke anlässlich der Eröff- nehmen und innovativen Start-ups sind nung des Festivals. in vielen globalen Technologie-Hotspots schon lange ein wesentliches Erfolgs- Derartige Großevents gehören zu den zen- rezept – man denke etwa an das Silicon tralen Hebeln, um Wien international noch Valley oder an Singapur“, betont IV-Wien stärker als Innovationsstandort zu positio- Geschäftsführer Johannes Höhrhan. Die nieren. Zu diesem Ergebnis kam auch eine ViennaUP’22 ist in diesem Zusammenhang von der IV-Wien 2021 initiierte Studie, die eine hervorragende Visitenkarte und leis- allerdings punktuell noch Verbesserungs- tet einen wesentlichen Beitrag, Brücken bedarf zu den europäischen Top-Start-up- zwischen den etablierten Akteuren des Metropolen München, Amsterdam und Standorts und neuen innovativen Start- Zürich feststellte. ups zu schlagen. Die Junge Industrie feiert das jährliche Sommerfest Am 25. Juni kamen die Mitglieder der JI-Wien und der JI-Niederösterreich/Burgenland an der Alten Donau zum geselligen Austausch zusammen. S teven Blaha, Vorsitzender der Formaten wie die „Talk Around The World“ Mit Ausblick auf die kommenden Höhepunk- JI-Niederösterreich/Burgen- Reihe der JI-NÖ/Burgenland blickten die te im Herbst – vor allem die JI-Bundestagung land, eröffnete gemeinsam mit Mitglieder auf viele informative Podiumsdis- von 20. bis 22. Oktober in Wien – wurde das JI-Wien Vorstandsmitglied Mar- kussionen und Politik-Talks im Rahmen der Sommerfest schließlich feierlich mit spannen- kus Neubrand das traditionelle inhaltlichen JI-Schwerpunkte zurück. den „Leitergolf“-Partien eröffnet. Sommerfest an der Alten Donau. Blaha hob in seiner Ansprache die herausfordernden letzten Monate hervor, insbesondere den Krieg in Europa, die neuerlich steigenden Infektionszahlen und die hohen Energie- kosten gepaart mit anhaltenden Liefereng- pässen. Umso wichtiger sei es, sich auf die positiven Momente des angebrochenen Fotos: Hannes Winkler, Lorenz Seidler, David Bohmann Jahres zu besinnen. Dabei wurde vor allem die hervorragende Zusammenarbeit der beiden Landesgruppen bei zahlreichen vergangenen Veranstaltun- gen betont. Neben spannenden Betriebs- besichtigungen in Wien, Niederösterreich sowie im Burgenland und internationalen Steven Blaha und Markus Neubrand eröffnen das Sommerfest. 10 Juli | August 2022 | iv-positionen
WIEN Kühler Kopf statt heißer Herbst Die hohe Inflation hat zumindest einmal zu einer systemischen Reform in Österreich geführt. Das ist gut so, die Menschen brauchen mehr Netto vom Brutto. Mit Blick auf die Lohnverhandlungen im Herbst wird nun aber viel Vernunft und Augenmaß gefragt sein. lens (man denke nur an manche Aussagen oder zukunftsorientiert zu wählen, die ei- Blick auf die internationale Wettbewerbs- von Regierungsmitgliedern noch zu Jah- nem gerade am besten in den Kram passt. fähigkeit unserer Unternehmen, eine zen- resbeginn…) auf eine wirklich nachhaltige, trale Rolle. Wir dürfen dabei das Gesamt- weil systemische Reform geeinigt. Die kal- Damit kurz zurück an den Anfang: Das bild nicht aus dem Blick verlieren: Die te Progression wird endlich abgeschafft - Leben wir teurer, die Menschen brauchen Preissteigerungen, etwa bei Energie und zumindest größtenteils. mehr Geld. Daran ist nicht zu rütteln, und Rohstoffen treffen die Unternehmen der- genau das wurde auch von unserer Seite in zeit ebenso mit voller Wucht. Das wirt- Wird das alles aber reichen, um den Men- den vergangenen Monaten immer wieder schaftliche Umfeld bleibt jedenfalls weiter schen in Zeiten der galoppierenden Teue- nachdrücklich gegenüber der Politik ver- volatil: Sollte der Ukraine-Krieg zu einem rung spürbar zu helfen? Mit Blick auf den treten. Es geht hier also nicht darum, den Ende der Gaslieferungen nach Österreich Herbst kommt dieser Frage inzwischen Menschen etwas wegzunehmen oder vor- führen, dann müssen manche Industriebe- eine ganz besondere Bedeutung zu. Denn zuenthalten. Ganz im Gegenteil: Auch wir triebe ohnehin im Herbst ihre Tore schlie- seitens der Gewerkschaften wird bereits haben stets gesagt, dass wir natürlich wol- ßen. Es ist also sicher nicht die beste Zeit seit dem Vorjahr getrommelt, dass man len, dass von dem Geld, das unsere Mit- für weitere, nachhaltige Belastungen der sich die hohe Teuerung über die KV-Ver- arbeiter verdienen, auch tatsächlich mehr Unternehmen. Vom Anheizen der Lohn- handlungen „zurückholen“ werde. Das ist bei diesen in der Geldtasche landet. Und Preis-Spirale ganz zu schweigen. aus Sicht der Gewerkschaften eine ver- nicht etwa beim Finanzminister – Stich- ständliche Position. Auf den ersten Blick wort kalte Progression. Der sich weiter zuspitzende Arbeitskräfte- klingt die Forderung auch plausibel. Aber mangel treibt das allgemeine Lohnniveau die Wahrheit ist selten eindimensional – Nun wurden seitens der Bundesregierung ohnehin ständig weiter hinauf. Wie wäre und im Herbst wird es entscheidend sein, zahlreiche Entlastungsschritte gesetzt. es in dieser Situation eigentlich mit einer DEBATTE kühlen Kopf zu bewahren und die Gesamt- Die zu erwartenden Effekte dürfen wir stärkeren Differenzierung zwischen der Teilen Sie uns Ihre Meinung mit – situation im Blick zu behalten. Ansonsten und auch die Gewerkschaften nicht aus Anpassung der Mindest-KVs und der Ist- via E-Mail an debatte@iv.at könnte ein „heißer Herbst“ in einem Pyr- den Augen verlieren. Neben der Abschaf- Löhne und -Gehälter? In der aktuellen, rhussieg enden: Überzogene Forderungen fung der kalten Progression werden die außergewöhnlichen Situation, flankiert würden die ohnehin schwierige Lage der Sozialleistungen valorisiert und die Lohn- durch ebenso außergewöhnliche Unter- Die Inflation ist mittlerweile für alle spür- Unternehmen in eine unmögliche verwan- nebenkosten gesenkt. Unternehmen kön- stützungsmaßnahmen, wäre es kontrapro- bar. Steigende Preise machen das Leben deln, das hilft niemandem. nen heuer oder 2023 einen zusätzlichen duktiv, Lohnerhöhungen nicht nur in den teurer, ob nun an der Tankstelle oder im Arbeitslohn von bis zu 3.000 Euro steuer- KV-Mindeststufen für ewig „einzuzemen- Supermarkt. Die Menschen brauchen Aber eines nach dem anderen. Zuerst ein- und sozialversicherungsfrei auszahlen. tieren“, sondern auch bei jenen, die weit mehr Geld. Aus genau diesem Grund ha- mal: Dass wir in Zeiten steigender Inflation Familien werden besonders unterstützt: mehr verdienen. Gerade wir in der Indus- ben wir auch seitens der IV-Wien immer steuern, wussten wir bereits im Vorjahr – So werden im August 180 Euro pro Kind trie zahlen in der Regel massiv über den und immer wieder gefordert, dass end- der schreckliche Krieg in der Ukraine mag zusätzlich zur Familienbeihilfe ausbezahlt, Mindest-KVs. Mittelfristig können aber lich die kalte Progression abgeschafft und manches verschärft und beschleunigt ha- beim Klimabonus - 250 Euro plus weite- gerade diese Erhöhungen unsere Wettbe- kleinere Einkommen über eine Senkung ben, die Ursache für die Teuerung ist er aber re 250 Euro Teuerungsbonus kommen pro werbsfähigkeit deutlich reduzieren – vor der Lohnnebenkosten zusätzlich entlastet nicht allein. Bei den damaligen KV-Verhand- Kind weitere 250 Euro dazu und außerdem allem dann, wenn wir nun in eine Rezession werden müssen. lungen wurden dann aufgrund der steigen- werden der erhöhte Familienbonus sowie rutschen. Hier braucht es somit das richti- den Preise höhere Abschlüsse gefordert. der Kindermehrbetrag auf Jänner 2022 ge Augenmaß und einen sicheren Blick auf Bei aller an dieser Stelle oft geäußerten Die KV-Abschlüsse waren also vom Blick vorgezogen. Menschen mit geringem Ein- das Gesamtbild. Gemeinsam werden wir Kritik an der heimischen Politik sowie dem nach vorne, auf eine vermutete Zukunft kommen erhalten als weitere Einmalzah- kluge Lösungen finden müssen, damit wir chronischen österreichischen Reformun- motiviert, anstatt wie sonst üblich von der lung im September 300 Euro. 2022 wird einen „heißen Herbst“ vermeiden können. willen, wenn es um systemische Reformen durchschnittlichen Teuerungsrate der ver- obendrauf ein Teuerungsabsetzbetrag in geht, muss man nun auch einmal festhal- gangenen zwölf Monate. Müsste man also Höhe von 500 Euro eingeführt. ten: E pur si muove! Und sie bewegt sich ja in diesem Herbst nicht auch wieder den doch, die Politik. Mit dem jüngsten Antiteu- Blick nach vorne richten – und damit in eine All dies muss auch im Rahmen der bevor- Ihr erungspaket wurde ein ausgewogener Mix Zeit, in der wir von den hohen Teuerungsra- stehenden Lohnverhandlungen verant- aus Maßnahmen für Menschen und Unter- ten zumindest teilweise wieder runterkom- wortungsvoll eingepreist werden! Gerade nehmen gefunden, und vor allem: Die Poli- men werden? Es geht nicht an, sich immer in so krisenhaften wirtschaftlichen Zeiten Christian C. Pochtler, tik hat sich trotz des anfänglichen Unwil- nur jene Betrachtungsweise, retrospektiv spielen Lohnabschlüsse, insbesondere mit Präsident der IV-Wien WELCOME ON BOARD Neue Mitarbeiterin im Team der Industriellenvereinigung Wien Doris Hirt folgt Edeltraud Bienenstein D oris Hirt übernimmt ab Juli zur IV-Wien unterstützte sie seit 2001 die die Assistenz der Geschäfts- Bundesorganisation der Jungen Industrie, führung der IV-Wien. Sie folgt die Geschäftsführung des Höldrichsmüh- auf Edeltraud Bienenstein, len-Kreises und die gruppe1031, deren die sich nach 31 Jahren in Geschäftsführung sie seit 2004 innehatte. der IV-Wien in den wohlverdienten Ruhe- stand verabschiedete. Doris Hirt hat ihre Wir danken Edeltraud Bienenstein vielmals Tätigkeit in der Industriellenvereinigung für die langjährige hervorragende Zusam- Fotos: Manuel Ortlechner 1991 als Assistentin in der Abteilung Bil- menarbeit und wünschen Doris Hirt alles Wir danken Edeltraud Bienenstein für die groß- Mit Doris Hirt übernimmt eine Mitarbeiterin mit dungspolitik begonnen. Bis zum Wechsel Gute für die neue Herausforderung! artige Zusammenarbeit! viel Erfahrung. Juli | August 2022 | iv-positionen 11
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