Wiener Philharmoniker Daniele Gatti - Freitag 5. Oktober 2012 20:00 Köln-Zyklus der Wiener Philharmoniker 3
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Köln-Zyklus der Wiener Philharmoniker 3 Wiener Philharmoniker Daniele Gatti Freitag 5. Oktober 2012 20:00 12614_KM_05-10-12_b.indd U1 01.10.12 11:10
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Das Kleine Wiener 1 Köln-Zyklus der Wiener Philharmoniker 3 Wiener Philharmoniker Daniele Gatti Dirigent Freitag 5. Oktober 2012 20:00 Pause gegen 20:40 Ende gegen 21:50 KölnMusik gemeinsam mit der Westdeutschen Konzertdirektion Köln 12614_KM_05-10-12_b.indd 1 01.10.12 11:10
PROGRAMM Johannes Brahms 1833 – 1897 Sinfonie Nr. 3 F-Dur op. 90 (1883) Allegro con brio Andante Poco Allegretto Allegro Pause Johannes Brahms Sinfonie Nr. 1 c-Moll op. 68 (1862 – 77) Un poco sostenuto – Allegro Andante sostenuto Un poco Allegretto e grazioso Finale. Adagio – Più Andante – Allegro non troppo, ma con brio 2 12614_KM_05-10-12_b.indd 2 01.10.12 11:10
ZU DEN WERKEN DES HEUTIGEN KONZERTS Johannes Brahms: Sinfonie Nr. 3 F-Dur op. 90 Entstehung Brahms schreibt aus seinem Sommerquartier in Wiesbaden im Sommer 1883: »Ich wohne hier reizend […], so ein Atelier gibt ein herrliches hohes, kühles, luftiges Zimmer«. Mehr erfahren wir zur Entstehung der dritten Sinfonie nicht. Der nüchtern-verschwiegene Noten-Ingenieur Brahms bringt eine neue Sinfonie zu Papier, und fertig. Über das Wie und Warum kein Wort. Die Entstehungsum- stände bleiben seine Sache, sie gehen uns nichts an. Geburtsort Die Uraufführung ist am 2. Dezember 1883 im Wiener Musik- vereinssaal. Dirigent ist nämlicher Hans Richter, den Hugo Wolf wegen dessen Ablehnung seiner sinfonischen Dichtung Penthe- silea zum Duell fordern wollte – übrigens nicht die einzige Wolf- Brahms-Parallele, wie man gleich lesen wird. Rezeptionssgeschichte Wie alle Sinfonien von Brahms hat es auch diese zunächst schwer, sich zu behaupten. Brahms gilt – unfreiwillig – als Kopf der tradi- tionsorientierten Gegen-Partei zu den fortschrittlichen ›Neudeut- schen‹ mit Liszt, Wagner und Wolf an der Spitze. Den Ruf, Ober- haupt der Konservativen zu sein, ist er Zeit seines Lebens nicht losgeworden, er muss sich sogar gefallen lassen, vom Zeitungs- kritiker Hugo Wolf öffentlich diffamiert zu werden: »Die Kunst, ohne Einfälle zu komponieren, hat entschieden in Brahms ihren würdigsten Vertreter gefunden«. Inzwischen hat die Rezeptions- geschichte ein anderes Urteil gefällt. Brahms-Sinfonien spielen eine führende Rolle in Konzertsälen und auf Tonträgern. 3 12614_KM_05-10-12_b.indd 3 01.10.12 11:10
Gattung Romantische viersätzige Sinfonie nach Beethovens klassischem Muster. Charakter 1. Allegro con brio … mit einem Aufschwung-Motto, mit zwei ener- gischen Bläserakkorden, kraftgeladen und Vorhang öffnend, stürzt sich das Hauptthema panthergleich in die sinfonische Arena, har- monisch vieldeutig, rhythmisch zupackend, kantig und gewaltig zugleich, um nach und nach sich zu beruhigen, melodisch sich zu verflüssigen, soll heißen: um sich alsogleich variierend zu ver- zweigen. Dann eine kurze Atempause. Sie markiert den Beginn der thematischen Gegenfigur pastoralen, tänzerischen Charak- ters, schlicht und drehleiernd, fast volkstümlich. Mit diesen bei- den gegensätzlichen Charakteren – sanguinisch der eine, weich beschwingt der andere – beginnt nun eine fortwährende Ausein- andersetzung, eine unausgesetzte gegenseitige Durchdringung, was die Themen veranlasst, ihre widersprüchlichen Temperamente untereinander auszutauschen, wobei sie im Zuge einer gründlichen motivisch-thematischen Verarbeitung in ihre einzelnen Zellen zer- legt und in überraschenden Kombinationen ständig neu zusam- mengefügt werden. Daraus entsteht, durchaus im traditonellen Ver- ständnis, eine Sonatenhauptsatzform mit einer Durchführung nach der Exposition und mit einer Reprise nach der ausführlichen Durch- führung nebst Coda. Akademische Musik? Ja, und doch durch- wandert sie im Laufe ihrer angestrengten variativen Entwicklung wundersame Stimmungen – Momente des lyrischen Verweilens bzw. Augenblicke dramatisch aufgeschichteter Klangmonumente. Ein so strukturierendes Denken, ein derart auf Wandelbarkeit der musikalischen Form bedachtes Grübeln führt – wie hier – nicht zu apotheotischem Gipfelsturm, sondern zu leisem Abschied, so als sei die mathematisch berechnete Beweisführung geglückt. Darum tönen die Schlusstakte nach entspannter Zufriedenheit. 2. Andante … auch der zweite Satz, obwohl einfach beginnend wie ein Choral, verrät die kluge, ordnende Hand des gelehrten Kompo- nisten. Er, der Erfinder zahlloser Lieder, gibt dem Thema zunächst 4 12614_KM_05-10-12_b.indd 4 01.10.12 11:10
die Freiheit, als keuscher Gesang sich zu verströmen, gestaltet den Fortgang dann aber als Folge unablässiger Veränderung des eingangs formulierten Gedankens, der sich peu à peu dialogisch verästelt und zu orchestraler Harmonie verwebt. »Eine wie traum- erfüllte Vielfalt«, findet Wolfgang Dömling, »dies wird vielleicht der vorherrschende Eindruck für den unbefangenen Hörer sein – eine Vielfalt, in der jedoch nun andererseits alles Motivische gerade aufs engste aus den Intervallen des schlichten Themenbe- ginns abgeleitet ist, teils deutlich hörbar, teils eher verdeckt. Der Satz erweist sich als ein Gebilde von monothematischer Strenge, die in reizvollem Kontrast zu seinem Ausdruckscharakter steht«. Traumerfüllte Vielfalt – Brahms träumt nicht, sondern tüftelt küh- len Kopfes reiche Konfigurationen aus eng begrenzter Substanz, dennoch oder vielleicht gerade deswegen gelingen ihm wie zufäl- lig träumerische Grenzerfahrungen, vor allem sanft schimmernde bzw. kräftig glühende Klangfarben. 3. Poco allegretto … eher un-sinfonisch und kammermusikalisch transparent hebt der dritte Satz an. Eigentlich müsste er ein fri- sches Scherzo sein nach klassischem Vorbild, will das aber nicht. Will eine durchkonstruierte Wechselrede werden aus solistisch geführten Instrumenten, nachdenkliche Zeichnung fein gezo- gener Linien, ein in spannungsvoller Behutsamkeit gestaltetes Frage-Antwort-Spiel mit leise schmeichelndem Tonfall. »Das Trio mit seinen synkopisch tickenden Bassfiguren lässt vielleicht an ein stilisiertes Menuett denken; das in langer Kantilene sich ziehende Hauptthema aber ist eher im Charakter eines langsa- men melancholischen Walzers, einer Valse triste in Moll, deren schmerzlicher Ton passagenweise fast wie Tschaikowskij klingt«. (Wolfgang Dömling) 4. Allegro … den vierten Satz schmiedet Brahms nach probatem Muster, nach den Gesetzen der klassischen Sonatenform. Aber der Gesamtduktus ist durch und durch romantisch mit einem ner- vös hereinhuschenden Thema, mit einer kurzen Choral-Episode und mit einem messerscharf rhythmisierten Imposanzgestus, der etliche Teile des Satzes mit gepfeffertem Temperament ver- sorgt. Im weiteren Verlauf aber setzt sich das unruhig geschlän- gelte Kopfthema immer wieder durch, fermentiert die gesamte Form, findet zu immer neuen thematischen bzw. rhythmischen 5 12614_KM_05-10-12_b.indd 5 01.10.12 11:10
Verschachtelungen, »dass auch der geschulte Hörer – damals wie heute – die Formkonstruktion zwar nicht unmittelbar nach- vollziehen kann, aber sich dennoch von den Zusammenhängen überzeugt fühlt« (Dömling). Daneben überzeugt dieser kraftvoll- muskulöse Satz mit federnder Energie, blühendem Melos und gestaltkräftigen Ausdruckskontrasten, wodurch sich – jenseits des raffiniert strukturierten Bauplans – der Eindruck rhapsodischer Abenteuerlichkeit ergibt, zumal in den Schlusstakten nochmals an die Eröffnungstakte des Anfangs erinnert wird – nun geht der Vorhang zu, die Vorlesung des Herrn Dr. Brahms ist zu Ende. Besondere Kennzeichen Schönberg nannte dieses spezifische Brahms-Verfahren »ent- wickelnde Variation«. Ihr Ziel ist die permanente Verwandlung von ursprünglich gegensätzlichen Themen, ihre kontrapunktisch- polyphone Verdichtung, das Zertrümmern von musikalischen Figuren in kleinste Elementarteilchen, um sie zu neuen Gebilden zu kombinieren und auf diesem Wege durchaus unbekannte Ausdrucksbezirke zu betreten, z. B. jene zauberhaft-romantische Horn-Episode zu Beginn der Durchführung im ersten Satz. Besondere Verdienste »Man sieht, was sich in den alten Formen noch leisten lässt, wenn einer kommt, der versteht, sie zu behandeln« (Richard Wagner) – manchmal hatten beide, Brahms und Wagner, trotz ihrer Antipa- thie die Noblesse, sich gegenseitig zu respektieren. Ansichten »Welch ein Werk, welche Poesie, die harmonischste Stimmung durch das Ganze, alle Sätze wie aus einem Gusse, ein Herzschlag, ein Juwel!«. (Clara Schumann) »Der letzte Satz Deiner Sinfonie wirkt noch mächtig nach; ich fand ihn eben so tief wie originell in der Konzeption, womit ich nicht 6 12614_KM_05-10-12_b.indd 6 01.10.12 11:10
sagen will, dass die anderen Sätze seiner unwürdig seien: nur mich berührt er am stärksten«. (Joseph Joachim) Widersprüche »Als Symphonie des Herrn Dr. Johannes Brahms ist sie zum Teile ein tüchtiges, verdienstliches Werk; als solche eines Beethoven Nr. 2 ist sie ganz und gar missraten, weil man von einem Beet- hoven Nr. 2 alles das verlangen muss, was einem Dr. Johannes Brahms gänzlich fehlt: Originalität […]. Wie man Anno dazumal Menuett getanzt bzw. Symphonien geschrieben, schreibt auch Herr Brahms Symphonien, mag derweil vorgefallen sein, was will […]. Wie im Traum wankt er einem altväterischen Lehnstuhl zu und sinnt und sinnt und kann sich auf nichts rechtes besinnen. Endlich dämmerts ihm: er gedenkt der guten alten Zeit, der alle Zähne ausgefallen […]. Mühevoll greift er nach der Feder, und was er aufschreibt – wahrhaftig! – es sind Noten, eine Menge Noten. Diese Noten werden nun regelrecht in die gute, alte Form gestopft, und was dabei herauskommt, ist – eine Symphonie«. (Hugo Wolf im Wiener Salonblatt über die Dritte von Brahms). Profil »Dieser stille, resignierte Schluss ist es, der das Werk, namentlich am Ende eines Konzerts, zum gestalterischen Risiko für Dirigenten macht, weil es nicht mit seiner Dynamik sich in der Bewegungs- explosion des Applauses entlädt, sondern zu Besinnlichkeit und Nachdenklichkeit anregt. Aber es ist ein starkes Bekenntnis des Formgestalters Brahms zur Geschlossenheit der zyklischen Form, zu ihrer Entwicklung aus einheitlicher motivischer Substanz«. (Siegfried Kross) Wahlverwandtschaften Beethoven, Eroica; Schumann, »Rheinische Sinfonie«; Brahms, Klaviertrio op. 87. 7 12614_KM_05-10-12_b.indd 7 01.10.12 11:10
Gesamteindruck Zwiespältig. Einerseits besticht die Sinfonie durch ein durchkalku- liertes Bauprinzip, wie es rationaler nicht sein kann. Andererseits hat sie alles, was man romantischer Musik nachsagt: klanglichen Rausch, leidenschaftlichen Schwung, emotionale Tiefe und mär- chenhafte Stimmungsbilder. Man darf sich entscheiden, ohne schlechtes Gewissen. Hörempfehlung »Ich könnte nicht sagen, welcher Satz mir der liebste? Im ersten entzückt mich schon gleich der Glanz des erwachten Tages, wie die Sonnenstrahlen durch die Bäume glitzern, alles lebendig wird, alles Heiterkeit atmet, das ist wonnig! Im zweiten die reine Idylle, belausche ich die Betenden um die kleine Waldkapelle, das Rinnen der Bächlein, Spielen der Käfer und Mücken – das ist ein Schwär- men und Flüstern um einen herum, dass man sich ganz wie einge- sponnen fühlt in die Wonne der Natur. Der dritte Satz scheint mir eine Perle, aber es ist eine graue, von einer Wehmutsträne umflos- sen; am Schluss die Modulation ist ganz wunderbar. Herrlich folgt dann der letzte Satz mit seinem leidenschaftlichen Aufschwung: das erregte Herz wird aber bald wieder gesänftigt, zuletzt die Ver- klärung, die sogar in dem Duchführungs-Motiv in einer Schönheit auftritt, für die ich keine Worte finde«. (Clara Schumann) Fußnote Besagte Gelehrtsamkeit des introvertierten »Dr. Johannes Brahms« ärgert den wirren Feuerkopf Hugo Wolf, mit seinen Liedern Brahms ebenbürtig, als sinfonischer Komponist aber noch unbedeutend. Wolf hatte sich auf die Seite der ›Neudeutschen‹ geschlagen, auf die Verfechter einer ›Zukunftsmusik‹ nach Art der literarisch inspirierten sinfonischen Dichtungen von Franz Liszt, dessen Ästhetik Brahms brieflich eine harsche Absage erteilte: »Ich bin Deiner Musik gänzlich unzugänglich; sie widerspricht Allem, was mein Fassungsvermögen aus dem Geist unserer Großen seit früher Jugend an Nahrung zog«. Brahms zog seine ›Nahrung‹ aus 8 12614_KM_05-10-12_b.indd 8 01.10.12 11:10
dem kontrapunktischen Kunstverstand Johann Sebastian Bachs, der oratorischen Festlichkeit Händels, dem strukturellen Denken bzw. der zyklischen Formgestaltung Beethovens und aus Robert Schumanns Vorstellung von der Musik als einer poetischen Idee – Tradition galt Brahms als ein verpflichtendes Erbe. Muss man nun, um als Hörer den gelehrten Anspruch der Musik von Brahms nachvollziehen zu können, ein Gelehrter sein? Nein, gottlob nicht. Clara Schumanns Reaktion bezeugt, wie man einer- seits die Musik analytisch entschlüsseln und schätzen kann (»alle Sätze wie aus einem Gusse«), wie selbstverständlich man sie andererseits bebildern darf (»das Rinnen der Bächlein, Spielen der Käfer und Mücken«). Alle Sätze sind geistreich entfaltet aus jeweils einem motivischen Kern, sind taktgenau proportioniert, formal ausbalanciert und folgen der Idee Eduard Hanslicks: »Inhalt der Musik sind tönend bewegte Formen«. In der Tat ›bedeutet‹ diese Musik nichts anderes als eine musikalische Weltordnung. Man braucht – wie in einer Fuge von Bach – nicht en détail zu ver- stehen, was ein Gelehrter en gros zu sagen hat, seine Baupläne hält er unter Verschluss. Aber wenn die Musik kosmischen Geset- zen folgt, ergreifen uns Ehrfurcht und großes Staunen. Dann wird unwichtig, wie gelehrsam die musikalische Syntax aus welchen Vokabeln gebaut ist. Wichtig hingegen, was die Sätze mitteilen in farbigem Ausdrucksreichtum, den wir freizügig übersetzen dürfen in die farbigen Bilder unserer Phantasie. Zum Weiterlesen Kross, Siegfried: Johannes Brahms. Versuch einer kritischen Doku- mentar-Biographie (2 Bände, Bonn 1997) Dömling, Wolfgang: »Tönend bewegte Formen«. III. Symphonie F-Dur op. 90. In: Ulm, Renate (Hg.): Johannes Brahms. Das sym- phonische Werk. Bärenreiter Kassel 1996 9 12614_KM_05-10-12_b.indd 9 01.10.12 11:10
Johannes Brahms: Sinfonie Nr. 1 c-Moll op. 68 Entstehung 1862 bis 1876, das lässt einen langen, qualvollen, von Selbstzwei- feln geplagten Entstehungsprozess vermuten. Geburtsort Lichtenthal bei Baden-Baden. Die Uraufführung in Karlsruhe mit dem großherzoglichen Hoforchester leitete am 4. November 1876 Otto Dessoff. Rezeptionsgeschichte Vierzehn Jahre Entstehungsgeschichte zeugen von harter Arbeit und schwerem inneren Ringen, was der vergrübelte, zuweilen zähflüssige Tonfall dieser Musik bis heute nicht verleugnet. Nach Beethovens großer ›Menschheitsverbrüderungs-Sinfonie‹, der Neunten, lastete als Erbe niederdrückend auf den Schultern der Nachfahren. »Wenn man wagt, nach Beethoven noch Symphonien zu schreiben, so müssen die ganz anders aussehen« (Johannes Brahms). Kategorisch wie spitzzüngig die Meinung von Richard Wagner: »Beethovens Nachfolger erscheinen wie Menschen, die uns auf eine oft reizend umständliche Weise mitteilen, dass sie uns nichts zu sagen haben«. Erst im Künstlerkreis um Arnold Schönberg wurde die neue sinfonische Denkart des Traditionalis- ten Brahms als Fortschrittsweg ins 20. Jahrhundert angemessen gewürdigt. Gattung Viersätzige Sinfonie mit klassischer Satzanordnung, wobei die Ecksätze von ungewöhnlichen Ausmaßen sind. 10 12614_KM_05-10-12_b.indd 10 01.10.12 11:10
Charakter 1. Satz Un poco sostenuto – Allegro … mit langsam pochenden Achtelschritten in der Pauke und in erhabenem Pathos eröff- net die imposant-schwergewichtige Einleitung das Geschehen, stimmt einen düsteren, beinahe schmerzlichen und ins Großartige gewendeten Ton an: erste thematische Gedanken noch in skizzen- hafter Andeutung. Unvermutet fällt das Allegro diesem pompö- sen Marsch ins Wort mit einer impulsiv gereizten Themengestalt in den hohen Streichern. Was sich nun in rastlos entwickelnder Arbeit anschließt, sind fortwährende Metamorphosen dieses alles bestimmenden Gedankens; ein Gegenthema gibt es nicht, auch der Seitengedanke ist ins Lyrische versetzte Grundfigur. Kurz: alles wird ›Durchführung‹, Verarbeitung von Anfang an, sämtliche Stu- fen des musikalischen Ausdrucks durchlaufend von den Stadien erregtester Dramatik bis hin zu Momenten zarter, kammermu- sikalisch fein geflochtener Texturen, eingebunden in den Fluss einer ständigen Variationsphantasie – »zur Werkidee«, schreibt Rüdiger Heinze, »gehört bereits eine konzentrierte Einheitlichkeit, in der alles mit allem zusammenhängt«. Die oft heftig ausfahrende Grundstimmung zeugt von knochenharter Arbeit, gewaltigem Ringen und bohrender Nachdenklichkeit. 2. Satz Andante sostenuto … ein sanft verhaltenes romantisches Charakterstück, exzessiv sanglich, durchglüht von tragischen Untertönen und – der vielen Verzahnungen und weichen Über- blendungen wegen – weit weg vom einfachen Liedmodell. Statt- dessen strömt der Satz scheinbar ohne Gliederungen unaufhalt- sam dahin mit gelegentlicher dramatischer Emphase. Viel Zeit und Raum gibt Brahms den Soloinstrumenten, z. B. der kantablen Oboe, der warmtönenden Klarinette, dem hellgelben Streicher- klang, eingebunden in rembrandtfarbenen Orchesterklang. Der Grundgestus des Satzes neigt zum Schwärmen, zur Melancholie, zur Meditation, manchmal zur schönen Tristesse. 3. Satz Un poco Allegretto e grazioso … was eigentlich Scherzo sein müsste, ist das nun raschere Gegenstück zum zweiten Satz mit seiner leichtfüßigen Bewegung und flüchtigen Linienführung. Charakterstück der anderen Art: zerfasert, unstet, fahrig tastend, mit hervorbrechender Vehemenz, dann und wann mit hymnischen 11 12614_KM_05-10-12_b.indd 11 01.10.12 11:10
Ausrufezeichen versehen. Wie im ersten Satz gestaltet Brahms alles aus einem anfangs vorgestellten 10-taktigen Thema (Klari- nette). Man weiß (vgl. dritte Sinfonie), dass Schönberg so etwas ein Verfahren der »entwickelnden Variation« später nennen wird … dieses suchende und entdeckende Umkreisen eines zentralen Gedankens. Die Bezeichnung ›grazioso‹ leuchtet manchmal nicht ein, dafür präsentieren sich etliche Klang-Gestalten zu groß, zu schwerblütig, zu dickflüssig. 4. Satz Adagio – Più Andante – Allegro non troppo, ma con brio … geheimnisvoll leuchtende, spukhafte, vielsagende, vielverspre- chende Einleitung mit spannungsvollen Pausen und geradezu theatralischem Faltenwurf: mit so einem orchestralen Rezitativ könnte eine große Oper anfangen. Doch dann dieses sehnsuchts- voll wie aus weiter Ferne und in weite Fernen rufende Alphorn, dieser erhabene Choral im Goldglanz der Blechbläser – zunächst also wendet sich der Satz ins Majestätische, um endlich er- und abgelöst zu werden von einem breit und gewichtig einherschrei- tenden Hauptthema, welches unverkennbar auf den Freude-Hym- nus aus Beethovens Neunter anspielt. Das Folgende ist »rational- verschachtelte Entwicklungsarbeit« (Rüdiger Heinze), mehrfach bringt sich die Alphornmelodie in Erinnerung im Verlaufe eines hochdramatisch verwickelten, Widersprüche austragenden Prozesses. Ein beschwingtes Finale? Ja, aber in schwerfüßiger, voluminöser, breitspuriger Bewegung so, als müssten enorme Widerstände überwunden werden. Krönender Abschluss ist der ins Sinfonische überhöhte Choral, eine hymnische Apotheose wie bei Beethoven. Besondere Kennzeichen »Aus einem Hauptgedanken alles Weitere entwickeln! Das ist der stärkste Zusammenhang. Eine besondere Bedeutung hat in dieser Beziehung Brahms«. (Anton von Webern) 12 12614_KM_05-10-12_b.indd 12 01.10.12 11:10
Besondere Verdienste Das von Beethoven über- und angenommene Modell der klassi- schen Sinfonie, jenes aufklärerische Aushandeln von schroffen Gegensätzen in tönenden Diskursen, gestaltet sich bei Brahms anders und neu. Statt aus thematischen Kontrastfiguren den dra- matischen Funken zu schlagen, treibt er die Gegensätzlichkeit des musikalischen Ausdrucks aus sich selbst heraus. Er wurde mit Beethoven fertig, indem er ihn sich individuell anverwan- delte. »Brahms akzentuiert die Differenz durch die Ähnlichkeit der Ausgangspunkte […], inbesondere durch das c-Moll wie in der 5. Symphonie sowie durch die thematische Analogie zum Finale der 9. Symphonie Beethovens. In jener erfüllt sich der Formprozess im C-Dur-Marsch des Finales, in dieser in Schillers Ode ›An die Freude‹ – beides Ausdrucksformen einer sich selbst bewussten Menschheit«, sagt Christian Martin Schmidt. Brahms entspreche dieser Geisteshaltung durch zwei Bereiche, in denen der Mensch höheren Mächten unterworfen sei: »Ziel des Formprozesses in der 1. Symphonie sind der Alphornruf als Signum von Natur einerseits und der Choral als Sinnbild von Religion andererseits«. Ansichten »Johannes schickte mir neulich – denken Sie welche Überra- schung – einen 1ten Symphoniesatz […]. Das ist nun wohl etwas stark, aber ich habe mich sehr schnell daran gewöhnt. Der Satz ist voll wunderbarer Schönheiten, mit einer Meisterschaft die Motive behandelt, wie sie Ihm ja so mehr und mehr eigen wird. Alles ist so interessant in einander verwoben, dabei so schwungvoll wie ein erster Erguß; man genießt sie recht in vollen Zügen, ohne an die Arbeit erinnert zu werden«. (Clara Schumann an Joseph Joachim 1862) Widersprüche »Ich werde nie eine Symphonie komponieren! Du hast keinen Begriff davon, wie es unsereinem zu Mute ist, wenn er immer so einen Riesen hinter sich marschieren hört« (Johannes Brahms). 13 12614_KM_05-10-12_b.indd 13 01.10.12 11:10
In der Tat möchte man glauben, diesen ›Riesen‹ in der Einleitung zum ersten Satz marschieren zu hören. »Den 10. spielte mir Johannes seine ganze Symphonie vor; ich kann nicht verhehlen, daß ich betrübt, niedergeschlagen war, denn sie will mir anderen seiner Sachen als das F-moll-Quintett, Sextetten, Clavierquartetten nicht gleichbedeutend erscheinen. Es fehlt mir der Melodie-Schwung, so geistreich auch sonst die Arbeit ist. Ich kämpfte viel, ob ich ihm das sagen sollte, aber ich muß sie doch erst mal vom Orchester hören«. (Clara Schumann, Tagebuch 1876) »Man nennt Brahms gern den Erben Beethovens: ich kenne keinen vorsichtigeren Euphemismus«. (Friedrich Nietzsche) Profil »Den letzten Satz habe ich am vollkommensten bewältigt; er erscheint mir von herrlichster, großartigster Vollendung und hat mich oft an die architektonische Behandlung des Triumphliedes erinnert; das Hauptmotiv erscheint wie ein weihevoller Hymnus, erhaben über allem wie verklärt liegend. Daß der ganzen Sympho- nie ein ähnlicher Stimmungsgang zugrunde liegt wie der Neunten von Beethoven, ist mir beim Studium immer mehr aufgefallen, und doch tritt gerade Deine künstlerische Individualität in diesem Werk besonders rein hervor«. (Theodor Billroth an Brahms am 10. Dezember 1867). Wahlverwandtschaften Angesprochen auf die Tatsache, dass das Rezitativ und vor allem das Hymnus-Thema des vierten Satzes eine merkwürdige Ähnlichkeit hätten mit dem Finale aus Beethovens Neunter, soll Brahms gesagt haben: »Jawohl, und noch merkwürdiger ist, daß das jeder Esel gleich hört«. Peinlicher Zufall? Dreistes Plagiat? Nein, eine tief sich verneigende Hommage. 14 12614_KM_05-10-12_b.indd 14 01.10.12 11:10
Hörempfehlung Es ist zwar wenig höflich, wenn Billroth an Brahms schreibt: »Ich wollte, ich könnte die Symphonie ganz allein hören, im Dunkeln […]. Alle diese dummen, alltäglichen Menschen, von denen man im Konzertsaal umgeben ist und von denen im günstigsten Falle fünfzig Sinn und künstlerische Empfindung genug haben, um ein solches Werk in seinem Kern beim ersten Hören zu erfassen – von Verstehen gar nicht zu reden«. Das tönt wie eine arrogante Pub- likumsbeschimpfung, trifft aber den Kern des Problems insofern, als die Höranforderungen dieser ungemein komplex verschach- telten Musik extrem hoch sind. Das Lesen der Partitur wäre hilf- reich, doch ohne solche Hilfe genügt es durchaus, wenn man sich von vornherein darauf einstellt, die Musik als einen allmählich sich entfaltenden Prozess zu begreifen – gleichermaßen mühevoll und kompliziert für den Komponisten wie für den Zuhörenden. Fußnote Clara Schumann hatte übrigens ganz ähnliche Verstehens-Pro- bleme (»alles ist so interessant in einander verwoben«), und sie kannte keine Hemmungen, ihrem deutlich jüngeren Geliebten u. a. zu schreiben, »daß mir musicalisch das Presto gegen die höchste Begeisterung vorher abfällt. Mir liegt in dem Presto die Steigerung mehr in der äußeren als inneren Bewegung; es kommt mir das Presto nicht wie herausgewachsen aus dem Ganzen vor, sondern als brillanter Schluß hinzugefügt. Nun verzeihe, lieber Johannes, ich kann aber gegen Dich nicht anders als offen sein« (12. Februar 1877). Brahms selbst nannte, als wüsste er von den Schwierigkei- ten, seine Sinfonie immer nur »das Ding«, das sich »nicht durch Liebeswürdigkeit empfiehlt«. Liebenswürdig ist indessen die romantische Alphornmelodie im vierten Satz. Es gibt Gründe zu vermuten, dass sie als ein tönen- der Gruß von Johannes Brahms an Clara Schumann gemeint ist. Brahms befindet sich im September 1868 in der Schweiz, gratuliert seiner Clara Schumann postalisch und schickt ihr die Notenzeile eines Liedes auf den Text »Hoch auf’m Berg, tief im Thal, grüß ich 15 12614_KM_05-10-12_b.indd 15 01.10.12 11:10
dich vieltausendmal« – die Vorform jener Alphornweise, die er dann ins Finale der ersten Sinfonie übernimmt. Acht Jahre später in Lichtenthal, als Brahms die Sinfonie fertig- stellt, ist die Beziehung zwischen Johannes und Clara im Stadium des Zerfalls, was vielleicht erklärt, warum der Tonfall ihrer Kritik an seiner Musik nun kühler und schärfer ausfällt. Zum Weiterlesen Heinze, Rüdiger: »Das ist nun wohl etwas stark«. 1. Symphonie c-Moll op. 68. In: Ulm, Renate (Hg.): Johannes Brahms. Das symphonische Werk. Bärenreiter Kassel 1996 Schmidt, Christian Martin: Brahms Symphonien. Ein musikalischer Werkführer. Beck München 1999 Hans Christian Schmidt-Banse 16 12614_KM_05-10-12_b.indd 16 01.10.12 11:10
BIOGRAPHIEN Wiener Philharmoniker Die Wiener Philharmoniker zählen nach Meinung vieler Musik- liebhaber zu den besten Orchestern der Welt. Und Hans Knap- pertsbusch nannte die Wiener Philharmoniker »die Unvergleich- lichen«. Diese Aussage trifft in mehr als einem Punkt zu, ist doch die Beziehung zwischen dem Orchester der Wiener Staatsoper und dem Verein der Wiener Philharmoniker weltweit einzigartig. So kann gemäß den derzeit gültigen philharmonischen Statuten nur ein Mitglied des Orchesters der Wiener Staatsoper Mitglied bei den Wiener Philharmonikern werden. Vor der Aufnahme in die private Vereinigung muss ein Probespiel für die Aufnahme in das Orchester der Wiener Staatsoper gewonnen werden, und nach- dem der angehende Philharmoniker diese Hürde genommen hat, gilt es, sich mindestens drei Jahre im täglichen Orchesterdienst zu bewähren, bevor der Antrag auf Mitgliedschaft in den Verein gestellt werden kann. Die am Podium erarbeitete Qualität wirkt sich positiv auf das künstlerische Niveau der Opernvorstellun- gen aus, und außerdem erleichtern bzw. ermöglichen die Wiener Philharmoniker durch ihre Beziehungen der Direktion der Wiener Staatsoper das Engagement der weltbesten Dirigenten. Längst hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass diese »Symbiose« zwi- schen der Wiener Staatsoper und dem Orchester beiden Partnern Vorteile bringt. 17 12614_KM_05-10-12_b.indd 17 01.10.12 11:10
Ein privater Verein – Verzicht auf Subventionen Die Wiener Philharmoniker sind ein privater Verein. Im Februar 1997 beschloss das Orchester, die staatlichen Subventionen nicht mehr in Anspruch zu nehmen. Gleichzeitig wurde mit Anna Lelkes, Harfenistin und langjähriges Mitglied der Wiener Staatsoper, die erste Frau in den Verein Wiener Philharmoniker aufgenommen. Die philharmonische Selbstverwaltung Der im Jahr 1842 eingeschlagene Weg der philharmonischen Selbstverwaltung wurde in eineinhalb Jahrhunderten lediglich modifiziert, aber nicht verlassen. Selbstverständlich machte die Expansion zu einem Wirtschaftsunternehmen mittlerer Größe die Einstellung von Fachkräften (vier Sekretärinnen und ein Buchhal- ter) notwendig. Die Letztverantwortung tragen aber die gewählten Funktionäre, also Orchestermusiker, und nur sie sind auch zu Ent- scheidungen berechtigt. Die Hauptversammlung Oberstes Gremium des Vereines ist die Hauptversammlung. Pro Saison finden neben der vorgeschriebenen ordentlichen Haupt- versammlung durchschnittlich fünf bis sechs außerordentliche Plenarsitzungen statt. Theoretisch kann in diesem Gremium jedes Problem diskutiert und abgestimmt werden, in der Praxis gibt es gewisse Modifikationen, werden doch zahlreiche Entscheidungen dem Ermessen der leitenden Funktionäre überlassen. Diese erfah- ren spätestens bei der nächsten Wahl, ob sie bezüglich jenes frei- willig eingeräumten Handlungsspielraumes noch das Vertrauen der Mehrheit der Kollegen besitzen. Mit Ausnahme von Statu- tenänderungen (Vier-Fünftel-Mehrheit) entscheidet bei jedem Votum die einfache Mehrheit, und im Verlaufe der philharmoni- schen Geschichte gab schon des Öfteren eine Stimme den Aus- schlag. Die Durchführung der vom Plenum getroffenen Beschlüsse obliegt dem aus zwölf Orchestermitgliedern bestehenden Verwal- tungsausschuss. Die Wiener Philharmoniker haben es sich jeden- falls zur Aufgabe gemacht, die stets aktuelle humanitäre Botschaft 18 12614_KM_05-10-12_b.indd 18 01.10.12 11:10
der Musik in den Alltag und in das Bewusstsein der Menschen zu bringen. Im Jahr 2005 wurden die Philharmoniker zu Goodwill- Botschaftern der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ernannt, und seit 2006 sind sie auch Botschafter der Phonak-Intiative »Hear the World«. Sie suchen jenes Motto zu verwirklichen, das Lud- wig van Beethoven, dessen sinfonischem Schaffen das Orches- ter seine Entstehung verdankt, seiner Missa solemnis voranstellte: »Von Herzen – möge es wieder zu Herzen gehen«. Zur Geschichte des Orchesters Bis zum ersten Philharmonischen Konzert am 28. März 1842 besaß Wien kein aus Berufsmusikern bestehendes Konzertorchester. Der Bedarf an Aufführungen sinfonischer Werke wurde durch eigens zusammengestellte, zum Teil aus Amateuren bestehende Ensem- bles gedeckt. Orchester, die ausschließlich aus Berufsmusikern bestanden, gab es damals nur an Theatern. 1841 wurde Otto Nicolai (1810 – 1849) als Kapellmeister an das Kärntnertortheater berufen, der am 28. März 1842 im Großen Redoutensaal ein »großes Concert« dirigierte, das vom »sämtli- chen Orchester-Personal des k. k. Hof-Operntheaters« veranstaltet wurde. Diese »Philharmonische Academie«, so der ursprüngliche Titel, gilt mit Recht als die Geburtsstunde der Wiener Philharmo- niker, weil erstmals alle Prinzipien der bis heute gültigen »Phil- harmonischen Idee« verwirklicht wurden: Nur ein im Orchester der Wiener Staatsoper engagierter Künstler kann Mitglied der Wiener Philharmoniker werden; es besteht künstlerische, orga- nisatorische und finanzielle Eigenverantwortlichkeit; alle Ent- scheidungen werden von der Hauptversammlung der aktiven Mitglieder auf demokratische Weise getroffen; die eigentliche Verwaltungsarbeit wird von einem demokratisch gewählten Aus- schuss, dem zwölfköpfigen Komitee, durchgeführt. Als Otto Nico- lai 1847 Wien verließ, fehlte mit einem Mal nicht nur der künstle- rische, sondern auch der administrative Leiter. 1860 fand dann im Kärntnertortheater unter der Leitung des damaligen Opern- direktors Carl Eckert das erste von vier Abonnementkonzerten statt. Seither bestehen die »Philharmonischen Konzerte« ohne Unterbrechung. Mit dem Beginn der Saison 1870/71 siedelten die 19 12614_KM_05-10-12_b.indd 19 01.10.12 11:10
Wiener Philharmoniker in den Goldenen Saal des Musikvereins- gebäudes in Wien über, der seither die ideale Wirkungsstätte der Philharmoniker ist. Mit Hans Richter gelang die endgültige Etab- lierung als Orchester von Weltruf und unvergleichbarer Tradition. Erste Auslandsreisen unternahm das Orchester mit Gustav Mahler. Musikhistorisch von Bedeutung ist vor allem die Beziehung zu Richard Strauss, der zwischen 1906 und 1944 zahlreiche Opernauf- führungen und Konzerte dirigierte. Ein weiterer Höhepunkt war die Zusammenarbeit mit Arturo Toscanini (1933 – 1937) und Wilhelm Furtwängler (1933 – 1945 und 1947 – 1954). Nach Ende des Zweiten Weltkrieges setzte das Orchester seine Arbeit mit bedeutenden Dirigenten wie Klemperer, Knappertsbusch, Szell und Solti sowie mit Abbado, Boulez, von Dohnányi, Levine, Maazel, Mehta, Muti, Ozawa, Previn und Rattle fort. Einen besonderen Stellenwert hatte die Zusammenarbeit mit den beiden Ehrendirigenten Karl Böhm und Herbert von Karajan sowie mit dem Ehrenmitglied Leonard Bernstein. Mit Konzertreisen in alle Welt und der Teilnahme an den bedeutendsten Festivals entsprechen die Wiener Philharmo- niker den Anforderungen des heutigen Musikbetriebs und set- zen zugleich Akzente von besonderer Individualität, wie etwa mit dem Neujahrskonzert oder ihrer Rolle bei den Salzburger Fest- spielen. Mit dem Musikvermittlungsprojekt »passwort: klassik« und einer neu ins Leben gerufenen Kooperation mit dem Wie- ner Konzerthaus setzen sich die Philharmoniker verstärkt für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ein. Für ihre künstlerischen Leistungen erhielten die Wiener Philharmoniker zahlreiche Preise, Schallplatten in Gold und Platin, nationale Auszeichnungen und die Ehrenmitgliedschaft vieler kultureller Institutionen. In der Köl- ner Philharmonie gastierten die Wiener Philharmoniker zuletzt im April dieses Jahres unter der Leitung von Antonio Pappano. Der Wiener Klangstil Die Wiener Philharmoniker sehen sich als direkte Erben jenes Ins- trumentariums, welches noch zu Ende des 18. Jahrhunderts nicht nur mitteleuropäisches, sondern in gewissem Sinn gesamteuro- päisches Geistes- und Wertgut darstellte. Das Entstehen nationa- ler Kompositionsschulen zu Beginn des 19. Jahrhunderts bedingte auch Änderungen im Instrumentenbau der einzelnen Länder. Die 20 12614_KM_05-10-12_b.indd 20 01.10.12 11:10
Werke der französischen Impressionisten und die ihnen zugrun- deliegenden Klangvorstellungen erforderten nicht nur ein modi- fiziertes Instrumentarium, sondern auch einen Wandel der bis dahin hinter der Musik stehenden Geisteshaltung, die im gesamt- europäischen Raum – zumindest bis zur Französischen Revolution – vom Gedanken der musikalischen Rhetorik geprägt war. Dieser Prozess wurde in Wien nicht mitvollzogen: Man blieb den aus der Zeit der Wiener Klassik herrührenden Klangvorstellungen vorerst weitgehend treu, wiewohl es auch zu Weiterentwicklungen kam. Die Wiener Blasinstrumente Die Wiener Blasinstrumente unterscheiden sich von denjenigen anderer Sinfonieorchester in wesentlichen Details: So zeigt die Klarinette ein besonderes Griffsystem und eine andere Form der Mundstückbahn, die wiederum ein anderes Rohrblatt erfordert. Das Fagott hat zwar grundsätzlich das sogenannte deutsche Sys- tem, aber spezielle Griffkombinationen und Rohrblätter. Die Trom- pete verfügt über ein Drehventilsystem und eine teilweise etwas engere Mensur. Eine engere Mensur, die eine bessere Gestaltung des Tones in Farbe und Dynamik gestattet, besitzen auch die Posaune sowie die (Wiener F-)Tuba, die darüber hinaus unterschiedliche Griff- und Ventilsysteme aufweist. Bei der Flöte gibt es vom Instrument her keine wesentlichen Unterschiede zu der international gebräuchli- chen Böhm-Flöte, welche die Holzflöte in Wien erst in den zwan- ziger Jahren des 20. Jahrhunderts abgelöst hat. Selbst hier aber wird, wie bei allen Blasinstrumenten in den Werken der Wiener Klassik, nur sparsam vom Vibrato Gebrauch gemacht. Bis dahin war das Vibrato nahezu ausschließlich den Streichinstrumenten vorbehalten. Es galt als Form der Auszierung und nicht als ein permanent angewandtes Mittel zur »Behübschung« des Tones. Es ist interessant zu beobachten, dass auch immer mehr internatio- nale Bläsersolisten bei der Interpretation von Werken der Wiener Klassik das übermäßige Vibrato als stilfremd ablehnen. Selbst- verständlich wird aber auch von den Wiener Philharmonikern das Vibrato bei der Interpretation jener Literatur, bei der es Stilelement ist, angewandt. 21 12614_KM_05-10-12_b.indd 21 01.10.12 11:10
Die wesentlichsten Unterschiede zum internationalen Instrumen- tarium finden wir beim Wiener (F-)Horn, welches über eine engere Mensur, ein längeres Rohr und über ein Pumpventilsystem verfügt. Diese Ventile haben den Vorteil, den Horn-Ton nicht so scharf abzugrenzen und weichere Bindungen zu ermöglichen. Auch sind die Wiener Hörner aus stärkerem Material hergestellt als das inter- national gebräuchliche Doppelhorn. Ebenso unterscheidet sich die Wiener Oboe von der sonst interna- tional gebräuchlichen Französischen Oboe insofern, als sie über einen besonderen Mensurverlauf, ein spezielles Rohrblatt und ein spezielles Griffsystem verfügt. Außer für die Flöte und zum Teil das Fagott können für den Klang Wiener Instrumente folgende typische Besonderheiten konstatiert werden: Sie sind teiltonreicher, d. h. sie verfügen über einen grund- sätzlich helleren Klang; sie umfassen einen größeren Dynamikbe- reich (es besteht die Möglichkeit größerer Unterschiede zwischen »laut« und »leise«); sie besitzen eine höhere Modulationsfähigkeit des Klanges: der Musiker kann die Farbe des Klanges in weiten Bereichen bewusst verändern. Der Klangstil eines Orchesters ist aber auch das Resultat von Traditionen und den daraus gewachsenen Klangvorstellungen. Die Wurzeln der Wiener Blechbläsertradition liegen in Deutsch- land. Als stilbildend hat hier Hans Richter zu gelten. Durch ihn kam es nicht allein zur Mitwirkung zahlreicher philharmonischer Blechbläser bei den Bayreuther Festspielen, sondern auch immer wieder zum Engagement deutscher Blechbläser – in erster Linie Posaunisten und Tubisten – in Wien. Das Wiener Schlagwerk Das Wiener Schlagwerk weist folgende Besonderheiten auf: Alle Fellinstrumente (Membraphone) sind grundsätzlich mit Naturfel- len, und zwar mit Ziegenpergament, bespannt, die im Vergleich zu Kunststoff-Fellen über eine reichere Obertonreihe verfügen. Bei der Wiener Pauke wird der bewegliche Kessel gegen das Fell gedrückt. Der Handhebemechanismus erlaubt gegenüber den 22 12614_KM_05-10-12_b.indd 22 01.10.12 11:10
mit dem Fuß zu stimmenden Pauken eine größere Feinfühlig- keit beim Stimmvorgang. Bei den verschiedenen Trommelarten werden jene Instrumente bevorzugt, die über einen Zylinder ohne Zugstangenhalterung verfügen, welcher frei schwingen kann. Da es sich entwicklungsgeschichtlich bei diesen Instrumenten um klöppellose Handglocken handelt, sind sie gegossen und nicht wie die heutigen Instrumente aus Walzblech gefertigt. All diese Unterschiede zu anderen Orchestern sind mit Hilfe digitaler Ana- lyse mess- und darstellbar. Der Wiener Streicherklang Im Bereich des zu Recht berühmten Wiener Streicherklanges kann von einer völlig einheitlichen Wiener Geigerschule nicht gesprochen werden. Auch wenn eine kontinuierliche Entwicklung nachweisbar ist. Es kann als sicher gelten, dass das Instrumen- tarium der Wiener Streicher zum Unterschied vom Bläserinstru- mentarium für den Klang des Orchesters nicht relevant ist, dass es, von einigen Ausnahmen abgesehen, nicht von außerordentlicher Qualität ist. Vielmehr scheinen die Streichergruppen der Wiener Philharmoniker eine Art von Werkstattcharakter im mittelalterli- chen Sinn zu haben, der den neu hinzukommenden Musiker in den speziellen philharmonischen Musizierstil einbindet. Dadurch wird jener Orchesterklang erzeugt, der in wesentlichen Elementen dem Klang entspricht, den die großen Komponisten der Wiener Klassik, der Wiener Romantik und der Wiener Schule im Ohr hatten, als sie ihre Werke schufen. 23 12614_KM_05-10-12_b.indd 23 01.10.12 11:10
Die Mitglieder der Wiener Philharmoniker Konzertmeister Viola Flöte Rainer Küchl Heinrich Koll Dieter Flury Rainer Honeck Tobias Lea Walter Auer Volkhard Steude Christian Frohn Günter Federsel Albena Danailova Wolf-Dieter Rath Wolfgang Breinschmid Robert Bauerstatter Violine I Gerhard Marschner Oboe Eckhard Seifert Hans P. Ochsenhofer Martin Gabriel Hubert Kroisamer Mario Karwan Clemens Horak Josef Hell Martin Lemberg Harald Hörth Jun Keller Elmar Landerer Alexander Öhlberger Daniel Froschauer Innokenti Grabko Wolfgang Plank Günter Seifert Michael Strasser Herbert Maderthaner * Clemens Hellsberg Ursula Plaichinger Erich Schagerl Thilo Fechner Klarinette Bernhard Biberauer Thomas Hajek Ernst Ottensamer Martin Kubik Daniela Ivanova Matthias Schorn Milan Ŝetena Daniel Ottensamer Martin Zalodek Violoncello Norbert Täubl Kirill Kobantchenko Tamás Varga Johann Hindler Wilfried Hedenborg Robert Nagy Andreas Wieser Johannes Tomböck Friedrich Dolezal Pavel Kuzmichev Raphael Flieder Fagott Isabelle Ballot Csaba Bornemisza Michael Werba Andreas Großbauer Gerhard Iberer Stepan Turnovsky Olesya Kurylyak Wolfgang Härtel Harald Müller Maxim Brilinsky Eckart Schwarz-Schulz Reinhard Öhlberger Ondrej Janoska * Stefan Gartmayer Wolfgang Koblitz Ursula Wex Benedikt Dinkhauser Violine II Sebastian Bru * Raimund Lissy Edison Pashko * Horn Tibor Kovác Ronald Janezic Christoph Koncz Kontrabass Lars Michael Stransky Gerald Schubert Herbert Mayr Sebastian Mayr René Staar Christoph Wimmer Wolfgang Lintner Helmut Zehetner Ödön Rácz Jan Jankovic Alfons Egger Jerzy (Jurek) Dybal Wolfgang Vladar George Fritthum Alexander Matschinegg Thomas Jöbstl Alexander Steinberger Michael Bladerer Wolfgang Tomböck jun. Harald Krumpöck Bartosz Sikorski Manuel Huber Michal Kostka Jan-Georg Leser Benedict Lea Jedrzej Gorski Trompete Marian Lesko Filip Waldmann * Hans Peter Schuh Johannes Kostner Gotthard Eder Martin Klimek Harfe Martin Mühlfellner Yefgen Andrusenko Charlotte Balzereit Reinhold Ambros Shkëlzen Doli Stefan Haimel Dominik Hellsberg Jürgen Pöchhacker * Holger Groh Posaune Dietmar Küblböck Mark Gaal Johann Ströcker 24 12614_KM_05-10-12_b.indd 24 01.10.12 11:10
Tuba Im Ruhestand Friedrich Pfeiffer Paul Halwax Alfred Altenburger Alfred Planyavsky Christoph Gigler Volker Altmann Josef Pomberger Roland Altmann Kurt Prihoda Schlagzeug Roland Baar Alfred Prinz Bruno Hartl Franz Bartolomey Helmuth Puffler Anton Mittermayr Walter Barylli Reinhard Repp Erwin Falk Georg Bedry Werner Resel Klaus Zauner Roland Berger Franz Söllner Oliver Madas Walter Blovsky Milan Sagat Benjamin Schmidinger Gottfried Boisits Herbert Schmid Thomas Lechner Wolfgang Brand Rudolf Schmidinger Reinhard Dürrer Peter Schmidl Gerhard David Wolfgang Schulz Rudolf Degen Wolfgang Schuster Die mit * Paul Fürst Reinhold Siegl gekennzeichneten Fritz Faltl Walter Singer Musiker sind bestätigte Johann Fischer Helmut Skalar Mitglieder des Orchesters Jörgen Fog Anton Straka der Wiener Staatsoper, die Gerhard Formanek Wolfgang Tomböck noch nicht dem Verein der Herbert Frühauf Gerhard Turetschek Wiener Philharmoniker Dietfried Gürtler Martin Unger angehören. Wolfram Görner Peter Wächter Peter Götzel Hans Wolfgang Weihs Wolfgang Gürtler Helmut Weis Horst Hajek Alfred Welt Heinz Hanke Ewald Winkler Richard Heintzinger Franz Zamazal Josef Hell Dietmar Zeman Wolfgang Herzer Werner Hink Günter Högner Roland Horvath Josef Hummel Willibald Janezic Karl Jeitler Rudolf Josel Gerhard Kaufmann Erich Kaufmann Harald Kautzky Ferdinand Kosak Burkhard Kräutler Edward Kudlak Manfred Kuhn Walter Lehmayer Anna Lelkes Gerhard Libensky Erhard Litschauer Günter Lorenz Horst Münster Gabriel Madas Herbert Manhart William McElheney Rudolf J. Nekvasil Meinhart Niedermayr Hans Novak Camillo Öhlberger Ortwin Ottmaier Peter Pecha 25 12614_KM_05-10-12_b.indd 25 01.10.12 11:10
Daniele Gatti Daniele Gatti schloss seine Studien in Komposition und Dirigieren am Con- servatorio »Giuseppe Verdi« in Mailand ab. 2008 übernahm er die Position des Musikdirektors beim Orchestre National de France und 2009 wurde er Chefdiri- gent am Opernhaus Zürich. Daneben ist er Ehrendirigent des Royal Philharmo- nic Orchestra, bei dem er zuvor bereits von 1996 bis 2009 Musikdirektor war. Die Position des Musikdirektors bekleidete er ebenso an der Accademia Nazionale di Santa Cecilia in Rom (1992 – 97) und am Teatro Comunale in Bologna (1997 – 2007). Am Royal Opera House Covent Garden in London war er in den Jahren von 1994 bis 1997 Erster Gastdirigent. Heute pflegt Daniele Gatti eine besonders enge Verbindung zu den Wiener Philharmonikern und dem Königlichen Concertge- bouworchester Amsterdam. Daneben dirigiert er die bedeutends- ten amerikanischen und europäischen Orchester, darunter das New York Philharmonic, das Chicago Symphony Orchestra, das Boston Symphony Orchestra, das Symphonieorchester des Bay- erischen Rundfunks, die Münchner Philharmoniker und das Phil- harmonia Orchestra. Daniele Gatti leitete weltweit zahlreiche Neuproduktionen an führenden Opernhäusern, darunter die Wiener Staatsoper (Simon Boccanegra, Moses und Aron, Otello und Boris Godunov), die Mai- länder Scala (Lohengrin, Wozzeck, Don Carlo und Lulu), die Bayeri- sche Staatsoper (Aida und Fidelio), das Royal Opera House Covent Garden (Falstaff), das Opernhaus in Zürich (Falstaff, Otello, Parsi- fal, Die Meistersinger von Nürnberg und Mathis der Maler) und die Metropolitan Opera in New York, wo er sein Debüt 1994 in einer Neuproduktion von Madama Butterfly gab. Im Februar 2013 wird er dort den Parsifal dirigieren, den er von 2008 bis 2011 jedes Jahr in Bayreuth leitete. 26 12614_KM_05-10-12_b.indd 26 01.10.12 11:10
In diesem Jahr war er mit den Wiener Philharmonikern und dem Gustav Mahler Jugendorchester bei den Salzburger Festspielen zu Gast. Mit dem Orchestre National de France schloss er am Théâtre du Châtelet einen Zyklus mit sämtlichen Werken Gustav Mahlers ab. Neben den Wiener Philharmonikern, die er auf einer Europatournee leitet, dirigiert Gatti in dieser Spielzeit das Königli- che Concertgebouworchester Amsterdam und das Symphonieor- chester des Bayerischen Rundfunks. Weitere Höhepunkte sind das Verdi-Requiem mit dem Boston Symphony Orchestra in Boston, und anschließend im April mit dem Philharmonia Orchestra in London und mit dem Orchestre National de France im Juni in Paris. Das Orchestre National de France dirigiert er in dieser Spielzeit außerdem in einem Zyklus mit sämtlichen Beethoven-Sinfonien. Daniele Gattis umfangreiche Diskographie umfasst Werke von Rossini, Mahler, Prokofjew, Bartók, Respighi sowie Tschaikowskys Sinfonien Nr. 4, 5 und 6. Im April 2012 erschien eine Debussy-CD anlässlich des 150. Geburtstages des Komponisten. Im Frühjahr 2013 wird eine Aufnahme von Strawinskys Le Sacre du printemps erscheinen. In der Kölner Philharmonie war er zuletzt im Mai 2010 zu Gast, damals ebenfalls mit den Wiener Philharmonikern. 27 12614_KM_05-10-12_b.indd 27 01.10.12 11:10
KÖLNMUSIK-VORSCHAU Oktober DI 09 20:00 SA 06 20:00 Francesco Tristano Klavier Dietrich Buxtehude Präludium (manualiter) g-Moll Mari Eriksmoen Sopran BUXWV 163 Marianne Beate Kielland Alt Aria mit 32 Variationen BUXWV 250 Johannes Weisser Bariton »La Capricciosa« Sunnyi Melles Sprecherin Tilo Werner Sprecher Toccata d-moll BUXWV 155 Bearbeitung für Klavier von Estnischer Philharmonischer Francesco Tristano Kammerchor Mahler Chamber Orchestra Suite d-Moll BUXWV 233 Marc Minkowski Dirigent für Tasteninstrument »d’Amour« Edvard Grieg Johann Sebastian Bach Peer Gynt op. 23 Aria mit 30 Veränderungen BWV 988 aus der Klavierübung Teil IV Förderer der MCO Residenz NRW: »Goldberg-Variationen« (Auszüge) Kunststiftung NRW und das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Francesco Tristano Sport des Landes Nordrhein-Westfalen La Franciscana für piano and electronis Long Walk – a remake of Johann 19:00 Einführung in das Konzert Sebastian Bach’s 14 canons on the Klassiker! 1 Goldberg Ground (BWV 1087) for piano and live electronics SO MI 07 16:00 10 20:00 Pekka Kuusisto Violine Barbara Dennerlein Orgel Irish Chamber Orchestra Katherine Hunka Konzertmeisterin, Auf ihren CDs und in ihren Konzerten Violine präsentiert sich Barbara Dennerlein als kompetente Vertreterin einer neuen Einojuhani Rautavaara Generation von Jazz-Musikern und Pelimannit (Dorfmusikanten) wurde dadurch zur Protagonistin ihres Johann Sebastian Bach Instruments, der legendären Hammond Konzert für Violine, Streicher und Basso B 3. Ihre CD »Take Off« erreichte Platz 1 continuo E-Dur BWV 1042 der Jazz-Charts und wurde als eines der meistverkauften Jazz-Alben gefeiert. Konzert für zwei Violinen, Streicher und Wenn Barbara Dennerlein sich der Basso continuo d-Moll BWV 1043 Klais-Orgel widmet, dann bleibt keine Béla Bartók Pfeife verschont. Divertimento Sz 113 Orgel plus ... 2 Traditionelle Tanz- und Folk-Melodien ergänzen das Programm Sonntags um vier 1 28 12614_KM_05-10-12_b.indd 28 01.10.12 11:10
Foto: Marco Borggreve Freitag 19. Oktober 2012 20:00 Anne Katharina Ludwig van Beethoven Konzert für Klavier und Orches- Schreiber ter Nr. 5 Es-Dur op. 73 (1809) Violine Jean-Guihen Konzert für Klavier, Violine, Violoncello und Orchester Queyras C-Dur op. 56 (1804 – 07) Violoncello Kristian Sinfonie Nr. 5 c-Moll op. 67 (1804 – 08) Bezuidenhout Hammerklavier Nach den Konzerten mit sämtli- chen Streichquartetten Beetho- Freiburger vens wird der Beethoven-Zyklus Barockorchester nun mit allen Klavierkonzerten Gottfried von fortgesetzt. Den Anfang macht Pianist Kristian Bezuidenhout der Goltz am 19. Oktober. Pierre-Laurent Dirigent Aimard, Emanuel Ax und Leif- Ove Andsnes folgen am 21.10., 18. und 19.11. 12614_KM_05-10-12_b.indd 29 01.10.12 11:10
IHR NÄCHSTES ABONNEMENT-KONZERT SA DO 13 20:00 21 Februar 20:00 Ein Fest zu Ehren: Kasper König zum Abschied Frank Peter Zimmermann Violine Josef Bierbichler Schauspieler Wiener Philharmoniker Franz Welser-Möst Dirigent Ensemble Modern Heiner Goebbels Regie Alban Berg Jean Kalman Bühne / Licht Konzert für Violine und Orchester (1935) Norbert Ommer Klangregie »Dem Andenken eines Engels« Heiner Goebbels Anton Bruckner Eislermaterial Sinfonie Nr. 4 Es-Dur WAB 104 Staged Concert (1881/1886/1887 – 89) »Romantische« (3. Fassung) anschließend: Hommage an Kasper König, moderiert von KölnMusik gemeinsam mit der West- Harald Schmidt deutschen Konzertdirektion Köln Vor und nach dem Konzert finden im Das Kleine Wiener 2 Museum Ludwig weitere Veranstaltun- Köln-Zyklus der gen statt. Wiener Philharmoniker 4 Der Eintritt hierzu ist frei. 15:00 Führungen und kunst:dialoge 17:30 Festakt Reden und Buchpräsentation moderiert von Harald Schmidt ab ca. 22:00 wird im Museum Ludwig gefeiert Musik: DJ Tobias Thomas KölnMusik gemeinsam mit Museum Ludwig Kloing 1 30 12614_KM_05-10-12_b.indd 30 01.10.12 11:10
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