Wiener Philharmoniker Daniele Gatti - Freitag 5. Oktober 2012 20:00 Köln-Zyklus der Wiener Philharmoniker 3

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Köln-Zyklus der Wiener Philharmoniker 3

   Wiener Philharmoniker
   Daniele Gatti
   Freitag
   5. Oktober 2012
   20:00

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Das Kleine Wiener 1
   Köln-Zyklus der Wiener Philharmoniker 3

   Wiener Philharmoniker
   Daniele Gatti Dirigent

   Freitag
   5. Oktober 2012
   20:00

   Pause gegen 20:40
   Ende gegen 21:50

   KölnMusik gemeinsam mit der Westdeutschen Konzertdirektion Köln

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PROGRAMM

   Johannes Brahms 1833 – 1897
   Sinfonie Nr. 3 F-Dur op. 90 (1883)
   Allegro con brio
   Andante
   Poco Allegretto
   Allegro

   Pause

   Johannes Brahms
   Sinfonie Nr. 1 c-Moll op. 68 (1862 – 77)
   Un poco sostenuto – Allegro
   Andante sostenuto
   Un poco Allegretto e grazioso
   Finale. Adagio – Più Andante – Allegro non troppo, ma con brio

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ZU DEN WERKEN DES HEUTIGEN KONZERTS

                      Johannes Brahms:
                   Sinfonie Nr. 3 F-Dur op. 90

                                  Entstehung

   Brahms schreibt aus seinem Sommerquartier in Wiesbaden im
   Sommer 1883: »Ich wohne hier reizend […], so ein Atelier gibt ein
   herrliches hohes, kühles, luftiges Zimmer«. Mehr erfahren wir zur
   Entstehung der dritten Sinfonie nicht. Der nüchtern-verschwiegene
   Noten-Ingenieur Brahms bringt eine neue Sinfonie zu Papier, und
   fertig. Über das Wie und Warum kein Wort. Die Entstehungsum-
   stände bleiben seine Sache, sie gehen uns nichts an.

                                  Geburtsort

   Die Uraufführung ist am 2. Dezember 1883 im Wiener Musik-
   vereinssaal. Dirigent ist nämlicher Hans Richter, den Hugo Wolf
   wegen dessen Ablehnung seiner sinfonischen Dichtung Penthe-
   silea zum Duell fordern wollte – übrigens nicht die einzige Wolf-
   Brahms-Parallele, wie man gleich lesen wird.

                             Rezeptionssgeschichte

   Wie alle Sinfonien von Brahms hat es auch diese zunächst schwer,
   sich zu behaupten. Brahms gilt – unfreiwillig – als Kopf der tradi-
   tionsorientierten Gegen-Partei zu den fortschrittlichen ›Neudeut-
   schen‹ mit Liszt, Wagner und Wolf an der Spitze. Den Ruf, Ober-
   haupt der Konservativen zu sein, ist er Zeit seines Lebens nicht
   losgeworden, er muss sich sogar gefallen lassen, vom Zeitungs-
   kritiker Hugo Wolf öffentlich diffamiert zu werden: »Die Kunst,
   ohne Einfälle zu komponieren, hat entschieden in Brahms ihren
   würdigsten Vertreter gefunden«. Inzwischen hat die Rezeptions-
   geschichte ein anderes Urteil gefällt. Brahms-Sinfonien spielen
   eine führende Rolle in Konzertsälen und auf Tonträgern.

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Gattung

   Romantische viersätzige Sinfonie nach Beethovens klassischem
   Muster.

                             Charakter

   1. Allegro con brio … mit einem Aufschwung-Motto, mit zwei ener-
   gischen Bläserakkorden, kraftgeladen und Vorhang öffnend, stürzt
   sich das Hauptthema panthergleich in die sinfonische Arena, har-
   monisch vieldeutig, rhythmisch zupackend, kantig und gewaltig
   zugleich, um nach und nach sich zu beruhigen, melodisch sich
   zu verflüssigen, soll heißen: um sich alsogleich variierend zu ver-
   zweigen. Dann eine kurze Atempause. Sie markiert den Beginn
   der thematischen Gegenfigur pastoralen, tänzerischen Charak-
   ters, schlicht und drehleiernd, fast volkstümlich. Mit diesen bei-
   den gegensätzlichen Charakteren – sanguinisch der eine, weich
   beschwingt der andere – beginnt nun eine fortwährende Ausein-
   andersetzung, eine unausgesetzte gegenseitige Durchdringung,
   was die Themen veranlasst, ihre widersprüchlichen Temperamente
   untereinander auszutauschen, wobei sie im Zuge einer gründlichen
   motivisch-thematischen Verarbeitung in ihre einzelnen Zellen zer-
   legt und in überraschenden Kombinationen ständig neu zusam-
   mengefügt werden. Daraus entsteht, durchaus im traditonellen Ver-
   ständnis, eine Sonatenhauptsatzform mit einer Durchführung nach
   der Exposition und mit einer Reprise nach der ausführlichen Durch-
   führung nebst Coda. Akademische Musik? Ja, und doch durch-
   wandert sie im Laufe ihrer angestrengten variativen Entwicklung
   wundersame Stimmungen – Momente des lyrischen Verweilens
   bzw. Augenblicke dramatisch aufgeschichteter Klangmonumente.
   Ein so strukturierendes Denken, ein derart auf Wandelbarkeit der
   musikalischen Form bedachtes Grübeln führt – wie hier – nicht zu
   apotheotischem Gipfelsturm, sondern zu leisem Abschied, so als
   sei die mathematisch berechnete Beweisführung geglückt. Darum
   tönen die Schlusstakte nach entspannter Zufriedenheit.

   2. Andante … auch der zweite Satz, obwohl einfach beginnend wie
   ein Choral, verrät die kluge, ordnende Hand des gelehrten Kompo-
   nisten. Er, der Erfinder zahlloser Lieder, gibt dem Thema zunächst

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die Freiheit, als keuscher Gesang sich zu verströmen, gestaltet
   den Fortgang dann aber als Folge unablässiger Veränderung des
   eingangs formulierten Gedankens, der sich peu à peu dialogisch
   verästelt und zu orchestraler Harmonie verwebt. »Eine wie traum-
   erfüllte Vielfalt«, findet Wolfgang Dömling, »dies wird vielleicht
   der vorherrschende Eindruck für den unbefangenen Hörer sein
   – eine Vielfalt, in der jedoch nun andererseits alles Motivische
   gerade aufs engste aus den Intervallen des schlichten Themenbe-
   ginns abgeleitet ist, teils deutlich hörbar, teils eher verdeckt. Der
   Satz erweist sich als ein Gebilde von monothematischer Strenge,
   die in reizvollem Kontrast zu seinem Ausdruckscharakter steht«.
   Traumerfüllte Vielfalt – Brahms träumt nicht, sondern tüftelt küh-
   len Kopfes reiche Konfigurationen aus eng begrenzter Substanz,
   dennoch oder vielleicht gerade deswegen gelingen ihm wie zufäl-
   lig träumerische Grenzerfahrungen, vor allem sanft schimmernde
   bzw. kräftig glühende Klangfarben.

   3. Poco allegretto … eher un-sinfonisch und kammermusikalisch
   transparent hebt der dritte Satz an. Eigentlich müsste er ein fri-
   sches Scherzo sein nach klassischem Vorbild, will das aber nicht.
   Will eine durchkonstruierte Wechselrede werden aus solistisch
   geführten Instrumenten, nachdenkliche Zeichnung fein gezo-
   gener Linien, ein in spannungsvoller Behutsamkeit gestaltetes
   Frage-Antwort-Spiel mit leise schmeichelndem Tonfall. »Das
   Trio mit seinen synkopisch tickenden Bassfiguren lässt vielleicht
   an ein stilisiertes Menuett denken; das in langer Kantilene sich
   ziehende Hauptthema aber ist eher im Charakter eines langsa-
   men melancholischen Walzers, einer Valse triste in Moll, deren
   schmerzlicher Ton passagenweise fast wie Tschaikowskij klingt«.
   (Wolfgang Dömling)

   4. Allegro … den vierten Satz schmiedet Brahms nach probatem
   Muster, nach den Gesetzen der klassischen Sonatenform. Aber
   der Gesamtduktus ist durch und durch romantisch mit einem ner-
   vös hereinhuschenden Thema, mit einer kurzen Choral-Episode
   und mit einem messerscharf rhythmisierten Imposanzgestus,
   der etliche Teile des Satzes mit gepfeffertem Temperament ver-
   sorgt. Im weiteren Verlauf aber setzt sich das unruhig geschlän-
   gelte Kopfthema immer wieder durch, fermentiert die gesamte
   Form, findet zu immer neuen thematischen bzw. rhythmischen

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Verschachtelungen, »dass auch der geschulte Hörer – damals
   wie heute – die Formkonstruktion zwar nicht unmittelbar nach-
   vollziehen kann, aber sich dennoch von den Zusammenhängen
   überzeugt fühlt« (Dömling). Daneben überzeugt dieser kraftvoll-
   muskulöse Satz mit federnder Energie, blühendem Melos und
   gestaltkräftigen Ausdruckskontrasten, wodurch sich – jenseits des
   raffiniert strukturierten Bauplans – der Eindruck rhapsodischer
   Abenteuerlichkeit ergibt, zumal in den Schlusstakten nochmals
   an die Eröffnungstakte des Anfangs erinnert wird – nun geht der
   Vorhang zu, die Vorlesung des Herrn Dr. Brahms ist zu Ende.

                             Besondere Kennzeichen

   Schönberg nannte dieses spezifische Brahms-Verfahren »ent-
   wickelnde Variation«. Ihr Ziel ist die permanente Verwandlung
   von ursprünglich gegensätzlichen Themen, ihre kontrapunktisch-
   polyphone Verdichtung, das Zertrümmern von musikalischen
   Figuren in kleinste Elementarteilchen, um sie zu neuen Gebilden
   zu kombinieren und auf diesem Wege durchaus unbekannte
   Ausdrucksbezirke zu betreten, z. B. jene zauberhaft-romantische
   Horn-Episode zu Beginn der Durchführung im ersten Satz.

                              Besondere Verdienste

   »Man sieht, was sich in den alten Formen noch leisten lässt, wenn
   einer kommt, der versteht, sie zu behandeln« (Richard Wagner) –
   manchmal hatten beide, Brahms und Wagner, trotz ihrer Antipa-
   thie die Noblesse, sich gegenseitig zu respektieren.

                                   Ansichten

   »Welch ein Werk, welche Poesie, die harmonischste Stimmung
   durch das Ganze, alle Sätze wie aus einem Gusse, ein Herzschlag,
   ein Juwel!«. (Clara Schumann)

   »Der letzte Satz Deiner Sinfonie wirkt noch mächtig nach; ich fand
   ihn eben so tief wie originell in der Konzeption, womit ich nicht

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sagen will, dass die anderen Sätze seiner unwürdig seien: nur
   mich berührt er am stärksten«. (Joseph Joachim)

                                Widersprüche

   »Als Symphonie des Herrn Dr. Johannes Brahms ist sie zum Teile
   ein tüchtiges, verdienstliches Werk; als solche eines Beethoven
   Nr. 2 ist sie ganz und gar missraten, weil man von einem Beet-
   hoven Nr. 2 alles das verlangen muss, was einem Dr. Johannes
   Brahms gänzlich fehlt: Originalität […]. Wie man Anno dazumal
   Menuett getanzt bzw. Symphonien geschrieben, schreibt auch
   Herr Brahms Symphonien, mag derweil vorgefallen sein, was will
   […]. Wie im Traum wankt er einem altväterischen Lehnstuhl zu
   und sinnt und sinnt und kann sich auf nichts rechtes besinnen.
   Endlich dämmerts ihm: er gedenkt der guten alten Zeit, der alle
   Zähne ausgefallen […]. Mühevoll greift er nach der Feder, und was
   er aufschreibt – wahrhaftig! – es sind Noten, eine Menge Noten.
   Diese Noten werden nun regelrecht in die gute, alte Form gestopft,
   und was dabei herauskommt, ist – eine Symphonie«. (Hugo Wolf
   im Wiener Salonblatt über die Dritte von Brahms).

                                    Profil

   »Dieser stille, resignierte Schluss ist es, der das Werk, namentlich
   am Ende eines Konzerts, zum gestalterischen Risiko für Dirigenten
   macht, weil es nicht mit seiner Dynamik sich in der Bewegungs-
   explosion des Applauses entlädt, sondern zu Besinnlichkeit und
   Nachdenklichkeit anregt. Aber es ist ein starkes Bekenntnis des
   Formgestalters Brahms zur Geschlossenheit der zyklischen Form,
   zu ihrer Entwicklung aus einheitlicher motivischer Substanz«.
   (Siegfried Kross)

                             Wahlverwandtschaften

   Beethoven, Eroica; Schumann, »Rheinische Sinfonie«; Brahms,
   Klaviertrio op. 87.

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Gesamteindruck

   Zwiespältig. Einerseits besticht die Sinfonie durch ein durchkalku-
   liertes Bauprinzip, wie es rationaler nicht sein kann. Andererseits
   hat sie alles, was man romantischer Musik nachsagt: klanglichen
   Rausch, leidenschaftlichen Schwung, emotionale Tiefe und mär-
   chenhafte Stimmungsbilder. Man darf sich entscheiden, ohne
   schlechtes Gewissen.

                             Hörempfehlung

   »Ich könnte nicht sagen, welcher Satz mir der liebste? Im ersten
   entzückt mich schon gleich der Glanz des erwachten Tages, wie
   die Sonnenstrahlen durch die Bäume glitzern, alles lebendig wird,
   alles Heiterkeit atmet, das ist wonnig! Im zweiten die reine Idylle,
   belausche ich die Betenden um die kleine Waldkapelle, das Rinnen
   der Bächlein, Spielen der Käfer und Mücken – das ist ein Schwär-
   men und Flüstern um einen herum, dass man sich ganz wie einge-
   sponnen fühlt in die Wonne der Natur. Der dritte Satz scheint mir
   eine Perle, aber es ist eine graue, von einer Wehmutsträne umflos-
   sen; am Schluss die Modulation ist ganz wunderbar. Herrlich folgt
   dann der letzte Satz mit seinem leidenschaftlichen Aufschwung:
   das erregte Herz wird aber bald wieder gesänftigt, zuletzt die Ver-
   klärung, die sogar in dem Duchführungs-Motiv in einer Schönheit
   auftritt, für die ich keine Worte finde«. (Clara Schumann)

                                Fußnote

   Besagte Gelehrtsamkeit des introvertierten »Dr. Johannes
   Brahms« ärgert den wirren Feuerkopf Hugo Wolf, mit seinen
   Liedern Brahms ebenbürtig, als sinfonischer Komponist aber noch
   unbedeutend. Wolf hatte sich auf die Seite der ›Neudeutschen‹
   geschlagen, auf die Verfechter einer ›Zukunftsmusik‹ nach Art der
   literarisch inspirierten sinfonischen Dichtungen von Franz Liszt,
   dessen Ästhetik Brahms brieflich eine harsche Absage erteilte: »Ich
   bin Deiner Musik gänzlich unzugänglich; sie widerspricht Allem,
   was mein Fassungsvermögen aus dem Geist unserer Großen seit
   früher Jugend an Nahrung zog«. Brahms zog seine ›Nahrung‹ aus

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dem kontrapunktischen Kunstverstand Johann Sebastian Bachs,
   der oratorischen Festlichkeit Händels, dem strukturellen Denken
   bzw. der zyklischen Formgestaltung Beethovens und aus Robert
   Schumanns Vorstellung von der Musik als einer poetischen
   Idee – Tradition galt Brahms als ein verpflichtendes Erbe.

   Muss man nun, um als Hörer den gelehrten Anspruch der Musik
   von Brahms nachvollziehen zu können, ein Gelehrter sein? Nein,
   gottlob nicht. Clara Schumanns Reaktion bezeugt, wie man einer-
   seits die Musik analytisch entschlüsseln und schätzen kann (»alle
   Sätze wie aus einem Gusse«), wie selbstverständlich man sie
   andererseits bebildern darf (»das Rinnen der Bächlein, Spielen der
   Käfer und Mücken«). Alle Sätze sind geistreich entfaltet aus jeweils
   einem motivischen Kern, sind taktgenau proportioniert, formal
   ausbalanciert und folgen der Idee Eduard Hanslicks: »Inhalt der
   Musik sind tönend bewegte Formen«. In der Tat ›bedeutet‹ diese
   Musik nichts anderes als eine musikalische Weltordnung. Man
   braucht – wie in einer Fuge von Bach – nicht en détail zu ver-
   stehen, was ein Gelehrter en gros zu sagen hat, seine Baupläne
   hält er unter Verschluss. Aber wenn die Musik kosmischen Geset-
   zen folgt, ergreifen uns Ehrfurcht und großes Staunen. Dann wird
   unwichtig, wie gelehrsam die musikalische Syntax aus welchen
   Vokabeln gebaut ist. Wichtig hingegen, was die Sätze mitteilen in
   farbigem Ausdrucksreichtum, den wir freizügig übersetzen dürfen
   in die farbigen Bilder unserer Phantasie.

                             Zum Weiterlesen

   Kross, Siegfried: Johannes Brahms. Versuch einer kritischen Doku-
   mentar-Biographie (2 Bände, Bonn 1997)

   Dömling, Wolfgang: »Tönend bewegte Formen«. III. Symphonie
   F-Dur op. 90. In: Ulm, Renate (Hg.): Johannes Brahms. Das sym-
   phonische Werk. Bärenreiter Kassel 1996

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Johannes Brahms:
                  Sinfonie Nr. 1 c-Moll op. 68

                                  Entstehung

   1862 bis 1876, das lässt einen langen, qualvollen, von Selbstzwei-
   feln geplagten Entstehungsprozess vermuten.

                                   Geburtsort

   Lichtenthal bei Baden-Baden. Die Uraufführung in Karlsruhe mit
   dem großherzoglichen Hoforchester leitete am 4. November 1876
   Otto Dessoff.

                              Rezeptionsgeschichte

   Vierzehn Jahre Entstehungsgeschichte zeugen von harter Arbeit
   und schwerem inneren Ringen, was der vergrübelte, zuweilen
   zähflüssige Tonfall dieser Musik bis heute nicht verleugnet. Nach
   Beethovens großer ›Menschheitsverbrüderungs-Sinfonie‹, der
   Neunten, lastete als Erbe niederdrückend auf den Schultern der
   Nachfahren. »Wenn man wagt, nach Beethoven noch Symphonien
   zu schreiben, so müssen die ganz anders aussehen« (Johannes
   Brahms). Kategorisch wie spitzzüngig die Meinung von Richard
   Wagner: »Beethovens Nachfolger erscheinen wie Menschen,
   die uns auf eine oft reizend umständliche Weise mitteilen, dass
   sie uns nichts zu sagen haben«. Erst im Künstlerkreis um Arnold
   Schönberg wurde die neue sinfonische Denkart des Traditionalis-
   ten Brahms als Fortschrittsweg ins 20. Jahrhundert angemessen
   gewürdigt.

                                    Gattung

   Viersätzige Sinfonie mit klassischer Satzanordnung, wobei die
   Ecksätze von ungewöhnlichen Ausmaßen sind.

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Charakter

   1. Satz Un poco sostenuto – Allegro … mit langsam pochenden
   Achtelschritten in der Pauke und in erhabenem Pathos eröff-
   net die imposant-schwergewichtige Einleitung das Geschehen,
   stimmt einen düsteren, beinahe schmerzlichen und ins Großartige
   gewendeten Ton an: erste thematische Gedanken noch in skizzen-
   hafter Andeutung. Unvermutet fällt das Allegro diesem pompö-
   sen Marsch ins Wort mit einer impulsiv gereizten Themengestalt
   in den hohen Streichern. Was sich nun in rastlos entwickelnder
   Arbeit anschließt, sind fortwährende Metamorphosen dieses alles
   bestimmenden Gedankens; ein Gegenthema gibt es nicht, auch
   der Seitengedanke ist ins Lyrische versetzte Grundfigur. Kurz: alles
   wird ›Durchführung‹, Verarbeitung von Anfang an, sämtliche Stu-
   fen des musikalischen Ausdrucks durchlaufend von den Stadien
   erregtester Dramatik bis hin zu Momenten zarter, kammermu-
   sikalisch fein geflochtener Texturen, eingebunden in den Fluss
   einer ständigen Variationsphantasie – »zur Werkidee«, schreibt
   Rüdiger Heinze, »gehört bereits eine konzentrierte Einheitlichkeit,
   in der alles mit allem zusammenhängt«. Die oft heftig ausfahrende
   Grundstimmung zeugt von knochenharter Arbeit, gewaltigem
   Ringen und bohrender Nachdenklichkeit.

   2. Satz Andante sostenuto … ein sanft verhaltenes romantisches
   Charakterstück, exzessiv sanglich, durchglüht von tragischen
   Untertönen und – der vielen Verzahnungen und weichen Über-
   blendungen wegen – weit weg vom einfachen Liedmodell. Statt-
   dessen strömt der Satz scheinbar ohne Gliederungen unaufhalt-
   sam dahin mit gelegentlicher dramatischer Emphase. Viel Zeit
   und Raum gibt Brahms den Soloinstrumenten, z. B. der kantablen
   Oboe, der warmtönenden Klarinette, dem hellgelben Streicher-
   klang, eingebunden in rembrandtfarbenen Orchesterklang. Der
   Grundgestus des Satzes neigt zum Schwärmen, zur Melancholie,
   zur Meditation, manchmal zur schönen Tristesse.

   3. Satz Un poco Allegretto e grazioso … was eigentlich Scherzo
   sein müsste, ist das nun raschere Gegenstück zum zweiten Satz
   mit seiner leichtfüßigen Bewegung und flüchtigen Linienführung.
   Charakterstück der anderen Art: zerfasert, unstet, fahrig tastend,
   mit hervorbrechender Vehemenz, dann und wann mit hymnischen

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Ausrufezeichen versehen. Wie im ersten Satz gestaltet Brahms
   alles aus einem anfangs vorgestellten 10-taktigen Thema (Klari-
   nette). Man weiß (vgl. dritte Sinfonie), dass Schönberg so etwas
   ein Verfahren der »entwickelnden Variation« später nennen wird
   … dieses suchende und entdeckende Umkreisen eines zentralen
   Gedankens. Die Bezeichnung ›grazioso‹ leuchtet manchmal nicht
   ein, dafür präsentieren sich etliche Klang-Gestalten zu groß, zu
   schwerblütig, zu dickflüssig.

   4. Satz Adagio – Più Andante – Allegro non troppo, ma con brio …
   geheimnisvoll leuchtende, spukhafte, vielsagende, vielverspre-
   chende Einleitung mit spannungsvollen Pausen und geradezu
   theatralischem Faltenwurf: mit so einem orchestralen Rezitativ
   könnte eine große Oper anfangen. Doch dann dieses sehnsuchts-
   voll wie aus weiter Ferne und in weite Fernen rufende Alphorn,
   dieser erhabene Choral im Goldglanz der Blechbläser – zunächst
   also wendet sich der Satz ins Majestätische, um endlich er- und
   abgelöst zu werden von einem breit und gewichtig einherschrei-
   tenden Hauptthema, welches unverkennbar auf den Freude-Hym-
   nus aus Beethovens Neunter anspielt. Das Folgende ist »rational-
   verschachtelte Entwicklungsarbeit« (Rüdiger Heinze), mehrfach
   bringt sich die Alphornmelodie in Erinnerung im Verlaufe eines
   hochdramatisch verwickelten, Widersprüche austragenden
   Prozesses. Ein beschwingtes Finale? Ja, aber in schwerfüßiger,
   voluminöser, breitspuriger Bewegung so, als müssten enorme
   Widerstände überwunden werden. Krönender Abschluss ist der
   ins Sinfonische überhöhte Choral, eine hymnische Apotheose wie
   bei Beethoven.

                          Besondere Kennzeichen

   »Aus einem Hauptgedanken alles Weitere entwickeln! Das ist der
   stärkste Zusammenhang. Eine besondere Bedeutung hat in dieser
   Beziehung Brahms«. (Anton von Webern)

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Besondere Verdienste

   Das von Beethoven über- und angenommene Modell der klassi-
   schen Sinfonie, jenes aufklärerische Aushandeln von schroffen
   Gegensätzen in tönenden Diskursen, gestaltet sich bei Brahms
   anders und neu. Statt aus thematischen Kontrastfiguren den dra-
   matischen Funken zu schlagen, treibt er die Gegensätzlichkeit
   des musikalischen Ausdrucks aus sich selbst heraus. Er wurde
   mit Beethoven fertig, indem er ihn sich individuell anverwan-
   delte. »Brahms akzentuiert die Differenz durch die Ähnlichkeit
   der Ausgangspunkte […], inbesondere durch das c-Moll wie in der
   5. Symphonie sowie durch die thematische Analogie zum Finale
   der 9. Symphonie Beethovens. In jener erfüllt sich der Formprozess
   im C-Dur-Marsch des Finales, in dieser in Schillers Ode ›An die
   Freude‹ – beides Ausdrucksformen einer sich selbst bewussten
   Menschheit«, sagt Christian Martin Schmidt. Brahms entspreche
   dieser Geisteshaltung durch zwei Bereiche, in denen der Mensch
   höheren Mächten unterworfen sei: »Ziel des Formprozesses in der
   1. Symphonie sind der Alphornruf als Signum von Natur einerseits
   und der Choral als Sinnbild von Religion andererseits«.

                                   Ansichten

   »Johannes schickte mir neulich – denken Sie welche Überra-
   schung – einen 1ten Symphoniesatz […]. Das ist nun wohl etwas
   stark, aber ich habe mich sehr schnell daran gewöhnt. Der Satz ist
   voll wunderbarer Schönheiten, mit einer Meisterschaft die Motive
   behandelt, wie sie Ihm ja so mehr und mehr eigen wird. Alles ist
   so interessant in einander verwoben, dabei so schwungvoll wie
   ein erster Erguß; man genießt sie recht in vollen Zügen, ohne
   an die Arbeit erinnert zu werden«. (Clara Schumann an Joseph
   Joachim 1862)

                                 Widersprüche

   »Ich werde nie eine Symphonie komponieren! Du hast keinen
   Begriff davon, wie es unsereinem zu Mute ist, wenn er immer so
   einen Riesen hinter sich marschieren hört« (Johannes Brahms).

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In der Tat möchte man glauben, diesen ›Riesen‹ in der Einleitung
   zum ersten Satz marschieren zu hören.

   »Den 10. spielte mir Johannes seine ganze Symphonie vor; ich
   kann nicht verhehlen, daß ich betrübt, niedergeschlagen war,
   denn sie will mir anderen seiner Sachen als das F-moll-Quintett,
   Sextetten, Clavierquartetten nicht gleichbedeutend erscheinen.
   Es fehlt mir der Melodie-Schwung, so geistreich auch sonst die
   Arbeit ist. Ich kämpfte viel, ob ich ihm das sagen sollte, aber ich
   muß sie doch erst mal vom Orchester hören«. (Clara Schumann,
   Tagebuch 1876)

   »Man nennt Brahms gern den Erben Beethovens: ich kenne keinen
   vorsichtigeren Euphemismus«. (Friedrich Nietzsche)

                                     Profil

   »Den letzten Satz habe ich am vollkommensten bewältigt; er
   erscheint mir von herrlichster, großartigster Vollendung und hat
   mich oft an die architektonische Behandlung des Triumphliedes
   erinnert; das Hauptmotiv erscheint wie ein weihevoller Hymnus,
   erhaben über allem wie verklärt liegend. Daß der ganzen Sympho-
   nie ein ähnlicher Stimmungsgang zugrunde liegt wie der Neunten
   von Beethoven, ist mir beim Studium immer mehr aufgefallen,
   und doch tritt gerade Deine künstlerische Individualität in diesem
   Werk besonders rein hervor«. (Theodor Billroth an Brahms am
   10. Dezember 1867).

                              Wahlverwandtschaften

   Angesprochen auf die Tatsache, dass das Rezitativ und vor
   allem das Hymnus-Thema des vierten Satzes eine merkwürdige
   Ähnlichkeit hätten mit dem Finale aus Beethovens Neunter, soll
   Brahms gesagt haben: »Jawohl, und noch merkwürdiger ist, daß
   das jeder Esel gleich hört«. Peinlicher Zufall? Dreistes Plagiat?
   Nein, eine tief sich verneigende Hommage.

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Hörempfehlung

   Es ist zwar wenig höflich, wenn Billroth an Brahms schreibt: »Ich
   wollte, ich könnte die Symphonie ganz allein hören, im Dunkeln
   […]. Alle diese dummen, alltäglichen Menschen, von denen man
   im Konzertsaal umgeben ist und von denen im günstigsten Falle
   fünfzig Sinn und künstlerische Empfindung genug haben, um ein
   solches Werk in seinem Kern beim ersten Hören zu erfassen – von
   Verstehen gar nicht zu reden«. Das tönt wie eine arrogante Pub-
   likumsbeschimpfung, trifft aber den Kern des Problems insofern,
   als die Höranforderungen dieser ungemein komplex verschach-
   telten Musik extrem hoch sind. Das Lesen der Partitur wäre hilf-
   reich, doch ohne solche Hilfe genügt es durchaus, wenn man sich
   von vornherein darauf einstellt, die Musik als einen allmählich sich
   entfaltenden Prozess zu begreifen – gleichermaßen mühevoll und
   kompliziert für den Komponisten wie für den Zuhörenden.

                                 Fußnote

   Clara Schumann hatte übrigens ganz ähnliche Verstehens-Pro-
   bleme (»alles ist so interessant in einander verwoben«), und sie
   kannte keine Hemmungen, ihrem deutlich jüngeren Geliebten u. a.
   zu schreiben, »daß mir musicalisch das Presto gegen die höchste
   Begeisterung vorher abfällt. Mir liegt in dem Presto die Steigerung
   mehr in der äußeren als inneren Bewegung; es kommt mir das
   Presto nicht wie herausgewachsen aus dem Ganzen vor, sondern
   als brillanter Schluß hinzugefügt. Nun verzeihe, lieber Johannes,
   ich kann aber gegen Dich nicht anders als offen sein« (12. Februar
   1877). Brahms selbst nannte, als wüsste er von den Schwierigkei-
   ten, seine Sinfonie immer nur »das Ding«, das sich »nicht durch
   Liebeswürdigkeit empfiehlt«.

   Liebenswürdig ist indessen die romantische Alphornmelodie im
   vierten Satz. Es gibt Gründe zu vermuten, dass sie als ein tönen-
   der Gruß von Johannes Brahms an Clara Schumann gemeint ist.
   Brahms befindet sich im September 1868 in der Schweiz, gratuliert
   seiner Clara Schumann postalisch und schickt ihr die Notenzeile
   eines Liedes auf den Text »Hoch auf’m Berg, tief im Thal, grüß ich

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dich vieltausendmal« – die Vorform jener Alphornweise, die er
   dann ins Finale der ersten Sinfonie übernimmt.

   Acht Jahre später in Lichtenthal, als Brahms die Sinfonie fertig-
   stellt, ist die Beziehung zwischen Johannes und Clara im Stadium
   des Zerfalls, was vielleicht erklärt, warum der Tonfall ihrer Kritik an
   seiner Musik nun kühler und schärfer ausfällt.

                              Zum Weiterlesen

   Heinze, Rüdiger: »Das ist nun wohl etwas stark«. 1. Symphonie c-Moll
   op. 68. In: Ulm, Renate (Hg.): Johannes Brahms. Das symphonische
   Werk. Bärenreiter Kassel 1996

   Schmidt, Christian Martin: Brahms Symphonien. Ein musikalischer
   Werkführer. Beck München 1999

                                          Hans Christian Schmidt-Banse

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BIOGRAPHIEN

                      Wiener Philharmoniker
   Die Wiener Philharmoniker zählen nach Meinung vieler Musik-
   liebhaber zu den besten Orchestern der Welt. Und Hans Knap-
   pertsbusch nannte die Wiener Philharmoniker »die Unvergleich-
   lichen«. Diese Aussage trifft in mehr als einem Punkt zu, ist doch
   die Beziehung zwischen dem Orchester der Wiener Staatsoper
   und dem Verein der Wiener Philharmoniker weltweit einzigartig.
   So kann gemäß den derzeit gültigen philharmonischen Statuten
   nur ein Mitglied des Orchesters der Wiener Staatsoper Mitglied
   bei den Wiener Philharmonikern werden. Vor der Aufnahme in die
   private Vereinigung muss ein Probespiel für die Aufnahme in das
   Orchester der Wiener Staatsoper gewonnen werden, und nach-
   dem der angehende Philharmoniker diese Hürde genommen hat,
   gilt es, sich mindestens drei Jahre im täglichen Orchesterdienst
   zu bewähren, bevor der Antrag auf Mitgliedschaft in den Verein
   gestellt werden kann. Die am Podium erarbeitete Qualität wirkt
   sich positiv auf das künstlerische Niveau der Opernvorstellun-
   gen aus, und außerdem erleichtern bzw. ermöglichen die Wiener
   Philharmoniker durch ihre Beziehungen der Direktion der Wiener
   Staatsoper das Engagement der weltbesten Dirigenten. Längst
   hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass diese »Symbiose« zwi-
   schen der Wiener Staatsoper und dem Orchester beiden Partnern
   Vorteile bringt.

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Ein privater Verein – Verzicht auf Subventionen

   Die Wiener Philharmoniker sind ein privater Verein. Im Februar
   1997 beschloss das Orchester, die staatlichen Subventionen nicht
   mehr in Anspruch zu nehmen. Gleichzeitig wurde mit Anna Lelkes,
   Harfenistin und langjähriges Mitglied der Wiener Staatsoper, die
   erste Frau in den Verein Wiener Philharmoniker aufgenommen.

            Die philharmonische Selbstverwaltung

   Der im Jahr 1842 eingeschlagene Weg der philharmonischen
   Selbstverwaltung wurde in eineinhalb Jahrhunderten lediglich
   modifiziert, aber nicht verlassen. Selbstverständlich machte die
   Expansion zu einem Wirtschaftsunternehmen mittlerer Größe die
   Einstellung von Fachkräften (vier Sekretärinnen und ein Buchhal-
   ter) notwendig. Die Letztverantwortung tragen aber die gewählten
   Funktionäre, also Orchestermusiker, und nur sie sind auch zu Ent-
   scheidungen berechtigt.

                              Die Hauptversammlung

   Oberstes Gremium des Vereines ist die Hauptversammlung. Pro
   Saison finden neben der vorgeschriebenen ordentlichen Haupt-
   versammlung durchschnittlich fünf bis sechs außerordentliche
   Plenarsitzungen statt. Theoretisch kann in diesem Gremium jedes
   Problem diskutiert und abgestimmt werden, in der Praxis gibt es
   gewisse Modifikationen, werden doch zahlreiche Entscheidungen
   dem Ermessen der leitenden Funktionäre überlassen. Diese erfah-
   ren spätestens bei der nächsten Wahl, ob sie bezüglich jenes frei-
   willig eingeräumten Handlungsspielraumes noch das Vertrauen
   der Mehrheit der Kollegen besitzen. Mit Ausnahme von Statu-
   tenänderungen (Vier-Fünftel-Mehrheit) entscheidet bei jedem
   Votum die einfache Mehrheit, und im Verlaufe der philharmoni-
   schen Geschichte gab schon des Öfteren eine Stimme den Aus-
   schlag. Die Durchführung der vom Plenum getroffenen Beschlüsse
   obliegt dem aus zwölf Orchestermitgliedern bestehenden Verwal-
   tungsausschuss. Die Wiener Philharmoniker haben es sich jeden-
   falls zur Aufgabe gemacht, die stets aktuelle humanitäre Botschaft

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der Musik in den Alltag und in das Bewusstsein der Menschen zu
   bringen. Im Jahr 2005 wurden die Philharmoniker zu Goodwill-
   Botschaftern der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ernannt,
   und seit 2006 sind sie auch Botschafter der Phonak-Intiative »Hear
   the World«. Sie suchen jenes Motto zu verwirklichen, das Lud-
   wig van Beethoven, dessen sinfonischem Schaffen das Orches-
   ter seine Entstehung verdankt, seiner Missa solemnis voranstellte:
   »Von Herzen – möge es wieder zu Herzen gehen«.

                    Zur Geschichte des Orchesters

   Bis zum ersten Philharmonischen Konzert am 28. März 1842 besaß
   Wien kein aus Berufsmusikern bestehendes Konzertorchester. Der
   Bedarf an Aufführungen sinfonischer Werke wurde durch eigens
   zusammengestellte, zum Teil aus Amateuren bestehende Ensem-
   bles gedeckt. Orchester, die ausschließlich aus Berufsmusikern
   bestanden, gab es damals nur an Theatern.

   1841 wurde Otto Nicolai (1810 – 1849) als Kapellmeister an das
   Kärntnertortheater berufen, der am 28. März 1842 im Großen
   Redoutensaal ein »großes Concert« dirigierte, das vom »sämtli-
   chen Orchester-Personal des k. k. Hof-Operntheaters« veranstaltet
   wurde. Diese »Philharmonische Academie«, so der ursprüngliche
   Titel, gilt mit Recht als die Geburtsstunde der Wiener Philharmo-
   niker, weil erstmals alle Prinzipien der bis heute gültigen »Phil-
   harmonischen Idee« verwirklicht wurden: Nur ein im Orchester
   der Wiener Staatsoper engagierter Künstler kann Mitglied der
   Wiener Philharmoniker werden; es besteht künstlerische, orga-
   nisatorische und finanzielle Eigenverantwortlichkeit; alle Ent-
   scheidungen werden von der Hauptversammlung der aktiven
   Mitglieder auf demokratische Weise getroffen; die eigentliche
   Verwaltungsarbeit wird von einem demokratisch gewählten Aus-
   schuss, dem zwölfköpfigen Komitee, durchgeführt. Als Otto Nico-
   lai 1847 Wien verließ, fehlte mit einem Mal nicht nur der künstle-
   rische, sondern auch der administrative Leiter. 1860 fand dann
   im Kärntnertortheater unter der Leitung des damaligen Opern-
   direktors Carl Eckert das erste von vier Abonnementkonzerten
   statt. Seither bestehen die »Philharmonischen Konzerte« ohne
   Unterbrechung. Mit dem Beginn der Saison 1870/71 siedelten die

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Wiener Philharmoniker in den Goldenen Saal des Musikvereins-
   gebäudes in Wien über, der seither die ideale Wirkungsstätte der
   Philharmoniker ist. Mit Hans Richter gelang die endgültige Etab-
   lierung als Orchester von Weltruf und unvergleichbarer Tradition.
   Erste Auslandsreisen unternahm das Orchester mit Gustav Mahler.
   Musikhistorisch von Bedeutung ist vor allem die Beziehung zu
   Richard Strauss, der zwischen 1906 und 1944 zahlreiche Opernauf-
   führungen und Konzerte dirigierte. Ein weiterer Höhepunkt war die
   Zusammenarbeit mit Arturo Toscanini (1933 – 1937) und Wilhelm
   Furtwängler (1933 – 1945 und 1947 – 1954). Nach Ende des Zweiten
   Weltkrieges setzte das Orchester seine Arbeit mit bedeutenden
   Dirigenten wie Klemperer, Knappertsbusch, Szell und Solti sowie
   mit Abbado, Boulez, von Dohnányi, Levine, Maazel, Mehta, Muti,
   Ozawa, Previn und Rattle fort. Einen besonderen Stellenwert hatte
   die Zusammenarbeit mit den beiden Ehrendirigenten Karl Böhm
   und Herbert von Karajan sowie mit dem Ehrenmitglied Leonard
   Bernstein. Mit Konzertreisen in alle Welt und der Teilnahme an
   den bedeutendsten Festivals entsprechen die Wiener Philharmo-
   niker den Anforderungen des heutigen Musikbetriebs und set-
   zen zugleich Akzente von besonderer Individualität, wie etwa mit
   dem Neujahrskonzert oder ihrer Rolle bei den Salzburger Fest-
   spielen. Mit dem Musikvermittlungsprojekt »passwort: klassik«
   und einer neu ins Leben gerufenen Kooperation mit dem Wie-
   ner Konzerthaus setzen sich die Philharmoniker verstärkt für die
   Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ein. Für ihre künstlerischen
   Leistungen erhielten die Wiener Philharmoniker zahlreiche Preise,
   Schallplatten in Gold und Platin, nationale Auszeichnungen und
   die Ehrenmitgliedschaft vieler kultureller Institutionen. In der Köl-
   ner Philharmonie gastierten die Wiener Philharmoniker zuletzt im
   April dieses Jahres unter der Leitung von Antonio Pappano.

                              Der Wiener Klangstil

   Die Wiener Philharmoniker sehen sich als direkte Erben jenes Ins-
   trumentariums, welches noch zu Ende des 18. Jahrhunderts nicht
   nur mitteleuropäisches, sondern in gewissem Sinn gesamteuro-
   päisches Geistes- und Wertgut darstellte. Das Entstehen nationa-
   ler Kompositionsschulen zu Beginn des 19. Jahrhunderts bedingte
   auch Änderungen im Instrumentenbau der einzelnen Länder. Die

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Werke der französischen Impressionisten und die ihnen zugrun-
   deliegenden Klangvorstellungen erforderten nicht nur ein modi-
   fiziertes Instrumentarium, sondern auch einen Wandel der bis
   dahin hinter der Musik stehenden Geisteshaltung, die im gesamt-
   europäischen Raum – zumindest bis zur Französischen Revolution
   – vom Gedanken der musikalischen Rhetorik geprägt war. Dieser
   Prozess wurde in Wien nicht mitvollzogen: Man blieb den aus der
   Zeit der Wiener Klassik herrührenden Klangvorstellungen vorerst
   weitgehend treu, wiewohl es auch zu Weiterentwicklungen kam.

                       Die Wiener Blasinstrumente

   Die Wiener Blasinstrumente unterscheiden sich von denjenigen
   anderer Sinfonieorchester in wesentlichen Details: So zeigt die
   Klarinette ein besonderes Griffsystem und eine andere Form der
   Mundstückbahn, die wiederum ein anderes Rohrblatt erfordert.
   Das Fagott hat zwar grundsätzlich das sogenannte deutsche Sys-
   tem, aber spezielle Griffkombinationen und Rohrblätter. Die Trom-
   pete verfügt über ein Drehventilsystem und eine teilweise etwas
   engere Mensur.

   Eine engere Mensur, die eine bessere Gestaltung des Tones in
   Farbe und Dynamik gestattet, besitzen auch die Posaune sowie die
   (Wiener F-)Tuba, die darüber hinaus unterschiedliche Griff- und
   Ventilsysteme aufweist. Bei der Flöte gibt es vom Instrument her
   keine wesentlichen Unterschiede zu der international gebräuchli-
   chen Böhm-Flöte, welche die Holzflöte in Wien erst in den zwan-
   ziger Jahren des 20. Jahrhunderts abgelöst hat. Selbst hier aber
   wird, wie bei allen Blasinstrumenten in den Werken der Wiener
   Klassik, nur sparsam vom Vibrato Gebrauch gemacht. Bis dahin
   war das Vibrato nahezu ausschließlich den Streichinstrumenten
   vorbehalten. Es galt als Form der Auszierung und nicht als ein
   permanent angewandtes Mittel zur »Behübschung« des Tones. Es
   ist interessant zu beobachten, dass auch immer mehr internatio-
   nale Bläsersolisten bei der Interpretation von Werken der Wiener
   Klassik das übermäßige Vibrato als stilfremd ablehnen. Selbst-
   verständlich wird aber auch von den Wiener Philharmonikern das
   Vibrato bei der Interpretation jener Literatur, bei der es Stilelement
   ist, angewandt.

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Die wesentlichsten Unterschiede zum internationalen Instrumen-
   tarium finden wir beim Wiener (F-)Horn, welches über eine engere
   Mensur, ein längeres Rohr und über ein Pumpventilsystem verfügt.
   Diese Ventile haben den Vorteil, den Horn-Ton nicht so scharf
   abzugrenzen und weichere Bindungen zu ermöglichen. Auch sind
   die Wiener Hörner aus stärkerem Material hergestellt als das inter-
   national gebräuchliche Doppelhorn.

   Ebenso unterscheidet sich die Wiener Oboe von der sonst interna-
   tional gebräuchlichen Französischen Oboe insofern, als sie über
   einen besonderen Mensurverlauf, ein spezielles Rohrblatt und ein
   spezielles Griffsystem verfügt.

   Außer für die Flöte und zum Teil das Fagott können für den Klang
   Wiener Instrumente folgende typische Besonderheiten konstatiert
   werden: Sie sind teiltonreicher, d. h. sie verfügen über einen grund-
   sätzlich helleren Klang; sie umfassen einen größeren Dynamikbe-
   reich (es besteht die Möglichkeit größerer Unterschiede zwischen
   »laut« und »leise«); sie besitzen eine höhere Modulationsfähigkeit
   des Klanges: der Musiker kann die Farbe des Klanges in weiten
   Bereichen bewusst verändern.

   Der Klangstil eines Orchesters ist aber auch das Resultat von
   Traditionen und den daraus gewachsenen Klangvorstellungen.
   Die Wurzeln der Wiener Blechbläsertradition liegen in Deutsch-
   land. Als stilbildend hat hier Hans Richter zu gelten. Durch ihn
   kam es nicht allein zur Mitwirkung zahlreicher philharmonischer
   Blechbläser bei den Bayreuther Festspielen, sondern auch immer
   wieder zum Engagement deutscher Blechbläser – in erster Linie
   Posaunisten und Tubisten – in Wien.

                          Das Wiener Schlagwerk

   Das Wiener Schlagwerk weist folgende Besonderheiten auf: Alle
   Fellinstrumente (Membraphone) sind grundsätzlich mit Naturfel-
   len, und zwar mit Ziegenpergament, bespannt, die im Vergleich
   zu Kunststoff-Fellen über eine reichere Obertonreihe verfügen.
   Bei der Wiener Pauke wird der bewegliche Kessel gegen das Fell
   gedrückt. Der Handhebemechanismus erlaubt gegenüber den

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mit dem Fuß zu stimmenden Pauken eine größere Feinfühlig-
   keit beim Stimmvorgang. Bei den verschiedenen Trommelarten
   werden jene Instrumente bevorzugt, die über einen Zylinder ohne
   Zugstangenhalterung verfügen, welcher frei schwingen kann. Da
   es sich entwicklungsgeschichtlich bei diesen Instrumenten um
   klöppellose Handglocken handelt, sind sie gegossen und nicht
   wie die heutigen Instrumente aus Walzblech gefertigt. All diese
   Unterschiede zu anderen Orchestern sind mit Hilfe digitaler Ana-
   lyse mess- und darstellbar.

                        Der Wiener Streicherklang

   Im Bereich des zu Recht berühmten Wiener Streicherklanges
   kann von einer völlig einheitlichen Wiener Geigerschule nicht
   gesprochen werden. Auch wenn eine kontinuierliche Entwicklung
   nachweisbar ist. Es kann als sicher gelten, dass das Instrumen-
   tarium der Wiener Streicher zum Unterschied vom Bläserinstru-
   mentarium für den Klang des Orchesters nicht relevant ist, dass es,
   von einigen Ausnahmen abgesehen, nicht von außerordentlicher
   Qualität ist. Vielmehr scheinen die Streichergruppen der Wiener
   Philharmoniker eine Art von Werkstattcharakter im mittelalterli-
   chen Sinn zu haben, der den neu hinzukommenden Musiker in
   den speziellen philharmonischen Musizierstil einbindet.

   Dadurch wird jener Orchesterklang erzeugt, der in wesentlichen
   Elementen dem Klang entspricht, den die großen Komponisten
   der Wiener Klassik, der Wiener Romantik und der Wiener Schule
   im Ohr hatten, als sie ihre Werke schufen.

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Die Mitglieder
                 der Wiener Philharmoniker

   Konzertmeister             Viola                   Flöte
   Rainer Küchl               Heinrich Koll           Dieter Flury
   Rainer Honeck              Tobias Lea              Walter Auer
   Volkhard Steude            Christian Frohn         Günter Federsel
   Albena Danailova           Wolf-Dieter Rath        Wolfgang Breinschmid
                              Robert Bauerstatter
   Violine I                  Gerhard Marschner       Oboe
   Eckhard Seifert            Hans P. Ochsenhofer     Martin Gabriel
   Hubert Kroisamer           Mario Karwan            Clemens Horak
   Josef Hell                 Martin Lemberg          Harald Hörth
   Jun Keller                 Elmar Landerer          Alexander Öhlberger
   Daniel Froschauer          Innokenti Grabko        Wolfgang Plank
   Günter Seifert             Michael Strasser        Herbert Maderthaner *
   Clemens Hellsberg          Ursula Plaichinger
   Erich Schagerl             Thilo Fechner           Klarinette
   Bernhard Biberauer         Thomas Hajek            Ernst Ottensamer
   Martin Kubik               Daniela Ivanova         Matthias Schorn
   Milan Ŝetena                                       Daniel Ottensamer
   Martin Zalodek             Violoncello             Norbert Täubl
   Kirill Kobantchenko        Tamás Varga             Johann Hindler
   Wilfried Hedenborg         Robert Nagy             Andreas Wieser
   Johannes Tomböck           Friedrich Dolezal
   Pavel Kuzmichev            Raphael Flieder         Fagott
   Isabelle Ballot            Csaba Bornemisza        Michael Werba
   Andreas Großbauer          Gerhard Iberer          Stepan Turnovsky
   Olesya Kurylyak            Wolfgang Härtel         Harald Müller
   Maxim Brilinsky            Eckart Schwarz-Schulz   Reinhard Öhlberger
   Ondrej Janoska *           Stefan Gartmayer        Wolfgang Koblitz
                              Ursula Wex              Benedikt Dinkhauser
   Violine II                 Sebastian Bru *
   Raimund Lissy              Edison Pashko *         Horn
   Tibor Kovác                                        Ronald Janezic
   Christoph Koncz            Kontrabass              Lars Michael Stransky
   Gerald Schubert            Herbert Mayr            Sebastian Mayr
   René Staar                 Christoph Wimmer        Wolfgang Lintner
   Helmut Zehetner            Ödön Rácz               Jan Jankovic
   Alfons Egger               Jerzy (Jurek) Dybal     Wolfgang Vladar
   George Fritthum            Alexander Matschinegg   Thomas Jöbstl
   Alexander Steinberger      Michael Bladerer        Wolfgang Tomböck jun.
   Harald Krumpöck            Bartosz Sikorski        Manuel Huber
   Michal Kostka              Jan-Georg Leser
   Benedict Lea               Jedrzej Gorski          Trompete
   Marian Lesko               Filip Waldmann *        Hans Peter Schuh
   Johannes Kostner                                   Gotthard Eder
   Martin Klimek              Harfe                   Martin Mühlfellner
   Yefgen Andrusenko          Charlotte Balzereit     Reinhold Ambros
   Shkëlzen Doli                                      Stefan Haimel
   Dominik Hellsberg                                  Jürgen Pöchhacker *
   Holger Groh
                                                      Posaune
                                                      Dietmar Küblböck
                                                      Mark Gaal
                                                      Johann Ströcker

                                         24

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Tuba                         Im Ruhestand          Friedrich Pfeiffer
   Paul Halwax                  Alfred Altenburger    Alfred Planyavsky
   Christoph Gigler             Volker Altmann        Josef Pomberger
                                Roland Altmann        Kurt Prihoda
   Schlagzeug                   Roland Baar           Alfred Prinz
   Bruno Hartl                  Franz Bartolomey      Helmuth Puffler
   Anton Mittermayr             Walter Barylli        Reinhard Repp
   Erwin Falk                   Georg Bedry           Werner Resel
   Klaus Zauner                 Roland Berger         Franz Söllner
   Oliver Madas                 Walter Blovsky        Milan Sagat
   Benjamin Schmidinger         Gottfried Boisits     Herbert Schmid
   Thomas Lechner               Wolfgang Brand        Rudolf Schmidinger
                                Reinhard Dürrer       Peter Schmidl
                                Gerhard David         Wolfgang Schulz
                                Rudolf Degen          Wolfgang Schuster
   Die mit *                    Paul Fürst            Reinhold Siegl
   gekennzeichneten             Fritz Faltl           Walter Singer
   Musiker sind bestätigte      Johann Fischer        Helmut Skalar
   Mitglieder des Orchesters    Jörgen Fog            Anton Straka
   der Wiener Staatsoper, die   Gerhard Formanek      Wolfgang Tomböck
   noch nicht dem Verein der    Herbert Frühauf       Gerhard Turetschek
   Wiener Philharmoniker        Dietfried Gürtler     Martin Unger
   angehören.                   Wolfram Görner        Peter Wächter
                                Peter Götzel          Hans Wolfgang Weihs
                                Wolfgang Gürtler      Helmut Weis
                                Horst Hajek           Alfred Welt
                                Heinz Hanke           Ewald Winkler
                                Richard Heintzinger   Franz Zamazal
                                Josef Hell            Dietmar Zeman
                                Wolfgang Herzer
                                Werner Hink
                                Günter Högner
                                Roland Horvath
                                Josef Hummel
                                Willibald Janezic
                                Karl Jeitler
                                Rudolf Josel
                                Gerhard Kaufmann
                                Erich Kaufmann
                                Harald Kautzky
                                Ferdinand Kosak
                                Burkhard Kräutler
                                Edward Kudlak
                                Manfred Kuhn
                                Walter Lehmayer
                                Anna Lelkes
                                Gerhard Libensky
                                Erhard Litschauer
                                Günter Lorenz
                                Horst Münster
                                Gabriel Madas
                                Herbert Manhart
                                William McElheney
                                Rudolf J. Nekvasil
                                Meinhart Niedermayr
                                Hans Novak
                                Camillo Öhlberger
                                Ortwin Ottmaier
                                Peter Pecha

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Daniele Gatti
                             Daniele Gatti schloss seine Studien in
                             Komposition und Dirigieren am Con-
                             servatorio »Giuseppe Verdi« in Mailand
                             ab. 2008 übernahm er die Position des
                             Musikdirektors beim Orchestre National
                             de France und 2009 wurde er Chefdiri-
                             gent am Opernhaus Zürich. Daneben ist
                             er Ehrendirigent des Royal Philharmo-
                             nic Orchestra, bei dem er zuvor bereits
                             von 1996 bis 2009 Musikdirektor war. Die
                             Position des Musikdirektors bekleidete
   er ebenso an der Accademia Nazionale di Santa Cecilia in Rom
   (1992 – 97) und am Teatro Comunale in Bologna (1997 – 2007). Am
   Royal Opera House Covent Garden in London war er in den Jahren
   von 1994 bis 1997 Erster Gastdirigent.

   Heute pflegt Daniele Gatti eine besonders enge Verbindung zu
   den Wiener Philharmonikern und dem Königlichen Concertge-
   bouworchester Amsterdam. Daneben dirigiert er die bedeutends-
   ten amerikanischen und europäischen Orchester, darunter das
   New York Philharmonic, das Chicago Symphony Orchestra, das
   Boston Symphony Orchestra, das Symphonieorchester des Bay-
   erischen Rundfunks, die Münchner Philharmoniker und das Phil-
   harmonia Orchestra.

   Daniele Gatti leitete weltweit zahlreiche Neuproduktionen an
   führenden Opernhäusern, darunter die Wiener Staatsoper (Simon
   Boccanegra, Moses und Aron, Otello und Boris Godunov), die Mai-
   länder Scala (Lohengrin, Wozzeck, Don Carlo und Lulu), die Bayeri-
   sche Staatsoper (Aida und Fidelio), das Royal Opera House Covent
   Garden (Falstaff), das Opernhaus in Zürich (Falstaff, Otello, Parsi-
   fal, Die Meistersinger von Nürnberg und Mathis der Maler) und die
   Metropolitan Opera in New York, wo er sein Debüt 1994 in einer
   Neuproduktion von Madama Butterfly gab. Im Februar 2013 wird
   er dort den Parsifal dirigieren, den er von 2008 bis 2011 jedes Jahr
   in Bayreuth leitete.

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In diesem Jahr war er mit den Wiener Philharmonikern und dem
   Gustav Mahler Jugendorchester bei den Salzburger Festspielen
   zu Gast. Mit dem Orchestre National de France schloss er am
   Théâtre du Châtelet einen Zyklus mit sämtlichen Werken Gustav
   Mahlers ab. Neben den Wiener Philharmonikern, die er auf einer
   Europatournee leitet, dirigiert Gatti in dieser Spielzeit das Königli-
   che Concertgebouworchester Amsterdam und das Symphonieor-
   chester des Bayerischen Rundfunks. Weitere Höhepunkte sind das
   Verdi-Requiem mit dem Boston Symphony Orchestra in Boston,
   und anschließend im April mit dem Philharmonia Orchestra in
   London und mit dem Orchestre National de France im Juni in Paris.
   Das Orchestre National de France dirigiert er in dieser Spielzeit
   außerdem in einem Zyklus mit sämtlichen Beethoven-Sinfonien.

   Daniele Gattis umfangreiche Diskographie umfasst Werke von
   Rossini, Mahler, Prokofjew, Bartók, Respighi sowie Tschaikowskys
   Sinfonien Nr. 4, 5 und 6. Im April 2012 erschien eine Debussy-CD
   anlässlich des 150. Geburtstages des Komponisten. Im Frühjahr
   2013 wird eine Aufnahme von Strawinskys Le Sacre du printemps
   erscheinen.

   In der Kölner Philharmonie war er zuletzt im Mai 2010 zu Gast,
   damals ebenfalls mit den Wiener Philharmonikern.

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KÖLNMUSIK-VORSCHAU

               Oktober                                                    DI
                                                                      09
                                                                      20:00
                      SA
                      06
                      20:00
                                                   Francesco Tristano Klavier
                                                   Dietrich Buxtehude
                                                   Präludium (manualiter) g-Moll
   Mari Eriksmoen Sopran                           BUXWV 163
   Marianne Beate Kielland Alt
                                                   Aria mit 32 Variationen BUXWV 250
   Johannes Weisser Bariton
                                                   »La Capricciosa«
   Sunnyi Melles Sprecherin
   Tilo Werner Sprecher                            Toccata d-moll BUXWV 155
                                                   Bearbeitung für Klavier von
   Estnischer Philharmonischer
                                                   Francesco Tristano
   Kammerchor
   Mahler Chamber Orchestra                        Suite d-Moll BUXWV 233
   Marc Minkowski Dirigent                         für Tasteninstrument »d’Amour«
   Edvard Grieg                                    Johann Sebastian Bach
   Peer Gynt op. 23                                Aria mit 30 Veränderungen BWV 988
                                                   aus der Klavierübung Teil IV
   Förderer der MCO Residenz NRW:
                                                   »Goldberg-Variationen« (Auszüge)
   Kunststiftung NRW und das Ministerium
   für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und         Francesco Tristano
   Sport des Landes Nordrhein-Westfalen            La Franciscana für piano and electronis
                                                   Long Walk – a remake of Johann
   19:00 Einführung in das Konzert
                                                   Sebastian Bach’s 14 canons on the
       Klassiker! 1                                Goldberg Ground (BWV 1087) for
                                                   piano and live electronics

                      SO
                                                                          MI
                      07
                      16:00                                           10
                                                                      20:00
   Pekka Kuusisto Violine
                                                   Barbara Dennerlein Orgel
   Irish Chamber Orchestra
   Katherine Hunka Konzertmeisterin,               Auf ihren CDs und in ihren Konzerten
   Violine                                         präsentiert sich Barbara Dennerlein
                                                   als kompetente Vertreterin einer neuen
   Einojuhani Rautavaara
                                                   Generation von Jazz-Musikern und
   Pelimannit (Dorfmusikanten)
                                                   wurde dadurch zur Protagonistin ihres
   Johann Sebastian Bach                           Instruments, der legendären Hammond
   Konzert für Violine, Streicher und Basso        B 3. Ihre CD »Take Off« erreichte Platz 1
   continuo E-Dur BWV 1042                         der Jazz-Charts und wurde als eines der
                                                   meistverkauften Jazz-Alben gefeiert.
   Konzert für zwei Violinen, Streicher und
                                                   Wenn Barbara Dennerlein sich der
   Basso continuo d-Moll BWV 1043
                                                   Klais-Orgel widmet, dann bleibt keine
   Béla Bartók                                     Pfeife verschont.
   Divertimento Sz 113
                                                       Orgel plus ... 2
   Traditionelle Tanz- und Folk-Melodien
   ergänzen das Programm
       Sonntags um vier 1

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Foto: Marco Borggreve

                                                         Freitag
                                                19. Oktober 2012
                                                          20:00

   Anne Katharina                           Ludwig van Beethoven
                                            Konzert für Klavier und Orches-
     Schreiber                              ter Nr. 5 Es-Dur op. 73 (1809)
                               Violine
                           Jean-Guihen      Konzert für Klavier, Violine,
                                            Violoncello und Orchester
                             Queyras        C-Dur op. 56 (1804 – 07)
                             Violoncello
                         Kristian           Sinfonie Nr. 5 c-Moll op. 67
                                            (1804 – 08)
                       Bezuidenhout
                            Hammerklavier   Nach den Konzerten mit sämtli-
                                            chen Streichquartetten Beetho-
    Freiburger                              vens wird der Beethoven-Zyklus
 Barockorchester                            nun mit allen Klavierkonzerten

  Gottfried von                             fortgesetzt. Den Anfang macht
                                            Pianist Kristian Bezuidenhout
     der Goltz                              am 19. Oktober. Pierre-Laurent
                               Dirigent     Aimard, Emanuel Ax und Leif-
                                            Ove Andsnes folgen am 21.10.,
                                            18. und 19.11.

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IHR NÄCHSTES
                                               ABONNEMENT-KONZERT

                      SA                                         DO
                     13
                      20:00
                                                                21
                                                                Februar
                                                                 20:00
   Ein Fest zu Ehren:
   Kasper König zum Abschied                   Frank Peter Zimmermann Violine
   Josef Bierbichler Schauspieler              Wiener Philharmoniker
                                               Franz Welser-Möst Dirigent
   Ensemble Modern
   Heiner Goebbels Regie                       Alban Berg
   Jean Kalman Bühne / Licht                   Konzert für Violine und Orchester (1935)
   Norbert Ommer Klangregie                    »Dem Andenken eines Engels«
   Heiner Goebbels                             Anton Bruckner
   Eislermaterial                              Sinfonie Nr. 4 Es-Dur WAB 104
   Staged Concert                              (1881/1886/1887 – 89)
                                               »Romantische« (3. Fassung)
   anschließend: Hommage an Kasper
   König, moderiert von                        KölnMusik gemeinsam mit der West-
   Harald Schmidt                              deutschen Konzertdirektion Köln
   Vor und nach dem Konzert finden im               Das Kleine Wiener 2
   Museum Ludwig weitere Veranstaltun-             Köln-Zyklus der
   gen statt.                                      Wiener Philharmoniker 4
   Der Eintritt hierzu ist frei.
   15:00
   Führungen und kunst:dialoge
   17:30
   Festakt
   Reden und Buchpräsentation moderiert
   von Harald Schmidt
   ab ca. 22:00
   wird im Museum Ludwig gefeiert
   Musik: DJ Tobias Thomas
   KölnMusik gemeinsam mit
   Museum Ludwig
       Kloing 1

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