"Wilhelmsburg ist ein Fisch" - Der ultimative Wilhelmsburg-Führer aus Kinderhand: Wilhelmsburger InselRundblick
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Stadtteilzeitung von Vielen für Alle April/Mai 2013 - 19. Jahrgang - Ausgabe 4 Der ultimative Wilhelmsburg- Führer aus Kinderhand: „Wilhelmsburg ist ein Fisch“ Grafik: Roswitha Stein g Alle Fotos: sic
EDITORIAL Liebe Leserinnen und Leser, Aus dem Inhalt wieder einmal gibt es Neuerungen in unserer Zeitung. Die Geschichtswerkstatt Wilhelms- burg wird mindestens bis Ende dieses Jahres in der Rubrik „Gentrifi...was?!“ (S. 22) Titel: Arbeitsergebnisse aus ihrem gleichnamigen Projekt vorstellen. Teil des Projekts sind Inter- Kinder schreiben einen Wilhelmsburg- views mit Bewohnerinnen und Bewohnern Wilhelmsburgs, die der Frage nach der subjekti- Führer S. 3 ven Wahrnehmung der Veränderungen im Stadtteil nachgehen. Einige dieser Portraits und Aktuell: Interviews werden in der neuen Rubrik abgedruckt. Darüber freuen WIR uns sehr. Veranstaltungen des Arbeitskreises Freude bereitet uns auch die Tatsache, dass zur Zeit wieder sehr viele Menschen ihre An- Umstrukturierung S. 3 sichten und Themen im Inselrundblick veröffentlichen möchten. Das stellt uns allerdings Neues Schwmmbad in Wilhelmsburg auch vor das eine oder andere Platzproblem. So müssen in dieser Ausgabe die Rubriken hat eröffnet S. 4 „Kaffeepott“ und „Ihr gutes Recht“ ausfallen, weil wir sonst gar nicht alles untergebracht Kirchentag kommt auf den hätten. Und das, obwohl wir vier Seiten mehr als üblich haben. Dies wiederum war nur mög- Stübenplatz S. 5 lich durch die spontane finanzielle Unterstützung von Vereinsmitglied Bernhard Kaufmann, Ein Mahnmal ist zum Energiebunker der die zusätzlichen Druckkosten übernommen hat (DANKE!). Wir hätten uns das sonst geworden S. 5 nicht leisten können, denn - und hier kommt der Wermutstropfen - unsere wirtschaftliche Die Bildungsoffensive ist mehr als ein IBA- Situation ist mal wieder äußerst prekär. Doch dazu nächstes Mal mehr. -Red. Projekt S. 6+7 Schulbehörde reagiert auf Unsere Last-Minute-Tipps Wilhelmsburger Brandbriefe S. 8 Sonnabend, 20.4., 16 h, Buchhandlung Lüdemann: Gerplanter Opernfundus bedroht Ursula Howe: Hand in Hand durch Wilhelmsburg. Erinnerungen von Wilhelms- Gewerbe und Industriedenkmal burgerinnen und Wilhelmsburgern. Für ihr neues Buch „Hand in Hand durch Wil- am Veringkanal S. 9 helmsburg“ führte Ursula Howe Dutzende von Interviews mit alten Wilhelmsburgern. Aus Impressionen vom IBA-Wochen- den Gesprächen entstanden zahlreiche kurze Geschichten, die das Alltagsleben in der ende S. 10+11 Mitte des letzten Jahrhunderts beschreiben. Die Themenpalette reicht von Hans Leipelt CHANCEN: und seiner Famlie bis zu HSV-Stürmer Werner Woitkowiak, von der Nazizeit bis in die 70er Willi-Kraft-Schule gewinnt Bundes- Jahre. Schülerzeitungspreis S. 12 Sonnabend, 20.4., ab 10 h, Veddeler Brückenstr. 3: „Durchhalten“ zur IBA-PR: Argumente Proberudern der WRG „Die Wikinger“ auf dem spannendsten Ruderrevier oder Sprechblasen S. 12 Hamburgs. Die ganze Familie ist eingeladen – auch zum Grillen am Nachmittag. Und Hilfe bei der Wohnungssuche für wer’s nicht schafft: Am 2.6. gibt’s nochmals ein Proberudern! junge Menschen S. 13 Ab 14 h, Honigfabrik: Ökologie & Umwelt: Kunst&Design-Markt „Mit Liebe gemacht“ Fracking in Moordwer? S. 14 Sonntag, 21.4., 10 – 16 h, Auf der Höhe: Kinderkultur: Straßenflohmarkt. Vorgärten und Auffahrten werden zu Verkaufs-, Schnack- und Herzlichen Glückwunsch Zirkus Schmausstationen umgebaut. Nachbarn und Freunde werden Schönes und Altes verkau- Willibald!/Stück Mimi Loop vor aus- fen sowie für das leibliche Wohl sorgen. verkauftem Bürgerhaus aufgeführt S. 20 Neues Angebot in der Bücherhalle 17.30 h, Museum Elbinsel Wilhelmsburg: Wilhelmsburg S. 21 Duo LYSAX mit „Vater Kannibal und Mutter Korn“. LYSAX bedeutet die Kombination von Lyrik und Saxophon. Jürgen Siebers liest lyrische Texte u.a. von Ringelnatz. Friedrich Verschiedenes: Oechsle begleitet ihn dabei in eindrucksvoller und ungewohnter Weise auf dem Saxophon. Neue Ausgabe der Zeitschrift DIE INSEL ist LYSAX interpretieren die Texte neu und vertonen sie. da! S. 25 Wilhelmsburg Stübenplatz, Mi. 7 - 13 Uhr 2 Wilhelmsburger InselRundblick 4 /2013
AKTUELL TITEL „Aufwertung ohne „Im Fischladen gibt es rote Lollis, wenn Du Verdrängung“ und ‚Guten Tag‘ sagst“ andere IBA-Stilblüten von der Gradlinigkeit der Argumentation: „Wenn wir Veranstaltungen des nicht atmen können, kön- Arbeitskreises Umstruk- nen wir nicht leben. Wenn turierung Wilhelmsburg wir leben wollen, dann dür- Gentrifizierung in Wilhelmsburg? fen wir keine Bäume fällen, Sa., 27.4., 19 h, weil Bäume uns Sauerstoff Bürgerhaus Wilhelmsburg geben.“ Das schreibt Be- In immer mehr Großstädten sind die Woh- tül. Und dann gibt es Ein- nungsmärkte angespannt, die Mieten stei- träge, die sind reine Lyrik: gen stetig. In der Wissenschaft wie im Wi- „Ich bin auf die Schaukel derstand gegen Verdrängungsprozesse wird und schaukle grad. Meine von Gentrifizierung gesprochen. Auch in Wil- Schwester schaut zu. Und helmsburg fällt dieses Wort im Zusammen- mein kleiner Bruderbaby hang mit den Aufwertungsprozessen rund rutscht. Und die kleine Ba- um IBA und igs. Die IBA reagierte schon früh byschwester geht alleine „Und ich liebe meine Klasse 3a. Ich bin ein Glückspilz!“ Bug- auf dem Klettergerüst run- auf diese Kritik und und kündigte an, in Wil- ses Lieblingsort ist die Schule Rotenhäuser Damm. Foto: sic helmsburg „Aufwertung ohne Verdrängung” ter. Und die Wolken kom- betreiben zu wollen. Mit Andrej Holm von sic. Wilhelmsburg kann sich momentan vor men ein bisschen näher. Es regnet gleich.“ der Humboldt Universität Berlin haben erklärenden Büchern, Bildbänden und Rei- Mit wenigen Zeilen gelingt es Shalyna, in un- wir einen Wissenschaftler eingeladen, des- seführern kaum retten. All diese Werke kön- serem Innern ein Bild und eine Stimmung zu sen Forschungsschwerpunkt auf Gentrifizie- nen Sie jetzt getrost zur Seite legen. Wenn erzeugen. Die richtige Grammatik wird der rung liegt. Anhand seiner Einführung wollen Sie wirklich etwas über Wilhelmsburg er- Poesie schon noch folgen, zumal Shalyna wir gemeinsam diskutieren, was es mit dem fahren wollen, brauchen Sie in Zukunft nur erst in die Vorschule geht. Versprechen „Aufwertung ohne Verdrän- noch ein Buch: „Wilhelmsburg ist ein Fisch“, „Wilhelmsburg ist ein Fisch“ ist ein Projekt gung” auf sich hat und wo sich in Wilhelms- den von Kindern geschriebenen Inselführer, des Forums Bildung Wilhelmsburg. Ideen- burg von Gentrifizierung sprechen lässt. dessen einzige Kategoriebildung in „mein geberin war die Autorin Maren Töbermann, Lieblingsort“ besteht. die auch die Endredaktion gemacht hat. Eine Stilblüten aus Hochglanzbroschüren – IBA BLICKt auf Wilhelmsburg Anfang April präsentierten rund 30 der jun- sensible Redakteurin mit Gespür für den be- Mo., 6.5., 19 h, gen Autoren das Buch in einer großen Vorle- sonderen Tonfall von Kindern und Respekt Centro Sociale, Sternstraße serunde in der Bücherhalle Kirchdorf - eine vor ihrer Sicht der Dinge: Da hat kein neun- Do., 16.5., 18 h, draußen: neue Brücke perfekte Ortswahl, denn die Bücherhallen malkluger Erwachsener reinredigiert! beim BSU-Neubau, S-Wilhelmsburg zählen zu den Favoriten unter den Lieblings- Rund 500 Kinder aus Wilhelmsburg haben Freuen Sie sich auf eine Reise durch ein Mi- orten der Kinder. „Ich finde die Bücherhalle in der Lesewoche 2012 an dem Inselführer niaturwunderland futuristischer Metropolen- ausgezeichnet!“, las zum Beispiel Taylan vor. gearbeitet. Zur Buchpräsentation war auch entwicklung, das auf vormals weißen Fle- Es ist eine wunderbare Erzählung kindlicher Kinderbuchautorin Kirsten Boie erschienen. cken des Hamburger Stadtplans aus dem Wahrnehmungen und Weisheiten, die sich Sie war begeistert: „Das Buch hat es ver- Boden gestampft wird. Folgen Sie unseren da von A wie Angeln über K wie Kaugummi- dient, über die Grenzen Wilhelmsburgs hi- Erkundungen pittoresker Wildnis – und ler- automat und R wie Regentag auf Wilhelms- naus bekannt zu werden. Es zeigt, dass nen Sie mehr darüber, was „urbane Siedler“ burg bis zu V wie Vogelhüttendeich und Z die Wilhelmsburger Kinder dieselben Träu- unter „Soft Houses“ und „Smart materials“ wie Zuhause entfaltet. Und bereits jetzt ist me und Bedürfnisse wie alle anderen Kin- verstehen ... es ein historisches Dokument. „Die Kinder der haben. Und dass sie alles können, wenn haben sehr viel über die alte Schwimmhalle man nur ihre Begabung weckt.“ Ähnlich äu- geschrieben - obwohl das Buch genau in der ßern sich auch Maren Töbermann und Wil- Zeit enstand, als die Halle abgerissen wur- helm Kelber-Bretz im Vorwort: „ ‚Wilhelms- de“, berichtete Projektleiterin Maren Töber- burg ist ein Fisch‘ zeigt (...) wie sehr es sich mann. Auch das Fischhaus Schuhmacher in lohnt, weiter in diese Kinder und ihre Zu- der Fährstraße, wo es für‘s Guten-Tag-Sa- kunft zu investieren.“ gen den roten Lolli gab, existiert in der Zwi- Das Buch passt perfekt ins Ausstellungs- schenzeit nicht mehr. jahr 2013 - umso verwunderlicher ist es, Es gibt viel zum Schmunzeln, so zum Beispiel dass die IBA es weder finanziell gefördert wenn Berivan kurz und bündig zusammen- hat noch bereit ist, es zu ihrer ausliegenden fasst: „Die Uhr am Bahnhof ist ab. Aber viel- Wilhelmsburg-Literatur hinzuzunehmen. Da- leicht kommt eine neue. Es ist ja eine große für findet Kirsten Boie klare Worte: „Das ist Baustelle.“ Manchmal ist man beeindruckt unverständlich und ein schlechtes Signal.“ Wilhelmsburger InselRundblick 4/2013 3
AKTUELL Schöne Halle Neues Wilhelmsburger Schwimmbad eröffnet hk. Die neue Inselparkhalle, meldete die Mehrzweckhalle mit Bäderland GmbH anlässlich der ärgerlichen Übergang zu einer Lie- vorzeitigen Schließung des alten Bades, wer- gewiese. So wird aus de im Frühjahr fertig sein, „wenn nichts da- der Halle zwar kein zwischenkommt.“ Kritiker waren skeptisch. Freibad, aber es ent- Aber es ist nichts dazwischengekommen: steht „Freibad-Fee- Am Ostersonntag nahm das neue Bad sei- ling“, wie Bäderland- nen Betrieb auf. Auch der Schulschwimmun- Geschäftsführer Dirk terricht kann ab sofort wieder stattfinden. Schumaier sagte. Die „Schwimmhalle Inselpark“ ist ein funk- Die Eintrittspreise be- tional und schön gestalteter Zweckbau. Mit wegen sich auf dem Photovoltaikanlage auf dem Dach und wär- Niveau des alten Bades Die jungen Schwimmer aus der Schule Stübenhofer Weg und medämmenden Fassaden ist er energetisch plus der allgemeinen aus einer Bäderland-Trainingsgruppe, die die Schwimmbecken auf dem neuesten Stand. Das Schwimmbad Bäderland-Preiserhö- für die Fotografen einweihten, fanden die neue Hallen prima. hat drei Hallen. Da ist einmal eine Sport- hung. Sie entsprechen Foto. hk halle mit einem 33 x 25m großen Becken dem Kombi-Bad in Billstedt und sind damit Schwimmhalle, anders als die alte, keinen und einer Zuschauertribüne für 200 Perso- in einzelnen Posten 10 bis 20 Cent teurer als Saunabereich hat. nen. Hier soll in Zukunft die Wasserballab- die übrigen Sportbäder. Einen Bonus für die Leider konnte Detlef Graue, beim Betrei- teilung des Hamburger Schwimmverbandes ärmeren Stadtteile gibt es in Hamburg be- ber Bäderland für die neue Schwimmhalle ihr Leistungszentrum haben. Das Becken ist kanntlich nicht. Die Bäderland AG verweist zuständig, das Geschenk nicht annehmen. „international wettkampftauglich“. Die Mehr- auf die Rabatte ihrer „Multi Card“. Das Problem: Die Fläche vor dem Bad ge- zweckhalle hat ein 15 x 25m-Becken mit 3m- Einen kleinen Schildbürgerstreich gibt es hört ihm nicht. Die Beamten und auch der Brett und ein integriertes 13 x 8m-Kinder- noch: Chef der Firma Osbahr, die auf dem Gelände spielbecken mit Kinder-Rutsche. Schließlich Die Schwimmhalle liegt bekanntlich auf dem baut, fanden die Aktion „im Grundsatz eine gibt es eine kleine Halle mit 10 x10m-Kurs- igs-Gelände, aber über den Zuweg für die prima Idee“. Doch Werner Preuß, Oberbau- becken. Eine Sauna gibt es wider Erwarten Badegäste hatten sich die beiden Gesell- leiter der igs, sah die Sache ganz anders: Er nicht, aber das muss ja, wie die Erfahrungen schaften bei der Planung offenbar keine Ge- drohte den Organisatoren der Aktion mit ei- mit der alten Schwimmhalle zeigen, nicht so danken gemacht. Angedacht ist jetzt eine nem Strafantrag wegen Hausfriedensbruch, bleiben (s.u.). etwas skurrile Lösung: Die Badegäste erhal- sollten sie nicht binnen 15 Minuten mitsamt Die meisten Bademeister aus dem alten ten am Gartenschaueingang einen Passier- VW-Bus und Sauna-Anhänger verschwun- Bad wurden übernommen, auch das be- schein und werden von der Security bis zum den sein. „Sie sind Störenfriede, nicht liebte „Urgestein“ Wolfgang Klee. Sie freu- Eingang der Schwimmhalle geleitet. mehr!“, sagte Preuß. ten sich auf den nagelneuen Arbeitsplatz, Dabei will Sanne Neumuth, selbständige meinten die Bademeister. Und Senatorin Sauna im Wohnwagen Unternehmerin für Projekt- und Ideenma- Blankau merkte in ihrer Festrede schon mal nagement, die Aktion gar nicht als Protest an, dass die Mitarbeiter ihrer Behörde in Zu- Mit der Aktion „verschwitzt“ wollten die verstanden wissen. „Wir sind nicht gegen, kunft nach Feierabend (!) ja nur über die Projektinitiatorin Sanne Neumuth und der sondern für etwas“, sagte sie der Presse, Straße zu gehen brauchten, um eine Runde Künstler Florian Tampe am Ostersonntag „und sagen es so, dass wir niemandem weh zu schwimmen. der neuen Schwimmhalle eine mobile Sau- tun.“ Architektonischer Knüller des neuen Bades na zur Eröffnung schenken. Sie wollten da- ist die komplett zu öffnende Südwand der rauf aufmerksam machen, dass die neue Preise & Öffnungszeiten Schwimmhalle Inselpark Eintrittspreise: 1 Erw. 5,50 € • 1 Kind 2,70 € 1 Erw. + 1 Kind 7,00 € 2 Erw. + 1 Kind 11,80 € weit. Kind (max.3) 1,50 € (bis zu 18% Rabatt mit der Multi Card) Öffnungszeiten: Mo*: 16 - 20 h • Di - Do*: 14 - 20 h Fr: 8.30 - 20 h • Sa + So: 10 - 18 h *Sommerferien bis 7.10.2013: ab 10 h Quelle: Bäderland GmbH 4 Wilhelmsburger InselRundblick 4/2013
AKTUELL Der Kirchentag noch einmal sichtbar - in Texten, Bildern Kleine Infowürfel in Kniehöhe - wer die wohl findet? Foto: MG und der Möglichkeit, weiteres Material auf kommt auf den dem Smartphone zu empfangen. Leider Stübenplatz konnte bereits die Beobachtung gemacht werden, dass die Würfel so klein und meist „Gemeinsam teilen, niedrig angebracht sind, dass Besucher sie gemeinsam essen“: glatt übersehen (s. Foto links). „Feierabendmahl“ am Überzeugend ist das Energiekonzept des Bunkers. Ursprünglich sollte allerdings die 3. Mai von 18 bis 20 Uhr Abwärme der Norddeutschen Ölwerke nur auf dem Stübenplatz“. genutzt werden, wenn die Firma ihre Ge- Leonie Brandl. Bei dieser Veran- staltung im Rahmen des Kirchentag- Ein Mahnmal ist ruchsbelästigungen reduzieren würde. Das ist leider bis zur Inbetriebnahme des Ener- programms wollen wir das Abend- zum Energiebunker giebunkers nicht gelungen. mahl nicht hinter den Türen einer Kirche fei- ern, sondern in der Öffentlichkeit in Form geworden Geöffnet ist der Bunker bis einschließlich Oktober täglich (außer dienstags) von 10 eines Nachbarschaftstreffens, das die Be- Eine Dauerausstellung zeigt bis 18 h. Eintritt gegen Kauf eines 1-Euro- ziehungen zwischen den Menschen unter- die Geschichte des Bunkers Verzehrbons. schiedlichster Herkunft im Stadtteil fördern Die nächste Führung zur Geschichte fin- MG. Im Jahre 1943 wurde der Flakbunker soll. Anders als bei anderen Feierabend- det am 5. Mai um 13 h statt, anschließend an der Neuhöfer Straße errichtet und bot in mahlen gibt es hier keine andächtige Stille Filmvorführung „Rückblicke - Alltag am Wil- den letzten Kriegsjahren noch Tausenden und liturgischen Abläufe, sondern ein reich helmsburger Bunker“. Menschen Schutz vor den alliierten Luftan- gedecktes Buffet und peppige Livemusik. Zum Energiegewinnungskonzept gibt es griffen. Deshalb erhob sich auch immer Wi- Nachbarschaftliche Kontakte stärken, Fachführungen mit Blick in den Pufferspei- derstand, wenn von der Politik über einen Stadtteilkultur beleben, zwischenmensch- cher. Der nächste Termin ist am 24. Mai um Abriss des „Klotzes im Park“ nachgedacht liche Begegnungen ermöglichen, Vorurtei- 15 h. Kosten: 10 Euro/Person, 5 Euro/Stu- wurde (WIR berichteten mehrfach). le abbauen und das bürgerschaftliche En- denten. Nun sind die Ausstellung und das Café ge- gagement fördern! Das sind nur einige der Für beide Führungen ist eine Anmeldung öffnet, und ganz viele Besucher haben Ziele, die wir von der Initiative „Gemeinsam unter www.iba-hamburg.de erforderlich. schon die Gelegenheit genutzt, von oben für Wilhelmsburg“ mit dem „Feierabend- einen Blick auf Wilhelmsburg und Hamburg mahl auf dem Stübenplatz“ anstreben. zu werfen. Zum leiblichen Wohl wird eine Grundaus- Einen Blick in die Geschichte zu werfen ist stattung und Grillgut von unserer Initiati- allerdings schwierig geworden. Das Gebäu- ve gestellt, aber den Hauptteil tragen die de war einsturzgefährdet und musste to- Wilhelmsburger selbst bei. Damit wir an tal entkernt werden. Die drei Meter dicken den Tischen die verschiedensten Leckerei- Außenwände blieben erhalten, aber innen en gemeinsam genießen können, kann je- erinnert nichts mehr an die dunklen, en- der etwas dazu beitragen. Von Salaten über gen Gänge und Räume, in denen so viele Fingerfood bis hin zu kulinarischen Spezi- Menschen überlebt haben. Äußerlich wurde alitäten anderer Kulturen darf alles mitge- die Form des Bunkers erhalten, aber durch bracht werden. 1.350 Quadratmeter Sonnenkollektoren Wir sind uns sicher, dass dieser Abend mit und die Photovoltaikanlage an der Südseite dem Engagement der WilhelmsburgerInnen hat er seinen Charakter als Mahnmal ver- noch lange im Gedächtnis bleiben wird. loren. Lediglich zwei dunkle Flächen in der sanierten hellen Fassade erinnern noch da- rran, wie er einmal aussah. Für einen richtigen Ausstellungs- oder gar F Gedenkraum, G in dem zum Beispiel Schüler- gruppen Projekte zum Thema 2. Weltkrieg, g Zwangsarbeit oder Nationalsozialismus hät- Z tten durchführen können, hat es bekannt- lich l nicht gereicht. Der politische Wille war nicht vorhanden. Man einigte sich auf ei- n nen Kompromiss: Insgesamt 20 Informati- n Mittagstisch 6 €; 12-17 h onswürfel sind im, am und auf dem Bunker o verteilt. v Ein Teil davon zeigt die historischen Veringstraße 26 - 75 66 27 27 Hintergründe. Die jahrelange Forschungs- H 12 bis 24 Uhr durchgehend warmes Essen arbeit der Geschichtswerkstatt wird hier a Wilhelmsburger InselRundblick 4/2013 5
BILDUNG AKTUELL Der Themenschwerpunkt Bildung in unserer Ausgabe 2/2013 hat vielfältige Reaktionen hervorgerufen. Vor allem der Text „Die verfehlte Bildungsoffensive“ sorgte für Kontroversen. Jetzt meldet sich Jürgen Dege-Rüger mit einer Replik zu Wort. Er war bis Anfang 2013 Leiter der Koordinierungsstelle der Bildungsoffensive bei der IBA und ist jetzt freiberuflich im Bildungsbereich tätig, u.a. beim Aufbau der Regionalen Bildungskonferenz Elbinseln (RBK). Die BOE ist auch ein IBA-Projekt – aber schon immer viel mehr Kita, Schule, Jugendhilfe, Erwachsenen- und Stadtteilkulturbildung: die Bildungs-Offensive Jürgen Dege-Rüger. Es ist schon schade, neue Modelle, Atmosphäre und Strukturen und hat dort bis heute den immer gleichen wenn nun über eine Offensive für Bildung geschaffen haben, werden unter den Tisch Stellenwert im Rahmen der IBA. (die sog. BOE), die ganz viele Menschen fallen gelassen. Wirklich schade! Denn am offenen Diskurs in den Stadtteilen Veddel und Wilhelms- Diese Überheblichkeit gegenüber zu ge- ist den Akteuren immer gelegen, er findet burg seit vielen Jahren bewusst gestalten, staltenden realen Veränderungsprozessen von Anfang an statt – aber, zugegeben, im- so unbedarft kommentie- mer noch zu wenig, wie rend in dieser so wichtigen viele offene Fragen und Stadtteilzeitung geschrie- Ungereimtheiten, insbe- ben wird, wie in den letz- sondere im letzten Jahr, ten beiden Ausgaben vom deutlich machen. Dieser Autor des Artikels „Die ver- Autor aber schwimmt ge- fehlte Bildungsoffensive“. radezu auf einer Welle von Ist da wirklich von der BOE Unzufriedenheit und op- die Rede? positioneller Stimmungs- mache. Beides braucht Die BOE ist mehr als ein zwar auch Stimme, soll- Bau- und Leuchtturm- te aber an dieser Stelle projekt auch analytischen Wert haben und nicht in kli- Es ist ärgerlich, wenn die scheehaften Mustern ver- BOE reduziert wird auf ein harren, die nur schlechtes IBA-Projekt im Ausstel- (Stammtisch-)Niveau re- lungszeitraum. Es ist ärger- produzieren. lich, wenn der Eindruck er- zeugt wird, es ginge es nur Allein geht es nicht um die Bau- und Leucht- ist in ihrer Unterschätzung von notwendi- mehr … turmprojekte - und gäbe die vielen enga- gem Aufwand politisch fatal – und persön- gierten Bewohner und Aktiven in fast allen lich kränkt sie noch dazu eine Menge der Wirkliche Veränderungen können nie ein- Bildungseinrichtungen nicht. Und es gäbe Aktiven. fach und stringent sein, sie sind stets im auch nicht eine Koordinierungsstelle mit Bezeichnend ist der Einstieg des Autors, die besten Sinne chaotisch und brauchen viel vier MitarbeiterInnen und vier Netzwerk- BOE sei „auf irgendeine Hintergrundebene Zeit und Durchhaltevermögen. managerInnen, über deren Weiterarbeit des Webauftritts der IBA verbannt wor- Dass Schulen allein die Aufgabe von Bil- nach 2013 nun intensiv verhandelt wird. den“: Der Autor ist schon auf der Recher- dung, wie sie heutzutage für die gesell- All diese Menschen, die seit einigen Jahren che-Ebene „voll daneben“, denn der dorti- schaftliche Teilhabe aller notwendig ist, Netzwerke knüpfen, die viel bewegen beim ge Auftritt ist schlicht dauernd aktualisiert nicht bewältigen können, wird inzwischen Aufbau einer Bildungslandschaft, die viele worden (den Prozess dokumentierend!) stets mit Kopfnicken begleitet. Auch Leh- Täglich 11- 24 Uhr portugiesische und spanische Spezialitäten Mittagstisch Mo. bis Fr. bis 16 Uhr 11 versch. Gerichte für 6 € mit Suppe und Dessert Georg-Wilhelm-Straße/Ecke Trettaustraße • 75 98 52 6 Wilhelmsburger InselRundblick 4 /2013
BILDUNG AKTUELL rer und Schulleiter machen das deutlich, in- ordination zum Aufbau von systematischer mit gemeinsamem positiven Image („wir dem sie (jüngst verstärkt, wenn auch eher Vernetzung. Denn ohne echte neue Verbün- haben was vor“), mit Verbünden, die mit- indirekt - siehe „Brandbriefe“!) auf die Un- de geht es nicht. Das bedeutet auch erheb- einander und nicht nebeneinander arbei- zulänglichkeiten ihrer Möglichkeiten hinwei- liches Umdenken bei allen Akteuren, oben ten, braucht noch viel mehr Konzentration sen. Auch das Rahmenkonzept der BOE be- wie unten. Nicht nur schnelle Ergebnisse, der (wertvollen) Kräfte und (neue) Kreati- schreibt das als wesentliche strategische nicht nur Ressourcen und nicht nur Leucht- vität. Und das kann nur schrittweises Er- Aussage: es differenziert die Forderungen türme. All das ist erforderlich. Zu Recht wird gebnis vieler Aktiver sein, die sich auch als des Weißbuches von 2002 und fand im lang- darauf von jeweils unterschiedlicher Seite Führung beim Aufbau verstehen. Wie zum wierigen und holprigen Prozess von unten hingewiesen. Beispiel im ehemaligen Plenum des Forums nach oben (!) die Zustimmung aller Senats- Vielerlei Kritik verharrt leider häufig im pole- Bildung Wilhelmsburg (FBW), das nun Of- behörden. mischen Entweder–Oder. Diese Absolutheit fenes Bildungsforum (OBF) heißt und die Das gemeinsame Ziel ist die Verbesserung spaltet, anstatt den Prozess der Engagier- Vollversammlung der Regionalen Bildungs- von Bildung - und zwar nicht nur in Hin- ten zu stützen. Arbeitsteilig und trotzdem in konferenz-Elbinseln (RBK) vorantreibt. Und blick auf die Abschlüsse. Dafür werden Ar- Gemeinsamkeit vorzugehen, das steht mehr das ist nur der Anfang einer Struktur, die al- mutsentwicklung, Stadtentwicklung und denn je an. len helfen kann, Orientierung zu finden und Bildungsplanung im Zusammenhang be- Das „Scheitern“ zu beschreiben (wie der Au- Kontinuität in einen Prozess zu bekommen, trachtet, weil nur dann Reformfortschritte tor es tut), ist populär – vor allem dann, wenn der sich genau damit (seit Jahrzehnten?!) möglich sind. messbare Erfolge und Schwung im Prozess so schwer tut. (wieder einmal) fehlen. Ja es stimmt: Noch Es fehlt eine ganze Menge – aber mit dem Worum es wirklich geht immer hinken die Erfolge weit hinter den de- Blick immer bei den Defiziten zu verharren finierten Zielen hinterher – es stimmt aber nimmt die notwendige Leidenschaft. Deswegen geht es nicht nur um die Schu- auch: Die Beschreibung der Defizite hat eine Die Fortschritte pflegen und feiern, die not- len, sondern um Kitas, Jugendhilfe, Erwach- geradezu ritualisierte Tradition, die zu über- wendige Kritik durchaus heftig führen (wie senenbildung und Kulturträger. Und es geht winden so schwierig scheint wie die Verän- es z.B. Schulleitungen und Kreiselternrat auch um den „3. Pädagogen“, den Raum, derung der realen Chancenungleichheiten. neuerdings tun) ist die bessere Grundlage also Neubauten und sachliche Verbesse- Das Sammeln der Kräfte für positive Wirkun- für die Durchsetzung weiterer notwendiger rungen. Last but not least braucht es Ko- gen, der Aufbau einer Bildungslandschaft Forderungen. Abb.: IBA Ham- burg GmbH DMB 879 79-0 Beim Strohhause 20 • 20097 Hamburg mieterverein-hamburg.de Wilhelmsburger InselRundblick 4/2013 7
BILDUNG AKTUELL Die Antwort des Senators Und zwei weitere Punkte lassen das Behör- denprogramm fragwürdig erscheinen. Es ist Schulbehörde reagiert auf Wilhelmsburger „Brandbriefe“ vorgesehen für 15 bis 20 Schulen. Nach dem aktuellen Index der Behörde sind es aber in Hamburg 34 Grund- und Stadtteilschulen mit „stark belasteter“ Schülerschaft (KESS1). Es bekommen also gar nicht alle von der Be- hörde als belastet eingestufte Schulen et- was ab und es nicht klar, ob überhaupt alle WIlhelmsburger „Brandbrief“-Schulen von dem Programm profitieren. Außerdem sollen die Maßnahmen kosten- neutral aus Umschichtungen im Etat finan- ziert werden. Unter anderem ist geplant, dass Schulen in „besseren“ Stadtteilen 0, 3 Prozent aus ihrem Personalbestand ab- geben. Hier sind also berechtigte Auseinan- 200 Schüler, Eltern und Lehrer versammelten sich am IBA-Eröffnungswochenende in der Nelson-Mandela-Schule und diskutierten die neuesten Entwicklungen. Foto: hk dersetzungen vorprogrammiert. Der Senator bezeichnet das Programm hk. Für Behördenverhältnisse erstaunlich re Forderung der Schulleiter. selbst als vorläufig. Nach der Veröffentli- schnell hat die Hamburger Schulbehörde Die Reaktion der Behörde ist erst einmal ein chung in der Presse wurde eine ursprünglich auf die offenen Briefe der Wilhelmsburger beachtlicher Erfolg. Es hat den bildungspo- geplante „Alarm“-Demonstration am ersten Schulleiter und der Nelson-Mandela-Schu- litischen Prozess vorangebracht, dass die IBA-Sonntag zu einer Versammlung in der le reagiert. Nach mehreren Treffen mit den Schulen jenseits der Netzwerk-Verhand- Nelson-Mandela-Schule umfunktioniert. Die Schulleitern stellte Senator Rabe Ende März lungsebene mit einer druckvollen öffentli- 200 versammelten Schüler, Eltern, Lehrer ein „Programm zur Förderung von Schulen chen Aktion vorgeprescht sind. und andere Wilhelmsburger Bildungsmen- in sozial schwieriger Lage“ vor. Darin wird Auf den zweiten Blick ist das angekündigte schen verabschiedeten einen Brief an Sena- unter anderem angekündigt, dass in den Förderprogramm aber eher dürftig. Berech- tor Rabe mit den entsprechenden Kritiken kommenden vier Jahren 15 bis 20 Schulen net auf die Einzelschule sind die 10 Millionen und Nachforderungen s- mit Bitte um Be- in ärmeren Stadtteilen mit Maßnahmen im Euro nicht viel. antwortung bis zur Eröffnung der igs. Umfang von 10 Millionen Euro unterstützt So bleiben bei den zusätzlichen Lehrer- werden. Unter anderem sollen die Klassen stunden die Klassen 7 und 8 ausgespart. Es der Stufen 1, 5 und 6 jeweils sechs zusätzli- waren in den Briefen der Pädagogen aber che Lehrerstunden erhalten. Dann soll jede gerade diese Klassenstufen, die durch die Schule mit je einer halben bis einer Stelle neu eingeführte Inklusion und gymnasia- pädagogische Konzepte weiterentwickeln. le Rückläufer besonders problembeladen Außerdem wird je zwei Schulen ein behörd- sind. Die hohen Klassenfrequenzen werden licher Berater zur Umsetzung der Unterstüt- im Behördenprogramm gar nicht genannt. zungsmaßnahmen zugeordnet, der direkt Tenor des Programms ist: Die Personal- der Behördenleitung untersteht. Anderer- ausstattung ist eher nachrangig, vielmehr seits sollen die Schulen mehr Freiheit beim seien die pädagogischen Konzepte unge- flexiblen Einsatz der Fördermaßnahmen und nügend und müssten verbessert werden, bei der Entwicklung schuleigener Bildungs- unterstützt durch die oben genannten Be- pläne erhalten. Letzteres war eine besonde- rater. 8 Wilhelmsburger InselRundblick 4 /2013
AKTUELL Opernfundus nach Wilhelmsburg? Boden ist nicht belastet und sie sind so groß, dass der Opernfundus exakt nach den Wün- Einem der letzten Industriedenkmäler des Reiherstiegvier- schen der Oper gebaut werden kann. tels droht Abriss. Gewerbe am Veringkanal gefährdet. Die Fläche Am Veringhof hingegen ist so schmal, dass aufwändiger gebaut werden „Konspirativen Küchen- müsste, weshalb allein die Baukosten um konzerte“, hier wird der 10 Prozent, knapp 2,7 Millionen Euro, höher Film „Die Wilde 13“ ge- lägen als anderswo. Auf der Fläche in Wil- macht, hier haben Mitar- helmsburg stehen Gebäude und die nächs- beiter von internationalen ten Wohnhäuser sind nur knapp 30 Meter Bildungsorganisationen entfernt. genauso ihren Arbeits- Moment mal, denkt sich hier zu Recht der platz wie Grafiker oder Wilhelmsburger, wurde der Spazierweg am Designer. Und alle spre- Veringkanal nicht gerade für mehrere Mil- chen miteinander, kennen lionen renoviert, um dieses wunderschöne sich, wohnen mit ihren Stück Wilhelmsburg wieder attraktiv zu ma- Familien in Wilhelmsburg. chen? Und jetzt soll da ein riesiges, überdi- Wäre dies ein städtisches mensioniertes Hochregallager hin? Projekt hätte es wohl ei- Über Jahre wäre hier eine lärmende Groß- nen hochtrabenden Na- baustelle. Wenn das Hochregallager eines Wird auf dem Gelände der alten Zinnfabrik (rechts) und men mit viel „metro“, Tages fertig gebaut wäre, würden hier jeden weiter nach Süden ein Hochregallager von 18 Metern Höhe „urban“ oder „space“ im für den Opernfundus gebaut? Foto: sic Tag (!), das bestätigt der Senat in einer klei- Gepäck und die Planer nen Anfrage der Grünen, 15 bis 20 LKW an- grre. Das Ding im Reiherstiegviertel soll 18 wären wahnsinnig stolz. und abfahren, die die Kulissen aus dem La- Meter hoch werden und von Getränke Meer- Bisher war auch alles gut. Noch vor wenigen ger holen. Mit dem Abriss des Gebäudes der kötter bis zum alten Lidl reichen. Alles was Monaten wurden sogar weitere Mietverträ- Zinnwerke würde ein weiterer Teil der Wil- da im Moment noch steht, muss abgerissen ge von der Sprinkenhof AG, die die Fläche helmsburger Geschichte einfach verschwin- werden: Das alte Zinnwerk selbst, ein Denk- in städtischem Auftrag verwaltet, an neue den. Wilhelmsburg dürfte wieder einmal als mal der industriellen Vergangenheit und Mieter vergeben. Doch jetzt, völlig überra- Hinterhof der Stadt herhalten. heute Ort der Kreativität. Die Firma Geträn- schend, ohne Ankündigung oder die sonst Besonders pikant ist, dass die Stadt selbst ke-Meerkötter, die seit bald 60 Jahren in Wil- so oft beschworene Bürgerbeteiligung, sind zunächst, im Sinne einer modernen Stadt- helmsburg ist. Der Autoteilehandel Akkaya allen Mietern Kündigungen ins Haus geflat- entwicklung, Flächen und Gebäude stehen und die Lackiererei Dirik. Letztere seit im- tert: Manche müssen schon Ende Juni raus, ließ und für eine Nutzung durch Anwohner merhin 36 Jahren an diesem Standort, inklu- andere Ende September. zur Verfügung stellte. Hat man das in der sive Arbeits- und Ausbildungsplätzen. Der Opernfundus muss seinen jetzigen Platz Verwaltung gar nicht gewusst? Auf die Fläche, die direkt an den Veringkanal in Barmbek verlassen, weil dort Wohnungen Die Finanzbehörde behauptet schlicht, die und den aufwendig neu gestalteten Ufer- gebaut werden sollen. Eine Sache, die je- Entscheidung, den Opernfundus hier zu weg grenzt, soll nach Willen des Senats der der Hamburger versteht, da Wohnungen in bauen, sei aus „gesamtstädtisch-gesamt- Opernfundus verlagert werden. Hamburg Mangelware sind. Aber warum der stadtplanerischen Erwägungen“ getrof- Bisher war es erklärtes Ziel der Hamburger Opernfundus ausgerechnet nach Wilhelms- fen worden. In Wahrheit möchte wohl die Stadtplaner, Wilhelmsburg noch lebenswer- burg soll, wo er bis zu 36 Arbeitsplätze ver- städtische Sprinkenhof AG das lästige Are- ter zu machen. Also auch Firmen zu motivie- nichtet, die doch in Wilhelmsburg auch Man- al endlich loswerden. Wer wirklich in „ge- ren, sich anzusiedeln oder sie davon abzu- gelware sind, das ist ein großes Geheimnis. samtstädtisch-gesamtstadtplanerischen halten, abzuwandern. Und – vielbeschworen Die Stadt hat, wie in solchen Verfahren üb- Erwägungen“ denkt, sollte Stadtentwick- und ganz wichtig: Die Kreativen sollen blei- lich, ein Gutachten in Auftrag gegeben, das lungsprozesse, die von Bewohnern selbst ben und kommen und ihren Platz finden. verschiedene Flächen prüfen sollte, um he- in die Hand genommen werden, nicht zer- Genau diesen Traum machen 24 Kreative rauszufinden, wo der Opernfundus am bes- stören. auf der Fläche Am Veringhof 1 – 7, in den ten seinen neuen Platz finden kann. Ein In- Viele Menschen in Wilhelmsburg sind auf- alten Zinnwerken, wahr. Neben den genann- genieurbüro prüfte vier mögliche Flächen in gebracht – darüber, dass das Hochregalla- ten Unternehmen haben seit einiger Zeit 24 Billbrook, Moorfleet und Wilhelmsburg, um ger hier gebaut werden soll und darüber, Menschen Platz für ihre Kreativarbeitsplät- sodann mit Fakten untermauerte Antwor- wie wieder einmal über ihre Köpfe hinweg ze in der alten Fabrik gefunden. Alle zahlen ten zu geben, die der Verwaltung als Ent- entschieden wurde. Auch der Beirat für ganz normal ihre Miete und alles hier funkti- scheidungsgrundlage dienen. Die Fläche am Stadtteilentwicklung protestiert scharf ge- oniert ganz ohne Subvention oder staatliche Veringkanal in Wilhelmsburg wird in dem gen das Vorgehen der Behörde und fordert Förderung. 36 Arbeitsplätze sind allein durch Gutachten erst an dritter Stelle genannt! Die Stellungnahmen Derjenigen, die diese Ent- Eigeninitiative und Engagement der Firmen- Flächen in Moorfleet und Billbrook werden scheidung getroffen haben. inhaber und der Kreativen entstanden. In als deutlich geeigneter genannt: Sie sind frei dem Gebäude der alten Zinnwerke sitzen die von Bebauung, es gibt keine Anwohner, der Mehr Infos: www.zinnwerke.de Wilhelmsburger InselRundblick 4/2013 9
AKTUELL Das IBA-Eröffnungswochenende am 16./17. März in Bildern Bei Eiseskälte und Schnee verlief der offizielle Ausstellungsbeginn unspektakulär Blick auf die Auftaktveranstaltung an den Ulla-Falke-Terrassen. Die Straßen rundherum sind gesperrt, vor dem Rathaus stehen Polizeifahrzeuge inklusive Wasserwerfern. Die IBA hatte 4000 Gäste eingeladen, knapp 1000 kamen. Luftbild: www.camnatic.de Auf der schwimmende Bühne begrüßten junge wilhelmsburger Hip- Die angekündigte Gegendemonstration wurde von Hopper die IBA und ihre Gäste. Fotografie: Marc Asmussen einem großen Polizeiaufgebot begleitet. Foto: AS Die „Engagierten Wilhelmsburger“ mit einer Überraschungsaktion Rund 600 friedliche Demonstranten zogen vom Bunker zur beim IBA-meets-IBA-Kongress im Bürgerhaus. Foto: Melanie Klein neuen BSU - immer schön auf Abstand gehalten. Foto: hk 10 Wilhelmsburger InselRundblick 4 /2013
AKTUELL Fotografie: Marc Asmussen Fotografie: Marc Asmussen Am Sonntag hatte die IBA zur Besichtigung des Energiebergs Besuchergrüppchen vor dem neuen BSU-Gebäude. Manch einer eingeladen. Viele Menschen genossen die Aussicht. genoss auch einfach nur die autofreie Straße. Foto: hk Das „Kommunikationsteam“ konnte die 500 Meter Abstand zwi- Am Sonntag begannen die IBA-Busrundfahrten. Kritische Be- schen Demonstranten und IBA-Feier auch nicht überbrücken. wohner stoppten einen Bus und zeigten ihre Meinung. Foto: AKU donnerstags 17.00 - 18.00 Uhr in der Thielenstr. 3a bei Verikom e.V. im Bahnhofsviertel Fotografie: Marc Asmussen Wer jetzt trotz der schönen neuen Wohn- welten noch Probleme mit seinem Uli Hellweg lässt Luftballons auf dem Smart Price, Algenfassade oder doch Vermieter, mit Renovierungsstau, Miet- Energieberg steigen. Aufmerksame Be- Woodcube? Was wird denn da angeguckt? erhöhung und Heizkosten, mit Haustier- obachter fragen sich seit Jahren: Welcher Egal. Das Foto erinnert jedenfalls an das verbot, Hartz-IV-Miete usw. usf. hat, der tollen Droge hat er nur dieses Strahlen zu berühmte Bauhaustreppengemälde von kann sich hier Hilfe holen. verdanken? Fotografie: Marc Asmussen Oskar Schlemmer. Anzeige: Mieter helfen Mietern Wilhelmsburger InselRundblick 4/2013 11
DURCHHALTEN! Chance ergriffen - Chancen verpasst CHANCEN Unsere Seiten für alle, die nach Wegen zu Ausbildung und Arbeit suchen. sic. In dieser Ausgabe WIR zeigen Chancen auf, die unser Stadtteil bietet. (S. 6+7) drucken wir eine WIR schreiben für mehr Bildung und gegen die große Sprachlosigkeit. Erwiderung des neuer- CHANCEN sind ein Projekt des Wilhelmsburger InselRundblicks. dings freiberuflich täti- Text & Redaktion: Sigrun Clausen. gen Koordinators der Bil- dungsoffensive, Jürgen „Habe ich es verdient, keinen Dege-Rüger, auf den Ar- tikel „Die verfehlte Bil- Praktikumsplatz zu haben?“ dungsoffensive“ (Ausg. 2+3/2013) ab. Erstmals nimmt damit ein Mitarbeiter der IBA direkt und Schülerzeitung der Wilhelmsburger Willi-Kraft- persönlich Stellung zu einem wichtigen The- Schule gewinnt Bundeswettbewerb ma. Wir begrüßen das ausdrücklich. Wir freu- en uns, dass Jürgen Dege-Rüger die Chance ergriffen und die Auseinandersetzung gesucht hat. Der Inselrundblick als Stadtteilzeitung soll ein Ort reger Debatten sein. Wir wollen unter- schiedliche Sichtweisen und Argumente abbil- den. Schließlich sehen wir eine unserer Aufga- ben darin, der Meinungsbildung zu dienen. Je kontroverser Dinge diskutiert werden, desto besser können wir diese Aufgabe erfüllen. Des- halb sind bekanntlich alle eingeladen, Infor- mationen, Geschichten, Argumentationen und Meinungen beizutragen. Diese Möglichkeit hätten selbstverständlich auch IBA und igs gehabt - doch sie haben sie nicht genutzt. Sie haben damit eine weitere Chance verpasst, den Wilhelmsburgern ihre In- halte und ihr Vorgehen auf Augenhöhe zu ver- mitteln. Sie haben sich nicht getraut, abseits ihrer PR-Sprechblasen echte Inhalte zu liefern. Haben jeden Praktikumsplatz verdient, den sie sich nur wünschen: Die WKS-Aktuell-Redakteure und Redakteurinnen. Hinten v.l.: Joel, Narciso; Ja, das hätte Wahrhaftigkeit gefordert, zum vorne v.l.: Oguzhan, Stelina, Gizem, Tina. Foto: Martin Hattenhauer Beispiel das Eingeständnis von Fehlern oder hk. Dass ihre Zeitung „WKS-Aktuell“ gut ist, wussten die Schüler der Willi- Misserfolgen. Die Gesellschaften haben sich Kraft-Schule in der Zeidlerstraße schon. Hamburger Wettbewerbe haben sie für eine andere Strategie entschieden - Er- bereits mehrere gewonnen, auch in diesem Jahr. Nun wurde WKS-Aktuell au- folgsmeldungen um jeden Preis. Das hat nicht ßerdem im Bundeswettbewerb in der Kategorie Förderschulen als beste deut- unerheblich zu dem tendenziell negativen Bild, sche Schülerzeitung ausgezeichnet. Und das hat bisher noch keine Hambur- das die IBA in ganz Hamburg abgibt (und des- ger Schülerzeitung geschafft. sen Gründe sie jetzt selbst erforschen lässt!), Der Bundeswettbewerb der Schülerzeitungen wird seit 2004 von Jugendpres- beigetragen. Die Menschen fühlen sich schlicht se Deutschland e.V., dem Dachverband der 17 Landes-Jugendmedienvereine, nicht für voll genommen und angemeiert. und den Ländern veranstaltet und von verschiedenen Zeitungsverlegern und Auch uns hat die IBA immer nur ihre übliche Versicherungen gesponsert. PR angeboten. Dafür sind wir nicht zu haben - wir nehmen unsere Leser für voll. Nun mag Prämiert wurde die Zeitung unter anderem wegen ihrer interessanten The- man denken, dass der WIR einfach nicht rele- men. So beschäftigt sich die aktuelle Ausgabe mit der Frage „Was haben wir vant für eine so große Firma der großen Hanse- verdient?“ „Haben wir den Weltuntergang verdient? Haben wir das iPhone5 stadt Hamburg ist - seltsam ist dann nur, dass verdient? Habe ich es verdient, keinen Praktikumsplatz zu haben?“, fragen die nach Erscheinen kritischer Artikel oft hektische Schüler dort unter anderem. Neben Artikeln über Sport, Musik und Freund- Betriebsamkeit hinter den Kulissen einsetzte. schaften schreiben die Schüler sehr kritisch und selbstkritisch über ihr Le- Da wurden persönliche Kontakte aktiviert, das ben in Wilhelmsburg und ihre Situation als Sonderschüler: „Viele suchen den informelle Gespräch gesucht, Entsetzen über Unterschied zwischen einer Gesamtschule und Sonderschule, viele begreifen die Kritik und Unverständnis für die „negativen das nicht. Die meisten Gesamtschüler fühlen sich besonders, weil sie nicht auf Sichtweisen“ geäußert. Irrelevant ist anders. eine Sonderschule gehen, obwohl viele Sonderschüler schlauer sind als Ge- samtschüler,“ schreibt Oguzhan. Und in einem an die Wilhelmsburger Schu- 12 Wilhelmsburger InselRundblick 4 /2013
len adressierten Fragebogen haken sie differenziert nach: „Was halten Sie von Förderschulen?“ „Was halten Sie von der Abschaffung der Förderschule?“ KURZGEFASST! Die WKS-Aktuell wird im Rahmen der halbjährlichen Praxisprojekte der Wil- li-Kraft-Schule hergestellt. In den Projekten wird in verschiedener Weise der Montags-Demos am Übergang in den Beruf vorbereitet. So gibt es unter anderen Kiosk-, PC- und Mönckebergbrunnen Garten-Projekte. Und in der Zeitungsgruppe arbeiten zur Zeit acht Schüler unter Anleitung ihres Lehrers Martin Hattenhauer. Da wird diskutiert, recher- Bei der regelmäßigen Kundge- chiert, fotografiert und geschrieben, am Netbook getippt und kopiert und am bung gegen Sozialabbau steht Ende des Halbjahrs ist dann der WKS-Aktuell fertig. Er wird in 80 Exemplaren jedem Menschen das „Offene für 30 Cent an der Schule verkauft. Mikrofon“ zur Verfügung Am 6. Juni fahren Martin Hattenhauer und vier Schüler nach Berlin, um den Raimund Samson. Seit mittlerweile neun Preis und die 1000 Euro Preisgeld vom Bundesratspräsidenten in Empfang zu Jahren treffen sich jeden Montag in der In- nehmen. nenstadt drei bis vier Handvoll Demonstran- Die WIR-Redaktion gratuliert den jungen Kollegen und Kolleginnen ten, um gegen den Abbau der Rechte der Ar- von WKS-Aktuell und hofft auf spannende Beiträge der Nachwuchs- beitnehmer, HartzIV, Sozialabbau usw. und für journalisten im Inselrundblick! eine solidarische, nicht-kapitalistische Gesell- schaft zu demonstrieren. Anfangs beteiligten sich mehrere tausend -, Projekt „Uwe“: Unterstützung für dann hunderte Menschen. Es kamen immer weniger, und aus der einstigen großen Demo, wohnungslose junge Menschen die vom Hauptbahnhof zum Hachmannplatz führte, wurde eine Kundgebung, die am 18.3. Hilfe bei der Wohnungssuche und während des bereits zum 445. Mal (!) stattfand. ersten halben Jahres in der neuen Wohnung Beginn ist jeweils um 18.15 Uhr. Um 19 Uhr ist PM. Oftmals können junge Menschen zwischen 18 und 25 Jahren der Belas- meistens Schluß. Seit Anfang des Jahres bin tung auf dem stark umkämpften Wohnungsmarkt nicht standhalten. Einerseits ich, mittlerweile wieder „arbeitslos“, auch da- verdienen Azubis, vor allem wenn sie eine öffentlich geförderte Ausbildung bei. Was die Montags-Demo für mich attraktiv machen, sehr wenig Geld - andererseits stehen immer weniger Sozialwohnun- und spannend macht, ist vor allem das Offene gen zur Verfügung und die Mieten steigen. Unter diesen Umständen ihre Aus- Mikrofon, das jeder Teilnehmerin, aber auch bildung durchzuhalten ist für viele Jugendliche sehr schwierig. Passanten und Neugierigen, die Möglichkeit Seit Ende 2012 gibt es nun das zunächst auf zwei Jahre befristete Programm gibt, Statements abzugeben, Nachrichten aus „Uwe“: Unterstützung für wohnunglose junge Menschen. Dr. Frank Elster, dem Stadtteil zu präsentieren, Fragen zu stel- Geschäftsführer der Jugendbildung Hamburg gGmbH, die von team.arbeit. len. Dies ist ein basisdemokratisches Vorge- hamburg mit dem Projekt beauftragt wurde, erklärt: „Wir unterstützen junge hen, basierend auf dem 1872 in England er- Menschen bei der Suche nach Wohnraum, begleiten sie zu Besichtigungster- fundenen speaker’s corner. Ein langjähriger minen und helfen bei der Einrichtung der meist ersten eigenen Wohnung.“ Aktivist sieht in der Veranstaltung auch ein Sechs Monate lang wird jeder Jugendliche auf seinem Weg zu Wohnung und Stück Streitkultur. Ausbildung sozialpädagogisch betreut, eine Verlängerung um weitere sechs Ich würde es gut finden, wenn in Zukunft au- Monate ist möglich. Projektkoordinatorin Sonya Labidi sagt: „Wir bieten den ßer mir auch andere Menschen aus Wilhelms- betroffenen jungen Menschen in erster Linie Hilfe zur Selbsthilfe an. Uns ist burg zu den Treffen kämen. Ich erzähle zwar wichtig, dass sie lernen, worauf es bei der Wohnungsbesichtigung ankommt. gerne Anekdoten von der Elb-Insel, moderie- Wir unterstützen sie beim Zusammenstellen der wichtigen Papiere und ver- re bisweilen die Runde und berichte von De- suchen, sie in ihrem Selbstvertrauen zu stärken, damit sie in der Menge der monstrationen usw., aber sicherlich können Interessenten nicht untergehen.“ So wird zum Beispiel mit den Projektteilneh- auch andere aus ihrer Sicht über unseren mern, die in der Regel über einen Wohnberechtigungs- oder Dringlichkeits- Stadtteil erzählen. Mir scheint wichtig, dass schein verfügen, das erste (Telefon-)Gespräch mit dem potenziellen neuen wir uns überregional vernetzen. Dies passiert Vermieter simuliert. Labidi: „ Miet- und Wohntraining, Rechte und Pflichten in bereits über die Verbindung zu anderen Mon- einem Mietverhältnis sowie Wohnungshygiene sind bei „Uwe“ ein wichtiges tags-Demos, von denen es in Deutschland Thema. Zur Betreuung gehört außerdem Strukturierungshilfe für den beruf- mehr als hundert gibt. lichen Start in eine Ausbildung oder in sozialversicherungspflichtige Arbeit.“ Die Montags-Demo ist ein Stück Gegenöffent- „Uwe“ bietet zwölf Plätze an und ist damit nur ein Tropfen auf den heißen lichkeit, die aus meiner Sicht erstaunlich we- Stein. Allein von den Azubis bei Jugendbildung Hamburg ist fast jeder zehnte nig Erwähnung in Zeitungen und sonstigen ohne Wohnung. Sonya Labidi appelliert daher an die soziale Verantwortung von Medien erfährt. Ich schreibe jede Woche auf Vermietern, und bittet, sie über eventuell frei werdende Wohnungen vor dem meiner Website: www.raimundsamsonkreativ. Einstellen ins Internet und andere Wohnungsveröffentlichungen zu informieren. blogspot.de darüber; im Internet finden sich Infos: zudem unter dem Stichwort „Montags-Demos“ Jugendbildung Hamburg gGmbH, Wiesendamm 22d, 22305 Hamburg zahlreiche Hinweise auf regelmäßige bundes- Ansprechpartnerin: Sonya Labidi, Tel.: 040/211 12 407, weite Veranstaltungen. E-Mail: sonya.labidi@jugendbildung-hamburg.de Wilhelmsburger InselRundblick 4/2013 13
ÖKOLOGIE UND NATUR träglichkeitsprüfung nach dem Bergrecht nur für „besonders große und für die Um- welt relevante Vorhaben“ vorgesehen. Nun wird auf Wilhelmsburg gar kein Trink- wasser gefördert, denn es besteht weiter- hin Gefahr wegen der Dioxinfahnen aus dem Energieberg (früher Müllberg) Georgswer- der. Das Wasserwerk am Kurdamm muss- te vor Jahren die Förderung von Trinkwas- ser aufgeben, weil zu viel Wasser gefördert wurde und Salzwasser aus Richtung Lübeck nachlief. Dennoch wäre das Grundwasser gefährdet und für die Zukunft als Trinkwas- ser endgültig abgeschrieben. Fracking zerstört auch die oberirdische Na- tur; dort, wo gefrackt wird, wächst buch- stäblich kein Gras mehr. Ganze Felder und Wiesen in Moorwerder würden vernichtet. Außerdem läuft das Ausbeuten letzter Gas- vorkommen der notwendigen Hinwendung zu erneuerbaren Energien zuwider. Weitere Infos finden Sie unter: http://bi-ffh.de/ oder unter: http://www.change.org/de/Petiti- onen/deutscher-bundestag-verbot- von-fracking-2 Fracking in Moorwerder? MG. Nun, soweit ist es zum Glück noch er zum Beispiel in Schleswig-Holstein und Hydraulic Fracturing nicht. Aber auf jeden Fall liegt Moorwerder Nordrhein-Westfalen durchgesetzt werden (= hydraulische Frakturierung, hy- im „Erlaubnisfeld Vierlande“ (s. Grafik oben): konnte. draulisches Aufbrechen, hydraulische Am 14. Dezember 2012 hat das zuständige Wenn die Energiefirmen zu dem Schluss Risserzeugung oder hydraulische Landesamt für Bergbau, Energie und Geolo- kommen, dass es sich lohnt, im „Erlaub- Stimulation) ist eine Methode der Erd- gie (LBEG) der Firma BEB Erdgas und Erdöl nisfeld Vierlande“ Erdgas zu fördern, müs- öl- und Erdgasförderung. Im Zuge GmbH und Co. KG (Betrieb der Anlagen er- sen weitere Anträge gestellt werden. Wenn technischer Tiefbohrungen wird in folgt durch ExxonMobil Production Deutsch- die Firmen sich dabei für die Fördermetho- die Erde eine Flüssigkeit („Fracfluid“) land GmbH) die Erlaubnis erteilt, bis Ende de „Fracking“ entscheiden, wird es gefähr- eingepresst, die im Reservoirgestein 2015 in diesem Gebiet zu untersuchen, ob lich für die Umwelt und für unser Grundwas- (also dort, wo das Gas eingeschlos- die vermuteten Erdgasvorkommen (= Koh- ser (s. Kasten). Das Bundesministerium für sen ist) Risse erzeugt, es aufweitet lenwasserstoffe) wirtschaftlich gefördert Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und stabilisiert. Dadurch wird die Gas- werden können. (BMU) jedenfalls empfiehlt in seiner Stu- und Flüssigkeitsdurchlässigkeit der Die erteilte Erlaubnis berechtigt das Unter- die „Umweltauswirkungen von Fracking bei Gesteinsschicht erhöht, so dass Fluide nehmen zur Auswertung vorhandener seis- der Aufsuchung und Gewinnung von Erdgas wie Erdgas, Erdöl oder Wasser leich- mischer Daten und vorhandener Bohrpro- aus unkonventionellen Lagerstätten“ weite- ter zur Bohrung hin fließen können. ben. Bisher ist nicht bekannt, an welchen re Risikoanalysen und eine Anpassung des (Wikipedia) Stellen Aufsuchungsmaßnahmen durchge- Rechtsrahmens. Bisher ist eine Umweltver- führt werden sollen. Beeinträchtigungen von Schutzgebieten sind nicht zu erwarten, da noch keine Bohrungen beantragt wurden. Steigende Energiepreise machen auch auf- wändige Verfahren, wie z. B. Fracking, zur Energiegewinnung wirtschaftlich. Deshalb wurden bereits in der Hamburger Bürger- schaft (Bürgerschaftsanträge 20/7223, 20/7013, 20/6750) und in Bezirks- und Regi- onalausschüssen mehrere Anträge gestellt: Die Abgeordneten möchten mehr Informa- tionen erhalten und beantragen einen zu- mindest befristeten Erkundungsstopp, wie 14 Wilhelmsburger InselRundblick 4 /2013
WO in Wilhelmsburg - Ausgabe 2/April 2013 - Die Service-Seiten im Wilhelmsburger InselRundblick Alle wichtigen Adressen auf einen Blick! Erscheint vierteljährlich (nächste Ausgabe im Juli 2013) Info! Sprechstunden (deutsch und türkisch) bei der BI Ausländische Arbeitnehmer e.V., Rudolfstr. 5, Anwesenheit der Sprachmittlerin für Bulgarisch: mi, 16-18 h Ein Grundeintrag mit den 1. Do. im Monat, 14 – 16 h > Stadtteilbüro Veddel, Sieldeich 34: Kontaktdaten (3 bis 4 Zeilen) ist Bewohnerverein Kirchdorf-Süd e.V., 789 99 66; Fax: 7808 1611 kostenfrei. Organisationen und Karl-Arnold-Ring 51, 219 92 48-4, veddel@bi-integrationszentrum.de Fax 219 92 48-3. Offene Beratung und Anmeldung zu Einrichtungen, die Mitglied im Sprechzeit: mo + do 17-19 h, Deutsch- und Integationskursen: Wilhelmsburger InselRundblick Kinderbistro: Ab 7 h Frühstück für Kinder und ab Di, 10-12 h; mi, 16-17 h – und nach Absprache e.V. sind, können den Grundein- 12.30 h Mittagessen für Kinder. Bürgerverein Wilhelmsburg e.V. trag mit Infos zu ihren Angeboten c/o Dr. Herlind Gundelach, Senatorin a.D., BI-Beruf und Integration Elbinseln ergänzen. gGmbH, Neuhöfer Str. 26, 769 96 98-0, Fax Möhlsteenpadd 20, 21109 HH, 18075317, Fax 18075318 Redaktionsschluss für die C 769 96 98-19, info@bi-elbinseln.de nächste Ausgabe ist am Bildungsoffensive Elbinseln, CafÉSL - Kinder-Jugend-Familienzentrum CafÉ Koordinierungsstelle Kirchdorf, Karl-Arnold-Ring 9, 750 90 71, Kirch 1. Juli 2013! c/o IBA-HH GmbH, Am Zollhafen 12, 20539 HH mo - fr 9.30 - 21.30; sa. Gruppenangebote; A 226 227 212 - fax 226 227 235 Sonntagscafé: 14 - 18 h. Allg Sozialer Dienst des Fachamts Allg. anne.krupp@iba-hamburg.de Bürozeit Elternschule: mi 11-13 h, do 10-11 h D Jugend- und Familienhilfe, Reinstorfweg 12, Juge Juergen.dege-rueger@iba-hamburg.de Das R Rauhe Haus Wilhelmsburg 42 428 71–6273 (mo – do, 8-16 h; fr, 8-14 h). Bücherhalle Kirchdorf, Wilh.-Strauß-Weg 2 Wehrm Wehrmannstraße 1, AWO Distrikt Wilhelmsburg, Fährstr. 73, (am S-Bahnhof), 754 23 58 302 3 3023 7789, Fax 31 76 66 13 Kontakt: Wilfried Pattschull, 753 4282 di-fr: 11–13 u. 14–18 h Demenznetz Wilhelmsburg, AWO-Seniorentreff, Rotenhäuser Wettern 5: Bücherhalle Wilhelmsburg, Rotenhäuser Str. 84, 75 24 59 22, mo-fr 13-17 h, 31 97 94 29 Vogelhüttendeich 45, 75 72 68, Fax 307 88 demenznetz@diakonie-elbinsel.de B 83; di-fr: 11–13 u. 14–18 h; sa: 10–13 h. Büro: mo - fr, 12-14 h; tel. u. persönl. Beratung BAK - Bund alkoholfrei lebender Kraftfah- Bürgerhaus Wilhelmsburg, Mengestr. 20, nach Absprache Nord e.V. - Hilfe für alkohol-, drogen- und rer N 752 01 70, Fax 75 20 17 10, info@buewi. Angehörigengruppe: jeden letzten Montag im verkehrsauffällige k Kraftfahrer, de; Geöffnet mo 13-21.30 h, di-do 9 bis mind. Monat, 17 - 19 h Weimarer Str. 83-85 (KODROBS) 21 h, fr bis mind. 14 h, fr abends, sa + so je Diakonie Wilhelmsburg e.V., Jeden Do ab 18.30 h: Holger Heidecke (Sozial- nach Veranstaltungen. Diakonie- und Sozialstation, Rotenhäuser Str. therapeut Sucht- und Verkehrstherapie) Kursanmeldungen und Kartenverkauf: di 10-12 84, 75 24 59 0, Fax 75 24 59 39 01525-3524745; Info@bak-hamburg.de, + 16-19 h, mi 10-12, do 16-19 + fr 10-12 h info@diakonie-elbinsel.de www. bak-hamburg.de > Förderverein Bürgerhaus Wilhelms- Dolle Deerns e.V. - Verein zur Förderung Beratung für auffällige Kraftfahrer/innen burg e.V., Mengestr. 20, Kontakt: Egon feministischer Mädchenarbeit, im Mädchentreff Hamburg Nord e.V., Kontakt: M. Montana, Martens, 754 13 53, Martens.Egon@t- Kirchdorf-Süd, Erlerring 9, 0171 8948785 u. 7542211 oder Egon Golsch, online.de 754 21 98, Fax 41 48 26 41 0171 4794181, e.golsch@abstinent-fahren.de Bürgerinitiative ausländische dolledeerns@maedchentreff-ki-sued.de E Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche Arbeitnehmer e. V. , und Eltern, Vogelhüttendeich 81, Integrationszentrum Wilhelmsburg, Rudolfstr. 5 ELAS-Suchtkrankenhilfe des Diakonischen ELAS 428 71 6343, mi 14-16 + fr 11-13 h 756 0123 0 / Beratung: 756 0123 15 / Werks, in der St. Raphael-Gemeinde, Wer Bildung: 756 0123 20 / Fax: 756 0123 29 Jungnickelstr. 21, Beratung nach Vereinbarung, Jung Betreuungsverein für Harburg und Wil- wilhelmsburg@bi-integrationszentrum.de 61 43 81; Selbsthilfegruppe: mi 18.30-ca. 20 h helmsburg „Insel“, Deichhausweg 2, Offene Beratung und Anmeldung zu Deutsch- > Kreuzkirchengemeinde, Kirchdorfer Str. 21073 HH, 32 87 39 24. und Integrationskursen: en: n:: di di,, 10 10-14 -14 do,, 1 14 h;; do 13-17 3 17 3-1 7h 175, S 175, elbsth elbsthilf ilfegr egr g upp ppe: Selbsthilfegruppe:e: mi 18. 18.30 30 20 h 18.30-20 ! r e n g ünstig len, u Gute K o and, P utschl e n. ub in D talien, Ungar h. Ku r - U r l a h i e n ,I a s s e möglic c nken k Tsche rer Kra o n I h ss v Z uschu Tel. 040 / 754 00 56 Wilhelmsburger Wilhel Wilh Wilhelmsb hel lmsb msburg burger er Ins InselR InselRundblick elRund elR lRund undbli dbli blick ckk 4/2 4/2013 013 15 5
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