Wir bleiben mitbestimmt! - Betriebsratsarbeit wichtiger denn je - Besondere Dienstleistungen

 
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Wir bleiben mitbestimmt! - Betriebsratsarbeit wichtiger denn je - Besondere Dienstleistungen
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beratung und forschung · bewachungs- und sicherheitsgewerbe · branchenunabhängige callcenter · parteien und verbände · touristi

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sonstige dienstleistungen · wohnungs- und immobilienwirtschaft · zeitarbeitsunternehmen · beratung und forschung · bewachungs- und
sicherheitsgewerbe · branchenunabhängige callcenter · parteien und verbände · touristik · sonstige dienstleistungen · wohnungs- und
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                   Wir bleiben
                   mitbestimmt!
                                                                                                       die

                   Betriebsratsarbeit
                   wichtiger denn je                                                                                 0 3 / 2 02 0
Wir bleiben mitbestimmt! - Betriebsratsarbeit wichtiger denn je - Besondere Dienstleistungen
EDITORIAL                                                                                THEMEN

                                   Foto: Kay Herschelmann
                                                            Christine Behle                                          S C H W E R P U N K T: M I T B E S T I M M U N G
                                                            Mitglied des ver.di-Bundes-                              Besser präsent auf der Betriebsratssitzung                                 3
                                                            vorstandes und Leiterin der Fachbereiche
                                                            Besondere Dienstleistungen und                           Neuer Betriebsrat bei Securitas Südwest                                    4
                                                            Sozialversicherung, Bund und Länder,
                                                            Gemeinden, Verkehr
                                                                                                                     Betriebsrat bei BCD Travel verhindert
                                                                                                                     Kündigungen                                                                5
                                                                                                                     Klier und Walter Services: Mitbestimmung
                                                                                                                     in Gefahr                                                                  6
              Liebe Kolleginnen und Kollegen,                                                                        Interview: Kerstin Jerchel über
                                                                                                                     Betriebsratsarbeit und Corona                                              7
              in Zeiten der „Corona-Pandemie“ ist die Interessenvertretung
              besonders gefordert. Die Fragen rund um Hygiene- und                                                   KURZARBEIT
              Sicherheitsmaßnahmen sind wegen Corona vielfältiger denn                                               Erfolg für ver.di                                                          8
              je: Auch das Tragen einer bestimmten Dienstkleidung oder
              einer Uniform unterliegen der Mitbestimmung. Für die Atem-                                             REISEBRANCHE
              maske kann deshalb nichts anderes gelten. Dasselbe gilt beim                                           Auswirkungen der Pandemie                                             9
              Fiebermessen ohne Körperkontakt. Aber kann der Betriebs-                                               Branchenmonitor                                                      10
              oder Personalrat verlangen, dass im Betrieb ausreichend
              Desinfektionsmittel oder Alltagsmasken verfügbar sind? Vor-                                            GELD UND WERT
              schläge dieser Art werden häufig zuerst unter Kolleginnen und                                          Ringen um Bundesmanteltarifvertrag                                   11
              Kollegen diskutiert. Sind die meisten dafür, wendet man sich
                                                                                                                     WA C H U N D S I C H E R H E I T
              an den Arbeitgeber, der sich in der aktuellen Situation kaum
                                                                                                                     Lohnverhandlungen in den Ländern                                     12
              gegen die Bereitstellung von Desinfektionsmittel stellen wird.
              Doch wie hält man die Handlungsfähigkeit der betrieblichen                                             CALLCENTER
              Mitbestimmung trotz Homeoffice aufrecht? Und wie bleibt                                                Risiko unreguliertes Homeoffice                                      13
              man als Interessenvertretung im Austausch mit seinen Kolle-
              ginnen und Kollegen, obwohl man sich kaum im Betrieb trifft?                                           T E C H N I S C H E Ü B E R WA C H U N G
                                                                                                                     Tarifverhandlungen um mehr Geld                                      14
                  Der Gesetzgeber hat im April 2020 beschlossen, die Hand-
              lungsfähigkeit der betrieblichen Mitbestimmung durch eine                                              O-TON
              Änderung des Betriebsverfassungsgesetzes auch während der                                              ver.di-Bildung trotz Corona                                          15
              Corona-Pandemie sicherzustellen. Bis zum 31. Dezember 2020
                                                                                                                     ZU GUTER LETZT
              können Betriebsräte und Jugend- und Auszubildendenvertre-
                                                                                                                     Karikatur Reinhard Alff                                              16
              tungen Beschlüsse auch via Video- und Telefonkonferenzen
              fassen. Selbstverständlich können sie auch unter Wahrung des
              Abstandsgebots in größeren Räumen zu Präsenzsitzungen
              zusammenkommen. ver.di hat immer klargestellt, dass die
              entsprechende Regelung eine Ausnahme und auf die Corona-
              Pandemie beschränkt sein muss. Beschlussfassungen via
                                                                                                        besonderen

              Video- oder Telefonkonferenzen sollen nur dort durchgeführt                                            IMPRESSUM
              werden, wo Präsenzsitzungen nicht möglich sind. Die Fragen                                             Der ver.di Report die besonderen Nr. 03/2020 · Oktober 2020
                                                                                                                     Herausgeber: Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di)
              von Vertraulichkeit, der Nichtöffentlichkeit von Betriebsrats-                                         Fachbereich Besondere Dienstleistungen
              sitzungen, aber auch Fragen des Datenschutzes, der Daten-                                              Paula-Thiede-Ufer 10 · 10179 Berlin
                                                                                                                                                                                          Fotos v.o.n.u.: Werner Bachmeier, W. Wohlers, Werner Bachmeier (2)

              sicherheit sind zu wichtig und müssen gut durchdacht                                                   Internet: www.verdi.de
                                                                                                                     V.i.S.d.P.: Christine Behle
              werden. So sieht es auch die Rechtsprechung des Bundes-                                                FB-Redaktionsteam: Anette Berger, Enrico Bloch, Annemarie Dinse,
              verwaltungsgerichts, das die Sitzung als Kern der Personal-                                            Hans-Peter Kilian, Nicole Rettig, Marius Rothe, Holger Schmidt und
                                                                                                                     Christian Szepan
              und Betriebsratsarbeit sieht und nahezu keine Ausnahme zu-                                             Redaktionelle Bearbeitung: Uta von Schrenk
              lässt.                                                                                                 Layout: einsatz · Wolfgang Wohlers
                                                                                                                     Druck: L.N. Schaffrath GmbH & Co. KG, Geldern
                                                                                                                     Titelbild: Werner Bachmeier
                 Deshalb werden wir uns dafür einsetzen, eine Entfristung
                                                                                                                     Die Artikel stellen die Meinungsvielfalt unseres Fachbereiches
              der allein auf die Pandemielage gestützten Regelung nicht in                                           dar und spiegeln nicht in jedem Fall die Meinung des
 besonderen

              den Gesetzentwurf aufzunehmen.                                                                         Bundesfachbereichsvorstandes wider.
                                                                                                                     Nachdruck nur nach vorheriger Genehmigung durch die Redaktion.
                                                                                                       die

                 Bleibt gesund!
                                                                                                                     SERVICE
                                                                                                                     Fachbereich Besondere Dienstleistungen
die

                                                                                                                     Internet: http://besondere-dienste.verdi.de
                                                                                                                     Ansprechpartnerin „die besonderen-Report“:
     2                                                                                                               redaktion.besondere.bfb13@verdi.de · Fax: 030/69 56-35 00
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S C H W E R P U N K T: M I T B E S T I M M U N G

Persönlich ist besser
Die Rückkehr zur Präsenzsitzung ist aus ver.di-Sicht
für die Betriebsratsarbeit unerlässlich

VON STEFANIE LASSMANN                                In vielen Betrieben wurde selbst in Zeiten   pekte, wie etwa Einhaltung des Gebots der
                                                 des bundesweiten Lockdowns ununterbro-           Nichtöffentlichkeit, Teilnahmemöglichkeit

I m Mai dieses Jahres wurde das Betriebsver-
  fassungsgesetz (BetrVG) anlässlich der sich
ausbreitenden Corona-Pandemie um den
                                                 chen gearbeitet. Sitzungen von Betriebs-
                                                 räten, gerade kleineren Gremien, waren und
                                                 sind mittlerweile, nach den unterschiedli-
                                                                                                  aller Betriebsratsmitglieder und deren Ge-
                                                                                                  sundheitsschutz, ob er zu dieser Form der
                                                                                                  Sitzung einlädt. Arbeitgeber haben in kei-
Paragrafen 129 BetrVG ergänzt. Bis zum 31.       chen Lockerungen in den Bundesländern,           nem Fall bei dieser Entscheidung mitzure-
Dezember 2020 ist es möglich, wirksame Be-       immer häufiger möglich.                          den. Auch können sie den Betriebsrat nicht
schlüsse in Video- oder Telefonkonferenzen                                                        zwingen, künftig nur noch Video- oder Tele-
zu fassen. Dadurch soll die Handlungsfähig-         Vielen Gremien sind zudem weder die           fonkonferenzen durchzuführen – auch wenn
keit von betrieblichen Interessenvertretungs-    technischen, noch die infrastrukturellen Vo-     dies das erklärte Ziel in manchen Betrieben
gremien angesichts des Lockdowns und                                                              zu sein scheint.
damit verbundener Reisebeschränkungen
oder -verbote gesichert werden.                                                                              Probleme wie die Unterbrechung
                                                                                                         der WLAN-Verbindung und damit
                                                                                                          schlechte Tonqualität oder Stand-
Aber was bedeutet das                                          Definition:                                    bilder erschweren eine ordnungs-
in der Praxis?                                  Betriebliche Mitbestimmung                                       gemäße Beschlussfassung er-
                                                                                                                   heblich. Zudem sind viele
Betriebsratsgremien treffen             Mitbestimmung umfasst alle Möglichkeiten und Rechte der                      Fragen wie etwa die Ge-
ihre Entscheidungen mit-                                                                                               währleistung, dass nur
tels Beschlüssen. Das ist              Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, ihre Arbeitswelt aktiv                       geladene Betriebsratsmit-
die einzige Form der ge-           mitzugestalten. Wesentliche Mitbestimmungsrechte sind im Betriebs-                     glieder an der Sitzung
meinsamen Willensbil-           verfassungsgesetz, in den Personalvertretungsgesetzen auf Bundes- und                     teilnehmen und auch
dung, sozusagen die ge-                                                                                                    nur einmal abstimmen,
meinsame Stimme des              Länderebene sowie in den Gesetzen zur Unternehmensmitbestimmung                           nach wie vor nicht ge-
Betriebsrats. Beschlüsse       festgeschrieben. Die Rechtsprechung trägt wesentlich zur Präzisierung der                   klärt. Das dadurch ent-
müssen ordnungsgemäß                Gesetze bei. Darüber hinaus regeln die Tarifpartner in Tarifverträgen                 stehende Risiko, Be-
zustande kommen, ge-                                                                                                      schlüsse nicht wirksam
nau dafür sind Betriebs-               wesentliche Fragen zu Entgelt und Arbeitsbedingungen in den                       fassen zu können, trägt
ratssitzungen notwendig.            Branchen. Betriebs- und Dienstvereinbarungen konkretisieren diese                   der Betriebsrat, die nega-
                                      Themen weiter, wo es zulässig ist. Die Gewerkschaften arbeiten                  tiven Auswirkungen die Be-
    Diese in der Betriebsver-                                                                                       legschaft. Das genau ist aber
fassung vorgesehenen Präsenz-                über die gewerkschaftlichen Vertrauensleute in den                   eine untragbare Situation für
sitzungen werden durch die neue                     Betrieben eng mit den Betriebsräten                        Interessenvertreter*innen.
Sondervorschrift prinzipiell nicht                                zusammen.
ausgeschlossen. Wenn es einem Be-                                                                           Umso wichtiger also, dass nach Ab-
triebsratsgremium möglich ist, zu einer                     Quelle: Hans Böckler Stiftung          lauf der Frist zum 31. Dezember diese Son-
Sitzung unter pandemiebedingten Hygiene-                                                         dervorschrift keine Anwendung mehr findet
maßnahmen zusammenzukommen, muss                                                                 und auch nicht verlängert wird. Selbst wenn
die Beschlussfassung in einer solchen Sit- raussetzungen für Videokonferenzen nebst es in Betrieben oder in Regionen wieder zu
zung erfolgen. Denn demokratische Mei- der Beschlussfassung zugänglich – die Digi- vereinzelt verschärften Einschränkungen im
nungsbildung erfordert den Austausch, die talisierung ist noch nicht überall gleichmäßig Alltag kommen sollte, rechtfertigt das nicht
Diskussion, die Auseinandersetzung mit un- angelangt.                                            die Verlängerung der Sondervorschrift in die-
terschiedlichen Aspekten und das in einem                                                        ser Form. Der Gesetzgeber hat hierdurch
                                                                                                                                                  besonderen

geschützten Raum, unter Ausschluss von             Eine Beschlussfassung mittels Video- deutlich zu weit in die im BetrVG verankerten
fremden Personen.                               oder Telefonkonferenzen ist also nur zuläs- Grundsätze der Nichtöffentlichkeit eingegrif-
    Der Grundsatz der Nichtöffentlichkeit ist sig, wenn die technisch gesicherten Bedin- fen. Es ist an der Zeit für die Rückkehr zur Be-
ein fundamentaler Schutz für die Gremien- gungen bestehen und es unmöglich ist, sich triebsratssitzung – face to face. W
arbeit. Eine Video- oder Telefonkonferenz zu treffen. Alleine die*der Vorsitzende des
                                                                                                                                                 die

                                                                                                 Die Autorin arbeitet im Bereich Mitbestimmung zum
kann dies, wenn überhaupt, nur sehr einge- Gremiums entscheidet unter sorgfältiger Ab- Thema Betriebliche Mitbestimmung und Europäische
schränkt bieten.                                wägung aller in Betracht kommenden As- Betriebsräte.                                               3
Wir bleiben mitbestimmt! - Betriebsratsarbeit wichtiger denn je - Besondere Dienstleistungen
S C H W E R P U N K T: M I T B E S T I M M U N G

                                               Mehr davon
                                                Der neu gewählte Regionalbetriebsrat Securitas Südwest
                                                setzt sich trotz Corona erfolgreich für die Beschäftigten ein

                                                VON JAN BLECKERT                                        Arbeitsgericht ziehen, bis der Arbeitgeber ein-
                                                                                                        lenkte.

                                                D  ie Securitas Südwest war Anfang des Jahres
                                                   mit einer Betriebsratswahlanfechtung vor
                                                   dem Landesarbeitsgericht Baden-Württem-
                                                                                                           Zudem hat der Betriebsrat erreicht, dass Mini-
                                                                                                        jobber*innen der zu Unrecht verfallene Urlaub aus
                                                        berg erfolgreich. Somit musste der Regio-       dem vorangegangenen Jahr nachträglich ausbe-
                                                            nalbetriebsrat neu gewählt werden.          zahlt wurde. Auch die tarifvertraglich festgeschrie-
              Mehrheitlich erfahrene                           Kaum hatte der Wahlvorstand              bene Feiertagsvergütung wurde häufig nicht
              Betriebsratsmitglieder                             seine Arbeit aufgenommen, be-          ordnungsgemäß abgerechnet. Seit den peniblen
              So viele Betriebsratsmitglieder                      schloss die Politik die ein-         Kontrollen des Betriebsrats kommt es auch hier zu
              wurden 2018 ...                                       schränkenden Maßnahmen              weniger Streitigkeiten um die konkreten Bezah-
                                                                     im Zuge der Corona-Pande-          lungsmodalitäten, wie auch bei den durch den
                                              erstmals                mie. Somit musste die Be-         Auftraggeber ausgegebenen (außertariflichen)
                                              gewählt                 triebsratswahl unter stren-       Objektzulagen.
                                                                       gen Auflagen durchgeführt
                                              14,4%                    werden. Die Wahlwerbung             Der Betriebsrat achtet auch darauf, dass Be-
                                                                      für die beiden zur Wahl an-       schäftigte, die im Schichtbetrieb sind, mindestens
                                                                      getretenen arbeitnehmer-          zwei komplette Wochenenden im Monat frei
                                                                     nahen Listen war damit er-         haben. Sollte dies nicht gehen, bekommen die
                                                                    heblich erschwert. Zudem            Kolleg*innen einen Geldgutschein. Ebenso erhal-
                                                                   hatte das Unternehmen den            ten Kolleg*innen, die häufig aus dem Frei geholt
                                                                 Bewerber*innen den Zugang zu           werden, einen solchen Gutschein.
                                                               den Kolleg*innen an den zu bewa-
                wiedergewählt                                chenden Objekten im gesamten Süd-              Aktuell verhandelt das Gremium eine Betriebs-
                                                        westen verwehrt. Allen Widrigkeiten und         vereinbarung zur Dienstplanung – in der Branche

85,6%                                              Schikanen zum Trotz haben die beiden Listen
                                                eine Mehrheit bei der Wahl erringen können.
                                                Damit war der Weg für eine aktive Betriebsrats-
                                               arbeit frei. Innerhalb kurzer Zeit hat das neuge-
                                                                                                        eine Seltenheit. Die Unternehmen in der Wach-
                                                                                                        und Sicherheitsbranche haben meist keine Be-
                                                                                                        triebsräte oder aber sie stecken in anstrengenden
                                                                                                        Diskussionen um die Einhaltung selbst gesetzlicher
                                              wählte Gremium bereits viele Verbesserungen für           Normen. Gerade in der Wach- und Sicherheits-
                                              die Beschäftigten erreicht.                               branche werden durch bestehende Alt-Tarifver-
                                                                                                        träge teils gesetzliche Normen ausgehöhlt. So
                                                   So werden freie interne Arbeitsplätze nun zu-        sieht das Arbeitszeitgesetz etwa Öffnungsklauseln
                                                nächst nur an interne Mitarbeiter*innen vergeben.       für die Branche vor.
                                                Für die Kolleg*innen hat das wichtige materielle
                                                Auswirkungen.                                               Insgesamt musste das Gremium in seiner
              Daten von IG BCE, NGG, ver.di                                                             kurzen Amtszeit häufig vor das Arbeitsge-
              Quelle: Demir u.a. 2020
              Hans Böckler Stiftung                 Ein weiterer Erfolg: Der Arbeitgeber hatte in       richt, um Verbesserungen zu erzielen.
                                                der Vergangenheit neu geschaffene Arbeitsplätze         Eine aufwändige und stressige Arbeit.
                                                an Objekten mit Bewachungszulage stets mit ex-          Würde der Arbeitgeber dagegen eine
                                                ternen Mitarbeiter*innen besetzt. Für die Securitas     vertrauensvolle Zusammenarbeit mit
                                                ist es schwieriger, neue Beschäftigte für die weni-     dem Betriebsrat pflegen, wäre dies
                                                ger gut bezahlten (Normal-)Arbeitsplätze zu fin-        nicht nur ein wichtiges Zeichen an
                                                den, deren unterste Lohngruppe bei 11 Euro pro          die Belegschaft, sondern auch für
 besonderen

                                                Stunde beginnt. Gegen diese Personalpolitik hat         die Aufwertung der Branche ins-
                                                sich der Betriebsrat erfolgreich gewehrt. Zumal Be-     gesamt. W
                                                schäftigte, die für eine besser bezahlte Stelle sogar
                                                umgezogen wären, keinerlei Informationen über
                                                freie neue Arbeitsplätze erhielten. Für eine Neu-
die

                                                regelung musste der Betriebsrat in den vergange-
     4                                          nen Monaten allerdings über zwölf mal vor das                                        Foto: W. Wohlers
Wir bleiben mitbestimmt! - Betriebsratsarbeit wichtiger denn je - Besondere Dienstleistungen
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Homeoffice statt Kündigung
Der Betriebsrat des Reiseunternehmens BCD Travel Germany
hat zahlreiche Kolleg*innen vor der Kündigung bewahrt

VON BETTINA DIEKMANN                                        Homeoffice: Besser geregelt
                                                            Die Wahrscheinlichkeit, dass Beschäftigte ausschließlich
D    er 14. Oktober 2019 war ein schwarzer Tag
     für viele Kolleg*innen bei BCD Travel Ger-
many. An diesem Tag wurde an sieben Standorten
                                                            positive Erfahrungen mit Homeoffice machen, beträgt ...

gleichzeitig den Kolleg*innen mitgeteilt, dass ihre                                                                                       ohne
Büros geschlossen und sie entlassen werden sol-                                                                                        vertragliche
len. Damit sollten 106 Menschen ihren Arbeits-                                                                                          Regelung
platz verlieren. Hinzu kam noch das Signal der                                          mit vertraglicher
Geschäftsführung, dass im Jahr 2021 weitere
Standortschließungen und Entlassungen folgen
                                                                                            Regelung
                                                                                                                                       32%
sollten. Die Entscheidung wurde mit prognostizier-
ten Transaktionsrückgängen u.a. durch steigende
Online-Buchungen der Kund*innen begründet.
                                                            Quelle: Lott 2020
                                                                                       46%
    Da die Standorte nicht unrentabel arbeiteten,           Hans Böckler Stiftung
war das Unverständnis über die Willkür der Maß-
nahme und damit die Aktionsbereitschaft sehr          sichtsrats und erhielten Solidaritätsschreiben von
groß. Ziel aller Aktionen war, das unverständliche    Kund*innen. Zusammen mit ver.di wurde eine
und aktionistische Agieren der Geschäftsführung       Postkartenaktion organisiert, bei der die Kolleg-
durch ein sachliches Abwägen sozialer Alternati-      *innen ihre persönliche Betroffenheit der Ge-
ven abzulösen. Die geforderte Alternative war Ein-    schäftsführung mitteilen konnten. Die Teilnahme
richtung von Homeoffices und das Ausloben eines       war überwältigend und die Postkarten wurden
bundesweiten Freiwilligenprogramms für Kolleg-        während einer aktiven Mittagspause am Rand der
*innen, die das Unternehmen freiwillig verlassen      alles entscheidenden Aufsichtsratssitzung überge-
wollen.                                               ben. Die Gewerkschaftsvertreter*innen im Auf-
                                                      sichtsrat sorgten dafür, dass die Postkarten wäh-
   Betriebsräte informierten auf Betriebsversamm-     rend der Sitzung auch gelesen wurden.
lungen, schrieben Artikel im Intranet, führten eine
Podiumsdiskussion mit dem Europäischen Ma-                Die Unruhe im Unternehmen und bei den
                                                                                                              Foto: Werner Bachmeier

                              nagement und Ver-       Kund*innen war sehr groß und nahm zu. Den-
                                      treter*innen    noch arbeiteten alle Kolleg*innen auch in den
                                          des Auf-    schwersten Momenten weiter und zeigten ihre
                                                      Loyalität zum Unternehmen. Ein konstruktiver
                                                      Austausch wurde von vielen Seiten mit der Ge-
                                                      schäftsführung gefordert und sachlich geführt.
                                                      Und am Ende wurden die Alternativen des Be-
                                                       triebsrats akzeptiert und umgesetzt. Eine Home-
                                                         office-Vereinbarung wurde abgeschlossen – so
                                                           war das Unternehmen technisch-organisato-
                                                            risch bereits auf die große Herausforderung
                                                             durch Corona vorbereitet. Innerhalb von
                                                              zwei Tagen konnten alle Kolleg*innen sicher
                                                              von daheim aus arbeiten. Die Geschichte
                                                                                                                                                       besonderen

                                                              der BCD macht klar: Es gibt immer mehrere
                                                              Betrachtungsweisen. Nichts ist alternativlos.
                                                              Wichtig ist, handelnde Parteien und deren
                                                             Interessen zu identifizieren und ein eigenes
                                                             Handlungsziel zu definieren. Und eine starke
                                                                                                                                                      die

                                                           Solidargemeinschaft. Deshalb ist es wichtig,
                                                          sich mit ver.di zu identifizieren. W                                                        5
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              Angriff auf die
              Mitbestimmung: Klier
              D    ie Betriebsräte und ver.di wehren sich
                   bei Deutschlands größter Friseurkette
              Klier gegen die Behinderung der Interessen-
                                                              Betriebsrat endlich seine Arbeit machen zu
                                                              lassen. Auch die Angriffe auf die Betriebsräte
                                                              in Berlin und Hannover müssen beendet
              vertretung.                                     werden. Dort laufen u.a. Wahlanfechtungs-
                                                              verfahren. Eine konstruktive Zusammenar-
                  Wir berichteten bereits in unserem letz-    beit mit den örtlichen Gremien und dem Ge-
              ten Report: Deutschlands größte Friseurkette    samtbetriebsrat gehört gerade jetzt auf die
              Klier schießt scharf gegen die Kolleginnen      Tagesordnung.
              des Betriebsrats Hamburg/Schleswig-Hol-                                                          eine Suppe auslöffeln sollen, für die sie keine
              stein. Seit Anfang des Jahres wehren sich           Das Unternehmen Klier hat Anfang Sep-        Verantwortung tragen.
              alle Betriebsrätinnen gemeinsam mit ver.di      tember eine Insolvenz im Schutzschirm-
              gegen die Kündigungsversuche des Arbeit-        verfahren beim zuständigen Amtsgericht               Die Auseinandersetzungen zwischen den
              gebers und der damit verbundenen Zerschla-      beantragt. Die Interessen der Kolleg*innen       Betriebsräten und der Geschäftsführung sind
              gung des Betriebsrates. Die bisherigen Ent-     müssen in dem nun anstehenden Sanie-             auch mit den aktuellen Gerichtsentscheidun-
              scheidungen des Hamburger Arbeitsgerichts       rungsprozess Berücksichtigung finden und         gen leider noch nicht beendet. Wider jede
              sind ein eindeutiges Signal an die Unterneh-    eine Stimme erhalten. Denn zu befürchten         Logik wird weiter gegen die Kolleginnen vor-
              mensleitung: Fünf der sechs betroffenen         ist, dass wieder einmal die Beschäftigten        gegangen. So ist etwa nach wie vor nicht
              Kolleginnen dürfen nicht gekündigt werden,                                                       klar, ob der Arbeitgeber mit den verlorenen
              es liegen keine Kündigungsgründe vor. Eine                                                       Verfahren vor das Landesarbeitsgericht zie-
              Kollegin wartet noch auf ihren Gerichtster-      Wer die Kolleginnen im ersten Schritt           hen wird. Doch auch bei weiteren Repressa-
              min. So steht das 6:0 noch aus.                  konkret unterstützen möchte, findet im          lien wird ver.di den Kolleg*innen zur Seite
                                                               Internet unsere Unterschriftenlisten. Sam-      stehen. W
                ver.di fordert den Arbeitgeber auf, die        melt mit: https://t1p.de/5eqm
              Kündigungsversuche einzustellen und den                                                          André Kretschmar

              Mitbestimmung in Gefahr:
              walter services
              D    er Callcenter-Konzern walter services
                   stellt neue Beschäftigte nur noch in
              einem Tochterunternehmen ohne Betriebsrat
                                                              In diesem Betrieb haben bisher nur sehr we-
                                                              nige Beschäftigte gearbeitet. Nun aber
                                                              drängt die walter services Holding die Be-
              ein und verpflichtet sie, von zuhause aus zu    schäftigten aus ihren acht Betrieben mit Be-
              arbeiten.                                       triebsrat und Tarifvertrag in die HC 24. Neu-
                                                              einstellungen werden fast ausschließlich nur     Kosten. Denn für Miete, Strom, Wasser und
                 Der Callcenter-Dienstleister hat zu Beginn   noch in der HC 24 vorgenommen. Die Be-           Heizung sowie für den Arbeitsplatz kommt
              der Corona-Pandemie seine Beschäftigten         triebe mit Betriebsrat bluten derzeit gera-      jetzt jede*r einzelne Beschäftigte selbst auf.
              zum Arbeiten nach Hause geschickt. Hier hat     dezu aus, denn zu den fehlenden Einstellun-      Einen Zuschuss für den erhöhten Aufwand
              der Arbeitgeber weitestgehend gut und ver-      gen kommt die im Callcenter übliche hohe         zu Hause erhalten die Beschäftigten dage-
              antwortlich gehandelt. Was aber als gute        Fluktuation.                                     gen nicht.
              Idee für die Beschäftigten begann, wird jetzt
 besonderen

              zum Betriebsratsumgehungs- und Kosten-              Zudem ist der Arbeitgeber dazu überge-          ver.di und die bisherigen Betriebsräte ar-
              sparprogramm des Unternehmens.                  gangen, seine Centerflächen so weit zu ver-      beiten daran, in der HC 24 einen Betriebsrat
                                                              ringern, dass er seine Beschäftigten vor Ort,    zu bilden. Das Betriebsratsumgehungs- und
          Der Konzern walter services hat vor eini-           also im Betrieb, gar nicht mehr alle beschäf-    Kostensparprogramm des Unternehmens
       gen Jahren einen Betrieb gegründet, der                tigen kann. Es sind in den meisten Standor-      nehmen wir nicht hin! W
die

       ausschließlich Arbeitnehmer*innen im soge-             ten schlicht nicht mehr genügend Arbeits-
     6 nannten Homeoffice beschäftigt, die HC 24.             plätze vorhanden. Das spart walter services      Markus Nöthen
Wir bleiben mitbestimmt! - Betriebsratsarbeit wichtiger denn je - Besondere Dienstleistungen
S C H W E R P U N K T: M I T B E S T I M M U N G

           „Es macht einen
              Unterschied“
                                            Kerstin Jerchel,
                 Bereichsleiterin Mitbestimmung bei ver.di,

                                                                                                           Foto: ver.di
                           über Betriebsratsarbeit in Zeiten
                                             der Pandemie

die besonderen: Kurzarbeit wurde gesetzlich ermöglicht –              lichen. Manche Arbeitgeber würden sich diesen Zustand für
theoretisch für alle Betriebe. Macht es in der Krise da noch einen    immer wünschen. Was sagt ver.di dazu?
Unterschied, ob ein Unternehmen einen Betriebsrat hat oder
nicht?                                                                Der neu und ausdrücklich für den Zeitraum des Lockdowns in
                                                                      der Pandemie eingeführte § 129 BetrVG ist nur der Tatsache ge-
Kerstin Jerchel: Ganz sicher macht es einen Unterschied, denn         schuldet, dass in manchen Betrieben keine Arbeit mehr vor Ort
die betrieblichen Vereinbarungen zur Kurzarbeit greifen nach          durchgeführt wurde, Kurzarbeit Null bestand oder unternehmer-
der Genehmigung des Kurzarbeitergeldes für alle im Betrieb            seitig aufgrund von Hygienemaßnahmen (Teil)Schließungen der
Beschäftigten. Betriebsräte gestalten die Rahmenbedingungen           Betriebe veranlasst worden sind.
für die Einführung und Durchführung der Kurzarbeit im Betrieb
oder Betriebsteilen mit. Das heißt, es profitieren alle Beschäftig-   Die Vorschrift sieht für diesen Ausnahmezustand die Möglichkeit
ten von der betrieblichen Regelung und niemand muss die Re-           der Beschlussfassungen der Gremien via Video- oder Telefonkon-
gelung zur Kurzarbeit mit dem Arbeitgeber selber verhandeln.          ferenz vor. Damit sollte einzig und alleine die Handlungsfähigkeit
Das spart auf der einen Seite viel Zeit und dient auf der anderen     dieser, von diesen Maßnahmen betroffenen Gremien aufrecht
Seite auch dazu, gerechte Vereinbarungen und Lösungen für die         erhalten bleiben. Jetzt, wo die Schließungen vieler Betriebe wie-
Beschäftigten zu finden. Zusätzlich profitieren die Unternehmen       der rückgängig gemacht wurden und das Leben unter Hygiene-
mit einem Betriebsrat in den meisten Fällen von der Unterstüt-        maßnahmen normaler weitergeht, besteht kein Anlass mehr,
zung durch ihre Gewerkschaft, die mit ihren Expertinnen und           weiterhin Mitbestimmung per Telefon- oder Videokonferenz aus-
Experten über Details und wichtige Bestandteile von betrieb-          zuüben. In den systemrelevanten Branchen, wie dem Gesund-
lichen Vereinbarungen zum Kurzarbeitergeld beraten und unter-         heitswesen, dem ÖPNV oder dem Einzelhandel waren diese For-
stützen können.                                                       men der Mitbestimmung ohnehin nicht in allen Fällen zwingend
                                                                      notwendig, denn die Beschäftigten haben auch im Lockdown
Funktioniert Mitbestimmung auch virtuell? Also der Kontakt            weitergearbeitet. Deshalb halten wir es für richtig und wichtig,
zur Belegschaft, das Nachhaken bei Verhandlungen, das Klären          dass der § 129 BetrVG zum Ende des Jahres ausläuft.
schwieriger Fragen am Rande einer Sitzung?
                                                                      Arbeitgeber versuchen immer wieder, Betriebsratswahlen und
Sie funktioniert mit einer erheblichen Portion Energie und guter      Mitbestimmungsarbeit zu verhindern oder überziehen gewählte
Organisation der Gremienmitglieder und der Vorsitzenden des           Interessenvertreter*innen gar mit Klagen. Was können Betrof-
Gremiums sicher auch virtuell. Nicht unerheblich sind allerdings      fene tun?
die Gefahren der Fehler bei Beschlussfassungen, beispielsweise
durch die Verletzung des Nichtöffentlichkeitsgrundsatzes oder         Betroffene von Betriebsrats-Bashing oder gar Betriebsratsverhin-
von Beschlussfassungen mit zu wenig notwendigen Stimmen bei           derung sollten sich an ihre zuständige Gewerkschaft wenden,
Mehrheitsentscheidungen. Auch ist eine virtuelle Sitzung eher für     um hier Unterstützung zu erhalten. Es ist notwendig, sich inner-
allgemeinere Fragen und nicht die komplexen, kritisch zu hinter-      halb des Gremiums gegen die Be- oder Verhinderungsbestrebun-
fragenden Themen geeignet. Kontroverse Diskussionen sind nach         gen von solchen Arbeitgebern zu solidarisieren. Denn häufig soll
meiner Erfahrung eher im face-to-face-Gespräch und nicht beim         das Gremium gespalten werden, um es zu schwächen. Sinnvoll
Videochat üblich und möglich. Die Diskussionskultur ist schlicht      ist in jedem Fall, gemeinsam mit der Gewerkschaft Gegenstrate-
eine andere, wenn man persönlich interagiert. Ein weiterer            gien zu entwickeln, um sich so den Machenschaften des Arbeit-
Aspekt ist, dass der persönliche Kontakt zur Belegschaft von den      gebers entgegenzustellen. Sollte der Arbeitgeber sich sogar
                                                                                                                                              besonderen

Betriebs- und Personalräten in der Tat verloren geht. Um die          gegen gesetzliche Vorschriften verhalten, besteht die Möglich-
Belange und Interessen der Beschäftigten wahrzunehmen, ist            keit, Strafantrag zu stellen. Rechtlicher Beistand ist in jedem Fall
die direkte Ansprache und Präsenz im Betrieb erforderlich.            sinnvoll und notwendig. W

Das Betriebsverfassungsgesetz wurde extra angepasst, um Mit-          Fragen: Uta von Schrenk
                                                                                                                                             die

bestimmung auch per Telefon- oder Videokonferenz zu ermög-
                                                                                                                                             7
Wir bleiben mitbestimmt! - Betriebsratsarbeit wichtiger denn je - Besondere Dienstleistungen
KURZARBEIT

              Petition mit Erfolg
              ver.di erkämpft zusammen mit anderen DGB-Gewerkschaften
              die Verlängerung der Kurzarbeitergeldregelungen

              SONJA AUSTERMÜHLE                               mit Erfolg! Das Bundeskabinett hat den Ent-      lohnten Tätigkeit (maximal 450 Euro Ver-
                                                              wurf eines sogenannten Beschäftigungssi-         dienst), wird bis zum 31. Dezember 2021

              G    erade in den Branchen des Fachbe-
                   reichs 13 wie der Reisebranche, dem
              Friseurhandwerk und der Luftsicherheit wird
                                                              cherungsgesetzes beschlossen, der nun dem
                                                              Bundestag zur Entscheidung vorliegt.
                                                                                                               nicht auf das Kurzarbeitergeld angerech-
                                                                                                               net.

              deutlich, dass die beschäftigungspolitischen                                                  W Die bedingungslose Erstattung des vollen
              Auswirkungen der Corona-Pandemie noch           Diese Regelungen sollen zum                     Arbeitgeberanteils für die Sozialversiche-
              weit über das Jahr 2020 hinaus andauern         1. Januar 2021 in Kraft treten                  rungsbeiträge bleibt aufgrund einer Ver-
              werden.                                                                                         ordnung noch bis zum 30. Juni 2021 in
                                                              W Beschäftigte, deren Anspruch auf Kurz-        Kraft. Ab dem 1. Juli 2021 wird die Er-
                 ver.di und die NGG machten sich daher          arbeitergeld bis zum 31. März 2021 ent-       stattung wieder reduziert, es sei denn,
              gemeinsam mit einer Petition und einem            standen ist, können weiterhin von den         der Arbeitgeber bietet eine nach § 82
              Schreiben an die Politik für die Verlängerung     erhöhten Kurzarbeitergeldsätzen profitie-     SGB III geförderte Weiterbildung an und
              der Kurzarbeit über den 31. Dezember 2020         ren.                                          hat mit der Kurzarbeit bis zum 30. Juni
              hinaus stark – bei gleichzeitigem Erhalt der                                                    2021 begonnen. W
              erhöhten Bezugssätze von 70 bzw. 77 Pro-        W Das Entgelt aus einem sogenannten
              zent und dann 80 bzw. 87 Prozent. Und das         Mini-Job, d.h. aus einer geringfügig ent-

               Tücken beim Bezug der
               erhöhten Kurzarbeitergeldsätze
               D   ie ersten drei bzw. sogar schon fünf Monate Kurzarbeitergeld-
                   bezug sind bei vielen Beschäftigten nun schon um. Aber heißt
               das auch, dass nun der Anspruch auf den erhöhten Kurzarbeiter-
                                                                                    volumen wieder zunehmen, kann es Sinn machen, statt einer
                                                                                    gleichmäßigen Reduktion der Arbeit für alle Arbeitnehmer*innen
                                                                                    vorzunehmen, eher verschiedene Regelungen für die Kolleg*innen
               geldsatz von 70 bzw. 77 Prozent oder 80 bzw. 87 Prozent besteht,     zu treffen. Die einen erzielen dann aufgrund ihres Arbeitszeitvolu-
               wenn die Arbeitszeit um 50 Prozent reduziert ist?                    mens wieder deutlich höhere Gehälter, während die anderen wei-
                                                                                    terhin sicher von den Erhöhungsätzen profitieren können.
                   Nicht zwangsläufig, denn ein Anspruch auf die erhöhten Sätze
               in dem jeweiligen Monat besteht nur, wenn die Differenz zwischen
               dem Soll- und Ist-Entgelt mindestens 50 Prozent beträgt. D.h. dass   Bedeutung für die Kolleg*innen
               auch bei einer Kurzarbeit von 50 Prozent der Anspruch dann nicht
               bestehen kann, wenn z.B. aufgrund von vermögenswirksamen             Die Urlaubsnahme muss vor diesem Hintergrund gut überlegt sein.
               Leistungen oder des Urlaubsentgelts oder sonstiger, trotz Kurzar-    Schon einzelne Urlaubstage in einem Monat können dazu führen,
               beit weiterhin zu zahlender, Leistungen das Entgelt höher als 50     dass der Anspruch auf den erhöhten Satz für diesen Monat nicht
               Prozent des Soll-Entgelts beträgt.                                   besteht. Es könnte daher sinnvoller sein, seinen Urlaub zum Bei-
                                                                                    spiel möglichst zusammenhängend in einem Monat bzw. in zwei
                                                                                    Monaten zu nehmen. Wenn Einzeltage genommen werden, sollte
               Bedeutung für den Betriebsrat                                        im Vorfeld gut gerechnet werden.

               Bei der Mitbestimmung über den monatlichen oder auch wöchent-            Auch wenn ein Arbeitgeber für Einzeltage in einem Monat auf
 besonderen

               lichen Umfang der Arbeitszeitreduzierung sollte der Betriebsrat      freiwilliger Basis anbietet, die Kurzarbeit zu reduzieren, sollte
               daher nicht nur auf die Reduzierung der Arbeitszeit schauen, son-    genau geschaut werden, ob das dadurch erzielte, höhere Entgelt
               dern auch darauf, wie sich diese konkret auf das von den             im Gegenzug nicht dazu führt, dass für diesen Monat der An-
               Kolleg*innen in diesem Monat zu erzielende Entgelt auswirken         spruch auf den erhöhten Kurzarbeitersatz entfällt. W
               wird. Gegebenenfalls kann es daher Sinn machen, die Arbeitszeit
die

               etwas mehr als um 50 Prozent zu reduzieren. Sollte das Arbeits-      Sonja Austermühle
     8
REISEBRANCHE
                                                                                                              D     E    B    A     T    T    E

                                                                                                              W ZEIT- UND
                                                                                                              LEIHARBEIT

Aufgeben ist                                                                                                  Diskussion in ver.di starten
                                                                                                                  Die vergangenen Monate
                                                                                                              waren für die Beschäftigten der

keine Option                                                                                                  Zeit- und Leiharbeit ein Wechsel-
                                                                                                              bad der Gefühle: Einerseits be-
                                                                                                              deutet der Ausbruch der Corona-
Die Umsätze in der Reisebranche sind pandemiebedingt eingebrochen,                                            Pandemie für viele Beschäftigte
                                                                                                              der Wegfall des Arbeitseinsatzes,
die Kolleg*innen arbeiten unter erschwerten Bedingungen. Betriebsräte
                                                                                                              Kurzarbeit und finanzielle Un-
und Gewerkschaft bieten Hilfe                                                                                 sicherheit. Andererseits konnte
                                                                                                              ver.di als Teil der DGB-Tarifkom-
VON ANNEMARIE DINSE                                        Im Geschäftsreisebereich sind die Firmen noch      mission Leih- und Zeitarbeit noch
                                                       mehr auf Telefon- und Videokonferenzen umge-           Ende 2019 einen erfolgreichen

K    risen gab es in der Reisebranche schon immer:
     Kriege, Terroranschläge, Wirtschaftskrisen, ge-
sundheitliche Risikogebiete. Stets konnten die
                                                       stiegen. Ob sich diese Situation festigt oder wieder
                                                       verändert, bleibt abzuwarten, wenn Dienstreisen
                                                       wieder wirklich möglich sein werden. Denn die Re-
                                                                                                              Tarifabschluss aushandeln.

                                                                                                                  So konnten wir die Anglei-
Fachleute aus der Touristik und aus den Geschäfts-     duzierung von Reisekosten in den Firmenetats wird      chung der Entgelte in Ost und
reisebüros Alternativen und Lösungen finden.           sicher genau analysiert werden.                        West ab dem 1. April 2021 durch-
Doch diesmal war und ist das anders. Durch das                                                                setzen. Die Entgelte steigen in
Auftreten des Corona-Virus in vielen Ländern der          Die wirtschaftlichen Auswirkungen sind also         den nächsten drei Jahren deutlich
Erde erfolgte erstmals eine weltweite Reisewar-        immens. Laut einer Umfrage des Deutschen Reise-        über 9 Prozent. Zudem konnten
nung. Damit kam das Reisen von jetzt auf gleich        verbandes beträgt der Umsatz bei den meisten der       wir, trotz immensem Widerstand
im März zum Erliegen. Urlauber und Geschäftsrei-       befragten Mitglieder weniger als 25 Prozent des        der Arbeitgeber, eine Vorteilsrege-
sende mussten nach Hause geholt werden. Beste-         Vorjahresumsatzes. Staatliche Überbrückungshil-        lung für Gewerkschaftsmitglieder
hende Buchungen wurden abgesagt. Diese Situa-          fen für die Unternehmen und das Kurzarbeitergeld       durchsetzen; sie erhalten eine
tion war für alle fremd.                               sind eine kurzfristige materielle Unterstützung.       deutlich höhere Zahlung beim
                                                                                                              Urlaubs- und Weihnachtsgeld – je
    Es begann Kurzarbeit mit bis zu 100 Prozent in         Die Kolleg*innen in der gesamten Reise-            nach Betriebszugehörigkeit sind
allen Bereichen der Reisebranche – und sie dauert      branche sind es gewohnt, vollen Einsatz für die        dies bis zu 700 Euro im Jahr.
bis heute an. Der Lockdown bedeutete die Schlie-       Kund*innen, egal unter welchen Bedingungen, zu         Aktiv werden zahlt sich also auch
ßung der Büros und das meist ungeregelte und un-       leisten. Doch während dieser Pandemie stoßen sie       in der Zeit- und Leiharbeit aus.
gewohnte Arbeiten im Homeoffice mit einer insge-       noch mehr an ihre Grenzen, da die eingeschränkte
samt geringen Arbeitszeitkapazität. Dazu kam für       Arbeitszeit, die große Unsicherheit für den eigenen        Nach Meinung der Tarifkom-
viele, dass auch Partner*innen nicht zur Arbeit        Arbeitsplatz und die häufige Kundenunzufrieden-        mission ist die ver.di-Diskussion
gehen konnten und Kinder sowie pflegebedürftige        heit eine noch größere Belastung darstellen. Aber      zur Zeit- und Leiharbeit jedoch
Menschen keine gewohnte Betreuung hatten. Die          aufgeben zu Lasten der Kund*innen war und ist          häufig bestimmt von Vorurteilen
eingerichteten Notdienste müssen Buchungen rück-       keine Option.                                          und fehlendem Wissen über die
abwickeln. Das bedeutet, dass Kundenzahlungen                                                                 Branche. Unsere Tariferfolge
zurückbezahlt werden müssen bzw. über die Ver-             Gut für die Beschäftigten, die nun einen star-     sowie viele durch betriebliche
anstalter auch Gutscheinlösungen gewählt werden        ken Betriebsrat haben. Die Betriebsräte konnten        Interessensvertretungen ausge-
können. Den Kolleg*innen in der Touristik wird         mit Unterstützung von ver.di die erforderlichen Be-    handelte positive Betriebsverein-
hierbei viel Geduld, Verständnis und auch ein hohes    triebsvereinbarungen zur Kurzarbeit verhandeln         barungen sind nicht allen Kol-
Maß an sozialer Kompetenz im Umgang mit den oft        und abschließen. Handlungshilfen zur Kurzarbeit        leg*innen bekannt. Das wollen
nicht erfreut reagierenden Kund*innen abverlangt.      und zum Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz wur-         wir ändern. W
                                                       den zur Verfügung gestellt, sodass auch die
   Zwischenzeitlich haben die Büros wieder teil-       Beschäftigten umfassend informiert werden konn-        Markus Nöthen
weise geöffnet. Die Nachfrage nach Neubuchun-          ten. ver.di richtete als Mitgliederservice eine Hot-
gen ist kaum vorhanden, das Angebot so gering          line ein und Kolleg*innen konnten sich dort in-
wie nie zuvor. Was soll verkauft werden, wenn es       dividuell beraten lassen. Dies wurde sehr gut
nichts gibt? Reisen in Deutschland werden zur Zeit     angenommen und geschätzt. Für die Betriebsräte
nur selten in den Reisebüros gebucht. Immer wie-       gab und gibt es Telefonkonferenzen, bei denen sie
                                                                                                                                                     besonderen

der aktualisierte Reisewarnungen für viele Länder      sich austauschen können und kompetente Unter-
verunsichern und müssen beachtet werden. Bei           stützung zusätzlich zu den regionalen Informati-
den wenigen möglichen Reisezielen müssen oft           onsmöglichkeiten bei den ver.di-Bezirken erhalten.
hohe Auflagen wie Quarantäne im Urlaubsland
bzw. bei der Rückkehr beachtet werden. Die im             Auch in der Krise zeigt sich, dass eine Beleg-
                                                                                                                                                    die

Winter ungemein beliebten Fernreiseziele sind          schaft mit Unterstützung durch Betriebsrat und
nicht zu buchen.                                       Gewerkschaft besser fährt. W                                                                 9
REISEBRANCHE
              LUFTSICHERHEIT

              W AVIATION
              Tarifverhandlungen gehen
              weiter
                  Auch die Luftsicherheit
              wurde durch die Corona-Pande-
                                                                     Von wegen
              mie seit März nachhaltig verän-
              dert. Die wirtschaftlichen Folgen
              für die Branche sind täglich sicht-
                                                                     Urlaubsgefühle
              bar, die Zahl der Flüge und damit                              Der aktuelle Branchenmonitor der Hans-Böckler-Stiftung
              auch der Fluggäste hat massiv
                                                                             zeigt die Reisebranche im Griff des Strukturwandels und der Pandemie.
              abgenommen.
                                                                             ver.di rät Beschäftigten, sich zu organisieren
                  Dies hat auch Auswirkungen
              auf die Tarifverhandlungen. Mit                                VON UTA VON SCHRENK                                       Die schlechten Arbeitsbedingungen kommen
              dem letzten Entgeltabschluss                                                                                         nicht von ungefähr: Die Tarifbindung in der Touris-
              wurde vereinbart, dass bis Ende
              2020 Tarifabschlüsse zu Zuschlä-
              gen und Zulagen, zu einem
                                                                             D    ie weltweite Krisenlage durch Corona ist Gift
                                                                                  für eine Branche, deren Geschäftsgrundlage
                                                                             Freizügigkeit, Sorglosigkeit und Neugier auf die
                                                                                                                                   tik ist vergleichsweise niedrig. 2014 arbeiteten
                                                                                                                                   lediglich 23 Prozent der Beschäftigten bei einem
                                                                                                                                   tarifgebundenen Betrieb, in der Gesamtwirtschaft
              neuen Bundesmanteltarifvertrag                                 Welt sind. Die Reisebranche befindet sich wegen       waren es 46 Prozent. Betriebsräte fehlen auch: Die
              sowie zu einer neuen bundesein-                                der Pandemie in einer existenziellen Krise. Insol-    fehlende betriebliche Mitbestimmung sorge dafür,
              heitlichen Entgeltstruktur ausge-                              venzen und Entlassungen drohen, sagen Experten.       dass in vielen Firmen die Arbeitsschutzgesetze nur
              handelt sein sollen. Zwar wurden                               Dass die Branche auch vor Corona bereits unter        ungenügend umgesetzt würden. Ein Indiz für die
              noch bis kurz vor Ausbruch der                                 Druck war, zeigt nun der aktuelle Branchenmoni-       schlechten Arbeitsbedingungen seien auch die
              Pandemie mit dem Bundesver-                                    tor des Instituts für Mitbestimmung und Unterneh-     hohen Abbruchquoten bei den Auszubildenden.
              band der Luftsicherheitsunter-                                 mensführung der Hans-Böckler-Stiftung. Ein Indiz      2018 haben 26,1 Prozent der angehenden Touris-
              nehmen (BDLS) erste Verhand-                                   hierfür war 2019 bereits die Insolvenz des Touris-    muskaufleute, 26,9 Prozent der Veranstaltungs-
              lungen zu Zuschlägen und                                       muskonzerns Thomas Cook – die während und             kaufleute und 22,8 Prozent der Kaufleute für
              Zulagen geführt, aber seit Mitte                               wegen der Pandemie ihre traurige Fortsetzung bei      Tourismus und Freizeit ihren Vertrag vorzeitig auf-
              März stand dann alles auf                                      Galeria Reisen fand.                                  gelöst.
              „Stopp“.
                                                                                 In 2018 gab es in Deutschland immerhin noch           Und dann noch die Angst um den Arbeitsplatz:
                  Nun haben die Mitglieder der                               über 11. 000 Reisebüros mit gut 49.100 Beschäf-       Digitalisierung und Automatisierung dürften künf-
              ver.di-Bundestarifkommission                                   tigten sowie knapp 33.500 Beschäftigte bei den        tig mit Jobverlusten einhergehen, schreiben die
              deutlich gemacht, dass der ge-                                 Reiseveranstaltern. Der Umsatz lag bei 26,9 Milli-    Autoren des Monitors. Zwar seien Reisen 2018
              meinsame Fahrplan eingehalten                                  arden Euro in den Büros sowie 27,1 Milliarden         noch zu 57 Prozent in Reisebüros gebucht worden.
              werden soll. Klar ist, dass die                                Euro Umsatz bei den Reiseveranstaltern. Das           Das Geschäft verschiebe sich allerdings zuneh-
              Pandemie das eine oder andere                                  konnte sich sehen lassen.                             mend zu den Online-Reiseportalen, in denen Com-
              Thema gegenwärtig nur schwer                                                                                         puter und Kunde einen Großteil der Buchungsar-
              bewegen lässt. Doch dies darf                                      „Die Arbeitsbedingungen der Branche lassen        beit übernehmen.
              nicht dazu führen, dass die Ver-                               dagegen keine Urlaubsgefühle aufkommen“, sagt
              handlungen ganz ruhend gestellt                                Sonja Austermühle, Fachgruppenleiterin Touristik         Corona wirkt hier wie ein Brandbeschleuniger:
              werden. Die Mitglieder der Bun-                                bei ver.di. Bei den Reiseleiter*innen sprechen die    Unvorhersehbare Infektionswellen, Reisebeschrän-
              destarifkommission haben daher                                 Autoren des Böckler-Papiers gar von „teils ausbeu-    kungen, der weltweite Konjunktureinbruch aber
              gefordert, jetzt mit den Themen                                terischen Arbeitsbedingungen“ mit schlechter Be-      auch Videokonferenzen statt Geschäftsreisen
              die Tarifverhandlungen fortzu-                                 zahlung, unbezahlten Überstunden sowie hohem          haben den Reisemarkt einbrechen lassen und las-
              setzen, die trotz Pandemie ange-                               Stress. Und in den Callcentern der Reiseportale be-   sen auch für die kommende Zeit weniger Buchun-
              gangen werden können. Hier                                     stünde permanente Leistungskontrolle.                 gen erwarten.
              bietet eine Überarbeitung des
              Bundesmanteltarifvertrages viele                                                                                         „Reiseveranstalter und -büros werden um
                                                    Foto: Werner Bachmeier

              Ansätze.                                                                                                             Marktanteile kämpfen, herbe Marktverluste hin-
                  Die Kommission hat sich mit                                                                                      nehmen und teilweise um ihre Existenz kämpfen
              dem BDLS auf Fortführung der                                                                                         müssen“, heißt es im Monitor. Trotz der umfassen-
              Tarifverhandlungen am 12. No-                                                                                        den staatlichen Hilfen deuteten Umfragen darauf
 besonderen

              vember 2020 verständigt. Ein                                                                                         hin, dass viele Unternehmen vor der Insolvenz
              richtiger Schritt zu unserem Ziel:                                                                                   stehen. „Die Beschäftigten der Branche müssen
              Gute Arbeit braucht gute Tarif-                                                                                      sich dringend gewerkschaftlich organisieren, schon
              verträge. W                                                                                                          allein, um sich in Zeiten der Pandemie Gehör zu
                                                                                                                                   verschaffen und den Strukturwandel mitgestalten
die

              Arno Peukes                                                                                                          zu können“, sagt Gewerkschafterin Austermühle.
  10                                                                                                                               W
GELD UND WERT
                                                                                                             VERHANDLUNGEN

                                                                                                             W KERNTECHNISCHE
                                                                                                             ANLAGEN

Raus mit dem                                                                                                 Streitfall Bewachungs-
                                                                                                             vergabe – Zweite Runde
                                                                                                             geplatzt

Flickenteppich                                                                                                   Die Verhandlungen zwischen
                                                                                                             ver.di und der Bundesgesellschaft
                                                                                                             für Zwischenlagerung (BGZ) um
Seit sieben Jahren bemüht sich ver.di um einen Bundesmanteltarifvertrag                                      die Vergabestandards bei der Be-
für die Geld- und Wert-Branche. Bislang mauerte der Arbeitgeberverband                                       wachung der atomaren Zwischen-
                                                                                                             lager gestalten sich als schwierig.
                                                                                                             Die Vertreter der BGZ haben das
VON ARNO PEUKES                                       terlaufen versuchte, hielten die Mitglieder der BTK    zweite Treffen mit der ver.di-Ver-
                                                      auch weiterhin am Ziel eines BMTV fest. Sie boten      handlungskommission am 15.
Auch 2020 ist der Sommer vom Mauern geprägt.          den Arbeitgebern den Kompromiss an, noch im            Oktober kurzfristig abgesagt. Ein
Wo für die Einzelnen oft was Angenehmes dabei         Jahr 2020 einen Bundesmanteltarifvertrag für die       Vereinbarungsentwurf werde auf
herauskommt, sieht es ganz anders aus, wenn es        Branche abzuschließen, der sich aus den heute be-      Leitungsebene des Bundesum-
um manteltarifliche Regelungen geht. So wurde         stehenden und nachwirkenden Mantelregelungen           weltministeriums beraten. Sobald
bereits 2013 zwischen den Tarifparteien bei Geld      in den einzelnen Bundesländern zusammensetzt.          dies abgeschlossen sei, werde
und Wert die Einführung eines Bundesmantelta-         Also eine Festschreibung des Status quo. Einzige       man Ende Oktober 2020 auf
rifvertrags vereinbart, der die geltenden Landesre-   Bedingung: Die BDGW muss sich zur Sozialpart-          ver.di zukommen. Die ver.di-Ver-
gelungen vereinheitlichen soll. Aber schon                      nerschaft mit ver.di bekennen. Mit einer     handlungskommission kritisiert
die ersten Verhandlungsvorstöße der                                  Laufzeit von nur einem Jahr könn-       dieses Verhalten, schließlich hätte
ver.di-Bundestarifkommission (BTK)                                     ten so zunächst die Lohnerhö-         ver.di bereits im April 2020 zu
machten deutlich, wie der Arbeit-                                        hung für 2021 ausgehandelt          Verhandlungen aufgefordert.
geberverband der Geld- und                                                 werden und danach die Ver-
Wert-Branche, die Bundesver-                                                handlungen um eine Anglei-           Ohne einen verpflichtenden
einigung Deutscher Geld- und                                                chung der unterschiedlichen      Betriebsübergang und Tariftreue
Wertdienste (BDGW) tickt:                                                   Landesmantelregelungen           als Mindeststandard bei der Ver-
Schöne Worte ja; Fakten, die                                                fortgesetzt werden. Dieses       gabe der Bewachungsaufträge
was kosten, nein.                                                          Angebot wurde dem Verband         drohe allen kerntechnischen
                                                                         mehrfach unterbreitet – eine        Bewacher*innen bundesweit ein
    Lange ruhten dann die Ver-                                         positive Rückmeldung dazu blieb       ähnliches Schicksal wie beim
handlungen. Erst Mitte 2017 setzte                                  aus.                                     „Sündenfall“ Endlager Morsleben
die BTK eine Wiederaufnahme der Ver-                                                                         im Frühjahr: Dort wurden lang-
handlungen durch. Ihr Ziel war eine Vereinheitli-         Und damit Klarheit besteht, wie es denn wei-       jährige Beschäftigte durch neue
chung der bestehenden Länderregelungen auf            tergeht, hatte die BTK der BDGW eine Frist zur         Mitarbeiter*innen zu schlechte-
dem Niveau der besten Tarifregelung. Dies lehnte      Rückmeldung bis Ende August gegeben. Auch hie-         ren Konditionen ausgetauscht.
die BDGW ab. Sie wollte dagegen die Möglichkeit,      rauf keine offizielle Reaktion seitens der Arbeitge-
auch schlechtere Regelungen, als heute in einigen     ber. Aber eine unsererseits, denn die Mitglieder der       Sollten sich die Auftraggeber
Ländern bestehend, zu vereinbaren. Damit war          ver.di-Bundestarifkommission haben dem Bundes-         ihrer Verantwortung entziehen, so
klar, dass es kein schnelles Tarifergebnis geben      fachbereichsvorstand vorgeschlagen, das Projekt        die zuständige ver.di-Bundesfach-
würde. Nachdem im August 2018 die Verhandlun-         bundeseinheitlicher Mantelregelungen zu been-          gruppenleiterin Anette Berger,
gen dann wegen der Lohnrunde für 2019 und             den und an die Länder abzugeben.                       „dann wird ver.di auf allen Ebe-
2020 zurückgestellt wurden, zögerte die BDGW                                                                 nen und in allen Bundesländern
danach wegen der Streitigkeiten um den Bundes-           Kaum war dieser Beschluss gefasst, teilte die       massiv politisch und betrieblich
lohntarifvertrag immer wieder die Aufnahme von        BDGW erst schriftlich, dann in kleiner Runde mit,      tätig werden, um mit den Verant-
Verhandlungen heraus.                                 dass sie weiterhin zum BMTV stehen würde, dies         wortlichen bei BGZ und BGE und
                                                      aber erst am 22. Oktober (nach Redaktionsschluss)      in den Ministerien eine vernünf-
    Stattdessen wollten die Arbeitgeber für Berlin-   auf ihrer Mitgliederversammlung entscheiden            tige Lösung zu erreichen.“ Dass
Brandenburg mit der arbeitgebernahen GÖD              könne. Nur dies habe eine klare Aussage bisher         Beschäftigte bundesweit zum
einen Landes-Manteltarifvertrag abschließen: ein      verhindert.                                            „billigen Jakob“ würden – auf
klarer Bruch zum Tarifergebnis 2013. Damit zeig-                                                             Kosten der Sicherheit in den deut-
                                                                                                                                                    besonderen

ten die Arbeitgeber, dass sie nur ein Ziel haben:         Ein Schelm, wer Böses dabei denkt: Ein Arbeit-     schen Lagern für radioaktive
Kosten zu Lasten der Beschäftigten einzusparen.       geberverband, der im Sommer 2020 nicht die Vor-        Abfälle – sei mit ver.di nicht zu
Der massive Gegendruck von ver.di führte auch         züge von Videokonferenzen kennt? Klar ist: Gibt        machen. W
zum Widerstand einiger Unternehmen im Verband         es vor dem Start der Lohnverhandlungen keinen
selbst, so dass eine Unterzeichnung bis heute ver-    Bundesmanteltarifvertrag, dann steht 2021 in vie-      red
                                                                                                                                                   die

hindert werden konnte. Obwohl die BDGW eine           len Ländern im Zeichen von lokalen Mantelverbes-
vertrauensvolle Sozialpartnerschaft damit zu un-      serungen. Wir haben es verdient! W                                                           11
WACH UND SICHERHEIT
              T     A      R      I     F      E
              W WOHNUNGS -
              WIRTSCHAFT
              Kompromiss geschlossen
                  Nach langen und äußerst
              komplizierten Verhandlungen
                                                                       Mehr als Applaus
              haben sich die Tarifvertragspar-                                In den Ländern starten erste Lohnverhandlungen
              teien am 13. August 2020 auf
                                                                              für Sicherheitsbeschäftigte
              einen Kompromiss für die Be-
              schäftigten der Wohnungswirt-
              schaft verständigt. Alle Verhand-                               VON ARNO PEUKES                                       beim täglichen Einkommen. Schöne Worte sind
              lungsrunden standen unter dem                                                                                         eben kein adäquater Dank für die tägliche Belas-
              Eindruck der Corona-Pandemie
              und den daraus zu erwartenden
              wirtschaftlichen Folgen. Ziel war
                                                                              D     ie vergangenen Monate standen auch für die
                                                                                    Kolleg*innen der Sicherheitsbranche im Zei-
                                                                              chen des Corona-Virus. Während ihre Arbeit aber
                                                                                                                                    tung. Hier konkrete Verbesserungen zu erreichen,
                                                                                                                                    steht im Mittelpunkt der Vorbereitungen der Lohn-
                                                                                                                                    runde 2021 für die Sicherheitsbranche.
              es, eine möglichst kurze Laufzeit                               in der Regel davon bestimmt ist, dass sie unauffäl-
              mit einer prozentualen Erhöhung                                 lig im Hintergrund ausgeübt wird, ist in den Zeiten       Zur Erinnerung: Die Höhe der Stundenentgelte
              zu vereinbaren.                                                 der Pandemie deutlich geworden, wie wichtig ihr       ergibt sich aus den Landestarifverträgen. Diese
                                                                              täglicher Einsatz für das Aufrechterhalten des ge-    wurden letztmalig 2018 ausgehandelt mit einem
                  Der Kompromiss im Überblick:                                sellschaftlichen Alltags ist. Gerade die Einhaltung   damaligen zweijährigen Tarifabschluss. In den Ver-
              Die Löhne, Gehälter und Ausbil-                                 der Hygienevorschriften beim täglichen Einkaufen      handlungen konnte erreicht werden, dass mit
              dungsvergütungen werden ab                                      hat einen besonderen Einsatz von Sicherheitskräf-     einer Anhebung der untersten Stundenlöhne auf
              dem 1. Januar 2021 um 1,2 Pro-                                  ten erfordert.                                        10,50 Euro in Bremen bis zu 11 Euro in Nordrhein-
              zent (aufgerundet jeweils auf                                                                                         Westfalen ein deutlicher Abstand zum gesetzli-
              volle 10 Euro) angehoben. Lauf-                                    Auch hier haben die Kolleg*innen immer wie-        chen Mindestlohn geschaffen wurde. Ein Ziel, das
              zeit bis zum 31. Oktober 2021.                                  der gezeigt, was unter dem Begriff „Systemrele-       übrigens nur für die Bundesländer gilt, in denen
                  Die Arbeitnehmer*innen er-                                  vanz“ praktisch zu verstehen ist. Sie haben aber      der Bundesverband der Sicherheitswirtschaft
              halten mit der Vergütung im                                     auch verdeutlicht, mit welchen Gefahren für die       (BDSW) die Tarifverhandlungen mit ver.di führt. In
              Monat Oktober 2020 zusätzlich                                   eigene Gesundheit diese Arbeit verbunden ist.         Sachsen und Niedersachsen verhandelt der Arbeit-
              zum Arbeitslohn aufgrund der                                                                                          geberverband mit der GÖD zu Lasten der Beschäf-
              Mehrbelastungen in der Corona-                                     Deswegen gilt für die anstehenden Lohnver-         tigten, so dass hier die Stundenlöhne für alle Grup-
              Krise eine Unterstützung gemäß                                  handlungen in den einzelnen Bundesländern das,        pen unterhalb der ver.di-Ergebnisse blieben.
              § 3 Nr. 11a Einkommensteuerge-                                  wofür unsere Kolleg*innen im öffentlichen Dienst
              setz (EStG) von mindestens 600                                  derzeit aktiv sind: Anerkennung durch Klatschen           So unterschiedlich also auch heute noch in den
              Euro, Auszubildende 300 Euro.                                   auf dem Balkon ist gut für die Seele, aber Aner-      Bundesländern die Lohnhöhe ist, für die Länder, in
              Teilzeitbeschäftigte haben An-                                  kennung braucht auch konkrete Verbesserungen          denen unsere ver.di-Tarifkommissionen verant-
              spruch im Verhältnis ihrer einzel-                                                                                    wortlich sind, werden pünktlich zum Jahresende
              vertraglichen Arbeitszeit zur tarif-                                                                                  alle Lohntarifverträge aufgekündigt. Überall mit
                                                     Foto: Werner Bachmeier

              lichen Arbeitszeit.                                                                                                   dem Ziel, dass die Einkommen der Beschäftigten
                                                                                                                                    auch in dieser Lohnrunde wieder deutlich angeho-
                  Arbeitgeberverband und die                                                                                        ben werden. Landestarifverhandlungen haben
              gemeinsam verhandelnden Ge-                                                                                           dabei den Vorteil, dass die jeweiligen Bedingungen
              werkschaften ver.di und IG Bau                                                                                        und Anforderungen vor Ort direkt in die Tarifver-
              empfehlen den Unternehmen eine                                                                                        handlungen einfließen können. Trotzdem lassen
              Erhöhung der Beträge bis maxi-                                                                                        sich für die anstehenden Monate bereits jetzt erste
              mal 1.500 Euro, soweit dies nach                                                                                      Gemeinsamkeiten feststellen: Zwar endet die Lauf-
              der wirtschaftlichen Situation des                                                                                    zeit aller Tarifverträge erst Ende Dezember, doch
              Unternehmens leistbar ist.                                                                                            sollen überall frühzeitig Tarifverhandlungen ge-
                  § 1 des Tarifvertrages zur                                                                                        führt werden. Erste Tarifverhandlungen gab es be-
              Beschäftigungssicherung und                                                                                           reits in Schleswig-Holstein. Überall haben unsere
              -förderung in der Wohnungs- und                                                                                       Landestarifkommissionen das Ziel, dass die Be-
              Immobilienwirtschaft findet im                                                                                        schäftigten frühzeitig Klarheit haben über die Ta-
              Hinblick auf die Unterstützungen                                                                                      riferhöhung im nächsten Jahr.
              keine Anwendung.
 besonderen

                  Die Gewerkschaften empfeh-                                                                                            Gemeinsam ist dabei auch, dass wir auch in
              len den Betriebsräten, eine zu-                                                                                       dieser Lohnrunde einen Schritt setzen wollen, der
              sätzliche Betriebsvereinbarung                                                                                        unsere politische Forderung nach einer Erhöhung
              „Corona-Bonuszahlungen“ abzu-                                                                                         des gesetzlichen Mindestlohns auf 12 Euro näher
              schließen. Bei Fragen hierzu:                                                                                         kommt. Dabei ist klar, dass Tarifverträge nicht auf
die

              fb13@verdi.de                                                                                                         dem Balkon entstehen, sondern die konkrete Un-
  12                                                                                                                                terstützung aller benötigen. W
CALLCENTER

Gar nicht heimelig

                                                                                                   Foto: Werner Bachmeier
Immer mehr Callcenter wollen mit unregulierten
Homeoffice-Arbeitsplätzen Kosten sparen

W      as jahrelang mit dem Hinweis auf den
       Kundendatenschutz undenkbar war,
die Corona-Krise macht es möglich: Über-
                                                mittlerweile ausschließlich Homeoffice-Stel-
                                                len an. Immer mehr Unternehmen planen
                                                wie selbstverständlich mit Homeofficeplät-
stürzt entstehen „virtuelle“ Callcenter, in     zen: Die ersten Dienstleister haben zwi-
denen die Kolleg*innen im Homeoffice ar-        schenzeitlich so viele Beschäftigte eingestellt,
beiten. Die Arbeitgeber und Auftraggeber        dass ihre Betriebsstätten gar nicht mehr den
sind weitestgehend davon begeistert. Aber       Platz bieten, um alle Kolleg*innen nach Ende
sind es auch die Beschäftigten?                 der Krise zurückholen zu können. Andere
                                                haben, um Kosten zu sparen, angemietete
    Zu Beginn der Pandemie sicherte die         Callcenter-Flächen gekündigt. Nach Ansicht                                  oder Expert*innen. Mal eben nachfragen ist
Heimarbeit den reibungslosen Arbeitsablauf.     vieler Arbeitgeber können diese Kosten                                      nicht mehr möglich und virtuell funktioniert
Seitdem sind viele Beschäftigte an provisori-   ruhig die Beschäftigten tragen, müssen sie                                  es häufig nicht.
sche Arbeitsplätze in der eigenen Wohnung       doch ohnehin ihre Wohnung zahlen.
gebunden. Die Kundenbetreuung findet am                                                                                        Unser Fachbereich will gegen diese Pro-
Küchentisch, auf dem Dachboden oder im              Für die Beschäftigten zeigen sich immer                                 bleme vorgehen, der Branchenvorstand Call-
Keller statt. In dieser Ausnahmesituation ist   deutlicher die Probleme. So sollen die Dienst-                              center bittet die Mitglieder, ihm Informatio-
dies für den Übergang vielleicht vertretbar.    zeiten oft auf den Vor- und Nachmittag auf-                                 nen zum Thema weiterzugeben. W
Eine Dauerlösung kann dies jedoch nicht sein.   geteilt werden, die täglich um mehrere Stun-
                                                den unterbrochen werden. Hinzu kommen                                       Christian Szepan
   Arbeit von zu Hause aus könnte zur           der mangelnde Kontakt und die fehlenden
Regel werden. Viele Ausschreibungen bieten      Austauschmöglichkeiten mit Kolleg*innen                                     Kontakt: fb13@verdi.de

 Homeoffice – mehr Schutz
 für Beschäftigte nötig
 N    och vor einem Jahr konnten sich 69
      Prozent der Beschäftigten, die nicht
 im Homeoffice tätig waren, nicht vorstel-
                                                stättenverordnung greift allerdings direkt nur
                                                bei Telearbeitsplätzen, die vom Arbeitgeber
                                                im Privatbereich des/der Beschäftigten fest                                 schutznormen und dem Anspruch auf re-
 len, in diesem Modell zu arbeiten. Dann        eingerichtet sind.                                                          gelmäßige Schulungen, bis hin zur Rege-
 kam Corona. Inzwischen sagen 79 Prozent,                                                                                   lung von Unfallversicherungsschutz, Daten-
 die in den vergangenen Monaten erstmalig          Welchen gesetzlichen Rahmen mobiles                                      und Persönlichkeitsschutz oder Haftungs-
 im Homeoffice arbeiteten, dass sie diese       Arbeiten aus Beschäftigtensicht mindestens                                  fragen. Überwachung, Leistungs- und Ver-
 Arbeitsform teilweise weiter nutzen wol-       braucht, hat der DGB bereits 2019 formuliert:                               haltenskontrolle darf es nicht geben. Die
 len. Homeoffice wird gewünscht und ist         Die Gewerkschaften fordern den Rechts-                                      Kommunikation der Beschäftigten mit
 machbar – doch die Rahmenbedingungen           anspruch auf mobiles Arbeiten, die Freiwillig-                              ihren Interessenvertretungen ist zu schüt-
 sind oft nicht optimal. Dabei unterliegt       keit sowie die Anwendung bestehender                                        zen und der soziale Kontakt zum Betrieb
 mobiles Arbeiten, also das Arbeiten von        gesetzlicher wie tarifvertraglicher Bestim-                                 aufrecht zu erhalten. Und und und.
 zuhause oder unterwegs, durchaus gesetz-       mungen.
 lichen Regelungen: Es gelten auch beim                                                                                        Der ver.di-Vorsitzende Frank Werneke
 mobilen Arbeiten Arbeitszeit- und Arbeits-        Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen                                 hatte bereits vor der Corona-Pandemie ge-
                                                                                                                                                                             besonderen

 schutzgesetz, Unfallversicherung, die EU-      können darüber hinaus weitere Rahmenbe-                                     warnt, dass insbesondere die Ruhezeiten
 Datenschutz-Grundverordnung/Bundesda-          dingungen schaffen. Das beginnt bei der                                     vor den Begehrlichkeiten der Arbeitgeber
 tenschutzgesetz. Die SARS-CoV-2 Arbeits-       (vorausschauenden) Gefährdungsbeurtei-                                      geschützt werden müssten. Homeoffice ist
 schutzregel greift das Arbeiten im Home-       lung sowie einem Ausgleich für fehlende er-                                 keine Idylle. W
 office bezogen auf den Arbeits- und Ge-        gonomische Standards (etwa durch Pausen),
                                                                                                                                                                            die

 sundheitsschutz explizit auf. Die Arbeits-     geht über die Anwendung von Arbeits-                                        Sylvia Skrabs
                                                                                                                                                                            13
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