Wir gestalten die Zukunft - Zahlen und Fakten 2021
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Vorwort Liebe Leserin, lieber Leser Die vorliegende Publikation «Zahlen und Fakten 2021» möchte Ihnen die Herausfor- derungen und Chancen der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft vorstellen. Seit einem Jahrzehnt bewegen sich die Zinsen in der Schweiz auf einem sehr tiefen Niveau, was den Wohnungsbau und Inves- titionen in die Infrastruktur begünstigt hat. Ein plötzlicher Zinsanstieg, wie von manchen Baufirmen befürchtet, ist hingegen sehr un- wahrscheinlich und das Ausmass der Risiken wird überschätzt. Der Gebäudepark in der Schweiz ist sanie- rungsbedürftig, schliesslich sind 20% der Ge- bäude über 100 Jahre alt. Die Modernisierung wird viel Energie sparen und die Schweiz bedeutsam, dass auch der Staat und die Ge- bei den Klimazielen einen grossen Schritt werkschaften zusammen mit den Baumeis- voranbringen. Die Bauwirtschaft unternimmt tern am selben Strick ziehen. bereits enorme Anstrengungen für den Zum Schluss möchten wir Sie noch auf ein Klimaschutz. Sie hat über 1 Milliarde Franken paar Highlights in dieser Ausgabe aufmerk- in Partikelfilter investiert, und dadurch den sam machen: erstmals haben wir eine Stich- CO²-Ausstoss von Baumaschinen auf einen probe gezogen, ob die Einsprachen gegen Bruchteil gesenkt. 70% des anfallenden Baugesuche tatsächlich zugenommen haben. Bauschutts wird wiederverwertet, und der Wie schneidet die Schweiz hinsichtlich Bewilli- technologische Fortschritt wird das restliche gungstempo von Baugesuchen im internatio- Potenzial noch erschliessen. nalen Vergleich ab? Wir präsentieren Auszüge Nachhaltigkeit meint nicht nur die ökolo- aus einer neuen Studie, welche den Einsatz gische, sondern auch die soziale Dimension. verschiedener Baumaterialien untersucht. Das In der Schweiz und auf der ganzen Welt Dashboard zeigt, wie eine Baufirma kurzfris fördert die Infrastruktur das wirtschaftliche tige Risiken und Chancen laufend beobach- Wachstum und sie reduziert die Ungleichheit ten kann. Wir bieten Ihnen eine Einschätzung von Löhnen. des Zinsrisikos. Für die mittel- bis langfristigen Der Trend zu immer mehr Home Office Trends stellen wir Ihnen mehrere Prognose- formt die Nachfrage nach Wohnraum. Grös instrumente vor. sere Wohnungen auf dem Land werden ver- Wir hoffen, Ihnen auch mit dieser Ausgabe stärkt gesucht, was die Leerstände in peri- von «Zahlen und Fakten» nützliche und un- pheren Gegenden senkt und die Preise für terhaltsame Daten bieten zu können. Wohneigentum hebt. Die Bevölkerung der Schweiz wächst seit Jahrzehnten und daran wird sich auch in den Martin Maniera, nächsten Dekaden nichts ändern. Daher ist es Verantwortlicher Wirtschaftspolitik wichtig, aufzuzeigen, welche Verkehrsmittel die Bevölkerung in Zukunft nutzt und welche Infrastruktur benötigt wird. Manche Ereignisse sind nur schwer vor- herzusehen. Das jüngste Beispiel ist die Corona-Pandemie. Umso beeindruckender ist es, wie robust sich das Bauhauptgewerbe im Vergleich zu anderen Branchen gezeigt hat. Für die mittelfristige Entwicklung ist jedoch
Inhalt Zahlen und Fakten 3 Vorwort 5 Steckbrief der Schweizer Bauwirtschaft 2020 58 Stichwortregister Corona-Auswirkungen Überleben dank Innovation 8 Die Bauwirtschaft bietet C orona die Stirn 26 Firmen gründen – Arbeitsplätze schaffen 10 Corona und Gewerkschaften: beide schädlich und sichern für den Arbeitsmarkt 28 5G – schneller neuer Mobilfunkstandard 12 Die wichtigsten Kennzahlen zum B auhauptgewerbe entschleunigt 30 Vorhandenes Potenzial gegen den Fachkräftemangel nutzen Bauradar 16 Das Dashboard – Instrument für die laufende Mobilität und Wohnen Marktbeobachtung 18 Welche Indikatoren den Umsatz voraussagen 34 Veni, vidi, vici – das Home Office kam, 20 Zinsanstieg: Wahrscheinlichkeit und Folgen sah und siegte 22 Gewinner des Preisanstiegs 36 Die Strasse der Zukunft: schneller zum Ziel 38 Infrastrukturbedarf – ein Durchlauferhitzer für den Umsatz 42 Versteckte Kosten bis zum Bauen 44 Baugesuche: Warten auf Godot Soziale und ökologische Nachhaltigkeit 48 Soziale Nachhaltigkeit dank Bau 50 Massive Baumaterialien wichtig für Gebäudemodernisierung 52 Baubranche stärkt die Kreislaufwirtschaft 54 Abnahme des baubezogenen C O²-Ausstosses 56 Investitionen und Inlandfokus helfen der Umwelt
Steckbrief Steckbrief der Schweizer Bauwirtschaft 2020 2018 2019 2020 19/18 20/19 Quelle Bruttoinlandprodukt (nominal in Mrd. Franken) 719.61 726.92 702.22 1.0% – 3.4% SECO Wertschöpfung Baugewerbe (nominal in Mrd. Franken) 34.22 34.32 33.50 0.3% – 2.4% SECO Inflation (Jahresdurchschnitt) 0.9% 0.4% – 0.7% BFS Zinssatz 5-jährige Festhypothek (Dez.) 1.17% 1.11% 1.00% SNB Rendite 10-jährige Bundesobligationen (Dez.) – 0.15% – 0.46% – 0.50% SNB Bauausgaben (nominal in Mrd. Franken) 67.3 67.4 1.2% BFS Hochbau 52.3 51.8 –0.9% BFS Tiefbau 15.0 15.6 3.9% BFS Umsatz im Bauhauptgewerbe (nominal in Mrd. Franken) 20.06 20.71 19.51 3.2% – 5.8% SBV Hochbau 9.96 10.65 9.50 6.9% –10.8% SBV Tiefbau 10.10 10.06 10.02 –0.3% –0.4% SBV Anzahl neu erstellte Wohnungen 53 199 50 479 47 744 – 0.2% – 5.4% BFS/BAK Anzahl Vollzeitbeschäftigte im Bauhauptgewerbe (Sept.) 78 500 81 675 81 743 4.0% 0.1% SBV Baustellenpersonal (ohne Lernende) 63 300 64 546 64 623 2.0% 0.1% SBV Technisch-betriebswirtschaftliches Personal 11 250 12 495 13 261 11.1% 6.1% SBV Lernende (sämtlicher Berufe im Bauhauptgewerbe) 4000 3974 3859 – 0.7% – 2.9% SBV Schweizer 34 700 36 190 36 188 4.3% 0.0% SBV Ausländer 43 800 45 485 45 555 3.8% 0.2% SBV Lehrabschlüsse Maurer / Strassenbauer 1140 1099 1118 – 3.6% 1.7% BFS Baupreisindex BFS (Okt.) 102.0 102.4 102.4 0.4% 0.0% BFS Hochbau (Okt. 2010 = 100) 101.1 101.5 101.4 0.4% – 0.1% BFS Tiefbau (Okt. 2010 = 100) 105.7 106.3 106.7 0.6% 0.3% BFS Produktionskostenindex SBV (Jahresdurchschnittswerte) Hochbau (Mehrfamilienhaus) 128.5 128.6 128.6 0.1% 0.0% SBV Tiefbau (Infrastrukturbau Stahlbeton) 129.0 129.0 128.6 0.0% – 0.3% SBV Monatl. Durchschnittslohn aller LMV–Lohnklassen CHF 5804 CHF 5813 CHF 5901 0.2% 1.5% SBV (× 13, ohne Zulagen, nominal in Franken)
Corona-Auswirkungen Die Bauwirtschaft kämpft gegen Corona 2020 war ohne Frage das Jahr der Corona- Pandemie und die Bauwirtschaft musste mit Umsatzeinbussen und Kurzarbeit umgehen. «Ich bin den Menschen dankbar, Zum Glück hat das Bauhauptgewerbe die Pandemie die an Bauprojekten arbeiten.» relativ robust überstanden, wie ein Blick auf Bundesrätin Simonetta Sommaruga, Feb.2021 die einzelnen Sparten zeigt. Ob es 2021 zu mehr Insolvenzen kommt, hängt auch von den Aufträgen der öffentlichen Bauherren ab. Corona- Auswirkungen 8 Die Bauwirtschaft bietet Corona die Stirn 10 Corona und Gewerkschaften: beide schädlich für den Arbeits- markt 12 Die wichtigsten Kennzahlen zum Bauhauptgewerbe Zahlen und Fakten SBV 2021 7
Corona-Auswirkungen Die Bauwirtschaft bietet Corona die Stirn Das Bauhauptgewerbe hat die Pandemie besser überstanden als diverse andere Branchen. Wie es 2021 weitergeht, hängt stark von öffentlichen Bauherren ab. Umsatz 2020 um 5.8% gesunken 2019 erwirtschaftete das Bauhauptgewerbe mit 20.7 Mrd. Franken Unsicherheit belastete den Wirtschaftsbau mit – 5%. Der Bauindex, einen sehr hohen Umsatz. Im Jahr des Corona-Ausbruchs sank der das Prognoseinstrument des SBV und der Credit Suisse, verheisst Umsatz um 5.8%, insbesondere der Hochbau litt. Der Rückgang im 2021 ein Wachstum von 1.5% auf etwas unter 20 Mrd. Franken im Wohnungsbau hatte sich bereits früher abgezeichnet, das Aus- Bauhauptgewerbe. Im Vergleich zu mehreren anderen Branchen mass von – 16% überraschte aber dennoch. Die konjunkturelle sind diese Zahlen zwar schmerzhaft, aber immer noch robust. Umsatz in Milliarden Franken * Prognose 25 18.70 19.70 18.93 19.86 20.11 18.38 19.97 20.79 20.06 20.71 19.52 19.80 20 15 10 5 0 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021* Hochbau Tiefbau Total Quelle: SBV Trotz Rezession weniger Staatspräsenz Wegen der Rezessionen haben die privaten Bauherren im Pande- der Rückgang um 3.4% im öffentlichen Tiefbau, der wichtigsten miejahr rund 200 Mio. Franken weniger an neuen Aufträgen Einzelsparte. Infra und der SBV haben den 5-Punkte-Plan als vergeben als 2019. Laut Lehrbuch sollte der Staat zum Ausgleich Gegenkampagne lanciert, um neue Bauprojekte zu forcieren. seine Ausgaben zumindest stabil halten. Daher ist es befremdend, Tatsächlich haben Baugesuche und öffentliche Ausschreibungen dass die öffentlichen Bauherren ihre Aufträge ebenfalls um ca. anfangs 2021 zugelegt. 200 Mio. Franken reduziert haben. Schmerzhaft ist insbesondere Auftragseingang 2020 gegenüber Vorjahr in Millionen Franken 0 –50 –100 –150 –200 –250 –300 Private Bauherren Öffentliche Bauherren Öffentlicher Tiefbau Quelle: SBV 8 Zahlen und Fakten SBV 2021
Corona-Auswirkungen Mehrheit der Kantone mit tieferem Auftragseingang Ordnet man die Bauaufträge von Gemeinden, Kantonen, Bund und gegenüber dem Vorjahr gesunken ist. In manchen Kantonen staatsnahen Betrieben den entsprechenden Kantonen zu, so zeigt schrumpfte der Auftragseingang um 20% bis 60%. sich, dass in der Mehrheit der Kantone der Auftragseingang 2020 Auftragseingang öffentlicher Bauherren 2020 gegenüber Vorjahr je Kanton, inkludiert Aufträge von Bund, Kanton, Gemeinden und staatsnahen Betrieben Auftragseingang gesunken Auftragseingang gestiegen Quelle: SBV Aufbau eines Sicherheitspolsters Bei aller Kritik am Staat, manche Massnahmen erwiesen sich als um sicherheitshalber ein Liquiditätspolster anzulegen. Über 16 Mrd. nützlich. Dazu zählen etwa die COVID-19-Überbrückungskredite. Franken wurden verteilt, die Baubranche war mit 2 Mrd. Franken Ohne grossen Bürokratie- oder Kontrollaufwand konnte eine Firma die drittgrösste aller Branchen. Bei einer genaueren Betrachtung einen solchen Kredit von bis zu einer halben Million Franken wird deutlich, dass drei Viertel dieser Summe an das Ausbaugewer- für einen Zins von 0% leihen. Angesichts der Unsicherheit über den be ging. Das restliche Viertel wurde vom Hochbau aufgegriffen, weiteren Geschäftsverlauf haben viele Unternehmen zugegriffen, der Tiefbau wünschte kaum Kredite. COVID-19-Überbrückungskredite in Milliarden Franken Alle Branchen ausser Bau Baubranche Hochbau Hochbau: 0.53 Tiefbau Tiefbau: 0.06 Ausbaugewerbe 14.36 2.04 Ausbaugewerbe: 1.45 Quelle: https://covid19.easygov.swiss/ Zahlen und Fakten SBV 2021 9
Corona-Auswirkungen Corona und Gewerkschaften: beide schädlich für den Arbeitsmarkt Gewerkschaften haben mit Forderungen nach Baustopps unnötigerweise zu Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit beigetragen. Erstes Symptom: bis zu 4000 Arbeitsplätze weniger Wetterbedingt ist das Bauhauptgewerbe eine zyklische Branche. jäh unterbrochen. Im April 2020 waren rund 4000 Personen mehr Dabei hatte 2020 noch verheissungsvoll angefangen, waren arbeitslos als 2019. Selbst im Sommer des Pandemiejahres zählte im Januar und Februar doch weniger Personen (Festangestellte und man noch immer 2000 Arbeitslose mehr. Es kam teilweise zu Ent- Temporärbeschäftigte) arbeitslos als in den Vorjahresmonaten. lassungen während des Jahres, das Hauptproblem lag aber darin, Der übliche Stellenaufbau ab März wurde jedoch von der Pandemie dass weit weniger Stellen geschaffen wurden als üblich. Anzahl Arbeitslose im Hochbau und Tiefbau, ehemals Festangestellte und Temporärbeschäftigte 12 000 10 000 8 000 6 000 4 000 2 000 0 Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember 2019 2020 Quelle: Seco Kurzarbeit bewährt sich Anzahl Arbeitslose und Kurzarbeiter im Hochbau und Tiefbau Die Zahl der Arbeitslosen im Bauhaupt- 25 000 gewerbe erreichte im März und April 2020 ihren Zenit. Das Instrument 20 000 der Kurzarbeit und der vereinfachte bürokratische Zugang haben eine noch 15 000 grössere Ausweitung der Arbeits losigkeit verhindert. In der Spitze 10 000 standen etwa 25 000 Personen unter Kurzarbeit, grob etwa ein Viertel aller 5 000 Beschäftigten. Kurzarbeit bedeutet in der Regel auch eine Lohneinbusse von 0 20% für den Arbeitnehmer. Viele Au 0 Se 20 O 20 No . 20 De 20 20 Fe 20 M . 20 Ap 20 M 0 Ju 20 Ju 0 Ju 9 Au . 19 Se 19 O 19 No . 19 De . 19 Ja 20 Fe 19 M . 19 Ap 19 M 9 Ju 19 r. 1 1 r. 2 2 l. 2 Baumeister sind zumindest zu Beginn n. g. p. n. . n. g. p. v. z. z. n. . ai ai är v är b l kt b kt Ja der Pandemie eingesprungen und haben diese Differenz aus eigener Arbeitslose Kurzarbeiter Tasche ausgeglichen. Quelle: Seco 10 Zahlen und Fakten SBV 2021
Corona-Auswirkungen Umsatzentwicklung 2020 gegenüber 2019 je SBV-Region in Prozent Regionale Umsatzeinbussen Umsatzwachstum Die Regionen in der Schweiz hatten 2.8% mit unterschiedlichen Facetten der Pandemie zu kämpfen. In der –3.0% –5.8% Ostschweiz fehlte teils das Personal auf –7.4% –14.5% der Baustelle wegen der Kinderbetreu- 2.4% ung oder Schwierigkeiten beim Grenzübertritt. Das Tessin wurde am –8.8% härtesten vom Corona-Virus getroffen. –11.5% Die Gewerkschaften setzten in manchen Westschweizer Kantonen –14.5% einen Baustopp durch und trugen damit zum 12%-Umsatzminus bei. Dabei hat die SUVA bestätigt, dass die Sicherheitskonzepte auf 97% der Quelle: SBV Baustellen funktionieren. Differenz Arbeitslosenquote 2020 zum Vorjahresmonat im Hochbau Fehlender Umsatz bedeutet mehr und Tiefbau in Prozentpunkten Arbeitslose 6% 5% Der Baustopp in den Westschweizer 4% Kantonen im Frühling 2020 war äusserst umstritten. Es war ungewiss, 3% wann der Bann aufgehoben würde, so 2% dass weit weniger Personal einge- 1% stellt wurde als üblich. Im April 2019 0% betrug die Arbeitslosenquote im –1% westschweizerischen Bauhauptgewer- be 5.5%, ein Jahr später schon 11%. –2% Dies entspricht mehreren hundert ar r z r il ai ni li st r er r r ua be be be Ju Arbeitslosen. In der Deutschschweiz är M gu Ju Ap nu ob M br em m m Au Ja kt ve ze Fe und im Tessin stieg die Arbeitslosigkeit pt O De No Se Deutschschweiz Romandie Tessin hingegen kaum. Quelle: Seco Anteil Beschäftigte in Kurzarbeit im Hochbau und Tiefbau in Prozent Jeder zweite Romand unnötig in Kurzarbeit 90% 80% In der Deutschschweiz konnten die 70% Baufirmen mit relativ wenigen Ein- 60% schränkungen weiterarbeiten, Kurzar- 50% beit wurde hier nicht so sehr benötigt. 40% Das Tessin war der Kanton, den das 30% Virus zuerst befallen hatte und wo sich 20% auch die Kurzarbeit als das wichtigste 10% Instrument erwiesen hat, um die erste Pandemiewelle zu überwinden. In der 0% Romandie hingegen war die Hälfte r er r r ar r z r il ai ni li st ua be be be Ju der Beschäftigten des Bauhauptgewer- är M gu Ju Ap nu ob M br em m m Au Ja kt ve ze Fe bes unnötigerweise in Kurzarbeit, pt O De No Se Deutschschweiz Romandie Tessin also bis zu 10 000 Personen. Quelle: Seco Zahlen und Fakten SBV 2021 11
Corona-Auswirkungen Die wichtigsten Kennzahlen zum Bauhauptgewerbe Eine Handvoll Indikatoren charakterisiert Finanzielles und Beschäftigung im Bauhauptgewerbe. Bautätigkeit bei grob 20 Mrd. Franken 2019 hatte das Bauhauptgewerbe noch an der Grenze von 21 Mrd. Im laufenden Jahr 2021 dürfte der Umsatz im Wohnungsbau sowie Franken Jahresumsatz gekratzt, bevor Corona eine deutliche im gesamten Bauhauptgewerbe um 2% bzw. 1.5% steigen. Korrektur auf 19.5 Mrd. Franken im 2020 auslöste. Der Rückgang Die grösste Einzelsparte, der öffentliche Tiefbau, konnte ihr Niveau im Wohnungsbau hatte sich indes schon länger abgezeichnet. halten. Umsatz je Sparte in Milliarden Franken 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Wohnungsbau Wirtschaftsbau öffentlicher Hochbau öffentlicher Tiefbau privater Tiefbau Quelle: SBV Auftragseingang eine halbe Milliarde tiefer Sowohl der private Sektor (Wohnungsbau, Wirtschaftsbau Vorjahr. Bereits seit 2017 ist der Auftragseingang im Wohnungsbau und privater Tiefbau) als auch der öffentliche Sektor (öffentlicher rückläufig, im öffentlichen Tiefbau war er zwischen 2017 und 2019 Hochbau und Tiefbau) haben jeweils etwa 200 bis 250 Mio. gestiegen, im 2020 gab es zumindest einen vorübergehenden Franken weniger an neuen Aufträgen im 2020 vergeben als im Unterbruch. Auftragseingang je Sparte in Milliarden Franken 8 7 6 5 4 3 2 1 0 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Wohnungsbau Wirtschaftsbau öffentlicher Hochbau öffentlicher Tiefbau privater Tiefbau Quelle: SBV 12 Zahlen und Fakten SBV 2021
Corona-Auswirkungen Arbeitsvorrat je Sparte per 31. Dezember in Milliarden Franken Arbeitsvorrat ungewiss 7 Normalerweise steigt der Arbeitsvorrat 6 zu Beginn des Jahres deutlich und 5 wird im Laufe des Jahres abgearbeitet. 2020 war der Verlauf jedoch viel 4 flacher, weil der Auftragseingang 3 deutlich geschrumpft ist. Ohne die 2 geringere Bautätigkeit wäre der 1 Arbeitsvorrat Ende 2020 tiefer als im 0 Vorjahr. Die wirtschaftliche Erholung 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 und das Verhalten der öffentlichen Bauherren im aktuellen Jahr werden Wohnungsbau Wirtschaftsbau öffentlicher Hochbau den Ausschlag geben, ob der Arbeits- öffentlicher Tiefbau privater Tiefbau vorrat wieder wächst oder aufge- braucht wird. Quelle: SBV Durchschnittslohn und Mindestlohn pro Monat und Lohnklasse in Franken Löhne angehoben ohne Anteil 13., Zulagen o. ä. 9 000 Aufgrund der Verhandlungen zwischen 8 000 dem SBV und den Gewerkschaften 7 000 wurden die Mindestlöhne und die 6 000 ausbezahlten Effektivlöhne 2019 und 2020 jeweils um 1040 Franken pro Jahr 5 000 erhöht. Auch die schlechte Konjunk 4 000 turentwicklung hat nicht zu einer 3 000 Rücknahme dieser Erhöhungen geführt. 2 000 Bedenkt man noch die Deflationsent- 1 000 wicklung, so ist die Kaufkraft der 0 Beschäftigten im Bauhauptgewerbe Polier Vorarbeiter Lohnklasse Q Lohnklasse A Lohnklasse B Lohnklasse C 2020 um 2% gestiegen. Aufgrund der ungewissen Konjunkturaussichten sind Effektiv bezahlter Durchschnittslohn Mindestlohn weitere Lohnerhöhungen 2021 eher Quelle: SBV unwahrscheinlich. Anzahl Festangestellte im Bauhauptgewerbe per Ende 3. Quartal 80 000 Festangestellte 90 000 Das Baustellenpersonal macht zusam- 80 000 men mit den Lehrlingen und dem 70 000 kaufmännisch-technischen Personal 60 000 rund 80 000 Festangestellte im Jahr 50 000 aus. In den letzten Jahren konnte 40 000 man beobachten, dass der Anteil des 30 000 kaufmännisch-technischen Personals 20 000 zugenommen hat. So suchen die 10 000 Firmen verstärkt Experten für Marke- 0 ting und Controlling. Ebenfalls finden 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 sich mehr offene Stellen für Geo Lehrlinge Techn.-betriebsw. Personal Baustellenpersonal matiker. Total Quelle: SBV Zahlen und Fakten SBV 2021 13
Bauradar Bauradar 14 Zahlen und Fakten SBV 2021
Bauradar Konjunktur: Chancen und Risiken Um die Marktentwicklungen richtig einzuschätzen, braucht eine Baufirma Information. Dies ist entscheidend, um wettbewerbsfähig zu bleiben. «Die Bauwirtschaft trägt 10 Prozent Mithilfe eines Dashboards und Prognoseindikatoren zur Schweizer Wirtschaftsleistung bei.» der einzelnen Sparten bleibt die Baufirma Benedikt Koch, Direktor Schweizerischer Baumeister verband, April 2020 auf dem Laufenden. Um rasch auf Änderungen reagieren zu können, sollte man etwa die Auswir- kungen eines Zinsanstiegs oder der langjährigen Preiszunahme der Mehrfamilienhäuser kennen. Bauradar 16 Das Dashboard – Instrument für die laufende Marktbeobachtung 18 Welche Indikatoren den Umsatz voraussagen 20 Zinsanstieg: Wahrscheinlichkeit und Folgen 22 Gewinner des Preisanstiegs Zahlen und Fakten SBV 2021 15
Bauradar Das Dashboard – Instrument für die laufende Marktbeobachtung Ein Dashboard zeigt auf einen Blick Indikatoren zu Markt und Firma. Das fiktive Beispiel illustriert eine Interpretation der Daten, aber es ist keine Handlungsempfehlung. Umsatz eigener Betrieb Der mittelständische Betrieb von Hans Umsatz eigener Betrieb in Millionen Franken Mustermann ist in etwa zu gleichen Teilen 2.15 im Hochbau und im Tiefbau tätig. Zum Ein- stieg interessiert ihn, wie sich der Umsatz 2.10 jeweils entwickelt hat. Der Umsatz im 2.05 1. Quartal 2021 ist im Hochbau gesunken im 2.00 Vergleich zum Vorjahresquartal. Im Tiefbau 1.95 hingegen verzeichnet er ein leichtes Plus. 1.90 Sein Betrieb erwirtschaftete im Hochbau 1.85 weniger Umsatz als im Tiefbau. 1.Quartal 2020 1.Quartal 2021 Hochbau Tiefbau Arbeitsvorrat eigener Betrieb Quelle: SBV Für die kurz- bis mittelfristige Planung interessiert der Arbeitsvorrat. Der Vorrat Arbeitsvorrat eigener Betrieb in Millionen Franken des Hochbaus ist um 250 TCHF gesunken, jener im Tiefbau bloss um 200 TCHF, obwohl der Umsatz im Hochbau geringer Ende 1.Quartal 2021 war. Mustermann schliesst daraus, dass die Aufträge im Hochbau 2020 spärlicher geflossen sind. Entweder müsste er mehr Ende Aufträge akquirieren, um mehr Aufträge 1.Quartal 2020 an Land zu ziehen, oder er sollte mittel fristig auf den Tiefbau setzen. Dazu müsste 0 1 2 3 4 5 6 7 er Belegschaft und Maschinenpark stärker auf diese Sparte ausrichten. Hochbau Tiefbau Quelle: SBV Umsatzprognose gesamtes Umsatz gesamtes Bauhauptgewerbe in Milliarden Franken Bauhauptgewerbe 10.75 Um diese Entscheidung zu treffen, prüft er 10.50 die Quartalserhebung und den Bauindex 10.25 des SBV und der Credit Suisse. Demnach 10.00 dürfte der Hochbau seinen Zenit überschrit- 9.75 ten haben. Der landesweite Umsatz in 9.50 dieser Sparte ging zwischen 2019 und 2020 9.25 deutlich zurück und er dürfte sich 2021 9.00 lediglich geringfügig erholen. Der Tiefbau 2019 2020 2021 Prognose hingegen zeigt sich relativ robust. Hochbau Tiefbau Quelle: SBV, Credit Suisse 16 Zahlen und Fakten SBV 2021
Bauradar Leitzins in der Schweiz Leitzins in der Schweiz in Prozent Der Leitzins in der Schweiz verharrt seit mehreren Jahren bei – 0.75%. Die Berichte 1.00% aus den Tagesmedien und aus «Zahlen und Fakten» des SBV lassen darauf schliessen, 0.50% dass die Zinsen auch bis Ende 2021 0.00% nicht ansteigen dürften. Aus dieser Sicht sollte der Hochbau für Investoren einiger- –0.50% massen attraktiv bleiben, und die eigene –1.00% Fremdfinanzierung im Tiefbau würde 31.03.20 31.03.21 Erwartung bis auch nicht teurer. Ende 2021 Quelle: SNB, SBV Produktionskostenindex Die Erstellung eines Mehrfamilienhauses Produktionskostenindex in Punkten ist teurer geworden, die einer Strasse jedoch günstiger. Für Mustermanns Baufirma 114.6 114.4 bedeuten diese gegensätzlichen Entwicklun- 114.2 gen, dass der Hochbau unattraktiver, 114.0 der Tiefbau interessanter wird. Die genann- 113.8 113.6 ten Indikatoren fasst Mustermann so 113.4 zusammen, dass er im laufenden Jahr weiter 113.2 am Hochbau festhält. Für ein vernünftiges 113.0 112.8 Verhältnis von Einnahmen zu Kosten 01.01.20 01.01.21 wird er jedoch seine Ressourcen mittelfristig verstärkt auf den Tiefbau ausrichten. Strassenbau (für Tiefbau) Mehrfamilienhaus (für Hochbau) Quelle: SBV Liquidität eigener Betrieb Monatliche Liquidität eigener Betrieb in Millionen Franken Tieferer Umsatz und höhere Kosten im Hochbau beeinträchtigen die Liquidität. 0.4 Mustermann hat für jeden Monat 0.35 0.3 einen Soll-Wert definiert, wieviel Liquidität 0.25 verfügbar sein soll, um Ausgaben tätigen zu 0.2 können. Das Bauhauptgewerbe ist zyklisch, 0.15 deshalb variiert das Soll von Monat zu 0.1 Monat. Im Januar lag die Liquidität darüber, 0.05 0 deshalb ist die Differenz grün markiert. 31.Januar 2021 28.Februar 2021 31.März 2021 Hingegen waren Februar und März nicht erfreulich. Falls er im nächsten Quartal keine Ist Soll Zunahme der Einnahmen erwarten kann, Quelle: SBV müsste Mustermann über eine zwischen- zeitliche Fremdfinanzierung nachdenken oder die Kosten kurzfristig senken. Zahlen und Fakten SBV 2021 17
Bauradar Welche Indikatoren den Umsatz voraussagen Manche Indikatoren zeigen mit einer gewissen Vorlaufzeit an, wie sich der Umsatz in den einzelnen Sparten entwickeln dürfte. Wir stellen hier eine Auswahl vor. Wohnungsbau: Umsatz folgt Gesuchen In der Sparte Wohnungsbau ist der vielleicht beste Indikator das nachliess während die Gesuche stabil blieben, entwickeln sich Volumen an Baugesuchen für Wohnungen. Baugesuche schlagen das Gesuchsvolumen und der Umsatz erstaunlich parallel. Weitere sich im Umsatz mit einer Verzögerung von ein bis zwei Jahren Indikatoren sind etwa das Bevölkerungswachstum, die Netto nieder. Mit Ausnahme des Jahres 2007, als die Bautätigkeit deutlich zuwanderung und die Leerstandsquote. Volumen Baugesuche und Umsatz in Wohnungsbau in Milliarden Franken Baugesuche Umsatz 35 7 30 6 25 5 20 4 15 3 10 2 5 1 0 0 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 Baugesuche Umsatz Quelle: Documedia, SBV Privater Tiefbau folgt Umsatz Wohnungsbau und privater Tiefbau in Milliarden Franken Wohnungsbau 7 Die Sparte Wohnungsbau umfasst die 6 Hochbauaktivitäten bei Mehrfamilien- häusern, Einfamilienhäusern und 5 Eigentumswohnungen für private 4 Bauherren. Damit eng verbunden 3 sind auch Tätigkeiten des Tiefbaus, beispielsweise Zufahrtstrassen. Ähnli- 2 ches gilt für den Wirtschaftsbau: 1 Wird ein gewerbliches Gebäude errichtet, so muss notwendigerweise 0 auch die zugehörige Infrastruktur 00 04 06 08 4 02 0 8 6 0 94 96 98 2 20 92 10 16 18 14 12 errichtet werden. Daher verwundert 8 8 8 8 8 9 20 20 20 20 20 20 20 19 19 20 20 20 20 19 19 19 19 19 19 19 19 es nicht, dass der private Tiefbau insbesondere der Umsatz des Wohnungsbau privater Tiefbau Wohnungsbaus mit ein paar Quartalen Quelle: SBV Verzögerung folgt. 18 Zahlen und Fakten SBV 2021
Bauradar Bevölkerungswachstum als langfristiger Indikator für Infrastruktur Die Bevölkerung in der Schweiz wächst seit Jahrzehnten. Je mehr dürfte in den nächsten beiden Jahrzehnten um 15% wachsen. Personen ein Land bevölkern, desto grösser ist der Bedarf an Aufgrund ihres engen Verhältnisses dürfte auch der Jahresumsatz Infrastruktur wie Strassen, Kraftwerken usw. Über einen Zeitraum im öffentlichen Tiefbau in einer ähnlichen Grössenordnung steigen. von mehreren Jahren zeigt sich, dass die Bevölkerungszahl und der Auf kurze Sicht hingegen können Tiefbau und Bevölkerung Umsatz im öffentlichen Tiefbau eng miteinander verbandelt sind, voneinander abweichen. die Korrelation beträgt sehr hohe 95%. Die Schweizer Bevölkerung Umsatz öffentlicher Tiefbau und Bevölkerungsstand Bevölkerung Mio. Personen Umsatz in Mrd. Franken 10 9 8 9 7 8 6 7 5 4 6 3 5 2 4 1 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 Bevölkerung Öffentlicher Tiefbau Quelle: BfS, SBV Ausschreibungen im öffentlichen Hochbau beobachten Ab einer bestimmten Projektgrösse schreiben Bund, Kantone und Einfluss auf KMU haben. Da die Ausschreibungen über die Jahre Gemeinden Aufträge öffentlich auf www.simap.ch aus. Die Anzahl zuvor kräftig gestiegen sind, konnte im Pandemiejahr 2020 Ausschreibungen ist ein guter Indikator für den Umsatz in der ein Umsatz von 1.3 Mrd. Franken erwirtschaftet werden. Trotzdem Sparte öffentlicher Hochbau. Insbesondere in manchen abgelege- bleibt der öffentliche Hochbau die kleinste Sparte des Bauhaupt neren Regionen können öffentliche Aufträge einen entscheidenden gewerbes. Umsatz öffentlicher Hochbau und Anzahl öffentliche Ausschreibungen Anzahl Ausschreibungen Umsatz in Mrd. Franken 6 000 1.4 5 000 1.2 1 4 000 0.8 3 000 0.6 2 000 0.4 1 000 0.2 0 0 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Ausschreibungen öffentlicher Hochbau Quelle: SBV, IntelliProcure Zahlen und Fakten SBV 2021 19
Bauradar Zinsanstieg: Wahrscheinlichkeit und Folgen Laut einer PwC-Umfrage erachten Baufirmen einen Zinsanstieg als das grösste Risiko. Wie wahrscheinlich ist so ein Anstieg? Ein Spiel zwischen Inflation und Wechselkurs Die Inflation und der Euro-Franken-Wechselkurs bestimmen die aufgrund der lockeren Geldpolitik in der Eurozone. Ausserdem Schweizer Geldpolitik. Nur wenn die Inflation steigen oder sich der schätzt die Schweizerische Nationalbank selbst, dass die Inflation Franken abschwächen sollte, würde der Leitzins wieder steigen. bis Ende 2023 auf nur 0.5% klettern dürfte. Daher ist ein Sowohl auf kurze als auch auf mittlere Frist ist jedoch davon aus Zinsanstieg bis Ende 2023 sehr unwahrscheinlich. zugehen, dass der Franken bei einem Kurs von etwa 1.10 bleibt Inflation und Wechselkurs Inflation in Prozent (* = Prognose) Wechselkurs CHF/EUR 3.5% 1.8 3.0% 1.6 2.5% 1.4 2.0% 1.5% 1.2 1.0% 1.0 0.5% 0.8 0.0% 0.6 –0.5% 0.4 –1.0% –1.5% 0.2 –2.0% 0.0 Jun. 00 Dez. 00 Jun. 01 Dez. 01 Jun. 02 Dez. 02 Jun. 03 Dez. 03 Jun. 04 Dez. 04 Jun. 05 Dez. 05 Jun. 06 Dez. 06 Jun. 07 Dez. 07 Jun. 08 Dez. 08 Jun. 09 Dez. 09 Jun. 10 Dez. 10 Jun. 11 Dez. 11 Jun. 12 Dez. 12 Jun. 13 Dez. 13 Jun. 14 Dez. 14 Jun. 15 Dez. 15 Jun. 16 Dez. 16 Jun. 17 Dez. 17 Jun. 18 Dez. 18 Jun. 19 Dez. 19 Jun. 20 Dez. 20 Jun. 21* Dez. 21* Jun. 22* Dez. 22* Jun. 23* Dez. 23* Inflation Wechselkurs Franken/Euro Quelle: SNB Wann erwarten die Finanz- Erwarteter Zins auf Übernachtkredit in Prozent märkte steigende Zinsen? Stand Ende April 2021 0.4% Die Grafik zeigt die geschätzte Entwicklung der Zinsen für Übernacht- 0.2% kredite. Bei einem Übernachtkredit leiht eine Bank einer anderen Geld für 0.0% 24 Stunden. Der Zins auf den Über- nachtkredit ähnelt wegen seiner –0.2% Kurzfristigkeit stark dem Leitzins der Schweizerischen Nationalbank. –0.4% Steigt der Leitzins, erhöhen sich auch die längerfristigen Zinsen. Die Finanz- –0.6% märkte erwarten, dass der Übernacht- zins in der Schweiz bis 2023 auf dem heutigen Niveau verharrt. Erst in –0.8% 10 Jahren dürfte der Zins erstmals 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030 2031 2036 2041 wieder positiv werden und selbst in Quelle: ZKB 20 Jahren soll der Zins bloss 0.3% betragen. 20 Zahlen und Fakten SBV 2021
Bauradar Rendite Mehrfamilienhäuser und Leitzins in Prozent Reaktion des Hochbaus 7% Steigen Zinsen, sinken Aktienkurse 6% und Immobilienwerte. Investoren 5% bauen dann weniger Mehrfamilienhäu- 4% ser. Ohnehin war die Bautätig- 3% keit im Hochbau relativ zur Nachfrage 2% zuletzt hoch, weswegen die Rendite 1% auf Mehrfamilienhäusern gesunken ist. 0% Steigen die Zinsen, so resultiert –1% eine geringere Nachfrage. Mit etwas Verzögerung wird daher die Rendite –2% wieder zunehmen, sodass Immobilien- anlagen weiterhin attraktiv bleiben 0 04 06 08 09 05 02 03 07 01 20 10 16 18 19 14 15 12 13 17 11 0 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 und nicht plötzlich in der Investoren- Rendite Mehrfamilienhäuser Leitzins gunst fallen dürften. Quelle: SNB, Fahrläder Partner Renditen auf Staatsanleihen des Bundes und der Kantone in Prozent Reaktion des Tiefbaus 5% Höhere Zinsen bedeuten mehr Ausga- 4% ben für Gemeinden, Kantone und den Bund für Schulden. Damit wird die 3% Fremdfinanzierung von Bauprojekten 2% teurer, folglich könnten die Staats 1% ausgaben für Infrastruktur sinken. Das Risiko ist aber gering: Schweizer 0% Staatsanleihen gelten als derart sicher, –1% dass ihre derzeitigen Zinsen negativ sind. Der Zinsanstieg wird daher, –2% wenn überhaupt, graduell erfolgen und Infrastrukturprojekte bleiben 0 04 06 08 09 05 02 03 07 01 20 10 16 18 14 19 15 12 13 17 11 0 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 erschwinglich. Kantone Laufzeit 8 Jahre Bund Laufzeit 5 Jahre Bund Laufzeit 10 Jahre Quelle: SNB UBS Swiss Real Estate Bubble Index in Punkten Wie hoch ist das Risiko? 3 Ein Zinsanstieg ist unwahrscheinlich Blase und er hätte geringe direkte Folgen für 2 Risiko den Hochbau und den Tiefbau. Es gibt 1 aber ein grosses systematisches Risiko: Boom die Überschuldung der privaten 0 Haushalte und daran gekoppelt der Balance Einbruch der Immobilienpreise infolge –1 einer schweren, langanhaltenden –2 Rezession in der Schweiz. Dies hätte Baisse –3 das Potenzial, die Bauaktivität in der Schweiz für viele Jahre lahmzulegen. 1981 1986 1991 1996 2001 2006 2011 2016 2021 Dieses Risiko stufen wir als gering ein, wie etwa der Risikoindikator der UBS Prognose andeutet. Quelle: UBS Zahlen und Fakten SBV 2021 21
Bauradar Gewinner des Preisanstiegs Mehrfamilienhäuser haben deutlich an Wert gewonnen. Der höhere Endpreis kommt GU/TU sowie Eigentümern entgegen, Baumeistern hingegen wenig. Wohnimmobilien haben sich um 85% verteuert Seit 1997 sind die Preise für Wohnimmobilien, sowohl Mehrfamili- Bevölkerungswachstum) hierfür. Mehrere Akteure haben von enhäuser als auch Wohneigentum, um über 85% gestiegen. Es gibt diesem Preisanstieg profitiert, die Baumeister jedoch kaum. verschiedene Gründe (mehr Einkommen, mehr Platzbedarf, Immobilienpreis Mehrfamilienwohnungen Index 100 = 1. Quartal 1997 200 180 160 140 120 100 80 60 40 20 0 00 04 06 08 09 05 03 02 07 98 01 99 20 97 10 16 18 14 19 15 12 13 17 11 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 19 19 19 Q Q Q Q Q Q Q Q Q Q Q Q Q Q Q Q Q Q Q Q Q Q Q Q 1. 1. 1. 1. 1. 1. 1. 1. 1. 1. 1. 1. 1. 1. 1. 1. 1. 1. 1. 1. 1. 1. 1. 1. Quelle: IAZI Planer und Entwickler auf Gewinnerseite Der Umsatz der Baumeisterfirmen im Hochbau ist seit 1997 um was nicht zuletzt an ihren Plan- und Entwicklungsaktivitäten liegen 40–50% gestiegen. Hingegen haben General- und Totalunterneh- dürfte. Zudem liegt auch die Gewinnmarge höher. Im Bauhauptge- men ihren Umsatz weit stärker um 75% erhöht. Das Wachstum werbe bleiben 2 bis 3 Franken pro 100 Franken Umsatz bei der der GU und TU ist deutlich dynamischer als im Bauhauptgewerbe, Firma übrig, bei Planern und Entwicklern 4 bis 6 Franken. Jahresumsatz General- und Totalunternehmen sowie Baumeister im Hochbau Index 100 = 1997 200 180 160 140 120 100 80 60 40 20 0 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 General-/Totalunternehmen Baumeister im Hochbau Quelle: Entwicklung Schweiz, SBV 22 Zahlen und Fakten SBV 2021
Bauradar Institutionelle Anleger geniessen Vorteile Die Hälfte der Mietwohnungen ist in den Händen von Privatperso- Sehr stabil waren die Mieteinnahmen, zusätzlich sorgte die Preis- nen. Ein Drittel gehört Investoren wie Pensionskassen, Versicherun- entwicklung für eine höhere Rendite. Dies trug dazu bei, dass gen usw. Der Rest gehört Immobiliengesellschaften, Wohnbau Pensionskassen ihr Immobilienvermögen innert 10 Jahren verdop- genossenschaften und der öffentlichen Hand. Mehrfamilienhäuser pelt haben. Angesichts dieser guten Renditeaussichten haben werden allgemein als Renditeobjekte betrachtet. Ihre Jahresrendite die institutionellen Anleger auch zusätzlich Gelder in Mehrfamilien- bewegte sich in den letzten 10 Jahren stets zwischen 5% und 15%. häuser investiert. Vermögen der Pensionskassen in Immobilien per 31. Dezember in Milliarden Franken 200 150 100 50 0 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Immobilien in der Schweiz Immobilien im Ausland Quelle: BfS Pensionskassenstatistik Grundbesitzer als grösste Gewinner Land kaufen, halten und nach ein paar Jahren wieder verkaufen. pro Jahr. Schweizer Aktien rentieren mit 6%. Die Grundbesitzer Diese Strategie war erfolgreicher als in Immobilien oder Aktien zu sind damit als die grössten Gewinner einzustufen. Obwohl die investieren. Seit 2008 ist der Preis von Bauland für Mehrfamilien- Baumeister die Effizienz steigern und verschiedene Massnahmen häuser auf das 3-fache und für Einfamilienhäuser auf das 2.3-fache umsetzen, bleiben ihren Margen tief. gestiegen. Dies entspricht einer Rendite von 9.1% bzw. 7.3% Preisindizes für Bauland Index 100 = 1.Quartal 2008 350 300 250 200 150 100 50 0 08 1. 09 3. 08 3. 09 20 1. 10 1. 16 1. 14 1. 18 3. 20 1. 19 1. 12 1. 15 1. 13 1. 17 3. 10 1. 11 3. 16 3. 14 3. 18 3. 19 3. 12 3. 13 3. 15 3. 17 3. 11 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 Q Q Q Q Q Q Q Q Q Q Q Q Q Q Q Q Q Q Q Q Q Q Q Q Q Q 1. 1. Bauland für Einfamilienhäuser Bauland für Mehrfamilienhäuser Quelle: IAZI Zahlen und Fakten SBV 2021 23
Überleben dank Innovation Überleben dank Innovation 24 Zahlen und Fakten SBV 2021
Überleben dank Innovation Bedeutsame Innovationen der Baubranche Wettbewerbsfähigkeit setzt Innovation voraus, egal ob es Technologie, Management oder das Personalwesen betrifft. Innovative Massnah- «Innovation trifft das Bauunternehmen men beeinflussen, ob ein Unternehmen überlebt auf verschiedenen Ebenen.» und damit Arbeitsplätze entstehen oder ver loren gehen. Alle Baufirmen müssen mit dem Fachkräftemangel fertig werden. Hierfür ist es un- umgänglich, dass Massnahmen zur Erhöhung der Branchentreue gefunden werden. Überleben dank Innovation 26 Firmen gründen – Arbeitsplätze schaffen und sichern 28 5G – schneller neuer Mobilfunk- standard entschleunigt 30 Vorhandenes Potenzial gegen den Fachkräftemangel nutzen Zahlen und Fakten SBV 2021 25
Überleben dank Innovation Firmen gründen – Arbeitsplätze schaffen und sichern Goethe sagte «Aller Anfang ist schwer, am schwersten der Anfang der Wirtschaft». Damit h atte er recht. Aber noch schwerer ist es, zu überleben. Abnahme der Insolvenzen trotz Pandemie In der Corona-Krise haben sich manche Massnahmen des Bundes wirtschaftlich angespannten Lage kam. Diese Nothilfen werden und der Kantone verdient gemacht. Dazu gehören die Kurzarbeit, aber mittelfristig nicht mehr zur Verfügung stehen, so dass die COVID-19-Notkredite und das Betreibungsmoratorium. die Auftragsvergabe heute einen Einfluss darauf ausübt, wie viele Diese Massnahmen haben dazu geführt, dass es sowohl landesweit Baufirmen ab dem Jahr 2022 Konkurs anmelden werden. als auch in der Baubranche zu weniger Insolvenzen trotz der Neueintragungen und Insolvenzen im Handelsregister im Baugewerbe ohne Auflösungen nach OR 731b 900 800 700 600 500 400 300 200 100 0 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Neueintragungen Insolvenzen Netto-Gründungen Quelle: Bisnode Lang lebe das Bauen! Überlebensrate einer Firma in Jahren nach Gründung in Prozent Der Baumeister gründet eine Baufirma 90% und hofft, genügend Aufträge zu 85% bekommen, um am Markt zu bestehen. 80% 85.4% der Baufirmen überleben 75% das erste Jahr, schweizweit in allen 70% Branchen liegt die Überlebensrate 65% unter 84%. Aber bereits drei Jahre nach Gründung kehrt das Verhältnis, 60% es überleben weniger Firmen in 55% der Baubranche als sonst. Nur 48% 50% der Baufirmen existieren noch 45% fünf J ahre später. Welche Faktoren 40% steigern die Überlebenschancen? 1 Jahr 2 Jahre 3 Jahre 4 Jahre 5 Jahre Total Baugewerbe Quelle: BfS 26 Zahlen und Fakten SBV 2021
Überleben dank Innovation Gemeinsam stärker Vier von fünf Unternehmen haben bei ihrer Gründung nur einen Überlebenswahrscheinlichkeit gar 94%. Jeder Mitarbeiter hat Beschäftigten, den Firmengründer und zugleich Inhaber. Dieses individuelle Fähigkeiten, Erfahrungen, Wissen, Kapital und Netz- Vorgehen ist aber riskant, denn nur 83% dieser «Ein-Mann-Firmen» werke. Anstatt dass sich der Firmengründer selbst um alle Auf überstehen das erste Jahr nach der Gründung. Bereits mit ein gaben kümmern muss, würden weitere Partner bzw. Angestellte es bis drei weiteren Angestellten steigen die Überlebenschancen um ermöglichen, dass sich jeder auf seine besten Fähigkeiten kon hohe 8%. Mit 10 Beschäftigten zu Beginn beträgt die zentrieren kann. Überlebensrate Firma nach Anzahl Beschäftigte bei Gründung in Prozent 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 1 Beschäftigter 2 bis 4 Beschäftigte 5 bis 9 Beschäftigte 10 Beschäftigte und mehr nach 1 Jahr nach 5 Jahren Quelle: BfS Überdurchschnittlich viele neue Arbeitsplätze dank Baufirmen Eine Firmengründung erschafft neue Arbeitsplätze, eine Insolvenz Das fördert die Bautätigkeit. Wenn eine Baufirma neu gegründet hingegen vernichtet sie. 2013 und 2014 gingen mehr Arbeits wird, so schafft sie im Schnitt 1.7 Arbeitsplätze. Im Schweizer plätze wegen Konkursen verloren als durch Neugründungen ent- Durchschnitt beträgt der Wert bloss 1.3 Stellen. Die Baufirmen tun standen. Die Konjunktur hellte sich danach auf und es wurden also mehr für die Beschäftigung als andere Branchen. Die Anzahl netto wieder mehr neue Stellen kreiert. Mehr Beschäftigte bedeu- verlorener Stellen in 2017 und 2018 stand zum Publikationsdatum ten eine zusätzliche Nachfrage nach Wohnungen, Infrastruktur usw. noch nicht zur Verfügung. Anzahl geschaffene und verlorene Arbeitsplätze durch Unternehmensgründung bzw. -schliessung in Baubranche 5 700 5 500 5 300 5 100 4 900 4 700 4 500 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Anzahl geschaffene Stellen Anzahl verlorene Stellen Quelle: BfS Zahlen und Fakten SBV 2021 27
Überleben dank Innovation 5G – schneller neuer Mobilfunkstandard entschleunigt 5 Für die zunehmend digital arbeitende Baubranche ist ein starkes 5G-Netz wichtig, aber der Ausbau könnte schneller sein. Mbit kann 5G theoretisch pro Sekunde an Daten verschicken, das 2 18 Monate dauert es, bis sich die Mobile- Datenmenge verdoppelt. Der aktuelle Standard 4G stösst damit bald an seine ist bis zu 100 Mal schneller als der Grenzen. heutige 4G-Standard. 1 Millisekunde Latenzzeit zwischen 2025 Ereignis und Reaktion. Das ist 10 Mal kürzer als 4G. Die kurze Latenzzeit ist Voraussetzung für das «Internet der Dinge», sie ist wichtiger als die G wird wohl BIM (Building Information Geschwindigkeit. Modeling) für Infrastruktur-Beschaffun- gen von Bund und bundesnahen Behörden als Standard vorgegeben. BIM setzt schnelle Internetverbindun- gen wie 5G voraus. 30 3× so langsam wird 5G aus gebaut als damals 4G. % der im Januar 2019 eingereichten 2–4 Baugesuche für 5G-Antennen waren zwei Jahre später noch immer nicht bewilligt. Jahre dauert es, bis eine 40 5G-Antenne gebaut wird wegen der Baugesuche für 5G-Anten- komplexen Bauvorschriften, nen bleiben selbst nach 1.5 anspruchsvollen Strahlenschutz Jahren bei den Bewilligungsbe- regeln, zahlreichen Einsprachen, % hörden liegen. langsamen Bewilligungen u.ä. Quelle: bauenschweiz, SRF, gfs Bern, NZZ 28 Zahlen und Fakten SBV 2021
Überleben dank Innovation Der icCUBE ist ein Baucontainer, der auf der Baustelle steht. Wänden des Gebäudes sitzen. Sie erkennen damit alle Details in Das Besondere an ihm ist, dass er das Building Information Lebensgrösse. Bauherr, Architekt und Baufirma werden in alle Modeling (BIM) in 3D visualisiert. Der icCUBE stellt die BIM-Pläne Plan- und Bauphasen eingebunden, um Missverständnisse zu als eine 270-Grad-Projektion des Gebäudes dar. Dadurch fühlen vermeiden. Die Bilder zeigen den icCube, der für den Umbau von sich die Beteiligten so, als würden sie zwischen den echten Migros Ostschweiz im Kanton Schaffhausen benutzt wurde. Quelle: Swisscom, Photograph: Boris Baldinger Quelle: Swisscom, Photograph: Boris Baldinger Zahlen und Fakten SBV 2021 29
Überleben dank Innovation Vorhandenes Potenzial gegen den Fachkräftemangel nutzen Mehr Branchentreue, mehr Jugendliche sowie Weiter- und Umqualifizierungen können den Fachkräftemangel lindern. Positive Entwicklung in Demographie nutzen Bis 2030 geht ¹⁄ ³ der Beschäftigten des Bauhauptgewerbes in 2030 jedoch wieder zunehmen. Gemäss BfS wird diese demogra- (Früh-)Pension. Wie die Lücke füllen? Man könnte mehr Schüler für phische Entwicklung die Berufslehre beflügeln und die Anzahl aller eine Lehre im Bauhauptgewerbe begeistern. Zwar sinken die Lehrlinge könnte bis 2030 um 10% steigen. Der Altersüberhang ist Lernendenzahlen im Bereich Architektur und Bau seit einigen jedoch ein strukturelles Problem, das durch eine attraktive Branche- Jahren. Die Anzahl der 15–17-Jährigen dürfte zwischen 2020 und und Arbeitgeberpositionierung gemildert werden kann. Anzahl Lernende (alle Lehrjahre) Index 1990 = 100 140 120 100 80 60 40 20 0 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025 2030 Schweiz alle EFZ-Berufe Architektur und Baugewerbe EFZ-Berufe Bauhauptgewerbe alle EFZ-Berufe Quelle: BfS, SBV Verfügbare Ressourcen nutzen Arbeitslosenquote nach Beruf in Prozent (Durchschnitt 2017–2020) Ferner lässt sich das bereits auf dem Arbeitsmarkt vorhandene Potenzial Bauführer (mit Berufsabschluss) (= Erwerbslose) besser nutzen. Der A rbeitsmarkt für Bauführer, Baupoliere und Vorarbeiter ist praktisch Poliere und Vorarbeiter leergefegt, indes besteht etwas (mit Berufsabschluss) Potenzial bei den Maurern (Arbeits losenquote = 5%). Es wird leicht überschätzt, weil die Arbeitslosensta- Maurer (gemischt, mit und ohne Berufsabschluss) tistik Personen mit EFZ-Berufsabschluss mit Angelernten ohne formalen Abschluss zusammenfasst. Es gilt, das Hilfsarbeiter im Hochbau Reservoir an Arbeitskräften, die sich (ohne Berufsabschluss) für den (Kader-)Nachwuchs eignen, für die Weiterqualifizierung zu rekrutieren 0% 2% 4% 6% 8% 10% 12% 14% und zu begleiten. Quelle: Seco 30 Zahlen und Fakten SBV 2021
Überleben dank Innovation Branchentreue und Quereinsteiger im Fokus Die ersten beiden Möglichkeiten reichen nicht, um den Fachkräfte- der Wert bei 3%. Unternehmer können die jungen Absolventen bedarf zu decken. Deshalb müssen bereits ausgebildete Fach eher zum Verbleib motivieren, wenn sie stärker auf deren Bedürf- kräfte erhalten bleiben. Die Branchentreue im Bauhauptgewerbe nisse eingehen. Dazu gehören einerseits anregende Entwicklungs- ist unterdurchschnittlich. So verlassen bereits nach 4.5 Jahren und Karrieremöglichkeiten. Andererseits sind Massnahmen über 10% der Maurerabsolventen ihren Beruf und setzen ihre Kar- wie mehr Teilzeitstellen und flexiblere Arbeitszeitmodelle wichtig. riere in einer anderen Branche fort. Im Schweizer Schnitt liegt Anteil Absolventen, die innert 4.5 Jahre nach Lehrabschluss den Beruf verlassen und sich umschulen auf Sekundarstufe II, in Prozent 12% 10.1% 8% 6.2% 4.4% 4% 3.2% 0.2% 0% Maurerabsolventen Schweizer Bildungsfeld Architektur Höchste Abwanderung Tiefste Abwanderung Durchschnitt und Baugewerbe nach Bildungsfeld: nach Bildungsfeld: Forstwirtschaft Informations- und Kommunikationstechn. Quelle: BfS, LABB Weiterqualifizierungen steigern 19.2% der Maurer qualifizieren sich innert 4.5 Jahren nach Weiterqualifizierungsquote des Bauhauptgewerbes gut, sie weist Lehrabschluss an einer Hochschule oder in der höheren Berufs jedoch noch Steigerungspotenzial auf. Eine Weiterqualifizierungs- bildung weiter. Davon bilden sich 14.4% innerhalb, 4.8% ausser- strategie steigert nicht nur die Unternehmensattraktivität bei halb des Bauhauptgewerbes fort. Die höchste Weiterqualifi potenziellen Fachkräften, sondern erhöht auch die Betriebstreue zierungsquote beansprucht das Bildungsfeld Gesundheit mit über von bereits angestelltem Personal und somit die Branchentreue. 31%, der landesweite Schnitt liegt bei etwa 16%. Ergo ist die Anteil Absolventen, die sich innert 4.5 Jahren nach Lehrabschluss in der Höheren Berufsbildung oder Hochschule weiterqualifizieren in Prozent 40% 31.4% 30% 19.2% 20% 16.4% 13.6% 10% 6.2% 0% Maurerabsolventen Schweizer Bildungsfeld: Höchste Weiterqualifizie- Tiefste Weiterqualifi- Durchschnitt Architektur und rungsquote nach zierungsquote, nach Baugewerbe Bildungsfeld: Gesundheit BF: Tiermedizin Quelle: BfS, LABB Zahlen und Fakten SBV 2021 31
Mobilität und Wohnen Mobilität und Wohnen 32 Zahlen und Fakten SBV 2021
Mobilität und Wohnen Bauen für die Bedürfnisse der Bevölkerung Die enge Beziehung zwischen Wohnen und Mobilität wurde 2020 neu definiert. Das Home Office misst den eigenen vier Wänden eine «Mobilität und Wohnen zeigen grössere Bedeutung zu, was den Hochbau neue Trends.» mittelfristig prägen wird. Weitere Hinweise gibt eine Analyse des Mobilitätsverhaltens und des Infrastrukturbedarfs in der Schweiz. Damit sind neue Trends erkannt, aber der Weg bis zum Bauen ist gepflastert mit versteckten Kosten und langen Zeitspannen. Mobilität und Wohnen 34 Veni, vidi, vici – das Home Office kam, sah und siegte 36 Die Strasse der Zukunft: schneller zum Ziel 38 Infrastrukturbedarf – ein Durch- lauferhitzer für den Umsatz 42 Versteckte Kosten bis zum Bauen 44 Baugesuche: Warten auf Godot Zahlen und Fakten SBV 2021 33
Mobilität und Wohnen Veni, vidi, vici – das Home Office kam, sah und siegte Der Trend zu mehr Home Office stärkt die Nachfrage nach Wohnraum, reduziert sie aber für Büroflächen. 2-in-1: die Wohnung als Zuhause und Büro Vor dem Lockdown haben nur 4% der Bevölkerung durchgehend Lehrstätte auf sich, während des Lockdowns nur 22%. Die Erwerbs- von daheim aus gearbeitet oder gelernt, während des Lockdowns tätigen richten sich darauf ein, künftig vermehrt im Home Office hingegen 43%. Oder andersherum: Vor dem Lockdown nahmen zu arbeiten, und an weniger Tagen in der Woche als bisher zur 58% der Bevölkerung fünf Tage pro Woche den Weg zur Arbeit / Arbeit zu pendeln. Damit werden längere Pendelstrecken akzeptabel. Arbeits-/Ausbildungsweg vor und während des Lockdowns Vor Lockdown Während Lockdown Arbeits-/Ausbildungsort zu Hause 9% 4% 5% 5 Tage pro Woche 32% 1–4 Tage pro Woche 43% Anderes 29% 58% 22% Quelle: Intervista AG, BfS Die Nachfrage passt sich an Suchabos nach Mietwohnungen auf Online-Plattformen in der Schweiz Index Januar 2020 = 100 Corona hat gezeigt: Home Office 115 funktioniert oft besser als vermutet, 110 Arbeitnehmer passen ihre Bedürfnisse an. Der Home-Office-Trend dürfte 105 den Markt länger beeinflussen. Die 100 Menschen verbringen mehr Zeit in den eigenen vier Wänden. Daher wünschen 95 sie sich mehr Platz. Die Suchabos 90 auf Online-Plattformen zeigen, dass die Nachfrage nach grossen Mietwoh 85 nungen im Jahresverlauf um 10% stieg. 80 Auch mittelgrosse Wohnungen sind 01 04 5 6 7 8 9 0 1 2 20 1 2 3 02 03 /1 /1 /1 /0 /0 /0 /0 /0 /0 /0 /0 beliebter. Kleine Wohnungen haben / / / / 20 20 21 20 21 21 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 hingegen an Popularität eingebüsst. Ebenfalls sind ländliche, periphere grosse Wohnung mittelgrosse Wohnung kleine Wohnung Gebiete gesuchter. Sie profitieren Quelle: Realmatch360 besonders, weil ihre noch überdurch- schnittlich hohen Leerstände dank dem neuen Trend sinken dürften. 34 Zahlen und Fakten SBV 2021
Mobilität und Wohnen Auf dem Land gibt es genug Platz für steigende Preise Nicht nur bei Mietwohnungen macht sich das Home Office auf dem Land sind bis Ende 2020 um 4.7% geklettert, was auf bemerkbar: Wohneigentum hat sich zwischen Dezember und März die grössere Nachfrage für mehr Wohnfläche zurückzuführen ist. 2020 im Durchschnitt um 4.15% verteuert. Die Preise für Ein Eigentumswohnungen auf dem Land sind 4.4% teuer geworden. familienhäuser bzw. Eigentumswohnungen sind gerade in ländli- Trotz des bereits enormen Preisniveaus haben anscheinend noch chen Gebieten stark gestiegen. Die Preise für ein Einfamilienhaus genug Haushalte Finanzmittel, um sich Wohneigentum zu leisten. Preisentwickung Wohneigentum Dezember 2020 gegenüber März 2020 in Prozent Eigentumswohnung 4.3% 4.4% Einfamilienhaus 3.2% 4.7% Stadt Land Quelle: BfS Home Office gegen Bürofläche – wer gewinnt das Spiel? Die Kehrseite der Medaille: mehr Arbeit von zu Hause aus bedeu- Corona reduziert das Gefälle zwischen Stadt und Peripherie beim tet, dass weniger Fläche für Büros benötigt wird. Je nach Szenario Wohnen. Aber der Unterschied hinsichtlich Bürofläche wird grösser, könnte der Bedarf an Bürofläche in 10 Jahren zwischen 5% denn schon heutzutage sind Büros in Agglomerationen und in der und 25% geringer ausfallen als noch vor Corona gedacht. Künftig Peripherie unbeliebter als in Stadtzentren. Büros in Städten werden dürften Mischformen aus Home Office und Büro den Alltag prägen, wegen der Verkehrsanbindungen noch populärer, dezentrale Lagen wodurch Bürofläche langfristig weniger gesucht sein dürfte. haben hingegen einen schweren Stand. Einfluss Home Office auf Nachfrage nach Bürofläche in 10 Jahren in Prozent Return-Szenario Hauptszenario Game-Changer-Szenario 0% –5% –10% –15% –20% –25% –30% Quelle: Credit Suisse Zahlen und Fakten SBV 2021 35
Sie können auch lesen