Wirtschaftsförderbericht 2017 2020 - Amt für Wirtschaftsförderung, Regionalplanung, ÖPNV - Landkreis Schaumburg
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Wirtschaftsförderbericht 2017 - 2020 Amt für Wirtschaftsförderung, Regionalplanung, ÖPNV Oktober 2020
Inhaltsverzeichnis Einleitung Maßnahmen der Wirtschaftsförderung Investitionsförderung im Landkreis Schaumburg Innovationsförderung mit Technologietransfer Bestandssicherung und Kommunikation mit Unternehmen Gründungsberatung und -förderung Standortmarketing Qualifizierung Touristische Entwicklung Koordinierungsstelle Frau und Wirtschaft HyStarter: Schaumburg auf dem Weg zur Wasserstoffregion Gewerbeflächen, Infrastrukturentwicklung und Breitband Verzahnung von Beschäftigungs- und Wirtschaftsförderung Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsver- hältnisse Überregionale Kooperationen Ausblick 2
Einleitung Im Betrachtungszeitraum war zunächst die wirtschaftliche Entwicklung im Landkreis Schaumburg von 2017 bis Anfang 2020 ausgesprochen zufriedenstellend. So stiegen beispielsweise in diesem kurzen Zeitraum die Zahlen der sozialver- sicherungspflichtig Beschäftigten von 43.000 auf über 46.000 an. Seitdem ist die wirtschaftliche und gesellschaftliche Lage durch Unsicherheiten geprägt. Aktuell be- reiten ansteigende Corona-Infektionszahlen Sorgen. Derzeit droht ein zweiter Lockdown, der die Wirtschaft hart treffen würde. Große Teile der Wirtschaft waren in den vergangenen Monaten von der Corona-Krise betroffen. Für etliche Beschäftigte musste Kurzarbeit beantragt werden - vom Einzel- handel über das verarbeitende Gewerbe bis zum Tourismus. Es gab auch gegenläu- fige Tendenzen. Einzelne Bereiche – zum Beispiel der Onlinehandel, das Segment rund um Haus und Garten sowie Produkte für die kontaktfreie Freizeitgestaltung (Radfahren, Camping) – erlebten und erleben eine Sonderkonjunktur. Nichts- destotrotz befindet sich die Wirtschaft in einer Rezession, auch wenn im Sommer eine gewisse Erholung zu verzeichnen war. Die Wirtschaftsförderung des Landkreises Schaumburg unterstützt Betriebe in dieser Krise. Dafür wurden bewährte Wirtschaftsförderinstrumente weiterentwickelt und ein- gesetzt. Dazu gehört die Investitionsförderung, mit der kreiseigenen pro-Invest- Förderung und der GRW-Förderung über die NBank, der Technologietransfer sowie die Gründungsberatung. Bei der Standortwerbung wurden Maßnahmen insbesondere für Stadthagen ergriffen, als Reaktion auf die Entscheidung von Faurecia, den Standort zu verlassen. Dazu gehört auch die Unterstützung der erfolg- reichen Bewerbung von Stadthagen im Rahmen der Initiative "Zukunftsräume Niedersachsen" für das Living Care Lab und die Förderung des Gründerwettbewerbs "Start Stadthagen". Ferner hat der Landkreis Schaumburg beispielsweise auch beim regionalen Fachkräftebündnis Leine-Weser ein Projekt für Pflegefachkräftegewin- nung und -bindung beantragt, um die Attraktivität des Pflegeberufs in Schaumburg zu steigern. Durch die organisatorische Eingliederung in die Wirtschaftsförderung ist seit 2019 die Koordinierungsstelle Frau und Wirtschaft im Weserbergland mit Sitz in Rinteln ein "neues Wirtschaftsförderprojekt". Das Projekt soll dazu beitragen, die Arbeitsmarkt- teilhabe und die Qualität der Beschäftigung von Frauen aus den Landkreisen Holz- minden, Hameln-Pyrmont und Schaumburg zu erhöhen und Arbeitsmarktprobleme abzubauen. Daneben wurden weitere zukunftsträchtige Projekte vorangetrieben. Dazu gehört der Bereich Digitalisierung und der Breitbandausbau für Haushalte, Schulen und Gewerbebetriebe. Schaumburg befindet sich dank des "HyStarter"-Projektes auf dem Weg zu einer Wasserstoffregion. Erste Projektansätze im Bereich der H2-Produktion, der H2-Speicherung und für den H2-Einsatz im Gebäudebereich kristallisieren sich heraus. Das Thema Wasserstoff wurde daher in den Wirtschaftsförderbericht neu aufgenommen. Digitalisierung, Breitband und Wasserstoff sind Themen, die dem Landkreis in Zukunft bei der wirtschaftlichen Entwicklung und der Schaffung von Arbeitsplätzen helfen werden. 3
Maßnahmen der Wirtschaftsförderung 2017 - 2020 Investitionsförderung im Landkreis Schaumburg a.) GRW-Förderung Die Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur (GRW-Förderung) soll in strukturschwachen Regionen die Wettbewerbs- und Anpas- sungsfähigkeit der Wirtschaft stärken. Die aktuelle Förderperiode begann 2014 und geht bis 2020. Projekte der Förderperiode 2014-2020 müssen grundsätzlich am 30.06.2022 enden. Unter dieser Voraussetzung können derzeit, und auch im Jahr 2021, noch Anträge gestellt werden. Der Landkreis Schaumburg wurde in die GRW- Förderung als sog. C-Fördergebiet aufgenommen. Für C-Fördergebiete sind die För- dersätze mit 25% bei kleinen Unternehmen und mit 17,5% bei mittleren Unterneh- men im Falle einer Errichtung einer neuen Betriebsstätte sowie einer Erweiterung höher als in den D-Fördergebieten und es ist auch möglich Großunternehmen mit 10% zu fördern. Es gibt strengere Kriterien bei der GRW-Förderung als es bei dem Förderprogramm pro-Invest des Landkreises der Fall ist. So müssen bei der GRW-Förderung mindes- tens 10% neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Ferner werden Bewertungspunkte, z. B. für den Innovationsgehalt und die Tarifbindung vergeben. Seit 2014 wurden 16 Vorhaben mit ca. 19,5 Mio. € in Schaumburg gefördert. In diesem Jahr gibt es noch zwei weitere Firmen, deren Anträge als förderfähig von der NBank eingestuft wurden, die aber noch keinen sog. Zuwendungsbescheid erhalten haben. Ferner haben noch zwei weitere Unternehmen Förderanträge gestellt. Die Wirtschaftsförderung berät zur Antragstellung und erstellt Stellungnahmen zu Förderanträgen für die NBank. Neben der einzelbetrieblichen Investitionsförderung, die vorrangig auf das verarbeitende Gewerbe abstellt, gibt es auch eine GRW-Förderung für Hotels. Auch die Förderung der hochwertigen wirtschaftsnahen Infrastruktur gehört zur Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur mit Fördersätzen bis zu 60% der förderfähigen Kosten. Diese Förderung dient der Erschließung, dem Ausbau und der Revitalisierung von Industrie- und Gewerbegebieten und daneben der Errichtung oder dem Ausbau von Verkehrsverbindungen zur Anbindung von Gewerbebetrieben an das überregionale Straßen- oder Schienenverkehrsnetz. Eine Samtgemeinde hat das Förderprogramm zur Erschließung eines Gewerbegebietes in Schaumburg bisher genutzt. 4
b.) Pro-Invest Das Förderprogramm pro-Invest des Landkreises fördert vor allem die kleinen und mittleren Betriebe (KMU), die überwiegend regional ihren Absatz finden. In der voran- gegangenen Förderperiode wurde pro-Invest zur Hälfte mit EU-Mitteln gefördert. Nach Wegbrechen der EU-Förderung hat der Kreistag beschlossen, dieses Programm mit kreiseigenen Mitteln wieder aufzunehmen. Dafür wurden ab 2015 pro Jahr zunächst 288.000 € angesetzt. Seinerzeit war es noch nicht sicher, ob der Technologietransfer tatsächlich weiterhin gefördert würde. Da diese EU-Förderung nachträglich erfolgte, waren für pro-Invest jährlich insgesamt 323.000 € vorhanden. Von 2020 an stehen 500.000 € für pro-Invest zur Verfügung. Seit 2015 wurden 56 Unternehmen gefördert mit einer Gesamtförderung von rund 1,37 Mio. €. Nach einer Anfangsphase sind die Förderungen angestiegen und liegen nun bei über 300.000 € pro Jahr. Im Vergleich zur GRW-Förderung wird erkennbar, es können deutlich mehr Betriebe mit einer spürbar geringeren durchschnittlichen Förderhöhe gefördert werden. Es werden breit gestreut verschiedene Branchen gefördert. Handwerk, Handel Dienstleistungen und produzierendes Gewerbe erhielten seit 2015 gleichermaßen Förderungen. In der folgenden Grafik fallen unter die Freiberufler auch mehrere Ärzte. Bei der GRW-Förderung gibt es eine ganze Reihe von Wirtschaftszweigen, die von der Förderung ausgeschlossen sind, wie z. B. der Einzelhandel, Freiberufler und Gaststätten. Diese Bereiche können über pro-Invest gefördert werden. Mit pro-Invest werden die Wettbewerbsfähigkeit der kleinen und mittleren Unternehmen gesteigert, die ländliche Entwicklung unterstützt, ein Beitrag zur Belebung der Innenstädte unserer Mittelzentren ermöglicht und dadurch Arbeitsplätze geschaffen. 5
Die 56 geförderten Unternehmen mit der Gesamtförderung von 1,37 Mio. € haben 12,5 Mio. € investiert, 299 Arbeitsplätze gesichert und 44 Arbeitsplätze und 6 Ausbil- dungsplätze geschaffen. AUSWIRKUNG AUF ARBEITSPLÄTZE 2015-2020 6 44 299 Gesicherte Arbeitsplätze Neue Arbeitsplätze Schaffung Ausbildungsplätze Die folgende Grafik gibt Auskunft über die pro-Invest-Anträge. In der Regel wird pro- Invest für Investitionen zur Erweiterung und Errichtung einer Betriebsstätte hinzuge- zogen. In Kombination mit dem Technologietransfer gibt es auch pro-Invest- Förderungen, weil Beratungen, die die Innovationskraft des Unternehmens stärken, förderfähig sind. 6
Pro-Invest ist zugleich ein Kooperationsprojekt zwischen den Landkreisen der Regio- nalen Entwicklungskooperation Weserbergland plus (REK): Landkreise Holzminden, Hameln-Pyrmont, Schaumburg und Nienburg. Die Fördergrundsätze sind zwischen den Landkreisen abgestimmt worden. Die geförderten Unternehmen sind aufgefordert, auf die jeweilige Förderung durch ein gut sichtbares Schild in ihrem Betrieb hinzuweisen: 7
Für den Zeitraum 2021 bis 2023 wurde eine neue Richtlinie erarbeitet. Danach ist die Förderung weiterhin auf die Schaffung von Arbeitsplätzen ausgerichtet. Es bleibt da- bei, dass der Zuschuss 15 Prozent der förderfähigen Investitionskosten beträgt und die höchstmögliche Fördersumme bei 50.000 € liegt. Stärker betont wird nun, dass auch Maßnahmen gefördert werden können, wenn sie der Digitalisierung und Stär- kung der Innovationskraft dienen. Auch Maßnahmen zum Klimaschutz werden be- sonders berücksichtigt. Innovationsförderung mit Technologietransfer Für Unternehmen stehen i. d. R. Bundes- und Landesprogramme zur Förderung von Innovationsvorhaben oder für Forschung-und Entwicklung (F&E) zur Verfügung. Dazu gehören vom Bund z. B. das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand oder das Programm KMU-innovativ. Auch das Land Niedersachsen verfügt über ein eigenes F&E-Programm. Daneben gibt es rund um das Thema Digitalisierung die Go-Digital-Förderung des Bundes und den Digitalbonus des Landes Niedersachsen, von denen einige Unternehmen auch in Schaumburg profitieren. Beim Digitalbonus können Kleinunternehmen bei einem Fördersatz von max. 50 % bis zu 10.000 € zu ihren Investitionen in die eigene IT-Infrastruktur hinzubekommen. Der Landkreis Schaumburg bietet den Technologie- und Wissenstransfer an und vergibt regelmäßig den Innovationspreis Schaumburg, der mit 6.000 € Preisgeld ausgestattet ist. Schon seit 1999 gehört der Technologie- und Wissenstransfer zu den Wirtschaftsfördermaßnahmen. Ziel ist, die Kooperation zwischen kleinen und mittleren Unternehmen und den Hochschulen voranzubringen. Hergestellt wird der Kontakt zwischen den kleinen und mittleren Unternehmen und den Forschungseinrichtungen durch einen privaten Dienstleister. Der Technologie- und Wissenstransfer wird gefördert mit Mitteln aus dem Europäischen Fonds für re- gionale Entwicklung (EFRE). Mit dem Start in die aktuelle EU-Förderperiode musste die Dienstleistung neu vergeben werden durch eine Ausschreibung der REK Weser- bergland plus. Den Zuschlag erhielt nach europaweiter Ausschreibung die "Innovati- onsgesellschaft mbH" in Haste. Für den Technologietransfer stehen jährlich bis 70.000 € von 2016 bis 2019 im Haushalt des Landkreises zur Verfügung. Von 2020 an bis 2023 sind 35.000 € im Haushalt eingeplant, vorbehaltlich der Förderung in Höhe von 35.000 €. Es wurde bei der NBank eine Förderung bis 2023 beantragt. Wie bei anderen Förderprogrammen, bedingt durch das Ende der Förderperiode, wurde zunächst nur eine Förderzusage für den Zeitraum 01.01.2020 bis 30.06.2022 erteilt und die Beauftragung der "Innovationsgesellschaft mbH" wurde bis zum 30.06.2022 terminiert mit Verlängerungsoption bis Ende 2023, sobald die Förderung von Seiten des Landes erfolgt. Damit profitieren Schaumburger Unternehmen von bis zu 850 Beratungs- stunden pro Jahr. Die zur Verfügung stehenden Mittel und die Beratungsstunden wurden seit Anbeginn immer wieder erhöht. Dieses Beratungsangebot hat sich in Schaumburg und im gesamten Gebiet der REK Weserbergland plus bewährt. Die Funktionsweise des Technologie- und Wissenstransfers erfolgt folgendermaßen: Der beauftragte Dienstleister steht den Unternehmen als Ansprechpartner zur Verfü- gung. Bei Bedarf nimmt er in einem Gespräch die unternehmensspezifischen Prob- leme, Fragestellungen und bereits vorhandene Projektanfragen auf. Er informiert das 8
Unternehmen über die Möglichkeiten, wie und an welcher Stelle die Hochschulen eine Unterstützung sein können. Der Dienstleister recherchiert die geeigneten Exper- ten und stellt den Kontakt her. Es folgt ein gemeinsames informelles und unverbindli- ches Fachgespräch vor Ort im Unternehmen oder im Institut der jeweiligen Hoch- schule, moderiert durch die " Innovationsgesellschaft mbH". In diesem Gespräch werden die Anforderungen des Unternehmens und das Angebot seitens der Hoch- schule erstellt. In Kooperation mit der Wirtschaftsförderung des Landkreises unter- stützt der Technologie- und Wissenstransfers bei der Recherche und Beantragung von finanziellen Fördermitteln. Wie diese Kooperationen funktionieren, zeigen am besten folgende Beispiele1: Für ein Schaumburger Unternehmen haben Studenten der Hochschule Hannover die rechtlichen Voraussetzungen für ein Gewerk recherchiert und daraus Anforderungen an eine digitale Lösungsmöglichkeit zur Erfüllung dieser Norm erarbeitet. Die techni- sche Umsetzung erfolgte dann über ein IT-Dienstleistungsunternehmen, das ebenfalls von der Innovationsgesellschaft vermittelt wurde. Für ein anderes Unternehmen, das im Bereich der Energieerzeugung tätig ist, stellte sich die Frage nach einer intelligenten IT-gestützten Steuerung von Energieprodukti- on, -speicherung und -abnahme. Zu diesem Thema konnte eine Bachelorarbeit an der Hochschule Hannover platziert werden. Ein weiteres Unternehmen, das sich mit der Steuerung und dem Bau von Trock- nungsanlagen beschäftigt, musste seine SBS-Steuerung auf den neuesten Stand der Technik bringen. Hier hat ein Team der Uni Braunschweig über mehrere Monate Entwicklungsarbeit geleistet, um die Steuerung für die neuesten Entwicklungsumge- bungen, aber auch für die Zukunft anschlussfähig zu machen. Nach fast 20 Jahren Technologietransfer werden aber zunehmend auch Unterneh- men mit anderen Unternehmen in Verbindung gebracht, um gemeinsam etwas zu entwickeln. So wurde beispielsweise ein Schaumburger Unternehmen an eines aus dem Landkreis Hameln-Pyrmont vermittelt, um dort für den Lebensmittelbereich ge- meinsam eine technische Lösung für die Produktion zu entwickeln. Es besteht ein enger Kontakt zum Campus Minden der Fachhochschule Bielefeld. Der Grund dafür ist, dass mehrere Schaumburger Betriebe die Ausbildungsmöglich- keit des dualen Studiums in Minden nutzen. Nicht zuletzt über den Technologietrans- fer bestehen Kontakte zur Universitätslandschaft in Hannover und der Fachhoch- schule Lemgo in Ostwestfahlen-Lippe. Ziel soll es sein, von dem Know-how zu profitieren und gleichzeitig die Wege für Schaumburger Unternehmen kurz zu halten. Die Fachhochschule in Lemgo betreibt ebenfalls einen Technologie- und Wissens- transfer. Die Region Ostwestfalen-Lippe gilt Dank des Technologienetzwerkes als Spitzencluster für intelligente technische Systeme. Dieses Technologienetzwerk wurde vom Bund erheblich finanziell unterstützt. Daran beteiligt sind viele große und namhafte Unternehmen aus Ostwestfalen-Lippe. Mit Fokus auf die wirtschaftliche 1 Dabei muss allerdings berücksichtigt werden, dass der Technologieberater Geheimhal- tungserklärungen unterschreiben muss, wonach nur in sehr wenigen Fällen Innovationen publiziert werden dürfen. Die Darstellung erfolgt daher anonym. 9
Ost-West-Ausrichtung des Landkreises lassen sich hier immer wieder Kontakte für Unternehmen vermitteln. Der Innovationspreis 2018 wurde auf dem Schaumburger Wirtschaftsforum 2019 ver- liehen, für das Herr Dr. Volker Müller, der Hauptgeschäftsführer der Unternehmer- verbände in Niedersachsen e. V., als Gastredner gewonnen werden konnte. Diesmal gab es mit 11 Bewerbungen erfreulicherweise mehr innovative Vorhaben als bei den vorangegangen Verleihungen. Der Schaumburger Innovationspreis ging an die Norddeutsche Fertigungstechnik GmbH. Das Bückeburger Unternehmen hat Aromaschutzventile für Verpackungen von Kaffee oder Teig aus biologisch abbaubarem Werkstoff entwickelt. Den zweiten Preis überreichte Landrat Jörg Farr der VisiTrans GmbH, die eine neue Plattform „VisiMatch“ gestartet hat. Diese Plattform steigert die Effizienz der Container-Logistik, indem Leerfahrten und Repositionierungen minimiert werden. Als drittes Unter- nehmen bekam die Heye International GmbH aus Obernkirchen die Auszeichnung für den neuen Schmierroboter für Maschinen zur Glasbehälterherstellung. Der Sonderpreis „Marktlücke“ ging an PACKonzept, Wolfgang Müller aus Niedernwöhren, der eine Freistufe für Wohnmobile entwickelte, um die Einstiegshöhe zu halbieren. Der Innovationspreis des Landkreises Schaumburg wird im Rhythmus von 2-3 Jah- ren ausgeschrieben und ist mit bis zu 6.000,00 € Preisgeld ausgestattet. Bewerben können sich Schaumburger Unternehmen, die in der jüngsten Vergangenheit oder in der nahen Zukunft Innovationen durchgeführt oder in Planung haben. Innovationen im Bereich des Umweltschutzes und innovative Existenzgründungen werden hierbei besonders in Augenschein genommen. Copyright "SN (Grabowski)“ 10
Bestandssicherung und Kommunikation mit Unternehmen a) Bestandssicherung Die hier vorgestellten Maßnahmen der Wirtschaftsförderung dienen der Bestandssicherung. Die Wirtschaftsförderung hilft als Lotse bei Behördenfragen und initiiert Netzwerke. Um die Bedarfe und Fragestellungen der Unternehmen direkt zu erfahren, werden Unternehmensbesuche durchgeführt. In den Jahren 2017 bis März 2020 wurden initiativ durch die Wirtschaftsförderung oder aber durch die Wirtschaftsförderung in Kooperation mit dem Technologietransfer jeweils rund 30 Unternehmen aufgesucht bzw. beraten. Exemplarisch sind folgende Branchen zu nennen, die aufgesucht wurden: • Handwerkbetriebe, wie z. B. Glaserei, Metallbau, Elektro • Maschinen und Anlagenbauer • weitere Betriebe des verarbeitenden Gewerbes • Betriebe des Groß- und Einzelhandels • sonstige Branchen wie Nahrungsmittelhersteller, Druck, Futtermittelhersteller aber auch Lasertechnik, Scan-Dienstleistungen • Hotelbetriebe • sowie weitere Dienstleistungsfirmen Gemeinsame Unternehmensbesuche wurden auch mit dem Job Center Schaumburg durchgeführt. Mit der Koordinierungsstelle Frau und Wirtschaft Weserbergland wurden wiederum auch Unternehmen besucht, um der Koordinierungsstelle den Zu- gang zu Betrieben in Schaumburg zu ebnen. In diesem Jahr sind nach dem Lock- down Beratungen nach Terminvergabe möglich und es finden auch wieder Unter- nehmensbesuche statt. In den Jahren 2017, 2018 und 2019 wurde die Messe Hannover mit den Betrieben aus Schaumburg besucht. 2017 fand beispielsweise ein Austausch mit den Betrieben Bioclimatic, Hubert Stüken, Polyform Kunststofftechnik, LTL Maschinenbau, Bahr Modultechnik und Precima Magnettechnik statt, an dem auch der Landrat und die IHK teilgenommen haben. b.) Informationsaustausch / Kommunikation mit Unternehmen Die wichtigste öffentlichkeitswirksame Maßnahme ist die Schaumburger Regional- schau. Sie fand zuletzt 2018 statt und wurde von Landrat Jörg Farr und dem damaligen niedersächsischen Wirtschaftsminister Olaf Lies eröffnet. Mit 220 Ausstellerinnen und Ausstellern sowie einem Ansturm der Besucherinnen und Besucher war die Schaumburger Regionalschau ein voller Erfolg. Die Schaumburger Regionalschau findet alle drei Jahre statt, musste coronabedingt im April 2020 leider verschoben werden und soll im April 2021 nachgeholt werden. Regelmäßig drei Mal pro Jahr erscheint eine Ausgabe des Wirtschaftsmagazins "Wirtschaft kompakt". In den Jahren 2017 – 2020 wurde ein vielfältiges Themenspek- trum abgedeckt. Die Schwerpunkte der letzten Ausgaben lauteten: • Lebendige Innenstädte als Standortfaktor • Wirtschaftliche Impulse durch Klimaschutz • Die Bundeswehr als Wirtschaftsfaktor • Jungunternehmen und neue Arbeitsformen 11
• Perspektiven 2019 • Frau und Wirtschaft • Qualifizierung als Erfolgsfaktor • Digitalisierung als Erfolgsfaktor • Innovative Vorhaben in schwierigen Zeiten Mit dem Magazin wurden erneut über 3.500 Schaumburger Betriebe erreicht und mit Wirtschaftsinformationen überwiegend aus der Region versorgt. Vor allem die unter- schiedlichen Firmenportraits können für mögliche Kooperationen zwischen kleinen und mittleren Unternehmen eine Ausgangsinformation bieten. 12
Gründungsberatung und -förderung Auf Initiative der Wirtschaftsjunioren Schaumburg wurde 1997 das Zentrum für Unter- nehmensgründung und -sicherung (Z.U.G.) ins Leben gerufen, das federführend vom Amt für Wirtschaftsförderung betreut wird. Das Z.U.G. versteht sich als erste zentrale Anlaufstelle für Gründungsinteressierte und ist zugleich Verbindungsstelle für das gut funktionierende Kompetenznetzwerk im Landkreis Schaumburg. Zu diesem Netzwerk gehören: • die Wirtschaftsförderung des Landkreises • die Wirtschaftsjunioren Schaumburg, • die IHK Hannover, die Kreishandwerkerschaft Schaumburg, • die Vertreter der heimischen Kreditinstitute, • die Weserbergland AG, • das Finanzamt Stadthagen, • die Netzwerke EFAS – Unternehmen in Schaumburg • und Akzente in Rinteln, • die Koordinierungsstelle Frau und Wirtschaft, • die ansässigen Krankenkassen, • die Agentur für Arbeit mit den Geschäftsstellen in Stadthagen und Rinteln, • die SIGA (Schaumburger Initiative gegen Arbeitslosigkeit), • die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises, • der AdU, • das JobCenter, • die VHS Schaumburg, • das Gewerbeaufsichtsamt Hildesheim • und die Wirtschaftsakademie Weserbergland. Schwerpunkte der Tätigkeit des ZUG sind Beratungen, Veranstaltungen und Kon- taktvermittlung. Im Zeitraum 2017 – 2020 sind die Beratungen als Einzelgespräche geführt worden. Früher wurden stattdessen Orientierungsvorträge durchgeführt, da die Zahl der Gründungsinteressierten höher war. Darüber hinaus unterstützt das Z.U.G. die jährlich stattfindende nationale Gründer- woche mit verschiedenen Veranstaltungen sowie Qualifizierungs- und Vernetzungs- angeboten in der Region. In den Jahren 2017 bis 2019 fand in der Gründerwoche neben Veranstaltungen ausschließlich für Gründerinnen und Gründer auch jeweils eine Veranstaltung zur Sicherung und Nachfolge statt. Diese Nachfolgeseminare wurden gemeinsam mit Netzwerkpartnern, und zwar der Kreishandwerkerschaft und der IHK, durchgeführt. Im Rahmen der Gründungsberatung wird auch geprüft, ob es Fördermöglichkeiten gibt. In der Regel handelt es sich dabei um geförderte Kredite, wie z. B. von der KfW oder von der NBank (Programm Mikrostarter). Daher stellt die Zuschussförderung über pro-Invest eine gute Möglichkeit für Gründerinnen und Gründer dar. Zwischen 2017 und 2020 waren ca. 28% der Förderfälle bei pro-Invest Gründerinnen und Gründer. Schwerpunkte waren im Bereich Gesundheit, Handwerk oder Dienstleitungen (z. B. Cafés). 13
Standortmarketing In Anbetracht der Situation von Stadthagen durch die Wegzugsentscheidung des Autositzherstellers Faurecia wurden verschiedene Maßnahmen ergriffen. Neben Ge- sprächen mit den zuständigen niedersächsischen Ministerien wurde zum Beispiel Standortwerbung betrieben. So wurde im Jahr 2018 in der HAZ Wirtschaftszeitung der Wirtschaftsstandort Schaumburg vorgestellt und im gleichen Jahr kam der Imagefilm Schaumburg heraus, der auf der Homepage vom Landkreis Schaumburg bei der Wirtschaftsförderung zu finden ist. Auf YouTube wurde dieser Film immerhin 7.349 angesehen. Das ist eine durchaus zufriedenstellende Klickrate für einen Imagefilm von einem Landkreis. Landkreis Schaumburg: Imagefilm - Hier will ich bleiben 7392 Aufrufe vor 1 Jahr Ferner wurde ein zweisprachiger Standortflyer entwickelt und unter anderem dem niedersächsischen Wirtschaftsministerium zur Verfügung gestellt. Diese Flyer sollten von dort an interessierte Investoren weitergeleitet werden. 14
Die Wirtschaftsförderung des Landreises hat auch den Gründerwettbewerb "Start Stadthagen" finanziell unterstützt, der bei dem IHK Wettbewerb "Gemeinsam – aktiv handeln vor Ort" in Niedersachsen den zweiten Platz in der Kategorie Gemeinschaftsinitiativen erreichte. Ferner unterstützte der Landkreis Schaumburg die Bewerbung von Stadthagen für das Förderprogramm "Zukunftsräume Niedersachsen" in Bezug auf das Living Care Lab in Stadthagen. Im Living Care Lab Schaumburg stellen Startups, die Innovationen für die Pflege entwickeln, ihre Produkte in einem Ladenlokal in Stadthagen aus und können somit auch von Bürgerinnen und Bürgern getestet werden. Qualifizierung Im Handwerk waren die Ausbildungszahlen zwischen 2017 und 2019 auf einem ho- hen Niveau. Zwischenzeitlich war Schaumburg (2018) gar der Kammersieger im Be- reich der Handwerkskammer Hannover. Im laufenden Jahr geht die Zahl neu abge- schlossener Ausbildungsverhältnisse etwas zurück. Bis heute bleiben Stellen im Handwerk teilweise unbesetzt. Ähnlich sieht die Industrie- und Handelskammer Hannover, Geschäftsstelle Stadthagen für die Jahre 2017 bis 2019 eine stabile bis leicht positive Entwicklung bei den Ausbildungszahlen und im laufenden Jahr Rückgänge bei neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen von rund 10%. Im Landkreis wird in die Ausbildung investiert. Die beiden Berufsbildenden Schulen im Landkreis, die BBS Rinteln und die BBS Stadthagen, bieten ein breites Ausbil- dungsspektrum an. Weil Erzieher händeringend gesucht werden, hat die BBS Rinteln ab August 2020 zwei neue Bildungsgänge im Bereich Gesundheit/Soziales gestartet. Zum einen wird eine dreijährige berufsbegleitende Teilzeitausbildung in der Fachschule Sozialpädagogik angeboten. Ferner wurde auch am beruflichen Gymnasium der Schwerpunkt Sozialpädagogik erweitert. Auch das JobCenter Schaumburg und die zuständige Arbeitsagentur Hameln setzen darauf, Arbeitsuchende zu qualifizieren. Um in Zeiten der Corona-Pandemie die berufliche Zukunft für junge Menschen zu sichern, gibt es im Ausbildungsjahr 2020 das Bundesprogramm "Ausbildungsplatze sichern" u.a. mit einer Ausbildungsprämie für kleine und mittlere Unternehmen. Dazu berät der Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur in Stadthagen telefonisch (kostenfreie Telefonnummer). Für die Weiterbildung gibt es von der NBank beispielsweise die Weiterbildungsprämie und die Meisterprämie im Handwerk. Ferner hat der Landkreis Schaumburg mit Unterstützung der Wirtschaftsförderung eine Förderung des Projektes Pflegefachkräftegewinnung und -bindung beim regionalen Fachkräftebündnis Leine-Weser beantragt. Gerade in diesem Bereich besteht ein hoher Fachkräftemangel. Durch das Projekt soll ein Beitrag zur Steigerung der Attraktivität des Pflegeberufs geleistet werden, um mehr Auszubil- dende für den Pflegeberuf zu gewinnen, aus dem Beruf ausgeschiedene Pflegefach- kräfte zurückzugewinnen sowie aktuell beschäftigte Fachkräfte und Auszubildende in den Pflegeeinrichtungen zu halten. Das Amt für Wirtschaftsförderung ist seit Anfang 2020 Projektpartner im Projekt "Umsteigen statt Aussteigen" der Region Hannover (Wirtschafts- und Beschäfti- gungsförderung). In diesem Projekt wird eine Brücke zwischen Unternehmen und 15
Studienabbrechern und Studienabbrecherinnen geschlagen. Angesprochen werden Studierende, die Zweifel an ihrem Studium haben und sich vorstellen können, eine duale Berufsausbildung in einem Betrieb aufzunehmen. Es haben sich im laufenden Jahr 27 Schaumburger Betriebe aus unterschiedlichen Branchen und Betriebsgrößen gemeldet, die an dem Projekt teilnehmen und interessiert sind, einen Studienabbrecher als Auszubildenden zu gewinnen. Die Handwerkskammer Hannover hat in den letzten zwei Jahren begonnen über ihre Projekt- und Servicegesellschaft (psg) Projekte in der Fläche zu starten (neben Han- nover auch in den Landkreisen Diepholz, Hameln-Pyrmont, Nienburg und Schaum- burg). Dazu gehört das Projekt digitale Lernallianzen, bei der Schülergruppen digitale Lösungen für Fragestellungen in Betrieben erarbeiten sollen und ein weiteres Projekt "Durch Weiterbildung Kompetenzen stärken – Zukunft sichern". Das Bildungsbüro des Landkreises Schaumburg wurde im Jahr 2013 gegründet, um die Bildungsangebote im Landkreis zu vernetzen, eine transparente Bildungsland- schaft zu schaffen und Unterstützungsangebote aufzubauen. Basierend auf einem Bildungsmonitoring, das die Daten für die Betrachtung der einzelnen Bildungsange- bote aufbereitet, arbeitet das Bildungsbüro vorrangig an der Schnittstelle des Über- gangs von der Schule in den Beruf. Eine wichtige Veranstaltung in diesem Aufgaben- feld ist der Berufs- und Studieninformationstag des Landkreises, der in den vergan- genen Jahren drei Mal durchgeführt wurde. Ziel der Messe ist es, Jugendliche, die auf der Suche nach einem Praktikums-, Ausbildungs- oder Studienplatz sind, mit Unternehmen oder Universitäten in Kontakt zu bringen. Die Veranstaltung wurde in Kooperation mit zahlreichen Partnern durchgeführt. 16
Ein ebenfalls darauf ausgelegtes Projekt ist die Schaumburger Ausbildungsgarantie. Dieses Pilotprojekt wird seit 2016 mit der Schule am Schlosspark, Oberschule Stadthagen durchgeführt. Darin sichert der Landkreis den teilnehmenden Schülerin- nen und Schülern des 7. Jahrgangs einen regionalen Ausbildungsplatz zu, während diese sich im Gegenzug verpflichten, bestimmte Auflagen zu erfüllen (u.a. gutes Ar- beits- und Sozialverhalten sowie ehrenamtliches Engagement). Auch hierbei erhalten sie die erforderliche Unterstützung durch Netzwerkpartner und werden zusätzlich durch das Bildungsbüro begleitet. Des Weiteren wurde eine Praktikumsdatenbank eingerichtet, um den Übergangsprozess zu stärken und Ausbildungsbetriebe mit den potenziellen Auszubildenden in Kontakt zu bringen, indem die Wahl eines Prakti- kumsplatzes erleichtert wird. Langfristiges Ziel aller Aktivitäten ist es, den jungen Menschen eine berufliche Per- spektive in der Region aufzuzeigen, die Nachwuchsgewinnung für die Betriebe zu unterstützen und dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken. Touristische Entwicklung Die Tourismusförderung im Landkreis Schaumburg bedient im Wesentlichen drei Schienen: • Über den Tourismusverband Weserbergland e. V. wird die Marke Weserberg- land unterstützt und überregional vertrieben. • Durch den Schaumburger Land Tourismusmarketing e. V. und unter strategi- scher Beteiligung der Wirtschaftsförderung des Landkreises werden die Auf- gaben der kommunalen Tourismusförderung, wie Gestaltung und Vertrieb von Werbematerialien, Internetpräsenz oder Messebeteiligungen für Schaumburg erfüllt. • Der Zweckverband Touristikzentrum Westliches Weserbergland vermarktet die Region, zu der Rinteln und Auetal gehören. Für die Tourismusregion Schaumburger Land wurde für den Zeitraum 2017-2022 ein Tourismuskonzept aufgestellt, in dem die wirtschaftliche Bedeutung der Branche auf- gezeigt und die thematischen Schwerpunkte fortgeschrieben wurden. Tourismus ist eine Querschnittsbranche, das heißt auch der Einzelhandel, Dienstleister oder Zulieferer profitieren vom Tourismus. Umso alarmierender ist, dass einige Betriebe im Tourismus nach wie vor in ihrer Existenz gefährdet sind. 17
Koordinierungsstelle Frau und Wirtschaft Die Koordinierungsstelle Frau und Wirtschaft im Weserbergland ist eine von insge- samt 25 Koordinierungsstellen in Niedersachsen. Die Koordinierungsstelle ist dafür zuständig, Arbeitsmarktprobleme von Frauen, Berufsrückkehrerinnen sowie Beschäf- tigten in Elternzeit abzubauen. Seit 2011 unterstützt der Landkreis Schaumburg die Koordinierungsstelle Frau und Wirtschaft im Weserbergland. Zunächst war die Weserbergland AG Träger der Koor- dinierungsstelle, seit 2019 ist es der Landkreis Schaumburg mit organisatorischer Eingliederung an die Wirtschaftsförderung. Zuständig ist die Koordinierungsstelle für die Landreise Holzminden, Hameln-Pyrmont und Schaumburg. Der Standort der Ge- schäftsstelle befindet sich in Rinteln wegen der Kooperation mit den beiden anderen Landkreisen. Die Aufgaben der Koordinierungsstelle sind die Beratung und Weiterbildung von Frauen, insbesondere vor, während und nach der Familienphase, der Aufbau eines Unternehmensverbundes zur Unterstützung der Wirtschaft bei der Einführung fami- lienfreundlicher Strukturen in der Personalpolitik, die Dokumentation und Verbreitung von Erfahrungen sowie die Öffentlichkeitsarbeit. Erste Fakten zur Arbeit der neuen Koordinierungsstelle mit Sitz in Rinteln bezogen auf die drei kooperierenden Landkreise lauten: Im Jahr 2019 hat es beispielsweise 57 Beratungen gegeben, dazu 20 Seminare mit 219 Teilnehmerinnen und 60 Netz- werktreffen. Insgesamt wurden 378 Frauen erreicht. Neue Homepage: 18
HyStarter: Schaumburg auf dem Weg zur Wasserstoffregion Der Landkreis Schaumburg hat sich in 2019 für das Förderprogramm des Bundes "HyLand – Wasserstoffregionen in Deutschland" beworben. Er hat als einziger Land- kreis in Niedersachsen und als eine von 9 ausgewählten deutschen Regionen im Programm "HyStarter" den Zuschlag erhalten. In seiner Bewerbung ist der Landkreis als mittelständisch, ländlich geprägte Region mit historischem Hintergrund als Ener- gieproduktionsstandort aufgetreten. HyStarter In der Förderstufe HyStarter erhält der Landkreis eine fachliche und organisatorische Begleitung durch ein Expertenteam, welches die regionalen Potentiale, die Chancen und die Grenzen des Einsatzes der Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologien herausarbeitet. Das Ergebnis des einjährigen Prozesses ist eine Konzeptstudie so- wie der Aufbau eines regional verankerten Akteursnetzwerks. Die Konzeptstudie ent- hält neben der Vision der zukünftigen Energieversorgung auch einen Maßnahmenka- talog und Fahrplan zur Realisierung. Wasserstoffwirtschaft Im Projekt HyStarter wird für Schaumburg beispielhaft die komplette Prozesskette einer Wasserstoffwirtschaft von der Erzeugung über Konfektionierung, Lagerung und Transport bis zur Nutzung durch den Endverbraucher im mobilen wie auch im statio- nären Einsatz geplant und entwickelt. Diese Vorarbeit gilt es nach dem HyStarter- Projektende eigenständig umzusetzen. 19
Projektansätze H2-Produktion: Neben der Elektrolyse wird in der Sekundärnutzung von Kohlen- wasserstoffen zur Wasserstoffproduktion aus kohlenwasserstoffhaltigen Rest- und Abfallstoffen und nicht verwertbarer Biomasse (z. B. Klärschlämmen) ein Zukunfts- modell für Schaumburg gesehen. H2-Speicherung und Verteilung: Der Wasserstofftransport kann, je nach Entfer- nung und bereits vorhandenen Möglichkeiten, lei- tungsgebunden oder über Transportfahrzeuge stattfinden. Die größten Wasserstoff- produktionsstätten und Verbraucher werden über eine Rohrleitung miteinander verbunden. Die Lei- tung selber dient auch als Speicher, erweitert um Zusatzbehälter zur Kapazitätserhöhung. H2-Einsatz im Gebäudebereich: Die Wasser- stoffnutzung ermöglicht, Überschüsse aus regene- rativen Energien jahreszeitlich auszugleichen und gestattet ein hohes Maß an Eigenversorgung für den Strom- und Wärmebedarf. Das können größere Einzelgebäude aber auch komplette Wohn- und Gewerbe-Quartiere sein. H2-Einsatz Logistik und Nutzfahrzeuge: Der Wasserstoff wird von den Fahrzeu- gen für den Transport auch selbst als Treibstoff eingesetzt, was den Aufbau von Wasserstofftankstellen bedingt. Andere lokale Flottenbetreiber erhalten damit eine Gelegenheit, ihren Fahrzeugpark ebenfalls auf eine klimafreundlichere Alternative umzustellen. Weitere Möglichkeiten für den mobilen Einsatz bietet der Nutzfahrzeug- bereich. Bildung und Qualifizierung: An zentraler Stelle soll ein Technologiecluster mit Ent- wicklung und Produktion entstehen, zusammen mit einem Wasserstoff- Kompetenzzentrum. Dort soll zusätzlich auch Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit ge- leistet und an der Weiterentwicklung und Umsetzung der Wasserstoffstrategie für die Region gearbeitet werden. Mit der Wasserstoffwirtschaft eröffnet sich für die Region ein komplett neues zu- kunftsträchtiges wirtschaftliches Standbein, ausbaufähig für weitere wasserstoffaffine Unternehmen, die Integration von Gewerbebetrieben als Zulieferer sowie Unterneh- men mit einem hohen Energiebedarf oder Energieüberschüssen. Zugleich bietet die Wasserstoffwirtschaft eine hervorragende Unterstützung für die Umsetzung der loka- len Energiewende – dem Wechsel von fossilen zu regenerativen Energieträgern. Auf dem Weg gibt es aber noch manche Hürde zu nehmen, wie den weiteren intensiven Ausbau der regenerativen Energiequellen, Aufbau und Qualifizierung des notwendi- gen Fachpersonals, gesetzliche Änderungen bei der Preisgestaltung für die Wasser- stoffproduktion und mehr. Der Bund und das Land Niedersachsen haben sich dafür entschieden, diesen Weg zu gehen und der Landkreis Schaumburg hat die Möglich- keit bekommen, daran maßgeblich teilzuhaben. Diese Chance wollen wir nutzen. 20
Gewerbeflächen, Infrastrukturentwicklung und Breitband a.) Gewerbeflächen Die Wirtschaftsförderung hat, um die Gewerbeflächensituation im Landkreis zu erfas- sen, eine Primärerhebung bei den Mitgliedsgemeinden und eine Sekundärdatenaus- wertung durchgeführt. Der Fragebogen der Primärerhebung bestand aus zwei Teilen. Teil I stellt auf die gesamte Kommune ab. Erfragt wurden Erschließungen, geplante Flächenrücknah- men, Reserveflächen, Vorschauflächen und große Brachflächen für den Zeitraum 2009 bis 2019. Der Zeitraum der Durchführung der Erhebung begann im Sommer 2019 mit einem Pre-Test und endete im April 2020 mit dem letzten Rücklauf einer befragten Kommune. Die Angaben zur Gewerbeflächennachfrage stammen vom Landesamt für Geoinfor- mation aus der Kaufpreissammlung, damit sind es sog. Sekundärdaten. Es handelt sich um Daten von notariell beurkundeten Kaufverträgen für gewerbliche Baugrund- stücke, darin sind alle relevanten Transaktionen enthalten. Die Gewerbeflächennach- frage bezieht sich auf den Zeitraum 2009 bis 2018. Bei den folgenden Angaben zur Gewerbeflächennachfrage handelt es sich um Netto- Flächen, d. h. ohne Flächen für Straßen oder Rückhaltebecken. Zwischen 2009 und 2018 wurden in allen Städten und Gemeinden ca. 107 Hektar gewerbliche Grund- stücke umgesetzt. Laut der Voruntersuchung für das Gewerbeflächenkonzept 1998, wurden auch in den Jahren 1987 und 1997 im Landkreis ca. 100 ha umgesetzt (für 1998 bis 2008 liegen keine Angaben vor). In der Summe entfielen ca. 1/3 aller Flä- chenumsätze – Summe aus Wohnbauland, gewerbliches Bauland, sonstiges Bau- land – auf Gewerbegrundstücke (Angaben aus Grundstücksmarktberichten). Bei den Werten für die Gewerbeflächenumsätze nach Gemeinden ist zu beachten, dass in der Samtgemeinde Rodenberg der sehr hohe Umsatz von 378.000 m² weit- gehend auf eine Grundstückstransaktion mit 317.000 m² zurückzuführen ist. In Ro- denberg ist die Nachfrage im Vergleich zum Zeitraum 1987 bis 1997 gestiegen. Es wird deutlich, dass Standorte in Nähe zur Bundesautobahn 2 gefragt sind. Auch in Rinteln ist die Nachfrage relativ hoch, wie auch schon bei der Voruntersu- chung. Auffallend ist die hohe Zahl der Verkaufsfälle in Rinteln. Insgesamt schneiden die Mittelzentren etwas besser ab als die übrigen Gemeinden. Allerdings wurden in Bückeburg und Nienstädt weniger Flächen umgesetzt als zwischen 1987 und 1997. Die reinen Umsatzzahlen stellen die Nachfrage dar, berücksichtigen aber nicht, ob Anfragen aufgrund etwaiger Flächenengpässe in einer Stadt oder Gemeinde nicht realisiert werden konnten. Bei der Samtgemeinde Eilsen ist wiederum zu beachten, dass hier ein privater Investor große Grundstücksflächen gekauft hat, aber bisher keine Projektentwicklung oder auch kein Weiterverkauf stattfand. Bei der Samtge- meinde Niedernwöhren wurden immerhin 32.000 m² Gewerbeflächen verkauft, aber es gab nur 2 Transaktionen und damit ist die Nachfrage eher als gering einzustufen. Zu Obernkirchen bleibt anzumerken, dass 102.500 m² Gewerbeflächen seit 2009 neu erschlossen wurden vor allem als Sonderbauflächen für das Agaplesion Ev. Klinikum Schaumburg und für Photovoltaikanlagen. Zu diesen Flächen wurde kein Gewerbe- flächenumsatz verzeichnet. 21
Quelle Gutachterausschuss für Grundstückswerte Hameln-Hannover. * In der SG Rodenberg wurde ein Grundstück mit 317.000 m² umgesetzt ** In der SG Eilsen hat ein privater Investor ein Grundstück gekauft Abgesehen von zwei Großtransaktionen (die andere in der SG Eilsen mit ca. 50.000 m²) wurde die Nachfrage getragen durch kleine und mittlere Unternehmen. Bei 75% der Fälle waren die vermarkteten Grundstücke kleiner als 5.000 m². Um für diese Nachfrage und für weitere Entwicklungen die Grundlage zu schaffen, haben die Gemeinden des Landkreises laut Primärerhebung 567.000 m² in den Jah- ren 2009-2019 erschlossen. Beispielsweise erschließt Bad Nenndorf 77.000 m² am GE-Nord für die Vermarktung in den nächsten Jahren. Das aktuelle Gewerbeflächenangebot summiert sich danach zu 820.000 m², davon entfallen knapp 320.000 m² auf sofort verfügbare Flächen und gut 500.000 m² sind später verfügbar. Allerdings wurde beim Gewerbeflächenangebot verdeutlicht, dass es sich lediglich bei 42,5% um kommunale Flächen handelt, was den Einfluss der Wirtschaftsförderung bei der Gewerbeansiedlungspolitik einschränkt. Die Flächen von privaten Eigentümern sind oftmals nicht sofort, sondern später verfügbar. 22
Es gibt Standorte mit kommunalem Gewerbeflächenangebot und andererseits Städ- te/Samtgemeinden mit wenigen kommunalen Grundstücken. Auch bei der Vorunter- suchung für den Zeitraum 1987-1997 fiel der Anteil des privaten Angebots entspre- chend hoch aus. Es wurden damals allerdings mehr Flächen erschlossen und vor allem fiel das sofort verfügbare Angebot deutlich höher aus, was mit der Entwicklung nach der Deutschen Einheit in Verbindung steht. Die Nachfrage ist bei beiden Untersuchungen hingegen vergleichbar. Aktuell wurde deutlich, dass regional das Angebot an einzelnen Standorten kleiner ist als die Nachfrage 2009-2018. Zieht man die Gewerbeflächenplanungen hinzu, gibt es 1.338.000 m² Reserveflä- chen und 176.000 m² Vorschauflächen. Folglich sind für den Landkreis insgesamt für die nächsten 10 Jahre reichlich Flächen in der "Pipeline". Nicht immer befinden sich die Reserveflächen an nachfragestarken Standorten. In einzelnen Standorten, bei denen Angebot und Planungen größer sind als die Nachfrage der letzten 10 Jahre, ergibt sich unter dem Gesichtspunkt einer sparsamen Flächeninanspruchnahme die Frage, ob Flächenrücknahmen möglich erscheinen. Es gibt aber auch Kommunen, bei denen Angebot und Planungen rechnerisch niedriger ausfallen als die Nachfrage der letzten Dekade. In Einzelfällen kann es sinnvoll sein, neue Gewerbeflächenpla- nungen anzustoßen. Die "Karte Nachfrage, Angebot und Reserveflächen" illustriert die hier getätigten Ausführungen. Alle Ergebnisse im Überblick sind der darauf fol- genden Tabelle zu entnehmen. 2019 23
Tabelle: Gewerbeflächensituation Landkreis Schaumburg – Befragungsergebnisse im Überblick (2009-2019) Umsätze später Erschließung von geplante Reserveflächen Vorschauflächen 2009-2018 sofort verfügbare verfügbare 2009-2019 Flächenrücknahmen (m²), brutto, (m²), brutto, (m²); netto, Flächen (m²), Flächen (m²), Gemeinde (m²), netto (m²), netto, 2019 2019 2019 2019 netto, 2019 netto, 2019 SG Nenndorf 77.153 0 20.919 0 43.600 8.600 119.712 SG Bad Eilsen 0 0 101.900 0 81.840 114.739 99.157 Stadt Bückeburg 40.300 0 119.000 0 87.530 34.000 15.013 Stadt Obernkirchen 102.500 100.000 54.000 60.000 21.850 8.500 11.900 SG Lindhorst 0 0 296.000 0 8.180 0 0 SG Niedernwöhren 0 0 126.428 0 32.100 0 23.152 G Auetal 0 0 0 116.000 36.880 0 0 Stadt Rinteln 0 0 190.000 0 188.800 16.260 174.900 SG Rodenberg 312.000 0 60.000 0 378.730 0 20.417 SG Nienstädt 0 10.000 0 0 35.550 31.580 10.000 SG Sachsenhagen 35.000 0 0 0 63.700 19.000 0 Stadt Stadthagen 0 0 370.000 0 88.800 85.000 30.000 Landkreis 566.953 110.000 1.338.247 176.000 1.067.560 317.679 504.251 24
b.) KomSIS Für Unternehmen und Investoren wird die Standortsuche leicht gemacht. Wer Infor- mationen zu freien Gewerbeflächen, Gewerbeimmobilien und Standortinformationen sucht, findet sie unter KomSIS.de, dem "kommunalen Standort-Informationssystem für Niedersachsen". Neu entwickelte Lösungen – wie die interaktiven Kartendienste für den kommunalen Internetauftritt – bieten den Standortsuchenden einen noch besseren Überblick. Auf der Homepage des Landkreises ist im Bereich der Wirt- schaftsförderung der Link zu KomSIS einfach zu finden. c.) Breitbandausbau Das Vorhaben einer leistungsfähigen Infrastruktur spielt eine wichtige Rolle für die regionale Standortattraktivität. Neben der Verkehrsinfrastruktur mit der guten Anbin- dung von Schaumburg an überregionale Verkehrsachsen ist heute eine leistungsfä- hige Breitbandversorgung maßgeblich für regionale Zukunftschancen. Haushalte er- warten heute ein schnelles Internet. Kinder und Auszubildende benötigen die digitale Ausstattung für eine moderne Ausbildung. Schließlich wird zum Datentransfer oder für den Online-Vertrieb Glasfaser für immer mehr Unternehmen zur Voraussetzung, um erfolgreich die Geschäftstätigkeit auszuüben. Der Landkreis Schaumburg hat daher frühzeitig und gemeinsam mit den hiesigen Städten und Gemeinden begonnen, mit Förderungen vom Bund und Land sowie mit Eigenmitteln den Breitbandausbau für Haushalte, Schulen und Unternehmen voran- zutreiben. Dieser frühe Einstieg des Landkreises Schaumburg in den geförderten Breitbandausbau verzeichnete bereits Mitte 2019 erste Erfolge. Der Landkreis wurde flächendeckend mit einer Breitbandgrundversorgung ausge- baut. Hiervon profitierten 9000 Haushalte und 300 Gewerbebetriebe, die bisher mit weniger als 30 Mbit/s auskommen mussten. Den ersten Belastungstest hat das Netz bestanden. Aktuell gestiegene Anforderungen durch die Corona Krise können voll- umfänglich abgewickelt werden. Damit ist Home Office und Home Schooling im ge- samten Landkreis für das Breitbandnetz keine Herausforderung mehr. Die Anforderungen an die digitale Datenübertragung steigen stetig, ein Ende ist nicht abzusehen. Dies erfordert letztendlich eine Umstellung aller Anschlüsse auf Glasfa- serkabel. Der Landkreis hat sich für eine schrittweise Umsetzung dieses Ziels aus- gesprochen. Im Jahr 2018 wurde ein Programm zur Versorgung von 43 Grund- und weiterführenden Schulen mit Glasfaseranschlüssen eingeleitet. Die Bauvorbereitung ist inzwischen abgeschlossen. Es kann mit dem Bau begonnen werden, und voraus- sichtlich bis zum Sommer 2021 sind die Maßnahmen umgesetzt. Erneut beteiligt sich der Bund mit 50% der Kosten. Die restlichen Eigenanteile werden vom Landkreis sowie den Städten und Gemeinden getragen. Weitere Vorbereitungen führen dazu, dass der Bund den Breitbandausbau in Gewer- begebieten im Landkreis mit 2,5 Mio. € fördert. Zehn Städte und Samt-/Gemeinden mit zwölf Gewerbegebieten konnten die Förderkriterien erfüllen und bekommen finanzielle Unterstützung für den Breitbandausbau. Weitere 1,1 Mio. € Finanzmittel für das Gewerbeausbauprogramm werden vom Land erwartet, während eine Million Euro als kommunale Eigenmittel aufgebracht werden müssen. Leider dauert der Prozess der Planung, Antragstellung und Leistungsvergabe länger als wir uns das vor Ort wünschen würden. Kürzere Planungsprozesse wären hilfreich, um solch wichtige Technologien auch im ländlichen Raum schneller schaffen zu können. 25
Insgesamt lässt sich für den Breitbandausbau im Landkreis eine positive Zwischenbi- lanz ziehen. Gleichzeitig müssen auch weiterhin der Bund und das Land Nieder- sachsen für das Ziel des Gigabit-Ausbaus ausreichend Finanzmittel bereitstellen, damit Schaumburg diesen Weg weitergehen kann. Verzahnung von Beschäftigungs- und Wirtschaftsförderung Ziel der Wirtschaftsförderung ist es, Beschäftigung zu fördern und zu erhalten durch die Sicherung und Ansiedlung von Unternehmen. Durch die Übertragung der Ver- antwortlichkeit für Arbeitsuchende aus dem SGB 2-Bereich (JobCenter) auf den Landkreis haben sich hier neue Synergien ergeben. Gemeinsam mit dem Arbeitgeberstellenservice des JobCenters kann die Wirtschafts- förderung die Personalbedarfe in den Schaumburger Unternehmen ermitteln und kurzfristig reagieren. Beispielsweise wurden 2019 mit dem JobCenter Unternehmen aus der Fleischverarbeitung, dem Einzelhandel und einem Gerätehersteller besucht, um Arbeitskräfte zu vermitteln. Hierbei geht es vor allem auch um Arbeitsplätze für Menschen, die eher gering qualifiziert sind und daher als Langzeitarbeitslose beim JobCenter geführt werden oder um Flüchtlinge. Über die gezielte Vermittlung besteht die Möglichkeit, potenzielle Bewerberinnen und Bewerber durch spezielle Schu- lungsmaßnahmen für Arbeitsplätze zu qualifizieren. Insbesondere durch die kurze Reaktionszeit, die durch die gebündelte Zuständigkeit innerhalb eines Hauses ent- steht, können Vorteile für Unternehmen entstehen. Darüber hinaus verschafft sich die Wirtschaftsförderung auch über die Mitarbeiterin- nen und Mitarbeiter des JobCenters einen zusätzlichen Zugang zu Unternehmen, denn Informationsfluss kann genauso gut umgekehrt funktionieren. Erfährt beispiels- weise das JobCenter von Unternehmen, dass in naher Zukunft Investitionen anste- hen, kann diese Information unmittelbar an die Wirtschaftsförderung weitergeleitet werden, um dort die möglichen finanziellen Fördermöglichkeiten abklären zu lassen. Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungs- verhältnisse Seit 2010 bis Ende 2019 hat die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäf- tigten einen 10-jährigen Anstieg erfahren. Der Anstieg von rund 37.000 auf über 46.000 sv-pflichtig Beschäftigten war erfreulich hoch. Da die Daten für die Ar- beitsagenturbezirke erhoben werden, liegen leider noch keine abschließenden Be- schäftigtenzahlen für den Landkreis Schaumburg für 2020 vor. Dank des Kurzarbeitergeldes ist von bisher leichten Rückgängen für das laufende Jahr auszugehen. Wie die weitere Entwicklung sein wird, ist noch offen. Die Kurzarbeit-Daten sind noch nicht aussagekräftig. Die angezeigten Kurzarbeitsfälle werden seit April bis September 2020 kumuliert erfasst. Davon ist noch nicht bekannt, wie viele Unternehmen wirklich Kurzarbeit und wie lange in Anspruch nehmen. Bis September haben 1.550 Firmen mit fast 15.000 Beschäftigten Kurzarbeit angezeigt. 26
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Insgesamt ist die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen im Zeitraum 2017 bis 2019 er- freulich und auch im laufenden Jahr blieb die Arbeitslosenquote dank des Kurzarbei- tergeldes mit 5,9 % moderat. Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit Die Beschäftigungsrückgänge vor 15 Jahren und die noch stärkeren Beschäfti- gungsanstiege seit zehn Jahren belegen einen deutlichen Strukturwandel. Zu den größten Gewinnern des Strukturwandels gehören das Gesundheits- und Sozialwe- sen, die Logistikbranche, der Tourismus sowie der Bereich Handel inklusive Instandhaltung von Kraftfahrzeugen. Die nachfolgende Abbildung dient dazu, erste Ansatzpunkte für Potentiale für den Landkreis zu identifizieren. In einem Quadranten wird die Beschäftigungsentwicklung nach Branchen in Deutschland und die Spezialisierung des Landkreises zusammengefasst betrachtet. Es wird deutlich, inwieweit der Landkreis Schaumburg auf Wachstumsbranchen spezialisiert ist. 27
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