Worum geht es eigentlich? - Die AMH-Workshops 2017/2018 im Rückblick - Akademie Musiktheater heute 2018/2019 - Deutsche Bank Stiftung

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Akademie Musiktheater heute 2018/2019

Worum geht es eigentlich?
Die AMH-Workshops 2017/2018
im Rückblick

Das Spiel mit der Musik
Ein Interview mit dem
Komponisten Orm Finnendahl
Worum geht es eigentlich? - Die AMH-Workshops 2017/2018 im Rückblick - Akademie Musiktheater heute 2018/2019 - Deutsche Bank Stiftung
Bild Titelseite: Szene aus „Das Floß“, ein Kooperationsprojekt der
                                                      Hamburgischen Staatsoper und der Deutsche Bank Stiftung, 2018

                                                      Bild: Szene aus „Salome“ an der Staatsoper Unter den Linden, 2018

                                                      Bild oben rechts: Szene aus „Between me & myself“ von
                                                      Andreas Eduardo Frank (AMH 15 –17) mit dem Saxophonisten
                                                      Pedro Pablo Cámara, Festakt, 2017

INHALT

                    4                             6                              10                                 14
Worum geht es           Das Spiel mit der Musik       Schlaglicht:                      Stipendiat(inn)en
eigentlich?                                           Oper und zeitgenössische
                                                      Musik in Argentinien

                   22                         24                                 28                                 34
Was wurde aus …?        Zur Operette heute            Those were our days               NEWSFLASH
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                                                  EDITORIAL
                         Liebe Freundinnen und Freunde der
                         „Akademie Musiktheater heute“,
                                                               —
drei Festivals, 15 Inszenierungen und rund 16 Gespräche mit         Während alle Fußballbegeisterten dem Finale der Weltmeister-
den wichtigsten Macher(inne)n der Musiktheaterszene standen         schaft in Frankreich entgegenfieberten, besuchten unsere
im letzten Förderjahr auf dem Programm unseres Stipendiums          Stipendiat(inn)en beim finalen Workshop des Stipendienjahres in
für den Opernnachwuchs.                                             Aix-en-Provence die letzten gemeinsamen Aufführungen. Sie er-
                                                                    lebten eine Stadt im Ausnahmezustand und ein Festival, das auch
Die Workshop-Stationen in Wuppertal, Berlin, Frankfurt, Amster-     künstlerisch ausnahmslos beeindruckte.
dam und Aix-en-Provence waren so vielfältig wie das künstleri-
sche Programm, das unsere 30 Stipendiat(inn)en erwartete. In        Eine mögliche Antwort, wie das heutige Musiktheater aussehen
Berlin lud der neue Intendant, Matthias Schulz, zum persönlichen    kann, gab der Abschlussjahrgang 2015 –2017 mit seinem fulmi-
Gespräch in die neu sanierten Räumlichkeiten der Staatsoper         nanten Stück „Das Floß“, das im Mai an der opera stabile der
Unter den Linden ein. Mit Susanne Moser, der geschäftsführenden     Hamburgischen Staatsoper uraufgeführt wurde. Merken Sie sich
Direktorin der Komischen Oper und diesjährigen Jurorin für den      schon jetzt den nächsten Uraufführungstermin vor: Am 2. Mai
Jahrgang 2018 –2020 der Sparte „Kulturmanagement“, sprachen         2019 präsentiert der Jahrgang 2016 –2018, ebenfalls in Hamburg,
sie über die Strukturen der Komischen Oper und erlebten die         „Die Nacht der Seeigel“.
besondere Atmosphäre dieses Hauses. Machen Sie sich anhand
des Essays von Christin Hagemann auf Seite 24 –27 selbst ein Bild   Wir gehen neue künstlerische Wege! Das nächste Abschluss-
von der programmatischen Ausrichtung dieser Institution.            projekt wird sich deshalb in neuem Gewand präsentieren. Zum
                                                                    Thema „Ménage-à-trois“ entwickeln die Stipendiat(inn)en des
Auf eine sehr spezielle Weise näherte sich das Frankfurter Play-    Jahrgangs 2017–2019 drei verschiedene szenische Miniatur-Musik-
sonic Festival neuen Musiktheaterformen. Das innovative Fes-        theaterstücke. Musikalisch unterstützt werden sie von Musiker-
tival fand 2018 zum ersten Mal statt und verwandelte die Alte       (inne)n des Ensemble Modern und Sänger(inne)n der Hochschule
Oper und ihre Umgebung in ein großes Spielfeld. Auf Grundlage       für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main. Wir laden
verschiedenster Spielformen entwickelten Gamedesigner(innen)        Sie schon jetzt herzlich zum Debüt unseres neuen Formats am
gemeinsam mit Künstler(inne)n Musiktheaterstücke, Performances      21. November 2019 ins Frankfurt LAB ein!
und Installationen, um ein breites Publikum an Neue Musik he-
ranzuführen. In unserem Interview mit dem Komponisten Orm           Herzlich grüßen Sie
Finnendahl auf Seite 6 –9 erfahren Sie mehr über dieses neuartige
Format, das auf Initiative der Deutsche Bank Stiftung und in Ko-
operation mit der Alten Oper Frankfurt, der Hochschule für Musik
und Darstellende Kunst Frankfurt am Main und dem Ensemble
Modern entstand.                                                    Jürgen Fitschen        und             Michael Münch
                                                                    Vorstandsvorsitzender		                Stellvertretender
                                                                    		                                     Vorstandsvorsitzender
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Bild oben: Szene aus „b.33/Polish Pieces“
von Hans van Manen an der Deutschen Oper
am Rhein Düsseldorf, 2017
Bild unten: Szene aus „Surrogate Cities/
Götterdämmerung“, Musiktheater mit Musik
von Heiner Goebbels und Richard Wagner
an der Oper Wuppertal, 2017

    WORUM GEHT ES EIGENTLICH?
              Die AMH-Workshops 2017/2018 im Rückblick
                                                               —
                      von Marie-Sünje Schade (AMH 16 – 18) und Ulrich Stöcker (AMH 16 – 18)

Das zweite AMH-Förderjahr ist vorbei.         Menschen verbinden, Brücken bauen,             einigermaßen zusammenzuspielen, anstatt
Zeit, es noch einmal Revue passieren          begeistern, inspirieren und am besten im-      musikalisch gestalten zu können.
zu lassen. Was hat die Stipendiat(inn)en      mer voll sein. Und das überall, nicht nur
am meisten zum Nachdenken angeregt,           in Berlin oder Hamburg. Gar nicht so ein-
inspiriert, gefesselt? Die Dramaturgin        fach ist diese Aufgabe in einer Stadt wie      Workshop II // Berlin
Marie-Sünje Schade (AMH 16 –18) und           Wuppertal. Es war spannend zu sehen,           Besuchte Inszenierungen:
der Dirigent Ulrich Stöcker (AMH 16 –18)      welche Wege hier gesucht werden, um            16.03.2018 Komische Oper Berlin (KOB):
pickten sich die Schlaglichter und Kern-      die Herausforderungen zu meistern: ein         „Anatevka“ – Musical von Jerry Bock
aussagen, die sie jeweils individuell von     mutiger Spielplan, ein außergewöhnliches       17.03.2018 Staatsoper Unter den Linden:
den Workshops in Wuppertal, Düsseldorf,       Sänger-Ensemble, Ansätze zur multikul-         „Salome“ – Oper von Richard Strauss
Berlin, Amsterdam und Aix-en-Provence         turellen Publikumsgewinnung, die Ent-
mitgenommen haben, heraus. Inspira-           deckung neuer Spielstätten überall in der      Marie-Sünje Schade: Eines der für mich
tionen und Visionen von Künstler(inne)n,      Stadt. Der erste Workshop des Förderjahres     vielleicht prägendsten Zitate aus meiner
Mitarbeiter(inne)n der Kulturinstitutionen,   regte an, über die Profilierung eines Stadt-   gesamten AMH-Zeit entstammt dem
Mit-Stipendiat(inn)en und natürlich von       theaters nachzudenken. Und mal wieder          Gespräch mit Susanne Moser (Geschäfts-
den Aufführungen selbst, die sich alle der    wurde deutlich: Umbrüche und Neuaus-           führende Direktorin der KOB). Wir fragten
Frage annähern: Worum geht es im Musik-       richtungen brauchen einen langen Atem,         sie, was ihrer Meinung nach die entschei-
theaterbetrieb eigentlich?                    die Früchte kommen oft erst nach Jahren.       denden Erfolgsfaktoren für gutes Musik-
                                                                                             theater seien. Ihre Antwort war kurz und
Workshop I // Wuppertal & Düsseldorf          Ulrich Stöcker: Etwas wunderliche Blüten       klar: „An erster Stelle steht die Qualität:
Besuchte Inszenierungen:                      trieb dieser Versuch einer Profilierung        Man braucht eine gute Produktion. Darauf
15.12.2017 Oper Wuppertal: „Surrogate         im Stück „Surrogate Cities /Götterdäm-         kommt es an. Dann kommt erst einmal
Cities /Götterdämmerung“ – Musiktheater       merung“. Hier ging Experimentierfreude
mit Musik von Heiner Goebbels und             beispielsweise so weit, dass die Blasinstru-
Richard Wagner                                mente im dritten Akt der „Götterdämme-
16.12.2017 Deutsche Oper am Rhein             rung“ hinter der Bühne saßen und dadurch
Düsseldorf: „b. 33“, inkl. „Roses of          von den Streicher(inne)n getrennt wurden,
Shadow“ (UA) – Ballett von Martin Schläpfer   die vorn platziert wurden. Interessant und
und Musik von Adriana Hölszky                 neu, ein Hingucker. Aber die Folge: Der
                                              von Wagner angestrebte homogene Klang
Marie-Sünje Schade: Ein Opernhaus soll        zerfaserte, sodass Sänger(innen) und
ein kulturelles Zentrum der Stadt sein,       Orchester mehr damit beschäftigt waren,
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Bild: Das Theaterkollektiv De warme
   Winkel präsentiert „Gesualdo“ auf dem
   Holland-Festival in Amsterdam, 2018

lange nichts. Und dann erst kommen die         was sie sonst im Alltag nicht haben: Wir      und Stimmen im zeitgenössischen Musik-
Faktoren von Marketing, Vermittlungsar-        müssen extrem entschleunigen, reduzie-        theater“ hierzu ein. Bernard Foccroulle
beit und den weiteren bekannten Arbeits-       ren, verlangsamen. Einen Gegensatz zur        (in seinem letzten Jahr als Intendant des
bereichen. Das müssen Sie immer im Kopf        hektischen Welt bilden. In einer unserer      Festivals) äußerte in seinem Gespräch
behalten.“ Sie bringt es für mich auf den      Produktionen haben wir einen Roman            mit uns den Wunsch, dass sich zukünftige
Punkt.                                         vorgelesen. Extrem langsam. Wir haben         Kompositionen mehr auf die menschliche
                                               15 Minuten für die erste Seite gebraucht.     Stimme und den Text – in was für einer
Ulrich Stöcker: Das bestätigt sich auch auf    Das hat schockiert.“ Funktioniert dieser      Form auch immer – fokussieren. Und
musikalischer Seite: An erster Stelle steht    Ansatz?                                       schließlich machte Ondřej Adámeks „Seven
die Qualität. Man muss keine 50 Jahre alt                                                    Stones“ praktisch erlebbar, wie es sich
sein und über Jahrzehnte seine Sporen          Ulrich Stöcker: 2. Workshopabend:             anhören kann, wenn menschliche Stimme
an mittleren Häusern verdient haben, um        George Benjamins „Lessons in Love and         und Text auf innovative Weise zur ausge-
als Dirigent vor das Orchester der Staats-     Violence“. Bei dem Stück überraschte vor      klügelten Textur des Werkes werden. Nicht
oper Unter den Linden treten zu dürfen.        allem die musikalische Konventionalität.      alles in dieser Produktion ist perfekt. Dieser
Wenn man eine Vision hat und mutig             Eingelullt in einen satten Orchestersound     Anspruch wäre auch nicht zielführend.
genug ist, sie zu vertreten und sie auch       konnten die Zuhörer(innen) Musik erleben,     Aber sie ist mutig, konsequent, spielerisch
glasklar an die Musiker(innen) weitergeben     die man auch vor 40 Jahren schon hätte        und von einer mitreißenden Musikalität.
kann, kommt der Respekt der Musiker-           spielen können, ohne dass sie nennbares       Sie hat eine Vision.
(innen) automatisch. Das Salome-Dirigat        Aufsehen erregt hätte. Musikdramatur-
des 24-jährigen Thomas Guggeis beweist         gisch stimmig, aber wenig innovativ. Der      Ulrich Stöcker: „Seven Stones“ klang für
es uns anschaulich.                            Schock bestand also wenn überhaupt            mich wie ein Versuch, die Sprache aus
                                               darin, dass eine Uraufführung so wenig        ihrer Funktion als Kommunikationsmedium
                                               schockieren kann.                             herauszulösen und den klanglichen Gehalt
Workshop III //                                                                              jedes Satzes, jedes Wortes, jeder Silbe
Holland-Festival Amsterdam                                                                   auszuloten, um das Stück aus den Wort-
Besuchte Inszenierungen:                       Workshop IV // Festival d’Aix-en-Provence     fetzen wieder zusammenzusetzen und die
24.06.2018 Stadsschouwburg: „Gesualdo“         Besuchte Inszenierungen:                      Handlung darin einzubetten. So verspielt
– Musiktheater von De Warme Winkel             12.06.2018 Théâtre de l‘Archevêché:           wie Adámek uns im Interview seine Kom-
24.06.2018 Muziekgebouw: „Dear Esther“         „Dido und Aeneas“ – Oper von                  positionstechnik nähergebracht hat, so
– digitales Musiktheater von Jessica Curry     Henry Purcell                                 spielfreudig geht er in seiner Komposition
25.06.2018 Loods 6: „End Credits“ –            13.06.2018 Grand Théâtre de Provence:         vor. „Oper a capella“ ist das Werk über-
Installation von Steve McQueen                 „Der feurige Engel“ – Oper von                schrieben, das so gänzlich unopernhaft
25.06.2018 Dutch National Opera:               Sergei Prokofjew                              daherkommt. Eher wie eine „szenische
„Lessons in Love and Violence“ – Oper von      14.06.2018 Théâtre de l‘Archevêché:           Symphonie aus Silben“?
George Benjamin                                „Ariadne auf Naxos“ – Oper von
                                               Richard Strauss                               Marie-Sünje Schade: Nach dem Ende von
Marie-Sünje Schade: Wie kann Musikthea-        15.06.2018 Théâtre du Jeu de Paume:           „Seven Stones“ laufen wir nach draußen in
ter heute noch schockieren? Die Produk-        „Seven Stones“ (UA) – Oper von                Richtung des Boulevards Cours Mirabeau.
tion „Gesualdo“ von De Warme Winkel            Ondřej Adámek                                Public Viewing überall, Frankreich wird
hatte alles: nackte Haut, Sex, Kot, Blut und                                                 Fußballweltmeister. Wir sind begeistert,
Gewalt. Aber schockiert das? Mich leider       Marie-Sünje Schade: Beim Workshop in Aix      tanzen mit „les bleus“ auf den Straßen
nicht, das holländische Publikum erst recht    ging es natürlich um vieles. Am stärksten     von Aix und feiern mit ihnen gemeinsam
nicht. Unabhängig davon, ob das Team mit       rückte für mich das Potenzial von mensch-     ihren sportlichen Erfolg. Dabei kommen
dieser Produktion schockieren wollte, lohnt    licher Stimme und Sprache im zeitgenös-       mir auch die Worte von Bernard Foccroulle
ein Gespräch hierüber mit Vincent Rietveld     sischen Musiktheater in den Fokus. Dieses     aus unserem Gespräch mit ihm in den Sinn:
beim anschließenden Nachgespräch. Auf          Thema blitzte in unseren Tagen in Südfrank-   „Interkulturelle und partizipative Kulturpro-
die Frage, was das Publikum heute noch         reich immer wieder auf. Diana Syrse (AMH      jekte sind die beste Abwehr gegen Nationa-
wirklich schockieren könne, antwortet der      16 –18) stimmte mit ihrem mitreißenden        lismus und Abschottung.“ Er hat recht.
Performer: „Wir müssen ihnen das bieten,       Impulsvortrag über „Neue Vokalmusik
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Bild: Szene vom Playsonic Festival
in Frankfurt am Main, 2018

              DAS SPIEL MIT DER MUSIK
                         Ein Interview mit dem Komponisten
                                   Orm Finnendahl
                                                    —
                     von Manuel Zwerger (AMH 17 – 19) und Jim Igor Kallenberg (AMH 17 – 19)
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Öffnen Spiele neue Zugänge zur zeitgenössischen Musik? Das wurde im Mai 2018 erstmals auf
dem Playsonic Festival in Frankfurt am Main auch von den AMH-Stipendiat(inn)en im Rahmen
eines Workshops erprobt.

Bei dem von der Deutsche Bank Stiftung        Z/K: Was hat Open Source mit Ihrer Kom-        druck von Freund(inn)en und Kolleg(inn)en,
initiierten und geförderten Projekt, das      positionsweise zu tun?                         die das Stück aber auch nur einmal gehört
in Kooperation mit der Alten Oper Frank-                                                     haben. Das ist meines Erachtens ein sehr
furt, dem Ensemble Modern (EM) und der        OF: Es gibt einen berühmten Aufsatz von        schlechtes Entwicklungsmodell, weil du
Hochschule für Musik und Darstellende         Eric S. Raymond von 1999 „The Cathedral        die Erfahrungen, die du innerhalb des Ar-
Kunst Frankfurt am Main (HfMDK) ent-          and the Bazaar“, der großen Einfluss auf       beitsprozesses machst, mit dir selbst aus-
stand, wurde die Alte Oper und die Umge-      die Entwicklerszene von Computerpro-           machen musst. Ich habe mir daraufhin
bung in ein riesiges Spielfeld verwandelt.    grammen hatte. Dort wird zwischen der          überlegt, so ein offenes Modell auch in der
Das Festival bot ein facettenreiches Pro-     sogenannten Basar-Methode, die der             neuen Musik zu entwickeln.
gramm mit Installationen, Workshops und       Open-Source-Methode entspricht, und der
Gesprächsrunden. Im Zentrum standen           Kathedral-Methode, der Closed-Source-          Als leidenschaftlicher Programmierer, der
vier interdisziplinäre Fokus Teams, die       Methode, unterschieden. Beim Open-             seit Langem mit Technologie beschäftigt
für das Festival neue Arbeiten im Grenz-      Source-Modell werden Programme von             ist und damit, was sie für unsere Arbeit,
bereich von Musik und Spiel entwickelten.     unabhängigen Programmierer(inne)n ge-          unser Leben und eben für die Musik
Eines dieser Teams bildete der Komponist      schrieben. Der Software-Code ist, an-          bedeutet, habe ich dann ein Live-Elektro-
und Frankfurter Hochschulprofessor Orm        ders als bei Closed-Source-Programmen,         nik-System entwickelt, das eine Schnitt-
Finnendahl mit dem Regisseur und Spiele-      öffentlich zugänglich. Durch die kolla-        stelle zwischen den verschiedenen Kompe-
entwickler Philipp Ehmann, der Kostüm-        borative Weiterentwicklung waren die           tenzen von Komponist(in) und Musiker(in)
bildnerin Lea Søvsø und Musiker(inne)n        Open-Source-Programme bald stabiler als        herstellt: Das System funktioniert so, dass
der Internationalen Ensemble Modern Aka-      Closed-Source-Programme, an denen              ich eine Art Partitur schreiben kann, in
demie (IEMA). Gemeinsam entwickelten          Entwickler(innen) teilweise zehn Jahre ge-     der genau definiert ist, wann etwas aufge-
sie das interaktive Musiktheater „Götter      schrieben hatten. Neben dem kollabora-         nommen, wann es wieder abgespielt und
der Dämmerung“, bei dem in einem nar-         tiven Aspekt interessiert mich an der Open-    wie es transformiert wird.
rativen Setting in verschiedenen Etappen      Source-Methode auch die Devise „release
und auf unterschiedlichen Ebenen Begeg-       early, release often“, so dass Fehler sofort
nungen von Musik und interaktivem Spiel       identifiziert und korrigiert werden konnten.
inszeniert wurden. Manuel Zwerger und
Jim Igor Kallenberg (beide AMH 17–19)
trafen Orm Finnendahl zum Gespräch.
                                              Die in dem Aufsatz beschriebenen
                                              Nachteile des Entwicklungsmodells von            Orm
                                                                                               Finnendahl
                                              Closed-Source-Programmen hat mich an
Zwerger/Kallenberg: Was war die beson-        Probleme erinnert, die ich seit dem Beginn
dere Arbeitserfahrung bei Playsonic?          meines Studiums damit hatte, zu verste-
                                              hen, wie der Neue-Musik-Betrieb funktio-         Orm Finnendahl studierte 1983 –1990
Orm Finnendahl: Bei Playsonic gab es          niert – ich habe die Thesen des Aufsatzes        Komposition und Musikwissenschaft
wirklich einen kollaborativen Prozess, in     daher auf Neue Musik bezogen. Ähnlich            u. a. bei Frank Michael Beyer, Gösta
dem sich ganz unterschiedliche Arbeits-       den langen Release-Zyklen kommerzieller          Neuwirth und Carl Dahlhaus in Berlin.
und Herangehensweisen begegnet sind.          Closed-Source-Software, bei denen eine           1995 –1998 weiterführende Studien bei
Wir haben uns im Januar beim Game             neue Programmversion erst nach einem             Helmut Lachenmann. 1996 – 2001 Leiter
Jam in der HfMDK in Frankfurt zum ersten      Jahr oder mehr Entwicklungszeit ver-             des Instituts für Neue Musik der HdK
Mal – zusammen mit den anderen Teams          öffentlicht wird, sind in der Neuen Musik        Berlin. 2000 – 2004 Lehrtätigkeit am
und der IEMA getroffen und hatten die         vergleichbare Abläufe weitverbreitet: Ein        Institut für Computermusik und elektro-
ganze Hochschule als Experimentalraum.        Veranstalter vergibt einen Auftrag, an dem       nische Medien (ICEM) der Folkwang-
Ich arbeite zwar immer experimentell, aber    die Komponist(inn)en ein halbes Jahr oder        Hochschule in Essen. Er gewann u. a.
ich habe bisher noch keine Spiele designt.    mehr alleine in ihren Kämmerchen schrei-         den Kompositionspreis der Landeshaupt-
Phillip Ehmanns Ansätze in Szene und          ben, anschließend gibt es drei Proben und        stadt Stuttgart 1997, Busoni-Preis der
Spieldesign und meine musikalischen An-       das Konzert. Die Noten kommen oft sehr           Akademie der Künste Berlin 1999, Prix
sätze von Live-Elektronik und offenen         kurzfristig, so dass die Interpret(inn)en        Ars Electronica Linz 2001. 2004 – 2013
Prozessen haben sich dabei ideal getroffen.   ausschließlich damit beschäftigt sind, das       Professor für Komposition und Leiter
Ich beschäftige mich schon seit längerem      Stück irgendwie bis zum Konzert zu rea-          des Studios für elektronische Musik
mit Fragestellungen zu Open-Source-           lisieren. Der Veranstalter hört die Kompo-       und Akustik (selma) an der Musikhoch-
Verfahren und kollaborativer Entwicklung,     sition evtl. bei der Generalprobe und beim       schule Freiburg. Seit 2013 Professor
in Anlehnung an Diskurse aus der Soft-        Konzert, und im Anschluss daran bekommt          für Komposition an der HfMDK Frankfurt
wareentwicklung.                              der Komponist einen freundlichen Hände-          am Main.
Worum geht es eigentlich? - Die AMH-Workshops 2017/2018 im Rückblick - Akademie Musiktheater heute 2018/2019 - Deutsche Bank Stiftung
Bild unten: Performance „Götter der
Dämmerung“ beim Playsonic Festival
in Frankfurt am Main, 2018

                                                                                             Allerdings müssten dann neue Konzepte
                                                                                             entwickelt werden, wie man dort auch ein
                                                                                             breiteres Publikum hineinbekommt, also
                                                                                             auch die Leute, die nicht ohnehin schon
                                                                                             ein Abo haben und die Alte Oper regelmä-
                                                                                             ßig besuchen. Gerade bei solchen vielver-
                                                                                             sprechenden Experimenten, wo wir alle
                                                                                             neues Terrain betreten, braucht es zudem
                                                                                             aber auch viel Zeit, Geduld und die Mög-
                                                                                             lichkeit, auszuprobieren, was funktioniert
                                                                                             und was nicht, und da war die Proben-
                                                                                             zeit einfach zu kurz. Mit etwas Zusatzzeit
                                                                                             wäre künstlerisch noch ein großer Sprung
                                                                                             möglich gewesen, deshalb bedaure ich
                                                                                             die verpasste Chance etwas. Hoffentlich
                                                                                             gibt es eine Gelegenheit, daraus zu lernen
                                                                                             und weiterzuarbeiten, damit die Erfahrung
                                                                                             nicht in der Schublade landet, denn bei
                                                                                             Playsonic waren wir auf einer Spur, die aus
                                                                                             meiner Sicht viel Potential hat.

               „BEI PLAYSONIC WAREN WIR
                                                                                             Z/K: Dabei gäbe es, wie Sie sagen, etwas
                                                                                             zu gewinnen bei der Spielidee? Wir fragen

                    AUF EINER SPUR, DIE
                                                                                             uns in der Musik ja oft, wie das Publikum
                                                                                             hier eine aktive Rolle spielen kann. Die Be-

                  VIEL POTENTIAL HAT.“
                                                                                             gegnung mit Spielentwickler(inne)n scheint
                                                                                             eine große Chance zu sein. Also möglichst
                                                                                             schnell in die zweite Runde mit Playsonic?

                                                                                             OF: Ja, das ist die Herausforderung und
Das zweite wichtige Element meines             was sie tut. Dadurch ermöglicht das Sys-      zugleich die Chance: ein Spiel zu bauen,
Systems ist die „Grafik“, über die eine        tem, dass die Beteiligten ihre Kompetenzen    das den Leuten wirklich in der spieleri-
visuelle Darstellung des Zeitverlaufs der      einbringen können: Einerseits die struk-      schen Beteiligung die Neue Musik nahe-
live-elektronischen Prozesse gezeigt wird.     turell-dramaturgischen Skills von Kompo-      bringt, ohne didaktisch zu sein. Es geht
Ich wollte mit den Musiker(inne)n in einer     nist(inn)en und andererseits die Qualitäten   darum, akustische Phänomene in einen
Form zusammenarbeiten, in der sie mit          von Instrumentalist(inn)en, die etwa in der   neuen sensitiven Zusammenhang zu stellen
Live-Elektronik bewusst operieren können.      Kammermusik über Jahrhunderte kultiviert      und wahrnehmbar zu machen. Und da
Normalerweise kommen die Klänge für            wurden, nämlich antizipativ, sensibel und     liegt eine Chance in der Spielsituation,
die Interpret(inn)en entweder quasi un-        mit musikalischer Achtsamkeit zusammen-       weil beides zum Gegenstand der künst-
vorhersehbar aus dem Lautsprecher, oder        zuspielen.                                    lerischen Gestaltung wird: die soziale
es bestehen zwischen live Gespieltem                                                         Situation und Interaktion und die kom-
und Elektronik einfache Ursache-Wirkung-       Der vom Open-Source-Modell angeregte          positorischen Formstrukturierungen, fein
Relationen, die immer nur in eine Richtung     Ansatz besteht darin, dass man sich mit den   abgestimmte Klänge, Kunst. Das kann
gehen, was ich nicht besonders spannend        Musiker(inne)n über einen längeren Zeit-      partizipativ erlebbar gemacht werden, und
finde. Durch die Grafik wird für die Musi-     raum regelmäßig trifft, Stücke entwickelt     auf dem Gebiet gibt es in der Neuen Musik
ker(innen) in Echtzeit sicht- und vorherseh-   und dann fortführt. Nachteil einer solchen    bisher keine Antworten. Ich habe auch
bar, was die Maschine eigentlich mit ihren     Arbeitsform ist, dass Musiker(innen) im       nichts gegen die traditionelle Form, Neue
Klängen macht, wann sie aufgenommen            klassischen Kontext oft dazu tendieren,       Musik zu hören, weil es in der Musik viel
werden, wann sie wie abgespielt werden         sehr pragmatisch zu sein: Von einem/einer     zu gewinnen gibt, wenn man sehr fokus-
etc. und das eröffnet ganz andere Möglich-     Komponist(in) wollen sie im Regelfall am      siert und konzentriert zuhört. Bei unserem
keiten der Interaktion. Insofern ist dieses    liebsten Noten bekommen.                      Spiel fand ich zum Beispiel gelungen, dass
System eine Art Instrument und eines der                                                     wir diese Zweiteilung von Spielsituation
Tools, mit denen ich arbeite. Diese Ma-        Z/K: Bietet Playsonic ein Format für solche   und einer sehr konzentrierten Hörsituation
schine habe ich zu Playsonic mitgebracht.      Prozesse?                                     hatten und das im Zusammenhang er-
Sie entscheidet nicht darüber, wie die                                                       lebbar war. Und damit sind wir unserem
Interaktion gestaltet wird – wenn niemand      Grundsätzlich ja. Ich finde es hervorra-      Ziel nahegekommen, in beiden Teilen auf
etwas spielt, kommt auch nichts raus –, die    gend und einen mutigen und richtungs-         spielerische Weise das Zuhören selbst
Instrumentalist(inn)en behalten also die       weisenden Schritt der Intendanz, die Alte     ins Zentrum zu stellen.
volle Kontrolle; die Maschine sagt nur,        Oper anders zu bespielen und zu öffnen.
Worum geht es eigentlich? - Die AMH-Workshops 2017/2018 im Rückblick - Akademie Musiktheater heute 2018/2019 - Deutsche Bank Stiftung
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Kleine Bilder von links nach rechts:
Die Stipendiat(inn)en Alicia Geugelin      Catherine Sondermann (AMH) und
und Martin Mutschler auf dem Playsonic     Sava Stoianov (Ensemble Modern)
Spielfeld vor der Alten Oper, 2018         bei „Inverted Operas“, 2018

  Bild: Anastasija Kadiša und Sanghwa Park
  (beide AMH-Stipendiatinnen) konzipierten
  zusammen mit Jonas Stallmeister das Projekt
  „Musical Chairs“, 2018

Kleine Bilder von links nach rechts:
In Anlehnung an das Spiel „Blinde Kuh“     „Listen to Play“ lud zur spielerischen
traten bei „Hiding in Music“ zwei Teil-    Interaktion zwischen Publikum und
nehmer(innen) gegeneinander an, 2018       Musiker(inne)n ein, 2018
Worum geht es eigentlich? - Die AMH-Workshops 2017/2018 im Rückblick - Akademie Musiktheater heute 2018/2019 - Deutsche Bank Stiftung
Bild: Szene aus der Miniaturoper
                                                   „The Golden Rings“, Künstlerresidenz
                                                   Nanópera de Barbados y Teatro
                                                   Machado, 2018

      SCHLAGLICHT:
OPER UND ZEITGENÖSSISCHE
  MUSIK IN ARGENTINIEN
Ursprung, Strukturen und Herausforderungen
                          —
           von Marie-Louise Stille (AMH 17 – 19)
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Argentinien ist ein großes, kulturell vielseitiges Land. Im Bereich der Kulturförderung hat sich
in den letzten zwanzig Jahren viel getan. Marie-Louise Stille (AMH 17–19) gibt einen Einblick
in die argentinische Theaterstruktur und in aktuelle Tendenzen der argentinischen Oper und zeit-
genössischen Musik.

Mit seiner großen Anzahl an Theatern und
unabhängigen Gruppen verfügt Argentini-              Bild: Während einer Aufführung im Rahmen
en über eine facettenreiche und komplexe             des 32. Festivals „Fiesta Nacional del Teatro“
Theaterstruktur. Im Unterschied zur deut-            in Mendoza, Mai 2017
schen Theaterlandschaft, in der Theater
zumeist öffentlich subventioniert werden,
gibt es in Argentinien vor allem unabhän-
gige Spielstätten und Gruppen. Für die
kulturelle Entwicklung des Landes wurde
den unabhängigen Theatern im Laufe der
Zeit ein hoher Stellenwert beigemessen.
Um diese Bedeutung zu untermauern,
wurde 1998 das Nationale Theatergesetz
(Ley Nacional del Teatro) Nr. 24.800 1
verabschiedet, durch welches verstärkt
die Theateraktivitäten staatlich gefördert
und unterstützt werden. Damit sollte ein
„Beitrag zur Festigung der Kultur“ 2 ge-
leistet werden. Im Zuge dieses Gesetzes
wurde außerdem das Nationale Institut für
Theater (Instituto Nacional del Teatro, INT)
gegründet. Dieses versteht sich als lenken-
                                                        „MIT SEINER GROSSEN ANZAHL
des Organ, das u. a. Förderrichtlinien für
die Bezuschussung von Spielstätten auf-
                                                             AN THEATERN UND
stellt, sich für die Verbreitung und Auffüh-              UNABHÄNGIGEN GRUPPEN
rung von Stücken argentinischer Autor(inn)-
en einsetzt sowie Maßnahmen ergreift, um                  VERFÜGT ARGENTINIEN ÜBER
der Bevölkerung den Zugang zum Theater
zu ermöglichen. Das Betätigungsfeld des                      EINE FACETTENREICHE
                                                      UND KOMPLEXE THEATERSTRUKTUR.“
INT ist breit gefächert. Laut Theatergesetz
wird unter Theateraktivität jede Art drama-
tischer Inszenierung verstanden, darunter
auch das Musiktheater.
                                                Schauspiel und Musik) zur Realisierung                    öffentlicher Hand subventioniert werden
2012 wurde zudem das Nationale Institut         eines künstlerischen Projekts.                            und über ein festes Ensemble verfügen.
für Musik (Instituto Nacional de la Música 3)                                                             Diese öffentlich finanzierten Häuser sind
auf Grundlage des Gesetzes 26.8014 ins          In der Freien Szene ermöglicht die Künst-                 zumeist in den großen Städten angesie-
Leben gerufen, dessen Ziel die Stärkung         lerresidenz der Nanópera 5 de Barbados                    delt, wo Infrastruktur, Personal und Mittel
des Musikschaffens ist. So setzt sich das       und das Teatro Machado Nachwuchskom-                      vorhanden sind, um die wirtschaftlichen
Institut z. B. für die Bezuschussung von        ponist(inn)en und Musiktheaterautor(inn)en                Kosten zu tragen (wenn auch mit großem
Aufführungsorten, die Produktion und Ver-       die Umsetzung und Aufführung von Mi-                      Verlustrisiko), die nötig sind, um eine Oper
breitung von Musik sowie für die Aus- und       niaturopern. Auf der anderen Seite gibt es                zur Aufführung zu bringen. Zu nennen
Weiterbildung von Musiker(inne)n ein.           nur ganz wenige Theater, die komplett von                 wären u. a. das Teatro el Círculo in Rosario,

Eine weitere Förderinstitution ist der
Nationale Kunstfonds (Fondo Nacional de
                                                1
                                                  Instituto Nacional del Teatro: Ley Nacional del Teatro Nº 24.800: http://inteatro.gob.ar/Institucional/Leyes
                                                  (Stand 03.07.2018)
las Artes) der argentinischen Regierung.        2
                                                  Ebd.
Dieser vergibt Stipendien sowohl an argen-      3
                                                  Instituto Nacional de la Música: https://inamu.musica.ar (Stand 03.07.2018)
                                                4
                                                  Educar: Ley nacional de la música: https://www.educ.ar/recursos/120157/ley-nacional-de-la-musica
tinische als auch an ausländische Künst-           (Stand 21.09.2018)
ler(innen) aller Sparten (darunter auch         5
                                                   Nanópera: http://machadoteatro.com.ar/evento/nanopera (Stand 03.07.2018)
Bild: Der Dramaturg Guido Ondarts
                                                                                                                und die Komponistin Florencia Sirena
                                                                                                                entwickelten „The Golden Rings“
                                                                                                                während ihres Aufenthalts in der
                                                                                                                Künstlerresidenz Nanópera, 2018

          „DIE PRÄSENZ VON JUNGEN
     KÜNSTLER(INNE)N, VON DENEN EINIGE
        IN EUROPA AUSGEBILDET SIND,
                                                                                                                musikalischen Erarbeitung von Stücken
                                                                                                                auch Gesang, Tanz, Bühnenregie und Cha-

        ERÖFFNEN NEUE MÖGLICHKEITEN
                                                                                                                rakterdarstellung. Die akademische Aus-
                                                                                                                bildung orientiert sich dabei an den künst-

         DES KÜNSTLERISCHEN DIALOGS
                                                                                                                lerischen Interessen des Theaters, dessen
                                                                                                                Fokus auf der eher klassischen, traditio-

     UND AUSTAUSCHS ZWISCHEN EUROPA                                                                             nellen, wenig „experimentierfreudigen“ Kon-
                                                                                                                zeption der Oper liegt. Die Student(inn)en

             UND ARGENTINIEN.“                                                                                  haben die Möglichkeit, als Praktikant(inn)en
                                                                                                                an Produktionen und Tourneen des Teatro
                                                                                                                Colón teilzunehmen und werden später
                                                                                                                häufig in das Ensemble aufgenommen.
das Teatro Libertador General San Martin                 verdrängte. Die italienische Oper wurde
in Córdoba oder das Teatro Colón in Buenos               dabei für viele Komponist(inn)en, Libret-              Obwohl der Fokus des Hauses auf dem
Aires. Der Schwerpunkt des Spielplans                    tist(inn)en des Landes sowie für die Pro-              klassischen Repertoire liegt, gibt es das
dieser Häuser liegt immer noch hauptsäch-                grammgestaltung der Theater richtungs-                 ebenfalls zum Teatro Colón gehörige
lich auf Stücken aus dem Repertoire der                  weisend, was bis heute an vielen großen                Centro de Experimentación. Es befindet
italienischen Oper. Dies geht auf eine lange             Häusern Argentiniens der Fall ist. Stücke              sich im ersten Stock des Teatro Colón und
Tradition zurück, die im Zusammenhang                    argentinischer Komponist(inn)en hingegen               ermöglicht dem Publikum, experimentel-
mit den Einwanderungswellen des 19. und                  werden an den großen Opernhäusern so                   le Stücke und experimentelle Musik von
20. Jahrhunderts steht. In der Zeit zwischen             gut wie gar nicht aufgeführt.                          Künstler(inne)n der unabhängigen Theater-
1870 und 1930 kamen viele Immigrant-                                                                            und Musikszene kennenzulernen. Zum
(inn)en aus Europa 6, die aktiv angeworben               Eines dieser großen Opernhäuser ist das                Programm des Centro de Experimentación
wurden und zur gesellschaftlichen Moder-                 Teatro Colón in Buenos Aires. Es besteht               gehören außerdem Opernuraufführungen
nisierung beitragen sollten. Diese Migra-                seit über hundert Jahren und hat vier                  hauptsächlich junger argentinischer
tionswelle markierte einen wichtigen Eck-                feste Ensembles: zwei Orchester, ein Bal-              Komponist(inn)en (Spielzeit 2018: u. a.
punkt in der Geschichte Argentiniens                     lett und einen Chor sowie eigene Produk-               „Las bailarinas no hablan“ von Florencia
und wirkte sich auch auf die Entwicklung                 tionswerkstätten. Mit einem ausgeprägten               Werchowsky; „La Casa“ von Julián Galay),
der darstellenden Künste aus: Neue Kultur-               Schwerpunkt auf das europäische Reper-                 Konzerte, Performances sowie das jährlich
formen und Sprachen vermischten sich                     toire spielt das Teatro Colón nicht nur eine           veranstaltete Festival „Integrales“.8 Der Fo-
mit der vorhandenen argentinischen Kultur                zentrale Rolle als Spiel-, sondern auch als            kus des Festivalprogramms von 2018 lag
der Criollos 7 und der indigenen Ureinwoh-               Ausbildungsstätte. Die an das Teatro Colón             auf dem lateinamerikanischen Modernismus.
ner(innen). In dem jungen Land entstand                  angegliederte Kunsthochschule ist eine der             Alle diese Formate tragen dazu bei, zeit-
eine neue, aber maßgeblich von europäi-                  wenigen in Lateinamerika überhaupt, die                genössische Musik des 20. Jahrhunderts
schen Einflüssen geprägte kulturelle Land-               junge Profis im Bereich Oper ausbildet. Zu             einem breiten Publikum bekannt zu machen.
schaft, die teilweise die indigene Kultur                den Unterrichtsfächern zählen, neben der
                                                                                                                Außerdem gibt es eine jährliche Konzert-
                                                                                                                reihe für zeitgenössische Musik, die vom
6
    Hauptsächlich stammten die Einwanderer aus Italien, Spanien, Russland, der Türkei und Syrien.               Theater Complejo Teatral San Martin de
    1914 waren 30 % der argentinischen Bevölkerung Ausländer. In Buenos Aires lag die ausländische
    Bevölkerung bei 80 %: Argentina-Síntesis histórica de la migración internacional en Argentina:              Buenos Aires ausgerichtet wird. Im Rah-
    http://www.migracionoea.org/index.php/es/sicremi-es/17-sicremi/publicacion-2011/paises-es/53-               men dieser Reihe werden Auftragskompo-
    argentina-1-sintesis-historica-de-la-migracion-internacional-en-argentina.html (Stand 23.08.2018)
7
  Criollos bezeichnet man von Europäern abstammende auf argentinischem Staatsgebiet geborene Personen.          sitionen an argentinische Komponist(inn)en
8
  Festival Integrales: http://www.teatrocolon.org.ar/es/2018/experimentacion/festival-integrales-7-edicion-1   vergeben und von Ensembles aufgeführt.9
   (Stand 03.07.2018)
9
   Konzertreihe für zeitgenössische Musik:                                                                     Dieses Interesse für die Förderung von
    https://complejoteatral.gob.ar/ver/ciclo-de-conciertos-de-musica-contemporanea (Stand 03.07.2018)           Neuer Musik und experimenteller Werke
12 // 13

        „IN EINEM KULTURELL SO
       FACETTENREICHEN LAND,
    GEPRÄGT VON UNTERSCHIEDLICHEN
 RHYTHMEN, TRADITIONEN UND GESCHICHTE,                                                        Die Präsenz dieser jungen Künstler(innen),
                                                                                              von denen einige in Europa ausgebildet
     ERPROBEN MUSIK- UND OPERN-                                                               worden sind, eröffnen neue Möglichkeiten
                                                                                              des künstlerischen Dialogs und Austauschs
   SCHAFFENDE NEUE KÜNSTLERISCHE                                                              zwischen Europa und Argentinien. Dies

        PRODUKTIONSFORMEN.“
                                                                                              bietet einer jungen Musiktheaterszene neue
                                                                                              Möglichkeiten zur Kreativität und eröffnet
                                                                                              neue ästhetische und klangliche Diskurse,
                                                                                              die in der unabhängigen Theaterszene und
                                                                                              an einigen staatlichen Spielorten ihren
                                                                                              Platz finden.
spiegelt sich auch im Spielplan dieser         Stück „Beatrix Cenci“ des argentinischen
Institution wider.                             Komponisten Alberto Ginastera an der           Obwohl der argentinische Staat mit einer
                                               Opéra National du Rhin in Straßburg            breit angelegten Kulturpolitik die Bühnen-
Auch wenn sich die argentinische Opern-        erstmalig auf Französisch auf die Bühne        künste und Musik fördert und unterstützt,
und Musikszene in struktureller Hinsicht       bringen.                                       ist immer noch eine gewisse Distanziert-
und im Hinblick auf die Ausbildungsmög-                                                       heit seitens der offiziellen Institutionen
lichkeiten weiterentwickelt hat, wandern       Eine der wichtigsten zeitgenössischen          hinsichtlich der Aufnahme argentinischer
viele junge Künstler(innen) der aktuellen      Komponistinnen Argentiniens ist Patricia       Autor(inn)en in ihr künstlerisches Pro-
argentinischen Opernszene nach Europa          Martínez, die an vielen europäischen In-       gramm auszumachen.
aus, um sich hier beruflich weiter zu pro-     stitutionen wie dem IRCAM in Paris oder
fessionalisieren. Der Autor und Regisseur      den Darmstädter Ferienkursen arbeitet.         In einem kulturell so facettenreichen Land,
Mariano Pensotti ist nur ein Beispiel hier-    Zugleich arbeitet sie als Dozentin in Argen-   geprägt von unterschiedlichen Rhythmen,
für. Seine berufliche Laufbahn begann in       tinien. Ihre Kompositionen konzentrieren       Traditionen und Geschichte erproben
Buenos Aires, bevor sie in der Freien Szene    sich auf die Zusammenarbeit von instru-        Musik- und Opernschaffende neue künst-
in Deutschland eine Fortsetzung fand.          menteller und elektroakustischer Musik         lerische Produktionsformen. Jünger als die
In Deutschland konnte er sich als Theater-     mit darstellender Kunst, Videokunst und        europäische Oper, aber bereits mit einer
regisseur weiterentwickeln. Grundlage          Technologie, die von ihren Studien und         eigenen Geschichte, haben sich die argen-
seiner Arbeit war vor allem die Inszenierung   Erfahrungen in Argentinien, Europa und         tinische Oper und ihre Macher einen Platz
eigener Texte. Im März 2019 wird er das        den USA geprägt sind.                          auf den Bühnen der Welt erobert.

   Bild: Szene aus „Feliz cumple, ella“,
   einer Miniaturoper der Dramaturgin
   Jimena Municoy und des Komponisten
   Sebastián Pozzi Azzaro, Nanópera, 2018
STIPENDIAT(INN)EN   Gabrielė Bakšytė
                    Sparte: Regie
                                                      Geboren 1991 in Mailand,
                                                      Italien. Als freischaffender
                                                      Komponist, Flötist und Perfor-

2018 – 2020                                           mer bewegt er sich im Bereich
                                                      der zeitgenössischen und
                                                      experimentellen Musik sowie
                                                      der Sound Art. Konzerttätig-
                                                      keiten bei den weltweit wich-
                                                      tigsten Festivals und in den
                                                      renommiertesten Konzertsälen,
                                                      wie u. a. bei den Salzburger
                                                      Festspielen, Luzern Festival,
                                                      Darmstädter Ferienkursen,
                                                      Wien Modern, Warschauer
                                                      Herbst, Transart Bozen, Klang-
                    Geboren 1990 in Kaunas,           spuren, Wiener Festwochen.
                    Litauen. Regisseurin, Bühnen-     Daneben forscht er im Bereich
                    bildnerin und Lichtgestalterin.   der „augmentierten“ Musik-
                    Seit 2015 Musiktheaterregie-      instrumente. Er ist Mitglied
                    studium an der Hochschule für     und Mitbegründer des experi-
                    Musik „Hanns Eisler“ Berlin.      mentellen Contemporary Pop
                    Regieassistenzen und Hospi-       Duo Nimikry sowie vom Black
                    tanzen bei Romeo Castellucci      Page Orchestra. Studium an
                    im Rahmen der Salzburger          der Universität für Musik und
                    Festspiele, Philippe Quesne       darstellende Kunst Wien, der
                    an der Staatsoper Unter den       Universität für angewandte
                    Linden, Vincent Boussard          Kunst in Wien sowie der Kunst-
                    (Salzburger Osterfestspiele,      universität in Graz.
                    Litauische Staatsoper, Aalto
                    Musiktheater Essen, Ham-
                    burgische Staatsoper), und        Franziska Betz
                    David Hermann am Opernhaus        Sparte: Dramaturgie
                    Zürich. Davor Studium der
                    Musikwissenschaft, Kunstge-
                    schichte und Philosophie in
                    Zürich und Hamburg. Zu
                    ihren eigenen Inszenierungen
                    zählen ausgewählte Szenen
                    von Tarkowskis „Nostalghia“,
                    Shakespeares „Hamlet“,
                    Strauss‘ „Der Rosenkavalier“,
                    Haydns „Il mondo della luna“
                    und Offenbachs „La Périchole“.

                    Alessandro Baticci                Geboren 1989 in München.
                    Sparte: Komposition               Sie studierte u. a. Romanistik,
                                                      Musikpädagogik und Musik-
                                                      wissenschaft in München,
                                                      Würzburg und Pavia und
                                                      schloss mit einer Arbeit zu
                                                      Rossinis „Semiramide“ ihren
                                                      Master of Arts ab. Wissen-
                                                      schaftliche Studien führten
                                                      sie ans Deutsche Historische
                                                      Institut Rom und an die Uni-
                                                      versity of Chennai, Indien.
                                                      Dramaturgie- und Regiehos-
                                                      pitanzen, u. a. bei „Così fan
14 // 15

tutte“, Mainfranken Theater          Valerian Geiger                       theater Coburg. Von 2015 –          Sinfonien Beethovens im Raum
Würzburg. In der Spielzeit           Sparte: Kulturmanagement              2018 Dramaturgin und                Hessen aufführt. Als Assistenz-
2017/2018 arbeitete sie als                                                Operndirektionsassistentin          dirigent des Akademischen
Dramaturgie-Volontärin an der                                              am Theater Basel, wo sie u. a.      Orchesters Leipzig leitet er Or-
Bayerischen Staatsoper u. a.                                               die Produktionen „Melan-            chesterproben und Konzerte im
an Produktionen von Frank                                                  cholia“ (R: Sebastian Nübling/      Gewandhaus. Sein Bachelor-
Castorf („Aus einem Toten-                                                 Ives Thuwis) und „Elektra“          studium Klavier beendete er im
haus“), Pierre Audi und Georg                                              (R: David Bösch) betreute           Februar 2015 an der Hochschu-
Baselitz („Parsifal“) mit. Als                                             und die Konzertreihe „Sachers       le für Musik Nürnberg.
freie Dramaturgin und Lektorin                                             musikalische Wunderkammer“
konzipiert sie derzeit u. a. eine                                          konzipierte. Während des
Konzertreihe für Neue Musik.                                               Studiums der Musiktheater-          Pauline Jacob
                                                                           wissenschaft an der Universität     Sparte: Libretto/Text
                                                                           Bayreuth und der Dramaturgie
Susanne Brendel                                                            an der Hochschule für Musik
Sparte: Bühnen-/Kostümbild           Geboren 1987 in Stuttgart.            und Theater Hamburg war sie
                                     Seit Mitte 2017 persönlicher          u. a. beim Festival junger Künst-
                                     Referent des Generaldirektors         ler Bayreuth, an der Hambur-
                                     der Stiftung Oper in Berlin.          gischen Staatsoper und der
                                     2016 Berater im Neupositio-           Staatsoper Hannover tätig, wo
                                     nierungsprozess der Freien            sie auch die Co-Dramaturgie
                                     Volksbühne Berlin. Von 2007 –         bei „Don Giovanni“ (R: Bene-
                                     2010 Regieassistent und Abend-        dikt von Peter) übernahm.
                                     spielleiter an der Staatsoper         Praktika bei diversen Verlagen,
                                     Stuttgart (u.a. für Calixto Bieito,   u. a. Universal Edition Wien.
                                     Jossi Wieler, Christian Spuck).
                                     2013 Produktmanager und                                                   Geboren 1989 in Gifhorn.
                                     Marketingassistent bei Arthaus        Damian Ibn Salem                    Freischaffende Sängerin
                                     Musik. 2013 und 2014 Gast-            Sparte: Dirigieren                  und Schauspielerin an der
Geboren 1992 in Stuttgart. Sie       engagements als Produktions-                                              Schnittstelle von Performance,
studiert seit 2013 an der Staat-     leiter am Festspielhaus Baden-                                            Musik- und Sprechtheater.
lichen Akademie der Bildenden        Baden. 2012 Gastengagement                                                Engagements u. a. an der
Künste Stuttgart Bühnen- und         als Regieassistent am Theater                                             Hamburgischen Staatsoper,
Kostümbild bei Prof. Martin          Freiburg. 2014 – 2016 Kultur-                                             Kampnagel Hamburg. Sie
Zehetgruber und Prof. Bettina        managementstudium an der                                                  schreibt Essays, Theaterstücke
Walter. 2016 Gastsemester in         FU Berlin. 2010 –2013 Studium                                             und Hörspiele und entwickelt
der Bildenden Kunst bei Prof.        der Theater-, Medien- und                                                 Performances mit anderen
Ricarda Roggan. 2017/2018            Musikwissenschaft an der Uni-                                             Künstler(inne)n. Darunter:
Auslandssemester an der              versität Bayreuth.                                                        „Politics and Love“ (Kunstver-
Vilniaus Dailės Akademija, Litau-                                                                             ein Hamburg, 2016), „Sport-
en. Ihre Arbeiten waren u.a. an                                                                                boot /Killerwelle“ (Theaterpreis
der Akademie für Darstellende        Dorothee Harpain                                                          „Tankstelle 2016“), Hörspiel-
Kunst Baden-Württemberg,             Sparte: Dramaturgie                   Geboren 1989 in Schlitz. Er ist     oper „Wir – von nine to five“
der Spielstätte Nord des Schau-                                            Student in der Dirigierklasse       (Ouvertüre ausgezeichnet
spiel Stuttgart, dem Theater                                               von Prof. Matthias Foremny an       beim Leipziger Hörspielsom-
Rampe Stuttgart, dem Fuchs-                                                der Hochschule für Musik und        mer 2018) und aktuell „Als ich
bau Festival Hannover, den                                                 Theater „Felix Mendelssohn          neulich um die Ecke ging und
Nibelungenfestspielen Worms,                                               Bartholdy“ Leipzig. Während         zufällig meine Freundin traf –
der Palermo Galerie Stuttgart                                              seiner Studienzeit hatte er die     eine Oper der Frauen“. Freie
sowie dem Schaulager der                                                   Möglichkeit mit zahlreichen         Mitarbeiterin Friedenauer
Galerie EIGEN + ART Leipzig                                                professionellen Orchestern zu       Presse. 2016 –2018 Kunst-
zu sehen. Sie ist Gründerin                                                arbeiten. Erste Engagements         stipendium der Claussen-
der Kollektive JJ Kropp (Video/                                            als Dirigent und Korrepetitor       Simon-Stiftung. 2010 –2014
Neue Musik) und Last Exit to                                               führten ihn an die Oper Leipzig     Gesangsstudium Hochschule
Paradise (Kunst/Party).                                                    und das Mainfranken Thea-           für Musik und Theater
                                                                           ter Würzburg. Er ist Gründer        Hamburg.
                                     Geboren 1988 in Leipzig.              und musikalischer Leiter des
                                     Seit der Spielzeit 2018 /2019         Beethoven Orchester Hessen
                                     Musikdramaturgin am Landes-           mit dem er zyklisch alle neun
STIPENDIAT(INN)EN   Anda Kryeziu
                    Sparte: Komposition
                                                         Geboren 1991 in Lausanne,
                                                         Schweiz. Seit September 2016
                                                         als Assistent an der Opéra

2018 – 2020                                              National de Bordeaux tätig.
                                                         Dort leitet er regelmäßig eigene
                                                         Opern- und Ballettproduktionen
                                                         sowie symphonische Konzer-
                                                         te. Assistenzen u. a. bei Marc
                                                         Minkowski, Andrés Orozco-
                                                         Estrada, Paul Daniel u. a. an der
                                                         Wiener Staatsoper, La Scala
                                                         di Milano, dem Grafenegg und
                                                         Verbier Festival. Studium an
                                                         der Universität für Musik und
                                                         darstellende Kunst Wien und
                    Geboren 1993 in Gjakova,             an der Zürcher Hochschule der
                    Kosovo. Komponistin und Inter-       Künste bei Mark Stringer und
                    pretin. Seit 2017 studiert sie       Johannes Schlaefli. Meisterkur-
                    Komposition bei Daniel Ott an        se bei u. a. Vladimir Jurowski
                    der Universität der Künste           und Bernard Haitink. Mitglied
                    Berlin sowie Komposition an          des Verbier Festival Orchestras
                    der Hochschule für Musik Basel       und des Gustav Mahler Jugend-
                    bei Caspar Johannes Walter.          orchesters. Er gründete 2009
                    Davor studierte sie an der Hoch-     ein symphonisches Jugend-
                    schule für Musik Luzern Klavier      orchester mit dem Ziel, klassi-
                    und Komposition und schloss          sche Musik allen Menschen
                    ihr Studium mit dem Master bei       zugänglich zu machen.
                    Konstantin Lifschitz (Klavier) und
                    Dieter Ammann (Komposition)
                    ab. Sie war u. a. Stipendiatin       Philipp Lossau
                    der B.O.G Stiftung und der           Sparte: Regie
                    atDta Stiftung. Die Musik von
                    Kryeziu wurde von diversen
                    Ensembles u. a. bei folgen-
                    den Festivals aufgeführt: 13th
                    Mostra Sonora Sueca, Valencia;
                    Aufwind Festival, Wien; New
                    Music Days, Luzern. Ihre Musik
                    vereint Instrumentalmusik, mit
                    und ohne Live-Elektronik, mit
                    Multimedia und Musiktheater.

                    Marc Leroy-
                    Calatayud                            Geboren 1991 in Lörrach.
                    Sparte: Dirigieren                   Seit 2014 Mitarbeiter des
                                                         Regisseurs Hans Neuenfels in
                                                         Schauspiel und Oper, u. a. an
                                                         der Bayerischen Staatsoper
                                                         bei „Manon Lescaut“ und
                                                         „Southpole“ am Residenz-
                                                         theater München, der Staats-
                                                         oper Berlin bei „Ariadne auf
                                                         Naxos“ und „Salome“, am
                                                         Opernhaus Zürich bei „Orest“,
                                                         am Theater Basel, Theater in
                                                         der Josefstadt und zuletzt bei
                                                         den Salzburger Festspielen bei
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„Pique Dame“. Regieassistenz        Patrick Schäfer                     Geboren 1992 in Wien,              Regelmäßige Zusammenarbeit
für das Education-Programm          Sparte: Komposition                 Österreich. Seit 2010 als          mit der Regisseurin Annika
der Berliner Philharmoniker.                                            Regieassistentin, Inspizientin     Schäfer. 2017 Bild-Kunst För-
Regiehospitanzen bei Christof                                           sowie im dramaturgischen           derpreis der 51. Internationalen
Loy und Stefan Pucher. Seit                                             Bereich tätig. Zahlreiche Pro-     Hofer Filmtage für den Lang-
2013 Studium der Theater-                                               duktionen am Theater an der        spielfilm „Brut“ für das beste
wissenschaften an der Univer-                                           Wien (u. a. mit Keith Warner,      Kostümbild. 2011– 2013 Büh-
sität Leipzig.                                                          Moshe Leiser und Patrice           nen- und Kostümassistentin
                                                                        Courier, Harry Kupfer und          bei den Ludwigsburger Schloss-
                                                                        Jens-Daniel Herzog), bei den       festspielen, am Deutschen
Anika Rutkofsky                                                         Bregenzer Festspielen („André      Theater Berlin und Maxim Gorki
Sparte: Regie                                                           Chénier“, „Die Zauberflöte“,       Theater Berlin. Seit 2016 ist
                                                                        und 2018 Wiederaufnahme-           Lara Scherpinski Stipendiatin
                                                                        leitung von Kasper Holtens         der Studienstiftung des Deut-
                                                                        „Carmen“ auf der Seebühne),        schen Volkes.
                                    Geboren 1993 in Augsburg.           Uraufführungen u. a. beim
                                    Er ist Akademist beim SWR-          Cantiere Internazionale d’Arte
                                    Vokal-Ensemble und Stipendiat       di Montepulciano und am
                                    der Friedrich-Ebert-Stiftung.       Guangzhou Opera House,
                                    Er studiert Komposition im          weitere Produktionen in
                                    Master an der Hochschule für        Chemnitz, Graz, Strasbourg,
                                    Musik und Darstellende Kunst        demnächst Kopenhagen.
                                    Stuttgart bei Marco Stroppa.        Derzeit Abschlussphase ihres
                                    Davor studierte er Komposi-         universitätsübergreifenden
                                    tion an der Musikhochschule         individuellen Masterstudiums
Geboren 1987 in Makinsk,            München bei Hans-Jürgen von         der Musiktheaterwissenschaft
Kasachstan. Opernregisseurin        Bose und Isabel Mundry. Ein         an der Universität Wien und
und ausgebildete Dramaturgin.       Erasmussemester absolvierte         der Universität für Musik
Seit 2015 ist sie als Regieassis-   er bei Beat Furrer an der Kunst-    und darstellende Kunst Wien.
tentin und Abendspielleiterin       universität in Graz. Seine Arbeit
an der Oper Stuttgart enga-         umfasst Kompositionen für
giert. Sie studierte Musikwis-      den Konzertsaal, elektronische      Lara Scherpinski
senschaft sowie Französische        Musik, Theatermusik, Musik-         Sparte: Bühnen-/Kostümbild
Sprach- und Literaturwissen-        theater und Musik für den Film.
schaft an der Universität Basel     Bereits vor seiner Studienzeit
sowie Dramaturgie im Master         war er Preisträger zahlreicher
an der Hochschule für Musik         Kompositionswettbewerbe.
und Theater „Felix Mendels-         Seine von der Ernst-von-
sohn Bartholdy“ Leipzig.            Siemens-Musikstiftung geför-
2015 /2016 war sie Dozentin         derte erste Oper „Letzte Nacht“
für szenisches Spiel bei der        wurde 2017 in den Spielplan
Masterklasse Gesang „Neue           des Stadttheaters Augsburg
Musik“ an der Staatlichen           aufgenommen.
Hochschule für Musik und Dar-
stellende Kunst Stuttgart. Regie
führte sie bei: „Aci, Galatea       Leonora Scheib
e Polifemo“ von G. F. Händel        Sparte: Kulturmanagement            Geboren 1990 in Schönebeck.
(2014) im Gohliser Schlößchen                                           Seit 2013 Bühnen- und Kos-
Leipzig; „The Telephone“ von                                            tümbildstudium an der Staat-
G. C. Menotti (2016) im Konzert-                                        lichen Akademie der Bildenden
saal der Hochschule für Musik                                           Künste in Stuttgart bei Prof.
und Tanz Köln; „Spielraum                                               Zehetgruber und Prof. Walter.
Oper: Kasino“ (2017/2018)                                               2018 Studium der Bühnenge-
sowie „Herr Blumenkohl gibt                                             staltung bei Prof. Anna Viebrock
sich die Ehre“ von J. Offen-                                            an der Akademie für bildende
bach (2018) im Kammertheater                                            Kunst Wien. Als Kostümbild-
Stuttgart.                                                              nerin für Film- und Theaterpro-
                                                                        duktionen u. a. am Theater Trier
                                                                        und Schauspiel Stuttgart tätig.
STIPENDIAT(INN)EN   Mien Bogaert
                    Sparte: Libretto/Text
                                                      Geboren 1996 in Köln. Seit der
                                                      Spielzeit 2017/2018 Regieas-
                                                      sistent an der Oper Chemnitz.

2017 – 2019                                           Student der Kulturwissenschaft
                                                      an der FernUni Hagen. 2016
                                                      Auszeichnung mit dem Landes-
                                                      bildungspreis Baden-Württem-
                                                      berg für Projekt mit kosten-
                                                      losem Geigenunterricht. 2017
                                                      Sonderpreis des Theaters
                                                      Chemnitz mit dem Ring Award
                                                      Graz 2017. Regiehospitanzen
                                                      führten ihn an die Komische
                                                      Oper Berlin (Barrie Kosky), das
                                                      Teatro Real in Madrid und
                    Geboren 1992 in Aalst, Belgien.   die Finnish National Opera in
                    Regie, Text und Dramaturgie.      Helsinki (beide Kasper Holten),
                    Seit 2014 Studium der Musik-      die Dutch National Opera in
                    theaterregie an der Theater-      Amsterdam (Stefan Herheim),
                    akademie Hamburg. Davor           das Opernhaus Zürich (Andreas
                    Studium der Musik- und Thea-      Homoki), die Semperoper in
                    terwissenschaften an der          Dresden (Michael Schulz).
                    Universität Gent. Eigene Regie-   2017 Inszenierungen zu „Im
                    und Librettoprojekte (u. a.       weißen Rössl“ an der Musik-
                    „MONU“ im Concertgebouw           hochschule Lübeck. Im Mai
                    Brügge, „Die sieben Tod-          2018 Premiere seiner Inszenie-
                    sünden“ und „CYCLOPS“ im          rung von „Don Pasquale“ an
                    Theaterquartier Gaußstraße        der Oper Chemnitz.
                    Hamburg, „Puck“ im Royal
                    College of Music London,
                    „Vier Heuvels“ im Muziek-         Carl Tertio Druml
                    gebouw aan ’t IJ Amsterdam,       Sparte: Komposition
                    „L’incoronazione di Poppea“
                    in der opera stabile Hamburg
                    und „La serva padrona“ im
                    Lemmensinstituut Leuven;
                    demnächst „Eugen Onegin“
                    als Abschlussinszenierung an
                    der HfMT Hamburg). Mitbe-
                    gründer des Künstlerkollektivs
                    SYNART. Librettozusammen-
                    arbeit mit Benjamien Lycke und
                    Florian Huber. Reporter für das
                    Magazin der Flämischen Oper.

                                                      Geboren 1991 in Wien, Öster-
                    Nils Braun                        reich. Wäh­rend des Philoso-
                    Sparte: Regie                     phie­stu­diums an der Universi-
                                                      tät von Amster­dam belegte
                                                      er Kom­position und Musik-
                                                      theorie als Neben­fach am
                                                      Konservatorium von Amster-
                                                      dam. Nach dem Ab­schluss des
                                                      Master of Arts-Diploms kehrte
                                                      er zurück nach Wien, wo er
                                                      seit März 2016 den Master
                                                      in Theaterwissen­schaften an
                                                      der Universität Wien und seit
                                                      Oktober desselben Jahres das
                                                      Diplomstudium Komposition
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und Musiktheorie an der              Alicia Geugelin                    Geboren 1987 in Gelnhausen.          (u. a. Mendelssohns „Som­
Universität für Musik und dar-       Sparte: Regie                      Seit der Spielzeit 2018 /2019        mer­nachtstraum“, „Non(n)
stellende Kunst Wien belegt.                                            Dramaturgin für Musiktheater         sens“, „Freischütz“ für Kinder,
Ein kompositorischer Schwer-                                            am Staatstheater Mainz. Da-          selbst geschriebener Lieder-
punkt sind Lieder und Vokal-                                            vor 2017/2018 ebenda Drama-          abend) sowie Projekt­arbeiten
musik. Interesse für Opern-                                             turgieassistentin. Studium der       mit Schü­ler(inne)n, Kinderchor,
und Bühnenmusik ergab sich                                              Musikwissenschaft und der            Gesangsstu­dent­(inn)en und
durch sein Mit­wir­ken als Statist                                      Deutschen Philologie an der          Menschen mit Handi­cap.
an über 30 Pro­duktionen der                                            Johannes Gutenberg-Univer-           2010 –2013 Schau­spiel­studium
Dutch National Opera und                                                sität in Mainz. Während des          an der The­ater­akademie Vor­
Wiener Staatsoper.                                                      Studiums Dramaturgiehospi-           pommern. Seit April 2016 Fern-
                                                                        tanzen u. a. an der Komischen        studium Kultur- und Medien-
                                                                        Oper Berlin, der Oper Stuttgart      manage­ment an der HfMT in
Jonas Ehrler                                                            und der Oper Frankfurt, wo sie       Ham­burg.
Sparte: Dirigieren                                                      mit Regisseur(inn)en wie Calixto
                                     Geboren 1987 in Freiburg. Re-      Bieito, Barrie Kosky und Andrea
                                     gisseurin und Dirigentin. Regie-   Moses zusammenarbeitete.             Jim Igor Kallenberg
                                     arbeiten u. a. Don Giovanni-       Danach verschiedene Projekte         Sparte: Dramaturgie
                                     Trilogie: „Im Don Giovanni         und Produktionen als freie Dra-
                                     nachts um halb 1“, St. Pauli       maturgin, u. a. beim Viertel-
                                     Theater 2017, „Ich. Wir. Don       festival Niederösterreich und als
                                     Giovanni“, Kampnagel 2018,         Co-Dramaturgin bei Benjamin
                                     „Don Giovanni in der Unter-        Brittens „A Midsummer Night´s
                                     welt“, Abschlussinszenierung       Dream“ am Staatstheater
                                     Forum Hamburg 2018, „A Fairy       Mainz. Zudem ist sie als Auto-
                                     Queen“, opera stabile 2016,        rin für Musiktheater und Kon-
                                     Musikalische Produktionslei-       zert tätig, u. a. für das Rheingau
                                     tung der Produktion „Valentin“     Musik Festival und die Mozart-
Geboren 1992 in Wettingen,           von Herbert Fritsch, Schauspiel-   Gesellschaft Wiesbaden.
Schweiz. Bachelor- und Master-       haus Hamburg 2017. Ausge-
studium mit Hauptfach Or-            wählt für das Körber Festival
chesterleitung an der Zürcher        Junge Regie 2018 am Thalia         Sven Jenkel                          Geboren 1989 in Frankfurt.
Hochschule der Künste bei            Theater Hamburg, Stipendiatin      Sparte: Kulturmanagement             Tätig als Publizist und Musik-
Prof. Johannes Schlaefli. Sein       des Förderprogramms „Unse-                                              wissenschaftler für zeitgenös-
Bachelorprojekt, in welchem er       ren Künsten“ der Claussen-                                              sische Musik, zeitgenössisches
die Kammeroper „The Corridor“        Simon-Stiftung. Preisträgerin                                           Musiktheater und politische
von Harrison Birtwistle zur          des Warnke-Förderpreises                                                Philosophie. Dramaturg bei
Aufführung brachte, wurde            2017. 2008 –2013 Dirigier-, Kla-                                        Wien Modern sowie Redakteur
2016 mit dem Förderpreis der         vier- und Politikwissenschafts-                                         und Autor bei u. a. Deutschland-
ZHdK für herausragende Ab-           studium an der Hochschule für                                           funk Kultur, hr2-kultur, NZfM,
schlussarbeiten ausgezeichnet.       Musik und Darstellende Kunst                                            edition text+kritik et al. Drama-
Verschiedene Dirigierwork-           Mannheim sowie der Univer-                                              turgisch war er u. a. an der
shops und Meisterkurse u. a.         sität Heidelberg. 2013 – 2018                                           Oper Frankfurt, der Gessner-
bei Bernard Haitink, Esa-Pekka       Musiktheaterregiestudium,                                               allee Zürich, dem Heidelberger
Salonen und David Zinman.            Theaterakademie Hamburg.                                                Frühling und dem Impuls Fes-
Gewinner der Audition zum                                                                                    tival Graz tätig. Stipendiat der
neuen Assistenzdirigenten                                               Geboren 1987 in Schwerin.            Studienstiftung des deutschen
des Orchestre National de Lille,     Christin Hagemann                  Seit der Spielzeit 2014 /2015        Volkes, Residency in der Villa
Orchestre de Picardie und            Sparte: Dramaturgie                als Schauspieler an der Theater      Abegg des Heidelberger Früh-
Orchestre national d‘Île-de-                                            und Orchester GmbH Neu­              lings sowie des Spatial Sound
France für die Saison 2018 /                                            brandenburg/Neustrelitz fest         Institutes Budapest. 2017 er-
2019. Mitinitiator des Zeit-                                            engagiert. Bis 2010 Regie­           hielt er den Preis Forum junger
festivals Zürich, welches im                                            assistent und Abendspielleiter       Autoren.
April 2018 zum zweiten Mal                                              im Musiktheater des Mecklen­
stattfand.                                                              burgischen Staatstheaters
                                                                        Schwerin, u. a. für die Schloss­
                                                                        festspiele Schwerin. Gast­ver-
                                                                        trag an der Komischen Oper
                                                                        Berlin. Organisation und Rea-
                                                                        lisation eigener Regie­ar­bei­ten
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