2019 AUS UNSERER FORSCHUNG - Fraunhofer-Gesellschaft
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INSTITUT INSTITUT PRODUKTIONSANLAGEN UND W E R K Z E U G M A S C H I N E N U N D FA B R I K B E T R I E B KONSTRUKTIONSTECHNIK T E C H N I S C H E U N I V E R S I TÄT B E R L I N AUS UNSERER FORSCHUNG 2019 produktionstechnisches zentrum berlin
Inhalt 3 Vorwort Geschäftsfelder 4 Produktionstechnisches Zentrum (PTZ) Berlin 10 Unternehmensmanagement 16 Virtuelle Produktentstehung 24 Produktionssysteme 32 Füge- und Beschichtungstechnik 36 Automatisierungstechnik 42 Ereignisse 50 Mehr Können Vorwort 51 Impressum Digitalisierung und Vernetzung in der Industrie gen Querschnittsthema Additive Fertigung. Er schreiten konsequent voran, ein Ende des Trends wird künftig nicht nur Expertise des Instituts mehr Informationen erhalten ist nicht in Sicht. Ganz im Gegenteil: Wir regist- auf diesem Gebiet bündeln und den Kompe- rieren, dass die Themen, die unsere Partner in tenzausbau unterstützen, sondern auch stra- Weiterführende Links zu unseren Arti- diesem Zusammenhang umtreiben, an Komple- tegische Forschungskooperationen aufbauen. keln erhalten Sie in der digitalen Version xität gewinnen, sodass sie sich nur mit interdis- Davon werden nicht nur wir, sondern vor allem dieses Jahresberichts. Um diesen abzu- ziplinär aufgestellten Teams bewältigen lassen. unsere Kunden profitieren. Die Relevanz einer rufen, laden Sie sich bitte auf Ihr mobi- Dass Expertinnen und Experten unterschied- solchen Position für den Additivbereich zeigt les Endgerät eine App zum Scannen von licher Fachbereiche ein Entwicklungsthema sich daran, dass Forschungsprojekte zu diesem QR-Codes herunter. Über den Code auf dieser gemeinsam vorantreiben, hat am Produktions- Thema an diversen Stellen in diesem Jahres- Seite gelangen Sie direkt zu unserem Jahresbe- technischen Zentrum (PTZ) Berlin eine lange bericht vertreten sind – zum Beispiel in den richt. Dort stehen ihnen auch sämtliche Artikel Tradition. Mitarbeitende aus Fabrikplanung, Kontexten Produktentstehung und Fertigung. als PDF zum Download zur Verfügung. Produktentwicklung und Technologie arbei- ten hier Hand in Hand. Die enge Verzahnung Zudem haben im vergangenen Jahr die Akti- Alternativ können Sie auch diesen Shortlink von Grundlagenforschung im IWF der TU Berlin vitäten des Leistungszentrums »Digitale Ver- APP SCAN www benutzen: http://s.fhg.de/ipk-jb18 und angewandter Forschung im Fraunhofer IPK netzung« (LZDV) weiter Fahrt aufgenommen. erweitert unsere Möglichkeiten zusätzlich. Zahlreiche Projekte, die in diesem Rahmen durch- geführt werden, stellen wir in diesem Bericht vor. Dieser disziplin- und institutsübergreifende Außerdem haben wir die Hannover Messe 2018 Ansatz wurde 2018 gleich mehrfach unterfüt- zum Anlass genommen, gemeinsam mit den tert. Das Fraunhofer IPK hat nun einen zent- LZDV-Partnerinstituten FOKUS, HHI und IZM Weitere Informationen: ralen Ansprechpartner für die institutsweite einen Demonstrator zu realisieren, der die Ver- www.ptk2019.de Koordination von Projektanfragen und For- netzungs- und Industrie 4.0-Kompetenzen aller schungsthemen. Er wird für Themen, die eine Institute zusammenbringt. Und es geht weiter: interdisziplinäre Herangehensweise erfordern, 2019 ist die Geschäftsstelle des LZDV ans Fraun- in den verschiedenen Fachbereichen geeig- hofer IPK gewechselt. Das ermöglicht es uns, nete Expertinnen und Forscher identifizieren den Bedarfen unserer Kunden im Bereich digital und zusammenbringen. Gleichzeitig haben wir integrierte Produktion mit einer noch breiteren XVI. internationales PTK 2019 produktionstechnisches erstmals ein Cross Research Development ein- Angebotspalette gerecht zu werden. kolloquium geführt, durch das ein einzelnes Forschungs- thema mit fundamentaler Bedeutung für das Digital integrierte Produktion Institut und unsere Kunden bereichsübergrei- fend vorangetrieben wird. Unser erster Cross Prof. Dr. h. c. Dr.-Ing. Eckart Uhlmann Lösungen aus Berlin / Brandenburg Research Developer widmet sich dem wichti- Institutsleiter Fraunhofer IPK 3 12. – 13.09.2019
PTZ auf einen Blick Profil Steckbrief PTZ Im Produktionstechnischen Zentrum Ber- Research Developern für herausragende The- und umfasst sowohl die Entwicklung von Pro- Gründung 1986 lin (PTZ) sind das Institut für Werkzeug- men untermauert, was im Themenkomplex zesstechnologien und Produktionsanlagen als maschinen und Fabrikbetrieb (IWF) der additive Fertigung bereits erprobt wird. auch deren informationstechnische Modellie- Gesamtfläche 15 000 qm Technischen Universität Berlin und das Die Struktur des Doppelinstituts rung. Die Fachgebiete Werkzeugmaschinen Fraunhofer-Institut für Produktionsanla- ermöglicht zum einen schnelle Detaillösun- und Fertigungstechnik, Montagetechnik und 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gen und Konstruktionstechnik IPK in einem gen, zum anderen bietet die interdisziplinäre Handhabungstechnik, Industrielle Automatisie- Personal in Forschung und Dienstleistung Doppelinstitut zusammengeführt. Auf diese Zusammenarbeit verschiedener Fachleute die rungstechnik, Industrielle Informationstechnik, Weise verbindet das PTZ die universitäre Ein- Gewähr für umfassende Systemlösungen. Ob Qualitätswissenschaft, Qualitätsstrategie und Betriebshaushalt 33.048.192 € heit von Forschung und Lehre mit der indust- produzierende Unternehmen, Dienstleister Qualitätskompetenz, Fügetechnik, Beschich- rienahen Anwendungsorientierung der Fraun- oder öffentliche Institutionen – unser Haupt- tungstechnik, Mikro- und Feingeräte, Verfah- Verbände und Institutionen der öffentlichen hofer-Gesellschaft. Gleichzeitig sorgt die enge anliegen ist, die Wettbewerbsfähigkeit unse- ren und Technologien für hochbeanspruchte Hand, global operierende Industrie- und Vernetzung der einzelnen Fachbereiche beider rer Kunden durch neue und weiterentwickelte Schweißverbindungen, Tribologie sowie Nach- Kunden Dienstleistungsunternehmen verschiedener Institute dafür, dass bei komplexen Forschungs- technologische Konzepte zu verbessern. haltige Unternehmensentwicklung arbeiten an Branchen, kleine und mittelständische und Entwicklungsthemen Expertinnen und Bei seiner Gründung 1904 war das der »Digitalen Fabrik«. Ihr Ziel ist es, Produktent- Betriebe Experten verschiedener Fachdisziplinen ihre IWF eine der ersten Institutionen produktions- wicklung, Fertigungsplanung und Produktion Kompetenzen unkompliziert zusammenbrin- technischer Lehre und Forschung in Deutsch- informationstechnisch so abzubilden und zu Internationale Märkte Europa, Asien, Nord- und Südamerika gen können. So setzen sich Projektteams land, die Einrichtung eines Versuchsfeldes war vernetzen, dass Produktentstehungs- und zunehmend aus Mitgliedern unterschiedli- wegweisend für die Disziplin. Das Forschungs- -lebenszyklen durchgängig simuliert, verifiziert cher Fachbereiche zusammen. Dieser Ansatz und Lehrangebot orientiert sich an Technologie und optimiert werden können. Als Institut der http://www.ipk.fraunhofer.de Websites wird künftig durch die Etablierung von Cross und Management industrieller Fabrikbetriebe Technischen Universität Berlin bildet das IWF http://www.iwf.tu-berlin.de jährlich etwa 200 Studierende im Fach Maschi- nenbau aus. Im Master-Studiengang Global Pro- duction Engineering, an dem das IWF wesent- lich beteiligt ist, werden Studierende aus aller Welt für die Herausforderungen der globalen Industriegesellschaft ausgebildet. schung entwickeln wir im Rahmen von Vorlauf- Das Fraunhofer IPK betreibt seit 1976 an projekten außerdem innovative Konzepte für die gewandte Forschung und Entwicklung für die Produktion von morgen. Auf diesem Weg entste- gesamte Prozesskette produzierender Unterneh- hende Innovationen überführen wir gemeinsam men – von der Produktentwicklung über den Pro- mit Partnern in marktreife Produkte. duktionsprozess, die Instandhaltung von Inves- Durch die Einbindung in das Leistungszen- titionsgütern und die Wiederverwertung von trum »Digitale Vernetzung« (LZDV) ist das Fraun- Produkten bis hin zu Gestaltung und Management hofer IPK eng mit den übrigen Berliner Fraun- von Fabrikbetrieben. Zudem überträgt das Insti- hofer-Instituten vernetzt. Das LZDV entwickelt tut produktionstechnische Lösungen in Anwen- Technologien und Lösungen, die der zunehmen- dungsgebiete außerhalb der Industrie, etwa in den Digitalisierung und Vernetzung aller Lebens- die Bereiche Verkehr und Sicherheit. Die enge bereiche Rechnung tragen. Im Leistungszentrum Zusammenarbeit der Geschäftsfelder Unterneh- forschen die vier Fraunhofer-Institute FOKUS, HHI, mensmanagement, Virtuelle Produktentstehung, IPK und IZM an Basis- und Querschnittstechno- Produktionssysteme, Füge- und Beschichtungs- logien für die Anwendungsbereiche »Vernetzte technik sowie Automatisierungstechnik ermöglicht Industrie und Produktion«, »Vernetzte Mobilität die Bearbeitung interdisziplinärer Themen. Unser und Zukunftsstadt«, »Vernetzte Gesundheit und Ziel ist dabei, ökonomische Erwägungen mit den Medizin« und »Vernetzte kritische Infrastrukturen Maximen Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit und Energie«. in Einklang zu bringen. Neben der Auftragsfor- 5
Vernetzte Technologien für eine »Smarte Produktionsumgebung« Das Leistungszentrum »Digitale Vernetzung« zur durchgängigen Unterstützung der Produk ist Innovation Hub für die agile Durchführung tionsarbeit integriert. Dies ermöglicht kontext- digitaler Projekte. Als Wegbegleiter der digita- basiertes Arbeiten von Werker und Instandhalter len Transformation bieten seine Transferzentren und multimediale Interaktion und Kooperation und Labore die Möglichkeit, mit Innovationen mit dem Anlagensystem. Die Kopplung der schnell konkrete Ergebnisse zu erzielen. Das Anlage und Prozesse mit ihren virtuellen digi- Portfolio reicht von der Unterstützung bei der talen Abbildern und Modellen erfolgt in Echt- Implementierung sicherer cyberphysikalischer zeit. Das reale Anlagenverhalten und der Prozess Systeme bis zur Realisierung von Anwendungs- werden über Sensoren digital erfasst, zeitnah szenarien mit der neuen 5G-Netztechnologie. ausgewertet und mit virtuellen Modellen kor- Für die Hannover Messe 2018 haben reliert. Durch digitale Assistenz und angepasste die vier beteiligten Fraunhofer-Institute FOKUS, Mensch-Technik-Kooperation wird Produktions- HHI, IPK und IZM eine Anwendungslösung des arbeit neu gestaltet und der Einsatz von Robo- digital vernetzten Arbeitens in der Produktion tern für Fertigungsaufgaben erleichtert. So kön- KundeNmanagement mit System: Felix Fehlhaber realisiert. Die »Smarte Produktionsumgebung« nen kleine und mittelständische Unternehmen zeigt am Beispiel einer Roboteranlage zur Bear- künftig mit neuesten Technologien der Digitali- Felix Fehlhaber ist im Fraunhofer IPK einen ungewöhnlichen Weg gegangen, der ihn in beitung von Werkstücken, wie neue Digitalisie- sierung Roboteranwendungen einfach erschlie- eine Position geführt hat, die es vorher im Institut nicht gab. Der Wunsch, Menschen zu rungslösungen mit integrierter Bereitstellung ßen und nutzen. helfen brachte ihn 2010 über ein Studium der technischen Informatik in den damaligen von Anlagen- und Prozessassistenz ein schnelles Derzeit geht das LZDV zwei Jahre nach Bereich Medizintechnik des Fraunhofer IPK. Hier arbeitete er zunächst daran, Chirurgen Einrichten der Bearbeitungsaufgabe unterstüt- seiner Gründung und nach positiver Evaluierung Assistenzsysteme an die Hand zu geben, mit denen sie ihre Arbeit besser, präziser, zuver- zen. Hierfür werden die Zukunftstechnologien durch externe Gutachter aus Wirtschaft und Wissenschaft in die zweite Phase. Dabei wech- lässiger durchführen können – als studentischer, später als wissenschaftlicher Mitarbeiter, gestenbasierte Roboterprogrammierung, selten die Sprecherschaft und Geschäftsstelle zuletzt als Abteilungsleiter. In dieser Position hat er die Kundenansprache des Bereichs digitale Assistenzsysteme für Anlage Anfang 2019 ans Fraunhofer IPK. Das Land Ber- neu aufgezogen – und sich damit für ein ganz anderes Tätigkeitsfeld empfohlen. Seit und Prozess, lin und die Fraunhofer-Gesellschaft werden bis Sommer 2017 betreibt Felix Fehlhaber als Assistent der Institutsleitung abteilungsüber- Simulation und Synchronisation mit dem Ende 2020 für die neue Förderphase insgesamt greifende Projektakquise. Potenziellen Kunden stellt er die Lösungen des Fraunhofer IPK digitalen Zwilling, sechs Millionen Euro in das Leistungszentrum vor und nimmt auf, worin die Herausforderungen der Interessenten liegen. Anschlie- Informationsvisualisierung in der investieren. ßend bringt er sie mit passenden Arbeitsgruppen im Fraunhofer IPK zusammen. Seit Anlagenumgebung durch Augmented Reality und Ansprechpartner Anfang 2019 ist er zudem Leiter der Geschäftsstelle des Leistungszentrums »Digitale Überwachung durch Sensorik und Eckhard Hohwieler Vernetzung« (LZDV), die 2019 und 2020 ihren Sitz am Fraunhofer IPK hat. Hier bestehen Edge-basiertes Zustandsmonitoring Tel. +49 30 39006-121 seine Aufgaben darin, die Prozessorganisation des Leistungszentrums voranzubringen eckhard.hohwieler@ipk.fraunhofer.de und dessen Forschungsthemen auf sogenannten »Transferpfaden« – von Vertragsfor- www.digitale-vernetzung.org schung über Lizensierung und Ausgründung bis zu Gremienarbeit – in Wirtschaft und Gesellschaft zu tragen. Flüchtig betrachtet scheinen diese Aufgaben von Felix Fehlhabers ingenieurwis- senschaftlicher Tätigkeit ziemlich weit entfernt. Doch die Gemeinsamkeiten sind groß. »Jeder Softwareentwicklung liegt der Gedanke zugrunde, Prozesse zu optimieren«, sagt er. Hier liegt sein Steckenpferd: Ungereimtheiten in Abläufen entdecken und diese neu ordnen. Was der Kern seiner Tätigkeit als Softwareentwickler war, bestimmt nun auch sein Herangehen an die aktuellen Aufgaben. So hat er als Basis für die institutsüber- greifende Kundenakquise zunächst ein Instrument eingeführt, das systematisch erfasst, wer im Institut welche Kompetenzen besitzt, wer woran arbeitet und wo die jeweiligen Mehrwerte für den Anwender liegen. Dieses Tool wird es künftig erheblich vereinfachen, Interessenten schnell an den richtigen Ansprechpartner im Fraunhofer IPK zu vermitteln. 6 7
Das richtige Rezept für die additive Fertigung: André BErgmann »Essen tun die Leute immer«, lautete die Begründung, mit der André Bergmanns Oma ihm zu einer Lehre als Koch riet. Ein Rat, dem er folgte, auch wenn die Berufung ihn später in eine andere Richtung führte. Seit er 2010 an das Fraunhofer IPK kam, ent- Musterbeispiel für Interdisziplinarität am Fraunhofer IPK: Innovationsbenchmarking bei CISER wickelt André Bergmann Rezepte, um die additive Fertigung voranzutreiben. »Als ich am Institut anfing, waren wir gerade mal zwei wissenschaftliche Mitarbeiter, die den Ciser ist brasilianischer Marktführer im Bereich für Schritt in verschiedenen Projekten umgesetzt Übergang vom Rapid Prototyping, dem schnellen Prototypenbau aus Kunststoffen, zum Befestigungssysteme. Das Unternehmen fertigt werden können. Die Innovations-Roadmap wurde Rapid Tooling, dem Aufbau anwendungsreifer Werkstücke aus metallischen Pulvern 27.000 unterschiedliche Produkte, um 20.000 von einem professionellen Ideenzeichner erstellt betrieben«, erinnert er sich. Neun Jahre später arbeiten am Fraunhofer IPK über zwölf Kunden in über 20 Ländern zu beliefern. Um und anschließend in eine interaktive App imple- Mitarbeiter auf diesem Gebiet – und André Bergmann ist seit Dezember 2018 Cross Ciser bei der Entwicklung neuartiger Kundenlö- mentiert, um die Kommunikation im Unternehmen Research Developer, der das Themenfeld »additiv« institutsweit voranbringen soll. sungen zu unterstützen und somit dessen künf- zu vereinfachen. tige Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, führten Das Thema ist heiß: Sowohl die Medizintechnik als auch der Werkzeugbau, die das Fraunhofer IPK und das Fraunhofer Project Ansprechpartner Luft- und Raumfahrttechnik und die Turbomaschinenbranche zeigen massives Interesse Center for Advanced Manufacturing @ ITA, kurz Jan-Patrick Cap an der additiven Fertigung anwendungsreifer Bauteile aus Aluminium, Edelstählen oder FPC@ITA in São José dos Campos ein Innova- Unternehmensmanagement Nickel-Basis-Legierungen. Und Berlin hat das Zeug, ein Hot Spot für den Technologie- tionsbenchmarking durch. Am Fraunhofer IPK Luiz Guilherme de Souza Schweitzer zweig zu werden. »Die Region hat einen starken Bezug zur Turbomaschinen-Branche waren daran die Geschäftsfelder Unterneh- Produktionssysteme und viel Kompetenz in IT und Digitalisierung. Das sind ideale Voraussetzungen für Schlag- mensmanagement und Produktionssysteme Dr.-Ing. David Carlos Domingos kraft im Additiv-Bereich«, ist André Bergmann überzeugt. Sein ambitioniertes Ziel als beteiligt. Als weiterer Partner verstärkte das Fraunhofer Project Center for SENAI Innovation Institute for Manufacturing Advanced Manufacturing @ ITA (FPC@ITA) Cross Research Developer ist es, langfristige Industriekooperationen aufzubauen, die Systems aus Joinville das Team. Somit konnte sich gegen etablierte deutsche Additiv-Zentren behaupten können. Das Fraunhofer IPK Ciser vom gebündelten Management-Know- Telefon: +49 30 39006-304 ist dafür gut aufgestellt. In den letzten Jahren hat das Institut für die additive Fertigung how und der technologischen Expertise einer jan-patrick.cap@ipk.fraunhofer.de eine dreistufige Prozesskette etabliert, die das Bauteildesign, die eigentliche Fertigung internationalen Projektgruppe profitieren. und die Nachbearbeitung sowie Qualitätssicherung umfasst. Sie baut auf dem Selective Das Innovationsbenchmarking umfasste Laser Melting und dem Laser-Pulver-Auftragschweißen auf. »Für diese Verfahren wol- eine Analyse aktueller Trends in den Bereichen len wir institutsübergreifend Marktstrategien entwickeln und Komplettpakete anbie- Materialien, Technologien, Produkte, Dienstleis- tungen, Marketing und Geschäftsmodelle in der ten«, fasst André Bergmann zusammen. Denn mit einem Entwicklungspartner, der ein europäischen Befestigungsindustrie. Nach einer Bauteil für additive Fertigung auslegen, vorab simulieren, fertigen und anschließend systematischen Bestandsaufnahme wurden die nachbearbeiten und vermessen kann, werden Machbarkeit, Aufwand und Kosten in Benchmarking-Ergebnisse in einem Innovations- einer frühen, risikoreichen Phase für den Kunden besser abschätzbar. Darüber hinaus workshop diskutiert. Während des Workshops will André Bergmann die Technologieanwender im Einsatz additiver Verfahren schulen, wurden alle entwickelten Ideen in eine Innova- angefangen beim Bauteildesign. Denn: »Wer additiv fertigen will, muss zunächst addi- tions-Roadmap aufgenommen, sodass sie Schritt tiv denken lernen«, und das werde in der Ingenieursausbildung noch kaum gelehrt. 9
Unternehmens- management »Ich packe meinen Industrie 4.0-Koffer und nehme mit …«: Patrick Gering Konferenzbesuche, Städtetrips, Projektpitches oder Skifahren in den Bergen – dafür reist Patrick Gering gerne und oft um die Welt. Damit er für die unterschiedlichen Anlässe gut vorbereitet ist, hat er einen treuen Begleiter immer an seiner Seite: seinen Koffer. Patrick Gering ist ein Profi im Packen und hat Skibrille, Laptop, Regenschirm und Akten- tasche immer dann griffbereit, wenn sie gebraucht werden. Ein Koffer aus Berlin So unterschiedlich die Anforderungen an den Koffer auf Reisen sind, so unter- schiedlich sind auch die Ansprüche an schlanke Lösungen für die Digitalisierung von Die Anforderungen an den Mittelstand wach- werden wiederaufgenommen. Der zweite Use Case Unternehmen. Das Projekt »Industrie 4.0 aus dem Koffer« des Leistungszentrums »Digi- sen stetig: immer neue Varianten erzeugen, die ist die Erzeugung von Prozessdaten zur detaillierten tale Vernetzung« setzt genau dort an. Patrick Gering arbeitet in dem Projekt an einem Rückverfolgbarkeit einzelner Produktionsschritte Analyse von Verfahrensproblemen. Dabei werden Koffer, der sich flexibel auf heterogene IT- und Maschinenlandschaften anwenden lässt. ermöglichen oder den Nachweis von Produkt im Kontext der Prozesse und Aufträge Daten erho- Vor allem kleine und mittlere Unternehmen können so auf günstige und individuelle eigenschaften und Prozessbedingungen erbrin- ben, mit deren Hilfe die Ursachen von Problemen im gen. Gleichzeitig versprechen Systemanbieter, Detail analysiert werden können, um sie zu behe- Digitalisierungslösungen zugreifen. Nachdem in einem ersten Schritt die Hard- und diesen Herausforderungen zu begegnen. In der ben. Der dritte Anwendungsbereich ist die Vor- Software implementiert wurden, befindet sich die Entwicklung des Koffers nun in der Regel sind die angebotenen Lösungen jedoch mit bereitung einer ganzheitlichen Digitalisierung der abschließenden Phase, in der Patrick Gering mit dem Projektteam ein Workshop-Format hohen Investitionen sowie unklaren Anforderun- Unternehmensprozesse. Auf Basis des integrierten zur Anwendung des Koffers konzeptioniert. gen an Personal, Zeitbedarf und konkreten Nut- Prozessmodells wird mithilfe des Koffers ein erster Neben diversen Projekten in der Abteilung Geschäftsprozess- und Fabrikmanage- zen verbunden. Digitalisierungsansatz realisiert. Bei dessen Anwen- ment verfolgt der wissenschaftliche Mitarbeiter derzeit seine Promotion. Er freut sich, Hier setzt der Berliner »Industrie 4.0-Kof- dung wird ein interaktives Lastenheft erzeugt, das dass er am Fraunhofer IPK beides miteinander verbinden kann: »Meine Projekte bauen fer« an. Die Besonderheit dieses Baukastensystems eine dauerhafte Digitalisierung vorbereitet. besteht in der modellbasierten Konfiguration von Mit dem Koffer wird es gerade kleinen immer aufeinander auf und ich habe das Glück, deren Themen für meine Promotion Sensoren und Maschinenadaptern, AutoID für Unternehmen möglich, ihre Belegschaft »live« in weiterverarbeiten zu können. So konnte ich mein Wissen über die letzten Jahre kon- Produkte und Anlagen sowie deren Nutzung für die Digitalisierung einzubeziehen, frühzeitig Erfah- tinuierlich erweitern.« Spezialisiert hat er sich auf die Prozess- und Unternehmensmo- die Gestaltung auftragsindividueller Prozesse. Das rungen zu sammeln und die Nutzenpotenziale her- dellierung. Er wird Unternehmensmodellen so viel Dynamik verleihen, dass diese per Leistungszentrum »Digitale Vernetzung« (LZDV) auszuarbeiten, bevor eine umfangreiche Lösung Knopfdruck zu IT-Systemen werden und die Anforderungen der Unternehmen an Digi- entwickelte den Koffer unter Federführung des realisiert wird. talisierungslösungen unmittelbar erfüllen. Fraunhofer IPK für drei initiale Anwendungsberei- che. Der erste ist die schnelle Digitalisierung von Ansprechpartner auftragsindividuellen Prozessen, die mit Standard- Patrick Gering mitteln nur aufwendig umzusetzen wäre. Nach Tel. +49 30 39006-167 Bearbeitung des Auftrages wird der Koffer wieder patrick.gering@ipk.fraunhofer.de eingepackt und die gewohnten Standardprozesse 10 11
Mobile Jobplanung Zukunftsweisende Qualitäts- für den Meister in der organisation für BRP-Rotax Produktion Eine ganzheitlich ausgerichtete Qualitätsorga- Die Initiative »Industrie 4.0 – Forschung auf nisation bildet die Basis für die durchgängige den betrieblichen Hallenboden« des Bundes- Sicherstellung einer hohen Prozess- und Pro- forschungsministeriums sollte aufzeigen, wie duktqualität, von der Kundenanforderung bis Industrie 4.0-Lösungen gemeinsam mit dem zum fertigen Endprodukt. Das Fraunhofer IPK Mittelstand entwickelt und umgesetzt werden unterstützte die BRP-Rotax GmbH & Co KG können. Aus über 100 Einreichungen wurde bei der Konzeption einer zukunftsfähigen und JUMP 4.0 als eines von elf Projekten zur For- anforderungsgerechten Qualitätsorganisation. schungsförderung ausgewählt und ist Ende In zahlreichen Vor-Ort-Terminen wurden die 2015 mit dem Ziel gestartet, die Hürde zum Anforderungen aller Gruppen von Stakeholdern Einstieg in Industrie 4.0 auf ein Minimum zu systematisch aufgenommen. Auf Basis dieser senken. Die Kernidee von JUMP 4.0 war es, Gespräche konnte eine detaillierte Beschreibung ein System zu entwickeln, das sich das weitrei- des Ist-Zustandes erfolgen, die auch eine syste- chende Erfahrungswissen der Meisterinnen und matische Darstellung der Herausforderungen Meister in der Fertigung zunutze macht, um es beinhaltete. frühzeitig in den Produktionsprozess einfließen Das Team identifizierte wesentliche lassen zu können. So sollen Entscheidungen Anforderungen an die Qualitätsorganisation zu jeder Zeit auf dem Shop Floor ermöglicht und überführte sie unter Berücksichtigung werden. von Best Practices und dem aktuellen Stand Mit dem entwickelten JUMP Planner der Forschung in ein Soll-Konzept. Dabei wur- sind die Meister künftig in der Lage, unabhän- den auch Anforderungen an weitere globale Gestaltung von Geschäftsmodellen für giger zu arbeiten, schneller zu reagieren und Standorte des Projektpartners berücksichtigt. junge Unternehmen in Luft- und Raumfahrt vor allem besser Entscheidungen zu treffen, da Darauf aufbauend wurden in einem zweiten für alle Störfälle die in der jeweiligen Situation Schritt Abweichungen von Soll- und Ist-Konzept Das Leben eines Start-ups beginnt mit einer Idee eine eigens konzipierte Methode genutzt, die notwendigen Informationen zur Verfügung in einer Gap-Analyse festgehalten. In weiteren und viel Begeisterung. Europäische Start-ups mit insbesondere auf kleine und mittlere Unterneh- stehen. Das wiederum hat positive Effekte auf Vor-Ort-Terminen diskutierte das Team mögliche Bezug zur Luft- und Raumfahrt haben jetzt die men zugeschnitten ist und die Analyse, Ent- Aspekte wie Planbarkeit, Durchlaufzeiten, Pro- Maßnahmen für die gezielte qualitätsbezogene Möglichkeit, in ihren frühen Stadien Unterstüt- wicklung und kontinuierliche Verbesserung duktivität, Qualität, Liefertreue und vieles mehr. Entwicklung einzelner Fachbereiche. Die Ergeb- zung und Mentoring im Rahmen eines von der von Geschäftsmodellen unterstützt. Je nach Unternehmen, Aufgabe, Prozess und nisse wurden priorisiert und zeitlich abgeschätzt, EU geförderten Projekts zu erhalten. Neben der individuellen Beratung stel- Rolle sind die Parameter und Einflussfaktoren um eine detaillierte Roadmap zu entwickeln. In Kooperation mit neun europäischen len sechs zweitägige Space Academies einen für diesen Ansatz sehr unterschiedlich. Daher Diese gilt es nun umzusetzen. Partnern, darunter dem European Business wesentlichen Bestandteil des Projekts dar. war ein vollkommen neuer Ansatz notwendig, Angels Network, der International Association Diese finden unter anderem in Helsinki, Rom der sich Methoden und Vorgehensweisen des Ansprechpartner of Science Parks and Areas of Innovation und und Sevilla statt. Die Veranstaltungen ermög- Prozessmanagements zunutze macht. Hierzu Konstantin Neumann dem European Panel for Space SME Associa- lichen es den ausgewählten Start-ups, vor Ort wurden Datenmodelle und Werkzeuge ent- Tel. +49 30 39006-139 tions unterstützt der Bereich Unternehmens- gecoacht zu werden, an Networking-Aktivitäten wickelt, die Prozessmodelle mit vorhandenem konstantin.neumann@ipk.fraunhofer.de management des Fraunhofer IPK europäische teilzunehmen und vor Investoren ihr Unterneh- Expertenwissen anreichern, um so situativ die Start-ups aus der Luft- und Raumfahrt bei ihren men zu pitchen. notwendigen Informationen in der Produktion Wachstumsplänen. Im Rahmen des Projekts bereitstellen zu können und Prozesse abzusi- »SpaceUp« ist das Institut schwerpunktmäßig Ansprechpartner chern. Die Ergebnisse des Forschungsprojektes für die Gestaltung der Geschäftsmodelle von 60 Erik Steinhöfel werden 2019 als Buch veröffentlicht. jungen Unternehmen verantwortlich. Dazu wird Tel. +49 30 39006-371 erik.steinhoefel@ipk.fraunhofer.de Ansprechpartner www.spaceupeurope.eu Patrick Gering Tel. +49 30 39006-167 patrick.gering@ipk.fraunhofer.de www.jump40.de 12 13
Assessment und Strategieentwicklung für Lernfabriken NN Schon seit 2014 führt das Fraunhofer IPK Interviews mit betriebsinternen Lean-Experten gemeinsam mit der TU Berlin, der ITCL GmbH und Entscheidungsträgern ergänzt. Die Ergeb- sowie einem führenden Pharmaunternehmen nisse zeigen, dass der hohe Praxisanteil und der Schulungen zum Thema »Lean Management« pharmaspezifische Aufbau eine Übertragung in durch. Dazu wurde eine Lernfabrik mit einer den Arbeitsalltag stark erleichtern. Die Befrag- nachgestellten Tablettenproduktion eingerichtet, ten forderten zudem, in diesem Rahmen mehr in der die Lerninhalte praktisch und realitäts- Lean-Themen anzubieten und die Lernfabrik getreu erprobt werden. Über 2000 Mitarbeite- um zusätzliche Fachbereiche zu erweitern. rinnen und Mitarbeiter von der Werksleitung Für die neue Strategie der Lernfabrik bis zum Shopfloor Operator nationaler und ergibt sich daraus eine klare Richtung: Ergän- internationaler Standorte konnten so bereits zung einer Labor- und Administrationsumge- geschult werden. Das ursprünglich gesteckte bung, Anbieten von weiteren Spezialkursen und Ziel von insgesamt 1000 Mitarbeitenden ist eine noch engere Verknüpfung von Trainings damit längst übertroffen und ein räumlicher und Verbesserungsprojekten, um die Lean- Ausbau der Lernfabrik vorgesehen. Implementierung nachhaltig zu unterstützen. Die Motivation, das Beste zu schaffen: Natalie Petrusch Für die Entwicklung einer geeigne- ten Strategie wurden zunächst der aktuelle Ansprechpartner Natalie Petrusch hat frische Macarons aus Paris mitgebracht. Sie ist seit August 2018 Zustand und der Nutzen für das beteiligte Felix Sieckmann wissenschaftliche Mitarbeiterin im Explorationsfeld Qualitätsmanagement und hat seit- Unternehmen analysiert. Hierzu wurde eine Tel. +49 30 39006-362 dem schon halb Europa bereist. Für einen französischen Automobilzulieferer arbeitet umfassende Umfrage an den deutschen Pro- felix.sieckmann@ipk.fraunhofer.de sie an einer Audit-Strategie, die es den internationalen Produktionsstandorten neben duktionsstandorten durchgeführt und durch einer generellen Vergleichbarkeit zusätzlich ermöglichen wird, sich selbständig konti- nuierlich zu verbessern. Wie viele ihrer Kolleginnen und Kollegen begann Natalie Petrusch bereits als Stu- dentin beim Fraunhofer IPK und ist nach Abschluss ihres Wirtschaftsingenieur-Masters geblieben. Die Ergebnisse ihrer Abschlussarbeit zum Thema Lernfabriken und Lean Management hat sie bereits auf einer internationalen Konferenz in Israel präsentiert und sieht in diesem Themenfeld auch für ihre Promotion noch viel Forschungsbedarf. Gute Ideen dafür holt sie sich vor allem aus der Praxis. In der hauseigenen Lernfabrik eines führenden Pharmaunternehmens lassen sich Mitarbeiter und Führungskräfte von ihr zu Verbesserungsmethoden für den eigenen Arbeitsbereich coachen. Der starke Anwendungsbezug ihrer Forschung und die unmittelbare Zusammenar- beit mit den Menschen motiviert Natalie Petrusch. »Mit nachhaltigen Konzepten können wir Hürden abbauen, um dazu zu motivieren, das Beste sowohl für das Unternehmen als auch für sich selbst zu schaffen,« sagt sie. 14 15
virtuelle PLM Professional – Professional in Product produktentstehung Lifecycle Management Der effiziente Umgang mit Produktdaten und Entwicklungswissen ist eine der zentralen Herausforderungen in der heutigen Produktentwick- lung. Im Rahmen des Product Lifecycle Managements (PLM) befassen sich Unternehmen deshalb mit Vorgehensweisen und Werkzeugen für die Steuerung und Verwaltung aller produktbezogenen Informationen entlang des gesamten Lebenszyklus. Da es aber an Fachkräften mit ent- sprechendem Vorwissen und Praxiserfahrung fehlt, besteht derzeit ein großer Bedarf an geeigneten Ausbildungen. Die zehntägige Weiter- bildung zum »PLM Professional« adressiert diesen akuten Bedarf und vermittelt sowohl theoretische Grundlagen als auch praktische Kompe- tenzen. Dazu gehören auch Einblicke in die relevanten IT-Systeme. Das berufsbegleitende Fraunhofer-Zertifikatsprogramm PLM Professional hat den Anspruch, als Gütesiegel für Kompetenz in PLM den Unternehmen einen verlässlichen Qualitätsstandard zu bieten. Als Nachweis für die erworbenen Kompetenzen erhalten die Teilnehmenden bei bestandener Prüfung eine Personenzertifizierung nach DIN EN ISO/IEC 17024. In fünf Jahren haben bisher rund 120 Teilnehmende aus Firmen vom KMU bis zum DAX-Unternehmen den Lehrgang absolviert. Mit 27 Teilnehmern setzte sich die Erfolgsgeschichte von PLM Professional im Jahr 2018 fort. 2019 wird der Kurs erstmalig auch auf Englisch angeboten. Ansprechpartner GESTALTUNG UMWELTSCHONENDER Friedrich Halstenberg PRODUKTE IN MAKERSPACES Tel. +49 30 39006-274 friedrich.halstenberg@ipk.fraunhofer.de Der globale Trend hin zur dezentralen Pro- Produktentwicklung bis hin zum angeleiteten www.plm-professional.de duktion zeigt sich in der rasant wachsenden ecoDesign-Sprint reichen die derzeitigen Ange- Zahl offener Werkstätten, sogenannter Maker- bote. Ein digitaler Konfigurator soll künftig bei spaces. Die Nutzergruppe dieser Räume reicht der Entwicklung von nachhaltigen Produkten vom privaten Tüftler bis zur Innovationsmana- unterstützen. Auf einer Plattform werden diese gerin, die Ausstattung von der Holzwerkstatt Produkte mit Nachbauanleitungen gesammelt bis zum High-Tech-Labor, die dort generier- und vertiefendes Wissen angeboten. Außer- ten Produkte vom personalisierten Schlüsselan- dem wird ein Nachhaltigkeitsrundgang für hänger bis zum funktionalen Prototypen. Die Makerspaces als Augmented-Reality-Anwen- Szene zeichnet sich durch ihr gesellschaftliches dung zu den gängigsten Materialien und Pro- und ökologisches Bewusstsein aus, doch fehlt zessen erarbeitet, die der Maker-Szene open es an Angeboten in dem heterogenen Feld, source zur Verfügung gestellt wird. dieses Bewusstsein systematisch für die Pro- duktentwicklung vor Ort zu erschließen. Ansprechpartner Im Forschungsprojekt »ecoMaker« Prof. Rainer Stark, Antje Klemichen, arbeiten Wissenschaftlerinnen der TU Berlin Ina Roeder zusammen mit großen Makerspaces daran, Tel. +49 30 39006-243 / 449 das kollektive Wissen der deutschen Maker- rainer.stark@ipk.fraunhofer.de / Szene zum Thema ökologische Nachhaltig- antje.klemichen@tu-berlin.de / keit zu clustern und spezifische Lösungen zu ina.roeder@tu-berlin.de erarbeiten. Von Workshops zu nachhaltiger 16 17
Semantische Produktdaten – Ontologie-Netzwerk Neue Entwicklungen im Projekt Cockpit 4.0 Cockpit 4.0 steht für »CustOmized Collabora- auch der innovative Aspekt des Projekts: Algo- tive Knowledge Pilot for Industrial Technology« rithmen des maschinellen Lernens verleihen der Vorsicht ist gesund: Sonika Gogineni und ist ein gemeinschaftliches Forschungspro- aufgebauten Semantik eine inhärente Intelligenz. jekt von Fraunhofer IPK, der Brandenburgischen Dabei liegt der Fokus zunächst auf drei Anwen- Um innovative Forschungsprojekte mit globalen Firmen zu leiten, braucht es eine sorg- Technischen Universität und Rolls-Royce Deutsch- dungsfällen. Erstens wird das Benutzerverhalten fältige Arbeitsweise und zähe Nerven. Sonika Gogineni hat sich im Laufe ihres Studiums land. Das Teilprojekt »Semantische Produktda- analysiert, um mit kontextsensitiven Informati- beides angeeignet. Zunächst in ihrer Heimat, dem indischen Bundesstaat Bangalore; ten« wird in enger Zusammenarbeit zwischen onen zu antworten, noch bevor der Benutzer dann am Produktionstechnischen Zentrum (PTZ) Berlin, wo sie den Masterstudiengang dem Fraunhofer IPK und Rolls-Royce Deutsch- sie das nächste Mal anfragt. Zweitens werden Global Production Engineering absolvierte. Die Mischung aus Produktionswissenschaft land durchgeführt und hat das Ziel, intelligente Verbesserungsvorschläge automatisch generiert, Assistenzsysteme für die Kleinserienmontage zu wobei die Vorschläge und Vorhersagen durch und Managementwissenschaft hatte sie nach Deutschland gelockt. Auch heute noch ist entwickeln. Die Basis bildet eine generische IT- Untersuchung der miteinander verbundenen sie am PTZ, nun als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Informations- und Architektur, die eine intelligente Datennutzung strukturierten und unstrukturierten Daten ver- Prozesssteuerung des Fraunhofer IPK. ermöglicht. Sie verbindet mithilfe eines semanti- bessert werden. Schließlich werden neue Parame- Eine weitere vorteilhafte Fähigkeit für ihre Arbeit lernte Sonika Gogineni an einem schen Netzes über Schnittstellen Datensilos hete- ter und Ergänzungen automatisch beziehungs- eher ungewöhnlichen Ort: in der Eishalle. Dort geht sie regelmäßig Eislaufen und übt rogener Datenquellen und stellt sie für die intelli- weise semi-automatisch in das Informationsnetz sich dabei in der nötigen Vorsicht: »Wenn ich schneller werde, muss ich immer aufmerk- gente Datennutzung durch Smart Services bereit. der Ontologie integriert, wodurch sie sukzessive sam und vorsichtig bleiben, um nicht zu fallen. Auch bei der Arbeit sollte man immer Im letzten Jahr wurde ein Demonstrator selbstlernend ausgebaut wird. des Assistenzsystems entwickelt, der an einem wachsam sein.« Eine gesunde Vorsicht habe sie schon vor so manchem Fehler bewahrt. Dieses Projekt wird finanziert durch den Europäischen Fonds 3D-Modell Lebenszyklusinformationen im Kon- für regionale Entwicklung (EFRE). Von ihrer sorgfältigen Arbeit profitieren Sonika Goginenis Kunden, zum Beispiel text eines Problemlösungsprozesses visualisiert, Rolls-Royce Deutschland. Für den weltbekannten Antriebshersteller hat sie im Projekt etwa bei einer Bauteilabweichung in der Mon- Ansprechpartner Cockpit 4.0 semantische Produktdaten gesammelt und systematisiert. Solche Informa tage. Die für die Entscheidungsfindung notwen- Dr.-Ing. Konrad Exner, Sonika Gogineni tionen entstehen, wenn man einfache Produktdaten mit Bedeutungen verknüpft. Durch digen Informationen werden benutzerfreundlich Tel. +49 30 39006-247 / 175 die Semantik werden die Informationen verschiedener Systeme in der Firma miteinan- auf den Bauteilen des 3D-Modells markiert. Im konrad.exner@ipk.fraunhofer.de / der in Beziehung gesetzt. Im Endeffekt soll daraus ein Assistenzsystem entstehen, das Backend ermöglicht die entwickelte Ontologie sonika.gogineni@ipk.fraunhofer.de diverse Abfragen zu den mit einer Aufgabe ver- bei Problemen mit einem Produkt schnell entdecken kann, an welcher Stelle im Pro- bundenen Informationen (Entwicklungsdaten, duktions-, Montage- oder Auslieferungsprozess das Problem entstanden ist. Dadurch Ansprechpartner, Entscheidungshistorie, etc.), hilft Sonika Gogineni ihren Kunden, Zeit zu sparen, die diese an anderer Stelle sinnvoll die zur Lösungsfindung benötigt werden. Diese einsetzen können. Informationen werden ebenfalls im Demonstra- tor angezeigt, was den Nutzer bei der Bearbei- tung seiner Aufgabe unterstützt. Das Assistenzsystem und die Ontolo- gien werden durch maschinelle Lernfähigkeiten weiter verbessert, um dem Benutzer intuitiv kon- textsensitive Informationen zu liefern. Hier liegt 18 19
Bewertung der Reife von Entwicklungsumgebungen in KMU Den Reifegrad der Kollaborationsfähigkeit eines Unternehmens im Bereich Produktentwicklung bestimmen – das ist das Ziel eines Koope- rationsprojektes zwischen den Fachgebieten Qualitätswissenschaft und Industrielle Informationstechnik des IWF der TU Berlin. Ziel ist die Erstel- lung eines dynamischen Referenzmodells, das den Entwicklungsstand eines KMU hinsichtlich seiner Fähigkeit abbildet, in einem Netzwerk mit anderen Unternehmen digital Produkte zu entwickeln. Ähnliche Refe- renzmodelle existieren bereits, bisherige Ansätze betrachten aber meist nur das einzelne Unternehmen und berücksichtigen dabei Aspekte wie die Standardisierung der CAD-Methodik, qualitätssichernde Systematiken oder Prozessoptimierungen. Die neuen und sich verändernden Randbe- dingungen vernetzter und zunehmend virtueller Produktentwicklung in Kollaboration mit Entwicklungspartnern und Zulieferern werden über- Links: 3D-Scan des Demonstrators mit Grundplatte wiegend noch außer Acht gelassen. Rechts: gefertigter Demonstrator Im Projekt »Dynamisches Referenzmodell der IT- und Prozessqualität in der digitalen vernetzten Produktentwicklung in KMU« wird das vernetzte Entwicklungsumfeld, also die Gesamtheit der einflussnehmenden Instanzen, Modelle, Maßnahmen und Arbeitsweisen betrachtet. Die Qualität der IT-Land- Automatisierte Qualitätskontrolle schaft spielt ebenso eine Rolle wie die der Prozesse in den Unternehmen und mit LosgröSSe 1 deren flexible Kollaborationsfähigkeit mit anderen Unternehmen. All diese Aspekte fließen in ein dynamisches Referenzmodell, mit dem KMU ihren Die Inspektion von Produkten ist ein Bereich, der von der fortschreiten- Entwicklungsstand bezüglich des unternehmensinternen Entwicklungsum- den Digitalisierung stark profitieren kann. Das gilt besonders für additiv feldes und der Kollaborationsfähigkeit in der vernetzten Produktentwicklung gefertigte Bauteile, da sie kundenindividualisierte Produkte der Losgröße 1 einschätzen und Handlungsempfehlungen im Sinne eines kontinuierlichen ermöglichen, bei denen kein Teil dem anderen gleicht. Eine individuelle Verbesserungsprozesses (KVP) ableiten können. Qualitätskontrolle jedes Bauteils würde einen beträchtlichen Aufwand bedeuten. Um dem zu begegnen, wurde im Projekt »QualiPro« eine Das IGF-Vorhaben Nr. 19793N der Forschungsvereinigung Forschungsgemeinschaft Qualität e.V. (FQS) wurde über die AiF im Rahmen des Programms zur Förderung der Industriellen automatisierte Lösung entwickelt, durch die der Zeitaufwand für die Gemeinschaftsforschung (IGF) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund Qualitätsprüfung um mehr als 50 Prozent verglichen mit herkömmlichen eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert. Verfahren reduziert werden kann. Dazu wird das CAD-Modell aus dem PDM-System bereitgestellt und mit Produkt- und Fertigungsinformationen Ansprechpartner (PMI) versehen, die Fertigungs- und Prüfmaße beinhalten. Das gefertigte Pascal Lünnemann, Till Blüher Bauteil (Ist-Zustand) wird mittels 3D-Scan vermessen und automatisiert Tel. +49 30 39006-188 / 407 mit dem CAD-Modell (Soll-Zustand) verglichen. Erforderliche oder neu pascal.luennemann@ipk.fraunhofer.de / till.blueher@tu-berlin.de entstandene Daten werden aus dem PDM-System geladen beziehungs- weise zurückgespielt. Nach dem Soll-Ist-Abgleich liegen das geprüfte Endprodukt und die Prüfergebnisse vor. Dabei ermöglicht die Prozesskette eine bauteilspezifische Qualitätskontrolle mit Losgröße 1. Ansprechpartner Stephan Mönchinger Tel. +49 30 39006-117 stephan.moenchinger@ipk.fraunhofer.de 20 21
MASCHINENCODE 4.0: PROZESS DATEN AUTOMATISIERT ERZEUGEN Die Nachfrage nach additiven Fertigungsverfah- ren nimmt weiterhin stark zu. Auch kleine und mittlere Unternehmen wollen von den Vorteilen dieser zukunftsträchtigen Technologie profitie- ren. Oft fehlt jedoch der Zugang zu notwendi- gem Fachwissen oder der Aufbau von Know- how wird als nicht wirtschaftlich betrachtet. Die automatisierte Erzeugung von Maschinencode direkt aus CAD-Daten oder aus mithilfe von 3D-Scanning gewonnenen Punktewolken kann den Gesamtaufwand erheblich reduzieren. Im Projekt »iLaP« wurden automatisierte Prozesse für die Erzeugung, Anpassung und Simulation Schnell zum virtuellen Modell: Stephan Mönchinger von Maschinencode speziell für das Laser-Pulver- Auftragschweißen entwickelt. Die Voraussage Wer ein Problem zu lösen hat, sucht allzu oft nach einfachen Antworten. Nicht so des Bauprozesses integriert dabei die optimierte Stephan Mönchinger. Der Maschinenbauer, der in der Abteilung modellbasiertes Ent Auswahl von experimentell bestimmten Prozess wickeln sein wissenschaftliches Zuhause gefunden hat, gibt sich nicht leicht zufrieden: parametern mit der geeigneten Aufbaustrategie. »Ich bin der Meinung, dass es immer noch einen Hintergrund gibt, den man durch genau- Die automatisierte Erzeugung von NC-Code für eres Betrachten ergründen sollte.« Als Schwerpunktthema seiner Forschung kristallisiert das Laser-Pulver-Auftragschweißen ermöglicht somit den Einsatz des Verfahrens ohne vertiefte sich gerade »Scan2CAD« heraus. Bei diesem Verfahren werden mithilfe von 3D-Scans Fach- und Anlagenkenntnisse, die Einstiegs- virtuelle Modelle gebildet, zum Beispiel von realen Bauzuständen kundenindividueller hürde für kleine und mittlere Unternehmen Bauteile oder Bauräume, aber auch Modelle für MRO-Prozesse. Firmen benötigen sol- wird gesenkt. che Modelle, um eine Datenbasis zu schaffen, auf deren Grundlage individuelle Indus- Das iLaP-Verfahren funktioniert so: Das trie 4.0-Lösungen für das Engineering und die Produktion entwickelt werden können. Volumen des Eingangsmodells wird nachgebildet, »Wenn unsere Industriepartner ihre Maschinen vernetzen und Produkte intelligent indem Volumenmodelle einzelner Schweißnähte machen wollen, fällt ihnen oft auf, dass sie nicht die nötigen Modelle haben. Weder erzeugt und zu einem Gesamtmodell zusammen- gesetzt werden. Die so aufbereitete Geometrie zu den Produkten und deren Einzelteilen, noch zu den Fertigungsanlagen. Wir können wird für die automatisierte Erstellung des Schweiß- ihnen dann dabei helfen, den aktuellen realen Zustand ihres Produktes oder ihrer Anlage nahtmodells verwendet. Aus ihr wird anschließend abzubilden, und zwar kostengünstiger und schneller, als das bisher möglich war.« Damit, der Maschinencode abgeleitet. Dieser wird gra- so Stephan Mönchinger, sei er wirklich am Puls der Zeit. Das merke er daran, dass immer fisch simuliert, um vorab Aussagen über das pro- öfter Kunden mit Scan2CAD-Anfragen auf seine Abteilung zukämen. duzierte Bauteil treffen zu können. So entsteht Stephan Mönchinger liegt die Akquise von Neukunden. Er hat ein gutes Gespür validierter NC-Code für die Bauteilfertigung in für die Bedürfnisse seines Gegenübers. Diese Fähigkeit pflegt er auch außerhalb der der Anlage. Im Reparaturkontext können anstelle von CAD-Modellen durch 3D-Scanning erstellte Arbeitszeit, indem er sich im Berliner Bezirk Reinickendorf politisch engagiert. Er schätzt Punktewolken als Eingangsdaten verwendet wer- besonders den direkten Austausch mit Menschen, zum Beispiel an Infoständen für den. Ein defektes Bauteil wird in einem Scan-Pro- Demos. Auch sein Heimatland Brandenburg möchte er bei der Umsetzung zukunfts- zess digitalisiert und mit einem vorhandenen Refe- trächtiger Entwicklungen für den wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritt renzmodell verglichen. Das fehlende Volumen wird unterstützen. Viele Menschen, so Stephan Mönchinger, hätten dort das Gefühl, dass dann automatisiert dargestellt und in entsprechen- ihren Anliegen nicht richtig begegnet wird. Und da kann er einhaken, auch aus eigener den Maschinencode übersetzt. Erfahrung: »Ein großer Teil meines Jobs ist es, zu verstehen, was der Industriepartner Ansprechpartner möchte und ihm dementsprechend anbieten zu können, was wir in unserem Portfolio Stephan Mönchinger haben. Denn nicht jeder Kunde braucht immer alles, was wir so mitbringen können.« Tel. +49 30 39006-117 stephan.moenchinger@ipk.fraunhofer.de 22 23
ProduktionsSysteme 3D-Röntgenbildgebung zur Qualitätssicherung Die 3D-Röntgenbildgebung ermöglicht die zuverlässiger ausgewertet werden, wodurch räumliche Abbildung vom Inneren eines Objekts, Unsicherheiten reduziert werden. Um den ohne dieses mechanisch zu verändern. Der Anwender bei der Bilddatenauswertung opti- Anwendungsbereich reicht dabei von der Dia- mal zu unterstützen, werden Verfahren aus Additiver Aufbau eines Schnittwerkzeugs gnostik in der Human- und Tiermedizin bis zur dem Bereich des maschinellen Lernens einge- zerstörungsfreien Materialprüfung in der indus- setzt. Dabei werden die Algorithmen anhand triellen Messtechnik. Während einer Bildauf- von realen Messaufgaben so trainiert, dass die Additiv gefertigte SChnittwerkzeuge nahme wird der zu untersuchende Prüfkörper 3D-Daten später eigenständig von der Software aus verschiedenen Richtungen durchleuchtet bearbeitet werden können. So lassen sich bei- Im Rahmen des Forschungsvorhabens »Toolprint« soll eine neuartige, und eine Vielzahl von Röntgenbildern aufge- spielsweise Materialien im 3D-Datensatz auto- angepasste additive Prozesskette entwickelt werden, um Werkzeuge nommen. Anschließend wird aus den 2D-Bild- matisch erkennen und voneinander separieren. für Produktionsprozesse effizienter und kostengünstiger herzustel- daten ein volumetrischer Datensatz berechnet. Bei einem anschließenden Soll-Ist-Vergleich kön- len. Demonstriert wird dies am Beispiel eines Schnittwerkzeuges für Dieser Vorgang wird als 3D-Rekonstruktion nen Abweichungen von einem Musterbauteil Schmiedeprodukte. Der Ansatz beruht darauf, mithilfe eines angepass- bezeichnet. oder CAD-Modell exakt bestimmt werden. ten Lichtbogenschweißverfahrens auf einem Basisblock 2,5D-Geometrien Neben der Messung der Röntgen- additiv zu erzeugen. In Verbindung mit der Herstellung endkonturnaher bilder hat die 3D-Rekonstruktion maßgebli- Ansprechpartner Geometrien lässt sich so der Nachbearbeitungsaufwand erheblich redu- chen Einfluss auf die Bildqualität sowie die Dr.-Ing. Julian Polte zieren. Durch den Einsatz des Lichtbogenprozesses wird darüber hinaus Berechnungsdauer der Bilddaten. Da es auf- Tel. +49 30 39006-433 eine gegenüber pulverbasierten Verfahren um bis zu zehnmal höhere grund verschiedener physikalischer Prozesse julian.polte@ipk.fraunhofer.de Auftragsrate erzielt. in den Projektionsbildern zu Inkonsistenzen Die Aufgabe des Fraunhofer IPK in dem Projekt besteht darin, kommt, entstehen während der 3D-Rekonst- Prozesse für die Nachbearbeitung des additiv hergestellten Rohlings zu ruktion Bildstörungen, auch Artefakte genannt. entwickeln. Seitens der industriellen Kooperationspartner werden im Diese wirken sich negativ auf den Kontrast Vergleich zum »aus dem Vollen fräsen« Zeiteinsparungen um 30 Pro- aus und führen zu hellen und dunklen Strei- zent erwartet. Da zugleich wesentlich weniger Werkstoff benötigt wird, fen im 3D-Datensatz. Dadurch kommt es zu sollten auch die Materialkosten eines Schnittwerkzeugs um 15 Prozent einer erhöhten Messunsicherheit und einer sinken. erschwerten Auswertung der Bilddaten durch den Anwender. Ansprechpartner Das Fraunhofer IPK befasst sich intensiv Dr.-Ing. Edgar Fries mit Algorithmen, die Inkonsistenzen in den Bild- Tel. +49 30 39006-296 daten erkennen und korrigieren. Die auf diese edgar.fries@ipk.fraunhofer.de Weise korrigierten Bilddaten können deutlich 24 25
Entwicklung eines Hochleistungsfräswerkzeugs aus Keramik Obwohl Keramik-Schaftfräser in einem be Herstellungsaufwands durch eine fertigungs- stimmten Zeitraum nachweislich einen immens gerechte Geometriegestaltung sowie der Mög- höheren Materialabtrag erreichen als konven- lichkeit des Nachschleifens der Schneidengeo- tionelle Hartmetallwerkzeuge, werden d erzeit metrie ergibt sich eine erhöhte wirtschaftliche verfügbare Modelle dieses Werkzeugtyps nach Leistungsfähigkeit. Durch eine beanspruchungs- wie vor nicht flächendeckend eingesetzt. gerecht ausgelegte Makro- und Mikrogeomet- Hintergrund sind nach aktuellem Stand der rie wird eine weitere signifikante Vergrößerung Erkenntnisse vor allem die hohen Herstellungs- der Zerspanleistung und eine Steigerung der kosten im direkten Vergleich zur erwartbaren Standzeit um den Faktor 1,3 erreicht. Mit die- Effizienzsteigerung und Nutzungsdauer. Die sen neuen Entwicklungsansätzen wird in enger Lebensdauer der Werkzeuge ist hauptsächlich Zusammenarbeit mit den Firmen Sommertools deshalb noch ungenügend, weil gegenwärtige und Ceratizit ein innovatives und absolut neu- Werkzeuggenerationen sich an Werkzeuggeo- artiges Hochleistungswerkzeug entwickelt. Das Vielfältig VErsierter Vollkeramik-Vollprofi: Jaroslaw Kochan metrien orientieren, die für Metallwerkzeuge Fraunhofer IPK übernimmt dabei die belas- entwickelt wurden. Solche nicht schneidstoff- tungsgerechte Auslegung der Werkzeuge und Mechatronik und Festkörpermechanik sind die Themen, die Jaroslaw Kochan begeis- gerechten Geometrien limitieren die werk- das Schneidendesign. Darüber hinaus wird in tern. Sie bildeten den Schwerpunkt seines Studiums der Physikalischen Ingenieurwissen- stoffspezifische Leistungsfähigkeit. Versuchen am Fraunhofer IPK die Leistungsfä- schaft, seine Abschlussarbeiten thematisierten den Aufbau eines chromatisch konfokalen An diesen Punkten setzt das Entwick higkeit der Werkzeuge in industriespezifischen Abstandssensors sowie die schwingungsoptimierte Auslegung dynamisch beanspruchter lungsvorhaben »EHoK« an. Im Zuge des Projekts Applikationen nachgewiesen. Bauteile aus Hochleistungskeramik. werden ein belastungsgerechtes Grundsubstrat für den Werkzeugrohling, eine darauf abge- Ansprechpartner Schon während dieser Zeit führte das effektive Zusammenspiel zwischen Forschung stimmte keramikgerechte Geometrie und eine Jaroslaw Kochan und industrieller Anwendung Jaroslaw Kochan ans Fraunhofer IPK. Hier arbeitete er entsprechend angepasste Fertigung erstmals Tel. +49 30 39006-148 als Praktikant mit großem Interesse an der Erstellung einer Simulationsumgebung für in Relation betrachtet. Aus der Reduktion des jaroslaw.kochan@ipk.fraunhofer.de eine Hardware in the Loop (HIL)-Simulation zur Umsetzung eines innovativen Achs regelungskonzepts für Werkzeugmaschinen mit. Die Möglichkeit der eigenen Gestaltung seiner fachlichen Entwicklung und der freie Spielraum überzeugten Jaroslaw Kochan, nach seinem Studium wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer IPK zu werden. Seitdem war er unter anderem betraut mit der Auslegung von Keramikbauteilen, wie einer Turbinenschaufel, die im Rahmen des Fraunhofer-Innovationsclusters »Life Cycle Engineering für Turbomaschinen« entstand. Außerdem konnte er mit seinem Vorwissen im Bereich Mechatronik zur Auslegung eines Fräskopfes beitragen, der zur Ermittlung Aufnahme eines Fräswerkzeugs während einer Versuchsdurchführung von Schnittkräften instrumentiert ist. Aktuell beschäftigt sich Jaroslaw Kochan im Geschäftsfeld Produktionssysteme mit Themen wie Fräsbearbeitung und Auslegung keramischer Bauteile im Hinblick auf Prozessoptimierung. So kann er zum Beispiel im Rahmen des EHoK-Projektes seine Erfahrung in der Auslegung keramischer Bauteile in die Entwicklung vollkeramischer Schaftfräser einfließen lassen. Ein anderes Projekt mit Namen BonoKeram, an dem er im Zusammenhang mit keramischen Rotoren einer Mikrogasturbine beteiligt ist, befin- det sich derzeit in der Bewilligungsphase. Darüber hinaus möchte sich Jaroslaw Kochan auf Maschinendynamik bei Bearbeitungsmaschinen spezialisieren und adaptronische Systeme zur aktiven Schwingungsunterdrückung bei Werkzeugmaschinen entwickeln. Die Vielfältigkeit seiner Aufgaben ist denn auch das, was ihn an seiner Arbeit am Fraun- hofer IPK am meisten reizt. Den Ausgleich dazu findet er in seiner Freizeit bei ebenso vielfältigen Hobbies wie Windsurfing, Radwandern und Wandern sowie Technik. 26 27
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