Glückauf Zukunft Aus Herkunft Zukunft leben - Die Wolfsburg

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Glückauf Zukunft Aus Herkunft Zukunft leben - Die Wolfsburg
November 2016 - April 2019
Glückauf Zukunft - Aus Herkunft Zukunft leben. Dialog der Generationen
Projektleitung: Dr. Matthias Keidel      Referent: Martin Schröder

Glückauf Zukunft
Aus Herkunft Zukunft leben

Abschlussbericht
                                                                         Das Projekt wurde aus Mitteln der RAG-Stiftung
Rückblick - Ausblick - Impressionen aus den Tagungen                     gefördert.
und Veranstaltungen - Blog der Praktikantin - Presseecho
Fotos - Fotos - Fotos
Glückauf Zukunft Aus Herkunft Zukunft leben - Die Wolfsburg
Das Projekt „Glückauf Zukunft – Aus Herkunft Zukunft leben. Dialog der Generationen“
in der Katholischen Akademie Die Wolfsburg.

Abschlussbericht
VORWORT: Herkunft im Sinn, Generationen im Dialog, Zukunft im Blick
                                                                des Bergbaus. Für Neuhinzugezogene wie
Fast 2000 Teilnehmende, 42 Veranstal-                           Alteingesessene waren die Fragen nach
tungen und zweieinhalb Jahre Projekt-                           Orientierung, Identität und Heimat in ei-
laufzeit bilden die Kennziffern eines an-                       ner heterogenen Multioptionsgesellschaft
spruchsvollen Vorhabens: Aus der pro-                           von außerordentlicher Bedeutung. Auch
duktiven Filterung der Steinkohlenge-                           dies erklärt den außerordentlichen Erfolg
schichte und im Dialog der Generationen                         des Projekts, in dem diese Fragen und
über tragende Werte und Haltungen aus                           Themen Raum zu vertiefenden Reflexion
dem Bergbau Merkmale einer erfolgsver-                          hatten. Nur wer versteht, wo er her-
sprechenden Zukunftsgestaltung des                              kommt, kann sagen, wo er hin will.
Ruhrgebiets aufzeigen.

Was bleibt vom Bergbau nach dem Ende
der Steinkohlenförderung 2018? Wie las-
sen sich bergmännische Werte in Gegen-
wart und Zukunft übertragen? Diese Fra-
gen bilden Anlass und Auftrag des Projekts
„Glückauf Zukunft - aus Herkunft Zukunft
leben. Dialog der Generationen“ der Ka-
tholischen Akademie Die Wolfsburg im                            Mediale Verarbeitung
Bistum Essen und der RAG-Stiftung.
                                                                Die anvisierten Teilnehmerzahlen je Ver-
Ziele des Projekts                                              anstaltung wurden dabei stets erreicht
                                                                und meist übertroffen, meist bestand eine
Ziel war es insbesondere die jüngere und                        deutlich größere Nachfrage. Auch die vor-
die ältere Generation ins Gespräch zu                           gesehene Gesamtzahl von 40 Veranstal-
bringen. Von Herbst 2016 bis zum Früh-                          tungen ist mit 42 Veranstaltungen über-
jahr 2019 waren wir dazu in zahlreichen                         schritten worden. Der dem Bericht beige-
Generationendialogen über die blei-                             fügte Ausschnitt an Presseberichten zeigt
benden Werte des Bergbaus und wie er                            die ausgeprägte mediale Wahrnehmung
Region und Menschen verändert hat an                            des Projekts. Unter anderem berichteten
ganz unterschiedlichen Orten im zukunfts-                       die Funke-Mediengruppe, die Nachrich-
gerichteten Austausch. Deutlich wurde:                          tendienste EPD und KNA, Kirchenzeitun-
Der Bergbau und das Ruhrgebiet bewegen                          gen diverser Bistümer, Ruhrgebietblogs,
die Menschen – jüngere wie ältere. Die                          Lokalnachrichten und die „Steinkohle“.
anvisierten beiden Zielgruppen der Ju-                          Über Facebook und einen eigenständigen
gendlichen und jungen Erwachsenen so-                           Projektbereich der Wolfsburg-Homepage
wie der älteren Bevölkerungsgruppe mit                          wurde das Projekt medial weiterverbreitet
biographischen Bezügen zum Revier ent-                          und verarbeitet. Hervorzuheben sind die
wickelten und schärften im Gespräch un-                         zahlreichen Veranstaltungen mit Jugendli-
terschiedliche Perspektiven auf das Erbe
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Glückauf Zukunft Aus Herkunft Zukunft leben - Die Wolfsburg
Das Projekt „Glückauf Zukunft – Aus Herkunft Zukunft leben. Dialog der Generationen“
in der Katholischen Akademie Die Wolfsburg – Abschlussbericht

chen und jungen Erwachsenen, in denen                           bergmännische Werte, Persönlichkeiten,
die Teilnehmenden unter anderem durch                           Familiengeschichten und Orte bleiben
einen Videobeitrag oder eine Fotoausstel-                       wirksam und erzählen von der Epoche, die
lung in der Wolfsburg einen persönlichen                        die Menschen an Ruhr und Emscher ge-
Blick auf ihre Heimat und Identität warfen                      prägt hat und weiterhin prägt. Dabei zeigt
und so einen substantiellen Beitrag zur                         sich, dass die besondere, durch den Berg-
Transformation des Ruhrgebiets und sei-                         bau geprägte Kultur des Ruhrgebiets in
ner Werte beitrugen. Auch dadurch konn-                         seiner konstitutiven und integrativen Kraft
te der vorgesehene zweigleisige Ansatz                          für den Zusammenhalt der Menschen und
verwirklicht werden, zugleich auf mensch-                       Städte nur als ein Zusammenspiel aus all-
liche Erfahrungen und auf die Transforma-                       täglicher Sozialkultur und analytisch-
tionsprozesse des Ruhrgebiets zu blicken.                       kritischer Deutungskultur verstanden und
Unterstützung erfuhr das Projekt dabei im                       für die Zukunft fruchtbar gemacht werden
Laufe der Zeit auch durch zwei hoch enga-                       kann. So ist die Sozialkultur des Ruhrge-
gierte Praktikantinnen, Leonie Fromme                           biets in Form konkreter Lebensweisen,
und Jenny Janßen.                                               Sprachmelodien und Mentalitäten ge-
                                                                schaffen und geprägt durch die Bergleute
                                                                und ihre Arbeit. Zur konstitutiven Klam-
                                                                mer für das Ruhrgebiet braucht es eine
                                                                ergänzende Deutungskultur, die konstruk-
                                                                tiv, kritisch und innovativ diese Haltungen
                                                                und Werte auf Zukunft hin befragt und
                                                                dadurch transformationsfähig macht.
                                                                Hierzu haben die engagierten Gespräche
                                                                und Diskussionen in den Projektveran-
                                                                staltungen einen bedeutsamen Beitrag ge-
                                                                leistet.

                                                                Breite und Tiefe der Veranstaltungen

                                                                Die thematische Breite und Tiefe der Ver-
                                                                anstaltungen verdeutlichen die große Wir-
Erfolgreicher Beitrag zur Transformation                        kung und Bedeutung des Steinkohlen-
                                                                bergbaus, dabei ging sie noch über die
Das Fundament bergmännischer Werte                              ursprünglich geplante Weite der Themen
erwies sich als zukunftsfest: Solidarität,                      hinaus: Mit dem Bischof waren wir auf
Zusammenhalt und Vertrauen stiften in                           Grubenfahrt, Bergbausiedlungen wurden
turbulenten Zeiten Identität und Orientie-                      zu Fuß erkundet und fachkundig erschlos-
rung und sind dabei offen für das ganz                          sen, per Mountainbike und Segway ist die
Neue, das die Zukunft bringt. Das Erbe des                      Renaturierung und Flächenentwicklung
Bergbaus ist vielfältig und die daraus er-                      ehemaliger Bergbauareale „erfahren“
wachsenden Chancen für das Ruhrgebiet                           worden. Im Rahmen der Talenttage und
sind groß! Kulturelle Prägungen und
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Glückauf Zukunft Aus Herkunft Zukunft leben - Die Wolfsburg
Das Projekt „Glückauf Zukunft – Aus Herkunft Zukunft leben. Dialog der Generationen“
in der Katholischen Akademie Die Wolfsburg – Abschlussbericht

mit Schülerakademien stand das Kreativ-                         send und vielfältig geprägt und bleibt so
quartier Zeche Lohberg in Dinslaken im                          auch nach seinem Ende außerordentlich
Mittelpunkt, ein Seminar zum Ruhr-                              lebendig – die Transformation gelingt! Das
gebietsfussball verwies auf die enge Ver-                       Projekt hat neue Einsichten und gegensei-
bindung und konstitutive Bedeutung von                          tiges Verständnis der Generationen beför-
Bergbau und Fußball für das Ruhrgebiet                          dert sowie Hoffnung, Lust und Handlungs-
und deren gesellschaftliche Integrations-                       perspektiven auf die Zukunftsgestaltung
funktion. Filmgespräche gab es im Trai-                         des Reviers auf Grundlage seiner Herkunft
ningsbergwerk und mehrfach in der                               geschaffen. Durch die bergmännischen
Wolfsburg mit sehr großem Echo. Immer                           Werte und Tugenden einer gelebten Soli-
wieder stand auch die Kultur im Zentrum,                        darität und eines anpackenden Miteinan-
ob bei der Ruhrtriennale oder den Ruhr-                         ders seiner Bewohner hat das Revier die
festspielen, bei großen Ausstellungseröff-                      besten Voraussetzungen, um den Heraus-
nungen im Forum der Akademie, ob mit                            forderungen einer heterogenen und digi-
Gemälden, Installationen oder eindrucks-                        talisierten Gesellschaft im 21. Jahrhundert
voller Fotokunst. Mit der historischen                          erfolgreich zu begegnen und sie aktiv mit-
Straßenbahn ging es durch Essener Quar-                         zugestalten.
tiere während Sarah Meyer-Dietrich aus
"Ruhrpottkind" las, doch auch Fachge-
spräche und Podiumsrunden über Flä-
chenentwicklung, kulturelle Identitäten,
Integration und SmartCities gaben dem
Projekt den letzten Schliff. Da passt es,
dass zum Abschluss dieses großen Projekts
alle noch einmal Platz nehmen durften auf
dem roten Sofa von Horst Wackerbarth,
der zahlreiche Persönlichkeiten des Berg-
baus porträtiert und in der Wolfsburg aus-
gestellt hat.

Der Bergbau hat die Region und die Men-
schen in unvergleichlicher Weise umfas-

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Glückauf Zukunft Aus Herkunft Zukunft leben - Die Wolfsburg
Das Projekt „Glückauf Zukunft – Aus Herkunft Zukunft leben. Dialog der Generationen“
in der Katholischen Akademie Die Wolfsburg – Abschlussbericht

Herzlich bedanken wir uns bei der RAG-
Stiftung für die finanzielle Förderung und
hervorragende Unterstützung des Projekts,
bei allen Teilnehmenden, Gesprächspart-
nern, Künstlern und Kooperationspartnern
für phantastische produktive Veranstal-
tungen und nicht zuletzt beim gesamten
Team der Wolfsburg für die äußerst erfolg-
reiche Zusammenarbeit!
Mit einem herzlichen Glückauf Zukunft!
Dr. Matthias Keidel und Martin Schröder

ORTE (AUSWAHL)                                                  KOOPERATIONSPARTNER & KÜNSTLER &
                                                                REFERENTEN (AUSWAHL)
•   Weltkulturerbe Zollverein
•   Zeche Prosper Haniel                                        •    Stiftung TalentMetropole Ruhr
•   Zeche Ewald                                                 •    Durchstarten e.V.
•   Zeche Lohberg, KreativQuartier                              •    Institut für Stadtteilentwicklung,
•   Zeche Fürst Leopold                                              Sozialraumorientierte Arbeit und
•   Zeche Nordstern                                                  Beratung (ISSAB, Uni DuE)
•   Zeche Zollern                                               •    Gemeinsame Sozialarbeit der Konfes-
•   Ringlokschuppen & Alte Dreherei Mül-                             sionen (GSA)
    heim                                                        •    Michael Weberink, Gesamtverband
•   Halde Haniel                                                     Steinkohle e.V.
•   Halde Hoheward                                              •    Ludwig Ladzinski, ehem. RAG-
                                                                     Betriebsratschef Markus Masuth,
•   Halde Rheinpreußen
                                                                     Bernd Lohse, RAG Montan Immobilien
•   Kokerei Bottrop
                                                                •    Rasmus C. Beck, Wirtschaftsförderung
•   Trainingszentrum Bergbau,
                                                                     Business Metropole Ruhr
    Recklinghausen
                                                                •    Oberbürgermeister Bernd Tischler,
•   Deutsches Fußballmuseum Dortmund
                                                                     Bottrop
•   Schauspielhaus Bochum
                                                                •    Prof. Dr. Hans-Peter Noll, Stiftung Zoll-
•   Ruhrfestspielhaus, Recklinghausen
                                                                     verein
•   Landschaftspark Duisburg-Nord
                                                                •    Dr. Anneliese Rauhut, Freunde Zoll-
•   Bergbausiedlungen Eisenheim und
                                                                     verein
    Grafenbusch
                                                                •    Trainingszentrum Bergbau,
•   Duisburg-Marxloh/Petershof
                                                                     Recklinghausen
•   Zentrum für Nanotechnologie und Na-
                                                                •    Prof. Dr. Jens Martin Gurr, Uni DuE
    nowissenschaften (NETZ) Uni DuE
                                                                •    Gesamtschule Osterfeld
•   Brüssel – auf den Spuren der EGKS
                                                                •    Hildegardis Gymnasium Bochum
                                                                •    Nikolauß Groß Abendgymnasium
                                                                •    GleisX – Kirche für junge Menschen
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Glückauf Zukunft Aus Herkunft Zukunft leben - Die Wolfsburg
Das Projekt „Glückauf Zukunft – Aus Herkunft Zukunft leben. Dialog der Generationen“
in der Katholischen Akademie Die Wolfsburg – Abschlussbericht

•   Katholische Junge Gemeinde Deutsch-                         •    Dr. Claudia Posca – kunstgebiet.ruhr
    lands                                                       •    Theo Stegmann, Gesamtbetriebsrat
•   CampusSegen, Ruhr-Universität Bo-                                Europa Outokumpu
    chum                                                        •    Gasometer Oberhausen, Thomas
•   Medienforum, Bistum Essen                                        Machozcek
•   Franz Hitze Haus, Bistum Münster                            •    KAB Diözesanverband Essen
•   Kolping Diözesanverband Essen                               •    Helfen-Ohne-Zu-Warten.eV.
•   LGH NRW                                                     •    Prof. Dr. Michael Welling, Rot-Weiss-
•   Susanne Schalz – Pott in Farbe, Maga-                            Essen
    zin                                                         •    Dr.-Ing. Arndt-Hendrik Zinn, Zolitron
•   Egon Stratmann, „Auf Kohle“, Hattin-                             Technology GmbH
    gen
•   Reinhard Wiezcorek, „Auf Kohle“,                            PRAKTIKUMS-BLOG
    Bottrop                                                     I. Immer in Bewegung bleiben
•   Gabriele Wilpers, „Auf Kohle“, Essen                        Unter Tage im Projekt „Glückauf Zukunft“
•   Horst Wackerbarth, Das rote Sofa,
    Düsseldorf
•   Maic Schulte & Sandra Weißenfels -
    Arte Creativo, Fotografie
•   Regina Schuhmachers, Künstlerin, Ate-
    lier Zeche Leopold
•   Alexander Waldhelm, Regisseur
•   Adolf Winkelmann, Regisseur
•   Ludger Claßen, Klartext-Verlag
•   Gerburg Jahnke, Kabarettistin
•   Olaf Kröck, Intendant
•   Franz Xaver Ohnesorg, Intendant
•   Martin Becker, Autor
•   Dr. Sarah Meyer-Dietrich, Autorin
•   Dr. Nikolaus Schneider, Präses i.R.                         Die Sonne geht über den Wiesen am Nie-
                                                                derrhein auf. Um 6:45 Uhr ist meine Hei-
                                                                mat Xanten noch verschlafen und ruhig.
                                                                Mit aller Kraft trete ich in die Pedale und
                                                                gebe Gas. Mein Fahrrad ächzt, aber lässt
                                                                mich nicht im Stich. Gerade rechtzeitig
                                                                erreiche ich den Zug, der mich mehr oder
                                                                minder pünktlich ins Ruhrgebiet fährt. Mit
                                                                viel Bewegung startet jeder neue Arbeits-
                                                                tag meines Praktikums. In der S-Bahn be-
                                                                gegne ich den unterschiedlichsten Kultu-
                                                                ren aus unterschiedlichsten Lebenszu-
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Glückauf Zukunft Aus Herkunft Zukunft leben - Die Wolfsburg
Das Projekt „Glückauf Zukunft – Aus Herkunft Zukunft leben. Dialog der Generationen“
in der Katholischen Akademie Die Wolfsburg – Abschlussbericht

sammenhängen. Immer wieder frage ich                            Industriekultur ist eine Herausforderung,
mich: Was macht diese Region aus? Wa-                           die nur Mithilfe der Mehrheit der Gesell-
rum ist der Charakter des Ruhrgebietes so                       schaft im Ruhrgebiet gelingen kann. In
einzigartig? Während der letzten zwei                           einer globalisierten Welt wird das Bedürf-
Wochen durfte ich das Projekt „Glückauf                         nis nach Heimat und den damit verbunde-
Zukunft“ besser kennen lernen und erste                         nen Werten des Ruhrgebietes nach Herz-
Antworten auf meine Fragen finden.                              lichkeit, Verlässlichkeit und Direktheit
                                                                auch in Zukunft aktuell bleiben. Deshalb
Gemeinsam mit meinem Kollegen Martin                            möchte das Glückauf-Projekt der Wolfs-
Schröder, Projektreferent für das „Glück-                       burg verschiedene soziale Gruppen errei-
auf Zukunft“-Projekt, besuchte ich das                          chen. Jung und Alt müssen sich der Her-
Trainingsbergwerk Recklinghausen. Die                           ausforderung „Transformation“ im Ruhr-
Oberstufenschüler      des      Hildegardis-                    gebiet stellen und Lösungskonzepte um-
Gymnasiums Bochum hatten sich bereits                           setzen. Der Erhalt des Trainingsbergwer-
im Unterricht auf den praktischen Exkurs                        kes Recklinghausen könnte ein Teil dieser
im Trainingsbergwerk vorbereitet. Die                           Transformation sein.
Thematik der Ewigkeitsaufgaben der RAG
war mir bis dahin neu. Diese Maßnahmen
der Wasserhaltung verhindern das Absa-
cken vieler Städte im Ruhrgebiet und die
Verschmutzung des Trinkwassers. Beson-
ders beeindruckt hat mich die Mentalität
und Persönlichkeit der zwei Bergmänner,
die uns „ihr“ Trainingsbergwerk zeigten.
Andreas Penzcek berichtete von seiner 30-
jährigen Arbeit unter Tage: „Die harte                          Zum Abschluss der Veranstaltung, schenk-
körperliche Arbeit, Unfälle und schwere                         te mir Bergmann Oliver Schließer ein
Arbeitsbedingungen haben uns Kumpel                             Quietscheentchen in Bergmannskluft.
zusammengeschweißt. Das kann man sich                           „Damit du uns Kumpel hier nicht vergisst!“
wie bei einer Familie vorstellen.“ Während                      Das herzliche Glückauf wird mir noch lan-
der Führung wurden uns die riesigen Ma-                         ge in Erinnerung bleiben.
schinen zum Kohleabbau vorgestellt. In
den Streben, bei laufender Maschine,                            Perspektivenwechsel - Besuch für die
wurde mir bewusst unter welcher Laut-                           Wolfsburg
stärke und welchen Anstrengungen ein
Bergmann arbeitet.                                              Mitte der letzten Woche wurde die Wolfs-
                                                                burg von ganz besonderen Gästen be-
In diesem Jahr wird die letzte Zeche des                        sucht. 18 jung und junge gebliebene
Ruhrgebiets, Prosper-Haniel in Bottrop,                         Flüchtlinge aus acht verschiedenen Län-
schließen. Damit gehen über 150 Jahre                           dern nutzten den Betriebsausflug, um sich
Bergbau im Ruhrgebiet zu Ende. Der                              die verschiedenen Berufe der Wolfsburg in
Transformationsprozess von Bergbau zur                          der Praxis anzuschauen. Das Integrations-
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Glückauf Zukunft Aus Herkunft Zukunft leben - Die Wolfsburg
Das Projekt „Glückauf Zukunft – Aus Herkunft Zukunft leben. Dialog der Generationen“
in der Katholischen Akademie Die Wolfsburg – Abschlussbericht

projekt     der     „Kurbel“      Oberhau-                      dem Boden zu liegen. Ich habe die Karte
sen/Mülheim möchte nicht nur die                                gefunden und mitgenommen. Jetzt möch-
Sprachbarriere durch einen Deutschkurs                          te ich ihre Metapher nutzen, um diesem
verkleinern. Ihr geht es vor allem darum,                       Artikel die nötige Würze zu verleihen.
jeden Teilnehmer als Individuum zu för-
dern, Mut zu machen und den Alltag in                           Es ist viel passiert in der Wolfsburg! Zahl-
einem neuen Land zu erleichtern. Zu Be-                         reichen Veranstaltungen, Gedanken, Ge-
ginn des Rundgangs erklärte Wolfsburg-                          spräche und Erfahrungen warten darauf,
Dozent Matthias Keidel die Bedeutung der                        berichtet zu werden. In diesem Einblick
Kunst im Empfangsbereich. Die verschie-                         geht es um: Ziele, Zukunft und Zuversicht.
denen Werke der aktuellen Ausstellung                           Warum ist es heute unerlässlich, sich mit
„Auf Kohle“, u.a. von Gabriele Wilpers,                         der Zukunft Ostasiens auseinanderzuset-
wurden neugierig betrachtet. „Für die                           zen? Wer bringt in Zukunft „den Pott zum
Wolfsburg ist es wichtig, aktuelle Themen                       Glänzen“? Und welcher Perspektivwechsel
durch Kunst anzusprechen. Unser Haus                            hat mich beim Fotoworkshop des Nach-
lebt von den Gedanken unterschiedlichs-                         treffens der Herbstakademie ins Staunen
ter Menschen. Kreativität nimmt eine ent-                       versetzt? Antworten gibt es wie gewohnt
scheidende Rolle ein“, so Keidel. Schnell                       in diesem Artikel!
bildeten sich drei verschiedene Sprach-
gruppen, in denen auf Arabisch, Englisch                        „Den Pott zum Glänzen bringen“
und einfachem Deutsch das bereits Gesag-
te übersetzt wurde. „Jeder soll alles ver-                      Seit einem Monat unterstütze ich das Res-
stehen können.“ berichteten die Überset-                        sort Kultur, Literatur und Politik. Meine
zerinnen und Mitarbeiterinnen der Kurbel.                       Kollegen Dr. Matthias Keidel und Martin
                                                                Schröder ermöglichten mir einen breiten
                                                                Einblick in ihre Organisationsstrukturen.
                                                                Wie organisiert man eine Großveranstal-
                                                                tung? Eines dieser Großprojekte durfte ich
                                                                von der Planung bis zur Umsetzung beglei-
                                                                ten. Die Abendveranstaltung „Den Pott
                                                                zum Glänzen bringen“, im Rahmen des
                                                                Projekts „Glückauf Zukunft – Aus Herkunft
                                                                Zukunft leben“ an der Katholischen Aka-
                                                                demie sollte den Dialog zwischen Kultur-
II. „Hey Zukunft."                                              schaffenden im Ruhrgebiet und seinen
Auf meinem Schreibtisch steht eine ver-                         Konsumenten fördern. Ist das Ruhrgebiet
knickte und schon sichtlich mitgenomme-                         ein attraktiver Standort für Kulturschaf-
ne Postkarte mit der Aufschrift ‚Hey Zu-                        fende? In welchem Verhältnis stehen Un-
kunft‘. Auf einer Exkursion zum Bergwerk-                       terhaltungskultur und das weltberühmte
gelände der Zeche Zollern in Dortmund                           Klavierfestival? Worin bestehen die Chan-
fiel mir die Karte sprichwörtlich vor die                       cen dieser einzigartigen Metropole?
Füße. Ihre Botschaft schien verloren auf
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Glückauf Zukunft Aus Herkunft Zukunft leben - Die Wolfsburg
Das Projekt „Glückauf Zukunft – Aus Herkunft Zukunft leben. Dialog der Generationen“
in der Katholischen Akademie Die Wolfsburg – Abschlussbericht

                                                                und die Podiumsgäste aus sich herausge-
                                                                hen.

                                                                Die letzten Fragen der Abschlussrunde
                                                                durfte ich stellen: Was würden Sie mir als
                                                                junger Mensch im Ruhrgebiet empfehlen?
                                                                Was sollte ich mir unbedingt anschauen?
                                                                Welche kulturellen Angebote und Projekte
                                                                wird es in der Zukunft für junge Menschen
Als Podiumsgäste durfte ich Franz Xaver
                                                                im Ruhrgebiet geben? Professor Noll emp-
Ohnesorg, Intendant des Klavier-Festivals
                                                                fahl mir einen Spaziergang oder eine Fahr-
Ruhr, Prof. Dr. Hans-Peter Noll, bisher Flä-
                                                                radtour durch die Region, bei der es da-
chenentwickler der RAG, nun Mitglied des
                                                                rum gehe, den besten Kiosk „um die Ecke“
Vorstands Stiftung Zollverein und Olaf
                                                                ausfindig zu machen, die Menschen ken-
Kröck, Intendant des renommierten
                                                                nen zu lernen, Natur und Stadt zu erleben.
Schauspielhauses Bochum in der Spielzeit
                                                                Sich treiben und überraschen lassen, hieß
2017/18, demnächst Intendant der Ruhr-
                                                                auch die Devise Olaf Kröck. Mit einem Lä-
festspiele, kennenlernen. Drei Persönlich-
                                                                cheln fügte er hinzu: „Gehen Sie ins Thea-
keiten mit beeindruckenden Geschichten.
                                                                ter, vielleicht etwas modernes, es muss
Während des Gespräches konnte man die
                                                                nicht immer Goethe oder Schiller sein. Das
Begeisterung der Gäste für die Region
                                                                Ruhrgebiet ist mehrfach ausgezeichnet für
sichtbar spüren. „Die Menschen hier sind
                                                                seine Theater-Dichte.“ Ohnesorg empfahl
einfach gut!“, brachte es Ohnesorg auf
                                                                mir den Kontakt zu einer engagierten
den Punkt.
                                                                Grundschule in Duisburg-Marxloh. „Hier
                                                                wird Integration und Kultur gelebt!“, so
Das angeregte Gespräch nahm auch be-
                                                                Ohnesorg.
stehende Herausforderungen der Trans-
formation im Ruhrgebiet ins Blickfeld: „In
welcher Region in Deutschland engagieren
sich das Theater, die Kunst und die Musik
für Menschen, die kaum in Berührung mit
ihr stehen? Hier im Ruhrgebiet ist es mög-
lich!“, so Noll.
In der Vorbereitung formatierte ich die
Moderationskarten, holte zahlreiche Re-
cherchen zu den Podiumsgästen ein und
half beim Aufbau und der Einrichtung des
                                                                „Perspektivwechsel“- Nachtreffen      der
Saales. Es ist ein wunderschöner Moment,
                                                                Herbstakademie 2017
wenn man im Anschluss trotz vorheriger
Bedenken merkt, dass die Veranstaltung                          Jeder kennt das Problem: Man sieht ein
gelingt, das Publikum begeistert mitgeht                        tolles Fotomotiv, holt seine Kamera her-
                                                                aus, um es für die Ewigkeit festzuhalten,

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Glückauf Zukunft Aus Herkunft Zukunft leben - Die Wolfsburg
Das Projekt „Glückauf Zukunft – Aus Herkunft Zukunft leben. Dialog der Generationen“
in der Katholischen Akademie Die Wolfsburg – Abschlussbericht

voller Tatendrang setzt man die Linse an,                       wie wichtig es ist, sich der eigenen Per-
schießt… und das Ergebnis ist enttäu-                           spektive bewusst zu werden. Die unter-
schend. Fotografieren kann theoretisch                          schiedlichen Ergebnisse aller Teilnehmen-
jeder, aber praktisch gelingt es den We-                        den zeugten von der Vielfältigkeit unserer
nigsten von uns, ausstellungsreife Bilder                       Perspektiven. Trotz gleicher Kulisse hatte
zu produzieren. Profifotograf und Berg-                         jeder die Umgebung auf einzigartige Wei-
mann a.D. Maic Schulte und seine Lebens-                        se fotografiert. Die Kulissenwechsel in den
gefährtin Sandra Weißenfels kennen diese                        Landschaftspark Duisburg-Nord und die
Probleme nur zu gut. In Kooperation mit                         Zeche Zollern in Dortmund sorgten für
dem Projekt „Glückauf Zukunft – Aus Her-                        zahlreiche Motive.
kunft Zukunft leben“, konnte der zweitä-
gige Fotoworkshop für das Nachtreffen                           In diesem aktionsreichen Seminar durfte
der Herbstakademie realisiert werden.                           ich viele motivierte und begeisterte Ju-
                                                                gendliche kennenlernen, die sich ihren
                                                                Fähigkeiten bewusst sind und zuversicht-
                                                                lich in die Zukunft schauen. In den nächs-
                                                                ten Monaten werden die besten Werke
                                                                auf den Kunstausstellungsflächen der
                                                                Wolfsburg im Atrium und Forum des Hau-
                                                                ses gezeigt werden. Ich kann nur so viel
                                                                versprechen: Ein Besuch lohnt sich!

„Die meisten Menschen versuchen die                             Hey Zukunft!
Motive zu fotografieren, in der Art, wie sie
diese sehen.“, erklärte Maic Schulte. Das                       Dieser Artikel ist länger geworden als ge-
sei ein großer Fehler, denn der menschli-                       dacht und doch gäbe es noch zahlreiche
che Sehsinn unterscheide sich stark von                         weitere Ereignisse zu berichten. Die
der Fotolinse. „Der Kamera müssen wir                           Wolfsburg erlebe ich als einen Ort, der
durch bestimmte Anweisungen helfen,                             niemals ganz zur Ruhe kommt. Nach der
den richtigen Winkel zu finden.“, ergänzte                      Veranstaltung ist vor der Veranstaltung!
Sandra Weißenfels. Nach einer ersten                            Hier begegnen sich tagtäglich Menschen,
Workshop-Session auf dem Gelände der                            die sich im öffentlichen Leben vielleicht
Wolfsburg fand ich heraus, dass eine nahe                       übersehen würden. Etwas wehmütig muss
Betrachtung oft ausdruckstärker wirkt. In                       ich mir eingestehen, dass meine Prakti-
der Fotografie geht es nicht nur darum,                         kumszeit sich dem Ende entgegen neigt.
mit großformatigen Panoramabildern zu                           Aber davon möchte ich in meinem nächs-
prunken. Oft sind die kleinen, leicht zu                        ten und letzten Artikel berichten. Die ver-
übersehenden Dinge des Lebens es wert,                          knickte Postkarte vom Anfang steht her-
neu in den Fokus gesetzt zu werden. Das                         ausfordernd vor meinem Computer. Hey
kann eine kleine verrostete Schraube sein,                      Zukunft! Ich werde versuchen, etwas dar-
eine Blume, die Rinde eines Baumes, und                         aus zu machen.
vieles mehr. Mir ist bewusst geworden,

9
Das Projekt „Glückauf Zukunft – Aus Herkunft Zukunft leben. Dialog der Generationen“
in der Katholischen Akademie Die Wolfsburg – Abschlussbericht

III. Alles was bleibt
Ich erinnere mich gerne zurück an die ei-
gens vorbereitete Nachtführung durch die
Zeche Zollverein. Zusammen mit meinem
Kollegen Martin Schröder im Projekt
„Glückauf Zukunft - Aus Herkunft Zukunft
leben“ organisierten wir eine abwechs-
lungsreiche Führung über das Zechenge-
lände. An verschiedenen Stationen ver-
suchten wir die Jugendlichen für die neu-
en Hotspots der Gründerszene an der Ze-
che Zollverein zu begeistern: Mit Erfolg!
Der Zechenrundgang war meine erste
Möglichkeit eine Führung selber mitzuge-
stalten und vor Ort umzusetzen.

Jenny S. Janßen

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Das Projekt „Glückauf Zukunft – Aus Herkunft Zukunft leben. Dialog der Generationen“
in der Katholischen Akademie Die Wolfsburg – Abschlussbericht

TAGUNGSRÜCKBLICKE                                               leben. Auch wenn der Film unter Tage und
                                                                mit dem Steigerlied beginnt, sei „Junges
29.11.2016                                                      Licht“ „keine Bergbau-Technik-Doku“,
Mein Film: Junges Licht                                         meint Ladzinski gleich zu Beginn der Dis-
Die Wolfsburg zeigte am Freitagabend                            kussion ein wenig lakonisch. Es gehe „um
„Junges Licht“ und lud zur Diskussion mit                       die Nachkriegszeit im Ruhrgebiet. Da
Regisseur Adolf Winkelmann und dem                              braucht man nicht aus dem Bergbau zu
Kuratoriumsmitglied der RAG-Stiftung,                           kommen, da kann sich jeder in der ein o-
Ludwig Ladzinski, ein. Gleichzeitig starte-                     der anderen Szene wiederfinden“, sagt
te an diesem Abend das neue Projekt                             Ladzinski. Wenn das ein Kriterium für
"Glückauf Zukunft – Aus Herkunft Zu-                            Heimatfilme ist, hat Winkelmann offenbar
kunft leben"                                                    die richtige Geschichte erzählt – im
                                                                „Wolfsburg“-Publikum melden sich gleich
Wenn sich eine Region mit dem Begriff                           mehrere Zuschauer aus der Nachkriegsge-
Heimat so schwer tut wie das Ruhrgebiet,                        neration, die die Szenen aus „Junges Licht“
kommt man ihr kaum mit einem Heimat-                            ausschmücken oder gleich weitererzählen
film konventioneller Güte nahe. Mit der                         konnten. Und auch Ladzinski gibt zu, dass
Verfilmung des Romans „Junges Licht“ von                        ihm Kochlöffel, wie das beim massiven
Ralf Rothmann hat der passionierte Ruhr-                        Einsatz auf Julians Lederhosenboden zer-
pott-Filmer und –Regisseur Adolf Winkel-                        brochene Modell im Film ebenso wenig
mann im Mai einen Alternativentwurf vor-                        fremd waren wie Kinder-Lederhosen.
gelegt. Am Freitagabend zeichnete die
Katholische Akademie „Die Wolfsburg“ in                         Dass das Attribut „Heimatfilm“ nicht etwa
Mülheim mit diesem Film auf der Lein-                           von Filmkritikern stammt, sondern von
wand das Arbeiterleben im Ruhrgebiet der                        Beginn an Teil des Konzepts war, macht
1960er Jahre nach – und lud anschließend                        Winkelmann deutlich: „Mir ging es wirk-
zum Gespräch mit Winkelmann und dem                             lich darum, einen Heimatfilm zu machen
langjährigen Bergmann, RAG-Betriebsrat                          und meine Liebe zum Ruhrgebiet auszu-
und heutigen Kuratoriumsmitglied der                            drücken.“ Der in Dortmund aufgewachse-
RAG-Stiftung, Ludwig Ladzinski.                                 ne Winkelmann hat das Ruhrgebiet schon
                                                                in den 1980er Jahren in „Die Abfahrer“
                                                                oder „Jede Menge Kohle“ in Szene gesetzt.
                                                                Heute attestiert er dem Ruhrgebiet eine
                                                                besondere „Sehnsucht nach Heimat“.
                                                                „Unsere Großväter haben sich doch alle
                                                                erst hier getroffen“, sagt er mit Blick auf
                                                                die massive Zuwanderung seit dem Beginn
                                                                der Industrialisierung, die aus der einsti-
                                                                gen Ansammlung kleiner Dörfer und Städ-
„Junges Licht“ dreht sich um den 12-                            te binnen Jahrzehnten die heutige Metro-
jährigen Bergarbeiter-Sohn Julian und sei-                      polregion entstehen ließ.
ne zaghaften Kontakte zum Erwachsenen-
11
Das Projekt „Glückauf Zukunft – Aus Herkunft Zukunft leben. Dialog der Generationen“
in der Katholischen Akademie Die Wolfsburg – Abschlussbericht

Neues Projekt in der Wolfsburg
Eine Region, deren Heimatgefühl durch
den Strukturwandel vor immer neuen
Herausforderungen steht, wie Winkel-
mann betont. Auch aus diesem Grund hat
die „Wolfsburg“ den Film-Abend zum Auf-
takt eines neuen Projektes erklärt, mit
dem die Akademie das Ende des Ruhr-
bergbaus und seine Auswirkungen auf die
Region in den Blick nimmt. „Glückauf Zu-
kunft - Aus Herkunft Zukunft leben“ ist der
Titel der für 2017 geplanten und von der
RAG-Stiftung geförderten Veranstaltungs-
reihe. „Der Film zeigt Ursachen, die uns
auch in dem Projekt beschäftigen werden,
etwa beim Thema Generationengerech-
tigkeit“, erläutert „Wolfsburg“-Referent
Martin Schröder. So möchte das Projekt
junge Leute mit denen zusammenbringen,                          22.02.2017
die das Ruhrgebiet mit ihrer Arbeit und                         Die Werte des Bergbaus weitergeben
ihrem Leben geprägt haben. „Die Genera-                         Seit über 60 Jahren arbeitet die Gemein-
tionen haben unterschiedliche Ansichten“,                       same Sozialarbeit der Konfessionen (GSA)
sagt Schröder und verweist auf das im                           für die Beschäftigten im Bergbau. In neuen
Film häufig dargestellte Thema Kinderer-                        Projekten wird die Zusammenarbeit fort-
ziehung. „Eine Frage wird sein: Worauf                          geführt und mit Interessierten aus ande-
können wir uns gemeinsam verständi-                             ren Branchen weiterentwickelt – so auch
gen?“, so Schröder.                                             im Kongress „Dem Bergbau sein Erbe“ in
                                                                Schwerte vom 31. Januar bis zum 02. Feb-
                                                                ruar.

                                                                Prominente Experten und Interessierte
                                                                kamen dabei ins Gespräch über die be-
                                                                sondere Kultur, die spezifischen Werten
                                                                und die Errungenschaften des Steinkoh-
                                                                lenbergbaus. Neben dem konkreten Blick
                                                                auf die Arbeitswelt stand dabei im Fokus,
                                                                wie der Bergbau die Region, aber auch die
                                                                Identität und Mentalität der Menschen an
                                                                der Ruhr geprägt haben.

                                                                Auch der Projektleiter von „Glückauf Zu-
                                                                kunft – Aus Herkunft Zukunft leben“,
12
Das Projekt „Glückauf Zukunft – Aus Herkunft Zukunft leben. Dialog der Generationen“
in der Katholischen Akademie Die Wolfsburg – Abschlussbericht

Dr. Matthias Keidel, und Projektreferent                        Eine Fahrt auf dem Grubentransportrad
Martin Schröder aus der Wolfsburg haben                         oder vorbohren für Sprengkapseln im Vor-
sich in die Gestaltung des Programms ein-                       trieb - auf den über 1400 Metern Stre-
gebracht. Das neue Projekt „Glückauf Zu-                        ckennetz boten sich zahlreiche Gelegen-
kunft – Aus Herkunft Zukunft leben“ in der                      heiten die Arbeit unter Tage hautnah zu
Wolfsburg wird sich in besonderer Weise                         erleben. Ein besonderer Ort mit besonders
in den kommenden zwei Jahren um die                             engagierten Menschen! Im Alltag finden
zukunftsgerichtete Transformation der                           hier in sicherer Umgebung und ohne Stö-
Orte, Geschichten und Werte des Berg-                           rung des Abbaubetriebes Aus- und Wei-
baus im Ruhrgebiet kümmern. Auf Ex-                             terbildungslehrgänge statt. „So ein Ort
kursionen, Seminaren und vier großange-                         muss auch nach 2018 erhalten bleiben!“.
legten Podiumsveranstaltungen mit pro-                          In dieser Forderung waren sich alle im an-
minenten Gästen wird hier ein Dialog der                        schließenden Gespräch nach der Führung
Generationen initiiert über gemeinsame                          einig, an dem auch noch Matthias Bräs-
Werte, Engagement und den auf Zukunft                           ecke, Industriemeister und Ausbilder der
hin orientierten Wandel des Ruhrgebiets                         Fachrichtung Chemie im Bergwerk Pros-
und seiner Bewohner.                                            per-Haniel sowie Orna Miloslav, ehemali-
                                                                ger Stabstellenleiter von Prosper-Haniel
                                                                teilnahmen. Zur Transformation von Soli-
                                                                darität und Zusammenhalt der Bergleute
                                                                braucht es solche Orte in einer sich immer
                                                                stärker individualisierenden Arbeitswelt.
                                                                So passte der Ausspruch: „Nur wer weiß
                                                                wo er herkommt, kann wissen wo es hin-
                                                                geht!“

08.03.2017
Besondere Menschen – Besondere Orte:
Das Trainingsbergwerk der RAG

Helm vom Haken, rein in den weißen Kittel
und ab in den Berg, genauer gesagt in das                       Neben der ausgesprochenen Hochachtung
Trainingsbergwerk der RAG in Recklingha-                        vor der Arbeit unter Tage und seiner Be-
usen. Im Projekt „Glückauf Zukunft – Aus                        deutung für den Aufbau der Bundesrepub-
Herkunft Zukunft leben“ konnte eine bun-                        lik und Europas nach dem 2. Weltkrieg,
te Gruppe mit Projektreferent Martin                            wurde auch die Leistung der Stahlindustrie
Schröder unter der fachkundigen Führung                         im Ruhrgebiet gewürdigt. Zum Verhältnis
der Bergmänner Bernd-Uwe Seeger und                             und zur Zukunft von Kohle und Stahl im
Rainer Schwarz sich einmal probehalber in                       Ruhrgebiet findet am Samstag den 11.
das Leben „echter“ Bergleute einfühlen.                         März die nächste Veranstaltung des Pro-
13
Das Projekt „Glückauf Zukunft – Aus Herkunft Zukunft leben. Dialog der Generationen“
in der Katholischen Akademie Die Wolfsburg – Abschlussbericht

jekts in der Wolfsburg statt inklusive Fa-                      Ein atemberaubender Höhepunkt war die
ckelführung durch den Landschaftspark                           Aussichtsplattform des Hochofens 5, von
Duisburg-Nord. Zu Gast sind der frühere                         denen die 20 Teilnehmenden aller Gene-
Betriebsrat des Rheinhausener Krupp-                            rationen und Projektreferent Martin
Stahlwerks, Theo Steegmann, und der Ge-                         Schröder einen fantastischen Ausblick
schäftsführer des Gesamtverbands Stein-                         über die Illumination des Parks sowie über
kohle, Michael Weberink.                                        die Leuchttürme der Industrie und Dienst-
                                                                leistungsgesellschaft im Ruhrgebiet hat-
15.03.2017                                                      ten.
Schöne alte Arbeitswelt?!
Engagierter Generationendialog zwischen                         Zuvor fand in der Wolfsburg ein äußerst
Kohle und Stahl mit Fackelführung durch                         engagierter Dialog der Generationen zum
den Landschaftspark Duisburg-Nord                               Verhältnis von Kohle und Stahl im Ruhrge-
                                                                biet statt. Als echte Ruhrgebietsoriginale
                                                                standen hier Michael Weberink, Hauptge-
                                                                schäftsführer des Gesamtverbands der
                                                                deutschen Steinkohle sowie Theo Steeg-
                                                                mann, Koordinator des Europabetriebsrats
                                                                des finnischen Konzerns Outokumpu und
                                                                Kämpfer für die Rheinhausener Stahlhüt-
                                                                te, Rede und Antwort. Das Ruhrgebiet hat
                                                                Zukunftspotential, hierbei waren sich alle
                                                                Teilnehmenden einig. „Insbesondere für
Wo Arbeiter hoch oben im schneidenden                           eine zunehmend individualisierte, digitali-
Wind den kochenden Hochofen befüllten                           sierte Arbeitswelt und Gesellschaft
oder unten, nur mit Hut und Handschuhen                         braucht es das Wertefundament einer
geschützt, das Abstichloch aufbrachen,                          zupackenden Solidarität und Offenheit der
dort regierten höllischer Lärm, giftige Gase                    Montanindustrie. So kann aus Herkunft
und klebrige Stäube, die sich in die Lungen                     Zukunft gelebt werden, auch um den im-
fraßen. Während heute der Land-                                 mer zahlreicheren jungen Menschen aus
schaftspark Duisburg-Nord ein Kultur- und                       den Universitäten und Ausbildungsstätten
Abenteuerort geworden ist, Revier für                           des Ruhrgebiets eine attraktive Zukunft im
Taucher, Kletterer und Fotografen, schlug                       Pott zu ermöglichen“ betont Dr. Matthias
hier früher eines der industriellen Herzen                      Keidel, Leiter des Projekts „Glückauf Zu-
des Ruhrgebiets mit all seinen Licht- und                       kunft – Aus Herkunft Zukunft leben“ in der
Schattenseiten. Die Fackelführung durch                         Wolfsburg.
den Landschaftspark im Projekt „Glückauf
Zukunft“ unter Leitung von Herrn Emerich,
ehemaliger Elektriker am Hüttenwerk, gab
faszinierende Einblicke in diese Zwischen-
welt.

14
Das Projekt „Glückauf Zukunft – Aus Herkunft Zukunft leben. Dialog der Generationen“
in der Katholischen Akademie Die Wolfsburg – Abschlussbericht

                                                                Die Vertreter von Kirchen und Bergbau
                                                                sprachen auch über die Fortführung be-
                                                                währter gemeinsamer Initiativen, zum
                                                                Beispiel des Kreuzweges auf der Halde
                                                                Haniel. Alle Gesprächsteilnehmer waren
                                                                sich einig, dass diese wichtige, von einer
                                                                sehr großen Zahl von Menschen ange-
                                                                nommene Initiative auch über das Jahr
                                                                2018 hinaus erhalten bleiben soll.

30.03.2017                                                      Dankbar zeigten sich alle Gesprächsteil-
Kirchen und Bergbau wollen Kohleaus-                            nehmenden, dass zum Ende der Steinkoh-
stieg gemeinsam gestalten                                       lenförderung im Dezember 2018 ein öku-
Bei einem Treffen im Essener Bischofs-                          menischer Gottesdienst im Essener Dom
haus vereinbarten Vertreter von katholi-                        gefeiert wird.
scher und evangelischer Kirche, RAG und
RAG-Stiftung die Fortführung zahlreicher                        Zu dem Treffen in Essen hatte Bischof Dr.
gemeinsamer Initiativen und Projekte.                           Franz-Josef Overbeck ins Essener Bi-
                                                                schofshaus eingeladen. An dem Gespräch
Vor dem Hintergrund der jahrzehntelan-                          nahmen teil: Bernd Tönjes, Vorstandsvor-
gen, engen Verbundenheit von Bergbau                            sitzender der RAG Aktiengesellschaft, Bär-
und Kirchen, haben Vertreter des Bistums                        bel Bergerhoff-Wodopia, Vorstandsmit-
Essen, der Evangelischen Kirchen in NRW,                        glied der RAG Stiftung, Präses Manfred
der RAG und der RAG-Stiftung am Mitt-                           Rekowski, Evangelische Kirche im Rhein-
woch in Essen die gemeinsamen Zu-                               land, Vizepräses Albert Henz, Evangelische
kunftsprojekte erörtert, die den Auslauf-                       Kirche von Westfalen, Ludwig Ladzinski,
prozess der deutschen Steinkohlenförde-                         Kuratoriumsmitglied der RAG-Stiftung, Dr.
rung begleiten. Dabei stand die Frage im                        Wilhelm Beermann, Ehrenpräsident des
Mittelpunkt, was im Wandel der Region                           Gesamtverbandes Steinkohle, Weihbi-
zur Metropole von den Haltungen und                             schof Franz Grave, Eberhard Schmitt, RAG
Werten bleibt, die vor allem im Bergbau                         Direktor Unternehmenskommunikation,
entstanden sind. Zahlreiche gemeinsame                          Heribert Kleine, Persönlicher Referent des
Projekte, unter anderem in der Katholi-                         Bischofs und Dr. Michael Schlagheck, Di-
schen Akademie „Die Wolfsburg“ in Mül-                          rektor der Akademie „Die Wolfsburg“ und
heim oder dem Schwerter Haus Villigst                           Leiter des ökumenischen Arbeitskreises
fragen danach, wie das Positive der ge-                         „Glückauf Zukunft. Bergbau und Kirche“.
wachsenen Mentalität der kulturellen Of-
fenheit, des Einstehens füreinander und
der Integration verschiedener Kulturen in
die Zukunft übertragen werden kann.

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Das Projekt „Glückauf Zukunft – Aus Herkunft Zukunft leben. Dialog der Generationen“
in der Katholischen Akademie Die Wolfsburg – Abschlussbericht

31.05.2017
„Ein Pulsschlag aus Stahl“: Die Identität
des Ruhrgebiets zwischen Kohle, Stahl
und Zukunft

Das Projekt „Glückauf Zukunft! Aus Her-
kunft Zukunft leben“ beteiligte sich am
bundesweiten Großevent „DenkMal! Frie-
den schenken. Zukunft denken“ der Ka-
tholischen Jungen Gemeinde (KjG).                               Zuvor wurden alle inspiriert durch die ex-
Über tausend Jugendliche und junge Er-                          klusive Führung durch die Fotoausstellung
wachsene aus ganz Deutschland versam-                           „Herz des Reviers“ von Schulte, die noch
melten sich vom 24. bis 28. Mai im Gel-                         bis zum 15. September in der Wolfsburg
senkirchener Nordsternpark und ein Teil                         zu sehen ist. Die Bilder von Schulte, Pano-
von ihnen auch in der Wolfsburg.                                ramen wie Detailaufnahmen, bilden ein
                                                                einzigartiges Mosaik von Herkunft, Identi-
                                                                tät und Gegenwart des Reviers.
                                                                „Dieser vitale Austausch zwischen den
                                                                Bildern des Reviers und den Generationen
                                                                aus unterschiedlichen Ecken der Republik
                                                                verdeutlichte die Notwendigkeit zu einem
                                                                in die Zukunft gerichteten Engagement für
                                                                Zusammenhalt und Gerechtigkeit in unter-
Im Austausch mit zwei echten Ruhrge-                            schiedlichen gesellschaftlichen Bereichen
bietsoriginalen ging es der Frage nach, was                     hin, grade in dieser bewegten Zeit“, be-
die Region und seine Menschen so einzig-                        tonte Schröder.
artig macht. Kohle und Stahl prägen meist
noch das Bild vom Ruhrgebiet - und ohne                         05.07.2017
Zweifel haben sie die Region auch geprägt.                      Zwischen Arbeit, Leben, Kultur und In-
Doch was bedeutet das eigentlich? Und                           tegration: Projekt „Glückauf Zukunft!"
wie geht’s weiter, wenn am 31. Dezember                         auf den Spuren von Fußball und Bergbau
2018 „Schicht im Schacht“ ist und die letz-                     als Säulen des Ruhrgebiets.
te Lore Steinkohle in Deutschland zu Tage
gefördert wird? Zu diesen Fragen waren                          Bergbau und Fußball: wie nichts sonst ste-
Theo Steegmann, Kämpfer für die Stahl-                          hen sie als gemeinsames Band des Ruhr-
werke Duisburg-Rheinhausen und der                              gebiets für das Zusammenspiel von Arbeit,
frühere Bergmann und heutige Fotogra-                           Leben, Kultur und Integration. In einer
phiekünstler Maic Schulte besondere Gäs-                        bunt wie das Ruhrgebiet selbst zusam-
te im Gespräch mit den Teilnehmenden                            mengesetzten Generationengruppe ging
und Martin Schröder, Referent für das                           es am 01. und 02. Juli zwischen U21-
Projekt „Glückauf Zukunft! Aus Herkunft                         Europameistertitel und Gewinn des Con-
Zukunft leben“ in der Wolfsburg.                                fed-Cups auf die gemeinsame Spur von
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Das Projekt „Glückauf Zukunft – Aus Herkunft Zukunft leben. Dialog der Generationen“
in der Katholischen Akademie Die Wolfsburg – Abschlussbericht

Fußball und Bergbau. Faszinierende Ex-                          Dortmund mit seinen zahlreichen interak-
kursionen und Gespräche mit Prominen-                           tiv-multimedialen Angeboten und Expona-
ten und Fachexperten ergaben ein viel-                          ten zur Geschichte und Gegenwart des
schichtiges Bild und intime Einblicke in die                    deutschen National –und Vereinsfußballs.
Verbindung von Bergbau und Fußball als
Stifter von Identität und Zusammenhalt.                         „Dass das Seminar von Schülerinnen und
Kann der Fußball die gemeinsamen Werte                          Schülern, Studierenden, Berufstätigen und
des Ruhrgebiets von Solidarität und Zu-                         Menschen im (Un-)Ruhestand gleicher-
sammenhalt zwischen Jung und Alt, Alt-                          maßen begeistert besucht wurde, ver-
eingesessen und Neuhinzugekommen in                             deutlicht auch die große generationenver-
die Zukunft tragen? Welche Verantwor-                           bindende und integrative Kraft des Fuß-
tung kommt den großen (Sport-)Akteuren                          balls insbesondere im Ruhrgebiet, der oh-
zu? Welche Position nimmt der Fußball im                        ne seine historische Verbindung zum
Ruhrgebiet ein: multidimensionaler Integ-                       Bergbau nicht zu denken ist“ betonte Ta-
rationsfaktor und Wertevermittler oder                          gungsleiter Martin Schröder, Referent für
„nur“ hochkommerzialisiertes Produkt?                           das Projekt „Glückauf Zukunft! Aus Her-
                                                                kunft Zukunft leben“ in der Wolfsburg.

                                                                18.07.2017
                                                                Einzigartiges Zusammenleben im Sozial-
                                                                raum: Werkssiedlungen im Ruhrgebiet
                                                                Studierende des Nikolaus-Groß-Abend-
                                                                gymnasiums im Projekt Glückauf Zukunft
                                                                unterwegs auf den Spuren des Bergbaus

Zu diesen und weiteren Fragen standen
unter anderem Prof. Dr. Michael Welling,
1. Vorsitzender von Rot-Weiß Essen und
Vereinsarchivar Georg Schrepper im in-
tensiven Austausch im Stadion Essen und
in einer anschließenden Führung Rede
und Antwort. Hartmut Hering, Sozialwis-                         Berliner „Kiez“ oder Kölner „Veddel“? Oh-
senschaftler und Chronist des Ruhrge-                           ne Geschichte und Charakter! Die ersten
bietsfußballs („Im Land der tausend Der-                        Werkssiedlungen im Pott haben eine un-
bys“), verdeutlichte im abendlichen Aus-                        vergleichliche neue Form des Sozialraums
tausch eindrucksvoll seinen Status als Uni-                     geschaffen, die Arbeit und Leben eng mit-
versalgelehrtem und einzigartigem Ge-                           einander verknüpft haben. Mit rund 30
sprächsgast zur Fußballgeschichte im                            Studierenden und Lehrkräften des Niko-
Ruhrgebiet. Am krönenden Abschluss des                          laus-Groß-Abendgymnasiums, dem Wei-
Seminars stand die exklusive Führung                            terbildungskolleg des Bistums Essens, ging
durch das Deutsche Fußballmuseum in                             es am 13. Juli auf eine vielfältige Reise
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Das Projekt „Glückauf Zukunft – Aus Herkunft Zukunft leben. Dialog der Generationen“
in der Katholischen Akademie Die Wolfsburg – Abschlussbericht

durch die Geschichte und Gegenwart von                          staltung veranschaulichte worauf wir im
Arbeiter- und Werkssiedlungen im Ruhr-                          Ruhrgebiet aufbauen und was wir von die-
gebiet.                                                         sen einzigartigen Sozialräumen lernen
                                                                können: Eine funktionierende soziale Inf-
Maic Schulte, Bergmann a.D., Fotogra-                           rastruktur dient der Würde des einzelnen
phiekünstler und Macher der aktuellen,                          Menschen“ betonte Tagungsleiter Martin
einzigartigen Fotoausstellung „Herz des                         Schröder, Referent für das Projekt „Glück-
Reviers“ in der Wolfsburg, brachte seine                        auf Zukunft! Aus Herkunft Zukunft leben“
spannende Doppelperspektive als gelern-                         in der Wolfsburg.
ter Bergmann und Kreativer ein. Anhand
faszinierender Fotographien zahlreicher                         12.09.2017
Siedlungen und ihrer Wohnungen veran-                           Heimat im Wandel?!
schaulichte er eindrucksvoll die besondere                      Auf Mountainbikes entlang der Spuren
Weise des Zusammenlebens im Ruhrge-                             des Bergbaus konnten die Teilnehmer
biet. Zusammen mit Thomas Machoczek,                            einer Veranstaltung des Projekts "Glück-
Pressesprecher des Gasometers in Ober-                          auf Zukunft - Aus Herkunft Zukunft le-
hausen, freier Journalist und Buchautor                         ben" die Transformation des Ruhrgebiets
(„Weites Revier: 12 Wanderungen durch                           erfahren.
das Ruhrgebiet“), bildete er ein kongenia-
les Duo. Auf dem Weg durch die älteste                          Der Infrastruktur des Bergbaus im Ruhr-
Arbeitersiedlung Oberhausen-Eisenheim                           gebiet nachhaltig einen neuen Nutzen ge-
und die nahegelegene Siedlung Grafen-                           ben: Eine Aufgabe, die bereits seit einigen
busch, errichtet für die leitenden Ange-                        Jahrzehnten auf das Ruhrgebiet trifft. Eine
stellten der Gutehoffnungshütte, zeigte                         Aufgabe, die auf Zeche Ewald und im
sich Machoczek eindrucksvoll als einzig-                        Landschaftspark Hoheward in Herten in
artiger Kenner des Werkssiedlungsbaus im                        einzigartiger Weise gemeistert wird. Frei-
Ruhrgebiet.                                                     zeitgestaltung, Kunst, Natur und Bergbau-
                                                                Kultur treffen hier an einem Ort zusam-
                                                                men.
                                                                Unter Anleitung erkundeten 12 junge Be-
                                                                gabte die Landschaft auf einer vom Regio-
                                                                nalverband Ruhr angelegten Strecke rund
                                                                um die Zeche. Bernd Lohse begleitete als
                                                                Flächenentwickler der RAG Montan Im-
                                                                mobilien die Tourleitung und gab Einblicke
                                                                in die Um- und Neunutzung früherer
                                                                Bergbauareale am Beispiel der Zeche E-
„Die Werksiedlungen im Ruhrgebiet sind
                                                                wald und des Landschaftsparks.
faszinierende und vielfältige Biotope des
Zusammenlebens. Die Erforschung der
Siedlungen verweist nicht nur auf die
Ideen hinter ihrer Errichtung. Die Veran-

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Das Projekt „Glückauf Zukunft – Aus Herkunft Zukunft leben. Dialog der Generationen“
in der Katholischen Akademie Die Wolfsburg – Abschlussbericht

                                                                13.09.2017
                                                                Glückauf, die Zukunft fährt ein!
                                                                Bischof Overbeck hat auf Einladung des
                                                                Wolfsburg-Projektes "Glückauf Zukunft -
                                                                aus Herkunft Zukunft leben" das Berg-
                                                                werk Prosper-Haniel besucht und war mit
                                                                jungen Multiplikatoren auf Grubenfahrt.

Auf den Wegen verschmelzen Natur und
Bergbau in ein faszinierendes Zusammen-
spiel. Nicht nur die angelegten Downhill-
Strecken begeisterten die Teilnehmer. Da-
bei bot auch die atemberaubende Aus-
sicht, die man von der angelegten Sonnen-
uhr oder von den Horizontbögen bewun-
dern kann, einen Grund zur Wiederkehr.
Es entstand ein anregender Dialog zwi-
schen den Generationen.
„Auf den abfallenden Strecken, die sich
ihren Weg zwischen den Bäumen und der                           Was bleibt von den Werten des Bergbaus,
Landschaft suchen, entsteht eine einzigar-                      wenn 2018 der Steinkohleabbau endet?
tige Verbindung zu diesem Ort, zum Berg-                        Dieser Frage stellte sich Ruhrbischof
bau, zur Heimat. Hier wird die nachhaltig                       Franz-Josef Overbeck jetzt im Bergwerk
erfolgreiche Transformation ehemaliger                          Prosper-Haniel in Bottrop auf Einladung
Bergbauareale beispielgebend für die gan-                       des Projekts „Glückauf Zukunft – Aus Her-
ze Region deutlich“ resümierten Dr.                             kunft Zukunft gestalten“ der Katholischen
Matthias Keidel und Martin Schröder vom                         Akademie Die Wolfsburg in Mülheim und
Wolfsburg-Projekt „Glückauf Zukunft! Aus                        der RAG-Stiftung. Gemeinsam mit einem
Herkunft Zukunft leben“.                                        Dutzend junger Multiplikatoren aus Wis-
                                                                senschaft, Kirche, Wirtschaft und Gesell-
                                                                schaft fuhr der Bischof in das letzte noch
                                                                aktive Bergwerk im Ruhrgebiet ein. Bei der
                                                                Grubenfahrt wurde deutlich, dass trotz
                                                                Hightech auch im 21. Jahrhundert die Ar-
                                                                beit unter Tage hart ist. 1200 Meter unter
                                                                der Erde erbringen Menschen und Ma-
                                                                schinen unter herausfordernden Bedin-
                                                                gungen Höchstleistungen.

                                                                Lässt sich das Positive der gewachsenen
                                                                Mentalität der kulturellen Offenheit, des
                                                                Einstehens füreinander aufs Neue in die
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Das Projekt „Glückauf Zukunft – Aus Herkunft Zukunft leben. Dialog der Generationen“
in der Katholischen Akademie Die Wolfsburg – Abschlussbericht

Zukunft übertragen? Wie geht Kirche,                            diversifizierten Gesellschaft verschiedener
auch angesichts eigener dramatischer                            Kulturen zu werben.
Veränderungen, mit dieser Situation um?
Darüber diskutierte die Gruppe nach der
Grubenfahrt im Gespräch mit Bischof Dr.                         01.10.2017
Overbeck, RAG-Personaldirektor Bernd                            „Marschmusik“ im Medienforum des Bis-
Beier sowie Dr. Matthias Keidel und Mar-                        tums Essen
tin Schröder vom Wolfsburg-Projekt                              Martin Beckers autobiografischer Roman
„Glückauf Zukunft! – Aus Herkunft Zukunft                       „Marschmusik“: eine Auseinandersetzung
leben“.                                                         mit der Heimat und dem Erbe des Berg-
                                                                baus
Das Gespräch mit dem Bischof zeigte: Die
Solidarität und der Zusammenhalt unter                          Nikotin, Alkohol, Marschmusik und ein
Tage sind gerade für die turbulenten Um-                        ruppiger und herzlicher Humor: Der Ro-
wälzungen der Gegenwart beispielgebend.                         man des Autors Martin Becker illustriert
Die viel beschworene, anpackende Soli-                          das Leben einer proletarischen Bergbau-
darität und praktische Integration ver-                         Familie, deren Geschichte sich schon lange
schiedener Kulturen im Ruhrgebiet hat                           - so scheint es - auserzählt hat. Doch mit
ihren Ausgangspunkt in der Welt der Mon-                        dem Eintreten eines alten Freundes seines
tanindustrie.                                                   Vaters beginnt der Protagonist seine Fami-
                                                                liengeschichte zu ergründen. Der Bergbau
                                                                spielt hier, wie für viele Familien im Ruhr-
                                                                gebiet, eine bedeutende identitätsbilden-
                                                                de Rolle. Doch was geschieht Ende 2018,
                                                                wenn es heißt: Schicht am Schacht? Was
                                                                ist das Erbe des Bergbaus?

Die Grubenfahrt und die Gespräche insbe-
sondere auch zwischen den unterschiedli-
chen Generationen bestärkten alle Teil-
nehmenden, diese Werte in ihre jeweili-                         Diesen und vielen weiteren interessanten
gen Wirkungsfelder mitzunehmen und für                          Fragen ging am Abend des 28.09.2017 im
sie in einer pluralen und noch stärker                          Medienforum des Bistums Essen der Autor
                                                                und Journalist Martin Becker nach. Zu-
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Das Projekt „Glückauf Zukunft – Aus Herkunft Zukunft leben. Dialog der Generationen“
in der Katholischen Akademie Die Wolfsburg – Abschlussbericht

sammen mit Vera Steinkamp, Leiterin des                         10.10.2017
Medienforums, sowie Martin Schröder,                            Talentiert mit Vollgas Richtung Zukunft!
Projektreferent, und Dr. Matthias Keidel,                       Das erste Nachtreffen des TalentCamps
Leitung des Projektes „Glückauf Zukunft!                        Ruhr 2017 in der Katholischen Akademie
Aus Herkunft Zukunft leben“ der Katholi-                        Die Wolfsburg
schen Akademie Die Wolfsburg wurde die
Vergangenheit des Ruhrgebiets in Relation                       Am Samstag den 30.09.2017 tagten rund
zur zukünftigen Bedeutung der Bergbau-                          30 Schüler und Schülerinnen im Rahmen
Identität gesetzt.                                              des ersten Nachtreffens des TalentCamps
                                                                Ruhr 2017 in der Katholischen Akademie
                                                                Die Wolfsburg. Zusammen mit Radoslav
                                                                Smiligin und Larissa Nädermann von
                                                                Durchstarten e.V. leitete Martin Schröder
                                                                vom Projekt „Glückauf Zukunft! Aus Her-
                                                                kunft Zukunft leben“ der Wolfsburg die
                                                                Jugendlichen durch den Tag. Im Fokus
                                                                stand die Auseinandersetzung mit der ei-
                                                                genen Vergangenheit und welche Kraft
In anregenden Dialogen zusammen mit                             aus dieser für die Zukunft gezogen werden
dem Publikum stand vor allem im Fokus,                          kann.
wie Erzählungen, Mythen und Erinnerun-
gen konserviert, aber auch weitergegeben                        Hierbei wurde besonders der Bergbau in
werden können und müssen. Wie können                            den Fokus genommen. Welche Bedeutung
die Werte und Normen des Ruhrpotts be-                          finden die Jugendlichen in der Ruhrpott-
wahrt und weiter gelebt werden? Für Be-                         Vergangenheit für ihr eigenes Leben? Was
cker ist es zentral, die eigene Vergangen-                      macht das Ruhrgebiet aus, was kann bes-
heit in sich zu tragen und diese Heimat                         ser werden?
nicht zu vergessen. Mit einer umfassenden
Selbstreflexion zu beginnen, bevor man                          So besuchte die Gruppe das Zentrum für
erschreckt feststellen muss, dass es zu                         Nanotechnologie und Nanowissenschaf-
spät ist, sei dabei die Aufgabe der jünge-                      ten (NETZ) der Universität Duisburg-Essen.
ren Generationen im Pott. Heimat bedeu-                         Durch den Leiter des Institutes, Dr. Tobias
tet für Becker hier mehr als einen Ort: „Es                     Teckentrup, gelang ein faszinierender Ein-
ist ein Selbstbewusstsein: Das ist das, wo-                     stieg in die Welt der Nanos. Anschließend
raus ich gemacht bin - und das ist schön!“                      konnten die Jugendlichen hautnah die Er-
                                                                forschung zukünftiger nanobasierter Tech-
                                                                nologien in den Laboren erkunden.

                                                                Darüber hinaus standen in einem Work-
                                                                shop vor allem die Träume und Wünsche
                                                                der Schüler und Schülerinnen im Mittel-
                                                                punkt. Dabei wurden neben lobenden
21
Das Projekt „Glückauf Zukunft – Aus Herkunft Zukunft leben. Dialog der Generationen“
in der Katholischen Akademie Die Wolfsburg – Abschlussbericht

Worten auch konstruktiv kritische Äuße-                         hung des Menschen und der immer rasan-
rungen über das Ruhrgebiet als Heimat                           teren Entwicklung unserer Umwelt.
geäußert. Dabei zeigten die Jugendlichen
großes Interesse und Engagement, Ver-                           Der Geschäftsführer des Gesamtverbands
besserungen zu schaffen. Es entstand zum                        Steinkohle, Michael Weberink, setzte den
Beispiel die Forderung nach mehr Sozial-                        Wandel der Industrialisierung und den
einrichtungen, um Armut und Kriminalität                        damit verbundene Begriff der Arbeit in
präventiv zu begegnen. Die vom Bergbau                          Beziehung zu der Berufung Bergarbeiter.
geprägten Wertehaltungen von Solidarität                        Die Entwicklung des Sicherheitsgedanken
und Integration sollten dafür die Basis bil-                    unter Tage und die positive und negative
den.                                                            Veränderung mit der zunehmenden Me-
                                                                chanisierung standen dabei im Fokus.
                                                                Am frühen Abend wurden die Teilnehmer
                                                                durch den Chef-Dramaturgen der Ruhrtri-
                                                                ennale, Jan Vandenhouwe, in die Inszenie-
                                                                rung eingeführt. Höhepunkt dieser Veran-
                                                                staltung war der Besuch des Musikthea-
                                                                terprojektes zum Thema „Mensch und
                                                                Maschine“ am Samstagabend in der Ge-
11.10.2017                                                      bläsehalle des Landschaftspark Duisburg-
Ruhrtriennale 2017 - Mensch und Ma-                             Nord. In dieser Inszenierung durch die
schine                                                          Gruppe Silbersee werden durch vier Kom-
Homo Instrumentalis: Wo fängt die Ma-                           positionen von Georges Aperghis („Ma-
schine an? Wo hört der Mensch auf?                              chinations“), Yannis Kyriakidis („Ode to
                                                                Man (part 1 and part 2)“), Luigi Nono („la
Wo früher der Mensch Arbeiten in Ruhe                           fabricca illuminata“) die Entwicklungen
und Harmonie mit seiner Umwelt verrich-                         des Menschen von der Antike, über die
tete, herrscht ein neues Verhältnis zu den                      Industrialisierung bis zur Entwicklung in-
Maschinen. Informationsüberflutung und                          telligenter Maschinen und die Beziehung
Schnelllebigkeit - beherrschen wir im digi-                     und Umgang zu diesen dargestellt.
talen Zeitalter unsere Technologie, oder
sind wir es, die beherrscht werden? Zur                         Zum Gespräch über die Aufführung kam
„Neuen Musik“, die bei „homo instrumen-                         Romain Bischoff, Künstlerischer Direktor
talis“ in der Ruhrtriennale zur Aufführung                      des Silbersee Ensembles. Dabei sagte er:
kam, wusste Radiojournalistin Leonie                            „Dieses Stück schafft Klarheit über neue
Reineke Hintergründe zu liefern und er-                         Verhaltensmuster des Menschen, ent-
stauntes Verständnis zu wecken. Der The-                        standen aus der Gegenwart der Maschi-
ologe und Wissenschaftstheoretiker Prof.                        nen. Ist uns dabei wirklich bewusst, wie
Dr. Gerd Doeben-Henisch setzte anschlie-                        wir mit der Technologie umgehen, wie wir
ßend die Zukunft des Menschen und intel-                        uns bewegen? Sind wir womöglich der
ligenter Maschinen in einen interessanten                       sich selbst abschaffende Mensch?“
Gesamtzusammenhang mit der Entste-
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