Glückauf Zukunft Aus Herkunft Zukunft leben - Die Wolfsburg
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November 2016 - April 2019 Glückauf Zukunft - Aus Herkunft Zukunft leben. Dialog der Generationen Projektleitung: Dr. Matthias Keidel Referent: Martin Schröder Glückauf Zukunft Aus Herkunft Zukunft leben Abschlussbericht Das Projekt wurde aus Mitteln der RAG-Stiftung Rückblick - Ausblick - Impressionen aus den Tagungen gefördert. und Veranstaltungen - Blog der Praktikantin - Presseecho Fotos - Fotos - Fotos
Das Projekt „Glückauf Zukunft – Aus Herkunft Zukunft leben. Dialog der Generationen“ in der Katholischen Akademie Die Wolfsburg. Abschlussbericht VORWORT: Herkunft im Sinn, Generationen im Dialog, Zukunft im Blick des Bergbaus. Für Neuhinzugezogene wie Fast 2000 Teilnehmende, 42 Veranstal- Alteingesessene waren die Fragen nach tungen und zweieinhalb Jahre Projekt- Orientierung, Identität und Heimat in ei- laufzeit bilden die Kennziffern eines an- ner heterogenen Multioptionsgesellschaft spruchsvollen Vorhabens: Aus der pro- von außerordentlicher Bedeutung. Auch duktiven Filterung der Steinkohlenge- dies erklärt den außerordentlichen Erfolg schichte und im Dialog der Generationen des Projekts, in dem diese Fragen und über tragende Werte und Haltungen aus Themen Raum zu vertiefenden Reflexion dem Bergbau Merkmale einer erfolgsver- hatten. Nur wer versteht, wo er her- sprechenden Zukunftsgestaltung des kommt, kann sagen, wo er hin will. Ruhrgebiets aufzeigen. Was bleibt vom Bergbau nach dem Ende der Steinkohlenförderung 2018? Wie las- sen sich bergmännische Werte in Gegen- wart und Zukunft übertragen? Diese Fra- gen bilden Anlass und Auftrag des Projekts „Glückauf Zukunft - aus Herkunft Zukunft leben. Dialog der Generationen“ der Ka- tholischen Akademie Die Wolfsburg im Mediale Verarbeitung Bistum Essen und der RAG-Stiftung. Die anvisierten Teilnehmerzahlen je Ver- Ziele des Projekts anstaltung wurden dabei stets erreicht und meist übertroffen, meist bestand eine Ziel war es insbesondere die jüngere und deutlich größere Nachfrage. Auch die vor- die ältere Generation ins Gespräch zu gesehene Gesamtzahl von 40 Veranstal- bringen. Von Herbst 2016 bis zum Früh- tungen ist mit 42 Veranstaltungen über- jahr 2019 waren wir dazu in zahlreichen schritten worden. Der dem Bericht beige- Generationendialogen über die blei- fügte Ausschnitt an Presseberichten zeigt benden Werte des Bergbaus und wie er die ausgeprägte mediale Wahrnehmung Region und Menschen verändert hat an des Projekts. Unter anderem berichteten ganz unterschiedlichen Orten im zukunfts- die Funke-Mediengruppe, die Nachrich- gerichteten Austausch. Deutlich wurde: tendienste EPD und KNA, Kirchenzeitun- Der Bergbau und das Ruhrgebiet bewegen gen diverser Bistümer, Ruhrgebietblogs, die Menschen – jüngere wie ältere. Die Lokalnachrichten und die „Steinkohle“. anvisierten beiden Zielgruppen der Ju- Über Facebook und einen eigenständigen gendlichen und jungen Erwachsenen so- Projektbereich der Wolfsburg-Homepage wie der älteren Bevölkerungsgruppe mit wurde das Projekt medial weiterverbreitet biographischen Bezügen zum Revier ent- und verarbeitet. Hervorzuheben sind die wickelten und schärften im Gespräch un- zahlreichen Veranstaltungen mit Jugendli- terschiedliche Perspektiven auf das Erbe 1
Das Projekt „Glückauf Zukunft – Aus Herkunft Zukunft leben. Dialog der Generationen“ in der Katholischen Akademie Die Wolfsburg – Abschlussbericht chen und jungen Erwachsenen, in denen bergmännische Werte, Persönlichkeiten, die Teilnehmenden unter anderem durch Familiengeschichten und Orte bleiben einen Videobeitrag oder eine Fotoausstel- wirksam und erzählen von der Epoche, die lung in der Wolfsburg einen persönlichen die Menschen an Ruhr und Emscher ge- Blick auf ihre Heimat und Identität warfen prägt hat und weiterhin prägt. Dabei zeigt und so einen substantiellen Beitrag zur sich, dass die besondere, durch den Berg- Transformation des Ruhrgebiets und sei- bau geprägte Kultur des Ruhrgebiets in ner Werte beitrugen. Auch dadurch konn- seiner konstitutiven und integrativen Kraft te der vorgesehene zweigleisige Ansatz für den Zusammenhalt der Menschen und verwirklicht werden, zugleich auf mensch- Städte nur als ein Zusammenspiel aus all- liche Erfahrungen und auf die Transforma- täglicher Sozialkultur und analytisch- tionsprozesse des Ruhrgebiets zu blicken. kritischer Deutungskultur verstanden und Unterstützung erfuhr das Projekt dabei im für die Zukunft fruchtbar gemacht werden Laufe der Zeit auch durch zwei hoch enga- kann. So ist die Sozialkultur des Ruhrge- gierte Praktikantinnen, Leonie Fromme biets in Form konkreter Lebensweisen, und Jenny Janßen. Sprachmelodien und Mentalitäten ge- schaffen und geprägt durch die Bergleute und ihre Arbeit. Zur konstitutiven Klam- mer für das Ruhrgebiet braucht es eine ergänzende Deutungskultur, die konstruk- tiv, kritisch und innovativ diese Haltungen und Werte auf Zukunft hin befragt und dadurch transformationsfähig macht. Hierzu haben die engagierten Gespräche und Diskussionen in den Projektveran- staltungen einen bedeutsamen Beitrag ge- leistet. Breite und Tiefe der Veranstaltungen Die thematische Breite und Tiefe der Ver- anstaltungen verdeutlichen die große Wir- Erfolgreicher Beitrag zur Transformation kung und Bedeutung des Steinkohlen- bergbaus, dabei ging sie noch über die Das Fundament bergmännischer Werte ursprünglich geplante Weite der Themen erwies sich als zukunftsfest: Solidarität, hinaus: Mit dem Bischof waren wir auf Zusammenhalt und Vertrauen stiften in Grubenfahrt, Bergbausiedlungen wurden turbulenten Zeiten Identität und Orientie- zu Fuß erkundet und fachkundig erschlos- rung und sind dabei offen für das ganz sen, per Mountainbike und Segway ist die Neue, das die Zukunft bringt. Das Erbe des Renaturierung und Flächenentwicklung Bergbaus ist vielfältig und die daraus er- ehemaliger Bergbauareale „erfahren“ wachsenden Chancen für das Ruhrgebiet worden. Im Rahmen der Talenttage und sind groß! Kulturelle Prägungen und 2
Das Projekt „Glückauf Zukunft – Aus Herkunft Zukunft leben. Dialog der Generationen“ in der Katholischen Akademie Die Wolfsburg – Abschlussbericht mit Schülerakademien stand das Kreativ- send und vielfältig geprägt und bleibt so quartier Zeche Lohberg in Dinslaken im auch nach seinem Ende außerordentlich Mittelpunkt, ein Seminar zum Ruhr- lebendig – die Transformation gelingt! Das gebietsfussball verwies auf die enge Ver- Projekt hat neue Einsichten und gegensei- bindung und konstitutive Bedeutung von tiges Verständnis der Generationen beför- Bergbau und Fußball für das Ruhrgebiet dert sowie Hoffnung, Lust und Handlungs- und deren gesellschaftliche Integrations- perspektiven auf die Zukunftsgestaltung funktion. Filmgespräche gab es im Trai- des Reviers auf Grundlage seiner Herkunft ningsbergwerk und mehrfach in der geschaffen. Durch die bergmännischen Wolfsburg mit sehr großem Echo. Immer Werte und Tugenden einer gelebten Soli- wieder stand auch die Kultur im Zentrum, darität und eines anpackenden Miteinan- ob bei der Ruhrtriennale oder den Ruhr- ders seiner Bewohner hat das Revier die festspielen, bei großen Ausstellungseröff- besten Voraussetzungen, um den Heraus- nungen im Forum der Akademie, ob mit forderungen einer heterogenen und digi- Gemälden, Installationen oder eindrucks- talisierten Gesellschaft im 21. Jahrhundert voller Fotokunst. Mit der historischen erfolgreich zu begegnen und sie aktiv mit- Straßenbahn ging es durch Essener Quar- zugestalten. tiere während Sarah Meyer-Dietrich aus "Ruhrpottkind" las, doch auch Fachge- spräche und Podiumsrunden über Flä- chenentwicklung, kulturelle Identitäten, Integration und SmartCities gaben dem Projekt den letzten Schliff. Da passt es, dass zum Abschluss dieses großen Projekts alle noch einmal Platz nehmen durften auf dem roten Sofa von Horst Wackerbarth, der zahlreiche Persönlichkeiten des Berg- baus porträtiert und in der Wolfsburg aus- gestellt hat. Der Bergbau hat die Region und die Men- schen in unvergleichlicher Weise umfas- 3
Das Projekt „Glückauf Zukunft – Aus Herkunft Zukunft leben. Dialog der Generationen“ in der Katholischen Akademie Die Wolfsburg – Abschlussbericht Herzlich bedanken wir uns bei der RAG- Stiftung für die finanzielle Förderung und hervorragende Unterstützung des Projekts, bei allen Teilnehmenden, Gesprächspart- nern, Künstlern und Kooperationspartnern für phantastische produktive Veranstal- tungen und nicht zuletzt beim gesamten Team der Wolfsburg für die äußerst erfolg- reiche Zusammenarbeit! Mit einem herzlichen Glückauf Zukunft! Dr. Matthias Keidel und Martin Schröder ORTE (AUSWAHL) KOOPERATIONSPARTNER & KÜNSTLER & REFERENTEN (AUSWAHL) • Weltkulturerbe Zollverein • Zeche Prosper Haniel • Stiftung TalentMetropole Ruhr • Zeche Ewald • Durchstarten e.V. • Zeche Lohberg, KreativQuartier • Institut für Stadtteilentwicklung, • Zeche Fürst Leopold Sozialraumorientierte Arbeit und • Zeche Nordstern Beratung (ISSAB, Uni DuE) • Zeche Zollern • Gemeinsame Sozialarbeit der Konfes- • Ringlokschuppen & Alte Dreherei Mül- sionen (GSA) heim • Michael Weberink, Gesamtverband • Halde Haniel Steinkohle e.V. • Halde Hoheward • Ludwig Ladzinski, ehem. RAG- Betriebsratschef Markus Masuth, • Halde Rheinpreußen Bernd Lohse, RAG Montan Immobilien • Kokerei Bottrop • Rasmus C. Beck, Wirtschaftsförderung • Trainingszentrum Bergbau, Business Metropole Ruhr Recklinghausen • Oberbürgermeister Bernd Tischler, • Deutsches Fußballmuseum Dortmund Bottrop • Schauspielhaus Bochum • Prof. Dr. Hans-Peter Noll, Stiftung Zoll- • Ruhrfestspielhaus, Recklinghausen verein • Landschaftspark Duisburg-Nord • Dr. Anneliese Rauhut, Freunde Zoll- • Bergbausiedlungen Eisenheim und verein Grafenbusch • Trainingszentrum Bergbau, • Duisburg-Marxloh/Petershof Recklinghausen • Zentrum für Nanotechnologie und Na- • Prof. Dr. Jens Martin Gurr, Uni DuE nowissenschaften (NETZ) Uni DuE • Gesamtschule Osterfeld • Brüssel – auf den Spuren der EGKS • Hildegardis Gymnasium Bochum • Nikolauß Groß Abendgymnasium • GleisX – Kirche für junge Menschen 4
Das Projekt „Glückauf Zukunft – Aus Herkunft Zukunft leben. Dialog der Generationen“ in der Katholischen Akademie Die Wolfsburg – Abschlussbericht • Katholische Junge Gemeinde Deutsch- • Dr. Claudia Posca – kunstgebiet.ruhr lands • Theo Stegmann, Gesamtbetriebsrat • CampusSegen, Ruhr-Universität Bo- Europa Outokumpu chum • Gasometer Oberhausen, Thomas • Medienforum, Bistum Essen Machozcek • Franz Hitze Haus, Bistum Münster • KAB Diözesanverband Essen • Kolping Diözesanverband Essen • Helfen-Ohne-Zu-Warten.eV. • LGH NRW • Prof. Dr. Michael Welling, Rot-Weiss- • Susanne Schalz – Pott in Farbe, Maga- Essen zin • Dr.-Ing. Arndt-Hendrik Zinn, Zolitron • Egon Stratmann, „Auf Kohle“, Hattin- Technology GmbH gen • Reinhard Wiezcorek, „Auf Kohle“, PRAKTIKUMS-BLOG Bottrop I. Immer in Bewegung bleiben • Gabriele Wilpers, „Auf Kohle“, Essen Unter Tage im Projekt „Glückauf Zukunft“ • Horst Wackerbarth, Das rote Sofa, Düsseldorf • Maic Schulte & Sandra Weißenfels - Arte Creativo, Fotografie • Regina Schuhmachers, Künstlerin, Ate- lier Zeche Leopold • Alexander Waldhelm, Regisseur • Adolf Winkelmann, Regisseur • Ludger Claßen, Klartext-Verlag • Gerburg Jahnke, Kabarettistin • Olaf Kröck, Intendant • Franz Xaver Ohnesorg, Intendant • Martin Becker, Autor • Dr. Sarah Meyer-Dietrich, Autorin • Dr. Nikolaus Schneider, Präses i.R. Die Sonne geht über den Wiesen am Nie- derrhein auf. Um 6:45 Uhr ist meine Hei- mat Xanten noch verschlafen und ruhig. Mit aller Kraft trete ich in die Pedale und gebe Gas. Mein Fahrrad ächzt, aber lässt mich nicht im Stich. Gerade rechtzeitig erreiche ich den Zug, der mich mehr oder minder pünktlich ins Ruhrgebiet fährt. Mit viel Bewegung startet jeder neue Arbeits- tag meines Praktikums. In der S-Bahn be- gegne ich den unterschiedlichsten Kultu- ren aus unterschiedlichsten Lebenszu- 5
Das Projekt „Glückauf Zukunft – Aus Herkunft Zukunft leben. Dialog der Generationen“ in der Katholischen Akademie Die Wolfsburg – Abschlussbericht sammenhängen. Immer wieder frage ich Industriekultur ist eine Herausforderung, mich: Was macht diese Region aus? Wa- die nur Mithilfe der Mehrheit der Gesell- rum ist der Charakter des Ruhrgebietes so schaft im Ruhrgebiet gelingen kann. In einzigartig? Während der letzten zwei einer globalisierten Welt wird das Bedürf- Wochen durfte ich das Projekt „Glückauf nis nach Heimat und den damit verbunde- Zukunft“ besser kennen lernen und erste nen Werten des Ruhrgebietes nach Herz- Antworten auf meine Fragen finden. lichkeit, Verlässlichkeit und Direktheit auch in Zukunft aktuell bleiben. Deshalb Gemeinsam mit meinem Kollegen Martin möchte das Glückauf-Projekt der Wolfs- Schröder, Projektreferent für das „Glück- burg verschiedene soziale Gruppen errei- auf Zukunft“-Projekt, besuchte ich das chen. Jung und Alt müssen sich der Her- Trainingsbergwerk Recklinghausen. Die ausforderung „Transformation“ im Ruhr- Oberstufenschüler des Hildegardis- gebiet stellen und Lösungskonzepte um- Gymnasiums Bochum hatten sich bereits setzen. Der Erhalt des Trainingsbergwer- im Unterricht auf den praktischen Exkurs kes Recklinghausen könnte ein Teil dieser im Trainingsbergwerk vorbereitet. Die Transformation sein. Thematik der Ewigkeitsaufgaben der RAG war mir bis dahin neu. Diese Maßnahmen der Wasserhaltung verhindern das Absa- cken vieler Städte im Ruhrgebiet und die Verschmutzung des Trinkwassers. Beson- ders beeindruckt hat mich die Mentalität und Persönlichkeit der zwei Bergmänner, die uns „ihr“ Trainingsbergwerk zeigten. Andreas Penzcek berichtete von seiner 30- jährigen Arbeit unter Tage: „Die harte Zum Abschluss der Veranstaltung, schenk- körperliche Arbeit, Unfälle und schwere te mir Bergmann Oliver Schließer ein Arbeitsbedingungen haben uns Kumpel Quietscheentchen in Bergmannskluft. zusammengeschweißt. Das kann man sich „Damit du uns Kumpel hier nicht vergisst!“ wie bei einer Familie vorstellen.“ Während Das herzliche Glückauf wird mir noch lan- der Führung wurden uns die riesigen Ma- ge in Erinnerung bleiben. schinen zum Kohleabbau vorgestellt. In den Streben, bei laufender Maschine, Perspektivenwechsel - Besuch für die wurde mir bewusst unter welcher Laut- Wolfsburg stärke und welchen Anstrengungen ein Bergmann arbeitet. Mitte der letzten Woche wurde die Wolfs- burg von ganz besonderen Gästen be- In diesem Jahr wird die letzte Zeche des sucht. 18 jung und junge gebliebene Ruhrgebiets, Prosper-Haniel in Bottrop, Flüchtlinge aus acht verschiedenen Län- schließen. Damit gehen über 150 Jahre dern nutzten den Betriebsausflug, um sich Bergbau im Ruhrgebiet zu Ende. Der die verschiedenen Berufe der Wolfsburg in Transformationsprozess von Bergbau zur der Praxis anzuschauen. Das Integrations- 6
Das Projekt „Glückauf Zukunft – Aus Herkunft Zukunft leben. Dialog der Generationen“ in der Katholischen Akademie Die Wolfsburg – Abschlussbericht projekt der „Kurbel“ Oberhau- dem Boden zu liegen. Ich habe die Karte sen/Mülheim möchte nicht nur die gefunden und mitgenommen. Jetzt möch- Sprachbarriere durch einen Deutschkurs te ich ihre Metapher nutzen, um diesem verkleinern. Ihr geht es vor allem darum, Artikel die nötige Würze zu verleihen. jeden Teilnehmer als Individuum zu för- dern, Mut zu machen und den Alltag in Es ist viel passiert in der Wolfsburg! Zahl- einem neuen Land zu erleichtern. Zu Be- reichen Veranstaltungen, Gedanken, Ge- ginn des Rundgangs erklärte Wolfsburg- spräche und Erfahrungen warten darauf, Dozent Matthias Keidel die Bedeutung der berichtet zu werden. In diesem Einblick Kunst im Empfangsbereich. Die verschie- geht es um: Ziele, Zukunft und Zuversicht. denen Werke der aktuellen Ausstellung Warum ist es heute unerlässlich, sich mit „Auf Kohle“, u.a. von Gabriele Wilpers, der Zukunft Ostasiens auseinanderzuset- wurden neugierig betrachtet. „Für die zen? Wer bringt in Zukunft „den Pott zum Wolfsburg ist es wichtig, aktuelle Themen Glänzen“? Und welcher Perspektivwechsel durch Kunst anzusprechen. Unser Haus hat mich beim Fotoworkshop des Nach- lebt von den Gedanken unterschiedlichs- treffens der Herbstakademie ins Staunen ter Menschen. Kreativität nimmt eine ent- versetzt? Antworten gibt es wie gewohnt scheidende Rolle ein“, so Keidel. Schnell in diesem Artikel! bildeten sich drei verschiedene Sprach- gruppen, in denen auf Arabisch, Englisch „Den Pott zum Glänzen bringen“ und einfachem Deutsch das bereits Gesag- te übersetzt wurde. „Jeder soll alles ver- Seit einem Monat unterstütze ich das Res- stehen können.“ berichteten die Überset- sort Kultur, Literatur und Politik. Meine zerinnen und Mitarbeiterinnen der Kurbel. Kollegen Dr. Matthias Keidel und Martin Schröder ermöglichten mir einen breiten Einblick in ihre Organisationsstrukturen. Wie organisiert man eine Großveranstal- tung? Eines dieser Großprojekte durfte ich von der Planung bis zur Umsetzung beglei- ten. Die Abendveranstaltung „Den Pott zum Glänzen bringen“, im Rahmen des Projekts „Glückauf Zukunft – Aus Herkunft Zukunft leben“ an der Katholischen Aka- demie sollte den Dialog zwischen Kultur- II. „Hey Zukunft." schaffenden im Ruhrgebiet und seinen Auf meinem Schreibtisch steht eine ver- Konsumenten fördern. Ist das Ruhrgebiet knickte und schon sichtlich mitgenomme- ein attraktiver Standort für Kulturschaf- ne Postkarte mit der Aufschrift ‚Hey Zu- fende? In welchem Verhältnis stehen Un- kunft‘. Auf einer Exkursion zum Bergwerk- terhaltungskultur und das weltberühmte gelände der Zeche Zollern in Dortmund Klavierfestival? Worin bestehen die Chan- fiel mir die Karte sprichwörtlich vor die cen dieser einzigartigen Metropole? Füße. Ihre Botschaft schien verloren auf 7
Das Projekt „Glückauf Zukunft – Aus Herkunft Zukunft leben. Dialog der Generationen“ in der Katholischen Akademie Die Wolfsburg – Abschlussbericht und die Podiumsgäste aus sich herausge- hen. Die letzten Fragen der Abschlussrunde durfte ich stellen: Was würden Sie mir als junger Mensch im Ruhrgebiet empfehlen? Was sollte ich mir unbedingt anschauen? Welche kulturellen Angebote und Projekte wird es in der Zukunft für junge Menschen Als Podiumsgäste durfte ich Franz Xaver im Ruhrgebiet geben? Professor Noll emp- Ohnesorg, Intendant des Klavier-Festivals fahl mir einen Spaziergang oder eine Fahr- Ruhr, Prof. Dr. Hans-Peter Noll, bisher Flä- radtour durch die Region, bei der es da- chenentwickler der RAG, nun Mitglied des rum gehe, den besten Kiosk „um die Ecke“ Vorstands Stiftung Zollverein und Olaf ausfindig zu machen, die Menschen ken- Kröck, Intendant des renommierten nen zu lernen, Natur und Stadt zu erleben. Schauspielhauses Bochum in der Spielzeit Sich treiben und überraschen lassen, hieß 2017/18, demnächst Intendant der Ruhr- auch die Devise Olaf Kröck. Mit einem Lä- festspiele, kennenlernen. Drei Persönlich- cheln fügte er hinzu: „Gehen Sie ins Thea- keiten mit beeindruckenden Geschichten. ter, vielleicht etwas modernes, es muss Während des Gespräches konnte man die nicht immer Goethe oder Schiller sein. Das Begeisterung der Gäste für die Region Ruhrgebiet ist mehrfach ausgezeichnet für sichtbar spüren. „Die Menschen hier sind seine Theater-Dichte.“ Ohnesorg empfahl einfach gut!“, brachte es Ohnesorg auf mir den Kontakt zu einer engagierten den Punkt. Grundschule in Duisburg-Marxloh. „Hier wird Integration und Kultur gelebt!“, so Das angeregte Gespräch nahm auch be- Ohnesorg. stehende Herausforderungen der Trans- formation im Ruhrgebiet ins Blickfeld: „In welcher Region in Deutschland engagieren sich das Theater, die Kunst und die Musik für Menschen, die kaum in Berührung mit ihr stehen? Hier im Ruhrgebiet ist es mög- lich!“, so Noll. In der Vorbereitung formatierte ich die Moderationskarten, holte zahlreiche Re- cherchen zu den Podiumsgästen ein und half beim Aufbau und der Einrichtung des „Perspektivwechsel“- Nachtreffen der Saales. Es ist ein wunderschöner Moment, Herbstakademie 2017 wenn man im Anschluss trotz vorheriger Bedenken merkt, dass die Veranstaltung Jeder kennt das Problem: Man sieht ein gelingt, das Publikum begeistert mitgeht tolles Fotomotiv, holt seine Kamera her- aus, um es für die Ewigkeit festzuhalten, 8
Das Projekt „Glückauf Zukunft – Aus Herkunft Zukunft leben. Dialog der Generationen“ in der Katholischen Akademie Die Wolfsburg – Abschlussbericht voller Tatendrang setzt man die Linse an, wie wichtig es ist, sich der eigenen Per- schießt… und das Ergebnis ist enttäu- spektive bewusst zu werden. Die unter- schend. Fotografieren kann theoretisch schiedlichen Ergebnisse aller Teilnehmen- jeder, aber praktisch gelingt es den We- den zeugten von der Vielfältigkeit unserer nigsten von uns, ausstellungsreife Bilder Perspektiven. Trotz gleicher Kulisse hatte zu produzieren. Profifotograf und Berg- jeder die Umgebung auf einzigartige Wei- mann a.D. Maic Schulte und seine Lebens- se fotografiert. Die Kulissenwechsel in den gefährtin Sandra Weißenfels kennen diese Landschaftspark Duisburg-Nord und die Probleme nur zu gut. In Kooperation mit Zeche Zollern in Dortmund sorgten für dem Projekt „Glückauf Zukunft – Aus Her- zahlreiche Motive. kunft Zukunft leben“, konnte der zweitä- gige Fotoworkshop für das Nachtreffen In diesem aktionsreichen Seminar durfte der Herbstakademie realisiert werden. ich viele motivierte und begeisterte Ju- gendliche kennenlernen, die sich ihren Fähigkeiten bewusst sind und zuversicht- lich in die Zukunft schauen. In den nächs- ten Monaten werden die besten Werke auf den Kunstausstellungsflächen der Wolfsburg im Atrium und Forum des Hau- ses gezeigt werden. Ich kann nur so viel versprechen: Ein Besuch lohnt sich! „Die meisten Menschen versuchen die Hey Zukunft! Motive zu fotografieren, in der Art, wie sie diese sehen.“, erklärte Maic Schulte. Das Dieser Artikel ist länger geworden als ge- sei ein großer Fehler, denn der menschli- dacht und doch gäbe es noch zahlreiche che Sehsinn unterscheide sich stark von weitere Ereignisse zu berichten. Die der Fotolinse. „Der Kamera müssen wir Wolfsburg erlebe ich als einen Ort, der durch bestimmte Anweisungen helfen, niemals ganz zur Ruhe kommt. Nach der den richtigen Winkel zu finden.“, ergänzte Veranstaltung ist vor der Veranstaltung! Sandra Weißenfels. Nach einer ersten Hier begegnen sich tagtäglich Menschen, Workshop-Session auf dem Gelände der die sich im öffentlichen Leben vielleicht Wolfsburg fand ich heraus, dass eine nahe übersehen würden. Etwas wehmütig muss Betrachtung oft ausdruckstärker wirkt. In ich mir eingestehen, dass meine Prakti- der Fotografie geht es nicht nur darum, kumszeit sich dem Ende entgegen neigt. mit großformatigen Panoramabildern zu Aber davon möchte ich in meinem nächs- prunken. Oft sind die kleinen, leicht zu ten und letzten Artikel berichten. Die ver- übersehenden Dinge des Lebens es wert, knickte Postkarte vom Anfang steht her- neu in den Fokus gesetzt zu werden. Das ausfordernd vor meinem Computer. Hey kann eine kleine verrostete Schraube sein, Zukunft! Ich werde versuchen, etwas dar- eine Blume, die Rinde eines Baumes, und aus zu machen. vieles mehr. Mir ist bewusst geworden, 9
Das Projekt „Glückauf Zukunft – Aus Herkunft Zukunft leben. Dialog der Generationen“ in der Katholischen Akademie Die Wolfsburg – Abschlussbericht III. Alles was bleibt Ich erinnere mich gerne zurück an die ei- gens vorbereitete Nachtführung durch die Zeche Zollverein. Zusammen mit meinem Kollegen Martin Schröder im Projekt „Glückauf Zukunft - Aus Herkunft Zukunft leben“ organisierten wir eine abwechs- lungsreiche Führung über das Zechenge- lände. An verschiedenen Stationen ver- suchten wir die Jugendlichen für die neu- en Hotspots der Gründerszene an der Ze- che Zollverein zu begeistern: Mit Erfolg! Der Zechenrundgang war meine erste Möglichkeit eine Führung selber mitzuge- stalten und vor Ort umzusetzen. Jenny S. Janßen 10
Das Projekt „Glückauf Zukunft – Aus Herkunft Zukunft leben. Dialog der Generationen“ in der Katholischen Akademie Die Wolfsburg – Abschlussbericht TAGUNGSRÜCKBLICKE leben. Auch wenn der Film unter Tage und mit dem Steigerlied beginnt, sei „Junges 29.11.2016 Licht“ „keine Bergbau-Technik-Doku“, Mein Film: Junges Licht meint Ladzinski gleich zu Beginn der Dis- Die Wolfsburg zeigte am Freitagabend kussion ein wenig lakonisch. Es gehe „um „Junges Licht“ und lud zur Diskussion mit die Nachkriegszeit im Ruhrgebiet. Da Regisseur Adolf Winkelmann und dem braucht man nicht aus dem Bergbau zu Kuratoriumsmitglied der RAG-Stiftung, kommen, da kann sich jeder in der ein o- Ludwig Ladzinski, ein. Gleichzeitig starte- der anderen Szene wiederfinden“, sagt te an diesem Abend das neue Projekt Ladzinski. Wenn das ein Kriterium für "Glückauf Zukunft – Aus Herkunft Zu- Heimatfilme ist, hat Winkelmann offenbar kunft leben" die richtige Geschichte erzählt – im „Wolfsburg“-Publikum melden sich gleich Wenn sich eine Region mit dem Begriff mehrere Zuschauer aus der Nachkriegsge- Heimat so schwer tut wie das Ruhrgebiet, neration, die die Szenen aus „Junges Licht“ kommt man ihr kaum mit einem Heimat- ausschmücken oder gleich weitererzählen film konventioneller Güte nahe. Mit der konnten. Und auch Ladzinski gibt zu, dass Verfilmung des Romans „Junges Licht“ von ihm Kochlöffel, wie das beim massiven Ralf Rothmann hat der passionierte Ruhr- Einsatz auf Julians Lederhosenboden zer- pott-Filmer und –Regisseur Adolf Winkel- brochene Modell im Film ebenso wenig mann im Mai einen Alternativentwurf vor- fremd waren wie Kinder-Lederhosen. gelegt. Am Freitagabend zeichnete die Katholische Akademie „Die Wolfsburg“ in Dass das Attribut „Heimatfilm“ nicht etwa Mülheim mit diesem Film auf der Lein- von Filmkritikern stammt, sondern von wand das Arbeiterleben im Ruhrgebiet der Beginn an Teil des Konzepts war, macht 1960er Jahre nach – und lud anschließend Winkelmann deutlich: „Mir ging es wirk- zum Gespräch mit Winkelmann und dem lich darum, einen Heimatfilm zu machen langjährigen Bergmann, RAG-Betriebsrat und meine Liebe zum Ruhrgebiet auszu- und heutigen Kuratoriumsmitglied der drücken.“ Der in Dortmund aufgewachse- RAG-Stiftung, Ludwig Ladzinski. ne Winkelmann hat das Ruhrgebiet schon in den 1980er Jahren in „Die Abfahrer“ oder „Jede Menge Kohle“ in Szene gesetzt. Heute attestiert er dem Ruhrgebiet eine besondere „Sehnsucht nach Heimat“. „Unsere Großväter haben sich doch alle erst hier getroffen“, sagt er mit Blick auf die massive Zuwanderung seit dem Beginn der Industrialisierung, die aus der einsti- gen Ansammlung kleiner Dörfer und Städ- „Junges Licht“ dreht sich um den 12- te binnen Jahrzehnten die heutige Metro- jährigen Bergarbeiter-Sohn Julian und sei- polregion entstehen ließ. ne zaghaften Kontakte zum Erwachsenen- 11
Das Projekt „Glückauf Zukunft – Aus Herkunft Zukunft leben. Dialog der Generationen“ in der Katholischen Akademie Die Wolfsburg – Abschlussbericht Neues Projekt in der Wolfsburg Eine Region, deren Heimatgefühl durch den Strukturwandel vor immer neuen Herausforderungen steht, wie Winkel- mann betont. Auch aus diesem Grund hat die „Wolfsburg“ den Film-Abend zum Auf- takt eines neuen Projektes erklärt, mit dem die Akademie das Ende des Ruhr- bergbaus und seine Auswirkungen auf die Region in den Blick nimmt. „Glückauf Zu- kunft - Aus Herkunft Zukunft leben“ ist der Titel der für 2017 geplanten und von der RAG-Stiftung geförderten Veranstaltungs- reihe. „Der Film zeigt Ursachen, die uns auch in dem Projekt beschäftigen werden, etwa beim Thema Generationengerech- tigkeit“, erläutert „Wolfsburg“-Referent Martin Schröder. So möchte das Projekt junge Leute mit denen zusammenbringen, 22.02.2017 die das Ruhrgebiet mit ihrer Arbeit und Die Werte des Bergbaus weitergeben ihrem Leben geprägt haben. „Die Genera- Seit über 60 Jahren arbeitet die Gemein- tionen haben unterschiedliche Ansichten“, same Sozialarbeit der Konfessionen (GSA) sagt Schröder und verweist auf das im für die Beschäftigten im Bergbau. In neuen Film häufig dargestellte Thema Kinderer- Projekten wird die Zusammenarbeit fort- ziehung. „Eine Frage wird sein: Worauf geführt und mit Interessierten aus ande- können wir uns gemeinsam verständi- ren Branchen weiterentwickelt – so auch gen?“, so Schröder. im Kongress „Dem Bergbau sein Erbe“ in Schwerte vom 31. Januar bis zum 02. Feb- ruar. Prominente Experten und Interessierte kamen dabei ins Gespräch über die be- sondere Kultur, die spezifischen Werten und die Errungenschaften des Steinkoh- lenbergbaus. Neben dem konkreten Blick auf die Arbeitswelt stand dabei im Fokus, wie der Bergbau die Region, aber auch die Identität und Mentalität der Menschen an der Ruhr geprägt haben. Auch der Projektleiter von „Glückauf Zu- kunft – Aus Herkunft Zukunft leben“, 12
Das Projekt „Glückauf Zukunft – Aus Herkunft Zukunft leben. Dialog der Generationen“ in der Katholischen Akademie Die Wolfsburg – Abschlussbericht Dr. Matthias Keidel, und Projektreferent Eine Fahrt auf dem Grubentransportrad Martin Schröder aus der Wolfsburg haben oder vorbohren für Sprengkapseln im Vor- sich in die Gestaltung des Programms ein- trieb - auf den über 1400 Metern Stre- gebracht. Das neue Projekt „Glückauf Zu- ckennetz boten sich zahlreiche Gelegen- kunft – Aus Herkunft Zukunft leben“ in der heiten die Arbeit unter Tage hautnah zu Wolfsburg wird sich in besonderer Weise erleben. Ein besonderer Ort mit besonders in den kommenden zwei Jahren um die engagierten Menschen! Im Alltag finden zukunftsgerichtete Transformation der hier in sicherer Umgebung und ohne Stö- Orte, Geschichten und Werte des Berg- rung des Abbaubetriebes Aus- und Wei- baus im Ruhrgebiet kümmern. Auf Ex- terbildungslehrgänge statt. „So ein Ort kursionen, Seminaren und vier großange- muss auch nach 2018 erhalten bleiben!“. legten Podiumsveranstaltungen mit pro- In dieser Forderung waren sich alle im an- minenten Gästen wird hier ein Dialog der schließenden Gespräch nach der Führung Generationen initiiert über gemeinsame einig, an dem auch noch Matthias Bräs- Werte, Engagement und den auf Zukunft ecke, Industriemeister und Ausbilder der hin orientierten Wandel des Ruhrgebiets Fachrichtung Chemie im Bergwerk Pros- und seiner Bewohner. per-Haniel sowie Orna Miloslav, ehemali- ger Stabstellenleiter von Prosper-Haniel teilnahmen. Zur Transformation von Soli- darität und Zusammenhalt der Bergleute braucht es solche Orte in einer sich immer stärker individualisierenden Arbeitswelt. So passte der Ausspruch: „Nur wer weiß wo er herkommt, kann wissen wo es hin- geht!“ 08.03.2017 Besondere Menschen – Besondere Orte: Das Trainingsbergwerk der RAG Helm vom Haken, rein in den weißen Kittel und ab in den Berg, genauer gesagt in das Neben der ausgesprochenen Hochachtung Trainingsbergwerk der RAG in Recklingha- vor der Arbeit unter Tage und seiner Be- usen. Im Projekt „Glückauf Zukunft – Aus deutung für den Aufbau der Bundesrepub- Herkunft Zukunft leben“ konnte eine bun- lik und Europas nach dem 2. Weltkrieg, te Gruppe mit Projektreferent Martin wurde auch die Leistung der Stahlindustrie Schröder unter der fachkundigen Führung im Ruhrgebiet gewürdigt. Zum Verhältnis der Bergmänner Bernd-Uwe Seeger und und zur Zukunft von Kohle und Stahl im Rainer Schwarz sich einmal probehalber in Ruhrgebiet findet am Samstag den 11. das Leben „echter“ Bergleute einfühlen. März die nächste Veranstaltung des Pro- 13
Das Projekt „Glückauf Zukunft – Aus Herkunft Zukunft leben. Dialog der Generationen“ in der Katholischen Akademie Die Wolfsburg – Abschlussbericht jekts in der Wolfsburg statt inklusive Fa- Ein atemberaubender Höhepunkt war die ckelführung durch den Landschaftspark Aussichtsplattform des Hochofens 5, von Duisburg-Nord. Zu Gast sind der frühere denen die 20 Teilnehmenden aller Gene- Betriebsrat des Rheinhausener Krupp- rationen und Projektreferent Martin Stahlwerks, Theo Steegmann, und der Ge- Schröder einen fantastischen Ausblick schäftsführer des Gesamtverbands Stein- über die Illumination des Parks sowie über kohle, Michael Weberink. die Leuchttürme der Industrie und Dienst- leistungsgesellschaft im Ruhrgebiet hat- 15.03.2017 ten. Schöne alte Arbeitswelt?! Engagierter Generationendialog zwischen Zuvor fand in der Wolfsburg ein äußerst Kohle und Stahl mit Fackelführung durch engagierter Dialog der Generationen zum den Landschaftspark Duisburg-Nord Verhältnis von Kohle und Stahl im Ruhrge- biet statt. Als echte Ruhrgebietsoriginale standen hier Michael Weberink, Hauptge- schäftsführer des Gesamtverbands der deutschen Steinkohle sowie Theo Steeg- mann, Koordinator des Europabetriebsrats des finnischen Konzerns Outokumpu und Kämpfer für die Rheinhausener Stahlhüt- te, Rede und Antwort. Das Ruhrgebiet hat Zukunftspotential, hierbei waren sich alle Teilnehmenden einig. „Insbesondere für Wo Arbeiter hoch oben im schneidenden eine zunehmend individualisierte, digitali- Wind den kochenden Hochofen befüllten sierte Arbeitswelt und Gesellschaft oder unten, nur mit Hut und Handschuhen braucht es das Wertefundament einer geschützt, das Abstichloch aufbrachen, zupackenden Solidarität und Offenheit der dort regierten höllischer Lärm, giftige Gase Montanindustrie. So kann aus Herkunft und klebrige Stäube, die sich in die Lungen Zukunft gelebt werden, auch um den im- fraßen. Während heute der Land- mer zahlreicheren jungen Menschen aus schaftspark Duisburg-Nord ein Kultur- und den Universitäten und Ausbildungsstätten Abenteuerort geworden ist, Revier für des Ruhrgebiets eine attraktive Zukunft im Taucher, Kletterer und Fotografen, schlug Pott zu ermöglichen“ betont Dr. Matthias hier früher eines der industriellen Herzen Keidel, Leiter des Projekts „Glückauf Zu- des Ruhrgebiets mit all seinen Licht- und kunft – Aus Herkunft Zukunft leben“ in der Schattenseiten. Die Fackelführung durch Wolfsburg. den Landschaftspark im Projekt „Glückauf Zukunft“ unter Leitung von Herrn Emerich, ehemaliger Elektriker am Hüttenwerk, gab faszinierende Einblicke in diese Zwischen- welt. 14
Das Projekt „Glückauf Zukunft – Aus Herkunft Zukunft leben. Dialog der Generationen“ in der Katholischen Akademie Die Wolfsburg – Abschlussbericht Die Vertreter von Kirchen und Bergbau sprachen auch über die Fortführung be- währter gemeinsamer Initiativen, zum Beispiel des Kreuzweges auf der Halde Haniel. Alle Gesprächsteilnehmer waren sich einig, dass diese wichtige, von einer sehr großen Zahl von Menschen ange- nommene Initiative auch über das Jahr 2018 hinaus erhalten bleiben soll. 30.03.2017 Dankbar zeigten sich alle Gesprächsteil- Kirchen und Bergbau wollen Kohleaus- nehmenden, dass zum Ende der Steinkoh- stieg gemeinsam gestalten lenförderung im Dezember 2018 ein öku- Bei einem Treffen im Essener Bischofs- menischer Gottesdienst im Essener Dom haus vereinbarten Vertreter von katholi- gefeiert wird. scher und evangelischer Kirche, RAG und RAG-Stiftung die Fortführung zahlreicher Zu dem Treffen in Essen hatte Bischof Dr. gemeinsamer Initiativen und Projekte. Franz-Josef Overbeck ins Essener Bi- schofshaus eingeladen. An dem Gespräch Vor dem Hintergrund der jahrzehntelan- nahmen teil: Bernd Tönjes, Vorstandsvor- gen, engen Verbundenheit von Bergbau sitzender der RAG Aktiengesellschaft, Bär- und Kirchen, haben Vertreter des Bistums bel Bergerhoff-Wodopia, Vorstandsmit- Essen, der Evangelischen Kirchen in NRW, glied der RAG Stiftung, Präses Manfred der RAG und der RAG-Stiftung am Mitt- Rekowski, Evangelische Kirche im Rhein- woch in Essen die gemeinsamen Zu- land, Vizepräses Albert Henz, Evangelische kunftsprojekte erörtert, die den Auslauf- Kirche von Westfalen, Ludwig Ladzinski, prozess der deutschen Steinkohlenförde- Kuratoriumsmitglied der RAG-Stiftung, Dr. rung begleiten. Dabei stand die Frage im Wilhelm Beermann, Ehrenpräsident des Mittelpunkt, was im Wandel der Region Gesamtverbandes Steinkohle, Weihbi- zur Metropole von den Haltungen und schof Franz Grave, Eberhard Schmitt, RAG Werten bleibt, die vor allem im Bergbau Direktor Unternehmenskommunikation, entstanden sind. Zahlreiche gemeinsame Heribert Kleine, Persönlicher Referent des Projekte, unter anderem in der Katholi- Bischofs und Dr. Michael Schlagheck, Di- schen Akademie „Die Wolfsburg“ in Mül- rektor der Akademie „Die Wolfsburg“ und heim oder dem Schwerter Haus Villigst Leiter des ökumenischen Arbeitskreises fragen danach, wie das Positive der ge- „Glückauf Zukunft. Bergbau und Kirche“. wachsenen Mentalität der kulturellen Of- fenheit, des Einstehens füreinander und der Integration verschiedener Kulturen in die Zukunft übertragen werden kann. 15
Das Projekt „Glückauf Zukunft – Aus Herkunft Zukunft leben. Dialog der Generationen“ in der Katholischen Akademie Die Wolfsburg – Abschlussbericht 31.05.2017 „Ein Pulsschlag aus Stahl“: Die Identität des Ruhrgebiets zwischen Kohle, Stahl und Zukunft Das Projekt „Glückauf Zukunft! Aus Her- kunft Zukunft leben“ beteiligte sich am bundesweiten Großevent „DenkMal! Frie- den schenken. Zukunft denken“ der Ka- tholischen Jungen Gemeinde (KjG). Zuvor wurden alle inspiriert durch die ex- Über tausend Jugendliche und junge Er- klusive Führung durch die Fotoausstellung wachsene aus ganz Deutschland versam- „Herz des Reviers“ von Schulte, die noch melten sich vom 24. bis 28. Mai im Gel- bis zum 15. September in der Wolfsburg senkirchener Nordsternpark und ein Teil zu sehen ist. Die Bilder von Schulte, Pano- von ihnen auch in der Wolfsburg. ramen wie Detailaufnahmen, bilden ein einzigartiges Mosaik von Herkunft, Identi- tät und Gegenwart des Reviers. „Dieser vitale Austausch zwischen den Bildern des Reviers und den Generationen aus unterschiedlichen Ecken der Republik verdeutlichte die Notwendigkeit zu einem in die Zukunft gerichteten Engagement für Zusammenhalt und Gerechtigkeit in unter- Im Austausch mit zwei echten Ruhrge- schiedlichen gesellschaftlichen Bereichen bietsoriginalen ging es der Frage nach, was hin, grade in dieser bewegten Zeit“, be- die Region und seine Menschen so einzig- tonte Schröder. artig macht. Kohle und Stahl prägen meist noch das Bild vom Ruhrgebiet - und ohne 05.07.2017 Zweifel haben sie die Region auch geprägt. Zwischen Arbeit, Leben, Kultur und In- Doch was bedeutet das eigentlich? Und tegration: Projekt „Glückauf Zukunft!" wie geht’s weiter, wenn am 31. Dezember auf den Spuren von Fußball und Bergbau 2018 „Schicht im Schacht“ ist und die letz- als Säulen des Ruhrgebiets. te Lore Steinkohle in Deutschland zu Tage gefördert wird? Zu diesen Fragen waren Bergbau und Fußball: wie nichts sonst ste- Theo Steegmann, Kämpfer für die Stahl- hen sie als gemeinsames Band des Ruhr- werke Duisburg-Rheinhausen und der gebiets für das Zusammenspiel von Arbeit, frühere Bergmann und heutige Fotogra- Leben, Kultur und Integration. In einer phiekünstler Maic Schulte besondere Gäs- bunt wie das Ruhrgebiet selbst zusam- te im Gespräch mit den Teilnehmenden mengesetzten Generationengruppe ging und Martin Schröder, Referent für das es am 01. und 02. Juli zwischen U21- Projekt „Glückauf Zukunft! Aus Herkunft Europameistertitel und Gewinn des Con- Zukunft leben“ in der Wolfsburg. fed-Cups auf die gemeinsame Spur von 16
Das Projekt „Glückauf Zukunft – Aus Herkunft Zukunft leben. Dialog der Generationen“ in der Katholischen Akademie Die Wolfsburg – Abschlussbericht Fußball und Bergbau. Faszinierende Ex- Dortmund mit seinen zahlreichen interak- kursionen und Gespräche mit Prominen- tiv-multimedialen Angeboten und Expona- ten und Fachexperten ergaben ein viel- ten zur Geschichte und Gegenwart des schichtiges Bild und intime Einblicke in die deutschen National –und Vereinsfußballs. Verbindung von Bergbau und Fußball als Stifter von Identität und Zusammenhalt. „Dass das Seminar von Schülerinnen und Kann der Fußball die gemeinsamen Werte Schülern, Studierenden, Berufstätigen und des Ruhrgebiets von Solidarität und Zu- Menschen im (Un-)Ruhestand gleicher- sammenhalt zwischen Jung und Alt, Alt- maßen begeistert besucht wurde, ver- eingesessen und Neuhinzugekommen in deutlicht auch die große generationenver- die Zukunft tragen? Welche Verantwor- bindende und integrative Kraft des Fuß- tung kommt den großen (Sport-)Akteuren balls insbesondere im Ruhrgebiet, der oh- zu? Welche Position nimmt der Fußball im ne seine historische Verbindung zum Ruhrgebiet ein: multidimensionaler Integ- Bergbau nicht zu denken ist“ betonte Ta- rationsfaktor und Wertevermittler oder gungsleiter Martin Schröder, Referent für „nur“ hochkommerzialisiertes Produkt? das Projekt „Glückauf Zukunft! Aus Her- kunft Zukunft leben“ in der Wolfsburg. 18.07.2017 Einzigartiges Zusammenleben im Sozial- raum: Werkssiedlungen im Ruhrgebiet Studierende des Nikolaus-Groß-Abend- gymnasiums im Projekt Glückauf Zukunft unterwegs auf den Spuren des Bergbaus Zu diesen und weiteren Fragen standen unter anderem Prof. Dr. Michael Welling, 1. Vorsitzender von Rot-Weiß Essen und Vereinsarchivar Georg Schrepper im in- tensiven Austausch im Stadion Essen und in einer anschließenden Führung Rede und Antwort. Hartmut Hering, Sozialwis- Berliner „Kiez“ oder Kölner „Veddel“? Oh- senschaftler und Chronist des Ruhrge- ne Geschichte und Charakter! Die ersten bietsfußballs („Im Land der tausend Der- Werkssiedlungen im Pott haben eine un- bys“), verdeutlichte im abendlichen Aus- vergleichliche neue Form des Sozialraums tausch eindrucksvoll seinen Status als Uni- geschaffen, die Arbeit und Leben eng mit- versalgelehrtem und einzigartigem Ge- einander verknüpft haben. Mit rund 30 sprächsgast zur Fußballgeschichte im Studierenden und Lehrkräften des Niko- Ruhrgebiet. Am krönenden Abschluss des laus-Groß-Abendgymnasiums, dem Wei- Seminars stand die exklusive Führung terbildungskolleg des Bistums Essens, ging durch das Deutsche Fußballmuseum in es am 13. Juli auf eine vielfältige Reise 17
Das Projekt „Glückauf Zukunft – Aus Herkunft Zukunft leben. Dialog der Generationen“ in der Katholischen Akademie Die Wolfsburg – Abschlussbericht durch die Geschichte und Gegenwart von staltung veranschaulichte worauf wir im Arbeiter- und Werkssiedlungen im Ruhr- Ruhrgebiet aufbauen und was wir von die- gebiet. sen einzigartigen Sozialräumen lernen können: Eine funktionierende soziale Inf- Maic Schulte, Bergmann a.D., Fotogra- rastruktur dient der Würde des einzelnen phiekünstler und Macher der aktuellen, Menschen“ betonte Tagungsleiter Martin einzigartigen Fotoausstellung „Herz des Schröder, Referent für das Projekt „Glück- Reviers“ in der Wolfsburg, brachte seine auf Zukunft! Aus Herkunft Zukunft leben“ spannende Doppelperspektive als gelern- in der Wolfsburg. ter Bergmann und Kreativer ein. Anhand faszinierender Fotographien zahlreicher 12.09.2017 Siedlungen und ihrer Wohnungen veran- Heimat im Wandel?! schaulichte er eindrucksvoll die besondere Auf Mountainbikes entlang der Spuren Weise des Zusammenlebens im Ruhrge- des Bergbaus konnten die Teilnehmer biet. Zusammen mit Thomas Machoczek, einer Veranstaltung des Projekts "Glück- Pressesprecher des Gasometers in Ober- auf Zukunft - Aus Herkunft Zukunft le- hausen, freier Journalist und Buchautor ben" die Transformation des Ruhrgebiets („Weites Revier: 12 Wanderungen durch erfahren. das Ruhrgebiet“), bildete er ein kongenia- les Duo. Auf dem Weg durch die älteste Der Infrastruktur des Bergbaus im Ruhr- Arbeitersiedlung Oberhausen-Eisenheim gebiet nachhaltig einen neuen Nutzen ge- und die nahegelegene Siedlung Grafen- ben: Eine Aufgabe, die bereits seit einigen busch, errichtet für die leitenden Ange- Jahrzehnten auf das Ruhrgebiet trifft. Eine stellten der Gutehoffnungshütte, zeigte Aufgabe, die auf Zeche Ewald und im sich Machoczek eindrucksvoll als einzig- Landschaftspark Hoheward in Herten in artiger Kenner des Werkssiedlungsbaus im einzigartiger Weise gemeistert wird. Frei- Ruhrgebiet. zeitgestaltung, Kunst, Natur und Bergbau- Kultur treffen hier an einem Ort zusam- men. Unter Anleitung erkundeten 12 junge Be- gabte die Landschaft auf einer vom Regio- nalverband Ruhr angelegten Strecke rund um die Zeche. Bernd Lohse begleitete als Flächenentwickler der RAG Montan Im- mobilien die Tourleitung und gab Einblicke in die Um- und Neunutzung früherer Bergbauareale am Beispiel der Zeche E- „Die Werksiedlungen im Ruhrgebiet sind wald und des Landschaftsparks. faszinierende und vielfältige Biotope des Zusammenlebens. Die Erforschung der Siedlungen verweist nicht nur auf die Ideen hinter ihrer Errichtung. Die Veran- 18
Das Projekt „Glückauf Zukunft – Aus Herkunft Zukunft leben. Dialog der Generationen“ in der Katholischen Akademie Die Wolfsburg – Abschlussbericht 13.09.2017 Glückauf, die Zukunft fährt ein! Bischof Overbeck hat auf Einladung des Wolfsburg-Projektes "Glückauf Zukunft - aus Herkunft Zukunft leben" das Berg- werk Prosper-Haniel besucht und war mit jungen Multiplikatoren auf Grubenfahrt. Auf den Wegen verschmelzen Natur und Bergbau in ein faszinierendes Zusammen- spiel. Nicht nur die angelegten Downhill- Strecken begeisterten die Teilnehmer. Da- bei bot auch die atemberaubende Aus- sicht, die man von der angelegten Sonnen- uhr oder von den Horizontbögen bewun- dern kann, einen Grund zur Wiederkehr. Es entstand ein anregender Dialog zwi- schen den Generationen. „Auf den abfallenden Strecken, die sich ihren Weg zwischen den Bäumen und der Was bleibt von den Werten des Bergbaus, Landschaft suchen, entsteht eine einzigar- wenn 2018 der Steinkohleabbau endet? tige Verbindung zu diesem Ort, zum Berg- Dieser Frage stellte sich Ruhrbischof bau, zur Heimat. Hier wird die nachhaltig Franz-Josef Overbeck jetzt im Bergwerk erfolgreiche Transformation ehemaliger Prosper-Haniel in Bottrop auf Einladung Bergbauareale beispielgebend für die gan- des Projekts „Glückauf Zukunft – Aus Her- ze Region deutlich“ resümierten Dr. kunft Zukunft gestalten“ der Katholischen Matthias Keidel und Martin Schröder vom Akademie Die Wolfsburg in Mülheim und Wolfsburg-Projekt „Glückauf Zukunft! Aus der RAG-Stiftung. Gemeinsam mit einem Herkunft Zukunft leben“. Dutzend junger Multiplikatoren aus Wis- senschaft, Kirche, Wirtschaft und Gesell- schaft fuhr der Bischof in das letzte noch aktive Bergwerk im Ruhrgebiet ein. Bei der Grubenfahrt wurde deutlich, dass trotz Hightech auch im 21. Jahrhundert die Ar- beit unter Tage hart ist. 1200 Meter unter der Erde erbringen Menschen und Ma- schinen unter herausfordernden Bedin- gungen Höchstleistungen. Lässt sich das Positive der gewachsenen Mentalität der kulturellen Offenheit, des Einstehens füreinander aufs Neue in die 19
Das Projekt „Glückauf Zukunft – Aus Herkunft Zukunft leben. Dialog der Generationen“ in der Katholischen Akademie Die Wolfsburg – Abschlussbericht Zukunft übertragen? Wie geht Kirche, diversifizierten Gesellschaft verschiedener auch angesichts eigener dramatischer Kulturen zu werben. Veränderungen, mit dieser Situation um? Darüber diskutierte die Gruppe nach der Grubenfahrt im Gespräch mit Bischof Dr. 01.10.2017 Overbeck, RAG-Personaldirektor Bernd „Marschmusik“ im Medienforum des Bis- Beier sowie Dr. Matthias Keidel und Mar- tums Essen tin Schröder vom Wolfsburg-Projekt Martin Beckers autobiografischer Roman „Glückauf Zukunft! – Aus Herkunft Zukunft „Marschmusik“: eine Auseinandersetzung leben“. mit der Heimat und dem Erbe des Berg- baus Das Gespräch mit dem Bischof zeigte: Die Solidarität und der Zusammenhalt unter Nikotin, Alkohol, Marschmusik und ein Tage sind gerade für die turbulenten Um- ruppiger und herzlicher Humor: Der Ro- wälzungen der Gegenwart beispielgebend. man des Autors Martin Becker illustriert Die viel beschworene, anpackende Soli- das Leben einer proletarischen Bergbau- darität und praktische Integration ver- Familie, deren Geschichte sich schon lange schiedener Kulturen im Ruhrgebiet hat - so scheint es - auserzählt hat. Doch mit ihren Ausgangspunkt in der Welt der Mon- dem Eintreten eines alten Freundes seines tanindustrie. Vaters beginnt der Protagonist seine Fami- liengeschichte zu ergründen. Der Bergbau spielt hier, wie für viele Familien im Ruhr- gebiet, eine bedeutende identitätsbilden- de Rolle. Doch was geschieht Ende 2018, wenn es heißt: Schicht am Schacht? Was ist das Erbe des Bergbaus? Die Grubenfahrt und die Gespräche insbe- sondere auch zwischen den unterschiedli- chen Generationen bestärkten alle Teil- nehmenden, diese Werte in ihre jeweili- Diesen und vielen weiteren interessanten gen Wirkungsfelder mitzunehmen und für Fragen ging am Abend des 28.09.2017 im sie in einer pluralen und noch stärker Medienforum des Bistums Essen der Autor und Journalist Martin Becker nach. Zu- 20
Das Projekt „Glückauf Zukunft – Aus Herkunft Zukunft leben. Dialog der Generationen“ in der Katholischen Akademie Die Wolfsburg – Abschlussbericht sammen mit Vera Steinkamp, Leiterin des 10.10.2017 Medienforums, sowie Martin Schröder, Talentiert mit Vollgas Richtung Zukunft! Projektreferent, und Dr. Matthias Keidel, Das erste Nachtreffen des TalentCamps Leitung des Projektes „Glückauf Zukunft! Ruhr 2017 in der Katholischen Akademie Aus Herkunft Zukunft leben“ der Katholi- Die Wolfsburg schen Akademie Die Wolfsburg wurde die Vergangenheit des Ruhrgebiets in Relation Am Samstag den 30.09.2017 tagten rund zur zukünftigen Bedeutung der Bergbau- 30 Schüler und Schülerinnen im Rahmen Identität gesetzt. des ersten Nachtreffens des TalentCamps Ruhr 2017 in der Katholischen Akademie Die Wolfsburg. Zusammen mit Radoslav Smiligin und Larissa Nädermann von Durchstarten e.V. leitete Martin Schröder vom Projekt „Glückauf Zukunft! Aus Her- kunft Zukunft leben“ der Wolfsburg die Jugendlichen durch den Tag. Im Fokus stand die Auseinandersetzung mit der ei- genen Vergangenheit und welche Kraft In anregenden Dialogen zusammen mit aus dieser für die Zukunft gezogen werden dem Publikum stand vor allem im Fokus, kann. wie Erzählungen, Mythen und Erinnerun- gen konserviert, aber auch weitergegeben Hierbei wurde besonders der Bergbau in werden können und müssen. Wie können den Fokus genommen. Welche Bedeutung die Werte und Normen des Ruhrpotts be- finden die Jugendlichen in der Ruhrpott- wahrt und weiter gelebt werden? Für Be- Vergangenheit für ihr eigenes Leben? Was cker ist es zentral, die eigene Vergangen- macht das Ruhrgebiet aus, was kann bes- heit in sich zu tragen und diese Heimat ser werden? nicht zu vergessen. Mit einer umfassenden Selbstreflexion zu beginnen, bevor man So besuchte die Gruppe das Zentrum für erschreckt feststellen muss, dass es zu Nanotechnologie und Nanowissenschaf- spät ist, sei dabei die Aufgabe der jünge- ten (NETZ) der Universität Duisburg-Essen. ren Generationen im Pott. Heimat bedeu- Durch den Leiter des Institutes, Dr. Tobias tet für Becker hier mehr als einen Ort: „Es Teckentrup, gelang ein faszinierender Ein- ist ein Selbstbewusstsein: Das ist das, wo- stieg in die Welt der Nanos. Anschließend raus ich gemacht bin - und das ist schön!“ konnten die Jugendlichen hautnah die Er- forschung zukünftiger nanobasierter Tech- nologien in den Laboren erkunden. Darüber hinaus standen in einem Work- shop vor allem die Träume und Wünsche der Schüler und Schülerinnen im Mittel- punkt. Dabei wurden neben lobenden 21
Das Projekt „Glückauf Zukunft – Aus Herkunft Zukunft leben. Dialog der Generationen“ in der Katholischen Akademie Die Wolfsburg – Abschlussbericht Worten auch konstruktiv kritische Äuße- hung des Menschen und der immer rasan- rungen über das Ruhrgebiet als Heimat teren Entwicklung unserer Umwelt. geäußert. Dabei zeigten die Jugendlichen großes Interesse und Engagement, Ver- Der Geschäftsführer des Gesamtverbands besserungen zu schaffen. Es entstand zum Steinkohle, Michael Weberink, setzte den Beispiel die Forderung nach mehr Sozial- Wandel der Industrialisierung und den einrichtungen, um Armut und Kriminalität damit verbundene Begriff der Arbeit in präventiv zu begegnen. Die vom Bergbau Beziehung zu der Berufung Bergarbeiter. geprägten Wertehaltungen von Solidarität Die Entwicklung des Sicherheitsgedanken und Integration sollten dafür die Basis bil- unter Tage und die positive und negative den. Veränderung mit der zunehmenden Me- chanisierung standen dabei im Fokus. Am frühen Abend wurden die Teilnehmer durch den Chef-Dramaturgen der Ruhrtri- ennale, Jan Vandenhouwe, in die Inszenie- rung eingeführt. Höhepunkt dieser Veran- staltung war der Besuch des Musikthea- terprojektes zum Thema „Mensch und Maschine“ am Samstagabend in der Ge- 11.10.2017 bläsehalle des Landschaftspark Duisburg- Ruhrtriennale 2017 - Mensch und Ma- Nord. In dieser Inszenierung durch die schine Gruppe Silbersee werden durch vier Kom- Homo Instrumentalis: Wo fängt die Ma- positionen von Georges Aperghis („Ma- schine an? Wo hört der Mensch auf? chinations“), Yannis Kyriakidis („Ode to Man (part 1 and part 2)“), Luigi Nono („la Wo früher der Mensch Arbeiten in Ruhe fabricca illuminata“) die Entwicklungen und Harmonie mit seiner Umwelt verrich- des Menschen von der Antike, über die tete, herrscht ein neues Verhältnis zu den Industrialisierung bis zur Entwicklung in- Maschinen. Informationsüberflutung und telligenter Maschinen und die Beziehung Schnelllebigkeit - beherrschen wir im digi- und Umgang zu diesen dargestellt. talen Zeitalter unsere Technologie, oder sind wir es, die beherrscht werden? Zur Zum Gespräch über die Aufführung kam „Neuen Musik“, die bei „homo instrumen- Romain Bischoff, Künstlerischer Direktor talis“ in der Ruhrtriennale zur Aufführung des Silbersee Ensembles. Dabei sagte er: kam, wusste Radiojournalistin Leonie „Dieses Stück schafft Klarheit über neue Reineke Hintergründe zu liefern und er- Verhaltensmuster des Menschen, ent- stauntes Verständnis zu wecken. Der The- standen aus der Gegenwart der Maschi- ologe und Wissenschaftstheoretiker Prof. nen. Ist uns dabei wirklich bewusst, wie Dr. Gerd Doeben-Henisch setzte anschlie- wir mit der Technologie umgehen, wie wir ßend die Zukunft des Menschen und intel- uns bewegen? Sind wir womöglich der ligenter Maschinen in einen interessanten sich selbst abschaffende Mensch?“ Gesamtzusammenhang mit der Entste- 22
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