www.aaku.ch Oktober 2020 Nr. 39 - Aargauer Kulturmagazin

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www.aaku.ch Oktober 2020 Nr. 39 - Aargauer Kulturmagazin
Herausgegeben von der IG Kultur Aargau   Sept 20 Aargauer Kulturmagazin

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                                                                               Oktober 2020
                                                                                  Nr. 39

                                                                              QUEER-FESTIVAL

                                                                          Feministischer Punk:
                                                                           Ester Poly spielt in
                                                                             Zofingen gegen
                                                                           sexuelle Stereotypie

                                                                            GELD, DRAMA, KRITIK

                                                                           Bühnenautor Joël
                                                                          László führt Parzival
                                                                          auf die Kehrseite der
                                                                            Marktwirtschaft

                                                                          INTERESSENVERTRETUNG

                                                                             Der neue Kultur­
                                                                          verband setzt sich mit
                                                                            System für Kultur­
                                                                              schaffende ein
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Mittwoch, 28. Oktober 2020, 19.15h
                                                                                                  LUKAS BÄRFUSS
                                                                                                           LIEST
                                                                                           MODERATION: MARTIN ZINGG
                                                                                  Der Büchner-Preisträger Lukas Bärfuss unterhält sich mit
                                                                                 Martin Zingg über seine Auseinandersetzung mit politischen
                                                                                Themen und auch aussereuropäischen Schauplätzen, über Ins-
                                                                                                pirationen, Figuren und Stoffe seiner Texte.

                                                                                                      Achtung!: ORT der Veranstaltung extern:
                                                                                  Bitte konsultieren Sie unsere Website für den Ort dieser Ver-
                                                                                      anstaltung - und melden Sie sich mit Ihren Kontaktdaten
                                                                                                                  schriftlich bei uns online an:
                                                                                                     www.aargauer-literaturhaus.ch/tickets

                 Aargauer Literaturhaus, Müllerhaus, Bleicherain 7, 5600 Lenzburg; wir empfehlen schriftliche Voranmeldung: www.aargauer-literaturhaus.ch/tickets

                                                                                   35 Jah re Tanzco mpag nie
                                                                                   Fla me nco s en rou te
                                                                                   Kün stle risc he Leit ung :
                                                                                   Brig itta Luis a Mer ki

                                                                                   ay !
                                                                                     viñ eta s de Lorca
                                                                                     «Hy pno tisc h wie
                                                                                     eine geta nzte Mal erei
                                                                                     in der Nac ht.»

                  ,
         T EN RIE                                                                     Kurt hea ter Bad en
        I T
   E ZE US D                                                                          22. Oktobe r, 19.3 0
  U ND UN                                                                             23. Oktobe r, 19.3 0
NEÜR I EIT M
 F RB SU                              21.02.2020–                                     24. Oktobe r, 19.3 0
                                                                                      25. Oktobe r, 17.0 0
  A ON
   K                                  07.02.2021                                      Vorverka uf:
                                                                                      ww w.ku rthe ater.ch
www.aaku.ch Oktober 2020 Nr. 39 - Aargauer Kulturmagazin
Herausgegeben von der IG Kultur Aargau                             Okt 20 Aargauer Kulturmagazin                      Editorial

                                         Die Libido im
                                         Kartenhaus
                                         Achtung, Triggerwarnung: Jetzt gehts um Sex und Geld. Zwei Dinge, von denen wir
               Michael Hunziker          nicht genug bekommen können. Anscheinend. Wenn man so in die Öffentlichkeit,
                   Redaktionsleiter      genannt Internet, schaut. Die beiden Themen sind omnipotent, ich meine -präsent.
         michael.hunziker@aaku.ch        Der erfolgreiche Mann, die attraktive Frau baden im heilvollen Luxus. Stereotype
                                         Bilder, paradisische Versprechen, denen wir insgeheim zwar nicht glauben, ihnen aber
                                         dennoch erlauben, unser Leben zu strukturieren. Sie mal ausführlich thematisieren,
                                         sezieren, auseinandernehmen, das dann aber doch lieber nicht, weil mühsam, hallo,
                                         stopp, privat! Ach, diese Genderdebatten! Grundeinkommen? Come on, das meinst
                                         du doch nicht ernst! – Warum nicht wenigstens ein bisschen an den Selbstverständ-
                                         lichkeiten kratzen? Es sind ja nur Kartenhäuser. Wenn sie über uns zusammenstürzen,
                                         werden wir nicht ohnmächtig darunter begraben sein. Wohl eher das Gegenteil. Befreit
                                         irgendwie.

                                         Aber im Moment ist der Weltuntergang – gemeint ist Klimakollaps und Humanitäts-
                                         krise – eher vorstellbar (wenn nicht bereits Tatsache) als das Ende des Kapitalismus.
                                         Der ist in unserer Wahrnehmung schon eher ein betoniertes Kartenhaus, das man-
                                         chen vermeintlichen Schutz bietet, in dieser garstigen Welt … Nun, weil der Einsturz
                                         eines Kartenhauses ja doch etwas sehr Lustvolles hat, schon nur der Gedanke
                                         berauscht, ist es umso aufregender, dass es Theater wie «Geld, Parzival» gibt, die die
                                         Selbstverständlichkeiten mal etwas auf ihren Gehalt abklopfen. Der Bühnenautor Joël
                                         László versetzt Parzival aus dem Artusepos in die neoliberale Gesellschaftsordnung
                                         von heute, in der das brachialdarwinistische Prinzip «survival of the fittest» wirkt.
                                         Im Stück wird der libidinöse Aspekt des Geldes sichtbar, nämlich seine Eignung als
                                         Fetisch (Ersatz für unsere Bedürfnisse). So wird er zum Macht- und Freiheitsverspre-
                                         chen und entfaltet sein aggressives Potenzial. Parzival kann sich alles leisten, doch
                                         menschlich bleibt er auf der Strecke, weit unter seinen Möglichkeiten – auf der Bühne
                                         ist dieses Scheitern des Menschen eine lustige Groteske. Parzivals Freiheit basiert
                                         auf systematischer Unterdrückung und Ausbeutung. Wenn einmal die Zeit kommt, in
                                         der Empathie gefordert ist, können wir, ich meine kann Parzival, sie überhaupt noch
                                         aufbringen?

                                         Eine weitere Selbstverständlichkeit, und jetzt kommen wir endlich richtig zum Sex,
                                         ist die kategoriale Ordnung, die auf dem basiert, was wir zwischen den Beinen haben.
                                         Lustig und grotesk, ja, wenn es keine gesellschaftliche Wirklichkeit wäre. Dass man
                                         dieses bipolare System auch mal umdenken und anders (be-)leben kann, zeigt das
                                         Queer-Festival in Zofingen. Triggerwarnung: Hier spielt die Musik – feminis­tischer, om-
                                         nipotenter Punk von Ester Poly! Entfesselte polyamouröse Inferenzwellen – da bleibt
                                         kein Kartenhaus stehen.

                                                                                                                                3
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ODEON BRUGG
                                                                                                   das Kulturhaus beim Bahnhof
                                                                                                                                                            BAR
                                                                                                                                                            Montag 17.30 – 23 Uhr
                                                                                                   CINEMA                       BÜHNE                       Di – Do 11.30 – 23 Uhr
                                                                                                   Info 056 450 35 65           Vorverkauf                  Freitag 11.30 – 24 Uhr
                                                                                                   Tickets                      Mo – Fr ab 14 Uhr           Samstag 17.30 – 24 Uhr
                                                                                                   odeon-brugg.ch               Sa/So ab 10 Uhr             Sonntag 17.30 – 22 Uhr

                                                                                                   CINEMA                                                   BÜHNE
URBAN SKETCHERS@HOME                                                                               DIENSTAG 6. OKTOBER                                      DIENSTAG 6. OKTOBER BIS
                                                                                                   MITTWOCH 7. OKTOBER                                      DONNERSTAG 8. OKTOBER
In Kooperation mit Urban Sketchers Switzerland und
der Fachschaft Bildnerisches Gestalten der Kantonsschule Wettingen                                 JEWEILS UM 12.15 UHR                                     JEWEILS UM 18 UHR
                                                                                                      LUNCHKINO VORPREMIERE                                 ZAUBERFADEN
27. September – 18. Oktober 2020                                                                   THE SINGING CLUB                                         ABENDGESCHICHTEN FÜR KINDER
Vernissage: Sonntag, 27. September 2020, 11 Uhr                                                    UK 2020 112 Min. E/df ab 12 J. Regie: Peter Cattaneo     «Bonne Nuit» ist das diesjährige
Begrüssung: Philippe Rey, Präsident Kulturkommission Gemeinde Wettingen                            Die Frauen von in Afghanistan                            Motto unserer drei Erzählabende im
Einführung: Sarah Merten, Leiterin Galerie im Gluri Suter Huus und                                 stationierten Soldaten gründen in                        Forum ODEON. Drei Erzähler*innen
Stefan Meier, Kultursekretär der Gemeinde Wettingen
                                                                                                   England den ersten Militärfrauenchor.                    lassen die schöne Tradition des
Sketch-Crawl: Samstag, 10. Oktober 2020, 14 Uhr                                                                                                             Geschichtenerzählens aufleben.
Zeichnen Sie mit!                                                                                  AB DONNERSTAG 8. OKTOBER
Treffpunkt: Gluri Suter Huus
In Kooperation mit Urban Sketchers Switzerland und Historisches Museum Baden                       THE WALL OF SHADOWS                                      FREITAG 16. OKTOBER 20.15 UHR
Anmeldung bis am Vorabend 17 Uhr an Historisches Museum Baden                                      PL/DE/CH 2020 93 Min. O/df ab 6 Jahren                   SIMON LIBSIG
056 222 75 74 / hist.museum@baden.ch                                                               Regie: Eliza Kubarska                                    In seinem achten Bühnenprogramm
Änderungen vorbehalten. Aktuelle Informationen auf der Webseite.                                   Eine Sherpa-Familie bricht ein                           spannt der Autor und Slam-Poet
                                                                                                   Tabu und besteigt einen der                              einen Bogen von seiner Kindheit bis
                                                                                                   heiligsten Berge, um das Geld für                        zu der seiner Kinder. Er sucht nach
                                                                                                   die Ausbildung ihres Sohnes zu                           magischen Momenten, nach Witz
                                                                                                   verdienen.                                               und Poesie, im Alltag, und stets
Galerie im Gluri Suter Huus
Bifangstrasse 1, 5430 Wettingen                                                                                                                             nach dem Grossen im Kleinen
www.glurisuterhuus.ch
Mi – Sa 15 – 18 Uhr, So 11 – 17 Uhr

                                                                                                   AB DONNERSTAG 15. OKTOBER

                      13.12.2020 – 10.1.2021                                                       DARK WATERS                                              FREITAG 23. OKTOBER 20.15 UHR
                                                                                                                                                            GLAUSER QUINTETT: GOTTHARD

                     KUNST
                                                                                                   USA 2019 126 Min. E/d ab 12 J. Regie: Todd Haynes
                                                                                                   Vergiftete Wahrheit: Der aufstrebende                    EIN LITERARISCHES KONZERT
                                                                                                   Anwalt Rob Bilott deckt einen                            Abgründig und komisch, sinnlich
                                                                                                   tödlichen Umweltskandal auf                              und raffiniert erzählt Zora del
                                                                                                   und setzt alles aufs Spiel, um die                       Buono von den Arbeitern am
                                                                                                   Ungerechtigkeit aufzudecken und die                      Gotthardbasistunnel, von einer

                     SCHAU
                                                                                                   Schuldigen vor Gericht zu bringen.                       buchstäblich heissen Arbeits-
                                                                                                                                                            atmosphäre und einer Leiche im
                                                                                                                                                            Keller.

                    2020
                    5430
                                                                                                   MITTWOCH 21. OKTOBER
                                                                                                   20.15 UHR
                                                                                                           ODEONKINOREIF?                                   FREITAG 30. OKTOBER 20.15 UHR
                                                                                                   HD LÄPPLI                                                THEATER FLEISCH + PAPPE
                                                                                                   CH 1959 105 Min. Dialekt ab 12 J. Regie: Alfred Rasser   UNTER ARTGENOSSEN
                                                                                                   Der tolpatschige Läppli wird erst wegen                  In scheinbarer Eintracht teilen sich
                                                                           an z we
                                                                                  Neu              antimilitärischer Reden inhaftiert,                      Künstlerkatze Laetitia, Altpunker
                                                                                   i Sta
                                                                            K uns t s n dort en!   später dann zur Offiziersordonnanz                       Hund Lutz, die verwitwete Kröte
                                                                                     c
                                                                          jetz t an haff en de     befördert.                                               Berger und deren Pflegetochter
                      Infos und Anmeldeformular:                                     meld
                      • glurisuterhuus.ch/kunst-schau                         14.11 .2 en bis                                                               Gänschen Milenka das Stadthaus
                                                                                       0 20
                      • eduardspoerri.ch/kunst-schau                                               DIENSTAG 27. OKTOBER                                     von Hase Bernhard. Doch hinter der
                      • Empfang Rathaus Wettingen                                                  MITTWOCH 28. OKTOBER                                     Fassade geht es tierisch ab.
                                                                                                   JEWEILS UM 12.15 UHR
                                                                                                       LUNCHKINO VORPREMIERE
                                                                                                   LA BONNE ÉPOUSE
                                                                                                   F 2020 110 Min. F/d ab 8 J. Regie: Martin Provost
                                                                                                   Eine bürgerliche Schulleiterin (Juliette
Galerie im Gluri Suter Huus                                                                        Binoche) wird am Vorabend der 68er-
Bifangstrasse 1, 5430 Wettingen       Bifangstrasse 17a, 5430 Wettingen
www.glurisuterhuus.ch                 www.eduardspoerri.ch                                         Revolution mit dem aufkeimenden
                                                                                                   Feminismus konfrontiert.
Mi – Sa 15 – 18 Uhr, So 11 – 17 Uhr
www.aaku.ch Oktober 2020 Nr. 39 - Aargauer Kulturmagazin
Herausgegeben von der IG Kultur Aargau                           Okt 20 Aargauer Kulturmagazin                       Inhalt

                                                              VORSCHAU

                                                       Queer-Festival 6
                                                                              MAGAZIN
           Ein Abend im Zeichen der sexuellen Vielfalt: Ester Poly liefert
                            dazu den punk-feministischen Soundtrack.          24 Parzival und die Marktwirtschaft
                                                                                 Der Bühnenautor Joël László hat den Parzival aus dem Artusepos
                                                                                 ins Heute geholt und lässt ihn durch die Kehrseite des globalen
                                                                                 Kapitalismus schreiten. Ein Interview mit dem Autor über Empathie,
                                                                                 Geld als Fetisch und die Ambivalenzen des Freiheitsbegriffs.

                                                      Blaues Wunder 9
                               Die Luzerner Indie-Band Alois kommt mit
                                    neuem Album ins Royal nach Baden
                                                                              28 Kunstaustausch
                                 Geschichten der Glückssuche 10                  Seit 25 Jahren machen ausländische Kunstschaffende in Aarau
Dramatiker und Autor Lukas Linder liest an den Literaturtagen Zofingen           für einen Atelieraufenthalt halt. Nun soll das interessante
                                                         Vorhang auf 11          Austauschprojekt in neue Hände gegeben werden. Zeit für eine
                   Das Kurtheater Baden eröffnet sein renoviertes Haus           Rückschau mit dem Initiator Wenzel A. Haller.

                                                      Bolzender Jazz 12       32 Eine Stimme für die Kultur
                                 Das Quartett Seibolzing wirbelt in Aarau        Der neu geschaffene Aargauische Kulturverband (AGKV) setzt sich
                                                                                 für die Bedürfnisse der Kulturschaffenden ein.
                                          Quellen der Inspiration 13
                          Eine Ausstellung in Aarau über die Bedeutung 		     33 Das Bild
                                    der Flüsse fürs literarische Schaffen        Aus dem Ringier Bildarchiv
                                                      Teuflisches Duo 14
                                                                              34 Das Objekt
                       Bilingue-Hip-Hop aus Biel: Psycho’n’odds stürmen
                                                                                 Sammlerstücke von Rudolf Velhagen
                                               die Bühne des Kiff Aarau
                                                          Solorezitale 15     34 Mohameds Welt
   Drei vielversprechende Pianist*innen stellen sich bei Piano District vor      Kolumne

                                            Historische Streifzüge 17         35 Jens Nielsen
         Erstaunliches aus der Aargauer Industriegeschichte in Windisch          Kolumne
                                                Raumeroberungen 18            35 Ausschnitte
                     Roman Sonderegger stellt im Kunstraum Aarau aus             Von Anna Sommer
                                                        Familienseite 19      36 Unterwegs mit Laura Haensler
                                                                                 Von Miriam Suter
                                                       Kultursplitter 20
                                                             Filmtipps 21
                                                              Hörtipps 22
                                                             Lesetipps 23

                                                                              AGENDA

                                                                              38	Kultur im Aargau auf einen Blick
                                                                                 Veranstaltungen im Oktober

                                                                              Cover: Ester Poly. Foto: Ralph Kuehne

                                                                                                                                        5
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VORSCHAU                      Okt 20   Aargauer Kulturmagazin

          Amouröse Funke
                   Richtu
     SOUNDS Zum ersten Mal steigt am 24. Oktober
     im Oxil in Zofingen ein Queer-Festival, das so
     facettenreich werden soll wie die Community
     selber. Headliner ist die Band Ester Poly, die mit
     ihren politischen, feministischen Songs provoziert
     und zum Nachdenken anregt.

     S   chlagzeug und Bassgitarre. Laut und wild. Der Rhythmus
     fliesst durch die Körper, die Schläge der Drums hämmern in
     den Köpfen. Wer nur hinhört, ohne die Band zu sehen, stellt
     sich automatisch Männer mit langen Haaren und Leggins
     vor. Ungezähmt, unrasiert, ungehobelt. Doch auf der Bühne
     rocken zwei Musikerinnen, die dem Titel ihres Songs «Be
     loud» mit voller Leidenschaft alle Ehre machen: Martina
     Berther und Béatrice Graf, alias Ester Poly. Dass ahnungslo-
     se Zuhörer*innen an männliche Musiker denken, ist genau
     der Trugschluss, worauf die zwei mit ihrem Song anspielen
     wollen. «Auch Frauen machen laute Musik», lacht Martina
     Berther. Und das soll selbstverständlich sein. Mit dieser
     Einstellung passt Ester Poly perfekt zum Queer-Festival. Dort
     nämlich geht es – neben vielen anderen Themen – auch
     darum, klassische Rollenbilder zu hinterfragen.

     Ausserhalb der Norm
          Béatrice Graf freut sich auf ihren Auftritt an diesem
     speziellen Event Zofingen: «Menschen aller Art werden am
     Festival sein – die Gesellschaft hat so viele Facetten und
     ist so bunt», sagt die 56-Jährige. Und auch Martina Ber-
     ther blickt dem Festival gespannt entgegen. Sie weiss, wie
     es ist, nicht der sogenannten Norm zu entsprechen. Und
     das gleich dreifach. «Ich bin Rätoromanin, spiele als Frau
     Bassgitarre – und bin homosexuell.» Die Band Ester Poly

«Es geht uns darum, den
heterosexuellen, weissen
Mann explizit nicht ins Zen-
trum der Aufmerksamkeit
zu stellen, sondern die Vielfalt
der Menschen zu zeigen»
     ist ebenfalls in jeder Hinsicht anders. Die Kombination der
     Instrumente mit Schlagzeug und Bass, der Altersunterschied
     der Musikerinnen von 20 Jahren und die Muttersprache
     Deutsch / Rätoromanisch bei Martina und Französisch bei

     6
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Okt 20 Aargauer Kulturmagazin                   VORSCHAU

ensprünge in alle
ungen                                                         Béatrice … Es sind solche spannenden Aspekte, die Ester
                                                              Poly ausmachen. Mit Texten wie «Can you smell, smell
                                                              a female», «Don’t follow the mainstream», «Respect my
                                                              Speck» oder «Hier kommt die Welt, er ist die Welt, er frisst
                                                              die Welt» spielen sie, zuweilen ironisch, meist hochpolitisch
                                                              auf die Themen an, die sie als Frauen im Alltag beschäftigen.
                                                              «Es geht bei uns, wie auch am Queer-Festival in Zofingen,
                                                              darum, den heterosexuellen, weissen Mann explizit nicht ins
                                                              Zentrum der Aufmerksamkeit zu stellen, sondern die Vielfalt
                                                              der Menschen zu zeigen», so Berther. Ziel ist nicht Ausgren-
                                                              zung, sondern Fokuswechsel.

                                                                 QUIRLIGE QUEERNESS – DAS FESTIVAL
                                                                       SCHAFFT BEGEGNUNGEN
                                                                Der Begriff «queer» kennt etwa so viele Deutungsarten, wie es
                                                                Menschen gibt, die sich als queer verstehen. Der Duden definiert das
                                                                eingedeutschte, englische Adjektiv mit den Worten «einer anderen
                                                                als der heterosexuellen Geschlechtsidentität zugehörig». Ist das
                                                                Queer-Festival in Zofingen demnach eine Veranstaltung für alle
                                                                Homo-, Bi-, Trans- und Pansexuellen, für Transgender und Inter-
                                                                sexuelle, für Verfechter*innen einer nichtbinären Gesellschaft? Der
                                                                Betriebsleiter des Oxils Zofingen, Andi Hofmann, präzisiert:
                                                                «Wir richten uns an eine offene, moderne und inklusive Welt. Das ist
                                                                unsere Grundmotivation. Bei uns sind alle Meinungen willkommen –
                                                                ausser sie sind in irgendeiner Weise extremistisch oder verletzend.»
                                                                Das Queer-Festival wendet sich somit auch an Onkeln, Tanten, Eltern,
                                                                Grosseltern, Geschwister und Freunde von queeren Menschen – an
                                                                alle Interessierten. So soll es Informationsstände geben, auf denen
                                                                die unterschiedlichsten Begriffe aus der Queer-Community erklärt
                                                                werden. Spannend ist die Idee der Living Library. «In der Brocki
                                                                gleich neben dem Oxil haben unsere Besucher*innen die Möglich-
                                                                keit, authentische Personen aus der Queer-Community zwischen
                                                                Bücherregalen und alten Möbeln auf persönliche Themen anzuspre-
                                                                chen, die ihnen auf der Zunge brennen», erzählt Andi Hofmann. So
                                                                können Unsicherheiten aus dem Weg geräumt werden. Aber es soll
                                                                auch eine Gelegenheit sein, sich einfach auszutauschen.
                                                                    Das Festival dauert von 16 bis 2 Uhr morgens und findet drinnen
                                                                wie draussen statt. Es gibt verschiedene Workshops und Infostände
                                                                zu Queerness, Speeddating, eine Burlesque Show und vieles mehr.
                                                                Durch den Abend führt Stella Luna Palino.

                                                                ZOFINGEN Oxil, Sa, 24. Oktober
                                                                Informationen und Programm: www.oxil.ch

   Ester Poly, das Punk-Jazz-Duo, hinterfragt Geschlechter-
   und andere Klischees. Foto: Ralph Kuehne
                                                                                                                          7
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VORSCHAU                        Okt 20   Aargauer Kulturmagazin

           Musikerinnen aus Leidenschaft                                     konnte sie sich noch nicht ausmalen, dass sie 2019 ganze
                Psychedelic Punk-Jazz ist die Stilrichtung von Ester Poly.   120 Shows hinlegen würde. Aber ihr Erfolg kommt nicht
           Der Bandname ist eine Spielerei. «Wir wollten einen               von irgendwo: «Ich bin es als Bauerntochter gewohnt, von
           Frauennamen wählen», sagt Berther. Die Anspielung auf             morgens bis abends zu arbeiten. Genau das mache ich auch
           Polyester als widerstandsfähiges Material ist klar. Wer sich      für meine Musik.» Immer wieder erhält sie Engagements.
           die Band aufmerksam anhört, dem wird zudem wohl auch              Sie komponiert Lieder für ein Theater in Deutschland und
           Polyamorie einfallen. Ester Poly versteht sich in erster Linie    kreiert Stücke für ein Deutschschweizer Projekt, das sich
           als politische Band, die Gegebenheiten kritisch hinterfragt,      gehörlosen Tänzer*innen widmet. Auch Martina Berther
           und weniger als feministische Gruppe. «Da wir Frauen sind,        lebt bereits seit ihrem Hochschulabschluss von der Musik.
           singen wir halt auch aus unserer Perspektive. Eine nicht-         Sie begleitete die letzte Tour von Sophie Hunger und gilt
           männliche Perspektive gilt rasch als feministisch.» Dennoch       als eine der vielseitigsten Bassistinnen der Schweiz – sie
           wehren sich die beiden Vollblutmusikerinnen nicht gegen           gewann 2020 den Schweizer Musikpreis. Als Frida Stroom
           das Label, das ihnen anhaftet. «Wir setzen uns für Minder-        ist sie solo auf internationalen Bühnen anzutreffen.
           heiten und für Frauenrechte ein. Es geht dabei nicht immer             Die Organisationscrew holt mit Ester Poly eine span­
           nur um die Queer-Community», erklärt Berther.                     nende, vielseitige und professionelle Band in die Provinz –
                Zusammengefunden haben die 36- und die 56-Jährige            nach Zofingen – und veranstalten ein Queer-Festival in­
           bereits 2013. Martina Berther hatte in Genf einen Auftritt,       mitten der vermeintlichen Schweizer Durchschnittsgesell-
           Béatrice Graf war unter den Zuhörer*innen. Beide hatten           schaft. Die Funken werden in alle Richtungen sprühen.
           bereits voneinander gehört. Die Berufsmusikerinnen be­            Von Tanja Lienhard
           schlossen, sich zu treffen und miteinander zu improvisie-
           ren. Daraus entstand bald Ester Poly. Doch sowohl Martina
           als auch Béatrice sind noch so viel mehr. Sie haben Musik
           studiert, komponieren Songs für Theater und Tanzauffüh-
           rungen und spielen in unterschiedlichen Bands. Béatrice
           Graf wurde letztes Jahr mit dem Schweizer Musikpreis
           ausgezeichnet. Seit einem Vierteljahrhundert ist die in Nyon
           geborene Genferin Profimusikerin. Bereits mit neun lernte
           sie, Handorgel zu spielen. Es kamen weitere Instrumente
           dazu. Mit 19 hatte sie die ersten bezahlten Auftritte. Damals

                                                                               Psychedelic Punk-Jazz – das ist Programm bei Ester Poly. zvg.

Béatrice Graf am Schlagzeug. zvg

                                                                               Martina Berther, Schweizer Musikpreisträgerin 2020, am Bass. zvg

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www.aaku.ch Oktober 2020 Nr. 39 - Aargauer Kulturmagazin
Okt 20 Aargauer Kulturmagazin                     VORSCHAU

            Das blaue Wunder erleben
            SOUNDS Drei Jahre ist es her, seit die Band Alois mit ihrem Erstlingswerk «Mints» die Indieszene
            im Sturm eroberte. Nun hat das Luzerner Quintett ein neues Album am Start und beehrt damit
            das Royal in Baden.

            In der Hand ein eisgekühltes Getränk mit farbigem Schirmli,         Luzerner Sängers und Gitarristen Martin Schenker, und
            die Meeresbrise bringt einen Hauch Frische auf die Tanz­            dieser lädt mit Ferienfeeling zum Träumen ein.
            fläche, der Blick schweift in die Ferne, während die Sonne               Entstanden sind die neuen Tracks in zwei Schritten –
            langsam am Horizont verschwindet. Lassen wir die Welt hin-          zuerst tüftelte Schenker allein am Computer an den Songs,
            ter uns und steigen empor in den Himmel – oder tauchen              danach wurden sie mit den Musikern eingespielt. Auffallend
            ein in den Ozean von Melodien. «Azul» (spanisch für Blau)           dabei ist der immense Abwechslungsreichtum: Synth­wave-
            nennt sich der neue Langspieler rund um die Band des                Momente sind ebenso im Repertoire wie dubbige Passagen
                                                                                und tropische Klänge – so geht Sehnsuchtsmusik. Hinzu
                                                                                kommen zähflüssige Bässe und eine ausgeklügelte Perkus­
                                                                                sion, die perfekt mit den karibischen Vibes harmonieren.
                                                                                Zwar wirken die Tracks zuweilen artifiziell – ja plastikartig
                                                                                und unnahbar, trotzdem entwickeln sie einen Sog, aus
                                                                                dem es kein Entkommen gibt. Die Musik präsentiert sich
                                                                                durchgängig verspielt und vielschichtig, dennoch in keinem
                                                                                Moment aufdringlich; der Gesang wird durch den Vocoder
                                                                                gejagt, das Resultat ist tanzbarer Elektropop mit Hitpoten-
                                                                                zial. So wurde «Azul» im Juli verdient mit dem «SRF 3 Best
                                                                                Talent» ausgezeichnet.
                                                                                     Live werden jedoch nicht nur einfach die Songs gespielt,
                                                                                sondern Wert auf Improvisation gelegt. Gerade diese
                                                                                Liquidität der Musik von Alois macht den Reiz aus, die Lu-
                                                                                zerner auf der Bühne zu erleben. Der Bandname leitet sich
                                                                                übrigens aus dem Fernsehfilm «Faulheit oder Der hinkende
                                                                                Alois» ab, der in den 80er-Jahren im Solothurner Jura
                                                                                gedreht wurde. Schenker ist in dieser Region aufgewach-
                                                                                sen und hat dem Streifen nun ein musikalisches Denkmal
                                                                                gesetzt. Von Philippe Neidhart

Die Luzerner Alois spielen Indiepop mit tropischem Flair. Foto: Tim Wettstein
                                                                                AARAU Royal, Sa, 10. Oktober, 20.45 Uhr

            Zwischen Kesselpauke
            und Telegone
            AUSSTELLUNG Zwei Künstler*innen, die gegenseitig ihre Inkongruenz zum anderen
            untersuchen, also ihr Nicht-Aufeinander-Passendes befragen, landen im Zimmermann-
            haus in Brugg damit auf einer geteilten Ebene und spannen einen gemeinsamen Raum
            auf, der in der Ausstellung «SINE GREY VOL. 2» multisensorisch erlebt werden kann.
            Der Komponist und Schlagzeuger Martin Lorenz trägt den auditiven Aspekt und die
            Malerin Silva Reichwein den visuellen bei. Lorenz’ digitale und analoge Sonanzen und
            Reichweins numerisch entwickelten, malerischen Partituren interagieren miteinander,
            bedingen sich gegenseitig und finden eine Verwandtschaft. Sie gleichen sich in den
            kompositorischen Vorgängen, in den Entscheidungen, die die Künstler*innen im ästhe-
            tischen Prozess fällen. mh

            BRUGG Zimmermannhaus
            Fr, 2. Oktober, 19 Uhr (Vernissage)
            Ausstellung bis 30. Oktober
                                                                                                           Mit Plattenspielern, Schlaginstrumenten und Laut-
                                                                                                           sprechern erschafft Martin Lorenz Hörräume. zvg
                                                                                                                                              9
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VORSCHAU                        Okt 20   Aargauer Kulturmagazin

            Kauz im bunten Programm
            LITERATUR Der Dramatiker und Autor Lukas Linder schreibt vom glückssuchenden Anatol und
            schmückt damit das Programm der Literaturtage Zofingen.

            Dem in Bern lebenden Autor Lukas Linder liest man die Lust,              ob Settings wie diesem hier: «In seinem Bett küsste sich
            mit schrägen Figuren zu spielen und das gewonnene Hand-                  überhaupt niemand. In seinem Bett hörte man sich die Erin-
            werk am Theater zu Papier zu bringen, aus jeder Zeile. Die               nerungen von Alt-Bundesräten an und machte sich ein paar
            Nichtakzeptanz, dass die guten Tage längst passé sind, scheint           gedankliche Notizen. Andererseits: So atmete doch kein
            ein perfekter Nährboden für allerlei Visionen und Übungen der            Mensch, der einem Alt-Bundesrat zuhörte.»
            Unmöglichkeiten zu sein. Kauzigkeit kann im Alltag nerven,                   Lukas Linder reist am Wochenende vom 23. bis 25. Ok-
            in den Romanen lieben wir sie, die kauzigen, schrulligen und             tober von Bern nach Zofingen, mit seinem neuen Buch
            weltfremden Charakteren. Der Umstand, dass Linder auch das               unterm Arm. Da heuer das vorgesehene Gastland Kanada,
            polnische Lodz als sein zweiter                                                                       das nach der Frankfurter
            Wohnort nennt, könnte der Ver-                                                                        Buchmesse in den Aargau
            dacht zulassen, dass der grossar-                                                                     hätte kommen sollen, nicht
            tige André Kaminski (1923–1991)                                                                       an den Literaturtagen teil-
            mit polnischen Wurzeln mit                                                                            nehmen kann, haben sich die
            seiner Kunst, das Allzumenschli-                                                                      Verantwortlichen entschlossen,
            che liebevoll zu karikieren, etwas                                                                    dem heimischen Schaffen
            Pate stand.                                                                                           und Verlegen eine Bühne zu
                Vom verdientermassen                                                                              geben. Ein Fest der Worte und
            erfolgreichen Erstling steigt be-                                                                     Gedanken soll es sein, von der
            kanntlich in der Literaturszene                                                                       Sprachmusik von Leontina
            die Spannung auf das zweite                                                                           Lergier-Caviezel, über die Liebe
            Buch. Erst recht, wenn dazwi-                                                                         in den Bergen von Thomas
            schen nur zwei Jahre liegen.                                                                          Röthlisberger und duftender
            «Der Unvollendete» lautet der                                                                         Erde von Samira El-Maawi bis
            Titel des neuen Romans von                                                                            hin zum Schicksal einer «ille-
            Linder. Nach Alfred befassen                                                                          galen Pfarrerin» von Christina
            wir uns mit Anatol. Statt des                                                                         Caprez. Viele Überraschungen,
            Heldentums, soll hier das Glück                                                                       vieles zu entdecken. Von
            gefunden werden. Auch Anatol                                                                          Urs Heinz Aerni
            mutet sich zu, etwas erreichen
            zu wollen. Wir schauen ihm zu,
            amüsiert, da und dort vielleicht                                                                      ZOFINGEN Kunsthaus,
            auch mit einem Wiedererken-             Lukas  Linder liest an den Literaturtagen Zofingen.           23. bis 25. Oktober,
                                                    Foto: Agnieszka Cytacka
            nungslachen und Staunen                                                                               www.literaturtagezofingen.ch

                                                                   Bauer hat den Blues im Blut
                                                                   SOUNDS Seine Biografie liest sich wie ein Märchen: Bereits im zarten
                                                                   Alter von sechs Jahren begann Flo Bauer Gitarre zu spielen, mit achtzehn
                                                                   veröffentlichte er seine erste EP und mittlerweile ist er zum Bandleader
                                                                   aufgestiegen. In der Schweiz hat sich das Nachwuchstalent in erster
                                                                   Linie durch die Zusammenarbeit mit Philipp Fankhauser einen Namen
                                                                   gemacht. Mit ihm stand er in verschiedensten Konzertlokalen sowie auch
                                                                   beim Montreux Jazz Festival auf der Bühne und steuerte zwei Songs zu
                                                                   Fankhausers neustem Album bei. Nun ist der Sänger und Gitarrist mit
                                                                   seiner Band wieder auf Tour und bringt eine Mischung aus traditionellem
                                                                   und modernem Blues voller Emotionen nach Lenzburg. phn

Der französische Bluesgitarrist und                                LENZBURG Baronessa
Sänger Flo Bauer. Foto: Bryan Krebs.
                                                                   Fr, 2. Oktober, 21 Uhr

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Okt 20 Aargauer Kulturmagazin                     VORSCHAU

Vorhang auf fürs Kurtheater
BÜHNE Am 14. Oktober öffnet sich endlich der violette Vorhang für die Liebhaber*innen des Theaters
und vor allem des Kurtheaters Baden im sorgfältig erneuerten und erweiterten Haus. «Lulu» von
Frank Wedekind liefert in der fulminanten Inszenierung des Residenztheaters München den Auftakt
zu einem spannenden und vielfältigen Spielplan.

Der künstlerische Direktor, Uwe Heinrichs, freut sich, mit              Ob sie sich als Pionierin in einer Männerdomäne gar mit
diesem einst skandalträchtigen und opulenten Werk in der            dem Eröffnungsstück, mit der Lulu selbdritt, identifizieren
schlagfertigen Neufassung von Bastian Kraft das Haus und            könnte? Rahel Hartmann-Schweizer, Autorin der ersten
die Saison eröffnen zu können. Es ist «die starke Frau» mit         Monografie über Werk und Leben von Sachs und Kuratorin
all ihren Facetten, die sich zeigt in dieser «Lulu»-Inszenie-       der dazugehörigen Ausstellung, verweist auf «facts», das
rung. Einst als anrüchiges Weibsbild porträtiert, nimmt Lulu        Archivmaterial, das sie akribisch verarbeitet hat: Vorsicht mit
jetzt das Heft in die Hand. Regisseur Kraft hat sämtliche           Projektionen. Lisbeth Sachs sei aber immer offen gewesen
Rollen auf drei Schauspielerinnen verteilt. Als «Lulu-Trio»         für Neues, Experimentelles, auch im Theater, von dem sie
live auf der Bühne interagieren und diskutieren sie mit ihren       geschrieben hat, dass es der Ort sei, wo sich alle Künste
Liebhabern und männlichen Alter Egos, die, auch von ihnen           treffen und sich «die Besucher*innen im Zuschauerraum
dargestellt, ab Video eingespielt werden. Die Maske ist so          niederlassen können, um ihr eigenes Leben in kritischen
gut, dass man zweimal hingucken muss: auf diese Manns-              Spiegeln wiederzusehen». So bleibt die schöne Vorstellung,
«Bilder», die als Projektionen von der Wand her mitreden.           dass sie sich mit dem Theater, ja der ganzen Stadt über
Verspielt, ernst, mit einem Touch Vaudeville und voller             den Weiterbau «ihres Hauses» freuen würde und sich vom
Frauenpower gibt die dreifache Lulu den Tarif durch. Ihre           Anfang 1952 bis hin zum sorgfältigen Weiterbau unter der
Einladung in die Bilderwelt der Bühne wird als provokante           Ägide der Architektin Elisabeth Bösch über dem Kurtheater
Frage noch lang im Raume stehen bleiben: «Vielleicht geht           Baden ein sanfter Bogen von Frauenpower durch die Zeit
es hier gar nicht darum, was wir sehen, sondern um das,             spannt, bis hin zum 14. Oktober 2020 und weiter, in die erste
was wir uns vorstellen?»                                            Saison hinein, wenn es immer wieder von Neuem heisst:
                                                                    Vorhang auf! Von Kristin T. Schnider
Neue Möglichkeiten, neues Programm
    Der Spielplan entspricht den Vorstellungen von Uwe
Heinrichs. Auf dem Programm steht modernes, hochka-                  BADEN Kurtheater
rätiges Theater, international wie regional, das in diversen         Wiedereröffnung
Formaten als Gastspiel, Ko- oder Eigenproduktion mit den             Mi, 14. Oktober, 19 Uhr
neuen Möglichkeiten an Räumen
und technischen Einrichtungen
das Kurtheater beleben wird.
Hervorstechend ist die Zusam-
menarbeit mit den Aargauer
Theater- und Tanzgruppen, der
Einbezug der Jugend und generell
die offenen Formen «in einem
Theater, das Lust macht, selbst
Theater zu spielen». Im Saal gibt
es die Klassiker, mit «Urmel aus
dem Eis» auch für Kinder, brisant
Zeitgenössisches, Tanztheater und
Musik – von «Ay-Flamenco!» bis
hin zu Ballett, von Fidelio bis zum
musikalischen Black-Power-Abend,
einem Tribut für die grossen Diven
des Souls. Für kleinere Formate
wie Lesungen und Liederabende
bieten sich Probebühne und das
neue Foyer an – und im Sachs-Fo-
yer findet nun erstmals eine Aus-
stellung statt, so wie es sich seine
Namensgeberin, die Architektin            Das Kurtheater eröffnet sein Haus und die Saison
                                          mit dem Stück «Lulu». Foto: Birgit Hupfeld
Lisbeth Sachs, gedacht hatte.

                                                                                                                                11
VORSCHAU                         Okt 20   Aargauer Kulturmagazin

           Bolzender Ideen­reichtum
           SOUNDS Das Quartett Seibolzing spielt in Aarau                         In Aarau präsentiert er sich mit einer international be­
           transparenten, eigenwilligen Jazz, jung und                        setzten Band, die er augenzwinkernd «Seibolzing» nennt.
           unbescheiden – das ist eine Tugend.                                Seibold arbeitet dabei mit Kollegen, die er in Basel ken-
                                                                              nengelernt hat. Der Posaunist Raphael Rossé stammt aus
           Die Schweizer Musikhochschulen entlassen jedes Jahr Dut-           Australien, der Bassist Roberto Koch aus Venezuela und
           zende von hochausgebildeten jungen Jazzmusiker*innen,              Schlagzeuger Frederik Heisler wie Seibold selbst aus dem
           und dies in eine Szene, die schon übervoll ist mit Musizie-        süddeutschen Raum. Ein Quartett also ohne Harmonie­
           renden jeden Alters, die nur eines wollen: auf Bühnen vor          instrument, ohne Klavier oder Gitarre, was eine luzide und
           einem aufmerksamen Publikum ihre Kunst präsentieren.               transparente Musik ermöglicht. Überflüssig zu sagen, dass
           Da kann es schon mal eng werden, vor allem für New­                die vier alles beisammenhaben, um interessanten und
           comer*innen, die sich ihr Terrain neben den Platzhirschen          eigenständigen Jazz zu spielen, Seibolzing ist die Entde-
           erst erkämpfen müssen. Es reicht nicht, ein Instrument             ckung wert! Von Beat Blaser
           gut spielen zu können und ein paar eigene Ideen zu haben,
           die Devise muss sein: «Tu Gutes und sprich darüber!» Oder
           etwas moderner: «Sei vernetzt und mach auf allen Kanälen          AARAU Jazz live Aarau, Spaghetti Factory Salmen;
           auf dich aufmerksam!»                                             Sa, 17. Oktober, 15.30 Uhr
               Der Basler Saxofonist Niko Seibold hat die
           Lektionen gelernt, diejenige, gescheite Musik
           mit eigenen Ideen zu machen ebenso wie die,
           nicht zu bescheiden zu sein. Aus Süddeutsch-
           land stammend, absolvierte er die Hochschule
           in Basel und verschwand bei nächster Gele-
           genheit in Richtung New York, um im Auge des
           Taifuns zusätzliche Erfahrungen zu machen.
           Zurück in Basel gibt Niko Seibold Gas: Er
           betreibt ein Quartett und ein Duo, tut sich mit
           klassischen Kolleg*innen zusammen, schreibt
           für seine eigene Big Band und hat in der Tos­
           kana eine Jazzstudienwoche begründet, wo
           er sein Wissen weitergibt. «Umtriebig» ist wohl
           das Wort für diese Art des Sicheinbringens,
           was auf keinen Fall negativ gemeint sein soll,
           im Gegenteil: Niko Seibold ist daran, sich einen
                                                                 Saxofonist Niko Seibold macht Jazz mit Rückenwind aus Manhattan. zvg
           Namen als ideenreicher Künstler zu machen.

           Unbequeme Fragen und alte Muster
           BÜHNE Noch immer wird der vermeintliche Freiheits­                 für die Eidgenossenschaft gehandelt – auf Postkarten
           kämpfer Wilhelm Tell als eine zentrale Identifikationsfigur        blicken uns Kühe von der saftig grünen Alpweide entgegen.
                                                                              Doch ist ein solches Selbstverständnis in Hinblick auf die
Die Nachwuchsschauspielerinnen Emma Flohr, Chiara Müller, Anina Steiner       gesellschaftliche Diversität noch zeitgemäss? Welche
und Jaël Saier (v. l.). Foto: Luca Schaffer                                   Schweiz wollen wir repräsentieren, wie wollen wir leben?
                                                                              Mit «Go Tell» beschäf­tigt sich das Theater Junge Marie
                                                                              ge­meinsam mit jungen Menschen* unter der Regie von
                                                                              Julia Haenni mit ebendiesen Fragen; sie machen vor alt­
                                                                              eingesessenen Mustern nicht halt. Ab 14 Jahren. phn

                                                                              AARAU Tuchlaube
                                                                              Sa, 24. Oktober, 20 Uhr, Mo, 26. Oktober, 19 Uhr,
                                                                              Di, 27. Oktober, 10 Uhr, Mi, 28. Oktober, 20 Uhr
                                                                              BADEN Kurtheater
                                                                              Mo, 16. November, 10 / 19 Uhr

           12
Okt 20 Aargauer Kulturmagazin                     VORSCHAU

Vom Fruchtwasser bis in die
Weltmeere
BÜHNE Derzeit ist ein neues
Wasserschloss entstanden:
Im Forum Schlossplatz
fliessen auf kultureller
Ebene Aare, Reuss, Limmat
und Rhein zusammen.
Eine Ausstellung über
den Fluss als literarische
Inspirationsquelle.

Ein erster Sog ist bereits vor dem
Forum Schloss­platz spürbar:
Einer Fischtreppe gleich zeigen
auf 37 liegenden Betonschwellen
gedruckte Worte die Fliessrichtung
an: Vom Fruchtwasser aus zieht es
die Besucher*innen bis ins Spru-
delwasser, durch das begehbare
Gedicht «Wasserinventar» von Ilma           Gastkuratorin Christa Baumberger hinter einer Wand
                                            aus Wasser. Foto: Aargauer Zeitung / Chris Iseli
Rakusa hinein in die Ausstellungs-
räume von «Im Fluss». Als Wasser-
geborene kehren wir also gewissermassen in jenes Element               Husslein umsichtig in Szene gesetzt. Seine Installationen
zurück, das für so manches literarische Werk und schriftstel-          lassen die Besucher*innen von Autor*in zu Künstler*in
lerische Schaffen eine Inspirationsquelle war und ist.                 mä­andrieren, und spätestens beim Blick durch ein
                                                                       Aqua­r ium hinaus in den Garten fühlt man sich teil dieses
Über Grenzen hinaus                                                    Stromes – aus literarischen Gedanken und künstlerischen
     Gastkuratorin Christa Baumberger hat in mehrjähriger              Bildern – und stellt auf Kiemenatmung um, um aus
Recherche in verschiedenen Literaturarchiven den Bezug                 dieser fremd-­ver­trauten Welt nicht auftauchen zu müssen.
von Autor*innen zu den genannten Flüssen untersucht. Her-              Von Michael Hunziker
ausgekommen ist, wie sie sagt, «keine rein aargauische Li-
teraturschau, sondern eine explorative Ausstellung, die über
Grenzen hinausweist». Das ist nicht nur programmatisch zu              AARAU Forum Schlossplatz
verstehen. Neben literarischen Grössen mit Aargau-Bezug                Bis 10. Januar 2021
wie Klaus Merz, Christian Haller, Hansjörg Schneider oder
Erika Burkart sind auch Positionen von anderen Autor*innen
zu sehen und zu hören, wie etwa Zsuzsanna Gahse oder
Silja Walter (von beiden auch bildnerische Arbeiten!). Eben,                         BEGLEITVERANSTALTUNGEN
die Ausstellung beschränkt sich nicht auf reine Literatur,
sondern ist interdisziplinär angelegt. So rudert der Konzept-             Vom Silent Reading Rave über Konzerte bis zu Autor*innenlesungen:
künstler Roman Signer in seinem mittlerweile zur Ikone                    Das Forum Schlossplatz hat ein buntes Begleitprogramm mit vielen
gewordenen roten Kajak über die Weiler des Mittellandes,                  Veranstaltungen zum Thema Fluss und Literatur zusammengestellt.
und Roman Sonderegger kartografiert auf seinen mit Fluss-                 So führt etwa die Spazierreihe «Gegenstrom» in vier Etappen die
wasser getauften Papierbögen die Wasserwege der Flüsse.                   Limmat aufwärts und bietet einzigartige Flusserlebnisse im Zusam-
                                                                          menspiel von Literatur, Natur und Industrie (in Zusammenarbeit mit
Durch Gedanken mäandrieren                                                Einfach Zürich und dem Historischen Museum Baden).
     «Diese Interdisziplinarität passt gut zu uns», sagt Lena                 Nächster «Spaziergang» ist am 21. Oktober: Es geht mit der Ku-
Friedli, Leiterin des Forum Schlossplatzes, die mit ihrem                 ratorin Christa Baumberger und dem Historiker Walter Bersorger der
kunstkuratorischen Hintergrund Christa Baumbergers Vor­                   Limmat entlang durch Baden zum Kraftwerk Aue. Im Anschluss spürt
haben unterstützte. Im Hintergrund ist das Rasseln des                    Johannes Glarner, Experte für innere Ruhe, in einer Kurzmeditation
Kieses am Grunde der Aare zu hören, und das Licht einer                   im Historischen Museum Baden den inneren Strom auf und legt ihn
grünen Unterwasserwelt schimmert im Flur. Die vielseitige                 in Bezug auf Kreativität und Energie thematisch frei.
Fülle des ganz unterschiedlichen Materials wurde von Simon                Das gesamte Programm: www.forumschlossplatz.ch

                                                                                                                              13
VORSCHAU                              Okt 20   Aargauer Kulturmagazin

            Ein Duo Infernale
            SOUNDS Die Bieler Rapper Psycho’n’odds bringen mit ihrem Bilingue-Hip-Hop frischen Wind in
            die Bude. Nun kommen sie für eines ihrer begehrten Konzerte nach Aarau ins Kiff.

            «Plus rien à prouver – nüt meh z bewiise» – diese Zeile                 mit einer Leichtigkeit, sodass die Energie der Songs auch
            aus dem Song «Kilo» hat definitiv ihre Berechtigung. Denn               jemanden mitzureissen vermag, der im Französischunter-
            mit ihrem Debütalbum «Radiation World», das im Januar                   richt einen Fensterplatz besetzte. Der spielerische Umgang
            2020 erschien, führen Buds Penseur und Nativ aka Psy-                   mit der eigenen Stimme und Gesangselementen passt zur
            cho’n’Odds gekonnt vor, worin ihre unverkennbaren Stärken               Thematik der einzelnen Songs und betont die Vielseitigkeit
            liegen – und das gleich mehrmals. Die Kombination von                   beider Protagonisten. Im Ganzen ist die neue Scheibe eher
            französischen und schweizerdeutschen Parts gelingt ihnen                von traplastigen Beats bestimmt, die sich allerdings deutlich
                                                                                                 voneinander in Tempo und Stimmung unter-
                                                                                                 scheiden.
                                                                                                      Die beiden Künstler, die sich bereits zuvor
                                                                                                 durch andere Combos und Soloprojekte einen
                                                                                                 Namen machten, demonstrieren mit Psy-
                                                                                                 cho’n’odds, dass Rap auch ohne einen Vertrag
                                                                                                 mit einem Label durchaus funktioniert. Anstatt
                                                                                                 sich jedoch auf den Lorbeeren auszuruhen,
                                                                                                 legten die beiden in der coronabedingten
                                                                                                 Pause nochmals nach: Im Mai erschien die EP
                                                                                                 «Radiated Universe», auf der wieder klassische
                                                                                                 Oldschool- und Boom-bap-Beats zu hören
                                                                                                 sind. Darum dürften nun auch die kommenden,
                                                                                                 nachzuholenden Livekonzerte enorme Ab-
                                                                                                 wechslung versprechen. Gerade auf der Bühne
                                                                                                 ist das Duo überaus vielversprechend und wird
                                                                                                 mit seiner Freude an der Musik den Besu-
                                                                                                 cher*innen bestimmt mehr als ein klassisches
                                                                                                 Kopfnicken entlocken. Von Tobias Ackermann

Die wohl dopeste Rap-Combo der Schweiz:
                                                                                                AARAU Kiff
Psycho’n’odds aus Biel. Foto: Jojo Schulmeister
                                                                                                Sa, 10. Oktober, 21 Uhr

            Zwei Frauen in dystopischen Abenteuern
            LITERATUR Michael Stavarič arbeitete im Winter 2018 als Residenzgast
            im Aargauer Literaturhaus an seinem Roman «Fremdes Licht». Das Buch
            ist dieses Jahr bei Luchterhand erschienen, und der in Wien lebende
            tschechische Autor wird an den Schaffensort zurückkehren und sein
            Werk in Lenzburg vorstellen. Er erzählt die Geschichte zweier starken
            Frauen, die auf unterschiedlichen Zeitebenen und Klimazonen Dys­
            topisches erleben. Die eine Hauptfigur, Genforscherin eines Winterthurer
            Unternehmens, erwacht im 24. Jahrhundert nach interstellaren Kriegen
            und einem apokalyptischen Kometeneinschlag in einer Eiswüste wieder.
            Sie erinnert sich an ihren Grossvater und an sein von den Inuit gelerntes
            Überlebenswissen. Während die andere Frau, Uki, eine Inuit im 19. Jahr-
            hundert, an den Polarforscher Nansen gerät – und in den Rausch des
            Fortschritts. mh

            LENZBURG Literaturhaus
                                                                                                  Michael Stavarič liest in Lenzburg. Foto: Yves Noir
            Mi, 21. Oktober, 19.15 Uhr

            14
Okt 20 Aargauer Kulturmagazin                        VORSCHAU

            Sechs Hände für das District
            KLASSIK Sind Erfolge bei internationalen Klavierwettbewerben ausschlaggebend für eine Karriere?
            Nicht für den Pianisten Sir András Schiff: Förderung sei wichtiger. Deshalb gibt es seit 2014 das Pro­jekt
            «Building Bridges». Drei von Schiff geförderte Pianist *inn en stellen sich bei Piano District vor.

            Musik und Musizieren könne man nicht mit einer Sportart        ihrer Laufbahn, was könne er beitragen, frage er sich. «Junge
            gleichsetzen, sagt Sir András Schiff, einer der grössten,      Musiker*innen benötigen Möglichkeiten, vor einem Publi-
            vielseitigsten Pianisten der Gegenwart. «Deswegen bin ich      kum zu spielen, das über Bildung und Geschmack verfügt.»
            gegen Wettbewerbe in der Musik, die versuchen, Talent,         So ist gemeinsam mit dem Impresariat Simmenauer die
            Begabung und Können zu messen. Es gibt in der Musik nur        Reihe «Building Bridges» entstanden. Seit 2014 sucht Schiff
            subjektive Kriterien und Geschmack – und leider allzu weni-    drei Pianist*innen aus, deren Spiel ihn interessiert und
            ge Menschen, die über einen guten Geschmack verfügen.»         überzeugt. «Ich höre mir bis zu 100 Pianist*innen an, um
            Dennoch sei es ihm sehr wichtig, junge Pianist*innen zu        drei auszuwählen, und investiere viel Zeit beim Zuhören
            unterstützen und zu fördern. Was brauchen sie zu Beginn        und Nachfragen, bis meine Auswahl feststeht.» Für die
                                                                           Konzertsaison 2020 / 21 hat er die Pianistinnen Gile Bae
                                                                           (Niederlande) und Elena Nefedova (Russland) sowie den
                                                                           Pianisten und Komponisten Nicolas Namoradze (Georgien)
                                                                           ausgewählt. Gemeinsam mit ihnen hat Schiff ein Konzert-
                                                                           programm entwickelt, von dem er überzeugt ist, dass es
                                                                           sowohl den besonderen Merkmalen dieser Pianist*innen
                                                                           sowie der Idee der Reihe «Building Bridges» Rechnung trägt.
                                                                           Im Rahmen von Piano District präsentieren sich die drei in
                                                                           einstündigen Solorezitals mit Werken von Johann Sebastian
                                                                           Bach, Frédéric Chopin, Maurice Ravel, Nicolas Namoradze,
                                                                           Alexander Skrjabin, Franz Liszt, César Franck und Manuel de
                                                                           Falla. Ein Rezitalprogramm, so Sir Andràs Schiff, sei wie eine
                                                                           Visitenkarte: «Man zeigt musikalisch, wer man ist, wo man
                                                                           neugierig ist und welche übermusikalische Ideen für einen
                                                                           wichtig sind.» Von Elisabeth Feller

                                                                           BADEN Druckerei
Der Pianist und Komponist Nicolas Namoradze aus                            So, 18. Oktober, 11 Uhr,
Georgien spielt im Rahmen von Piano District. zvg
                                                                           14 Uhr und 17 Uhr

            Sexualität – befreien!
            BÜHNE Stella Luna Palino bringt mit «Sex, Liebe & andere Bagatellen» ein gesellschaftskritisches Stück auf die Bühne.
            Sie entlarvt das Diktat geschlechtsstereotyper Normen, nach dem so viel in Liebesdingen abläuft – auf scheinbar vor­
            gestanzten Wegen bewegt sich unsere Libido, stösst an Schranken und schlägt um in Gewalt: «Wir leben noch immer
            in einer Vergewaltigungsgesellschaft», sagt Palino, die in
            verschiedene shakespearesche Frauenfiguren schlüpft und
            darstellt, wie die weibliche Sexualität seit Jahrhunderten kon-
            trolliert, diktiert und diszipliniert wird. Ihre Performance mit
            eigenen und Texten von Hilde Schneider ist inspiriert von
            Sandra Konrads Buch «Das beherrschte Geschlecht» und
            Laurie Pennys «Unsagbare Dinge». Ein lustvoller, subversiver
            Abend – ein Beitrag zur Befreiung der Geschlechter. mh

            BADEN Teatro Palino
            Premiere Fr, 25. September, 20.30 Uhr.
            Weitere Vorstellungen im Oktober
            www.teatropalino.com

                                                                             Shakespeare feministisch gewendet: In Stella Palinos Stück. zvg
                                                                                                                                           15
KIFF
                                                              AARAU                                          FR 23. OKT. 2020 19 UHR
                                                                                                             L’IMAGE QU’ON S’EN FAIT
                                                                                                             von SÉBASTIEN COUPY
                                                                                                             CH 2019, 75 Min.
               03.10                                16.10                                         im alten
                                                                                                             Gespräch mit dem Regisseur nach dem Film
               COLLIE                               SENSU CH
                                                                                             Gemeindesaal
                                                                                                             Anlass der Kulturtage VIVE LENZ-FRANCE

               HERB &                               TOMPAUL CH                                                      1

               THE                                  16.10

               MIGHTY                               TROUBAS
               ROOTS CH                             KATER CH
                                                                                                             SA 24. OKT. 2020 16 UHR
                                                                                                             BRUST ODER KEULE
                                                                                                             Ein Gespräch mit LAURENT EPERON,
               08.10                                23.10                                                    Chef de Cuisine, Hotel Baur au Lac

               GÖTZ       RAGGA-                                                                  im alten   OLIVER SCHMUKI, Moderation
                                                                                                             URSI CIMINO und REGULA ROBIN, Akkordeon
               WIDMANN DE BUND DE
                                                                                             Gemeindesaal
                                                                                                             Anlass der Kulturtage VIVE LENZ-FRANCE

               09.10                                25.10 | KINDERKONZERT

               SOLACE. CH                           SILBERBÜX CH
               10.10                                30.10

               PSYCHO‘N‘                            VODOO                                                    SO 25. OKT. 2020 11.15 UHR

               ODDS CH                              JÜRGENS AT                                               JOHANNA LIER
                                                                                                             liest aus
                                                                                                             WIE DIE MILCH
                                                                                                  Aargauer
                                                                                                             AUS DEM SCHAF KOMMT
                              TICKETS, AKTUELLES PROGRAMM &                                  Literaturhaus
                            CORONA-EINLASSREGELN: WWW.KIFF.CH

                                                                                        K RTHEATER

                                                                                                                                               LULU
                                                                                        U

                                           Besteste Freunde

                                  «Du bist die Sonne                                    BADEN
                                   meines Lebens.»

                                                                                                                                                Mi 14. und Do 15. Oktober 2020, 19.30 Uhr
                                                                                                                                                von Frank Wedekind, Residenztheater München

                                                                                        VORVERKAUF: www.kurtheater.ch

Ins.TihK_102.40x142.50_OKT_2020_V.indd 1                                    31.08.20 13:29
Okt 20 Aargauer Kulturmagazin                   VORSCHAU

            Streifzug durch die Aargauer
            Industriegeschichte
            AUSSTELLUNG Vom Würfelzucker über die Alufolie bis zur elektrischen Zahnbürste: Die Aargauer
            Industrie hat international Geschichte geschrieben. Die umfassende Ausstellung «Von Menschen und
            Maschinen» in Windisch trägt Erstaunliches zusammen.

            Im Rahmen des #ZeitsprungIndustrie-Jahres hat Mu­seum            15-Stunden-Arbeitstage, ungesunde Arbeitsbedingungen,
            Aargau die grosse Sonderausstellung «Von Menschen                knappe Entlöhnung und beengte Wohnverhältnisse in Kost-
            und Maschinen – Streifzug durch die Aargauer Industrie-          häusern auf dem Fabrikgelände. Die Ausstellung zeigt, wie
            geschichte» realisiert. Die Ausstellung vermittelt einen         sich die Arbeiterschaft im Aargau organisierte, sich bessere
            Einblick in die unterschiedlichen Lebenswelten der Patrons       Arbeitsbedingungen erkämpfte und wie die Arbeit von
            und Fabrikarbeiterinnen und Fabrikarbeiter, präsentiert in       Kindern im Laufe des 19. Jahrhunderts gewisse Einschrän-
            einem «Spiegelsaal» über 150 Aargauer industriegeschicht-        kungen erfuhr.
            liche Objekte aus den Sammlungsbeständen von Museum
            Aargau.                                                          Spiegelsaal der Objekte
                Dabei versteht sich die Schau aber nicht als enzyklopä-          In einem spektakulären «Spiegelsaal der Objekte»
            dische Auf­arbeitung der Aargauer Firmen- und Objektge-          zeigt die Ausstellung über 150 Produkte, die der Aargau
            schichte. Und sie erhebt auch keinen Anspruch auf Voll-          im Zuge der Industrialisierung hervorgebracht hat. Die
            ständigkeit. Vielmehr verknüpft sie die Lebens-, Arbeits- und    vielen Objekte lassen staunen, wie viele bekannte Produkte
            Objekt­welten mit gesellschaftlichen Überlegungen und            und Erfindungen aus dem Aargau stammen. Die Aus­-
            macht dabei immer auch den Zeitsprung in die Gegenwart.          stellung verweist auch auf das Zeitalter der Massenpro­
                                                                             duktion: Mit der Industrialisierung ist die Ökonomisierung
            Lebens- und Objektwelten                                         des Lebens gekommen, dessen oberstes Credo Schnellig­-
                Gleich zu Beginn der Ausstellung entscheiden sich            keit und Zeit­ersparnis ist. Auch der Blick in die Zukunft
            die Besucherinnen und Besucher, wessen Lebenswelt sie            wird gewagt und regt die Besucher*innen an, sich mit
            zuerst betreten möchten. Jene der Arbeiter*innen? Oder           dem Umbruch der Arbeits- und Konsumwelt durch künst­
            jene des «Fabrikbarons» und dessen Familie? Wer die Welt         liche Intelligenz und Robotic auseinanderzusetzen.
            des Patrons wählt, erhält anhand von Erzählungen lebhafte        Von Rudolf Velhagen, Museum Aargau
            und zuweilen ungewohnte Einblicke in die grossbürgerliche
            Lebenswelt: Wie führte der Patron sein Unternehmen zum
            Erfolg? Welche fernen Länder bereiste er? Und wie war es         WINDISCH SBB Historic
            im Unternehmen um die Rechte der Arbeiter*innen bestellt?        23. Oktober bis 1. Mai 2021
            Wer zuerst die Welt der Arbeiterinnen und Arbeiter betritt,      www.museumaargau.ch/
            fühlt sich unmittelbar in deren harten Lebensalltag versetzt:    menschen-und-maschinen

Die Ausstellung wirft ein Licht auf die Lebenswelt               ... und auf die Arbeits- und Lebensbedingungen
der Patrone – im Bild der Direktor der damaligen BBC,            der Arbeiter*innen – im Bild Lehrlinge der BBC.
Walter Boveri Jr. …                                              Fotos: ETH-Bildarchiv

                                                                                                                                       17
VORSCHAU                         Okt 20   Aargauer Kulturmagazin

            Riskante Raum­eroberungen
            AUSSTELLUNG Kunst, die den Raum verändert und neu gestaltet: So funktioniert Roman Son­­dereggers
            kommende Ausstellung. Seine Werke sind keine Objekte – sie sind Erlebnisse.

            Ein Raum voller Kunst, nein – der Raum ist Kunst: Genau das        werdenden Weg folgt, tritt am Ende sich selbst vor einem
            erwartet die Besucher*innen an Roman Sondereggers neuer            Spiegel entgegen. «Hier wird man auf sich selbst zurückge-
            Ausstellung im Kunstraum Aarau. Mit seinen Werken will der         worfen, und man ist ganz bei sich», erklärt Sonderegger.
            gebürtige Vogelsanger zur Bewegung animieren und zum                    Unter dem Blick der eigenen Reflexion führt der Weg
            Erkunden auffordern.                                               nach links oder rechts weiter. Die Besucher*innen sollen
                So führt vom Eingang her eine lange trichterförmige            damit den Moment der Entscheidung erleben. Im hinteren
            Kartoninstallation durch den Raum. Wer dem schmaler                Teil stehen auf einem Tisch in Einmachgläsern konservierte
                                                                               Stofftiere: Die Betrachter*innen werden an diesem Punkt mit
                                                                               der eigenen Vergangenheit konfrontiert.
                                                                                    Im oberen Stock füllen zwei zusammengezurrte Skulptu-
                                                                               ren aus Schaltafeln und Backsteinen den ersten Raum aus.
                                                                               «Sie funktionieren aber autonom, ohne auf den Platz ange-
                                                                               wiesen zu sein», sagt der Künstler. Im gleichen Raum hängen
                                                                               zudem Wandreliefs aus Holz. Diese führen vom ersten in den
                                                                               zweiten Raum und sind zu Beginn noch sehr klein. Gegen
                                                                               Schluss werden sie aber immer grösser und nehmen stetig
                                                                               mehr Platz ein. Im zweiten Raum angekommen, türmen sich
                                                                               vor den Betrachter*innen geschichtete Dachlatten in meh-
                                                                               reren Skulpturen bis unter die Decke auf. «Diese Arbeit war
                                                                               sicherlich die grösste Herausforderung der Ausstellung, weil
                                                                               ich den Sprung von der autonomen Skulptur zur raumbe­
                                                                               zogenen Installation schaffen wollte», so Sonderegger.
                                                                                    Entworfen wurden alle Installationen im Atelier des
                                                                               Künstlers. Diese Arbeitsweise berge jedoch stets ein Risiko:
                                                                               «Ich weiss oft nicht, ob meine Arbeit vor Ort funktioniert»,
                                                                               sagt Sonderegger. Doch genau diese Risikobereitschaft
                                                                               treibe ihn an: «Ich möchte jeweils in einen Ort eingreifen, ihn
                                                                               temporär überschreiben.» So sollen die Betrachtenden den
                                                                               Raum neu erleben. Mit seiner Arbeit wolle er auch auf etwas
                                                                               aufmerksam machen oder auch ein architektonisches Detail
                                                                               beleuchten, verstärken und hinterfragen. Von Barbara Scherer

                                                                               AARAU Kunstraum, Vernissage Sa, 3. Oktober,
 Beim Experimentieren im Atelier: Roman Sonderegger. zvg
                                                                               Ausstellung bis 30. Oktober

Identitäten hinterfragen
BÜHNE Brüche – sie sind fester Bestandteil unserer Biografien, sie verändern Macht-
strukturen, ja gar die Geschichte, bewusst oder unterbewusst. Brüche – im gesell-
schaftlichen, persönlichen und künstlerischen Sinne – bilden auch das Rahmenthema
der PhiloThik-Veranstaltungsreihe der Saison 2020/21. Ist unsere Identität natürlich
oder nicht viel eher konstruiert und einer stetigen Aushandlung unterworfen? Welche
Kräfte und Konflikte haben welche Ideen hervorgebracht, und wie sind diese zu bear-
beiten, zu unterbrechen oder bewusst zu halten? Bei der Auftaktveranstaltung disku-
tiert Benjamin Ruch mit der Philosoph*in Tyna Fritschy zum Thema «Queer – Brüche
erleiden und suchen» diese und weitere Fragen. phn

                                                                                              Tyna Fritschy forscht zu Kunst, queer-feminis-
                                                                                              tischer und postkolonialer Theorie. zvg
BADEN Thik, So, 18. Oktober, 11 Uhr

            18
Okt 20 Aargauer Kulturmagazin                      VORSCHAU

            Kreative
            Entscheidungshilfe
            BÜHNE Wer erinnert sich an den Zirkus Chnopf? Genau, das dürften einige sein.
            Denn den Zirkus gibt es bereits seit 30 Jahren. Und das feiert er mit der Jubiläumspro-
            duktion «Pluto». Fünf Zirkusprofis mit fünf Jugendlichen zwischen 14 und 20 Jahren
            bringen ein verblüffendes Stück auf die Bühne. In einer Welt, in der alles möglich
            scheint und in der man vermeintlich stets alle Optionen offen hat, wird das Treffen
            von Entscheidungen zur echten Herausforderung. Zum Glück ist da noch die kleinste
            Person auf der Bühne. Sie versetzt mit ihrer Vision die ganze Gruppe in einen krea­
            tiven Rausch. Ein Flug durchs All mit Theater, Tanz, Artistik und Livemusik, organisiert
            vom Thik Baden. Ab 4 Jahren. mh

            BADEN Alte Schmiede
            Mi, 14. Oktober, 16.30 Uhr, Fr, 16. Oktober, 19.30 Uhr,
                                                                                                          Zirkus Chnopf zu Gast in Baden. zvg
            Sa, 17. Oktober, 16.30 Uhr

            Wunderheilung oder Quack­salberei?
                                                                              DIES & DAS Ein Alchimist kommt aufs Schloss Lenzburg,
                                                                              nicht etwa weil dort ein Superspreader sein Unwesen treibt,
                                                                              sondern um interessierten jungen und älteren Besucher*in-
                                                                              nen einen Einblick in die Gesundheitspraktiken des Mittel-
                                                                              alters zu geben. Dabei kommt einiges Wundersames zum
                                                                              Vorschein. Im Gepäck hat er wild Zusammengebrautes:
                                                                              Tinkturen, Gebräue und Heilmittel aller Art. Es brodelt in
                                                                              seinen Gläsern und Kesseln. Und er zeigt verschie-
                                                                              dene Experimente und heilende Kniffs. Aber half
                                                                              es wirklich? mh

                                                                              LENZBURG Schloss
                                                                              So, 4. Oktober, 10 bis 17 Uhr

Der Alchimist aus dem Mittelalter hat für alles ein Wässerchen. zvg

            Spontane Choreo­grafie
            BÜHNE Kaum auf den Beinen, schon auf der Bühne – mit dem Stück «Alice
            tanzt» fallen die ersten Schritte im Theater besonders einfach. Die Kinder
            dürfen ihrer Neugier folgen und auf spielerische Art ihre eigene Welt kreieren.
            Gemeinsam improvisieren sie mit Cornelia Hanselmann, Eva Maria Küpfer
            und Gästen ein Stück, das sich von einer Aufführung zu einem tänzerischen
            Spiel entwickelt: Kriechen, Rollen, Krabbeln, Hüpfen – eine spontane Choreo-
            grafie. Parallel findet für ältere Kinder ein Figurentheater statt (Bruno und das
            Nasenvelo). So kann die ganze Familie wieder mal ins Theater. mh

            AARGAU Bühne Aarau (Tuchlaube)
            So, 18. Oktober, 11 Uhr

                                                                                                  Gemeinsam improvisieren: «Alice
                                                                                                  tanzt». Foto: Corinna Reider
                                                                                                                                           19
VORSCHAU                      Okt 20    Aargauer Kulturmagazin

Ein monströses Wochenende             Existenzielle Fragen                    Das passende Fell                      Parlament der Pflanzen
Lilli und Louis verbringen das        Der «Reisende in Sachen Erinne-         In «Fell» beschliesst Len, ein ewig    Die Ausstellung «Parlament der
Wochenende bei ihren Tanten.          rung» Mats Staub lässt sich Zeit für    Suchender, als Kaninchen zu            Pflanzen» im Kunstmuseum
Sie wollen gar nicht so recht         seine Projekte. In seinen Videoar-      leben, da dies seine wahre Iden­       Vaduz setzt an der Schwellen­
dorthin, denn das Haus ist            beiten porträtiert er Menschen, die     tität sei. Seine Frau Joy versucht,    situation des Anthropozäns an, um
unheimlich, die Frauen seltsam.       sich an ihre Grosseltern erinnern,      ihn zurück in die Realität zu          eine neue Erzählweise über die
Denn: Die Tanten leiten eine          oder er befragt sie zu den zehn         holen. Doch trotz Widersprüchen        komplexen Verflechtungen anzu-
Schule für Monster. Und das geht      wichtigsten Ereignissen in ihrem        besteht er auf seiner inneren          bieten, durch die alles mit allem
gehörig schief: Louis wird von        Leben. In seinem neusten Lang-          Bestimmung. Das extravagante           verbunden ist. Im Rahmen der
einem Schlucker verschlungen!         zeitprojekt «Death and Birth            Stück, das irgendwo zwischen           Ausstellung ist der frei zugängliche
Lilli begibt sich daraufhin auf das   in My Life» geht es um die ganz         Ehekrise, sexuellen Fantasien und      Seitenlichtsaal als ein sich wan-
Abenteuer, ihren Bruder zu retten.    grossen Fragen des Lebens. Im           Tierschutz spielt, thematisiert das    delnder und wachsender Projekt-
Eine turbulente Geschichte für        Museum für Kommunikation bringt         omnipräsente Stichwort Toleranz        raum konzipiert. Die Ausstellung
kleine und grosse Kinder, erzählt     er Menschen zusammen, die einan-        auf erfrischende Art und Weise.        dauert noch bis Januar.
mit Handpuppen im Luzerner            der von Leben und Tod erzählen.
Figurentheater.                                                               WINTERTHUR Kellertheater               VADUZ Kunstmuseum
                                      BERN Museum für Kom­mu­                 Fr, 2. Oktober, 20 Uhr, Sa / So,       bis 17. Januar 2021,
LUZERN Figurentheater, So / Mi/       nika­tion, Fr, 16. Oktober, bis So,     3. / 4. Oktober, 17.30 Uhr,            www.kunstmuseum.li
Sa, 25. / 28. / 31. Oktober, 15 Uhr   6. Dezember, www.mfk.ch                 www.kellertheater-winterthur.ch

Urbanzer Jazz                         Farbe und Klang                         Blick nach innen                       Die Macht der Machtstrukturen
Christoph Steiners «Escape Argot»     Eine nächtliche Projektion animier-     Plötzlich sassen wir alle in unseren   Mit Werken zweier Kunstschaffen-
übt den Ausbruch aus Gewohn-          ter Bilder, begleitet von sphärischen   Wohnzimmern fest. Zurückgewor-         der verschiedener Generationen
heiten und werkelt an einer           Klängen, verzaubert das Schloss         fen auf unser Eigenes. So ging es      ergründet die Kunst Halle Sankt
eigenwilligen und beweglichen         Pratteln im Baselbiet. Sie ist das      auch dem Kunsthaus Zug. Nur:           Gallen auf unterschiedliche Weise
Klangsprache. Jeder Musiker bringt    Herzstück des Festivals «Farb-          Kunst tut das schon immer, sich        soziale Beziehungen in alltäglichen
seine musikalische Persönlich-        klang» von Nicole Schmölzer und         mit dem Eigenen beschäftigen.          Situationen. Valentina Minnig (1991
keit in diesen dynamischen und        Bernhard Dittmann. Es verbindet         So macht das Kunsthaus in der          in Chur geboren) und auch Gernot
pulsierenden Bandklang ein. Das       Malerei und Video, Klanginstallation    Aus­stellung BeZug den Blick auf das   Wieland (1968 in Horn/AT geboren)
Trio klingt nach Filmsoundtrack,      und Livekonzerte sowie Vorträge         Eigene zum Programm und                gehen in ihrer künstlerischen Praxis
treibend und dicht, bevölkert         und Werkstattgespräche mit den          entdeckt dabei ganz neue Aspekte       (verborgenen) Machtstrukturen
von intensiven kleinen Szenen,        Musizierenden.                          seiner Sammlung. Dabei entsteht        nach und hinterfragen, wie diese
grossstädtisch, voller unter-                                                 eine Verwebung von internatio­nalen    unsere Beziehungen und das Zu-
schiedlicher Stimmun-                               PRATTELN Schloss          Künstler*innen mit Bezug zu Zug        sammenleben gestalten.
gen.                                                 Fr, 9., bis Di,          und Werken von Zuger Künstler*in-
                                                      27. Oktober, 20 Uhr,    nen mit Blick nach innen.              ST. GALLEN Kunst Halle
OLTEN Vario Bar,                                       www.farbklang.org                                             bis 8. November,
3. Oktober, 21 Uhr                                                            ZUG Kunsthaus, bis 10. Januar 2021     www.kunsthallesanktgallen.ch

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